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1311 Nr. 77<br />
Kunstmagazin.de
Editorial<br />
Text: Julika Nehb<br />
Übergänge – oder, wie es im Kunstjargon heißt, Transformationen<br />
– von einem Zustand in einen anderen bestimmen<br />
das Leben ebenso wie die Kunst. Dort werden grundlegende<br />
Veränderungen, die Künstler in soziopolitischen,<br />
persönlichen oder kunsthistorischen Zusammenhängen<br />
wahrnehmen, in entsprechenden Ausdrucksformen und<br />
ungewohnten Perspektiven reflektiert – und weisen dabei<br />
auf Vergangenes, Bestehendes und Zukünftiges.<br />
Im Werk des venezolanisch-belgischen Künstlerpaares<br />
Carla Arocha & Stéphane Schraenen tauchen immer<br />
wieder verspiegelte Oberflächen auf, die ihr Umfeld absorbieren<br />
und eine andauernde Verschiebung von Raumund<br />
Selbstwahrnehmung provozieren. Genauso interessant<br />
ist aber auch, welche ihrer Objekte nicht reflektieren<br />
– und warum. In sorgsam choreografierten Ausstellungen<br />
legen die beiden allerdings auch inhaltliche Bezüge<br />
bloß, die weit über physische Wahrnehmungsfragen hinausgehen.<br />
“What Now?” ist der quasi-programmatische<br />
Titel ihrer aktuellen Schau in Berlin.<br />
„Kein Stoff, kein Material, keine Technik vermag unser<br />
sinnliches wie auch mentales Dasein so universell zu berühren<br />
wie das Textile, und das gerade in einer Zeit, die<br />
durch die zunehmende Virtualisierung immer unsinnlicher<br />
zu werden droht.“ Mit diesen Worten leitet das<br />
Kunstmuseum Wolfsburg die Ausstellung „Kunst und<br />
Textil“ ein, die bis zum 2. März 2014 läuft. SEPIA, das Institut<br />
für Textile Künste, erforscht die Behandlung des vom<br />
Kunsthandwerk eingenommenen Materi<strong>als</strong> und die unterschiedlichen,<br />
kulturell vielfältig besetzten Techniken,<br />
und wie diese ihren Weg in die zeitgenössische Kunst<br />
finden. Unsere Autorin Steffi Weiss beschäftigt sich seit<br />
geraumer Zeit mit dem Phänomen des Textilen in der<br />
Kunst. Sie stellt die Arbeit des Instituts im Spannungsfeld<br />
von Kunsthandwerk und freier Kunst vor und spannt dabei<br />
einen Bogen von der Urzeit bis ins Jahr 2013, in dem<br />
so viele Ausstellungen zum Textilen in der Kunst gezeigt<br />
werden wie nie zuvor.<br />
Translation: Brian Poole<br />
Changes from one state to another—or “transformations,”<br />
as they’re called in art jargon—hold sway over both<br />
life and art. The fundamental changes, which artists perceive<br />
in socio-political, personal or art-historical contexts,<br />
are reflected in their corresponding expressive forms and<br />
unusual perspectives, thus alluding to what has past, to<br />
what remains, and to what will be in the future.<br />
Mirrored surfaces appear again and again in the works<br />
of the Venezuelan and Belgium artist-duo Carla Arocha<br />
& Stéphane Schraenen, the surfaces absorbing their surroundings<br />
and provoking a continual displacement of<br />
spatial and self perception. Just as interesting are those<br />
objects in their works that don’t reflect anything—and<br />
why they don’t. In their carefully choreographed exhibitions,<br />
both these aspects of their works are exposed, leading<br />
to questions that extend well beyond mere physical<br />
perception. “What Now?” is the quasi-programmatic title<br />
of their current exhibition in Berlin.<br />
“No fabric, no material, and no technique can touch our<br />
sensual and mental existence as universally as the textiles<br />
do—and this in an age that threatens to become less<br />
and less sensual in the ever increasing wake of virtualisation.”<br />
These are the words the Kunstmuseum in Wolfsburg<br />
chose to introduce their exhibition of “Art & Textiles”—an<br />
exhibition due to run until the 2nd of March<br />
2014. SEPIA—The Institute for Textile Arts studies the<br />
treatment of the materi<strong>als</strong> used in craftworks and their<br />
various culturally defined techniques, as well as how these<br />
techniques find their way into contemporary art. Our<br />
author Steffi Weiss has been interested in the phenomenon<br />
of textiles in art for quite some time. She sees the<br />
work of the Institute in the tension between craftwork<br />
and fine art, thus tracing a path from prehistoric times to<br />
the year 2013, when more exhibitions on textiles in art are<br />
being shown than ever before.<br />
Ihre KunST <strong>Magazin</strong> Redaktion<br />
Your KunST <strong>Magazin</strong>e Team<br />
3
Inhalt<br />
Content<br />
Ausstellungsbesprechung: What Now? von Carla Arocha & Stéphane Schraenen<br />
Review: What Now? by Carla Arocha & Stéphane Schraenen<br />
Julika Nehb .......................................................................................................................................................................................... 6<br />
Die Wiederentdeckung des Textilen. Was fasziniert Künstler heute an der Urtechnik?<br />
Steffi Weiss .........................................................................................................................................................................................12<br />
Büchervorstellungen<br />
Book Reviews ......................................................................................................................................................................................16<br />
Ausstellungshinweise<br />
Gallery Announcements ................................................................................................................................................................ 22<br />
Diesen Monat auf kunstmagazin.de<br />
Announcements ...............................................................................................................................................................................38<br />
Impressum<br />
Imprint ................................................................................................................................................................................................38<br />
Bildnachweise<br />
Titelbild: Carla Arocha and Stéphane Schraenen: Memory I (Detail); 2013; Steel and glass mirror / Stahl und Spiegel; 135 x 300 x 165 cm<br />
Courtesy: Galerie Isabella Czarnowska, Berlin © Pieter Huybrechts<br />
VG Bild-Kunst Bonn, 2013 für: Anni Albers, Hans-Peter Adamski, Anna Blume, Bernhard Blume, Costantino Ciervo, Gregor Cürten, Federico Fellini,<br />
Peter Freitag, Pieter Huybrechts, Ludwig Mies van der Rohe, Thomas Nyqvist, Manfred Schieber, Thomas Schütte, Chiharu Shiota, Andrea Stappert,<br />
Mark Tobey, Herbert Zangs<br />
4<br />
5
What Now?<br />
Text: Julika Nehb<br />
What Now? Das bleibt natürlich unbeantwortet. Die<br />
Frage verweist nicht nur auf einen akuten Zustand von<br />
Ratlosigkeit angesichts eines vergangenen Ereignisses<br />
mit ungewissen Konsequenzen. What Now? impliziert<br />
einen gedehnten Moment des Innehaltens, ist aber<br />
auch <strong>als</strong> Aufforderung zu verstehen, sich zu beteiligen<br />
und sich mit geschärfter körperlich-sinnlicher, intuitiver<br />
und intellektueller Aufmerksamkeit durch die Ausstellungsräume<br />
zu bewegen. Die abstrakten und abstrahierten<br />
skulpturalen Objekte des venezolanisch-belgischen<br />
Künstlerpaars Carla Arocha & Stéphane Schraenen, die<br />
in der Galerie Isabella Czarnowska in Berlin zum ersten<br />
Mal gezeigt werden, entfalten in einem poetischen Spiel<br />
der Wahrnehmung gegensätzliche Eigenschaften: Materialität<br />
steht Immaterialität, die physische Präsenz des<br />
Gegenstands seiner geistigen Vorstellung gegenüber.<br />
Ausgangspunkt ihrer Arbeiten sind oft, nicht immer,<br />
Fotografien profaner, alltäglicher Gegenstände, deren<br />
Funktionalität und Individualität während des künstlerischen<br />
Transformationsprozesses soweit reduziert<br />
wird, bis nur noch die ursprüngliche Idee vorhanden<br />
ist. Bewusst unterdrücken Arocha & Schraenen künstlerische<br />
Handschrift und individuellen Gestus durch die<br />
Verwendung industrieller Herstellungsverfahren und<br />
einer modularen bzw. seriellen Gestaltungsweise. Die<br />
Objekte verführen den Betrachter mit weichen glänzenden<br />
Oberflächen wie Stahl, Spiegel, Emaille: Ein nicht<br />
zu unterschätzender Aspekt in der Arbeit von Arocha<br />
& Schraenen ist die Vergegenwärtigung innerer Vorstellungen<br />
von vollendeter Form, Reinheit und erfüllter<br />
Leere, in der die begrifflich schwer fassbare Erfahrung<br />
von Schönheit und Erhabenheit veranschaulicht wird.<br />
Den Auftakt macht eine Tapete mit einer zarten abstrakten<br />
Ornamentik, die so raffiniert installiert ist, dass sie<br />
den Eindruck erweckt, der gesamte Ausstellungsraum<br />
sei tapeziert. „Surrounded“ ist Weiß auf Weiß gedruckt<br />
und bringt sich so beinahe selbst zum Verschwinden. Der<br />
Betrachter muss schon genauer hinsehen und fühlt sich<br />
prompt an Experimente zu physiologischen und psychologischen<br />
Prozessen des Sehens erinnert. Solche visuellen<br />
Erfahrungen in der Kunstbetrachtung kennt man<br />
von Op-Art und Retinal-Art. Ihr Kern liegt bei Josef Albers<br />
Lehre der Farbwirkung, die dem Ziel diente, uns die Bedingtheit<br />
unserer Wahrnehmung vor Augen zu führen.<br />
Translation: Judith Rosenthal<br />
What Now? Naturally, that question remains unanswered.<br />
It not only points to an acute state of perplexity<br />
in view of a past occurrence with uncertain<br />
consequences. What Now? <strong>als</strong>o implies an extended<br />
moment of pause for reflection, and at the same time<br />
an invitation to understand, to get involved, and to<br />
move through the exhibition rooms with heightened<br />
physical-sensorial, intuitive and intellectual alertness.<br />
In a poetic escapade of perception, the abstract and abstracted<br />
sculptural objects of Carla Arocha & Stéphane<br />
Schraenen being shown in the Gallery Isabella Czarnowska<br />
in Berlin for the first time develop contradictory<br />
qualities: materiality is juxtaposed with immateriality;<br />
the object’s physical presence with its mental idea.<br />
The point of departure for their works is often, not<br />
always, photographs of mundane, everyday objects<br />
whose functionality and individuality are reduced during<br />
the artistic transformation process to the point<br />
where only the original idea remains. Arocha & Schraenen<br />
consciously suppress personal, individual gesture<br />
by frequently using industrial production methods<br />
and modular or serial systems. The objects lure the<br />
viewer with soft, shiny surfaces such as steel, mirrors,<br />
or enamel. An aspect of the work of Arocha & Schraenen<br />
not to be underestimated is the ideation of inner<br />
conceptions of consummate form, purity, and an<br />
abounding emptiness which visualizes the experience<br />
of beauty and sublimity otherwise so difficult to grasp.<br />
Wallpaper with a delicate, abstract pattern forms<br />
the prelude, so cleverly installed that the entire exhibition<br />
room appears to be papered. “Surrounded”<br />
is white printed on white, and thus nearly causes itself<br />
to disappear. The viewer must take a closer look,<br />
and experiments on physiological and psychological<br />
sight processes promptly come to mind. Through<br />
Op Art and Retinal Art, we are familiar with visual<br />
experiences of this kind in the contemplation of art.<br />
They can be traced back to Josef Albers’s theory of<br />
the effect of colour, which served as a means of demonstrating<br />
to us the contingency of our perception.<br />
The airily and subtle artistic articulation emphasizing<br />
emptiness and blank spaces continues in the steel<br />
sculpture “Memory I”, whose shape is modelled on three<br />
Die luftig-subtile künstlerische Artikulation, die Leere<br />
und Leerstellen betont, setzt sich in der Stahlskulptur<br />
„Memory I“ 1 fort, deren Gestalt drei einfachen Reg<strong>als</strong>keletten<br />
nachempfunden ist. Diese stehen jedoch nicht<br />
etwa an einer Wand, sondern liegen teils verbogen und<br />
übereinander arrangiert auf dem Boden. Zwangsläufig<br />
fragt man sich weshalb, tritt näher heran – und begegnet<br />
zunächst sich selbst. Die Oberflächen von „Memory I“ sind<br />
verspiegelt. Klassischerweise suggerieren Spiegel eine<br />
Ausdehnung des Raumes; doch Arocha & Schraenen<br />
destabilisieren den Raum und lassen ihn und alles, was<br />
sich in der Oberfläche spiegelt, in den vielfach gebrochenen<br />
Flächen der Skulptur verschwinden. Das Verlangen<br />
des Betrachters, sich seiner selbst zu vergewissern, wird<br />
durch die Gestalt des Objekts unterbunden. Spiegel tauchen<br />
immer wieder im Werk von Arocha & Schraenen<br />
auf. Damit setzen sie künstlerische Strategien aus den<br />
späten 1960er-Jahren fort, <strong>als</strong> sich Spiegel zur Oberfläche<br />
par excellence entwickelten. 2 Die Illusion von Leere<br />
oder Transparenz des Spiegels steht in Kontrast zu seiner<br />
massiven Materialität; „Memory I“ wirkt fast schwerelos.<br />
1 Als Vorbild für die Arbeit diente eine Fotografie von drei deformierten<br />
Regalen auf den Straßen New Yorks nach dem Hurrikan Sandy; das<br />
Künstlerpaar hatte sich zu dieser Zeit dort aufgehalten.<br />
2 „Mirror, Mirror. Then and Now“, Curated by Ann Stephen, ex. cat.,<br />
publ. by Insitute of Modern Art, University of Sydney, 2010, S.5 ff. U.a.<br />
Robert Morris, Joseph Kosuth, Ian Burn, Heinz Mack, Robert Smithson.<br />
Carla Arocha and Stéphane Schraenen: Memory I, 2013, Steel and glass mirror / Stahl, Spiegel, 135 x 300 x 165 cm<br />
Courtesy: Galerie Isabella Czarnowska, Berlin © Pieter Huybrechts<br />
simple shelf structures. They do not stand against a wall,<br />
however, but are arranged on the floor one on top of the<br />
other, partially bent out of shape. Inevitably, we ask ourselves<br />
why, move closer to the work, and encounter …<br />
ourselves. The surfaces of “Memory I” 1 are mirrored. Mirrors<br />
classically suggest an extension of space. Arocha &<br />
Schraenen, however, destabilize space, and have it – and<br />
everything reflected in the work’s exterior – disappear<br />
in the multiply fractured surfaces of the sculpture. The<br />
viewer’s desire to assure herself of himself is thwarted<br />
by the object’s shape. Mirrors turn up again and again<br />
in the Arocha & Schraenen oeuvre. With them, the duo<br />
pursues artistic strategies of the late 1960s when mirrors<br />
developed to become the surface par excellence. 2<br />
The illusion of a mirror’s emptiness or transparency contrasts<br />
with its massive materiality; “Memory I” makes<br />
an almost weightless impression. Naturally, the work’s<br />
title initially seems to allude to direct memory of the<br />
kind experienced in the encounter with the second large<br />
sculpture (“Memory II”): in a sense, the visual experience<br />
seems to repeat itself in the exact duplicate of “Memory I”<br />
– whose surfaces, however, are not mirrored but matt.<br />
1 The work was modelled on a photograph of three contorted shelves lying<br />
on the streets of New York after Hurricane Sandy; the two artists were in<br />
the city at the time the hurricane struck.<br />
2 Mirror, Mirror: Then and Now, curated by Ann Stephen, exh. cat. published<br />
by Institute of Modern Art, University of Sydney, 2010, pp. 5ff. Artists such<br />
as Robert Morris, Joseph Kosuth, Ian Burn, Heinz Mack or Robert Smithson.<br />
6<br />
7
Der Titel der Arbeit gemahnt natürlich zunächst an ein<br />
unmittelbares Erinnern, wie es in der Begegnung der<br />
zweiten großen Skulptur („Memory ii“) erfahrbar wird:<br />
In gewisser Weise scheint sich das Seherlebnis in dem<br />
exakten Duplikat von „Memory I“ zu wiederholen – dessen<br />
Oberflächen allerdings nicht verspiegelt, sondern<br />
matt sind. Doch der physiologische Prozess ist auch hier<br />
nur die erste Stufe, evoziert der Titel schließlich auch<br />
eine Kontemplation über die Qualität, die Vielschichtigkeit<br />
und Unberechenbarkeit unserer Erinnerungen<br />
– seien sie sozialgeschichtlich, kunsthistorisch, kollektiv<br />
oder persönlich. Das Fragmentarische von Erinnerungen<br />
wird durch die mehrteilige Arbeit „Up“ veranschaulicht,<br />
welche selbst lediglich Fragment innerhalb der gesamten<br />
Ausstellung bleibt: Fotografien von Raumecken<br />
wurden in dreidimensionale Wandreliefs verwandelt,<br />
die in ihrer Flächigkeit seltsam unentschlossen wirken.<br />
Wiederholt thematisieren Arocha & Schraenen <strong>als</strong>o,<br />
welchen begrenzten Informationswert sowohl das reale<br />
Ding wie auch dessen Repräsentation oder sprachliche<br />
Formulierung im Einzelnen besitzt. Charakteristisch für<br />
ihre Arbeit ist die Erweiterung dieses grundsätzlichen<br />
Problems um die Dimensionen des mentalen Abbildes<br />
und der emotionalen Verknüpfung, oder, anders ausgedrückt,<br />
der Kategorie des „Unsichtbaren <strong>als</strong> einer Form<br />
von Abwesenheit, die <strong>als</strong> solche zur Welt dazugehört.“ 3<br />
3 Merleau-Ponty, Maurice: Das Sichtbare und das Unsichtbare,<br />
Wilhelm Fink Verlag, München 2004,S. 281.<br />
8<br />
Carla Arocha and Stéphane Schraenen, Installation view / Installationsansicht<br />
Courtesy: Galerie Isabella Czarnowska, Berlin © Pieter Huybrechts<br />
Yet here again, the physiological process is only the first<br />
stage, for ultimately the title evokes contemplation<br />
on the quality, complexity, and unpredictability of our<br />
memories – be they socio-historical, art-historical, collective,<br />
or personal. The fragmentary quality of memories<br />
is illustrated by the multipartite work “Up”, which<br />
itself remains no more than a fragment within the<br />
overall show: photographs of room corners have been<br />
transformed into three-dimensional wall reliefs which<br />
in their flatness make a strangely irresolute impression.<br />
In other words, Arocha & Schraenen repeatedly address<br />
themselves to the limited informational value of<br />
both the real object and its representation or linguistic<br />
formulation. Characteristic of their work is the expansion<br />
of this fundamental problem by the dimensions<br />
of the mental image and the emotional association,<br />
or, put another way, the category of the “invisible as a<br />
form of absence which belongs to the world as such”. 3<br />
This is particularly evident in the work “The Box”. Here<br />
a number of glass folding instructions for a simple<br />
box allude to the (im)possibilities of various constructions<br />
of reality. But what now? In the contradiction<br />
that lies in the fact that nothing can ever be kept, hidden,<br />
or protected in these unfinished boxes, and in<br />
the defencelessness of the vitreous, reflecting surface,<br />
we suddenly sense a fragile, almost tragic quality.<br />
3 See Maurice Merleau-Ponty, Das Sichtbare und das Unsichtbare (Munich:<br />
Wilhelm Fink Verlag, 2004), p. 281. English edition: The Visible and the<br />
Invisible (Evanston: Northwestern University Press, 1995). (Sentence in text<br />
translated from the German by J.R.)<br />
Besonders sinnfällig wird dies in der Arbeit „The Box“.<br />
Hier verweisen mehrere, genauestens aufeinandergestapelte,<br />
gläserne Faltpläne einer einfachen Schachtel<br />
auf die (Un-)Möglichkeiten verschiedener Wirklichkeitskonstruktionen:<br />
Die Höhe der Glasplatten entspricht<br />
dem gedachten Volumen der Schachtel in zusammengefaltetem<br />
Zustand. Aber was nun? In dem Widerspruch,<br />
dass in diesen unfertigen Schachteln nie etwas<br />
aufbewahrt, versteckt, geschützt werden kann, und<br />
in der Schutzlosigkeit der gläsernen, reflektierenden<br />
Oberfläche wird plötzlich auch etwas sehr Fragiles, fast<br />
Tragisches erfahrbar.<br />
Die repetitiven geometrischen Grundstrukturen der<br />
achtteilige Wandarbeit „Breath“ mögen formal Logik,<br />
Klarheit und Objektivität anstreben; doch ist „Breath“<br />
zugleich auch das einzige Werk in der Ausstellung, dem<br />
eine zuvor lebende, tierische Materie zugrunde liegt.<br />
Gegerbtes, eingefärbtes Leder findet sich bereits in zwei<br />
früheren Werken; beide Male handelt es sich um abstrakte<br />
Porträts. 4<br />
Das Multiple „Framed“ bezieht sich auf 1000 Jahre<br />
alte byzantinische Ikonen, von welchen heute nur<br />
noch Fragmente der Rahmen erhalten sind. Ikonen<br />
sind hochsymbolische Objekte, den Ostkirchen galten<br />
sie <strong>als</strong> Vermittler zwischen Diesseits und Jenseits. Das<br />
Abwesende – sowie die Trauer darum – erreicht in diesem<br />
Werk seine wohl höchste Intensität: Schließlich<br />
wird etwas gerahmt, was gar nicht da ist. Unter Berücksichtigung<br />
des vergleichsweise profanen Materi<strong>als</strong><br />
(Siebdruckverfahren auf emailliertem Plexiglas) und der<br />
Platzierung in einem Raum, der eine sakrale Atmosphäre<br />
hervorruft, lässt sich in der Abwesenheit des Inhalts<br />
gar eine Sehnsucht nach transzendenten Werten lesen.<br />
Durch eine präzise Choreografie verstärken Arocha &<br />
Schraenen die Impulse der verschiedenen Werke in der<br />
Anwesenheit des Betrachters. In der Ausstellung ruht<br />
eine narrative Qualität, die im Betrachter eine Tiefenahnung<br />
zum Klingen bringt und einen hinter den Erscheinungen<br />
verborgenen, übergreifenden Zusammenhang<br />
hervortreten lässt.<br />
Carla Arocha and Stéphane Schraenen: Box (Detail), 2013, Glass, felt and<br />
enameled pedestal / Glas, Filz und emaillierter Sockel, 66 x 117 x 105 cm<br />
Courtesy: Galerie Isabella Czarnowska, Berlin © Pieter Huybrechts<br />
4 „Chris“, 2006, ist dem US-Komiker Chris Farley gewidmet und an seinen<br />
tragischen Drogentod angelehnt; „Gloria“, 2008, der Stummfilmschauspielerin<br />
Gloria Swanson und ihrer ikonischen, dem Wahn verfallenen Rolle der Norma<br />
Desmond in Billy Wilders „Sunset Boulevard“.<br />
The repetitive basic geometric structures of the eightpart<br />
wall work Breath may strive for formal logic, clarity<br />
and objectivity, but at the same time Breath is the only<br />
work in the exhibition based on previously living, animal<br />
material. Tanned, dyed leather was already encountered<br />
in two earlier works – abstract portraits in both cases. 4<br />
The multiple Framed makes reference to thousand-yearold<br />
Byzantine icons of which today only fragments of<br />
the frames are extant. Icons are highly symbolic objects;<br />
in the context of the Orthodox Church they were considered<br />
intermediaries between this world and the hereafter.<br />
It is in this work that the absence of a thing – and the<br />
mourning of that absence – achieves its strongest intensity:<br />
after all, a thing is framed which isn’t even there. In<br />
view of the comparatively mundane material (silkscreen<br />
on enamelled Plexiglas) and the placement in a room<br />
that evokes a sacred atmosphere, the absence of content<br />
can even be read as a longing for transcendental values.<br />
Arocha & Schraenen employ a precise choreography<br />
to reinforce the impulses of the various works in the<br />
viewer’s presence. Within the exhibition there dwells<br />
a narrative quality which strikes a deep chord of intuition<br />
in the viewer and allows a hidden overall context to<br />
emerge from behind the appearances.<br />
4 “Chris”, 2006, is dedicated to the American comedian Chris Farley and is<br />
modelled on his tragic drug death; “Gloria”, 2008 to the silent film actress<br />
Gloria Swanson and her iconic role as an aging, deluded actress Norma<br />
Desmond in Billy Wilder’s “Sunset Boulevard”.<br />
9
Carla Arocha & Stéphane Schraenen: Framed, 2011, Silkscreen on enameled<br />
Plexiglas / Siebdruck auf emailliertem Plexiglas, 29,5 x 24,5 cm<br />
BeLa Edition, Courtesy: Galerie Isabella Czarnowska, Berlin © Pieter Huybrechts<br />
Carla Arocha and Stéphane Schraenen: Up 1, 2013, Polyurethane and<br />
acrylic / Polyurethane und Acryl, 120 x 80 x 18 cm<br />
Courtesy: Galerie Isabella Czarnowska, Berlin © Pieter Huybrechts<br />
CARLA AROCHA (*1961) wurde in Caracas, Venezuela,<br />
geboren. Im Alter von 25 Jahren ging sie nach Chicago,<br />
um von 1986 bis 1994 an der St. Xaver University, dem<br />
School of Art Institute of Chicago und der University of<br />
Illinois bildende Kunst zu studieren. 2006 begann die<br />
Zusammenarbeit mit dem Belgier Stéphane Schraenen.<br />
Carla Arocha lebt und arbeitet in Antwerpen, Belgien.<br />
STÉPHANE SCHRAENEN (*1971) wurde in Antwerpen<br />
geboren und lebt und arbeitet bis heute dort. Er studierte<br />
zunächst Kommunikationswissenschaften am<br />
Higher Institute for Communication Management of<br />
the Province of Antwerp. 1996 wechselte er an die Royal<br />
Academy of Fine Arts of Antwerp. Seit 2006 arbeitet er<br />
gemeinsam mit Arocha <strong>als</strong> Künstlerpaar „Carla Arocha<br />
& Stéphane Schraenen“.<br />
CARLA AROCHA (*1961) was born in Caracas, Venezuela<br />
in 1961. At the age of twenty-five she went to<br />
Chicago, where between 1986 and 1994 she studied<br />
visual arts at St Xavier University, the Art Institute of<br />
Chicago, and the University of Illinois. Her collaboration<br />
with the Belgian Stéphane Schraenen began in<br />
2006. Carla Arocha lives and works in Antwerp, Belgium.<br />
STÉPHANE SCHRAENEN (*1971) was born in 1971 in Antwerp,<br />
Belgium, where he lives and works to this day. He<br />
initially studied communications at the Higher Institute<br />
for Communication Management of the Province of Antwerp.<br />
In 1996 he transferred to the Koninklijke Academie<br />
voor Schone Kunsten van Antwerpen (Antwerp Royal<br />
Academy of Fine Arts). He and Arocha formed the artist<br />
duo “Carla Arocha & Stéphane Schraenen” in 2006.<br />
Galerie Isabella Czarnowska<br />
Rudi-Dutschke-Straße 26, 10969 Berlin-Kreuzberg<br />
bis 30.11.13, Di–Fr 11h–18h, Sa 11–16h<br />
www.galerie-czarnowska.de<br />
10
Lilly Reich und Ludwig Mies van der Rohe: Café Samt und Seide, 1927 (Rekonstruktion für das Kunstmuseum Wolfsburg), Foto: Steffi Weiss<br />
Chiharu Shiota: Love Letters, 2013, Installation, Maße variabel, Courtesy ARNDT Berlin, Foto: Steffi Weiss<br />
Die Wiederentdeckung des Textilen.<br />
Was fasziniert Künstler heute an der Urtechnik?<br />
tur, und noch weiter. Diesem Weg geht die Ausstellung<br />
„Kunst & Textil – Stoff <strong>als</strong> Material und Idee in der Moderne<br />
von Klimt bis heute“ nach, die aktuell im Kunstmuseum<br />
Wolfsburg zu sehen ist. Kunst und Kunsthandwerk<br />
werden in Gegenüberstellungen reflektiert;<br />
zahlreiche Werke veranschaulichen aktuelle Beobachtungen<br />
und Positionen zur historischen und aktuellen<br />
Bedeutung des Textilen in der Kunst.<br />
des Weiblichen in ihren textilen Arbeiten derart zu, dass<br />
sie damit die Türen in die Museen aufstießen: Rosemarie<br />
Trockels Strickbilder, Louise Bourgeois´ Riesenspinne<br />
aus Eisen oder Mona Hatoums überraschende<br />
Werke wie die zart schimmernde Kubus-Gardine, die<br />
sich beim Nähertreten <strong>als</strong> Stacheldrahtinstallation entpuppt.<br />
Diesen Frauenpositionen widmet das Kunstmuseum<br />
Wolfsburg das Kapitel „Spiderwoman“.<br />
Text: Steffi Weiss<br />
Jahrtausende ist es her, dass die Menschen mit dem<br />
Flechten von Behausungen und später mit dem Weben<br />
von Kleidung begannen und sich durch diese Techniken<br />
vom Naturzustand auf die Stufe der Kultur gehoben<br />
haben. Die kulturelle Urverkettung und Ordnung der<br />
Dinge geht dem Philosophen Hartmut Böhme zufolge<br />
aus den textilen Techniken hervor. Ähnliches dachte<br />
der Architekt Gottfried Semper, <strong>als</strong> er Weben und<br />
Flechten <strong>als</strong> diejenigen Urtechniken bezeichnete, aus<br />
der alle anderen Künste hervorgegangen sind. In der<br />
Antike war das Weben noch der Malerei und Bildhauerei<br />
gleichgestellt; bis zur Moderne dienten gewebte,<br />
gewirkte oder gestickte textilkünstlerische Arbeiten<br />
wie Vorhänge, Tapisserien und Teppiche der Ausschmückung<br />
und Isolierung von Innenräumen oder <strong>als</strong><br />
Dekor von Kleidungsstücken. Figürliche Darstellungen<br />
und das Ornament galten hier <strong>als</strong> die wesentlichen<br />
Gestaltungs elemente. Mit der Industrialisierung löste<br />
die Serienfertigung dann die handgefertigten Textilien<br />
ab. Doch Gegenbewegungen ließen nicht lange auf sich<br />
warten: Um die Jahrhundertwende erblühte in England<br />
die Arts-and-Craft-Bewegung und in Westeuropa der<br />
Jugendstil, 20 Jahre später entfaltete das Bauhaus in<br />
Deutschland seine Wirkungskraft. Diese Entwicklungen<br />
bewirkten, dass das Kunsthandwerk wieder an Bedeutung<br />
gewann und im künstlerischen Ausdruck immer<br />
weiter abstrahiert wurde.<br />
Auch in der Gegenwart suchen bildende Künstler nach<br />
Alternativen und Erweiterungsmöglichkeiten von Material<br />
und Technik. Der Weg führt von der Tapisserie bis<br />
zur Raumsinstallation und Textilkunst in der Architek-<br />
Dass Textilkunst bisher wenig Beachtung fand, liegt<br />
daran, dass die westliche Kunstgeschichte Kunsthandwerk<br />
und freie Kunst bis heute getrennt voneinander<br />
betrachtet. Doch seitdem das Bauhaus die<br />
Abstraktion auch mit textilen Mitteln erprobte und<br />
Künstler mit dem Material immer aufwendiger und<br />
vielfältiger experimentierten, werden neue Dimensionen<br />
erobert. International tauchen immer mehr<br />
Biennalen (zum Beispiel in Kaunas, Litauen, 2013) und<br />
Ausstellungen zu textilen Erscheinungsformen in der<br />
Kunst auf – darunter führende Häuser wie das Stedelijk<br />
Museum, das New Yorker Museum of Modern Art oder<br />
die Kunsthalle in Bern. Dabei klebt die Vorstellung,<br />
Weben, Nähen und Stricken sei „lediglich dekorative<br />
Frauenkunst“, noch immer hartnäckig an der kulturgeschichtlichen<br />
Sohle. In den Leitdiskursen der zeitgenössischen<br />
Kunst ist die Textilkunst bisher nur stiefmütterlich<br />
behandelt worden. Indessen spitzten jedoch<br />
Künstlerinnen der vergangenen 30 Jahre das Klischee<br />
Es überrascht nicht, dass das Handwerk im Zeitalter der<br />
Digitalisierung wieder vermehrt an Bedeutung gewinnt.<br />
Und auch in der Gegenwartskunst tritt gerade das<br />
Textile <strong>als</strong> Material und Idee, <strong>als</strong> Textur und Netzstruktur,<br />
wie eine greifbare Gegenwelt zum virtuellen Alltag<br />
immer häufiger in Erscheinung. Von einem mit der<br />
Bauhausbewegung vergleichbaren Trend oder gar einer<br />
Renaissance des Textilen zu sprechen, wäre in der pluralistischen<br />
Gegenwartskunst vielleicht übertrieben. Dennoch<br />
verdient das Phänomen eine nähere Betrachtung:<br />
Neben Wolfsburg widmen sich aktuell gleich mehrere<br />
Gesamtausstellungen der textilen Kunst. Das Pariser<br />
Musée d’Art Moderne de la Ville zeigt „Decorum“ und<br />
die Neue Sammlung in München „Marokkanische Teppiche<br />
und die Kunst der Moderne“. Beide Ausstellungen<br />
richten den Fokus auf die Einflüsse der Avantgarde auf<br />
die Textilkunst. Neubetrachtungen des Mediums Textil<br />
vom Bauhaus bis heute zeigt das Städtische Museum<br />
Abteiberg in Mönchengladbach mit dem Forschungs-<br />
12<br />
13
projekt „Textiles: Open Letters“. Die Kunsthalle Bielefeld<br />
reiht sich mit der Ausstellung „To Open Eyes. Kunst und<br />
Textil vom Bauhaus bis heute“ ein.<br />
Diese Akkumulation führt nicht nur zur Frage, wohin<br />
die Neubetrachtung des Textilen führt, sondern auch,<br />
wo textile Techniken <strong>als</strong> Kunst gelehrt, erforscht und<br />
gefördert werden. Es spricht wohl für sich, dass bisher<br />
nur an einer einzigen Hochschule in Deutschland das<br />
Orchideenfach „Textilkunst & Malerei“ studiert werden<br />
kann. Professor Ulrich Reimkasten unterrichtet an der<br />
Burg Giebichenstein Kunsthochschule in Halle/Saale<br />
die traditionellen Techniken. Dabei spielt die Webkunst<br />
eine zentrale und ideengebende Rolle: „Wichtig ist uns<br />
ein Verständnis von Weberei <strong>als</strong> zivilisatorischer Faktor,<br />
wie er sich aktuell in der prinzipiellen Verwandtschaft<br />
von digitalen Funktionen bei Ketthoch- bzw. Ketttiefgängen<br />
der Weberei und Nullen und Einsen der Informatik<br />
zeigt“, heißt es im Studienangebot. Begleitet wird<br />
das akademische Angebot seit einigen Jahren durch<br />
das Institut für Textile Künste SEPIA, dessen vorrangige<br />
Aufgabe darin besteht, das Textile <strong>als</strong> „neue Art von<br />
Gebrauchskunst“ zu fördern. Dabei stehen Begriffe wie<br />
„Textile Bilder“ oder „Gewebte Wand“ für Wunsch und Notwendigkeit<br />
der Innovation einer großen Kunsttradition.<br />
Auf der Suche nach der Bedeutung des Textilen in der<br />
Kunst spannt die Wolfsburger Ausstellung den Bogen<br />
sehr weit. Stofflichkeit wird zunächst ganz wörtlich<br />
genommen: Dies zeigen Gemälde wie Vincent van<br />
Goghs „Weber am Webstuhl“ oder Darstellungen von<br />
Kleidung in Gemälden wie in Gustav Klimts „Marie<br />
Henneberg“ und Edgar Degas´ „Die Büglerin“. Mit dem<br />
Werk „Schweißtuch der Veronika“ von Philippe de<br />
Champaigne wird sogar ein Ausflug ins Religiöse beziehungsweise<br />
in die christliche Ikonografie unternommen.<br />
Die kulturgeschichtliche Wende zum Beginn der<br />
Moderne machen Arbeiten des Bauhauses sichtbar; das<br />
Textile löst sich von der Wand und erobert den Raum. 1<br />
ART TO GO !<br />
EICHBLatt GALLERY, am Hamburger Platz-Weißensee<br />
ART TO GO !<br />
Eine Ausstellung der besonderen ART mit einer<br />
interessanten Mischung aus Malerei, Zeichnung<br />
und Skulpturen vieler Berliner Künstler.<br />
Opening: 22.11., 19h<br />
22.11.–20.12, Mi–Fr 16–19h, Sa 10–14h<br />
EICHBLATT GALLERY – contemporary art<br />
Am Hamburger Platz, Pistoriusstr. 100, 13086 Berlin-Weißensee<br />
www.eichblatt.eu<br />
Bemerkenswert sind dann aber vor allem die zeitgenössischen<br />
Arbeiten. Die Installation „Love Letters“ der<br />
japanischen Künstlerin Chiharu Shiota verwandelt den<br />
Raum in eine Art begehbares Nest, das über und über<br />
mit schwarzen Fäden durchzogen ist. Eingewebt in das<br />
grobmaschige Netz hängen große computergeschriebene<br />
Liebesbriefe. Sie locken den Besucher und fesseln<br />
ihn mit verführerischen Worten. Zunehmend werden<br />
im Ausstellungsparcours die Arbeiten multimedial. Sie<br />
führen von der von Burak Arikan aufgezeigten Vernetzung<br />
von kooperierenden Firmen auf einer Weltkarte<br />
bis hinein ins World Wide Web. Peter Koglers begehbare<br />
raumgreifende Netzweltinstallation, die auf der Binär-<br />
1 So etwa mit der Rekonstruktion der Installation von Lilly Reich und Mies<br />
van der Rohes „Café Samt und Seide“, das 1927 in der Berliner Funkhalle<br />
<strong>als</strong> Repräsentationsstand der Deutschen Seidenwebereien anlässlich der<br />
Messe „Die Mode der Dame“ gedient hatte und nun gleichzeitig zum Teil<br />
der Ausstellungsarchitektur geworden ist. Siehe Abbildung Seite 12.<br />
14 Bild linke Seite:<br />
Digitaler Jacquardwebstuhl, Burg Giebichenstein, 2012, Foto: SEPIA<br />
15
sprache basiert und amorphe netzartige Muster generiert,<br />
ist eng mit dem Digitalen verstrickt. Sie ermöglicht<br />
dem Betrachter sinnbildlich im Internet spazieren zu<br />
gehen – und sich zugleich im scheinbar unendlichen<br />
Feld des Textilen zu verlieren. Koglers Arbeit schließt den<br />
Kreis insofern, <strong>als</strong> dass aus der Lochkartenweberei der<br />
Binärcode hervorgegangen ist. Das Zusammenspiel von<br />
Kunsthandwerk und Technik war Basis für die heutige<br />
Programmiersprache, ohne die die moderne Welt nicht<br />
mehr vorstellbar ist.<br />
Die textile Stofflichkeit erscheint unerschöpflich und<br />
crossmedial. Die Ausstellung zeigt, dass das Textile in einem<br />
ungeheuren Facettenreichtum in der Kunst auftritt<br />
und mit den gegenübergestellten Bildwerken ähnliche<br />
bis vergleichbare Texturen in der Kunst der Moderne<br />
zu finden sind. Die Bedeutung des Textilen erweist sich<br />
hier <strong>als</strong> universell. Wenn in einer Zeit der zunehmenden<br />
Virtualisierung das Stoffliche, das Materielle, das Textile<br />
an Bedeutung gewinnt, weil wir davon umgeben und<br />
umhüllt sind, dann kommt die Frage auf: Wie lässt sich<br />
die Bedeutung des Textilen in der Kunst positionieren?<br />
Hiermit setzt sich SEPIA auseinander. „Veränderte<br />
Produktionsbedingungen führen zu veränderten Ansichten<br />
von dem, was autonome Kunst, was angewandte<br />
Kunst, was wahre Architektur ist und welche gesellschaftliche<br />
Relevanz jeweils besteht“, so Ulrich Reimkasten.<br />
Das Verständnis des Textilen in der Kunst ist<br />
bei SEPIA eng verwoben mit der klassischen Tapisserie<br />
beziehungsweise dem Gobelin und deren originären<br />
Verbindungen zur Malerei. Deshalb ist einer der<br />
Forschungsschwerpunkte die Frage nach dem Bildtypus<br />
der Tapete: „Es ist ein Ideal unserer Kunstgattung, die<br />
Wände eines Raumes oder ganzer Raumfluchten komplett<br />
mit textilen Bildern, mit einer Bildtapete zu bekleiden.<br />
Damit werden die üblichen Dimensionen des Einzelwerks<br />
und Kunsthandelsobjektes überschritten und<br />
man erreicht die 'Grenzbefestigungen zum Fürstlichen'<br />
oder des Öffentlichen – und hier liegen vielleicht die<br />
Übergänge zu den künftigen Möglichkeiten und zum<br />
Begriff der Textilen bzw. Gewebten Wand.“ 2<br />
Auch in der Ausstellung „Kunst & Textil“ spielt die<br />
Architektur eine Rolle. Als Höhepunkt der Ausstellung<br />
treffen die Tapisserie „La Broderie“ (1520) mit zwei<br />
Wandteppichen von Gerhard Richter aufeinander und<br />
ermöglichen einen direkten Vergleich traditioneller<br />
Stickereien und Webtechniken mit modernen Mitteln<br />
wie der Digitalfotografie. 3 Wie eng die moderne Welt<br />
mit der Entwicklung der Textilverarbeitung zusammenhängt,<br />
bringt der Architekturprofessor Emmanuel Petit<br />
auf den Punkt: Seit den 1960er-Jahren verbinde „das<br />
Leitmotiv textiler Webkunst die Vorstellung, die Struktur<br />
selbst enthalte den Formencode für die Architektur“ 4 .<br />
2 Professor Ulrich Reimkasten, Direktor von SEPIA – Institut für Textile<br />
Künste e.V.: Tendenzen Textiler Künste, Grußwort, 2011<br />
3 Denn Richter dienten <strong>als</strong> Ausgangspunkte jeweils vierfach gespiegelte<br />
Digitalfotografien seinen abstrakten Gemäldes Nr. 724-4, 1990. Auf<br />
textilem Untergrund (Leinwand) Gemaltes wird in das zeitgenössische<br />
Medium der Digitalfotografie übersetzt und im nächsten Schritt durch<br />
eine traditionelle Handarbeitstechnik ausgeführt. Vgl. Katalog „Kunst &<br />
Textil“, Kunstmuseum Wolfsburg, Hatje Cantz, 2013, S. 271.<br />
4 vgl. Emmanuel Petit: Architektur im Zeitalter freier Urheberschaft<br />
– Textile Impulse seit den 60er-Jahren, Katalog „Kunst & Textil“,<br />
Kunstmuseum Wolfsburg, Hatje Cantz, 2013, S. 80.<br />
Der Architekt wird vom Urheber zum Geburtshelfer.<br />
Christos Reichstagsverhüllung kann so in einem völlig<br />
neuen Licht betrachtet werden, <strong>als</strong> er mit riesigen<br />
Stoffbahnen das Bauwerk in eine monumentale Skulptur<br />
verwandelte. SEPIA betont darüber hinaus jedoch<br />
vor allem die Verbindung von künstlerischem mit<br />
architektonischem Denken und sozialem Handeln.<br />
Unter der Prämisse, dass Textilkunst architektonische<br />
Räume schafft, werden vor allem anwendungsbezogene<br />
künst lerische Praktiken aus Vergangenheit und Gegenwart<br />
untersucht, um Aufschluss über das Potenzial für<br />
denkbare Nutzungen und Reaktivierungen dieser vergessenen<br />
Meisterschaft im öffentlichen Raum zu erhalten.<br />
Derzeit arbeitet das Institut im Auftrag der Stiftung<br />
Luthergedenkstätten Sachsen-Anhalt für das „Sterbe haus<br />
Luther“ in Eisleben an einer Lösung in Form einer „Gewebten<br />
Wand“. In ein überdimensionales Jacquardgewebe (30 x<br />
2,26 m) wird ein zeitgenöss isches, abstrahiertes, narratives<br />
Bildprogramm entwickelt.<br />
Die aktuellen Erscheinungen zeigen, dass der gedachte<br />
Graben zwischen Kunsthandwerk und freier Kunst immer<br />
schmaler wird. Die nachgewiesene tiefe Faszination<br />
für alles Gewebte, Gestrickte, Geflochtene könnte auf<br />
eine nächste Entwicklungsstufe hinweisen, die sich jenseits<br />
der virtuellen Welt abspielt.<br />
Kunst & Textil, Stoff <strong>als</strong> Material und Idee in der Moderne<br />
von Klimt bis heute<br />
Kunstmuseum Wolfsburg<br />
Hollerplatz 1, 38440 Wolfsburg<br />
bis 2.3.2014<br />
www.kunstmuseum-wolfsburg.de<br />
SEPIA – Institut für Textile Künste<br />
Neuwerk 11, 06108 Halle (Saale)<br />
www.sepia-institut.eu<br />
Zur Ausstellung erscheint der Katalog „Kunst & Textil.<br />
Stoff <strong>als</strong> Idee und Material in der Moderne von Klimt bis<br />
heute“, Hg. Kunstmuseum Wolfsburg, Hatje Cantz 2013.<br />
Dt., ca. 400 S., ca. 500 farb. Abb., Leinen 45 €<br />
ISBN: 978-3-7757-3626-8<br />
Robert Filipski: Entwurf „Fensterlider“, Gewebeentwicklung, Jacquard und Drehergewebe, 2012, Foto: SEPIA/Juliane Sieber<br />
16<br />
17
Haarige Kunst<br />
Begleitend zur Ausstellung „Hair! Das Haar in der Kunst. Meisterwerke aus<br />
der Sammlung Ludwig von der Antike bis heute" in der Ludwigsgalerie in<br />
Oberhausen erscheint dieser reich bebilderte Katalog mit zahlreichen Texten.<br />
Interessante Themen wie Haar und Religion, Haar und Kult sowie Haar und<br />
Macht kommen hier zur Sprache. Die Beispiele reichen von Berninis Skulptur<br />
der Metamorphosen und Ovid, in dessen Werken die Haarpracht der Nymphe<br />
Daphne eine enorme Anziehungskraft auf den Gott Apoll ausübt, bis hin zur<br />
Venusdarstellung von Andy Warhol, in der die rotblonden wehenden Haare<br />
ebenfalls eine zentrale Rolle spielen.<br />
Christine Voigt (Hg.): Hair! Das Haar in der Kunst! Meisterwerke aus der Sammlung<br />
Ludwig von der Antike bis heute. Kerber Verlag, Bielefeld 2013. 264 S., 207 farb.,17 s/w-Abb.,<br />
Hardcover, 39,95 €, ISBN: 978-3-86678-862-6<br />
Zeitloses Reich aus Licht und Schatten<br />
Friederike von Rauch ist von Räumen fasziniert. Mit großem ästhetischem<br />
Gespür zeigt die Berliner Fotokünstlerin in ihrem aktuellen Band menschenleere<br />
Schwarz-Weiß-Kompositionen aus Licht und Schatten, die in vielerlei<br />
Hinsicht an abstrakte Malerei erinnern. Der Band, mit einem Beitrag von<br />
Matthias Harder, präsentiert Werke, die zwischen 2009 und 2013 entstanden<br />
sind. Von Rauch beschäftigt sich dabei weniger mit der Dokumentation von<br />
Orten oder dem Wiedererkennungseffekt, sondern beweist eine verblüffende<br />
Sensibilität auf der Suche nach unscheinbaren Details und experimentellen<br />
Blickwinkeln, die Raum für Interpretation lassen und mit der konventionellen<br />
Wahrnehmung des Betrachters spielen.<br />
Friederike von Rauch: In Secret. Sieveking Verlag, 2013. Dt./engl., 108 S., 49 Abb., Hardcover,<br />
59,90 €, ISBN: 978-3-944874-02-9<br />
Von der Kunst umarmt<br />
„Mode ist die einzige Möglichkeit, Kunst in lebenden Formen und im sozialen<br />
Miteinander umzusetzen“, so Francis Bacon. Modedesigner wie Yves Saint<br />
Laurent, Vivienne Westwood, Alexander McQueen oder Jean Paul Gaultier erschaffen<br />
mit ihrer Kleidung kleine Kunstwerke und inszenieren ihre Kollektionen<br />
<strong>als</strong> Kunstperformances. Aus der Zusammenarbeit von Künstlern wie Jeff<br />
Koons und Designern wie Stella McCartney entstehen Sammlerstücke und<br />
Ausstellungen zu Chanel, oder Viktor & Rolf zeigen einmal mehr, dass Mode<br />
eine Kunstform sein kann. Ergänzt wird das Buch mit einem Vorwort der Stilikone<br />
Daphne Guinness.<br />
Mitchell Oakley Smith, Alison Kubler: Mode ist Kunst. Eine kreative Liaison.<br />
Prestel Verlag, München 2013. Dt./engl., 320 Seiten, 250 Abb., Hardcover, 49,95 €<br />
ISBN: 978-3-7913-4875-9<br />
Das respektlose Medium<br />
„Spontan, respektlos und persönlich – die Collage passt besser in unsere gegenwärtige<br />
Zeit <strong>als</strong> beinah jede andere künstlerische Technik“, so der Verlag<br />
Gestalten über diese großartige Überblickspublikation. Die Collage ist ein besonders<br />
interessantes Medium, da sie sowohl Werke und Techniken der Kunst<br />
zitiert <strong>als</strong> auch Abbildungen aus Wissenschaft und Erotika. Indem die Künstler<br />
Papierfetzen kombinieren und abstrahieren, stellen sie ihre persönliche<br />
Absicht klar heraus. Geprägt von Illustration, Malerei und Fotografie kann die<br />
Collage sowohl abstrakt, konstruktivistisch, surrealistisch oder dadaistisch<br />
geprägt sein.<br />
Dennis Busch, Robert Klanten, Hendrik Hellige (Hg.): The Age of Collage.<br />
Contemporary Collage in Modern Art. Gestalten Verlag, Berlin 2013. engl., 288 S., Hardcover,<br />
39,90 €, ISBN: 978-3-89955-483-0<br />
Mehrdimensionalität<br />
Mirko Baselgias Neugier an den Prozessen in Natur und Gesellschaft treibt<br />
ihn zu kühnen Transformationen. Der 1982 geborene Schweizer Künstler<br />
zeigt erstaunliches Geschick bei der Wahl der Zusammensetzung und Verwendung<br />
verschiedener Materialien. Die akkurate Verarbeitung verbindet er<br />
mit Bezügen zu Architektur, Kunstgeschichte und Klassischer Musik. Seine<br />
skulpturalen Arbeiten werfen gesellschaftspolitische Fragestellungen auf<br />
und hinterfragen das Verhältnis des Werks zu seiner Umwelt. 2012 gewann<br />
Baselgia den Kiefer-Hablitzel-Preis. Die monografische Publikation beinhaltet<br />
eine umfassende Werkschau und ein Gespräch zwischen Stephan Kunz und<br />
Mirko Baselgia.<br />
Mirko Baselgia – Primum<br />
Scheidegger & Spiess, 2013. Dt./engl., 96 S., 56 Abb., Hardcover, 34 €<br />
ISBN: 978-3-85881-380-0<br />
Rothkos tödlicher Konflikt<br />
„Ein Bild lebt von seiner Gesellschaft, erst durch die Augen des Betrachters<br />
wächst es und wird lebendig“ (Rothko). Als Mark Rothko sich am 25. Dezember<br />
1970 das Leben nahm, war er längst ein international gefeierter Vertreter<br />
der zeitgenössischen Kunst. Bereits 1960 hatte er im MoMA eine große<br />
Retrospektive, die Nachfrage seiner Arbeiten war grenzenlos, die Preise stiegen<br />
und stiegen. Doch der Kunstmarkt engte den zunehmend verzweifelten<br />
Künstler ein: Insidergeschäfte, Vertragsfälschungen und Scheinverkäufe – der<br />
kommerzielle Erfolg stürzte ihn in einen unaufhaltbaren Konflikt. Seldes ermöglicht<br />
den Einblick in einen der größten Kunstmarktskandale: eine spannende<br />
und erschreckende Darstellung der Machenschaften des Kunstmarktes<br />
und seines Klientels des 20. Jahrhunderts.<br />
Lee Seldes: Das Vermächtnis Mark Rothkos.<br />
parthas Verlag, 2013. Dt., 528 S., Hardcover, 29,80 €, ISBN: 978-3-86601-710-8<br />
18<br />
19
Subversiv, charmant und penibel<br />
In seinen Arbeiten, die an Wimmelbilder erinnern, verbindet der italienische<br />
Künstler Lorenzo Petrantoni Elemente aus Punk und dem viktorianischen<br />
Zeitalter und kreiert verblüffend erhellende Collagen, die teilweise wie Kupferstiche<br />
oder Zeitungsfetzen anmuten und gleichzeitig das aktuelle Weltgeschehen<br />
kommentieren. „Timestory“ ist die erste umfassende Werkschau des<br />
Illustrators und beinhaltet Arbeiten, die schon in der Newsweek, der New York<br />
Times, der Washington Post, im Wallstreet Journal etc., veröffentlicht wurden.<br />
Auch Kampagnenmotive für beispielsweise Coca-Cola, Nespresso, Burton<br />
und Urban Outfitters sind enthalten. Der Italiener gilt <strong>als</strong> einer der begehrtesten<br />
Grafikdesigner weltweit. Dieses Buch verrät warum.<br />
Timestory – The Illustrative Collages of Lorenzo Petrantoni<br />
Gestalten Verlag, 2013. Engl., 240 S., Hardcover, 39,90 €, ISBN: 978-3-89955-480-9<br />
Reihe FAKSIMILE!<br />
Das Künstlerbuch „Reisebuch Berlin-Thailand“ von Albrecht Genin (*1945 in<br />
Oldenburg), ist eine gedruckte Ausgabe des Unikatbuches. Genin hat das alte<br />
Sparbuch komplett übermalt, und so ergibt sich eine Erzählung in 15 Bildern.<br />
Es ist eines der zahlreichen Malerbuch-Unikate Genins. Charakteristisch in<br />
seiner Grafik und Malerei sind die bizarr-freundlichen scherenschnitt haften<br />
Figuren, die auch in seinen Corten-Stahlskulpturen wieder auftauchen.<br />
Dieses und weitere Künstlerbücher finden Sie auf der artbookberlin2013 vom<br />
22.-24.11. in der kunstfabrik am Flutgraben und bis 31.12.2013 in der Galerie.<br />
www.GalerieDietrich.de<br />
Galerie Horst Dietrich (Hg.): Albrecht Genin: Reisebuch Berlin-Thailand 1989<br />
Faksimile-Ausgabe des Unikat-Buches (übermaltes Sparbuch), 18 Farbseiten u.<br />
Umschlag, ganzseitige Übermalungen, Verlag Galerie Horst Dietrich, Berlin 1990<br />
Interkultureller Austausch<br />
Anlässlich der 55. Internationalen Kunstausstellung La Biennale di Venezia<br />
in Venedig hat die Direktorin des MMK in Frankfurt, Susanne Gaensheimer,<br />
diesen Ausstellungskatalog herausgegeben. Nicht nur, dass Deutschland und<br />
Frankreich in diesem Jahr ihre Pavillons getauscht haben, auch ist der deutsche<br />
Beitrag sehr international: Der chinesische Konzeptkünstler und Regimekritiker<br />
Ai Weiwei, der deutsch-französische Filmemacher Romuald Karmakar, der<br />
südafrikanische Fotograf Santu Mofokeng und die indische Fotografin Dayanita<br />
Singh zeigen ihre Werke. Ergänzt werden die Abbildungen mit Beiträgen von<br />
elf internationalen Autoren.<br />
Susanne Gaensheimer (Hg.): La Biennale di Venezia 2013, Deutscher Pavillon.<br />
Ai Weiwei, Romuald Karmakar, Santu Mofokeng, Dayanita Singh.<br />
Gestalten Verlag, Berlin 2013. Dt./engl./ frz., 240 S., Hardcover, 39,90 €, ISBN: 978-3-89955-500-4<br />
Die Welt der Stoffe und Farben<br />
Dieser neue Bildband fasziniert mit der unbeschreiblichen Schönheit und<br />
dem Reichtum der Textilien. Über die Jahrhunderte hinweg wird kreatives<br />
Schaffen und handwerkliches Geschick anhand von historischen und zeitgenössischen<br />
Beispielen gezeigt. In über 1000 Bildern können dabei Formund<br />
Farbvielfalt aus aller Welt und in all ihren Details bewundert werden.<br />
Der Fokus ist zweigeteilt – in Handwerk und Kunst. Denn Textilien gehören<br />
schon lange zu uns: <strong>als</strong> Kleidung und Schmuck, <strong>als</strong> Notwendigkeit und Luxus.<br />
Aufgrund dessen können Textilien <strong>als</strong> eine allgegenwärtige Form von Kunst<br />
beschrieben werden. Mary Schoeser gibt einen inhaltlich und thematisch gelungenen<br />
Einblick in die Welt der Textilien.<br />
Mary Schoeser: Textilien. Handwerk und Kunst<br />
Dumont Verlag, Oktober 2013. Dt., 568 S., Hardcover, 78 €, ISBN: 978-3-8321-9471-0<br />
Die größte Stadt der Welt<br />
Das chinesische Chongqing ist mit 35 Millionen Einwohnern die größte Stadt<br />
der Welt. Sie ist eine von sechs Großstädten, die der Fotokünstler Christian<br />
Höhn in seinem aktuellen Bildband dokumentiert. Der Deutsche bereiste von<br />
2006 bis 2012 China und besuchte außerdem die Städte Peking, Hongkong,<br />
Shanghai, Shenzhen und Qingdao. Den fotografierten Großstadtkulissen<br />
stellt er historische Stadtansichten gegenüber. Durch die Abwesenheit des<br />
Menschen vermitteln die Arbeiten das Gefühl der anonymen Großstadt. Ein<br />
Kurztext zu jeder Stadt ergänzt den Bildband.<br />
Yan Xu-Lackner, Matthias Murko (Hg.): China Megacity. Fotografien von Christian Höhn.<br />
Verlag für moderne Kunst, Nürnberg 2013. Dt./chines., 104 S., Hardcover, 34 €<br />
ISBN: 978-3-86984-436-7<br />
Der Totalkünstler<br />
Timm Ulrichs’ Werk weist eine beeindruckende Spannbreite auf: performative<br />
und multimediale Arbeiten über Skulpturen, Arbeiten mit Tieren und Pflanzen<br />
bis hin zu Sprachwerken und Installationen. Seine Tautologien und doppeldeutigen<br />
Anspielungen in Bild und Text sprühen vor Witz und hintergründiger Komik.<br />
Die Idee des gattungsübergeifenden Schaffens früherer Avantgarden weiterführend,<br />
bezeichnete er sich selbst <strong>als</strong> „Totalkünstler“ und „erstes lebendes<br />
Kunstwerk“. Das originell gestaltete Buch gibt einen umfassenden Überblick<br />
über Ulrichs’ Gesamtwerk seit den 1950er-Jahren. Zahlreiche bisher unpublizierte<br />
Arbeiten bieten einen neuen und tiefen Einblick in seinen Kunst-Kosmos.<br />
Amely Deiss, Tobias Hoffmann, Rasmus Kleine (Hg.), Stiftung für Konkrete Kunst und<br />
Design Ingolstadt: Timm Ulrichs. Bilder-Finder – Bild-Erfinder, Kerber 2013. 288 S.,<br />
192 farb., 64 S/W-Abb., Hardcover, 44 €, ISBN: 978-3-86678-799-5<br />
20<br />
New York im Wandel<br />
Ihm verdanken wir die ersten Ausstellungen von Cezanne, Picasso und<br />
Brâncuşi in Amerika: dem Galeristen und Fotografen Alfred Stieglitz. Sein<br />
Schaffen reicht von Stadtfotografie über Porträts der künstlerischen Elite<br />
Amerikas bis hin zu seinem Spätwerk „Equivalents“ (Clouds). Stieglitz’ fotografische<br />
Auseinandersetzung mit seiner Heimatstadt umfasst mehr <strong>als</strong><br />
vierzig Jahre. In dieser Zeit veränderte sich seine Beziehung zu New York und<br />
mit ihr die Darstellungsweise, die Friderike Baum zum Fokus dieses Buches<br />
macht. Besonders interessant ist dabei der stilistische Vergleich seiner zahlreichen<br />
Aufnahmen New Yorks mit impressionistischen Gemälden sowie<br />
dem Japonismus in van Goghs Bildern jener Zeit. Stieglitz galt <strong>als</strong> einer der<br />
Wegbereiter für die Entwicklung der Fotografie <strong>als</strong> autonome Kunstform.<br />
Friderike Baum: Stieglitz’ New York – Sein Bild der Stadt im Wandel.<br />
parthas Verlag, Februar 2011. Dt., 140 S., 20 Abb., Hardcover, 14,90 €<br />
ISBN: 978-3-86964-036-5<br />
21
Jay Gard: Torbogen, 2013, 1120 × 480 × 168 cm<br />
Metall, Sperrholz, Acryllack, Schrauben, Klavierband<br />
Courtesy: SEXAUER Gallery<br />
Eröffnung der Galerie SEXAUER – Jay Gard<br />
In einer ehemaligen Industriehalle in Berlin-Weißensee<br />
an der Grenze zu Prenzlauer Berg eröffnet der Anwalt<br />
und Kulturveranstalter Jan-Philipp Sexauer eine Galerie.<br />
Zur Eröffnung ermöglicht Sexauer dem Objektkünstler<br />
Jay Gard (*1984 in Halle) seine erste Einzelausstellung in<br />
Berlin. Gezeigt wird u.a. die monumentale Installation<br />
„Torbogen“, die sich diagonal durch die Ausstellungshalle<br />
wölbt. Die Installation besteht aus 19 von Jay Gard<br />
handgefertigten Sideboards derselben Bauart, inspiriert<br />
von der Möbel-Serie „602“ des DDR-Designers Franz Ehrlich.<br />
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.<br />
Sexauer organisiert seit Jahren nicht öffentliche Veranstaltungen<br />
in Künstlerkreisen wie z.B. Filmnächte und<br />
die Künstlerschachturniere „Night of the Pawn“ sowie<br />
Ausstellungen im In- und Ausland mit Künstlern wie<br />
Norbert Schwontkowski, Gregor Hildebrandt, Norbert<br />
Bisky, Jonathan Meese, Jonas Burgert, Robert Lucander,<br />
Philip Grözinger, Herbert Volkmann, Uwe Henneken<br />
u.v.m.<br />
Marco Flierl: Traumturm, Bronze, 1992<br />
Unikat, Höhe 84 cm<br />
Deborah Sengl: Via Dolorosa, 2012<br />
Präparat, Textil, Holz, lebensgroß<br />
B 50! Marco Flierl<br />
Die Ausstellung ist eine Retrospektive anlässlich des 50. Geburtstags des Berliner<br />
Bildhauers und Kunstgießers Marco Flierl. Präsentiert werden ausgewählte zweiund<br />
dreidimensionale Arbeiten aus den letzten Jahrzehnten: Zeichnungen, Pastelle,<br />
Druckgrafik, Klein- bis Großplastik im Skulpturenhof sowie Masken und neue<br />
noch nicht gezeigte Arbeiten des Künstlers.<br />
Galerie Kunstgießerei Flierl<br />
Friesickestr. 17, 13086 Berlin-Weißensee<br />
Opening: 15.11., 18h mit Umtrunk & Film über Marco Flierl, 16.11.–3.1.14, Mo/Di/Do 10–18h<br />
Mi u. Fr 10–16h and by appt.<br />
Begleitprogramm zur Ausstellung unter: www.kunstgiesserei-flierl.de<br />
Deborah Sengl – Via Dolorosa<br />
Ausgangspunkt der Arbeit „Via Dolorosa“ sind die 14 Stationen des Kreuzwegs Jesu<br />
Christi. In dieser Serie sehen wir jedoch nicht den Sohn Gottes, sondern ein Huhn <strong>als</strong><br />
Märtyrer. Was blasphemisch wirkt, ist jedoch keine Kritik am christlichen Glauben,<br />
sondern thematisiert das Tierleid in der Nahrungsproduktion und deren zweifelhafte<br />
Methoden. Je satter die Menschen, desto stärker scheinen ihre Seelen zu hungern.<br />
Galerie Deschler<br />
Auguststr. 61, 10117 Berlin-Mitte<br />
Opening: 29.11., 19–21h, 30.11.13–25.1.14, Di–Sa 12–18h<br />
www.deschler-berlin.de<br />
Elsi Giauque: Éléments textiles dans l’espace, 1970/72<br />
Kunstsammlung der Stadt Biel<br />
Foto: Achim Kukulies<br />
SEXAUER Gallery<br />
Streustr. 90, 13086 Berlin-Weißensee<br />
bis 14.12., Di–Fr 15–20h, Sa 13–18h<br />
www.sexauer.eu<br />
Textiles – Open Letter. Abstraktionen, Textilien, Kunst<br />
Mithilfe des Ariadnefadens fand Theseus den Weg aus<br />
dem Labyrinth. Obwohl das Textile seit Ewigkeiten eng<br />
mit der Kunstgeschichte verbunden ist, fand es bisher<br />
kaum Beachtung. Ausgehend vom Prinzip der gewebten<br />
Struktur und dem Faden <strong>als</strong> organische Linie setzt<br />
das Museum Abteiberg nun historische Werke und Arbeiten<br />
einer jüngeren Generation in Dialog zueinander.<br />
Anhand von Skulpturen und Wandbehängen zeigt die<br />
Ausstellung, wie die Geschichte des Minimalismus und<br />
der Konzeptkunst vom Textilen beeinflusst wurde.<br />
Serge Alain Nitegeka: The Tunnel VIII<br />
ifa-Galerie Berlin, 2013<br />
Schöne Grüße Thomas Schütte<br />
Installationsansicht, © Thomas Schütte<br />
Foto: Bernd Borchardt<br />
Kulturtransfers#7<br />
Das Projekt „The Space between us“ befasst sich mit den trans-afrikanischen,<br />
transkulturellen und transkontinentalen Verstrickungen, die bis nach Deutschland<br />
reichen. Im Zentrum stehen künstlerische Positionen, die an theoretische kritische<br />
Diskurse anknüpfen und auf diese Weise auch die Geschichte der Beziehungen<br />
und deren Resonanzen sichtbar machen. Die gezeigten Arbeiten stellen diese Beziehungen<br />
zur Diskussion und loten sie aus.<br />
ifa-Galerie Berlin<br />
Linienstr. 139/140, 10115 Berlin-Mitte<br />
bis 22.12., Di–So 14–19h<br />
Schöne Grüße Thomas Schütte<br />
Thomas Schütte gilt <strong>als</strong> einer der bedeutendsten Bildhauer Deutschlands. Neben<br />
dem bildhauerischen Werk umfasst sein Œuvre zahlreiche Druckgrafiken, die mit<br />
über 200 Arbeiten den Schwerpunkt der Ausstellung bilden. Daneben werden einige<br />
Skulpturen und Papierarbeiten gezeigt. Der zeitliche Bogen der ausgestellten Werke,<br />
die alle Teil der Olbricht Collection sind, reicht von den 80er-Jahren bis ins Jahr 2013.<br />
me Collectors Room<br />
Auguststr. 68, 10117 Berlin-Mitte<br />
bis 23.3.14, Di–So 12–18h<br />
www.me-berlin.com<br />
Costantino Ciervo – Try Again<br />
In der Ausstellung werden neue Videoskulpturen und eine Installation gezeigt.<br />
Costantino Ciervo thematisiert und kritisiert in den Arbeiten subtil und mit hintergründiger<br />
Ironie gesellschaftspolitische und philosophische Themen und Fragestellungen<br />
aus Wirtschaft, Politik, Technologie und Kommunikation. Im Zentrum<br />
stehen Begriffe wie Wettbewerb, Kontrolle, Macht und Freiheit.<br />
Städtisches Museum Abteiberg<br />
Abteistr. 27, 41061 Mönchengladbach<br />
bis 10.11., Di–Fr 11–17h, Sa–So 11–18h<br />
www.museum-abteiberg.de<br />
Costantino Ciervo: Try Again, 2013<br />
Videoskulptur<br />
museum FLUXUS+<br />
Schiffbauergasse 4f, 14467 Potsdam<br />
Opening: 30.11. 17 h, 31.11.–26.1.14, Mi–So 13-18h<br />
www.fluxus-plus.de<br />
22<br />
23
Generation i.2 – Ästhetik des Digitalen im 21. Jahrhundert<br />
Die weltweite Vernetzung schafft neue globale ästhetische<br />
Tendenzen: Das ist die These dieser Ausstellung,<br />
die zwölf internationale Kunstpositionen aus fünf Kontinenten<br />
präsentiert, die mit Werken in den Bereichen<br />
Malerei, Zeichnung, Fotografie, Installation und Videokunst<br />
zum Verständnis dieses Ansatzes beitragen. So<br />
wird eine Zwischenbilanz der markantesten Tendenzen<br />
zeitgenössischer Kunst gezogen, deren Werke in Form<br />
der neuen Sprachen der digitalen Medien, den sozialen<br />
Netzkulturen und den Vernetzungsprozessen beeinflusst<br />
sind.<br />
Herbert Zangs: Baguettetütenbuch<br />
© S. Cremer-Bermbach, Bonn<br />
Zangs at Grass’s. Structural Formations<br />
Herbert Zangs and Günter Grass<br />
The exhibition presents four artistic decades of the German<br />
artist Herbert Zangs (1924-2003), an acquaintance<br />
of Günter Grass. They studied at the Academy of Fine Arts<br />
in Düsseldorf and both earned their living at the “Csikos”,<br />
the club where Grass performed as a musician. The echoes<br />
of this friendship can be found in Günter Grass’s prose.<br />
The title refers to the painting style of Herbert Lankes<br />
– Zangs’s alter ego portrayed in the “Tin drum” – and is<br />
relevant to the abstract expressionist works which Zangs<br />
created in the 50’s. The exhibition was organised with a<br />
support of the Consulate-General of Germany in Gdansk.<br />
Christopher Baker: Murmur Study, 2009–2012<br />
Installation, Live-Twitter-Visualisierung und Archiv © Rik Sferra<br />
Edith-Russ-Haus für Medienkunst<br />
Katharinenstr. 23, 26121 Oldenburg (Old.)<br />
Opening: 14.11., 19h, 15.11.–16.2.14, Di–Fr, 14–18h, Sa/So, 11–18h<br />
www.edith-russ-haus.de<br />
Günter Grass Gallery in Gdansk<br />
Szeroka 34/35, 36, 37, Grobla I ½<br />
bis 12.1.14, Di-Mi 11–17h, Do-So 11–19h<br />
www.ggm.gda.pl<br />
Pit Kroke: Lenz, Stahlskulptur, 600 x 300 x 300 cm<br />
am Besselpark/Montage<br />
Pit Kroke – Sam Grigorian<br />
Anfang der 1990er-Jahre machte der in Sardinien und<br />
Berlin lebende Künstler Pit Kroke mit seinem Berliner<br />
„Stadtzeichen-Projekt“, ausgestellt u.a. im Alten Museum,<br />
nachhaltig auf sich aufmerksam. Der Künstler präsentiert<br />
in seiner Ausstellung Skulpturen und vor allem<br />
seine beachtlichen frühen skripturalen Zeichnungen<br />
aus den 1980er-Jahren. Zusammen mit den Décollagen<br />
und Malereien des in Berlin lebenden armenischen<br />
Künstlers Sam Grigorian verspricht auch diese neue<br />
Doppelausstellung zu einem besonderen Erlebnis zu<br />
werden.<br />
Galerie Tammen & Partner<br />
Hedemannstr. 14, Ecke Friedrichstr., 10969 Berlin-Mitte<br />
Opening: 29.11. 19–22h, 30.11.13–18.1.14, Di–Sa 12–18h<br />
bis 16. 11. Detlef Waschkau/Persis Eisenbeis<br />
Susanna Hertrich: Chrono Shredder, 2011<br />
Automat<br />
Von Tagebuch bis weblog<br />
Tägliche Strategien in der Gegenwartskunst<br />
Das Tagebuch ist <strong>als</strong> autobiografische Aufzeichnung<br />
durch Subjektivität und Chronologie gekennzeichnet.<br />
Seit den 1960er-Jahren entwickeln Künstler in verschiedenen<br />
Medien tägliche Strategien – von schriftlichen Notaten<br />
und vermeintlich authentischen Ego-Dokumenten<br />
über fiktive Inszenierungen und serielle Malerei bis hin zu<br />
fotografischen und filmischen Visual Diaries. Die Ausstellung<br />
spannt den Bogen von klassischen Positionen wie<br />
On Kawaras „Date Paintings“ bis hin zur künstlerischen<br />
Auseinandersetzung mit der aktuellsten Form des Tagebuchs,<br />
dem weblog.<br />
Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen<br />
Hauptstr. 60–64, 74321 Bietigheim-Bissingen<br />
bis 6.1.14, Di–Fr 14–18h, Do bis 20h, Sa/So 11–18h Eintritt frei<br />
www.bietigheim-bissingen.de<br />
Betwixt and Between<br />
Incontri – Zeitgenössische italienische Kunst<br />
Toshihiko Mitsuya: Anoymous relatives – guide, 2012<br />
Aluminum, 420 x 250 x 120 cm<br />
Betwixt and Between zeigt Arbeiten der japanischen<br />
Künstler Toshihiko Mitsuya und Takahiro Ueda, welche<br />
die Wahrnehmung des Betrachters durch Parallelwelten<br />
führen. Zuerst begegnet er Mitsuyas lebensgroßer Aluminiumskulptur<br />
eines Wächters zu Pferd. Das leichte Material<br />
konterkariert die mächtige Präsenz des archaischen<br />
Reiters, worauf ein Machtkampf um Präsenz und Durchlass<br />
entsteht. Verstärkt wird das Duell durch Reflexionen<br />
der Oberfläche. Danach folgt Uedas technische Installation,<br />
die nach Radiowellen vom Wettersatelliten NOaa<br />
aus dem sonnensynchronen Orbit sucht und die Daten<br />
zu einer energetischen Klangperformance umwandelt.<br />
Ueda überführt das Material zu Sound- und Bildkollagen.<br />
TS art projects<br />
Oranienburger Str. 45, 2. OG, 10117 Berlin-Mitte<br />
Opening: 1.11., 19h, 2.11.–14.12., Di–Sa 13–18h and by appt.<br />
0151 - 22 94 66 38, www.tsartprojects.com<br />
Giulio Paolini: L’altra figura, 1984<br />
Gips, Holz, ca. 184 x 250 x 190 cm<br />
Bereits seit den 1980er-Jahren sammeln Peter Schaufler<br />
und Christiane Schaufler-Münch italienische Kunst – von<br />
der Arte-Povera- über die Transavanguardia-Bewegung<br />
bis hin zu weniger bekannten Einzelpositionen. Nun<br />
wird eine umfassende Auswahl aus ihrer Sammlung<br />
präsentiert. Dabei treten die Werke von mehr <strong>als</strong> 30 italienischen<br />
Künstlern, u. a. von Piero Manzoni, Ettore Spalletti<br />
und Ketty Tagliatti, in einen spannenden Dialog mit Arbeiten<br />
europäischer und amerikanischer Zeitgenossen<br />
wie etwa Donald Judd, Jonathan Monk und Günther<br />
Uecker. Die Schau nimmt historische und fiktive, visuelle<br />
und thematische Begegnungen in den Fokus.<br />
SCHAUWERK Sindelfingen<br />
Eschenbrünnlestr. 15/1, 71065 Sindelfingen<br />
bis 14.9.14, Sa/So 11–17h, Di u. Do 15–16.30h (Führung)<br />
www.schauwerk-sindelfingen.de<br />
24<br />
25
The Age Of Collage<br />
– 30 Positionen zeitgenössischer Collage<br />
Die knapp hundert Jahre alte Technik der Collage passt<br />
perfekt in die heutige Zeit. Visuelles Material wird<br />
vom Künstler gesammelt, kombiniert und so abstrahiert,<br />
dass die persönliche Absicht klar hervortritt. Das<br />
Ausgangsmaterial spiegelt den visuellen Speicher der<br />
Menschheit, denn die Collage zitiert gerne Arbeiten<br />
und Techniken der Kunst sowie wissenschaftliche Abbildungen<br />
oder Versatzstücke aus der Popkultur und<br />
Erotika. Diese Bandbreite – und ihre Respektlosigkeit –<br />
macht die Collage interessant und bietet Raum für eine<br />
Vielzahl unterschiedlicher künstlerischer Positionen.<br />
Künstlerliste (Auswahl): Ashkan Honarvar, Beni Bischof,<br />
Brandi Strickland, Charles Wilkin, Dennis Busch, Eva<br />
Eun-Sil Han, John Vincent Aranda, Jose Romussi, Julia<br />
Busch, Katrien de Blauwer, Kerstin Stephan, Luis Dourado,<br />
Matthieu Bourel, Nathaniel Whitcomb, Nils Karsten,<br />
Noa Giniger, Rodrigo Torres, Virginia Echeverria, Sergei<br />
Sviatchenko.<br />
Andreas Slominski<br />
Foto: Andrea Stappert<br />
Andreas Slominski<br />
Anlässlich der Verleihung des Hannah-Höch-Preises<br />
2013 durch die Kulturverwaltung des Landes Berlin an<br />
Andreas Slominski findet im Neuen Berliner Kunstverein<br />
eine Einzelausstellung statt. Das Werk von Andreas<br />
Slominski zeichnet sich durch eine besondere Genrevielfalt<br />
aus, das konzeptuelle, skulpturale und performative<br />
Ansätze miteinander vereint. Die Ausstellung wird von<br />
einem umfangreichen Diskursprogramm begleitet.<br />
n.b.k. Showroom: Young Brazilian Artists<br />
Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.)<br />
Chausseestr. 128/129, 10115 Berlin-Mitte<br />
Opening: 29.11., 19h, 30.11.13–26.1.14, Di–So 12–18h, Do 12–20h<br />
www.nbk.org<br />
ARTE POSTALE<br />
Bilderbriefe, Künstlerpostkarten, Mail Art<br />
Charles Wilkin: Fleeting At Best, 2013<br />
Collage on paper, 8" x 11" inches<br />
Henrique Oliveira: The origin of the third world, 2010<br />
Installationsansicht der 29. Bienal de São Paulo<br />
© Courtesy the artist<br />
Gestalten Space<br />
Sophie-Gips-Höfe, Sophienstr. 21, 10178 Berlin-Mitte<br />
Opening: 14.11., 18h, 15.11.13–5.1.14, Mi–Mo 12–20h<br />
www.news.gestalten.com/space<br />
Brasiliana – Installationen von 1960 bis heute<br />
Anlässlich des Ehrengastauftritts von Brasilien auf der<br />
Frankfurter Buchmesse verwandeln acht raumgreifende<br />
Arbeiten die SCHirn KunSTHALLE in einen Parcours intensiv<br />
erlebbarer, sensueller Räume und Installationen,<br />
in die der Betrachter partizipatorisch unmittelbar eingebunden<br />
wird. Anhand von Installationen der späten<br />
1960er-Jahre bis hin zu jüngsten künstlerischen Positionen<br />
demonstriert die Ausstellung das spezifisch brasilianische<br />
Moment einer „Kunst der Erfahrung“.<br />
Die Ausstellung vereint heute <strong>als</strong> klassisch geltende<br />
Positionen von Hélio Oiticica und Neville D’Almeida,<br />
Lygia Clark, Tunga sowie Cildo Meireles mit Arbeiten der<br />
jüngeren Generation von Ernesto Neto, Maria Nepomuceno,<br />
Henrique Oliveira sowie Dias & Riedweg und<br />
schreibt somit die Geschichte der künstlerischen Installation<br />
Brasiliens bis in die Gegenwart fort.<br />
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog<br />
(ISBN 978-3-86335-419-0).<br />
H. R. Fricker/Büro für künstlerische Umtriebe auf dem Land, Trogen/Schweiz<br />
an Guillermo Deisler, Halle/DDR, 1.11.1989, Angstlos Glasnost<br />
Kuvert mit Künstlermarken und Stempeldruck, 11,5 x 22,0 cm<br />
Guillermo-Deisler-Sammlung, Akademie der Künste, Berlin<br />
© H. R. Fricker<br />
Die Akademie der Künste Berlin zeigt mit ARTE POStaLE<br />
Künstlerpost aus den hauseigenen Archiven, der Akademie-Kunstsammlung<br />
sowie der Sammlung Staeck.<br />
Neben Briefen und Karten u. a. von George Grosz, Max<br />
Pechstein und Else Lasker-Schüler wie auch von Mail-Artisten<br />
wie Ray Johnson, Robert Rehfeldt und Clemente<br />
Padín werden auch Korrespondenzen von Joseph Beuys,<br />
Diter Rot oder Hanne Darboven mit Klaus Staeck präsentiert.<br />
Akademie der Künste<br />
Pariser Platz 4, 10117 Berlin-Mitte<br />
Bis 8.12., Di–So 11–19h<br />
www.adk.de<br />
Jörn Grothkopp – Präsenz<br />
Grothkopps Gemälde verdichten ihre oft fotografischen<br />
Vorlagen auf das Essenzielle. Der flächige M<strong>als</strong>til verstärkt<br />
die Metamorphose von Realismus zum Artifiziellen:<br />
In den glatten Oberflächen erscheinen die dargestellten<br />
Szenen wie durch eine Fensterscheibe. Das<br />
innere Wesen der Porträtierten bleibt geheimnisvoll<br />
und undurchschaubar. Die Gesichter verwandeln sich<br />
von konkreten Personen zu Chiffren und Gleichnissen.<br />
SCHIRN <strong>KUNST</strong>HALLE FRANKFURT<br />
Römerberg, 60311 Frankfurt<br />
bis 5.1.14, Di u. Fr–So 10–19h, Mi–Do 10–22h<br />
WWW.SCHirn.DE<br />
Jörn Grothkopp: „Mila 5“, Berlin 2013<br />
Öl auf Leinwand, 140 x 110 cm<br />
Galerie Deschler<br />
Auguststr. 61, 10117 Berlin-Mitte<br />
Opening 15.11., 19–21h, 15.11.13–25.1.14, Di–Sa 12–18h<br />
www.deschler-berlin.de<br />
26<br />
27
Corinna von der Groeben: shifts, (3_of_22)<br />
Fotografie, 801 x 1200, 2013<br />
Corinna von der Groeben – Ateliereinblicke 2013<br />
Corinna von der Groeben arbeitet mit dem Medium der<br />
Fotografie. In Serien setzt sie sich mit (meist urbanen)<br />
Räumen auseinander, die von Menschen bewusst oder<br />
unbewusst gestaltet und verändert wurden. Darin sind<br />
die Menschen selbst oftm<strong>als</strong> selbst gar nicht sichtbar;<br />
dennoch entdeckt man in den Fotografien irgendwie<br />
deren Anwesenheit und Spuren. In jüngster Zeit entstanden<br />
Arbeiten, die sich ihnen direkt zuwenden wie<br />
beispielsweise ihre Porträtserie, für die sie Personen aus<br />
New York in Berufskleidung fotografierte.<br />
EnBW Showroom Berlin<br />
Schiffbauerdamm 1, 10117 Berlin-Mitte<br />
19.11.13–31.1.14, Mo–Fr 11–19h, Sa 11–16h, Eintritt frei<br />
www.enbw.com/kunst<br />
M. Alhaj: Palästinenserin schützt sich<br />
vor Tränengas, Foto © Mohammad Alhaj<br />
Courtesy a|e GALEriE<br />
Reihe/Städteporträts/4/ Bethlehem, Jenin, Ramallah<br />
Nach den Großstädten Istanbul, Kairo, Damaskus stehen kleinere Städte Palästinas<br />
im Brennpunkt. Deena Mustafa Arqawi, Mohammad Alhaj, Majdi Hadid<br />
porträtieren das Alltagsleben in konfliktreichen Situationen. Manfred Friedrich<br />
und Michael Lüder ergänzen das Bild durch hervorragende Momentaufnahmen.<br />
Die Ausstellung wird durch Kurzfilme aus Palästina bereichert.<br />
a|e GALERIE<br />
Hermann-Elflein-Str. 18, im Eingang zum Luisenforum, 14467 Potsdam<br />
Opening: 8.11., 19h, 9.11.–7.12.13, Mi–Fr 15–19h, Sa 12–16h, and by appt.<br />
am 31. 10.13 ist geschlossen, www.ae-galerie.de<br />
Die Stille des Krieges – Fotografien von Stephan Hallmann aus Libyen<br />
Ruhe ausstrahlende, menschenleere Bilder von Ruinen und Trümmerlandschaften<br />
oder zerborstene Mauern und zerfetzte Metallmasten entwickeln ihre eigene<br />
Ästhetik. Unser vermeintlich „gesundes Empfinden“ wird auf den Kopf<br />
gestellt. Während seiner Arbeit <strong>als</strong> Fernsehjournalist (ZDF) fotografiert Stephan<br />
Hallmann nun bereits seit 40 Jahren. Die Fotografien der durch den Bürgerkrieg<br />
zerstörten Städte Misrata und Sirte entstanden 2011.<br />
Die schillernde Kunstwelt einer Filmlegende<br />
Federico Fellini (1920–1993), der Regisseur weltbekannter<br />
Filme wie „La Strada“ (1954), „La dolce vita“ (1960) und<br />
„8 ½“ (1963) gilt <strong>als</strong> Filmlegende. In seinen Filmen treffen<br />
verschiedene künstlerische Ausdrucksformen aufeinander:<br />
Literatur, Musik, Tanz, Zeichnung und Malerei.<br />
Aus Anlass des zwanzigsten Todestages Fellinis widmet<br />
das Ludwig Museum in Kooperation mit der Fondation<br />
Fellini (Sion, Schweiz) dem großen Filmemacher die Ausstellung<br />
„Fellini und die Künste“, die diese Verbindungen<br />
im künstlerischen Schaffen Fellinis aufzeigt.<br />
Stephan Hallmann: Stille des Krieges, 2011<br />
Fotodruck auf Alubond, 80 x 100 cm<br />
Eva Nordal: Die Entdeckung des Handys, 2013<br />
120 x 155 cm, Öl/Textil auf Baumwolle<br />
FreshEggsGallery<br />
Auguststr. 86, 10177 Berlin-Mitte<br />
Opening: 1.11. 18–22h, 2.11.–26.11., Di–Sa 11–19h, www.fresheggs.de<br />
Eva Nordal – Die Entdeckung des Handys – Malerei<br />
In Eva Nord<strong>als</strong> Bildern werden Menschen gezeigt, wie sie eben sind. Sie kommentiert<br />
nicht, sie bewertet nicht, jede moralisierende Kritik liegt ihr fern. Sie setzt<br />
einfach die individuelle Lebensfreude der Menschen in Szene. Die Gewänder der<br />
Figuren auf ihren Bildern sind aus echten Textilien. Nordal wagt es, Stoffe in ihre<br />
Malerei zu applizieren, und das gelingt ihr überraschend gut.<br />
Galerie ICON Berlin<br />
Veteranenstr. 22, 10119 Berlin-Mitte<br />
Opening: 18.10., 19h, 18.10.–29.11., Mi–Fr 14–19h, Sa 13–18h<br />
www.galerie-icon.de<br />
Giulietta Masina in La Strada (1954)<br />
© Fondation Fellini Suisse<br />
Ludwig Museum<br />
Danziger Freiheit 1, 56068 Koblenz<br />
27.10.13–19.01.14, Di–Sa 10.30h–17h, So 11–18h<br />
www.ludwigmuseum.org<br />
Helmut Newton: Paris-Berlin.<br />
Exhibition Grand Palais 2012 / Greg Gorman: Men<br />
Mark Tobey: Between East and West<br />
Mark Tobey (1890–1976), ein Pionier des abstrakten Expressionismus, verbindet<br />
in seinen Werken die Bildtraditionen und Techniken von Okzident und Orient. Seine<br />
Werke, die sich durch die virtuose Beherrschung zahlreicher Techniken und die<br />
Vielstimmigkeit ihrer Bildsprache auszeichnen, gewinnen ihre abstrakte Qualität<br />
durch Tobeys intensive Beschäftigung mit ostasiatischer Kunst und Spiritualität.<br />
Die Helmut Newton Stiftung feiert ihr zehnjähriges Bestehen:<br />
Sie wurde im Herbst 2003 von Newton persönlich<br />
gegründet. Seither werden regelmäßig wechselnde<br />
Ausstellungen präsentiert und an Museen weltweit ausgeliehen,<br />
etwa 2012 nach Paris ins Grand Palais. Diese<br />
Übersichtspräsentation kehrt nun nach Berlin zurück. Sie<br />
vereint alle wichtigen Werkgruppen Newtons; insgesamt<br />
sind es mehr <strong>als</strong> 200 Schwarz-Weiß- und Farbfotografien<br />
unterschiedlicher Formate, teilweise <strong>als</strong> Vintage Prints.<br />
Auf Einladung von June Newton stellt der amerikanische<br />
Porträtfotograf Greg Gorman eine Werkgruppe von Männerakten<br />
aus, die zwischen 1988 und 2012 entstanden sind.<br />
Mark Tobey: Animal in Motion, 1959<br />
Tempera auf Karton, 21 x 34 cm<br />
Courtesy Moeller Fine Art Berlin – New York<br />
Moeller Fine Art<br />
Tempelhofer Ufer 11, 10963 Berlin-Kreuzberg<br />
bis 25.1.14, Mo–Fr 11–18h, Sa 12–17h and by appt.<br />
www.moellerfineart.com<br />
Olga Tobreluts – Neue Mythologie<br />
In der Ausstellung werden Fotografie und Malerei von Olga Tobreluts (*1970)<br />
präsentiert, deren Werk eng verbunden ist mit der Neoakademismus-Strömung,<br />
die vor rund 20 Jahren in St. Petersburg aufkam. Die Darstellungen bewegen<br />
sich im Spannungsfeld zwischen postmoderner Ironie und der Ästhetik<br />
klassischer Meisterwerke. Tobreluts war eine der ersten Künstlerinnen, die mit<br />
Multimedia und computeranimierten Bildern arbeitete.<br />
Helmut Newton: Rue Aubriot, Paris 1975<br />
Helmut Newton Stiftung, Museum für Fotografie<br />
Jebensstr. 2, 10623 Berlin-Charlottenburg<br />
Opening: 31.10., 1.11.13–18.5.14<br />
Di–So 10–18h, Do 10–20h, www.helmutnewton.com<br />
Olga Tobreluts: Phaeton, 2011<br />
Öl auf Leinwand, 95 x 134 cm<br />
Galerie pop/off/art moskau-berlin<br />
Mommsenstr. 35, 10629 Berlin-Charlottenburg<br />
bis 7.12., Di–Fr 10–19h, Sa 11–15h and by appt., www.popoffart.de<br />
28<br />
29
Peter Saul: Untitled, Pencil and ink on paper<br />
dimensions written in pencil, 10 1/2 x 10 inches<br />
© Courtesy VW (VeneKlasen/Werner)<br />
Berlin and Mary Boone Gallery, New York<br />
Peter Saul – Holy Moly<br />
Seit den frühen 1960er-Jahren hat der Maler Peter Saul<br />
ein Werk geschaffen, das frech und kritisch sowohl<br />
kunsthistorische <strong>als</strong> auch politische Themen aufgreift.<br />
Seine comichaften Bilder, die gespickt sind mit groteskem<br />
Humor und meist aufgeladen mit beißender Ironie,<br />
entziehen sich gängigen Zuschreibungen und sind heute<br />
aktueller denn je. Als erste Institution in Deutschland<br />
präsentiert die Städtische Galerie Wolfsburg eine Auswahl<br />
an Zeichnungen des Künstlers von 1960 bis heute.<br />
Peter Saul wurde 1934 in San Francisco geboren. Er lebt<br />
und arbeitet in New York.<br />
Städtische Galerie Wolfsburg<br />
Schlossstr. 8, 38448 Wolfsburg<br />
Opening: 10.11., 11h, 11.11.13–16.3.14, Di 13–20h, Mi–Fr 10–17h<br />
Sa 13–18h, So 11–18h<br />
www.staedtische-galerie-wolfsburg.de<br />
Alke Brinkmann, Gregor Cürten, Peter Freitag<br />
Gregor Cürten verarbeitet in seiner Malerei Motive der<br />
eigenen Kindheit und die für ihn wichtigen Persönlichkeiten<br />
aus Literatur, Kunst und Philosophie des 20. Jahrhunderts.<br />
Die Gemälde von Alke Brinkmann sind eine Hommage<br />
an die Frauen, die in der von Männern bestimmten<br />
Kunstgeschichte ausgebeutet und ignoriert wurden.<br />
Peter Freitag verwendet vielfältiges Bildmaterial aus der<br />
Werbung und komponiert daraus neue Bilder mittels Collagieren,<br />
Cut-Out-Technik, Bleistift, Klebeband und anderen<br />
Applikationen.<br />
H. Spohler: Tomatenrispen in Middenmeer<br />
Niederlande, 2010, 109 x 133 cm, Pigmentprint<br />
kaschiert auf Aludibond, © Henrik Spohler<br />
Tamara Ebert: Der Wind frischt auf, 2013<br />
Mischtechnik auf Papier, 60 x 80 cm<br />
M. Kippenberger: o.T. (Boden-Installation für<br />
Claudia Skoda, Detail), 1976, © Estate of<br />
Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain,<br />
Cologne / Courtesy Sammlung HGN<br />
Henrik Spohler: The Third Day<br />
Spohlers Projekt zeigt gigantische Monokulturen unter freiem Himmel in den<br />
USA, Rumänien, Deutschland oder unter Glas und Plastik in den Niederlanden<br />
und Spanien. Innenansichten von Forschungsinstitutionen geben Einblicke in<br />
jene Orte, an denen immer neue Zuchtlinien entstehen. Orte, wo der Mensch<br />
sich zum Schöpfer erhebt, wenn er Gentechnik einsetzt, um den Pflanzen noch<br />
profitablere Eigenschaften zu geben.<br />
Alfred Ehrhardt Stiftung<br />
Auguststr. 75, 10117 Berlin-Mitte<br />
bis 22.12., Di–So 11–18h, Do bis 21h, www.alfred-ehrhardt-stiftung.de<br />
Zugluft – 2. Akt<br />
Im zweiten und letzten Teil der Ausstellungsreihe zeigen zwölf Künstlerinnen<br />
aus den Bereichen Performance, Kostüm, Schauspiel, Malerei, Zeichnung,<br />
Tapisserie, Installation und Literatur den Wechsel zwischen Ruhe und Sturm,<br />
von Veränderung und Bewegung zum Phänomen der Zugluft.<br />
GEDOK GALERIE Berlin<br />
Motzstr. 59, 10777 Berlin-Schöneberg, Ausstellungsreihe in zwei Akten<br />
Opening: 2.11., 14h, im Rahmen des „Schöneberger Art Galerierundgangs“, 15h Kunstauktion<br />
3.11. 16h Lesung & Performance, 2. Akt: 2.11.–8.12., Do–So 14–18h<br />
www.GEDOK-berlin.de<br />
Martin Kippenberger – Catwalk<br />
Martin Kippenberger (1953–1997) war einer der vielseitigsten Künstler seiner<br />
Generation. Sein Werk umfasst Malerei, Skulptur, Installation, Grafik und Fotografie.<br />
Ein fotografisches Hauptwerk aus der Frühzeit steht im Mittelpunkt der<br />
Ausstellung: die Boden-Installation für das Atelier der Berliner Modeschöpferin<br />
Claudia Skoda. Erstm<strong>als</strong> wird die wichtige Rolle der Fotografie im Frühwerk Kippenbergers<br />
veranschaulicht.<br />
Kunsthalle HGN<br />
Karl Wüstefeld Weg, 37115 Duderstadt<br />
26.10.–26.1.14, Sa/ So 11–18h, Eintritt frei, www.kunsthallehgn.de<br />
Alke Brinkmann: Lee Krasner II, 2006<br />
Öl auf Leinwand, 220 x 190 cm<br />
Juliane Ebner: Höhere Dichte, 2010<br />
© Juliane Ebner<br />
Deutsche Wohnen AG – GEHAG Forum<br />
Mecklenburgische Str. 57, 14197 Berlin-Wilmersdorf<br />
bis 20.11., Mo–Fr 9–19h<br />
www.deutsche-wohnen.com<br />
Juliane Ebner – Parallelverschiebung<br />
Die Berliner Künstlerin Juliane Ebner versteht Zeichnung<br />
<strong>als</strong> ein Medium der Montage. Ob in Stop-Motion-<br />
Filmen oder Plexiglasbildern: In der Überlagerung vieler<br />
Zeichnungsschichten entstehen Vexierbilder, in denen<br />
alltägliche Situationen und historische Personen, konkrete<br />
geschichtliche Verweise und allgemeine Tier- und<br />
Landschaftsdarstellungen zu fiktiven Geschichten verschmelzen.<br />
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen zwei<br />
Berliner Themen, die nur auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeiten<br />
zu haben scheinen: der Fall der Mauer<br />
und die Büste der Nofretete.<br />
Mauer-Mahnmal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus<br />
Zugang über die Spree-Uferpromenade<br />
Schiffbauerdamm, 10117 Berlin-Mitte<br />
Opening: 23.10. 18h, 24.10.13–30.1.14, Di–So 11–17h, Eintritt frei<br />
www.mauer-mahnmal.de<br />
Philipp Hennevogl: Paradies, 2012, Linolschnitt<br />
Druck 100 x 130 cm, Papier 130 x 150 cm<br />
Hermann Max Pechstein: Schrei am Meer, 1919<br />
Öl auf Leinwand, 121, 3 x 91,6 cm<br />
(Schätzpreis: 800.000 bis 1.200.000 €)<br />
Philipp Hennevogl – Paradies<br />
Die Galerie präsentiert neue großformatige Linolschnitte von Philipp Hennevogl.<br />
Darüber hinaus wird erstmalig im Rahmen einer Einzelausstellung eine<br />
neue Werkgruppe von mehrfarbigen Linolschnitten gezeigt. Diese Arbeiten,<br />
die durch Reduktionstechnik entstehen, imponieren durch ihre ungewöhnliche<br />
Tiefe und Räumlichkeit.<br />
Galerie Hunchentoot<br />
Choriner Str. 8, 10119 Berlin-Mitte<br />
Opening: 25.10., 19–22h, 26.10.–9.11., Di–Fr 16–19h, Sa 10–18h<br />
www.galerie-hunchentoot.de<br />
Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten – Herbstauktionen bei Ketterer Kunst<br />
Während sich Liebhaber Alter Meister und Kunst des 19. Jahrhunderts am 22.11.<br />
auf Werke von Dürer und Goya freuen dürfen, wartet die Klassische Moderne<br />
am 6.12. u.a. mit hochkarätigen Losen von Max Pechstein auf. Zum zehnjährigen<br />
Bestehen der Auktion Seitenwege der dt. Avantgarde erscheint ein Sonderkatalog.<br />
Am 7.12. glänzen die Kunst nach 1945 und die Zeitgenössische Kunst<br />
mit Arbeiten von Künstlern wie Georg Baselitz, Karl Otto Götz, Anselm Reyle<br />
und Daniel Richter.<br />
Vorbesichtigungen in Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, Berlin und München.<br />
Details unter www.kettererkunst.de/kunst<br />
30<br />
31
Saul Leiter: Works 1949-1960 Fotografie und Zeichnungen<br />
H. P. Adamski – Route 66<br />
Erstmalig werden Arbeiten des Fotografen und Malers<br />
Saul Leiter in Berlin präsentiert. Die Ausstellung mit<br />
frühen Farbfotografien, Schwarz-Weiß-Fotografien und<br />
Aquarellzeichnungen zeigt die Bandbreite seines Schaffens.<br />
Saul Leiter gilt mittlerweile <strong>als</strong> unumstrittener Pionier<br />
der künstlerischen Farbfotografie. Er versteht es wie<br />
kein anderer, die flüchtigen, alltäglichen Momente des<br />
New Yorker Straßenlebens scheinbar im Vorübergehen<br />
festzuhalten und ihnen eine neue, eigene Dimension zu<br />
geben. Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit „Fifty<br />
One Fine Art Photography“ entstanden.<br />
Die Ausstellung präsentiert die 2013 gemalte Scherenschnitt-Serie<br />
„Flugschatten“, kombiniert mit kleinen<br />
Zeichnungen auf asiatischen Totenhemden aus Papier.<br />
Die erotischen Zeichnungen zeigen eine vollkommen<br />
andere Perspektive von Adamskis Werk. Die Themen<br />
Scherenschnitt und Erotik ziehen sich wie ein roter Faden<br />
durch das Werk des Künstlers, dem konzeptuellsten<br />
und im positiven Sinn auch sprödesten Maler der ehemaligen<br />
Kölner Künstlergruppe „Mülheimer Freiheit“.<br />
Ergänzend zeigen die Kunstsammlung Chemnitz und<br />
das Kunstforum Oktogon der HfBK Dresden weitere<br />
Werkgruppen des in Berlin lebenden Künstlers.<br />
Saul Leiter: Package, ca. 1960<br />
Chromogenic Print, printed later, 50 x 40 cm<br />
© Saul Leiter<br />
Galerie Springer Berlin<br />
Fasanenstr. 13, 10623 Berlin-Charlottenburg<br />
bis. 30.11., Di–Fr 12–18h, Sa 12–15h<br />
www.galeriespringer.de<br />
H. P. Adamski: Flugschatten, 2013<br />
Acryl auf Nessel, 125 x 140 cm<br />
© H. P. Adamski, Berlin<br />
MORGEN CONTEMPORARY<br />
Ackerstr. 162, 10115 Berlin-Mitte<br />
Opening: 24.10., 19–22h, 25.10.– 16.11., Di–Sa 12–18h<br />
www.morgen-contemporary.com<br />
Robert Fry<br />
Inge Krause – Within you Without you<br />
Robert Fry: Body Builders Study 1, 2013<br />
Acryl und Öl auf Leinwand, 150 x 120 cm<br />
Im Zentrum der Gemälde und Radierungen des britischen<br />
Künstlers Robert Fry (*1980) steht häufig der<br />
nackte männliche Körper. Fry bleibt jedoch nicht in der<br />
Reflexion über das eigene Geschlecht verhaftet, sondern<br />
hebt das Thema auf eine Meta-Ebene: Geschlechterbeziehungen<br />
und das spannungsgeladene Verhältnis des<br />
Einzelnen zu seinem Gegenüber werden untersucht. So<br />
wird beispielsweise das Thema Männlichkeit in seiner<br />
neuen Serie „Related“ weiterentwickelt: Eine Reihe von<br />
Gemälden befasst sich mit der unausweichlichen Komplexität<br />
der Vater-Sohn-Beziehung und beleuchtet und<br />
dekonstruiert physische und emotionale Subtilitäten<br />
dieser besonderen Verbindung.<br />
Galerie Kornfeld<br />
Fasanenstr. 26, 10719 Berlin-Charlottenburg<br />
bis 16.11., Di–Sa 11–18h<br />
www.galeriekornfeld.com<br />
Inge Krause: ohne Titel, 2013<br />
Pastellpuder auf d-c-fix Velours auf Alu-Dibond, 18,5 x 26 cm<br />
Courtesy Galerie Mathias Güntner © Inge Krause, Hamburg 2013<br />
Inge Krause, Preisträgerin 2013 des von der Stiftung<br />
Kunstfonds vergebenen „HAP-Grieshaber-Preis der VG<br />
Bild-Kunst“, spannt in ihren Werken einen Bogen von<br />
gegenstandsloser, auf fein nuancierten Farbverläufen<br />
beruhender Malerei über kosmische Motive bis hin zu<br />
Zeichnungen, die tagesaktuelle Medienbilder aufgreifen.<br />
Ihr zentrales Thema ist das Sehen und dessen Grenzen,<br />
das im Spannungsfeld von Bildraum und spiegelnd<br />
zurückweisender Oberfläche ihrer Arbeiten auftaucht<br />
und sich in der Fenstergestaltung fortsetzt.<br />
Deutscher Künstlerbund – Projektraum<br />
Rosenthaler Str. 11, 10119 Berlin-Mitte<br />
bis 13.12., Di–Fr 14–18h, and by appt.<br />
www.deutscher-kuenstlerbund.de<br />
Gabriele Schlesselmann – An jenem Tag war alles möglich<br />
2003.10.16 – Blick zurück nach vorn<br />
Gabriele Schlesselmann (*1958) thematisiert in ihren Ölbildern<br />
die Rhythmen unseres Lebens: Verdichtung und<br />
Entzerrung der Zeit, Verzögerung bis in den Stillstand,<br />
Flucht. Die Ausstellung umfasst Werke der vergangenen<br />
drei Jahre.<br />
Blick zurück – auf Arbeiten von Künstlern aus Einzelausstellungen<br />
über die Spanne von zehn Jahren. Nach<br />
vorn – mit aktuellen Arbeiten der Künstler: F.-M. Banier,<br />
I. Baumgarten, A. Bittersohl, D. Blum, I. Dahl, R. Finke,<br />
A. Futter, M. Götze, D. Graf, H.R. Gratz, A. Güdel, P. Herrmann,<br />
O. Hörl, A. Jauss, J. Knubben, N. Koliusis, K. Linder,<br />
A. Lörincz, B. Mattiebe, C. Nägele, B. Walz, B. Petrovsky, H.<br />
Scheib, S. Taras, M. Tirler, P. Turturiello, J. Kromke, S. Kross,<br />
M. Nixdorf, D. Salewski, H. Schenkel, Smash137, W. Starkenburg,<br />
M.F. Strieder, V. Witte. Im Studio 57A: A. Lörincz.<br />
Gabriele Schlesselmann: Ambivalenz (Detail), 2013<br />
Tinte, Öl auf Leinwand, 20 x 100 cm<br />
Galerie LUX Berlin<br />
Südwestkorso 11a, 12161 Berlin-Friedenau<br />
Opening: 7.11., 18–21h, 8.11–21.12., Mi–Fr 13–19h, Sa 10–14h<br />
www.galerie-lux-berlin.de<br />
Anna Bittersohl: Deflexion, 2012, Öl auf Leinwand, 170 x 220 cm<br />
Galerie ABTART<br />
Rembrandtstr. 18, 70567 Stuttgart<br />
Opening: 15.11., 19.30h, 16.11.–20.12., Di–Fr 14–19h, Sa 10–13h<br />
0711 - 63 34 30 20, www.abtart.com<br />
32<br />
33
Faces & Cities – Luigi Christopher Veggetti Kanku<br />
ULTRA BRAUN & FOREVER JUNG<br />
In der Ausstellung werden die intimen Porträts und<br />
vibrierenden Stadtlandschaften des afrikanischen Malers<br />
Luigi Christopher Veggetti Kanku (*1979, Kinshasa,<br />
Zaire) präsentiert. Veggetti Kanku greift Beobachtungen<br />
aus dem Alltag auf und porträtiert Straßen sowie Menschen.<br />
Das Individuum erscheint in den Bildern in seiner<br />
Einzigartigkeit und steht stellvertretend für die Gesellschaft.<br />
Emotionen, Einsamkeit und wiederum das Zusammensein<br />
sind die Essenz seiner Bilder. Der Künstler<br />
lebt und arbeitet in Italien.<br />
Der Showdown beginnt. Die Heroes Benedikt Braun<br />
aus Weimar und Marc Jung aus Erfurt geben sich die<br />
Ehre. Ihre Arbeiten können unterschiedlicher nicht sein<br />
– doch treffen sie sich in Körperlichkeit, Direktheit und<br />
inhaltlicher Brisanz.<br />
Luigi Christopher Veggetti Kanku: o.T., 2013<br />
Öl und Acryl, 150 x 150 cm<br />
de freo gallery<br />
Auguststr. 85, 10117 Berlin-Mitte<br />
Opening: 9.11. 15–20h, 10.11.–7.12., Di–Fr 13.30–18h, Sa 12.30–17. 30h<br />
and by appt. 0151 - 55 37 25 30<br />
www.defreogallery.com<br />
Marc Jung: Drohneninspekteur Mr. Wüstenfuchs, 2013<br />
mixed media on canvas, 60 x 50 cm<br />
Galerie | Kunsthaus Erfurt<br />
Michaelisstr. 34, 99084 Erfurt<br />
Opening: 8.11., 20h, 12.11.13–9.1.14, Di–Fr 12–18h<br />
www.kunsthaus-erfurt.de<br />
Gustav Klimt: Johanna Staude (unvollendet), 1917/18<br />
© Belvedere, Wien<br />
Wien – Berlin<br />
Kunst zweier Metropolen. Von Schiele bis Grosz<br />
Die Berlinische Galerie und die Österreichische Galerie<br />
Belvedere präsentieren in einer Sonderausstellung erstm<strong>als</strong><br />
gemeinsam zentrale Werke der Wiener und Berliner<br />
Moderne. Das Spektrum reicht von den Secessionen<br />
beider Städte über den Expressionismus bis hin zur<br />
Neuen Sachlichkeit. Die Ausstellung zeigt mit rund 200<br />
Exponaten Meisterwerke beider Sammlungen. Bedeutende<br />
nationale und internationale Leihgaben geben einen<br />
umfassenden Einblick in den intensiven Austausch,<br />
der die beiden Metropolen zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
miteinander verband.<br />
Berlinische Galerie<br />
Alte Jakobstr. 124–128, 10969 Berlin-Kreuzberg<br />
bis 27.1.14, Mi–Mo 10–18h, Eintritt: 10 €, erm. 7 €<br />
Multimediaguide u. App zur Ausstellung, www.berlinischegalerie.de<br />
Thomas Nyqvist: Untitled (cave), 2013<br />
Öl auf Leinwand, 198 x 300 cm<br />
Thomas Nyqvist – Paintings<br />
In seiner Kunst stellt Thomas Nyqvist die Frage: Welche<br />
Bedeutung haben Marginalien und Ruinen für die Lebenswelt<br />
des Menschen? Der Ausgangspunkt für sein<br />
Werk ist der Abriss von Industriegebäuden in seiner<br />
Heimatstadt Helsinki. Er gestaltet diese Gebäude wie<br />
gefundene Ruinen, der Abriss und seine Mechanismen<br />
werden ausgelassen. Was bleibt ist ein Objekt, das sich<br />
der Kategorie Ruine zuordnet. Nyqvists Hintergrund im<br />
abstrakten Expressionismus wird in den Ruinemotiven<br />
deutlich, bei welchen es sich sowohl in Hinsicht auf den<br />
Inhalt <strong>als</strong> auf die Form um einen Kampf zwischen Bau<br />
und Zerstörung, Ordnung und Chaos handelt.<br />
Galerie Toolbox<br />
Novalisstr. 7, 10115 Berlin-Mitte<br />
Opening: 1.11. 18h, 2.11.–23.11., Di–Sa 12–18h<br />
www.galerietoolbox.com<br />
Scheitern – Many ways to fail<br />
Smoke & Mirrors<br />
Jeder weiß: Scheitern ist schmerzhaft, aber alltäglich.<br />
Trotzdem sind Erfahrungen des Scheiterns in der westlichen<br />
Welt oftm<strong>als</strong> negativ behaftet und kratzen am<br />
Selbstbewusstsein. Wie wird das Thema in der Kunst<br />
behandelt? Anna und Bernhard Blume, Marcel Broodthaers,<br />
Miklos Gaál, Claas Gutsche, Eckart Hahn, Mike<br />
Kelley, Lars Ramberg und Natascha Stellmach zeigen<br />
Werke unter der Prämisse „Scheitern <strong>als</strong> Chance und <strong>als</strong><br />
Lebensgefühl“: Missgeschicke und Tiefschläge werden<br />
in Kreativität umgewandelt, mit Humor hingenommen<br />
oder für einen befreienden Neustart genutzt.<br />
Die Ausstellung „Smoke & Mirrors“ nähert sich mittels<br />
der Medien Fotografie und Film in vier künstlerischen<br />
Positionen dem Phänomen der Zeit <strong>als</strong> Illusion. Gemeinsam<br />
ist den Arbeiten die spezielle Sicht der Künstler, die<br />
das Kontinuum der Zeitachse zu durchbrechen scheinen,<br />
um zwischen Narration und Fiktion zu oszillieren.<br />
Ausstellende Künstler: Frank Bartsch, Nathalie Grenzhaeuser,<br />
Dagmar Tränkle, Mathias Völcker.<br />
Anna und Bernhard Blume: Mondrian Kaputt, 2004<br />
Courtesy Buchmann Galerie, Wagner + Partner and the artist<br />
Galerie Wagner+Partner<br />
Strausberger Platz 8, 10243 Berlin-Mitte<br />
Opening: 22.11., 19h, 22.11.–18.1.14, Di–Sa 13–18h<br />
www.galerie-wagner-partner.com<br />
Dagmar Tränkle: Heilandskirche III, 2013<br />
Chromira-Print, 105 x 85 cm<br />
CIAT – Contemporary Institute for Art & Thought<br />
Zossenerstr. 34, Berlin-Kreuzberg<br />
Opening: 2.11., 19h, 8. u. 9.11., 16–19h or by appt.<br />
Finissage: 15.11., 19h<br />
0178 - 1494336, 0177 - 6436153<br />
34<br />
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Doppelausstellung<br />
Moki und Vakki: Vergessene Orte<br />
4. Kunstauktion zugunsten der Telefonseelsorge<br />
Moki: o. T., 2011<br />
Acryl auf Holz, 18 x 15 cm<br />
Vakki: Videostill<br />
aus Meshing Things<br />
2010–2013, multi video, 5 min.<br />
Die auf Holz gemalten Acrylbilder der deutschen Künstlerin<br />
Moki beleuchten innere Zufluchtsorte hinter Masken,<br />
zeigen aber auch schutzbietende Behausungen<br />
aller Art. Die Bilder bestechen durch die Reduzierung der<br />
Farbpalette auf Brauntöne, die verschiedenste Holzmuster<br />
nachahmen.<br />
Quietschbunt und poppig verbreiten die Videos der koreanischen<br />
Medienkünstlerin Vakki gute Laune. Die sich<br />
virusartig ausbreitenden Muster und darin collagierten<br />
Werbebilder aus den 1980er-Jahren wirken fremdartig<br />
und vertraut zugleich.<br />
Galerie Bergwasser<br />
Grolmanstr. 16/16A, 10623 Berlin-Charlottenburg<br />
Opening: 8.11., 18h, 9.11.–18.1.14, Di–Fr 10–18h, Sa 11–16h and by appt.<br />
www.galerie-bergwasser.de<br />
Die Auktion zugunsten der Telefonseelsorge ist eine<br />
Institution unter den Benefiz-Kunstauktionen in Berlin.<br />
Der Erlös des Abends fließt auch in diesem Jahr in<br />
die psychologische Betreuung und Weiterbildung der<br />
ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter der Berliner Telefonseelsorge.<br />
Auch dieses Mal sollen dringend notwendige<br />
Fortbildungen in der Suizidpräventionsarbeit – Projekt:<br />
„Jugend perspektivlos“ – durchgeführt werden.<br />
Die Benefiz-Auktion lebt vom Engagement zahlreicher<br />
GaleristInnen und KünstlerInnen, die ihre Werke dankenswerterweise<br />
<strong>als</strong> Spende einliefern. Sie wird getragen<br />
von einer Vielzahl an Kooperations- und Medienpartnern,<br />
die alle auf verschiedene Weise einen Beitrag<br />
zum Gelingen leisten. Und sie wird zu einem Erfolg<br />
durch Käuferinnen und Käufer, die die angebotenen<br />
Werke schätzen und gleichzeitig etwas Gutes mit ihrem<br />
Kauf bewirken wollen.<br />
Als Mitglied der Schirmherrschaft möchte ich Sie herzlich<br />
bitten, sich an der Auktion aktiv zu beteiligen!<br />
Jennifer Becker<br />
Herausgeberin KunST <strong>Magazin</strong><br />
Teilnehmende Künstler: Andreas Amrhein, Angelika<br />
Arendt, Inna Artemova, Elvira Bach, Nora Mona<br />
Bach, Gleb Bas, Hannah Becher, Matthias Beckmann,<br />
Josephine Behlke, Anna Borowy, Pola Brändle, Angela<br />
Bröhan, Patrick Cierpka, Gregor Cürten, Mara Diener,<br />
Klaus Fußmann, Andreas Fux, Hans Gaba, Axel Geis,<br />
Albrecht Genin, Lupe Godoy, Viktoria Graf, Oliver Gröne,<br />
Claas Gutsche, Silke K. Hahn, Detlev Halfa, Manfred<br />
Hamm, Andreas Herrmann, Tina Heuter, Thomas Hillig,<br />
Marco Alexandro Ippoliti, Clara Joris, Claudia Kallscheuer,<br />
Ruprecht von Kaufmann, Rinetta Klinger, Seth Koen,<br />
Jakob Kupfer, Willem Julius Müller, Gero Neumeister,<br />
Regina Nieke, Ev Pommer, Barbara Quandt, Friederike<br />
von Rauch, Marco Reichert, Jens-Ole Remmers, Jakob<br />
Roepke, Felix Schneeweiß, Katharina Schnitzler, Florian<br />
Schulz, Daniel Schüßler, Michael Schuster, Tor Seidel,<br />
Tanja Selzer, Anja Sieber, Johanna Silbermann, Ulrike<br />
Stolte, David Streets, Lars Teichmann, Jürgen Tenz,<br />
Ekkehard Tischendorf, Dieter Tyspe, Iva Vacheva, Dietrich<br />
Walther, Detlef Waschkau, Susanne Wehr, Julius Weiland,<br />
Carsten Weitzmann, Andrea Wilks, Stephen Wilks,<br />
Wolfgang Zandt, Majla Zeneli.<br />
Auktionskatalog zum <strong>Download</strong> und weitere<br />
Informationen auf www.telefonseelsorge-berlin.de<br />
Stilles Leben – Grenzenlos<br />
Vorbesichtigung der Werke:<br />
mianki.Gallery<br />
Kalckreuthstr. 15, 10777 Berlin-Schöneberg<br />
Opening: 31.10., 19–24h, 1.11.–9.11., Di–Fr 15–19h, Sa 11–16h<br />
www.mianki.com<br />
Auktion:<br />
Berlinische Galerie<br />
Alte Jakobstr. 124–128, 10969 Berlin-Kreuzberg<br />
Di, 12.11., 19h<br />
Vorbesichtigung ab 16h<br />
Manfred Schieber: Tulpen, Orchideen, Disteln, 2013<br />
80 x 50 cm, Tempera-, Acryl- und Ölfarben auf MDF-Platte<br />
Die Galerie ROOT am Savignyplatz zeigt eine Ausstellung<br />
mit informellen Acryllackarbeiten von Margit Buß<br />
und Stillleben von Manfred Schieber.<br />
Margit Buß: o.T., 2013, Acryllack auf Leinwand, 130 x 100 cm<br />
Galerie ROOT am Savignyplatz<br />
Carmerstr. 11, 10623 Berlin-Charlottenburg<br />
Opening: 21.11., 19h, 22.11.13–5.1.14, Di–Sa 14–19h and by appt.<br />
Finissage: 5.1.14, 12–17h, Tel.: 030 - 28506074, www.galerie-root.de<br />
Lars Teichmann, Neon Ruler, 2013, Acryl und Lack auf Leinwand<br />
Courtesy: Feldbusch Wiesener, Foto: kein&apel<br />
36<br />
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Diesen Monat auf www.kunst-magazin.de<br />
4. November 2013<br />
Aktuelle Ausschreibungen<br />
Stipendien, Künstlerresidenzen oder Kreativ-Wettbewerbe<br />
für den Kunst- und Kulturbereich gibt es wie<br />
Sand am Meer. Unsere monatliche Übersicht aktueller<br />
Ausschreibungen zeigt die Deadlines für die kommenden<br />
Monate.<br />
11. November 2013<br />
Wer Kunst liebt, darf Kunst hassen!<br />
Kunst wird heutzutage konsumiert wie Fast Food – und<br />
ebenso schnell wieder vergessen. Nicole Zepter hat mit<br />
„Kunst hassen. Eine enttäuschte Liebe“ ein bissiges<br />
Pamphlet über den Kunstbetrieb geschrieben.<br />
Anni Albers, Wandbehang Nr. 81, 1925<br />
Die Neue Sammlung – The International Design Museum Munich<br />
© Foto: Archiv Die Neue Sammlung<br />
18. November 2013<br />
To Open Eyes. Kunst und Textil vom Bauhaus bis heute<br />
Mit Blick auf die Industriegeschichte der Stadt zeigt die<br />
Kunsthalle Bielefeld eine Ausstellung zum Textilen in<br />
der Kunst. Ein spezieller Fokus der Ausstellung gilt der<br />
Bauhauskünstlerin Benita Koch-Otte. Auch gezeigt werden<br />
Arbeiten von Anni Albers, Blinky Palermo, Sigmar<br />
Polke und Olaf Nicolai.<br />
Impressum | Imprint<br />
<strong>KUNST</strong> <strong>Magazin</strong> / <strong>KUNST</strong> Verlag, Berlin<br />
Wrangelstr. 21, 10997 Berlin<br />
Tel.: 030 - 61 20 23 24 und 030 - 43 92 58 29<br />
Fax: 030 - 61 20 23 17 und 030 - 43 91 70 59<br />
info@kunstmagazin.de | ISSN 1862 - 7382<br />
Herausgeberin: Jennifer Becker (v. i. S. d. P.)<br />
Chefredaktion: Julika Nehb<br />
Redaktion & Texte: Friederike Biebl, Natascha Kirchner,<br />
Anna Knüpfing, Agathe Power, Steffi Weiss, Ralf Sommer<br />
Übersetzungen: Brian Poole, Judith Rosenthal<br />
Lektorat: Sina Gesell<br />
Gestaltung: Anna Reemts<br />
Onlineredaktion: Julia Schmitz<br />
Webdesign: Marius Bruns, www.robinson-cursor.de<br />
Druck: Druckerei Conrad GmbH, www.druckereiconrad.de<br />
Distribution: DHL GoGreen – wir versenden klimaneutral,<br />
Deutsche Post Pressevertrieb<br />
Erscheinungsweise: 40 000 Exemplare, 10-mal im Jahr,<br />
Doppel ausgaben: Juli/August und Dezember/Januar<br />
Es gelten die Mediadaten 2013.1<br />
Alle Ausstellungshinweise im <strong>KUNST</strong> <strong>Magazin</strong> sind für<br />
Galerien, Museen und Ausstellungshäuser kostenpflichtig.<br />
Eine tagesaktuelle Übersicht zu allen Veranstaltungen im<br />
<strong>KUNST</strong> Kontext in Deutschland finden Sie im Kalender auf<br />
www.kunstmagazin.de<br />
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