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Künstlergesprächen, Podiumsdiskussionen, Filmvorträgen
etc. Über dieses interaktive Programm hinaus
wird jede Ausstellung mit einer Publikation dokumentiert,
die nicht nur den Künstlerinnen und Künstlern
eine Möglichkeit zur Selbstdarstellung bietet, sondern
die sich auch mit aktuellen Fragen der Kunst auseinandersetzt.
Und zu guter Letzt, und da gehen wir wirklich
neue Wege in der Kunstwelt, wird jede Ausstellung professionell
dokumentiert und gefilmt und auf unserer
Homepage präsentiert.
Herr Felix, Arthena goes Venedig: Unterstützt von der
Foundation bespielt Thomas Zipp in Kollaboration mit
der diesjährigen Venedig Biennale den Palazzo Rossini.
Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
ZF: Im KAI 10 ist die Arbeit von Thomas Zipp bereits 2009
in der Ausstellung „Die andere Seite“ gezeigt worden. Es
lag auf der Hand, diesem herausragenden Künstler eine
Plattform für seinen Auftritt in Venedig zu verschaffen.
Als gemeinnützige Stiftung konnte die Arthena Foundation
einen Antrag bei der Biennale stellen, um dieses
Projekt zu ermöglichen. Dabei sind die Auswahlkriterien
streng, doch die positive Reaktion seitens der Biennale
hat unsere Arbeit naturgemäß wesentlich erleichtert.
Nachdem Thomas Zipp der Idee, eine Installation für
die Biennale zu entwerfen, zugestimmt hatte, galt es,
zwei Hürden zu bewältigen: einen guten Ort hierfür
zu finden und sich bei der Biennale um die Teilnahme
am Programm „Collateral Events“ zu bewerben. Wegen
der Qualität des vorgeschlagenen Konzepts hat der
Biennale-Leiter Massimiliano Gioni sich für unser Projekt
entschieden. Und mit dem Palazzo Rossini wurde
dann ein passender Ort für die Ausstellung gefunden.
Die Arthena Foundation hat die Installation nicht erworben,
weil sie erst vor Ort entsteht. Dagegen übernimmt
die Stiftung die mit dem Transport und Aufbau verbundenen
Kosten. Dies ist eine gewaltige Leistung.
Die 55. Venedig Biennale steht unter dem Motto „Der
enzyklopädische Palast“. Thomas Zipp ist für vielschichtige,
komplexe Installationen bekannt, die meist Gemälde,
Skulpturen und Filme einbeziehen. Diesen Inszenierungen
könnte man durchaus enzyklopädische
Ausmaße zuschreiben. In welcher Beziehung stehen das
Biennale-Motto und die Ausstellung?
ZF: Tatsächlich besteht zwischen dem Konzept von
Thomas Zipp und jenem der diesjährigen Biennale eine
gewisse Korrespondenz. Dem von Massimiliano Gioni
gewählten Titel „Der enzyklopädische Palast“ entspricht
bei Thomas Zipp der Anspruch, sich mit umfassendsten
Fragen bezüglich der Psychologie und Psychiatrie und
deren Bedeutung für den Menschen von heute auseinanderzusetzen.
Dies ist ein enzyklopädisches Thema.
Zipp wird diesem Thema gerecht, indem er in Venedig
eine fiktive „psychiatrische Klinik“ einrichtet, in die er
Möbel, Gegenstände, Bücher und Kunstwerke einbezieht.
the opportunity to present themselves, but also allows
them to address current artistic issues. And finally—and
here we are actually pioneers in the art world—each exhibition
is professionally documented and filmed, and
the results appear on our homepage in the internet.
Zdenek Felix, Arthena is now off to Venice. With the
support of the foundation, Thomas Zipp, in collaboration
with this year’s Venice Art Biennale, will be exhibiting
his work at the Palazzo Rossini. How did this collaboration
arise?
ZF: Already in 2009 a work by Thomas Zipp had been
shown at KAI10 in an exhibition entitled “The Other
Side”. It was only logical that this exceptional artist
should be offered a platform on which to appear in Venice.
As a non-profit foundation, the Arthena Foundation
was able to apply to the Biennale, thus facilitating
the project. The selective criteria are strict, but the positive
reaction we received from the Biennale naturally
made our work much easier. Once Thomas Zipp had agreed
to the idea of designing an installation for the Biennale,
two hurdles still had to be overcome: we had to
find a suitable location, and we had to apply to the Biennale
for permission to participate in the programme of
“Collateral Events”. Thanks to the quality of the concept
we had put forward, the Biennale director Massimiliano
Gioni approved our project. And at the Palazzo Rossini a
suitable location for the exhibition was found. The foundation
will finance the transportation and construction
costs. This is an enormous contribution.
The 55th Venice Art Biennale is using the motto “The
Encyclopedic Palace”. Thomas Zipp is known for his
multifaceted, complex installations, which usually involve
paintings, sculptures, and films. These exhibitions
certainly do seem to obtain encyclopedic proportions.
What relation does the Biennale’s motto have to Zipp’s
exhibition?
ZF: There is indeed a certain correspondence between
Thomas Zipp’s concept and this year’s Biennale. The title
“The Encyclopedic Palace” chosen by Massimiliano Gioni
corresponds to Thomas Zipp’s attempt to deal with the
extensive questions surrounding psychology and psychiatry,
and with their significance for people today. That is
an encyclopedic subject. Zipp does justice to the subject
by constructing a fictional “psychiatric clinic” in Venice
that includes furniture, objects, books, and artworks.
Monika Schnetkamp, you are from Oldenburg. Did you
see Zipp’s “Dirty Tree Black Pills” at the Oldenburg Art
Association? Is that where you first came into contact
with the artist?
MS: The exhibition “Dirty Tree Black Pills” was indeed
the first great solo exhibition by Thomas Zipp that I saw.
I’m still fascinated today by his ideas and his profound
thinking. I still recall vividly the central work: a large format
painting whose visionary effect had been enhanced
by adding black, three-dimensional capsules. The large
Frau Schnetkamp, Sie stammen aus Oldenburg. Haben
Sie Zipps „Dirty Tree Black Pills“ im Oldenburger Kunstverein
gesehen? Ist bereits dort ein erster Kontakt zum
Künstler entstanden?
MS: Die Ausstellung „Dirty Tree Black Pills“ war wirklich
die erste große Solo-Ausstellung von Thomas Zipp, die
ich gesehen habe. Von seinen Ideen und tiefgründigen
Gedankengängen bin ich bis heute fasziniert. Ich erinnere
mich noch gut an die zentrale Arbeit, ein großformatiges
Gemälde, dessen visionäre Wirkung noch durch
die Hinzufügung von schwarzen dreidimensionalen
Kapseln zusätzlich gesteigert wurde. Die spätere große
Einzelausstellung im Museum Fridericianum 2010
mit dem Titel „mens sana in corpore sano“ („Ein gesunder
Geist in einem gesunden Körper“), in der Zipp das
gesamte Gebäude in eine psychiatrische Klinik verwandelte,
hat mich nachhaltig beeindruckt. Mithilfe von
eingebauten langen Gängen, die wirkliche, aber auch
imaginäre Wände aufwiesen und denen mysteriöse Türen
beigefügt wurden, schuf Zipp eine Art Parcours, dem
wir als Besucher folgen konnten. Auf suggestive Art und
Weise vermittelte dieser Rundgang Vorstellungen einer
„geschlossenen Anstalt“ mit Bibliothek, Gummizellen,
Behandlungsräumen etc. Diese bedrückende Inszenierung
lud zum Nachdenken darüber ein, was „normal“
und was „verrückt“ ist und wo die Grenzen zwischen der
„heilen“ und „kranken“ Welt zu ziehen sind.
Thomas Zipps Installation im Palazzo Rossini trägt den
Titel „Comparative investigation about the disposition
of the width of a circle“. Damit bezieht sich Zipp u. a.
auf den „l´arc de cercle“, einen Begriff, der im Rahmen
der Hysterieforschung Ende des 19. Jh. in der berühmten
Salpêtrière in Paris geprägt wurde. Auch für Venedig
entwirft Zipp, wie Sie ja schon ausführten, Herr Felix,
eine fiktive Forschungsanstalt, inklusive Schlafraum,
Bibliothek u. a. Inwiefern wird sich diese Konzeption
von der Kasseler Installation unterscheiden? Oder ist
das, was Zipp für Venedig plant, als Weiterentwicklung
von „(White Reformation Co-Op)“ zu verstehen?
ZF: Die Inszenierung in Venedig wird gewissermaßen den
Grundgedanken der Kasseler Ausstellung von Zipp weiterführen,
doch diese Thematik auf eine andere Ebene
heben. Die Inszenierungen von Thomas Zipp zeichnen
sich immer durch ein hohes Maß an Individualität und
Eigenständigkeit aus. Er bringt stets neue Gedanken
hervor, die es erlauben, seine Werke jeweils in einem
neuen Kontext zu sehen. Zipp ist ein veritabler Entdecker
und Erfinder.
Wir danken Ihnen vielmals für das Gespräch!
solo exhibition entitled “Mens sana in corpore sano”
(“A healthy mind in a healthy body”) at the Museum
Fridericianum in 2010, during which Zipp transformed
the entire building into a psychiatric clinic, left a lasting
impression on me. By constructing long corridors,
which had both real as well as imaginary walls, to which
mysterious doors had been added, Zipp created a sort
of parcours we could follow as visitors. In a suggestive
manner, this pathway conjured up impressions of a
“closed facility” with a library, padded rooms, examination
rooms, and so on. This oppressive work invited us
to reflect upon what’s “normal” and what’s “crazy” and
where the borders between the “sane” and the “sick”
world are to be drawn.
Thomas Zipp’s installation at the Palazzo Rossini is entitled:
“Comparative Investigation about the Disposition
of the Width of a Circle”. Zipp is thus also referring to
the “arc de cercle”—a term used in research on hysteria
at the end of the nineteenth century at the famous
Salpêtrière in Paris. As you already noted, Mr Felix, Zipp
has also designed a fictional research facility that also
includes a sleeping area and a library. How will this conception
differ from the installation in Kassel? Or is what
Zipp has planned for Venice a further development of
his “(White Reformation Co-Op)”?
ZF: The exhibit in Venice will expand upon some of
Zipp’s basic ideas from the exhibition in Kassel, but the
subject has been raised to another level. Thomas Zipp’s
installations are always characterised by a large degree
of individuality and independence. He is always creating
new ideas that allow us to seen his works in their own
new context. Zipp is a veritable discoverer and inventor.
Thank you for the conversation!
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