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Fach: Pädagogik <strong>Fellner</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Psychoanalyse</strong> Sigmund Freuds LK 12<br />

Ausbildung gereifter Genitalität, Selbstverantwortlichkeit, schöpferische<br />

Tätigkeit, »Meisterung <strong>de</strong>s Lebens« [Erikson] u.a.<br />

1355 <strong>Die</strong> Pubertät ist im Wesentlichen jener Abschnitt in <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s<br />

jungen Menschen, in <strong>de</strong>m sich die kindliche Existenzweise in jene <strong>de</strong>s<br />

Erwachsenen umbil<strong>de</strong>t. Ein be<strong>de</strong>utsamer Aspekt dieser Umstrukturierung<br />

<strong>de</strong>r Persönlichkeit ist das Erreichen <strong>de</strong>r Geschlechtsreife. Beim<br />

Mädchen tritt sie mit <strong>de</strong>r ersten Menstruation ein, beim Knaben mit <strong>de</strong>r<br />

1360 ersten Pollution (Samenerguss). Freud nennt diesen Stand <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

‘genitale’ Phase, das Ziel <strong>de</strong>r sexuellen Entwicklung ist erreicht.<br />

<strong>Die</strong> Geschlechtsreife führt in <strong>de</strong>r Regel auch zu einer verän<strong>de</strong>rten Einstellung<br />

gegenüber <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Geschlecht. Was sich zuvor oft <strong>de</strong>utlich<br />

abstieß, stößt sich oft bloß noch zum Schein ab (Pubertieren<strong>de</strong> su-<br />

1365 chen Streit mit gegengeschlechtlichen Gleichaltrigen, um mit ihnen balgen<br />

zu können) o<strong>de</strong>r zieht sich an.<br />

<strong>Die</strong> psychischen Verän<strong>de</strong>rungen, welche die Pubertät mit sich bringt,<br />

sind außeror<strong>de</strong>ntlich tiefgehend und vielfältig und betreffen die ganze<br />

Persönlichkeit.<br />

1370 7. <strong>Die</strong> Traum<strong>de</strong>utung<br />

Freuds erstmals in seinem berühmten Buch "Traumanalyse“ veröffentlichte<br />

Überlegungen zur Traum<strong>de</strong>utung trugen dazu bei, daß die <strong>Psychoanalyse</strong><br />

<strong>de</strong>n Rahmen einer reinen Psychopathologie sprengte - er<br />

wur<strong>de</strong> von ihm als "Königsweg zum Unbewussten" erachtet. Obwohl die<br />

1375 erste Auflage von Freuds Buch bei ihrem Erscheinen kaum beson<strong>de</strong>re<br />

Beachtung fand, war sich Freud offensichtlich schon früh <strong>de</strong>r epochemachen<strong>de</strong>n<br />

Be<strong>de</strong>utung seines Buches bewusst: es erschien im Oktober<br />

1899, aber Freud datierte es auf 1900 voraus und setzte unter <strong>de</strong>n Titel<br />

das rebellische Motto "flectere si nequeo superos acheronta moveba"<br />

1380 ("Und können wir uns die Götter nicht geneigt machen, so lasst uns die<br />

Unterweltlichen bewegen." – ein Zitat aus <strong>de</strong>r Antike). Neben <strong>de</strong>n ‘Drei<br />

Abhandlungen zur Sexualtheorie’ (1905), die er ebenfalls jeweils <strong>de</strong>m<br />

neuesten Stand seiner Theorieentwicklung anpasste, ist ‘<strong>Die</strong> Traum<strong>de</strong>utung’<br />

jenes Buch, <strong>de</strong>m er am meisten Sorgfalt ange<strong>de</strong>ihen ließ und das<br />

1385 er selbst in acht jeweils verän<strong>de</strong>rten und <strong>de</strong>m neuesten Entwicklungsstand<br />

angepassten Auflagen erscheinen ließ.<br />

Im gesamten Buch ist Freuds Bemühen erkennbar, <strong>de</strong>n Traum als einen<br />

Prozess zu begreifen, <strong>de</strong>r nach bestimmten Regeln aufgebaut ist und<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>shalb, sobald man diese Regeln kennt, mehr o<strong>de</strong>r weniger ein-<br />

1390 <strong>de</strong>utig ‘lesbar’ ist. Im Folgen<strong>de</strong>n sei <strong>de</strong>r Versuch gemacht, einige <strong>de</strong>r<br />

wichtigsten Regeln und damit die Freudsche Auffassung <strong>de</strong>r Funktionsweise<br />

<strong>de</strong>s Traumes darzustellen.<br />

7.1. Zweck und Wesen <strong>de</strong>s Traumes<br />

Nach Freud kommt <strong>de</strong>m Traum zuerst einmal eine rein physiologische<br />

1395 Be<strong>de</strong>utung zu: Er ist ‘<strong>de</strong>r Hüter <strong>de</strong>s Schlafs’. So ermöglicht er, Umwelto<strong>de</strong>r<br />

organische Reize umzu<strong>de</strong>uten und in <strong>de</strong>n Schlaf einzubauen. Verbreitet<br />

ist <strong>de</strong>nn auch die Erfahrung, dass <strong>de</strong>r Wecker schellt und man<br />

dann von einem Pressluftbohrer o<strong>de</strong>r Ähnlichem träumt – und selig weiterschläft.<br />

Ähnliches kann passieren, wenn die gefüllte Blase zur Entlee-<br />

1400 rung drängt und man dann träumt, man suche ein WC auf...<br />

In psychologischer Hinsicht ist nach Freud <strong>de</strong>r Traum ganz allgemein<br />

"die (verklei<strong>de</strong>te) Erfüllung eines (unterdrückten, verdrängten) Wunsches."<br />

Insofern <strong>de</strong>r Wunsch verdrängt ist, han<strong>de</strong>lt es sich folglich beim<br />

Traum um eine Manifestation <strong>de</strong>s Es. Freud geht davon aus, dass im<br />

1405 Schlaf das Ich hochgradig geschwächt ist, d.h. dass die Libido von <strong>de</strong>r<br />

Motorik und <strong>de</strong>r Sinneswahrnehmung weitgehend zurückgezogen ist.<br />

Das Es nützt gewissermaßen die Gunst <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> und dringt mit seinen<br />

Inhalten ins Traumbewusstsein und – via Rückerinnerung an <strong>de</strong>n<br />

Traum – ins Bewusste ein. Da aber das Ich während <strong>de</strong>s Schlafs bloß<br />

1410 geschwächt, aber nicht völlig außer Funktion ist, stellt es sich gegen eine<br />

unverhüllte Offenbarung <strong>de</strong>s Verdrängten aus <strong>de</strong>m Es und zwingt<br />

<strong>de</strong>n geheimnisvollen Regisseur <strong>de</strong>s Traums, <strong>de</strong>n unbewussten, verdrängten<br />

Wunsch zu verschleiern und ihn in solche Bil<strong>de</strong>r zu klei<strong>de</strong>n, die<br />

<strong>de</strong>m Bewussten aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s verdrängen<strong>de</strong>n Ichs als akzeptabel<br />

1415 erscheinen. So gesehen, ist jener Traum, an <strong>de</strong>n wir uns beim Erwachen<br />

erinnern, nie genau das, was eigentlich das Es zum Ausdruck<br />

bringen wollte, son<strong>de</strong>rn stellt stets einen Kompromiss dar zwischen <strong>de</strong>m<br />

Es-Impuls und <strong>de</strong>r Gegenwehr <strong>de</strong>s Ich. Das Ich waltet <strong>de</strong>mzufolge beim<br />

Zustan<strong>de</strong>kommen eines konkreten Traumbil<strong>de</strong>s als Zensor.<br />

1420 Freuds Ansicht, je<strong>de</strong>r Traum sei eine unbewusste Wunscherfüllung,<br />

wur<strong>de</strong> immer wie<strong>de</strong>r angezweifelt. Auf Anhieb scheinen zwar jene<br />

Träume, welche <strong>de</strong>r Träumer als sehr belastend empfin<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>n Kritikern<br />

recht zu geben. Aus psychoanalytischer Sicht lässt sich aber einwen<strong>de</strong>n,<br />

dass ja nicht <strong>de</strong>r manifeste, son<strong>de</strong>rn eben <strong>de</strong>r latente Traum die<br />

1425 Wunscherfüllung darstellt und dass die Zensur durch das Ich in einzelnen<br />

Fällen offenbar <strong>de</strong>rart gross ist, dass <strong>de</strong>r verdrängte Es-Wunsch eine<br />

gera<strong>de</strong>zu gegensätzliche Gestalt annehmen muss, um sich manifestieren<br />

zu können. Darüber hinaus entspricht es durchaus <strong>de</strong>r psychoanalytischen<br />

Auffassung, dass im Es die skurrilsten Wünsche, die <strong>de</strong>r<br />

1430 Selbsterhaltung vollkommen entgegenstehen, vorhan<strong>de</strong>n sein können.<br />

Wer kennt nicht z.B. die Angst, man könnte sich selbst plötzlich in die<br />

Tiefe stürzen wollen, wenn er von einer sehr hohen Brücke hinunterschaut.<br />

<strong>Die</strong>se Angst ist nur verständlich, weil im Es offensichtlich solche<br />

Wünsche lauern. Auch autoaggressive Wünsche mit <strong>de</strong>m Zwecke <strong>de</strong>r<br />

1435 Abwehr von Schuldgefühlen können zu sehr belasten<strong>de</strong>n Traumbil<strong>de</strong>rn<br />

führen.<br />

Damit ist aber <strong>de</strong>r Zweifel an Freuds Position nicht aus <strong>de</strong>r Welt geschafft<br />

– immerhin könnte es ja sein, dass zwar ein großer Teil, aber<br />

eben doch nicht alle Träume Wunscherfüllungen darstellen. Am ehesten<br />

1440 lässt sich noch Jungs Ansatz, <strong>de</strong>r Traum habe stets eine kompensatorische<br />

Funktion, gleiche also aus, was im bewussten Leben nicht ausgelebt<br />

wer<strong>de</strong>n könne, mit <strong>de</strong>r Freudschen Behauptung in Einklang bringen.<br />

Denn das Bedürfnis, ungelebte Seiten <strong>de</strong>r Persönlichkeit im Traum ersatzweise<br />

zu leben, kann sehr wohl generell als Wunscherfüllung <strong>de</strong>kla-<br />

1445 riert wer<strong>de</strong>n.<br />

7.2. Latenter und manifester Traum, Traum<strong>de</strong>utung und<br />

Traumarbeit<br />

Jenen Traumgedanken, <strong>de</strong>r im Es vorhan<strong>de</strong>n ist und sich im Träumen<br />

darstellen möchte, nennt Freud <strong>de</strong>n latenten Traum. Jenen Trauminhalt,<br />

1450 <strong>de</strong>r durch die Einwirkung <strong>de</strong>r Ich-Zensur entstellt wur<strong>de</strong>, bezeichnet<br />

Freud als manifesten Traum. Wenn also jemand einen Traum erinnert<br />

o<strong>de</strong>r erzählt, so han<strong>de</strong>lt es sich dabei stets um <strong>de</strong>n manifesten Traum.<br />

Der latente Traum kann erst sekundär, etwa via Traum<strong>de</strong>utung, ent<strong>de</strong>ckt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

1455 <strong>Die</strong> Traum<strong>de</strong>utung ist folglich die Umkehrung jenes Prozesses, <strong>de</strong>r die<br />

Umwandlung <strong>de</strong>s latenten in <strong>de</strong>n manifesten Traum bewerkstelligte.<br />

Freud nennt diesen Verwandlungsprozess, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Traumgedanken in<br />

die visuellen und akustischen Bil<strong>de</strong>r umsetzt, Traumarbeit. Es ist folglich<br />

ganz einfach: die Traumarbeit macht aus <strong>de</strong>m latenten Traum <strong>de</strong>n mani-<br />

1460 festen, und die Traum<strong>de</strong>utung geht diesen Weg wie<strong>de</strong>r zurück und ent<strong>de</strong>ckt<br />

im manifesten Traum <strong>de</strong>n ursprünglichen latenten Traum.<br />

Um die weiteren Begriffe leichter erklären zu können, hier ein Beispiel<br />

für einen möglichen manifesten Traum:<br />

Ein Lehrer träumt, er fahre mit einem rostigen VW zur Schule, überfahre<br />

1465 unterwegs ein Huhn, wer<strong>de</strong> dann von <strong>de</strong>n Schülern nicht wie gewohnt<br />

freundlich begrüßt, son<strong>de</strong>rn tätlich angegriffen, gehe dann seine Mappe<br />

suchen, die er im Auto vergessen habe, dieses habe sich aber unter<strong>de</strong>ssen<br />

in einen dreibeinigen Ofen verwan<strong>de</strong>lt, aus <strong>de</strong>m schwarzer<br />

Rauch aufsteige, und wie er ins Schulzimmer zurückkehren wolle, sei<br />

1470 dieses plötzlich eine Kirche, in welcher die Frau <strong>de</strong>s Schulabwarts die<br />

Messe lese.<br />

In diesem manifesten Traum fin<strong>de</strong>t sich eine Fülle von Elementen: Lehrer,<br />

Autofahren, VW, Rost, Schule, Huhn, Huhn überfahren usf. ‘Den<br />

Traum <strong>de</strong>uten’ heißt nun, einen Traumgedanken zu fin<strong>de</strong>n, in welchem<br />

1475 alle diese Elemente eine Entsprechung haben, für die sie als Stellvertreter<br />

gelten können. Sollte sich z.B. herausstellen, dass mit <strong>de</strong>m rostigen<br />

VW die leichte körperliche Invalidität <strong>de</strong>s Lehrers ausgedrückt ist, dass<br />

das überfahrene Huhn seine eigene Frau be<strong>de</strong>utet, mit <strong>de</strong>r er in unglücklicher<br />

Ehe lebt, und dass es sich bei seinen Schülern um seine ei-<br />

1480 genen Kin<strong>de</strong>r han<strong>de</strong>lt, die ihn kürzlich aufgefor<strong>de</strong>rt haben, mit seiner<br />

Gemahlin ins reine zu kommen usf., so liegen hier Beispiele von Elementen<br />

aus <strong>de</strong>m latenten Traum vor.<br />

<strong>Die</strong> grundlegendste Form <strong>de</strong>r Traumarbeit ist folglich die Einkleidung eines<br />

Gedankens bzw. <strong>de</strong>r einzelnen Elemente eines Traumgedankens in<br />

1485 Bil<strong>de</strong>r, die in irgen<strong>de</strong>inem erkennbaren Zusammenhang mit <strong>de</strong>n latenten<br />

Traumelementen stehen. Der Zusammenhang kann im Wesen <strong>de</strong>r Sa-<br />

Freud-<strong>Fellner</strong>.doc <strong>Fellner</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Psychoanalyse</strong> Sigmund Freuds Seite 12 von 19

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