Verlorener Raum Nordschleswig - Kultur.uni-hamburg.de
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22 vokus<br />
Wissensraum<br />
Der Wissensraum ist ein Geltungsraum, <strong>de</strong>r über die Reichweite einzelner<br />
Wissenselemente Aufschluss gibt. Damit sind diejenigen Verbreitungsräume<br />
gemeint, in <strong>de</strong>nen solche Elemente verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Dagegen zeichnet sich das<br />
Wissensmilieu dadurch aus, dass oft nur bestimmte Elemente o<strong>de</strong>r lediglich Fragmente<br />
solchen Wissens aufgenommen und aktiv verdichtet wer<strong>de</strong>n. Da die <strong>de</strong>utsche<br />
Volkskun<strong>de</strong> im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt lange Zeit vor allem eine nationale, d. h. eine auf <strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>utschen Sprachraum und weniger europäisch ausgerichtete Wissenschaft war, sollen<br />
durch diese Perspektive die damit verbun<strong>de</strong>nen regionalen Eigenlogiken volkskundlicher<br />
Wissensproduktion untersucht wer<strong>de</strong>n. Darauf aufbauend soll danach gefragt<br />
wer<strong>de</strong>n, inwiefern dieses regionale Wissen konstitutiv für volkskundliches Wissen und<br />
die Wissenschaft selbst ist. 12<br />
Wissenstransfer<br />
Wissenstransfer ist eine Basisoperation aller Wissenschaften. Durch ihn sollen Vorgänge<br />
beschrieben wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen Wissen Ort und Zustand wechselt. Die Interaktion<br />
zwischen Wissenschaft und Gesellschaft soll dabei in <strong>de</strong>n Blick genommen wer<strong>de</strong>n. Es<br />
wird hier davon ausgegangen, dass sowohl Wissenschaftler als auch Nicht-Wissenschaftler,<br />
Experten und Laien an Prozessen <strong>de</strong>r Wissensproduktion, Wissensaushandlung und<br />
Wissensvermittlung beteiligt sind. Durch die genauere Betrachtung <strong>de</strong>r Konstruktionsund<br />
Distributionsprozesse volkskundlichen Wissens sollen die komplexen Beziehungen<br />
von Experten- und Laienwissen, das Zusammenspiel kultureller Repräsentationen sowie<br />
die Koproduktion von Wissensformen genauer erfasst wer<strong>de</strong>n. 13<br />
Das Kieler Teilprojekt »<strong>Verlorener</strong> <strong>Raum</strong> <strong>Nordschleswig</strong> – die Be<strong>de</strong>utung volkskundlichen<br />
Wissens im <strong>de</strong>utsch-dänischen Grenzraum 1920–1940«<br />
Nach<strong>de</strong>m die Pilotphase 2008 abgeschlossen war, wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n Vorarbeiten zur<br />
Nutzung volkskundlichen Wissens durch politische Akteure für das Ziel einer<br />
Grenzrevision 14 und <strong>de</strong>r inneren Beschaffenheit <strong>de</strong>s Wissensmilieus um das Schleswig-<br />
Holsteinische Wörterbuch 15 eine Projektperspektive gewählt, die bei<strong>de</strong> Aspekte<br />
miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>t. Dabei ging es darum nachzuweisen, wie vor allem Sprache<br />
– und beson<strong>de</strong>rs die nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utsche Sprache – dazu genutzt wur<strong>de</strong>, einen ethnisch<br />
geschlossenen <strong>Raum</strong> Schleswig-Holstein und <strong>Nordschleswig</strong> zu konstruieren.<br />
Es sollte also <strong>de</strong>r Frage nachgegangen wer<strong>de</strong>n, wie <strong>de</strong>r <strong>Raum</strong> <strong>Nordschleswig</strong> durch<br />
volkskundliches Wissen nach <strong>de</strong>r Abtretung an Dänemark wie<strong>de</strong>r, vor allem kulturell,<br />
in Besitz genommen wer<strong>de</strong>n sollte.<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
Vgl. Antrag zur Finanzierung einer DFG-Forschergruppe, wie Anm. 7, hier S. 13.<br />
Vgl. Boie/ u. a., wie Anm. 2, S. 192 ff.<br />
Vgl. Boie, wie Anm. 5.<br />
Vgl. Drieschner, wie Anm. 4.