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„Ja, ich will das!“- eine Geschichte zum Jahr der Taufe

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„Ja, <strong>ich</strong> <strong>will</strong> <strong>das</strong>!“- <strong>eine</strong> Gesch<strong>ich</strong>te <strong>zum</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>der</strong> <strong>Taufe</strong><br />

Sie hatten ihre allerbesten Sachen aus dem Schrank geholt, die<br />

festl<strong>ich</strong>en Klei<strong>der</strong>, die weißen Strümpfe, <strong>das</strong> neue Hemd und die gute<br />

Hose. Und sie sahen genauso strahlend aus wie dieser Frühlingstag.<br />

Dabei waren sie aufgeregt; so sehr, <strong>das</strong>s sie nur eng beieinan<strong>der</strong> stehen<br />

konnten und miteinan<strong>der</strong> tuschelten, s<strong>ich</strong> bei den Händen fassten<br />

und aneinan<strong>der</strong> herumzupften: 8 Kin<strong>der</strong>, die getauft werden wollten.<br />

Lange hatten sie schon überlegt, s<strong>ich</strong> aber n<strong>ich</strong>t getraut: Wann wäre<br />

wohl <strong>der</strong> r<strong>ich</strong>tige Zeitpunkt? Und wenn nun <strong>eine</strong>r von den Eltern es<br />

n<strong>ich</strong>t <strong>will</strong>? Und was sagen die an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Schule?<br />

Aber irgendwann hatten sie s<strong>ich</strong> dann verabredet: <strong>zum</strong> <strong>Taufe</strong>n.<br />

Und die jüngeren Geschwister wollten auch. Sogar <strong>eine</strong> <strong>der</strong> Mamas<br />

meldete s<strong>ich</strong> an.<br />

Jetzt war es soweit. Der Gottesdienst am Abend des Pfingstfestes sollte<br />

<strong>der</strong> große Taufgottesdienst werden, ein Fest für die ganze Gemeinde,<br />

mit gutem Essen und Lager(Pfingst-)feuer.<br />

Die Menschen strömten in die kl<strong>eine</strong> Kirche: in den Körben Kartoffelsalat<br />

und Würstchen, auf den Tabletts die belegten Brote, in den Taschen<br />

die Geschenke, in den Kisten die Getränke. Zu diesem Fest<br />

brachte je<strong>der</strong> etwas mit.<br />

Dann wurde gesungen, gelacht und gebetet. Sie erinnerten s<strong>ich</strong> noch<br />

einmal an die Gesch<strong>ich</strong>te vom Afrikaner, <strong>der</strong> so gern getauft werden<br />

wollte und eigentl<strong>ich</strong> noch gar n<strong>ich</strong>ts wusste von Gott.<br />

Ein bisschen mussten sie da lächeln, die Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Dorfkirche. Sie<br />

waren, was <strong>das</strong> anlangt, „alte Hasen“. Sie kannten die Gott-Gesch<strong>ich</strong>ten,<br />

sie wussten Bescheid in <strong>der</strong> Kirche, konnten die Lie<strong>der</strong> und wun<strong>der</strong>ten<br />

s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t mehr über <strong>das</strong> „schwarze Kleid“ <strong>der</strong> Pastorin.<br />

Und dann war <strong>der</strong> Augenblick gekommen: Alle wan<strong>der</strong>ten aus <strong>der</strong> Kirche<br />

und stellten s<strong>ich</strong> um die Tauffünte in <strong>eine</strong>m großen Kreis auf –<br />

über 100 Menschen.<br />

Gemeinsam sprachen sie ein Gebet.<br />

Nun durfte <strong>der</strong> Mutigste anfangen. Es war die Jüngste, Josephine,<br />

gerade 5 <strong>Jahr</strong>e alt. Sie stieg auf den Hocker, denn ohne ihn hätte sie<br />

n<strong>ich</strong>t über die Tauffünte schauen können: „Erika Josephine, <strong>will</strong>st du<br />

getauft werden? Dann sage: Ja, <strong>ich</strong> <strong>will</strong> getauft werden.“<br />

Josephine, die unbedingt alle ihre Namen hören wollte, schaute<br />

geradezu siegess<strong>ich</strong>er in die Runde und sagte laut: „Ja, <strong>ich</strong> <strong>will</strong> <strong>das</strong>!“<br />

Das Wasser war warm von <strong>der</strong> Sonne und vom Tauchsie<strong>der</strong> <strong>der</strong> letzten<br />

Stunde. Es rann ihr über <strong>das</strong> Ges<strong>ich</strong>t, <strong>das</strong>s die Haare vor den Augen


hingen, als sie vom Hocker sprang und den Namen des Kindes<br />

rief, <strong>das</strong> als nächstes durfte. Ein Kind nach dem an<strong>der</strong>en sagte laut,<br />

<strong>das</strong>s es getauft werden wollte, zuletzt noch <strong>eine</strong> von den Mamas.<br />

Uns Großen standen ein bisschen die Tränen in den Augen, vielle<strong>ich</strong>t<br />

weil s<strong>ich</strong> für <strong>eine</strong>n Augenblick die Tür <strong>zum</strong> großen himmlischen Festsaal<br />

geöffnet hatte und wir fühlten, wie es ist, wenn <strong>das</strong> Re<strong>ich</strong> Gottes<br />

ganz nah herbeikommt. Wir waren glückl<strong>ich</strong> und dachten: „Am liebsten<br />

würden wir sie alle hochheben, was sage <strong>ich</strong>: hochwerfen – vor Glück<br />

und dabei rufen: Hurra, sie sind getauft!“<br />

K<strong>eine</strong>r sagte: „Nun gehören sie endl<strong>ich</strong> zu uns.“ Sie gehören schon<br />

immer zu uns, seit sie dabei sind und noch mehr Leben in unsere<br />

Gemeinde bringen. Zu Gott gehören sie sowieso. Aber wir waren uns<br />

s<strong>ich</strong>er, <strong>das</strong>s ihre Sehnsucht nach Gott nur von ihm selber kommen<br />

kann. Die Kin<strong>der</strong> haben uns gezeigt, wie schön es ist, <strong>der</strong> Sehnsucht<br />

nachzugeben und <strong>das</strong>s es gut ist, dieses Ze<strong>ich</strong>en <strong>der</strong> <strong>Taufe</strong> zu haben,<br />

damit wir die Sehnsucht n<strong>ich</strong>t vergessen...<br />

Elisabeth Lange, Bernitt

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