Pfarreiblatt 7/2012 - Katholische Kirchgemeinde Kriens
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16 Thema<br />
Serie «Verschiedensprachige katholische Gemeinden im Kanton Luzern» (4/12)<br />
2 Mal Hostie und Geschenke<br />
In diesem Jahr schreiben monatlich<br />
junge Autorinnen und Autoren über<br />
das Leben in den katholischen Gemeinden<br />
verschiedener Sprachgruppen<br />
im Kanton Luzern.<br />
Monica Ribeiro ist in der Schweiz geboren<br />
und unterrichtet seit sieben Jahren<br />
Religionsunterricht der 3. Klasse<br />
in der portugiesischen Gemeinde. Die<br />
Lernberaterin unterstützt Kinder und<br />
Jugendliche bei Lernblockaden.<br />
Doppelt gemoppelt<br />
Jedes Jahr feiern rund 30 Kinder bei<br />
der katholischen portugiesischen Mission<br />
Luzern Erstkommunion. Eigentlich<br />
handelt es sich um eine Zweitkommunion,<br />
weil die Kinder mit ihren<br />
deutschsprachigen Schulkameraden<br />
bereits in der lokalen Pfarrei<br />
Erstkommunion gefeiert haben. Als<br />
Religionslehrerin spüre ich bei dieser<br />
Praxis ein gewisses Befremden. Es<br />
war schwer jemanden zu finden, der<br />
sich zu diesem Phänomen interviewen<br />
liess. Darum befragte ich mehrere<br />
Eltern und Schüler und schreibe hier<br />
meinen Gesamteindruck.<br />
darum auch zu gegensätzlichen Antworten<br />
gelangen. Für die Kinder ist<br />
der Religionsunterricht in der lokalen<br />
Primarschule obligatorisch. Daher ist<br />
es für sie logisch, dass sie Erstkommunion<br />
mit ihren deutschsprachigen<br />
Schulfreunden feiern. Diesen Moment<br />
erwarten sie mit grosser Spannung.<br />
Die Erst bzw. Zweitkommunionfeier<br />
in der portugiesischsprachigen<br />
Gemeinde machen sie vor allem<br />
aus Liebe zu ihren Eltern. Selbstverständlich<br />
sind sie einer zweiten Familienfeier<br />
und einem zweiten Berg<br />
Geschenke nicht abgeneigt. Wirklich<br />
bedeutsam ist den meisten Kindern<br />
aber die Erstkommunionfeier mit den<br />
Klassenkameraden.<br />
Heimatverbundene Eltern<br />
Die Eltern, die Deutsch grossteils als<br />
Fremdsprache empfinden und nicht<br />
so stark integriert sind wie die Kinder,<br />
wollen, dass ihre Kinder die portugiesischen<br />
Wurzeln nicht verlieren. Für<br />
die Eltern ist es nicht leicht, dass ihre<br />
Kinder an einer deutschsprachigen<br />
Feier teilnehmen und sie ihre Kinder<br />
wegen der Sprachbarriere nicht optimal<br />
unterstützen können. Aus diesem<br />
Grund besuchen die Kinder jeden<br />
Sonntagmorgen eine portugiesische<br />
Sonntagsschule im Luzerner<br />
Maihof. So vergessen die Kinder ihre<br />
Muttersprache nicht. Und auf diese<br />
Weise können sich die Eltern aktiv an<br />
der Vorbereitung zur Erstkommunion<br />
ihrer Kinder beteiligen.<br />
Kirche: global und kulturell<br />
Weil die Eltern so viel Wert auf eine<br />
zweite Erstkommunionfeier in der<br />
portugiesischen Gemeinde legen,<br />
fragte ich sie, ob denn für sie die katholische<br />
Kirche global oder nationalkulturell<br />
sei. Etwas umständlich<br />
argumentierten sie, dass es für<br />
sie selbstverständlich nur den einen<br />
Gott und die eine Kirche Jesu Christi<br />
gebe. Aber konkret würden sie sich<br />
eben nur in der portugiesischen Gemeinde<br />
wirklich heimisch und zugehörig<br />
fühlen. Sie beten und singen<br />
religiöse Lieder auf Portugiesisch.<br />
Glaube und Kirche leben eben nie im<br />
luftleeren Raum, sondern sind integriert<br />
in einen konkreten kulturellen<br />
Kontext.<br />
Integrierte Kinder<br />
In den Gesprächen bemerkte ich<br />
rasch, dass Eltern und Kinder verschiedene<br />
Perspektiven haben und<br />
Den Eltern zuliebe: Erst- bzw. Zweitkommunion der Portugiesen.<br />
(Foto: zvg)