Linux-Magazin 20 Jahre Linux (Vorschau)
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September 1991: Die erste <strong>Linux</strong>-<br />
Version 0.0.1 liegt auf [ftp.funet.fi]<br />
Juli 1993: Mit Slackware 1.0 erscheint<br />
die erste <strong>Linux</strong>-Distribution<br />
Titelthema<br />
www.linux-magazin.de Rückblick 09/<strong>20</strong>11<br />
22<br />
26. August 1991: Die legendäre E-Mail<br />
von Linus an die Minix-Usergroup<br />
April 1992: Ari Lemmke richtet die erste<br />
<strong>Linux</strong>-Newsgroup [alt.os.linux] ein<br />
Nerd hinterm Vorhang<br />
August 1993: Ian Murdock startet das<br />
Debian-Projekt<br />
Ein schwedisch-finnischer Sonderling programmierte 1991 in Helsinki auf seinem neuen PC ein paar Zeilen Code.<br />
„Ja und?“, möchte man fragen. Doch die damaligen Unix-Kriege, die Erfindung des WWW, bessere Grafikchips und<br />
die Begeisterung der Mitstreiter machten <strong>Linux</strong> zum Welterfolg und Torvalds zum Star. Markus Feilner, Mathias Huber, Uli Bantle<br />
© Foto: Markus feilner<br />
Abbildung 1: Petersgatan 2: Hinter einem dieser Fenster in einem vierstöckigen Mietshaus fing alles an.<br />
Tasten klappern, Lüfter surren, laute<br />
Knabbergeräusche, nur gelegentlich unterbrochen<br />
von einer Mutter, die besorgt<br />
nach dem Rechten sieht und so gar nicht<br />
versteht, was der Spross den ganzen Tag<br />
treibt. In einem abgedunkelten Zimmer<br />
der Petersgatan 2 (Abbildung 1) sitzt ein<br />
(nach eigener Ansicht ausgesprochen<br />
hässlicher) 22 <strong>Jahre</strong> alter finnischer Nerd<br />
an einem für heutige Verhältnisse unglaublich<br />
teuren IBM-PC, hackt Code für<br />
ein eigenes Betriebssystem in die Tastatur<br />
und knabbert krachend rohe Spaghetti.<br />
Entwicklung auf Hightech<br />
der frühen 90er <strong>Jahre</strong><br />
So ähnlich muss es ausgesehen haben,<br />
vor <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n, als Linus Torvalds mit<br />
seinem ersten PC seine legendäre E-Mail<br />
abschickte (siehe Zeitstrahl oben). Ganz<br />
bescheiden steht da „Wird nichts Großes“<br />
und „Das wird wahrscheinlich nie<br />
andere Hardware unterstützen“ zu lesen.<br />
Torvalds’ Rechner, ein schneller 386er<br />
mit 32 Bit war für damalige Verhältnisse<br />
wirklich Highend.<br />
Die gängige Empfehlung für einen Multimedia-tauglichen<br />
PC lautete 1991: 286er<br />
Prozessor mit 12 MHz, 1 MByte RAM,<br />
80-MByte-IDE-Festplatte, 16-Bit-VGA-<br />
Karte mit 256 KByte und 14-Zoll-Monitor.<br />
Dabei hatte Intel den ersten 486er<br />
Prozessor bereits vorgestellt, aber noch<br />
Ende des <strong>Jahre</strong>s galt der 80486 DX mit<br />
50 MHz als sündhaft kostspieliges Top-<br />
Gerät. AMD führte zu der Zeit gerade mal<br />
den Am386 ein.<br />
Dass der Normalnutzer in der Regel geduldig<br />
die 5, 8 oder 10 MHz seines 8088ers<br />
ertrug, war vor allem den hohen Preisen<br />
geschuldet. Ein 486er mit 33 MHz, 4 Byte<br />
RAM und <strong>20</strong>0-MByte-Festplatte an einen<br />
14-Zoll-Monitor gestöpselt kostete rund<br />
8500 D-Mark, was aber auch oft der fast<br />
unerschwinglichen SCSI-Platte geschuldet<br />
war. Linus zahlte im Computerladen<br />
in der Petersgatan umgerechnet 6000 D-<br />
Mark, als Ratenkauf natürlich.<br />
Windows, DOS, High Memory<br />
und Borlands Compiler<br />
Wer das damals aktuelle Windows 3.0<br />
einsetzte, sollte sich allerdings mindestens<br />
1 MByte RAM kaufen, besser aber<br />
4 MByte. DOS-Anwender kämpften um<br />
jedes Kilobyte, das sie mit dem so genannten<br />
hohen Speicherbereich freischaufeln<br />
konnten. Speichermanager<br />
wie »EMM386.EXE« (erstmals veröffentlicht<br />
ebenfalls 1991) verschafften dem<br />
Anwender Zugriff auf RAM jenseits der<br />
unseligen 640-KByte-Barriere.<br />
Speicherplatz war nicht nur innerhalb<br />
des Rechners Mangelware: Das damals<br />
aktuelle Betriebssystem Netware 3.11<br />
etwa kam als Stapel von rund 30 Floppy-<br />
Disks daher. Gut, dass die neuen DLT-<br />
Bandlaufwerke Platz für solche größeren<br />
Datenmengen schafften. Entwickler<br />
programmierten mit Pascal oder dem<br />
Turbo-C++-Kompiler von Borland. Die<br />
Anwender ärgerten sich mit den zahlreichen<br />
IRQ-Konflikten herum, die durch<br />
die Zuweisung von Interrupts an Peripheriegeräte<br />
entstanden.<br />
Die Unix-Kriege<br />
Die Unix-Welt befand sich 1991 in einem<br />
Zustand, den Eric S. Raymond als „Unix-<br />
Kriege“ beschreibt (Abbildung 2, [2]).<br />
Seit das US-Justizministerium 1983 die<br />
Monopolstellung von AT&T im Telefonmarkt<br />
aufgebrochen hatte, war die im<br />
Jahr 1958 erteilte Auflage, keine kom-