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PNP, Vilshofener Anzeiger, 27.11.2009<br />
Vilshofener Unfallchirurgen betreuen Passauer Black Hawks.<br />
Hobbymannschaft „Vils-Docs“ spielt selbst begeistert Eishockey und hofft darauf, dass die Donau<br />
zufriert.<br />
Begeben sich selbst gerne<br />
aufs Eis, die Vilshofener<br />
Unfallchirurgen Dr.<br />
Miroslav Stur (li.) und<br />
Chefarzt Dr. Hans-Otto<br />
Rieger<br />
Foto:ge<br />
Vilshofen. Im Eishockey geht es mitunter hart zur Sache. Obwohl die Spieler gut geschützt sind, führt<br />
der Körperkontakt schnell zu Verletzungen. Die Black Hawks Passau haben sich deshalb kompetente<br />
ärztlicher Partner aufs Eis geholt. Mit sportmedizinischem Knowhow und chirurgischen Fertigkeiten<br />
stehen die Unfallchirurgen des Krankenhauses Vilshofen den Eishockeyspielern zur Seite, wenn die<br />
Schulter lädiert, das Kreuzband gerissen ist oder Hände und Füße verletzt werden. Zur Unterstützung<br />
des Vereinsarztes Dr. Armin Spechter aus Passau werden die Unfallchirurgen auch bei Spielen die<br />
Betreuung übernehmen.<br />
Offene Türen rannten die Black Hawks mit ihrer Anfrage bei Dr. Hans-Otto Rieger, Chefarzt der<br />
Abteilung Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportmedizin, ein. Denn in ihrer Freizeit flitzen die<br />
Unfallchirurgen selbst mit Begeisterung übers Eis und haben sich zu einer Hobbymannschaft<br />
zusammengefunden: den „Vils-Docs“. Der eisige Winter im vergangenen Jahr hat dabei eine wichtige<br />
Rolle gespielt. Das gefrorene Altwasser der Donau in Windorf hat etliche Unfallchirurgen verlockt,<br />
ihre Eishockey-Kenntnisse wieder aufzufrischen, die sie als Buben auf dem heimatlichen Weiher<br />
erlernt hatten.<br />
„Es hat riesigen Spaß gemacht zu sehen, dass ich es noch kann“, sagt Dr. Hans-Otto Rieger, dessen<br />
Begeisterung ansteckend wirkte: Auch Haustechniker, Intensiv-Pfleger und der Chef der<br />
Bauchchirurgie wagten sich zu den Kollegen aufs Eis und testeten ihr Grenzen aus. Mit dem<br />
unfallchirurgischen Oberarzt Dr. Miro Stur (siehe Kasten) hatten sie zudem einen Profi erster Klasse,<br />
der den Spielern gutes Eishockey von Grund auf beibrachte. Denn rückwärts laufen konnten bei<br />
weitem nicht alle. Und der Handchirurg stand sogar erstmals auf Schlittschuhen. „Aber der hat sich<br />
durchgebissen!“, sagt Rieger anerkennend, der überaus stolz auf seine sportliche Truppe ist.<br />
Das Outfit war zunächst dürftig, doch das änderte sich, als das erste Turnier winkte. Im selbst<br />
entworfenen Trikot mit blau schimmerndem Schädel lieferten die zwölf Spieler sich im März in<br />
Regensburg gegen die Hobbymannschaft des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder und gegen<br />
eine Orthopädie-Firma spannende Kämpfe.<br />
Lautstarke Unterstützung gab es dabei von zahlreichen Mitarbeitern des Vilshofener<br />
Krankenhauses, die es sich nicht hatten nehmen lassen, im Bus mitzufahren und die „Vils-Docs“ mit<br />
wilden Gesängen, mit Schreien, Pfeifen und Johlen anzufeuern. „Es war eine Riesengaudi für alle“,<br />
meint Stur – und auch mit der sportlichen Leistung war der Sport-Profi sehr zufrieden.<br />
Die Lust auf Eishockey hat auch über den Sommer hinweg gehalten. Jetzt fiebern die „Vils-Docs“<br />
schon wieder auf die Eiszeiten im Stadion und hoffen auf die zugefrorene Donau. Diese Saison sind<br />
sie deutlich flinker unterwegs und scheuen auch den körperlichen Kontakt nicht. Und wenn etwas<br />
passieren sollte – an ärztlicher Soforthilfe wird es sicher nicht mangeln. − ge
„Auf Eishockey könnte ich nicht verzichten“<br />
Dr. Miroslav Stur wäre ums Haar Profisportler statt Mediziner geworden<br />
Dr. Miroslav Stur<br />
Vilshofen. Eishockey oder Medizinstudium? Der Tscheche Miro Stur hatte das Zeug zum<br />
Nationalspieler – und musste sich 1988 dagegen entscheiden.<br />
Auf dem Eis tummelte er sich von Kindesbeinen an. Und um ein Haar hätte der Vilshofener<br />
Unfallchirurg Dr. Miroslav Stur im tschechischen Nationalteam gespielt und wäre bei der Junioren-<br />
Weltmeisterschaft in Kanada mit dabei gewesen. Aber die politischen Verhältnisse waren in<br />
Tschechien 1988 so, dass der Einzelne nichts zu melden hatte. „Wenn Du weiter Eishockey spielst,<br />
hast Du an der Universität nichts mehr zu suchen“, wurde dem damals 18-jährigen Studenten gesagt.<br />
Dabei konnte er sich ein Leben ohne Eishockey gar nicht mehr vorstellen. Schon mit fünf Jahren<br />
stand Miro Stur, der im mährischen Schönberg am Rande des Altvatergebirges aufwuchs, auf dem<br />
Eis und bewies Talent. In Tschechien, wo Eishockey die Sportart Nummer 1 ist, wurde das von Anfang<br />
an gefördert. Der Junge besuchte eine spezielle Eishockey-Klasse in der Grundschule und trainierte<br />
täglich auf dem Eis. Als Gymnasiast spielte er in der höchsten Liga mit und jagte den Puck durch ganz<br />
Tschechien.<br />
Dass er nach dem Abitur 1988 tatsächlich einen der begehrten Medizin-Studienplätze ergattern<br />
würde, konnte er zunächst kaum glauben. Das Studium gestaltete sich als harte Plackerei, „trotzdem<br />
wäre der Eissport damit zu vereinbaren gewesen“, sagt Stur heute. Ein einziges Mal kam er zu spät<br />
vom Auswärtsspiel zu einer Vorlesung - da begann der Ärger. Der für ihn zuständige Dozent, der<br />
auch Verbindungsmann des Geheimdienstes war, setzte ihn unter Druck: Eishockey oder Medizin.<br />
„Ich dachte zuerst, er macht Witze“, erzählt der heute 39-jährige Oberarzt, dessen Spezialgebiet die<br />
Fußchirurgie ist. Stur ging trotzdem am selben Tag noch zum Training. Immerhin war er bereits in der<br />
Vorauswahl für das Nationalteam, die Weltmeisterschaft in Kanada war das Ziel.<br />
Am nächsten Tag ließ der Dozent ihm ausrichten, dass er über seine Aktivitäten genau Bescheid<br />
wisse. Er stellte ihm ein Ultimatum bis 12 Uhr mittags – danach hätte der junge Mann sein<br />
Studienbuch abgeben müssen. „Da habe ich verstanden, dass ich keine Chance gegen ihn habe.“ Stur<br />
gab der Medizin schweren Herzens den Vorrang. Eineinhalb Jahre später änderte sich die Situation<br />
mit dem Zusammenbruch des sozialistischen Systems grundlegend – aber da war es für eine<br />
Profikarriere bereits zu spät. Dennoch begann er wieder zu spielen, bis er 2002 nach Vilshofen kam.<br />
Heute profitieren die Mitarbeiter des Krankenhauses von seinem sportlichen und die Black Hawks<br />
Passau von seinem chirurgischen Knowhow.<br />
− ge