Archivnachrichten Nr. 47 , September 2013 (application/pdf 18.0 MB)
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Staatsbesuch in Ankara<br />
Ein repräsentatives Geschenk für den türkischen Staatspräsidenten<br />
Im März reiste der baden-württembergische<br />
Finanz- und Wirtschaftsminister<br />
Nils Schmid mit einer großen Wirtschaftsdelegation<br />
in die Türkei. Ziel der Reise<br />
war es, die guten wirtschaftlichen Kontakte<br />
zwischen Baden-Württemberg und<br />
dem Staat am Bosporus auszubauen.<br />
In Ankara stand neben Gesprächen mit<br />
verschiedenen Ministern auch ein Empfang<br />
beim türkischen Staatspräsidenten<br />
Abdullah Gül auf dem Programm. Bei<br />
der Suche nach einem repräsentativen<br />
und symbolhaften Geschenk für den<br />
hochrangigen Gastgeber konnte das Landesarchiv<br />
das Finanz- und Wirtschaftsministerium<br />
unterstützen.<br />
In den Beständen des Hauptstaatsarchivs<br />
Stuttgart befindet sich ein wertvoller<br />
und eindrucksvoll gestalteter Vertrag,<br />
der auf die langjährigen wirtschaftlichen<br />
Beziehungen zwischen dem deutschen<br />
Südwesten und der Türkei verweist. Am<br />
10. (bzw. 22. Oktober nach dem islamischen<br />
Kalender) 1840 war ein Handelsvertrag<br />
zwischen dem Deutschen Zollverein<br />
und der Ottomanischen Pforte<br />
geschlossen worden. Die Handelsbeziehungen<br />
sollten neu geordnet und den<br />
veränderten Rahmenbedingungen angepasst<br />
werden, die sich auf türkischer<br />
Seite durch Verwaltungsreformen und<br />
umgestaltete Beziehungen zu auswärtigen<br />
Staaten ergeben hatten. Auf der anderen<br />
Seite waren durch die Errichtung<br />
des Handels- und Zollvereins zwischen<br />
Preußen und den Kronen von Bayern,<br />
Sachsen und Württemberg, dem Großherzogtum<br />
Baden, dem Kurfürstentum<br />
Hessen sowie den Staaten des Thüringischen<br />
Zoll- und Handelsvereins neue<br />
Verhältnisse geschaffen worden. Die Bestimmungen<br />
des Vertrages waren dazu<br />
angelegt, den Handel zwischen den beiderseitigen<br />
Staaten zu vermehren und den<br />
Austausch ihrer Erzeugnisse noch mehr<br />
zu erleichtern – ganz im Sinne der aktuellen<br />
Reiseintentionen. Als Mitgliedsstaat<br />
des Deutschen Zollvereins erhielt Württemberg<br />
auch eine türkische Ratifikation<br />
des mehrseitigen Vertrags, mit Gold und<br />
Tusche auf Baumwollpapier geschrieben<br />
und in rotem Samt eingebunden. Die<br />
Fotowerkstatt des Hauptstaatsarchivs<br />
fertigte eine hochwertige Reproduktion<br />
des Libells, die Restaurierungswerkstatt<br />
steuerte den roten Samteinband und<br />
eine Schmuckkassette bei. Im Rahmen<br />
einer Privataudienz am 25. März übergab<br />
Minister Schmid das aussagekräftige<br />
Geschenk.<br />
Nicole Bickhoff<br />
Handelsvertrag zwischen der Hohen Pforte und<br />
Preußen namens des Deutschen Zollvereins, türkische<br />
Ratifikation Konstantinopel, Ende April 1841.<br />
Vorlage: Landesarchiv HStAS E 100 <strong>Nr</strong>. 221<br />
Archiv aktuell<br />
<strong>Archivnachrichten</strong> <strong>47</strong> / <strong>2013</strong> 29