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33. Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Gesundheit und - Landtag ...

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<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33<br />

5. Wahlperiode<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong><br />

<strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />

Protokoll<br />

<strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong> (öffentlich)<br />

09. Januar 2013<br />

Potsdam – Haus <strong>des</strong> <strong>Landtag</strong>es<br />

13.35 Uhr bis 15.50 Uhr<br />

Vorsitz:<br />

Detlef Baer (SPD)<br />

Protokoll:<br />

Ekkehard Mieth<br />

Anwesende Ausschussmitglieder:<br />

Detlef Baer (SPD)<br />

Gregor Beyer (FDP)<br />

Dieter Dombrowski (CDU)<br />

Martina Gregor-Ness (SPD)<br />

Sylvia Lehmann (SPD)<br />

Dr. Michael E. Luthardt (DIE LINKE)<br />

Prof. Dr. Michael Schierack (CDU)<br />

Carolin Steinmetzer-Mann (DIE LINKE)<br />

stellv. Mario Büchel (DIE LINKE)<br />

stellv. Rene Kretzschmar (DIE LINKE)<br />

stellv. Axel Vogel (GRÜNE/B90)<br />

Datum der Ausgabe: 15.02.2013


<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33 S. 2<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

Tagesordnung:<br />

1. Berichterstattung <strong>des</strong> Beirats <strong>für</strong> Nachhaltige Entwicklung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg<br />

über Ergebnisse aus den Dialogveranstaltungen zu den Eckpunkten<br />

der Nachhaltigkeitsstrategie <strong>und</strong> zu Schlussfolgerungen <strong>für</strong> die Nachhaltigkeitsstrategie<br />

(Antrag DIE LINKE in der 31. <strong>Sitzung</strong>)<br />

2. Berichterstattung <strong>des</strong> MUGV zum Maßnamenpaket „Schutz der biologischen<br />

Vielfalt“<br />

(Antrag GRÜNE/B90 in der 31. <strong>Sitzung</strong>)<br />

3. Bericht <strong>des</strong> MUGV zur fristgerechten Umsetzung <strong>und</strong> sachgerechten Finanzierung,<br />

insbesondere ihrer Sicherstellung, <strong>des</strong> Sonderprogramms Oder zur Verbesserung<br />

der Vorflut in den Gewässern I. Ordnung<br />

(Antrag CDU in der 32. <strong>Sitzung</strong> mit der Bitte um einen schriftlichen Bericht)<br />

4. Stellungnahme <strong>des</strong> MUGV zur Ausgliederung ehemaliger Rieselfelder aus dem<br />

LSG Notte-Niederung sowie naturschutzfachliche Bewertung der ausgegliederten<br />

Flächen durch die oberste Naturschutzbehörde<br />

(Antrag CDU in der 32. <strong>Sitzung</strong> mit der Bitte um einen schriftlichen Bericht)<br />

5. Dritter Bericht über die Tätigkeit der Besuchskommission nach §§ 2a, 49 Brandenburgisches<br />

Psychisch-Kranken-Gesetz<br />

(Verschiebung aus 32. <strong>Sitzung</strong>)<br />

6. Information <strong>des</strong> MUGV über die Evaluation <strong>des</strong> Präventivprogramms „Lieber<br />

schlau als blau“<br />

(Antrag CDU vom 29.11.2012)<br />

7. Verschiedenes


<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33 S. 3<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

Festlegungen <strong>und</strong> Beschlüsse:<br />

1. Das Protokoll der 32. <strong>Sitzung</strong> wird bestätigt.<br />

2. TOP 3 aus der Einladung (Moorschutzprogramm) wird in die nächste <strong>Sitzung</strong><br />

verschoben.<br />

(Zu TOP 1)<br />

3. Die Berichterstattung <strong>des</strong> Beirats <strong>für</strong> Nachhaltige Entwicklung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />

Brandenburg zur Arbeit an der Nachhaltigkeitsstrategie wird zur Kenntnis genommen.<br />

Der Ausschuss wird das Thema nach der Sommerpause erneut behandeln.<br />

(Zu TOP 2)<br />

4. Die Berichterstattung <strong>des</strong> MUGV zur Arbeit am Maßnahmenpaket „Schutz der<br />

biologischen Vielfalt“ wird zur Kenntnis genommen.<br />

(Zu TOP 3)<br />

5. Der Bericht <strong>des</strong> MUGV zum Sonderprogramm Oder zur Verbesserung der Vorflut<br />

in den Gewässern I. Ordnung wird zur Kenntnis genommen.<br />

(Zu TOP 4)<br />

6. Die Stellungnahme <strong>des</strong> MUGV zur Ausgliederung ehemaliger Rieselfelder aus<br />

dem LSG Notte-Niederung wird zur Kenntnis genommen.<br />

(Zu TOP 5)<br />

7. Der Dritter Bericht über die Tätigkeit der Besuchskommission nach §§ 2a, 49<br />

Brandenburgisches Psychisch-Kranken-Gesetz wird zur Kenntnis genommen.<br />

(Zu TOP 6)<br />

8. Die Information <strong>des</strong> MUGV über die Evaluation <strong>des</strong> Präventivprogramms „Lieber<br />

schlau als blau“ wird zur Kenntnis genommen.<br />

(zu TOP 7)<br />

9. Die nächste <strong>Sitzung</strong> <strong>des</strong> AUGV findet am 13.02.2013 statt. Bereits beschlossene<br />

Tagesordnungspunkte sind Moorschutzprogramm <strong>und</strong> Verockerung der<br />

Spree. Weitere TOP sollen bis zum 31.01.2013 angemeldet werden.<br />

10. Die Ministerin wird gebeten, in ihrer Funktion als Vorsitzende der <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sministerkonferenz,<br />

bei entsprechenden Anlässen im Ausschuss über die <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sministerkonferenz<br />

zu informieren.


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Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

Aus der Beratung:<br />

Der Vorsitzende eröffnet die <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>, begrüßt die Anwesenden herzlich zur ersten<br />

<strong>Sitzung</strong> im neuen Jahr <strong>und</strong> wünscht allen alles Gute, insbesondere <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>.<br />

Er bemerkt zur Tagesordnung, dass die Fraktion DIE LINKE mit Schreiben vom<br />

07.01.2013 beantragt hat, den Tagesordnungspunkt 3 – Moorschutzprogramm - in<br />

die nächste <strong>Sitzung</strong> zu verschieben, weil die entsprechende Arbeitsgruppe beim<br />

MUGV im Januar tagt <strong>und</strong> das Ergebnis dieser <strong>Sitzung</strong> bei der Berichterstattung Berücksichtigung<br />

finden soll.<br />

Die Ausschussmitglieder stimmen der so geänderten Tagesordnung einstimmig zu.<br />

Im Weiteren stellt der Vorsitzende den Protokollentwurf der 32. <strong>Sitzung</strong> vom<br />

21.11.2012 zur Abstimmung. Der Protokollentwurf wird einstimmig bestätigt.<br />

Zu TOP 1:<br />

Berichterstattung <strong>des</strong> Beirats <strong>für</strong> Nachhaltige Entwicklung <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong> Brandenburg über Ergebnisse aus den Dialogveranstaltungen<br />

zu den Eckpunkten der Nachhaltigkeitsstrategie <strong>und</strong> zu<br />

Schlussfolgerungen <strong>für</strong> die Nachhaltigkeitsstrategie<br />

(Antrag DIE LINKE in der 31. <strong>Sitzung</strong>)<br />

Vorsitzender:<br />

Dazu sind heute Vertreter <strong>des</strong> Beirates anwesend <strong>und</strong> ich begrüße recht herzlich als<br />

Beiratsmitglieder Herrn Dr. Statz <strong>und</strong> Herrn Prof. Dr. Kreibich sowie von der Geschäftsstelle<br />

Herrn von Bothmer.<br />

Die Lan<strong>des</strong>regierung hat in Umsetzung eines Beschlusses <strong>des</strong> <strong>Landtag</strong>es vom Januar<br />

2010 zum Thema nachhaltige Entwicklung im Februar 2011 Eckpunkte <strong>für</strong> die<br />

Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen <strong>und</strong> im Verlauf <strong>des</strong> Jahres 2012 dazu verschiedene<br />

Workshops durchgeführt. Diese erste Phase <strong>des</strong> Dialogprozesses ist nun abgeschlossen<br />

<strong>und</strong> soll die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> den Strategieentwurf bilden, der in diesem Jahr<br />

weiter beraten werden soll. Der AUGV hat den Beirat <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung gebeten,<br />

seine Sicht auf die Ergebnisse der Dialogveranstaltungen zu den Eckpunkten<br />

der Nachhaltigkeitsstrategie <strong>und</strong> zu den Schlussfolgerungen darzulegen. Dazu ist uns<br />

ein Vortrag angekündigt mit einer Powerpointpräsentation.<br />

Herr Dr. Statz (Beirat <strong>für</strong> Nachhaltige Entwicklung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg):<br />

Frau Ministerin! Meine Damen <strong>und</strong> Herren! Ich muss den Vorsitzenden <strong>des</strong> Beirates<br />

Prof. Stock entschuldigen. Der rief mich heute Morgen an, weil er so erkrankt ist,<br />

dass er nicht kommen konnte. Er hat aber diese Powerpointpräsentation (Anlage 1)<br />

erstellt, <strong>und</strong> ich werde jetzt keinen großen Vortrag halten, sondern ich werde einige


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Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

Merkpunkte als Überblick auch über die Arbeit <strong>des</strong> Beirates geben <strong>und</strong> dann noch<br />

einige Bemerkungen dazu machen.<br />

Einer der wesentlichen Impulse da<strong>für</strong>, dass die Lan<strong>des</strong>regierung sich dem Thema<br />

Lan<strong>des</strong>nachhaltigkeitsstrategie widmet, ist die Beschlussfassung <strong>des</strong> <strong>Landtag</strong>es.<br />

Insofern freue ich mich sehr, dass der <strong>Landtag</strong> sich an dieser Stelle auch über die<br />

Arbeit <strong>des</strong> Beirates informieren will. Wir haben mit dem Ausschussvorsitzenden<br />

mehrfach im Rahmen <strong>des</strong> Beirates gesprochen <strong>und</strong> auf diese Art <strong>und</strong> Weise einen<br />

Austausch zwischen beiden Seiten organisiert. Der Beirat selber ist seinem Selbstverständnis<br />

nach ein wissenschaftliches Gremium, was die Lan<strong>des</strong>regierung beraten<br />

soll <strong>und</strong> was beim Ministerium <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz angesiedelt<br />

ist. Wir haben darüber hinaus als einen Auftrag auch die öffentliche Kommunikation<br />

zum Thema Nachhaltigkeit mit zu betreiben <strong>und</strong> das ist der Ausgangspunkt<br />

da<strong>für</strong>, dass der Dialogprozess, den die Lan<strong>des</strong>regierung eingerichtet hat, in den letzten<br />

Monaten zur Erstellung einer Lan<strong>des</strong>nachhaltigkeitsstrategie von uns als Beirat<br />

auch sehr intensiv begleitet wurde. Es ist natürlich so, dass der Beirat auf der einen<br />

Seite sozusagen den großen Willen hat, dass die Nachhaltigkeitsstrategie <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />

formuliert wird <strong>und</strong> erfolgreich ist <strong>und</strong> gleichzeitig sind wir als Wissenschaftler<br />

natürlich auch gehalten, die kritische Distanz, die wir zur konkreten Politik behalten<br />

wollen, auch zum Ausdruck zu bringen.<br />

Ich werde jetzt einen kurzen Überblick geben darüber, was die Schwerpunkte der<br />

Arbeit <strong>des</strong> Nachhaltigkeitsbeirates sind <strong>und</strong> womit wir uns beschäftigen. Die Hauptaufgabe<br />

besteht im Augenblick darin, dass wir eine Stellungnahme <strong>für</strong> den Prozess<br />

der Erstellung der Lan<strong>des</strong>nachhaltigkeitsstrategie formulieren. Das ist eine größere<br />

Arbeit, weil wir zu den fünf Handlungsfeldern plus einen zusätzlichen Punkt Biodiversität,<br />

auf den ich noch zu sprechen komme, uns intensiv mit einzelnen Punkten beschäftigt<br />

haben. Dazu kommt dann eben auch ein Kapitel zum Thema Leitbild Nachhaltigkeit<br />

<strong>und</strong> ein Kapitel zu dem Thema wie die Lan<strong>des</strong>regierung <strong>und</strong> das Land insgesamt<br />

sich auf der praktischen politischen Ebene dem Thema Nachhaltigkeit widmen<br />

soll.<br />

Wir haben in dem Leitbild drei Maxime nachhaltiger Entwicklung zum Ausgangspunkt<br />

genommen. Das eine ist Nachhaltige Entwicklung, also das politischen Konzept. Und<br />

die entsprechende Politik orientiert sich heute auch an den Bedürfnissen der künftigen<br />

Generationen. Es vermeidet nicht nachhaltige Trends <strong>und</strong> nicht nachhaltige<br />

Konsum- <strong>und</strong> Produktionsmuster <strong>und</strong> es berücksichtigt gleichberechtigt die drei Dimensionen<br />

Ökonomie, Ökologie, Kultur <strong>und</strong> Soziales. Dazu werde ich jetzt nichts<br />

weiter sagen, weil das von uns dann in der Stellungnahme, die in Arbeit ist, im Einzelnen<br />

noch ausgeführt wird. Es ist sehr wichtig, <strong>und</strong> insofern ist es auch kein Zufall,<br />

dass Herr Stock diesen Punkt auch immer wieder betont als Klimaforscher <strong>und</strong> als<br />

Klimafolgenforscher. Aber wie es auch in der Definition <strong>für</strong> Nachhaltigkeit angelegt<br />

ist, dass nachhaltige Entwicklung in die Zukunft blickt, sich mit den gegenwärtigen<br />

<strong>und</strong> zukünftigen Bedürfnissen beschäftigt. Herr Stock hat hier eben kurz zusammengeführt,<br />

dass diese Zukunftsperspektive ebenso zu begreifen ist, dass man Zukunft<br />

nicht vorhersehen kann, sondern dass man in Szenarien muss entsprechend der jeweiligen<br />

Rahmenbedingungen <strong>und</strong> dass das politische Handeln <strong>und</strong> die politischen


<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33 S. 6<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

Optionen sich eben an solchen Szenarien orientieren. Zukunft lässt sich eben nicht<br />

vorhersagen, <strong>und</strong> das heißt, die Näherungsweisen sind eben dann die Schritte, die<br />

die Politik zu gehen hat. Man kann die genannten drei Dimensionen in einem Bild als<br />

konzentrische Kreise darstellen, wo jeweils die Rahmenbedingungen, die gesellschaftlichen<br />

Lebensbedingungen mit einbezogen werden: Wirtschaft, Gesellschaft,<br />

<strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> Ressourcen. Das nur zu Ihrer allgemeinen Orientierung.<br />

Wir haben unsere Stellungnahme, <strong>und</strong> da bin ich eben schon mal kurz darauf eingegangen,<br />

so gegliedert, dass wir einen allgemeinen Einleitungsteil haben mit dem<br />

Leitbild <strong>und</strong> dem, was man dann so schön neudeutsch als Gouvernement bezeichnet,<br />

also als die Kunst <strong>des</strong> Politikmachens <strong>und</strong> die politischen Strategien, die damit<br />

verb<strong>und</strong>en sind. Die Eckpunkte sind ähnlich aufgebaut wie die, welche die Lan<strong>des</strong>regierung<br />

verabschiedet hat <strong>und</strong> die dann die fünf Handlungsschwerpunkte erläutern,<br />

die Teil der Eckpunkte sind.<br />

Zum Thema Biodiversität: Der Beirat hat in einem Schreiben an den Ministerpräsidenten<br />

<strong>und</strong> Frau Ministerin Tack darum gebeten, Biodiversität <strong>und</strong> Landnutzung als<br />

weiteren Punkt, was die Handlungsschwerpunkte angeht, aufzunehmen. Dazu hat es<br />

eben auch eine interministerielle Besprechung gegeben. Dazu kann <strong>und</strong> will ich im<br />

Augenblick gar nichts sagen. Frau Tack wird sicherlich dazu Stellung nehmen können.<br />

Uns ist wichtig, dass dieses Querschnittsthema an gebührender Stelle auch behandelt<br />

wird. Wie man das im Einzelnen macht, liegt natürlich in der Kompetenz der<br />

Lan<strong>des</strong>regierung, <strong>und</strong> da sind verschiedene Varianten denkbar. Auch zu dieser Diskussion,<br />

die im Fluss ist, will ich mich jetzt im Detail nicht äußern.<br />

Das Leitbild „Nachhaltige Entwicklung“, <strong>und</strong> das ist ein etwas anderer Gliederungspunkt<br />

als diese drei Dimensionen, die sich sozusagen auf die Politikfelder beziehen,<br />

orientiert sich nach Auffassung <strong>des</strong> Beirates an drei Fragen. Die erste bezieht sich<br />

auf die ökologische Tragfähigkeit <strong>des</strong> Planeten, die begrenzt ist <strong>und</strong> dass wir die<br />

Möglichkeiten unserer natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lagen nicht gefährden dürfen. Ein<br />

zweiter Punkt, der jetzt auch in der Konferenz von Rio eine große Rolle gespielt hat,<br />

ist das Stichwort, wie man das Wirtschaftsleben nachhaltig gestalten kann, wo es<br />

eben - <strong>und</strong> auch das ist eine Diskussion, die der Bun<strong>des</strong>tag <strong>und</strong> der Rat <strong>für</strong> Nachhaltige<br />

Entwicklung zum Beispiel geführt hat - darum geht, Wohlstand nicht nur im Zusammenhang<br />

mit wirtschaftlichem Wachstum, mit Bruttoinlandsprodukt etc. zu begreifen,<br />

sondern eben ein Begriff von Wohlfahrt, der sehr viel mehr an gesellschaftlichen<br />

Implikationen hat, in die Debatte miteinzubeziehen. Auch darauf werden wir<br />

dann im Einzelnen eingehen. Und ein dritter sehr wichtiger Punkt, der unseres Erachtens<br />

immer etwas droht vernachlässigt zu werden, ist die Bedeutung sozusagen gesellschaftlicher<br />

Fragen, die oft etwas unterschätzt wird, weil sie quer dazu liegt. Und<br />

<strong>des</strong>halb haben wir sozusagen als drittes wichtiges Element - wir nennen das dann<br />

„Trias“ die Frage gestellt: Befördert das Handeln in der Politik, in den Unternehmen,<br />

in den Organisationen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> die Teilhabe aller an den Entscheidungs- <strong>und</strong> Gestaltungsprozessen.<br />

Diese Fragestellung fand dann zum Beispiel auch in dem Dialogprozess<br />

ihren Ausdruck, wo wir mit insgesamt 500 Teilnehmern - wenn ich das<br />

richtig im Kopf habe - innerhalb von sechs Workshops einen großen Beteiligungsprozess<br />

angestoßen haben, der auch im Netz dokumentiert ist.


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Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

Die Frage, wie man eigentlich Nachhaltigkeitspolitik im Handeln der Lan<strong>des</strong>regierung,<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> insgesamt - also dann eben auch <strong>Landtag</strong>, Interessenorganisationen<br />

<strong>und</strong> die Menschen selber -, verankern kann <strong>und</strong> worauf man da achten muss,<br />

werde ich jetzt im Einzelnen nicht erläutern, weil es in den Eckpunkten der Lan<strong>des</strong>regierung<br />

<strong>und</strong> in den Empfehlungen, die der Beirat gemacht hat, verankert ist. Da<br />

sind eben verschiedene Punkte aufgeführt bis dahin, dass Politik überprüfbar sein<br />

muss. Auch danach werden wir uns bei der Behandlung der Handlungsschwerpunkte<br />

richten.<br />

Auf die als Stichworte aufgeführten Handlungsschwerpunkte werde ich jetzt nicht<br />

weiter eingehen. Der Punkt Nachhaltige Finanzpolitik wurde durch die Initiative der<br />

Lan<strong>des</strong>regierung aufgenommen, was wir vonseiten <strong>des</strong> Beirates sehr begrüßt haben.<br />

Wir haben auch den Prozess der Erstellung eines Lan<strong>des</strong>aktionsplans „Bildung <strong>für</strong><br />

nachhaltige Entwicklung“ vonseiten <strong>des</strong> Beirats mitunterstützt <strong>und</strong> eben die schon<br />

angesprochene Frage Biodiversität <strong>und</strong> Landnutzung.<br />

Und damit bin ich schon mehr oder weniger am Ende. Das war ein kleiner Parforceritt,<br />

der Ihnen einen Überblick über die Arbeit <strong>des</strong> Beirates geben soll. Ich möchte<br />

nochmal betonen, dass es - glaube ich - wichtig ist, dass der <strong>Landtag</strong> als das demokratisch<br />

legitimierte Gremium im Lande sich dieses Themas auch weiterhin annimmt<br />

<strong>und</strong> auch in den weiteren Diskussionsprozessen den aktiven Part übernimmt. Ich<br />

kann mir gut vorstellen, dass die demokratisch legitimierte Seite der <strong>Landtag</strong> <strong>und</strong> die<br />

- so hoffe ich - fachlich kompetente Seite <strong>des</strong> Beirates zu Formen der Zusammenarbeit<br />

kommen, weil ich glaube, dass sich das ganz gut ergänzen kann.<br />

Damit bin ich am Schluss meiner kurzen Einleitung <strong>und</strong> stehe natürlich, <strong>und</strong> auch die<br />

anderen Mitglieder <strong>des</strong> Beirates <strong>und</strong> Anwesenden, zu Fragen gerne zur Verfügung.<br />

Vorsitzender:<br />

Vielen Dank, Herr Dr. Statz. Gibt es Nachfragen oder Anmerkungen zu dem eben<br />

gehörten Vortrag.<br />

Ministerin Tack:<br />

Herr Vorsitzender! Meine Damen <strong>und</strong> Herren! Der Tagesordnungspunkt <strong>und</strong> der Bericht<br />

<strong>des</strong> Nachhaltigkeitsbeirates gibt mir auch hier die Gelegenheit, mich ganz herzlich<br />

beim Beirat zu bedanken <strong>für</strong> die bisherige Arbeit, die er geleistet hat, die wir gemeinsam<br />

geleistet haben. Wir haben viele Erfahrungen gesammelt, auch dabei, dass<br />

wir neue Wege gesucht haben <strong>und</strong> gegangen sind, indem wir ein öffentliches Dialogverfahren<br />

durchgeführt haben mit Interessenverbänden, mit Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern,<br />

mit Experten, Spezialisten usw., um die beschriebenen Eckpunkte zu diskutieren,<br />

Ideen zu sammeln, all das, was dann möglicherweise - alles sicherlich nicht,<br />

aber vieles davon - in die Stellungnahme <strong>des</strong> Beirates einfließen wird zur Nachhaltigkeitsstrategie<br />

<strong>und</strong> letztendlich in den Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie <strong>für</strong> das<br />

Land.


<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33 S. 8<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

Wir haben uns Mühe geben, den Entwurf öffentlich zu diskutieren, bevor das Kabinett<br />

voraussichtlich im November diesen Jahres den Kabinettsbeschluss verabschiedet.<br />

Wenn der Entwurfstext steht, wird es wiederum eine Herausforderung werden, alle<br />

Interessenlagen der unterschiedlichen Vertreter der Lan<strong>des</strong>regierung unter dieses<br />

Dach Nachhaltigkeitspolitik <strong>und</strong> Zukunftsfähigkeit <strong>für</strong> das Land Brandenburg zu bringen.<br />

Wir nehmen gerne nochmal zur Kenntnis, der Beirat <strong>und</strong> auch wir als Lan<strong>des</strong>regierung,<br />

wie das Parlament möglicherweise uns intensiver begleitet als bisher. Nicht erst<br />

zur möglichen Beschlussfassung, sondern schon auf dem Weg dahin.<br />

Wir wollen versuchen, das Thema Nachhaltigkeit der Bevölkerung nahezubringen,<br />

damit sie sich besser als bisher damit auseinandersetzt <strong>und</strong> unter dem Stichwort<br />

„Enkeltauglichkeit“ auf die Tagesordnung setzen. Alle politischen, gesetzlichen <strong>und</strong><br />

Verwaltungsentscheidungen sind auf den Prüfstand zu stellen, ob sie wirklich die<br />

richtigen <strong>und</strong> die geeigneten unter den verschiedenen Schwerpunktsetzungen sind,<br />

die wir schon im Dialogverfahren untersetzt haben.<br />

Ich finde es gut, dass wir dieses Jahr sozusagen auf den Punkt kommen wollen. Es<br />

wird aber bei der Nachhaltigkeitsstrategie niemals ein abgeschlossenes Ergebnis<br />

geben, sondern es handelt sich um einen fortzuschreibenden Prozess, in den neue<br />

Erfahrungen aufgenommen werden.<br />

Biodiversität ist ein Thema, wo es unterschiedliche Auffassungen gab. Herr Dr. Statz<br />

ist darauf eingegangen. Wir sind der festen Überzeugung <strong>und</strong> die interministerielle<br />

Arbeitsgruppe hat sich dazu verständigt, dieses Thema gebührend zu behandeln <strong>und</strong><br />

in den vorhandenen Schwerpunkten eine Untersetzung zu finden. Es wird nicht ganz<br />

leicht werden, aber es wird uns gelingen. Denn wir sind ja auch von Ihnen, vom Parlament,<br />

beauftragt, das Thema Biodiversität <strong>und</strong> Landnutzung in die Nachhaltigkeitsstrategie<br />

mitaufzunehmen.<br />

Abgeordnete Steinmeter-Mann (DIE LINKE):<br />

Vielen Dank an die Mitglieder <strong>des</strong> Beirates <strong>für</strong> die Vorstellung. Wir haben als Fraktion<br />

den Tagesordnungspunkt heute auch mitgesetzt, um Ihnen die Möglichkeit zu geben,<br />

ihre Arbeit vorzustellen <strong>und</strong> die parlamentarische Begleitung, auch hier im Ausschuss<br />

mit fortzusetzen bzw. zu intensivieren. Sie haben völlig Recht, dass auch im Jahre<br />

2013 Aufgaben auf uns als Fraktion, als Abgeordnete, als Ausschussmitglieder, zukommen.<br />

Mich würde an dieser Stelle nochmal interessieren, ob man aus den Dialogveranstaltungen<br />

mit der beträchtlichen Teilnehmerzahl Schwerpunkte deutlich<br />

machen kann, die von den Teilnehmern besonders ins Auge gefasst wurden <strong>und</strong> wo<br />

Handlungsbedarf auch <strong>für</strong> uns als Abgeordnete ersichtlich wird? Und der andere<br />

Punkt „Biologische Vielfalt“ - kann man dazu nochmal etwas erfahren, welche Anforderungen<br />

da aus der Sicht der Teilnehmer an uns gestellt sind?


<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33 S. 9<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

Abgeordnete Lehmann (SPD):<br />

Ich bedanke mich ebenfalls <strong>für</strong> den Bericht <strong>und</strong> wollte auch auf einen Handlungsschwerpunkt<br />

eingehen, nämlich den Bereich BNE - Bildung <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung.<br />

Ich freue mich, dass das Thema hier unter dieser Nachhaltigkeitsbetrachtung<br />

mitberücksichtigt wird. In der Darstellung dazu sprechen Sie sogar von einem Perspektivwechsel.<br />

Wie darf ich das verstehen? Vielleicht können Sie das noch ein bisschen<br />

genauer ausführen. Und mich interessiert ganz besonders: Wie haben Sie hier<br />

auch die Erwachsenenbildung mitberücksichtigt einschließlich der allgemeinen, kulturellen<br />

<strong>und</strong> politischen Bildung <strong>und</strong> nicht nur der beruflichen Bildung.<br />

Abgeordneter Vogel (GRÜNE/B90):<br />

Auch meinerseits recht herzlichen Dank, dass wir im vierten Jahr der Legislaturperiode<br />

wieder einen entscheidenden Schritt weitergekommen sind auf dem Weg zu einer<br />

Lan<strong>des</strong>strategie zur Nachhaltigen Entwicklung Brandenburgs.<br />

Ich habe verschiedene Fragen, die eine an Sie als Vertreter <strong>des</strong> Gremiums. Sie hatten<br />

sich am Anfang dargestellt als ein wissenschaftliches Beratungsgremium, das<br />

dem MLUV zugeordnet ist. Aus den Unterlagen ergibt sich, es gibt eine interministerielle<br />

Arbeitsgruppe, die diesen Dialogprozess mitgestalten soll <strong>und</strong> da<strong>für</strong> sorgen soll,<br />

dass die Erkenntnisse, die Sie gewinnen, auch in einem Abstimmungsverfahren mit<br />

den anderen Ressorts vorangetrieben werden. Was mich interessieren würde: Wie<br />

bewerten Sie die Zusammenarbeit mit der IMAG, gibt es überhaupt eine Zusammenarbeit<br />

mit der IMAG? Welchen Einfluss haben tatsächlich Ihre Ideenentwicklungen,<br />

Ihre Konzepte auf die Arbeit der Lan<strong>des</strong>regierung in ihrer Gesamtheit.<br />

Um das nochmal in Erinnerung zu rufen - unseres Erachtens wäre es sinnvoller gewesen,<br />

den Nachhaltigkeitsbeirat als ein Beratungsorgan <strong>für</strong> die gesamte Lan<strong>des</strong>regierung<br />

direkt beim Ministerpräsidenten anzusiedeln. Es ist dann anders gekommen.<br />

Aber mit dieser Situation muss man umgehen <strong>und</strong> von daher die Frage, wie Sie das<br />

bewerten. Die Ministerin hat ausgeführt, dass es bis zum November 2013 zu einer<br />

Kabinettsbefassung <strong>für</strong> die Nachhaltigkeitsstrategie kommen soll. In Ihren Unterlagen,<br />

Frau Ministerin, loben Sie dann auch, dass die Eckpunkte zur Nachhaltigkeitsstrategie<br />

den Weg zur Erstellung einer Lan<strong>des</strong>nachhaltigkeitsstrategie vorgezeichnet<br />

<strong>und</strong> den breiteren Rahmen <strong>für</strong> eine Diskussion abgesteckt haben. Und Sie sagen,<br />

jetzt ist praktisch die Phase <strong>des</strong> ergebnisoffenen Dialogs mit den gesellschaftlichen<br />

Akteuren eröffnet. Gibt es da<strong>für</strong> eine Zeitleiste? Zeitleiste nicht nur mit Schlusspunkt<br />

November 2013, sondern auch eine Zeitleiste <strong>für</strong> diesen Dialog mit den gesellschaftlichen<br />

Akteuren. Und welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang der Nachhaltigkeitsbeirat?<br />

Die dritte Frage. Es gab, wie auch dargestellt, verschiedene Workshops,<br />

es gab eine breite öffentliche Beteiligung. Sind die Akteure in diesen Workshops<br />

noch weiter beteiligt im weiteren Verfahren oder spielt sich jetzt alles ab in Gesprächen<br />

zwischen den Ressorts oder in den Gesprächen zwischen den Ressorts, den<br />

Ressorts der IMAG <strong>und</strong> dem Nachhaltigkeitsbeirat. Die Frage ist: Welche gesellschaftlichen<br />

Akteure haben jetzt tatsächlich auch noch Einfluss im weiteren Diskussionsprozess?


<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33 S. 10<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

Abgeordneter Beyer (FDP):<br />

Vielen herzlichen Dank auch von meiner Seite natürlich, vielen Dank <strong>für</strong> den Bericht.<br />

Ich hätte zwei Fragen, eine etwas allgemeinere <strong>und</strong> eine speziellere. Herr Dr. Statz,<br />

Sie haben ja sehr zu Recht auf die Bedeutung von Szenarien in der momentanen<br />

Debatte hingewiesen. Das hat mich so ein klein bisschen erinnert an eine Veranstaltung.<br />

Ich hatte Ende letzten Jahres das große Vergnügen, mit Klaus Töpfer die<br />

Waldschadensproblematik der 70er <strong>und</strong> 80er Jahre zu diskutieren. Und er hat mir<br />

damals einen Satz gesagt, der ist mir heute immer noch im Kopf ist. Er sagte: „Handle<br />

stets so, dass das, was Du tust, selbst dann richtig ist, wenn sich herausstellen<br />

sollte, dass die wissenschaftliche Gr<strong>und</strong>lage da<strong>für</strong> falsch war.“ Ich finde das ganz<br />

interessant, weil das ja genau diese Frage aufwirft, wann ist eigentlich wissenschaftliche<br />

Erkenntnis, noch dazu wenn man sie meistens in mehrere Szenarien spreizen<br />

muss <strong>und</strong> gar nicht weiß, welches Szenario eigentlich relevant ist. Wann ist die so<br />

verdichtet, dass Sie guten Gewissens sozusagen der Politik konkrete Handlungsempfehlungen<br />

geben könnten - <strong>und</strong> die Frage geht natürlich genauso an die Ministerin,<br />

wie sie diesen Mechanismus sieht. Das ist das eine <strong>und</strong> die etwas konkretere<br />

Frage, ich habe mich ein klein bisschen gew<strong>und</strong>ert, obwohl ich die Intention sehr gut<br />

verstehe, Ihren Aufruf an den <strong>Landtag</strong>, sich zu beteiligten, denn es ist ja nicht so, als<br />

hätte der <strong>Landtag</strong> nichts getan. Ich möchte nur daran erinnern, dass wir im Plenum<br />

am 14. Dezember letzten Jahres ein von meiner Fraktion initiierten <strong>und</strong> am Schluss<br />

von vier Fraktionen mitgetragenen Antrag zur Landnutzungspolitik im Land Brandenburg<br />

verabschiedet haben. Und ich erinnere mich auch sogar an einen von fünf Fraktionen<br />

getragenen Antrag zur Fischereipolitik <strong>und</strong> noch einige weitere. Ich will die<br />

jetzt gar nicht alle aufzählen. Ich glaube, der <strong>Landtag</strong> hat den Nachhaltigkeitsbeirat<br />

doch schon eine ganze Reihe konkrete, ich will jetzt gar nicht Arbeitsaufträge sagen,<br />

aber zumin<strong>des</strong>t Handlungsempfehlungen gegeben. Es würde mich natürlich schon<br />

w<strong>und</strong>ern oder interessieren, wie Sie die in Ihre Arbeit sozusagen implementieren <strong>und</strong><br />

wie daraus dann in der Tat konkrete Maßnahmen <strong>und</strong> auch konkrete Politik wird.<br />

Herr Dr. Statz (Beirat <strong>für</strong> Nachhaltige Entwicklung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg):<br />

Ich würde gern, bevor man zu einzelnen Themen kommt, auf die politischen Strukturfragen<br />

nochmal eingehen, die hier mehrfach gestellt worden sind. Das eine ist die<br />

Frage <strong>des</strong> Dialogprozesses. Der Beirat hat sich ja sehr da<strong>für</strong> stark gemacht <strong>und</strong> dann<br />

auch im Detail engagiert, was die Vorbereitung der einzelnen Veranstaltungen angeht<br />

- es sind 500 Teilnehmer gewesen, ich habe gerade nochmal nachgeguckt, in<br />

7 Dialogforen. Diese Dialogforen sind zum Teil oder werden noch im Internet auf der<br />

Seite <strong>des</strong> Ministeriums <strong>und</strong> mit dem Link auch auf der Seite <strong>des</strong> Nachhaltigkeitsbereites<br />

dokumentiert. Und zwar sehr ausführlich, sodass man die Anregungen, die in<br />

den Dialogforen gemacht worden sind, da nachlesen kann. Des Weiteren wird die<br />

Agentur, die die Dialoge organisiert <strong>und</strong> vorbereitet hat, einen kurzen Schlussbericht<br />

machen mit Schlussfolgerungen, in denen das nochmal komprimiert wird, was in dem<br />

Dialogprozess angesprochen worden ist. Und das kann eben auch ein direkter Input<br />

sowohl <strong>für</strong> den <strong>Landtag</strong> als auch eben <strong>für</strong> die Lan<strong>des</strong>regierung darstellen, mit dem<br />

sie dann arbeiten kann. Und der andere Input, den es geben wird, ist natürlich die<br />

Stellungnahme, die der Beirat geben wird.


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Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

In dem gleichen Zusammenhang die Frage von Herrn Vogel, was die Rolle <strong>des</strong> Beirats<br />

als Beratungsgremium angeht: Wir haben explizit in unseren Empfehlungen, denen<br />

die Lan<strong>des</strong>regierung in ihren Eckpunkten zu großen Teilen - denke ich -, zum<br />

Teil natürlich modifiziert <strong>und</strong> eingeschränkt, gefolgt ist, vorgeschlagen, dass die<br />

Nachhaltigkeitsstrategie <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> zentral beim Ministerpräsidenten, sprich: operativ<br />

bei der Staatskanzlei, eingerichtet wird, weil es auch um ein Element von politischer<br />

Führung geht. Das heißt, es ist wichtig, dass die politische Seite wirklich sich<br />

das zu Eigen macht, das auch kommuniziert, also die eigene Politik in diesen Kontext<br />

stellt. Auf Bun<strong>des</strong>ebene ist das beim Kanzleramt angesiedelt <strong>und</strong> die Bun<strong>des</strong>kanzlerin<br />

spricht zum Beispiel bei den jährlichen Kongressen. Das ist diese Art von Aufwertung,<br />

die wir vorgeschlagen haben. Die Lan<strong>des</strong>regierung ist dem nicht gefolgt, sondern<br />

hat gesagt, der Beirat ist eben beim <strong>Umwelt</strong>ministerium angesiedelt. Aber es ist<br />

klar, wie auch aus dem Beschluss <strong>des</strong> <strong>Landtag</strong>es hervorgeht, dass der Beirat die<br />

gesamte Lan<strong>des</strong>regierung auf diesem Wege natürlich berät. Das zeigt sich auch daran,<br />

dass zwei Vertreter <strong>des</strong> Beirat in der interministeriellen Arbeitsgruppe als Gäste<br />

da sind, sich an den Diskussionen beteiligen, sodass es auch da wiederum eine,<br />

sozusagen, Verbindung gibt in dem Sinne, dass, wenn der Beirat gefragt wird, er natürlich,<br />

<strong>und</strong> bestimmte Ergebnisse vorweisen kann, dass der Beirat sich an dieser<br />

Diskussion zum Beispiel dann auch aktiv beteiligt. So sind Pilotvorhaben zum Thema<br />

Nachhaltigkeitsprüfung auf Anregung <strong>des</strong> Beirates eben auch entstanden.<br />

Was die weitere Beteiligung von Akteuren angeht <strong>und</strong> den Konsultationsprozess: Die<br />

Lan<strong>des</strong>regierung hat sich in ihren Eckpunkten dazu bekannt, dass es eine zweite<br />

Phase <strong>des</strong> Konsultationsprozesses geben wird. Das heißt, dann, wenn die Lan<strong>des</strong>regierung<br />

einen Entwurf formuliert hat, dass es, wie auch immer, einen Konsultationsprozess<br />

geben wird. Wie der im Einzelnen aussieht, das war nicht in dem Auftrag<br />

<strong>für</strong> die Agentur drin, die die erste Phase gemacht hat, weil man natürlich erst mal<br />

sehen muss, wie es läuft, um dann zu sehen, wie man weiter verfährt. Wie diese<br />

zweite Phase der Konsultation im Einzelnen aussehen wird, ist in der Diskussion.<br />

Dazu will ich im Einzelnen gar nichts sagen. Die Eckpunkte sprechen von der Internetkonsultation<br />

<strong>und</strong> von Veranstaltungen. Dadurch, dass die erste Dialogphase sehr<br />

ausführlich war, kann <strong>und</strong> muss man natürlich jetzt überlegen, was der Mehrwert ist,<br />

wenn man eine zweite Phase macht. Aber es ist klar, dass natürlich auch der Entwurfstext<br />

der Lan<strong>des</strong>regierung als solcher - dazu hat sie sich ja bekannt - diskutiert<br />

wird. Und ob <strong>und</strong> wie die Partizipation von gesellschaftlichen Akteuren dann bei der<br />

Umsetzung der Lan<strong>des</strong>nachhaltigkeitsstrategie einbezogen wird, das wird sich am<br />

ehesten entscheiden in den einzelnen Handlungsfeldern, weil das wird bei Bildung<br />

<strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung anders aussehen als etwa im Wirtschaftsbereich etc.<br />

Davon gehe ich zumin<strong>des</strong>t aus. Ich meine, die Texte sind halt in der Diskussion. Da<br />

werden in den einzelnen Handlungsschwerpunkten dann auch Vorschläge <strong>für</strong> diese<br />

Art von Partizipation <strong>und</strong> Beteiligung der Gesellschaft gemacht. Wichtig ist, <strong>und</strong> auch<br />

das ist ja in den Eckpunkten betont worden, dass es eine Strategie <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>und</strong><br />

nicht eine Strategie der Lan<strong>des</strong>regierung alleine ist. Natürlich hat die Lan<strong>des</strong>regierung<br />

dabei eine zentrale Rolle, das ist ihre politische Rolle, aber gleichzeitig ist es<br />

natürlich so, dass nur, wenn die Gesellschaft insgesamt, die Organisationen, die In-


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Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

dividuen etc. sich das zu Eigen machen, aus einem nachhaltigen Brandenburg was<br />

werden kann.<br />

Das zu diesen allgemeinen Punkten. Dann noch was zu BNE, <strong>und</strong> dann kann Herr<br />

Kreibich ja auch die ganzen anderen inhaltlichen Punkten, wo er sehr viel stärker drin<br />

ist als ich, im Einzelnen noch kommentieren. Bei BNE ist es so: Ich bin in dieser Arbeitsgruppe,<br />

dass die Stichworte, die auf der Folie sind, eigentlich wirklich nur so<br />

Hinweise geben. Wenn ich das Stichwort Bildungslandschaften aufgreife, dann ist<br />

damit gemeint, dass Bildung eben nicht nur eine Frage einzelner Institutionen ist,<br />

sondern dass die verschiedenen Institutionen zusammenwirken müssen, <strong>und</strong> zwar<br />

insbesondere auch vor Ort. Also eine Bildungslandschaft wäre zum Beispiel, wenn,<br />

wie das beim Kreis Barnim der Fall ist, es ein Konzept gibt <strong>für</strong> sozusagen einen klimafre<strong>und</strong>lichen<br />

Landkreis <strong>und</strong> man dann überlegt wie weit die Erwachsenbildung,<br />

wie weit in der Schule, in der Planung <strong>und</strong> der Kommunikation, der Klimapolitik insgesamt<br />

in diesem Landkreis etwas zusammenfassen kann. Das ist dieser Begriff von<br />

Landschaft, der dahintersteht. Und das ist - glaube ich - auch ein Perspektivwechsel.<br />

Wenn wir über Bildung nachdenken, denken wir natürlich nach über von der Wiege<br />

bis zur Bahre, wenn man so will. Wichtiger ist natürlich die Umsetzung von Bildungsinhalten,<br />

wie sich das Konzept damit beschäftigt. Und das kann eben runtergezogen<br />

werden auf die sogenannten Bildungslandschaften. Das ist sozusagen ein Punkt, den<br />

ich kurz erläutern werde, weil das wirklich auch ein Perspektivwechsel ist. Wichtig ist<br />

eben auch der allgemeine Kommunikationsaspekt, den wir hervorgehoben haben.<br />

Wichtig ist eben auch bei Bildung <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung, dass die Lan<strong>des</strong>regierung<br />

selber sich diese Inhalte zu Eigen macht. Also Teil einer Bildung <strong>für</strong> nachhaltige<br />

Entwicklung wäre zum Beispiel eben auch, dass die Lan<strong>des</strong>akademie <strong>für</strong> öffentliche<br />

Verwaltung auch die Verwaltung schult. Und es wäre wichtig, dass die Volkshochschulen<br />

sich diesem Thema zum Beispiel zuwenden. Und auf dieser Ebene ist dann<br />

die Stellungnahme im Einzelnen angesiedelt. Ich will das jetzt nicht weiter erläutern.<br />

Prof. Dr. Kreibich (Beirat <strong>für</strong> Nachhaltige Entwicklung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg):<br />

Ich beginne mal mit der erfreulichen Seite. Wir sind zwar formell am Ministerium <strong>für</strong><br />

<strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz angeb<strong>und</strong>en, aber wir haben die Arbeit -<br />

ich jedenfalls ganz speziell - immer so verstanden, dass es eine Arbeit <strong>für</strong> die Lan<strong>des</strong>regierung<br />

<strong>und</strong> das gesamte Land Brandenburg ist, sonst gibt ja auch Nachhaltigkeit<br />

keinen Sinn. Aber die Anbindung an das Ministerium muss ich mit großer positiver<br />

Kommentierung hier versehen, weil wir sehr gut zusammenarbeiten. Ich darf insbesondere<br />

auch Frau Tack ganz herzlich danken, dass sie sich immer aktiv beteiligt,<br />

das gleiche <strong>für</strong> Herrn Dr. Hälsig <strong>und</strong> andere <strong>und</strong> auch unsere Geschäftsführung hat<br />

uns da sehr stark unterstützt in Gestalt von Herrn von Bothmer <strong>und</strong> Herrn Batta-<br />

Lochau. Ich möchte das gerne mal erwähnt haben, weil da wirklich tolle Arbeit geleistet<br />

worden ist.<br />

Der zweite Punkt: Wir haben diesen Dialogprozess geführt, aber der war unterschiedlich<br />

gut. Das muss ich ganz klar sagen. Aus meiner Sicht waren zum Beispiel<br />

die beiden Dialogprozesse Finanzen <strong>und</strong> Wirtschaft nicht gut. Und zwar nicht, be-


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<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

haupte ich mal schlichtweg, dass wir schlechte Inputs geliefert haben, sondern einfach<br />

die fachliche Qualität der Teilnehmer mäßig war, äußerst mäßig. Ich habe nichts<br />

gelernt dabei, fast nichts. Und das ist schon ein bisschen traurig, weil das ja gerade<br />

so sein sollte, dass Leute aus der Praxis - <strong>und</strong> wir hören da ja ganz genau hin, was<br />

die Praxis will - uns vielleicht das ein oder andere gesagt hätten, was besser gemacht<br />

werden müsste, was anders gemacht werden müsste oder Fragen gestellt<br />

hätten. Nein, die waren eigentlich alle schlecht informiert. Mehr kann ich dazu nicht<br />

sagen. Die anderen Dialogprozesse liefen erheblich besser - soweit ich das übersehen<br />

kann.<br />

Und dann kommt der nächste Punkt. Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit -<br />

wie gesagt - dem MUGV <strong>und</strong> auch dem Finanzministerium. Wir haben sehr intensive<br />

Gespräche über unsere Arbeitsgruppe nachhaltige Finanzpolitik mit der Staatssekretärin,<br />

Frau Trochowsky, <strong>und</strong> Frau Fischer als Abteilungsleiterin geführt, <strong>und</strong> das war<br />

sehr fruchtbar. Ich glaube, das lohnt sich auch.<br />

Jetzt würde ich doch die Abgeordneten bitten, sich mal Gedanken zu machen, wie<br />

man stärker in manche andere Ressorts hineinleuchten kann. Es hat ja keinen Sinn<br />

eine Nachhaltigkeitsstrategie zu machen, wenn dann wichtige Ressorts wie Wirtschaft,<br />

Infrastruktur usw. mehr oder weniger - ich will mal sagen - außen vor bleiben<br />

oder das alles <strong>für</strong> Dünnbier halten oder was auch immer oder irgendwie abstraktes<br />

Zeug. Sie werden sich w<strong>und</strong>ern, wie konkret das wird bei uns. Vielleicht viel zu konkret,<br />

als dass das richtig verarbeitet werden kann. Und insofern glaube ich, was hier<br />

wirklich wichtig wäre, dass auch gerade der Ausschuss hier in die Breite wirkt, über<br />

die Fraktionen - da ist das nämlich ähnlich. Auch in den anderen Ausschüssen sieht<br />

das nicht so toll aus. Und <strong>des</strong>halb wäre es nach meiner Ansicht äußerst wichtig, in<br />

die anderen Ministerien einzuwirken <strong>und</strong> auch in die anderen Ausschüsse. Das ist<br />

jedenfalls ein ganz wichtiger Punkt, der mir hier auf der Seele brennt. Nachhaltigkeit<br />

ist eben ein sehr umfangreicher Prozess, an dem alle Ressorts beteiligt sein sollten,<br />

müssten <strong>und</strong> in dem alle auch im <strong>Landtag</strong> beteiligt sein sollten <strong>und</strong> müssten.<br />

Wir sind - glaube ich - schon ganz schön weit gekommen was die Arbeit anbelangt.<br />

Wir haben nämlich zu allen diesen Feldern bereits Papiere erarbeitet. Die sind zwar<br />

jetzt erst im Entwurf. Aber ich würde glauben, es wäre gut, wenn uns vielleicht schon<br />

im Entwurfsstadium kritische Stimmen zukommen, damit wir darüber reflektieren <strong>und</strong><br />

überlegen können, ob das noch alles so geerdet ist wie es geerdet sein müsste. Und<br />

da wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie uns wirklich, vielleicht auch schriftlich, damit<br />

das dann auch richtig verarbeitet werden kann, das zukommen lassen können.<br />

Nun noch vielleicht zu den Fragen, die hier aufgelistet worden sind. Herr Beyer, es<br />

gibt gute <strong>und</strong> es gibt ganz schlechte Szenarien. Und ich kann Ihnen nur sagen, sie<br />

müssen hingucken, wer die Szenarien macht, weil die immer mit Interessen verb<strong>und</strong>en<br />

sind.<br />

(Zwischenruf Abgeordneter Beyer [FDP]: Entweder Sie machen Wissenschaft,<br />

oder Sie machen Interessensvertreter!)


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Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

Wir sind nicht diejenigen, die was in Sachen <strong>des</strong> Auftraggebers machen, sondern wir<br />

machen Wissenschaft.<br />

(Zwischenruf Abgeordneter Beyer [FDP]: Sie sind die Guten, die anderen sind<br />

die Bösen!)<br />

Ja, sicher. So ist es eben. Es gibt schlechte Szenarien <strong>und</strong> es gibt gute Szenarien.<br />

Glauben Sie mir das mal. Zum Beispiel eine der hervorragendsten Szenarienbildung<br />

war die Studie „Grenzen <strong>des</strong> Wachstums“ von 1972. Das war eine absolut saubere<br />

super wissenschaftliche Arbeit. Die wurde hinterher zerhackt wie sonst was von Interessenverbänden.<br />

Die haben behauptet, das stimme alles nicht, die Ressourcen seien<br />

unendlich <strong>und</strong> man soll nicht solchen Quatsch reden, dass es einen Klimawandel<br />

gibt, dass es viel zu viel CO 2-Emmission gibt, dass die Ressourcen knapp werden<br />

usw. Und heute stehen wir an der Stelle, dass es viel schlimmer geworden ist, als die<br />

1972 entwickelten Szenarien. So ist die Welt. Also gucken Sie sich das mal genau<br />

an. Und ich bin ja nun wirklich mit Klaus Töpfer verb<strong>und</strong>en, da kann ich Ihnen nur<br />

eins sagen. Töpfer weiß ganz genau, was gute <strong>und</strong> schlechte Szenarien sind. Also<br />

da kann ich meine Hand ins Feuer <strong>für</strong> Herrn Töpfer legen, den achte ich nämlich äußerst<br />

stark, weil er wirklich einer der wenigen richtig guten Politiker ist, der weiß, worüber<br />

er redet.<br />

Ich habe jetzt gar nicht Sie kritisiert, Herr Beyer. Deshalb brauchen Sie sich gar nicht<br />

so aufzuregen. Ich habe nur Ihre Wortmeldungen aufgenommen. Wir haben uns gefreut,<br />

jetzt kommt etwas Erfreuliches <strong>für</strong> Sie, was Sie da eingebracht haben, Landnutzungskonzept,<br />

Fischereipolitik usw. Das ist ja mitverarbeitet worden. Im Übrigen<br />

auch ein Gr<strong>und</strong>, weshalb wir gesagt haben, Biodiversität <strong>und</strong> die Landnutzung sollte<br />

als Extrapunkt aufgenommen werden.<br />

Herr Vogel hat noch nachgefragt, wie das mit der Zusammenarbeit mit der IMAG ist.<br />

Das kann ich nur aus der Ferne ein bisschen beobachten <strong>und</strong> glaube, dass das sehr<br />

gut gelaufen ist, oder jedenfalls gut. Und da hat es auch meiner Ansicht nach viele<br />

positive Wechselwirkungen gegeben. Insofern ist das eine gute Sache. Ich hoffe,<br />

dass die IMAG auch ein wichtiges Organ sein wird, um den Prozess mit voranzutreiben.<br />

Zumin<strong>des</strong>t habe ich den Eindruck, dass das gut geht.<br />

Ministerin Tack:<br />

Ich kann das ganz kurz machen, weil einige Fragen ja schon beantwortet wurden. Ich<br />

will Sie, liebe Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, nochmal daran erinnern, dass wir Ihnen im<br />

Juli vergangenen Jahres zur Ausschusssitzung die Besprechungsunterlage übergeben<br />

haben, die wir im Kabinett zum Thema behandelt haben, wo alle Punkte aufgeführt<br />

sind, die Sie vielleicht im Einzelnen nochmal interessieren. Das zum einen, <strong>und</strong><br />

zum anderen sind alle Widerspiegelungen, alle Diskussionspunkte, all das, was noch<br />

in Verabredung ist, auch nachvollziehbar bei uns auf der Internetseite im MUGV zur<br />

Nachhaltigkeit abrufbar, wenn es zu dem einen oder anderen nochmal eine Nachfrage<br />

gibt.


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Was Frau Lehmann gesagt hat: Bildung Nachhaltige Entwicklung, Weiterbildung, Erwachsenenqualifizierung<br />

- was auch immer -, lebenslanges Lernen, ist natürlich,<br />

wenn wir über Nachhaltigkeit nachdenken - über die Zukunft nachdenken - Dreh- <strong>und</strong><br />

Angelpunkt - gar keine Frage. Am 2. November vergangenen Jahres fand ja der<br />

zweite R<strong>und</strong>e Tisch Bildung Nachhaltige Entwicklung statt <strong>und</strong> da gab es auch Verabredungen,<br />

dass gegenwärtig der Lan<strong>des</strong>aktionsplan <strong>für</strong> Bildung Nachhaltige Entwicklung<br />

überarbeitet wird, <strong>und</strong> dass wir uns gemeinsam noch vorgenommen haben,<br />

ein Jugendforum zur nachhaltigen Entwicklung im März dieses Jahres durchführen,<br />

sodass wir auch hier darauf setzen, dass auch Jugendbereiche, was die Bildung betrifft,<br />

zu allererst zu Wort kommen, intensiver zu Wort kommen als das bisher eine<br />

Rolle gespielt hat.<br />

Ansonsten ist schon darauf eingegangen worden - was ich eingangs auch gesagt<br />

hatte -, wir wollen dann den Textentwurf diskutieren lassen. Wir haben ja gute Erfahrungen<br />

gesammelt mit der verbraucherpolitischen Strategie, wo wir auch eine Internetdiskussion<br />

<strong>des</strong> Entwurfes durchgeführt haben. Das lässt sich sicherlich qualifizieren,<br />

sodass wir auch hier nochmal einen Input kriegen. Herr Dr. Statz hat ja gesagt,<br />

nochmal eine Dialogform anzuhängen, was soll es bringen, wenn auch eine andere<br />

Art <strong>und</strong> Weise genutzt werden kann. Ich glaube, das ist eine gute Ausgangsposition,<br />

um den Text einer öffentlichen Widerspiegelung zu unterziehen. Das würden wir<br />

nach jetziger Zeitplanung so ab Juli dieses Jahres machen wollen, um dann Ende<br />

November einen Beschluss zu haben, der dann dem Parlament zugeleitet wird als<br />

das, was wir im Prozess der Erstellung einer Nachhaltigkeitsstrategie erreicht <strong>und</strong> in<br />

der Breite diskutiert haben.<br />

Herrn Vogel will ich nochmal sagen, dass zur Auftaktveranstaltung am 23. März vergangenen<br />

Jahres der Ministerpräsident selbstverständlich eingeladen war <strong>und</strong> an die<br />

Spitze der Bewegung treten wollte, aber wegen der Amtseinführung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>präsidenten<br />

nicht teilnehmen konnte. Das Spannende ist ja, wenn wir die Strategie haben,<br />

wie sie in Politik umgesetzt wird. Und da kann ich das nur unterstützen, was<br />

beide Kollegen aus dem Beirat nochmal gesagt haben: Es muss in die Köpfe, es<br />

muss in die Breite der Gesellschaft, damit wir eine Chance haben <strong>und</strong> Nachhaltigkeitspolitik<br />

gesellschaftlich leben <strong>und</strong> umsetzen zu können.<br />

Abgeordneter Dr. Luthardt (DIE LINKE):<br />

Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Ich wollte bloß nochmal darauf hinweisen, dass dieses<br />

Jahr 2013, ein besonderes ist <strong>für</strong> die Nachhaltigkeit, weil just vor 300 Jahren der<br />

Begriff der Nachhaltigkeit vom Oberbergrat Hans Carl von Carlowitz, einem Förster,<br />

zum ersten Mal geprägt worden ist. In seinem Buch „Die wilde Baumzucht“ auf Seite<br />

114 finden Sie das einmalige Zitat <strong>und</strong> auch was dahintersteht, was die Nachhaltigkeit<br />

ist. Also das wollte ich bloß nochmal anfügen, wenn wir ein neues Jahr anfangen,<br />

ist es dann vielleicht auch nicht ganz schlecht. Ich möchte es auch damit verbinden,<br />

dass wir insofern ja das Jahr 2013 dann ja auch diese Nachhaltigkeitsstrategie<br />

zu einem Schlusspunkt bringen wollen.


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Und da ist meine Intention, die parlamentarische Befassung bis zum November, zunächst<br />

mal natürlich in diesen Ausschuss, aber auch in den anderen Ausschüssen,<br />

zu intensivieren. Da wir in diesem Ausschuss hier ja so ein bisschen die Federführung<br />

haben, sollten wir spätestens zur Jahresmitte nochmal diskutieren, wie es dann<br />

bis November weitergeht.<br />

Abgeordneter Dombrowski (CDU):<br />

Eine Anmerkung zu Herrn Dr. Statz <strong>und</strong> dann auch zu Prof. Kreibich.<br />

Bei Herrn Dr. Statz, der ja im Gr<strong>und</strong>e genommen sanft bemängelte: Da die Bun<strong>des</strong>kanzlerin<br />

<strong>und</strong> hier nicht der Ministerpräsident. Das Thema Nachhaltigkeit ist eine<br />

Querschnittsaufgabe. Das kann man eigentlich gar nicht an einem Ministerium festmachen.<br />

Aber die Entscheidung darüber ist schon in der letzten Wahlperiode gefallen<br />

zu meinem großen Bedauern. Das hat auch nicht am Fachminister gelegen, an<br />

Dr. Woidke, sondern schlicht <strong>und</strong> ergreifend, weil der Ministerpräsident nicht bereit<br />

war, diese Querschnittsaufgabe in der Staatskanzlei anzusiedeln; da gehört es aber<br />

eigentlich hin. Weil, wenn man dann in allen Verwaltungen <strong>und</strong> in allen Politikbereichen<br />

eines Lan<strong>des</strong> wirksam werden will, dann muss dies auch mit der Autorität <strong>des</strong><br />

ersten Mannes oder der ersten Frau geschehen. Ansonsten sind die Abgeordneten -<br />

das kann ich Ihnen jetzt schon sagen - vollständig überfordert in den Fachausschüssen,<br />

diese Dinge zu betreuen.<br />

Da komme ich jetzt zu Herrn Prof. Kreibich. Sie haben ja an die Abgeordneten appelliert,<br />

sich noch viel stärker einzubringen, aber Abgeordnete sind nur begrenzt belastbar.<br />

Es ist nicht möglich, dass Abgeordnete sich in fünf verschiedenen Themenbereichen<br />

intensiv <strong>und</strong> bis in die kleinste Verästelung nicht nur informieren, sondern auch<br />

am Ball bleiben. Von daher ist dies eine Verwaltungsaufgabe, die durch die Abgeordneten<br />

natürlich unterstützt <strong>und</strong> in Gang gehalten werden muss. Ich warne davor,<br />

zu hohe Erwartungen an uns zu richten. Mir persönlich ist das Thema Nachhaltigkeit<br />

ein ernstes Anliegen. Obwohl ich Fraktionsvorsitzender bin, nicht in diesem Ausschuss<br />

sein müsste, werde ich diese Aufgabe auch weiter wahrnehmen, weil es mir<br />

auch Spaß macht. Aber: Es ist eine Querschnittsaufgabe, die eigentlich eine Etage<br />

höher angesiedelt sein muss. Das ist keine Kritik an Frau Ministerin. Die kann damit<br />

nur so gut umgehen, wie sie es eben machen kann. Das macht Sie ja auch. Ich<br />

möchte nur vor überhöhten Erwartungen an die Abgeordneten warnen. Das ist kein<br />

Eingeständnis der Arbeitsunfähigkeit, sondern der Möglichkeiten. Man kann nicht<br />

mehr bewegen, als man tatsächlich Kraft <strong>und</strong> Möglichkeit hat.<br />

Abgeordneter Vogel (GRÜNE/B90):<br />

Recht herzlichen Dank. Was mich vorhin etwas erschüttert hat bei den Ausführungen<br />

von Herrn Kreibich, dass er ausgeführt hatte, dass die Zusammenarbeit mit Wirtschaftsministerium<br />

<strong>und</strong> dem Infrastrukturministerium nur mäßig ist, wenn ich das so<br />

richtig abgespeichert habe. Weil das natürlich sofort die Frage aufruft, es werden ja<br />

jetzt die operationellen Programme <strong>für</strong> die nächste EU-Förderperiode geschrieben.<br />

Und <strong>für</strong> diese Erstellung der operationellen Programme wurden ja umfangreiche Ana-


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lysen seitens <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> beauftragt, die inhaltlich - soweit ich sie gelesen habe - im<br />

Wesentlichen auch mit Zielvorstellungen <strong>des</strong> Nachhaltigkeitsbeirates übereinstimmen,<br />

wesentlich damit übereinstimmen vermutlich, aber nicht deckungsgleich sind.<br />

Es wäre ja eigentlich angeraten, dass die Ergebnisse der Nachhaltigkeitsstrategie in<br />

diese operationellen Programme einfließen, weil die ja dann wiederum <strong>für</strong> einen Zeitraum<br />

von 2014 bis 2019 - glaube ich - gelten <strong>und</strong> wirken <strong>und</strong> letztendlich die entscheidende<br />

Umsetzungsebene, jedenfalls was die finanziellen Voraussetzungen betrifft,<br />

hier im Lande sind. Und <strong>des</strong>wegen die Frage auf der einen Seite an die Ministerin,<br />

wie das aus Ihrer Sicht innerhalb der Regierung sichergestellt wird? Und die Frage<br />

dann natürlich an die Mitglieder <strong>des</strong> Nachhaltigkeitsbeirates, wie das aus Ihrer<br />

Sicht bewegt werden kann?<br />

Zum Zweiten greife ich den Vorschlag gerne auf sowohl von Herrn Luthardt als auch<br />

den von Ihnen geäußerten. Ich bin ja selber im Haushaltsausschuss <strong>des</strong> <strong>Landtag</strong>es.<br />

Und gerade vor dem Geschilderten - denke ich - ist es absolut sinnvoll, das auf die<br />

Tagesordnung zumin<strong>des</strong>t <strong>des</strong> Wirtschaftsausschusses im Vorfeld der Aufstellung <strong>des</strong><br />

operationellen Programms auch ein Bericht <strong>des</strong> Nachhaltigkeitsbeirates mal gehört<br />

wird. Und ich werde das gerne beantragen.<br />

Abgeordneter Beyer (FDP):<br />

Vielen Dank. Kraft <strong>und</strong> Möglichkeit haben wir natürlich viele. Insofern bin ich auch<br />

nahe bei dem, was die Ministerin gesagt hat, dass es natürlich am Schluss um die<br />

Umsetzung geht. Das ist eigentlich die große Herausforderung. Die Ergebnisse müssen<br />

dann wirklich in praktische Politik implementiert werden. Allerdings eins sage ich<br />

nach dem heutigen Tag auch ganz deutlich: Wir werden uns das sehr genau angucken.<br />

Und wir werden vor allen Dingen sehr genau darauf gucken, ob Wissenschaftlichkeit<br />

die Gr<strong>und</strong>lage <strong>des</strong>sen ist, was aus diesem Nachhaltigkeitsbereich rauskommt<br />

oder pure Religion nach den Gesichtspunkten gut oder böse. Da scheint mir offensichtlich<br />

doch noch ein gewisses Problem zu liegen. Wenn ich auch so Dinge höre<br />

wie: da haben nicht die richtigen Leute teilgenommen, <strong>des</strong>halb war das alles so dünn<br />

u. ä. Also ich glaube, da ist es dann doch notwendig, das ist ja auch wichtig nach so<br />

einer Ausschussbefassung, dass man Ergebnisse mitnimmt, dass der parlamentarische<br />

Raum da auch deutlich genauer draufguckt. Vielen Dank.<br />

Herr Dr. Statz (Beirat <strong>für</strong> Nachhaltige Entwicklung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg):<br />

Vielleicht zum Schluss nochmal zu dem, was Herr Beyer zuletzt gesagt hat. Der Gegensatz<br />

- ich erlaube mir diese Bemerkung als Politologe -, der Gegensatz zwischen<br />

sozusagen Wissenschaft <strong>und</strong> Interessen existiert so natürlich nicht. Interessen müssen<br />

sich in den Rahmen wissenschaftlicher Erkenntnis einbringen <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

ist nie interessenlos. Insofern ist das ein Gegensatz, der - glaube ich - ganz unproduktiv<br />

ist. Ich glaube auch überhaupt nicht, dass das die Kritikpunkte von Herrn Kreibich<br />

trifft. Aber damit lasse ich es auch irgendwie bewenden. Der Beirat bewegt sich<br />

eben, <strong>und</strong> das ist - finde ich zumin<strong>des</strong>t - das Spannende genau in diesem Beziehungsfeld<br />

zwischen Politik <strong>und</strong> Wissenschaft. Und die wissenschaftlichen Erkenntnisse,<br />

die unsere Beiratsmitglieder haben, die alle gestandene Wissenschaftlicher in


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diesem Lande sind, die müssen eben sehen, was bedeutet das politisch, wenn ich<br />

ein bestimmtes Ergebnis habe, müssen die Schlussfolgerungen ziehen. Und das ist<br />

die produktive Rolle <strong>für</strong> die Politik. Insofern sehe ich diesen Gegensatz überhaupt<br />

nicht. Ich meine, das hat auch mit Ideologien <strong>und</strong> Religionen natürlich nichts zu tun.<br />

Über Einzelheiten, was die Schärfe von Wissenschaft angeht, kann man natürlich<br />

reden. Ich verweise auf diesen Hinweis mit den Szenarien - daran hatten Sie angeknüpft.<br />

Die Szenarien sind unsicher. Insofern hat Herr Töpfer völlig Recht. Aber es gibt<br />

ja auch in der Politik Methoden, wie man damit umgeht. Zum Beispiel, dass ja nicht<br />

von jeder politischen Gruppierung <strong>und</strong> von jeder Interessensgruppierung so furchtbare<br />

hochgehaltene Vorsorgeprinzip. Wenn ich etwas nicht beweisen kann was die Folgen<br />

angeht, dann heißt es noch nicht, dass das <strong>für</strong> das Handeln keine Bedeutung<br />

hat, sondern ich sagen muss, was wäre denn, wenn. Und da will ich auf der sicheren<br />

Seite sein. Also da sehen Sie zum Beispiel sozusagen eine Verbindung, die mit ihrer<br />

abstrakten Entgegensetzung - glaube ich - irgendwie nicht gerade adressiert wird.<br />

Nochmal ganz kurz zu der Frage mit Querschnittsaufgabe etc. Es ist völlig klar, dass<br />

das unendlich schwierig ist. Und der Beirat ist weit davon entfernt, zu sagen, sozusagen<br />

hier, das ist die Forderung, <strong>und</strong> das müsst ihr jetzt machen. Das wäre blind. Es<br />

geht darum, Formen zu finden, wie dieses Problem der Querschnittsaufgabe praktisch<br />

zu bewältigen ist. Ich glaube, das ist eine Herausforderung <strong>für</strong> den <strong>Landtag</strong>,<br />

sich zu überlegen was geht, was nicht geht. Es gibt da unterschiedliche Beispiele. Mit<br />

einigen Mitgliedern im Beirat habe ich da ja auch schon darüber diskutiert, wie man<br />

so was machen kann. Die sind mehr oder weniger schlecht. Trotzdem, es muss auf<br />

irgendeine Art <strong>und</strong> Weise passieren, wie man das in die anderen Ausschüsse einbringt<br />

<strong>und</strong> eben in den <strong>Landtag</strong> als Ganzes.<br />

Zum Schluss nochmal, was Herr Vogel gesagt hat bezogen auf die EU-operationellen<br />

Programme <strong>und</strong> die Förderprogramme. Das ist ja ganz interessant, dass die EU viel<br />

früher als in Deutschland Nachhaltigkeitskriterien an ihre Förderpolitik angelegt hat.<br />

Also das, was wir jetzt hier immer als Nachhaltigkeitsprüfung diskutieren, was auch<br />

im B<strong>und</strong> passiert, beruht auf einen - ich glaube es war 2003 oder so was in der Größenordnung<br />

- Fragenkatalog, den die EU-Kommission bezogen auf ihre eigenen Programme<br />

<strong>und</strong> die operationellen Programme gemacht hat. Und wenn man nur das<br />

machen würde, was die damals aufgeschrieben haben, dann wären wir, wenn das<br />

reale Politik wäre, unendlich weit. Das würde nicht reichen meiner Meinung nach,<br />

aber wir wären unendlich weit. Insofern glaube ich, ist die Frage der EU-Programme<br />

ganz zentral <strong>und</strong> nach meinem persönlichen Eindruck ist das im Ministerium <strong>für</strong> Infrastruktur<br />

<strong>und</strong> Landwirtschaft sehr wohl angekommen <strong>und</strong> man sollte darüber auch<br />

diskutieren. Das heißt nicht, dass das einfach ist. Aber ich glaube, dass man, wenn<br />

man diesen Anknüpfungspunkt bei der EU sucht, zu einem wirklich fruchtbaren Dialog<br />

kommen kann. Und das ist in einem anderen Bereich wichtig, es wurde auch<br />

schon mal angesprochen bezogen auf Partizipation. Der Sozialfond bietet zum Beispiel<br />

in seiner Förderstruktur die Möglichkeit über technische Hilfe <strong>und</strong> über Unterprogramme<br />

genau diese Partizipationsprozesse zu finanzieren. Und es war schon<br />

immer - das haben wir schon in der Stellungnahme von 2009 gesagt - eine Forderung<br />

<strong>des</strong> Beirates, sehr viel gründlicher zu prüfen, ob Maßnahmen Bildung <strong>für</strong> nachhaltige<br />

Entwicklung gerade solche standortbezogene Bildungslandschaften etwa<br />

über den ESF zu finanzieren. Das wär eine sehr gute Aufgabe, das zu machen, weil


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Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

man dann eben auch an Finanzmittel käme, die ja bekanntermaßen sehr knapp sind.<br />

Das vielleicht nochmal als Reaktion auf die Fragen.<br />

Vorsitzender:<br />

Vielen Dank, Herr Prof. Dr. Kreibich, Herr Dr. Statz <strong>für</strong> die Berichterstattung <strong>des</strong> Beirates<br />

<strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung.<br />

Weitere Wortmeldungen liegen mir dazu nicht vor. Eine Beschlussempfehlung dazu<br />

gibt es heute auch nicht. Es war ein Bericht. Es obliegt - denke ich - jetzt den Fraktionen,<br />

im Einzelnen eine Bewertung vorzunehmen <strong>und</strong> wie weiter damit umgegangen<br />

wird. Vorschläge sind einige gemacht worden. Insbesondere will ich darauf hinweisen,<br />

dass der Vorschlag gemacht wurde, zur Jahresmitte etwa sich erneut mit der Frage<br />

zu beschäftigen.<br />

Herzlich Dank <strong>für</strong> die Berichterstattung an unsere Gäste.<br />

Zu TOP 2: Berichterstattung <strong>des</strong> MUGV zum Maßnamenpaket „Schutz der<br />

biologischen Vielfalt“<br />

Vorsitzender:<br />

(Antrag GRÜNE/B90 in der 31. <strong>Sitzung</strong>)<br />

Der AUGV befasste sich bereits zurückliegend mit der Problematik Erhalt der biologischen<br />

Vielfalt <strong>und</strong> hat dazu im Mai 2010 eine Exkursion durchgeführt. Die Fraktion<br />

GRÜNE/B90 hatte gefordert, eine Lan<strong>des</strong>strategie zur Umsetzung der nationalen<br />

Strategie zur biologischen Vielfalt zu erstellen. Mehrheitlich wurde aber seinerzeit die<br />

Auffassung vertreten, zum Schutz der biologischen Vielfalt kein gesondertes Lan<strong>des</strong>programm<br />

aufzustellen, sondern das bei der Nachhaltigkeitsstrategie zu berücksichtigen.<br />

Dieser Auffassung folgte der <strong>Landtag</strong> dann mit seinem Beschluss vom November<br />

2011 <strong>und</strong> forderte die Lan<strong>des</strong>regierung darüber hinaus auf, bis Mitte 2012<br />

ein Maßnahmenpaket „Schutz der biologischen Vielfalt“ zu erstellen, um die nationale<br />

Strategie zur biologischen Vielfalt in Brandenburg umzusetzen. Das Maßnahmenpaket<br />

soll konkrete <strong>und</strong> überprüfbare Maßnahmen <strong>und</strong> Ziele benennen, die an die einzelnen<br />

Ressorts adressiert sind <strong>und</strong> es soll dem AUGV vorgestellt werden.<br />

Ministerin Tack:<br />

Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Was Sie gerade ausgeführt haben, trifft ja sozusagen<br />

die Abfolge <strong>des</strong>sen, was bisher passiert ist. Ich würde Ihnen empfehlen, dass<br />

Herr Steffen, Abteilungsleiter Naturschutz, jetzt den Vortrag, unterstützt mit Darstellungen<br />

hält, <strong>und</strong> wir können anschließend diskutieren. Wir haben ja verabredet, dass<br />

dieser Vortrag (siehe Anlage 2) dann auch an das Protokoll angehängt wird.


<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33 S. 20<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

Herr Steffen (MUGV):<br />

Vielen Dank, Herr Vorsitzender, meine Damen <strong>und</strong> Herren! Ich bedanke mich <strong>für</strong> die<br />

Möglichkeit, den Stand <strong>des</strong> Maßnahmenprogramms biologische Vielfalt <strong>für</strong> das Land<br />

Brandenburg Ihnen heute kurz umreißen zu können. Man kann sozusagen nahtlos<br />

anknüpfen an das Thema Nachhaltigkeitsstrategie. Sie können davon ausgehen,<br />

dass das, was wir vorhaben aufgr<strong>und</strong> Ihres Auftrags vom <strong>Landtag</strong> quasi, wenn Sie<br />

wollen, zwei Stufen konkreter werden soll. Das ist sehr ambitioniert. Dazu im Folgenden<br />

Näheres. Ich will zur Gr<strong>und</strong>lage <strong>des</strong>sen, auf der wir natürlich auch handeln, nicht<br />

allzu viel sagen. Das ist - denke ich - in dieser R<strong>und</strong>e allzu gut bekannt, dass wir auf<br />

UN-Ebene, EU-Ebene <strong>und</strong> auf nationaler Ebene entsprechende strategische Ansätze<br />

haben <strong>für</strong> das Thema Erhalt der biologischen Vielfalt. Ich will darauf hinweisen, dass<br />

wir uns in diesem Jahrzehnt, so hat es die UN beschlossen, im Jahrzehnt der biologischen<br />

Vielfalt befinden. Es ist eines der beiden ganz großen zentralen <strong>Umwelt</strong>themen<br />

derzeit weltweit. Mit ist übrigens wichtig, dass wir das, was wir Ihnen hier vorstellen,<br />

vor allen Dingen auch hier <strong>für</strong> das Land Brandenburg natürlich eine Gr<strong>und</strong>lage<br />

hat. Und Sie alle kennen diese Gr<strong>und</strong>lage. Jeden Tag, wenn Sie in der Kantine<br />

hier unten zu Mittag essen, da ist der Artikel 39 groß bebildert an der Wand. Das ist<br />

der Auftrag hier im Land Brandenburg aus der Verfassung, Schutz der natürlichen<br />

Lebensgr<strong>und</strong>lagen, der gewachsenen Kulturlandschaft <strong>und</strong> unserer Natur. Ja, Sie<br />

haben - das hatte ich schon angedeutet - einen entsprechenden Beschluss befasst,<br />

an dem wir arbeiten. Dieser Beschluss ist, gerade auch im Vergleich zu anderen<br />

Bun<strong>des</strong>ländern, sehr ambitioniert. Das, was ich Ihnen hier vorstelle im Konzept ist<br />

nicht eine Lan<strong>des</strong>strategie biologische Vielfalt. Da sind wir der Meinung, dass wir das<br />

in der Nachhaltigkeitsstrategie mit entsprechenden gr<strong>und</strong>legenden Aussagen mit unterbringen<br />

können. Und im Übrigen gibt es eine nationale Strategie, aus der genügend<br />

Umsetzungsempfehlungen, Handlungsempfehlungen existieren, wo wir schauen<br />

müssen, was <strong>für</strong> das Land Brandenburg besonders relevant ist.<br />

Im Maßnahmenprogramm wollen wir nicht schöne Bilder darstellen, wie das oft von<br />

Naturschutzbeiträgen erwartet wird, sondern relativ konzentriert auf ca. 25, 30, jedenfalls<br />

nicht allzu viel mehr Seiten, ganz konkrete Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen, aufschreiben.<br />

Bei aller gebotenen Kürze wird es natürlich entsprechend eine Einleitung geben<br />

müssen. Das ist auch gerade innerhalb der Naturschutzdiskussion dann immer<br />

schon nicht so einfach, dass so einzudampfen, dass man sich nicht zu sehr in Ausführungen<br />

verliert. Das, was ich Ihnen jetzt übrigens im Weiteren powerpointmäßig<br />

vorstellen werde, ist quasi das Konzept, der Rahmen dieses Maßnahmenkonzepts.<br />

Die Philosophie, mit der wir hier vorgehen <strong>und</strong> schon vorgegangen sind <strong>und</strong> beruht<br />

auf Bausteinen, die von verschiedenen Ressorts bereits in dieses Maßnahmenprogramm<br />

eingespeist worden sind bzw. auch Vorschläge, die aus unserem Hause<br />

stammen <strong>und</strong> die im Weiteren dann noch im Einzelnen natürlich ressortübergreifend<br />

abzustimmen sind.<br />

Ein wichtiger Aspekt ist die Frage, welche Handlungsfelder wir uns hier <strong>für</strong> das Land<br />

Brandenburg vornehmen. Hier sehen Sie die zentralen Handlungsfelder, die wir uns<br />

vornehmen wollen in diesem Konzept. Das ist schon sehr umfänglich, <strong>und</strong> dennoch


<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33 S. 21<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

könnte man sehr leicht kritisieren, dass wichtige Aspekte hier noch nicht mal aufgeführt<br />

sind. Das sind aber nach unserer Auffassung die zentralen Bereiche, die wir uns<br />

auf die Fahnen schreiben werden.<br />

Ich muss in dieser R<strong>und</strong>e auch nicht mehr - was den Bereich <strong>des</strong> Naturschutzes im<br />

engeren anbelangt - deutlich machen, wo wir hier im Land Brandenburg eine besondere<br />

Verantwortung haben. Das dürfte hier bekannt sein. Ich will beispielsweise nennen,<br />

dass wir im Land Brandenburg das Thema der Klarwasserseen als einen<br />

Schwerpunkt sehen müssen, das Thema der Buchenwälder <strong>und</strong> natürlich der Moore.<br />

Es gibt inzwischen auch nicht nur rein fachliche Überlegungen, was denn nun ganz<br />

besonders wertvoll ist im Land Brandenburg, sondern bei einigen Aspekten gibt es<br />

quasi rechtlich Vorgaben. Das ist das Europarecht <strong>und</strong> das ist hier das Stichwort<br />

NATURA-2000. Und da haben wir die nicht immer leichte Aufgabe, um ein Beispiel<br />

zu nennen -, unsere großen Gebiete, die Trockenheiden auf den Truppenübungsplätzen<br />

in den Griff zu kriegen, das ist nicht einfach, aber ein wertvoller Baustein unserer<br />

biologischen Vielfalt. Ich möchte deutlich machen, dass wir bei allen Bemühungen<br />

im Land Brandenburg mit unterschiedlichsten Instrumenten in der Gesamtbilanz<br />

derzeit nicht sozusagen im grünen Bereich sind. Ich will im Einzelnen fachlich heute<br />

nicht weiter darauf eingehen. Heute ist mir wichtiger deutlich zu machen, was denn<br />

hier <strong>für</strong> uns wesentliche Herangehensweisen sind in so einem Maßnahmenprogramm.<br />

Der Zielhorizont ist übrigens immer das Jahr 2020. Das ist kompatibel mit<br />

den Zielen, die beispielsweise auch auf der EU-Ebene angestrebt werden bei der<br />

Frage der Biodiversitätserhaltung.<br />

Wir werden im Wesentlichen von Lebensräumen ausgehen <strong>und</strong> nicht von den einzelnen<br />

Arten. Wir werden versuchen, deutlich zu machen, dass das Thema der biologischen<br />

Vielfalt die Organisation der Trendumkehr eines schleichenden Negativprozesses<br />

ist, <strong>und</strong> dass man hier sehr langfristig denken <strong>und</strong> planen muss, um diese<br />

Trendumkehr mit Instrumenten entsprechend zu erreichen. Bei den Lebensräumen<br />

will ich zwei Aspekte herausgreifen. Ein Thema, was im Naturschutz nach meiner<br />

persönlichen Auffassung relativ spät erst ganz oben in die Priorität gekommen ist:<br />

das Thema Biotopverb<strong>und</strong>. Da wollen wir deutlich über das, was in Gesetzen steht,<br />

hinausgehen, <strong>und</strong> auf 10 % der Lan<strong>des</strong>fläche geeignete Biotopverb<strong>und</strong>flächen tatsächlich<br />

darstellen. Das alleine betrifft bereits mehrere Ressorts, die uns in diesem<br />

Zusammenhang unterstützen.<br />

Es ist immer nicht so einfach, das Thema Natur <strong>und</strong> Landschaft ausreichend in allen<br />

Politikfeldern zu etablieren. Es ist heute schon im Zuge der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

gesagt worden. Biologische Vielfalt ist ein klassisches Querschnittsthema, was nur<br />

davon leben kann, dass es in allen Politikbereichen eine entsprechende Rolle spielt.<br />

Ich finde es äußerst spannend, dass wir zunehmend das Thema auch der regionalen<br />

Wertschöpfung auf Gr<strong>und</strong>lage unserer Lebensräume, unserer Böden, unsere Naturschutzleistungen,<br />

das heißt dann heute Ökosystemdienstleistungen, dass wir auf<br />

dieses Thema aufmerksam machen können. Und Sie wissen, dass es da eine ganze<br />

Reihe von Ansätzen gibt, hier zu entsprechenden Bewertungen kommen zu können.<br />

Biologische Vielfalt <strong>und</strong> Naturschutz sind eine gesellschaftliche Aufgabe <strong>und</strong> ist nicht<br />

wissenschaftsdefiniert oder aus den Gr<strong>und</strong>lagen der Biologie alleine ableitbar. Das


<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33 S. 22<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

bedeutet, dass wir auch nur dann erfolgreich sein können, wenn wir unserer Brandenburger<br />

Bevölkerung deutliche machen können, dass es nicht nur darum geht, die<br />

Abholzung <strong>des</strong> Amazonas aufzuhalten, sondern, dass wir jede Menge Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> auch Gr<strong>und</strong> haben hier im Land Brandenburg, auf den Schutz der natürlichen<br />

Lebensgr<strong>und</strong>lagen zu achten.<br />

Zu dem, was wir uns vorgenommen haben, gehört natürlich der Finanzierungsaspekt<br />

dazu. Das ist zum derzeitigen Bearbeitungsstand - ich hätte beinahe gesagt natürlicherweise<br />

- auch noch ein aufzufüllen<strong>des</strong> Defizit, denn eine Finanzierung ist im Wesentlichen<br />

davon abhängig, wie denn künftig die Förderpolitik der EU tatsächlich bei<br />

uns im Land Brandenburg ankommt. Herr Dr. Statz hat zu Recht gesagt, dass die EU<br />

in Sachen Nachhaltigkeit schon immer sehr weit gedacht hat. Ob die EU bei ihrem<br />

wohl weltweit ambitioniertesten Naturschutzprojekt NATURA-2000 aber auch immer<br />

an die hinreichende Finanzierung gedacht hat, indem sie dann beispielsweise einfach<br />

formuliert: NATURA-2000 ist über den ELER zu finanzieren, ist eine Frage mit<br />

vielen Fragezeichen. Wir müssen damit jetzt umgehen. Auch die nächste Förderperiode<br />

sieht diese Integration wesentlicher Naturschutzziele in der Finanzierung über<br />

das ELER-Programm vor. Selbstverständliche werden wir - auch das ist schon angesprochen<br />

worden - ESF <strong>und</strong> EFRE mit in den Blick nehmen müssen, um erfolgreich<br />

zu sein. Wir werden auch weiterhin unsere Restbestände an Vertragsnaturschutz<br />

natürlich mit in die Waagschale werfen können, <strong>und</strong> wir werden versuchen, entsprechende<br />

Lan<strong>des</strong>mittel zur Kofinanzierung der EU-Fonds <strong>für</strong> dieses Programm aufzutun.<br />

Hier sind wir intensiv beim Thema ELER in der Diskussion, auch in Sonderabstimmung<br />

mit dem MIL, um quasi den Fortgang der Diskussion auf EU-Ebene, der<br />

sich dann im ELER-Programm natürlich bei uns hier im OP widerspiegeln wird, auch<br />

rechtzeitig hier in dieses Maßnahmenprogramm einspeisen zu können.<br />

Sie werden in diesem Programm im Wesentlichen auch Tabellen sehen, wo wir zu<br />

den verschiedenen Handlungsfeldern - ich habe hier beispielsweise Naturschutz <strong>und</strong><br />

Landwirtschaft aufgezählt - versuchen wollen, deutlich zu machen, was das Ziel ist<br />

<strong>und</strong> welche Maßnahmen wir anstreben wollen, um diese Ziele zu erreichen. Wie<br />

können wir das messen, ob wir auch bis 2020 erfolgreich sind? Was gibt es <strong>für</strong> Fristen?<br />

Wer ist verantwortlich <strong>und</strong> was ist die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Finanzierung? Ich will<br />

an dieser Darstellung nur deutlich machen, wenn hier von Indikatoren die Rede ist,<br />

dass wir nicht auf die Idee kommen, jetzt neue Indikatoren in Größenordnungen zu<br />

erfinden, die neue Erfassungen <strong>und</strong> Ähnliches hervorrufen würden, sondern, dass wir<br />

uns im Wesentlichen auf anerkannt vorhandene Indikatoren, die wir auch entsprechend<br />

abbilden können, beschränken werden, um das überhaupt praktikabel zu machen.<br />

Beim Thema Handlungsfeld Naturschutz werden Sie viele bekannte Themen natürlich<br />

wiederfinden. Hier sehen Sie eine Liste derjenigen, die hier eine besondere Rolle<br />

spielen werden. Und ich will, da es sich nicht nur um inhaltliche Aspekte handelt,<br />

sondern auch um institutionelle Aspekte, nur darauf hinweisen, dass beispielsweise<br />

unsere Großschutzgebiete eine ganz zentrale Rolle bei der Frage spielen, ob wir auf<br />

der Fläche mit dem Schutz der natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lage tatsächlich ankommen.


<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33 S. 23<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

Also ohne die Kollegen in den Großschutzgebieten sähe es da schon wesentlich düsterer<br />

aus.<br />

Ich möchte angesichts der Zeit jetzt nicht zu sehr das Handlungsfeld Naturschutz im<br />

Einzelnen erläutern, nur nochmal ein Beispiel <strong>für</strong> so eine Tabelle beim Thema natura<br />

2000 Ihnen anführen. Das ist übrigens auch sehr stark im Prozess diskutiert worden,<br />

wieso wir überhaupt so eine Rechtsverpflichtung wie natura 2000, die wir sowieso<br />

leisten müssen, hier in so ein Programm reinschreiben. Das ist sicherlich eine<br />

diskussionswürdige Fragestellung, aber, meine Damen <strong>und</strong> Herren, es wäre ja<br />

schön, wenn das alles so gesichert wäre mit der Umsetzung natura 2000. Das ist ein<br />

Dauerprojekt im Bereich der biologischen Vielfalt, hier entsprechend weiterzukommen<br />

<strong>und</strong> wird uns bis 2020 mit Sicherheit entsprechend beschäftigen. Ich hatte es<br />

schon angedeutet, wir werden deutlich machen, was im Bereich unserer nationalen<br />

Naturlandschaften hier an Handlungsbedarf noch zu tun ist, um hier eine Trendumkehr<br />

zu erreichen. Ich will das nicht im Einzelnen ausführen.<br />

Ein schöner Reizbegriff, der vielleicht auch <strong>für</strong> die Diskussion geeignet ist, ist das<br />

Thema Wildnis. Meine, Damen <strong>und</strong> Herren, wenn wir hier von Naturschutz im Land<br />

Brandenburg von biologischer Vielfalt sprechen, dann kommen wir an einem Umstand<br />

nicht vorbei. Wir haben hier im Wesentlichen eine gewachsene Kulturlandschaft.<br />

Und wenn wir dort die Lebensgr<strong>und</strong>lagen absichern wollen <strong>für</strong> unsere nächsten<br />

Generationen, dann müssen wir in der genutzten Kulturlandschaft im Rahmen<br />

einer Nutzung diese Ziele erreichen. Das Thema Wildnis kann sozusagen nur in einem<br />

ganz kleinen Bereich flächenmäßig eine Rolle spielen; es ist ein ganz wichtiger<br />

Baustein. Sie kennen die Aussagen der nationalen Strategie: 2 % Wildnis ist das Ziel<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> insgesamt. Das werden wir auch versuchen hier im Land Brandenburg<br />

abzusichern. Aber ich will deutlich machen, wenn Sie das vom Verhältnis her wollen:<br />

2 % Wildnis bedeutet 98 % Biodiversitätsschutz <strong>und</strong> nachhaltige Nutzung in der Kulturlandschaft.<br />

Und da sehen Sie schon, wo quasi der Handlungsbedarf entsprechend<br />

ist. Der große Charme einer Wildnisstrategie liegt allerdings darin, dass Sie dann auf<br />

der Fläche - zumin<strong>des</strong>t langfristig betrachtet - weniger Kosten haben. Und in der Kulturlandschaft,<br />

wenn Sie dort entsprechende Nachhaltigkeit umsetzen wollen, ist das<br />

immer mit einem Kostenansatz verb<strong>und</strong>en.<br />

Das Stichwort Biotopverb<strong>und</strong> wird einen weiteren Schwerpunkt bilden sowohl im<br />

Handlungsfeld Naturschutz als auch im Handlungsfeld Verkehr. Wir sind in der glücklichen<br />

Lage, ein Fachkonzept Biotopverb<strong>und</strong> <strong>für</strong> das Land Brandenburg zu haben.<br />

Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage haben wir eines der größten Biotopverb<strong>und</strong>projekte im Land<br />

Brandenburg über die Stiftung Naturlandschaften initiiert, das ist der südliche Korridor<br />

in Brandenburg. Und es geht auch, aber nicht nur, um die Sicherung der Bewegung<br />

wandernder Tierarten, u. a. durch den Bau von Grünbrücken, wo wir Gelder,<br />

die über ein Bun<strong>des</strong>netzprogramm bereitgestellt werden, jetzt schon auf die geeigneten<br />

Standorte lenken können, weil wir hier im Land Brandenburg über entsprechende<br />

Fachkonzepte verfügen.


<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33 S. 24<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

Ein zentrales weiteres Handlungsfeld neben dem Naturschutz ist das Handlungsfeld<br />

Landwirtschaft. Wir haben hier, wie in den anderen Handlungsfeldern auch, die federführenden<br />

Ressort gebeten, uns die Bausteine <strong>für</strong> das Thema biologische Vielfalt<br />

zu liefern. Und hier sind wir mit allen Ressorts in dem entsprechen Abstimmungsprozess.<br />

Beim Thema Landwirtschaft geht es bei uns im Land Brandenburg vor allem<br />

um das Thema der Absicherung einer Artenvielfalt in unseren offenen Agrarlandschaften.<br />

Da gibt es einen ziemlich knallharten Indikator: Das ist unsere Vogelwelt in<br />

der offenen Agrarstruktur, wo wir sehr klar sehen, wo entsprechende Negativtrends<br />

zu verzeichnen sind. Aber auch dort geht es nicht nur um Naturschutz im engeren<br />

Sinne, sondern beispielsweise um das Thema der Genvielfalt verschiedener Rassen,<br />

Sorten, Populationen, gerade auch von Nutztieren. Die Illustrierung hier auf der rechten<br />

Seite zeigt, dass wir einen Großteil unserer Artenvielfalt der agrargenutzten Kulturlandschaft<br />

zu verdanken haben. Ohne sie würde das Land Brandenburg bewaldet<br />

sein <strong>und</strong> hätte weniger Potential an Artenvielfalt. Das ist über viele Jahrh<strong>und</strong>erte entsprechend<br />

gewachsen. Sie sehen jetzt allerdings, dass dieser Vorteil der agrargenutzten<br />

Kulturlandschaft sich mittlerweile - ich sage mal vorsichtig - verdünnt hat <strong>und</strong><br />

dieser Vorteil nun deutlich in die andere Richtung geht. Das hängt mit der zunehmenden<br />

Intensivierung in den Landnutzungsbereichen ab. Und genau hier ist ein<br />

zentraler Ansatzpunkt <strong>für</strong> eine künftig nachhaltige Nutzung unserer Lebensgr<strong>und</strong>lagen,<br />

sprich: Böden <strong>und</strong> Absicherung von Artenvielfalt.<br />

Zum Thema Landwirtschaft könnte man jetzt noch sehr viel sagen. Ich will deutlich<br />

machen, dass wir in einer Arbeitsgruppe mit dem MIL zusammen derzeit die<br />

Schwerpunkte <strong>für</strong> eine künftige Förderperiode formulieren. Da wissen wir, was wir im<br />

Bereich Ackernutzung, im Bereich Grünlandnutzung wirklich brauchen, um hier Artenvielfalt<br />

abzusichern. Das wird entsprechend in diese Programme eingespeist werden.<br />

Die große Frage, die wir allerdings bisher nicht beantworten können, ist eben,<br />

was <strong>für</strong> ein Gesamtvolumen denn überhaupt hier <strong>für</strong> das Thema biologische Vielfalt<br />

zur Verfügung steht. Die politische Forderung unseres Hauses ist, dass wir beispielsweise<br />

ein Drittel der KULAP-Programmmaßnahmen <strong>für</strong> das Thema biologische<br />

Vielfalt verwendet sehen wollen. Das wird weiter abzustimmen sein.<br />

Ich will ein ganz kurzes Beispiel noch erwähnen, an dem <strong>für</strong> mich deutlich wird, dass<br />

das Thema der Artenvielfalt noch mehr in die Köpfe hineingehört als bisher. Das ist<br />

das Thema der Bienen. Es ist inzwischen bekannt, dass wir vor 20 Jahren noch<br />

ca. 140.000 Bienenvölker im Land Brandenburg hatten, inzwischen 90 % Verlust.<br />

Und es ist die Frage, ob es ausschließlich daran liegt, dass die Imker aussterben o-<br />

der auch daran, dass die Bienen Probleme kriegen? Ich finde die derzeitige Diskussion<br />

spannend, die nicht mehr nur darauf zielt, wie kann man verhindern kann, dass<br />

die berühmte Varroa-Milbe Bienenvölker erfasst, sondern weiter in die Richtung geht,<br />

was denn dazu führt, dass von Milben befallene Bienenvölker letal enden. Da muss<br />

es entsprechende Vorbelastungen gegeben haben <strong>und</strong> das hängt mit unserer Landnutzung<br />

insgesamt zusammen.<br />

Zum Handlungsfeld Forstwirtschaft möchte ich nur andeuten, dass es eine gute Zusammenarbeit<br />

mit dem MIL gibt, Fortführung <strong>des</strong> Projekts Waldmoore, Weiterentwicklung<br />

<strong>des</strong> Projekts Methusalem, weiterer Naturwaldaufbau im Lan<strong>des</strong>forst usw.


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Das sind wichtige Themen. Auch hier natürlich ein Reizthema: Erhöhung <strong>des</strong> Anteils<br />

unbewirtschafteter naturnaher Waldflächen auf 5 %. Das ist eine Forderung aus der<br />

nationalen Strategie, wo wir im Rahmen der Lan<strong>des</strong>regierung schauen müssen, wie<br />

weit wir hier <strong>für</strong> das Land Brandenburg kommen.<br />

Beim Handlungsfeld Verkehr will ich das Thema der Grünbrücken nochmals erwähnen,<br />

obwohl es nicht nur um die berühmten großen Grünbrücken über Bun<strong>des</strong>autobahnen<br />

geht, sondern es geht vor allen Dingen um Querungshilfen an vorhanden<br />

Straßen, an Durchgängen, um die ökologische Durchgängigkeit unserer Fließgewässer<br />

abzusichern usw.<br />

Wir haben auch das Thema Bildung <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung als Schwerpunkt im<br />

Rahmen <strong>des</strong> Maßnahmenprogramms biologische Vielfalt. Und das, was Herr<br />

Dr. Statz schon ansprach <strong>und</strong> auch andere, dass wir versuchen werden, auch über<br />

Förderprogramme, nicht nur den ELER, sondern auch den ESF, hier entsprechend in<br />

der nächsten Förderperiode Zeichen zu setzen. Es gibt gerade ganz aktuelle Abstimmungen<br />

mit den Kollegen aus dem MAASF.<br />

Ganz kurz noch zum Zeitplan: Wir hatten bis zum Herbst, bis zum - 30.09.2012 - die<br />

Zuarbeiten <strong>des</strong> Ressorts im Wesentlichen erwartet. Die sind auch zum großen Teil<br />

eingetroffen. Wir haben bis Ende November mit den meisten Ressorts schon Gespräche<br />

geführt <strong>und</strong> wir hatten Anfang Dezember einen größeren Workshop mit vielen<br />

gesellschaftlichen Akteuren. Wir sind sehr froh über eine sehr, sehr konstruktive<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> Zuarbeit auch mit den Mitgliedern unseres Naturschutzbeirates.<br />

Wir werden noch im Januar mit Kollegen vom MWE zum Thema Tourismus weitersprechen.<br />

Sie wissen, dass inzwischen das Land Brandenburg das Thema Naturtourismusentwicklung<br />

auch als wesentlichen Baustein im Rahmen der Tourismuskampagnen<br />

sieht. Das ist regionale Wertschöpfung mit natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lagen<br />

im besten Sinne. Wir werden - das ist unser Bestreben - im I. Quartal einen konkreten,<br />

kompletten ersten Maßnahmenprogrammentwurf vorlegen. Es gibt - wie gesagt<br />

- zur Frage der Finanzierung mit Sicherheit spezielle Abstimmung mit dem MIL.<br />

Und wir werden dann - das ist das Ziel - im II. Quartal 2013 dann soweit sein, in eine<br />

förmliche Abstimmung mit den Ressorts zu kommen, um hier einen Kabinettsbeschluss<br />

zu erwirken.<br />

Soweit mein Bericht. Vielen Dank!<br />

Vorsitzender:<br />

Vielen Dank, Herr Steffen. Gibt es Nachfragen oder Anmerkungen.<br />

Abgeordneter Vogel (GRÜNE/B90):<br />

Herzlichen Dank <strong>für</strong> den Vortrag. Ich bin erfreut, wie weit das Ganze vorangeschritten<br />

ist, wobei einige Teilaspekte, wie die Ausweisung von Wildnisgebieten auch<br />

schon vor 4, 5 Jahren weit gediehen waren. Es wurde dargelegt, dass uns die Handlungsfelder<br />

in Tabellen dargestellt werden <strong>und</strong> dass es eine Strategie der biologi-


<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33 S. 26<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

schen Vielfalt aus dem Jahr 2007 gibt. Für mich knüpft sich die Frage an, inwieweit<br />

diese nationale Strategie als eine Vorgabe betrachtet <strong>und</strong> abgearbeitet wird.<br />

Die zweite Frage betrifft die Förderpolitik der EU. Sie haben ausgeführt, dass entscheidend<br />

sei, wie die Förderpolitik bei uns ankäme. Die Förderpolitik der EU wird ja<br />

von uns umgesetzt in Form von operationellen Programmen <strong>und</strong> daraus abgeleitet<br />

die einzelnen Förderprogramme <strong>und</strong> Fördertatbestände. Damit dürfte 99% der Umsetzungsproblematik<br />

beim Land liegen. Sie haben auch dargelegt, dass ein Drittel<br />

<strong>des</strong> ELER <strong>für</strong> Naturschutz vorgesehen sei. Ist das der Wunsch <strong>des</strong> Maßnahmenprogramms<br />

oder schon eine Festlegung der Lan<strong>des</strong>regierung oder ergibt sich das aus<br />

Festlegungen der EU? Daran knüpft sich die entscheidende Frage: Ist das dann Bestandteil<br />

der Landwirtschaftsförderung oder soll es tatsächlich <strong>für</strong> ein Drittel <strong>des</strong> E-<br />

LER eigenständige Naturschutzprogramme geben, die dann auch durch die zuständige<br />

Ministerin ausgereicht werden? Das ist ein entscheidender Punkt, der den Ausschuss<br />

interessieren sollte.<br />

Herr Steffen (MUGV):<br />

Das Land Brandenburg erlaubt sich schon nicht nur einfach die Punkte aus der nationalen<br />

Strategie abzuarbeiten, sondern eigene Schwerpunkte zu setzen. Die nationale<br />

Strategie unterscheide übrigens genau, was sie selber als vom B<strong>und</strong> umzusetzen<br />

sieht <strong>und</strong> was sie zur Umsetzung durch Länder <strong>und</strong> Kommunen vorgesehen hat.<br />

Aus diesen Vorstellungen heraus sehen wir uns an, was <strong>für</strong> Brandenburg relevant ist.<br />

Unter der Begrifflichkeit <strong>des</strong> ELER Naturschutzmaßnahmen durchzusetzen, ist nicht<br />

ganz einfach. Von den Kollegen der GD <strong>Umwelt</strong> konnte nicht vermieden werden,<br />

dass bei der Förderung von flächenbezogenen Maßnahmen die Naturschutzmaßnahme<br />

zugleich landwirtschaftliche Produktion sein muss. Bei allen Bemühungen der<br />

Kollegen aus dem MIL gelangen wir dabei schnell an Grenzen. Nichts<strong>des</strong>totrotz haben<br />

wir in Brandenburg weite Gestaltungsspielräume, die es auszuloten gilt unter<br />

den finanziellen Rahmenbedingungen. Dabei ist es weniger das Problem, ob wir gezielt<br />

im Rahmen eines KULAP-Programms beim MIL effiziente flächenbezogene<br />

<strong>Umwelt</strong>maßnahmen unterbringen können, als die Frage, ob genügend Geld zur Verfügung<br />

steht.<br />

Bei investiven Maßnahmen sind wir jetzt schon dabei, den Teilbereich „Natürliches<br />

Erbe“ aus dem ELER in Selbstverantwortung <strong>des</strong> MUGV zu verwalten. Bei den flächenbezogenen<br />

Maßnahmen ist das weiterhin in Verantwortung <strong>des</strong> MIL. Das MUGV<br />

werde nur darauf aufmerksam machen, dass hier effiziente <strong>Umwelt</strong>maßnahmen untergebracht<br />

werden sollen.<br />

Die Verwendung eines Drittels der Mittel aus dem ELER ist Vorstellung <strong>des</strong> MUGV<br />

<strong>und</strong> bedarf der Abstimmung mit dem MIL. Dieser Punkt ist aber gar nicht so ambitioniert,<br />

weil bun<strong>des</strong>weit betrachtet 44 % der KULAP-Förderung aus dem ELER in umweltbezogene<br />

Maßnahmen geht.


<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33 S. 27<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

Vorsitzender:<br />

Weitere Nachfragen sehe ich nicht. Herzlichen Dank <strong>für</strong> die Berichterstattung. Die<br />

Darstellungen aus der Präsentation werden dem Protokoll beigefügt.<br />

Zu TOP 3:<br />

Bericht <strong>des</strong> MUGV zur fristgerechten Umsetzung <strong>und</strong> sachgerechten<br />

Finanzierung, insbesondere ihrer Sicherstellung, <strong>des</strong> Sonderprogramms<br />

Oder zur Verbesserung der Vorflut in den Gewässern<br />

I. Ordnung<br />

(Antrag CDU in der 32. <strong>Sitzung</strong> mit der Bitte um einen schriftlichen Bericht)<br />

Ministerin Tack weist auf den vorliegenden Bericht hin (Anlage 3) <strong>und</strong> bemerkt,<br />

dass zum Problem im <strong>Landtag</strong> bereits mehrfach berichtet wurde. Unter anderem seien<br />

in der Antwort auf eine Kleine Anfrage die Angaben mit Zahlen untersetzt worden.<br />

Sie bezeichnet die Umsetzung <strong>des</strong> Sonderprogramms als eine sehr ambitionierte<br />

Aufgabe.<br />

In der Vorlage sei die Untersetzung der Maßnahmen nach einzelnen Projekten <strong>und</strong><br />

Losen dargestellt, die <strong>für</strong> sich sprechen würden.<br />

Das was die Öffentlichkeit besonders interessiere, bedürfe langfristiger Planungsverfahren.<br />

Man sei bemüht, die Dauer der Genehmigungsverfahren auf ein Min<strong>des</strong>tmaß<br />

zu reduzieren, sei aber an Vorschriften geb<strong>und</strong>en, die selbstverständlich zu berücksichtigen<br />

seien.<br />

Abgeordneter Dombrowski (CDU) fragt nach, warum 8 Einzelmaßnahmen nicht im<br />

Jahr 2013 realisiert werden können, ob <strong>und</strong> wie die genannten 21,35 km Eingriffslänge<br />

mit den Kommunen, Gewässerunterhaltungsverbänden <strong>und</strong> sonstigen Beteiligten<br />

abgestimmt wurden <strong>und</strong> wie der erforderliche Abfluss beim Soleaufwuchs infolge Sedimentierung<br />

im Zusammenhang mit der Errichtung von Fischtreppen gesichert werden<br />

soll. Weiter möchte er wissen, warum die Ertüchtigung der Wriezener Alten Oder<br />

nicht in der Liste der abgeschlossenen Vorhaben aufgeführt ist <strong>und</strong> wie diese Maßnahme<br />

finanziert wurde.<br />

Herr Augustin (MUGV) antwortet, dass die abgeschlossene Maßnahme an der<br />

Wriezener Alten Oder nicht aus dem 15 Mio. € Sonderprogramm finanziert wurde. Er<br />

sei sich nicht sicher, aber wahrscheinlich sei das aus dem Landschaftswasserhaushalt<br />

erfolgt.<br />

Die Feststellung der noch durchzuführenden Maßnahmen, vorrangig der Beseitigung<br />

von Engstellen, auf der Eingriffslänge von 21,35 km Gewässern I. Ordnung sind das<br />

Ergebnis einer Begutachtung durch das LUGV als zuständige Fachbehörde. Er gehe


<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33 S. 28<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

davon aus, dass dabei alle Betroffenen bei der Entscheidung, was noch zu sanieren<br />

ist, beteiligt waren.<br />

Die Errichtung der Fischtreppen sei eine Maßnahme der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie,<br />

die in der Regel von den Wasser- <strong>und</strong> Bodenverbänden vergeben<br />

<strong>und</strong> über Bun<strong>des</strong>mittel finanziert werden. Der Wasserabfluss werde dabei gesichert.<br />

Abgeordneter Dombrowski (CDU) widerspricht der Aussage, dass die Maßnahmen<br />

auf den 21,35 km Eingriffslänge mit den Beteiligten vor Ort, zumin<strong>des</strong>t aber mit dem<br />

GEDO abgestimmt worden seien. Er bitte, das im Interesse eines transparenten Vorgehens<br />

zu prüfen.<br />

Zu TOP 4:<br />

Stellungnahme <strong>des</strong> MUGV zur Ausgliederung ehemaliger Rieselfelder<br />

aus dem LSG Notte-Niederung sowie naturschutzfachliche<br />

Bewertung der ausgegliederten Flächen durch die oberste Naturschutzbehörde<br />

(Antrag CDU in der 32. <strong>Sitzung</strong> mit der Bitte um einen schriftlichen Bericht)<br />

Der Vorsitzende verweist auf den vorliegenden Bericht <strong>des</strong> MUGV (Anlage 4).<br />

Abgeordneter Dombrowski (CDU) bemerkt, dass die Ausgliederung von 770 ha<br />

ehemaliger Rieselfelder aus dem LSG Notte-Niederung von allen örtlich Zuständigen<br />

<strong>und</strong> Betroffenen wegen naturschutzfachlichen Bedenken abgelehnt worden sei. Er<br />

möchte wissen, welche Gründe im Verwaltungsverfahren den Ausschlag gegeben<br />

haben, dass das MUGV diese Flächen aus dem LSG entlassen hat. Er kündigt an,<br />

dass er bei nicht ausreichender Beantwortung Akteneinsicht beantragen werde. Dabei<br />

könne man möglicherweise etwas darüber lernen, wie Flächen mit Arten aus der<br />

Roten Liste von der Unterschutzstellung befreit werden können.<br />

Abgeordneter Vogel (GRÜNE/B90) leitet aus dem Bericht <strong>des</strong> MUGV ab, dass es<br />

vermutlich bei der Ausweisung <strong>des</strong> LSG erhebliche Verfahrensfehler gegeben haben<br />

müsse, wenn nur mit der vorgenommenen Ausgliederung das LSG nachhaltig gesichert<br />

werden konnte.<br />

Hinsichtlich der von den Eigentümern beabsichtigten Errichtung von Windenergieanlagen<br />

stellt er fest, dass da<strong>für</strong> bisher kein entsprechen<strong>des</strong> Windeignungsgebiet ausgewiesen<br />

sei. Die Errichtung von Solaranlagen dürfte sich auch mit dem geänderten<br />

EEG erledigt haben, zumal da<strong>für</strong> die Beseitigung einer strukturreichen Wiesenlandschaft<br />

nötig werden würde. Er fragt nach, warum vor diesem Hintergr<strong>und</strong> überhaupt<br />

eine Ausgliederung möglich gewesen sei.<br />

Abgeordnete Lehmann (SPD) möchte wissen, ob es zutreffend sei, dass es <strong>für</strong> das<br />

Gebiet keinen bestätigten Teilregionalplan Wind gebe.


<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33 S. 29<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

Herr Steffen (MUGV) äußert sich zunächst erfreut darüber, dass es ein so großes<br />

Interesse am Erhalt <strong>des</strong> LSG gebe.<br />

Er erklärt, dass der Ausgliederung nicht aus fachlichen, sondern allein aus rechtlichen<br />

Gründen zugestimmt worden sei. Ursache sei ein Verfahrensfehler beim Ausweisungsverfahren,<br />

der dazu hätte führen können, dass ein Gericht das gesamte<br />

LSG bis auf Weiteres <strong>für</strong> unwirksam erklärt. Die vom MUGV getroffene Entscheidung<br />

sei keine Entscheidung <strong>für</strong> ein Windfeld oder einen Solarpark, sondern ausschließlich<br />

eine Entscheidung, hier kein LSG-Verfahren aus Sicht <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> weiterzuführen.<br />

Abgeordneter Dombrowski (CDU) sagt, dass das MUGV bereits im Jahre 2004 mit<br />

diesen Flächen einer Normenkontrollklage zum Opfer gefallen sei. Im Jahr 2007 sei<br />

die Ausweitung <strong>des</strong> Gebietes dann gr<strong>und</strong>legend überarbeitet <strong>und</strong> am 22.09.2009 in<br />

geänderter Form wieder in Kraft gesetzt worden. Da nunmehr auch der 2. Ausweisungsversuch<br />

gescheitert sei, weil die Festsetzungen aus dem Verwaltungsverfahren<br />

nicht ordnungsgemäß umgesetzt worden seien, sei das kein Ausweis <strong>für</strong> eine von<br />

der Verwaltung zu erbringende qualifizierte Arbeitsweise <strong>und</strong> auch ein Schlag gegen<br />

den Naturschutz.<br />

Der Vorsitzende stellt fest, dass es keine weiteren Fragen gibt <strong>und</strong> beendet den<br />

TOP.<br />

Zu TOP 5:<br />

Dritter Bericht über die Tätigkeit der Besuchskommission nach<br />

§§ 2a, 49 Brandenburgisches Psychisch-Kranken-Gesetz<br />

(Verschiebung aus 32. <strong>Sitzung</strong>)<br />

Der Vorsitzende verweist auf den bereits seit Oktober 2012 vorliegenden Bericht<br />

(Anlage 5) <strong>und</strong> stellt ihn zur Diskussion.<br />

Abgeordnete Lehmann (SPD) bedankt sich bei den Besuchskommissionen <strong>für</strong> deren<br />

Arbeit <strong>und</strong> die Berichterstattung. Sie begrüßt, dass der Bericht auch einen Schwerpunkt<br />

auf die Personalausstattung in der Erwachsenenpsychiatrie <strong>und</strong> in der Kinder<strong>und</strong><br />

Jugendpsychiatrie legt, weil um diesen Punkt die Aufgaben der Besuchskommissionen<br />

mit der letzten Gesetzesänderung erweitert wurden, um entsprechende<br />

Aussagen zur Situation zu erhalten. Erfreulich sei, dass <strong>für</strong> den Bereich der Erwachsenenpsychiatrie<br />

eingeschätzt werde, dass die Mehrzahl der Kliniken gut mit Ärzten<br />

<strong>und</strong> Pflegepersonal ausgestattet sind. Ärztemangel bestehe insbesondere in der<br />

Prignitz <strong>und</strong> im Elbe-Elster-Kreis. Erfreulich sei auch, dass ausländische Ärzte eingestellt<br />

werden <strong>und</strong> dass die Überwindung der Sprachbarrieren durchaus auch gut<br />

funktionieren könne.<br />

Sorge bereite die Aussage zur Personalausstattung in der Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie.<br />

So z. B., dass in der Klink in Lübben der ärztliche Dienst nur zu 50 % besetzt<br />

sei. Damit müsse man sich weiter befassen.


<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33 S. 30<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

Abgeordneter Büchel (DIE LINKE) schließt sich der Vorrednerin an <strong>und</strong> betont<br />

nochmals, dass der vorliegende Bericht der erste nach der Neuregelung <strong>des</strong> Gesetzes<br />

sei. Es zeige sich, dass die vorgenommenen Änderungen sich bewehren <strong>und</strong> als<br />

sinnvoll erweisen <strong>und</strong> sich zuvor geäußerte Bedenken nicht bestätigen würden. Für<br />

die besonders schutzbedürftige Personengruppe in der Psychiatrie seien die gestärkten<br />

Besuchskommissionen ein wichtiges <strong>und</strong> notwendiges Instrument.<br />

Ministerin Tack stellt fest, dass die Situation insgesamt nicht befriedigend sei. Sie<br />

würde gern die Position <strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> mitnehmen, um gegenüber den Kassen zu<br />

verdeutlichen, dass Regelungsbedarf besteht <strong>und</strong> bittet um eine schriftliche Stellungnahme.<br />

Abgeordnete Lehmann (SPD) unterstützt das Anliegen <strong>und</strong> schlägt vor, dass der<br />

Ausschuss seinen Standpunkt in einem Schreiben zur Unterstützung der Ministerin<br />

gegenüber den Kassen zum Ausdruck bringt.<br />

Der Vorsitzende stellt dazu allgemeine Zustimmung fest.<br />

Zu TOP 6:<br />

Information <strong>des</strong> MUGV über die Evaluation <strong>des</strong> Präventivprogramms<br />

„Lieber schlau als blau“<br />

(Antrag CDU vom 29.11.2012)<br />

Der Vorsitzende verweist auf den vorliegenden Bericht <strong>des</strong> MUGV (Anlage 6).<br />

Abgeordneter Dr. Luthardt (DIE LINKE) bedankt sich <strong>für</strong> den Bericht <strong>und</strong> bewertet<br />

das Präventionsprogramm als eine gute <strong>und</strong> wichtige Maßnahme, die fortgeführt<br />

werden sollte.<br />

Abgeordneter Vogel (GRÜNE/B90) bemerkt, dass aus den Schlussfolgerungen hervorgehe,<br />

dass es schwierig gewesen sei, Schulen zur Teilnahme an dem Programm<br />

zu gewinnen. Er fragt nach, ob eine gezielte Ansprache von Schulen vorgesehen sei,<br />

um weitere Teilnehmer zu gewinnen.<br />

Ministerin Tack berichtet, dass das Ergebnis <strong>des</strong> Präventionsprogramms gemeinsam<br />

mit der Bildungsministerin <strong>und</strong> dem Projektleiter presseöffentlich vorgestellt<br />

worden sei. Ihnen sei vermittelt worden, dass Schulen <strong>und</strong> Eltern <strong>und</strong> Lehrer gegenüber<br />

dem Programm sehr aufgeschlossen seien. In einem interessanten Fernsehbericht<br />

sei das Programm auch überregional als ein sinnhaftes Projekt dargestellt worden.<br />

Zu TOP 7:<br />

Verschiedenes<br />

Der Vorsitzende weist auf die nächste <strong>Sitzung</strong> <strong>des</strong> AUGV am 13.02.2013 hin <strong>und</strong><br />

dass <strong>für</strong> die Tagesordnung bereits die Punkte Moorschutzprogramm <strong>und</strong> Verocke-


<strong>Landtag</strong> Brandenburg P-AUGV 5/33 S. 31<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz 09.01.2013<br />

<strong>33.</strong> (öffentliche <strong>Sitzung</strong>) mi-we<br />

rung der Spree festgelegt wurden. Er bittet darum, weitere TOP‘s wegen der Ferienwoche<br />

bis zum 31.01.2013 anzumelden.<br />

Abgeordneter Dombrowski (CDU) regt an, dass die Ministerin in ihrer aktuellen<br />

Funktion als Vorsitzende der <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sministerkonferenz bei entsprechenden Anlässen<br />

im Ausschuss über die <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sministerkonferenz informieren solle.<br />

(Dieses Protokoll wurde durch Beschluss <strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> gemäß § 83 Satz 3<br />

GOLT in der 34. <strong>Sitzung</strong> am 13.02.2013 bestätigt.)<br />

Anlagen<br />

Anlage 1:<br />

Anlage 2:<br />

Anlage 3:<br />

Anlage 4:<br />

Anlage 5:<br />

Anlage 6:<br />

Präsentation Nachhaltigkeitsstrategie<br />

Präsentation Maßnahmenpaket „Schutz der biologischen Vielfalt“<br />

Bericht <strong>des</strong> MUGV zum Sonderprogramm Oderbruch<br />

Stellungnahme MUGV zu Ausgliederung aus LSG Notte-Niederung<br />

Dritter Bericht über die Tätigkeit der Besuchskommission<br />

Bericht <strong>des</strong> MUGV zum Präventionsprogramm „Lieber schlau als blau“


Anlage 1<br />

POTSDAM.iNSMUT FOR<br />

KLIMAFOLGENFORSCHUNG<br />

P I K<br />

Brandenburg auf dem Weg zu einer<br />

Lan<strong>des</strong>strategie Nachhaltiger Entwicklung<br />

Prof. Dr. Manfred Stock, Vorsitzender <strong>des</strong><br />

Beirats <strong>für</strong> Nachhaltige Entwicklung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg<br />

Berichterstattung <strong>des</strong> Beirats auf der <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Ausschusses</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />

09.01.2013, <strong>Landtag</strong> Potsdam<br />

liq i•fl 4001<br />

Nachhaltige Entwicklung blickt<br />

• orientiert heutige Politik auch an den<br />

Bedürfnissen künftiger Generationen<br />

• vermeidet nicht-nachhaltige Trends <strong>und</strong><br />

nicht-nachhaltige Konsum- <strong>und</strong> Produktionsmuster<br />

• berücksichtigt gleichberechtigt drei + eins Dimensionen:<br />

Ökonomie, Ökologie <strong>und</strong> Kultur/Soziales + deren Dynamik<br />

Szenario 1<br />

Szenario 2<br />

Szenario 3<br />

Zukunft lässt sich in der<br />

Regel nicht vorhersagen.<br />

Näherungsweise noch<br />

dort am besten, wo man<br />

sie gestalten kann,<br />

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2019<br />

keine<br />

F I K<br />

Prof. Dr. Manfred Stockt Nachhaltigkeitsbelrat Wandenburg AUGV 09.01.2013 if 2<br />

1


<strong>Umwelt</strong> & Ressourcen<br />

Die drei Dimensionen sind<br />

nicht unabhängig sondern<br />

wechselwirken miteinander!<br />

Wirtschaft < Gesellschaft<br />

Rahmenbedingungen:<br />

- Rechtsordnung<br />

- ausgebildete Arbeitskräfte<br />

- Infrastruktur<br />

- K<strong>und</strong>en & Märkte<br />

Gesellschaft <strong>Umwelt</strong>:<br />

Lebensbedingungen:<br />

- Ressourcen, Rohstoffe,<br />

Boden, Wasser,<br />

- Landschaft<br />

- Ökosystemfunktionen<br />

(Luft, Klimaregelung,...)<br />

© Manfred Stock, PIK (verändert nach Busch-11e 1995)<br />

pmf. Dr. Manfred Stock, Narbhaltekeltabefra Brandenburg AUGV 09.01.2013 / 3<br />

ratsbeiträge zur Lan<strong>des</strong>nachha gkeitsstrategie<br />

• Leitbild „Nachhaltige Entwicklung"<br />

• Governance: Umsetzung in die Praxis<br />

• Handlungsschwerpunkte:<br />

• Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit<br />

• Nachhaltige Finanzpolitik<br />

• Lebensqualität in Städten <strong>und</strong> Dörfern<br />

• Klima <strong>und</strong> Energie<br />

• Bildung <strong>für</strong> Nachhaltige Entwicklung<br />

• Biodiversität <strong>und</strong> Landnutzung (-0<br />

eh<br />

" " ".; Prof. Dr. Manfred Stock, Nachhaltigkeltsbcfrar Brandenburg AUGV 09.01.2013 / 4<br />

11 1 K<br />

2


• Übersteigt unsere Nutzung der natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lagen<br />

die ökologische Tragfähigkeit unseres Planeten?<br />

• Dienen das politische <strong>und</strong> wirtschaftliche Handeln <strong>und</strong><br />

gesellschaftliche Verhalten der Steigerung der Wohlfahrt <strong>und</strong><br />

<strong>des</strong> Wohlbefindens?<br />

• Befördert das Handeln in der Politik, in den Unternehmen, in<br />

den Organisationen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> die Teilhabe aller an den<br />

Entscheidungs- <strong>und</strong> Gestaltungsprozessen?<br />

— Prof. Dr. Manfred Steck, Nachhaltigkeitsbeirat Brandenburg AUGV 09.01.2013 / 5<br />

Nachhaltigkeits-Goverriance:<br />

-t ung in die Pr<br />

1. Präambel: Wo ein Perspektivwechsel nötig?<br />

ar<br />

Prozesshaff<br />

Positiv<br />

Perspektivisch\<br />

Politiküberweiend/<br />

Pwrfizipativ / 1<br />

2. Perspektivisch: Was sind die Ziele?<br />

3. Positiv: Wo liegen die Chancen?<br />

4. Prozesshaft: Wie sieht der politische <strong>und</strong><br />

gesellschaftliche Gestaltungsprozess aus?<br />

5. Politikübergreifend: Welche Aspekte ökonomischer,<br />

sozialer <strong>und</strong> ökologischer<br />

Dimension sind zu berücksichtigen?<br />

6. Partizipativ: Welche gesellschaftlichen Kräfte<br />

<strong>und</strong> Aktivitäten sind einzubeziehen?<br />

7. Prüfbar: Welche Indikatoren ermöglichen eine<br />

ziel- <strong>und</strong> ergebnisorientierte Steuerung?<br />

K<br />

—Pfof. Dr. Manfred Stock, NachhaltigkeitsbeIrat Brandennurc<br />

AUGV 09,01.2013 / Fi<br />

3


Handlungsschwerpunkte der<br />

Lan<strong>des</strong>nachhaltigkeitsstrategie<br />

• Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit<br />

vorläufig)<br />

• Neujustierung der Clusterförderung,<br />

Wirtschaftliches Entwicklungspotenzial der Energiewende,<br />

• Naturressourcen als Wirtschaftsfaktor<br />

• Nachhaltige Unternehmensführung als Bestandteil nachhaltigen<br />

Wirtschaftens<br />

• Stellenwert „Guter Arbeit" <strong>für</strong> nachhaltiges Wirtschaften<br />

• Nachhaltige Finanzpolitik<br />

• Steigerung <strong>und</strong> Stabilisierung der Einnahmen<br />

• Fokussierung der Ausgaben von Land <strong>und</strong> Gemeinden auf Lebensqualität<br />

• Ausrichtung der Förderung auf Anschub nachhaltiger <strong>und</strong> innovativer<br />

Güterproduktion <strong>und</strong> -bereitstellung sowie <strong>für</strong><br />

Bildung, Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

• Möglichkeiten <strong>für</strong> eine gerechtere Einkommens- u. Vermögensverteilung<br />

P I K<br />

Prof. Dr. Manfred Stock, Nachhalttgketteetrat Brandenburg AUEN 09.01.2013 / 7<br />

Handlungsschwerpunkte der<br />

Lan<strong>des</strong>nachhaltigkeitsstrategie (ii ö vorläuft'<br />

• Lebensqualität in Städten <strong>und</strong> Dörfern<br />

• Wichtige Bereiche der Daseinsvorsorge: Mobilität,<br />

medizinische Versorgung <strong>und</strong> wasserwirtschaftliche Dienstleistungen<br />

• Übergang von einer eher an Strukturen <strong>und</strong> Investitionen orientierten<br />

zu einer an Menschen <strong>und</strong> ihren Bedürfnissen orientierten Politik<br />

• Umorientierung von eher angebots- <strong>und</strong> instrumentorientierten Planungen<br />

hin zu bedürfnis- <strong>und</strong> personenorientierten Planungen<br />

• Klima <strong>und</strong> Energie<br />

• Umbau <strong>des</strong> Energiesystems auf eine kohlenstofffreie Versorgung<br />

in allen Bereichen (Orientierung am 2°-Ziel)<br />

• Förderung der Akzeptanz von CO2-armen <strong>und</strong> nachhaltigen Lebensstilen<br />

in Unternehmen <strong>und</strong> Haushalten<br />

• Anpassung an den Klimawandel, Erhaltung der Lebensgr<strong>und</strong>lagen,<br />

Wasserhaushalt, Biodiversität <strong>und</strong> nachhaltige Landnutzung,<br />

C-1<br />

P I k<br />

Prof. Dr. Manfred Stock, Nachhaltigkeitsheirat Brandenburg AUGV 09.01.2013 / 8<br />

4


Handlungsschwerpunkte der<br />

Lan<strong>des</strong>nachhaltigkeitsstrategie (iii : vorläufig)<br />

• Bildung <strong>für</strong> Nachhaltige Entwicklung<br />

• Aufgabe <strong>des</strong> Staates: ein nachhaltiges Bildungssystem (NB) schaffen <strong>und</strong><br />

die Inhalte der Nachhaltigkeit in der Bildung verankern (BNE)<br />

• Perspektivwechsel: Nachhaltige Bildungslandschaften<br />

• Bildung <strong>und</strong> Nachhaltigkeit: eine doppelte Querschnittsaufgabe<br />

• Informelle Bildungsprozesse <strong>und</strong> Nachhaltigkeitskommunikation<br />

unterstützen <strong>und</strong> fördern<br />

• BNE als gemeinsamen Lernprozess der Akteure organisieren<br />

• Bildungsziele <strong>und</strong> Indikatoren zur Überprüfung formulieren<br />

• BNE als umfassende gesellschaftliche Partizipation<br />

• Biodiversität <strong>und</strong> Landnutzung (+)<br />

• Der dramatische Rückgang der Artenvielfalt erfordert neue innovative<br />

Konzepte der Landnutzung zur Bewahrung der Lebensgr<strong>und</strong>lagen<br />

rlx<br />

Prof. Dr. Manfred Stock, Nachhattigkeitsbehat Brandenburg AUGV 09.01.2013 / 9<br />

Brandenburg: Modellregion <strong>für</strong> Nachhaltige Entwicklung<br />

ow• es‚ •-• •. .11•MIIIEr • itC1<br />

enljank <strong>für</strong> I<br />

Auffnerksaülkeit<br />

L n<br />

. 53" Prof. Dr. Manfred Stock, Nachhaftigkeitstm -irat Brandenburg<br />

I<br />

AUGV 09.01.2013 / 10<br />

5


Ein Maßnahmenprogramm<br />

Biologische Vielfalt <strong>für</strong> Brandenburg<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg I Potsdam, 09.01.2013 MUGV<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

eAseee, eumet G.,nee<br />

;A %/ehra<strong>des</strong>che


„Vorgeschichte”<br />

tenvention en<br />

Bielegical Diversity<br />

e 9'3<br />

UNEP<br />

■ Übereinkommen über die Biologische Vielfalt<br />

(Rio 1992), UN -Folgekonferenzen<br />

Eunepikzelt<br />

Kommission<br />

i.reirree<br />

■ EU-Biodiversitätsstrategie „Lebensversicherung<br />

<strong>und</strong> Naturkapital" (05/2011)<br />

■ Nat. Strategie zur Biolog. Vielfalt (11/2007)<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg I Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV


„Vorgeschichte”<br />

<strong>Landtag</strong> Brandenburg<br />

5. Wahlperiode<br />

■ <strong>Landtag</strong>sbeschluss in Brandenburg<br />

(11/2011): Maßnahmenpaket zum<br />

Schutz der Biologischen Vielfalt<br />

Beschlussprotokoll<br />

gemäß § 96 der Geschäftsordnung<br />

der 44. <strong>Sitzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Landtag</strong>es Brandenburg<br />

am Mittwoch, dem 9. November 2011<br />

O e L e, pru seie<br />

<strong>und</strong> Maßnahmen zur Urnsetzun<br />

Nationalen Strategie bis 2020<br />

=# Auftrag an MUGV<br />

Erarbeitung ressortübergreifend<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV


igererM77°. Inhalte<br />

<strong>des</strong> Maßnahmenprogramms (1)<br />

1. Einleitung<br />

1.1 Die Bedeutung der „Biologischen Vielfalt"<br />

1.2 Internationale, europäische<br />

<strong>und</strong> nationale Strategien <strong>und</strong> Ziele<br />

1.3 Brandenburgs besondere Verantwortung<br />

<strong>für</strong> die Biologische Vielfalt<br />

1.4 Leistungen <strong>und</strong> Erfolge Brandenburgs<br />

im Naturschutz<br />

1.5 Gefährdungen der Biologischen Vielfalt<br />

in Brandenburg<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg I Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

eume ceattee


Inhalte <strong>des</strong> Maßnahmenprogramms (2)<br />

Das brandenburgische Maßnahmenprogramm<br />

Biologische Vielfalt<br />

2.1 Leitbild <strong>und</strong> Ziele<br />

2.2 Die Gr<strong>und</strong>prinzipien <strong>des</strong> Programms<br />

2.3 Finanzierung<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

tkietkensuelt Gesmil-eA<br />

kämthereete


Inhalte <strong>des</strong> Maßnahmenprogramms (3)<br />

Handlungsfelder <strong>für</strong> die Erhaltung, Entwicklung<br />

<strong>und</strong> nachhaltige Nutzung der Biologischen Vielfalt<br />

in Brandenburg<br />

Naturschutz<br />

•<br />

Landwirtschaft<br />

Forstwirtschaft<br />

Wasserwirtschaft<br />

Verkehr<br />

Energiewirtschaft<br />

Siedlung<br />

■ Fischereiwirtschaft<br />

■ Bildung <strong>für</strong> nachhaltige<br />

Entwicklung<br />

Tourismus<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV<br />

LAND<br />

BRANbENBUKG


Zu 1) Einleitung<br />

Brandenburgs Verantwortung <strong>für</strong> die Biologische Vielfalt<br />

3 Nach Kriterien der Nationalen Strategie:<br />

• ca. 20 Lebensraumtypen (z.B. Klarwasserseen,<br />

Buchenwälder, Moore, Trockenheiden)<br />

• mehrere h<strong>und</strong>ert Arten (z.B. Schreiadler, Rotbauchunke,<br />

Sumpfschildkröte)<br />

■In Brandenburg liegen 3 der bun<strong>des</strong>weit 30 "Hotspots" der<br />

biologischen Vielfalt <strong>und</strong> sind damit Förderkulisse <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>programms Biologische Vielfalt<br />

■NATURA-2000-Gebiete 26% der Lan<strong>des</strong>fläche<br />

(D= 15,4 %, EU= 17,5 %)<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg j Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

ene. eriurn Usnaest Ges<strong>und</strong>hei<br />

<strong>und</strong> Verbeeherschiz


Zu 1) Einleitung<br />

Bisherige Leistungen <strong>des</strong> Brandenburger Naturschutzes<br />

h'rci.ca ,k<br />

Uderrei 04ertia<br />

■<br />

■<br />

Seit 1990 Aufbau umfangreiches Instrumentarium<br />

z.B. Großschutzgebiete, Artenschutzprogramme,<br />

Agrarumweltmaßnahmen, Vertragsnaturschutz etc.<br />

Positive Entwicklungen bei Beständen einiger Arten<br />

(u.a. Fischadler, Großtrappe, Fischotter)<br />

... trotzdem: insgesamt noch weitere Verschlechterung<br />

LAND .<br />

BRATG<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 07.12.2012 1 MUGV (iirewen‘eiemh


Zu 2) Gr<strong>und</strong>prinzipien <strong>des</strong><br />

Maßnahmenprogramms<br />

Leitbild <strong>und</strong> Ziele <strong>des</strong> Programms<br />

Soll einen wirksamen Beitrag zur Erreichung<br />

der Ziele der Nationalen Strategie leisten<br />

■<br />

Enthält Schwerpunkte der Brandenburger Naturschutzpolitik <strong>und</strong><br />

Beiträge anderer Ressorts zum Schutz der Biologischen Vielfalt<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV 2:7 8:22el' ald`


Zu 2) Gr<strong>und</strong>prinzipien <strong>des</strong><br />

Maßnahmenprogramms<br />

Leitbilder <strong>und</strong> Ziele<br />

em vernetzter Biotope<br />

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4<br />

LAND<br />

BRANDENBUPG<br />

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Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV wdveiG.2.A.Inei


Zu 2) Gr<strong>und</strong>prinzipien <strong>des</strong><br />

Maßnahmenprogramms<br />

Leitbilder <strong>und</strong> Ziele<br />

achhaitt'ge Nutzung:<br />

e-<br />

ablierur<br />

Politik ,<br />

von Natur un an schai a! dortfak or<br />

regiona e Wei' .tschöpfLing durch (Ina<br />

c utz<br />

. Mit :de BioctiVerSitätSZle.<br />

eran wortung der Landnutzer <strong>für</strong> nachhaltiges Wirtschafte<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 07.12.2012 I MUGV<br />

13IMI\IDENBUPG<br />

sernlikihente,iigrajel<br />

midetieCdjererez


Zu 2) Gr<strong>und</strong>prinzipien <strong>des</strong><br />

Maßnahmenprogramms<br />

Finanzierung<br />

■Hauptfinanzierungsinstrument:<br />

ELER 2014 2020 (min<strong>des</strong>tens 1/3 <strong>des</strong> Budgets<br />

<strong>für</strong> Naturschutz)<br />

alle weiteren EU-Fonds (ESF, EFRE, EFF)<br />

■Für Schwerpunktbereiche: LIFE+<br />

(EU-Programm), „Chance Natur",<br />

„Biologische Vielfalt" (Bun<strong>des</strong>programme)<br />

■Lan<strong>des</strong>mittel zur Kofinanzierung der EU-Fonds<br />

Eviehmeie uSieei<br />

■e‚laraer<br />

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EUROPÄISCHE NEON<br />

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edle Entwicklung <strong>des</strong><br />

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■Vertragsnaturschutz<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV Mr="m"s'


zu 3) Handlungsfelder<br />

. Für je<strong>des</strong> Handlungsfeld dargestellt:<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Bedeutung <strong>für</strong> die Biologische Vielfalt<br />

Gr<strong>und</strong>sätze zur Förderung der Biologischen Vielfalt<br />

Konkrete Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen (tabellarisch)<br />

4:5<br />

Ma<br />

nahmen<br />

ndikatoren<br />

ee .<br />

Urnsetzungsfristen<br />

ees'<br />

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t<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

iailVediabbfferiditi


Handlungsfeld Naturschutz<br />

■ Erhaltung der Biologischen Vielfalt ist zentrales Anliegen<br />

■ Breit gefächertes Instrumentarium vorhanden, z.T. sich<br />

überlagernd; gemeinsam mit anderen Ressorts umzusetzen<br />

a. Natura 2000<br />

b. Großschutzgebiete/ Nationale Naturlandschaften<br />

c. Biotopschutzmaßnahmen<br />

d. Offenlandlebensräume (Truppenübungsplätze/Heiden)<br />

e. Wildnis<br />

f. Biologische Vielfalt in der Bergbaufolgelandschaft<br />

g. Biotopverb<strong>und</strong><br />

h. Spezielle Artenschutzmaßnahmen<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg j Potsdam, 09.01.2013 MUGV irrktivüf


Handlungsfeld Naturschutz<br />

a) Natura 2000<br />

NATURA 2000<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Europäisches Schutzgebietsnetz (FFH- <strong>und</strong><br />

Vogelschutzgebiete)<br />

Dauerhafte Sicherung <strong>des</strong> Netzwerks ist eine der<br />

wichtigsten Naturschutzaufgaben Brandenburgs<br />

Ziele<br />

- Fristgerechte Sicherung<br />

- Erstellung Managementpläne <strong>für</strong> Natura 2000-Gebiete<br />

- Etablierung Monitoring, Erfüllung Berichtspflichten<br />

- Aufhalten der Verschlechterung u. Verbesserung <strong>des</strong><br />

Erhaltungszustan<strong>des</strong> der Arten u. Lebensräume<br />

■ Da<strong>für</strong> im Maßnahmenprogramm vorgesehene Maßnahmen ...<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

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Yeerakheidiei


Handlungsfeld Naturschutz<br />

Natura 2000 -<br />

Konkrete<br />

Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

na rrIeri<br />

Finanz<br />

Verbesserung <strong>des</strong><br />

Erhaltungszustan<strong>des</strong><br />

von<br />

H-LRT<br />

Arten der FFH-<br />

R/<br />

Vogelschutz-Ri_<br />

Umsetzung von<br />

Managementmaßnahmen<br />

Habitatmanagement,<br />

Artenschutzprojekte<br />

Auf Ebene<br />

der Lan<strong>des</strong>regierung<br />

insbes.<br />

MUGV,<br />

LUGV, MVVE<br />

Schreiadler<br />

Tabellenausschnitt<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

tee,,.frteieikeed<br />

meQestrarbeithel


Handlungsfeld Naturschutz<br />

b) Großschutzgebiete/ Nationale Naturlandschaften<br />

■ Förderung Biologische Vielfalt, nachhaltige Nutzung,<br />

regionale Wertschöpfung<br />

■ Biosphärenreservate Flusslandschaft Elbe u. Spreewald:<br />

Erweiterung der Kernzonen auf jeweils mind. 3 %,<br />

Nationalpark Unteres Odertal: auf mind. 50 %<br />

■ Schorfheide-Chorin, Spreewald <strong>und</strong> Flusslandschaft Elbe:<br />

Erhaltung, Entwicklung einer durch traditionelle Nutzungen<br />

geprägten Landschaft sowie der darin historisch gewachsenen<br />

Arten- <strong>und</strong> Biotopvielfalt;<br />

■ Gezielter Einsatz ELER- Projekte (2014-2020: Ein Vorhaben/<br />

Großschutzgebiet/Jahr)<br />

Biosphirenreservat<br />

•<br />

Spreewald 11111h<br />

Biespharenreservat<br />

•<br />

Flusslandschaft<br />

Elbe-Brandenburg<br />

Blosphirenreservat<br />

Scherfheide-Cherin<br />

Nationaeark<br />

Unteres Odertal<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09,01.2013 j MUGV<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

&ffl.let


Handlungsfeld Naturschutz<br />

c) Biotopschutzmaßnahmen<br />

■ Z.B. Sicherung günstiger Erhaltungszustand Moortypen<br />

■ Erarbeitung, Umsetzung von Nutzungs- u. Pflegekonzepten sowie<br />

<strong>des</strong> Moorschutzprogramms<br />

e) Wildnis<br />

■ Wildnis auf 2 % der Lan<strong>des</strong>fläche, Erhaltung/ Schaffung von<br />

großflächigen, unzerschnittenen Wildnisgebieten<br />

■ Erarbeitung Wildniskonzept, Flächenerwerb durch Natur-<br />

■<br />

■<br />

schutzverwaltung<br />

Entwicklung naturtouristischer Angebote in Wildnisgebieten<br />

Beispiel INA Lieberoser Heide<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

lAtieze,,r uzet. semem<br />

<strong>und</strong> Verbraudeedve


Handlungsfeld Naturschutz<br />

g) Biotopverb<strong>und</strong><br />

■ Sicherung <strong>des</strong> lan<strong>des</strong>weiten<br />

Biotopverb<strong>und</strong>s (10 % der Lan<strong>des</strong>fläche<br />

Durchgängigkeit der Landschaft, Korridore<br />

■ Erarbeitung Teilplan "Lan<strong>des</strong>weiter<br />

Biotopverb<strong>und</strong>" (LaPro),<br />

Aufnahme in ROP, Berücksichtigung in<br />

Fachplänen<br />

■ Maßnahmen u.a. Bau von Grünbrücken<br />

(z.B. über die A9)<br />

Beispiel vvaiuutuLupvel wun d<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

Feeued<br />

ine Veetaiirheekhäti


Hand ngsfeld Landwirtschaft<br />

Bedeutung<br />

■ Artenvielfalt offener Agrarlandschaften u.<br />

■<br />

ihrer Begleitstrukturen: Verbreitung von<br />

Ackerwildkräutern, Pflanzenarten versch.<br />

Grünlandtypen, Lebensraum <strong>für</strong> Säugetier-,<br />

Vogel-, Amphibien-, Insektenarten usw.<br />

Genvielfalt: Versch. Rassen, Sorten bzw.<br />

Populationen von genutzten <strong>und</strong><br />

wildlebenden Arten<br />

■ Aber: verstärkter Lebensraum"<br />

Artenrückgang in der Agrarlandschaft<br />

900 - 1200<br />

Chr,<br />

ab 4000<br />

ca. 12.000 -<br />

4000 v.Chr.<br />

Artenza'<br />

(Landbewirtschaftung <strong>und</strong> Biologische<br />

Vielfalt — historische Betrachtung, nach<br />

Fukarek 1980)<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV<br />

LAND<br />

gRANDENBURG<br />

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Handlungsfeld Landwirtschaft<br />

Gr<strong>und</strong>sätze (Nationale Strategie)<br />

■ Überprüfung, ggf. Weiterentwicklung der guten fachlichen Praxis<br />

■<br />

■<br />

Konkretisierung von regionalspezifischen Min<strong>des</strong>tdichten an Vernetzungselementen<br />

(Saumstrukturen u. Trittsteinbiotope, z.B. Hecken, Feldraine)<br />

Verstärkte Förderung traditioneller sowie umwelt- u. naturverträglicher<br />

Formen der Landwirtschaft<br />

Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

a) Intensiv genutzte Flächen<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Weiterentwicklung Gute fachliche Praxis<br />

Erhöhung der Kulturartenvielfalt, Begrenzung <strong>des</strong> Anbauumfangs einer<br />

Kulturart (auf max. 30% der Betriebsfläche)<br />

Erhöhung Anteil Ökolandbau (auf 20% der LN)<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV 222N,9:74,eigesm12'


Hand ngsfeld Landwirtschaft<br />

b) Weitere Flächentypen der Agrarlandschaft, Begleitstrukturen<br />

■ Erhaltung bzw. Erhöhung Anteil Brachflächen (auf 10% der Ackerfläche) u.<br />

extensiv genutzter Äcker (auf 3-5%)<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Erhaltung versch. Grünlandtypen wie Niedermoor- u. Auengrünland,<br />

mesophiles Grünland mittlerer Standorte<br />

Erhaltung, Pflege von Trocken- u. Halbtrockenrasen (z.B. mittels Beweidung/<br />

Pflegeleistungen von Schäfern im Rahmen <strong>des</strong> KULAP)<br />

Erhaltung <strong>und</strong> Förderung von Biotopstrukturen (Etablierung von Acker- <strong>und</strong><br />

Gewässerrandstreifen, Pufferzonen, Gehölzstrukturen)<br />

c) Tier- <strong>und</strong> pflanzengenetische Ressourcen<br />

■ Erhaltung der regionaltypischen genetischen<br />

■<br />

Vielfalt von Nutztierrassen u. Obstsorten<br />

Schwerpunkt Erhaltung, Förderung der Zweige<br />

Schaf- u. Bienenhaltung<br />

Verantwortlichkeit: MIL, MUGV<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

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Handlungsfeld Landwirtschaft<br />

Beispiel Bienen/Imkerei:<br />

• Maßgeblicher Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt durch<br />

Bestäuberleistung, zugleich wirtschaftliche Bedeutung <strong>für</strong> Pflanzen- <strong>und</strong><br />

Obstbau <strong>und</strong> Honigerzeugung<br />

■Rückgang der Bienenpopulationen in BB: vor 20 J. ca. 140 000 Bienenvölker,<br />

heute (2008) etwa 16 000 > rd. 90% Verlust<br />

■Ursachen <strong>für</strong> den Rückgang u.a. Bienensterben durch Krankheiten u. Parasiten<br />

sowie Landnutzungsänderungen, Pestizideinsatz, Verlust von Blütenpflanzen<br />

■ ienenerhaltung u.a. durch: Förderung von Imkern;<br />

Verwendung blütenreicher Saaten, Anlage von<br />

Landschaftselementen mit hohem ökologischem<br />

Nutzen; Sensibilisierung der Verbraucher<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 I MUGV<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

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2141151211MMINMEIMI<br />

Handlungsfeld Forstwirtschaft<br />

Bedeutung<br />

■<br />

Wälder gehören zu den artenreichsten Ökosystemen;<br />

wichtiger Bestandteil der Kultur- <strong>und</strong> Naturlandschaften<br />

3 Vielfalt Lebensraumtypen (u.a. Buchen- u. Eichenwälder, Waldmoore)<br />

Gr<strong>und</strong>sätze<br />

■ Förderung seltener Baum- u. Straucharten (im Rahmen einer naturnahen<br />

Waldbewirtschaftung<br />

Ordnungsgemäße Bewirtschaftung (§ 4 Waldgesetz <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> BB)<br />

■ Schutz der Wälder (wichtige Säule <strong>des</strong> BB Waldprogramms 2011)<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

Wrieeenbn Kit Ulme Seelee<br />

emerakhaireidi


Handlungsfeld Forstwirtschaft<br />

Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

▪ Waldumbau, Fortführung der Entwicklung standortgerechter,<br />

stabiler Misch- u. Laubbestände (inkl. seltener Baum- u. Straucharten wie<br />

Bruch-Weide, Elsbeere, Weißtanne)<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Naturwaldkonzept - Sicherung repräsentativer Naturwaldflächen<br />

Erhöhung <strong>des</strong> Anteils der unbewirtschafteten, naturnahen Waldflächen auf<br />

5%<br />

Erhaltung/ Verbesserung der Erhaltungszustände von FFH-<br />

Lebensraumtypen im Wald<br />

Erhaltung Waldmoore, Schutzmaßnahmen, Renaturierung<br />

Hauptverantwortlichkeit<br />

MIL, MUGV<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV<br />

LAND<br />

BMNDENBURG<br />

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Handlungsfeld Verkehr<br />

Bedeutun<br />

■Beeinträchtigungen durch Verkehrseinrichtungen (insbesondere Netz der<br />

Bun<strong>des</strong>fernstraßen): Zerschneidung, Lebensraumentzug, Störung, Tötung<br />

Gr<strong>und</strong>sätze<br />

Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt:<br />

■Verkehrswegeneubau/-ausbau: Berücksichtigung von Biotopverb<strong>und</strong>achsen<br />

Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

■„Bun<strong>des</strong>progr. Wiedervernetzung” (u.a. Bau von insg. 93 Querungshilfen)<br />

■Neue Verkehrswege: Ausreichende ökologische Durchlässigkeit<br />

■Vermeidung Fragmentierung unzerschnittener Räume mit einer Größe von<br />

mind. 100 km2 bei Neutrassierungen<br />

■Bündelung von Trassen, Errichtung von Durchlässen unter Straßen,<br />

Grünbrücken, großlumigen Brücken, aufgeständerten Fahrwegen, etc.<br />

Hauptverantwortlichkeit<br />

■MIL, MUGV<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

eAeetim rz:teze<br />

igrd v.timideziel&


Handlungsfeld Bildung<br />

<strong>für</strong> Nachhaltige Entwicklung<br />

Konkrete Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen (Tabellenausschnitt)<br />

rnsetzungsfristen<br />

worst e ng-<br />

Akzeptanzsteigerung<br />

in der<br />

Bevölkerung<br />

<strong>für</strong> Themen<br />

der Biolog.<br />

Vielfalt<br />

-Angebote der<br />

Naturwacht in<br />

den NNL (z.B.<br />

Ranger-Erlebnis-Touren)<br />

- Erarbeitung<br />

infolViaterial<br />

Befragung<br />

Teilnehmender<br />

Umfragen in<br />

der Region<br />

04/2011<br />

03/2014<br />

Naturschutzfonds<br />

BB<br />

75% ELER<br />

(ILE-RL),<br />

25%<br />

Natursc<br />

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ds<br />

•<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg I Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

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Zeitplan<br />

■ 15.05.2012: Erstellung Feinkonzept <strong>für</strong><br />

Maßnahmenprogramm<br />

■ Bis 30.09.2012: Zuarbeiten der Ressorts<br />

■ Bis 30.11.2012: Gespräche mit Ressorts (MIL,<br />

MWE)<br />

■ 07.12.2012: Workshop mit gesell. Akteuren<br />

■ 07.12.2012: Fachgespräch mit Naturschutzbeirat<br />

■ 22.01.2013: Gespräch mit MWE zu Tourismus<br />

■ 15.02.2013: Entwurf Maßnahmenprogramm<br />

Anschl. Gespräche mit Ressorts<br />

■ 2. Quartal 2013: Einleitung Kabinettverfahren<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 1 MUGV<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

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Vielen Dank <strong>für</strong> die Aufmerksamkeit!<br />

Bilderquellen (von links): H. Richter/LUGV; P. Frenkel/MUGV-Fotoarchiv; U. List/Wildtiergehege Kunsterspring; H. Richter/LUGV;<br />

Bild Auerhuhn: Naturpark Niederl. Heidelandschaft, Bild Gruppe: ANU Brandenburg e.V.<br />

Alle anderen Bilder: entera<br />

Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt Brandenburg 1 Potsdam, 09.01.2013 MUGV<br />

LAND<br />

BRANDENBURG<br />

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LAND BRANDENBURG<br />

Ani.8cie 3<br />

Ministerium <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>,<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz<br />

Ministerium <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg<br />

Postfach 601150 1 14411 Potsdam<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />

Heinrich-Mann-Allee 103<br />

14473 Potsdam<br />

Hausruf: 0331 866 7000<br />

Fax: 0331 866 7003<br />

Internet: www.mugv.brandenburg.de<br />

Potsdam, 07. Januar 2013<br />

<strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong> am 09.01.2013 TOP 4<br />

„Bericht <strong>des</strong> MUGV zum Sonderprogramm Oderbruch"<br />

Die Umsetzung <strong>des</strong> „Sonderprogramms zur Instandsetzung der Gewässer I. Ordnung<br />

im Oderbruch" ist entsprechend der nachfolgenden tabellarischen Aufstellungen<br />

fristgerecht <strong>und</strong> mit dem bisherigen Mittelansatz von insgesamt rd. 15 Mio.<br />

Euro vorgesehen.<br />

Bisher wurden <strong>für</strong> Gewässerinstandsetzungen auf einer Gesamtlänge von 22,6<br />

km rd. 7 Mio. Euro investiert.<br />

Abgeschlossene Vorhaben Stand 12/2012<br />

Bezeichnung km Kosten in € Bemerkung<br />

Norkgraben 4,85 1.129.493,090<br />

Förstersee 0,45 106.848,33<br />

Schmaler Strom 1,70 403.509,470<br />

Schleusengraben I 2,50 481.678,780<br />

Schleusengraben II 4,45 880.259,88 Restarbeiten 2013<br />

Quappendorfer Kanal I 0,15 58.397,480<br />

Friedländer Strom I 2,95 584.386,480<br />

Friedländer Strom II 2,75 902.149,350<br />

Letschiner Hautpgraben I 1,50 739.613,28<br />

Stille Oder / Neutornower See 1,30 1.577.165,820 Sedimentabfuhr 2013<br />

Krautlagerplatz Stille Oder 151182,73 Fertigstellung 2013<br />

Gesamt 22,60 7.015.264,69<br />

Zur Beseitigung von Engstellen <strong>und</strong> zur Verbesserung der Abflussleistung werden<br />

an nachfolgend aufgelisteten Gewässern I. Ordnung mit einer Fließlänge von<br />

insgesamt 74,36 km weitere Gewässerabschnitte mit insgesamt 21,35 km Länge<br />

Instand gesetzt.


Seite 2<br />

Ministerium <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>,<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz<br />

Vorhaben bis 2015<br />

Bezeichnung<br />

Gewässerlänge<br />

in km<br />

Eingriffslänge<br />

in km<br />

Kostenschätzung <strong>für</strong> Beseitigung<br />

von Engstellen<br />

Gusower Alte Oder 11,90 1,50 310,000<br />

Quappendorfer Kanal 4,10 2,80 625,000<br />

Friedländer Strom 3. BA 6,95 2,90 650,000<br />

Letschiner Hauptgraben 2 BA 21,50 3,60 2.818,000<br />

Parmese-/ Kruschkengraben 10,30 2,30 900,000<br />

Freienwalder Landgraben 7,20 1,10 849,050<br />

Volzine I. BA 6,00 5,90 975,000<br />

Volzine II.BA 3,75 0,85 330,000<br />

Neubarnimer Stadtgraben 2,66 0,40 250,000<br />

Hydrolog. Abflussmessstelle 150,000<br />

Gesamt 74,36 21,35 7.857,050<br />

Einschließlich der noch anfallenden Restkosten bei den kursiv dargestellten Maßnahmen<br />

ergibt sich bei der Mittelplanung zur Umsetzung <strong>des</strong> Sonderprogramms<br />

Oderbruch bis 2015 ein noch vorhandener Investitionsbedarf von 8.415.366 Euro.<br />

Investitionsplanung<br />

Vorhaben 2013 2014 2015 Gesamt<br />

Schleusengraben 2.BA 40.000 40.000<br />

Gusower Alte Oder 80.000 100.000 130.000 310.000<br />

Quappendorfer Kanal 2 BA 75.000 250.000 300.000 625.000<br />

Friedländer Strom 3. BA 50.000 500.000 100.000 650.000<br />

Letschiner Hautpgraben 2.1 BA 60.000 750.000 650.000 1.460.000<br />

Letschiner Hautpgraben 2.2 BA 108.000 500.000 750.000 1.358.000<br />

Parmese-/Kruschkengraben 750.000 150.000 900.000<br />

Stille Oder <strong>und</strong> Neutornower See 496.366 496.366<br />

Krautlagerplatz Stille Oder 31.000 31.000<br />

Freienwalder Landgraben 340.000 250.000 250.000 840.000<br />

Volzine 1.BA 740.000 100.000 135.000 975.000<br />

Volzine 2.BA 30.000 200.000 100.000 330.000<br />

Neubarnimer Stadtgraben 150.000 100.000 250.000<br />

hydrologische Abflussmeßstelle 150.000 150.000<br />

Summe 3.100.366 2.900.000 2.415.000 8.415.366<br />

Somit beziffern sich die Gesamtkosten <strong>für</strong> die Umsetzung <strong>des</strong> Sonderprogramms<br />

Oderbruch nach aktueller Planung auf 15,4 Mio. Euro. Die Mittel sind in der Finanzplanung<br />

<strong>des</strong> Geschäftsbereiches vorgesehen.<br />

Durch frühzeitige Einbindung der Oberen Wasserbehörde soll die Dauer notwendiger<br />

Genehmigungsverfahren auf das Min<strong>des</strong>tmaß reduziert werden. Die Obere


Seite 3<br />

Ministerium <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>,<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz<br />

Wasserbehörde entscheidet im Einzelfall, ob eine einfache Plangenehmigung<br />

ausreicht <strong>und</strong> <strong>für</strong> welche Abschnitte eine Planfeststellung notwendig ist.<br />

Baumaßnahmen sollen nach der Winterpause im April /Mai 2013 fortgeführt werden.<br />

Es ist vorgesehen mit den letzten Abschnitten noch im Oktober /November<br />

2013 zu beginnen <strong>und</strong> spätestens bis 2015 abzuschließen.


<strong>Sitzung</strong> <strong>des</strong> AUGV am 09. Januar 2013<br />

TOP 05 (Ausgliederung ehemaliger Rieselfelder)<br />

Stellungnahme <strong>des</strong> MUGV zur Ausgliederung ehemaliger Rieselfelder aus dem<br />

LSG Notte-Niederung sowie naturschutzfachliche Bewertung der<br />

ausgegliederten Flächen durch die oberste Naturschutzbehörde (TOP 5)<br />

Die VO über das Landschaftsschutzgebiet (LSG) „Notte-Niederung" wurde am 22.<br />

September 2009 in Kraft gesetzt. Die Berliner Stadtgüter GmbH hat vor dem OVG<br />

Berlin-Brandenburg gegen die VO Klage erhoben.<br />

Das OVG Berlin Brandenburg hat den Parteien eindringlich nahe gelegt, sich<br />

außergerichtlich zu verständigen.<br />

Zur Erzielung <strong>des</strong> vom OVG angeregten Vergleichs zwischen dem Land<br />

Brandenburg <strong>und</strong> den Berliner Stadtgütern hat das MUGV ein Verfahren zur<br />

Ausgliederung von Flächen aus dem LSG „Hotte-Niederung" durchgeführt. Mit VO<br />

vom 22. August 2012 wurden r<strong>und</strong> 770 ha aus dem Landschaftsschutzgebiet<br />

ausgegliedert.<br />

Die Ausgliederung der Flächen aus dem LSG erfolgte, um den Bestand <strong>des</strong> noch<br />

r<strong>und</strong> 18.000 ha großen LSG nachhaltig zu sichern. Die naturschutzfachliche<br />

Bewertung bzw. Schutzwürdigkeit der Rieselfelder standen jedoch nicht in Frage.<br />

Die Berliner Stadtgüter beabsichtigen, die Flächen durch den Bau von Photovoltaik<strong>und</strong><br />

Windenergieanlagen zu nutzen. Die verbliebenen naturschutzfachlichen<br />

Belange, insbesondere die Belange <strong>des</strong> Artenschutzes, werden in den jeweiligen<br />

Genehmigungsverfahren geprüft.<br />

Wie sich aus den Kartierungen <strong>des</strong> Brandenburgischen Naturschutzpreisträgers<br />

Bernd Ludwig ergibt, ist den Flächen insbesondere aus ornithologischer Sicht auch<br />

aktuell eine hohe Bedeutung beizumessen. Für eine erneute naturschutzfachliche<br />

Bewertung der Flächen durch das MUGV wurde bisher keine Veranlassung gesehen.


Präsident <strong>des</strong> <strong>Landtag</strong>es Brandenburg<br />

Herrn Gunter Fritsch<br />

Am Havelblick 8<br />

14473 Potsdam<br />

EINGEGANGEN<br />

0. 0KT, 2912149Z<br />

Landtzg branuempua u<br />

ü. T. 2912 77-/f<br />

LAND BRANDENBURG Posteingang am: r(<br />

an:<br />

Ministerium <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg<br />

Postfach 601150 1 14411 Potsdam<br />

A evcZa-zoLgwl<br />

Der Präsident<br />

`Anlage 5<br />

Ministerium <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>,<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz<br />

Die Ministerin<br />

DA5/1/LV Heinrich-Mann-Allee 103<br />

14473 Potsdam<br />

Hausruf: 0331 866 7000<br />

Fax: 0331 866 7003<br />

Internet: www.rnmv.brandenburgAe<br />

Eriedig•k,<br />

(V<br />

Potsdam, den 4 ‘ Oktober 2012<br />

Dritter Bericht über die Tätigkeit der Besuchskommissionen nach §§ 2a, 49<br />

Brandenburgisches Psychisch-Kranken-Gesetz (BbgPsychKG)<br />

40.1o.*<br />

Sehr geehrter Herr Präsident,<br />

beigefügt übersende ich Ihnen den Dritten Bericht über die Tätigkeit der Besuchskommissionen<br />

nach §§ 2a, 49 Brandenburgisches Psychisch-Kranken-Gesetz<br />

(BbgPsychKG) <strong>für</strong> die 5. Legislaturperiode. Der Bericht dokumentiert die Situation<br />

in der stationären Versorgung psychisch kranker Menschen <strong>und</strong> spiegelt gleichzeitig<br />

die engagierte Arbeit der ehrenamtlich tätigen Mitglieder der Besuchskommissionen<br />

wider.<br />

Im Land Brandenburg arbeiten auf der gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lage <strong>des</strong> Brandenburgischen-Psychisch-Kranken-Gesetzes<br />

(§§ 2a, 49 BbgPsychKG) sieben Besuchskommissionen,<br />

die in der Regel einmal im Jahr die psychiatrischen Krankenhäuser<br />

darauf überprüfen, ob die Rechte <strong>und</strong> berechtigten Interessen aller Patientinnen<br />

<strong>und</strong> Patienten gewahrt <strong>und</strong> die mit der Unterbringung nach dem BbgPsychKG<br />

verb<strong>und</strong>enen besonderen Aufgaben erfüllt werden.<br />

Die Prüfung erfasst den Einzelfall sowie die allgemeine Behandlungsbedingungen<br />

aller Stationen <strong>und</strong> Tageskliniken, die materielle <strong>und</strong> personelle Ausstattung <strong>und</strong><br />

die Zusammenarbeit der beteiligten Berufsgruppen <strong>und</strong> Aufgabenträger. Den Besuchskommissionen<br />

ist hier<strong>für</strong> Einsicht in die erforderlichen Unterlagen zu gewähren,<br />

Bei den Besuchen können Patientinnen <strong>und</strong> Patienten Wünsche, Anregungen


Seite 2<br />

Ministerium <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>,<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz<br />

Die Ministerin<br />

<strong>und</strong> Beschwerden vortragen. Die Mitglieder der Besuchskommissionen haben das<br />

Recht, mit Einwilligung der Patientinnen <strong>und</strong> Patienten Einsicht ich die Krankenakten<br />

zu nehmen (§ 2a Abs. 4 BbgPsychKG). Die Besuchskommissionen fertigen<br />

nach jedem Besuch einen Bericht über das Ergebnis der Überprüfung <strong>und</strong> legen<br />

diesen dem MUGV vor.<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />

Anita Tack


Ministerium <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>,<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz<br />

Dritter Bericht<br />

über die Tätigkeit der Besuchskommissionen<br />

nach §§ 2a, 49<br />

Brandenburgisches<br />

Psychisch-Kranken-Gesetz<br />

(BbgPsychKG)<br />

vom 1. Oktober 2012


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Rechtliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />

II.<br />

Zur Arbeit <strong>und</strong> Struktur der Besuchskommissionen<br />

111. Auswertung der Besuchsberichte<br />

111.1 Besuchsabläufe, Protokollführung<br />

111.2 Erwachsenenpsychiatrie<br />

111.2.1 Kliniken <strong>und</strong> psychiatrischen Abteilungen in den Klinken<br />

a)Bauliche Situation, räumliche Bedingungen, Atmosphäre in der Einrichtung<br />

b)Personalsituation, Erfüllung der Psychiatrie-Personalverordnung (Psych-PV)<br />

c) Unterbringungen, besondere Sicherungsmaßnahmen<br />

d) Dokumentation, Patientenakte<br />

e) Patientengespräche<br />

f) Zusammenarbeit der Kliniken mit anderen Behörden, <strong>und</strong> dem komplementären Hilfesystem<br />

111.2.2 Einrichtung <strong>für</strong> zivilrechtliche Unterbringung nach §1946 BGB<br />

111.3 Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie<br />

111.3.1 Kliniken <strong>für</strong> Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> -psychotherapie<br />

a)Bauliche Situation, räumliche Bedingungen, Atmosphäre in der Einrichtung<br />

b)Personalsituation, Erfüllung der Psychiatrie-Personalverordnung (Psych-PV)<br />

c)Freizeit, Schule<br />

d) Unterbringung, besondere Sicherungsmaßnahmen<br />

e)Zusammenarbeit der Kliniken mit anderen Behörden<br />

111.3.2 Jugendhilfeeinrichtung Haasenburg GmbH<br />

111.4 Maßregelvollzug<br />

a)Personal<br />

b)Gebäude <strong>und</strong> Einrichtungen<br />

c)Atmosphäre der Einrichtungen<br />

d) Patientengespräche<br />

e)Akteneinsicht<br />

f) Sonstiges<br />

IV.<br />

Abschließende Stellungnahme <strong>des</strong> Ministeriums <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz<br />

2


1. Rechtliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Das Gesetz über Hilfen <strong>und</strong> Schutzmaßnahmen sowie über den Vollzug gerichtlich angeordneter Unterbringung<br />

<strong>für</strong> psychisch Kranke (Brandenburgisches Psychisch-Kranken-Gesetz- BbgPsychKG) sieht<br />

in den §§ 2a <strong>und</strong> 49 die Bildung von Besuchskommissionen vor,<br />

Hiernach besuchen die Besuchskommissionen jährlich min<strong>des</strong>tens einmal die psychiatrischen Krankenhäuser<br />

<strong>und</strong> überprüfen insbesondere, ob die Rechte <strong>und</strong> berechtigten Interessen der psychisch<br />

kranken oder seelisch behinderten Menschen gegenüber dem Krankenhaus gewahrt <strong>und</strong> die mit der<br />

Unterbringung nach diesem Gesetz verb<strong>und</strong>enen besonderen Aufgaben erfüllt werden. Die Mitglieder<br />

der Kommissionen werden <strong>für</strong> die Dauer von fünf Jahren von der jeweiligen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sministerin oder<br />

dem <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sminister im Einvernehmen mit der Justizministerin oder dem Justizminister berufen.<br />

Mit dem BbgPsychKG vom 5. Mai 2009, das mit dem Ersten Gesetz zur Änderung <strong>des</strong> Brandenburgischen<br />

Psychisch-Kranken-Gesetzes vom 26. Oktober 2010 wie unten in der Vorbemerkung zu III. im<br />

Einzelnen dargestellt, geändert wurde, wurden die Befugnisse der Besuchskommissionen über den<br />

Kreis der gerichtlich untergebrachten Personen hinaus erweitert. Nunmehr wird die Wahrung der Interessen<br />

aller psychiatrischen Patientinnen <strong>und</strong> Patienten aller Stationen einschließlich der psychiatrischen<br />

Tageskliniken überprüft. Zudem unterliegen Einrichtungen (Heime), in denen zivilrechtliche Unterbringungen<br />

nach den §§ 1631b <strong>und</strong> 1906 BGB erfolgen, Prüfungen durch die Besuchskommissionen.<br />

Die Prüfung soll neben der Prüfung <strong>des</strong> Einzelfalls auch die allgemeinen Behandlungsbedingungen,<br />

die materielle <strong>und</strong> personelle Ausstattung <strong>und</strong> die Zusammenarbeit der beteiligten Berufsgruppen<br />

<strong>und</strong> Aufgabenträger umfassen. Insbesondere ist den Besuchskommissionen auf Verlangen die Einhaltung<br />

der Psychiatrie-Personalverordnung (PsychPV) 1 darzulegen, wobei Einsicht in die erforderlichen<br />

Unterlagen wie Stellenbesetzungs- <strong>und</strong> Dienstpläne zu gewähren ist. Im Rahmen ihrer Prüfungen haben<br />

die Besuchskommissionen das Recht, während der Geschäftszeiten die entsprechenden Geschäftsräume<br />

zu betreten.<br />

Die Patienten können gegenüber der Besuchskommission Wünsche, Anregungen <strong>und</strong> Beschwerden<br />

vortragen. Einsicht in die Krankenakten ist nur mit Einwilligung der Patientinnen <strong>und</strong> Patienten oder<br />

deren gesetzlicher Vertreter möglich.<br />

Den Besuchskommissionen müssen:<br />

• eine im öffentlichen Dienst mit Medizinalangelegenheiten betraute Person,<br />

• ein Arzt oder eine Ärztin mit abgeschlossener Weiterbildung oder min<strong>des</strong>tens fünfjähriger Erfahrung<br />

im Fachgebiet Psychiatrie,<br />

• eine im öffentlichen Dienst beschäftigte Person, die die Befähigung zum Richteramt oder zum<br />

höheren Verwaltungsdienst hat <strong>und</strong><br />

• eine in der Betreuung psychisch Kranker erfahrene Person aus einem nichtärztlichen Berufsstand<br />

1Verordnung über Maßstäbe <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>sätze <strong>für</strong> den Personalbedarf in der stationären Psychiatrie (Psychiatrie-<br />

Personalverordnung - PsychPV)<br />

Diese Verordnung regelt die Maßstäbe <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>sätze zur Ermittlung <strong>des</strong> Personalbedarfs <strong>für</strong> Ärzte, Krankenpflegepersonal<br />

<strong>und</strong> sonstiges therapeutisches Fachpersonal in psychiatrischen Einrichtungen <strong>für</strong> Erwachsene sowie <strong>für</strong> Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche. Dazu werden die behandelten Patienten in Behandlungsbereiche (Allgemeine Psychiatrie, Gerontopsychiatrie,<br />

Abhängigkeitskranke, Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie) <strong>und</strong> Behandlungsarten (Regelbehandlung, Intensivbehandlung, Rehabilitative<br />

Behandlung, Behandlung Schwer- u. Mehrfachkranker, -Psychotherapie, Tagesklinische Behandlung) eingruppiert.<br />

Die Ermittlung der Stellenzahl <strong>für</strong> jede Berufsgruppe (z.B. ärztliches Personal, Pflegepersonal, Psychologen, Ergo-, Bewegungstherapeuten)<br />

erfolgt anhand von Minutenwerten je Patient <strong>und</strong> Woche, die in der VO festgelegt sind.<br />

3


angehören. Das <strong>für</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> zuständige Mitglied der Lan<strong>des</strong>regierung kann weitere Mitglieder, insbesondere<br />

aus Angehörigen- oder Betroffenenorganisationen bestellen.<br />

Für Einrichtungen, in denen Minderjährige untergebracht sind, ist eine Besuchskommission <strong>für</strong> die Kinder-<br />

<strong>und</strong> Jugendpsychiatrie zu bilden; dieser muss zusätzlich eine Vertreterin oder ein Vertreter eines<br />

Jugendamtes angehören. Das ärztliche Mitglied dieser Kommission muss über Erfahrungen im Fachgebiet<br />

der Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie verfügen.<br />

Vergleichbares gilt <strong>für</strong> die Einrichtungen <strong>des</strong> Maßregelvollzugs. Hier ist ebenfalls eine gesonderte Besuchskommission<br />

zu bilden, der zusätzlich eine Richterin oder ein Richter oder eine Staatsanwältin<br />

oder ein Staatsanwalt angehören.<br />

Mit der Novellierung <strong>des</strong> Psychisch-Kranken-Gesetzes wurde die Berufungsdauer von vier Jahren auf<br />

fünf Jahre erhöht.<br />

Die Mitglieder der Besuchskommissionen sind unabhängig <strong>und</strong> nehmen ihre Aufgaben ehrenamtlich<br />

wahr. Sie erhalten <strong>für</strong> ihre Arbeit eine Aufwandsentschädigung nach den entsprechenden Vorschriften<br />

<strong>für</strong> ehrenamtliche Richterinnen <strong>und</strong> Richter.<br />

Die Gestaltung der Besuche in den Kliniken steht im Ermessen der jeweiligen Kommission. Prüfungstätigkeit<br />

<strong>und</strong> Berichterstattung unterliegen keinen Weisungen, sondern sind nur an das BbgPsychKG geb<strong>und</strong>en.<br />

Die Besuchskommissionen legen nach jedem Besuch dem <strong>für</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> zuständigen Ministerium, die<br />

kinder- <strong>und</strong> jugendpsychiatrische <strong>und</strong> die <strong>für</strong> den Maßregelvollzug zuständige Besuchskommission<br />

zugleich dem <strong>für</strong> Jugend <strong>und</strong> <strong>für</strong> Justiz zuständigen Ministerium einen Besuchsbericht mit dem Ergebnis<br />

der Überprüfung vor. Der Bericht hat auch Wünsche <strong>und</strong> Beschwerden der Patientinnen <strong>und</strong> Patienten<br />

zu berücksichtigen <strong>und</strong> soll angeben, ob die Personalausstattung <strong>des</strong> Krankenhauses den Anforderungen<br />

der Psychiatrie-Personalverordnung entspricht.<br />

Einmal in der Legislaturperiode erhält der <strong>Landtag</strong> eine Zusammenfassung der Berichte mit einer Stellungnahme<br />

<strong>des</strong> Ministeriums.<br />

Die letzte Berichterstattung an den <strong>Landtag</strong> erfolgte im Jahr 2006 mit dem „2. Bericht über die Tätigkeit<br />

der Besuchskommissionen nach §§ 32, 42 Brandenburgisches Psychisch-Kranken-Gesetz" in der damals<br />

geltenden Fassung.<br />

II.<br />

Zur Arbeit <strong>und</strong> Struktur der Besuchskommissionen<br />

Besuchskommissionen wurden in Brandenburg erstmalig im Jahr 1998 berufen.<br />

Mit Wirkung vom 1. Oktober 2010 erfolgte die Berufung der Mitglieder der Besuchskommissionen bereits<br />

<strong>für</strong> die vierte Amtsperiode bis zum 30. September 2015.<br />

Bei den Neuberufungen wurde besonders Wert auf eine ausgewogene <strong>und</strong> ausreichende Besetzung<br />

gelegt. Zu einem großen Teil konnte dabei auf Kommissionsmitglieder zurückgegriffen werden, die bereits<br />

seit Anfang an in einer Besuchskommission arbeiten <strong>und</strong> somit über einen großen Erfahrungsschatz<br />

verfügen. Gleichzeitig wurde aber auch dem Wunsch nach mehr juristischer Expertise Rechnung<br />

getragen, <strong>und</strong> es konnten zusätzlich Richterinnen <strong>und</strong> Richter <strong>für</strong> die Arbeit in der Besuchskommission<br />

gewonnen werden. Als schwieriger hat sich die Besetzung der vakanten Positionen bei den<br />

Ärzten mit abgeschlossener Weiterbildung oder min<strong>des</strong>tens fünfjähriger Erfahrung im Fachgebiet Psychiatrie<br />

erwiesen. Die Lan<strong>des</strong>ärztekammer konnte dem MUGV lediglich zwei Vorschläge unterbreiten.<br />

Aus dem Bereich der Betroffenen haben drei berufene Mitglieder ihre Arbeit in der laufenden Amtsperiode<br />

aus ges<strong>und</strong>heitlichen Gründen bereits wieder beenden müssen. Eine Nachbesetzung konnte noch<br />

nicht realisiert werden.<br />

4


Jede Besuchskommission verfügt somit über 6 bis 10 Mitglieder. Drei Mitglieder arbeiten in zwei Kommissionen.<br />

Insgesamt arbeiten sieben Besuchskommissionen. Die Zuordnung der Kliniken zu einer Besuchskommission<br />

folgt den Vorgaben der Unterbringungskrankenhausverordnung (UKV), die abgesehen vom<br />

Maßregelvollzug jeder Klinik ein konkretes Aufnahmegebiet <strong>für</strong> die nach dem BbgPsychKG öffentlichrechtlich<br />

unterzubringenden Personen zuordnet. Für die allgemeinpsychiatrischen Krankenhäuser <strong>und</strong><br />

Heime mit Unterbringungen nach § 1906 BGB wurden fünf Besuchskommissionen gebildet, sowie eine<br />

<strong>für</strong> die Kliniken <strong>des</strong> Maßregelvollzugs <strong>und</strong> eine <strong>für</strong> die kinder- <strong>und</strong> jugendpsychiatrischen Krankenhäuser<br />

<strong>und</strong> Heime mit Unterbringungen nach § 1631b BGB.<br />

Damit ergeben sich folgende Zuständigkeiten <strong>für</strong> die Besuchskommissionen:<br />

Besuchskommission Versorgungsgebiet Neuruppin<br />

1. Ruppiner Kliniken GmbH<br />

2. Kreiskrankenhaus Prignitz gGmbH<br />

3. Oberhavel Klinken GmbH/Krankenhaus Hennigsdorf<br />

Besuchskommission Versorgungsgebiet Schwedt<br />

1. Kreiskrankenhaus Angermünde<br />

2, Martin Gropius Krankenhaus Eberswalde GmbH<br />

Besuchskommission Versorgungsgebiet Potsdam<br />

1. Klinikum Ernst von Bergmann gGmbH<br />

2. Havelland Kliniken GmbH<br />

3. Johanniter Krankenhaus im Fläming<br />

4. Asklepios Fachklinikum Brandenburg<br />

5. Wohnstätte <strong>für</strong> psychisch Kranke mit geschlossenen Plätzen „Pro Vita" in Jüterbog<br />

Besuchskommission Versorgungsgebiet Cottbus<br />

1. Carl-Thiem-Klinikum Cottbus<br />

2. Klinikum Niederlausitz GmbH<br />

3, Elbe-Elster-Klinikum GmbH, Krankenhaus Finsterwalde<br />

4. Krankenhaus Spremberg<br />

5. Asklepios Fachklinikum Lübben<br />

6. Asklepios Fachklinikum Teupitz<br />

Besuchskommission Versorgungsgebiet Frankfurt (Oder)<br />

1, Klinikum Frankfurt (Oder)<br />

2. Städtisches Krankenhaus Eisenhüttenstadt GmbH<br />

3. Immanuel Klinik Rüdersdorf<br />

5


Besuchskommission der Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie<br />

1. Ruppiner Kliniken GmbH<br />

2. Martin Gropius Krankenhaus GmbH<br />

3. Asklepios Fachklinikum Brandenburg<br />

4. Asklepios Fachklinikum Lübben<br />

5. Klinikum Frankfurt (Oder) GmbH<br />

6. Jugendhilfeeinrichtung „Haasenburg"<br />

Besuchskommission <strong>des</strong> Maßregelvollzugs<br />

1. Martin Gropius Krankenhaus GmbH<br />

2. Asklepios Fachklinikum Brandenburg<br />

3. Asklepios Fachklinikum Teupitz<br />

111. Auswertung der Besuchsberichte<br />

Vorbemerkung<br />

Mit der Novellierung <strong>des</strong> Brandenburgischen Psychisch-Krankengesetzes vom 05. Mai 2009 wurden<br />

die Prüfungsbefugnisse der Besuchskommissionen über die gerichtlich untergebrachten Patienten hinaus<br />

auf alle psychiatrischen Patienten in der Klinik erweitert. Diese Erweiterung der Befugnisse wurde<br />

erst im parlamentarischen Beratungsverfahren nach einer öffentlichen Ausschussanhörung auf Vorschlag<br />

der Arbeitsgemeinschaft der psychiatrischen Chefärzte in den Gesetzentwurf aufgenommen,<br />

Die Krankenhausträger <strong>und</strong> die Krankenhausgesellschaft Brandenburg erhielten von dieser Regelung<br />

erst nach der Verabschiedung <strong>des</strong> Gesetzes Kenntnis <strong>und</strong> kritisierten sowohl ihre fehlende Beteiligung<br />

bei der Anhörung als auch den Inhalt der neuen Regelung, die auch die vollständige Kontrollbefugnis<br />

zur Umsetzung der Psychiatrie-Personalverordnung in der gesamten Fachklinik bzw. psychiatrischen<br />

Abteilung umfasst. Sie vertraten die Auffassung, dass der gesetzliche Auftrag der Besuchskommissionen<br />

auch nach dem novellierten BbgPsychKG darauf begrenzt sei, die Wahrung der Rechte nur der<br />

untergebrachten Patienten zu überprüfen. Das führte dazu, dass in zwei Fällen den Mitgliedern der<br />

Besuchskommission bei ihrem Besuch praktisch der Zutritt zu den allgemeinpsychiatrischen Stationen<br />

verwehrt wurde.<br />

In einem Schreiben erläuterte das MUGV den Krankenhausträgern die neue Rechtslage ausführlich<br />

<strong>und</strong> bat um Beachtung. Hiergegen wandte sich ein privater Krankenhausträger mit einem anwaltlichen<br />

Gutachten, das zu einer gegenteiligen Rechtsauffassung gelangte. Die Lan<strong>des</strong>krankenhausgesellschaft<br />

schloss sich dieser Position an.<br />

Auf der Jahrestagung der Besuchskommissionen am 09. Dezember 2009 diskutierten die Kommissionsmitglieder<br />

die Problematik intensiv mit Herrn Staatssekretär Dr. Rühmkorf. Im Ergebnis der Diskussion<br />

hielten alle Beteiligte eine gesetzliche Klarstellung <strong>für</strong> die beste Lösung. Die Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrische<br />

Besuchskommission teilte im Januar 2010 mit, dass sie bis dahin von weiteren Besuchen<br />

absehen wird. Die Besuchskommissionen <strong>für</strong> die Einrichtungen der Erwachsenenpsychiatrie führten<br />

dagegen Besuche weiterhin durch, wobei ihnen in der Regel ohne Probleme der Besuch aller Stationen<br />

gestattet wurde <strong>und</strong> Auskünfte zur Personalausstattung nach der PsychPV gegeben wurden. Zur<br />

Erfüllung der PsychPV wurde mündlich Stellung genommen <strong>und</strong> auf Wunsch auch Einsicht in Unterlagen<br />

zur Personalbesetzung gewährt. Die Kommission <strong>für</strong> das Versorgungsgebiet Frankfurt (Oder) verzichtete<br />

bis zur rechtlichen Klarstellung auf diesbezügliche Nachfragen.<br />

6


Der <strong>Landtag</strong> griff den Wunsch der Besuchskommissionen auf <strong>und</strong> nahm mit dem Ersten Gesetz zur<br />

Änderung <strong>des</strong> Brandenburgischen Psychisch-Kranken-Gesetzes vom 26. Oktober 2010 die entsprechenden<br />

gesetzlichen Klarstellungen zu den Rechten der Besuchskommissionen vor. Seitdem hat keine<br />

Kommission mehr über Schwierigkeiten beim Zugang zu Klinikbereichen oder bei der Einsichtnahme<br />

in Unterlagen berichtet.<br />

Im Folgenden wird schwerpunktmäßig auf die Besuche der Kommissionen eingegangen, zu denen von<br />

den Kommissionen aufgr<strong>und</strong> der erweiterten Befugnisse ab 2010 berichtet wurde.<br />

111.1 Allgemeines, Besuchsabläufe, Protokollführung<br />

Die Besuchskommissionen führten ihre Besuche sowohl angemeldet als auch unangemeldet durch.<br />

Während in der Vergangenheit die Besuche in den Krankenhäusern vorwiegend angemeldet durchgeführt<br />

wurden, fanden in den letzten zwei Jahren wieder zunehmend unangemeldete Besuche statt.<br />

Nach Aussage der Besuchskommissionen konnte über die Jahre zum Klinikpersonal eine offene <strong>und</strong><br />

vertrauensvolle Zusammenarbeit aufgebaut werden. Bei den Besuchen stehen in der Regel Chef<strong>und</strong>/oder<br />

Oberärzte sowie Pflegedienstleitungen als Gesprächspartner zur Verfügung. In einigen Kliniken<br />

stellt sich auch die Geschäftsleitung den Fragen der Kommissionsmitglieder bzw. wünscht ausdrücklich<br />

das Gespräch mit den Mitgliedern der Besuchskommission. Von der Besuchskommission<br />

Potsdam wurde zum Besuch im Asklepios Fachklinikum Brandenburg über eine verbesserte Gesprächskultur<br />

mit dem neuen Chefarzt berichtet.<br />

Die zur Einsicht geforderten Unterlagen wie Dienst- <strong>und</strong> Stellenpläne oder Patientenakten (mit Einverständnis<br />

<strong>des</strong> Patienten) wurden in der Regel sofort vorgelegt oder wenn dies nicht möglich war, nachträglich<br />

nachgereicht. Auch bei den unangemeldeten Besuchen bemühte man sich, der Kommission<br />

kompetente Gesprächspartner an die Seite zu stellen, die Akteneinsicht vollumfänglich zu ermöglichen<br />

<strong>und</strong> auch Patienten <strong>für</strong> ein Gespräch mit den Kommissionsmitgliedern zu gewinnen.<br />

Problematisch erwies sich <strong>für</strong> die Besuchskommissionen die Prüfung der Einhaltung der Psychiatrie-<br />

Personalverordnung (Psych-PV), hierzu wird unter dem folgenden Punkt Personalsituation eingegangen.<br />

Die Kommissionsmitglieder erhielten ungehindert Zugang zu allen Stationen. Sofern die Patienten hierzu<br />

ihr Einverständnis erklärt hatten <strong>und</strong> dies auch wünschten, wurden Gespräche mit den Patienten<br />

geführt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der neuen Gesetzeslage begannen die Besuchskommissionen 2010 mit dem Besuch der<br />

Tageskliniken. Wegen <strong>des</strong> damit verb<strong>und</strong>enen erheblichen Mehraufwan<strong>des</strong> - die Kliniken verfügen in<br />

der Regel über mehrere Tageskliniken mit unterschiedlichen Standorten - beschlossen die Kommissionen<br />

bei ihrem Jahrestreffen im Dezember 2011, die Tageskliniken in größeren als den <strong>für</strong> die Kliniken<br />

vorgesehenen Jahresabstand zu besuchen,<br />

Die meisten Besuchskommissionen sind bemüht, die Besuche mit der vollständigen Besetzung der<br />

Kommission durchzuführen, Durch die gesetzliche Vorgabe zur Zusammensetzung der Kommissionen<br />

soll gewährleistet werden, dass unterschiedliche Sichtweisen <strong>und</strong> Erfahrungen in die Beurteilung einer<br />

psychiatrischen Klinik/Abteilung einfließen können. Das MUGV weist <strong>des</strong>halb immer wieder darauf hin,<br />

dass möglichst alle Kommissionsmitglieder an allen Besuchen teilnehmen sollten. Eine Aufteilung der<br />

Kliniken unter den Kommissionsmitgliedern, wie sie von der Kommission <strong>für</strong> das Versorgungsgebiet<br />

Cottbus aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> hohen Zeitaufwan<strong>des</strong> <strong>für</strong> das Ehrenamt praktiziert wird, erscheint problematisch,<br />

auch wenn sich die Kommission auf ihre Unabhängigkeit beruft. Das MUGV wird sich <strong>des</strong>halb um eine<br />

personelle Verstärkung durch Berufung einer zweiten Kommission <strong>für</strong> das gemessen an der Klinikanzahl<br />

größte Versorgungsgebiet bemühen.<br />

7


Die Besuchskommissionen sind verpflichtet, über jeden Besuch ein Protokoll zu fertigen. Das Protokoll<br />

erhalten das MUGV <strong>und</strong> bei der Kommission <strong>des</strong> Maßregelvollzugs <strong>und</strong> der Kinder- Jugendpsychiatrie<br />

auch das Ministerium der Justiz <strong>und</strong> das Ministerium <strong>für</strong> Bildung. Zur Vereinfachung <strong>und</strong> Verbesserung<br />

der Berichterstattung wurde vom MUGV ein einheitliches Protokollmuster erarbeitet <strong>und</strong> den Kommissionen<br />

zur Verfügung gestellt. In das Formblatt wurden explizit die Punkte „Hinweise an die Klinik" <strong>und</strong><br />

„Hinweise an das Ministerium" aufgenommen. Seit 2010 werden die meisten Berichte in der vorgeschlagenen<br />

Form abgefasst. Aus Sicht <strong>des</strong> MUGV konnten, soweit von den einzelnen Kommissionen<br />

praktiziert, hierdurch Protokollerstellung <strong>und</strong> -auswertung erleichtert <strong>und</strong> verbessert werden. Auch die<br />

Aussagekraft verbesserte sich, obgleich vereinzelt Nachfragen erforderlich bleiben. Die Berichte werden<br />

seit 2010 vor Übersendung an die zuständigen Ministerien von den Kommissionen zuerst den Klinikleitungen<br />

zur Stellungnahme zugesandt. Einzelnen Kritikpunkten oder Hinweisen konnte so oft unmittelbar<br />

durch die Klinik nachgegangen werden, Diese Verfahrensweise wurde auf der Jahrestagung<br />

2009 entwickelt <strong>und</strong> wird seitdem praktiziert.<br />

111.2 Erwachsenenpsychiatrie<br />

111.2.1 Kliniken <strong>und</strong> psychiatrischen Abteilungen in den Kliniken<br />

Die folgende Darstellung basiert auf der Auswertung von 33 Besuchsberichten aus den Jahren 2010<br />

<strong>und</strong> 2011 unter Berücksichtigung der inhaltlichen Schwerpunkte der Protokolle.<br />

a) Bauliche Situation, räumliche Bedingungen, Atmosphäre in der Einrichtung<br />

In den letzten Jahren wurde in einer Reihe von Kliniken neu gebaut oder saniert, so dass die Besuchskommissionen<br />

ganz überwiegend über gut ausgestattete, funktionelle helle Stationen mit einer angenehmen<br />

Atmosphäre berichteten. So verbesserten sich z.B. die Bedingungen <strong>für</strong> die Patienten im Klinikum<br />

Niederlausitz durch den Umzug der Psychiatrie von Klettwitz nach Senftenberg. Von der Besuchskommission<br />

wurde als sehr positiv hervorgehoben, dass die Patienten bei der Gestaltung der neuen<br />

Klinikräume mit einbezogen wurden.<br />

Die Stationen werden in den meisten Kliniken nach den Krankheitsbildern strukturiert (z.B. Sucht, Schizophrenie,<br />

Depression, Gerontopsychiatrie). Gemischte Stationen wurden <strong>für</strong> das Carl-Thiem-Klinikum<br />

Cottbus <strong>und</strong> das Johanniter Krankenhaus Treuenbrietzen beschrieben.<br />

Der demografischen Entwicklung folgend stellen sich die psychiatrischen Kliniken zunehmend auf die<br />

Versorgung von älteren (gerontopsychiatrischen) Patientinnen <strong>und</strong> Patienten ein, indem spezielle Stationen<br />

<strong>für</strong> diese Klientel eingerichtet werden bzw. sich in Planung befinden. Gelobt wurde von der Besuchskommission<br />

die Bereitstellung von Niedrigstbetten <strong>für</strong> die gerontopsychiatrische Station im Klinikum<br />

Frankfurt (Oder). Allerdings haben sich die räumlichen Bedingungen <strong>für</strong> die Patienten der dortigen<br />

Depressions-Station verschlechtert, was angesichts der hohen Auslastung <strong>und</strong> der krankheitsbedingt<br />

langen Verweilzeiten mit Qualitätseinbußen verb<strong>und</strong>en sei. Auch im Ernst von Bergmann Klinikum<br />

Potsdam wurden die Bedingungen in der Suchtstation als dunkel <strong>und</strong> bedrückend empf<strong>und</strong>en, der geplante<br />

Umzug lässt hier Verbesserungen in den nächsten Jahren erwarten.<br />

Viele Kliniken beklagen gegenüber den Besuchskommissionen eine zunehmende Überbelegung. Zeitweise<br />

seien die zur Verfügung stehenden Betten nicht ausreichend. Durch die Aufstockung der Bettenzahl<br />

in den Zimmern würden sich die räumlichen <strong>und</strong> sächlichen Bedingungen <strong>für</strong> die Patientinnen <strong>und</strong><br />

Patienten erheblich verschlechtern (Enge, kein Platz <strong>für</strong> die persönlichen Sachen durch fehlende<br />

Schränke). Im Elbe-Elster-Klinikum gebe es zwar die Möglichkeit ein Einzelzimmer zu erhalten, dennoch<br />

seien nach Ansicht der Kommission die Aufenthaltsmöglichkeiten außerhalb der Zimmer zu gering.<br />

An die Klinikleitung <strong>des</strong> Klinikums Frankfurt (Oder) wurde appelliert, trotz Nichtraucherschutz <strong>und</strong><br />

rauchfreiem Krankenhaus die Bedingungen <strong>für</strong> die nikotinabhängigen Patienten besser zu gestalten.<br />

Die Ausstattung <strong>des</strong> Raucherraumes mit einer einfachen Sitzgelegenheit wurde angeregt. Auch im<br />

Städtischen Krankenhaus Eisenhüttenstadt fiel der unmöblierte Raucherraum negativ auf.<br />

8


Mit der Überprüfung der Tageskliniken wurde, wie dargestellt, erst begonnen. In 2011 wurden 7 von<br />

insgesamt 36 Tageskliniken besucht. Die Kommissionsmitglieder erhielten in allen Einrichtungen einen<br />

guten Einblick in die Ausstattung dieser Einrichtungen <strong>und</strong> die Behandlungsbedingungen <strong>für</strong> die Patienten.<br />

Fragen der Kommissionsmitglieder wurden ausführlich beantwortet. Durchgehend wurde von einer<br />

therapiefre<strong>und</strong>lichen <strong>und</strong> offenen Atmosphäre berichtet. Jedoch zeige sich in den Kliniken <strong>und</strong> in den<br />

meisten teilstationären Einrichtungen ein Mehrbedarf an Plätzen. So sei die Tagesklinik Prenzlau (Martin-Gropius-Krankenhaus<br />

Eberswalde) oft überbelegt <strong>und</strong> Räume <strong>für</strong> Einzeigespräche fehlten. Auch die<br />

Tagesklinik Neuruppin wünsche sich eine größere Raumkapazität.<br />

b) Personalausstattunq<br />

Seit der Novellierung <strong>des</strong> BbgPsychKG im Mai 2009 sind die Besuchskommissionen ausdrücklich aufgefordert,<br />

in ihren Bericht auch anzugeben, ob die Personalausstattung in den besuchten Einrichtungen<br />

der PsychPV entspricht, da die Behandlungsqualität ganz entscheidend von der personellen Ausstattung<br />

abhängt. Zur Überprüfung <strong>des</strong> Erfüllungsgra<strong>des</strong> ist ihnen von der Klinik Einblick in die erforderlichen<br />

Unterlagen zu gewähren, z.B. in Stellenbesetzungs- <strong>und</strong> Dienstpläne.<br />

Die Besuchskommissionen sind dieser neuen Aufgabe in unterschiedlicher Art <strong>und</strong> Weise <strong>und</strong> Intensität<br />

nachgekommen, z.B.:<br />

Beobachtungen auf den Stationen<br />

Befragung der ärztlichen Leitung, <strong>des</strong> Pflegepersonals<br />

Befragung <strong>und</strong> Einschätzung der Personalsituation durch Patientinnen <strong>und</strong> Patienten<br />

- Gespräche mit der Geschäftsleitung<br />

Einsichtnahme in Dienst- <strong>und</strong> Stellenpläne<br />

- Abforderung der Stichtagserhebungen <strong>für</strong> die Personalberechnung<br />

Da in den Berichten aus 2010 zu erkennen war, dass es den Kommissionsmitgliedern recht schwer fällt,<br />

aussagefähige Angaben zur Erfüllung der PsychPV zu machen, wurde den Kommissionen im Frühjahr<br />

2011 vom MUGV eine Fortbildung angeboten, in der die Gr<strong>und</strong>lagen der Berechnung der Personalstellen<br />

beim ärztlichen <strong>und</strong> Pflegepersonal erläutert wurden. Diese Fortbildung wurde gut angenommen,<br />

dennoch enthielten die folgenden Berichte immer noch unterschiedlich detaillierte Aussagen zur Erfüllung<br />

der PsychPV, Vom MUGV wurde <strong>des</strong>halb zur Unterstützung eine Abfrage entwickelt, die von den<br />

Kliniken ausgefüllt werden sollte, um so den Besuchskommissionen eine bessere Überprüfung der Personalausstattung<br />

zu ermöglichen. Auf dem Jahrestreffen 2011 wurde einhellig von den Besuchskommissionsmitgliedern<br />

festgestellt, dass sie auch mit dieser Abfrage nicht in der Lage seien, die Einhaltung<br />

der PsychPV sinnvoll überprüfen zu können. Dazu fehle trotz der Informationsveranstaltung den<br />

meisten Kommissionen weiterhin das erforderliche spezielle Fachwissen <strong>und</strong> ausreichend Zeit bei den<br />

Besuchen. Teilweise wurde be<strong>für</strong>chtet, dass durch die Übernahme von Kontrollaufgaben das gute Verhältnis<br />

zu den Kliniken nachhaltig gestört würde. Demgegenüber wurde vom MUGV als wesentliche<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> die Erfüllung der den Besuchskommissionen gesetzlich übertragenen Aufgaben eine<br />

ausreichende Distanz ihrer Mitglieder zu den Vertretern der Krankenhäuser <strong>und</strong> ihren jeweiligen — auch<br />

ökonomischen - institutionellen Interessen <strong>für</strong> erforderlich gehalten. Die Kommissionen haben dies zur<br />

Kenntnis genommen aber ihrerseits zu Recht betont, dass es jeder Kommission überlassen bleiben<br />

müsse, auf welche Art <strong>und</strong> Weise sie ihren gesetzlichen Aufgaben nachkommt <strong>und</strong> damit auch die Erfüllung<br />

der PsychPV überprüft.<br />

Die Feststellungen der Besuchskommissionen zur Personalausstattung sind demgemäß leider objektiv<br />

nur eingeschränkt belastbar <strong>und</strong> können wie folgt zusammengefasst werden:<br />

Für die Mehrzahl der psychiatrischen Kliniken/Abteilungen <strong>und</strong> Tageskliniken wurde eine gute Ausstattung<br />

sowohl mit ärztlichem Personal als auch dem Pflegepersonal vermerkt. In einigen Kliniken habe<br />

9


sich die personelle Ausstattung im Vergleich zu den Vorjahren deutlich verbessert. Die Fluktuation,<br />

auch bei dem Pflegepersonal, sei in der Regel gering. Auf Nachfragen zeigten sich die Chefärzte in aller<br />

Regel zufrieden <strong>und</strong> gaben in den meisten Fällen an, dass die Personalausstattungsvorgaben der<br />

PsychPV ausreichend erfüllt würden. Einige Kliniken/Geschäftsführungen stellten den Besuchskommissionen<br />

auf ausdrückliche Nachfrage Übersichten zur Ist-Soll-Besetzung in den einzelnen Berufsgruppen<br />

zur Verfügung. Durch die Besuchskommission kritisch angesprochen wurde die Personalsituation im<br />

Pflege- <strong>und</strong> Erziehungsdienst im Krankenhaus Eisenhüttenstadt, die schon seit Jahren unzureichend<br />

sei. Das führe u.a. dazu, dass die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen nicht wahrgenommen<br />

werden können. Auf Nachfrage durch die Kommission erklärte sich die Geschäftsführerin der Klinik<br />

nicht bereit, die Stichtagsdaten 2010 zur Erfüllung der PsychPV wegen der laufenden Budgetverhandlungen<br />

herauszugeben. Sie gab an, dass die Erfüllung in 2009 bei 100% gelegen habe. Einen akuten<br />

Ärztemangel stellten die Kommissionen in den Randregionen Brandenburgs (Prignitz, Elbe-Elster) fest.<br />

Außerdem wurde in einigen Fällen von freien Arztstellen berichtet, die ausgeschrieben seien oder zur<br />

Absicherung der personellen Ausstattung mit Diplompsychologen besetzt werden, was nach der<br />

PsychPV möglich ist, jedoch naturgemäß die psychiatrische Kompetenz nicht ersetzen kann. Auch die<br />

Einstellung von ausländischen Kollegen vor allem in ärztlichen Bereich habe sich trotz der Sprachbarrieren<br />

häufig bewährt. Hervorgehoben wurde die hohe Arbeitsbereitschaft dieser Kollegen. Die Asklepios<br />

Fachkliniken (in Lübben, Teupitz <strong>und</strong> Brandenburg an der Havel) <strong>und</strong> auch das Krankenhaus Spremberg<br />

biete <strong>für</strong> die ausländischen Ärzte medizinische Sprachkurse an. Zur personellen Besetzung der<br />

Tageskliniken liegen kaum Aussagen vor, in zwei Fällen wurde von zusätzlichen Belastungen der Ärzte,<br />

z.B. durch Bereitschaftsdienste, berichtet.<br />

c) Unterbringungen, besondere Sicherungsmaßnahmen<br />

Die Überprüfung der Unterbringungen nach dem BbgPsychKG <strong>und</strong> die zivilrechtlichen Unterbringungen<br />

nach § 1906 BGB ergaben keine Beanstandungen. Unterbringungsgr<strong>und</strong> <strong>und</strong> -dauer waren <strong>für</strong> die<br />

Kommissionen nach Gesprächen mit dem medizinischen Personal <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der Aktenlage immer<br />

nachvollziehbar; Unterbringungsbeschlüsse haben fristgerecht vorgelegen. In einer Reihe von Klinikken<br />

werden die Stationen trotz einer oder mehrerer Unterbringungen weiterhin offen geführt (Modell „Potsdamer<br />

Tisch" - am Ausgang der Station ist ständig Pflegepersonal präsent), mit der Möglichkeit, sie<br />

fakultativ oder im Notfall auch zu schließen.<br />

Einige Kommissionen erk<strong>und</strong>igten sich nach dem Prozedere bei notwendigen Fixierungen <strong>und</strong> anderen<br />

Zwangsmaßnahmen. Alle befragten Kliniken würden hohe Anforderungen an die Durchführung von<br />

notwendigen Fixierungen insbesondere hinsichtlich der zeitlichen Begrenzungen <strong>und</strong> Anordnungsbefugnis<br />

stellen. Die im Zusammenhang gesichteten Akten seien ordnungsgemäß <strong>und</strong> nachvollziehbar<br />

geführt worden. Zur Vermeidung bzw. Reduzierung von Fixierungen werde z.B. in der Psychiatrie <strong>des</strong><br />

Ernst von Bergmann Klinikums Potsdam ein Krisenzimmer <strong>und</strong> im Klinikum Frankfurt (Oder) ein Time-<br />

Out-Raum genutzt.<br />

Von der Besuchskommission Frankfurt (Oder) wurden die freiheitsbeschränkenden Maßnahmen bei<br />

gerontopsychiatrischen Patienten in einer Klinik problematisiert (Bettgitter, verschlossene Türen), die<br />

aufgr<strong>und</strong> der kurz befristeten Anwendungsdauer ohne vorm<strong>und</strong>schaftliche Genehmigung durchgeführt<br />

würden. Aus Sicht der Kommission sei zu überlegen, ob hier nicht bereits eine gerichtliche Anordnung<br />

erforderlich sei. Es wurde angeregt, die Frage von technischen Sicherungsmaßnahmen insbesondere<br />

<strong>für</strong> ältere, verwirrte oder Patientinnen <strong>und</strong> Patienten mit Weglauftendenzen beim nächsten gemeinsamen<br />

Treffen der Besuchskommissionen zu diskutieren. Die neueste Rechtsprechung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gerichtshofs<br />

gibt hierzu inzwischen eine gute Gr<strong>und</strong>lage (Beschluss vom 27.6.2012, Az. XII ZB 24/12).<br />

10


d) Dokumentation, Patientenakte<br />

Bereits im Bericht 2006 wurde eingeschätzt, dass der Inhalt der Patientenakten (Dokumentation über<br />

Fixierungsanordnungen <strong>und</strong> -bericht, Therapieplanung usw.) regelmäßig den Vorschriften <strong>des</strong><br />

BbgPsychKG entspricht. Soweit im Berichtszeitraum überhaupt ausführlichere Aussagen zur Dokumentation<br />

in den Berichten gemacht wurden, wurde von einer ordnungsgemäßen Aktenführung berichtet.<br />

Auch bei Fixierungen werde in der erforderlichen Weise <strong>und</strong> Ausführlichkeit dokumentiert. Lediglich in<br />

der Ruppiner Klinik stellte die Kommission fest, dass dort die Patientenakten anders als sonst üblich<br />

nach somatischen Gesichtspunkten strukturiert waren. Das sei aus ihrer Sicht nicht so übersichtlich <strong>und</strong><br />

erscheine wenig hilfreich im Sinne <strong>des</strong> Therapieüberblicks. Seitens <strong>des</strong> MUGV wurde in diesem Fall<br />

kein Handlungsbedarf gesehen, da die Aktenführung hinsichtlich der Vollständigkeit nicht beanstandet<br />

wurde.<br />

e) Patientengespräche<br />

Von den Patienten wurden — soweit sie gegenüber den Mitgliedern der Besuchskommissionen gesprächsbereit<br />

waren - in den meisten Fällen keine Beschwerden geäußert. Die Behandlung wurde als<br />

gut eingeschätzt, der Umgang mit den Patienten sei korrekt. Als angenehm werde die Behandlungskonferenz<br />

mit den Patienten empf<strong>und</strong>en, die im Ernst von Bergmann Klinikum statt der Visite durchgeführt<br />

werde.<br />

Patienten im Martin Gropius Krankenhaus brachten zum Ausdruck, dass sie mehr Personal <strong>für</strong> angebracht<br />

hielten <strong>und</strong> sich ein breiteres Behandlungsspektrum wünschen würden. Die Besuchskommission<br />

Neuruppin berichtete von einem Gespräch mit drei untergebrachten Patienten, die sich recht allgemein<br />

kritisch zur Personalausstattung äußerten <strong>und</strong> auch die Notwendigkeit der Medikamentengabe in Frage<br />

stellten. Die daraufhin durchgeführte Akteneinsicht ergab keine Beanstandungen, dennoch wurden die<br />

Beschwerden als erheblich eingeschätzt. Das MUGV bat die Klinikleitung hierzu um Stellungnahme. Im<br />

Ergebnis konnten keine Beanstandungen festgestellt werden. Die Klinik verfügt über eine angemessene<br />

Personalausstattung, medikamentöse Therapien werden nach den Leitlinien der nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Fachgesellschaften durchgeführt. Parallel suchte die Klinik von sich aus das Gespräch zur<br />

Besuchskommission. Insbesondere die Ausführungen zur medikamentösen Behandlung konnten abschließend<br />

besprochen werden. Das <strong>für</strong> diese Feststellung verantwortliche Kommissionsmitglied hat<br />

ausdrücklich klargestellt, dass ein möglicherweise entstandener Eindruck einer ungeeigneten medikamentösen<br />

Behandlung unzutreffend ist <strong>und</strong> <strong>für</strong> diesen Fall ausdrücklich zurückgenommen wird.<br />

f) Zusammenarbeit der Kliniken mit anderen Behörden <strong>und</strong> dem komplementären Hilfesystem<br />

In der Mehrzahl berichteten die Besuchskommissionen von einer guten bis sehr Zusammenarbeit mit<br />

den Gerichten. Unterbringungsbeschlüsse werden in der Regel noch am selben Tag ausgestellt. Das<br />

Asklepios Fachklinikum Lübben habe z.B. die große Bereitschaft der Richterinnen <strong>und</strong> Richter zum<br />

Erfahrungsaustausch hervorgehoben. In der Ruppiner Klinik werden gegenseitige Fortbildungen von<br />

Ärzten <strong>und</strong> Richtern durchgeführt. Lediglich die Besuchskommission Schwedt musste sowohl <strong>für</strong> das<br />

Martin Gropius Krankenhaus Eberswalde als auch das Kreiskrankenhaus Angermünde feststellen, dass<br />

sich die Zusammenarbeit mit den Gerichten aufgr<strong>und</strong> personeller Veränderungen schwierig gestalte.<br />

Insbesondere würden aus Sicht der Klinik die Unterbringungen zu lange (6 bis 8 Wochen) angeordnet<br />

werden.<br />

In zahlreichen Berichten wird auch das enge <strong>und</strong> vertrauensvolle Zusammenwirken von Klinik <strong>und</strong> Sozialpsychiatrischem<br />

Dienst (SPDi) <strong>und</strong> dem Komplementärsystem erwähnt. Beispielhaft sei hier das<br />

Konzept eines „Hometreatments" in der Immanuel Klinik Rüdersdorf genannt, in dem Fallbesprechungen<br />

mit dem SPDi vorgesehen sind <strong>und</strong> das die Idee eines Krisendienstes aufgreift. Die Kommission<br />

Cottbus nahm positiv zur Kenntnis, dass im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus ein Einweisungstelefon <strong>für</strong><br />

11


niedergelassene Ärzte <strong>und</strong> den SPD1 eingerichtet wurde, so dass vor einer Klinikeinweisung eine Abstimmung<br />

mit dem Fachbereich der Klinik erfolgen könne. Auch die Arbeit mit den Angehörigen sei in<br />

vielen Kliniken fest implementiert. Durch die Tagesklinik <strong>des</strong> Asklepios Fachklinikums Teupitz wird z.B.<br />

eine Angehörigengruppe in Königs Wusterhausen fachk<strong>und</strong>ig von der Klinik begleitet.<br />

Der Besuchskommission Cottbus wurde von der ärztlichen Leitung im Krankenhaus Spremberg erneut<br />

von Problemen in der Zusammenarbeit mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst, insbesondere bei der<br />

Nachsorge der Patienten berichtet. Das MUGV führte dazu ein Gespräch mit der Leiterin <strong>des</strong> Sozialpsychiatrischen<br />

Dienstes <strong>des</strong> Landkreises Spree-Neiße, die die Hinweise dankbar aufnahm.<br />

Als vorbildlich wurden von der Besuchskommission die Aktivitäten <strong>des</strong> Asklepios Fachklinikums Brandenburg<br />

<strong>für</strong> eine gute Einbindung in das gemeindepsychiatrische Versorgungssystem beschrieben. So<br />

werden u.a. Fortbildungen <strong>für</strong> Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter im Jobcenter zu psychischen Erkrankungen<br />

durchgeführt.<br />

111.2.2 Einrichtung <strong>für</strong> zivilrechtliche Unterbringung nach §1906 BGB<br />

Das Pflegeheim Pro Vita „Schlosspark" in Jüterbog führt als einzige Einrichtung in Brandenburg auch<br />

eine geschlossene Station <strong>für</strong> psychisch kranke Menschen mit Unterbringungsbeschluss nach § 1906<br />

Absatz 1 BGB. Diese Station wurde erstmalig aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> geänderten BbgPsychKG von der Potsdamer<br />

Besuchskommission im November 2011 <strong>und</strong> nochmals im Juli 2012 besucht.<br />

Die Station befindet sich im Dachgeschoss <strong>des</strong> zweigeschossigen Pflegeheimes <strong>und</strong> ist abgeschlossen.<br />

Für den Aufenthalt im Freien befindet sich auf dem Hof ein eingezäunter Bereich, der mit Tischen <strong>und</strong><br />

Stühlen ausgestattet ist <strong>und</strong> vor allem zum Rauchen aufgesucht wird. Hauptsächlich werde die Betreuung<br />

der Untergebrachten durch Pflegekräfte abgedeckt, es gebe aber zusätzlich eine Ergotherapeutin<br />

sowie eine Sozialpädagogin <strong>für</strong> die pädagogische Leitung. Es würden tagesstrukturierende Angebote<br />

vorgehalten werden <strong>für</strong> deren Inanspruchnahme die Bewohnerinnen <strong>und</strong> Bewohner krankheitsbedingt<br />

nur gering motiviert seien. Auf Nachfragen der Besuchskommission, ob nicht ein Mehr an Teilhabe einzelfallbezogen<br />

realisiert werden könne, sei von der Heimleitung ausgeführt worden, dass es sich bei<br />

dem Haus nicht um eine therapeutische Einrichtung handele.<br />

Das ernsthafte Bemühen um eine gute <strong>und</strong> fachgerechte Versorgung der psychisch kranken Menschen<br />

auf der geschlossenen Station war <strong>für</strong> die Besuchskommission spürbar, dennoch zeige sich das Dilemma<br />

zwischen den spezifischen Anforderungen <strong>für</strong> die Zielgruppe der Bewohner mit Unterbringungsbeschlüssen,<br />

den vorhandenen Ressourcen <strong>und</strong> den dadurch begrenzten Möglichkeiten der Förderung<br />

hinsichtlich Pflege, Teilhabe, personenzentrierter Gestaltung <strong>des</strong> Tages usw.. Nach dem Eindruck der<br />

Kommission behindere die Skepsis der anderen Akteure <strong>des</strong> psychiatrischen Versorgungssystems in<br />

Brandenburg gegenüber der Leistungserbringung von Pro Vita zur Versorgung von geschlossen untergebrachten<br />

Menschen mit seelischer Behinderung in einem Pflegeheim die fachliche Zusammenarbeit<br />

bzw. Vernetzung. Das habe den Träger veranlasst, über eine Änderung der Zielgruppenausrichtung<br />

nachzudenken mit dem Ergebnis der Umwandlung der geschlossenen Station <strong>für</strong> psychisch Kranke in<br />

eine gerontopsychiatrische Pflegestation.<br />

111.3 Kinder. <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie<br />

Nachdem die kinder- <strong>und</strong> jugendpsychiatrische Besuchskommission aufgr<strong>und</strong> der unklaren Rechtslage<br />

zu den Befugnissen gegenüber den Kliniken (s. 111. Vorbemerkungen) im Jahr 2010 keine Besuche<br />

durchgeführt hatte, wurden in 2011 alle fünf kinder- <strong>und</strong> jugendpsychiatrischen Kliniken sowie das Therapeutische<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendheim in Müncheberg besucht. Die Besuche fanden bis auf das Martin-<br />

Gropius-Krankenhaus alle angemeldet statt. Für das Gespräch mit der Kommission standen die Chefärzte<br />

<strong>und</strong> zum Teil auch Geschäftsführungen sowie Verwaltungsleitungen zur Verfügung.<br />

Die Auswertung folgt den inhaltlichen Schwerpunkten der Besuchsberichte.<br />

12


111.31 Kliniken <strong>für</strong> Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychatrie <strong>und</strong> -psychotherapie<br />

a) Bauliche Situation, räumliche Bedingungen, Atmosphäre in der Einrichtung<br />

Die Besuchskomrnission stellte <strong>für</strong> alle Einrichtungen fest, dass die räumlichen <strong>und</strong> organisatorischstrukturellen<br />

Bedingungen gut bis sehr gut sind. Die Ausstattung auf den Stationen sei fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong><br />

altersgerecht. Außerdem böten die Außenanlagen verschiedene interessante Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

<strong>für</strong> die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen. Über die übliche Versorgung hinaus ist im Martin-Gropius-<br />

Krankenhaus <strong>und</strong> im Asklepios Fachklinikum Brandenburg auch eine Eltern-Kind-Betreuung möglich.<br />

Insgesamt sei die Nachfrage nach einer stationären Aufnahme größer als die momentan vorhandenen<br />

Kapazitäten. Im Asklepios Fachklinikum Lübben z.B. wurde von einer Wartezeit von 3 Monaten berichtet,<br />

auch Frankfurt (Oder) habe eine Warteliste mit min<strong>des</strong>tens 50 Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen. Für die<br />

Versorgungsregion <strong>des</strong> Klinikums Frankfurt (Oder) stehe nur ein niedergelassener Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiater<br />

zur Verfügung.<br />

b) Personalsituation, Erfüllung der Psychiatrie-Personalverordnung (Psych-PV)<br />

Nach Einschätzung der Besuchskommission ermögliche die personelle Ausstattung einen geordneten<br />

Betrieb <strong>und</strong> eine insgesamt zufriedenstellende Betreuung der Patienten. Schwierigkeiten ergeben sich<br />

bei der Erfüllung der PsychPV aus der Sicht der Krankenhausträger durch eine unzureichende Ausfinanzierung<br />

der mit den Krankenkassen ausgehandelten Personalbudgets (Gespräch mit Geschäftsführer<br />

Asklepios Fachklinikum Lübben). Die Beurteilung der Erfüllung der PsychPV sei durch die Kommission<br />

jedoch nur begrenzt möglich, da die umfangreiche Datenanalyse, die <strong>für</strong> eine zuverlässige Einschätzung<br />

notwendig wäre, durch die Kommissionsmitglieder nicht leistbar sei <strong>und</strong> auch nicht als ihre<br />

Aufgabe angesehen werde. Für die meisten Kliniken sei die Gewinnung von ärztlichem Personal ein<br />

großes Problem; im Asklepios Fachklinikum Lübben ist der ärztliche Dienst mit 52 % im Verhältnis zu<br />

den PsychPV-Vorgaben deutlich unterbesetzt. Es werde daher z.B. <strong>für</strong> Bereitschaftsdienste ausschließlich<br />

auf die Kapazitäten der Erwachsenenpsychiatrie zurückgegriffen, so dass die Klinik nach eigenen<br />

Angaben trotz Arztemangel „zurechtkomme". In den anderen Kliniken werde die PsychPV im Wesentlichen<br />

eingehalten. Großer Wert werde auf die Fortbildung aller Fachkräfte gelegt, so werden z.B. regelmäßige<br />

Supervisionen, Antiaggressionstraining <strong>und</strong> Deeskalationsprogramme angeboten.<br />

c) Freizeit, Schule<br />

In allen Kliniken bestehen gute Bedingungen <strong>für</strong> eine Beschulung der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen, zum<br />

Teil unterhalten die Kliniken spezielle Klinikschulen; in Neuruppin befindet sich die Klinikschule z.B.<br />

außerhalb <strong>des</strong> Klinikgelän<strong>des</strong>. Das Lehrpersonal, das vom Schulamt eingesetzt wird, sei sehr motiviert<br />

<strong>und</strong> engagiert. In der Regel wird während <strong>des</strong> Klinikaufenthaltes der Kontakt zur Heimatschule der Patienten<br />

aufrecht erhalten. Die Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>des</strong> Martin-Gropius-Krankenhauses plane<br />

die Einrichtung einer Ersatzschule (Schulträger wäre dann die Klinik), ein entsprechender Antrag sei<br />

beim MBJS gestellt. Dadurch solle mehr Flexibilität <strong>und</strong> eine bessere Struktur <strong>für</strong> den Unterricht erreicht<br />

werden. Im Klinikum Frankfurt (Oder) wurde von finanziellen Problemen bei der Sachausstattung, insbesondere<br />

Schulbücher <strong>für</strong> den Schulunterricht berichtet (Wer finanziert den Unterricht <strong>für</strong> Patienten<br />

aus anderen Landkreisen?). Zu dieser Feststellung der Besuchskommission wurde durch das MUGV<br />

ein ausführliches <strong>und</strong> klären<strong>des</strong> Gespräch mit dem zuständigen Schulrat geführt, der versicherte, dass<br />

er diese Problematik kenne <strong>und</strong> weiterhin auf eine Verbesserung hinwirken werde. Die Möglichkeiten<br />

zur Freizeitgestaltung der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen sind insgesamt als gut einzuschätzen, so werden<br />

auch Ausflüge <strong>und</strong> sportliche Aktivitäten angeboten. Die Nutzung elektronischer Medien wird zum Teil<br />

zeitlich befristet gestattet.<br />

13


d) Unterbringungen, besondere Sicherungsmaßnahmen<br />

Bei der Kontrolle der Durchführung <strong>und</strong> Dokumentation von ärztlich angeordneten Fixierungen bei<br />

schweren Erregungszuständen bzw. akuter Suizidalität fanden sich nach Angaben der Besuchskommission<br />

bis auf einen Fall keine wesentlichen Kritikpunkte. Die Stationen können bei Bedarf verschlossen<br />

werden. Häufig sei es ausreichend, den Patienten in einem „Time-Out-Raum" wieder zur Ruhe<br />

kommen zu lassen. Fixierungen seien eher selten notwendig. Alle Kliniken verfügen über Handlungsleitfäden<br />

bei Fixierungen, die z.B. Anordnungsbefugnisse, Dauer, Überwachung <strong>und</strong> Dokumentation vorschreiben.<br />

Kritisch angesprochen wurde von der Besuchskommission die Fixierung einer Jugendlichen<br />

im Asklepios Fachklinikum Lübben, die von vornherein <strong>für</strong> die Dauer von 24 St<strong>und</strong>en angeordnet wurde.<br />

Obwohl auf Nachfrage der Aufsichtsbehörde durch die Klinik umfangreich Stellung genommen <strong>und</strong><br />

die Notwendigkeit einer längeren Unterbringung in dem konkreten Einzelfall dargelegt wurde, hat das<br />

MUGV diesen Fall zum Anlass genommen, gegenüber der Klinikleitung die Zeitdauer von Fixierungen<br />

bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen zu problematisieren. Die Klinikleitung überarbeitete daraufhin das Procedere<br />

bei der Anwendung von Zwangsmaßnahmen <strong>und</strong> passte die entsprechende klinikinterne Verfahrensanweisung<br />

„Zwangsmaßnahmen an Patienten" an. Die überarbeitete Verfahrensanweisung trägt<br />

den besonderen Anforderungen bei Fixierungen bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen wie sie auch im § 21<br />

Abs. 3 BbgPsychKG gefordert werden, jetzt besser Rechnung.<br />

e) Zusammenarbeit mit anderen Behörden<br />

Allen Einrichtungen wird das Bemühen um eine gute <strong>und</strong> teils sehr enge Zusammenarbeit mit den Jugendämtern<br />

bescheinigt, die in der Art <strong>und</strong> Weise aber auch abhängig vom jeweiligen Landkreis sein<br />

kann. Genannt wurden auch die intensiven Kontakte mit den Familien. Ebenso sei die Zusammenarbeit<br />

mit den Familiengerichten nicht zu beanstanden. Kritisch hinterfragt wurde von der Besuchskommission<br />

die in § 12 Abs. 2 BbgPsychKG geregelte Meldepflicht, die bei Unterbringungen auch an das Jugendamt<br />

erfolgen muss, auch wenn es keine psychosozialen Auffälligkeiten gebe. Hierin werde eine Diskriminierung<br />

der psychiatrischen Patienten gesehen.<br />

111.3.2 Jugendhilfeeinrichtung Haasenburg GmbH<br />

Die Haasenburg GmbH Therapeutisches Kinder-, Jugend- <strong>und</strong> Elternzentrum ist eine Einrichtung der<br />

freien Jugendhilfe mit einem intensivpädagogischen Angebot <strong>für</strong> Kinder <strong>und</strong> Jugendliche, die als einzige<br />

im Land Brandenburg auch die Möglichkeit <strong>für</strong> eine geschlossene Unterbringung (nach §§ 1631 b <strong>und</strong><br />

1906 BGB) bietet. Derzeit unterhält die Haasenburg an drei Standorten ihre Einrichtungen.<br />

Erstmalig wurde von der Besuchskommission die Einrichtung am Standort Müncheberg angemeldet<br />

besucht. Im Vorfeld hatte die Geschäftsführung der Haasenburg GmbH darauf hingewiesen, dass in der<br />

Einrichtung nicht nur psychisch kranke Kinder <strong>und</strong> Jugendliche betreut werden, nach der Regelung <strong>des</strong><br />

BbgPsychKG jedoch nur die Belange psychisch kranker <strong>und</strong> seelisch behinderter Menschen überprüft<br />

werden können, insbesondere wenn es um Akteneinsicht gehe.<br />

Das Kinder- <strong>und</strong> Jugendzentrum in Müncheberg befindet sich in einem komplett sanierten <strong>und</strong> modernisierten<br />

alten Schulgebäude mit einer Sporthalle auf dem Gelände. Insgesamt wurde die bauliche <strong>und</strong><br />

räumliche Ausstattung als gut eingeschätzt. Der Standort verfügt über 24 Plätze, unterteilt in 6 Gruppen<br />

ä 4 Plätze. Die Hälfte sind intensiv betreute Plätze, die meistens <strong>für</strong> Jugendliche, die nach § 1631 b BGB<br />

untergebracht sind, vorgehalten werden <strong>und</strong> fakultativ geschlossen werden können. In der Einrichtung<br />

Müncheberg werden 24 Jugendliche im Alter zwischen 13 <strong>und</strong> 17 Jahren betreut, die aus dem gesamten<br />

Bun<strong>des</strong>gebiet kommen, Der pädagogische Ansatz ist von einer intensiven personellen Begleitung<br />

geprägt. Für jede Gruppe steht die gesamte Woche ein Team mit 5,5 VK, darunter ausgewiesene pädagogische<br />

<strong>und</strong> therapeutische Fachkräfte, zur Verfügung. Maßnahmen bei Eskalationen sind klar geregelt,<br />

<strong>und</strong> die Mitarbeiter sind in einem Deeskalationsstufenprogramm qualifiziert. Die Befragung der<br />

Bewohnerinnen <strong>und</strong> Bewohner durch die Besuchskommission habe keine Kritikpunkte ergeben. Von<br />

14


der Heimleitung wurde die Zusammenarbeit mit den Jugendämtern <strong>und</strong> dem Lan<strong>des</strong>jugendamt als gut<br />

eingeschätzt, ausbaufähig sei die Zusammenarbeit mit den Amtsgerichten,<br />

11L4<br />

Maßregelvollzug<br />

Die Protokolle der Besuchskommission <strong>für</strong> den Maßregelvollzug gliedern sich in drei Bereiche:<br />

1. Information der Einrichtungen (hierin erfolgen u.a. Ausführungen zur Struktur der jeweiligen Einrichtung,<br />

zu Personal <strong>und</strong> Belegung),<br />

2. Beobachtungen <strong>und</strong> Feststellungen der Kommission <strong>und</strong><br />

3. Hinweise <strong>und</strong> Empfehlungen der Kommission.<br />

Die folgenden Ausführungen stützen sich auf die Protokolle der Besuchskommission <strong>für</strong> den Maßregelvollzug<br />

der Jahre 2010 (Besuche angemeldet), 2011 (Besuche unangemeldet) bis März 2012 (Besuch<br />

angemeldet) <strong>und</strong> stellen schwerpunktmäßig <strong>und</strong> beispielhaft die in dieser Zeit seitens der Kommission<br />

gemachten Feststellungen sowie deren Empfehlungen dar.<br />

a)Personal<br />

Maßregelvollzugskliniken sind keine Psychiatrischen Einrichtungen im Sinne der PsychPV (§ 1 Abs. 2<br />

PsychPV i.V.m. § 1 Abs. 2 Nr. 1 Bun<strong>des</strong>pflegesatzverordnung (BPfIV) i.V.m. § 3 Satz 1 Nr. 2 Krankenhausfinanzierungsgesetz<br />

(KHG)). Die Vorgaben <strong>für</strong> die Personalausstattung obliegen insoweit dem<br />

Land Brandenburg, das den Maßregelvollzug gemäß Art. 83 GG als eigene Angelegenheit ausführt <strong>und</strong><br />

sich hierzu beliehener Klinikträger bedient. Land <strong>und</strong> beliehene Träger haben jeweils einen Beleihungsvertrag<br />

geschlossen, der konkrete Vorgaben <strong>für</strong> die Personalausstattung macht bzw. auf <strong>des</strong>sen Gr<strong>und</strong>lage<br />

das Land neue Maßstäbe <strong>für</strong> die Personalausstattung vorgibt.<br />

Nach Einschätzung der Besuchskommission wird die Personalsituation insgesamt als gut bezeichnet.<br />

Allerdings besteht eine Unterversorgung mit Ärzten, die teilweise durch ein Übersoll an Psychologen<br />

kompensiert wird. Die Unterbesetzung im ärztlichen Bereich resultiert aus der Schwierigkeit, geeignete<br />

Kräfte zu finden. Diesem gr<strong>und</strong>sätzlichen Problem versucht der Träger an zwei Klinikstandorten zusammen<br />

mit dem Forensischen Institut der Charite Berlin als Kooperationspartner <strong>und</strong> dem MUGV mit<br />

einem Projekt zur Gewinnung von Ärzten entgegenzuwirken. Für wichtig erachtet es die Kommission,<br />

dass bei dem therapeutischen Personal eine größere Kontinuität gewährleistet wird, Häufiger Therapeutenwechsel<br />

führe zu einer schlechteren therapeutischen Betreuung <strong>und</strong> damit zu längeren Verweildauern.<br />

Soweit das MUGV im Rahmen der Haushaltskonsolidierung durch eine neue Personalbemessung auch<br />

Einsparungen im Maßregelvollzug anstrebt, hat sich die Kommission hierzu 2011 in einem Schreiben an<br />

das Ministerium gr<strong>und</strong>sätzlich sehr kritisch geäußert.<br />

b)Gebäude <strong>und</strong> Einrichtungen<br />

Die Mitglieder der Besuchskommissionen richten bei ihren Besuchen der forensischen Kliniken ein besonderes<br />

Augenmerk auf die Krisenzimmer, Begegnungszimmer <strong>und</strong> Besucherräume. Hierbei wurde<br />

festgestellt, dass die Krisenzimmer in einem Fall nicht den aktuellen Ansprüchen an ein Krankenhaus<br />

erfüllen. Die Besuchskommission hat empfohlen, <strong>des</strong>sen Gestaltung zu überprüfen. Das MUGV hat das<br />

Lan<strong>des</strong>amt <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg als Aufsichtsbehörde<br />

um die Sicherstellung der Umsetzung der Empfehlung gebeten.<br />

Die Begegnungszimmer sind zum Teil fre<strong>und</strong>lich eingerichtet <strong>und</strong> sauber. Nachdem in einer Klinik durch<br />

die Besuchskommission ein trostloser Eindruck <strong>des</strong> Begegnungszimmers festgestellt wurde, erfolgte<br />

15


durch die Klinik eine Gr<strong>und</strong>reinigung <strong>und</strong> Renovierung <strong>des</strong> Zimmers sowie eine Neuausstattung mit<br />

einer Sitzgruppe. In einer Klinik, in der bisher kein Begegnungszimmer vorhanden ist, hat die Besuchskommission<br />

deren Einrichtung empfohlen.<br />

Im Übrigen werden die Baulichkeiten als zufriedenstellend <strong>und</strong> die Einrichtungen als funktionell <strong>und</strong><br />

ausreichend angesehen.<br />

c) Atmosphäre der Einrichtungen<br />

Die Atmosphäre in den Einrichtungen wird seitens der Besuchskommission zum Teil als fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong><br />

familiär eingeschätzt, der Umgang mit den Patienten als respektvoll <strong>und</strong> zugewandt. Von Patienten<br />

eingeforderte Bitten, z.B. das Anklopfen an Patientenzimmern vor Eintritt von Pflegepersonal, werden<br />

zunehmend mehr entsprochen. Dazu merkt die Besuchskommission an, dass die Untergebrachten vom<br />

Personal zunehmend als therapeutisch zu betreuende Personen verstanden werden. Auch das Klima<br />

beim Personal erscheine gut.<br />

Kritisch wurde im Bericht vom März 2012 angeführt, dass die der Besuchskommission zur Verfügung<br />

gestellten Stationsregeln zum Teil rigide seien <strong>und</strong> mit nicht nachvollziehbaren hygienischen Vorgaben<br />

begründet würden (z.T. nach dem Einschluss dürfen im Zimmer dort keine Lebensmittel mehr vorhanden<br />

sein). Im Gespräch wurde jedoch deutlich, dass die Klinik hier Möglichkeiten eines Spielraums sehe.<br />

Die Klinikleitung teilte im Nachgang mit, dass bei den Lebensmitteln auf den Patientenzimmern nur<br />

jene nicht gestattet seien, die der ununterbrochenen Kühlkette bedürften.<br />

d) Patientengespräche<br />

Bei jedem Besuch der Besuchskommission in den forensischen Kliniken bieten deren Mitglieder den<br />

Patienten sogenannte Patientengespräche an. Die Patienten haben die Möglichkeit Einzel- oder Gruppengespräche<br />

mit den Mitgliedern der Besuchskommission zu führen <strong>und</strong> nutzen die Möglichkeit zum<br />

Teil uni Beschwerden oder Wünsche zu äußern. Im Anschluss der Gespräche werden die Vorbringen<br />

mit der ärztlichen Leitung besprochen. Die Patienten werden über die wesentlichen <strong>und</strong> möglichen<br />

Rückmeldungen der Gespräche, soweit sie von allgemeinem Interesse sind, durch Aushänge am<br />

Schwarzen Brett der Stationen informiert.<br />

Die Patientengespräche haben die verschiedensten Inhalte zum Gegenstand. Teilweise werden Verlegungs-<br />

oder Lockerungswünsche geäußert. Andere Patienten baten um Einsicht in ihre Akten, um die<br />

Unterbringung unter dem Gesichtspunkt der Verhältnismäßigkeit zu überprüfen. Diese Einsicht hat ein<br />

Mitglied der Besuchskommission genommen. Beanstandungen haben sich daraus nicht ergeben.<br />

Teilweise wurden aber auch positive Rückmeldungen gegeben. Ein Patient sah es als Erfolg auch der<br />

Besuchskommission an, dass er nun zweimal in der Woche mit seinem Kind unter Aufsicht <strong>des</strong> Pflegepersonals<br />

Kontakt haben könne, nachdem er dies beim vorherigen Besuch der Besuchskommission<br />

angesprochen hatte. Einige Patienten äußerten, dass sie zufrieden seien <strong>und</strong> sich auf die Entlassung<br />

freuen.<br />

Ein wichtiger Punkt <strong>für</strong> die Besuchskommission ist die Beschwerde einiger Patienten über lange Wartezeiten<br />

auf eine von der ärztlichen Leitung <strong>für</strong> vertretbar gehaltene Lockerung. Hintergr<strong>und</strong> sei die Auslegung<br />

<strong>des</strong> § 39 Abs. 2 BbgPsychKG durch das Ministerium, wonach bei Unterbringungen im Zusammenhang<br />

mit einem Tötungsdelikt, einer schweren Gewalttätigkeit gegen Personen oder einer Straftat<br />

gegen die sexuelle Selbstbestimmung vor jedem unbeaufsichtigten Ausgang, Verlegung in den offenen<br />

Vollzug oder Urlaub ein Gutachten eingeholt werden muss. Dies führe in der Praxis, bei der Vielzahl der<br />

einzuholenden Begutachtungen zu erheblichen Verzögerungen. Die Besuchskommission hat empfoh-<br />

16


len, zu der Auslegung die Praxis anderer Bun<strong>des</strong>länder mit ähnlicher Regelung abzufragen, um auch<br />

insoweit zu möglichst einheitlichen Standards zu kommen. Dem ist das MUGV nachgekommen, kam<br />

jedoch zu dem Ergebnis, dass gegenwärtig von der Auslegung nicht abgewichen werden kann. Es beabsichtigt<br />

aber, diesen Punkt im Rahmen der nächsten Gesetzesänderung <strong>des</strong> BbgPsychKG zu prüfen,<br />

e) Akteneinsicht<br />

Die Mitglieder der Besuchskommission sahen stichpunktartig die Krankenakten insbesondere daraufhin<br />

ein, ob die Dreimonats-Fortschreibung der Behandlungspläne (§§ 37 Abs. 2 S. 3, 15 Abs. 2 S. 4<br />

BbgPsychKG) regelmäßig erfolgt <strong>und</strong> ob die Dreijahres-Begutachtung durch externe Sachverständige<br />

(§ 37 Abs. 4 BbgPsychKG) durchgeführt worden ist. Überwiegend waren die Fristen beachtet worden.<br />

Zum Teil wurde angeraten, die Beachtung der Dreimonatsfrist bei der Fortschreibung der Therapiepläne<br />

noch weiter zu verbessern.<br />

Zudem erfolgten die Einsichtnahme <strong>und</strong> eine punktuelle Überprüfung in Akten von Patienten mit langen<br />

Verweildauern. So wurde seitens der Besuchskommission bei einem Patienten angeraten, auf den Fall<br />

ein besonderes Augenmerk auf die Unterbringungsdauer unter Berücksichtigung <strong>des</strong> Verhältnismäßigkeitsgr<strong>und</strong>satzes<br />

zu richten.<br />

Beim letzten Besuch der Besuchskommission im März 2012 nahm einen Schwerpunkt der Aktenüberprüfung<br />

die Dokumentation der besonderen Sicherungsmaßnahmen nach § 21 BbgPsychKG ein. Hierbei<br />

wurde die nach § 21 Abs. 6 Satz 5 BbgPsychKG vorgeschriebene Dokumentation überprüft. Es<br />

existierte jeweils ein Formblatt, in das alle wesentlichen Daten eingetragen waren. Die Besuchskommission<br />

empfiehlt jedoch, im Formblatt zu den besonderen Sicherungsmaßnahmen auch die zu benachrichtigenden<br />

Personen zu vermerken. Des Weiteren sollte bereits in dem Formblatt eine aus sich heraus<br />

nachvollziehbare Darstellung <strong>des</strong> ärztlichen Befun<strong>des</strong> mit einer Begründung zur Anordnung der Sicherungsmaßnahme<br />

vorhanden sein. Das MUGV hat im Rahmen seiner obersten Fachaufsicht das Lan<strong>des</strong>amt<br />

<strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg als Aufsichtsbehörde<br />

um Umsetzung der Empfehlung gebeten.<br />

f) Sonstiges<br />

Seitens der Besuchskommission wurde weiterhin angeführt, dass die Stationsordnung keine Disziplinarmaßnahmen<br />

vorsehe. Sie dürfe dies auch nicht, weil die geltende Fassung <strong>des</strong> BbgPsychKG da<strong>für</strong><br />

keine Rechtsgr<strong>und</strong>lage mehr enthalte. Die Besuchskommission ist der Auffassung, dass das Gesetz<br />

solche Mittel vorsehen sollte. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass Reaktionen auf Ordnungsverstöße<br />

als therapeutische Maßnahmen verbrämt würden, obwohl sie dies ihrer Natur nach nicht sind. Die förmlichen<br />

Rechtsgarantien eines Disziplinarverfahrens sowie die Einholung gerichtlichen Rechtsschutzes<br />

würden dadurch unterlaufen. Das MUGV hat hierzu auf die Gesetzesbegründung verwiesen, wonach<br />

auch im Land Brandenburg anstelle disziplinarischer Strafen ein therapeutischer Umgang mit Regelverletzungen<br />

vorzuziehen ist.<br />

17


IV.<br />

Abschließende Stellungnahme <strong>des</strong> Ministeriums <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz<br />

In der Gesamtschau kann die bauliche <strong>und</strong> räumliche Ausstattung der brandenburgischen Psychiatrischen<br />

Kliniken <strong>und</strong> Fachabteilungen sowie der Maßregelvollzugseinrichtungen als allgemein gut bewertet<br />

werden. Brandenburg verfügt durchweg über moderne <strong>und</strong> zur Versorgung psychisch erkrankter<br />

Menschen geeignete Einrichtungen. Verbesserungsbedarfe betreffen meist nur einzelne Räume oder<br />

Stationen <strong>und</strong> bewegen sich im Bereich <strong>des</strong> üblichen Modernisierungsbedarfs eines Krankenhauses.<br />

Wann Modernisierungsmaßnahmen umgesetzt werden können, ist dabei von mehreren Faktoren abhängig<br />

<strong>und</strong> nicht in alleiniger Entscheidungshoheit der Krankenhausträger. Vielfach entscheidend ist<br />

wann <strong>und</strong> zu welchem Umfang hier<strong>für</strong> Investitionsmittel nach § 9 Krankenhausfinanzierungsgesetz vom<br />

Land bereitgestellt werden können. Die seitens der Besuchskommission teilsweise Beanstandung der<br />

Krisenzimmer in den Maßregelvollzugseinrichtungen war Thema der regelmäßig stattfindenden Gespräche<br />

zwischen Fachaufsichtsbehörde, ärztlicher Leitung <strong>und</strong> Träger. Im Ergebnis wurde gegenwärtig<br />

keine Notwendigkeit gesehen, diese auch aus therapeutischen Gründen so hergerichteten Krisenzimmer,<br />

die unter Berücksichtigung der im Maßregelvollzug befindlichen Klientel vandalismussicher gebaut<br />

wurden, gr<strong>und</strong>legend zu verändern. Dem hat sich das MUGV als oberste Aufsichtsbehörde nicht angeschlossen<br />

<strong>und</strong> die Aufsichtsbehörde, wie oben bereits dargestellt, um Sicherstellung der Umsetzung der<br />

Empfehlung der Besuchskommission gebeten.<br />

Ebenfalls als gut kann die Zusammenarbeit der Kliniken <strong>und</strong> Fachabteilungen mit den jeweils zuständigen<br />

Gerichten, Behörden (Sozialpsychiatrische Dienste, Jugendämter), niedergelassenen Fachärzten,<br />

Psychotherapeuten <strong>und</strong> sonstigen Wohn- <strong>und</strong> Tageseinrichtungen angesehen werden.<br />

Im besonders sensiblen Bereich der Anwendung von Zwangsmaßnahmen <strong>und</strong> Zwangsbehandlungen<br />

stellten die Besuchskommissionen keine größeren Beanstandungen fest. Soweit aus Sicht <strong>des</strong> MUGV<br />

aufgr<strong>und</strong> der Berichte weitere Nachfragen angezeigt schienen, wurde diesen Fällen im Einzelnen nachgegangen.<br />

Sämtliche Kliniken gingen hierbei mit Nachfragen äußerst konstruktiv um. Im Ergebnis wurden<br />

interne Verfahrensanweisungen zum Umgang mit Zwangsmaßnahmen unmittelbar überarbeitet <strong>und</strong><br />

präzisiert. Generell vermitteln die Besuchsprotokolle den Eindruck, dass in den Brandenburger Kliniken<br />

nur selten auf Zwangsmaßnahmen zurückgegriffen werden muss. Auch wenn bun<strong>des</strong>weit belastbare<br />

Zahlen hier<strong>für</strong> nicht vorliegen, gehen verschiedene Studien <strong>und</strong> Expertenmeinungen davon aus, dass<br />

ca. 10% bis 20% aller psychiatrischen Patientinnen <strong>und</strong> Patienten Erfahrungen mit Zwangsmaßnahmen<br />

in der Psychiatrie haben. Dies kann jedenfalls nach den Berichtsprotokollen <strong>für</strong> Brandenburg nicht bestätigt<br />

werden.<br />

Die Personalausstattung der Kliniken darf nach den Berichten der Besuchskommissionen ebenfalls als<br />

weitgehend gut bezeichnet werden. Der allseits konstatierte Ärztemangel bzw. zunehmende Schwierigkeiten<br />

bei der Gewinnung von geeignetem fachärztlichem Personal stellen die psychiatrischen Kliniken<br />

<strong>und</strong> Maßregelvollzugseinrichtungen vor die auch andernorts bereits bekannten Probleme. Bei den Aussagen<br />

zur Personalausstattung muss zudem berücksichtigt werden, dass sich die Prüfung der Kommissionen<br />

hier regelmäßig auf die Aussage der Klinikverantwortlichen beschränkte. Von der Möglichkeit<br />

diese Angaben etwa durch eigene Einsicht in entsprechende Unterlagen nachzuprüfen, wurde nur vereinzelt<br />

Gebrauch gemacht.<br />

Insgesamt kommen die Kommissionsmitglieder ihrem Ehrenamt gewissenhaft <strong>und</strong> mit großem Engagement<br />

nach. Dies ist um so höher zu bewerten, als sich mit der novellierten Gesetzesfassung die Befugnisse<br />

<strong>und</strong> Aufgaben der Besuchskommissionen, wie oben bereits dargestellt, im Umfang erheblich<br />

erweitert haben. Zur Unterstützung der Kommissionsarbeit soll <strong>des</strong>halb auch künftig an der bisherigen<br />

Praxis eines jährlichen gemeinsamen Erfahrungsaustausches aller Besuchskommissionsmitglieder <strong>und</strong><br />

Vertretern <strong>des</strong> MUGV <strong>und</strong> <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>amts als Aufsichtsbehörden festgehalten werden.<br />

18


Auch in den Forensischen Kliniken üben die Besuchskommissionen eine wichtige Kontrollfunktion aus.<br />

Im Maßregelvollzug werden die untergebrachten Patienten neben dem Freiheitsentzug mit einer Vielzahl<br />

weiterer Beschränkungen konfrontiert, die sich in der Regel über viele Jahre erstrecken. Hier ist<br />

besonders zu berücksichtigen, dass die Durchsetzungskraft <strong>und</strong> Selbstbehauptungsmöglichkeiten der<br />

untergebrachten Patienten in der Regel sehr beschränkt sind, so dass auch aus der Sicht <strong>des</strong> MUGV<br />

als oberster Aufsichtsbehörde neben der Fachaufsicht eine Überprüfung der Unterbringungsbedingungen<br />

<strong>und</strong> eine Ombudsfunktion durch die Besuchskommission in besonderem Maße notwendig erscheint.<br />

Darüber hinaus sind die oben unter 111.4. dargestellten Feststellungen der Besuchskommission<br />

<strong>für</strong> den Maßregelvollzug auch im Hinblick auf die vom Bun<strong>des</strong>verfassungsgericht in seinem Urteil zur<br />

Privatisierung <strong>des</strong> Hessischen Maßregelvollzugs vom 18.1.2012 postulierte Pflicht <strong>des</strong> Gesetzgebers,<br />

die Auswirkungen der von ihm gesetzlich ermöglichte Privatisierungsentscheidung zu beobachten <strong>und</strong><br />

auf etwaige Missstände mit einer Veränderung der Rahmenbedingungen zu reagieren, von Bedeutung.<br />

Denn sie bestätigen die fachliche Einschätzung <strong>des</strong> MUGV, dass im Zeitraum seit der Privatisierung<br />

<strong>des</strong> Maßregelvollzugs mit der Veräußerung der ehemaligen Lan<strong>des</strong>kliniken 2006 bis heute ein den verfassungsmäßigen<br />

Anforderungen entsprechender Vollzug der Maßregeln der Besserung <strong>und</strong> Sicherung<br />

gewährleistet ist. Diese Einschätzung erfolgt unbeschadet der vorgeschlagenen Verbesserungen in<br />

Einzelpunkten <strong>und</strong> unbeschadet der im MUGV erkannten Notwendigkeit, die forensische Behandlung<br />

auch durch eigene Initiativen als oberste Aufsichtsbehörde weiter zu optimieren, um zu einer Verkürzung<br />

der Unterbringungsdauer im Interesse der Patienten <strong>und</strong> im Haushaltsinteresse <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> zu<br />

kommen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich kann festgestellt werden, dass die mit dem 1. Änderungsgesetz zum BbgPsychKG klargestellte<br />

Fassung <strong>des</strong> § 2a sich nach den obigen Ausführungen bewährt hat, da die Aufgabenerfüllung<br />

bei den Überprüfungen der Besuchskommissionen seither reibungslos verlaufen ist. Allerdings hat sich<br />

bei der Überprüfung von zivilrechtlichen Unterbringungen in anderen Einrichtungen gern. § 2a Abs.1<br />

Satz 2 BbgPsychKG gezeigt, dass ein Besuch aller Einrichtungen, in denen psychisch Kranke nach<br />

den §§ 1631b oder 1906 BGB richterlich untergebracht sind, schon <strong>des</strong>wegen nicht möglich ist, weil<br />

weder die Einrichtungen selbst, noch die dort jeweils aktuell Untergebrachten den Besuchskommissionen<br />

bekannt sind, Das MUGV hatte daher eine Umfrage unter ca. 700 Heimeinrichtungen gemacht, die<br />

aber bei geringem Rücklauf nur negativ beantwortet wurde. In der Praxis haben die Besuchskommissionen<br />

daher nur die oben genannten, dem MUGV bekannten Heimeinrichtungen besucht. Das MUGV<br />

wird angesichts <strong>des</strong>sen im Rahmen <strong>des</strong> nächsten Änderungsgesetzes zum BbgPsychKG, das zur Umsetzung<br />

der jüngsten Rechtsprechung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verfassungsgerichts <strong>und</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gerichtshofs zur<br />

Zwangsbehandlung öffentlichrechtlich, strafrechtlich <strong>und</strong> zivilrechtlich untergebrachter Personen erforderlich<br />

ist, eine Änderung im Sinne einer Kann-Regelung <strong>für</strong> die Überprüfung der Unterbringungsbedingungen<br />

psychisch Kranker in Heimen prüfen.<br />

Abschließend lässt sich konstatieren, dass die Besuchskommissionen eine wichtige Kontrollfunktion<br />

wahrnehmen. Nach wie vor bedürfen insbesondere chronisch <strong>und</strong> schwer psychisch erkrankte Menschen<br />

einer besonderen Fürsorge <strong>und</strong> eines besonderen Schutzes, da immer noch psychisch erkrankte<br />

Menschen unter der Stigmatisierung ihrer Erkrankung leiden. Kontrolle darf <strong>des</strong>halb nicht allein auf eine<br />

staatliche Aufsicht beschränkt sein. In min<strong>des</strong>tens gleichem Maße braucht es auch eines gewissenhaften<br />

Blickes aus der Mitte der Zivilgesellschaft heraus, So unterstützen die Besuchskommissionen nicht<br />

nur die Arbeit der Aufsichtsbehörden, sondern fördern zugleich das Verständnis <strong>für</strong> <strong>und</strong> den besseren<br />

Umgang mit psychisch erkrankten Menschen <strong>und</strong> nehmen hierdurch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe<br />

wahr.<br />

19


<strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />

am 09. Januar 2013<br />

Bericht MUGV zu TOP 7<br />

Informationen <strong>des</strong> MUGV über die Evaluation <strong>des</strong> Präventionsprogramms „Lieber schlau als<br />

blau" (Antrag CDU vom 29.11.2012)<br />

Am 29. November 2012 stellten <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sministerin Tack <strong>und</strong> Bildungsministerin Münch gemeinsam<br />

mit dem Direktor der Salus Klinik Lindow, Dr. Lindenmeyer, den Evaluationsbericht <strong>des</strong> Alkoholpräventionsprojektes<br />

„Lieber schlau als blau" vor.<br />

Das Programm: „Lieber schlau als blau" ist eine wichtige Ergänzung zu bereits bestehenden Alkoholpräventionsprojekten<br />

an Schulen. „Das Programm verfolgt einen ungewöhnlichen Präventionsansatz. Es<br />

nimmt Bezug auf die Lebensrealität von Jugendlichen <strong>und</strong> an die Stelle allgemeiner Suchtprävention<br />

treten konkrete Lernerfahrungen.<br />

Das Ziel: Jugendliche sollen ermutigt werden, eigenverantwortlich Kriterien <strong>für</strong> ihren künftigen Umgang<br />

mit Alkohol zu entwickeln <strong>und</strong> diese im Sinne einer sozialen Kontrolle mit ihren Eltern oder innerhalb<br />

ihres gleichaltrigen Freun<strong>des</strong>kreises zu kommunizieren.<br />

Die Begründung: Viele Untersuchungen zeigen, dass Jugendliche, die erst einmal angefangen haben,<br />

Alkohol zu konsumieren, sich in der Regel nicht mehr von Abstinenzforderungen beeindrucken lassen.<br />

Alkoholexzesse von Jugendlichen stellen in der Regel kein Suchtproblem dar, sondern es handelt sich<br />

fast immer um vorübergehende Begleitphänomene eines normalen Entwicklungsprozesses, in <strong>des</strong>sen<br />

Verlauf Jugendliche ihre Grenzen testen, um schließlich zu eigenen Verhaltensnormen zu finden. Weil<br />

aber Alkoholexzesse andererseits ein enormes ges<strong>und</strong>heitliches Risiko darstellen, dürfen Jugendliche<br />

bei diesem Lernprozess nicht allein gelassen werden.<br />

„Lieber schlau als blau" bietet einen sicheren Rahmen, in dem Jugendliche ihre eigenen Lernerfahrungen<br />

mit Alkohol machen <strong>und</strong> gemeinsam mit Gleichaltrigen auswerten können.<br />

Die Umsetzung: Das Projekt ist im Rahmen einer schulischen Veranstaltung an klare Bedingungen<br />

geknüpft. Die Durchführung von Teilen <strong>des</strong> Programms (Trinkexperiment) findet außerhalb der regulären<br />

Unterrichtszeit <strong>und</strong> größtenteils außerhalb der Schule statt. Die Teilnahme der Jugendlichen ist<br />

immer freiwillig. Die Schulen müssen sich gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>für</strong> die Durchführung dieses Projekts entscheiden<br />

<strong>und</strong> die Eltern spielen — neben den Jugendlichen — eine zentrale Rolle. Sie entscheiden, ob ihre<br />

Kinder teilnehmen <strong>und</strong> werden eng in den Ablauf eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Die Salus-Klinik Lindow führte „Lieber schlau als blau" seit 2008 als Bestandteil <strong>des</strong> Programms der<br />

Lan<strong>des</strong>suchtkonferenz „Verantwortungsbewusster Umgang mit Alkohol" durch. Mit dem Präventionsprojekt<br />

„Lieber schlau als blau" verfolgt das Land Brandenburg einen neuen Präventionsansatz. Das Projekt<br />

will Jugendlichen den Unterschied zwischen risikoarmem <strong>und</strong> schädlichem Alkoholkonsum verdeutlichen<br />

<strong>und</strong> einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol durch die Förderung von Schutzfaktoren<br />

<strong>und</strong> Risikokompetenzen vermitteln. „Lieber schlau als blau" ist eines unter vielen Präventionsprojekten<br />

der Lan<strong>des</strong>regierung. Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Maßnahmen, beispielsweise das<br />

Programm „Hart am Limit", das Peer-Projekt <strong>für</strong> Fahranfänger, Frühintervention bei suchtmittelkonsumierenden<br />

Jugendlichen (FreDPLus), die Frühintervention bei Patienten mit Alkoholproblemen in Arztpraxen<br />

(Früh-A) oder das Alkohol-Präventionsprojekt „Jugendschutz <strong>und</strong> Alkohol".<br />

1


Die Evaluation zeigt, dass das Projekt eines der wenigen Suchtpräventionsprogramme in Deutschland<br />

ist, das in einer kontrollierten Studie einen nachhaltigen signifikanten Effekt auf das Trinkverhalten von<br />

bereits konsumierenden Jugendlichen nachweisen konnte, insbesondere was den riskanten Alkoholkonsum<br />

bei Jugendlichen angeht. Deshalb wird davon ausgegangen, dass Schulen dieses Instrument<br />

zur Alkoholprävention, neben den anderen Projekten, auch künftig nutzen werden.<br />

Seit dem Start <strong>des</strong> Programms haben lan<strong>des</strong>weit r<strong>und</strong> 900 Jugendliche an dem Projekt teilgenommen.<br />

Im Rahmen der Evaluation <strong>des</strong> Programms durch das Institut <strong>für</strong> Therapieforschung Nord in Kiel wurden<br />

die Erfahrungen von insgesamt 725 Jugendlichen (366 Jugendliche- Interventionsgruppe <strong>und</strong> 359 -<br />

Jugendliche Kontrollgruppe) einbezogen <strong>und</strong> ausgewertet.<br />

In der Auswertung wird deutlich, dass Jugendliche, die am Programm teilnahmen, später deutlich weniger<br />

trinken als Jugendliche in einer Vergleichs-Kontrollgruppe. Weiterhin zeigen die Ergebnisse, dass<br />

beispielsweise<br />

• durch das Trinkexperiment kein unerwünschter Gruppendruck in Richtung Alkoholkonsum entstanden<br />

ist,<br />

• die Akzeptanz durch die Eltern hoch war <strong>und</strong><br />

• sowohl die Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer als auch die Trainerinnen <strong>und</strong> Trainer mit der Programmdurchführung<br />

sehr zufrieden waren.<br />

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