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§7-Kommunale Einrichtungen und

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§ 7 <strong>Kommunale</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>und</strong> kommunale Unternehmen<br />

– Zwei Normkomplexe<br />

Art. 21 GO<br />

Art. 15 LKrO<br />

Art. 15 BezO<br />

Art. 87 ff. GO<br />

Art. 74 ff. LKrO<br />

Art. 72 ff. BezO<br />

– <strong>Kommunale</strong> <strong>Einrichtungen</strong> können zugleich kommunale Unternehmen sein;<br />

kommunale Unternehmen umfassen jedoch auch Formen kommunaler Wirtschaftstätigkeit,<br />

die keine öffentlichen <strong>Einrichtungen</strong> sind. In jedem Fall haben die beiden<br />

Normkomplexe einen unterschiedlichen Blickwinkel/Regelungsansatz: Art. 21 GO regelt<br />

das Rechtsverhältnis zum Benutzer/Leistungsempfänger; bei Art. 86 ff. GO geht es um<br />

die Zulässigkeit bestimmter Organisationsformen, um den Schutz der Gemeinde vor<br />

sich selbst sowie um den Schutz der Privatwirtschaft bzw. einer bestimmten<br />

Marktstruktur.<br />

I. <strong>Kommunale</strong> <strong>Einrichtungen</strong>, Art. 21 GO, 15 LKrO/BezO<br />

1. Begriff<br />

– Der Betrieb öffentlicher <strong>Einrichtungen</strong> ist eine Soll-/Pflichtaufgabe der<br />

Gemeinde, Art. 57 Abs. 1, Abs. 2<br />

– Definition<br />

● Jede Einrichtung<br />

●<br />

●<br />

im öffentlichen Interesse unterhalten<br />

der Benutzung durch Gemeindeangehörige gewidmet<br />

(Widmungsakt), Satzung oder – auch konkludenter –<br />

Verwaltungsakt/Allgemeinverfügung<br />

● tatsächliche Indienststellung / Zugänglichmachung<br />

– Öffentliche Sachen im Anstaltsgebrauch im Gegensatz zu öffentlichen<br />

Sachen im Verwaltungs- oder im Gemeingebrauch<br />

2. Die Wahlfreiheit bzgl. Organisation <strong>und</strong> Benutzungsverhältnis<br />

– Organisation<br />

● Unter Umständen gar keine Organisation nötig bzw. voll in<br />

Gemeindeverwaltung integriert (Regiebetrieb)<br />

● Sofern bestimmte organisatorische Verselbständigung gewollt,<br />

Wahlfreiheit zwischen öffentlich-rechtlichen (Eigenbetrieb, Art. 88,<br />

selbständiges Kommunalunternehmen, Art. 89 ff.) <strong>und</strong> privatrechtlichen<br />

(Art. 92 ff.) Organisationsformen. Für das Bestehen des<br />

Zulassungsanspruchs (Art. 21 Abs. 1) ist die Organisationsform egal.<br />

● Die Gemeinde kann die Einrichtung auch durch Private (echte <strong>und</strong><br />

unechte) betreiben lassen. Eine öffentliche Einrichtung ist die<br />

Einrichtung aber nur insoweit, als sich die Gemeinde die<br />

Verfügungsgewalt vorbehält, d.h. bezüglich der Zulassung zu<br />

Weisungen imstande ist.


– Benutzungsverhältnis<br />

● Wahlfreiheit nur bei öffentlich-rechtlicher Organisationsform,<br />

privatrechtliche Organisationsform präjudiziert privatrechtliches<br />

Nutzungsverhältnis.<br />

● öffentlich-rechtliches (Satzung, VA, Gebühren) oder privatrechtliches<br />

(AGB, Vertrag, Entgelt) Nutzungsverhältnis<br />

● für den Zulassungsanspruch (Art. 21 Abs. 1) selbst ist die Art des<br />

Benutzungsverhältnisses egal; in jedem Fall vorgelagerte öffentlichrechtliche<br />

Entscheidung durch VA über das „ob“ der Benutzung<br />

(2-Stufen-Theorie)<br />

3. Der Zulassungsanspruch<br />

– Anspruchsgr<strong>und</strong>lage: Art. 21 Abs. 1<br />

– Prozessuale Durchsetzung<br />

● Der Zulassungsanspruch ist – auch bei privatrechtlicher Ausgestaltung<br />

des Benutzungsverhältnisses – stets öffentlich-rechtlich <strong>und</strong> vor den<br />

Verwaltungsgerichten einzuklagen.<br />

● Art. 21 Abs. 1 ist öffentlich-rechtliches Sonderrecht<br />

● 2-Stufen-Theorie<br />

● Gr<strong>und</strong>sätzlich Verpflichtungsklage gegen Gemeinde (bzw. Kommunalunternehmen)<br />

● Sofern Betrieb der Einrichtung durch Privaten: Verschaffungsanspruch,<br />

d.h. Leistungsklage gegen Gemeinde auf Verschaffung der Zulassung<br />

durch entsprechende Weisung<br />

●<br />

Ob eine öffentliche Einrichtung gegeben ist, wird zumeist bereits beim<br />

Prüfungspunkt Verwaltungsrechtsweg abgehandelt.<br />

– Träger des Anspruchs: Gemeindeangehörige (Art. 21 Abs. 1); juristische<br />

Personen / Personenvereinigungen (Art. 21 Abs. 4); Forensen (Art. 21<br />

Abs. 3); Gemeindefremde nur bei erweiterter Widmung (aus allgemeinem<br />

Anstaltsrecht oder Art. 3 GG; stets: Anspruch auf ermessensfehlerfreie<br />

Entscheidung über Zulassung jenseits der Widmung oder Erweiterung der<br />

Widmung)<br />

– „nach den bestehenden allgemeinen Vorschriften“<br />

– Grenzen: Kapazität, der Zulassungsanspruch reduziert sich auf einen<br />

Anspruch auf ermessensfehlerfreie Auswahl<br />

– Typische Fallgruppen<br />

● Märkte / Volksfeste (z.B. BayVGH BayVBl. 2004, 494; Donhauser,<br />

NVwZ 2010, 931)<br />

● Parteien <strong>und</strong> Stadthallen (z.B. SächsOVG, JK 02, SächsGO § 10/1)<br />

– Bei Art. 21 Abs. 1 handelt es sich um einen derivativen Teilhabeanspruch,<br />

nicht um einen originären Anspruch auf Schaffung/Erhaltung einer<br />

Einrichtung (fragwürdig: BVerwG DVBl. 2009, 1382 zum kommunalen<br />

Weihnachtsmarkt)<br />

4. Anschluss- <strong>und</strong> Benutzungszwang, Art. 24 Abs. 1 Nr. 2, 3


II.<br />

<strong>Kommunale</strong> Unternehmen, Art. 86 ff. GO, 74 ff. LKrO, 72 ff. BezO<br />

1. Allgemeine Zulässigkeit gemeindlicher Unternehmen, Art. 87<br />

– Unternehmen i.S.d. Art. 86 (Eigenbetrieb, Kommunalunternehmen,<br />

Privatrechtsform, nicht: Regiebetrieb)<br />

– Errichten / Übernehmen / wesentlich Erweitern (Abs. 1); Beteiligung (Abs. 4)<br />

– Ein öffentlicher Zweck erfordert das Unternehmen (Art. 87 Abs. 1 S. 1 Nr. 1,<br />

S. 2)<br />

● Gewinnerzielungsabsicht reicht nicht; keine rein fiskalische<br />

Betätigung<br />

● Mehr als jedes mittelbare öffentliche Interesse (z.B. Arbeitsplatzsicherung;<br />

Kapazitätsauslastung)<br />

● Die Tätigkeit des Unternehmens (Unternehmensgegenstand) an sich<br />

muss eine öffentliche Aufgabe sein<br />

●<br />

●<br />

ihrem Wesen nach (Art. 57 GO, 83 BV)<br />

aufgr<strong>und</strong> einer besonderen öffentlichen Zweckbindung, d.h. einer<br />

besonderen Art <strong>und</strong> Weise der Leistungserbringung, die sich von<br />

privatwirtschaftlicher Dienstleistung unterscheidet.<br />

● Gewinnmitnahme schadet dann nicht<br />

– Art. 87 Abs. 1 S. 1 Nr. 2, 3<br />

– Art. 87 Abs. 1 S. 1 Nr. 4: Subsidiarität<br />

– Territorialer Wirkungskreis: Art. 87 Abs. 2, Abs. 3 S. 2<br />

– Abs. 4: keine Bankunternehmen, Sonderregeln Sparkassengesetz<br />

– Inwieweit sind diese Regeln drittschützend <strong>und</strong> haben Unterlassungsklagen<br />

privater Konkurrenten Aussicht auf Erfolg?<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Traditionelle Sichtweise: Schutz der Privatwirtschaft insgesamt bzw.<br />

bestimmter Marktstrukturen, nicht jedoch Schutz individueller<br />

Unternehmen; aus Art. 95 Abs. 2 GO folgt nichts anderes; die<br />

Bedeutung von Art. 153 S. 1 BV ist strittig → kein Drittschutz<br />

Die Gr<strong>und</strong>rechte fordern nichts anderes (str.); Art. 12 GG schützt nicht<br />

gegen Konkurrenz, auch nicht der öffentlichen Hand; wann aufgr<strong>und</strong><br />

besonderer Umstände ein Eingriff durch Konkurrenz beginnt, ist strittig;<br />

das GG statuiert keine allgemeine Subsidiarität öffentlicher<br />

Wirtschaftstätigkeit<br />

Schutz durch UWG?<br />

● OLG Hamm JZ 1998, 567; OLG München GewArch. 2000, 279<br />

● BGH NJW 2002, 2645; BGH GewArch. 2003, 161<br />

● Das neue UWG<br />

Gerichte anderer Länder haben mittlerweile (z.T. nur bzgl.<br />

Subsidiaritätsklausel, z.T. auch bzgl. öff. Zweck) verwaltungsrechtlichen<br />

Drittschutz angenommen (VGH RHPf GewArch. 2000, 325; OVG<br />

Münster NVwZ 2003, 1520; VGH BW DÖV 2006, 831; OVG NRW<br />

DVBl. 2008, 919; dazu: Mann, DVBl. 2009, 817; Berger, DÖV 2010,<br />

118); in Bayern bislang nicht; zusammenfassend: Jungkamp, NVwZ<br />

2010, 546<br />

2. Die Unternehmensformen im Einzelnen<br />

a) Eigenbetriebe, Art. 88<br />

b) Selbständige Kommunalunternehmen des öffentlichen Rechts, Art. 89 ff.<br />

c) Unternehmen in Privatrechtsform, Art. 92 ff.<br />

3. Sonstiges

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