Arbeitsblatt 2
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ezieht und Gleichheiten oder Verschiedenheiten feststellt, allein aus der sinnlichen<br />
Wahrnehmung.<br />
Allerdings gibt es weder für den Rationalismus noch für den Empirismus Grund, daran zu<br />
zweifeln, dass die Dinge, so wie sie an sich sind, unserer Erkenntnis in irgendeiner Form<br />
zugänglich sind. Beide Positionen verfahren also unkritisch und dogmatisch. Denn der<br />
Rationalismus setzt die uneingeschränkte Erkenntnisfähigkeit unseres Vernunftvermögens,<br />
der Empirismus die uneingeschränkte Erkennbarkeit der Dinge unhinterfragt voraus.<br />
In der Weiterführung des Empirismus stellt sich für David Hume nun gerade im Hinblick auf<br />
die Möglichkeit von Erkenntnis das Problem, wie die sinnlich gegebenen Vorstellungen bzw.<br />
Wahrnehmungen überhaupt systematisch verbunden werden. Für ihn sind es insbesondere die<br />
Vorstellungen der Kausalität und der Substanz, vermittels deren wir die Wahrnehmungen zu<br />
einer einheitlichen Erfahrungswelt ordnen, und so zu Erfahrungsurteilen gelangen. Da für<br />
Hume Kausalität und Substanz weder reine Verstandesbegriffe noch reine Vernunftbegriffe<br />
sind, sondern lediglich auf Gewohnheit und Einbildung beruhen, ist in der Konsequenz dieser<br />
These jegliche Möglichkeit einer streng allgemeingültigen und notwendigen Aussage in den<br />
Bereichen der Naturwissenschaften und der Metaphysik ausgeschlossen. Dem Dogmatismus<br />
rationalistischer wie auch empiristischer Provenienz stellt der Skeptizismus Humes also ein<br />
mehr oder weniger begründetes Meinen oder Glauben gegenüber.<br />
(Kants Position in Grundzügen)<br />
Im Hinblick auf den wichtigen Begriff der Kausalität geht auch Kant davon aus, dass unsere<br />
Erkenntnis von der Erfahrung anhebt, denn um zwei Sachverhalte als Ursache und Wirkung<br />
zu bestimmen, müssen wir zuvor zumindest zwei Wahrnehmungen haben. Lässt sich für<br />
Hume nun nicht einsehen, mit welchem Recht wir beide Wahrnehmungen mit strenger<br />
Allgemeinheit und Notwendigkeit im Sinne von Ursache und Wirkung verbinden, wir also<br />
den Gebrauch des Begriffs der Kausalität aus reiner Vernunft begründen können, so lässt sich<br />
für Kant dagegen der Begriff der Ursache, auf den auch Hume nicht verzichten wollte, aus<br />
der Erfahrung niemals begründen, weil der Begriff der Kausalität in der Erfahrung gar nicht<br />
beobachtet werden kann.<br />
Zwar muss es für Kant – entgegen den Positionen des Empirismus und Skeptizismus –<br />
insofern von jeglicher Erfahrung unabhängige bzw. reine Verstandesbegriffe (Kategorien)<br />
geben, entgegen einer ontologisierenden rationalistischen Metaphysik, die glaubt, aufgrund<br />
solcher reinen Begriffe zu einer klaren und deutlichen Erkenntnis des Wesens der Dinge und<br />
des moralisch Guten zu gelangen, schränkt Kant die Geltung solcher reinen<br />
Erkenntniselemente allerdings auf den Bereich einer uns möglichen Erfahrung ein. Das Ding<br />
an sich bzw. die Wirklichkeit, wie sie unabhängig von aller Erfahrungsmöglichkeit für sich<br />
selbst als absolute Realität besteht, auch wenn Kant ein solches Ding an sich denknotwendig<br />
voraussetzen muss, ist und bleibt gemäß Kant für uns unerkennbar. Die reinen<br />
Verstandesbegriffe (Kategorien) besitzen zwar objektive Geltung, allerdings nur im Hinblick<br />
auf eine uns mögliche Erfahrung und deren Objekte.<br />
Gegenüber dem Rationalismus betont Kant die Unverzichtbarkeit der sinnlichen Anschauung<br />
für die Erkenntnis. Zwar stellt die Sinnlichkeit für Kant eine rezeptive Fähigkeit des Gemüts<br />
dar, von Gegenständen affiziert zu werden, dennoch ist sie – neben dem Verstand – einer der<br />
Stämme unseres Erkenntnisvermögens. Damit allerdings Erkenntnis entstehen kann, müssen<br />
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