Frankenstein (1931) - Das Dokument des Grauens
Frankenstein (1931) - Das Dokument des Grauens
Frankenstein (1931) - Das Dokument des Grauens
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BandI:1930-1945<br />
VonGöternundMonstern
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
Eine Chronik <strong>des</strong> Horrorfilms<br />
Band 2<br />
Von Göttern und Monstern<br />
Ralf Ramge<br />
Vollausgabe, Version 1.0, Stand: 22. April 2013
Im Vertrieb von: Freshpics Studios Ramge, Postfach 66, 3123 Belp, Schweiz<br />
dokument.<strong>des</strong>.grauens@gmail.com, http://retro-park.ch<br />
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
Eine Chronik <strong>des</strong> Horrorfilms<br />
Band 2: Von Göttern und Monstern<br />
von Ralf Ramge<br />
Mit Bibliografie und Index<br />
Zur Verfügung gestellt für nichtkommerzielle<br />
Veröffentlichung und Verwendung<br />
c○2004 - 2013 Freshpics Studios Ramge, alle Rechte vorbehalten<br />
Umschlagfoto vorne: Boris Karloff und Marylin Harris, „<strong>Frankenstein</strong>“,<br />
c○<strong>1931</strong> Universal Pictures<br />
Umschlagfoto hinten: Lon Chaney jr., „The Wolf Man“,<br />
c○1941 Universal Pictures
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einführung 1<br />
2 1930 9<br />
3 Le sang d’un poète (1930) 45<br />
4 The Bat Whispers (1930) 57<br />
5 Dracula (1930) 77<br />
6 Drácula (<strong>1931</strong>) 115<br />
7 Eine kurze Reise durch die Zeit 137<br />
Grant Wood: American Gothic (1930) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137<br />
Peter Kürten, der Vampir von Düsseldorf (1883 - <strong>1931</strong>) . . . . . . . . . . . 141<br />
8 M (<strong>1931</strong>) 161<br />
9 Svengali (<strong>1931</strong>) 193<br />
10 Die Mythen: Im Labor <strong>des</strong> Wahnsinns 207<br />
Die Anfänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208<br />
Curriculum Vitae: Victor <strong>Frankenstein</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215<br />
Dr. <strong>Frankenstein</strong>s weiterer Werdegang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241<br />
Arzt und Dämon: Dr. Jekyll und Mr. Hyde . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276<br />
<strong>Das</strong> verbrecherische Genie: Jack Griffin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298<br />
Unfreiwillige Mutationen: André Delambre . . . . . . . . . . . . . . . . . 309<br />
Facetten <strong>des</strong> Irrsinns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319<br />
11 <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) 337<br />
i
ii<br />
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong>
Kapitel 11<br />
<strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
Universals <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) 1 gilt bis heute als der einflussreichste und prägendste<br />
Film, welchen das Horrorgenre je hervorbrachte.<br />
Als er kurz vor Ende <strong>des</strong> Jahres <strong>1931</strong> in den Kinos anlief, gelangte das Horrorgenre<br />
zu seiner endgültigen Reife. Von nun an wussten die Kinogänger, was ihnen<br />
drohte, wenn sie sich zum Besuch eines Horrorfilms entschlossen: Verstörung, Angst,<br />
Entsetzen. Vorbei waren die Zeiten, in welchen man sich sicher sein konnte, dass auf<br />
der Leinwand alles mit rechten und politisch korrekten Dingen zuging. <strong>Das</strong> Publikum<br />
strömte in die Kinos hinein, um <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) zu sehen - und nicht wenige Zuschauer<br />
entschlossen sich zu einer nicht minder eiligen Flucht, als hier dann ein Film<br />
über die Leinwand flimmerte, welcher sie aus ihrer behüteten Realität herausriss, sie<br />
in eine Welt <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong> katapultierte und in eine Ecke drängte, aus welcher es nur<br />
zwei Auswege gab: den Ausgang <strong>des</strong> Kinosaals oder die Ohnmacht.<br />
Die kompromisslose Mischung aus Faszination und Grauen, welche <strong>Frankenstein</strong><br />
(<strong>1931</strong>) auf sein Publikum losließ, spaltete die Kinowelt zutiefst. Bei vielen Zuschauern<br />
überwog die Faszination und sie trugen die Kunde eines spektakulären Tabubrechers<br />
in die Welt. Andere hingegen waren vorrangig für das Grauen empfänglich und <strong>Frankenstein</strong><br />
(<strong>1931</strong>) unternahm als erste amerikanische Filmproduktion nichts dagegen,<br />
dieses Grauen zu mildern. Die Folge waren Aufschreie in den Medien und konservativen<br />
Institutionen, bis hin zu ausgewachsenen Zensurskandalen.<br />
<strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) war nicht nur ein skandalträchtiger Film. Er ist auch handwerklich<br />
von hoher Bedeutung für das Kino. Inhaltlich definierte er die Legende um<br />
<strong>Frankenstein</strong> und seine Kreatur neu. Wenn der durchschnittliche Mensch von heute den<br />
1 <strong>Frankenstein</strong> (Universal, USA <strong>1931</strong>, Regie: James Whale, Drehbuch: Francis Edward Faragoh,<br />
Garrett Fort, Robert Florey, John Russell (basierend auf dem Roman <strong>Frankenstein</strong>, or the Modern<br />
Prometheus von Mary Wollstonecraft Shelley sowie dem Bühnenstück <strong>Frankenstein</strong>: An Adventure in<br />
the Macabre von Peggy Webling und John L. Balderston), Kamera: Arthur E<strong>des</strong>on, Musik: Bernhard<br />
Kauhn, Maske: Jack P. Pierce, Spezialeffekte: John P. Fulton, Ken Strickfaden, Darsteller: Colin Clive,<br />
Boris Karloff, Mae Clarke, Edward Van Sloan, Dwight Frye, John Boles, Frederick Kerr, Lionel<br />
Belmore, Marylin Harris, Bildformat: 1.20:1, Tonformat: Movietone, Laufzeit: ca. 71 Minuten)<br />
337
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
Namen <strong>Frankenstein</strong> hört, assoziiert er diesen vor allem mit einem künstlichen Monstrum,<br />
welches mordend durch die Landschaft streift, wiederbelebt durch die Kraft der<br />
Elektrizität in einem alten Gemäuer mit Hilfe brummender und funkensprühender Apparaturen,<br />
von klobiger Gestalt und durch Narben entstellt. Diese Vorstellung ist ein<br />
fester Bestandteil nicht nur <strong>des</strong> Kinos oder der Literatur, sondern eine Tradition und<br />
ein fester Bestandteil vor allem der amerikanischen Kultur geworden; so sehr, dass sie<br />
sich in hunderten anderer filmischer und literarischer Werke und auch in kulturellen<br />
Ereignissen wie dem Feiern <strong>des</strong> Halloween-Festes unauslöschlich festgesetzt hat. Mit<br />
Mary Wollstonecraft Shelleys Roman hat diese Assoziation jedoch nicht das Geringste<br />
zu tun. Der Urheber dieser Bilder in unseren Köpfen ist alleine dieser Film, <strong>Frankenstein</strong><br />
(<strong>1931</strong>).<br />
Im März <strong>1931</strong> befand sich Universal<br />
in einer <strong>des</strong>aströsen finanziellen Lage.<br />
Durch das Fehlen einer eigenen Kinokette<br />
war Universal auf unabhängige Kinobesitzer<br />
angewiesen und hatte somit ein<br />
schweres Problem bei der Vermarktung.<br />
Der Konkurrenzdruck der Marktmacht<br />
der großen Hollywoodstudios war erdrückend.<br />
Hinzu kam noch Missmanagement,<br />
in Folge <strong>des</strong>sen sich Carl Laemmle<br />
schon längere Zeit hatte vorwerfen<br />
lassen müssen, er betreibe Vetternwirtschaft<br />
mit seinen europäischen Verwandten.<br />
Die wirtschaftliche Depression tat<br />
ihr übriges. Dracula (1930) war zwar ein<br />
großer Erfolg aus Universals Produktionsstätten,<br />
doch dieser Film lief erst im<br />
Februar <strong>1931</strong> flächendeckend in den Kinos<br />
an und sein Erfolg kam zu spät. Universal<br />
stand vor dem Abgrund. Im März<br />
<strong>1931</strong> wurden 350 Mitarbeiter auf die<br />
Straße gesetzt, um Personalkosten einzusparen.<br />
Kurz danach musste das Studio<br />
für sechs Wochen geschlossen werden.<br />
Abbildung 11.1: Filmplakat, USA <strong>1931</strong><br />
Es war klar, dass Dracula (1930) nicht<br />
ausreichen würde, um das Studio zu retten<br />
und eine solide Basis für einen Neuanfang zu schaffen. Ein ähnlich erfolgreicher<br />
Nachfolger musste her, und zwar möglichst sofort.<br />
Aber dies war leichter gesagt als getan. Tod Browning hatte sich nach der Fertigstellung<br />
von Dracula (1930) wieder umgehend in Richtung MGM abgesetzt. Außerdem<br />
waren dem Film zähe Verhandlungen und hohe Lizenzzahlungen vorausge-<br />
338
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
gangen, derartiges konnte sich Universal nicht schon wieder leisten. Daher war die<br />
erste Herausforderung, binnen kürzester Zeit ein ähnlich vielversprechen<strong>des</strong> Material<br />
zu finden, aus welchem man einen Film machen könnte.<br />
Abbildung 11.2: Filmplakat, USA <strong>1931</strong><br />
Der gedankliche Sprung von Stokers Dracula, or the Undead zu Shelleys <strong>Frankenstein</strong>,<br />
or the Modern Prometheus ist nicht sonderlich anstrengend. Bei<strong>des</strong> sind beliebte<br />
Klassiker der Horrorliteratur und haben somit aus Sicht eines Vertriebsmenschen und<br />
Managers ähnliche Grundvoraussetzungen für eine filmische Adaption. Shelleys Idee<br />
war zwar bereits von Thomas Edison mit <strong>Frankenstein</strong> (1910) verfilmt worden, aber<br />
damit konnte man leben. <strong>Das</strong>s der Roman nur durch Inkaufnahme heftiger Abstriche<br />
verfilmt werde könnte, erschien als verschmerzbar, denn von <strong>Frankenstein</strong> hatten die<br />
meisten Menschen bereits gehört, aber den Roman nie gelesen und daher auch nur ein<br />
schwammiges Bild von seinen Inhalten. Diese Idee hatte im Vergleich zur Realisierung<br />
von Dracula (1930) aber auch einen Vorteil: Mary Shelleys Roman war ungleich älter<br />
und bereits nicht mehr durch das Urheberrecht gedeckt, also konnte man hier ähnlich<br />
teure Lizenzkosten wie im Falle von Bram Stokers beinharter Witwe wohl vermeiden.<br />
339
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
Aber nur fast. Denn ähnlich wie im Jahr zuvor bei Dracula (1930) stieß man auf eine<br />
Bühnenfassung von <strong>Frankenstein</strong>, or the Modern Prometheus, die seit 1927 in England<br />
aufgeführt wurde. Dieses Bühnenstück der Autorin Peggy Webling war wiederum<br />
durch das Urheberrecht geschützt und, schlimmer noch, es genoss diesen Schutz sogar<br />
nach amerikanischem Recht, denn es existierte eine Fassung, welche für den Broadway<br />
geschrieben worden war und deren Filmrechte in der Hand jenes Mannes lagen,<br />
mit welchem Universal seit dem Rechte<strong>des</strong>aster <strong>des</strong> Vorjahres möglichst nichts mehr<br />
zu tun haben wollte: Horace Liveright.<br />
Aber immer der Reihe nach, denn diese Verstrickungen sind nicht ohne weiteres<br />
auf Anhieb zu durchschauen.<br />
Der Londoner Theaterproduzent Hamilton Deane brachte im Jahr 1927 etwa zeitgleich<br />
mit seiner Dracula-Produktion auch <strong>Frankenstein</strong>: An Adventure in the Macabre auf<br />
die Bühne. Im Gegensatz zu Dracula erwies sich <strong>Frankenstein</strong> jedoch als Flop. Die<br />
sehr angestrengt und langatmig wirkende Produktion erntete nur wenig Beifall und<br />
stand stets im Schatten <strong>des</strong> Dauerbrenners aus Transsylvanien. Die von Peggy Webling<br />
verfasste <strong>Frankenstein</strong>-Fassung litt unter den gleichen Symptomen wie Deanes<br />
erster Versuch, Dracula auf die Bühne zu transportieren; während es bei Dracula relativ<br />
schnell Abhilfe in Form einer Überarbeitung durch John Balderston gab, ließ diese<br />
Unterstützung bei <strong>Frankenstein</strong> jedoch noch einige Zeit auf sich warten. Deane fragte<br />
wiederholt bei Balderston an, ob er sich auch <strong>Frankenstein</strong> annehmen könne, aber<br />
Balderston zeigte sich zurückhaltend. Bei diesem Stück erschienen ihm Hopfen und<br />
Malz als verloren.<br />
Abbildung 11.3: Hamilton Deane in der<br />
Rolle <strong>des</strong> Monsters in <strong>Frankenstein</strong>: An<br />
Adventure in the Macabre<br />
Nichts<strong>des</strong>totrotz wurde Horace Liveright<br />
im Rahmen seiner Bemühungen,<br />
Dracula auf die amerikanischen Bühnen<br />
zu bringen, auch auf <strong>Frankenstein</strong> aufmerksam.<br />
Und so begann er Balderston<br />
zu drängen, <strong>Frankenstein</strong> für den amerikanischen<br />
Markt aufzubereiten.<br />
Es war das Jahr 1928, als sich Hamilton<br />
Deane angesichts John Balderstons<br />
Sturheit genötigt sah, sich selbst an<br />
<strong>Frankenstein</strong> zu versuchen. Er überarbeitete<br />
Peggy Weblings Skript und schaffte<br />
es immerhin bis zu einer Aufführung<br />
im Londoner West End im Februar 1930,<br />
mit sich selbst in der Rolle von <strong>Frankenstein</strong>s<br />
Kreatur (welche in Weblings Bühnenstück<br />
auch erstmals wie ihr Erschaffer den Namen <strong>Frankenstein</strong> trug).<br />
Im Laufe der Zeit hatte Hamilton Deane es immerhin vollbracht, John Balderston<br />
zur Unterzeichnung einer Option auf eine <strong>Frankenstein</strong>-Überarbeitung zu bewegen,<br />
340
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
welche im Laufe <strong>des</strong> Jahres <strong>1931</strong> ausgelaufen wäre. Und Balderston gedachte inzwischen<br />
nicht mehr, diese Frist verstreichen zu lassen, denn seine Erfahrungen mit Dracula<br />
hatten ihm inzwischen gezeigt, dass der Duft <strong>des</strong> Gel<strong>des</strong> nur selten etwas mit<br />
gutem Geschmack oder gar künstlerischem Anspruch zu tun haben muss. Seine Bedenken<br />
gegenüber der intellektuellen Wertlosigkeit der <strong>Frankenstein</strong>-Aufführung wurden<br />
durch die Verlockung <strong>des</strong> schnellen Reichtums regelrecht vom Tisch gefegt. Diese<br />
Entwicklung registrierte Horace Liveright mit Freude und er beauftragte John Balderston<br />
umgehend, eine für das Jahr <strong>1931</strong> angedachte amerikanische Bühnenfassung zu<br />
entwickeln.<br />
John Balderston kontaktierte daraufhin Peggy Webling, um in Zusammenarbeit mit<br />
ihr eine neue, bessere Fassung <strong>des</strong> Bühnenstückes zu entwerfen. Die Chemie zwischen<br />
den beiden Autoren stimmte und Horace Liveright nutzte die Gelegenheit umgehend,<br />
sich die US-Rechte an dieser überarbeiteten Fassung und darüber hinaus auch gleich<br />
noch 50% der Optionen an eventuellen Filmrechten zu sichern. Hamilton Deane sollte<br />
die Aufführungsrechte für Europa behalten und so schien ein akzeptabler Konsens<br />
gefunden zu sein, welcher alle vier Beteiligten zufriedenstellen sollte.<br />
Diese Konstellation hätte Universal jedoch nur Nachteile gebracht. Aufführungsund<br />
Filmrechte in der Hand Liverights, mit dem man sich schon bei den Verhandlungen<br />
zu Dracula (1930) überworfen hatte, nein, das wollte man wirklich nicht. Zu<br />
Universals Glück kam es jedoch zum Streit zwischen Liveright auf der einen und Balderston/Webling<br />
auf der anderen Seite.<br />
Liveright schaffte es nicht, John Balderston und Peggy Webling in Ruhe an ihrem<br />
Manuskript feilen zu lassen. Er hatte ständig neue Ideen und sein Fehler war, diese<br />
unter Zuhilfenahme aller Mittel durchsetzen zu wollen. Zwischen Peggy Webling und<br />
ihm kam es zum offenen Eklat und auch John Balderston zeigte sich zunehmend gereizt<br />
wegen Liverights Einmischungen.<br />
Als Universal an Balderston herantrat, begann sich die Geschichte zu wiederholen<br />
und es sollte erneut damit enden, dass Horace Liveright wie ein begossener Pudel<br />
im Regen stehenbleiben würde. Liveright hatte sich die Film- und Bühnenrechte für<br />
die USA gesichert, doch wie erwähnt galten diese nicht ewig und liefen <strong>1931</strong> aus.<br />
Durch den Börsencrash hatte jedoch auch Liveright finanzielle Probleme und nicht<br />
die Mittel, eine solche Produktion fristgerecht zu verwirklichen. Seine Versuche, seine<br />
Rechte an Universal zu verkaufen, schlugen fehl; in Hollywood war niemand daran<br />
interessiert, sich auf ein Geschäft mit der Nervensäge Liveright einzulassen. Somit<br />
blieb Liveright zuletzt nur die Möglichkeit offen, die Filmrechte an John Balderston<br />
und Peggy Webling zu verkaufen.<br />
John Balderston wusste natürlich über die miserable finanzielle Lage Universals<br />
Bescheid und ihm war klar, dass er nicht mehr von Lizenzzahlungen wie im Falle von<br />
Dracula (1930) träumen durfte. Man einigte sich statt<strong>des</strong>sen auf ein anderes Lizenz-<br />
341
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
modell: Balderston und Webling erhielten 20.000 Dollar plus eine Gewinnbeteiligung<br />
von einem Prozent an <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) 2 .<br />
Am 8. April <strong>1931</strong> wurde der Vertrag unterzeichnet und die Filmrechte an Peggy<br />
Weblings Arbeit wanderten in den Besitz Universals. Aber bis zum glücklichen Ende<br />
war es noch ein weiter Weg voller Missgeschicke und Verwirrungen.<br />
Wir sprachen bereits über die Planungen Universals, Dracula (1930) einen weiteren<br />
Horrorfilm hinterherzuschieben, auf dass sich <strong>des</strong>sen Erfolg hoffentlich wiederholen<br />
möge. Was für ein Film dies sein sollte, war noch im März <strong>1931</strong> offen und die drei<br />
Favoriten waren Verfilmungen von Edgar Allan Poes The Murders in the Rue Morgue,<br />
H.G. Wells’ The Invisible Man und natürlich Shelleys <strong>Frankenstein</strong>, or the Modern<br />
Prometheus. Die Ideen- und Autorenwerkstatt Universals erhielt den Auftrag, die drei<br />
Vorlagen zu evaluieren und ein brauchbares Konzept abzuliefern. Und dies sollte natürlich<br />
möglichst gestern geschehen.<br />
Der Chef dieser Abteilung, Richard Schayer, lud daraufhin den französischstämmigen<br />
Regisseur Robert Florey zu einem Mittagessen ein. Wir sind Florey bereits als<br />
Regisseur von The Coffin Maker (1928) flüchtig begegnet, doch der Grund, weshalb<br />
Schayer sich entschloss, Florey zu kontaktieren, war ein gänzlich anderer. Florey war<br />
ein bekannter und umgänglicher Regisseur, der dem Horrorgenre eng verbunden war.<br />
Dies drückte sich zwar nicht in seiner Filmografie aus, aber umso mehr in seinem Lebenslauf,<br />
denn als Jugendlicher arbeitete er im Pariser Théàtre du Grand Guignol und<br />
er liebte die expressionistischen Horrorfilme, welche die Europäer in den 20er Jahren<br />
produzierten. Fachlich hatte er als Experimentalfilmer auf sich aufmerksam gemacht<br />
und er hatte den Ruf, praktisch an die Wand gefahrene Projekte wie The Cocoanuts<br />
(1929) der Marx Brothers noch retten zu können. Ein talentierter Regisseur mit Expertenwissen<br />
im Bereich <strong>des</strong> expressionistischen Horrors und der Gabe, missionskritische<br />
Projekte noch auf den letzten Drücker in einen Erfolg zu verwandeln, war natürlich die<br />
allererste Wahl.<br />
Richard Schayer bot ihm The Murders in the Rue Morgue, The Invisible Man und<br />
<strong>Frankenstein</strong>, or the Modern Prometheus an. Florey sah in letzterem das größte Potential.<br />
Poes Schauermärchen hatte einen Gorilla als zentralen Charakter und dieses<br />
Gebiet war in den vergangenen Jahren von Hollywood bereits intensiv breitgetreten<br />
worden. The Invisible Man erschien ihm als zu wenig als Horrorfilm realisierbar und<br />
das einzige, was aus seiner Sicht gegen eine Verfilmung von Shelleys Roman sprach<br />
2 Dies sollte sich etwa 20 Jahre später zum Nachteil Universals auswirken. Im Jahr 1952 erhielt Universal<br />
Post von John Balderston und den Erben der fünf Jahre zuvor verstorbenen Peggy Webling. Sie<br />
reichten eine interessante Klage gegen Universal ein, in welcher sie eine Ausschüttung der Prozente für<br />
alle <strong>Frankenstein</strong>-Filme forderten, welche Universal seit <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) produziert hatte, anstelle<br />
nur für den Film von <strong>1931</strong> selbst. Ihre Begründung: Nur durch <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) sei die gesamte<br />
Franchise überhaupt erst ermöglicht worden. Universal gab schließlich klein bei und schaffte sich die<br />
Kläger durch eine Zahlung von $100.000 ein für allemal vom Hals. Ein teurer Spaß, wenn man bedenkt,<br />
dass Universal zu diesem Zeitpunkt keine Pläne hegte, die <strong>Frankenstein</strong>-Franchise noch weiterhin zu<br />
nutzen.<br />
342
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
war, dass <strong>Frankenstein</strong> (1910) bereits existierte - aber dieser Film war zum Glück<br />
schon in Vergessenheit geraten.<br />
Florey war von Schayers großzügigem Angebot natürlich begeistert. Dank Schayers<br />
Kooperation erschien es Florey als möglich, ein fünfseitiges Konzept zu entwerfen und<br />
dieses Carl Laemmle jr. zu präsentieren - in der Hoffnung, dass dieser davon angetan<br />
wäre und er dann auch auf dem Regiestuhl Platz nehmen dürfe.<br />
Florey machte sich sofort ans Werk<br />
und verarbeitete Shelleys ausschweifenden<br />
Roman zu einem filmtauglichen<br />
Konzept. Er strich massiv Elemente<br />
Shelleys, reduzierte die Spielorte auf einige<br />
wenige Sets und verdichtete die<br />
Handlung auf normale Spielfilmlänge.<br />
Von Mary Shelleys Original blieb dabei<br />
nicht mehr viel übrig, aber Robert Florey<br />
schaffte es, Shelleys Geist und ihre Aussage<br />
zu bewahren. Zu den wesentlichsten<br />
Aspekten von Floreys Entwurf zählten<br />
vor allem das durchweg düstere Ambiente<br />
in Form eines verfallenen Gemäuers,<br />
die brachiale Monstrosität von <strong>Frankenstein</strong><br />
Geschöpf, welches durch Florey zu<br />
einem wahren Monster wurde und natürlich<br />
die Elektrizität als lebensschaffendem<br />
Impuls. Kurz gesagt: Robert Florey<br />
schuf die expressionistische, am Gothic<br />
Abbildung 11.4: Robert Florey<br />
orientierte Grundlage <strong>des</strong> Films, welche<br />
das Genre prägen würde. Darüber hinaus<br />
war sein Skript auch der Inbegriff <strong>des</strong> Leinwandschreckens; Mitleid mit der geschundenen<br />
Kreatur war von Florey nicht vorgesehen, das Monster war schlichtweg böse<br />
und brutal, von seinem Schöpfer gnadenlos gefoltert.<br />
Am 16. und 17. Juni fanden Testaufnahmen statt, die inzwischen als ausgesprochen<br />
legendär gelten, was vor allem darin begründet ist, dass jegliches Ergebnis dieser<br />
Dreharbeiten als verschollen gilt. Robert Florey führte Regie, der angesehene Paul<br />
Ivano bediente die Kamera und als Darsteller hatte Florey die führenden Darsteller aus<br />
Dracula (1930) verpflichtet. Edward Van Sloan spielte Dr. Waldman und Dwight Frye<br />
übernahm die Rolle von Fritz, <strong>Frankenstein</strong>s Assistenten. Und auch Bela Lugosi war<br />
mit von der Partie, wobei mit seiner Teilnahme jedoch die Probleme begannen.<br />
Es wäre bestimmt nicht angemessen zu behaupten, Lugosi sei sein Erfolg mit der<br />
Rolle <strong>des</strong> Grafen in Dracula (1930) zu Kopfe gestiegen. Aber das sowieso schon ausgeprägte<br />
Selbstbewusstsein Lugosis erhielt hierdurch und den seitdem um seine Person<br />
343
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
stattfindenden Rummel einen gewaltigen Auftrieb. Universal hatte ihn als den neuen<br />
Lon Chaney beworben und die Frauen warfen sich dem geheimnisvollen ungarischen<br />
Charmeur scharenweise vor die Füße. Bela Lugosi war der Inbegriff eines Hollywoodstars.<br />
Als Robert Florey ihm die Rolle <strong>Frankenstein</strong>s anbot, sagte Lugosi natürlich<br />
umgehend zu. Die Rolle <strong>des</strong> verrückten Wissenschaftlers erschien ihm als geradezu<br />
auf ihn zu geschneidert, denn seit Dracula (1930) betrachtete sich Lugosi selbst als<br />
die Verkörperung <strong>des</strong> europäischen Gentlemans mit dem Hang zum Mysteriösen.<br />
Den Überlieferungen nach soll Bela Lugosi etwas befremdet dreingeschaut haben,<br />
als ihm klar wurde, dass er nicht für die Rolle <strong>des</strong> Wissenschaftlers unterschrieben<br />
hatte, sondern vielmehr für jene <strong>des</strong> gleichnamigen Monsters.<br />
Hiermit hätte Lugosi sicherlich leben können, doch der wenig wortscheue und noch<br />
weniger zurückhaltende Darsteller explodierte förmlich, als er das Skript und die Details<br />
zu den Testaufnahmen erhielt. Lugosi empfand diese vorrangig als ein Sammelsurium<br />
von Beleidigungen. Er sollte nicht sprechen, sondern nur grunzen! Die Kreatur<br />
war ein tumber Klotz, künstlerisch weit unter seinem Niveau! Und schlimmer noch, er<br />
sollte bei den Dreharbeiten durch die Kulissen von Dracula (1930) wanken!<br />
Wodurch konnte die Rolle zu diesem<br />
Zeitpunkt noch einen Reiz auf Bela Lugosi<br />
ausüben? Die Antwort liegt auf der<br />
Hand: durch die Maske. Lugosi gehörte<br />
noch zu der alten Schule von Darstellern,<br />
für welche es eine Selbstverständlichkeit<br />
war, dass sie den von ihnen dargestellten<br />
Charakter und somit auch sein Aussehen<br />
weitgehend selbst definierten. Bei<br />
Dracula (1930) hatte sich Lugosi wiederholt<br />
gegen den Maskenbildner Jack<br />
Pierce durchgesetzt und dem Vampirfürsten<br />
letztlich jenes Aussehen gegeben,<br />
welches Lugosi bereits während seiner<br />
Theaterzeit vorzeigte. Und niemand kann<br />
Lugosi vorwerfen, dass er sich hierbei<br />
einen Fehltritt geleistet habe, eher das<br />
Gegenteil war der Fall gewesen. Daher<br />
erscheint es als logisch, dass Lugosi gedachte,<br />
bei den <strong>Frankenstein</strong>-Tests analog<br />
zu verfahren. An dieser Stelle begin-<br />
Abbildung 11.5: Bela Lugosi während der<br />
Arbeit an seiner Maske für Dreharbeiten zu nen die historischen Überlieferungen jedoch,<br />
ausgesprochen ungenau zu werden<br />
Dracula (1930)<br />
und es ist inzwischen nahezu unmöglich,<br />
hier harte Fakten von Legendenbildung zu unterscheiden. Es ist bekannt, dass Lugosis<br />
344
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
Maske in die Katastrophe führte und letztlich Lugosis eigene Filmkarriere nachhaltig<br />
beeinträchtigte. Unklar hierfür sind jedoch die genauen Ursachen.<br />
Edward Van Sloan berichtete viele Jahre später, dass Lugosis Maske ausgesprochen<br />
lächerlich gewesen sei. Er habe ausgesehen wie Paul Wegeners Golem. Auch<br />
andere Interviewpartner erzählten in ihren Rückblicken, dass Lugosi eine grausam geschmacklose<br />
Maske getragen habe, deren Krönung eine opulente Perücke gewesen sei.<br />
Van Sloan berichtete auch, die Maske sei unter der Hitze der Scheinwerfer teilweise<br />
geschmolzen und habe der Kreatur nicht etwa ein monströses Aussehen verliehen, sondern<br />
vielmehr den Eindruck eines Clowns erweckt.<br />
Der amerikanische Filmhistoriker John<br />
T. Soister ging in seinem Buch Of Gods<br />
and Monsters noch einen Schritt weiter<br />
zeigte sich davon überzeugt, dass diese<br />
Maske einen Racheakt Jack Pierces gegenüber<br />
Lugosi wegen Dracula (1930)<br />
darstellte. Pierce war dafür berüchtigt,<br />
dass er sein Atelier schon beinahe diktatorisch<br />
leitete und eine Sitzung mit ihm<br />
für viele Darsteller als Abstecher in eine<br />
Visagistenfolterkammer endete; herbe<br />
Auseinandersetzung zwischen ihm und<br />
dem störrischen Ungar dürften unvermeidlich<br />
gewesen sein, zumal sich Jack<br />
Pierce auch zeitlebens darüber aufregte,<br />
dass Lugosi stets seine eigenen Geschmäcklereien<br />
mit unglaublicher Sturheit<br />
durchzusetzen versuchte. Trägt Jack<br />
Pierce wirklich die Verantwortung dafür,<br />
Abbildung 11.6: Ehemalige Erzfeinde<br />
schließlich doch noch vereint: Jack Pierce<br />
und Bela Lugosi am Set für Son of<br />
<strong>Frankenstein</strong> (1939)<br />
dass Bela Lugosi in der Gestalt eines Tonklotzes und eingehüllt in dicke Kleidung<br />
durch die Hitze der Scheinwerfer und <strong>des</strong> kalifornischen Sommers stapfte? Ausschließen<br />
kann man es nicht, aber da keiner der unmittelbar Beteiligten mehr am Leben<br />
ist und da auch keine Filmaufnahmen oder Fotographien von den Dreharbeiten mehr<br />
existieren, wird die genaue Ursache <strong>des</strong> Debakels wohl für immer im Dunkeln bleiben.<br />
Ebenso unklar ist, was genau der Grund für Lugosi darauf folgen<strong>des</strong> Ausscheiden<br />
aus der Produktion war. Lugosi behauptete zeitlebens stets, er habe hier einen<br />
Schlussstrich gezogen, vor allem weil die Rolle weit unter seinem Niveau gewesen<br />
sei. Es gibt aber auch Berichte darüber, Carl Laemmle jr. habe sich bei der Sichtung<br />
<strong>des</strong> eine Rolle umfassenden Testmaterials kringelig gelacht und Lugosi daraufhin gefeuert.<br />
Nach dieser Vorführung beendete Laemmle auch die Zusammenarbeit mit Robert<br />
Florey. Florey wurde umgehend sämtlicher Verpflichtung im Rahmen <strong>des</strong> <strong>Frankenstein</strong>-<br />
Projektes entbunden und ihm wurde angekündigt, er würde bald mit einem Ersatzpro-<br />
345
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
jekt betraut werden. Robert Florey protestierte umgehend und pochte auf die Einhaltung<br />
seines Vertrages. Doch dann musste er lernen, dass sein Vertrag lediglich garantierte,<br />
dass er aufgrund seiner bisherigen Leistungen in diesem Projekt einen Horrorfilm<br />
für Universal inszenieren durfte - es stand mit keinem Wort geschrieben, dass<br />
dies <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) sein musste. Robert Florey wurde aus dem Projekt entfernt<br />
und wurde einige Zeit später mit dem weniger herausfordernden Murders in the Rue<br />
Morgue (1932) betraut. Darüber hinaus wurde auch sein Name aus der Produktionshistorie<br />
und somit aus den Credits von <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) getilgt, was wiederum<br />
für ständige Diskussionen unter Historikern sorgt, denn viele der innovativen neuen<br />
Elemente aus <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) können auf Robert Floreys erste Rohfassung zurückgeführt<br />
werden.<br />
Mit dem Ausscheiden Robert Floreys aus dem durchaus zeitkritischen Projekt wurde<br />
dieses unangenehm verzögert. Floreys Konzept wurde grundlegend überarbeitet und<br />
hierbei auch die Vorlage von Peggy Webling stärker berücksichtigt. Dies hatte vor<br />
allem Auswirkungen auf die beabsichtigte Darstellung der Kreatur. Im Bühnenstück<br />
war sie ein Opfer ihres Schöpfers und keineswegs ein Täter, wie es Florey umzusetzen<br />
beabsichtigte. Hamilton Deanes Inszenierung war dafür bekannt, dass sie einen<br />
Gegenpol zu seiner Dracula-Adaption darstellte, denn hier war das Ungeheuer plötzlich<br />
der Sympathieträger. <strong>Das</strong> Publikum sollte es als happy ending werten, wenn sich<br />
Hamilton Deane in der Maske <strong>des</strong> Monsters am Ende im Halbdunkel der Bühne über<br />
Dr. <strong>Frankenstein</strong> beugte und Deane, begleitet von vielen Blitzen und Donnergrollen,<br />
sich anschickte, ihm die Kehle herauszureißen, was darin gipfelte, dass er einen mit<br />
roter Farbe durchtränkten Schwamm theatralisch zu Boden warf. Dies war der Racheakt<br />
der gepeinigten Kreatur in einem Stück, welches einen großen Wert auf einen<br />
humanistischen Kontext legte. In einer Szene ging Deane sogar so weit, die Kreatur<br />
eine (natürlich ausgestopfte) Taube durch ein geöffnetes Fenster in die Freiheit zu<br />
entlassen. Auf den Film färbte dies letztlich ab, denn auch hier wird Verständnis für<br />
<strong>Frankenstein</strong>s Monster erzeugt, wobei allerdings <strong>des</strong>sen Gestalt noch durchaus furchteinflößend<br />
bleibt. Floreys Handschrift wurde nicht vollständig aus den verschiedenen<br />
Fassungen der Drehbücher getilgt.<br />
Ähnlich verhielt es sich mit den Bauten. Floreys düsteres Ambiente sollte erhalten<br />
bleiben und auch seine Idee der Lebensspendung durch Elektrizität wurde nicht angetastet.<br />
Zum Vergleich: In Peggy Weblings Stück war die Erschaffungsszene äußerst<br />
unspektakulär, indem sich Hamilton Deane einfach von einem Tisch erhob. Mary Shelley<br />
blieb hier unspezifisch über die Vorgänge und ließ offen, wie der Kreatur das Leben<br />
eingehaucht wird. Es hätte durchaus das Werk eines Alchemisten oder eines Zaubertranks<br />
sein können, aber von der Urgewalt eines Blitzschlages ist in der Romanvorlage<br />
in keinster Weise die Rede. Man ist sich heute sicher, dass Robert Florey den Film und<br />
auch die Mythologie um <strong>Frankenstein</strong>s Monster nicht minder als der Regisseur <strong>des</strong><br />
Films prägte - und als umso ungerechtfertigter wird heute die Tatsache gewertet, dass<br />
Robert Floreys Name in den Credits <strong>des</strong> fertigen Films nicht mehr auftaucht.<br />
346
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
Da wir gerade den Regisseur von <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) erwähnten - nach Floreys<br />
Abgang hatte man natürlich das Problem, dass mit ihm auch der potentielle Regisseur<br />
das Projekt verlassen hatte und ein Nachfolger gefunden werden musste. Ganz<br />
zu schweigen davon, dass die Rolle <strong>des</strong> Monsters plötzlich nicht mehr besetzt war<br />
und auch noch andere zentrale Rollen wie jene von <strong>Frankenstein</strong> und seiner Verlobten<br />
Elizabeth noch immer ohne Darsteller waren. Wie prekär die Lage für Universal<br />
mittlerweile geworden war, wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass das<br />
Abservieren Floreys und Lugosis keineswegs von Anfang an beabsichtigt war. Carl<br />
Laemmle jr. hatte sogar bereits ein Filmplakat drucken lassen, auf welchem Bela Lugosis<br />
Name prangte. Die einzige Front, an welcher es nicht kriselte, war jene <strong>des</strong><br />
Drehbuches; hier hatte der Autor Garrett Fort seit April an einer Filmadaption von<br />
Weblings Bühnenstück gearbeitet und drei Monate nach Produktionsstart war dies das<br />
einzige Gebiet, auf welchem Fortschritte verzeichnet wurden. An allen anderen Ecken<br />
hingegen herrschte Krisenstimmung.<br />
Die Lösung kam in Form eines Engländers<br />
daher. James Whale war ein aufstrebender<br />
Regisseur, der innerhalb weniger<br />
Jahre einen Ruf als ausgesprochener<br />
Spezialist für Kriegsfilme erworben<br />
hatte. Seine Karriere kam in Fahrt, als er<br />
1929 in London das Kriegsdrama Journey’s<br />
End auf die Theaterbühne brachte,<br />
unterstützt von Darstellern wie George<br />
Zucco und Laurence Olivier. Die Kritiker<br />
lobten Whales Aufführung in den<br />
höchsten Tönen und vor den Theaterkassen<br />
bildeten sich tagtäglich lange Schlangen.<br />
Selbst als Laurence Olivier wenige<br />
Tage nach der Uraufführung das Ensemble<br />
verließ, schädigte dies den Erfolg<br />
von Journey’s End in keinster Weise; James<br />
Whale besetzte die Hauptrolle <strong>des</strong> Abbildung 11.7: James Whale<br />
Stückes mit dem Schauspieler Colin Clive<br />
neu und der Erfolg setzte sich fort. Schließlich schaffte es Whale mit einer an den<br />
amerikanischen Markt angepassten Version von Journey’s End sogar an den Broadway<br />
und auch hier wurde er gefeiert. Seine Eintrittskarte nach Hollywood hatte er somit<br />
sicher, denn der überragende Erfolg von Journey’s End forderte eine Filmversion<br />
geradezu heraus.<br />
James Whale flog 1930 nach Hollywood und kontaktierte dort Paramount. Durch<br />
sein Auftreten als wortgewandter Engländer wurde Howard Hughes auf ihn aufmerksam.<br />
Hughes befand sich damals in einer Bredouille, denn er zählte zu jenen Filmemachern,<br />
welche den richtigen Zeitpunkt für den Start in das Tonfilmzeitalter verschlafen<br />
347
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
hatten. Hughes hatte gerade sein Flieger-Kriegsdrama Hell’s Angels (1930) abgedreht,<br />
allerdings als reinen Stummfilm. Eine Vermarktung konnte er <strong>des</strong>halb so gut wie vergessen,<br />
denn Stummfilme waren nicht mehr angesagt. Daher gab er James Whale die<br />
Chance, sich zu beweisen. Er beauftragte Whale damit, Dialogszenen für Hell’s Angels<br />
(1930) zu drehen. Whale akzeptierte und es endete glimpflich. Der Film wurde ein Erfolg,<br />
spielte bei etwas über 8.000 Dollar Produktionskosten etwa 3 Millionen wieder<br />
ein und war am Ende auch als Oscaranwärter für die beste Kamera im Gespräch.<br />
Journey’s End (1930) folgte auf dem Fuße. Dieser Film war nicht nur James Whales<br />
erste eigenständige Regiearbeit. Er brachte auch gleich noch seinen alten Hauptdarsteller<br />
Colin Clive in der Rolle <strong>des</strong> Captain Dennis Stanhope unter. Journey’s End<br />
(1930) war aufgrund alter Vertragsbindungen als eine Produktion der englischen Tiffany<br />
Pictures ausgegeben und in der Folgezeit kostete es James Whale einige Verrenkungen,<br />
bis er sich aus sämtlichen Verbindlichkeiten herausgelöst hatte und für Universal<br />
Waterloo Bridge (<strong>1931</strong>) inszenieren durfte, seinen nächsten Film.<br />
Waterloo Bridge (<strong>1931</strong>) war ein Kriegsdrama. Aber es war eines der inhaltlich etwas<br />
provokanteren Art. Mae Clarke spielte die Hauptrolle der Myra Deauville, einer<br />
Hure, welche sich in eine Liebesaffäre mit dem kanadischen Soldaten Roy stürzt, jedoch<br />
ohne ihn über ihre Vergangenheit aufzuklären. Ein glückliches Ende bleibt den<br />
beiden jedoch verwehrt, weil Myra während eines Luftangriffes auf London zu Tode<br />
kommt. Neben Mae Clarke war noch Frederick Kerr zu sehen und, noch am Anfang<br />
ihrer Karriere, Bette Davis. Mit der Besetzung der Rolle Myras durch Mae Clarke<br />
hatte James Whale gezeigt, dass er sich durchaus durchsetzen konnte, wenn es um die<br />
künstlerische Leitung eines Films ging; nachdem er bei den Dreharbeiten zu Hell’s Angels<br />
(1930) beinahe an den Versuchen verzweifelt war, aus der Hauptdarstellerin Jean<br />
Harlow einwandfrei artikulierte Laute heraus zu wringen, weigerte er sich bei Waterloo<br />
Bridge (<strong>1931</strong>) beharrlich, ein weiteres Starlet für die Rolle zu verpflichten und<br />
griff auf die damals unbekannte Mae Clarke zurück. Diese Entscheidung erwies sich<br />
als richtig, denn Mae Clarke lieferte eine hervorragende Arbeit ab. Waterloo Bridge<br />
(<strong>1931</strong>) wurde mit Lob überschüttet und James Whale schaffte mit diesem Film seinen<br />
endgültigen Durchbruch. Universal gab ihm als Belohnung freie Hand bei der Wahl<br />
seines nächsten Projektes.<br />
James Whales Glücksgefühle über diesen Blankoscheck hielten sich jedoch in<br />
Grenzen als er sah, welche Projekte ihm zur Wahl standen. Da Universal am Rand<br />
der Pleite stand, konzentrierte man sich dort vornehmlich auf das Kerngeschäft und<br />
der größte Vorjahreserfolg <strong>des</strong> Studios war Lewis Milestones All Quiet on the Western<br />
Front (1930). Oh nein, nicht schon wieder ein Kriegsfilm, dachte sich Whale und<br />
suchte nach Alternativen. Aber es schien keine solche zu geben. Nur noch ein banales<br />
Gruselfilmchen mit dem Titel <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) schien übrig zu sein und auch dieses<br />
entsprach nicht unbedingt Whales Vorstellungen eines erstrebenswerten Eintrags in<br />
der eigenen Filmografie, zumal hier bereits der Karren augenscheinlich in den tiefsten<br />
Dreck gefahren worden war.<br />
Aber alles erschien besser als noch ein weiterer Kriegsfilm, denn abgesehen davon,<br />
dass James Whale von dieser Materie wirklich genug hatte, wäre er hiermit bewusst in<br />
348
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
die Falle getappt und müsste fortan den Ruf eines Kriegsfilmregisseurs zeitlebens mit<br />
sich herumschleppen. Also sagte er für <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) zu, das aus seiner Sicht<br />
geringere Übel. Außerdem war ihm freie Hand zugesagt worden und unter diesen Bedingungen<br />
erschien es besser, diesen Film zu drehen, als sich bei anderen Studios zu<br />
bewerben.<br />
Whales erster Schritt war, Floreys Entwurf, mit welchem das Debakel einst begann,<br />
genauer zu betrachten. Der Entschluss reifte, dieses Skript komplett zu verwerfen. Der<br />
inzwischen von den Laemmles unter Vertrag genommene Darsteller Henry <strong>Frankenstein</strong>s,<br />
Leslie Howard, folgte kurz hinterher. An seiner Stelle engagierte James Whale<br />
seinen alten Weggefährten Colin Clive. Bette Davis war eine heiße Kandidatin Carl<br />
Laemmle jrs. für die Rolle der Elizabeth, doch sein Onkel Carl Laemmle zögerte - er<br />
sah in Bette Davis ein kommen<strong>des</strong> Sexsymbol und wollte sie sich für einen Film aufheben,<br />
in welchem er ihr größtes Kapital, nämlich ihre langen Beine, besser in Szene<br />
setzen konnte. James Whale bereitete diesem ständigen Für und Wider ein Ende, als<br />
er Bette Davis ablehnte und statt<strong>des</strong>sen Mae Clarke als Elizabeth verpflichtete. Als<br />
alten Baron <strong>Frankenstein</strong>, den Vater <strong>des</strong> experimentierenden Henrys, verpflichtete er<br />
Frederick Kerr, der ebenso wie Mae Clarke in Waterloo Bridge (<strong>1931</strong>) mitspielte und<br />
dort in den Szenen, in welchen er auftauchte, den anderen Darstellern die Show stahl.<br />
Edward Van Sloan und Dwight Frye hatten Glück und wurden von James Whale in die<br />
finale Besetzungsliste von <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) übernommen. Nun fehlte nur noch ein<br />
Darsteller ... jener <strong>des</strong> Monsters.<br />
James Whales Lebensgefährte David Levy, der sich unter seinem Künstlernamen<br />
David Lewis im Laufe der folgenden Jahren einen guten Ruf als Produzent erarbeiten<br />
würde, sah sich eines Tages das Gefängnisdrama The Criminal Code (<strong>1931</strong>) von Howard<br />
Hawks an. Dort wurde er auf einen Nebendarsteller aufmerksam, welcher ihm<br />
wie geschaffen für die Rolle <strong>des</strong> Monsters erschien.<br />
Dieser junge Mann hieß William Henry Pratt und er schien eines der unzähligen<br />
jungen Talente zu sein, welche jede Tätigkeit annahmen, um sich in Hollywood durchschlagen<br />
zu können. Eigentlich wollte er Schauspieler sein, aber er kam über Nebenrollen<br />
nicht hinaus, seit er 1916 in einem ersten Film mitgewirkt hatte. Auch das Ändern<br />
seines Geburtsnamens in den exotisch klingenden und sein beeindrucken<strong>des</strong> Äußeres<br />
untermalenden Namen Boris Karloff half hier nur wenig. Trotz seiner fast 80 Filmauftritte<br />
schlug er sich bis ins Jahr <strong>1931</strong> vornehmlich mit Hilfsarbeitertätigkeiten durch;<br />
im Sommer <strong>des</strong> Jahres <strong>1931</strong> war er gerade als Traktorfahrer im Holzlager Universals<br />
tätig. Aber Karloff war frohen Mutes und ließ keine Gelegenheit aus, sich um neue<br />
Rollen zu bewerben.<br />
So auch an jenem Mittag. Karloff saß geschniegelt und gestriegelt und mit seinem<br />
besten Anzug bekleidet in der Kantine, um noch schnell ein Häppchen zu essen<br />
und sich danach auf ein Vorsprechen zu begeben, als ihm der Keller plötzlich eine<br />
Nachricht von einem Gentleman auf einem silbernen Tablett überreichte, der an einem<br />
der Nachbartische saß. Karloff nahm den Zettel entgegen und versäumte für den Rest<br />
349
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
seines Lebens keine Gelegenheit um zu erzählen, wie er, herausgeputzt wie zu seiner<br />
eigenen Hochzeit, die Nachricht las, in welcher James Whale ihm die Rolle eines<br />
Monstrums anbot.<br />
Karloff war ein Opportunist. Dementsprechend begab er sich an Whales Tisch und<br />
sagte zu.<br />
James Whale fertigte eine Portraitskizze Karloffs an, in welcher er jene Gesichtsmerkmale<br />
betonte, welche ihn an Karloffs Aussehen faszinierten: die hohe Stirn, die<br />
tiefsitzenden Augen und die Wangenknochen. Diese Zeichnung zeigte er Jack Pierce<br />
und legte ihm seine Idee dar, wie das Monster aussehen könnte. Parallel arbeiteten bereits<br />
mehrere Designer Universals an Konzepten und sie produzierten ein wil<strong>des</strong> Allerlei<br />
von Vorschlägen hinsichtlich der Erscheinung <strong>des</strong> Monsters. Einige der Zeichnungen<br />
tendierten zu der Erscheinung eines geistig zurückgebliebenen, grobschlächtigen<br />
Mannes, andere übersäten sein Gesicht mit Beulen und Geschwülsten, einige erinnern<br />
heute an Außerirdische, welche Filmen der 50er Jahre entsprungen zu sein scheinen,<br />
der Designer Karoly Grosz lieferte gar die Zeichnung eines Roboterkopfes ab. Von<br />
letzterem wurde die Idee zweier in Höhe <strong>des</strong> Nackens am Hals befestigter Stahlbolzen,<br />
über welche der Kreatur der Strom in den noch leblosen Körper schießen sollte,<br />
übernommen. Von den restlichen Entwürfen überlebten nur die häufig auftretenden<br />
Gemeinsamkeiten einer hohen Stirn sowie wulstiger Augenbrauen.<br />
Abbildung 11.8: Jack Pierce (links) und<br />
Boris Karloff (mitte) während der Dreharbeiten<br />
beim Betonen der Delle in Karloffs<br />
Wange<br />
<strong>Das</strong> endgültige Aussehen <strong>des</strong> Monsters<br />
sollte schließlich in den Händen von<br />
Jack Pierce liegen. Basierend auf Whales<br />
Grundidee begann er, Karloffs natürliche<br />
Gesichtsmerkmale zu betonen. Er verlängerte<br />
Karloffs Stirn noch ein wenig nach<br />
oben und flachte seinen Schädel ab, sodass<br />
er an einen Topf erinnerte, in welchen<br />
sein Schöpfer das fremde Gehirn<br />
einfach platzieren könnte. Die wulstigen<br />
Knochen unter den Augenbrauen wurden<br />
mit großen Mengen Nasenkitts geformt.<br />
Karloffs Gesicht wurde anschließend<br />
grau geschminkt - zumin<strong>des</strong>t am<br />
Anfang, bis jemand die Idee hatte, statt<strong>des</strong>sen<br />
die Farbe grün zu benutzen.<br />
Karloff ließ all die Prozeduren geduldig<br />
und gefügsam über sich ergehen. Sehr zur Freude von Jack Pierce natürlich, der<br />
in Boris Karloff das genaue Gegenteil <strong>des</strong> von ihm wegen seiner ständig Nörgelei und<br />
Besserwisserei verhassten Lugosi erlebte. Karloff arbeitete auch kräftig mit; so empfand<br />
er während einer Sitzung seine Augen als zu lebhaft für das Monster und brachte<br />
Jack Pierce hierdurch auf die Idee, eine kräftige Portion Wachs auf Karloffs Augenlie-<br />
350
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
der zu schmieren, sodass dieser sie unmöglich ganz öffnen konnte und was <strong>Frankenstein</strong>s<br />
Monster einen durchweg zombieähnlichen Blick verlieh. Sehr zum Leidwesen<br />
Karloffs übrigens, denn seine Augen entzündeten sich aufgrund dieser Tortur ständig.<br />
Genauere Beobachter entdecken bei dem Monster auch stets eine markante Delle in<br />
seiner rechten Wange. Auch dies war eine Idee Karloffs. In Karloffs Gebiss prangte eine<br />
Zahnbrücke, welche sich über drei Zähne erstreckte. Diese Brücke nahm er heraus<br />
und somit konnte er seine Wange ein Stück in seinen Mund hineinsaugen - fertig war<br />
ein maskenbildnerisch nur schwer umsetzbarer Effekt.<br />
Aber jetzt haben wir so viel über die Vorgeschichte <strong>des</strong> Films geschrieben, dass<br />
es an der Zeit ist, dass wir uns den Film ansehen. Wir werden dies wieder häppchenweise<br />
tun, durchsetzt mit einigen Hintergrundinformationen und anderen Details zu<br />
bestimmten Szenen. Vorhang auf für einen der großen Klassiker <strong>des</strong> Horrorfilms!<br />
Der Film beginnt ausgesprochen ungewöhnlich, nämlich mit einem Prolog. Bei frühen<br />
Aufführungen von Dracula (1930) erschien Edward Van Sloan nach dem eigentlichen<br />
Ende <strong>des</strong> Films auf der Leinwand und bereitete die Zuschauer darauf vor, das<br />
Filmtheater ohne wackelige Knie zu verlassen. Bei <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) entschloss<br />
sich Universal, eine derartige Szene vor den tatsächlichen Filmbeginn zu setzen.<br />
Bei Universal war man sich darüber<br />
im Klaren, dass man sich mit <strong>Frankenstein</strong><br />
(<strong>1931</strong>) recht weit aus dem Fenster<br />
lehnte. Der Film ging weiter als je<br />
ein Film zuvor und zeigte Szenen, deren<br />
Intensität und Potential zur Provokation<br />
nicht unterschätzt werden durften. Man<br />
befürchtete, <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) sei zu<br />
heftig für das zeitgenössische Publikum<br />
ausgefallen. Heftig genug, um es zu verprellen.<br />
Aber dies durfte nicht passieren,<br />
denn schließlich wurde der Film ja gedreht,<br />
um Universals leere Kassen zu füllen.<br />
Daher wurde schon im Vorfeld der<br />
Vermarktung aus diesem Element Profit<br />
Abbildung 11.9: Edward Van Sloan eröffnet<br />
den Film mit einer Warnung<br />
geschlagen. Im Trailer von <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) wurde erstmals in der Filmgeschichte<br />
ein Film als Horror tituliert, was sowohl einen ehrlichen als auch einen umsatzfördernden<br />
Effekt mit sich bringen sollte. Der Prolog <strong>des</strong> Films schlug in die gleiche Kerbe,<br />
denn auch hier wurde nochmals darauf hingewiesen, dass empfindliche Gemüter mit<br />
dem Film überfordert sein könnten:<br />
„Wie geht es Ihnen?“, beginnt Edward Van Sloan seine Ansprache. „Herr Carl<br />
Laemmle denkt, es sei unhöflich, Ihnen diesen Film ohne eine freundliche Warnung<br />
zu präsentieren. Wir werden nun die Geschichte von <strong>Frankenstein</strong> erzählen, einem<br />
Wissenschaftler, der einen Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen wollte, ohne<br />
351
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
hierbei auf Gott zu zählen. Es ist eine der eigenartigsten Geschichten, welche je erzählt<br />
wurden. Sie erzählt von den zwei großen Mysterien der Schöpfung - dem Leben und<br />
dem Tod. Ich glaube, sie wird Sie erschauern lassen. Sie könnte Sie schockieren. Sie<br />
könnte Sie sogar ängstigen. Also, falls Sie denken, dass Sie ihre Nerven einer solchen<br />
Anspannung nicht aussetzen können, ist jetzt Ihre Chance zu ... nun, wir haben Sie<br />
gewarnt!“<br />
Universal nahm die eigene Befürchtung, dass Zuschauer durch den Film in hohem<br />
Maße schockiert werden könnten so ernst, dass ein knappes Dutzend Autoren auf diese<br />
kurze Begrüßung angesetzt wurden. Unter den Autoren befand sich übrigens auch<br />
John Huston, der spätere Regisseur von Klassikern wie The Maltese Falcon (1941),<br />
The African Queen (1951) und Moby Dick (1956) - sein Entwurf gehörte jedoch zu jenen,<br />
welche verworfen wurden. Dieser Vorspann entstand jedoch erst nach Abschluss<br />
der eigentlichen Dreharbeiten; mehr dazu später.<br />
Abbildung 11.10: Dier erste Titelkarte <strong>des</strong><br />
Films<br />
Nach dieser kurzen Einlage beginnt<br />
dann der Vorspann <strong>des</strong> Films. Hier gibt<br />
es gleich mehrere Dinge, die uns auffallen.<br />
Als erstes wäre zu nennen, dass<br />
der Vorspann nicht wie damals meistens<br />
üblich aus Standbildern besteht. Es handelt<br />
sich vielmehr um eine durchgehende<br />
Animation. In der ersten Titelkarte, in<br />
welcher der Titel <strong>des</strong> Films genannt wird,<br />
sehen wir im Hintergrund das stilisierte<br />
Gesicht eines Mannes. Mit zu Klauen gekrümmten<br />
Händen starrt er ins Publikum,<br />
aus seinen Augen scheinen Lichtstrahlen<br />
zu schießen. Wenn Sie nun denken, es<br />
handele sich um ein Standbild, dann sehen<br />
Sie ganz genau hin; das Antlitz <strong>des</strong> Mannes wächst beständig. Mit seinem Blick<br />
möchte er scheinbar das Publikum hypnotisieren und seine Krallen sind erhoben, um<br />
es zu packen. Ein sehr subtiler Effekt.<br />
Auch das darauf folgende Hintergrundsmotiv hat die Hypnose als Leitthema. Es<br />
erscheint das undeutliche Gesicht eines anderen, dem Anschein nach älteren Mannes,<br />
Um ihn herum dreht sich ein Meer aus Augen im Uhrzeigersinn. Dem Motiv vieler<br />
Augen begegnet man <strong>des</strong> Öfteren in der traditionellen Darstellung von Zauberern.<br />
Die Musik, welche Sie hier hören, stammt von einem Komponisten namens Bernhard<br />
Kauhn. Kauhn arbeitete in seinem Leben an mehr als 250 Filmen mit, aber er<br />
schaffte es nie zu einem großen Bekanntheitsgrad. In vielen dieser Filme wurde er<br />
auch nicht namentlich erwähnt. Neben <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) finden sich in seiner Filmografie<br />
als Komponist und Dirigent auch etliche Filme, welche wir noch unter die<br />
Lupe nehmen werden; hierzu gehören Doctor X (<strong>1931</strong>), The Most Dangerous Game<br />
(1932), The Old Dark House (1932), Mystery of the Wax Museum (1933), King<br />
352
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
Kong (1933) und noch einige andere; abseits <strong>des</strong> Horrorgenres arbeitete er zum Beispiel<br />
an Filmen wie The Scarlet Empress (1934) mit Marlene Dietrich mit, ebenso<br />
wie bei A Farewell to Arms (1932), A Star is Born (1937) und Gone With the Wind<br />
(1939). Bernhard Kauhn ist einer jener Mitarbeiter Hollywoods, welcher mitgeholfen<br />
hat, wichtige Filme und damit auch unser Filmempfinden zu prägen, aber die stets als<br />
Unbekannte unsichtbar im Hintergrund verblieben.<br />
Kauhns Titelmusik zu <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) ist auch die einzige Musik, welche in<br />
dem ganzen Film zu hören ist. James Whale ersetzt die Filmmusik nach dem Ende <strong>des</strong><br />
Vorspanns durch eine ausgefeilte Geräuschkulisse, wie zum Beispiel durch das Hundegebell<br />
in den letzten Minuten <strong>des</strong> Films. Wie wir in bisherigen Filmbesprechungen<br />
schon wiederholt dargestellt haben, waren in jenen frühen Tagen <strong>des</strong> Tonfilms musikalische<br />
Untermalungen von Filmszenen noch nicht üblich und es ist hier schon bemerkenswert,<br />
dass Universal bei <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) eine eigene Titelmelodie komponieren<br />
ließ, anstelle wie üblich auf die Wiederverwertung klassischer Musik zu setzen.<br />
Die suggestive Kraft von Musik in Filmen war damals noch kein Thema, worüber<br />
Filmemacher und Produzenten nachdachten und daher ist es umso bemerkenswerter,<br />
dass sich James Whale dieses Potentials durchaus bewusst war und mit <strong>Frankenstein</strong><br />
(<strong>1931</strong>) einen Film schuf, welcher zwar nach dem Vorspann komplett ohne Filmmusik<br />
auskam, dies aber auch noch heute kaum auffällt.<br />
In der zweiten Titelkarte werden John<br />
Balderston und Peggy Webling als Urheber<br />
der Vorlage <strong>des</strong> Films genannt. Erwartungsgemäß<br />
ist Horace Liveright hier<br />
nicht erwähnt. Die dritte Texttafel wurde<br />
alleine für James Whale reserviert, die<br />
vierte gehört den Darstellern.<br />
Abbildung 11.11: Die Namen der Darsteller<br />
- aber einer bleibt unbekannt<br />
Beachten Sie hier, dass Boris Karloff<br />
an dieser Stelle nicht namentlich genannt<br />
wird. Als Darsteller <strong>des</strong> Monsters ist ein<br />
großes Fragezeichen angegeben. Dies ist<br />
ein Teil <strong>des</strong> Personenkults, welchen Universal<br />
im Vorfeld der Aufführung von<br />
<strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) um Boris Karloff<br />
aufbaute. <strong>Das</strong> Fehlen von Karloffs Namen<br />
in der Darstellerliste ist jedoch nicht die Idee Universals gewesen, sondern man<br />
hat sie sich von Richard Brinsley Peakes Bühnenfassung aus dem Jahr 1823 abgeschaut.<br />
Eigentlich sollte der Film als erste Einstellung eine Prozession zum Friedhof zeigen,<br />
die schwarzgekleidete Trauergemeinde nebst Sarg zum Klang der Totenglocke.<br />
Diese Szene wurde zwar gedreht, aber sie fiel dem Schneidetisch zum Opfer. Sie ist in<br />
der Fortsetzung Bride of <strong>Frankenstein</strong> (1935) zu sehen.<br />
353
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
Statt<strong>des</strong>sen sehen wir Close-Ups auf die Gesichter der Beerdigungsgesellschaft. In<br />
dieser Szene lässt James Whale bereits seinen unterschwelligen und bissigen Humor<br />
aufblitzen, für welchen er berühmt wurde. Die Kamera schwenkt langsam von rechts<br />
nach links über die Gesichter der Anwesenden hinweg. Männer jeden Alters, ebenso<br />
Frauen, der Priester, ein Gehilfe lässt eine Totenglocke leise bimmeln, noch mehr<br />
Besucher und letztlich eine Statue <strong>des</strong> To<strong>des</strong>.<br />
Wenn Sie ihre Lauscher brav aufgesperrt haben, dürfte Ihnen schon in dieser Einstellung<br />
der Ton aufgefallen sein. Noch bevor ein Bild auf der Leinwand zu sehen ist,<br />
hören wir die Stimme <strong>des</strong> Pfarrers, der die Totenmesse in lateinischer Sprache hält. Latein<br />
ist eine alte Sprache mit nicht minder altertümlichem Klang, was in dieser Szene<br />
bereits fundamental wichtig für die Errichtung einer Grundstimmung ist. Die Totenglocke<br />
tut hierzu ihr Übriges auf der akustischen Ebene. Die Stimmung der Bilder<br />
befindet sich hierzu im Einklang. Unbewegte Gesichter, in schwarze Tücher gehüllt,<br />
ein diffuser Bildhintergrund und zum Abschluss der Anblick <strong>des</strong> To<strong>des</strong>, dargestellt<br />
als durch ein mit einem Umhang bekleideten Skelett. Es sind nur wenige Sekunden<br />
vergangen und schon hat James Whale durch eine konsequente Ausnutzung seiner<br />
Möglichkeiten dem Film eine düstere, für die damalige Zeit sogar abgrundtief düstere<br />
Färbung mit auf den Weg gegeben. Eigentlich ist noch gar nichts passiert, es fand<br />
abgesehen von dem im Hintergrund zu hörenden Sermon <strong>des</strong> Priesters noch nicht einmal<br />
der Hauch eines Dialogs statt, und schon rutschte der Kinogänger <strong>des</strong> Jahres <strong>1931</strong><br />
beunruhigt auf seinem Sitz herum.<br />
Damit dürfte auch klar sein, weshalb sich Whale dazu entschied, die angesprochene<br />
Prozessionsszene aus dem fertigen Film zu entfernen. Die hier gezeigte Eröffnung<br />
erfüllt alle ihre Aufgaben in gleichem Maße. Die Grundstimmung <strong>des</strong> Films wird umgehend<br />
etabliert, der Zuschauer weiß immer noch sofort, was er gerade sieht, inhaltlich<br />
geht auch nichts verloren - Whale befreite den Film nur von überflüssigem Ballast.<br />
Diese Einstellung endet inmitten der Kamerabewegung in einem harten Schnitt.<br />
Der Schnitt erscheint nicht nur als unangebracht platziert, er ist es eigentlich auch. Die<br />
ursprünglich gedrehte Einstellung zeigte eine noch weiterführende Kamerafahrt bis zu<br />
Henry <strong>Frankenstein</strong> und seinem Gehilfen Fritz, die sich hinter einem Grabmal verstecken.<br />
Diese Kamerafahrt ging Whale wohl zu lang und er sah in dem harten Schnitt<br />
das kleinere Übel. Dies ist ein typisches Ergebnis, wenn Mängel bei der eigentlichen<br />
Inszenierung vor Ort nachträglich im Schneideraum ausgebessert werden.<br />
Als die Besucher der Beerdigung die Grabstätte verlassen, beginnt der Totengräber<br />
mit seinem Werk. Achten Sie auch hier wieder auf den Ton, als dieser den Sarg mit<br />
Erde zuzuschaufeln beginnt. <strong>Das</strong> Geräusch <strong>des</strong> Aufpralls der Erde auf den Sargdeckel<br />
ist überdeutlich. James Whale ließ hierfür ein Mikrophon in den Sarg legen, welches<br />
den Ton aufzeichnete. Wir sehen zwar den Totengräber bei der Arbeit, aber unsere<br />
Ohren erzählen uns, wie es sich anhört, begraben zu werden. Die gruselige Tendenz<br />
<strong>des</strong> Anfangs wird hierdurch fortgesetzt. Whale tat hier jedoch auch etwas, was inzwischen<br />
für Horrorfilme sehr typisch ist, aber damals keineswegs dem Bild entsprach,<br />
welches von den Interessen <strong>des</strong> Publikums existierte: Er konfrontierte in dieser Szene<br />
wie auch im Rest <strong>des</strong> Films seine Zuschauer ständig mit Dingen, über welche sie nicht<br />
354
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
bewusst nachdenken wollen. Er ließ keinen Raum mehr, um unangenehme Dinge einfach<br />
verdrängen zu können. Dies war einer der Aspekte <strong>des</strong> Skandals, welcher nach<br />
der Premiere <strong>des</strong> Films losbrach.<br />
Als der Totengräber mit der Arbeit<br />
fertig ist, zündet er sich eine Pfeife an.<br />
In dieser Einstellung haben Sie die bislang<br />
beste Gelegenheit, sich den Hintergrund<br />
der Szene anzusehen. Fällt Ihnen<br />
etwas auf? Genau, wir sehen hier weder<br />
Landschaft noch Himmel, sondern eine<br />
bemalte Wand. Die Szene ist nicht im<br />
Freien, sondern im Studio gedreht.<br />
Nachdem auch der Totengräber von<br />
der Bildfläche verschwunden ist, kriechen<br />
<strong>Frankenstein</strong> und Fritz aus ihrem<br />
Versteck. Wir erkennen sofort, dass Henry<br />
<strong>Frankenstein</strong> ein Mann mit einem Problem<br />
ist: er wirkt gehetzt, vorsichtig wie<br />
Abbildung 11.12: Nach getaner Arbeit gibt<br />
es ein Pfeifchen<br />
ein Verbrecher und das fettige, ihm in die Stirn hängende Haar entspricht auch nicht<br />
jenem eines gepflegten Gentlemans. Dies passte jedoch umso besser zu seinem Darsteller,<br />
Colin Clive. Clive war psychisch krank, er war innerlich zerrissen und hatte<br />
einen Hang zu Depressionen. Daher war er auch ein Alkoholiker, der ständig trank<br />
und man hatte im Vorfeld der Produktion Sorgen, dass der von James Whale ausgesuchte<br />
Colin Clive die Produktion ruinieren könnte. Aber James Whale kannte seinen<br />
bewährten Hauptdarsteller gut und wusste, wie er ihn führen musste.<br />
Die Figur <strong>des</strong> buckligen Dieners Fritz<br />
kommt in Shelleys Roman nicht vor.<br />
Sie ist jedoch auch keine Erfindung dieses<br />
Films, wie man vielleicht annehmen<br />
möchte. Fritz tauchte erstmals in frühen<br />
Bühnenadaptionen auf. Dwight Frye hatte<br />
mit Fritz seine zweite Rolle innerhalb<br />
eines Jahres, in welcher er extreme Persönlichkeiten<br />
darstellen musste; der Vorgänger<br />
war die Rolle Renfields in Dracula<br />
(1930) gewesen. Dies roch stark<br />
nach einer stereotypen Zukunft, was aber<br />
letztlich keine Rolle spielen sollte. James<br />
Whale war von Frye begeistert und graben eine Leiche aus<br />
Abbildung 11.13: <strong>Frankenstein</strong> und Fritz<br />
die beiden drehten nach <strong>Frankenstein</strong><br />
(<strong>1931</strong>) noch weitere vier Filme miteinander.<br />
355
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
<strong>Frankenstein</strong> und sein Diener begeben sich umgehend zu Werke und graben den<br />
frisch Beerdigten wieder aus. Diese Szene wird gerne als Beispiel für James Whales<br />
schwarzen Humor genannt. Hinter den beiden Männern ist am rechten Bildrand erneut<br />
die Statue <strong>des</strong> To<strong>des</strong> zu sehen und mit seinem ersten Schaufelstich befördert <strong>Frankenstein</strong>,<br />
<strong>des</strong>sen erklärtes Ziel bekanntlich ist, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen,<br />
eine kapitale Ladung Dreck in das Gesicht <strong>des</strong> Sensenmannes. Dies geschieht herrlich<br />
beiläufig und fällt bei oberflächlichem Sehen nicht sofort auf.<br />
Nachdem der Sarg teilweise aus dem Grab gewuchtet worden ist, wird das Publikum<br />
über das Vorhaben aufgeklärt. In einem Close-Up blickt <strong>Frankenstein</strong> in die<br />
Kamera, tätschelt seinen Sarg und kündigt an, dass der Insasse nur ruht und auf ein<br />
neues Leben wartet. Dann geht es weiter. Der Sarg landet auf einem Karren und die<br />
beiden Grabschänder machen sich auf den Weg zu der nächsten Leiche.<br />
Abbildung 11.14: Ein Galgen am Wegesrand<br />
Die folgende Szene war nach dem<br />
damaligen Empfinden ebenfalls an der<br />
Grenze zur Geschmackslosigkeit angesiedelt.<br />
<strong>Frankenstein</strong> und Fritz gehen zu<br />
einem an einer Kreuzung stehenden Galgen,<br />
von welchem noch ein Erhängter<br />
baumelt. <strong>Frankenstein</strong> weist Fritz an, auf<br />
den Galgen zu klettern und den Körper<br />
loszuschneiden. Wie kontrovers derartige<br />
Inhalte damals waren, wird nachvollziehbar,<br />
als auch Fritz plötzlich Skrupel<br />
zu haben scheint. Er weigert sich zuerst,<br />
doch <strong>Frankenstein</strong> setzt sich durch. Fritz<br />
durchtrennt das Henkersseil, die Leiche<br />
fällt zu Boden und <strong>Frankenstein</strong> beginnt<br />
sofort, sie zu untersuchen. Doch das Genick ist gebrochen und das Gehirn somit nutzlos.<br />
<strong>Frankenstein</strong> blickt wieder in die Kamera und verkündet seine Erkenntnis: Sie<br />
müssen ein anderes Gehirn finden!<br />
Diese Möglichkeit ergibt sich in der medizinischen Fakultät der Stadt Goldstadt.<br />
Dr. Waldman führt vor Studenten eine Autopsie durch. Dr. Waldman hat bei seiner<br />
Vorlesung einen ungebetenen und unbemerkten Zaungast, denn Fritz schaut heimlich<br />
durch ein Fenster zu.<br />
Auch hier baute James Whale wieder eine provokante Aufnahme ein, als er zu Beginn<br />
die nackten Füße der ansonsten mit einem Tuch bedeckten Leiche in die Richtung<br />
der Kamera ragen ließ.<br />
Dr. Waldman referiert über die Unterschiede zwischen den Gehirnen eines normalen<br />
Menschen und denen eines Verbrechers. Hier lauert bereits der nächste Schockeffekt<br />
für die zeitgenössischen Kinogänger, denn die in Alkohol eingelagerten Gehirne<br />
werden in einem Close-Up gezeigt. Während<strong>des</strong>sen erklärt Dr. Waldman die „wissen-<br />
356
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
schaftliche Erkenntnis“, dass kriminelle Veranlagungen in Form von physischen Degenerationen<br />
an den Gehirnen erkennbar seien. Mit dem Kommentar, dass die beiden<br />
Gehirne zur genaueren Betrachtung im Hörsaal verbleiben würden, beendet Dr. Waldman<br />
seine Vorlesung und die Studenten strömen in die Flure der Universität hinaus.<br />
Hierin steckt ein kleiner logischer Fehler, denn niemand scheint sich für Dr. Waldmans<br />
Exponate zu interessieren und mehr noch, Dr. Waldman verlässt den Hörsaal als<br />
letzter und hätte die beiden Gehirne dann auch logischerweise wegräumen können,<br />
aber hier hatte eine straffe Erzählung wohl Vorrang vor einer lückenlosen Kontinuität.<br />
Derartige Kontinuitätsfehler von allerdings deutlich kritischerer Natur werden wir im<br />
weiteren Verlauf <strong>des</strong> Films noch einige entdecken.<br />
Abbildung 11.15: <strong>Das</strong> abnorme Gehirn<br />
in der ersten Einstellung...<br />
Abbildung 11.16: ... und hier in der<br />
zweiten: Unterschiedliche Etiketten<br />
Bereits die nächste Szene beherbergt einen deutlichen Regiefehler. Fritz dringt in den<br />
Hörsaal ein, um eines der beiden Gehirne zu stehlen, welche in der Szene zuvor bereits<br />
gezeigt wurden. Dort trugen die Gläser jeweils zwei schreibmaschinenbeschriftete<br />
Etiketten. Im Falle <strong>des</strong> kranken Gehirns stand auf dem einen die belustigende, pseudolateinische<br />
Bezeichnung dysfunctio cerebri, auf dem anderen in englischer Sprache<br />
abnormal brain.<br />
Dieses zweite Etikett wurde nun durch ein handschriftliches ersetzt, welches deutlich<br />
eindringlicher darauf hinweisen soll, dass sich darin das Hirn eines Verbrechers<br />
befindet. Natürlich ist es narrativ notwendig, dass der Zuschauer zweifelsfrei über den<br />
Inhalt der Gläser informiert ist und daher ist es auch nachvollziehbar, wenn die Schriftzüge<br />
normal brain und abnormal brain überdeutlich und schon fast Hinweisschildern<br />
gleich auf den Gläsern prangen. Dies entschuldigt jedoch nicht, dass diese warnenden<br />
Beschriftungen nicht auch bereits in der ersten Szene in dieser Form auf die Behälter<br />
geklebt wurden.<br />
Fritz stiehlt zuerst das gesunde Gehirn, doch durch einen lauten Gongschlag, woher<br />
auch immer dieser gekommen sein mag, erschrickt er und lässt das Glas fallen. Da Fritz<br />
357
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
anscheinend nicht weiß, was er nun tun soll, greift er statt<strong>des</strong>sen zum den kranken<br />
Gehirn.<br />
Diese Diebstahlsszene ist ebenfalls kein Bestandteil <strong>des</strong> Buches, aber spätestens<br />
durch ihre Parodie in Young <strong>Frankenstein</strong> (1974) wurde sie zu einem Klassiker. Hier<br />
sei erwähnt, dass die Idee zu dieser Szene nicht aus einem der Bühnenstücke entlehnt<br />
wurde, sondern in der Tat aus <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) stammt.<br />
Die nächste Szene bleibt vor allem wegen ihrer mutigen Inszenierung in Erinnerung.<br />
Nachdem die bisher erzählte Geschichte mit dem Diebstahl <strong>des</strong> Gehirnes bereits<br />
ins Rollen gekommen ist, geht <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) jetzt wieder einen Schritt zurück<br />
in die Exposition. Es werden zwei neue Charaktere vorgestellt, nämlich Victor Moritz<br />
und Henry <strong>Frankenstein</strong>s Verlobte Elizabeth. Hinzu kommt noch ein Wechsel <strong>des</strong><br />
räumlichen Standortes.<br />
Wie wird derartiges normalerweise dem Publikum nahegebracht? Die herkömmliche<br />
Art und Weise für solch einen Wechsel ist ein sogenannter establishing shot, eine<br />
bewusste Verbindung zwischen der zuletzt gezeigten und der neuen Szene, damit der<br />
Zuschauer möglichst weich in den Szeneriewechsel eingeführt wird und, wie es böse<br />
Zungen formulieren würden, nicht zu denken braucht.<br />
Von solchen Verbindungseinstellungen gibt es eine Vielzahl von Varianten, aber<br />
das Grundprinzip ist immer gleich. Zuerst wird der Ort <strong>des</strong> Geschehens in einer Totalen<br />
gezeigt. Dies kann das Innere eines Hauses sein, ein Haus von außen, eine aus der Luft<br />
gefilmte Panoramaansicht einer Stadt oder auch, wie man es in Filmen aus der Science<br />
Fiction <strong>des</strong> Öfteren sieht, ein ganzer Planet. Ungeschickt inszenierte Filme nehmen<br />
hier auch gerne Untertitel zur Hilfe, welche den Ort <strong>des</strong> Geschehens explizit nennen.<br />
Danach wird der Schauplatz enger eingegrenzt, indem die unmittelbare Umgebung<br />
<strong>des</strong> Geschehens mit den Darstellern in einer weiteren Totalen gezeigt wird und dann<br />
beginnen die Close-Ups auf die Protagonisten selbst. Hierdurch werden Filme simpel<br />
erzählt, der Regisseur muss kein Könner sein und der unbedarfte Zuschauer darf sein<br />
Hirn an der Kinokasse abgeben - alle sind glücklich, mit Ausnahme anspruchsvoller<br />
Cineasten.<br />
James Whale wagte es, diese Grundregel <strong>des</strong> kommerziellen Erzählens zu brechen.<br />
Die Szene stellt einen neuen Schauplatz und neue Charaktere vor, aber Whale bettet<br />
den Zuschauer hier nicht auf weiche Kissen, sondern reißt ihn unvermittelt aus der bisherigen<br />
Geschichte heraus und irritiert ihn somit. Whale kehrt die traditionelle Regel<br />
solcher establishing shots um und beginnt mit den Nahaufnahmen.<br />
Zuerst wird ein Portraitfoto Henry <strong>Frankenstein</strong>s eingeblendet. Henry kennen wir<br />
bereits und wir ahnen noch nicht, dass ein Standortwechsel erfolgte. Nach einigen<br />
Sekunden folgt der nächste Close-Up, als ein etwas älteres Dienstmädchen eine Tür<br />
öffnet und einen Besucher ankündigt. Auch jetzt ist noch alles im Lot. Die Irritierung<br />
setzt ein, als nach dem nächsten Schnitt das Gesicht <strong>des</strong> Besuchers gezeigt wird. Es<br />
handelt sich um Victor Moritz, was wir jedoch noch nicht wissen und dementsprechend<br />
sind wir nun erstmals verwirrt. Holla, wer ist denn das? Nun gut, Henry <strong>Frankenstein</strong><br />
wird uns darüber wohl aufklären. Spätestens jetzt erwarten wir eine Ansicht aus der<br />
358
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
Totalen, in welcher Henry <strong>Frankenstein</strong> seinen Besucher namentlich begrüßt und in die<br />
Szene einführt, so etwas wie „Hallo, Victor, mein guter Freund“. Aber weit gefehlt, es<br />
kommt keine Totale, sondern ein weiterer Close-Up, und schlimmer noch, wir sehen<br />
ein weiteres unbekanntes Gesicht. Es handelt sich um Elizabeth, aber auch sie wurde<br />
uns noch nicht vorgestellt. Der Close-Up wird gehalten, während sich Elizabeth erhebt<br />
und erst dann erfolgt die Erlösung durch eine Totale. Und siehe da, James Whale<br />
hat uns erfolgreich geleimt, denn das opulent ausgestattete Zimmer, welches wir nun<br />
sehen, ist uns gänzlich unbekannt und will auch gar nicht in das nüchterne und düstere<br />
Ambiente, welches wir als Umwelt <strong>Frankenstein</strong>s gewohnt sind, hineinpassen. Erst<br />
jetzt wird uns klar, dass wir ein Geschehen beobachten, welches an einem gänzlich<br />
anderen Ort spielt und auch erst jetzt, als Elizabeth ihren Gast begrüßt und der Blickwinkel<br />
für die Dialogszene in eine Halbtotale wechselt, dämmert uns allmählich, wer<br />
die Personen auf der Leinwand eigentlich sind.<br />
Abbildung 11.17: Inverser establishing<br />
shot: Zuerst <strong>Frankenstein</strong>...<br />
Abbildung 11.18: ... dann ein Close-<br />
Up auf Victor Moritz...<br />
Abbildung 11.19: ...und mit Elizabeth<br />
auf ein weiteres neues Gesicht...l<br />
Abbildung 11.20: ...und erst jetzt folgt<br />
der Schnitt in die Totale.<br />
359
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
Man kann sich darüber streiten, ob James Whale mit diesem Kniff einen dramaturgischen<br />
Vorteil erzielte oder nur ob hier nur der Spieltrieb aus ihm hervorgebrochen<br />
war. Die Bedeutung der gesamten Szene für den Film ist relativ gering und es erscheint<br />
nicht als lohnenswert, hier den Zuschauer zum Denken zu zwingen und diese Szene<br />
durch die insgesamt vier Nahaufnahmen von Gesichtern als dramatisch erscheinen zu<br />
lassen. Aber auch wenn man sich darüber streiten kann, ob diese Einführung denn nun<br />
sinnvoll gewesen sein mag oder nicht, ist eines nicht zu bestreiten: James Whale war<br />
Feuer und Flamme, wenn es darum ging, etwas Neues auszuprobieren und auch in seinen<br />
zukünftigen Horrorfilmen war er stets darauf erpicht, sein Publikum in irgendeiner<br />
Weise zu sticheln. Ebenso zeigt diese Dramaturgie, dass James Whale ein wirklicher<br />
Meister seines Faches war, denn ein mittelmäßiger Regisseur hätte diese Szene entweder<br />
völlig anders inszeniert und, falls nicht, mit Sicherheit in den Sand gesetzt.<br />
In dem nun beginnenden Dialog erfahren wir, dass Elizabeth sich Sorgen um den<br />
in der Ferne weilenden <strong>Frankenstein</strong> macht und <strong>des</strong>halb Victor Moritz bat, zu ihr zu<br />
kommen. Seit vier Monaten hatte sie nichts mehr von ihm gehört und sein Brief, welcher<br />
heute bei ihr eintraf, erscheint ihr als sehr mysteriös und von einem ihr fremden<br />
<strong>Frankenstein</strong> geschrieben.<br />
Abbildung 11.21: Elizabeth liest <strong>Frankenstein</strong>s<br />
Brief vor<br />
Wir sehen hier wieder einen interessanten<br />
Regietrick James Whales. Bevor<br />
er Elizabeth aus <strong>Frankenstein</strong>s Brief<br />
vorlesen lässt, baut er eine physische<br />
Präsenz <strong>Frankenstein</strong>s auf. Hierzu gehen<br />
Elizabeth und Moritz beiläufig zu einem<br />
Klavier, auf welchem <strong>Frankenstein</strong>s Portrait<br />
steht, welches wir zu Beginn der<br />
Szene gesehen haben. <strong>Das</strong> Portrait steht<br />
der Kamera zugewandt vor Elizabeth im<br />
Bildvordergrund und während sie die<br />
Zeilen <strong>des</strong> Briefes vorzulesen beginnt, ist<br />
der an einem weit entfernten Ort weilende<br />
<strong>Frankenstein</strong> dennoch Teil der Szene.<br />
Heutzutage werden solche Szenen in der<br />
Regel durch Überblendungen oder ein Voice-Over realisiert, was mittlerweile zu einem<br />
Regieklischee verkommen ist, vor allem weil es fast nur noch in schlechten Filmen benutzt<br />
wird. In <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) spricht zwar noch nicht <strong>Frankenstein</strong> selbst zu uns,<br />
aber er ist bereits Teil der Szene.<br />
Der Inhalt <strong>des</strong> Briefes erklärt uns, was wir über den Leichendieb der Anfangsszenen<br />
wissen müssen. Er lebt abseits von Goldstadt in einem alten Wachturm, wo<br />
er und sein Assistent Fritz ungestört und vor allem unbeobachtet ihren Experimenten<br />
nachgehen können. Elizabeth legt dazu noch eine Rückblende auf das Parkett, als sie<br />
Victor von ihrer Verlobung mit <strong>Frankenstein</strong> berichtet, jener Nacht, in welcher sie von<br />
<strong>Frankenstein</strong>s geheimnisvoller Entdeckung erfuhr. Über die Natur dieser Experimente<br />
360
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
weiß sie nichts - der Zuschauer jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr wohl. Falls<br />
es doch jemanden geben sollte, der sich den Film ohne Vorkenntnisse ansieht, so weiß<br />
er jedoch, dass diese Experimente nicht ganz koscher sein können, denn schließlich<br />
wurden hierfür eine Leiche und ein Gehirn gestohlen. Diese Kenntnisse, welche Elizabeth<br />
und Victor fehlen, versetzen den Zuschauer in eine göttliche Perspektive.<br />
Victor verspricht Elizabeth, mit <strong>Frankenstein</strong>s altem Professor Dr. Waldman zu<br />
sprechen, denn vielleicht weiß dieser mehr über <strong>Frankenstein</strong>s Experimente und Allgemeinzustand.<br />
Dr. Waldman kennen wir bereits - er war jener Professor, welchem das<br />
Gehirn entwendet wurde.<br />
Elizabeth bedankt sich bei Victor, woraufhin dieser erwidert, für sie würde er ans<br />
Ende der Welt reisen. Oh oh oh, der junge Mann ist offensichtlich verliebt. Wahrscheinlich<br />
sperrt er sich auch <strong>des</strong>halb nicht dagegen, dass Elizabeth ihn zu Dr. Waldman<br />
begleitet...<br />
Diese Szene beherbergt den ersten von mehreren Makeln <strong>des</strong> Drehbuchs. Wo lebt<br />
Elizabeth? Victor behauptete, er sei vor drei Wochen Henry <strong>Frankenstein</strong> zufällig beim<br />
Spazierengehen im Wald begegnet. Wie das, wohnen Elizabeth und Victor etwa in<br />
der Nähe von Goldstadt? Aber falls dies der Fall sein sollte, weshalb ist Elizabeth<br />
dann auf Briefe <strong>Frankenstein</strong>s angewiesen und hat monatelang nichts von ihm gehört?<br />
Außerdem sind „Henry“, „Elizabeth“ und „Victor“ typische angelsächsische Namen.<br />
Dies ist ein Widerspruch, welchen der Film nie auflöst.<br />
Hier fallen zwei Dinge auf. Erstens spielt der Film offensichtlich im deutschsprachigen<br />
Raum. Nicht nur der fiktive Name der Stadt Goldstadt deutet darauf hin, sondern<br />
Dr. Waldman spricht wiederholt „Herr <strong>Frankenstein</strong>“ aus und nennt Elizabeth<br />
einmal auch ein „Fraulein“. Zweitens spielte Edward Van Sloan hier offensichtlich die<br />
Rolle, welche er am besten beherrschte, nämlich sich selbst. Sein Dr. Waldman gleicht<br />
dem ebenfalls von ihm verkörperten Dr. van Helsing aus Dracula (1930) wie ein Ei<br />
dem anderen. Die gleiche Körpersprache, die gleiche Betonung der Worte, der gleiche<br />
Charakter. Auch inhaltlich sind sich die beiden Rollen sehr ähnlich.<br />
In dieser Nacht beginnt <strong>Frankenstein</strong>s großes Experiment. Wir sehen den mächtigen<br />
Wachtturm, in welchem Henry <strong>Frankenstein</strong> experimentiert, als Glasgemälde. Auf<br />
<strong>des</strong>sen Dach wurschtelt Fritz an einer Antenne herum. <strong>Frankenstein</strong> selbst befindet sich<br />
in seinem Laboratorium.<br />
Achten Sie hier auf das Bühnenbild. Ken Strickfaden, damals Universals Zauberer<br />
bei allem, was mit Elektrizität zu tun hatte, schuf hier mit einem Budget von etwa<br />
$10.000 das klassische Labor eines mad scientists. In dieser Szene ist es nur Kulisse,<br />
doch späterhin wird sich Strickfadens Laborausstattung in einem summenden,<br />
brutzelnden und funkensprühenden Moloch verwandeln. Dieses Laboratorium sollte<br />
späterhin auch noch in mehreren anderen Filmen auftauchen und unzählige andere<br />
Produktionen sollten es kopieren. Beachten Sie auch das generelle Layout <strong>des</strong> Sets im<br />
Vergleich zu anderen Produktionen, welche Sie kennen. <strong>Das</strong> Bühnenbild in <strong>Frankenstein</strong><br />
(<strong>1931</strong>) ist von ausgesprochener Vertikalität, so manches wuchert während <strong>des</strong><br />
361
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
Films in die Höhe. <strong>Frankenstein</strong>s Laboratorium, welches nicht ohne Grund in einem<br />
Turm anstelle einer Schlossruine angesiedelt wurde, ist hier das berühmteste Beispiel<br />
für eine vertikale Ausrichtung von Bildinhalten anstelle der üblichen Horizontalen,<br />
welche eher dem menschlichen Gesichtsfeld entspricht.<br />
Abbildung 11.22: <strong>Frankenstein</strong>s (rechts<br />
unten) in seinem Labor<br />
<strong>Frankenstein</strong> wartet auf einen nahenden<br />
Sturm. Durch einen Blitzschlag soll<br />
seine Kreatur zum Leben erwachen. Die<br />
letzte Generalprobe verläuft sehr gut und<br />
in 15 Minuten wird der Sturm nahe genug<br />
sein, um das Experiment durchzuführen.<br />
Doch dann klopft es an der Eingangstür<br />
<strong>des</strong> Turmes.<br />
Es sind Elizabeth, Victor und Dr.<br />
Waldman, die im strömenden Regen stehend<br />
Einlass begehren. Widerstrebend<br />
lässt <strong>Frankenstein</strong> sie herein und beschwört<br />
Elizabeth, ihn nicht weiter bei<br />
seinem Experiment zu stören und wieder<br />
zu gehen, doch seine ungebetenen Gäste<br />
lassen sich nicht abwimmeln. Als Victor ihm vorwirft, er sei verrückt, sie wieder in<br />
die stürmische Nacht zu jagen, wirkt das auf <strong>Frankenstein</strong> wie ein rotes Tuch. Mit den<br />
Worten, er würde ihnen zeigen, ob er verrückt sei, bittet er seine Besucher in sein Laboratorium.<br />
Dort fordert er seine Gäste auf, sich<br />
zu setzen - Victor, mit welchem ihm anscheinend<br />
keine Sympathien verbinden,<br />
im Befehlston, Elizabeth liebevoll und<br />
Dr. Waldman recht bestimmend, nachdem<br />
dieser schon damit beginnt, sich für<br />
<strong>Frankenstein</strong>s Versuchsobjekt zu interessieren.<br />
<strong>Frankenstein</strong> erklärt Waldman,<br />
worum es in seinem Experiment geht.<br />
Aus heutiger Sicht ist diese Begründung<br />
aufgrund ihrer Naivität recht drollig: Entgegen<br />
zu Waldmans Lehre, dass ultraviolette<br />
Strahlung die höchste Strahlung im<br />
Abbildung 11.23: <strong>Das</strong> Gefühl, Gott zu sein<br />
Farbspektrum sei, habe er den Strahl entdeckt,<br />
welcher erstmals Leben auf die Erde brachte...<br />
<strong>Das</strong> Experiment kann beginnen. Begleitet von der Geräuschkulisse der elektrischen<br />
Apparate, welche hier vortrefflich eine dramatische Filmmusik ersetzt, wird der Lab-<br />
362
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
ortisch mit der darauf liegenden Kreatur in die Höhe gehoben, hinauf in das tobende<br />
Blitzgewitter auf dem Dach. Nach einiger Zeit lässt <strong>Frankenstein</strong> den Tisch wieder<br />
herab und harrt auf ein sichtbares Ergebnis.<br />
Dies folgt sobald, als die Kreatur ihren Arm zu heben beginnt. „Es lebt!“, ruft<br />
<strong>Frankenstein</strong> in dieser berühmten Szene, immer wieder, es wird zu einem Rausch. „Im<br />
Namen Gottes! Nun weiß ich, wie es sich anfühlt, Gott zu sein!“<br />
Dr. Waldman und Victor eilen zu ihm, um ihn zu stützen und zu bändigen. <strong>Das</strong><br />
Bild wird abgeblendet, doch der Zuschauer weiß dennoch, dass Henry <strong>Frankenstein</strong><br />
die Grenze der physischen Erschöpfung überschritten hat.<br />
Nach dem Szenenwechsel sehen wir Elizabeth und Victor bei Henrys Vater, dem<br />
Baron <strong>Frankenstein</strong>. Sie berichten ihm, Henry befinde sich auf dem Wege der Besserung,<br />
doch der alte Baron spürt, dass etwas faul ist.<br />
Und hier lauert wieder eine Inkonsistenz <strong>des</strong> Drehbuches. Baron <strong>Frankenstein</strong> kann<br />
nämlich nicht verstehen, weshalb sich sein Sohn aus dem elterlichen Anwesen und<br />
einem Leben im Luxus in eine alte Windmühle verkrochen habe. Wir wissen jedoch<br />
aus Dialogen und der Totalansicht von Henry <strong>Frankenstein</strong>s Zuhause, dass er nicht<br />
in einer Windmühle, sondern in einem alten Wachturm seinen Experimenten frönt.<br />
Interessanterweise hat sich der Mythos einer Windmühle beständig gehalten und sich<br />
auch in Fachliteratur niedergeschlagen.<br />
Baron <strong>Frankenstein</strong> erhält einen weiteren Besucher, den Bürgermeister von Goldstadt.<br />
Der Bürgermeister möchte wissen, wann denn nun endlich die Hochzeit zwischen<br />
Henry <strong>Frankenstein</strong> und Elizabeth stattfinden werde, denn der ganze Ort habe<br />
sich schon darauf vorbereitet und man wolle endlich Gewissheit.<br />
Der Zuschauer hat jetzt jedoch vor allem die Gewissheit, dass eine frühere Frage<br />
somit geklärt ist: Elizabeth und Henry <strong>Frankenstein</strong> stammen tatsächlich aus Goldstadt,<br />
sie tragen englische Namen und Elizabeth kam in den Monaten der Ungewissheit<br />
über das Schicksal ihres Verlobten in der Tat nicht auf die Idee, nach ihm zu schauen.<br />
In solchen Details stinkt das Drehbuch in der Tat zum Himmel.<br />
Der alte Baron ist sich sicher, dass sich Henry bei einem anderen Weibe versteckt.<br />
Und er hat jetzt die Nase voll, denn Elizabeth wartet, die Bewohner der Stadt wartet<br />
und vor allem er selbst wartet. So macht er sich auf, seinen missratenen Sohn selbst<br />
aufzusuchen.<br />
Dieser erholt sich, indem er den Ausgang seines Experiments überwacht, begleitet<br />
von Dr. Waldman. Waldman ist mehr als nur skeptisch gegenüber <strong>Frankenstein</strong>s<br />
Errungenschaft. <strong>Frankenstein</strong> hält für ihn - und auch die Zuschauer - ein kurzes, aber<br />
intensives Plädoyer für die Wissenschaft. Dann erfährt er von Dr. Waldman, dass das<br />
gestohlene Gehirn jenes eines Kriminellen war. <strong>Frankenstein</strong> ist kurz beunruhigt, doch<br />
dann flüchtet er sich in die Aussage, es handle sich hierbei sowieso nur um ein Stück<br />
toten Gewebes. Dr. Waldman sieht sich letzten En<strong>des</strong> zu einer unheilvollen Prophezeiung<br />
genötigt: <strong>Frankenstein</strong> habe ein Monster erschaffen und es werde ihn zerstören!<br />
363
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
<strong>Frankenstein</strong> ist jedoch nicht von einer Weiterführung <strong>des</strong> Experimentes abzuhalten.<br />
Dr. Waldman möchte abwarten, bis die Kreatur, welche bislang in völliger Dunkelheit<br />
gehalten worden sei, erstmals das Licht sieht. Kaum hat er es ausgesprochen,<br />
ertönen schlurfende Schritte von der nahegelegenen Treppe!<br />
Abbildung 11.24: <strong>Frankenstein</strong>s Monster<br />
Die Szene, in welcher das Monster<br />
erstmals zu sehen ist, spiegelt die Empfindsamkeit<br />
<strong>des</strong> zeitgenössischen Publikums<br />
durch seine Inszenierung wieder.<br />
Dadurch wird die Szene auch interessant,<br />
denn inzwischen hat sie, auch durch den<br />
Bekanntheitsgrad von Karloffs Maske,<br />
ihre Wirkung weitgehend verloren. Damals<br />
gehörte diese Szene zum Schockierendsten,<br />
womit das Publikum in all den<br />
Jahren konfrontiert worden war. Heute<br />
treibt sie jedoch nur noch beneidenswerte<br />
Kinder unter die Bettdecke, im Jahr<br />
<strong>1931</strong> reichte sie allerdings noch für drohende<br />
Ohnmachten der anwesenden Damen.<br />
Wir hören die Kreatur vor die Tür schlürfen, bis diese sich langsam öffnet. Der<br />
Blick wird auf die Umrisse Karloffs freigegeben, welche sich hünenhaft im Türrahmen<br />
abbilden.<br />
Karloff steht mit dem Rücken zum Raum, um hier nicht zu viel zu früh zu verraten.<br />
James Whale setzte hier einen Schnitt und der Film zeigt einen Close-Up auf Karloffs<br />
Kopf. Karloff dreht sich langsam zur Kamera um und sein schreckliches Gesicht wird<br />
langsam sichtbar. Kaum hat er sich ganz umgedreht, die Zuschauer hatten nach dem<br />
ersten Entsetzen noch nicht genug Zeit für eine genauere Betrachtung, geht Whale in<br />
einen extremen Close-Up von Karloffs Gesicht über. Die Fratze <strong>des</strong> Monsters blickte<br />
überdimensional von der Leinwand herab, während nicht wenige Zuschauer mit ihren<br />
Fingern nach dem Riechsalz tasteten.<br />
Nun kommt der Augenblick, welchen abzuwarten <strong>Frankenstein</strong> Dr. Waldman bat.<br />
Er öffnet die Dachluke, durch welche sich das Sonnenlicht wie ein Heilsbringer über<br />
die Kreatur ergießt. Von der Schönheit <strong>des</strong> Lichts geblendet reckt sie ihre Arme zur<br />
Sonne empor. Für <strong>Frankenstein</strong> ist dies der Beweiß, dass in dem Monster Menschlichkeit<br />
und Sinn für das Schöne und Gute schlummert.<br />
Lassen Sie uns anlässlich dieser Szene noch einmal zu der bereits angesprochenen<br />
vertikalen Ausrichtung <strong>des</strong> Films zurückkehren. Seit der Stelle, an welcher ich<br />
dies erwähnte, sind Ihnen bestimmt noch andere Kameraeinstellungen aufgefallen, in<br />
welchen James Whale diese Vertikalität praktiziert.<br />
Es gab zum Beispiel mehr vertikale Kamerafahrten als horizontale Bewegungen.<br />
364
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
Immer, wenn <strong>Frankenstein</strong> zu der Dachluke aufschaut, ist die Kamera am Boden<br />
platziert und schaut ebenfalls nach oben.<br />
Es gab wiederholt Einstellungen, in welchen die Kamera oberhalb der Darsteller<br />
positioniert wurde und man auf diese herabschaut.<br />
Und <strong>des</strong> Öfteren tauchten vertikal ausgerichtete Bildelemente auf, wie zum Beispiel<br />
die hohe Wendeltreppe, welche zur Eingangstür führt oder auch Ketten, welche<br />
im Vordergrund <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> von der Decke <strong>des</strong> Laboratoriums herabhängen.<br />
Die Lichtszene ist unter all diesen<br />
Szenen der Höhepunkt. Die Sonne<br />
scheint auf die Kreatur herab. Inmitten<br />
<strong>des</strong> Lichtstrahls reckt das Monster seine<br />
Hände dem Licht entgegen. Eine derartige<br />
Inszenierung war <strong>1931</strong> in hohem<br />
Maße unüblich. In <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
zählt nicht mehr das Detail, sondern die<br />
stark expressionistische Bildkomposition.<br />
Da wir gerade davon sprachen: Kaum<br />
ein anderer amerikanischer Langfilm war<br />
bis dahin so stark vom Expressionismus<br />
geprägt wie <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>). Die<br />
folgende Szene ist hierfür ein Paradebeispiel.<br />
Abbildung 11.25: <strong>Das</strong> Licht als Heilsbringer<br />
Nachdem Fritz in das Labor stürmte und dem Monster mit einer Fackel zu nahe<br />
kam, drehte die Kreatur durch und wurde wieder in ihr Gefängnis gesteckt. Dort ist sie<br />
nun, angekettet und mit ihrem Schicksal hadernd.<br />
Konzentrieren Sie ihren Blick in dieser<br />
Szene nicht zu sehr auf Boris Karloff,<br />
sondern beachten Sie das Drumherum.<br />
Der Schatten <strong>des</strong> herumfuchtelnden Karloff<br />
projiziert einen für die deutschen Expressionisten<br />
typischen Schatten an die<br />
Wand. Kaum etwas ist rechtwinklig, die<br />
Wände sind schräg, so wie es 12 Jahre<br />
zuvor <strong>Das</strong> Cabinet <strong>des</strong> Dr. Caligari<br />
(1919) erstmals vormachte. Und wie<br />
auch in jenem Film sind die Lichtstrahlen,<br />
welche durch das kleine Fenster in<br />
die Zelle dringen, auf die Wände aufgemalt.<br />
Dies ist nicht die einzige Szene,<br />
welche durch Expressionismus glänzt.<br />
Abbildung 11.26: <strong>Das</strong> Monster in seiner<br />
Zelle<br />
365
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
Im Gegenteil, er zieht sich durch den ganzen Film und schlägt sich auch in Bauten<br />
wie der Wendeltreppe nieder. Aber in der Zelle <strong>des</strong> Monsters ist der expressionistische<br />
Einfluss, welchen der Film mit hoher Wahrscheinlichkeit Robert Florey verdankt, am<br />
offensichtlichsten.<br />
Fritz hat sich inzwischen darauf verlegt, die Kreatur zu quälen. <strong>Das</strong> Monster hat<br />
Angst vor Feuer und Fritz nutzt dies weidlich aus - wann hat ein Krüppel wie er denn<br />
sonst die Gelegenheit, mit einer noch untergeordneteren Kreatur so umzugehen, wie<br />
der Rest der Menschheit mit ihm?<br />
<strong>Frankenstein</strong> in<strong>des</strong> hat resigniert. Der Wutausbruch <strong>des</strong> Monsters hat ihm gezeigt,<br />
dass sein Gehirn in der Tat von krimineller Natur ist und auch wenn er Dr. Waldmans<br />
Forderung, die Kreatur zu töten, noch kein Echo gefunden hat, ist sein Experiment<br />
dennoch ein Fehlschlag.<br />
<strong>Frankenstein</strong>s Gutmütigkeit verfliegt, als die To<strong>des</strong>schreie von Fritz durch den<br />
Turm gellen. <strong>Frankenstein</strong> und Waldman stürzen in die Zelle, in welcher sie Fritz vorfinden<br />
- von dem Monster erhängt, an seiner eigenen Peitsche. Die Männer schaffen<br />
es noch, aus der Zelle zu entkommen, bevor das Monster sie ergreifen kann, aber die<br />
Tür wird wohl nicht lange halten. Nun wehrt sich <strong>Frankenstein</strong> nicht mehr dagegen,<br />
die Kreatur mittels einer Injektion zu betäuben und sie danach zu töten.<br />
Dr. Waldman und <strong>Frankenstein</strong> verpassen der Kreatur eine Spritze und sie bricht<br />
auf dem Boden vor ihrer Zelle zusammen. In diesem Augenblick klopfen der alte Baron<br />
<strong>Frankenstein</strong> und Elizabeth an die Tür. Schnell schleifen sie den Körper <strong>des</strong> Monsters<br />
wieder zurück in die Zelle und hier lauert der nächste Kontinuitätsfehler: die<br />
erhängte Leiche von Fritz ist nicht mehr vorhanden.<br />
Abbildung 11.27: Gleich packt die Kreatur<br />
zu und tötet Dr. Waldman<br />
Elizabeth findet <strong>Frankenstein</strong> in einem<br />
<strong>des</strong>olaten Zustand vor, geschwächt<br />
fällt er zu Boden. Baron <strong>Frankenstein</strong><br />
und Elizabeth beschließen, <strong>Frankenstein</strong><br />
mit nach Hause zu nehmen. Dr. Waldman<br />
verspricht, <strong>Frankenstein</strong>s Aufzeichnungen<br />
an sich zu nehmen und die Kreatur<br />
schmerlos ins Jenseits zu befördern.<br />
In der nächsten Szene lauert der<br />
nächste Logikfehler. Dr. Waldman hat<br />
das Monster wieder auf den Labortisch<br />
gebettet und macht sich daran, ihm das<br />
Leben wieder zu nehmen. Er entschließt<br />
sich, den Körper völlig zu zerlegen - und<br />
anstelle das Monstrum einfach zu töten,<br />
horcht er erstmal nach dem Vorhandensein eines Herzschlages. Dies mag dramaturgisch<br />
passen, ist jedoch zweckentfremdet. Inhaltlich passt es insofern, als dass die<br />
Kreatur Dr. Waldman packt und zu würgen beginnt ... dann erfolgt ein Schnitt und wir<br />
sehen das Monster, wie es die Treppe hinab in Richtung <strong>des</strong> Ausganges aus dem Turm<br />
366
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
stolpert.<br />
Abbildung 11.28: Der wiederverwendete<br />
Set aus Universals Vorjahreserfolg All<br />
Quiet on the Western Front (1930)<br />
Einige Zeit vergeht. Henry <strong>Frankenstein</strong><br />
genest in der väterlichen Villa und<br />
dann ist es schließlich soweit, der Tag der<br />
Hochzeit naht. Achten Sie auf die Stelle,<br />
an welcher Baron <strong>Frankenstein</strong> Champagner<br />
an die Bediensteten ausschenken<br />
lässt und er ein Prosit auf das „House<br />
of <strong>Frankenstein</strong>“ ausspricht - nun wissen<br />
Sie, worauf sich der Titel der vierten<br />
Fortsetzung, House of <strong>Frankenstein</strong><br />
(1944), bezieht. Ebenso dürften Sie sich<br />
wundern, weshalb der Film, welcher bislang<br />
aus Kostengründen vollständig im<br />
Studio gedreht worden war, hier dann<br />
plötzlich richtige Sets unter freiem Himmel<br />
präsentiert, als sich Baron <strong>Frankenstein</strong><br />
von den Bewohnern der Stadt feiern lässt und diese danach ausgelassen durch die<br />
Straßen tanzen. Diese Sets wurden keineswegs extra für <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) gebaut,<br />
sondern es handelt sich um das Recycling eines Sets von All Quiet on the Western<br />
Front (1930).<br />
<strong>Das</strong> Monster bekommt von den Feierlichkeiten in der Stadt nichts mit. Es wandert<br />
durch die Wälder und stößt auf einen kleinen Hof am Rande eines Sees. Dort wohnt<br />
die kleine Maria mit ihrem Vater Ludwig. Auch sie wollen in die Stadt, um an der<br />
Feier teilzunehmen, aber vorher hat Ludwig noch eine Kleinigkeit zu erledigen. Er<br />
bittet Maria, bis zu seiner Rückkehr mit ihrer Katze zu spielen.<br />
Maria begibt sich zu dem Rande <strong>des</strong> Sees, wo sie auf <strong>Frankenstein</strong>s Monster trifft.<br />
Maria schreckt nicht vor der Kreatur zurück, sondern lädt sie zum Spielen ein.<br />
Maria schenkt dem Monster eine Blume. Es riecht daran und ein Lächeln überzieht<br />
sein Gesicht. Zum ersten Mal begegnet ihm jemand mit Liebe.<br />
Maria zeigt ihm, wie man Schiffchen baut. Dazu wirft sie eine Blüte in das Wasser.<br />
Die Blüte geht nicht unter, sondern treibt auf der Wasseroberfläche. Die Kreatur ist<br />
entzückt und wirft eine Blüte hinterher. Auch diese geht nicht unter. Von der Schönheit<br />
<strong>des</strong> Anblicks gebannt greift die Kreatur nach Maria, möchte auch sie auf das Wasser<br />
setzen.<br />
Doch Maria fällt in das Wasser und geht sofort unter. Die Kreatur ist entsetzt und<br />
in Panik flieht sie vom Ort <strong>des</strong> Geschehens.<br />
Zu dieser Szene gibt es eine nette Anekdote zu ihrer Entstehung. Boris Karloff protestierte<br />
gegenüber James Whale dagegen, das Mädchen ins Wasser zu werfen. Seiner<br />
Meinung nach solle das Monster mit dem Kind nur spielen, um seine eigene Unschuld<br />
zu zeigen. Daher verlangte Karloff, dass James Whale das Drehbuch an dieser Stelle<br />
367
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
entsprechend abändern möge. Doch James Whale argumentierte dagegen. Ihm ging es<br />
nicht nur um die Unschuld <strong>des</strong> Monsters, zumal dieses gemeinsame Spiel in der Szene<br />
sowieso gezeigt wurde. Whale wollte mehr, denn er wollte die tragische Situation<br />
hervorheben, in welcher sich die gegen ihren Willen erschaffene und nun von allen gehasste<br />
Kreatur befindet. Daher war es unabdingbar, dass das Mädchen stirbt, es musste<br />
passieren, ob Karloff dies mochte oder nicht war irrelevant. Karloff gab sich daraufhin<br />
geschlagen.<br />
Abbildung 11.29: <strong>Das</strong> Unheilige und die<br />
Unschuld, erster Teil<br />
Marilyn Harris, die Darstellerin der<br />
kleinen Maria, war von der Idee, ins Wasser<br />
geworfen zu werden, verständlicherweise<br />
nicht begeistert. Es kostete James<br />
Whale einiges an Überredungskunst, um<br />
auch ihr Einverständnis zu bekommen.<br />
Also machte man sich so schnell wie<br />
möglich an die Aufnahme, bevor Marylin<br />
es sich wieder anders überlegte. Die Kamera<br />
lief, Karloff hob Marilyn hoch, er<br />
warf sie ins Wasser ... und Marilyn ging<br />
nicht unter, weil sie zu nahe am Ufer gelandet<br />
war.<br />
Dementsprechend musste die Szene<br />
nochmal wiederholt werden und dies wurde nun zu einem echten Problem für James<br />
Whale, denn die triefnasse Marilyn hatte jetzt absolut keine Lust mehr.<br />
Whale bat sie, doch Marilyn sagte nein.<br />
Whale flehte sie an, doch Marilyn sagte immer noch nein.<br />
Whale versprach ihr, er würde ihr alles geben, was sie wolle, wenn sie die Szene<br />
nur nochmal wiederholen würde.<br />
Und Marilyn war einverstanden. Ihre Mutter hatte sie nämlich auf eine strikte Diät<br />
gesetzt und somit war Whales Angebot sehr verlockend; sie verlangte ein Dutzend<br />
hartgekochter Eier.<br />
Die Szene wurde nochmal gedreht. Dieses Mal warf Karloff sie so weit, wie er nur<br />
konnte und alles verlief wunschgemäß. Zur Belohnung erhielt Marilyn daraufhin nicht<br />
nur ein, sondern zwei Dutzend Eier.<br />
<strong>Das</strong>s Marilyn sich überhaupt traute, diese Szene zu drehen, lag in ihrem großen<br />
Vertrauen zu Boris Karloff begründet. Ihrer Mutter ging sie soweit möglich aus dem<br />
Weg, was vor allem darin begründet lag, dass diese sie zu einem Kinderstar machen<br />
wollte und recht streng war. Als Marilyn an diesem Morgen zum Set fahren sollte und<br />
sie Karloff in seiner vollen Maske in seiner Limousine sitzen sah, ließ sie ihre Mutter<br />
stehen und lief zu dem großen Mann, weil sie mit ihm fahren wollte. Es war sozusagen<br />
Liebe auf den ersten Blick.<br />
368
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
Womöglich kommt Ihnen die Einstellung, in welcher Maria dem Monster gegenübersteht,<br />
bekannt vor. Vor allem in Verbindung mit dem Überreichen einer Blüte drängen<br />
sich hier Assoziationen zum Ende von Wegeners Der Golem: Wie er in die Welt<br />
kam (1920) auf. Da Robert Florey ein großer Verehrer der expressionistischen deutschen<br />
Stummfilme war, ist dies mit Sicherheit kein Zufall und die Szene von ihm so<br />
entworfen.<br />
In Goldstadt naht der große Moment der Trauung. Elizabeth bekommt es mit der<br />
Angst zu tun. Sie befürchtet, dass irgendetwas Schreckliches passieren und sich zwischen<br />
sie und ihren Bräutigam stellen wird. Außerdem vermisst sie Dr. Waldman<br />
schrecklich, denn eigentlich sollte er bereits hier sein...<br />
<strong>Das</strong> Zwiegespräch wird durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. Es ist Victor<br />
und er bittet <strong>Frankenstein</strong> zu sich. Er überbringt ihm die Nachricht von Dr. Waldmans<br />
Tod. Er wurde im Turm gefunden, ermordet!<br />
Fragen Sie sich bitte nicht, weshalb sofort feststeht, dass Dr. Waldman ermordet<br />
wurde. Dies ist ein weiterer Makel <strong>des</strong> Skripts.<br />
Victor berichtet <strong>Frankenstein</strong>, das<br />
Monster sei in der Nähe der Stadt gesehen<br />
worden. Auch dies ist problematisch,<br />
denn außer <strong>Frankenstein</strong>, Victor<br />
und Elizabeth lebt niemand mehr, der<br />
von der puren Existenz <strong>des</strong> Monstrums<br />
etwas weiß.<br />
In diesem Moment schallt ein lautes<br />
Grollen durch das Haus. <strong>Das</strong> Monster!<br />
Die beiden Männer sind sich einig, dass<br />
es sich im ersten Obergeschoss aufhält.<br />
Weshalb auch immer.<br />
Sie stürzen nach oben, finden jedoch<br />
nichts. <strong>Das</strong> Grollen ertönt nochmals, also<br />
muss es wohl im Keller sein und die<br />
beiden Männer laufen wieder hinab.<br />
Abbildung 11.30: <strong>Das</strong> Unheilige und die<br />
Unschuld, zweiter Teil... und ein Regiefehler<br />
Wie uns die nächste Szene zeigt, ist das Monster gar nicht im Haus, sondern schickt<br />
sich an, durch ein Fenster in das Zimmer zu steigen, in welchem Victor und <strong>Frankenstein</strong><br />
Elizabeth eingeschlossen haben. <strong>Das</strong> Monster tappt an Elizabeth heran, als<br />
sie vergeblich versucht, die Tür zu öffnen und als sie sich umdreht, sieht sie den<br />
Schrecken, der sie bedroht!<br />
Und wieder können Sie einen Regiefehler entdecken, wenn Sie auf Details achten.<br />
Behalten Sie Elizabeths mehrere Meter langen Hochzeitsschleier im Auge, als sie zur<br />
Tür geht, während Karloff ihr mit ausgestreckten Armen hinterherstolziert und Elizabeth<br />
sich dann umdreht. Es ist problemlos zu erkennen, dass hier ein starkes Gewicht<br />
369
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
auf eine stilvolle Inszenierung gelegt wurde, denn der Schleier spannt sich extremst<br />
unnatürlich. <strong>Das</strong> Ende <strong>des</strong> Schleiers wurde am Boden befestigt, damit sich die Schleppe<br />
hinter Elizabeth herzieht. Leider dreht sich Mae Clarke so stürmisch um, dass der<br />
Stoff dabei zu einer geraden Linie gespannt wird. Dies fällt aufgrund der Unheimlichkeit<br />
<strong>des</strong> gezeigten Vorgangs normalerweise erst bei wiederholtem Sehen auf, aber<br />
dennoch: Auf jenem der vielen verschiedenen Filmplakate, welches diese Einstellung<br />
als gemaltes Motiv zeigt, sieht es irgendwie natürlicher aus...<br />
Sofort im Anschluss folgen drei Close-Ups, welche oft parodiert werden. Dies ist<br />
kein Wunder, denn sie fordern es geradezu heraus. Zuerst sehen wir Elizabeths Gesicht<br />
in Großaufnahme, während sie einen Schrei loslässt. Es folgt unmittelbar ein Close-Up<br />
auf das Gesicht <strong>des</strong> Monsters, welches aus einem Mundwinkel heraus knurrt, oder zumin<strong>des</strong>t<br />
einen Laut ausstößt, welcher ein Knurren darstellen soll. Gleich darauf erfolgt<br />
wieder ein Schnitt auf Elizabeths Gesicht, wo sie ihren Aufschrei wiederholt. Parodien<br />
wiederholen dieses Hin und Her gerne gleich mehrfach.<br />
In den im Haus spielenden Szenen haben wir außergewöhnlich viele Kontinuitätsund<br />
Regiefehler erlebt. Ganz zu schweigen von der großen und unbeantworteten Frage,<br />
woher das Monster wusste, in welches Haus es eindringen musste und wie es unentdeckt<br />
dahin gelangen konnte. Und warum schloss <strong>Frankenstein</strong> seine Elizabeth überhaupt<br />
in dem Zimmer ein? <strong>Das</strong> sind alles sehr große Zufälle. Doch das Schlimmste<br />
haben wir überstanden, einen Nachschlag gibt es aber noch: Ludwig trägt die Leiche<br />
Marias in die Stadt und es ist eine unverrückbare Tatsache, dass das Mädchen nicht in<br />
den See gefallen und ertrunken ist - selbstverständlich wurde auch sie ermordet, was<br />
Ludwig umgehend kundtut, und zwar passenderweise natürlich direkt vor dem Stan<strong>des</strong>amt,<br />
wie ein an der Wand <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> angebrachtes Schild verrät.<br />
<strong>Frankenstein</strong> plant in<strong>des</strong>, die Heirat abzusagen. Zuerst muss er seine Kreatur töten.<br />
„Mit diesen Händen habe ich ihn erschaffen, mit diesen Händen werde ich ihn<br />
vernichten!“ So viel die Welt rettenden Pathos in einem Satz muss ein Mann im Angesicht<br />
seiner Hochzeit erstmal zustande bringen.<br />
Doch er ist nicht der Einzige, der sich auf die Suche nach der Kreatur begibt.<br />
Mit der einbrechenden Dunkelheit formiert sich in den Straßen Goldstadts der mit<br />
Fackeln ausgerüstete Mob, der fortan in vielen zukünftigen Filmen noch zu sehen sein<br />
sollte. Ludwig soll mit einem Trupp den Wald durchstöbern und <strong>Frankenstein</strong> führt die<br />
Männer an, welche in den Bergen das Monster suchen. Der Bürgermeister selbst wird<br />
eine Gruppe befehligen, welche das Gebiet um den See durchforstet.<br />
<strong>Frankenstein</strong> führt seine Männer und ihre Suchhunde in das felsige Gebirge. Diese<br />
Szenen sind interessant gemacht. Eigentlich wirken sie schon beinahe dilertantisch,<br />
denn die Schauspieler irren hier zwischen Felsen umher, welche unverkennbar künstlicher<br />
Natur und vor bemalten Studiowänden positioniert wurden. Aber dies stört nicht,<br />
im Gegenteil. Zusammen mit einer exquisiten Beleuchtung und der eindringlichen Geräuschkulissen<br />
aus bellenden Hunden und durcheinanderschreienden Männer wirkt die<br />
370
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
Szenerie unwirklich und unheimlich, ganz wie die Einstellungen zu Beginn <strong>des</strong> Films.<br />
<strong>Frankenstein</strong> trennt sich von seinen<br />
Gefolgsleuten und läuft seiner Kreatur<br />
in die Arme. Es kommt zu einer wilden<br />
Rauferei zwischen den beiden.<br />
<strong>Frankenstein</strong> geht zu Boden und das<br />
Geschöpf trägt seinen Erschaffer in eine<br />
nahegelegene Windmühle. Es trägt den<br />
Körper seines Erschaffers bis hinauf auf<br />
den Balkon oberhalb der Windmühlenflügel.<br />
Dort kommt es dann zur finalen<br />
Auseinandersetzung <strong>des</strong> Films zwischen<br />
<strong>Frankenstein</strong> und dem von ihm erschaffenen<br />
Wesen, während sich der Mob vor<br />
der Mühle versammelt und beginnt, den<br />
hölzernen Bau in Brand zu setzen.<br />
Abbildung 11.31: <strong>Frankenstein</strong> ringt mit<br />
seinem Geschöpf<br />
Im Finale gibt es auch einige interessante Details. Für Boris Karloff bedeutete es<br />
eine übermächtige Anstrengung, sich Colin Clive unter den rechten Arm zu klemmen<br />
und scheinbar mühelos die hölzernen Treppenstufen hinaufzutragen. In der Einstellung,<br />
als er und Colin Clive im ersten Stockwerk der Mühle ankommen, kann man an<br />
Karloffs Körpersprache deutlich erkennen, dass er sich hierbei übernommen hat. Er<br />
verletzte sich in diesen Szenen schwer an drei Stellen <strong>des</strong> Rückens und wurde bis zu<br />
seinem Lebensende die durch diese Szene verursachten Rückenprobleme nicht mehr<br />
los.<br />
Einen interessanten Regiekniff zeigt<br />
jene Szene, in welcher <strong>Frankenstein</strong> und<br />
das Monster, sich gegenseitig im Auge<br />
behaltend, den Antrieb dies Mühlra<strong>des</strong><br />
umkreisen. Die Kamera zeigt hier Close-<br />
Ups, gefilmt durch das Gestänge <strong>des</strong> Antriebs,<br />
welches sich im Bildvordergrund<br />
vor den Gesichtern der beiden Darsteller<br />
horizontal bewegt. Es erscheint wie<br />
die Gitterstäbe vor dem Fenster einer Gefängniszelle<br />
und dieser Effekt war von<br />
Whale beabsichtigt. Die beiden sind Gefangene<br />
ihrer Selbst und haben die Entwicklung<br />
der Geschehnisse nicht mehr unter Kontrolle. Es gibt keinen Ausweg mehr,<br />
Abbildung 11.32: Tod in den Flammen<br />
ein Entkommen aus diesem Gefängnis <strong>des</strong> Schicksals ist beiden nicht mehr möglich.<br />
371
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
Eine Szene, von deren deftiger Wirkung man auch heute noch etwas spürt, ist jene,<br />
in welcher die Kreatur <strong>Frankenstein</strong> von der Balustrade auf dem Dach der Mühle in die<br />
Tiefe hinabwirft. <strong>Frankenstein</strong>s Körper fällt nicht nur einfach in die Tiefe, sondern er<br />
schlägt auf einem der Windmühlenflügel auf und wird von diesem noch einen Moment<br />
mitgenommen, bevor er daran herabrutscht und endgültig zu Boden stürzt.<br />
Nachdem das Monster, welche sich nur vor Feuer fürchtet, unter den Resten der<br />
brennenden Mühle verschüttet wurde, war die ursprüngliche Absicht, auch <strong>Frankenstein</strong><br />
in den Armen Elizabeths sterben zu lassen. Dies wurde jedoch in beinahe letzter<br />
Minute von James Whale verworfen und durch ein happy ending ersetzt, in welchem<br />
Elizabeth an <strong>Frankenstein</strong>s Krankenbett sitzt. Whale wollte dem Publikum nicht auch<br />
noch ein deprimieren<strong>des</strong> Ende zumuten und außerdem blieb auch die stille Hoffnung,<br />
dass ein glücklicher Ausgang die Zensoren etwas beruhigen könnte. <strong>Das</strong>s das Überleben<br />
<strong>Frankenstein</strong>s ihm die legendäre Fortsetzung Bride of <strong>Frankenstein</strong> (1935) ermöglichen<br />
würde, war zu diesem Zeitpunkt, an welchem Universal ums Überleben<br />
kämpfte, sicherlich noch nicht Teil seiner Überlegungen, zumal Sequels und Franchises<br />
damals noch unbekannt und keine etablierten Marketingstrategien waren.<br />
Mit der Zensur war es so eine Sache und der Film kam dort nicht sehr gut an.<br />
Genauer gesagt wurde <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) zum bis dahin spektakulärsten Zensurfall<br />
Hollywoods.<br />
Die erste Hürde, welche es zu nehmen galt, war Carl Laemmle höchstpersönlich.<br />
Die Bombe platzte im November <strong>1931</strong>, als <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) erstmals vor Vertretern<br />
der Presse und auch Carl Laemmle vorgeführt wurde. Als der zwar durchaus<br />
mutige, aber den eigenen moralischen Maßstäben und Wertschätzungen zutiefst verpflichtete<br />
Carl Laemmle die Szene sah, in welcher Maria von dem Monster in den See<br />
geworfen wird, ließ er einen Tobsuchtsanfall vom Stapel.<br />
„In meinen Filmen ertrinken keine kleinen Kinder!“, soll er geschrien haben und<br />
war somit der erste, welcher nach Schnitten und korrigierenden Nachdrehs rief. Carl<br />
Laemmle setzte sich über die Argumentationen Whales und Karloffs hinweg und die<br />
Szene wurde stark gekürzt. Von nun an sollte sie nach der Einstellung enden, in welcher<br />
das Monster seine Hände nach Maria ausstreckt.<br />
Ironischerweise machte dieser Schnitt den Film für das Publikum noch extremer,<br />
denn hierdurch fiel nicht nur Maria nicht mehr ins Wasser, sondern man konnte auch<br />
nicht mehr die Verzweiflung <strong>des</strong> Monsters sehen, wenn es die Stätte <strong>des</strong> Vorfalls<br />
verlässt. Durch diesen Schnitt wurde <strong>Frankenstein</strong>s Kreatur unverrückbar böse und,<br />
schlimmer noch, das Publikum war zutiefst schockiert. Wenn man dann sah, wie das<br />
Monster nach dem Mädchen greift und danach Ludwig die Leiche seiner Tochter durch<br />
die Straßen Goldstadts trägt, schlugen die Vorstellungen, welches schreckliche pädophile<br />
Verbrechen am See vorgefallen sein muss, hemmungslos Purzelbäume.<br />
Diese Szene wurde erst über 50 Jahre später wieder restauriert und in den Film<br />
integriert. Bei dieser Restauration aus dem Jahr 1986 fiel jedoch auch das Ende <strong>des</strong><br />
Abspanns zum Opfer, in welchem die Musik nach den abschließenden Credits, in wel-<br />
372
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
chen dann übrigens auch Boris Karloff namentlich erwähnte wurde, noch einige Zeit<br />
zu einer schwarzen Leinwand weiterlief.<br />
Um die weitere Zensurgeschichte <strong>des</strong> Films ranken sich viele Legenden, welche zu<br />
Verwechslungen und Verzerrungen der Realität neigen. So heißt es, der Film sei nur<br />
schwer verstümmelt in die Kinos gekommen. Dies ist nur teilweise richtig, da die meisten<br />
Schnittauflagen erst bei der Wiedervorlage für die Neuaufführung im Jahr 1937<br />
zum Tragen kamen. In der wirklichen Welt war das Zensurgeplänkel zwar noch immer<br />
teilweise recht heftig, aber zumin<strong>des</strong>t im Jahr <strong>1931</strong> deutlich harmloser ausgefallen.<br />
Nach der Presseaufführung machte man sich Sorgen, wie die Zensurbehörden mit<br />
dem Film umgehen würden. Schließlich war der Film zu seiner Zeit das grausamste<br />
und blutdurchtränkteste Produkt, welches jemals auf der Leinwand gezeigt worden<br />
war. Vorsichtshalber wurde der Film vorab zwei katholischen Priestern aus Los<br />
Angeles vorgeführt, welche den Film hinsichtlich der Verwerflichkeit seiner Inhalte<br />
bewerten sollten. Der Hauptauslöser für diesen Schritt war die Zensurbehörde <strong>des</strong> kanadischen<br />
Staates Quebec, welche dem Film im Vorfeld bereits vorwarf, schon alleine<br />
durch sein zugrundeliegen<strong>des</strong> Thema einer gottgleichen Erschaffung von Menschen<br />
überaus blasphemisch zu sein. Die beiden Priester sollten dem Film die weltanschauliche<br />
Unbedenklichkeit attestieren.<br />
Aber es kam etwas anders, als es Universal erwartet hatte. Die beiden Geistlichen<br />
sagten zwar, der Film sei nicht so schlimm wie sein Ruf, aber sie verlangten dennoch<br />
nach einem Prolog. Idealerweise sollte darin Mary Shelley auftauchen und deutlich<br />
machen, dass die folgende Geschichte reine Fiktion und nicht für bare Münze zu nehmen<br />
sei, bevor sie ein Buch mit der ersten Textseite aufschlage und der eigentliche<br />
Film dann beginne. Mit anderen Worten: Universal sollte dem Film seine Glaubwürdigkeit<br />
nehmen und das Publikum andächtig im Schoße wiegen, anstelle für nacktes<br />
Entsetzen zu sorgen.<br />
Dieser Vorschlag stieß nicht auf viel Gegenliebe und daher schloss man einen<br />
Kompromiss. Dieser Kompromiss war die Ansprache Edward Van Sloans, mit welcher<br />
der Film noch heute beginnt. Mit Hilfe einer kräftigen Dosis Diplomatie und Lobbyarbeit<br />
schaffte der Film es dann auch, die Zensoren zu passieren und kam ungeschoren<br />
in die kanadischen Kinos.<br />
In den USA war die Lage ungleich komplizierter, da insgesamt sechs Staaten eigene<br />
Zensurbehörden hatten - und die waren in der Regel deutlich konservativer als die<br />
oberste Zensurbehörde der USA. Hierdurch entstanden mehrere sich massiv voneinander<br />
unterscheidende Fassungen.<br />
In Kalifornien lief der Film völlig ungeschnitten in den Kinos, sogar der Tod Marias<br />
war darin noch zu sehen.<br />
Kansas verlangte das Entfernen von insgesamt 32 Szenen. Hierdurch wurde der<br />
Film auf eine Laufzeit von knapp unter 40 Minuten reduziert.<br />
Den Vogel schoss jedoch der Staat Massachusetts ab. Dort sollte nahezu alles entfernt<br />
werden, was den Film halbwegs interessant machte, bis hin zu jener Szene, in<br />
welcher die Kreatur auf dem Labortisch erstmals ihre Hand hebt.<br />
373
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
In der Tschechoslowakei, in Schweden, Nordirland und dem Süden Australiens<br />
wurde der Film umgehend verboten.<br />
Die Zensurmaßnahmen riefen natürlich auch Proteste auf den Plan. <strong>Das</strong> prominenteste<br />
Beispiel war hier ein Kinobesitzer in Texas, welcher öffentlich drohte, bei Erhalt<br />
einer zensierten Kopie seinen Vertrag mit Universal umgehend zu kündigen und laut<br />
zum Boykott für den Fall eintretender Zensurmaßnahmen aufrief. Andere wiederum<br />
taten genau das Gegenteil und riefen nach einem prinzipiellen Boykott dieses verwerflichen<br />
Streifens - aber sie überlegten es sich schnell anders, als sie gegen Ende<br />
<strong>des</strong> Jahres die Menschenschlangen vor den Kassen der Kinos sahen, welche den Film<br />
zeigten.<br />
Abbildung 11.33: Manchmal, wie hier in<br />
Michigan, sahen sich Kinobetreiber veranlasst,<br />
sich für die Aufführung von <strong>Frankenstein</strong><br />
(<strong>1931</strong>) in Form von Zeitungsanzeigen<br />
zu rechtfertigen<br />
Die nachhaltigsten Kommentare gaben<br />
jedoch Redakteure in Magazinen und<br />
Zeitungen ab. Die Beschwerden der Presse<br />
über das Verstümmeln <strong>des</strong> Filmes waren<br />
lautstark genug, dass der Gouverneur<br />
von Kansas es nach einigen Tagen nicht<br />
mehr wagte, den Film in der zensierten<br />
Fassung zu zeigen und ihn wieder restaurieren<br />
ließ.<br />
Für Carl Laemmle jr. war dieser Vorfall<br />
ein gefundenes Fressen, denn dies<br />
war das Beste, was Universal passieren<br />
konnte. In mehreren Interviews lobte er<br />
aus voller Brust das Recht auf die freie<br />
Rede und nutzte den ganzen Aufruhr um<br />
den Film konsequent zu <strong>des</strong>sen kostengünstiger<br />
Vermarktung aus.<br />
Als der Film kurz vor Jahresende in<br />
die Kinos kam, lief die Vermarktungsmaschinerie<br />
auf Hochtouren und man konzentrierte<br />
sich voll und ganz auf den Ruf, welcher dem Film anhaftete. Die Zuschauer<br />
standen Schlange und mit jedem Tag wuchs die Anzahl von Kolumnen und Meinungsäußerungen<br />
über den Film. Die Mehrzahl der Artikel betonte die schockierenden Momente<br />
<strong>des</strong> Films. Die Kinobesitzer mischten hierbei munter mit. Einige engagierten<br />
Krankenschwestern, welche vor den Kinosälen Stellung bezogen. Andere verkauften<br />
nerve tonic, ein Sprudelwasser, welches die Nerven zu stählen versprach. <strong>Das</strong> Arcadia<br />
Theatre in Temple, Texas, schrieb ein Preisgeld aus, welches jene Frau gewinnen<br />
sollte, die es wagte, sich den Film alleine anzusehen. In einem Fall wurde von einem<br />
Kinobesitzer berichtet, welcher im Moment <strong>des</strong> Filmbeginns hinter dem Rücken <strong>des</strong><br />
Publikums mit einer Pistole in die Luft feuerte, damit es die Zuschauer vor Schreck<br />
erstmal kräftig aus ihren Sesseln hob. Der Effekt solcher Aktionen ließ nicht lange auf<br />
sich warten und der Andrang der Massen war kaum zu bewältigen; in Omaha ging<br />
374
11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
sogar die Frontscheibe eines Kinos zu Bruch, als die Massen in das Kino drängten.<br />
Die Laemmles konnten zufrieden sein, denn schon zu Beginn <strong>des</strong> Jahres 1932 hatte<br />
<strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) die in ihn gesetzten finanziellen Hoffnungen erfüllt.<br />
Der große Verlierer jener Wochen war die MPTOA, eine mächtige Lobby konservativer<br />
Kinobesitzer. Dort hatte man schon voller Inbrunst gegen Dracula (1930)<br />
gewettert und <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) wirkte auf sie wie ein rotes Tuch. Briefe wurden<br />
an Kinobesitzer verschickt und diese aufgefordert, <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) ebenso wie<br />
andere sogenannte „Horrorfilme“ zu boykottieren und nicht ihrem Publikum zuzuführen.<br />
Die meisten dieser Rufe verhallten ungehört und im Februar 1932 schwenkte die<br />
MPTOA letztlich nur noch die weiße Fahne. Dem kommerziellem Druck, welchen<br />
die hohen Zuschauerzahlen mit sich brachten, konnte die Lobby nicht mehr widerstehen,<br />
denn selbst ihre treuesten Mitglieder begannen zunehmend, ihre ursprüngliche<br />
Haltung zu überdenken, weil auch sie einen Teil <strong>des</strong> Kuchens für sich abschneiden<br />
wollten, solange dies noch möglich war. Zum Schluss vertrat die MPTOA nur noch<br />
eine Empfehlung, an welche sich die Mitglieder dann auch weitgehend hielten: <strong>Frankenstein</strong><br />
(<strong>1931</strong>) sollte nur noch in abendlichen Doppelvorstellungen zusammen mit<br />
Paramounts Dr. Jekyll and Mr. Hyde (<strong>1931</strong>) gezeigt werden. Aber auch dies war kein<br />
wirklicher Sieg, denn mittlerweile hatten die Besucherzahlen ihren Höhepunkt schon<br />
hinter sich gelassen.<br />
Die berüchtigten flächendeckenden Zensurmaßnahmen blieben <strong>1931</strong> noch aus. Als<br />
der Film 1937 erneut in den Kinos gezeigt werden sollte, hatte sich die amerikanische<br />
Filmwelt jedoch grundliegend verändert. Der <strong>1931</strong> noch gültige Production Code von<br />
Jason Joy hatte den Status eines Appells und keine verpflichtende Bindung, doch 1934<br />
änderte sich dies endgültig, indem kein Film mehr aufgeführt werden durfte, auch<br />
keine Wiederveröffentlichungen, welcher nicht den harten Auflagen der staatlichen<br />
Zensurstelle MPPDA entsprach.<br />
<strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) war hiervon betroffen, als er 1937 erneut in den Kinos anlief<br />
und von damals stammen jene vielzitierten Schnitte, welche oft fälschlicherweise<br />
schon der Erstaufführung angedichtet werden. Aus dem Film musste die Szene mit<br />
dem Tod Marias entfernt werden. <strong>Das</strong> Ergebnis war hier baugleich mit jener Fassung<br />
dieser Szene, welche Carl Laemmle einst verlangt hatte. Ebenso war jene Stelle betroffen,<br />
in welcher sich <strong>Frankenstein</strong> nach dem Erwecken seiner Kreatur mit Gott vergleicht,<br />
was einen sehr hässlichen jump cut innerhalb einer Kameraeinstellung nach<br />
sich zog, der noch immer in den Re-Release-Kinotrailern begutachtet werden kann.<br />
Bei einigen sich selbst als restaurierte Fassungen bezeichnenden Filmversionen, welche<br />
vor 1986 entstanden, muss man jedoch aufpassen; bei diesen sind <strong>Frankenstein</strong>s<br />
Worte durch ein lautes Donnergrollen unverständlich gemacht worden. Ebenfalls musste<br />
die Szene entfernt werden, in welcher Fritz die Kreatur mit einer Fackel bedroht,<br />
kurz bevor sein To<strong>des</strong>schrei durch <strong>Frankenstein</strong>s Turm gellt.<br />
375
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
<strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) ist ein Film, bei welchem das Wirrwarr verschiedener Fassungen<br />
für Laien nur schwer zu durchschauen war, bis Universal den Film wie bereits<br />
erwähnt im Jahr 1986 restaurieren ließ und ihn in dieser Form auf Laserdisc veröffentlichte.<br />
Seitdem kann der Film wieder in seinem originalen Zustand gesehen werden,<br />
so wie er <strong>1931</strong> in Kalifornien in den Kinos lief. Zumin<strong>des</strong>t in den meisten. Eine relativ<br />
selten gezeigte Variante steht noch immer auf der Suchliste der Filmhistoriker, denn<br />
in einigen Kinos wurde der Film in Manier von Stummfilmen in teilweise viragierter<br />
Fassung gezeigt. Hier wurden Szenen, welche gruselig sein sollten und in denen Boris<br />
Karloff zu sehen war, grün eingefärbt - mit der „Farbe der Furcht“, wie Universal es<br />
damals bezeichnete.<br />
<strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) schaffte es übrigens, Universal vor der Pleite zu retten. Dies<br />
liegt nicht nur in seiner genialen und kontroversen Vermarktung begründet, sondern<br />
auch in der hohen Qualität, welche der Film trotz seiner zum Teil sträflichen Mängel<br />
vorweisen kann. Boris Karloff wurde durch den Film zu einem Star und auch James<br />
Whale standen von nun an alle Karrieremöglichkeiten offen. Aber der Film ist noch<br />
mehr als ein unterhaltsamer, gelungener Klassiker. Von nun wusste praktisch jeder Kinogänger,<br />
was damit gemeint war, wenn man sagte, man besuche einen „Horrorfilm“.<br />
<strong>Das</strong> Genre war bereits 35 Jahre alt und seit Nosferatu: Eine Symphonie <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
(1922) auch so weit definiert, dass damals wie heute jeder Laie sofort erkennt, mit<br />
welcher Sorte Film er es hier zu tun hat.<br />
Aber von nun hatte das Grauen im Film auch endlich einen eigenen Namen.<br />
376
Literaturverzeichnis<br />
[1] John T. Soister, Of Gods and Monsters: A Critical Guide to Universal Studios’<br />
Science Fiction, Horror and Mystery Films, 1929-1939, McFarland & Company,<br />
Inc., S. 74f.<br />
[2] Michael H. Price, George E. Turner, Forgotten Horrors: Early Talkie Chillers<br />
from Poverty Row, A.S. Barnes and Co., S. 27<br />
[3] Andréa Fernan<strong>des</strong>, Iconic America, Mental_Floss,<br />
http://www.mentalfloss.com/blogs/archives/22639<br />
[4] Die Rekonstruktion der Taten Peter Kürtens erfolgte unter Nutzung von Protokollen<br />
<strong>des</strong> Gerichtsprozesses, zeitgenössischen Artikeln und Fotografien aus<br />
der Tageszeitung Düsseldorfer Nachrichten, dem Artikel To<strong>des</strong>urteile von<br />
G.H. Mostar und R.A. Stemmle aus Kriminalreport, Ausgabe 1964, S. 219-<br />
307, sowie Peter Kürten, genannt der Vampir von Düsseldorf von Elisabeth<br />
Lenk (Hrsg.) und Katharina Kaever (Hrsg.), Eichborn 1997, 1. Auflage, ISBN<br />
3821841567<br />
377
Index<br />
28 Days Later (2002), 214<br />
Abbot and Costello Meet Dr. Jekyll and<br />
Mr. Hyde (1953), 282<br />
Abbot and Costello Meet The Killer, Boris<br />
Karloff (1949), 282<br />
Abbott and Costello Meet the Invisible<br />
Man (1951), 304<br />
Alien (1979), 309<br />
Alien vs. Predator (2004), 225<br />
Alien: Resurrection (1997), 334<br />
Alligator People, The (1959), 321<br />
Alraune (1930), 33, 33<br />
Alraune (1952), 33<br />
Altered States (1980), 291<br />
Amazing Transparent Man, The (1960),<br />
184<br />
American Gothic (1988), 139<br />
Amityville 3-D (1983), 63<br />
Andere, Der (1913), 32, 276<br />
Andere, Der (1930), 31, 32<br />
Arsenic and Old Lace (1941), 171<br />
Autre, L’, siehe Procureur Hallers, Le<br />
(1930)<br />
Bat Whispers, The (1930), 57, 58–62, 66–<br />
72, 74, 85<br />
Bat, The (1926), 59, 60, 69<br />
Beast With Five Fingers, The (1946), 171<br />
Belle et la bête, La (1946), 54<br />
Benson Murder Case, The (1930), 19, 19–<br />
21<br />
Between Two Worlds (1944), 30<br />
Beyond Re-Animator (2003), 333<br />
Billy the Kid vs. Dracula (1966), 248<br />
Birds of Prey (1930), 34<br />
Bishop Murder Case, The (1930), 17, 17,<br />
18<br />
Black Cat, The (1934), 86<br />
Black Christmas (1974), 164<br />
Blackenstein (1972), 255<br />
Blacula (1972), 255<br />
Blood for Dracula (1974), 259<br />
Blood of a Poet, The, siehe Sang d’un<br />
poète, Le (1930)<br />
Bluebeard (1944), 86, 184<br />
Blut eines Dichters, <strong>Das</strong>, siehe Sang d’un<br />
poète, Le (1930)<br />
Bride of <strong>Frankenstein</strong> (1935), 86, 263,<br />
332, 353, 372<br />
Bride of <strong>Frankenstein</strong>, The (1935), 219,<br />
268<br />
Bride of Re-Animator (1990), 332<br />
Bride, The (1985), 268–270<br />
Bud Abbott and Lou Costello Meet <strong>Frankenstein</strong><br />
(1948), 228, 229<br />
Cabinet <strong>des</strong> Dr. Caligari (1919), 365<br />
Cabinet <strong>des</strong> Dr. Caligari, <strong>Das</strong> (1919), 3,<br />
213<br />
Canary Murder Case, The (1929), 17–19,<br />
21<br />
Cat and the Canary, The (1927), 15, 17,<br />
60, 66<br />
Cat Creeps, The (1930), 14, 14–17, 31, 60,<br />
116, 117<br />
Cat Creeps, The (1946), 16<br />
Chelovek-nevidimka (1984), 306<br />
Chien andalou, Un (1928), 45<br />
Chien andalou, Un(1928), 55<br />
Christine (1983), 140<br />
City Under the Sea, The (1965), 323<br />
Coffin Maker, The (1928), 342<br />
Colossus of New York, The (1958), 244<br />
Countess Dracula’s Orgy of Blood (2004),<br />
289<br />
Crazies, The (1973), 141<br />
Creature from the Black Lagoon, The<br />
(1954), 22<br />
Creepshow (1982), 140<br />
Cuerpo del delito, El (1930), 21, 21, 22,<br />
120<br />
378
Filmindex<br />
Cujo (1983), 140<br />
Curse of <strong>Frankenstein</strong> (1957), 241, 242<br />
Curse of <strong>Frankenstein</strong>, The (1957), 229,<br />
231, 239<br />
Curse of the Fly (1965), 314, 315, 318<br />
Dämon der Frauen, Der, siehe Rasputin:<br />
Dämon der Frauen (1930)<br />
Daughter of Dr. Jekyll (1957), 184, 283,<br />
284<br />
Daughter of Evil, siehe Alraune (1930)<br />
Dawn of the Dead (1978), 141, 326<br />
Day of the Dead (1985), 329, 330<br />
Der Golem: Wie er in die Welt kam<br />
(1920), 3<br />
Die Nibelungen (1924), 166<br />
Doctor X (<strong>1931</strong>), 352<br />
Doctor X (1932), 86<br />
Dr. Cyclops (1940), 320<br />
Dr. <strong>Frankenstein</strong> on Campus (1970), 251<br />
Dr. Hekyl and Mr. Hype (1980), 293, 294<br />
Dr. Jekyll and Hyde ... Together Again<br />
(1982), 294<br />
Dr. Jekyll and Hyde... Together Again<br />
(1982), 294<br />
Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1908), 3<br />
Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1920), 170, 198<br />
Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1920,I), 213,<br />
276–278<br />
Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1920,II), 277,<br />
278<br />
Dr. Jekyll and Mr. Hyde (<strong>1931</strong>), 279, 280,<br />
300, 375<br />
Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1941), 280<br />
Dr. Jekyll and Mr. Hyde Rock ’n’ Roll<br />
Musical, The (2003), 298<br />
Dr. Jekyll and Mr. Hyde, Doing to a Frazzle<br />
(1914), 276<br />
Dr. Jekyll and Ms. Hyde (1995), 296<br />
Dr. Jekyll and Sister Hyde (1971), 290<br />
Dr. Jekyll y el Hombre Lobo (1971), 288<br />
Dr. Jekylls Dungeon of Death (1980), 292<br />
Dr. Mabuse (1922), 166<br />
Dr. Pyckle and Mr. Pryde (1925), 276<br />
Drácula (<strong>1931</strong>), 115, 116–125, 127–130,<br />
132, 134–136<br />
Drácula contra <strong>Frankenstein</strong> (1972), 256<br />
Dracula (1921, I), 78<br />
Dracula (1921, II), 78<br />
Dracula (1930), 4, 9, 77, 77, 78, 84, 85,<br />
87, 88, 90–93, 95, 97–103, 106, 107,<br />
113–116, 120–136, 163, 338–345, 351,<br />
355, 361, 375<br />
Dracula (1958), 105<br />
Dracula (1992), 96<br />
Dracula vs. <strong>Frankenstein</strong> (1971), 252,<br />
253, 265<br />
Dracula’s Daughter (1936), 105, 110<br />
Duality of Man, The (1910), 276<br />
Eaten Alive (1977), 141<br />
Edgar Allan Poe’s Tales of Terror (1962),<br />
171<br />
Edge of Sanity (1988), 295<br />
Ein seltsamer Fall (1914), 276<br />
El hombre invisible ataca (1967), 304<br />
Ella Lola, á la Trilby (1898), 194<br />
End of the World, The, siehe Fin du monde,<br />
La (1930)<br />
Evil Dead, The (1982), 203<br />
Evil of <strong>Frankenstein</strong>, The (1964), 233,<br />
235<br />
Exorcist, The (1973), 63<br />
Faust (1960), 169<br />
Fearless Frank (1967), 249<br />
Fearless Vampire Killers, The (1967), 95,<br />
110<br />
Figlia di <strong>Frankenstein</strong> (1971), 253<br />
Figlia di <strong>Frankenstein</strong>, La (1971), 253<br />
Fin du monde, La (1930), 39, 40, 41<br />
Firestarter (1984), 318, 325, 326<br />
Flesh for <strong>Frankenstein</strong> (1973), 259–261<br />
Fly 2, The (1989), 317, 318<br />
Fly, The (1958), 310–312, 314, 315, 318<br />
Fly, The (1986), 315–317<br />
379
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
Forbidden Adventure in Angkor (1935),<br />
28<br />
Frankenhooker (1990), 270<br />
<strong>Frankenstein</strong> (1910), 3, 213, 217, 339, 343<br />
<strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>), 4, 216, 217, 220,<br />
255, 263, 337, 338, 342, 346–349, 351–<br />
353, 355, 358, 360, 361, 365, 367, 372,<br />
374–376<br />
<strong>Frankenstein</strong> (1994), 273<br />
<strong>Frankenstein</strong> (20??, II), 275<br />
<strong>Frankenstein</strong> (20??, III), 276<br />
<strong>Frankenstein</strong> 1970 (1958), 242, 243<br />
<strong>Frankenstein</strong> 90 (1984), 266, 267<br />
<strong>Frankenstein</strong> ´80 (1972), 259<br />
<strong>Frankenstein</strong> all’italiana (1975), 263<br />
<strong>Frankenstein</strong> and the Monster From Hell<br />
(1974), 239, 240<br />
<strong>Frankenstein</strong> and the Monster from Hell<br />
(1974), 240<br />
<strong>Frankenstein</strong> Created Woman (1967), 235<br />
<strong>Frankenstein</strong> Island (1981), 265, 266<br />
<strong>Frankenstein</strong> Meets the Wolf Man (1943),<br />
223, 224<br />
<strong>Frankenstein</strong> Must Be Destroyed (1969),<br />
236, 238, 239, 264<br />
<strong>Frankenstein</strong> Unbound (1990), 271, 272<br />
<strong>Frankenstein</strong>’s Army (2012), 274, 275<br />
<strong>Frankenstein</strong>’s Daughter (1958), 245, 246<br />
Frankenweenie (1984), 267, 268, 274<br />
Frankenweenie (2012), 274<br />
Freaks (1932), 12<br />
Freddy vs. Jason (2003), 225<br />
Furankenshutain no kaijû: Sanda tai Gaira<br />
(1968), 248<br />
Furankenshutain tai chitei kaijû Baragon<br />
(1965), 246–248, 274, 275<br />
Gato y el canario, El, siehe Voluntad del<br />
muerto, La (1930)<br />
Ghost of <strong>Frankenstein</strong> (1942), 222<br />
Gojira (1954), 247, 304<br />
Gojira tai Hedora (1971), 241<br />
Golem: Wie er in die Welt kam, Der<br />
(1920), 369<br />
Gorilla Mystery, The (1930), 24, 25<br />
Gorilla, The (1927), 23<br />
Gorilla, The (1930), 23, 23<br />
Graa dame, Den (1909), 3<br />
Gran amor del Conde Drácula, El (1970),<br />
289<br />
Green Murder Case, The (1929), 17<br />
Greene Murder Case, The (1929), 21<br />
Gritos en la noche (1962), 305<br />
Halloween (1978), 164<br />
Henry: Portrait of a Serial Killer (1986),<br />
164<br />
Hollow Man (2000), 308, 309<br />
Horror of <strong>Frankenstein</strong>, The (1970), 238,<br />
239<br />
House of Dracula (1945), 226–228<br />
House of <strong>Frankenstein</strong> (1944), 86, 225,<br />
367<br />
How to Make a Monster (1958), 242<br />
Human Centipede (First Sequence), The<br />
(2009), 328, 329<br />
Human Centipede (Fist Sequence), The<br />
(2009), 334<br />
Hunchback of Notre Dame, The (1923), 4,<br />
84, 89<br />
Hunger, The (1983), 96<br />
I Was a Teenage <strong>Frankenstein</strong> (1957), 241<br />
I Was a Teenage Werewolf (1957), 241<br />
I, <strong>Frankenstein</strong> (2013), 275<br />
I, Monster (1971), 290<br />
I Spit on Your Grave (2010), 141<br />
Ilorona, La (1933), 22<br />
Ilsa: She-Wolf of the SS (1974), 324, 325<br />
Ingagi (1930), 25, 26–28<br />
Invasion of the Body Snatchers (1978),<br />
249<br />
Invisible Agent, The (1942), 301, 302<br />
Invisible Man (1933), 299<br />
Invisible Man Returns, The (1940), 299<br />
380
Filmindex<br />
Invisible Man’s Revenge, The (1944), 86,<br />
302, 303<br />
Invisible Man, The (1933), 4, 298–300,<br />
308, 309, 315<br />
Invisible Man, the (1933), 86<br />
Invisible Maniac, The (1990), 307<br />
Invisible Woman, The (1940), 300–302<br />
Island of Lost Souls (1932), 211<br />
It Came from Beneath the Sea (1955), 86<br />
Januskopf, Der (1920), 78, 81, 276, 278<br />
Jaws (1975), 29<br />
Jekyll Hyde: The Musical (2001), 298<br />
Jesse James Meets <strong>Frankenstein</strong>’s Daughter<br />
(1966), 248, 249<br />
Jurassic Park (1993), 322<br />
Just Imagine (1930), 42, 42<br />
Kennel Murder Case, The (1933), 19<br />
King Kong (1933), 4, 28, 352<br />
Last Hour, The (1930), 41<br />
Last House on the Left (2009), 141<br />
Liliom (1930), 35, 36<br />
Liliom (1933), 36<br />
London After Midnight (1927), 80, 116<br />
M (<strong>1931</strong>), 160, 161, 162–164, 167–172,<br />
181, 183, 184, 188–191<br />
M: Eine Stadt sucht einen Mörder, siehe<br />
M (<strong>1931</strong>)<br />
Mörder unter uns, siehe M (<strong>1931</strong>)<br />
Müde Tod, Der (1921), 166<br />
Mad Doctor of Blood Island (1968), 246<br />
Mad Love (1935), 171<br />
Mad Monster Party (1967), 288<br />
Maldición de <strong>Frankenstein</strong>, La (1972),<br />
257, 258<br />
Man from Planet X, The (1951), 184, 284<br />
Man Who Laughs, The (1928), 84, 199<br />
Mangler, The (1996), 140<br />
Manoir du diable, Le (1896), 3<br />
Marca del Hombro-lobo, La (1968), 250<br />
Mark of the Vampire (1935), 140, 141<br />
Mary Reilly (1996), 297<br />
Maximum Overdrive (1986), 140<br />
Memoirs of an Invisible Man (1992), 307,<br />
308<br />
Metropolis (1926), 162, 166, 168, 190,<br />
215<br />
Metropolis (1927), 42<br />
Midnight Mystery (1930), 22<br />
Miss Jekyll and Madame Hyde (1915),<br />
276<br />
Monster (2003), 164<br />
Monster, The (1925), 59, 60, 69, 214<br />
Monstrous del terror, Los (1969), 250<br />
Monstruos del terror, Los (1969), 250<br />
Monstruos del terror, Los (1970), 289<br />
Most Dangerous Game, The (1932), 352<br />
Mother’s Day (2010), 141<br />
Mummy’s Ghost, The (1944), 86<br />
Mummy, The (1932), 4<br />
Murders in the Rue Morgue (1932), 11,<br />
346<br />
Mysterious Dr. Fu Manchu, The (1929),<br />
31<br />
Mystery of the Wax Museum (1933), 352<br />
Nachts, wenn Dracula erwacht (1969),<br />
256<br />
New Adventures of Dr. Fu Manchu, siehe<br />
Return of Dr. Fu Manchu, The (1930)<br />
Night of the Living Dead (1968), 141<br />
Nosferatu: Eine Symphonie <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
(1922), 3, 44, 78, 89, 97, 100, 125, 376<br />
Nutty Professor, The (1963), 286, 287<br />
Old Dark House, The (1932), 352<br />
Omega Man, The (1971), 214<br />
Orgía del los muertos, La (1973), 289<br />
Orphée (1950), 54<br />
Other One, The, siehe Andere, Der (1930)<br />
Outward Bound (1930), 30<br />
Peeping Tom (1959), 161, 164<br />
381
<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
Penalty, The (1920), 4<br />
Perfect Alibi, The, siehe Birds of Prey<br />
(1930)<br />
Pet Sematary (1989), 141<br />
Phantom of Paris, The (<strong>1931</strong>), 10<br />
Phantom of the Opera, The (1925), 4, 9,<br />
16, 44, 84, 89, 128<br />
Piel que habito, La (2011), 209<br />
Poltergeist (1982), 50<br />
Procureur Hallers, Le (1930), 32<br />
Psycho (1960), 164, 296<br />
Rasputin, Demon with Wives, siehe Rasputin:<br />
Dämon der Frauen (1930)<br />
Rasputin: Dämon der Frauen (1930), 34<br />
Rasuto Furankenshutain (1991), 272, 273<br />
Raven, The (1963), 171<br />
Re-Animator (1986), 331, 332<br />
Reazione a catena (1971), 164<br />
Return of Chandu, The (1934), 22<br />
Return of Dr. Fu Manchu, The (1930), 31,<br />
31<br />
Return of the Fly (1959), 312–315<br />
Revenge of <strong>Frankenstein</strong>, The (1958),<br />
231, 233<br />
Revenge of the Zombies (1943), 86<br />
Rocky Horror Picture Show, The (1975),<br />
140, 263–265<br />
Rojo Sangre (2004), 289<br />
Sang d’un poète, Le (1930), 45, 45, 46,<br />
51, 52, 54, 55<br />
Santo contra la hija de Frankestein (1971),<br />
254<br />
Satan’s Sadists (1969), 252<br />
Saw (2004), 18<br />
Scotland Yard (1930), 37, 37<br />
Sea Bat, The (1930), 29, 29, 30<br />
Sei donne per l’assassino (1964), 164<br />
Seven (1995), 18<br />
Shining, The (1980), 70, 141<br />
Silence of the Lambs, The (1991), 164<br />
Skæbnesvangre opfindelse, Den (1909),<br />
276<br />
Son of Dr. Jekyll, The (1951), 280, 282,<br />
284<br />
Son of <strong>Frankenstein</strong> (1939), 220, 222,<br />
234, 263, 345<br />
Son of Ingagi (1940), 28<br />
Spanish Dracula, siehe Drácula (<strong>1931</strong>)<br />
Spectre Vert, Le (1930), 38<br />
Spiral Staircase, The (1946), 69<br />
Spooks (1930), 44<br />
Staatsanwalt Hallers, siehe Andere, Der<br />
(1930)<br />
Such Men Are Dangerous (1930), 36, 37<br />
Svengali (<strong>1931</strong>), 117, 193, 195, 198–200,<br />
202, 205, 206<br />
Tarantula (1955), 320<br />
Temple Tower (1930), 38, 38<br />
Terror<br />
Il castello delle donne maledette (1974),<br />
261<br />
Terrors (1930), 28, 28, 29<br />
Testament <strong>des</strong> Dr. Mabuse, <strong>Das</strong> (1932),<br />
164, 191<br />
Testament du Docteur Cordelier, Le<br />
(1959), 284, 285, 297<br />
Texas Chain Saw Massacre, The (1973),<br />
141<br />
Texas Chain Saw Massacre, The (1974),<br />
164<br />
The Bride(1985), 269<br />
The Two Faces of Dr. Jekyll (1960), 285,<br />
286<br />
Tirlby (1923), 194<br />
Tomei kaijin (1958), 304<br />
Tomei ningen (1954), 304<br />
Trilby (1915), 194<br />
Twelfth Hour, The, siehe Zwölfte Stunde:<br />
Eine Nacht <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong>, Die (1930)<br />
Twilight People, The (1973), 246<br />
Two Faces of Dr. Jekyll, The (1960), 285,<br />
286, 293<br />
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Filmindex<br />
Unholy Night, The (1929), 38<br />
Unholy Three, The (1925), 9<br />
Unholy Three, The (1930), 9, 10–12, 24<br />
Unknown Purple, The (1923), 59<br />
Unknown, The (1927), 4<br />
Valley of the Zombies (1946), 86<br />
Vampires, Les (1915–16), 60<br />
Vampyr (1932), 54<br />
Vampyros Lesbos (1971), 256<br />
Vertigo (1958), 181<br />
Victor <strong>Frankenstein</strong> (1976), 265<br />
Vie amoureuse de l’homme invisible, La<br />
(1970), 305, 306<br />
Voice from the Sky, The (1930), 43, 43<br />
Voluntad del muerto, La (1930), 16, 16,<br />
22, 116, 117<br />
Voodoo Man (1944), 86<br />
Wizard of Oz, The (1939), 12<br />
Wolf Man, the (1941), 4<br />
Young <strong>Frankenstein</strong> (1974), 262, 263, 358<br />
Young <strong>Frankenstein</strong> (1975), 263<br />
Zombi Holocaust (1980), 327<br />
Zwölfte Stunde: Eine Nacht <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong>,<br />
Die (1930), 44<br />
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