HIGHTECHREPORT - Daimler
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sich zwischen der Kurbelwelle und<br />
den Pleueln Lagerschalen befinden,<br />
deren Toleranzen ebenfalls in<br />
die Gesamtanalyse einfließen. Beachtet<br />
werden müssen auch die<br />
Kurbelwellenlager, deren Toleranzverhalten<br />
die Position der Kurbelwelle<br />
im Motorblock bestimmt.<br />
> Monte-Carlo-Simulation<br />
Sind alle Kontaktbedingungen mit<br />
der Software erfasst, erfolgt die<br />
abschließende Gesamtbewertung<br />
aller Toleranzen, die sich zum gesuchten<br />
Abstand zwischen Kolben<br />
und Ventilen summieren. Allerdings<br />
handelt es sich dabei nicht<br />
einfach um das simple Zusammenzählen<br />
aller einzelnen Toleranzwerte,<br />
die auf hunderttausendstel Millimeter<br />
genau berechnet sind. „Wir<br />
führen vielmehr mit Hilfe so genannter<br />
Monte-Carlo-Simulationen<br />
eine statistische Betrachtung der<br />
Toleranzverteilung bei Tausenden<br />
von virtuellen Motoren durch; dies<br />
liefert realitätsnahe und belastbare<br />
Ergebnisse“, erläutert Watrin.<br />
Bei einer Monte-Carlo-Simulation<br />
an einem virtuellen Motor<br />
greift das Softwaretool per Zufallsauswahl<br />
für jede der Kontaktstellen<br />
einen möglichen Zahlenwert<br />
aus dem vom Konstrukteur zuge-<br />
Ventiltrieb: Auch beim Berechnen der<br />
optimalen Ein- und Auslässe in den<br />
Zylinderraum hat sich die Toleranzanalyse<br />
bewährt. So lässt sich mit ihr<br />
schon in der Konstruktionsphase<br />
eines Motors die notwendige Tiefe der<br />
zukünftigen Ventiltaschen festlegen.<br />
Kurbeltrieb: Für das perfekte Zusammenspiel<br />
zwischen Kolben, Pleuel und<br />
Kurbelwelle müssen zahlreiche Toleranzwerte<br />
definiert werden. Ob diese<br />
Spielräume zu weit oder zu eng fest–<br />
gelegt sind, zeigt die Toleranzanalyse.<br />
lassenen Toleranzspektrum heraus und registriert die jeweilige Abweichung<br />
vom geplanten Nennmaß. Dieses Software-Roulette spielt der<br />
Rechner für alle relevanten Kontaktstellen des virtuellen Motors durch<br />
und ermittelt so den für diesen Motor gültigen Minimalabstand zwischen<br />
den Kolben im oberen Totpunkt und den Ventilen.<br />
„Wiederholt man diese Berechnung an 1000 virtuellen Motoren, ergibt<br />
sich aus den 1000 Abstandswerten eine bestimmte Verteilungskurve.<br />
Diese kann eine so genannte Gauß’sche Normalverteilung ergeben, also<br />
eine typische Glockenkurve. Manchmal entstehen jedoch auch linksoder<br />
rechtsschiefe Kurven“, erklärt Christian Glöggler. Dieses Vorgehen<br />
entspricht der Realität – auch bei 1000 echten Motoren würde man beim<br />
genauen Nachmessen eine ähnliche Häufigkeitsverteilung der Messungen<br />
zwischen Kolben und Ventilen feststellen.<br />
Den Toleranzanalysten liefert die berechnete Verteilungskurve zahlreiche<br />
Hinweise. So können sie den Konstrukteuren genaue Angaben zur<br />
notwendigen Tiefe der Ventiltaschen machen, um sicherzustellen, dass<br />
die künftigen Motoren sämtlichen Alltagsanforderungen gewachsen sind.<br />
Zudem trägt ein Abgleich von Simulationskurven mit realen Messwerten<br />
dazu bei, kritische Punkte in der Konstruktion aufzuspüren und zu verbessern.<br />
Drittens zeigt das Softwaretool an, welche Toleranz welchen Einfluss<br />
auf die Qualität der Messung hat. Außer statistischen Kennwerten<br />
gibt das Tool die Toleranzen aus, die den jeweils größten Einfluss haben.<br />
> Zu enge Toleranzen sind teure Toleranzen<br />
Beim Festlegen von minimal und maximal zulässigen Abweichungen müssen<br />
Konstrukteure darauf achten, dass die Bauteile wirtschaftlich herzustellen<br />
sind. Je genauer ein reales Bauteil dem Nennmaß entsprechen<br />
soll, umso höher fallen die Herstellungskosten aufgrund zusätzlicher beziehungsweise<br />
genauerer Fertigungsschritte aus. Toleranzen, die zu eng<br />
gewählt sind, also sehr nah am Nennmaß liegen, sind teure Toleranzen.<br />
Werden sie andererseits zu weit gewählt, sinken zwar die Herstellungskosten,<br />
aber es kann passieren, dass sich dann zwei Bauteile nicht<br />
mehr montieren lassen. Fällt zum Beispiel der Durchmesser einer Welle<br />
wegen zu hoher Toleranzwerte zu groß aus, passt sie nicht mehr in die vor-