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Zeitgeschichtliches Archiv
Lesen, was verboten war
Wer sich mit Lokal- und Regionalgeschichte befasst, geht ins Archiv, muss
hier recherchieren, alte Zeitungen auswerten. Doch zu oft ist altes Material
nicht mehr vorhanden, der Vernichtung zum Opfer gefallen. Aus Platznot,
aus Geldnot. Umso verdienstvoller ist die Arbeit, die vom Zentrum für Kulturund
Zeitgeschichte in Marzahn-Hellersdorf geleistet wird.
Foto: ZgA-Berlin
In einem Gewerbegebiet im Bezirk befindet sich ein Archiv, dass hinsichtlich
seines angesammelten Materials einzigartig in Deutschland ist. Angesiedelt
ist das Zeitgeschichtliche Archiv beim Zentrum für Kultur- und Zeitgeschichte
(ZfK), einer Einrichtung des Berlin-Brandenburger Bildungswerks.
Anfang der 90er Jahre sollte das Zentrale Pressearchiv der DDR, das sich
damals beim Verlag Neues Deutschland befand, aufgelöst und vernichtet
werden. Das Berlin-Brandenburger-Bildungswerk, das davon erfuhr,
entschloss sich, diesen einmaligen Schatz zu sichern. „In einer spontanen
Aktion wurden die Dokumente gerettet und erst einmal in Fürstenwalde
eingelagert“, erinnert sich heute Achim Arzt, Leiter des ZfK.
Aus Fürstenwalde ist der Bestand dann nach Marzahn-Hellersdorf
gekommen, wo er nun systematisch aufgearbeitet wird. Der Aufwand, die
teilweise sieben Jahrzehnte alten Dokumente zu erhalten und benutzbar
zu machen, ist riesig. Jede einzelne Seite muss gesichtet werden, um zu
entscheiden, wie vorgegangen wird. Zuerst werden sie dann restauriert,
das heißt, mit Klebeband, Plastikhüllen und Lochverstärkerringen wird der
weitere Verfall gestoppt. Dann werden die Artikel gescannt und in einer
Archiv-Software erfasst, um sie zugänglich zu machen. Achim Arzt: „Wir
haben fast eineinhalb Millionen Artikel online verfügbar“. Dabei geht
es längst nicht mehr nur um das ND-Archiv, obwohl das mit rund zehn