Gemeindebrief Nr. 45 - der Kolpingsfamilie Korbach
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<strong>Gemeindebrief</strong><br />
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Sie übernehmen zum Teil Sitzwachen, sie sprechen mit den Sterbenden, hören zu o<strong>der</strong> schweigen<br />
miteinan<strong>der</strong>. Sie lesen vor, singen o<strong>der</strong> beten. Sie halten Körperkontakte, vor allem, wenn<br />
<strong>der</strong> Kranke über an<strong>der</strong>e Sinne nicht mehr zu erreichen scheint, z. B. durch Handhalten, Streicheln,<br />
den Schweiß abwischen.<br />
Sie versuchen, für den Kranken mit leiser Musik, Aromastoffen, Kerzen o<strong>der</strong> Duftlampen eine<br />
angenehme Atmosphäre zu schaffen.<br />
Der Hospizverein hat sich ein weiteres Ziel gesetzt: durch Öffentlichkeitsarbeit<br />
die Menschen für das Thema „Sterben und Tod“ zu sensibilisieren, sodass in <strong>der</strong><br />
Gesellschaft Sterben als Teil des Lebens begriffen wird.<br />
Der gute Besuch <strong>der</strong> Veranstaltungen im Rahmen <strong>der</strong> „<strong>Korbach</strong>er Hospiztage“ und an<strong>der</strong>er<br />
Vortragsabende signalisiert Interesse, ebenso die Anfragen nach Referaten über die Hospizarbeit<br />
o<strong>der</strong> über Patientenverfügungen. Bis „Bru<strong>der</strong> Tod“ aber wie<strong>der</strong> einen selbstverständlichen<br />
Platz als Nachbar und Freund gefunden hat, wird noch viel Zeit vergehen.<br />
Die Hospizinitiativen sind in den letzten Jahren zu einer festen Institution in unserer Gesellschaft<br />
geworden. Parallel zur Entwicklung <strong>der</strong> Hospize hat sich in <strong>der</strong> Medizin eine neue Fachrichtung<br />
etabliert, die Palliativmedizin. Sie „ummantelt“ den nicht mehr therapierbaren Kranken,<br />
lin<strong>der</strong>t Symptome wie Schmerzen o<strong>der</strong> Atemnot und schafft damit Geborgenheit und<br />
eine verbesserte Lebensqualität.<br />
Die Nachhaltigkeit <strong>der</strong> Hospizarbeit hat Politik und Krankenkassen zum Umdenken veranlasst.<br />
Auch sie sehen jetzt Handlungsbedarf. Es ist ein Gesetz erlassen worden, wonach je<strong>der</strong> Mensch<br />
ein Anrecht auf palliativmedizinische Versorgung hat, und die Krankenkassen sind bereit,<br />
ambulante Hospizleistungen zu honorieren.<br />
Das Ökumenische ambulante Hospiz <strong>Korbach</strong> arbeitet seit zehn Jahren in <strong>der</strong> Begleitung von<br />
Kranken, Sterbenden und <strong>der</strong>en Angehöriger und in <strong>der</strong> Verbreitung des Hospizgedankens in<br />
<strong>der</strong> Öffentlichkeit. Die Ausbildung <strong>der</strong> zzt. 20 aktiven ehrenamtlichen Mitarbeitern (18 Frauen<br />
und zwei Männern) entspricht den hohen Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Hospiz. Sie begleiten in <strong>Korbach</strong> und <strong>der</strong> weiteren Umgebung jährlich 16 bis 20<br />
Schwerkranke, Sterbende und ihre Angehörigen.<br />
Die Angebote des Ökumenischen ambulanten Hospizes <strong>Korbach</strong> sind kostenfrei. Die Begleitung<br />
Sterben<strong>der</strong> und <strong>der</strong>en Angehöriger ist unabhängig von <strong>der</strong> sozialen o<strong>der</strong> materiellen<br />
Situation, <strong>der</strong> religiösen Anschauung, <strong>der</strong> Weltanschauung und <strong>der</strong> Herkunft des Sterbenden<br />
und <strong>der</strong>en Angehöriger.<br />
Um die weitere Hospizarbeit ausbauen zu können, die Kontakte zu Altenheimen, Pflegediensten<br />
und Krankenhäusern zu intensivieren und evtl. den Tätigkeitsbereich auf die Trauerbegleitung<br />
auszuweiten, arbeitet Frau Christine Bernhardt-Engemann seit dem 1. Mai 2008 in<br />
Teilzeit für das Ökumenische ambulante Hospiz <strong>Korbach</strong>. Bis Mai 2008 Vorstandsmitglied<br />
bringt sie die Erfahrung vieler Jahre in <strong>der</strong> Arbeit mit und ist jetzt als hauptamtliche Koordinatorin<br />
verantwortlich für die Ausbildung <strong>der</strong> Ehrenamtlichen, für alle Anfragen rund um die<br />
Begleitung Sterben<strong>der</strong> und <strong>der</strong>en Angehöriger, für Kontakte zu Einrichtungen und als feste<br />
Ansprechpartnerin für Ratsuchende. Sie ist zu erreichen unter <strong>der</strong> : Telefon 0700–765 765 00<br />
(Geschäftsstelle).<br />
Der Vorstand des Ökumenischen ambulanten Hospizes <strong>Korbach</strong> e.V.: Frau Dr. Irmgard Brachmann,<br />
Vorsitzende; Herr Pastor Johannes Helmer, stellvertr. Vorsitzen<strong>der</strong>; Herr Manfred Rummel,<br />
Schriftführer; Frau Brigitte Schmale, Kassiererin; Frau Annette Heßler; Frau Christine Langenhagen-Kaufmann;<br />
Pastor Stefan Paternoster.<br />
Dr. Irmgard Brachmann<br />
Ein Werk <strong>der</strong> Barmherzigkeit: Das letzte Geleit<br />
Die Gruppe „Das letzte Geleit“ <strong>der</strong> Caritaskonferenz St. Marien <strong>Korbach</strong><br />
■ Wer erfahren will, wie groß das Ausmaß <strong>der</strong> Vereinsamung inmitten unserer Gesellschaft<br />
geworden ist, <strong>der</strong> sollte sich auf den Friedhöfen umschauen. Die Zahlen <strong>der</strong> anonymen Bestattungen<br />
wie die <strong>der</strong> Trauerfeiern, bei denen nur noch wenige hinter dem Sarg hergehen, haben<br />
zugenommen. Manchmal folgt nur noch <strong>der</strong> Geistliche dem Sarg.<br />
Dieses Phänomen, das sich zuerst in den Großstädten und in den Ballungsräumen zeigte, hat<br />
längst den ländlichen Raum erreicht. Der kirchliche Ritus beschränkt sich immer häufiger auf<br />
die Trauerfeier in <strong>der</strong> Friedhofshalle. Vorherige Totenmessen werden nur selten gewünscht.<br />
Nur noch wenige bilden die Trauergemeinde.<br />
Mit diesem Zeitbild bekommt <strong>der</strong> christliche Auftrag, „Tote zu bestatten“, eine ganz neue<br />
Aktualität. Verstorbene zu beerdigen, gehört zu den „Sieben Werken <strong>der</strong> Barmherzigkeit“, wie<br />
sie uns im Matthäus-Evangelium und durch die Tradition <strong>der</strong> Kirche aufgetragen sind.<br />
Aus diesem Gedanken heraus bildete sich im Jahr 2000 innerhalb <strong>der</strong> Caritaskonferenz St.<br />
Marien <strong>Korbach</strong> die Beerdigungsgruppe „Das letzte Geleit“. Die Gruppe hat es sich zur Aufgabe<br />
gemacht, immer dann an einer Beerdigung teilzunehmen, wenn <strong>der</strong> Verstorbene keine<br />
Angehörigen, Verwandten, Freunde o<strong>der</strong> Nachbarn mehr hat, die an <strong>der</strong> Beerdigung teilnehmen<br />
können o<strong>der</strong> wollen. Diese Informationen erhält die Gruppe rechtzeitig über die Geistlichen<br />
o<strong>der</strong> über das Bestattungsunternehmen.<br />
Die Gruppe „Das letzte Geleit“ möchte mit ihrer Anwesenheit und mit ihren Gebeten dem<br />
Verstorbenen einen menschenwürdigen Abschied geben. Wer schon einsam und unbekannt<br />
leben musste, soll wenigstens auf seinem letzten Weg begleitet werden. Dieser Dienst hat<br />
etwas mit <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit <strong>der</strong> christlichen Gemeinden zu tun. Zu seiner Zeit haben wir<br />
den Verstorbenen nicht o<strong>der</strong> kaum gekannt – vielleicht unser aller Versäumnis. Dennoch<br />
<strong>Gemeindebrief</strong><br />
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