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Von Helene Baumgartl Vilshofen. „Unter Seinesgleichen muss man ...

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<strong>Von</strong> <strong>Helene</strong> <strong>Baumgartl</strong><br />

<strong>Vilshofen</strong>. <strong>„Unter</strong> <strong>Seinesgleichen</strong> <strong>muss</strong> <strong>man</strong> nicht lange überlegen, wie <strong>man</strong> aussieht, <strong>muss</strong> keinem<br />

erklären, was <strong>man</strong> durchgemacht hat und dass <strong>man</strong> die Nase voll hat“. Marion Wirtz weiß, wovon sie<br />

spricht. Die 48-Jährige leitet seit zwei Jahren eine Adipositas-Selbsthilfegruppe in Bad Griesbach und hat<br />

zu ihren „besten“ Zeiten 150 Kilo auf die Waage gebracht - jetzt sind es noch 82. Gemeinsam mit ihrem<br />

Mann gründet sie nun auch für den Raum <strong>Vilshofen</strong>/Osterhofen eine Selbsthilfegruppe.<br />

Das erste Treffen findet am kommenden Montag um 19.30 Uhr im Krankenhaus <strong>Vilshofen</strong> statt, das sich<br />

zum Zentrum für Adipositas-Therapie entwickeln will. Dazu gehören nicht nur operative Eingriffe wie die<br />

Magenverkleinerung, sondern auch die Betreuung der Patienten durch Ernährungsberater,<br />

Physiotherapeuten, Psychologen und das Angebot einer Selbsthilfegruppe. Das wollen Christian und<br />

Marion Wirtz aus Haarbach jetzt in <strong>Vilshofen</strong> schaffen.<br />

An jedem vierten Montag im Monat steht die Tür für alle offen, um Erfahrungen auszutauschen, sich<br />

gegenseitig Tipps zu geben, medizinische Vorträge anzuhören - und um einander Mut zu machen beim<br />

Kampf gegen die Pfunde. „Sinn und Zweck unserer Gruppe ist, sich<br />

Erfahrungsaustausch und Gemeinsamkeit<br />

gegenseitig aufzubauen“, erklärt Marion Wirtz. Auch gemeinsame Freizeit-Aktionen wie Walken oder<br />

Schwimmen wollen ihr Mann und sie anbieten.<br />

Für die fachliche Begleitung werden der leitende Oberarzt Dr. Klaus Gerauer und Krankenhaus-<br />

Diätassistentin Christina Schiebl sorgen. Der Chirurg wird künftig in <strong>Vilshofen</strong> Magenoperationen<br />

durchführen und Adipositas-Patienten betreuen. Christina Schiebl hilft bei der Ernährungsumstellung, die<br />

- egal ob Operation oder nicht - auf jeden zukommt, der sein extremes Übergewicht loswerden will. „Ab<br />

einem bestimmten Gewicht bringen Diäten nichts, sondern nur eine Umstellung der<br />

Ernährungsgewohnheiten“, weist Christina Schiebl auf den Jojo-Effekt von Hungerkuren hin. Die<br />

Diätassistentin und der Chirurg werden bei den ersten Treffen der Selbsthilfegruppe anwesend sein und<br />

zu Beginn jedes Abends Informationen geben, Fragen beantworten oder Vorträge halten. Sie wollen sich<br />

aber auch rechtzeitig verkrümeln, damit die Teilnehmer ungezwungen miteinander reden können.<br />

Selbsthilfegruppe war 100 Kilometer weit weg<br />

Als die beiden vor zweieinhalb Jahren auf der Suche nach einer ehrenamtlich geleiteten Selbsthilfegruppe<br />

waren, <strong>muss</strong>ten sie fast 100 Kilometer in den Bayerischen Wald nach Viechtach fahren. Deshalb<br />

beschloss das Ehepaar, mit Hilfe des Deutschen Adipositas-Verbandes in Bad Griesbach eine Gruppe ins<br />

Leben zu rufen - mit großem Erfolg. Beim ersten Treffen saßen 15 Leute beieinander. „Zehn davon sind<br />

heute noch immer dabei“, erzählt der 48-Jährige. 20 bis 25 Teilnehmer kommen regelmäßig zu den<br />

Treffen. Alle zusammen haben schon über 600 Kilo abgenommen. Geschafft haben sie das durch eine<br />

Umstellung ihrer Ernährungs- und Lebensgewohnheiten, viel Motivation und gegenseitige Unterstützung -<br />

und <strong>man</strong>che zusätzlich noch durch das Anlegen eines Magenbandes wie Marion Wirtz.<br />

Mit zwölf Jahren<br />

schon 100 Kilo<br />

Zuvor hatte das Übergewicht sie von klein auf begleitet: „Wir sind zwölf Geschwister. Alle, die nach der<br />

Mutter kommen, sind dick. Alle, die nach dem Vater kommen sind dünn“, erzählt sie. Sie selbst brachte<br />

mit zwölf Jahren 100 Kilo auf die Waage, später wurden es bei der 1,76 Meter großen Frau zeitweise<br />

sogar 150. „Ich habe mich dabei pudelwohl gefühlt“, erzählt Marion Wirtz, „meine Schwester dagegen<br />

hat sich ihr Leben lang mit Diäten gequält, aber es ist immer nur schlimmer geworden. Erst ein<br />

Magenband hat ihr geholfen“.<br />

Im wahrsten Sinne geschnackelt hat es bei Marion Wirtz erst, als ihr nach zwei Bandscheibenvorfällen<br />

vor drei Jahren auch noch die Achillessehne riss. Das Ehepaar beschloss, sein Leben umzukrempeln.<br />

Denn auch bei Christian Wirtz hatten sich im Laufe der Jahre 165 Kilo angesammelt, nachdem der 1,85<br />

Meter große Gastwirt seine Handball-Karriere in der 2. Bundesliga wegen einer Verletzung abrupt<br />

beenden <strong>muss</strong>te. Heute hat Christian Wirtz dank eiserner Disziplin 40 Kilo weniger auf den Rippen. Bei


seiner Frau sind es sogar 60. Doch auch zugelegt haben die beiden - an Erfahrung. Die wollen sie in der<br />

Selbsthilfegruppe einbringen.<br />

Die neue Adipositas-Selbsthilfe-Gruppe <strong>Vilshofen</strong>/Osterhofen trifft sich künftig an jedem 4. Montag im<br />

Monat um 19.30 Uhr im Krankenhaus <strong>Vilshofen</strong>. Erster Termin ist am 23. März. Nähere Informationen<br />

geben Marion und Christian Wirtz unter Tel. 0160/4974349.<br />

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Anlaufstelle für Übergewichtige am Krankenhaus <strong>Vilshofen</strong>: die Selbsthilfegruppen-Leiter Marion und Christian<br />

Wirtz (von links), Diätassistentin Christina Schiebl, leitender Oberarzt Dr. Klaus Gerauer und Chefarzt Dr. Michael<br />

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