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„Auf Eishockey könnte ich nicht verzichten“<br />
Dr. Miroslav Stur wäre ums Haar Profisportler statt Mediziner geworden<br />
Dr. Miroslav Stur<br />
Vilshofen. Eishockey oder Medizinstudium? Der Tscheche Miro Stur hatte das Zeug zum<br />
Nationalspieler – und musste sich 1988 dagegen entscheiden.<br />
Auf dem Eis tummelte er sich von Kindesbeinen an. Und um ein Haar hätte der Vilshofener<br />
Unfallchirurg Dr. Miroslav Stur im tschechischen Nationalteam gespielt und wäre bei der Junioren-<br />
Weltmeisterschaft in Kanada mit dabei gewesen. Aber die politischen Verhältnisse waren in<br />
Tschechien 1988 so, dass der Einzelne nichts zu melden hatte. „Wenn Du weiter Eishockey spielst,<br />
hast Du an der Universität nichts mehr zu suchen“, wurde dem damals 18-jährigen Studenten gesagt.<br />
Dabei konnte er sich ein Leben ohne Eishockey gar nicht mehr vorstellen. Schon mit fünf Jahren<br />
stand Miro Stur, der im mährischen Schönberg am Rande des Altvatergebirges aufwuchs, auf dem<br />
Eis und bewies Talent. In Tschechien, wo Eishockey die Sportart Nummer 1 ist, wurde das von Anfang<br />
an gefördert. Der Junge besuchte eine spezielle Eishockey-Klasse in der Grundschule und trainierte<br />
täglich auf dem Eis. Als Gymnasiast spielte er in der höchsten Liga mit und jagte den Puck durch ganz<br />
Tschechien.<br />
Dass er nach dem Abitur 1988 tatsächlich einen der begehrten Medizin-Studienplätze ergattern<br />
würde, konnte er zunächst kaum glauben. Das Studium gestaltete sich als harte Plackerei, „trotzdem<br />
wäre der Eissport damit zu vereinbaren gewesen“, sagt Stur heute. Ein einziges Mal kam er zu spät<br />
vom Auswärtsspiel zu einer Vorlesung - da begann der Ärger. Der für ihn zuständige Dozent, der<br />
auch Verbindungsmann des Geheimdienstes war, setzte ihn unter Druck: Eishockey oder Medizin.<br />
„Ich dachte zuerst, er macht Witze“, erzählt der heute 39-jährige Oberarzt, dessen Spezialgebiet die<br />
Fußchirurgie ist. Stur ging trotzdem am selben Tag noch zum Training. Immerhin war er bereits in der<br />
Vorauswahl für das Nationalteam, die Weltmeisterschaft in Kanada war das Ziel.<br />
Am nächsten Tag ließ der Dozent ihm ausrichten, dass er über seine Aktivitäten genau Bescheid<br />
wisse. Er stellte ihm ein Ultimatum bis 12 Uhr mittags – danach hätte der junge Mann sein<br />
Studienbuch abgeben müssen. „Da habe ich verstanden, dass ich keine Chance gegen ihn habe.“ Stur<br />
gab der Medizin schweren Herzens den Vorrang. Eineinhalb Jahre später änderte sich die Situation<br />
mit dem Zusammenbruch des sozialistischen Systems grundlegend – aber da war es für eine<br />
Profikarriere bereits zu spät. Dennoch begann er wieder zu spielen, bis er 2002 nach Vilshofen kam.<br />
Heute profitieren die Mitarbeiter des Krankenhauses von seinem sportlichen und die Black Hawks<br />
Passau von seinem chirurgischen Knowhow.<br />
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