Frankenstein (1931) - Das Dokument des Grauens
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11. <strong>Frankenstein</strong> (<strong>1931</strong>)<br />
ortisch mit der darauf liegenden Kreatur in die Höhe gehoben, hinauf in das tobende<br />
Blitzgewitter auf dem Dach. Nach einiger Zeit lässt <strong>Frankenstein</strong> den Tisch wieder<br />
herab und harrt auf ein sichtbares Ergebnis.<br />
Dies folgt sobald, als die Kreatur ihren Arm zu heben beginnt. „Es lebt!“, ruft<br />
<strong>Frankenstein</strong> in dieser berühmten Szene, immer wieder, es wird zu einem Rausch. „Im<br />
Namen Gottes! Nun weiß ich, wie es sich anfühlt, Gott zu sein!“<br />
Dr. Waldman und Victor eilen zu ihm, um ihn zu stützen und zu bändigen. <strong>Das</strong><br />
Bild wird abgeblendet, doch der Zuschauer weiß dennoch, dass Henry <strong>Frankenstein</strong><br />
die Grenze der physischen Erschöpfung überschritten hat.<br />
Nach dem Szenenwechsel sehen wir Elizabeth und Victor bei Henrys Vater, dem<br />
Baron <strong>Frankenstein</strong>. Sie berichten ihm, Henry befinde sich auf dem Wege der Besserung,<br />
doch der alte Baron spürt, dass etwas faul ist.<br />
Und hier lauert wieder eine Inkonsistenz <strong>des</strong> Drehbuches. Baron <strong>Frankenstein</strong> kann<br />
nämlich nicht verstehen, weshalb sich sein Sohn aus dem elterlichen Anwesen und<br />
einem Leben im Luxus in eine alte Windmühle verkrochen habe. Wir wissen jedoch<br />
aus Dialogen und der Totalansicht von Henry <strong>Frankenstein</strong>s Zuhause, dass er nicht<br />
in einer Windmühle, sondern in einem alten Wachturm seinen Experimenten frönt.<br />
Interessanterweise hat sich der Mythos einer Windmühle beständig gehalten und sich<br />
auch in Fachliteratur niedergeschlagen.<br />
Baron <strong>Frankenstein</strong> erhält einen weiteren Besucher, den Bürgermeister von Goldstadt.<br />
Der Bürgermeister möchte wissen, wann denn nun endlich die Hochzeit zwischen<br />
Henry <strong>Frankenstein</strong> und Elizabeth stattfinden werde, denn der ganze Ort habe<br />
sich schon darauf vorbereitet und man wolle endlich Gewissheit.<br />
Der Zuschauer hat jetzt jedoch vor allem die Gewissheit, dass eine frühere Frage<br />
somit geklärt ist: Elizabeth und Henry <strong>Frankenstein</strong> stammen tatsächlich aus Goldstadt,<br />
sie tragen englische Namen und Elizabeth kam in den Monaten der Ungewissheit<br />
über das Schicksal ihres Verlobten in der Tat nicht auf die Idee, nach ihm zu schauen.<br />
In solchen Details stinkt das Drehbuch in der Tat zum Himmel.<br />
Der alte Baron ist sich sicher, dass sich Henry bei einem anderen Weibe versteckt.<br />
Und er hat jetzt die Nase voll, denn Elizabeth wartet, die Bewohner der Stadt wartet<br />
und vor allem er selbst wartet. So macht er sich auf, seinen missratenen Sohn selbst<br />
aufzusuchen.<br />
Dieser erholt sich, indem er den Ausgang seines Experiments überwacht, begleitet<br />
von Dr. Waldman. Waldman ist mehr als nur skeptisch gegenüber <strong>Frankenstein</strong>s<br />
Errungenschaft. <strong>Frankenstein</strong> hält für ihn - und auch die Zuschauer - ein kurzes, aber<br />
intensives Plädoyer für die Wissenschaft. Dann erfährt er von Dr. Waldman, dass das<br />
gestohlene Gehirn jenes eines Kriminellen war. <strong>Frankenstein</strong> ist kurz beunruhigt, doch<br />
dann flüchtet er sich in die Aussage, es handle sich hierbei sowieso nur um ein Stück<br />
toten Gewebes. Dr. Waldman sieht sich letzten En<strong>des</strong> zu einer unheilvollen Prophezeiung<br />
genötigt: <strong>Frankenstein</strong> habe ein Monster erschaffen und es werde ihn zerstören!<br />
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