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Fach: Pädagogik <strong>Fellner</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Psychoanalyse</strong> Sigmund Freuds LK 12<br />

erkannt. Mit einem kleinen Kin<strong>de</strong> spielen, <strong>de</strong>n Kleinen schlagen usw.<br />

sind häufig Traumdarstellungen <strong>de</strong>r Onanie. – Zur symbolischen Darstellung<br />

<strong>de</strong>r Kastration dient <strong>de</strong>r Traumarbeit: die Kahlheit, das Haar-<br />

1625 schnei<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Zahnausfall und das Köpfen. Als Verwahrung gegen die<br />

Kastration ist es aufzufassen, wenn eines <strong>de</strong>r gebräuchlichen Penissymbole<br />

im Traume in Doppel- o<strong>de</strong>r Mehrzahl vorkommt. Auch das Auftreten<br />

<strong>de</strong>r Ei<strong>de</strong>chse im Traume – eines Tieres, <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r abgerissene<br />

Schwanz nachwächst – hat dieselbe Be<strong>de</strong>utung. – Von <strong>de</strong>n Tieren, die<br />

1630 in Mythologie und Folklore als Genitalsymbole verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, spielen<br />

mehrere auch im Traum diese Rolle: <strong>de</strong>r Fisch, die Schnecke, die<br />

Katze, die Maus (<strong>de</strong>r Genitalbehaarung wegen), vor allem aber das be<strong>de</strong>utsamste<br />

Symbol <strong>de</strong>s männlichen Glie<strong>de</strong>s, die Schlange. Kleine Tiere,<br />

Ungeziefer sind die Vertreter von kleinen Kin<strong>de</strong>rn, z. B. <strong>de</strong>r uner-<br />

1635 wünschten Geschwister; mit Ungeziefer behaftet sein ist oft gleichzusetzen<br />

<strong>de</strong>r Gravidität (= Schwangerschaft; AB). – Als ganz rezentes3<br />

Traumsymbol <strong>de</strong>s männlichen Genitales ist das Luftschiff zu erwähnen,<br />

welches sowohl durch seine Beziehung zum Fliegen wie gelegentlich<br />

durch seine Form solche Verwendung rechtfertigt." usf. (4)<br />

1640 <strong>Die</strong> Einführung feststehen<strong>de</strong>r Symbole mit zumeist sexuellen Be<strong>de</strong>utung<br />

ist insofern ein interessantes Detail <strong>de</strong>r Freudschen Theoriebildung, als<br />

ja Freud sich zuerst gegen die früher oft verwen<strong>de</strong>ten Traum<strong>de</strong>utungsbücher<br />

wen<strong>de</strong>te, in welchen Verzeichnisse von Traumbil<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>r<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utung zu fin<strong>de</strong>n waren. Freud selbst hat somit<br />

1645 wie<strong>de</strong>r einen Schritt rückwärts getan und sich wie<strong>de</strong>r ein Stück weit von<br />

seiner Position entfernt, wonach <strong>de</strong>r Traum nur aufgrund <strong>de</strong>r Kenntnis<br />

<strong>de</strong>r Lebensgeschichte (anhand freier Assoziationen) <strong>de</strong>s Träumers zu<br />

<strong>de</strong>uten ist. Um Freud gegenüber nicht ungerecht zu sein, muss darum<br />

darauf hingewiesen wer<strong>de</strong>n, dass er selber nachdrücklich davor warnt,<br />

1650 "die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Symbole für die Traum<strong>de</strong>utung zu überschätzen,<br />

etwa die Arbeit <strong>de</strong>r Traumübersetzung auf Symbolübersetzung einzuschränken<br />

und die Technik <strong>de</strong>r Verwertung von Einfällen <strong>de</strong>s Träumers<br />

aufzugeben. <strong>Die</strong> bei<strong>de</strong>n Techniken <strong>de</strong>r Traum<strong>de</strong>utung müssen einan<strong>de</strong>r<br />

ergänzen; praktisch wie theoretisch verbleibt aber <strong>de</strong>r Vorrang <strong>de</strong>m zu-<br />

1655 erst beschriebenen Verfahren(5), das <strong>de</strong>n Äußerungen <strong>de</strong>s Träumers<br />

die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung beilegt, während die von uns vorgenommene<br />

Symbolübersetzung als Hilfsmittel hinzutritt." (6)<br />

Angesichts <strong>de</strong>r Komplexität <strong>de</strong>r Traumarbeit steht je<strong>de</strong>r Traum<strong>de</strong>uter in<br />

je<strong>de</strong>m einzelnen Falle vor einer sehr anspruchsvollen Arbeit. Denn bei<br />

1660 je<strong>de</strong>m einzelnen Element <strong>de</strong>s manifesten Traumes muß er entschei<strong>de</strong>n,<br />

ob es direkt o<strong>de</strong>r gegenteilig zu <strong>de</strong>uten ist, einer aktuellen Problematik<br />

o<strong>de</strong>r einem zurückliegen<strong>de</strong>n Problem entspricht, ein feststehen<strong>de</strong>s<br />

Symbol ist o<strong>de</strong>r beliebig durch freie Assoziation ge<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n kann<br />

o<strong>de</strong>r als Sache o<strong>de</strong>r vom Wortlaut her ge<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n muss.<br />

1665 <strong>Die</strong> Vielfalt dieser Deutungsmöglichkeit eröffnet natürlich je<strong>de</strong>r Beliebigkeit<br />

Tür und Tor. So kann man beispielsweise, will man einfach irgen<strong>de</strong>ine<br />

Deutungs-Hypothese bestätigt wissen, ein nicht passen<strong>de</strong>s Element<br />

ins Gegenteil umkehren. Es braucht darum ein Kriterium, ob man<br />

als Deuter auf <strong>de</strong>r richtigen Spur ist. <strong>Die</strong>ses Kriterium ist ein gewisses<br />

1670 Evi<strong>de</strong>nz-Erlebnis <strong>de</strong>s Träumers: er spürt intuitiv, dass die Deutung<br />

stimmt und tatsächlich eine für ihn be<strong>de</strong>utsame Problematik erhellt. Allerdings<br />

kommt es auch vor, dass z.B. <strong>de</strong>r Analytiker mit einer Deutung<br />

Recht hat, aber <strong>de</strong>r Analysand die als belastend empfun<strong>de</strong>ne Wahrheit<br />

nicht annehmen kann (<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Adler’schen Individualpsychologie<br />

1675 vertraute Analytiker achtet in diesen Fällen auch auf <strong>de</strong>n sog. Erkennungsreflex<br />

(7)).<br />

7.3. Traumquellen<br />

Es ist nun zu fragen, woher <strong>de</strong>r Traum einerseits die latenten Inhalte,<br />

an<strong>de</strong>rerseits die manifesten Bil<strong>de</strong>r bezieht. Freud ist nun davon über-<br />

1680 zeugt, dass in allen latenten Träumen irgendwelche Kindheitserinnerungen<br />

zumin<strong>de</strong>st mitbeteiligt sind. In dieser Auffassung kommt seine allgemeine<br />

Ansicht zum Ausdruck, dass die – insbeson<strong>de</strong>re frühe – Kindheit<br />

für das ganze Leben von hervorragen<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung ist und dass<br />

auch allen neurotischen Störungen irgendwelche belasten<strong>de</strong>n Erlebnis-<br />

1685 se in <strong>de</strong>r Kindheit zu Grun<strong>de</strong> liegen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>r konkreten Bil<strong>de</strong>r sind nach Freud vorerst einmal aktuelle<br />

somatische (körperliche) Quellen maßgebend, wobei er 3 verschie<strong>de</strong>ne<br />

Arten unterschei<strong>de</strong>t, nämlich<br />

• von äußeren Objekten ausgehen<strong>de</strong> Sinnesreize (z.B. Gerüche,<br />

Lärm)<br />

1690<br />

• subjektiv begrün<strong>de</strong>te Erregungszustän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sinnesorgane<br />

(z.B. Ohrensausen)<br />

• aus <strong>de</strong>m Körperinneren stammen<strong>de</strong> Reize (z.B. Verdauungsbeschwer<strong>de</strong>n,<br />

Harndrang)<br />

1695 Wichtiger für die konkrete Gestaltung <strong>de</strong>r manifesten Bil<strong>de</strong>rwelt sind für<br />

Freud Erlebnisse <strong>de</strong>s Vortages, sog. Tagesreste. Freud setzt diese<br />

Aussage insofern absolut, als er annimmt, dass nicht etwa um einige<br />

Tage zurückliegen<strong>de</strong> Erfahrungen ausschlaggebend sind, son<strong>de</strong>rn immer<br />

solche <strong>de</strong>s Vortages. Wenn aber etwa trotz<strong>de</strong>m eine Begebenheit<br />

1700 <strong>de</strong>r letzten Woche her im Traume auftaucht, so geht Freud davon aus,<br />

dass man am Vortag zumin<strong>de</strong>st daran gedacht hat (eine Behauptung,<br />

die sich natürlich grundsätzlich nicht wi<strong>de</strong>rlegen lässt). Auch nimmt er<br />

als Grundregel an, dass allen verschie<strong>de</strong>nen manifesten Träumen einer<br />

einzigen Nacht stets <strong>de</strong>rselbe latente Traum zu Grun<strong>de</strong> liegt.<br />

1705 Anmerkung:<br />

Freud war <strong>de</strong>r Ansicht, dass alle Träume grundsätzlich egoistisch motiviert<br />

sind, d.h. im Lustprinzip wurzeln und nur insoweit <strong>de</strong>m Realitätsprinzip<br />

verpflichtet sind, als die Zensur <strong>de</strong>s Ichs negativ (also abwehrend<br />

und verschleiernd) wirkt.<br />

1710 Träume müssen aber nicht bloß Ausdruck verdrängter Es-Impulse<br />

(Wünsche) sein, son<strong>de</strong>rn können durchaus auch als Botschafter <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Ich-Instanzen fungieren (Ich, Über-Ich). Demgemäß können sie<br />

einem Menschen – ohne dass damit notwendigerweise Wünsche zum<br />

Ausdruck gebracht wer<strong>de</strong>n müssen – seine jetzige Lebenssituation wi-<br />

1715 <strong>de</strong>rspiegeln, ihn auf Gefahren aufmerksam machen und ihm aufzeigen,<br />

welche Entwicklungsschritte ihm angemessen sind. Freud lehnt einen<br />

solchen finalen Aspekt <strong>de</strong>s Traums ab, allerdings steht er aber in Übereinstimmung<br />

mit <strong>de</strong>r Jung’schen Theorie, wonach es die Lebensaufgabe<br />

je<strong>de</strong>s Menschen ist, alle wi<strong>de</strong>rstreben<strong>de</strong>n Seiten seines Wesens mitein-<br />

1720 an<strong>de</strong>r zu versöhnen und so zu einer psychischen Ganzheit zu gelangen.<br />

Jung nennt diesen Prozess Individuation, und die Traum<strong>de</strong>utung kann<br />

eine wertvolle Hilfe sein, um dieses Ziel zu erreichen.<br />

8. Psychopathologie und Therapieziele<br />

8.1. Neurosen<br />

1725 Freud erachtet <strong>de</strong>n Unterschied zwischen "alltäglichen" existentiellen<br />

Konflikten und neurotischen Zustandsbil<strong>de</strong>rn als einen rein quantitativen.<br />

So schreibt er (Gesammelte Werke VIII, S. 338) <strong>de</strong>nn auch, daß<br />

"...die nämlichen Komplexe und Konflikte auch bei allen Gesun<strong>de</strong>n und<br />

Normalen zu erwarten sind." (8) In <strong>de</strong>r <strong>Psychoanalyse</strong> spricht man <strong>de</strong>s-<br />

1730 halb von einer sog. "Normalpathologie", die von <strong>de</strong>r klinischen unterschie<strong>de</strong>n<br />

wird und im Gegensatz zu dieser die beruflichen und sozialen<br />

Fertigkeiten kaum negativ beeinflusst.<br />

Der Begriff ‘Neurose’ leitet sich von ‘Neuron’ (Nervenzelle) ab. Im letzten<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt glaubte man alle psychischen Erkrankungen auf ein nicht<br />

1735 richtig funktionieren<strong>de</strong>s Nervensystem zurückführen zu können und benannte<br />

<strong>de</strong>mentsprechend auch die Spitäler für Geisteskranke ‘Nervenheilanstalten’.<br />

Bei einer Neurose han<strong>de</strong>lt es sich grundsätzlich um ein erworbenes<br />

psychisches Lei<strong>de</strong>n, das freilich sehr oft nicht als solches erkannt o<strong>de</strong>r<br />

1740 als Krankheit empfun<strong>de</strong>n wird. Zum Verständnis <strong>de</strong>s neurotischen Verhaltens<br />

kann man nach <strong>de</strong>m Verständnis <strong>de</strong>r <strong>Psychoanalyse</strong> prinzipiell<br />

alle Abwehrmechanismen heranziehen. Insofern sie nämlich auf Verdrängung<br />

beruhen, <strong>de</strong>r Angstabwehr dienen und Selbsttäuschungen<br />

darstellen, haftet ihnen (wohl mit Ausnahme <strong>de</strong>r Sublimierung) insge-<br />

1745 samt etwas Krankhaftes an. So ließe sich theoretisch ‘psychische Gesundheit’<br />

als ‘Abwesenheit von jedwe<strong>de</strong>m Abwehrmechanismus’ <strong>de</strong>finieren<br />

und wäre i<strong>de</strong>ntisch mit absoluter Offenheit, Wahrhaftigkeit und<br />

Angstfreiheit. So gesehen lässt sich je<strong>de</strong>s Verhalten, das vom gesun<strong>de</strong>n<br />

abweicht, als ‘neurotisch’ bezeichnen – woraus sich eine Schlußfolge-<br />

1750 rung ziehen läßt, dass alle Menschen mehr o<strong>de</strong>r weniger stark irgendwelche<br />

neurotischen Züge an sich haben.<br />

Haben nun die neurotischen Züge eines Menschen allerdings ein ‘normales’<br />

(d.h. für ihn und die Umwelt noch erträgliches) Maß überschritten,<br />

so dass sich das krankhafte Verhalten <strong>de</strong>s betreffen<strong>de</strong>n Menschen<br />

Freud-<strong>Fellner</strong>.doc <strong>Fellner</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Psychoanalyse</strong> Sigmund Freuds Seite 14 von 19

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