ForestFinest 1/2014
Ruhe sanft im wilden Wald. R.I.T. Rest in Trees - Das möchten Deutsche.
Ruhe sanft im wilden Wald.
R.I.T. Rest in Trees - Das möchten Deutsche.
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Titel<br />
„Wir freuen uns darüber, dass die Wildkatze ihre alten Lebens räume<br />
allmählich wieder zurückerobert – das ist ein großer Erfolg, der nicht<br />
zuletzt auf aktive Naturschutzmaßnahmen zurück zu führen ist“,<br />
meint Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz<br />
(BfN). „Daher dürfen wir auch nicht nachlassen darin, störungsarme<br />
Wälder und unzerschnittene Räume zu erhalten und<br />
zu schaffen. Diese müssen die Wildkatzen über Korridore erreichen<br />
können.“<br />
Hier klappert der Schwarzstorch: der Urwald von morgen<br />
Einer der wenigen Wälder, der Wildkatzen eine Heimat bot und<br />
bietet, ist der urwaldnahe Buchenwald in der Gemeinde Hümmel<br />
in Rheinland-Pfalz. Auch wenn echte Urwälder in Deutschland<br />
nicht mehr existieren, ist die Region in der Eifel auf einem<br />
guten Weg zum Urwald von morgen. Gemäß der Definition der<br />
FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations),<br />
sind Urwälder Waldgebiete, die eine natürliche Vegetation und<br />
ungestörte, natürliche Dynamik aufweisen – und zwar ohne<br />
sichtbaren menschlichen Einfluss.<br />
Noch zur Römerzeit gab es ausgedehnte Urwälder in Germanien,<br />
die vorwiegend aus Rotbuchen, der damals vorherrschenden<br />
Baumart, bestanden. Während Buchen dazumal im ganzen Land<br />
verbreitet waren, wachsen sie heute nur noch auf einem Bruchteil,<br />
nämlich sieben Prozent, der potenziellen Wuchsfläche. Die noch existierenden<br />
Buchenwälder werden meist forstlich genutzt und sind<br />
weit von dem Zustand eines Urwaldes entfernt. Große Buchenwaldflächen<br />
und über 200 Jahre alte Buchen sind selten geworden,<br />
obgleich Buchen gut und gerne 400 Jahre alt werden können.<br />
Eine der letzten Schatzkammern<br />
Der Wald in Hümmel ist eine der letzten deutschen Schatzkammern<br />
der Natur: Nicht nur die Wildkatze, sondern auch Schwarzstörche,<br />
Schwarz- und Mittelspechte, verschiedene Eulenarten, seltene<br />
Käfer und tausende weiterer Insekten- und Pflanzenarten finden<br />
hier ein Zuhause. Dank Peter Wohlleben und der Gemeinde Hümmel<br />
ist Forstwirtschaft in weiten Teilen tabu: Die Stilllegung der<br />
Waldbestände stellt sicher, dass das Waldsystem sich selbst überlassen<br />
bleibt; zurück zur Natur und, irgendwann, zu einem Urwald.<br />
Schutzprojekte für einen seltenen Buchenwald<br />
Ein stolzes Alter von fast 200 Jahren haben einige Bäume im<br />
Wald reservat „Wilde Buche“, einem Gemeinschaftsprojekt des<br />
B.A.U.M. e. V. und ForestFinance, bereits erreicht (www.wildebuche.<br />
de). Statt durch die Vermarktung des Holzes wird Geld durch die<br />
freiwillige Spende von Unternehmen erwirtschaftet, die so einen<br />
Beitrag zum Natur- und Klimaschutz leisten. Neu ist auch das<br />
Konzept des Waldfriedhofs: Im Fina lForest kann jeder mit seiner<br />
letzten Ruhestätte dazu beitragen, dass ein Stück urwaldnahen<br />
Waldes unter Schutz gestellt wird und so weiterlebt (mehr dazu<br />
auf Seite 12 bis 13).<br />
Doch auch im Urwald von morgen ist noch längst nicht alles klar<br />
– die Forschung steht in Hümmel noch am Anfang. Die Gemeinde<br />
arbeitet mit der RWTH Aachen zusammen, um den Geheimnissen<br />
und der Artenvielfalt der seltenen Buchenwälder auf die Spur zu<br />
kommen. Deutschland ist eben doch geheimnisvoller und wilder,<br />
als es auf den ersten Blick aussieht.<br />
Wildkatzen, Schwarzstörche und Wisente erobern langsam ihre alten Lebensräume<br />
zurück. Aber auch in Zukunft muss noch sehr viel für die Wälder getan werden, um<br />
ihr Überleben zu sichern. Am besten geht das mit so wenig Mensch wie möglich.<br />
Fotos: (oben und unten) Wikipedia/Michael Gräber, Wikipedia/Hans Kadereit (Mitte)<br />
www.forestfinance.de FF 15