Bergsträsser Anzeiger vom 4.9.2012 - Kreiskrankenhaus Bergstraße ...
Bergsträsser Anzeiger vom 4.9.2012 - Kreiskrankenhaus Bergstraße ...
Bergsträsser Anzeiger vom 4.9.2012 - Kreiskrankenhaus Bergstraße ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Kreiskrankenhaus</strong>: Die rot-grüne Koalitionsspitze hat sich festgelegt / Am<br />
Heppenheimer Bruchsee werden in den nächsten zehn Jahren 58 Millionen<br />
Euro investiert<br />
Unter dem Dach der Uniklinik Heidelberg<br />
Von unserem Redaktionsmitglied Karl-Heinz Schlitt<br />
Das Universitätsklinikum Heidelberg im Neuenheimer Feld streckt seine Fühler nach dem<br />
Heppenheimer Bruchsee aus.<br />
© zg<br />
<strong>Bergstraße</strong>. Das Geheimnis, das keines mehr war, wurde gestern gelüftet: Das<br />
<strong>Kreiskrankenhaus</strong> Heppenheim firmiert künftig als "eine Einrichtung des<br />
Universitätsklinikums Heidelberg". Spätestens zum 1. Januar, vermutlich vorher, werden die<br />
Schilder und Briefköpfe ausgetauscht. Auch, was die medizinische Aufstellung anbelangt,<br />
wird sich eine Menge ändern - zum Positiven, zeigen sich die Spitzen der schwarz-grünen<br />
Koalition überzeugt.<br />
Nach einem dreistündigen Beratungsmarathon gab der Koalitionsausschuss eine einstimmige<br />
Empfehlung für die Beschlussfassung in den Fraktionen ab. Sie sieht vor, dass das
Universitätsklinikum Heidelberg das finanziell in Schieflage geratene <strong>Kreiskrankenhaus</strong> auf<br />
Kurs bringen soll.<br />
Bis 2022 werden 58 Millionen Euro in Gebäudesanierung und Medizintechnik investiert,<br />
mehr als die Hälfte in den nächsten fünf Jahren. Dazu hat sich der neue<br />
Mehrheitsgesellschafter vertraglich verpflichtet.<br />
Garantien für die Mitarbeiter<br />
?Wer hat im <strong>Kreiskrankenhaus</strong> künftig das Sagen?<br />
Die unternehmerische Führung und die alleinige wirtschaftliche Verantwortung liegen beim<br />
Universitätsklinikum. Es erwirbt für den symbolischen Betrag von einem Euro 90 Prozent der<br />
Geschäftsanteile. Der Kreis ist Zehn-Prozent-Gesellschafter ohne wirtschaftliches Risiko.<br />
?Was passiert mit den 700 Mitarbeitern in Heppenheim?<br />
Betriebsbedingte Kündigungen wird es in den nächsten fünf Jahren nicht geben. Allerdings<br />
sind Versetzungen an eine andere Einrichtung des Universitätsklinikums Heidelberg in einem<br />
Umkreis von bis zu 35 Kilometern möglich. Die Mitgliedschaft in der<br />
Zusatzversorgungskasse des Öffentlichen Dienstes kann fortgeführt werden. Das Personal<br />
stellt sich fünf Jahre lang nicht schlechter als nach dem Tarif des Öffentlichen Dienstes<br />
(TVÖD). Die Uniklinik selbst hat einen eigenen Tarifvertrag. Er ist in seiner Struktur dem<br />
TVÖD mindestens gleichwertig, versichert der Bergsträßer Krankenhausdezernent Thomas<br />
Metz.<br />
?Welche Einflussmöglichkeiten verbleiben dem Landkreis?<br />
Als Minderheitsgesellschafter verfügt er über eine Sperrminorität. In zentralen Fragen muss<br />
Einstimmigkeit hergestellt werden. Das gilt sowohl für Änderungen des Gesellschaftsvertrags<br />
als auch bei einer Weiterentwicklung des medizinischen Konzepts - vor allem dann, wenn<br />
Fachabteilungen stillgelegt oder neu aufgebaut werden sollen.<br />
?Welche Vertragslaufzeit ist vereinbart?<br />
Der Konsortialvertrag regelt das Binnenverhältnis der Partner bis zum Jahr 2041. Bis dahin ist<br />
der Einfluss des Kreises gesichert. sl<br />
[mehr...]<br />
Zum Thema<br />
• Die Tür steht offen<br />
Den Löwenanteil bringt die Uniklinik selbst auf. Acht Millionen Euro steuert indirekt der<br />
Landkreis bei, indem er einen auf diese Summe angewachsenen Überziehungskredit ablöst.<br />
Die für das Kontokorrentkonto übernommene Bürgschaft reicht sogar um eine Million Euro<br />
darüber hinaus. In den letzten beiden Jahren hat das <strong>Kreiskrankenhaus</strong> Verluste in einer<br />
Größenordnung von vier Millionen Euro eingefahren.<br />
Sieben Mitbewerber ausgestochen
Das wirtschaftliche Risiko und die unternehmerische Führung liegen in Zukunft zu hundert<br />
Prozent bei der Uniklinik. Im Konzeptwettbewerb des Kreises stach sie sieben Mitbewerber<br />
aus, die am Ende noch zur Auswahl standen.<br />
Die Vorsitzenden der Bündnisfraktionen im Kreistag, Gottfried Schneider (CDU) und Thilo<br />
Figaj (Grüne), sind sicher, einen Volltreffer gelandet zu haben. Schließlich gehöre Heidelberg<br />
zur Spitzenklasse der deutschen Universitätskliniken.<br />
Signal nach Bensheim<br />
Neben dem medizinischen Expertenwissen überzeugen den Bergsträßer<br />
Krankenhausdezernenten Thomas Metz (CDU) die millionenschwere Finanzspritze und die<br />
vorbehaltlose Bereitschaft, nicht nur den Versorgungsauftrag am Standort Heppenheim<br />
"jederzeit zu gewährleisten", sondern auch Kooperationen mit anderen Krankenhausträgern<br />
im Kreis einzugehen. Das gilt ausdrücklich auch für das Heilig-Geist-Hospital in Bensheim<br />
und den Katholischen Klinikverbund Südhessen insgesamt. Er hatte gemeinsam mit der<br />
Caritasträgergesellschaft Saarbrücken (CTS) ebenfalls ein Kooperationsangebot für das<br />
<strong>Kreiskrankenhaus</strong> abgegeben.<br />
Das strebt nun unter dem Dach der Uniklinik eine - so Metz - möglichst hohe<br />
Versorgungsstufe in der Grund- und Regelversorgung an. Hinzu kommen Schwerpunkte wie<br />
ein Darmzentrum mit gastroenterologischer Chirurgie und die Erweiterung des onkologischen<br />
Behandlungsspektrums in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krebszentrum an der<br />
Universität Heidelberg. Auch die Schlaganfallbehandlung soll ausgebaut und die<br />
Brustschmerzeinheit gestärkt werden. Darüber hinaus bleibt Heppenheim Notfallstandort für<br />
den gesamten Kreis.<br />
Die Investitionsverpflichtung bezieht sich auf die Erneuerung von Medizin sowie die<br />
Sanierung von in die Jahre gekommenen OP-Bereichen, der Notfallaufnahme und der<br />
Intensivstation bis zu den Bettenstationen und Funktionsbereichen.<br />
© Bergsträßer <strong>Anzeiger</strong>, Dienstag, 04.09.2012