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Kernenergie.pdf (2641.23KB) - Jugend und Wirtschaft

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I n p u t<br />

Aktuelles aus <strong>Wirtschaft</strong>, Politik <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

für Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

<strong>Kernenergie</strong><br />

Die Rolle der nuklearen Stromproduktion<br />

heute <strong>und</strong> in Zukunft<br />

JUGEND UND WIRTSCHAFT<br />

JEUNESSE ET ECONOMIE<br />

GIOVENTÙ ED ECONOMIA


Übersicht<br />

Kapitel 1:<br />

Ohne Strom steht vieles still<br />

Was haben Fernseher, Verkehrsampel,<br />

Kühlschrank <strong>und</strong> MP3-Player gemeinsam?<br />

Sie brauchen alle Strom. In der <strong>Wirtschaft</strong><br />

<strong>und</strong> in den Haushalten läuft heute nichts<br />

mehr ohne Strom. Die Basisdienstleistung<br />

«Strom» ist zum überlebenswichtigen<br />

Faktor geworden.<br />

Seite 4<br />

<strong>Wirtschaft</strong>, Gesellschaft<br />

Kapitel 4:<br />

Welche Rolle hat die<br />

<strong>Kernenergie</strong> in Zukunft?<br />

Klimawandel <strong>und</strong> steigende Preise für<br />

fossile Energieträger führen weltweit zu<br />

einem Comeback der <strong>Kernenergie</strong>. Zahlreiche<br />

Länder planen den Bau zusätzlicher<br />

Reaktoren. Und die Schweiz?<br />

Seite 11<br />

Technik, Politik, Gesellschaft, Ökologie<br />

Kapitel 6:<br />

Das geschieht mit den Abfällen<br />

In Kernkraftwerken, aber auch in der<br />

Medizin, Industrie <strong>und</strong> Forschung ent -<br />

stehen unterschiedliche radioaktive<br />

Abfälle. Die Entsorgung der Abfälle aus<br />

den Kernkraftwerken erfolgt über einen<br />

mehrstufigen Prozess <strong>und</strong> untersteht<br />

behördlicher Aufsicht.<br />

Seite 17<br />

Technik, Politik<br />

Kapitel 2:<br />

Stabilität ist alles –<br />

vom Kraftwerk zur K<strong>und</strong>schaft<br />

Strom produzieren ist nur die halbe<br />

Miete. Denn am Schluss muss der Strom<br />

bei den Verbraucherinnen <strong>und</strong> Verbrauchern<br />

sein. Wie aber kommt er da hin?<br />

Seite 7<br />

<strong>Wirtschaft</strong>, Technik<br />

Kapitel 3:<br />

Ausblick: Stromzukunft<br />

in der Schweiz<br />

Der gesamte Energiebedarf steigt weltweit<br />

an. Der wirtschaftliche Aufschwung<br />

in ehemaligen Schwellenländern wie<br />

Indien <strong>und</strong> China erzeugt eine grosse<br />

Nachfrage nach Öl, Gas <strong>und</strong> Kohle. Doch<br />

die Preise für diese Energieträger schwanken<br />

stark, <strong>und</strong> es sind in Zukunft grosse<br />

Preisanstiege zu erwarten. Diese Entwicklung<br />

könnte zu Verlagerungen auf andere<br />

Energieträger <strong>und</strong> zum verstärkten Einsatz<br />

von elektrischem Strom führen. Hinzu<br />

kommt, dass die Nutzung von Öl, Gas<br />

<strong>und</strong> Kohle zur globalen Klimaerwärmung<br />

beiträgt. CO 2 -freie, nachhaltige Stromproduktionsmethoden<br />

werden deshalb in<br />

Zukunft an Bedeutung gewinnen.<br />

Kapitel 5:<br />

Wie funktioniert<br />

ein Kernkraftwerk?<br />

In einem Kernkraftwerk wird wie bei<br />

anderen thermischen Kraftwerken aus<br />

Wärme Strom erzeugt. Als Brennstoff<br />

dient das chemische Element Uran, ein<br />

leicht radioaktives Metall, das sich durch<br />

eine hohe Energiedichte auszeichnet.<br />

Interview<br />

mit Horst-Michael Prasser<br />

Professor für <strong>Kernenergie</strong>systeme an<br />

der ETH Zürich.<br />

Interview<br />

mit Céline Boulet<br />

Studentin Masterstudiengang<br />

Nukleartechnik.<br />

Seite 9<br />

Politik, Ökologie<br />

Seite 16<br />

Technik<br />

Seite 20<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 3


Ohne Strom<br />

steht vieles still<br />

Was haben Fernseher, Verkehrsampel, Kühlschrank <strong>und</strong> MP3-Player<br />

gemeinsam? Sie brauchen alle Strom. In der <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> in den<br />

Haushalten läuft heute nichts mehr ohne Strom. Die Basisdienstleistung<br />

«Strom» ist zum überlebenswichtigen Faktor geworden.<br />

Seit den Fünfzigerjahren des letzten<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts ist der Energieverbrauch<br />

in der Schweiz stark angestiegen. Dies<br />

gilt für fossile Brennstoffe (Erdöl, Erdgas,<br />

Benzin) ebenso wie für Strom.<br />

Die steigenden Verbrauchszahlen<br />

sind auf das stetige Wachstum von<br />

Konsum <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> sowie den<br />

Wunsch nach mehr Mobilität zurückzuführen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der überdurchschnittlich<br />

warmen Witterung in den<br />

Wintermonaten, die den Heizverbrauch<br />

senkte, war 2007 erstmals<br />

seit 10 Jahren ein geringfügiger<br />

Rückgang des Energieverbrauchs in<br />

der Schweiz zu verzeichnen. Dass es<br />

sich dabei aber um eine Ausnahme<br />

handelte, zeigt die Tatsache, dass<br />

der Verbrauch 2008 wieder angestiegen<br />

ist, <strong>und</strong> zwar um 2,3%. Strom ist<br />

aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken.<br />

Strom in der Industrie <strong>und</strong><br />

im Dienstleistungssektor<br />

Ohne Strom steht die <strong>Wirtschaft</strong> still:<br />

Für sie ist er ein unabdingbarer Produktionsfaktor.<br />

Eine konkurrenzfähige<br />

Schweizer <strong>Wirtschaft</strong> ist auf eine<br />

zuverlässige <strong>und</strong> günstige Strom -<br />

versorgung angewiesen. Seit 1995<br />

haben Industrie- <strong>und</strong> Dienstleistungssektor<br />

zusammen Jahr für Jahr mehr<br />

Strom verbraucht. 2007 hat sich der<br />

Verbrauch erstmals wieder stabilisiert.<br />

Nur mit Strom spielt die Musik: Openairs <strong>und</strong> andere Gross -<br />

veranstaltungen verbrauchen beträchtliche Mengen Elektrizität.<br />

Strom im Haushalt<br />

Verdorbene Lebensmittel sind dank<br />

Kühlschrank <strong>und</strong> Tiefkühltruhe selten<br />

geworden. Elektrische Geräte erleichtern<br />

den Alltag <strong>und</strong> tragen zu einem<br />

hohen Lebens- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsstandard<br />

bei: Staubsauger, Waschmaschine,<br />

Geschirrspüler <strong>und</strong> ein stetig steigendes<br />

Angebot an Unterhaltungselektronik<br />

gehören heute zu den angenehmen<br />

Selbstverständlichkeiten.<br />

Doch dieses komfortable Leben lässt<br />

den Stromverbrauch Jahr für Jahr ansteigen:<br />

Im Vergleich mit den Stromkonsumierenden<br />

aus Industrie, Ge-<br />

werbe <strong>und</strong> Dienstleistung nahm der<br />

Verbrauch im Haushalts bereich in<br />

den letzten 35 Jahren überdurchschnittlich<br />

zu. Am meisten Strom benötigen<br />

Geräte, die Wärme oder Käl-<br />

Wichtige Masse/Einheiten (SI-Einheitensystem)<br />

Leistungseinheit für Stromproduktion <strong>und</strong> -verbrauch<br />

1 Watt = 1 Joule / 1 Sek<strong>und</strong>e (1 Joule = 0,239 Kalorien)<br />

1000 Watt = 1 Kilowatt (kW)<br />

1’000’0000 Watt = 1000 kW = 1 Megawatt (MW)<br />

Energieeinheit für Stromproduktion <strong>und</strong> -verbrauch<br />

1 Kilowattst<strong>und</strong>e (kWh) = 1000 x 1 Watt x 1 St<strong>und</strong>e<br />

1000 kWh = 1 Megawattst<strong>und</strong>e (MWh)<br />

1’000’000 kWh = 1000 MWh = 1 Gigawattst<strong>und</strong>e (GWh)<br />

1’000’000’000 kWh = 1’000’000 MWh = 1000 GWh = 1 Terrawattst<strong>und</strong>e (1TWh)<br />

Anwendungsbeispiel: Mit 1 kWh kann man etwa 10 St<strong>und</strong>en fernsehen<br />

(LCD- Gerät), ein Zimmer mit einer 40-Watt-Glühbirne 25 St<strong>und</strong>en lang beleuchten<br />

oder mit einem Mittelklassewagen gut 1 km weit fahren (Richtwerte).<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 4


te erzeugen (z.B. Kühl- <strong>und</strong> Gefrierschränke,<br />

Kochherde <strong>und</strong> Backöfen).<br />

Volkswirtschaftliche Bedeutung<br />

der Elektrizitätswirtschaft<br />

Die Schweizer Stromproduktion über -<br />

nimmt nicht nur eine wichtige Versorgungsfunktion.<br />

Die Elektrizitätswirtschaft<br />

ist auch aus regional-, beschäftigungs-<br />

<strong>und</strong> finanzpolitischer<br />

Sicht ein bedeutsamer Industriezweig,<br />

denn:<br />

in der Schweiz arbeiten r<strong>und</strong><br />

20’000 Menschen im Bereich der<br />

Elektrizitätswirtschaft. Die Bedeutung<br />

dieser Arbeitsplätze wird<br />

dadurch erhöht, dass sie sich zu<br />

einem grossen Teil in eher abgelegenen,<br />

wirtschaftlich schwächeren<br />

Gebieten befinden.<br />

jährlich werden über zwei Milliarden<br />

Franken von den Unternehmen<br />

der Strombranche in Immobilien,<br />

Anlagen, Geräte <strong>und</strong> Beteiligungen<br />

investiert. Von diesen<br />

Investitionen leben weitere Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmende.<br />

r<strong>und</strong> eine Milliarde Franken Steuern<br />

<strong>und</strong> Abgaben bezahlen die<br />

Elektrizitätsunternehmen jährlich<br />

der öffentlichen Hand (B<strong>und</strong>, Kantone,<br />

Gemeinden). Sie beliefern<br />

ihre Standorte mit Gratisstrom<br />

oder mit Strom zu Vorzugsbe -<br />

dingungen. Davon profitieren in<br />

grossem Masse auch die Gebirgskantone.<br />

Der Verbrauch steuert<br />

die Produktion<br />

Strom lässt sich nicht speichern (ausser<br />

in kleinen Mengen in Batterien).<br />

Was wir r<strong>und</strong> um die Uhr an Strom –<br />

ohne Vorbestellung – aus der Steckdose<br />

beziehen, muss im selben<br />

Moment von einem Generator in<br />

einem Kraftwerk erzeugt werden.<br />

Damit das Übertragungsnetz nicht<br />

zusammenbricht, muss so viel elektrischer<br />

Strom ins Netz geleitet werden,<br />

wie die Konsumenten aus dem gleichen<br />

Netz zum selben Zeitpunkt<br />

verbrauchen. In den Netzstellen der<br />

Stromverb<strong>und</strong>unternehmen wird die<br />

Produktion gesteuert: Je nach Stromverbrauch<br />

werden einzelne Turbinen<br />

von Speicherwerken – manuell<br />

oder ferngesteuert – zu- bzw. abgeschaltet.<br />

Beim Stromverbrauch gibt es Bedarfsspitzen<br />

<strong>und</strong> Zeiten mit geringer<br />

Energieverbrauch in der Schweiz<br />

nach Energieträgern in Terajoule<br />

(1 Terajoule = 0.2778 GWh, Einheiten siehe Seite 4)<br />

1’000’000 TJ Übrige erneuerbare Energien<br />

800’000<br />

600’000<br />

400’000<br />

200’000<br />

Fernwärme<br />

Elektrizität<br />

Gas<br />

Treibstoffe<br />

Erdölbrennstoffe<br />

Industrieabfälle<br />

Kohle<br />

Holz<br />

0<br />

1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2009<br />

Der Energieverbrauch in der Schweiz hat sich seit Mitte der 1950er-Jahre<br />

mehr als vervierfacht. Quelle: BFE 2009<br />

Stromverbrauch nach K<strong>und</strong>engruppen<br />

Industrie,<br />

verarbeitendes<br />

Gewerbe 32,8%<br />

Landwirtschaft 1,7%<br />

Verkehr 8,2%<br />

Haushalt 30,5%<br />

Dienstleistungen 26,8%<br />

Im Jahr 2007 entfielen r<strong>und</strong> 60% des gesamten Stromverbrauchs auf Industrie,<br />

Gewerbe <strong>und</strong> Dienstleistungen. In Industrie <strong>und</strong> Gewerbe dient der Strom vor<br />

allem der Herstellung von Gütern. Die privaten Haushalte verbrauchen r<strong>und</strong> einen<br />

Drittel der gesamten Stromproduktion der Schweiz. Quelle: BFE 2009<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 5


Stromproduktion im Tagesverlauf<br />

(MW)<br />

10000<br />

9000<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

Speicherkraftwerke<br />

Laufkraftwerke<br />

Konv. thermische Kraftwerke<br />

Kernkraftwerke<br />

wenn viele Elektroboiler nach einigen<br />

St<strong>und</strong>en Aufladezeit wieder<br />

abschalten, herrscht in der zweiten<br />

Nachthälfte eine Stromnachfrage-Flaute.<br />

Wochenzyklus: Im Laufe der Woche<br />

schwankt der Strombedarf<br />

ebenfalls. An Werktagen, wenn in<br />

Fabriken <strong>und</strong> Büros gearbeitet<br />

wird <strong>und</strong> alle Geschäfte offen<br />

sind, wird mehr Strom verbraucht<br />

als an den Wochenenden.<br />

Saisonaler Zyklus: Wenn im Winterhalbjahr<br />

die Tage kürzer werden,<br />

erhöht sich die Nachfrage<br />

nach Strom: Die frühe Dämmerung<br />

wird mit elektrischem Licht<br />

kompensiert, Warmwasseraufbereitung<br />

<strong>und</strong> Heizung benötigen<br />

Strom, es wird häufiger warm gegessen.<br />

Zudem haben Bergbahnen<br />

<strong>und</strong> Skilifte Hochsaison.<br />

0<br />

0 4 8 12 16 20 24h<br />

Die Stromproduktion während eines Tages richtet sich nach dem Bedarf der Stromkun -<br />

dinnen <strong>und</strong> -k<strong>und</strong>en. Die Laufkraftwerke an den Flüssen <strong>und</strong> die Kernkraftwerke liefern<br />

Bandenergie. Die Speicherkraftwerke in den Alpen sind für die Bereitstellung von<br />

Spitzenstrom wichtig. Quelle: VSE 2008<br />

Nachfrage. Dementsprechend ist der<br />

Preis für den elektrischen Strom während<br />

der Bedarfsspitzen höher als bei<br />

tiefer Nachfrage. Spitzenstrom ist<br />

deshalb teurer als Bandenergie.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich folgt der Stromverbrauch<br />

drei Zyklen:<br />

Tageszyklus: Morgens, wenn in<br />

vielen Betrieben die Arbeit beginnt,<br />

<strong>und</strong> gegen Mittag, wenn<br />

überall gekocht, aber auch noch<br />

gearbeitet wird, steigt der Stromverbrauch<br />

stark an. Nach der<br />

abendlichen «Freizeitspitze» <strong>und</strong><br />

BEGRIFFE<br />

Bandenergie (Bandstrom): Strommenge, die r<strong>und</strong> um die Uhr<br />

produziert wird <strong>und</strong> den Gr<strong>und</strong>bedarf an Strom deckt.<br />

Generator: Maschine, in der mechanische in elektrische Energie<br />

umgewandelt wird.<br />

Kernkraftwerk (Atomkraftwerk): Kraftwerk, in dem Wärme durch<br />

die Spaltung von Uran gewonnen <strong>und</strong> anschliessend mittels Dampfturbinen<br />

<strong>und</strong> Generator Strom erzeugt wird.<br />

Laufkraftwerk (Flusskraftwerk, Laufwasserkraftwerk): Wasserkraftwerk,<br />

welches das geringe Gefälle von Flüssen zur Stromerzeugung<br />

nutzt.<br />

Speicherkraftwerk: Wasserkraftwerk, das Wasser in einem Stausee<br />

speichert, um es nach Bedarf für die Stromproduktion zu nutzen.<br />

Spitzenstrom (Spitzenenergie): Strom, der produziert wird, um<br />

die Bedarfsspitzen am Morgen, Mittag <strong>und</strong> Abend zu decken.<br />

Turbine: Maschine, welche die Energie von strömendem Gas,<br />

Dampf oder Wasser mit einem Schaufelrad in mechanische Energie<br />

umwandelt.<br />

Die Stromnachfrage wird durch unterschiedliche<br />

Typen von Kraftwerken<br />

befriedigt. Bei Fluss- bzw. Laufkraftwerken<br />

hängt die Stromproduktion<br />

direkt von der momentan vorhandenen<br />

Wassermenge ab, ihre Produktionsmenge<br />

lässt sich nur geringfügig<br />

steuern. Auch bei Kernkraftwerken<br />

ist der Produktionsspielraum<br />

begrenzt. Lauf- <strong>und</strong> Kernkraftwerke<br />

produzieren deshalb meist unter Volllast.<br />

Sie übernehmen die Basisver -<br />

sorgung (Bandenergie). Gut reguliert<br />

werden kann dagegen die Produk -<br />

tionsmenge der Speicherkraftwerke<br />

in den Alpen durch das Zu- oder<br />

Abschalten einzelner Turbinen. In der<br />

Schweiz dienen die Speicherkraftwerke<br />

dazu, die Bedarfsspitzen zu<br />

decken (Spitzenstrom). In Ländern<br />

ohne Stauseen liefern Gas-, Öl- oder<br />

Kohlekraftwerke den begehrten Spitzenstrom.<br />

REPETITIONSFRAGEN<br />

1. Welche Bedeutung hat der Strom im Energie-<br />

Mix?<br />

2. Welche Rolle spielen die Kernkraftwerke für<br />

die Stromversorgung in der Schweiz?<br />

3. Interpretieren Sie die Grafik «Stromproduktion<br />

im Tagesverlauf» in eigenen Worten.<br />

4. Welcher Unterschied besteht zwischen Bandenergie<br />

<strong>und</strong> Spitzenstrom?<br />

5. Erklären Sie die volkswirtschaftliche Bedeutung<br />

der Stromwirtschaft in zwei bis drei Sätzen.<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 6


Stabilität ist alles – vom<br />

Kraftwerk zur K<strong>und</strong>schaft<br />

Strom produzieren ist nur die halbe Miete. Denn am Schluss muss<br />

der Strom bei den Verbraucherinnen <strong>und</strong> Verbrauchern sein.<br />

Wie aber kommt er da hin?<br />

Strom kommt bekanntlich aus der<br />

Steckdose. In der Schweiz ist das<br />

eine Selbstverständlichkeit, die mit<br />

dem Begriff «Versorgungssicherheit»<br />

umschrieben wird. Was aber bedeutet<br />

Versorgungssicherheit? Auf den<br />

Strom bezogen heisst dies, dass jederzeit<br />

genügend Produktions- <strong>und</strong><br />

Leistungskapazi täten vorhanden sein<br />

müssen. Darüber hinaus muss die<br />

Spannung im Stromnetz stets stabil<br />

gehalten werden. Dies geschieht<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich mit dem Zu- <strong>und</strong> Abschalten<br />

von Turbinen. Ist zu viel<br />

Strom im Netz, dann wird Blindstrom<br />

produziert, d.h. der Generator eines<br />

Kraftwerkes nimmt Strom aus dem<br />

Netz auf. Grosse unvorhersehbare<br />

Leistungsschwankungen gefährden<br />

die Netzstabilität <strong>und</strong> damit unmit -<br />

telbar die Versorgungssicherheit. Sie<br />

können schnell zu flächendeckenden<br />

Stromausfällen führen.<br />

Vom Kraftwerk zur K<strong>und</strong>schaft<br />

Der Weg des Stroms beginnt in den<br />

Generatoren des Kraftwerks. Für den<br />

Transport über Höchstspannungsleitungen<br />

erhöhen Transformatoren die<br />

Spannung des Stroms auf 230’000<br />

Volt (230 kV) oder 380’000 Volt<br />

(380 kV). Je höher die Spannung,<br />

desto geringer die Transportverluste.<br />

Möglichst nahe bei den Verbraucherinnen<br />

<strong>und</strong> Verbrauchern wird<br />

die Spannung in Unterwerken für<br />

die Grob- <strong>und</strong> Feinverteilung wieder<br />

reduziert. Mittelspannungsleitungen<br />

leiten den Strom zu Grossverbrauchern<br />

(z.B. Industriek<strong>und</strong>en) <strong>und</strong> zu<br />

den Transformatorenstationen in den<br />

Quartieren <strong>und</strong> Dörfern. Dort wird<br />

der Strom in die haushaltsübliche<br />

Spannung von 230 bzw. 400 Volt<br />

umgewandelt <strong>und</strong> in jedes Haus verteilt.<br />

R<strong>und</strong> 80% der fast 250’000 Kilometer<br />

(=sechsfacher Erdumfang) des<br />

schweizerischen Mittel- <strong>und</strong> Niederspannungsnetzes<br />

wurden in der Erde<br />

verlegt, das r<strong>und</strong> 6700 Kilometer lange<br />

Höchstspannungsnetz ist vorwiegend<br />

als Freileitungsnetz ausgebaut.<br />

Eine Erdverlegung von Hochspannungskabeln<br />

wird aus ökologischen,<br />

wirtschaftlichen, rechtlichen <strong>und</strong><br />

technischen Gründen abgelehnt.<br />

Die Endverbraucher beziehen ihren<br />

Strom nicht direkt von einem<br />

Kraftwerk, sondern von Energieversorgungsunternehmen,<br />

vielerorts ist<br />

dies ein Stadt- oder Gemeindewerk.<br />

Dieses bestimmt den Verkaufspreis<br />

für die Endk<strong>und</strong>schaft. Preisunterschiede<br />

sind daher das Resultat von<br />

unterschiedlichen Vereinbarungen<br />

zwischen den Gemeinde-, Kantons<strong>und</strong><br />

Überlandwerken, verschieden<br />

hohen Gestehungskosten (je nach<br />

Produktionsart) sowie unterschiedlich<br />

hohen Durchleitungskosten.<br />

Netzverb<strong>und</strong> Schweiz<br />

<strong>und</strong> Europa<br />

Die Schweizer Stromversorgung ist<br />

dezentral aufgebaut. Wenige grosse<br />

<strong>und</strong> h<strong>und</strong>erte von kleineren Kraft-<br />

werken speisen Strom ins Netz ein.<br />

Das macht Sinn, denn je mehr Kraftwerke<br />

an einem Stromnetz angeschlossen<br />

sind, desto kleiner wird das<br />

Risiko von Unterbrüchen aufgr<strong>und</strong><br />

von Überlastungen oder Störungen<br />

im Leitungsnetz. Schon sehr früh<br />

haben deshalb die schweizerischen<br />

Elektrizitätsgesellschaften begonnen,<br />

ihre Netze zusammenzuschliessen.<br />

Seit dem 15. Dezember 2006 ist eine<br />

nationale Netzgesellschaft (swissgrid)<br />

für den Betrieb des Schweizer<br />

Höchstspannungsnetzes verantwortlich.<br />

Die swissgrid überwacht, führt<br />

<strong>und</strong> steuert das Übertragungsnetz<br />

<strong>und</strong> regelt den Zugang nach einheitlichen<br />

<strong>und</strong> transparenten Kriterien.<br />

Sie ermöglicht den Ausgleich von<br />

Energieüberfluss <strong>und</strong> Energiemangel<br />

zwischen einzelnen Regionen, eine<br />

bessere Auslastung <strong>und</strong> damit den<br />

wirtschaftlichen Betrieb der Kraftwerke<br />

sowie eine hohe Versorgungssicherheit<br />

als Voraussetzung für eine<br />

gut funktionierende <strong>Wirtschaft</strong>.<br />

Die Schweiz steht mit ihrem<br />

Stromnetz aber nicht isoliert da, die<br />

Rückgrat der Stromversorgung: Das Schweizer Hochspannungsnetz<br />

wird stark beansprucht, insbesondere an den Landesgrenzen.<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 7


A<br />

C<br />

Vom Kraftwerk zur K<strong>und</strong>schaft<br />

Über mehrere Netzebenen mit abnehmend hoher Spannung gelangt der Strom<br />

vom Kraftwerk zur Steckdose. Quelle: VSE 2008<br />

europäischen Hochspannungsnetze<br />

sind ebenfalls miteinander verb<strong>und</strong>en.<br />

Stromproduktion <strong>und</strong> Transport<br />

von elektrischer Energie lassen sich so<br />

optimieren. Zudem können Pannen<br />

<strong>und</strong> Störungen kurzfristig überbrückt<br />

werden, was die Versorgungssicherheit<br />

nochmals erhöht. Doch das<br />

schweizerische Höchstspannungsnetz<br />

hat heute vielerorts die Grenzen<br />

seiner Leistungskapazität erreicht.<br />

Gerade an der nördlichen Landes-<br />

Stromaustausch mit dem Ausland<br />

F<br />

18,7<br />

10,8<br />

Jahr<br />

Winter<br />

Ausfuhrsaldo 2008<br />

1,135 TWh<br />

D<br />

0,6 2,8<br />

20,2<br />

grenze wird es zunehmend schwierig,<br />

Strom in unser Land einzuführen.<br />

Wer neue Hochspannungsleitungen<br />

bauen will, stösst allerdings oft auf<br />

Widerstand <strong>und</strong> sieht sich mit einer<br />

Flut von Einsprachen konfrontiert,<br />

denn Strommasten stören das Landschaftsbild.<br />

Strom als Handelsware<br />

Der europäische Stromverb<strong>und</strong> bewährt<br />

sich nicht nur bei Pannen <strong>und</strong><br />

Ein- <strong>und</strong> Ausfuhrsaldo 2007 der schweizerischen Stromwirtschaft<br />

in Milliarden kWh. Quelle: BFE 2009<br />

I<br />

10,2<br />

übrige Länder<br />

0,3<br />

0,2<br />

1,3<br />

1,2<br />

A<br />

Einfuhrsaldo Winter 2007/2008<br />

4,429 TWh<br />

Störungen, sondern bildet die Gr<strong>und</strong>lage<br />

für den internationalen Stromhandel.<br />

Strom wird heute dort gekauft,<br />

wo er gerade am günstigsten<br />

produziert wird. So bezieht Italien,<br />

das über zwanzig Prozent seines<br />

Stroms einführen muss, Strom aus<br />

Kohlekraftwerken in Tschechien. Eine<br />

entsprechende Menge Strom wird<br />

dann über das europäische <strong>und</strong><br />

schweizerische Leitungsnetz nach<br />

Italien geliefert. Zugleich ist Strom<br />

auch ein Gut, das wie Aktien oder<br />

Optionen gehandelt wird. Dies geschieht<br />

an speziellen Börsen wie der<br />

European Energy Exchange (EEX) in<br />

Leipzig.<br />

Um ihre Strombedarfsspitzen zu<br />

decken, kaufen ausländische Gesellschaften<br />

Schweizer Spitzenstrom. In<br />

der Nacht <strong>und</strong> am Wochenende,<br />

wenn wenig Strom verbraucht wird,<br />

stellt die Schweiz ihre Kraftwerke<br />

in den Alpen ab. So bleibt das<br />

wertvolle Wasser in den Stauseen.<br />

Mit preisgünstiger Bandenergie wird<br />

in schwach ausgelasteten Zeiten das<br />

Wasser wieder in die Stauseen hochgepumpt.<br />

Nicht nur im Laufe des Tages, sondern<br />

auch saisonal ergeben sich Produktionsunterschiede.<br />

Nach der<br />

Schneeschmelze im Sommer laufen<br />

die Turbinen der Laufkraftwerke auf<br />

Hochtouren, in den Sommermonaten<br />

benötigen wir aber weniger Strom.<br />

Der überschüssige Strom aus Wasserkraft<br />

wird dann exportiert. Umgekehrt<br />

wird im Winterhalbjahr in der<br />

Schweiz bis zu 20% mehr Strom verbraucht.<br />

Die Flüsse führen jedoch im<br />

Winter bedeutend weniger Wasser<br />

als im Sommer, Niederschläge fallen<br />

in Form von Schnee. In der kalten<br />

Jahreszeit hängt die Stromversorgung<br />

der Schweiz daher stark von<br />

den Kernkraftwerken <strong>und</strong> Stromimporten<br />

ab.<br />

REPETITIONSFRAGEN<br />

1. Welche Vorteile bringt das euro -<br />

päische Stromverb<strong>und</strong>netz aus der<br />

Sicht der Schweiz?<br />

2. Woher wird ausländischer Strom<br />

überwiegend importiert? Wohin<br />

wird Schweizer Strom vor allem<br />

ex portiert?<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 8


Ausblick: Stromzukunft<br />

in der Schweiz<br />

Der gesamte Energiebedarf steigt weltweit an. Der wirtschaftliche Aufschwung in<br />

ehemaligen Schwellenländern wie Indien <strong>und</strong> China erzeugt eine grosse Nachfrage<br />

nach Öl, Gas <strong>und</strong> Kohle. Doch die Preise für diese Energieträger schwanken stark,<br />

<strong>und</strong> es sind in Zukunft grosse Preisanstiege zu erwarten. Diese Entwicklung könnte<br />

zu Verlagerungen auf andere Energieträger <strong>und</strong> zum verstärkten Einsatz von elek -<br />

trischem Strom führen. Hinzu kommt, dass die Nutzung von Öl, Gas <strong>und</strong> Kohle<br />

zur globalen Klimaerwärmung beiträgt. CO 2 -freie, nachhaltige Stromproduktions -<br />

methoden werden deshalb in Zukunft an Bedeutung gewinnen.<br />

Zunehmender Stromverbrauch<br />

Im Juli 2007 hat das B<strong>und</strong>esamt für<br />

Energie (BFE) seine «Energieperspektiven<br />

2035» aktualisiert. Darin wird<br />

aufgezeigt, in welche Richtung sich<br />

der Energieverbrauch im Allgemeinen<br />

sowie der Stromverbrauch im<br />

Speziellen in den nächsten zwei Jahrzehnten<br />

entwickeln könnten. In seinem<br />

ersten Szenario «Weiter wie<br />

bisher» geht das BFE von einer Zunahme<br />

der Stromnachfrage um 29%<br />

bis 2035 aus. Auch bei zunehmenden<br />

Spar- <strong>und</strong> Lenkungsmassnahmen<br />

sowie technischem Fortschritt<br />

rechnet das BFE in zwei weiteren<br />

Szenarien mit einem Anstieg des<br />

Stromverbrauchs um 13 bis 22,5%.<br />

Selbst im vierten Szenario einer<br />

«2000-Watt-Gesellschaft» reduziert<br />

sich der Stromverbrauch lediglich<br />

um r<strong>und</strong> 2%. Diese Einschätzung<br />

beruht auf der Annahme, dass der<br />

klimaschädliche Erdölverbrauch zwar<br />

halbiert werden kann, aber teilweise<br />

durch nachhaltigere Formen der<br />

Stromproduktion als Energiequelle<br />

ersetzt wird (siehe Kasten). Auch eine<br />

Studie der Energieversorgungsgruppe<br />

Axpo rechnet künftig mit steigendem<br />

Stromverbrauch: Das Plus soll<br />

zunächst 1 bis 2% jährlich betragen,<br />

sich bis 2050 aber auf 0,5 bis 1% reduzieren.<br />

Rückläufige<br />

Produktionskapazitäten<br />

Während alle Prognosen eine mehr<br />

oder weniger starke Zunahme des<br />

Stromverbrauchs erwarten lassen,<br />

wird in der Schweiz im gleichen Zeitraum<br />

weniger Strom zur Verfügung<br />

Die Energieetikette zeigt den<br />

Energieverbrauch eines Geräts an.<br />

stehen. Ab dem Jahr 2018 laufen die<br />

Strom-Importverträge mit der Electricité<br />

de France (EDF) schrittweise aus.<br />

Diese Bezugsrechte haben einen<br />

Umfang von r<strong>und</strong> 2000 MW, was in<br />

etwa der Leistung der beiden grossen<br />

Schweizer Kernkraftwerke Gösgen<br />

<strong>und</strong> Leibstadt entspricht. Das Ende<br />

der Betriebsdauer der ersten Kernkraftwerke<br />

in der Schweiz (Beznau 1<br />

<strong>und</strong> 2, Mühleberg) steht zwar noch<br />

nicht fest, ist aber absehbar. Gleichzeitig<br />

werden auch im Ausland Kernkraftwerke<br />

aus Altersgründen schrittweise<br />

abgeschaltet. Hinzu kommt,<br />

dass die Schweiz mit ihrem Stromhunger<br />

nicht alleine dasteht, auf dem<br />

europäischen Markt dürfte elektrischer<br />

Strom sogar schon früher<br />

knapp werden als bei uns. Aus all diesen<br />

Gründen ist in naher Zukunft mit<br />

einem beträchtlichen Rückgang an<br />

Importmöglichkeiten sowie an inländischer<br />

Produktion zu rechnen.<br />

Stromlücke<br />

Die gegenläufige Entwicklung von<br />

Stromverbrauch <strong>und</strong> -produktion<br />

stellt langfristig eine Herausforderung<br />

dar. Laut B<strong>und</strong>esamt für Energie<br />

ist ab 2018 bis 2020 damit zu rech-<br />

Energie sparen bei höherem Stromverbrauch:<br />

kein Widerspruch<br />

Werden alte Öl- oder Elektroheizungen durch Wärmepumpen ersetzt, lässt sich der gleiche<br />

Nutzen (angenehme Raumtemperatur) mit weniger Aufwand (Strommenge) erzielen. Massnahmen<br />

für eine verbesserte Energieeffizienz können aber auch zu einem höheren Stromverbrauch<br />

führen. Dass dies kein Widerspruch sein muss, zeigt das folgende Beispiel: Wird<br />

eine Ölheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt, wird insgesamt Energie gespart – in diesem<br />

Fall Öl. Für den Betrieb der Wärmepumpe wird etwa ein Drittel der ursprünglichen Energie<br />

benötigt, die Wärmepumpe braucht jedoch Strom – entsprechend steigt der Verbrauch. Ein<br />

weiteres Beispiel: Minergie-Häuser verbrauchen gegenüber herkömmlichen Häusern weniger<br />

Energie. Um eine kontrollierte Wohnungslüftung zu ermöglichen, müssen in Minergie-<br />

Häusern aber Ventilatoren eingesetzt werden, die mit Strom betrieben werden.<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 9


Entwicklung von Stromproduktion <strong>und</strong> -bedarf<br />

in der Schweiz<br />

TWh<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Landesverbrauch plus Verbrauch der Speicherpumpen Sz. I<br />

In der umfassenden Studie «Energieperspektiven 2035» entwirft das BFE verschiedene<br />

Szenarien: Je nach Verbrauchsentwicklung ist spätestens um 2020 in der Schweiz mit<br />

einer wachsenden Stromversorgungslücke zu rechnen, falls keine neuen Kraftwerke<br />

gebaut werden. Das gilt selbst für das Szenario einer 2000-Watt-Gesellschaft (Szenario IV),<br />

das von einer wesentlichen Steigerung der Energieeffizienz <strong>und</strong> einer rückläufigen<br />

Stromnachfrage ausgeht. Quelle: BFE 2007<br />

Szenario I<br />

Szenario II<br />

Szenario III<br />

Szenario IV<br />

0<br />

1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050<br />

Winterhalbjahr<br />

■ <strong>Kernenergie</strong> ■ Bezugsrechte ■ Wärme-Kraft-Kopplungs-<br />

■ Wasserkraft ■ Erneuerbare Energien <strong>und</strong> fossile Kraftwerke<br />

nen, dass im durchschnittlichen Winterhalbjahr<br />

die Nachfrage nach Strom<br />

nicht mehr durch die inländische<br />

Stromproduktion (inklusive Bezugsrechte)<br />

gedeckt werden kann. Dies<br />

würde die Versorgungssicherheit für<br />

Haushalte <strong>und</strong> Unternehmen gefährden<br />

<strong>und</strong> hätte eine massive Verteuerung<br />

des Stroms zur Folge. Damit<br />

wäre auch der <strong>Wirtschaft</strong>sstandort<br />

Schweiz geschwächt. «Die Zahlen<br />

müssen uns aufrütteln», befand<br />

denn auch BFE-Direktor Walter Steinmann<br />

anlässlich der Präsentation der<br />

ersten Studienergebnisse seines B<strong>und</strong>esamtes.<br />

BEGRIFFE<br />

Nachhaltige Entwicklung: Nachhaltig ist eine Entwicklung, die unter Berücksichtigung<br />

von ökologischen, ökonomischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Aspekten die heutigen Bedürfnisse<br />

deckt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht befriedigen<br />

können. Die drei Aspekte bedingen sich gegenseitig <strong>und</strong> werden als gleichbedeutend<br />

angesehen.<br />

Energieeffizienz / Stromeffizienz: Wirkungsgrad der aufgewendeten Energie bzw.<br />

des aufgewendeten Stroms, also das Verhältnis von Nutzen zu Aufwand.<br />

Minergie (-Standard): Der Minergie-Standard ist ein freiwilliger Baustandard <strong>und</strong> Qualitätslabel<br />

für Gebäude. Der Begriff steht für einen sparsamen Energieeinsatz <strong>und</strong> die breite<br />

Nutzung erneuerbarer Energien bei gleichbleibender bzw. verbesserter Lebensqualität.<br />

2000-Watt-Gesellschaft: Eine an der ETH Zürich entwickelte energiepolitische Vision,<br />

die vorsieht, dass jeder Mensch ohne Verzicht auf Lebensqualität mit r<strong>und</strong> einem Drittel<br />

des heutigen Energieverbrauchs auskommen soll. Dies entspricht dem Durchschnittswert<br />

von 2000 Watt Dauerleistung (durchschnittlicher Verbrauch r<strong>und</strong> um die Uhr während<br />

des ganzen Jahres) pro Person. Für den Stromverbrauch würde dies bedeuten, dass eine<br />

Reduktion von heute 1200 Watt auf ca. 1’000 Watt anzustreben wäre. Das Hauptspar -<br />

potenzial wird bei den fossilen Energieträgern gesehen (Mobilität, Heizung).<br />

Strom sparen <strong>und</strong><br />

neue Kraftwerke<br />

Einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung<br />

künftiger Versorgungsprobleme<br />

leistet in diesem Zusammenhang<br />

das Stromsparen, einerseits durch<br />

Verringerung des Stromverbrauchs,<br />

andererseits durch Erhöhung der<br />

Stromeffizienz. In einer Studie im<br />

Auftrag des BFE schätzt das Beratungsunternehmen<br />

Infras, dass allein<br />

in Schweizer Haushalten mit effizienteren<br />

Geräten <strong>und</strong> einem bewussteren<br />

Umgang mit Strom r<strong>und</strong> 6,7 Milliarden<br />

kWh eingespart werden<br />

könnten. Das ist ein Drittel des gesamten<br />

Stromverbrauchs von Privaten.<br />

Was können die Haushalte konkret<br />

tun?<br />

EIne gute Möglichkeit im Haushalt<br />

Strom zu sparen, bietet sich beim<br />

Kauf neuer Geräte: Jedes Gerät trägt<br />

inzwischen eine Energieetikette mit<br />

einer Skala, die angibt, ob es im<br />

Gebrauch besonders energieeffizient<br />

(Energieklasse A) oder stromfressend<br />

(G) ist. Vor allem bei Grossgeräten<br />

wie Kochherd, Kühlschrank, Tiefkühltruhe,<br />

Waschmaschine, Tumbler,<br />

Geschirrspüler oder Luftbefeuchter<br />

lassen sich durch den Kauf von Produkten<br />

der Energieklasse A bedeutende<br />

Einsparungen erzielen, die<br />

gleichzeitig das Portemonnaie spürbar<br />

entlasten. Auch sind derzeit<br />

Bestrebungen im Gange, besonders<br />

verschwenderische Geräte in der<br />

Schweiz zu verbieten.<br />

Allerdings werden selbst grosse<br />

Sparanstrengungen wohl nicht ausreichen,<br />

um die drohende Stromlücke<br />

zu schliessen. Damit stellt sich die<br />

Frage, welche Art von Kraftwerken<br />

neu gebaut werden sollen, um auch<br />

in Zukunft eine sichere, wirtschaftliche<br />

<strong>und</strong> umweltschonende Stromversorgung<br />

zu gewährleisten.<br />

REPETITIONSFRAGEN<br />

1. Weshalb kann eine Verbesserung der<br />

Energieeffizienz zu einem erhöhten<br />

Stromverbrauch führen?<br />

2. Weshalb gehen die Prognosen von<br />

einer rückläufigen Stromproduktion<br />

in der Schweiz ab dem Jahr 2020<br />

aus?<br />

3. Wie lässt sich im Haushalt ohne<br />

Komfortverlust Strom sparen?<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 10


Welche Rolle hat die<br />

<strong>Kernenergie</strong> in Zukunft?<br />

Klimawandel <strong>und</strong> steigende Preise für fossile Energieträger führen<br />

weltweit zu einem Comeback der <strong>Kernenergie</strong>. Zahlreiche Länder<br />

planen den Bau zusätzlicher Reaktoren. Und die Schweiz?<br />

Die <strong>Kernenergie</strong> entwickelte sich in<br />

den ersten 50 Jahren ihrer zivilen<br />

Nutzung zu einer wichtigen Stütze<br />

der weltweiten Stromversorgung.<br />

Nach dem Start im Jahr 1956 mit<br />

dem Werk Calder Hall in England<br />

stieg die Leistung rasant an: Im Jahr<br />

1965 betrug sie gut 5000 Megawatt,<br />

Ende 2007 über 375’000 Megawatt,<br />

das entspricht r<strong>und</strong> 16% der weltweiten<br />

Stromproduktion.<br />

Der wachsende Strombedarf sowie<br />

die stark gestiegenen Öl- <strong>und</strong><br />

Gaspreise haben mittlerweile weltweit<br />

zu einem Bauboom geführt.<br />

Gegenwärtig sind 48 Kernkraftwerke<br />

im Bau, davon 29 in Asien (vor allem<br />

in China, Indien <strong>und</strong> Südkorea), 14 in<br />

Osteuropa sowie je 1 in Finnland <strong>und</strong><br />

Frankreich. Zahlreiche weitere sind in<br />

Planung.<br />

Schweiz: Wasserkraft<br />

<strong>und</strong> <strong>Kernenergie</strong><br />

In der Schweiz stammen r<strong>und</strong> 55%<br />

der Stromproduktion von Wasserkraftwerken.<br />

Daneben werden zurzeit<br />

fünf Kernkraftwerke an vier<br />

Standorten betrieben: Beznau 1 <strong>und</strong><br />

2, Mühleberg, Gösgen <strong>und</strong> Leibstadt.<br />

Diese haben 2008 r<strong>und</strong> 40% des<br />

Stroms produziert. Konventionellthermische<br />

<strong>und</strong> neue erneuerbare<br />

Energien lieferten im selben Jahr zusammen<br />

ca. 5% des Stroms.<br />

Sollten die bestehenden Kernkraftwerke<br />

in der Schweiz ab 2020<br />

schrittweise abgeschaltet werden,<br />

reichen wohl auch grössere Sparanstrengungen<br />

nicht aus, um die Versorgungslücke<br />

zu schliessen – zumal<br />

der Stromverbrauch weiter steigen<br />

dürfte.<br />

Stromimporte sind auf Dauer keine<br />

Lösung; denn die Schweiz begibt<br />

sich damit in eine grosse Abhängigkeit<br />

vom Ausland, was die Versorgungssicherheit<br />

gefährden kann.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der zunehmenden Stromknappheit<br />

in unseren Nachbarstaaten<br />

ist ausserdem mit steigenden<br />

Strompreisen zu rechnen. Es ist somit<br />

von Vorteil, den Strom weiterhin im<br />

eigenen Land zu produzieren.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wurden<br />

2008 in der Schweiz zum ersten Mal<br />

seit Jahrzehnten wieder Rahmenbewilligungsgesuche<br />

für die Errichtung<br />

von Kernkraftwerken eingereicht.<br />

Nach den Plänen des Stromkonzerns<br />

Alpiq (vormals Atel) soll im solothurnischen<br />

Niederamt neben dem bestehenden<br />

Kernkraftwerk Gösgen ein<br />

neues Kernkraftwerk gebaut wer-<br />

Kühltürme wie jene in Gösgen (Bild) oder Leibstadt (Titelseite) sind keine Besonderheit von Kernkraftwerken:<br />

Auch bei anderen thermischen Kraftwerken wie beispielsweise Kohlekraftwerken sieht man sie<br />

häufig. Die Fahne, die dem Kühlturm entsteigt, besteht aus reinem Wasserdampf.<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 11


Kernkraftwerke weltweit<br />

Russland<br />

31<br />

Kanada<br />

22<br />

USA<br />

104<br />

Armenien<br />

Pakistan 2<br />

1<br />

China<br />

11<br />

Japan 54<br />

Südkorea 20<br />

Mexiko<br />

2<br />

Indien<br />

17<br />

Taiwan<br />

6<br />

Brasilien<br />

2<br />

Südafrika<br />

2<br />

2<br />

Argentinien<br />

Anzahl Kernkraftwerke weltweit: 441<br />

Gesamtleistung: 372’700 Megawatt<br />

Anteil an der weltweiten Stromproduktion: 16%<br />

4 Finnland<br />

Schweden<br />

Grossbritannien<br />

10<br />

19<br />

Niederlande 1 Litauen<br />

1<br />

Deutschland<br />

Belgien 7 17<br />

Tschech. R. 15<br />

6<br />

Ukraine<br />

4 Slowakei<br />

Frankreich 59<br />

5<br />

4<br />

Schweiz<br />

1 Ungarn 2 Rumänien<br />

Spanien<br />

Slowenien<br />

8<br />

2 Bulgarien<br />

Der Anteil der <strong>Kernenergie</strong> an der Stromversorgung<br />

in Ländern mit Kernkraftwerken reicht von 2% (China)<br />

bis 77% (Frankreich). In Westeuropa beträgt er<br />

durchschnittlich r<strong>und</strong> ein Drittel. Quelle: Nuklearforum Schweiz, 2009<br />

den. Die Stromkonzerne Axpo <strong>und</strong><br />

BKW planen je ein Ersatzkraftwerk,<br />

um die bestehenden Werke (Beznau<br />

1 <strong>und</strong> 2, Mühleberg) an den entsprechenden<br />

Standorten zu ersetzen. Die<br />

Gesuche werden derzeit von den zuständigen<br />

Behörden geprüft <strong>und</strong> falls<br />

der B<strong>und</strong>esrat die Rahmenbewilligung<br />

erteilt, geht das Geschäft zur<br />

Genehmigung ans Parlament. Gegen<br />

den Entscheid des Parlaments kann<br />

ein fakultatives Referendum ergriffen<br />

werden, weshalb das letzte Wort<br />

mit grosser Wahrscheinlichkeit das<br />

Schweizer Stimmvolk haben wird.<br />

Heute nimmt man an, dass eine entsprechende<br />

Abstimmung nicht vor<br />

2013 stattfinden wird.<br />

Stromproduktion:<br />

vielfältige Anforderungen<br />

Die Produktion grosser Strommengen<br />

ist sehr anspruchsvoll: Kraft -<br />

werke müssen nicht bloss Strom<br />

produzieren, sie müssen auch zur<br />

Ver sorgungssicherheit beitragen. Die<br />

Schweiz braucht vor allem Bandenergie.<br />

Dies bedeutet, dass die Produk -<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 12


Stromproduktion <strong>und</strong> Treibhausgase<br />

Treibhausgasemissionen (CO2-Äquivalente)<br />

in Gramm pro Kilowattst<strong>und</strong>e<br />

1250<br />

1000<br />

750<br />

500<br />

250<br />

0<br />

1231<br />

Braunkohle<br />

1078<br />

Steinkohle<br />

885<br />

Erdöl<br />

Der Schweizer Strom-Mix setzt sich aus 40% <strong>Kernenergie</strong> <strong>und</strong> 55% Wasserkraft<br />

zusammen. Die Stromproduktion erfolgt weitgehend ohne CO 2 -Ausstoss. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong> zählt die Schweiz zu den Ländern mit der klimafre<strong>und</strong>lichsten<br />

Stromproduktion. Dies schlägt sich auch im gesamten CO 2 -Ausstoss unseres<br />

Landes nieder: Mit einem jährlichen CO 2 -Ausstoss von etwa 6 Tonnen pro Kopf<br />

schneidet die Schweiz im Vergleich mit anderen westlichen Ländern ausge -<br />

sprochen gut ab. Quelle: Paul Scherrer Institut, 2007<br />

tionsanlagen beständig <strong>und</strong> planbar<br />

Strom liefern müssen. Ausserdem ist<br />

es wünschenswert, dass die Stromproduktion<br />

nicht allzu stark vom Ausland<br />

abhängig ist. Gleichzeitig sollte<br />

sie auch wirtschaftlich, d.h. nicht zu<br />

teuer sein. Neue Kraftwerke haben<br />

aber noch weitere Anforderungen zu<br />

erfüllen: Ihre Produktionsart sollte<br />

sich mit dem auch von der Schweiz<br />

im Rahmen des internationalen Klimaschutzes<br />

unterzeichneten Kyoto-Protokoll<br />

vereinbaren lassen. Zudem<br />

muss die Art der Stromproduktion<br />

von der Bevölkerung akzeptiert<br />

werden.<br />

Zur Auswahl stehen insbesondere<br />

die Weiternutzung der <strong>Kernenergie</strong>,<br />

der Ausbau der Wasserkraft, Gaskombikraftwerke<br />

sowie die Förderung<br />

neuer Technologien zur Nutzung<br />

erneuerbarer Energien wie<br />

Wind- <strong>und</strong> Sonnenenergie.<br />

644<br />

Erdgas<br />

Werte für die heutigen durchschnittlichen<br />

Stromversorgungssysteme in Europa<br />

<strong>und</strong> in der Schweiz<br />

426<br />

Gaskombi<br />

8<br />

<strong>Kernenergie</strong><br />

78<br />

<strong>Kernenergie</strong>: eine Frage der<br />

gesellschaftlichen Akzeptanz<br />

Die Kernkraftwerke produzieren<br />

gleichmässig grosse Mengen an<br />

Strom (Bandenergie) <strong>und</strong> leisten damit<br />

einen bedeutenden Beitrag zur<br />

Netzstabilität <strong>und</strong> Versorgungssicherheit.<br />

Strom aus Kernkraft lässt zudem<br />

kaum Treibhausgase entstehen <strong>und</strong><br />

hilft, die Reduktionsziele beim CO 2 -<br />

Ausstoss besser zu erreichen (siehe<br />

Grafik).<br />

4<br />

Wasserkraft<br />

Fotovoltaik<br />

17<br />

Wind<br />

Der von den Kernkraftwerken genutzte<br />

Brennstoff Uran stammt überwiegend<br />

aus Ländern mit stabilen<br />

politischen Verhältnissen, ganz im<br />

Gegensatz zu Erdöl <strong>und</strong> Gas. Uran ist<br />

verhältnismässig preisstabil <strong>und</strong> auch<br />

in Zukunft ausreichend vorhanden –<br />

anders als Gas oder Erdöl, deren Preise<br />

stark schwanken <strong>und</strong> sich nach<br />

Ansicht von Fachleuten in Zukunft<br />

deutlich nach oben bewegen werden.<br />

Betrachtet man die gesamten<br />

Gestehungskosten für Strom aus<br />

Kernkraftwerken, so liegen diese bei<br />

4 bis 5 Rappen pro kWh, was vergleichsweise<br />

günstig ist.<br />

Ungünstig ist bei den Kernkraftwerken<br />

jedoch die lange Bewilligungs-<br />

<strong>und</strong> Bauzeit von r<strong>und</strong> 15 Jahren.<br />

Ausserdem produzieren Kernkraftwerke<br />

radioaktive Abfälle.<br />

Die technische Machbarkeit eines<br />

Tiefenlagers für solche Abfälle in der<br />

Schweiz ist wissenschaftlich anerkannt.<br />

Damit ist zwar eine zentrale<br />

gesetzliche Voraussetzung für den<br />

Bau eines neuen Kernkraftwerks in<br />

der Schweiz erfüllt, trotzdem regt<br />

sich in möglichen Standortregionen<br />

jeweils starker gesellschaftlicher <strong>und</strong><br />

politischer Widerstand. Denn trotz<br />

vielfältiger Sicherheitsmassnahmen<br />

bleibt beim Betrieb eines Kernkraftwerkes<br />

das Restrisiko eines Unfalls<br />

mit mehr oder weniger grossen Schä-<br />

In der Schweiz liefern Wasserkraftwerke r<strong>und</strong> 55% des Stroms<br />

<strong>und</strong> bilden somit die wichtigste Stromquelle – 40% werden durch<br />

Kernkraftwerke produziert. Die Turbinen von Laufkraftwerken<br />

werden vom Wasser eines Flusses angetrieben. Im Bild das Aare-<br />

Kraftwerk Wildegg-Brugg.<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 13


Die Sonnenenergie für die Stromproduktion zu nutzen, ist sehr teuer.<br />

Sinnvoll ist hingegen, die Sonne für die Erwärmung von Wasser zu<br />

nutzen: Im Bild eine Solaranlage im Aathal, Kanton Zürich.<br />

Gespaltene Meinungen zur <strong>Kernenergie</strong><br />

Das B<strong>und</strong>esamt für Energie liess im Juli 2008 erstmals eine repräsentative Umfrage<br />

bei 1026 Schweizer Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern aus allen Landesteilen durchführen.<br />

Die wichtigsten Resultate:<br />

52% der Befragten sprechen sich eher oder vollständig gegen die nukleare<br />

Stromproduktion aus, 40% befürworten sie. In der Schweiz zeigt sich damit<br />

eine stärkere Ablehnung der <strong>Kernenergie</strong> als in der EU, wo sich nur 45% gegen<br />

die <strong>Kernenergie</strong> aussprechen.<br />

Wenn es eine sichere <strong>und</strong> dauerhafte Lösung für die Entsorgung radioaktiver<br />

Abfälle gäbe, würden 37% der <strong>Kernenergie</strong>-Gegner ihre Meinung ändern.<br />

Die Mehrheit (53%) allerdings würde sie weiterhin ablehnen. Personen, die<br />

sich gut über radioaktive Abfälle informiert fühlen, befürworten die <strong>Kernenergie</strong><br />

eher.<br />

Beträchtliche Mehrheiten der Befragten sehen aber auch Vorteile der <strong>Kernenergie</strong>,<br />

dies insbesondere in der Diversifizierung der Energiequellen (66%) sowie in<br />

der Verringerung der Treibhausgasemissionen (65%) <strong>und</strong> der Reduzierung der<br />

Erdölabhängigkeit (57%).<br />

77% der Befragten sehen die grössten Nachteile der <strong>Kernenergie</strong> im Unfallrisiko<br />

<strong>und</strong> in der Gefahr von terroristischen Anschlägen. 72% könnten sich zudem<br />

nicht vorstellen, in der Nähe eines Kernkraftwerks zu leben.<br />

Eine ähnliche, ebenfalls repräsentative Umfrage (2205 Personen) wurde im Oktober<br />

2008 im Auftrag der Fachgruppe swissnuclear zum neunten Mal durchgeführt.<br />

Auch sie bestätigt die gespaltene Haltung der Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger, zeigt aber<br />

einen positiven Trend zugunsten der <strong>Kernenergie</strong> auf:<br />

70% der Befragten erachten die bestehenden Kernkraftwerke für die Schweizer<br />

Stromversorgung als notwendig, 23% sind gegenteiliger Ansicht.<br />

79% halten die Schweizer Kraftwerke als eher sicher, nur 15% erachten sie als<br />

eher unsicher.<br />

46% vertreten die Ansicht, dass es zusätzliche Kernkraftwerke braucht, während<br />

44% denken, dass diese dank Stromsparens überflüssig sind.<br />

Bei einer Abstimmung über den Ersatz für ein Kernkraftwerk innerhalb Wochenfrist<br />

würden 47% der Befragten mit Ja <strong>und</strong> 43% mit Nein stimmen.<br />

Quellen: BFE 2008, swissnuclear 2008<br />

den für Mensch <strong>und</strong> Umwelt bestehen.<br />

Die Zukunft der <strong>Kernenergie</strong><br />

hängt wesentlich von ihrer gesellschaftlichen<br />

Akzeptanz ab. Aktuelle<br />

Umfragen zeigen, dass die Schweizer<br />

Bevölkerung bezüglich neuer Kernkraftwerke<br />

gespalten ist (siehe Kasten).<br />

Im November 2008 hat die<br />

Stimmbevölkerung der Stadt Zürich<br />

eine Verfassungsänderung gutgeheissen,<br />

die eine Reduktion der CO 2 -<br />

Emissionen <strong>und</strong> den langfristigen<br />

Ausstieg aus der <strong>Kernenergie</strong> vorsieht.<br />

Ähnliche Vorlagen sind auch in<br />

anderen Städten in Vorbereitung.<br />

Wer sich gegen die Stromproduktion<br />

durch Kernkraftwerke ausspricht,<br />

muss Alternativen benennen.<br />

Welche sind das? Können diese den<br />

Anforderungen an eine zukunfts -<br />

gerichtete Stromproduktion gerecht<br />

werden?<br />

Wasserkraft:<br />

nur begrenzt ausbaufähig<br />

Strom aus Wasser ist sauber <strong>und</strong> klimafre<strong>und</strong>lich;<br />

es entstehen keine klimaschädigenden<br />

Treibhausgase. Die<br />

riesigen Vorkommen der erneuer -<br />

baren Ressource Wasser in der<br />

Schweiz machen uns auch unabhängiger<br />

vom Ausland. Die Stromproduktion<br />

in Laufkraftwerken liefert<br />

wichtige Bandenergie für die Gr<strong>und</strong>versorgung.<br />

Die Speicherkraftwerke<br />

sichern die Stromversorgung in Spitzenzeiten.<br />

Der Strom für Bandenergie<br />

ist mit 4 bis 13 Rappen pro kWh<br />

günstig. Gemäss der «Energieperspektive<br />

2035» des B<strong>und</strong>esamtes für<br />

Energie sind die vorteilhaften Standorte<br />

aber mehrheitlich genutzt. Die<br />

BFE-Fachleute rechnen nicht damit,<br />

dass grosse Neuprojekte eine Chance<br />

hätten. Die Gründe liegen in den<br />

langwierigen Bewilligungsverfahren<br />

<strong>und</strong> im Umweltschutz.<br />

Gaskraftwerke:<br />

schlecht fürs Klima<br />

Mit Gaskombikraftwerken können<br />

grosse Strommengen <strong>und</strong> Wärme<br />

produziert werden. Kraftwerke dieser<br />

Art sind in der Lage, bei der Stromproduktion<br />

einen Teil der Basisversorgung<br />

zu übernehmen, sie können<br />

dank ihrer schnellen Reaktionszeiten<br />

aber auch auf Bedarfsspitzen reagieren.<br />

Die in einem Gaskombikraftwerk<br />

produzierte Wärme wird als Fernwär-<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 14


me zu Heizzwecken genutzt. Kraftwerke<br />

dieser Art sind in kurzer Zeit<br />

gebaut <strong>und</strong> produktiv. Um den<br />

Strombedarf im Jahr 2020 zu decken,<br />

müssten fünf bis zehn solche Kraftwerke<br />

gebaut werden. Negativ fällt<br />

ins Gewicht, dass das für die Stromproduktion<br />

nötige Gas aus Russland<br />

eingeführt werden muss. Damit<br />

steigt die Auslandsabhängigkeit. Zudem<br />

ist der Gaspreis in der letzten<br />

Zeit stark gestiegen, <strong>und</strong> die Kosten<br />

des Stroms aus Gaskombikraftwerken<br />

sind zu 70% vom Gaspreis abhängig.<br />

Schliesslich setzen Gaskraftwerke<br />

CO 2 frei <strong>und</strong> tragen zur globalen<br />

Klimaerwärmung bei. Die Produktionskosten<br />

werden auf 8 bis 12 Rappen<br />

pro kWh geschätzt.<br />

Wind- <strong>und</strong> Sonnenenergie:<br />

natürliche Grenzen<br />

Windkraftwerke liefern sauberen,<br />

ökologischen Strom. Die erneuerbare<br />

Windenergie boomt im Ausland, etwa<br />

an der Nordsee – also dort, wo<br />

der Wind regelmässig bläst, <strong>und</strong> wo<br />

genügend Platz für grosse Windparks<br />

vorhanden ist. In der Schweiz finden<br />

BEGRIFFE<br />

Fakultatives Referendum: Nach Artikel 141 der B<strong>und</strong>esverfassung können 50’000<br />

Stimmberechtigte oder acht Kantone innerhalb von 100 Tagen nach der Veröffentlichung<br />

eines vom Parlament verabschiedeten Beschlusses eine Volksabstimmung über diesen<br />

Beschluss verlangen.<br />

Fernwärme: Wärme, die von einer zentralen Wärmeerzeugungsanlage stammt <strong>und</strong> über<br />

ein Leitungssystem für Raumheizung <strong>und</strong> Wassererwärmung zur K<strong>und</strong>schaft transportiert<br />

wird.<br />

Konventionell-thermisches Kraftwerk: Kraftwerk, in dem Wärme durch die Verbrennung<br />

fossiler Brennstoffe (Kohle, Erdöl, Erdgas) gewonnen <strong>und</strong> in Dampfturbinen Strom<br />

erzeugt wird.<br />

Neue erneuerbare Energien: Zu den neuen erneuerbaren Energien, die in der Schweiz<br />

für die Stromproduktion eingesetzt werden, zählen die folgenden: Kehrichtverbrennung,<br />

Biomasse (u.a. Holz, Biogas aus Landwirtschaft), Biogas (aus Abwasserreinigung), Wind<strong>und</strong><br />

Sonnenenergie (Photovoltaik).<br />

Kyoto-Protokoll: Das Kyoto-Protokoll wurde 1997 in Kyoto (Japan) beschlossen. Das<br />

Abkommen verpflichtet die Industrieländer zu konkreten Reduktionen ihrer Treibhausgas-<br />

Emissionen. So hat sich zum Beispiel die Schweiz dadurch verpflichtet, die Treibhausgas-<br />

Emissionen gegenüber 1990 um 8% zu reduzieren. Das Kyoto-Protokoll läuft im Jahr<br />

2012 aus. Verhandlungen über ein Nachfolge-Abkommen sind derzeit im Gange.<br />

Radioaktivität, radioaktiv: Natürliche Eigenschaft bestimmter Stoffe, sich ohne äussere<br />

Einwirkung umzuwandeln <strong>und</strong> dabei eine charakteristische Strahlung auszusenden. Je<br />

nach Art, Dosis <strong>und</strong> Dauer der Bestrahlung kann diese keine bis sehr schwere ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Schäden beim Menschen verursachen. So führen zum Beispiel die sehr geringen<br />

Mengen Radioaktivität, die in zahlreichen Lebensmitteln oder im Trinkwasser enthalten<br />

sind, zu keinen ges<strong>und</strong>heitlichen Schädigungen bei Mensch <strong>und</strong> Tier. Dasselbe gilt auch<br />

für die Radioaktivität aus kosmischer Strahlung, die mit steigender Höhe stetig zunimmt.<br />

Radioaktivität wird in der SI-Einheit Bequerel angegeben.<br />

sich geeignete Standorte im Jura, in<br />

den Voralpen <strong>und</strong> Alpen. Leider liefern<br />

diese Kraftwerke nur Strom,<br />

wenn der Wind bläst <strong>und</strong> nicht unbedingt<br />

dann, wenn Strom benötigt<br />

wird. Durch ihre unvorhersehbare<br />

Stromproduktion können Windkraftwerke<br />

keine Bandenergie liefern <strong>und</strong><br />

somit nicht zur Versorgungssicherheit<br />

beitragen. Auch regt sich zunehmend<br />

Widerstand gegen grössere Anlagen<br />

von Seiten des Landschafts- <strong>und</strong><br />

Heimatschutzes. Also ist Import die<br />

Lösung? Nein, denn die Windenergie<br />

wird von den Erzeugerländern selbst<br />

gebraucht, insbesondere auch um<br />

die Vorgaben des Kyoto-Protokolls<br />

einhalten zu können. Windstrom ist<br />

heute noch deutlich teurer als Wasser-<br />

<strong>und</strong> Kernkraft. Bis ins Jahr 2020<br />

sollten gemäss Paul-Scherrer-Institut<br />

Produktionskosten von 12.9 bis 14.3<br />

Rappen pro kWh möglich sein.<br />

Wie die Windenergie ist auch die<br />

Sonnenenergie klimafre<strong>und</strong>lich, denn<br />

die Stromproduktion erfolgt ohne<br />

CO 2 -Ausstoss. Ähnlich wie bei der<br />

Windkraft sind der Solarenergie aber<br />

natürliche Grenzen gesetzt: Die Anlagen<br />

produzieren nur Strom, wenn die<br />

Sonne scheint. Für die Gr<strong>und</strong>versorgung<br />

(Bandenergie) ist die Sonnenenergie<br />

daher ebenfalls ungeeignet.<br />

Zudem ist Solarstrom heute noch vergleichsweise<br />

teuer: Die Produktion<br />

von 1 kWh kostet 60 bis 120 Rappen.<br />

Geothermie:<br />

Potenzial mit Fragezeichen<br />

Unter Geothermie wird die Nutzung<br />

von Erdwärme verstanden. Diese ist<br />

ständig, d.h. zu jeder Tages- oder Jahreszeit,<br />

verfügbar <strong>und</strong> steuerbar <strong>und</strong><br />

kann daher Bandenergie liefern.<br />

Überall dort, wo keine Konflikte mit<br />

dem Gr<strong>und</strong>wasserschutz bestehen,<br />

kann mit Erdsonden die Abwärme<br />

des Bodens zu Heizzwecken nutzbar<br />

gemacht werden.<br />

Die Energiewirtschaft verspricht<br />

sich viel von dieser erneuerbaren<br />

Energie. Wie andere erneuerbare<br />

Ressourcen ist auch die Geothermie<br />

weitgehend CO 2 -frei. Allerdings<br />

steckt die Technologie der Stromerzeugung<br />

durch Geothermie noch in<br />

den Kinderschuhen. Ein Pilotprojekt<br />

in Basel wurde aus Sicherheitsgründen<br />

unterbrochen, nachdem mehrere<br />

vom Bohrloch ausgehende Erdstösse<br />

zu verzeichnen waren, die im<br />

Umkreis von 15 Kilometern Schaden<br />

verursachten. Derzeit wird eine umfassende<br />

Risikoanalyse vorgenommen<br />

<strong>und</strong> es ist fraglich, ob das Projekt<br />

weitergeführt wird.<br />

Gemäss Schätzungen von Fachleuten<br />

könnten die künftigen Her -<br />

stellungskosten des Stroms im Bereich<br />

von 7 bis 15 Rappen pro kWh<br />

liegen.<br />

REPETITIONSFRAGEN<br />

1. Welche drei Länder betreiben weltweit<br />

am meisten Kernkraftwerke?<br />

2. Welchen Beitrag leistet die Kern -<br />

energie zur Stromversorgung in den<br />

Nachbarländern der Schweiz?<br />

3. Vergleichen Sie die verschiedenen<br />

Stromproduktionsarten anhand des<br />

Kriteriums «Versorgungs sicherheit».<br />

4. Nehmen Sie einen Vergleich zwischen<br />

den Produktionsarten in Bezug auf<br />

deren <strong>Wirtschaft</strong>lichkeit vor.<br />

5. Welche Formen der Stromproduktion<br />

sind für Sie nachhaltig, welche nicht?<br />

Begründen Sie Ihre Antwort.<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 15


Wie funktioniert<br />

ein Kernkraftwerk?<br />

In einem Kernkraftwerk wird wie bei anderen thermischen Kraftwerken<br />

aus Wärme Strom erzeugt. Als Brennstoff dient das chemische Element Uran,<br />

ein leicht radioaktives Metall, das sich durch eine hohe Energiedichte<br />

auszeichnet.<br />

Funktionsweise eines Kernkraftwerks<br />

Typ Siedewasserreaktor<br />

Ein Kernkraftwerk unterscheidet sich<br />

von einem thermischen Kraftwerk<br />

durch die Art der Wärmegewinnung.<br />

Bei diesen Kraftwerken wird die Wärme<br />

durch die Verbrennung von Öl,<br />

Gas oder Kohle erzeugt, bei Kernkraftwerken<br />

dient Uran als Brennstoff.<br />

Wie alle Materie besteht Uran<br />

Kernbrennstoff Uran<br />

aus Atomen. Indem die Kerne dieser<br />

Uranatome in einem Kernreaktor gespalten<br />

werden, entsteht Wärme.<br />

Daher stammt auch der Name Kernkraftwerk<br />

oder Atomkraftwerk. Mit<br />

dieser Wärme wird Dampf produziert<br />

<strong>und</strong> auf eine Turbine geleitet, die<br />

einen Generator antreibt.<br />

Uran ist ein schwach radioaktives Metall, das fast überall auf der Erde zu<br />

finden ist. Es kommt als Uranoxid vor <strong>und</strong> wird im Bergbau gewonnen.<br />

Daneben ist Uran auch in Phosphaten <strong>und</strong> im Meerwasser vorhanden.<br />

Es wird ausschliesslich für die Kernspaltung verwendet, andere Verwendungszwecke<br />

gibt es nicht. Abgebaut wird Uran in Ländern wie Australien,<br />

Kanada <strong>und</strong> Südafrika. Diese Länder verfügen neben den USA <strong>und</strong><br />

Kasachstan über die grössten Uranreserven. Zurzeit stammt r<strong>und</strong> die<br />

Hälfte des benötigten Materials aus sek<strong>und</strong>ären Quellen, u.a. aus der<br />

Abrüstung von Atomwaffen. Die Kosten für das Uran wirken sich nur<br />

geringfügig auf den Strompreis aus: Sie betragen nur fünf Prozent der<br />

Stromerzeugungs kosten.<br />

Alle thermischen Kraftwerke können<br />

aus physikalischen Gründen nur<br />

einen Teil der erzeugten Wärme in<br />

elektrische Energie umwandeln. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong> sind die beiden Werke<br />

von Beznau an das Fernwärmenetz<br />

angeschlossen <strong>und</strong> versorgen die Region<br />

mit Wärme. Auch das Kernkraftwerk<br />

Gösgen liefert Prozesswärme<br />

an einen nahe gelegenen Industriebetrieb.<br />

Restwärme wird auch als<br />

Dampf in Wasser zurückverwandelt<br />

(kondensiert) <strong>und</strong> dieses zur Dampferzeugung<br />

erneut in den Kreislauf<br />

zurückgeführt. Die Kühlsysteme für<br />

Reaktorkühlung <strong>und</strong> Dampfkreislauf<br />

sind geschlossen <strong>und</strong> räumlich von -<br />

einander getrennt. Deshalb kann<br />

für die Kühlung des Dampfkreislaufs<br />

See- oder Flusswasser verwendet<br />

werden. Wo dies aus Gewässerschutzgründen<br />

nicht möglich ist,<br />

erfolgt die Kühlung in einem Kühlturm.<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 16


Das geschieht<br />

mit den Abfällen<br />

In Kernkraftwerken, aber auch in der Medizin, Industrie <strong>und</strong> Forschung<br />

entstehen unterschiedliche radioaktive Abfälle. Die Entsorgung der Abfälle<br />

aus den Kernkraftwerken erfolgt über einen mehrstufigen Prozess <strong>und</strong><br />

untersteht behördlicher Aufsicht.<br />

Die verschiedenen radioaktiven Abfallsorten<br />

müssen alle in geeigneter<br />

Weise behandelt <strong>und</strong> entsorgt werden.<br />

In der Schweiz werden die radioaktiven<br />

Abfälle basierend auf Radiotoxizität,<br />

Halbwertszeit <strong>und</strong> Materialzusammensetzung<br />

in folgende Kategorien<br />

eingeteilt:<br />

Hochaktive Abfälle (HAA): abgebrannte<br />

Brennelemente (BE), die<br />

nicht weiterverwendet werden,<br />

<strong>und</strong> verglaste Spaltprodukte aus<br />

der Wiederaufarbeitung abgebrannter<br />

Brennelemente.<br />

Alphatoxische Abfälle (ATA): Abfälle,<br />

deren Gehalt an Alphastrahlern<br />

den Wert von 20’000 Becquerel<br />

pro Gramm Abfall überschreitet.<br />

Diese Abfälle stammen<br />

vor allem aus der Wiederauf -<br />

arbeitung verbrauchter Brennelemente.<br />

Schwach- <strong>und</strong> mittelaktive Abfälle<br />

(SMA): alle anderen radioaktiven<br />

Abfälle.<br />

Zwischenlagerung<br />

Die radioaktiven Abfälle werden heute<br />

in unterschiedlichen Zwischenlagern<br />

aufbewahrt: in Zwischenlagern<br />

bei den Kernkraftwerken selbst, im<br />

B<strong>und</strong>eszwischenlager (für radioaktive<br />

Abfälle aus Medizin, Industrie <strong>und</strong><br />

Forschung) sowie im Zwischenlager<br />

(ZWILAG) in Würenlingen, das 2001<br />

in Betrieb genommen wurde. Die Anlagen<br />

werden ständig überwacht <strong>und</strong><br />

unterliegen regelmässigen Kontrollen<br />

der Behörden. In der Schweiz steht<br />

genügend Lagerraum zur Verfügung,<br />

um während der nächsten Jahrzehnte<br />

sämtliche radioaktiven Abfälle aufzunehmen.<br />

Die HAA müssen zunächst<br />

etwa 40 Jahre abkühlen, bevor sie in<br />

ein Tiefenlager gebracht werden können.<br />

In den Abfallbehandlungsanlagen<br />

werden die Abfälle in eine endlagerfähige<br />

Form gebracht: Hochaktive<br />

Abfälle aus der Wiederaufarbeitung<br />

sind in Glas eingeschmolzen <strong>und</strong> die<br />

Glasblöcke in dickwandige Stahlbehälter<br />

verpackt. Verbrauchte Brennelemente<br />

werden direkt in dickwandige<br />

Sicherheitsbehälter verpackt.<br />

Schwach- <strong>und</strong> mittelaktive Abfälle<br />

werden meist in Fässer einzementiert.<br />

Der Weg zum<br />

geologischen Tiefenlager<br />

Das <strong>Kernenergie</strong>gesetz verlangt, dass<br />

die in der Schweiz anfallenden radioaktiven<br />

Abfälle gr<strong>und</strong>sätzlich auch im<br />

Inland entsorgt werden. Dies muss so<br />

erfolgen, dass der dauernde Schutz<br />

von Mensch <strong>und</strong> Umwelt gewährleistet<br />

ist. Im Falle der schwach- <strong>und</strong> mit-<br />

Entsorgungsschema<br />

Neue Brennelemente<br />

BE<br />

Wiederaufbereitung<br />

HAA<br />

Hochaktive<br />

Abfälle<br />

(verglast)<br />

Betrieb<br />

BE<br />

Verbrauchte Brennelemente<br />

Zwischenlagerung<br />

BE/HAA<br />

Stilllegung (Rückbau)<br />

Verpackungsanlage<br />

ATA<br />

Geologisches Tiefenlager<br />

BE/HAA/ATA<br />

Medizin, Industrie,<br />

Forschung<br />

ATA<br />

Alphatoxische<br />

Abfälle<br />

SMA<br />

Schwach- <strong>und</strong><br />

mittelaktive Abfälle<br />

Zwischenlagerung<br />

SMA<br />

Geologisches Tiefenlager<br />

SMA<br />

Radioaktive Abfälle entstehen beim Betrieb <strong>und</strong> Rückbau von Kernkraftwerken, aber auch bei der Anwendung nuklearer Technologien<br />

in Medizin, Industrie <strong>und</strong> Forschung. Man unterscheidet verschiedene Arten von Abfällen, die unterschiedlich behandelt werden müssen,<br />

bevor man sie in geologischen Tiefenlagern entsorgen kann. Quelle: Nagra 2009<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 17


Im Zwischenlager in Würenlingen müssen die hochradioaktiven Abfälle<br />

abkühlen, bevor sie in ein geologisches Tiefenlager gebracht werden können.<br />

telaktiven Abfälle bedeutet dies einen<br />

sicheren Einschluss der Abfälle<br />

für 30’000 Jahre. In dieser Zeit sinkt<br />

die Radioaktivität so weit, dass sie<br />

derjenigen von natürlichem Granitgestein<br />

entspricht. Hochaktive Abfälle<br />

erreichen nach 200’000 Jahren die<br />

Aktivität des einst zur Herstellung der<br />

Brennstäbe abgebauten Uranerzes.<br />

Das Schweizer Entsorgungskonzept<br />

sieht dazu die Lagerung in zwei<br />

geologischen Tiefenlagern vor: einem<br />

Lager für HAA, verbrauchte<br />

Brennelemente <strong>und</strong> alphatoxische<br />

Abfälle <strong>und</strong> einem Lager für SMA.<br />

Die Lager werden in mehreren h<strong>und</strong>ert<br />

Metern Tiefe in geeigneten Gesteinsschichten<br />

liegen. Vor dem endgültigen<br />

Verschluss eines Lagers wird<br />

dieses über einen längeren Zeitraum<br />

beobachtet <strong>und</strong> kontrolliert. Dafür<br />

werden im Pilotlager unter gleichen<br />

Bedingungen wie im Hauptlager Abfälle<br />

eingelagert. Das Pilotlager wird<br />

nach dem Verschluss des Hauptlagers<br />

weiter überwacht.<br />

Als erstes Schweizer Kernkraftwerk hat Beznau 2008 eine umfassende<br />

Ökobilanz veröffentlicht. Darin wird auch der gesamte nukleare Brennstoffkreislauf<br />

dokumentiert, von der Beschaffung bis zur Entsorgung im geolo -<br />

gischen Tiefenlager.<br />

Der erste Schritt auf dem Weg zu<br />

einem geologischen Tiefenlager ist<br />

rein technischer Natur: der sogenannte<br />

Entsorgungsnachweis. Den<br />

Entscheid darüber, ob dieser als erbracht<br />

anzusehen ist oder nicht, fällt<br />

der B<strong>und</strong>esrat. Er stützt sich dabei auf<br />

die geologischen Forschungsarbeiten<br />

der Nagra. Bereits 1988 ist der<br />

B<strong>und</strong>esrat zum Schluss gekommen,<br />

dass die Nagra im Auftrag der Entsorgungspflichtigen<br />

den Entsorgungsnachweis<br />

für SMA vollständig erbracht<br />

hat. Ende Juni 2006 hat der<br />

B<strong>und</strong>esrat auch den Entsorgungsnachweis<br />

für HAA als erbracht anerkannt.<br />

Nach dem erfolgreichen Entsorgungsnachweis<br />

wurde das Sachplanverfahren<br />

in Gang gesetzt. Das<br />

B<strong>und</strong>esamt für Energie erarbeitete<br />

ein entsprechendes Konzept, das<br />

Anfang April 2008 vom B<strong>und</strong>esrat<br />

verabschiedet wurde. In diesem sind<br />

Verfahren <strong>und</strong> Kriterien festgelegt,<br />

nach denen die Standortauswahl<br />

für geologische Tiefenlager in der<br />

Schweiz zu erfolgen hat. Der B<strong>und</strong><br />

übernimmt bei der Wahl des Standortes<br />

die Führungsrolle <strong>und</strong> koordiniert<br />

alle Beteiligten, die Nagra ist für die<br />

wissenschaftlich-technischen Aspekte<br />

verantwortlich. Wichtigstes Kriterium<br />

bei der Standortwahl ist die langfristige<br />

Sicherheit von Mensch <strong>und</strong> Umwelt.<br />

Zudem soll ein möglicher Standort<br />

auch über genügend Kapazitäten<br />

verfügen, um die Abfälle allfälliger<br />

neuer Kernkraftwerke aufzunehmen.<br />

Eine wesentliche Rolle spielen aber<br />

auch gesellschaftliche, wirtschaftliche<br />

<strong>und</strong> raumplanerische Aspekte.<br />

Anhand der festgelegten Kriterien<br />

<strong>und</strong> Aspekte hat die Nagra mögliche<br />

Standortregionen erarbeitet, die<br />

schrittweise zu konkreten Standorten<br />

für geologische Tiefenlager führen<br />

sollen. Die möglichen Standortregionen<br />

hat das BFE am 6. November<br />

2008 vorgestellt: Bözberg (AG), Nördlich<br />

Lägeren (AG/ZH) <strong>und</strong> Zürcher<br />

Weinland (TG/ZH) für HAA sowie<br />

Bözberg, Jura-Südfuss (AG/SO),<br />

Nördlich Lägeren, Südranden (SH),<br />

Wellenberg (NW/OW) <strong>und</strong> Zürcher<br />

Weinland für SMA.<br />

Die Standortwahl erfolgt in Zusammenarbeit<br />

mit den beteiligten<br />

B<strong>und</strong>esstellen, den Kantonen <strong>und</strong><br />

Gemeinden sowie den Behörden im<br />

In- <strong>und</strong> Ausland nach einem transpa-<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 18


enten Verfahren. Die Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> interessierte Organisationen in<br />

der Schweiz werden Gelegenheit erhalten,<br />

ihre Meinung einzubringen.<br />

Die anschliessend von den Ent -<br />

sorgungspflichtigen einzureichenden<br />

Rahmenbewilligungsgesuche für den<br />

Bau geologischer Tiefenlager müssen<br />

zunächst vom B<strong>und</strong>esrat <strong>und</strong> anschliessend<br />

vom Parlament genehmigt<br />

werden. Der Parlamentsbeschluss<br />

untersteht dem fakultativen<br />

Referendum. Kommt dieses zustande,<br />

hat das Schweizer Stimmvolk das<br />

letzte Wort. Ziel der Behörden ist es,<br />

die geologischen Tiefenlager vor Mitte<br />

dieses Jahrh<strong>und</strong>erts in Betrieb zu<br />

nehmen.<br />

Stilllegungs- <strong>und</strong><br />

Entsorgungsfonds<br />

Im Produktionspreis für Strom aus<br />

<strong>Kernenergie</strong> sind die Kosten für die<br />

Entsorgung der radioaktiven Abfälle<br />

sowie für die spätere Stilllegung <strong>und</strong><br />

den Abbruch der Anlagen bereits eingeschlossen<br />

(ca. 0.8 Rp./kWh). In der<br />

Schweiz sind die Erzeuger von radioaktiven<br />

Abfällen gemäss dem Verursacherprinzip<br />

verpflichtet, diese auf<br />

eigene Kosten sicher zu entsorgen.<br />

Die bereits heute anfallenden Entsorgungskosten<br />

(z.B. für die Wiederaufarbeitung<br />

von Brennelementen, die<br />

Untersuchungen der Nagra, den Bau<br />

von Zwischenlagern) werden laufend<br />

bezahlt. Die Kosten für die Stilllegung<br />

von Kernkraftwerken werden durch<br />

Beiträge der Betreibergesellschaften<br />

in zwei unabhängige Fonds, den Stilllegungsfonds<br />

für Kernanlagen <strong>und</strong><br />

den Entsorgungsfonds für Kernkraftwerke,<br />

finanziert.<br />

Wie viel Platz es braucht<br />

Die Nagra prognostiziert, dass sämtliche radioaktiven Abfälle, welche in der Schweiz über<br />

einen Zeitraum von 50 Jahren anfallen, knapp 100’000 m 3 Raum benötigen.<br />

Arten von Abfällen Volumen Volumen entspricht<br />

einem Würfel mit<br />

einer Seitenlänge von<br />

HAA ca. 7300 m 3 20 m<br />

Hochaktive Abfälle, verbrauchte<br />

Brennelemente (inkl. dickwandige<br />

Sicherheitsbehälter für die<br />

geologische Tiefenlagerung)<br />

SMA aus Kernkraftwerken ca. 60’000 m 3 39 m<br />

Schwach- <strong>und</strong> mittelaktive Abfälle aus<br />

Betrieb <strong>und</strong> Abbruch bzw. Rückbau<br />

der fünf Schweizer Kernkraftwerke<br />

(inkl. lagerfähige Verpackung)<br />

SMA aus Medizin, Industrie <strong>und</strong> Forschung ca. 33’000 m 3 32 m<br />

(inkl. lagerfähige Verpackung)<br />

Ein Volumen von knapp 100’000 m 3 entspricht etwa dem hier gezeigten Teil der Zürcher<br />

Bahnhofshalle.<br />

Quelle: Nagra 2007, Bild: Comet<br />

BEGRIFFE<br />

Becquerel: SI-Einheit der Radioaktivität, benannt nach dem französischen Physiker<br />

Antoine Henri Becquerel. Das Becquerel gibt die Anzahl der Atome an, die pro Sek<strong>und</strong>e<br />

zerfallen. 1 Becquerel entspricht also einem Zerfall pro Sek<strong>und</strong>e.<br />

Entsorgungsnachweis: Beantwortet die Frage, ob die geologische Tiefenlagerung<br />

radioaktiver Abfälle in der Schweiz überhaupt möglich ist. Der Nachweis stützt sich<br />

dabei auf drei Säulen: Nachweis von Standortmöglichkeit, bautechnische Machbarkeit<br />

<strong>und</strong> Sicherheit.<br />

Nagra: Abkürzung für «Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver<br />

Abfälle». Sie führt im Auftrag von Kernkraftwerksbetreibern <strong>und</strong> B<strong>und</strong> die notwendigen<br />

Forschungs-, Erk<strong>und</strong>ungs- <strong>und</strong> Projektierungsarbeiten für die nukleare Entsorgung<br />

durch.<br />

Sachplan: Im Raumplanungsgesetz vorgesehenes Planungsinstrument des B<strong>und</strong>es für<br />

gesamtschweizerisch bedeutungsvolle Infrastrukturanlagen.<br />

REPETITIONSFRAGEN<br />

1. Woher stammen die radioaktiven<br />

Abfälle in der Schweiz?<br />

2. Aus welchen Gründen sind für radioaktive<br />

Abfälle zwei verschiedene<br />

Lager vorgesehen?<br />

3. Weshalb braucht es Zwischenlager?<br />

4. In welchen Schritten erfolgt die<br />

Standortwahl für ein geologisches<br />

Tiefenlager in der Schweiz?<br />

5. Wer trägt die Kosten für die Entsorgung<br />

der radioaktiven Abfälle <strong>und</strong> die<br />

Stilllegung der Kernkraftwerke nach<br />

ihrer Ausserbetriebnahme?<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 19


Interview mit<br />

Horst-Michael Prasser<br />

Professor für <strong>Kernenergie</strong>systeme an der ETH Zürich<br />

Ganz kurz <strong>und</strong> einfach erklärt:<br />

Wie funktioniert <strong>Kernenergie</strong>?<br />

Prasser: Heute nutzen Kernkraftwerke<br />

die Energie, die bei der Spaltung<br />

von Urankernen frei wird. Die zur<br />

Auslösung der Reaktion nötigen Neutronen<br />

entstehen als Nebenprodukt<br />

bei der Kernspaltung selbst, so kann<br />

eine sich selbst aufrechterhaltende<br />

Kettenreaktion in Gang gebracht<br />

werden. In heutigen Reaktoren werden<br />

die Neutronen abgebremst, bevor<br />

sie wieder Spaltungsreaktionen<br />

auslösen. Dadurch kann man die Kettenreaktion<br />

leichter in Gang setzen.<br />

Für die Abbremsung wird Wasser genutzt.<br />

Das ist bewährte Technik, <strong>und</strong><br />

so funktionieren auch die Kernkraftwerke<br />

in der Schweiz.<br />

Schwieriger ist es, die ungebremsten<br />

Spaltneutronen gleich wieder für<br />

weitere Spaltungen zu nutzen. Das<br />

hätte aber den Vorteil, dass man das<br />

schwer spaltbare Isotop Uran 238<br />

stärker ausnützen könnte. Dadurch<br />

würde man plötzlich viel mehr Brennstoff<br />

zur Verfügung haben, denn<br />

Natururan besteht hauptsächlich aus<br />

diesem Isotop. Das ist ein Feld für<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung, denn<br />

mit neuartigen Reaktoren, die diese<br />

Umwandlung beherrschen, kann<br />

man schon mit dem heute bereits auf<br />

Lager liegenden Uran über viele tausend<br />

Jahre Strom erzeugen. Diese<br />

Technik nennt man Brutreaktoren.<br />

Die dritte Möglichkeit der <strong>Kernenergie</strong>nutzung<br />

besteht in der Kernfusion.<br />

Sie ist aber sehr schwer zu<br />

machen, da man keine Kettenreaktion<br />

nutzen kann. Man muss jedesmal<br />

die Fusionsreaktion durch Energiezufuhr<br />

von aussen zünden, <strong>und</strong> es gibt<br />

ausserdem noch viele Probleme mit<br />

den sehr hohen Temperaturen des<br />

Plasmas, die dabei auftreten. Mit dem<br />

internationalen Projekt ITER versucht<br />

man, der Lösung näherzukommen.<br />

Laut einer 2008 vom BFE in<br />

Auftrag gegebenen repräsentativen<br />

Umfrage sehen r<strong>und</strong> drei Viertel<br />

der Befragten den grössten Nachteil<br />

der <strong>Kernenergie</strong> im Unfallrisiko.<br />

Ist diese Sorge berechtigt?<br />

Prasser: Der grösste Nachteil der<br />

<strong>Kernenergie</strong> ist die hohe Radioaktivität,<br />

die sich im Brennstoff während<br />

des Betriebs eines Reaktors ansammelt.<br />

Trotzdem kann das Risiko sehr<br />

klein gehalten werden, indem man<br />

verhindert, dass dieses Inventar in die<br />

Umgebung gelangt. Dazu braucht es<br />

eine zuverlässige Sicherheitstechnik,<br />

gut ausgebildetes Personal <strong>und</strong> eine<br />

Sicherheitskultur, bei der eine unabhängige<br />

Aufsichtsbehörde sehr wichtig<br />

ist. Alle drei Voraussetzungen sind<br />

in der Schweiz gegeben.<br />

Ist <strong>Kernenergie</strong> mit dem<br />

Klimaschutz vereinbar?<br />

Prasser: <strong>Kernenergie</strong> ist praktischer<br />

Klimaschutz. Sie kombiniert niedrigste<br />

CO 2 -Emissionen mit ständiger Verfügbarkeit<br />

zu nahezu konkurrenzlos<br />

niedrigen Stromerzeugungskosten.<br />

Nur die <strong>Kernenergie</strong> <strong>und</strong> die Grosswasserkraft<br />

können ohne staatliche<br />

Strompreisregulierung erfolgreich gegen<br />

fossile Primärenergieträger konkurrieren.<br />

Doch nicht nur vom Standpunkt<br />

der Klimagasemissionen ist<br />

<strong>Kernenergie</strong> für den Umweltschutz<br />

interessant. Ihre Vorteile zeigen sich,<br />

wenn man den gesamten Rohstoffverbrauch,<br />

der für den Bau der jeweiligen<br />

Anlagen benötigt wird, über<br />

den gesamten Lebenszyklus der Energiekette<br />

aufsummiert. Hier wird meist<br />

vergessen, dass auch grosse Mengen<br />

von Kupfer, Eisen, Aluminium oder<br />

Beton benötigt werden. Ihr Verbrauch<br />

ist bei der <strong>Kernenergie</strong> viel geringer<br />

als bei den meisten regenerativen<br />

Energiequellen. Folglich sind auch die<br />

spezifischen Umweltbeeinflussungen<br />

<strong>und</strong> die Beeinträchtigung der Ges<strong>und</strong>heit<br />

bei der <strong>Kernenergie</strong> geringer<br />

als beispielsweise bei Solarzellen oder<br />

Windkraftanlagen. Und das trotz der<br />

Uranminen, ohne die das Kernkraftwerk<br />

keinen Brennstoff hätte. Das<br />

heisst natürlich nicht, dass man keine<br />

Fotovoltaikanlagen <strong>und</strong> keine Windgeneratoren<br />

mehr bauen soll, nur<br />

sollte man damit eben fossile Energieträger<br />

zurückdrängen <strong>und</strong> nicht versuchen,<br />

die <strong>Kernenergie</strong> zu ersetzen.<br />

Wie beurteilen Sie die Entscheidung<br />

Deutschlands, aus der <strong>Kernenergie</strong><br />

auszusteigen?<br />

Prasser: Der Atomausstieg in<br />

Deutschland ist ein grosser Fehler.<br />

Schon zeigt sich klar, dass die Versorgungssicherheit<br />

nur durch den Neubau<br />

von Kohlekraftwerken aufrechterhalten<br />

werden kann.<br />

Uran steht auch nicht beliebig zur<br />

Verfügung. Besteht die Gefahr,<br />

dass die Kernkraftwerke mangels<br />

Brennstoff plötzlich still stehen?<br />

Horst-Michael Prasser (Jg. 1955), studierte Kerntechnik<br />

in Moskau, promovierte 1984 in Zittau <strong>und</strong><br />

ist seit April 2006 ordentlicher Professor für <strong>Kernenergie</strong>systeme<br />

an der ETH Zürich. Er arbeitete über<br />

20 Jahre in der Forschung zur Reaktorsicherheit mit<br />

speziellem Schwerpunkt auf strömungstechnischen<br />

Problemen, zuletzt als Leiter der Abteilungen für<br />

Störfallanalyse <strong>und</strong> Experimentelle Thermofluiddynamik<br />

am Institut für Sicherheitsforschung des Forschungszentrums<br />

Rossendorf bei Dresden.<br />

In Zusammenarbeit mit weiteren Professoren hat<br />

er den Masterkurs <strong>Kernenergie</strong>systeme aufgebaut,<br />

der von ETH <strong>und</strong> EPFL gemeinsam seit 2008 angeboten<br />

wird. In seiner Freizeit spielt er Klavier <strong>und</strong> übt<br />

sich im Felsklettern. www.master-nuclear.ch<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 20


Interview<br />

mit Céline<br />

Boulet<br />

Studentin Masterstudiengang<br />

Nukleartechnik.<br />

Prasser: Uran ist weiter verbreitet, als<br />

vielfach angenommen wird. In Lagerstätten,<br />

die bereits so gut erk<strong>und</strong>et<br />

sind, dass man jederzeit mit ihrer<br />

Ausbeutung beginnen kann, findet<br />

sich Uran für etwa 80 Jahre bei heutigem<br />

Verbrauchsniveau. Bei Uran,<br />

das sich mit einem Aufwand von<br />

weniger als 130 US-Dollar pro Kilogramm<br />

ausbeuten lässt, werden Ressourcen<br />

für weitere 160 Jahre vermutet.<br />

Selbst bei diesem Kostenniveau<br />

beträgt der Anteil des Urans am<br />

Strompreis weniger als 0.3 Cent pro<br />

Kilowattst<strong>und</strong>e. Man kann also ohne<br />

Weiteres noch höher gehen mit den<br />

Gewinnungskosten, wobei die ausbeutbare<br />

Menge stark anwächst. In<br />

Zukunft kann daneben auf unkonventionelle<br />

Vorkommen zurückgegriffen<br />

werden, wie Uran in Kupfer -<br />

erzen, in Phosphatgesteinen oder<br />

sogar in der Steinkohle. Oder auch<br />

im Meerwasser, hier gibt es Uran für<br />

Jahrtausende.<br />

Doch auch auf der Bedarfsseite<br />

tut sich etwas. Zwar wird der Bedarf<br />

steigen, wenn es zu einer Renaissance<br />

der <strong>Kernenergie</strong> kommt, doch<br />

die neuen Reaktoren verbrauchen<br />

fast nur die Hälfte der Uranmenge<br />

pro Kilowattst<strong>und</strong>e, verglichen mit<br />

dem heute existierenden Kraftwerks -<br />

park. Man kann also die installierte<br />

Leistung nahezu verdoppeln, ohne<br />

die oben genannte Reichweite der<br />

bekannten Ressourcen zu verringern.<br />

Gelingt es, die eingangs genannten<br />

Brutreaktoren serienreif zu machen,<br />

so wird nur noch ganz wenig Natur -<br />

uran gebraucht. Kernkraft hat also<br />

viele starke Potenzen für eine langfristige<br />

Versorgung mit ihrem Rohstoff<br />

zu bieten.<br />

<strong>Kernenergie</strong> ist ja keine neue<br />

Technologie. Wie sieht es<br />

diesbezüglich mit Innovationen<br />

in den letzen Jahren aus?<br />

Prasser: In den vergangenen Jahrzehnten<br />

hat die Forschung die Reaktorsicherheit<br />

praktisch von Gr<strong>und</strong> auf<br />

umgekrempelt. Als die ältesten heute<br />

in Betrieb befindlichen Werke gebaut<br />

wurden, musste man pro Kraftwerk<br />

mit einem Kernschaden in 1000<br />

bis 10’000 Jahren rechnen. Niemand<br />

wusste das, da es die heute zum<br />

Standard gehörenden Analysemethoden<br />

noch nicht gab. Heute sind<br />

wir bei einem Ereignis in mehr als<br />

100’000 Jahren, eher in der Nähe von<br />

einer Million Jahren, wobei ausserdem<br />

lange nicht mehr jede Kernschmelze<br />

zu einer katastrophalen<br />

Freisetzung von Radioaktivität führen<br />

würde. Das ist das Ergebnis umfangreicher<br />

Nachrüstmassnahmen, mit<br />

denen auf die Ergebnisse der Forschung<br />

zur Reaktorsicherheit reagiert<br />

wurde. Die neuen Reaktortypen, die<br />

heute für Neubauten zur Verfügung<br />

stehen, haben noch niedrigere Wahrscheinlichkeiten<br />

für eine Kernschmelze.<br />

Darüber hinaus wurden sie erstmals<br />

mit selbsttätig wirkenden Systemen<br />

ausgestattet, die die Radioaktivität<br />

sicher im Gebäude zurückhalten,<br />

sollte es dennoch dazu kommen.<br />

Geforscht wird weiterhin sehr intensiv<br />

an der Steigerung der Effizienz<br />

der Kraftwerke, zur weiteren Erhöhung<br />

der Sicherheit, zur Verringerung<br />

der Mengen an radioaktiven Abfällen<br />

<strong>und</strong> zur Erzeugung von Prozesswärme<br />

für die chemische Industrie, zum<br />

Beispiel zur Herstellung von Wasserstoff<br />

als Treibstoff von morgen. Man<br />

spricht hier auch von Reaktoren der<br />

Generation IV. Die Schweiz beteiligt<br />

sich an vielen internationalen Forschungsprojekten,<br />

wie auch an der<br />

Entwicklung von Neutronenquellen<br />

für Transmutationsreaktoren. Am<br />

Paul Scherrer Institut wurde der Prototyp<br />

einer solchen Quelle erprobt, mit<br />

der eines Tages langlebige Bestandteile<br />

des hochaktiven nuklearen Abfalls<br />

in kurzlebige Isotope umgewandelt<br />

werden könnten. Das Experiment<br />

heisst MEGAPIE, es war ein grosser Erfolg<br />

der Forscher in Würenlingen.<br />

Wieso haben Sie sich für den<br />

Masterstudiengang in Nuklear -<br />

technik entschieden?<br />

Boulet: Nach meinem Bachelor-Abschluss<br />

in Physik wollte ich mein Wissen<br />

in einem konkreteren Umfeld, im<br />

Energiebereich, anwenden.<br />

Wie beurteilen Sie Ihre Berufs -<br />

chancen nach Studienabschluss?<br />

Boulet: Das Thema Energie ist mehr<br />

denn je aktuell, was mich in An -<br />

betracht der Stellensuche zuversichtlich<br />

stimmt. Da die erneuerbaren<br />

Energien nicht ausreichen <strong>und</strong> die<br />

Fusionstechnik noch nicht anwendbar<br />

ist, drängt sich die <strong>Kernenergie</strong><br />

als ein Lösungsansatz auf.<br />

Die Nukleartechnik setzt enorme<br />

Energien frei. Haben Sie diesbezüglich<br />

keine Bedenken?<br />

Boulet: Je mehr ich über <strong>Kernenergie</strong><br />

lerne, desto mehr bin ich davon<br />

überzeugt, dass es sich dabei um eine<br />

sichere Energiequelle handelt. Natürlich<br />

gibt es kein Nullrisiko, ich denke<br />

aber – ehrlich gesagt –, dass die<br />

Vorzüge der <strong>Kernenergie</strong> die Aspekte,<br />

die man ihr zum Vorwurf machen<br />

kann, bei weitem übertreffen.<br />

Céline Boulet (Jg. 1988) hat ihr Bachelor-<br />

Studium in Physik an der EPFL (Ecole Polytechnique<br />

Federale de Lausanne) erfolgreich<br />

abgeschlossen. Das dritte Studienjahr<br />

absolvierte sie im Rahmen des Erasmus-<br />

Programms am Imperial College in London.<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 21


Quellen<br />

B<strong>und</strong>esamt für Energie (BFE): Energieperspek -<br />

tiven 2035, Band 5: Analyse <strong>und</strong> Bewertung<br />

des Elektrizitätsangebotes. Bern: 2007.<br />

B<strong>und</strong>esamt für Energie (BFE): Gemeinsam einen<br />

Standort finden. Der Sachplan Geologische<br />

Tiefenlager. Bern: 2008.<br />

B<strong>und</strong>esamt für Energie (BFE): Gesamtenergie -<br />

statistik 2007. Bern: 2008.<br />

B<strong>und</strong>esamt für Energie (BFE): Schweizerische<br />

Elektrizitätsstatistik 2007. Bern: 2008.<br />

B<strong>und</strong>esamt für Energie (BFE): Umfrage über<br />

radioaktive Abfälle. Bern: 2008.<br />

Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat<br />

(ENSI): Kurzdarstellung der Funktion eines<br />

Kernkraftwerkes. Villigen: 2002.<br />

Koelzer, W.: Lexikon zur <strong>Kernenergie</strong>.<br />

Karlsruhe: 2001.<br />

Nagra: nagra Focus Nr. 4.<br />

Wettingen: 2003.<br />

Nuklearforum Schweiz: Kernkraftwerke der<br />

Welt. Bern: 2008.<br />

Paul Scherrer Institut (PSI): Energiespiegel Nr. 18.<br />

Die 2000-Watt-Gesellschaft: Norm oder Wegweiser?<br />

Villigen: 2007.<br />

Paul Scherrer Institut (PSI): Neue erneuerbare<br />

Energien <strong>und</strong> neue Nuklearanlagen: Potenziale<br />

<strong>und</strong> Kosten. PSI-Bericht Nr. 05-04. Villigen:<br />

2005.<br />

Schweizerische Unfallversicherungsanstalt<br />

(SUVA): Ionisierende Strahlen. Luzern: 2002.<br />

Swissnuclear: Umfrage zur <strong>Kernenergie</strong>.<br />

9. Eckwertstudie. Olten: 2008.<br />

Verband Schweizer Elektrizitätsunternehmen.<br />

Stromgrafiken. Aarau: 2008.<br />

Links<br />

Politik/Verwaltung<br />

B<strong>und</strong>esamt für Energie (BFE)<br />

B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit (BAG)<br />

Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat<br />

«Energieperspektiven 2035» des BFE<br />

Kernkraftwerke<br />

Kernkraftwerk Leibstadt<br />

Kernkraftwerk Gösgen<br />

Kernkraftwerk Mühleberg<br />

Kernkraftwerke Beznau<br />

www.energie-schweiz.ch<br />

www.bag.admin.ch<br />

www.ensi.ch<br />

www.energie-perspektiven.ch<br />

www.kkl.ch<br />

www.kkg.ch<br />

www.bkw.ch<br />

www.axpo.ch<br />

Organisationen/Unternehmen<br />

Energieforum Schweiz<br />

www.energieforum.ch<br />

Minergie Energiestandard<br />

www.minergie.ch<br />

Nationale Gesellschaft für die Lagerung<br />

radioaktiver Abfälle (Nagra)<br />

www.nagra.ch<br />

Nuklearforum Schweiz<br />

www.nuklearforum.ch<br />

Schweizerischer Energierat<br />

www.energie-energy.ch<br />

Schweizerische Energiestiftung<br />

www.energiestiftung.ch<br />

Schweizerische Gesellschaft für Kernfachleute<br />

www.sns-online.ch<br />

Übetragungsnetzbetreiberin swissgrid<br />

www.swissgrid.ch<br />

swissnuclear<br />

www.swissnuclear.ch<br />

Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) www.strom.ch<br />

VSE-Website r<strong>und</strong> um das Thema Strom für Lehrkräfte,<br />

Lernende <strong>und</strong> Interessierte<br />

www.poweron.ch<br />

Wissens- <strong>und</strong> Informationsportal zur <strong>Kernenergie</strong> www.kernenergie.ch<br />

World Wildlife F<strong>und</strong> (WWF) Schweiz<br />

www.wwf.ch<br />

Zentrales Zwischenlager Würenlingen (ZWILAG)<br />

www.zwilag.ch<br />

Forschung, Ausbildung<br />

Paul Scherrer Institut<br />

Masterstudiengang Science in Nuclear Engineering<br />

von ETH <strong>und</strong> EPFL:<br />

www.psi.ch<br />

www.master-nuclear.ch<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

2., überarbeitete Auflage 2009<br />

Autor: Adrian Flückiger, Burgdorf<br />

Projektleitung: Bernhard Probst, Zürich<br />

Lektorat <strong>und</strong> Korrektorat: Monika Wyss, Dürnten; Barbara Lehmann, Bern<br />

Beratung: Adrian Sulzer, swissnuclear<br />

JUGEND UND WIRTSCHAFT<br />

JEUNESSE ET ECONOMIE<br />

GIOVENTÙ ED ECONOMIA<br />

Umbruch: Büro eigenart, Stefan Schaer, Bern, www.eigenartlayout.ch<br />

Druck: Kalt-Zehnder-Druck AG, Zug, www.kalt.ch<br />

Illustrationen: Bee Kaufmann, www.gut<strong>und</strong>schoen.ch, Zürich: S. 8, 16, 17<br />

Foto: Kernkraftwerk Leibstadt: Titelbild, Seite 3; Keystone: Seiten 4, 7, 11, 16;<br />

Axpo: Seiten 13, 18; swissnuclear: Seite 14; Nagra/Comet: Seite 18<br />

Bilder:<br />

Es war nicht in allen Fällen möglich, die Rechteinhaber der Texte <strong>und</strong> Bilder zu eruieren.<br />

Berechtigte Ansprüche werden im Rahmen üblicher Vereinbarungen abgegolten.<br />

Alle Rechte vorbehalten © 2009 <strong>Jugend</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong>, Thalwil/Schweiz<br />

<strong>Kernenergie</strong> | Input 1/2009 | Seite 22


Medienset Input<br />

Das Medienset für einen vielseitigen Unterricht auf der Sek<strong>und</strong>arstufe II<br />

Die Mediensets umfassen in der Regel eine Broschüre für Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler <strong>und</strong> dazu<br />

gratis auf dem Internet einen Kommentar für Lehrpersonen sowie eine E-Lesson. Mediensets<br />

greifen aktuelle Themen aus <strong>Wirtschaft</strong>, Gesellschaft <strong>und</strong> Politik auf.<br />

Preise (exkl. Versandkosten):<br />

Einzelexemplar: Fr. 6.–<br />

Set à 10 Exemplare: Fr. 20.–<br />

Abonnement (3 Ausgaben Input + 1 Input Spezial): Fr. 30.–<br />

Für Bestelladresse siehe Rückseite des Hefts<br />

E-Lesson<br />

Input<br />

Input-Hefte sind aktuelle Broschüren für<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler zu Themen aus<br />

<strong>Wirtschaft</strong>, Gesellschaft <strong>und</strong> Politik.<br />

Jedes Input-Heft enthält:<br />

Gr<strong>und</strong>lagen zum jeweiligen Thema<br />

Zwei Interviews mit Persönlich -<br />

keiten<br />

Aufgaben zu jedem Kapitel<br />

Literatur- <strong>und</strong> Linkliste<br />

Kommentar<br />

für Lehrpersonen<br />

Lehrerkommentar, Folien- <strong>und</strong> Kopier -<br />

vorlagen sind gratis im Internet abrufbar:<br />

www.jugend-wirtschaft.ch<br />

In Ergänzung zu den Broschüren Input<br />

stehen auf www.jugend-wirtschaft.ch<br />

themenbezogene E-Learning-Programme<br />

zur Verfügung.<br />

Die E-Lesson umfasst:<br />

drei bis fünf interaktive Module,<br />

die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

bei der Erarbeitung des Themas<br />

unterstützen.<br />

einen Schlusstest, der als Prüfungsvorbereitung<br />

eingesetzt werden<br />

kann <strong>und</strong> das mit dem Themenheft<br />

erworbene Wissen sichert.<br />

Der Kommentar für Lehrpersonen zu<br />

Input umfasst:<br />

Lösungen zu den Aufgaben<br />

Folienvorlagen<br />

Zeitungsartikel


Input <strong>Kernenergie</strong><br />

Die <strong>Kernenergie</strong> ist für die Schweiz von grosser Bedeutung, denn sie deckt r<strong>und</strong><br />

40% des hiesigen Strombedarfs. Damit ist sie die wichtigste Stromquelle nach<br />

der Wasserkraft (ca. 55%). <strong>Kernenergie</strong> ist aber nicht unumstritten: Insbesondere<br />

die radioaktiven Abfälle sorgen vielerorts für Unsicherheit. Das vorliegende Heft<br />

vermittelt die wichtigsten Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> zeigt wichtige technische, rechtliche,<br />

politische, gesellschaftliche <strong>und</strong> ökologische Aspekte der <strong>Kernenergie</strong> auf.<br />

JUGEND UND WIRTSCHAFT<br />

JEUNESSE ET ECONOMIE<br />

GIOVENTÙ ED ECONOMIA<br />

Zentralsekretariat:<br />

Alte Landstrasse 6<br />

8800 Thalwil<br />

Tel. 044 772 35 25<br />

Fax 044 772 35 27<br />

Postadresse:<br />

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Heft: D/F/I<br />

Kommentar für Lehrpersonen: D/F/I<br />

Publikationen<br />

Input Publikationen 2009<br />

Input 1/2009 <strong>Kernenergie</strong> (D/F/I)<br />

Input 2/2009 Mobil kommunizieren (D/F/I)<br />

Input 3/2009 Stromwirtschaft (D/F)<br />

Input 4/2009 Land<strong>Wirtschaft</strong> (D)<br />

Input Publikationen 2008<br />

Input 1/2008: Asien – Aufbruch ins 21. Jahrh<strong>und</strong>ert (D/E)<br />

Input 2/2008: Finanzplatz Schweiz (D mit E-Lesson)<br />

Input 3/2008: Mobilität (D)<br />

Input Neuauflagen 2006<br />

Input 7/2006: Globalisierung (D/F mit E-Lesson)<br />

Input 8/2006: Mobil telefonieren (D/F mit E-Lesson)<br />

Input Spezial<br />

Input Spezial 2007: Demographischer Wandel: eine Herausforderung an die Zukunft<br />

Input Spezial 2006: Working Poor<br />

E-Lesson, E-Input sowie weitere Input-Titel finden Sie unter www.jugend-wirtschaft.ch<br />

Tagungen <strong>und</strong> Kurse<br />

Informationen <strong>und</strong> Anmeldungen unter www.jugend-wirtschaft.ch<br />

Input im Abo – Abonnement 2009<br />

3 Ausgaben Input + 1 Ausgabe Input Spezial: Fr. 30.– /Jahr (Preise exkl. Versandkosten)<br />

Input Einzelexemplar: Fr. 6.–<br />

Input Set à 10 Exemplare: Fr. 20.–<br />

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