Aktueller Gemeindebrief (Mai-Juni) - in der deutschsprachigen ...
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LEITWORT<br />
Liebe Schwestern und Brü<strong>der</strong>,<br />
Öffne de<strong>in</strong>en Mund für den Stummen, für<br />
das Recht aller Schwachen! (Sprüche 31,8)<br />
In e<strong>in</strong>em Kloster lernen die Mönche<br />
die strenge Regel, nur für die an<strong>der</strong>en zu<br />
sorgen und die eigenen Bedürfnisse ganz<br />
zurückzustellen. Als das Mittagessen<br />
ausgeteilt wird, bemerkt e<strong>in</strong> Mönch<br />
plötzlich e<strong>in</strong>e tote Maus auf se<strong>in</strong>em<br />
Suppenteller. Niemand sonst sieht es. Also<br />
ruft er laut <strong>in</strong> den Speisesaal: „Me<strong>in</strong><br />
Bru<strong>der</strong> neben mir hat noch ke<strong>in</strong>e<br />
Fleische<strong>in</strong>lage!“<br />
Von kle<strong>in</strong> auf s<strong>in</strong>d wir es gewohnt,<br />
unseren Mund zu öffnen, nicht alle<strong>in</strong> zum<br />
Atmen. Es ist uns <strong>in</strong> die Wiege gelegt,<br />
damit wir zu Essen bekommen,<br />
Zuwendung und e<strong>in</strong>e „saubere<br />
Umgebung“. Lebensnotwendig ist das <strong>in</strong><br />
diesem Stadium. Wir alle können schreien,<br />
wenn uns etwas fehlt und wir me<strong>in</strong>en, es<br />
müsse uns jemand helfen. Als Erwachsene<br />
machen wir das auch gern – frei nach dem<br />
Motto: „Wenn je<strong>der</strong> an sich denkt, ist für<br />
alle bestens gesorgt.“<br />
Gewiss: Eigenverantwortung ist<br />
wichtig, aber nicht nur für uns.<br />
Protestieren ist e<strong>in</strong> wesentlicher Teil<br />
unserer protestantischen Tradition. Und <strong>in</strong><br />
Krisenzeiten hilft es, wenn nicht nur die<br />
unmittelbar Betroffenen den Mund<br />
aufmachen. Was viele <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Land<br />
betrifft, muss auch me<strong>in</strong>e Sorge se<strong>in</strong>. Das<br />
fängt im Kle<strong>in</strong>en an, wie die Geschichte<br />
aus dem Kloster zeigt.<br />
Das Wort für den Monat <strong>Mai</strong> beruht<br />
auf jüdischem Denken lange vor Jesu<br />
Geburt. Christlicher Glaube kann<br />
couragierte Nächstenliebe <strong>in</strong> Form von<br />
offener Fürsprache für an<strong>der</strong>e nicht alle<strong>in</strong><br />
für sich beanspruchen. So f<strong>in</strong>den wir<br />
bereits im Alten Testament Wegweiser<br />
dieses pf<strong>in</strong>gstlichen Geistes, <strong>der</strong> uns<br />
aussendet und unseren Mund öffnet –<br />
allen voran die Propheten, schließlich die<br />
Apostel, nun uns.<br />
„Pf<strong>in</strong>gsten, e<strong>in</strong> kirchlicher Feiertag –<br />
Das Pf<strong>in</strong>gstfest ist e<strong>in</strong> Fest mit e<strong>in</strong>er<br />
beson<strong>der</strong>en Bedeutung, die vielfach<br />
vergessen wurde. Wir wollen uns diesem<br />
Feiertag nähern, ihn neu kennen lernen<br />
und uns dem Geist Gottes öffnen.“ So<br />
lautet <strong>der</strong> Titel e<strong>in</strong>es kirchlichen<br />
Sem<strong>in</strong>arangebots. Wäre das etwas für Sie?<br />
„Pf<strong>in</strong>gsten s<strong>in</strong>d die Geschenke am<br />
ger<strong>in</strong>gsten!?“ Das gilt nur für materielle<br />
D<strong>in</strong>ge, denn: Den Geist Gottes gab es<br />
schon immer gratis – und das heißt<br />
wörtlich: Von Gottes Gnade.<br />
Ich wünsche uns allen e<strong>in</strong> gesegnetes<br />
Pf<strong>in</strong>gstfest<br />
Ihr/Euer<br />
Stephan Büttner<br />
<strong>Mai</strong> — <strong>Juni</strong> 2013 3