Frankenstein (1931) - Das Dokument des Grauens
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11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
sogar die Frontscheibe eines Kinos zu Bruch, als die Massen in das Kino drängten.<br />
Die Laemmles konnten zufrieden sein, denn schon zu Beginn <strong>des</strong> Jahres 1932 hatte<br />
<strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) die in ihn gesetzten finanziellen Hoffnungen erfüllt.<br />
Der große Verlierer jener Wochen war die MPTOA, eine mächtige Lobby konservativer<br />
Kinobesitzer. Dort hatte man schon voller Inbrunst gegen Dracula (1930)<br />
gewettert und <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) wirkte auf sie wie ein rotes Tuch. Briefe wurden<br />
an Kinobesitzer verschickt und diese aufgefordert, <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) ebenso wie<br />
andere sogenannte „Horrorfilme“ zu boykottieren und nicht ihrem Publikum zuzuführen.<br />
Die meisten dieser Rufe verhallten ungehört und im Februar 1932 schwenkte die<br />
MPTOA letztlich nur noch die weiße Fahne. Dem kommerziellem Druck, welchen<br />
die hohen Zuschauerzahlen mit sich brachten, konnte die Lobby nicht mehr widerstehen,<br />
denn selbst ihre treuesten Mitglieder begannen zunehmend, ihre ursprüngliche<br />
Haltung zu überdenken, weil auch sie einen Teil <strong>des</strong> Kuchens für sich abschneiden<br />
wollten, solange dies noch möglich war. Zum Schluss vertrat die MPTOA nur noch<br />
eine Empfehlung, an welche sich die Mitglieder dann auch weitgehend hielten: <strong>Frankenstein</strong><br />
(<strong>1931</strong>) sollte nur noch in abendlichen Doppelvorstellungen zusammen mit<br />
Paramounts Dr. Jekyll and Mr. Hyde (<strong>1931</strong>) gezeigt werden. Aber auch dies war kein<br />
wirklicher Sieg, denn mittlerweile hatten die Besucherzahlen ihren Höhepunkt schon<br />
hinter sich gelassen.<br />
Die berüchtigten flächendeckenden Zensurmaßnahmen blieben <strong>1931</strong> noch aus. Als<br />
der Film 1937 erneut in den Kinos gezeigt werden sollte, hatte sich die amerikanische<br />
Filmwelt jedoch grundliegend verändert. Der <strong>1931</strong> noch gültige Production Code von<br />
Jason Joy hatte den Status eines Appells und keine verpflichtende Bindung, doch 1934<br />
änderte sich dies endgültig, indem kein Film mehr aufgeführt werden durfte, auch<br />
keine Wiederveröffentlichungen, welcher nicht den harten Auflagen der staatlichen<br />
Zensurstelle MPPDA entsprach.<br />
<strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>) war hiervon betroffen, als er 1937 erneut in den Kinos anlief<br />
und von damals stammen jene vielzitierten Schnitte, welche oft fälschlicherweise<br />
schon der Erstaufführung angedichtet werden. Aus dem Film musste die Szene mit<br />
dem Tod Marias entfernt werden. <strong>Das</strong> Ergebnis war hier baugleich mit jener Fassung<br />
dieser Szene, welche Carl Laemmle einst verlangt hatte. Ebenso war jene Stelle betroffen,<br />
in welcher sich <strong>Frankenstein</strong> nach dem Erwecken seiner Kreatur mit Gott vergleicht,<br />
was einen sehr hässlichen jump cut innerhalb einer Kameraeinstellung nach<br />
sich zog, der noch immer in den Re-Release-Kinotrailern begutachtet werden kann.<br />
Bei einigen sich selbst als restaurierte Fassungen bezeichnenden Filmversionen, welche<br />
vor 1986 entstanden, muss man jedoch aufpassen; bei diesen sind <strong>Frankenstein</strong>s<br />
Worte durch ein lautes Donnergrollen unverständlich gemacht worden. Ebenfalls musste<br />
die Szene entfernt werden, in welcher Fritz die Kreatur mit einer Fackel bedroht,<br />
kurz bevor sein To<strong>des</strong>schrei durch <strong>Frankenstein</strong>s Turm gellt.<br />
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