Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft am 11.09.2013 [ PDF , 5.2 MB]
Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft am 11.09.2013 [ PDF , 5.2 MB]
Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft am 11.09.2013 [ PDF , 5.2 MB]
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49<br />
5. Wahlperiode<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
Protokoll<br />
49. <strong>Sitzung</strong> (öffentlich)<br />
11. September 2013<br />
Potsd<strong>am</strong> - Haus <strong>des</strong> Landtages<br />
09.30 Uhr bis 14.45 Uhr<br />
Vorsitz:<br />
Kerstin Meier (DIE LINKE)<br />
Protokoll:<br />
Stenografischer Dienst<br />
Petra Barris<br />
Anwesende Ausschussmitglieder:<br />
Frank Bommert (CDU)<br />
Marco Büchel (DIE LINKE)<br />
Barbara Hackenschmidt (SPD)<br />
Axel Henschke (DIE LINKE)<br />
Dierk Homeyer (CDU)<br />
Kerstin Meier (DIE LINKE)<br />
Wolfgang Pohl (SPD)<br />
Axel Vogel (GRÜNE/B90)<br />
Datum der Ausgabe: 08.11.2013
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 2<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Tagesordnung:<br />
09.30 Uhr - Fachgespräch<br />
1. Fachgespräch auf Antrag der CDU-Fraktion „Unterstützung <strong>des</strong> Handwerks<br />
durch Einführung einer Meistergründungsprämie“ - Drucksache 5/6868<br />
13.00 Uhr - Anhörung<br />
2. Durchführung einer Anhörung auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN zu dem Thema „Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg<br />
und die Rolle der Brandenburger Sparkassen bei der Finanzierung von<br />
Unternehmen“<br />
In Verbindung mit<br />
dem Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion DIE LINKE „Mittelstandsfinanzierung<br />
im Land Brandenburg“<br />
3. Verschiedenes<br />
Beschlüsse und Festlegungen:<br />
1. Der Minister bietet den Mitgliedern <strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> und den<br />
K<strong>am</strong>mern ein Gespräch nach den Abstimmungen in Brüssel und der Erstellung<br />
<strong>des</strong> Entwurfs der Richtlinie zur Mikrodarlehensförderung an.<br />
2. Der Teil 2 der Anhörung auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
zu dem Thema „Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg und die<br />
Rolle der Brandenburger Sparkassen bei der Finanzierung von Unternehmen“<br />
mit den Vertretern der <strong>Wirtschaft</strong> soll im Januar durchgeführt werden.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 3<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Aus der Beratung:<br />
Die Vorsitzende Meier eröffnet die <strong>Sitzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> und teilt mit, dass sie<br />
den Vorsitzenden Kosanke, der aus f<strong>am</strong>iliären Gründen abwesend sei, vertreten<br />
werde, stellt Einvernehmen über die Tagesordnung her und eröffnet Tagesordnungspunkt<br />
1.<br />
Zu TOP 1:<br />
Fachgespräch auf Antrag der CDU-Fraktion „Unterstützung <strong>des</strong><br />
Handwerks durch Einführung einer Meistergründungsprämie“ -<br />
Drucksache 5/6868<br />
Herr Deutscher (Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus):<br />
Vielen Dank, dass Sie sich im heutigen Fachgespräch mit dem Thema Meistergründungsprämie<br />
beschäftigen wollen. Wir haben Ihnen letzte Woche unsere Stellungnahme<br />
zugeleitet (Anlage 1). Es ist kein Geheimnis, dass die Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />
Cottbus seit längerer Zeit vehementer Verfechter der Wiedereinführung einer Meistergründungsprämie<br />
im Land Brandenburg ist.<br />
Wir haben feststellen müssen, dass unsere in den vergangenen Jahren vorgetragenen<br />
Argumente noch nicht die erhoffte Wirkung hatten, und würden Sie noch einmal<br />
eindringlich auffordern, darüber nachzudenken, dieses aus unserer Sicht kostengünstige,<br />
aber nachhaltige Instrument der <strong>Wirtschaft</strong>sförderung in unserem Land<br />
Brandenburg erneut zur Geltung zu bringen. Es ist ja vor vielen Jahren schon einmal<br />
als Instrument der <strong>Wirtschaft</strong>sförderung hier gültig gewesen.<br />
Es hat dazu beigetragen, dass junge Menschen, die sich in noch nicht so gesicherten<br />
finanziellen Verhältnissen befinden, dazu entschlossen, ihre Meisterausbildung erfolgreich<br />
abzuschließen, dann ein Unternehmen zu gründen und Mitarbeiter einzustellen.<br />
Im Handwerk ist es nachweislich so, dass die Gründung von Unternehmen<br />
und auch die erfolgreiche Weiterführung einer Existenzgründung nachhaltiger ist als<br />
in anderen <strong>Wirtschaft</strong>sbereichen.<br />
In unserem Nachbarland Berlin findet man dieses Instrument der <strong>Wirtschaft</strong>sförderung<br />
vor. Die Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus grenzt mit den Gemeinden Eichwalde,<br />
Schulzendorf und Wildau nur in einem kleinen Teil an die schöne Stadt Berlin, aber<br />
es ist bei unseren Beratungen zur Existenzgründung durchaus zu verzeichnen, dass<br />
sich Existenzgründer, die bei uns in König Wusterhausen vorsprechen, im Einzelfall<br />
dazu entschlossen haben, die Existenzgründung in Grünau vorzunehmen, weil dort<br />
die Möglichkeit der Bezuschussung über die Meistergründungsprämie besteht.<br />
Handwerker ist man nicht quasi per Geburt, sondern wird man, indem man eine Ausbildung<br />
durchläuft. Ein „richtiger“, auch ein Unternehmen leitender Handwerker ist<br />
man durch die Meisterausbildung.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 4<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Wir haben zu verzeichnen, dass sich immer weniger junge Leute <strong>für</strong> ein Handwerk<br />
begeistern. Am Beginn <strong>des</strong> neuen Lehrjahres haben die Handwerksk<strong>am</strong>mern in<br />
Brandenburg noch tausend offene Lehrstellen und wenige junge Leute, die sich <strong>für</strong><br />
die Aufnahme einer Lehre interessieren. Daher sollten wir diejenigen, die sich dazu<br />
entschlossen haben, ein Handwerk zu lernen, und diejenigen, die dann den weiteren<br />
Weg gehen, eine Meisterausbildung zu absolvieren, mit der Meistergründungsprämie<br />
unterstützen und dieses Instrument wiederbeleben.<br />
Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund zu betrachten, dass auch viele Unternehmen<br />
in der nächsten Zeit vor einer Übergabe stehen. Im K<strong>am</strong>merbezirk Cottbus<br />
stehen insges<strong>am</strong>t 8 000 Betriebe von HWK und IHK in den nächsten fünf Jahren vor<br />
einer Übergabe. Aber auch im Land Brandenburg insges<strong>am</strong>t steht eine Vielzahl von<br />
Betrieben in den nächsten Jahren vor einer Übergabe. Da<strong>für</strong> müssen dann gut ausgebildete<br />
Meisterinnen und Meister zur Verfügung stehen.<br />
Leider ist zu verzeichnen, dass die Übergabe in der F<strong>am</strong>ilie immer weniger funktioniert.<br />
Das ist nicht ein Phänomen <strong>des</strong> Handwerks, sondern gibt es auch bei den<br />
freien Berufen und in anderen <strong>Wirtschaft</strong>sbereichen. Daher ist es umso bedeuts<strong>am</strong>er,<br />
dass sich junge Meister da<strong>für</strong> interessieren, einen Betrieb zu übernehmen. Das ist<br />
unser Argument da<strong>für</strong>, dass dieses gute Instrument <strong>für</strong> die <strong>Wirtschaft</strong>sförderung in<br />
Brandenburg wiedereingeführt wird. Es ist kein kostspieliges Instrument. Der Minister<br />
weiß, dass wir, als er die Unterstützungsmittel <strong>für</strong> die Cluster zur Disposition stellte,<br />
d<strong>am</strong>als durchaus den Vergleich angestellt haben, ob denn nicht dieses Instrument<br />
weitaus effizienter sei als die Unterstützungsmittel <strong>für</strong> die Cluster. Wir haben unsere<br />
Argumente d<strong>am</strong>als nicht erfolgreich vorgebracht. Ich hoffe, dass wir sie im heutigen<br />
Fachgespräch besser vortragen, sodass <strong>am</strong> Ende hier im Land Brandenburg das<br />
Instrument der Meistergründungsprämie wieder zum Einsatz kommt.<br />
Herr Bühring (Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong>):<br />
Auch von meiner Seite besteht das Anliegen, hier heute ein Stück weit zu befördern,<br />
dass die Meistergründungsprämie auch in Brandenburg zum Tragen kommt. (Stellungnahme<br />
- Anlage 2)<br />
Knut Deutscher hat ganz wichtige Aspekte genannt, die wir als Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />
Potsd<strong>am</strong> vorbehaltlos auch so sehen. Ergänzend dazu einige Hinweise:<br />
Worüber sprechen wir im brandenburgischen Handwerk? Auch das ist ja nicht jedem<br />
bewusst. Wir haben in Brandenburg fast 40 000 Handwerksbetriebe. Im Durchschnitt<br />
beschäftigt ein Handwerksbetrieb in Brandenburg etwa vier Mitarbeiter, sodass wir<br />
auf über 160 000 Beschäftigte im Lande kommen. Diese erwirtschaften einen Umsatz<br />
von mehr als 13 Milliarden Euro. Das ist eine Größenordnung, die es zu hegen<br />
und zu pflegen gilt und wo auch über eine Gründungsförderung, wenn man diesen<br />
Leistungsstand hier in Brandenburg erhalten will, nachgedacht werden muss.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 5<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Warum ist es aus unserer Sicht gerade jetzt besonders wichtig, die Gründungsförderung<br />
ernsthaft in Erwägung zu ziehen? Wir hatten im vergangenen Jahr – 2012 - im<br />
Handwerk einen deutlichen Einbruch bei den Gründungszahlen. Wir hatten im Jahr<br />
2011 in Brandenburg über 3 300 Neugründungen, das entsprach dem Level der Vorjahre.<br />
Im letzten Jahr ist die Zahl auf 2 700 Neugründungen gesunken. Das heißt, im<br />
letzten Jahr haben sich 500 Betriebe weniger in Brandenburg gegründet. Dieser<br />
Trend hält im Jahr 2013 bedauerlicherweise an. Daher sehen wir erheblichen Handlungsbedarf<br />
in diesem Bereich.<br />
Zur Erläuterung: Handwerk teilt sich in zwei Bereiche, einmal in den Bereich der sogenannten<br />
zulassungspflichtigen, also meisterpflichtigen Handwerke - das sind etwa<br />
zwei Drittel aller Betriebe – und in den zulassungsfreien Bereich, wo man ohne Qualifikation<br />
tätig werden kann. Wichtig, auch <strong>für</strong> die Leistungskraft und das Beschäftigungspotenzial,<br />
ist der meisterpflichtige Bereich, weil dort Betriebe besonders innovativ<br />
tätig werden können und besonders nachhaltig wirken. Deshalb ist es besonders<br />
wichtig, diesen Bereich zu stärken. Hier liegen wir in Brandenburg, was die Verteilung<br />
Anlage A) zu Anlage B) – meisterpflichtiger Bereich zu nicht meisterpflichtigem<br />
Bereich - betrifft, im Vergleich mit den anderen neuen Bun<strong>des</strong>ländern deutlich<br />
schlechter. Wir haben die Zahlen in unserer Stellungnahme dargelegt und sehen gerade<br />
in diesem Bereich Handlungsbedarf, wobei die Meistergründungsprämie dabei<br />
ein wichtiger Aspekt wäre.<br />
Zur Altersstruktur hat Herr Deutscher schon etwas gesagt. Auch das ist eine besondere<br />
Herausforderung, vor der wir stehen. Wir haben allein im Handwerksk<strong>am</strong>merbezirk<br />
Potsd<strong>am</strong> über zweieinhalbtausend Betriebe, die in den nächsten Jahren zur<br />
Übergabe anstehen. Um hier Motivation zu schaffen, dass diese Betriebe erhalten<br />
bleiben, ist eine Gründungsförderung eminent wichtig. Wir gehen davon aus, dass<br />
wir in den nächsten Jahren 500 Betriebsübergaben jährlich begleiten müssen. Wenn<br />
hier eine Fortführungsentscheidung positiv fallen soll, sprich, dass der Betrieb erhalten<br />
bleiben soll, wäre hier auch eine Gründungsförderung ein wichtiger Motivationsfaktor.<br />
Dass der Handwerksmeister besonders förderungswürdig ist, hat Knut Deutscher<br />
auch gesagt. Der Handwerksmeister durchlebt eine Berufskarriere, investiert viel<br />
Zeit, um die Meisterschule zu besuchen, trägt die Kosten allein. Das unterscheidet<br />
ihn beispielsweise von den Ingenieuren, die ein vom Staat bezahltes Studium genießen<br />
können. Der Handwerksmeister investiert privates Geld. Das sind etwa<br />
8000 Euro, die ihm im Falle einer Gründung als Startkapital fehlen. Insofern ist es<br />
auch besonders relevant, diesen Kreis durch eine staatliche Förderung bei einer<br />
Gründung zu unterstützen.<br />
Die Frage ist natürlich – die bewegt uns seit vielen Jahren –: Wie viele von unseren<br />
Meisterschülern beabsichtigen überhaupt, in die Selbstständigkeit zu gehen? Wir<br />
sehen in den letzten Jahren die Tendenz, dass immer weniger unserer Meisterschü-
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 6<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
ler die Meisterschule mit einer konkreten Gründungsabsicht besuchen. In der Vergangenheit<br />
hatten wir andere Prozentsätze. Da sagten 70 – 80 Prozent derjenigen,<br />
die die Meisterschule besucht haben: Wir streben auch die Selbstständigkeit an. Unsere<br />
letzte Befragung bei der Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong> vor zwei Jahren ergab<br />
hingegen, dass mittlerweile eine Mehrheit, nämlich 54 Prozent unserer Meisterschüler,<br />
gesagt hat: Wir streben in den nächsten zwei Jahren keine Selbstständigkeit an.<br />
Das ist der Prozentsatz, um den es geht, der Bereich, in dem man durch eine Gründungsforderung<br />
vielleicht doch darüber nachdenken würde, den nicht risikofreien<br />
Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Also auch <strong>des</strong>halb wäre eine Meistergründungsprämie<br />
besonders wichtig.<br />
Die Effekte, die eine Meistergründungsprämie erzielen kann, können in Nordrhein-<br />
Westfalen betrachtet werden. Dort gibt es seit vielen Jahren unterschiedlich modifiziert<br />
eine Gründungsprämie, und Nordrhein-Westfalen – das macht die Situation dort<br />
so interessant - hat auch eine Gründungsförderung außerhalb <strong>des</strong> Handwerks. Man<br />
hat dort also zwei Vergleichsgruppen, zum einen die Meistergründungsprämie und<br />
zum anderen eine Gründungsförderung außerhalb <strong>des</strong> Handwerks. Die Effekte, die<br />
man mit diesen beiden Gründungsinstrumenten in NRW erzielt hat, werden zweijährlich<br />
von der Universität Lüneburg untersucht. Diese Untersuchung hat klar ergeben,<br />
dass die Gründungsförderung im Handwerk besondere Effekte erzielt. Im Ergebnis<br />
der veröffentlichten Begleitstudie steht:<br />
„Im Vergleich mit ebenfalls geförderten Unternehmensgründungen ohne Meisterqualifikation<br />
können junge Handwerksbetriebe konjunkturelle Ausschläge<br />
besser abfedern und beweisen sich in Krisen als bestandsfester.“<br />
Ganz wichtig ist die sogenannte Marktaustrittsrate, also: Wie lange sind die geförderten<br />
Unternehmen <strong>am</strong> Markt? Da wurde nach einem Zeitraum von drei Jahren untersucht:<br />
Wie viel Prozent der geförderten Handwerksbetriebe sind noch <strong>am</strong> Markt tätig?<br />
Und wie viel Prozent der anderen Branchen sind noch <strong>am</strong> Markt tätig? Die Untersuchung<br />
hat ergeben, dass von den mit Meistergründungsprämie geförderten Betrieben<br />
nur 1,24 Prozent nicht mehr <strong>am</strong> Markt sind, also ein sehr geringer Prozentsatz,<br />
während fast 12 Prozent von den sonstigen geförderten Unternehmen außerhalb<br />
<strong>des</strong> Handwerks nicht mehr <strong>am</strong> Markt waren. Das macht deutlich, dass hier eine<br />
Förderung im Bereich Handwerk besonders effektiv und notwendig ist. Deshalb setzen<br />
wir uns mit Nachdruck da<strong>für</strong> ein, dass im Land Brandenburg eine solche Förderung<br />
eingeführt wird.<br />
Herr Klinn (Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin):<br />
Vielen Dank <strong>für</strong> die Möglichkeit, dass wir hier Erfahrungswerte einbringen können<br />
(Stellungnahme - Anlage 3). Das Progr<strong>am</strong>m gibt es Berlin seit ca. 25 Jahren. Wir<br />
brauchen also nicht in die Zukunft zu schauen, sondern haben über die Jahre Erfahrungen<br />
mit dem Progr<strong>am</strong>m ges<strong>am</strong>melt und können sagen, dass wir die positiven Erwartungen,<br />
die von den Kollegen aus Cottbus und Potsd<strong>am</strong> geäußert wurden,
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 7<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
durchaus bestätigen können. Die Meistergründungsprämie hat in Berlin die Effekte<br />
gebracht, die der d<strong>am</strong>alige Senat, der sie ins Leben gerufen hat, erwartete. An dieser<br />
Stelle ist gleich zu sagen: Die Mittel, die dort eingesetzt werden, sind vergleichsweise<br />
gering, da sie kofinanziert sind.<br />
Die Meistergründungsprämie war in all den Jahren – wir haben in Berlin die unterschiedlichsten<br />
Regierungsbildungen gehabt – zu keiner Zeit großartig in der Diskussion,<br />
weil bereits Effekte vorhanden waren. Einige wurden schon angesprochen. Es<br />
beginnt im zulassungspflichtigen Handwerk d<strong>am</strong>it, dass sich diejenigen, die sich verselbständigen<br />
wollen, der Meistergründung unterwerfen müssen. Sie dürfen ihr Vorhaben<br />
sonst nicht umsetzen. Das ist mit Zeit und Kosten verbunden. Der ursprüngliche<br />
Ansatz in Berlin war d<strong>am</strong>als, zu sagen: Den Leuten hat man jetzt das Eigenkapital<br />
entzogen, das sie <strong>für</strong> die Umsetzung ihres Vorhabens bräuchten, und hat dann in<br />
den Raum gestellt, dass man es ihnen über diesen Weg in die Gründung mit hineinspielt,<br />
um dann zu sagen: Okay, ihr habt das Geld - was andere Gründer ja definitiv<br />
nicht zu tun brauchen - vorab <strong>für</strong> die Prüfung ausgeben müssen.<br />
Eine weitere relativ wichtige Erkenntnis ist - wir stehen ja im Kontakt mit den Hausbanken,<br />
die die ges<strong>am</strong>ten Gründungsvorhaben neben der Meistergründungsprämie<br />
durch eine Finanzierung begleiten -, dass die Meistergründungsprämie diesen außerordentlich<br />
positiven Effekt <strong>des</strong> Eigenkapitalcharakters hat. Das heißt, die Leute<br />
bringen quasi erst einmal das Geld mit, können es auf den Tisch legen und es kann<br />
dann als Eigenkapital in das Vorhaben eingebunden werden. Wir wissen natürlich,<br />
dass die Banken grundsätzlich fördern, aber ein gewisser Eigenkapitalanteil macht<br />
die Sache doch deutlich attraktiver <strong>für</strong> die Bank, diesen Schritt mitzugehen.<br />
Auch in Berlin – das ist ja bun<strong>des</strong>länderübergreifend – haben wir die Übergabeproblematik<br />
im Handwerk, dass also mehr Betriebe zur Übernahme anstehen, als Nachfrager<br />
da sind. Auch hier richtet sich der erste Kontakt eines Interessenten immer auf<br />
die Hausbank, und die Hausbank fängt dann in aller Regel mit der Frage nach Eigenkapital<br />
an, was nachvollziehbar ist. Das Progr<strong>am</strong>m ist bei den Berliner Banken<br />
bekannt. Sie wissen auch, dass die Meistergründungsprämie ein Baustein der Finanzierung<br />
sein kann.<br />
Wir haben hier einmal den allgemeinen Flyer der Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin ausgelegt,<br />
der die Rahmenbedingungen enthält, die Sie sicherlich kennen. Ansonsten stehe<br />
ich <strong>für</strong> Fragen gern zur Verfügung. Wir haben <strong>des</strong> Weiteren in diesem kleinen<br />
Handout, dass wir ebenfalls ausgelegt haben, die Entwicklung der Meistergründungsprämie<br />
in den vergangenen Jahren aufzuzeigen versucht.<br />
Im Jahr 2008 hat eine Umstrukturierung der Meistergründungsprämie in Berlin stattgefunden.<br />
Sie bestand früher aus nur einem Paket. Die Auflagen waren also so gekoppelt,<br />
dass man sagen musste: Voraussetzung <strong>für</strong> eine dauerhafte Belassung der<br />
Meistergründungsprämie war das dreijährige Fortbestehen <strong>des</strong> Handwerksbetriebs in<br />
Berlin. Der Prämienempfänger durfte in diesen ersten drei Jahren parallel zu seiner
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 8<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Gründung keine Einkünfte aus anderen Tätigkeiten erzielen. Schaut man dahinter,<br />
erkennt man schnell, dass man d<strong>am</strong>it in erster Linie Missbrauch mit dem Progr<strong>am</strong>m<br />
ausschließen will; das sind keine echten Auflagen. Dann war die Schaffung eines<br />
Arbeitsplatzes daran gekoppelt, und im Umkehrschluss hieß es: Wer diesen Arbeitsplatz<br />
nicht schafft, muss das Geld zurückzahlen. - Das hat in der d<strong>am</strong>aligen Zeit bei<br />
immer mehr Betrieben dazu geführt, dass sie vor der Problematik standen: Arbeitsplatz<br />
ja oder nein – kriegen wir das hin? Viele wollten die Förderung gar nicht mehr<br />
beantragen, weil sie sich nicht sicher waren. Das Land Berlin hat sich d<strong>am</strong>als dazu<br />
entschlossen, das Progr<strong>am</strong>m neu zu gestalten, zu splitten.<br />
In dieser Übersicht sehen Sie, dass wir <strong>für</strong> das Jahr 2010 nur die Zahl der beantragten<br />
Grundförderungen vorstellten konnten, weil dieser zweite Schritt d<strong>am</strong>als noch gar<br />
nicht existent war. Das heißt, erst ab 2011 kann man die Auswirkungen der Umstrukturierung<br />
<strong>des</strong> Progr<strong>am</strong>ms erkennen. Die Umstrukturierung sieht so aus, dass die Arbeitsplatzförderung<br />
unabhängig von der eigentlichen Gründung im zweiten Schritt<br />
beantragt und gewährt werden kann. Im ersten Schritt wird einmalig mit 7 000 Euro<br />
gefördert. Wer diese 7 000 Euro nach drei Jahren dauerhaft behalten kann, weil er<br />
diesen Auflagen nachgekommen ist, kann in einem zweiten Schritt die Arbeitsplatzförderung<br />
beantragen und bekommt sie in aller Regel auch gewährt.<br />
Ein weiterer Aspekt: Es wurde d<strong>am</strong>als diskutiert, ob man diese Meistergründungsprämien<br />
einer Zweckbindung unterwirft. Wir haben lange darüber diskutiert. Das<br />
Land Berlin hat aber davon Abstand genommen, denn man wollte den Gründer nicht<br />
in eine Richtung drängen, die er vielleicht nicht braucht. Beispielweise könnte ein<br />
Malermeister, der das Geld nicht komplett ausgeben, sondern eine Sicherheitsreserve<br />
behalten will, weil er nicht weiß, ob die Auftragslage stabil bleibt, da ihm der Kundenkreis<br />
noch fehlt, so verfahren. Man lässt den Leuten durchaus die Möglichkeit,<br />
das als Liquiditätsreserve liegen zu lassen, gerade im Zuge einer Finanzierung. Die<br />
Banken bestehen also auf einer kompletten Einbindung der Mittel.<br />
Für Fragen stehe ich jederzeit zur Verfügung.<br />
Herr Dr. Stefanović (Bürgschaftsbank Brandenburg GmbH):<br />
Da die K<strong>am</strong>mern viel besser bekannt sind als die Bürgschaftsbank möchte ich zwei<br />
Sätze zur Bürgschaftsbank sagen. Wir befassen uns seit der Wiedervereinigung in<br />
Brandenburg mit der Verbürgung von gewerblichen Krediten <strong>für</strong> den Mittelstand, also<br />
die kleinen und mittleren Unternehmen, was in Brandenburg 99 Prozent aller Unternehmen<br />
sind. Wir haben über 6 000 dieser Unternehmen gefördert oder begleitet,<br />
darunter ein Drittel Existenzgründungen, wobei das Handwerk jeden fünften Fall<br />
ausmacht.<br />
Zu den nur noch stichpunktartigen Argumenten:<br />
Das Gründungsgeschehen in Brandenburg lässt zahlenmäßig deutlich nach. Wir fin-
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 9<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
den, dass der Mittelstand es nicht nur wert ist, gefördert zu werden, sondern das da<strong>für</strong><br />
gesorgt werden muss, dass er ausreichend existiert und nachwächst, denn durch<br />
altersbedingtes Ausscheiden und Insolvenzen, manchmal auch durch Übernahmen<br />
und Wegzug verlieren wir ständig Betriebe. Insofern ist es wichtig, Existenzgründer<br />
zu fördern, und da das Handwerk in Brandenburg eine dominierende Rolle von den<br />
Stückzahlen her ausmacht, ist es das auch wert, den besonderen Teil der Meister zu<br />
animieren, sich selbstständig zu machen; denn nur Meister zu werden, um den Titel<br />
zu haben, wäre die Mühe viel zu schade. Dass das tatsächlich etwas mehr Motivation<br />
sein könnte, sehen wir aus den Zahlen, die es in den früheren Jahren gab.<br />
Was das Bankgeschehen betrifft, teile ich Herrn Klinns Ansicht absolut. Die Kreditinstitute<br />
wünschen immer einen Eigenkapitaleinsatz. Gründer sind in der Regel junge<br />
Menschen, haben zum Teil parallel F<strong>am</strong>ilien gegründet, haben vielleicht gebaut, das<br />
heißt, haben alles, was sie gespart haben, eingesetzt. Es bleibt ihnen nicht mehr viel<br />
übrig, und wenn sie sich dann bei der Bank vorstellen und sagen, es sei schon alles<br />
weg bzw. sie verfügten nur noch über wenige Euro, möchten aber gründen und brauchen<br />
Kredit, dann ist die Lage bei Eigenkapital null immer etwas schwieriger. Die<br />
Meistergründungsprämie stellt daher, auch wenn sie überschaubar ist, einen kleinen<br />
Baustein dar.<br />
Auch bei einem zweiten Förderprogr<strong>am</strong>m <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>, der KfW – Kapital <strong>für</strong> Gründung<br />
–, erhält man auch nur dann Mittel, wenn man selbst einen Teil beisteuert. Es<br />
wird nur dann aufgestockt, wenn man selbst etwas mitbringt. Das geht dann bis zu<br />
40 Prozent <strong>des</strong> Vorhabens. Also auch da<strong>für</strong> wäre es gut.<br />
Aus unserer Sicht könnte es <strong>für</strong> die Motivation der 54 Prozent, die leider sagen, lieber<br />
lasse ich mich irgendwo einstellen und gehe nicht das Risiko der Selbstständigkeit<br />
ein, der letzte Tropfen sein, der dazu führt, dass sie sagen: Na gut, dann mache<br />
ich mich selbstständig.<br />
Das Beispiel in Berlin mit den zusätzlichen 5 000 Euro <strong>für</strong> die Schaffung eines Arbeitsplatzes<br />
würden wir sehr begrüßen, volkswirtschaftlich sowieso, aber auch, was<br />
die Echtheit dieser Selbstständigkeit betrifft, denn wenn man alles nur ganz allein<br />
macht, ist es eine Grenzexistenz. Aber wenn man sagt, ich stelle jemanden ein - und<br />
das auch noch belohnt wird -, ist das ein zusätzlicher positiver Faktor (Stellungnahme<br />
- Anlage 4)<br />
Vorsitzende:<br />
Meine Herren, ich danke Ihnen <strong>für</strong> die Ausführungen und eröffne jetzt die Diskussionsrunde.<br />
– Herr Bommert, bitte.<br />
Abgeordneter Bommert (CDU):<br />
Herr Dr. Stefanović, wie könnte aus Ihrer Sicht solche Unterstützung in Brandenburg
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 10<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
aussehen? Wie könnte sie konkret ausgestaltet werden? Sie sind als Banker sicherlich<br />
prä<strong>des</strong>tiniert, dazu eine Aussage zu treffen.<br />
Herr Dr. Stefanović (Bürgschaftsbank Brandenburg GmbH):<br />
Die Ausgestaltung, wie sie einmal existiert hat oder wie sie jetzt in Berlin existiert,<br />
halte ich <strong>für</strong> sehr ausgereift. Dieser Betrag wird zwar – salopp gesagt - niemanden<br />
umschmeißen, aber wenn man ihn an den dreijährigen Nachweis der Vollexistenz<br />
bindet, das heißt, Ausschluss der falschen Mitnahmeeffekte, dann ist das gut. Und<br />
ich würde es begrüßen, wenn man sich den zusätzlichen Beitrag <strong>für</strong> die Schaffung<br />
eines zusätzlichen Arbeitsplatzes <strong>für</strong> ein Jahr gönnt. Man würde zwar mehr Geld<br />
ausgaben, dürfte aber erhebliche Mehreffekte haben als ohne.<br />
Wir sehen in Berlin: Die Stückzahlen sind so überschaubar, dass wir <strong>für</strong> Brandenburg<br />
wahrscheinlich mit einem Haushaltsvolumen von einer halben Million rechnen müssten,<br />
wenn wir die Ländergrößen vergleichen.<br />
Abgeordneter Pohl (SPD):<br />
Zunächst eine Frage zu den Zahlen: Sie haben uns hier die Berliner Zahlen dargelegt.<br />
Ich nehme einmal das Jahr 2012. Kann man prozentual unterlegen, wie hoch<br />
der Anteil derer, die gegründet haben, <strong>am</strong> Ges<strong>am</strong>tgründerpotenzial ist, d<strong>am</strong>it man<br />
weiß, wie viele es in Anspruch nehmen?<br />
Eine zweite Frage: Wir hatten es in der Tat 2000/20001 einmal gehabt. Das waren<br />
schwerpunktmäßig Fälle im Baugewerbe, Friseurdienstleistungen etc. Wo sind denn<br />
aus Ihrer Sicht bei den Handwerksberufen kurz- und mittelfristig die Schwerpunkte,<br />
wenn man die Marktentwicklung betrachtet?<br />
Herr Klinn (Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin):<br />
Ich beginne mit dem letzten Teil der Frage. Bezüglich der Marktentwicklung müssen<br />
wir etwas ins Detail gehen und uns die Branchen ansehen. Wir sind als Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />
grundsätzlich übergreifend <strong>für</strong> alle Branchen beratend tätig und haben auch<br />
sehr unterschiedliche Gründungen in den einzelnen Branchen. Ich glaube, ich kann<br />
daher auch <strong>für</strong> die anderen K<strong>am</strong>mern sprechen.<br />
Sie sagten, Sie hätten 40 000 Betriebe im Land Brandenburg. Wir haben in Berlin<br />
etwa 30 000 – 32 000 Betriebe, liegen also dicht beieinander. Die intensiven Gründungsbranchen<br />
sind in Berlin beispielsweise Friseur und Kfz. Da sieht man auch<br />
schon den unterschiedlichen Ansatz der Meistergründungsprämie. Die Friseurin verdient<br />
wenig Geld, hat also kein Eigenkapital und steckt das bisschen vielleicht noch<br />
mit Pump von der F<strong>am</strong>ilie in die Ausbildung, gründet sich dann. Sie ist aber auch ein<br />
klassisches Beispiel <strong>für</strong> diejenigen, die Arbeitsplätze schaffen. Die Friseurin, die nach<br />
drei Jahren noch allein unterwegs ist, ist die große Ausnahme, es sei denn, sie ist
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 11<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
mobil tätig.<br />
Im Kfz-Bereich läuft das schon vom Ansatz her etwas anders. Der Kfz-Techniker hat<br />
in aller Regel ein relativ hohes Investitionsvolumen, bis er seine Werkstatt so eingerichtet<br />
hat, sodass er konkurrenzfähig ist. Er geht also mit der Meistergründungsprämie<br />
komplett in den Investitionsbereich.<br />
Wir haben in Berlin über 2 000 Friseurinnen. Wir merken aber, dass gerade da von<br />
den Banken auch kommt: Na, sage mal - wenig verdient! – Bei Neugründungen arbeiten<br />
wir mit Rentabilitätsprognosen, wir haben kein Zahlenmaterial, wir haben keine<br />
gewachsenen Betriebe. Da stellt die Bank durchaus die Frage: Wie wollt ihr davon<br />
eine Rate erbringen? Dies ist auch bei Übernahmen der Fall, wo Bilanzen vorliegen;<br />
die sind meist ähnlich bescheiden.<br />
Diese Prämie ist ein Baustein, und sie ist bei der Vorhabengröße im Friseurbereich<br />
eher kleiner als im Kfz-Bereich, bringt aber häufig den entscheiden Aspekt, dass die<br />
Bank – gegebenenfalls auch unter Einbeziehung der Bürgschaftsbank – dann diesen<br />
entscheidenden Schritt mitgeht.<br />
Herr Grübler (Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin):<br />
Vielleicht noch eine Ergänzung, denn die Frage ging ja dahin, in welchem Verhältnis<br />
die 110, die hier stehen, <strong>für</strong> das Jahr 2012 zum ges<strong>am</strong>ten Gründungsgeschehen stehen.<br />
Wir haben das ges<strong>am</strong>te Gründungsgeschehen bisher nicht unter diesem Aspekt<br />
ausgewertet. Ich weiß nur, dass wir je<strong>des</strong> Jahr innerhalb der Handwerksk<strong>am</strong>mer ungefähr<br />
2 500 bis 3 000 Neueintragungen haben. 2 500 bis 3 000 gehen hinaus und<br />
2 500 bis 3 000 hinein. Wie Herr Klinn schon sagte: Wir haben ungefähr<br />
31 000 Betriebe, und die Bewegungen liegen im Bereich von 2 500 bis 3 000. Man<br />
kann sehen, dass die 110 von diesen 2 500 bis 3 000 ein relativ geringer Anteil sind,<br />
weil es sich hier, wie gesagt, auch nur auf Meister bezieht.<br />
Wir haben im Handwerk eine sehr starke Bewegung in dem Bereich, wo man die<br />
Meisterqualifikation nicht braucht, um sich selbstständig zu machen. Gerade nach<br />
der Reform der Handwerksordnung 2004 sind sehr viele Bereiche herausgefallen. Es<br />
sind, wie von Herrn Bühring gesagt, nicht mehr so viele Bereiche, wo der Meister<br />
vorgeschrieben ist. Aber Ihre Frage war ja, wie viele es insges<strong>am</strong>t sind. Es handelt<br />
sich um ungefähr 2 500 bis 3 000.<br />
Herr Deutscher (Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus):<br />
Herr Pohl, auf Ihre Frage zu den Markttrends <strong>für</strong> Brandenburg: Die Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />
Cottbus hat ein Strategiepapier bis zum Jahre 2020. Wir haben uns einmal angeschaut,<br />
wie unsere Betriebsstrukturen aufgrund <strong>des</strong> Alters der Unternehmer aussehen<br />
werden. Da ist durchaus zu be<strong>für</strong>chten, dass gerade in den nach der Wende<br />
im Südbrandenburger Bereich aufgrund der Umwandlungen in der Industrie gegrün-
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 12<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
deten Unternehmen - Elektrotechnikerhandwerk, Installateur- und Heizungstechnikerhandwerk,<br />
aber auch Tischler und Ernährungshandwerk - erhebliche Rückgänge<br />
eintreten werden, wenn es nicht gelingt, <strong>für</strong> diese heute noch bestehenden Betriebe<br />
Nachfolger zu finden.<br />
Ein Beispiel: Wir haben in unserer Handwerksk<strong>am</strong>mer ungefähr<br />
730 Elektrotechnikerbetriebe. Wenn es nicht gelingt, da Nachfolger zu finden, haben<br />
wir 2020 wahrscheinlich 300 Elektrotechnikerbetriebe weniger. Das Gleiche gilt <strong>für</strong><br />
die anderen von mir genannten Branchen. Es ist jetzt schon zu verzeichnen, dass wir<br />
Löschungen vom Lande bekommen, wo in letzter Zeit auffällig viele Tischlereien, weil<br />
es keinen Nachfolger gab, geschlossen haben, beispielsweise drei im II. Quartal<br />
2013 in der Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus. Tischlereien sind ein sehr investitionsintensives<br />
Handwerk. Da kann ich nicht wie ein Fliesenleger, wo wir auch zahlreiche Betriebe<br />
haben, einfach heute starten, sondern wenn ich da anfangen will, brauche ich<br />
600 000 Euro <strong>für</strong> Investitionen, wenn ich nichts Gebrauchtes kaufen kann, sonst<br />
kann ich in diesem Handwerk nicht an den Start gehen.<br />
Ich merke noch einmal an, dass gerade in den Bereichen, wo die Meisterprüfung Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> die Existenzgründung darstellt, ein erheblicher Einbruch an Betrieben<br />
in unserem Lande zu be<strong>für</strong>chten ist. Das wäre <strong>für</strong> die verbleibenden Handwerker<br />
natürlich wunderbar. Man kann wohl davon ausgehen, dass ihre Leistungen dann wie<br />
Goldstaub gehandelt werden und man dann auch die Preise so ansetzen kann, dass<br />
wir alle uns die Augen reiben, wenn wir eine Rechnung vom Handwerk bekommen.<br />
Herr Bühring (Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong>):<br />
Noch zu der Zahl potenzieller Förderungsfälle: Wir haben uns im Vorfeld auch Gedanken<br />
darüber gemacht und würden in Brandenburg davon ausgehen, dass wir 80<br />
bis 100 Gründungen über die Gründungsprämie nach Berliner Vorbild hätten, also<br />
eine durchaus überschaubare Größenordnung. Der Haushaltsansatz von einer halben<br />
Million Euro, den Herr Dr. Stefanović genannt hat, wäre da sicherlich der richtige.<br />
Abgeordneter Vogel (B90/GRÜNE):<br />
Wir reden ja über den zweiten Schritt. Der erste Schritt ist, dass erst einmal die Meisterausbildung<br />
stattfindet und abgeschlossen wird. Daran anknüpfend ist erst die Unternehmensgründung<br />
von Belang.<br />
Ich habe zunächst die Frage, ob Ihnen bekannt ist, ob es deutsche Bun<strong>des</strong>länder<br />
gibt, in denen die Meisterausbildung auch bezuschusst wird. Der Meisterabschluss<br />
kostet ja Geld; das ist auch deutlich geworden. Es differenziert auch stark. Bei Tischlern<br />
ist es wohl relativ teuer, weil sie auch ihr ges<strong>am</strong>tes Material zur Verfügung stellen<br />
müssen. Bei anderen ist es eher preiswerter.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 13<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Wenn unser Ziel ist, möglichst vielen Menschen zur Meisterausbildung zu verhelfen,<br />
stellt sich natürlich die Frage, ob man nicht schon viel früher ansetzen und die Meisterausbildung<br />
kostenfrei stellen muss. Wir haben aktuell eine Situation, wo wir es <strong>für</strong><br />
selbstverständlich halten, dass das Studium kostenlos ist, aber im handwerklichen<br />
Bereich halten wir das nicht <strong>für</strong> selbstverständlich, sondern da soll derjenige, der<br />
Meister werden will, die Kosten da<strong>für</strong> tragen.<br />
Die zweite Frage: Es ist angesprochen worden, dass 54 Prozent der Meisterschüler<br />
keine Selbstständigkeit in den nächsten zwei Jahren anstreben. Da stellt sich <strong>für</strong><br />
mich auch im Zus<strong>am</strong>menhang mit der Betriebsnachfolge die Frage, ob nicht ein<br />
Großteil derjenigen, die keine Meisterausbildung anstreben, bereits in Handwerksbetrieben<br />
gebunden sind, wo sie von vornherein auch da<strong>für</strong> finanziell unterstützt werden,<br />
den Meisterabschluss zu machen, mit der Zielsetzung, in diesem Betrieb dann<br />
auch als Meister zu arbeiten. Ich kann mir vorstellen, dass beispielsweise in größeren<br />
Kfz-Werkstätten auch großer Bedarf an Meistern besteht, sodass dort die Gesellen,<br />
die die Meisterausbildung machen, vom Betrieb auch schon finanziert werden<br />
und gebunden sind und gar nicht die Möglichkeit haben, frei zu entscheiden und zu<br />
sagen, ich möchte aussteigen und meinen eigenen Meisterbetrieb aufmachen, was<br />
unter dem Gesichtspunkt der Regelungen – es wurde angesprochen, dass wir nicht<br />
genügend Nachfolger haben – nicht unbedingt von Nachteil wäre.<br />
In den Berliner Förderregeln ist die Aussage enthalten, dass hier nicht nur diejenigen<br />
gefördert werden sollen, die einen Betrieb gründen, sondern auch diejenigen, die<br />
einen Betrieb übernehmen, und diejenigen, die sich tätig an einem bestehenden Betrieb<br />
beteiligen. Da würde ich gern, soweit es sich auf die „tätig an einem bestehenden<br />
Betrieb beteiligen“-Regelung bezieht, hören, was darunter zu verstehen ist. Es<br />
ist vielleicht auch ein Problem, dass man sich dann innerhalb von drei Jahren selbstständig<br />
machen muss, denn möglicherweise könnte es so sein, dass jemand tatsächlich<br />
als Betriebsnachfolger seine Ausbildung, seinen Abschluss macht, aber der Alte<br />
sagt: In fünf Jahren kannst du den Betrieb übernehmen. – Das heißt, der fiele völlig<br />
heraus, fiele auch aus Ihrer Statistik heraus, da er dann natürlich nicht die Absicht<br />
hat, sich innerhalb von zwei oder drei Jahren selbstständig zu machen. Wie sieht es<br />
da aus? Es kann ja durchaus sein, dass unter den 46 Prozent, die keine Selbstständigkeit<br />
anstreben, auch viele sind, die später trotzdem naturgemäß den väterlichen<br />
oder mütterlichen Betrieb übernehmen und sich dann da auch selbstständig machen.<br />
Von daher ist auch die generelle Frage <strong>für</strong> mich, ob nicht die Berliner Regelung auch<br />
ein bisschen zu restriktiv ist, zum einen, was diese drei Jahre, zum anderen, was die<br />
Aussage betrifft, dass keine unselbstständige oder andere selbstständige Tätigkeit<br />
neben dem Handwerksbetrieb ausgeübt werden darf. Die ist schon von Belang. Es<br />
kann durchaus Berufe geben, die gar nicht in der Lage sind, jemanden in Vollzeit zu<br />
ernähren, sondern wo nebenher noch andere Tätigkeiten ausgeübt werden müssen,<br />
um zusätzliches Geld zu erwirtschaften, um diesen Betrieb zu betreiben. Das wäre<br />
demnach völlig ausgeschlossen. Es geht hier nur in Richtung der Handwerksbetriebe,<br />
die tatsächlich als Vollzeitaufgabe und nach Möglichkeit mit Angestellten geführt
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 14<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
werden können. Insofern die Frage, ob das nicht zu restriktiv ist.<br />
Herr Klinn (Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin):<br />
Ich habe mir zwei, drei Sachen notiert und beginne mit Letzterem: Der Hintergrund,<br />
dass hier keine andere selbstständige oder unselbstständige Tätigkeit ausgeführt<br />
werden darf, ist, dass man Missbrauch ausschließen möchte. Missbrauch wäre in der<br />
Form möglich, dass man seine Meisterprüfung macht, sich aber nicht selbstständig<br />
machen will, sondern als angestellter Meister tätig bleibt und sich in drei Jahren in die<br />
Handwerksrolle eintragen lässt. Dann würde man das Geld bekommen, aber die Einkünfte<br />
aus einer anderen Tätigkeit erzielten. Das geht jetzt wieder etwas ins Detail,<br />
aber ich kann Ihre Frage durchaus verstehen.<br />
Das Land Berlin handhabt das jetzt so – wir sind da als K<strong>am</strong>mer außen vor, begrüßen<br />
das aber -, dass man da nicht so restriktiv herangeht. Man darf Einkünfte aus<br />
anderen Tätigkeiten erzielen, wenn man sich vorher mit der zuständigen Senatsverwaltung<br />
abstimmt. Wir hatten einmal einen Bauunternehmer, dem es im Winter aufgrund<br />
<strong>des</strong> Wetters schlecht ging, der sich an seinen alten Taxischein erinnert hat. Da<br />
hat das Land Berlin gesagt: Okay, in dem und dem Umfang haben wir gar nichts dagegen,<br />
und du darfst diese Tätigkeit ausführen. - Aber es müssen eben Grenzen, die<br />
von vornherein abgestimmt werden, eingehalten werden. Da ist also ein Spielraum<br />
gegeben, den wir nicht definieren können, sodass wir sagen, die Möglichkeit besteht,<br />
aber wir stimmen das mit dem Geldgeber ab.<br />
Zu der Frage Übernahme/Übergabe: Wir haben in der Beratung zum größten Teil<br />
echte Neugründungen, das heißt, die Neugründung eines Friseursalons, einer Tischlerei.<br />
Die Übernahme ist nicht die Ausnahme, kommt aber eben selten vor. Aber es<br />
bleibt ein Investitionsbedarf, der durchaus vergleichbar ist. Der Übernehmer zahlt<br />
einen Kaufpreis an den Übergeber, braucht also auch Geld, Kapital. Der Neugründer<br />
muss den Laden neu einrichten und da<strong>für</strong> Geld in die Hand nehmen. Von daher hat<br />
hier auch eine Diskussion stattgefunden, die in die Richtung ging, dass es <strong>am</strong> besten<br />
sei, hier keine Unterschiede zu machen.<br />
Die Frage der tätigen Beteiligung sieht so aus: Ja, diese 3-Jahres-Frist ist gegeben.<br />
Auch hier ist allerdings – das sehen die Richtlinien schon vor – zunächst in begründeten<br />
Ausnahmesituationen von vornherein eine Verlängerung möglich. Die Bun<strong>des</strong>wehr<br />
spielt bei männlichen Gründern keine Rolle mehr, sie war von vornherein<br />
ein Grund, die Sache zu verlängern. Bei Frauen – Schwangerschaft, Mutterschaft<br />
usw. – ist in den Richtlinien festgeklopft, dass diese Frist dann automatisch verlängert<br />
wird. Man spricht hier auch von einer vorübergehenden Berufsunfähigkeit. Wenn<br />
jemand darlegen kann, dass er in seiner Gründung zeitlich blockiert war, weil er<br />
nachweislich gesundheitlich nicht auf der Höhe war, dann sind auch hier Gestaltungsspielräume<br />
gegeben, wo wir aber ähnlich wie eben bei der Sache mit den Tätigkeiten<br />
als K<strong>am</strong>mer immer nur sagen können: Wir können das probieren, müssen
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 15<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
aber gucken, wie sich der Geldgeber, sprich die Senatsverwaltung, positioniert.<br />
Dann habe ich mir noch aufgeschrieben: tätige Beteiligung. Hierbei ist zu sagen,<br />
dass diese Meistergründungsprämie generell an die natürliche Person <strong>des</strong> Antragstellers<br />
gezahlt wird. Das heißt, wenn er sich im Rahmen einer Gesellschaft – die<br />
Gesellschaftsform ist dabei zunächst einmal unerheblich – gründet oder die in den<br />
ersten drei Jahren aus seinem Einzelunternehmen in eine derartige Beteiligung<br />
übergeht, dann guckt man sich an, wie die natürliche Person - sprich der Prämienempfänger<br />
- dann dort zu erkennen ist. Es ist einfach wichtig, dass er dann auf Basis<br />
<strong>des</strong> einzureichenden Gesellschaftsvertrages weiterhin als selbstständig anzusehen<br />
ist. Er muss also jetzt Mehrheitsgesellschafter oder zumin<strong>des</strong>t gleichwertiger Gesellschafter<br />
sein. Er muss im Rahmen einer GmbH Geschäftsführer sein, und er darf<br />
auch in anderen Passagen <strong>des</strong> Gesellschaftsvertrages nicht schlechter dargestellt<br />
sein als der oder die anderen Gesellschafter. Hier bleibt immer die natürliche Person<br />
im Vordergrund, die letztendlich auch, wenn die Regeln verletzt werden würden, <strong>für</strong><br />
die Rückzahlung verantwortlich ist. Das geht keinesfalls irgendwie an die Gesellschaft<br />
über. Aber hier ist es eben so: Wir gucken uns den Gesellschaftsvertrag an.<br />
Wir lassen uns den Handelsregisterauszug einreichen und können dann sagen:<br />
Okay, das sieht gut aus oder sieht nicht gut aus.<br />
Die Entscheidung ist und bleibt beim Land Berlin, aber wir kennen natürlich die Kriterien,<br />
nach denen das Land Berlin entscheidet, und die sagen: Zumin<strong>des</strong>t muss hier<br />
ein ganz deutliches Patt erkennbar sein, sprich: Der Gründer darf nicht überstimmt<br />
werden.<br />
Ihre Eingangsfrage richtete sich auf eine mögliche Förderung <strong>für</strong> Leute, die die Meisterausbildung<br />
anstreben. Da gibt es – ähnlich denen, die einen Studiengang wählen<br />
– das sogenannte Meister-Bafög. Das heißt, die Leute können sich in ihrer Meisterausbildung<br />
auf diesem Weg unterstützend begleiten lassen. Das ist eine Mischung<br />
aus Darlehen und Zuschuss und wird im Falle einer Gründung auch noch mit einem<br />
Sondererlass gefördert.<br />
Herr Deutscher (Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus):<br />
Ergänzend zu Ihrer Frage, Herr Vogel: Das haben wir gar nicht zu hoffen gewagt,<br />
dass man die Frage Vollfinanzierung der Meisterausbildung hier stellen kann. Aber es<br />
wäre natürlich das richtige Instrument. Ich kann aber ernsthaft dazu sagen, dass es<br />
in der Bun<strong>des</strong>republik dazu unterschiedlichste Modelle gibt. Zum Beispiel bei unserer<br />
Partnerk<strong>am</strong>mer in Saarbrücken besteht bei der Handwerksk<strong>am</strong>mer eine staatliche<br />
Meisterschule, wo die Dozenten vom Saarland finanziert werden und d<strong>am</strong>it die Meisterausbildung<br />
<strong>für</strong> den Teilnehmer erheblich kostengünstiger wird.<br />
Wenn ich es richtig weiß, ist gerade in Bayern ein Anerkennungsbetrag <strong>für</strong> den erfolgreichen<br />
Abschluss der Meisterprüfung von 2 000 Euro eingeführt worden.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 16<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Es gibt da verschiedenste Ansätze, man müsste sich einmal anschauen, was an Förderinstrumenten<br />
der einzelnen Bun<strong>des</strong>länder vorhanden ist. Aber das Meister-Bafög<br />
ist das gängigste, das auch unsere Teilnehmer zahlreich nutzen und wo wir auch als<br />
Handwerksk<strong>am</strong>mern jedem Teilnehmer beratend zur Seite stehen, weil es natürlich<br />
bei den einzelnen Ämtern der Landkreise auch nicht immer so einfach ist, den Antrag<br />
erfolgreich durchzubringen, aber wir natürlich ein großes Interesse haben, dass jeder<br />
Teilnehmer an der Meisterausbildung, wenn er die Voraussetzungen erfüllt, das Meister-Bafög<br />
auch in Anspruch nehmen kann.<br />
Herr Dr. Stefanović (Bürgschaftsbank Brandenburg GmbH):<br />
Nur eine Ergänzung zum Thema Übernahme als Existenzgründung: Aus Bankensicht<br />
würde ich es immer begrüßen, dass das eindeutig dazugehört, denn die Übernahmen<br />
sind immer deutlich risikoärmer als eine völlige Neugründung. Natürlich müssen<br />
sie vorher wohlüberlegt sein, und es muss auch alles an dem alten Betrieb gestimmt<br />
haben. Aber es ist in Bezug auf Kunden, Mitarbeiter, Standort, Lieferanten ein ganz<br />
anderes Thema, ob ich sie übernehme oder mir das alles sozusagen in einem täglichen<br />
zähen K<strong>am</strong>pf erst erarbeiten muss. Das heißt, man sollte es unter keinen Umständen<br />
ausschließen.<br />
Herr Bühring (Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong>):<br />
Vielleicht noch einmal ganz kurz zum Meister-Bafög: Meister-Bafög kommt <strong>für</strong> unsere<br />
Meisterschüler immer nur dann in Betracht, wenn sie Vollzeitausbildung machen. Viele<br />
Handwerker setzen sich aber nach Feierabend auf die Schulbank – Freitag, S<strong>am</strong>stag<br />
– und fallen dann nicht unter die Voraussetzungen <strong>für</strong> das Bafög, werden also<br />
nicht durch Bafög unterstützt. Das nur zur Klarstellung, weil ich nicht sicher bin, ob<br />
das jedem bekannt ist.<br />
Dann hatten Sie noch eine zweite Sache angesprochen: Die Motivation dieser<br />
54 Prozent, wobei diese auf einer kleinen Datenbasis beruhen; ich möchte sie nicht<br />
als bun<strong>des</strong>weiten Maßstab nehmen. Aber wenn man sagt, dass über die Hälfte unserer<br />
Meisterschüler nicht in den nächsten zwei Jahren die Selbstständigkeit anstrebt,<br />
dann stellt sich die Frage: Warum sitzen die denn auf der Schulbank und machen<br />
ihre Meisterausbildung? Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt bei einigen Meisterschülern<br />
den Ansatz, dass sie sich einfach weiterbilden wollen, um fitter im Beruf zu<br />
sein. Andere wollen auch ihre Berufschancen verbessern, entweder im eigenen Betrieb,<br />
vielleicht auch im Rahmen eines Karriereplans im Betrieb, aber vielleicht auch<br />
außerhalb <strong>des</strong> eigenen Betriebs ihre Berufschancen verbessern. Da gibt es ein breites<br />
Feld an Motivationen <strong>für</strong> diese 54 oder 60 Prozent, die erst einmal nicht unmittelbar<br />
nach der Meisterausbildung die Selbstständigkeit im Fokus haben.<br />
Abgeordneter Büchel (DIE LINKE):<br />
Zuerst einige Fragen an die Kollegen aus Berlin. An den Zahlen, die Sie uns vorge-
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 17<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
legt haben, ist erstens erkennbar, dass von 2011 zu 2012 ein Rückgang stattgefunden<br />
hat und es vermutlich auch 2013 unter der Zahl von 2011 bleiben wird. Welche<br />
Gründe sehen Sie da<strong>für</strong>?<br />
Zweiten ist sehr stark erkennbar, dass nur ein sehr geringer Teil die zweite Stufe, die<br />
Arbeitsplatzförderung in Anspruch nimmt. Wo sehen Sie hier die Gründe? Bedeutet<br />
das, dass die Unternehmen, die die erste Stufe genommen haben, dann wirklich keine<br />
Arbeitsplätze geschaffen haben, dass sie Einzelunternehmer bleiben, oder ist es<br />
so, dass viele Unternehmen sich mit der Basisförderung, mit der ersten Stufe ausreichend<br />
unterstützt fühlen und dann daraus ohne weitere Förderung Arbeitsplätze<br />
schaffen?<br />
Dann komme ich zu dem, was Herr Dr. Stefanović gesagt hat: Sie haben vorhin deutlich<br />
gemacht, wie wichtig es ist, dass mit der staatlichen Unterstützung auch Arbeitsplätze<br />
geschaffen werden. Da bin ich ganz bei Ihnen, denn das sollte auch ein Ziel<br />
sein. Macht es dann eher Sinn, das als eine kombinierte Förderung zu machen? O-<br />
der ist der Weg, den Berlin geht, der richtige?<br />
Drittens eine allgemeine Frage in die Runde: Es sind ja zwei Bun<strong>des</strong>länder, die diese<br />
Meistergründungsprämie haben, Berlin und Nordrhein-Westfalen. Welche Erfahrungen<br />
gibt es aus anderen Bun<strong>des</strong>ländern? Gab es dort schon so eine Prämie, oder<br />
aus welchen Gründen ist es dort möglicherweise nicht praktiziert worden?<br />
Wir sind uns einig, dass die große Herausforderung ist, die Unternehmensnachfolge<br />
zu sichern. Da ist <strong>für</strong> mich die Frage: Ist diese Meistergründungsprämie das richtige<br />
Instrument, oder ist es sinnvoller, ein Förderinstrument zu finden, um ganz konkret<br />
die Unternehmensnachfolge zu unterstützen, unabhängig von einer möglichen Meistergründungsprämie,<br />
um ganz konkret diese Unternehmensnachfolge im Land zu<br />
fördern, auch unabhängig davon, ob es ein Handwerksbetrieb ist oder möglicherweise<br />
auch ein anderer Betrieb? Das ist ein Problem, das nicht nur im Handwerk auf<br />
uns zukommt.<br />
Herr Grübler (Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin):<br />
Um Ihre erste Frage zu beantworten: Wir machen generell die Erfahrung, dass, wenn<br />
die Konjunktur anzieht, das Gründungsgeschehen etwas zurückgeht, und das ist<br />
meiner Meinung nach hier die Ursache <strong>für</strong> die Entwicklung von 2011 zu 2012. Die<br />
Konjunktur lief zu diesem Zeitpunkt sehr gut. Es gibt <strong>für</strong> Meister nicht unbedingt den<br />
Anreiz, in die Selbstständigkeit zu gehen, weil der Arbeitsplatz sicher ist, weil die<br />
wirtschaftliche Situation insges<strong>am</strong>t gut ist. Diese Erfahrung machen wir in dem Bereich<br />
generell im Gründungsgeschehen. Ich glaube, bei der Bürgschaftsbank ist es<br />
ähnlich. Immer, wenn die Konjunktur sehr gut läuft, machen sich im Schnitt weniger<br />
Leute selbstständig. Darin sehen jedenfalls wir den Grund, warum von 2011 zu 2012<br />
dieser kleine Einschnitt da ist.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 18<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Herr Klinn (Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin):<br />
Zu den Erfahrungen anderer Bun<strong>des</strong>länder: Meines Wissens gibt es die Meistergründungsprämie<br />
auch noch in Sachsen, also in drei Bun<strong>des</strong>ländern. Insbesondere<br />
das Land Nordrhein-Westfalen – ich vermute, dort gibt es sie seit knapp zwanzig<br />
Jahren – hat d<strong>am</strong>als Kontakt mit Berlin aufgenommen. D<strong>am</strong>als war das Progr<strong>am</strong>m<br />
noch ganz anders aufgebaut. Die haben das dann ein bisschen modifiziert und im<br />
Laufe der Jahre etwas angepasst. Aber unterm Strich kann man sagen: Auch dort ist<br />
es seitdem existent, ist immer Bestandteil der Förderlandschaft geblieben. Also kann<br />
man daraus ableiten, dass die Erfahrungen dort als durchaus positiv einzuschätzen<br />
sind.<br />
Die Sache mit der Übernahme: Ich kann, glaube ich, sagen, ohne es groß geprüft zu<br />
haben, dass in Berlin weit über 90 Prozent der Prämien im zulassungspflichtigen Bereich<br />
beantragt werden, ganz einfach vor dem Hintergrund, dass in den anderen<br />
Handwerken die Meisterprüfung gar nicht mehr gebraucht wird und dann die Motivation<br />
<strong>für</strong> die Gründer eher gering ist, die Prüfung abzulegen.<br />
Aber wir sehen hier durchaus, dass da gar keine großen Unterschiede erkennbar<br />
sind, wie ich vorhin schon ausführte. Die Notwendigkeit oder die große Unterstützung,<br />
die die Meistergründungsprämie bietet, ist bei einer Neugründung ähnlich zu<br />
sehen wie bei einer Übernahme, denn man muss bei einer Übernahme berücksichtigen:<br />
Da ist etwas Gewachsenes. Wir haben Zahlenmaterial. Die Chancen sind vielleicht<br />
deutlich besser, die Risiken geringer. Aber wenn jemand einen gut gehenden<br />
Betrieb verkauft, lässt er ihn sich mit Recht entsprechend bezahlen. Hier muss also<br />
ebenfalls Kapital in die Hand genommen werden, um das Vorhaben umzusetzen.<br />
Selbstverständlich sind die Chancen, dass er eher <strong>am</strong> Markt bleibt, höher. Aber letztendlich<br />
muss er ähnlich investieren wie ein Neugründer. Das <strong>für</strong> uns ein Grund, zu<br />
sagen: Wir wollen da keine großen Unterschiede hineinbringen.<br />
Zur Schaffung eines Arbeitsplatzes möchte ich etwas ins Detail gehen. Die Schaffung<br />
eines Arbeitsplatzes ist in Berlin so definiert: Es zählen keine 400-Euro-Arbeitskräfte,<br />
es zählen auch keine Teilzeitkräfte. Es geht hier tatsächlich um die Schaffung von<br />
voll sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen oder alternativ Ausbildungsplätzen.<br />
Es muss nachgewiesen werden, dass <strong>für</strong> diesen Arbeitsplatz volle Sozialversicherungspflicht<br />
bestand.<br />
Herr Bühring (Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong>):<br />
Zur Situation in anderen Bun<strong>des</strong>ländern: Neben NRW und Berlin hat auch Sachsen<br />
eine Gründungsförderung, und wir dürfen nicht vergessen: Es gab diese Existenzgründungsförderung<br />
bis Ende 2011 bun<strong>des</strong>weit über die Bun<strong>des</strong>agentur <strong>für</strong> Arbeit,<br />
die weggefallen ist, was sich ja so schmerzlich ausgewirkt hat. Insofern gibt es schon
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 19<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
eine gewisse Fördertradition, wo Brandenburg sich auch gut eingliedern könnte.<br />
Die zweite Frage – besondere Förderung der Nachfolge – würden wir auch nicht als<br />
so sinnvoll ansehen. Herr Klinn hat Ausführungen dazu gemacht. Auch die Abgrenzung:<br />
Was ist eigentlich eine Nachfolge? Wenn jemand nur Maschinen von einem<br />
Unternehmen kauft, an einem anderen Standort eröffnet – wäre das eine Nachfolge?<br />
Da sehen wir Abgrenzungsschwierigkeiten. Es wäre auch nicht günstig, wenn man<br />
jetzt eine Nachfolge besonders fördern würde, während eine echte Gründung nicht<br />
gefördert würde. Da würden wir keinen Unterschied machen wollen.<br />
Herr Dr. Stefanović (Bürgschaftsbank Brandenburg GmbH):<br />
Noch eine kurze Anmerkung zu den Arbeitsplätzen: Warum ist die Zahl deutlich kleiner?<br />
Zum einen muss der Arbeitsplatz zwölf volle Monate bestehen. Das heißt, man<br />
muss alle Saisonprobleme bewältigen. Handwerk besteht zu einem nennenswerten<br />
Teil aus Bau und Baunah. Daher hat man leider das Problem, dass man manchmal<br />
sagen muss: Drei Monate geht es nicht! - und dann fallen die gleich raus. Um sie<br />
trotzdem einzubeziehen, könnte man sagen: Auf zwei Jahre gesehen 18 Monate<br />
verpflichtende Beschäftigung wäre eine Anpassung an die Gegebenheiten der Saisonthemen,<br />
vor allem der Schlechtwetterthemen.<br />
Abgeordnete Hackenschmidt (SPD):<br />
Sie finanzieren die Gründungsprämie auch aus dem EFRE? Nun wissen alle, dass<br />
die europäischen Mittel weniger werden. Klar haben wir mit 2014 eine Chance, das<br />
hier einzuführen.<br />
An Herrn Deutscher die Frage: Wir haben ja das Projekt, denn im Süden Brandenburgs<br />
gibt es schon Unternehmen, wo wir das, wonach Herr Vogel gefragt hat - die<br />
Unterstützung von jungen Leuten, die ihre Meisterausbildung machen wollen - auch<br />
mit europäischem Geld tun, um den Gründungswillen zu forcieren. Deshalb an Sie<br />
die zweite Frage: Da müsste man ja eine Abgrenzung vornehmen, d<strong>am</strong>it es kein<br />
Ausschlusskriterium gibt, dass die Person X, die die Förderung über dieses Projekt<br />
bekommen hat, dann nicht aus der weiteren europäischen Geldförderung ausgeschlossen<br />
wird. Das müsste man betrachten; das sehe ich jedenfalls so. Wir haben ja<br />
häufig Sachen, wo europäische Mittel <strong>für</strong> eine Person – es geht ja hier um Personen<br />
- schon geflossen sind. Wir müssten den Blick darauf haben, dass wir nicht das<br />
Projekt sozusagen totmachen oder den weiteren Weg verbauen. Wie sehen Sie das?<br />
Herr Deutscher (Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus):<br />
Frau Hackenschmidt, vielen Dank, wir haben da die gleiche Auffassung. Bei dem Pilotprojekt,<br />
das in Finsterwalde gelaufen ist, hätten wir uns gewünscht, dass noch<br />
mehr junge Leute aus der Ausbildung heraus schon den Mut gefasst hätten, einen<br />
Betrieb zu gründen oder zu übernehmen. Aber sie dürfen natürlich nicht, wenn sie
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 20<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
schon einmal in einem Ausbildungsprojekt tätig waren, bei der eventuellen Meistergründungsprämie<br />
dann benachteiligt werden. Ich würde nicht sagen, dass wir da ein<br />
Problem haben.<br />
Herr Klinn (Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin):<br />
Zu den EFRE-Mitteln: Es läuft in Berlin zunächst einmal bis zum 31.12.2014, aber es<br />
gibt schon klare Signale, dass es weitergehen wird.<br />
Abgeordneter Bommert (CDU):<br />
Ich glaube, jetzt sind einige Dinge vermischt worden, die mit dem eigentlichen Antrag<br />
<strong>des</strong> Fachgesprächs nicht unmittelbar zu tun haben. Herr Vogel ging schon sehr in die<br />
Tiefen <strong>des</strong> Berliner Bereichs.<br />
Auch was von Herrn Büchel und Frau Hackenschmidt k<strong>am</strong>, war nicht mehr ganz bei<br />
dem, was die heutige Anhörung bezwecken sollte. Gerade, was diese Kombi-<br />
Geschichte betrifft – ich habe auch alle so verstanden und würde es auch aus meiner<br />
Sicht als Unternehmer so sehen -: Es ist immer eine Schwierigkeit, jemanden zur<br />
Schaffung eines Arbeitsplatzes zu verpflichten, wenn er eine Förderung in Anspruch<br />
nimmt. Jeder, der irgendetwas machen will, wird doch noch einmal überlegen: Habe<br />
ich, wenn ich jetzt jemanden <strong>für</strong> ein Jahr einstellen muss, die nötige Arbeit?<br />
Beispielsweise geht die Friseurin, die sich selbstständig macht, vielleicht nicht davon<br />
aus, im ersten Jahr jemanden einzustellen, sondern arbeitet erst einmal allein. Deshalb<br />
würde ich das – obwohl ich es gut finde, wie Berlin es macht, dass man dort <strong>für</strong><br />
einen Arbeitsplatz noch einmal Geld gibt – nie als Kombi ansetzen, sondern immer<br />
erst einmal sagen: Wer sich als Meister selbstständig macht, bekommt eine Förderung.<br />
– Alles darüber hinaus Gehende wäre eine andere Geschichte.<br />
Es geht immer darum, dass der, der den Meister gemacht hat und sich gründet, diese<br />
Förderung erhält, wobei die meisten Betriebe, die im A-Bereich sind - wo man im<br />
Handwerk den Meister braucht -, erst einmal kostenintensiver sind als Betriebe, in<br />
denen keine Meisterpflicht besteht. Selbst eine Friseurin, die nicht mobil arbeitet,<br />
sondern einen Laden eröffnet, hat erst einmal Investitionen, beispielsweise <strong>für</strong><br />
Waschbecken, Ausstattung usw. Ein Fliesenleger hingegen fährt mit einem normalen<br />
Auto, hat seine Kelle dabei und legt dann los. Können Sie dem so zustimmen, Herr<br />
Klinn?<br />
Herr Klinn (Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin):<br />
Zur Hälfte: In dem zulassungsfreien oder auch im handwerksähnlichen Bereich ist es<br />
in der Tat so, dass es von den Branchengegebenheiten her meist Förderungen sind,<br />
die nicht so kapitalintensiv sind. Aber bedenken Sie Anlage A: Wir hatten die beiden<br />
teuren Beispiele schon genannt – Tischler und Kfz. Aber wir haben im zulassungs-
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 21<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
pflichtigen Bereich zum Beispiel auch die Maler oder Elektrotechniker. Da sind Gründungen<br />
von Hause aus nicht so kapitalintensiv, es sei denn, sie übernehmen ein gutgehen<strong>des</strong><br />
Unternehmen und müssen einen Kaufpreis bezahlen.<br />
Zur Schaffung <strong>des</strong> Arbeitsplatzes in Berlin muss man modifizieren: Das Land Berlin<br />
hat d<strong>am</strong>als die Belassung der Meistergründungsprämie komplett von der Schaffung<br />
dieses Arbeitsplatzes abhängig gemacht, hat dann erkannt, dass es immer mehr Unternehmen<br />
gibt, die Probleme d<strong>am</strong>it haben. Die letzte Konsequenz war dieses Kombi-Progr<strong>am</strong>m,<br />
was Sie eben richtig dargestellt haben. Aber das Land Berlin handhabt<br />
das momentan so – und wir sind sehr glücklich darüber -, dass dieser Arbeitsplatz in<br />
Berlin nicht <strong>am</strong> Stück geschaffen werden muss. Es müssen also nach drei Jahren<br />
tatsächlich zwölf Monate zus<strong>am</strong>menkommen, und d<strong>am</strong>it beugt man dann eventuell<br />
saisonbedingten Schwierigkeiten vor.<br />
Herr Dr. Stefanović (Bürgschaftsbank Brandenburg GmbH):<br />
Das ist ein wichtiger Punkt gewesen, dass innerhalb von drei Jahren zwölf Monate<br />
zus<strong>am</strong>menkommen müssen. Das ist schon eine tolle Erleichterung und vor allem ein<br />
Anreiz, sich Mühe zu geben und das zu schaffen.<br />
Abgeordneter Bommert (CDU):<br />
Meine letzte Frage richtet sich an den Herrn Minister: Wollen Sie denn eine Meistergründungsprämie<br />
unterstützen oder ist es denn im Sinne <strong>des</strong> Fachgesprächs?<br />
Minister <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> und Europaangelegenheiten Christoffers:<br />
Herr Bommert, ich habe selbstverständlich mit einer solchen Frage gerechnet und<br />
insofern würde ich, wenn Sie gestatten, meine D<strong>am</strong>en und Herren, das Fachgespräch<br />
gern nutzen, ein Stück weit darzulegen, was die Gründungsförderung in<br />
Brandenburg in Vorbereitung <strong>des</strong> neuen OP‘s 2014 betrifft: Wie ist der Stand <strong>für</strong> diesen<br />
Bereich, <strong>für</strong> den Einstieg in den Handwerksbereich? Was sind unsere gegenwärtigen<br />
Überlegungen, und wovon gehen wir aus?<br />
Das Erste, woran ich anknüpfen möchte: Die kleine und große Reform der Handwerksordnung<br />
2004 ist nicht nur auf Begeisterung gestoßen. Ich erinnere mich auch<br />
noch an die Debatten im Brandenburger Parl<strong>am</strong>ent. Dies trifft insbesondere auf die<br />
kleine Reform zu. Sie ist zwar auf Grundlage europäischer Rechtsveränderungen<br />
vorgenommen worden, aber sie ist nicht einfach, auch <strong>für</strong> die Situation <strong>des</strong> Handwerks<br />
nicht, weil eine ganze Reihe von Tätigkeiten in die Anlage B) gekommen ist<br />
und man sich schlicht und ergreifend hier auch selbst Konkurrenz macht.<br />
Wir hatten d<strong>am</strong>als bereits gesagt - das war übereinstimmende Auffassung im Brandenburger<br />
Landtag -, dass der Meister im Handwerk ein Qualitätssiegel werden<br />
muss. Dann hat er auch eine Chance, sich zu emanzipieren und weiterzuentwickeln.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 22<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Ich will an dieser Stelle festhalten: Das ist gelungen. Der Meistertitel im Handwerk ist<br />
nach wie vor ein Ausdruck von Qualität, und <strong>des</strong>wegen geht man dahin. Das ist auch<br />
eine große Leistung <strong>des</strong> Handwerks selbst.<br />
Das Zweite: Auch im Brandenburger Landtag, ähnlich wie im Land Berlin, wurde die<br />
Abschaffung der Gründungsförderung seitens der BA sehr kritisch reflektiert, denn<br />
das war ein Instrument, wo ein Stück weit Selbstständigkeit tatsächlich gefördert<br />
worden ist. Das sehen wir nach wie vor kritisch. Ich will an dieser Stelle auch sagen –<br />
die Diskussionen sind noch lange nicht beendet -: Das sehen auch andere Länder<br />
kritisch, weil dieses Instrument natürlich dazu geführt hat, dass eine Gründungsförderung<br />
hier wirklich praktiziert werden konnte.<br />
Das Dritte: Die Anzahl der Neugründungen geht zwar unterschiedlich stark, aber in<br />
allen Ländern zurück. Das hat etwas d<strong>am</strong>it zu tun, dass aufgrund der unsicheren<br />
wirtschaftlichen und politischen Situation die Bereitschaft, das Risiko einer Gründung<br />
einzugehen, immer geringer wird. Das muss man so deutlich sagen. Deswegen ist es<br />
völlig richtig, und das hatten wir ja auch in verschiedenen bilateralen Gesprächen<br />
schon deutlich gemacht, dass die Frage der Gründungsfinanzierung, der Gründungsunterstützung<br />
eine der zentralen Säulen sein und bleiben muss, was Länder<br />
und Bund hier umsetzen sollen und können.<br />
Wir haben vor diesem Hintergrund <strong>für</strong> die Ausgestaltung <strong>des</strong> EFRE-OP‘s folgende<br />
Überlegungen: Uns wurde in der sozioökonomischen Analyse <strong>für</strong> das Land Brandenburg<br />
ein sinken<strong>des</strong> Gründungsgeschehen deutlich gemacht, genauso wie alle anderen<br />
Bun<strong>des</strong>länder auch, sodass hier gegengesteuert werden muss, und zwar nicht<br />
nur, aber auch im Handwerksbereich. Herr Deutscher hatte eine Zahl genannt. Ich<br />
gehe davon aus, dass wir in den nächsten fünf Jahren lan<strong>des</strong>weit etwa 20 000 bis<br />
25 000 Betriebsübernahmen haben werden. Es ist immer billiger, einen Betrieb zu<br />
erhalten als einen neuen aufzubauen. Insofern würde ich auch gern Gründungsförderung<br />
und Betriebsübergänge miteinander verbinden, weil eine Unterscheidung an der<br />
Stelle manchmal nicht sinnvoll, sondern schwer abgrenzbar ist, und dazu haben wir<br />
ein begleiten<strong>des</strong> Instrument zu finden versucht.<br />
Der Stand der Überlegungen sieht wie folgt aus: Die Moderation von Betriebsübergängen<br />
wird aus ESF finanziert. Das kennen Sie, das wird offensichtlich weitergeführt.<br />
Zumin<strong>des</strong>t sieht der Entwurf <strong>des</strong> Operationellen Progr<strong>am</strong>ms ESF das vor.<br />
Das Zweite ist: Wir stehen vor der Aufgabe, Betriebsübergänge und Betriebsneugründungen<br />
<strong>für</strong> das Handwerk, aber auch <strong>für</strong> die Kreativwirtschaft und, und, und<br />
neuzuordnen und auf die Situation zu reagieren, in der sich das Land unserer Meinung<br />
nach befindet. Unsere Überlegungen laufen <strong>des</strong>wegen darauf hinaus – Herr<br />
Dr. Stefanović sprach das an -: Das KfW-Progr<strong>am</strong>m wird hier nicht angenommen,<br />
weil es zum Teil nicht unseren Konditionen entspricht. Wir wollen ab 2014 ein eigenes<br />
Mikrodarlehensprogr<strong>am</strong>m auflegen, das wir vom Land aus mit unseren Konditionen<br />
auflegen, und zwar in einer Größenordnung bis zu 25 000 Euro, ein Progr<strong>am</strong>m,
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 23<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
das ausdrücklich – darüber sind wir gegenwärtig auch intern in der Diskussion – die<br />
Frage der Unterstützung bei der Meisterausbildung oder auch bei der Betriebsübernehmen<br />
oder bei der Gründung von Handwerksbetrieben enthält. Das ist unser gegenwärtiger<br />
Stand. Wir gehen davon aus, dass wir mit einem derartigen Mikrodarlehensprogr<strong>am</strong>m,<br />
was aus EFRE finanziert werden wird, das Gründungsgeschehen<br />
einschließlich <strong>des</strong> Betriebsübergangs <strong>für</strong> verschiedene Bereiche definieren können.<br />
Und was ich mir vorstellen kann, ist, dass wir innerhalb dieses Progr<strong>am</strong>ms auch separieren,<br />
wenn es notwendig ist, weil eine Reihe von Besonderheiten vorliegt, auch<br />
<strong>für</strong> den Bereich Handwerk einen speziellen Abschnitt schaffen; ich vereinfache einmal.<br />
Wir würden d<strong>am</strong>it in eine Situation kommen, dass wir in einer Größenordnung<br />
einen Fonds bilden, der auch in Brüssel notifizierbar ist. Sie wissen, die Progr<strong>am</strong>me<br />
müssen letztendlich auch in Brüssel bestätigt werden.<br />
Auch das Land Berlin ist aufgefordert, die Anzahl der Förderrichtlinien drastisch zu<br />
reduzieren. Das gehört zu den Auflagen. Inwieweit das in den einzelnen Bun<strong>des</strong>ländern<br />
gelingt, kann ich Ihnen nicht sagen, aber das ist zumin<strong>des</strong>t eine der Auflagen.<br />
Wenn wir ein derartiges Mikrodarlehensprogr<strong>am</strong>m, finanziert aus EFRE, notifiziert in<br />
Brüssel, hier in Brandenburg in Ansatz bringen, dann haben wir auch Konditionen,<br />
die es ermöglichen, aus der besonderen Situation der Eigenkapitalschwäche hier im<br />
Land Brandenburg dieses Progr<strong>am</strong>m auch in Anspruch zu nehmen. Wir sind in diesem<br />
Kontext relativ weit, was die Vorstellungen und die inhaltliche Ausgestaltung betrifft.<br />
Es wäre sowieso ein Punkt, wo ich die Handwerksk<strong>am</strong>mern noch einmal zum<br />
Gespräch bitte. Ich wollte nur das heutige Fachgespräch schon einmal nutzen, in<br />
diese Überlegungen einzuführen. Ich halte das <strong>für</strong> den besseren Weg – darf ich das<br />
so offen sagen – als einen reinen Zuschuss, als ein reines Zuschussprogr<strong>am</strong>m, weil<br />
wir erstens d<strong>am</strong>it eine Summe anbieten, die möglicherweise dann auch eine Existenzgründung<br />
als Ganzes mit ermöglicht, und zweitens auch <strong>für</strong> Konditionen sorgt,<br />
dass sie im Gegensatz zum KfW-Progr<strong>am</strong>m hier auch tatsächlich angenommen werden<br />
können.<br />
Wir hatten uns d<strong>am</strong>als im Ausschuss geeinigt – wenn Sie sich an die Haushaltsberatungen<br />
erinnern -, dass wir erst einmal kein eigenes Mikrodarlehensprogr<strong>am</strong>m auflegen,<br />
sondern das Bun<strong>des</strong>progr<strong>am</strong>m nutzen wollten – KfW – wegen zu geringer Finanzmassen.<br />
Wir hatten immer gesagt, wir überprüfen die Wirks<strong>am</strong>keit, ob das angenommen<br />
wird oder nicht. Die Konditionen sind so, dass sie nicht vollständig auf die<br />
Bedingungen von Brandenburg passen. Deswegen wird das auch kaum angenommen.<br />
Dem wollen wir mit einem derartigen Instrument begegnen.<br />
Dass nur 1,24 Prozent derjenigen, die die Meistergründungsprämie in Berlin in Anspruch<br />
nehmen, nach drei Jahren nicht mehr selbstständig sind, macht auch die hohe<br />
Affinität, die hohe Ernsthaftigkeit deutlich, mit der Menschen in die Selbstständigkeit<br />
gehen, wenn sie sich <strong>für</strong> einen Handwerkerberuf entscheiden. Dann geht es<br />
nicht nur um die Ausbildung, sondern um eine finanzielle Grundlage, entweder einen<br />
Betrieb übernehmen zu können oder einen Betrieb aufzubauen. In einem derartigen
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 24<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Progr<strong>am</strong>m, glaube ich, könnten wir der Situation dann auch begegnen.<br />
Das ist unser gegenwärtiger Überlegungsstand. Wir würden die politischen Vorschläge,<br />
die aus allen Fraktionen gekommen sind – denn dass Handlungsbedarf besteht,<br />
ist offensichtlich - aufnehmen, und insofern könnten wir, wenn wir in die Feinabstimmung<br />
gehen, sowohl die Auflagen als auch die Konditionen miteinander abstimmen,<br />
d<strong>am</strong>it es handhabbar und <strong>für</strong> diesen Bereich auch zutreffend ist.<br />
Das ist der Kontext unserer bisherigen Überlegungen. Ich darf mich an dieser Stelle<br />
noch einmal auch bei den Handwerksk<strong>am</strong>mern ausdrücklich <strong>für</strong> ihre umfassenden<br />
Stellungnahmen in Vorbereitung <strong>des</strong> OPs bedanken. Sie müssten die Entwürfe bereits<br />
zugesandt bekommen haben. Wir wollen dann mit Ihnen über diese Entwürfe,<br />
auch über diesen Kontext weiter reden.<br />
Dass ein Zuschuss <strong>für</strong> viele günstiger ist und auch eher angenommen wird, kann ich<br />
nachvollziehen. Aber ich gehe davon aus, dass wir Fördertatbestände schaffen können,<br />
wo Mikrodarlehensprogr<strong>am</strong>me eine ähnliche Wirkung entfalten können, ohne<br />
dass es hier zu einer wirtschaftlichen Überforderung derjenigen kommt, die dieses<br />
Progr<strong>am</strong>m in Anspruch nehmen, um einen Betriebsübergang zu realisieren oder sich<br />
neu zu gründen.<br />
Abgeordneter Bommert (CDU):<br />
Herr Minister, 25 000 Euro setzen Sie jetzt an. Das ist als Darlehen gedacht?<br />
Minister <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> und Europaangelegenheiten Christoffers:<br />
Das ist als Mikrodarlehen gedacht zu besonderen Konditionen, die es ermöglichen,<br />
es auch in Anspruch zu nehmen.<br />
Abgeordneter Bommert (CDU):<br />
Das stärkt aber nicht die Eigenkapitalquote, denn es ist ja wieder ein Darlehen. Wenn<br />
ich irgendwohin gehe, komme ich d<strong>am</strong>it nicht als Betriebsmittel. Es ist also ein Darlehen,<br />
sodass ich erst einmal sagen muss: Ich habe keine eigenen Betriebsmittel.<br />
Minister <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> und Europaangelegenheiten Christoffers:<br />
Teile davon sind als Nachrangdarlehen konzipiert. Nachrangdarlehen und Mikrodarlehen<br />
haben eine eigenkapitalähnliche Wirkung und erhöhen auch die Kreditwürdigkeit<br />
<strong>des</strong>jenigen, der hier das Darlehen in Anspruch nimmt. Insofern ist es zugleich<br />
auch eigenkapitalbildend. Wenn es Nachrangdarlehen wären, hätten Sie Recht. Aber<br />
wenn wir es als Nachrangdarlehen <strong>für</strong> Unternehmensgründungen und Betriebsübergänge<br />
konzipieren, dann ist es eigenkapitalerhöhend und erhöht d<strong>am</strong>it die Fähigkeit<br />
eines Unternehmers oder eines möglichen Unternehmers, gegenüber der Bank zu<br />
agieren.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 25<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Abgeordneter Bommert (CDU):<br />
Wie groß ist dann der Ansatz, werden Sie sagen, 25 000 Euro pro Betrieb wären<br />
das? In welchem Bereich bewegen wir uns da? Mit wie viel Betriebsgründungen oder<br />
–übernahmen rechnet das Land?<br />
Minister <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> und Europaangelegenheiten Christoffers:<br />
Wie gesagt, dieses Progr<strong>am</strong>m wird nicht nur Betriebsübergänge und –gründungen im<br />
Handwerksbereich umfassen. Meine gegenwärtigen Vorstellungen laufen erst einmal<br />
auf eine Größenordnung von etwa 5 Millionen Euro von 2014 bis 2020 hinaus, mit<br />
der Möglichkeit, hier aufzustocken, wenn das Progr<strong>am</strong>m angenommen wird. Wir sind<br />
verpflichtet, Indikatoren zu benennen, was die Wirks<strong>am</strong>keit von solchen Progr<strong>am</strong>men<br />
definiert. Die werden spätestens 2017 alle grundlegend überprüft, und wenn sich hier<br />
eine Notwendigkeit ergeben sollte, weil das Progr<strong>am</strong>m so gut ankommt, werden wir<br />
auch die Mittel und Möglichkeiten finden, genauso wie in den letzten Jahren, durch<br />
Umschichtungen hier eine Aufstockung vorzunehmen.<br />
Vorsitzende:<br />
Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen. – Ein Blick zu den Gästen. – Da besteht<br />
jetzt auch kein Bedarf mehr. Wir bleiben dazu im Gespräch.<br />
Minister <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> und Europaangelegenheiten Christoffers:<br />
Ich würde, wenn Sie einverstanden sind, das Fachgespräch nutzen, wenn wir durchkonzipiert<br />
haben, was wir können und was wir in Brüssel modifizieren und bestätigen<br />
lassen wollen. Dann würde ich dem Ausschuss und den K<strong>am</strong>mern vorher ein Gespräch<br />
anbieten, dass man sich dazu noch einmal verständigt: Was sind die Inhalte,<br />
und wie gehen wir da heran? Weil: Das ist ein Bereich, wo es keine politischen Unterschiede<br />
gibt. Alle wollen das, wir müssen nur den besten Weg finden, es auch umzusetzen.<br />
Vorsitzende:<br />
Ich schließe Tagesordnungspunkt 1. Wir treten in eine Pause ein und treffen uns um<br />
13 Uhr zum nächsten Tagesordnungspunkt wieder.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 26<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Zu TOP 2<br />
Durchführung einer Anhörung auf Antrag der Fraktion<br />
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem Thema „Finanzausstattung<br />
der Unternehmen in Brandenburg und die Rolle der<br />
Brandenburger Sparkassen bei der Finanzierung von Unternehmen“<br />
in Verbindung mit<br />
dem Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion<br />
DIE LINKE „Mittelstandsfinanzierung im Land Brandenburg“<br />
Vorsitzende:<br />
Meine sehr verehrten D<strong>am</strong>en und Herren! Ich begrüße Sie nach der Mittagspause.<br />
Wir setzen unsere Ausschusssitzung fort. Ich begrüße zum Tagesordnungspunkt 2<br />
eine ganze Menge Herren und eine D<strong>am</strong>e zur Anhörung. Herr Dr. Stefanović war<br />
heute Morgen schon in der Runde dabei. Wir haben uns hier eingefunden zur Durchführung<br />
einer Anhörung auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zum<br />
Thema „Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg und die Rolle der<br />
Brandenburger Sparkassen bei der Finanzierung von Unternehmen“ in Verbindung<br />
mit dem Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion DIE LINKE, „Mittelstandsfinanzierung<br />
im Land Brandenburg“. Die beiden oben genannten Anträge wurden hier<br />
im Ausschuss behandelt und wir haben uns entschieden, eine Anhörung mit Vertretern<br />
der Finanzwirtschaft durchzuführen. Im Januar nächsten Jahres soll dann eine<br />
Anhörung mit den betroffenen Vertretern der <strong>Wirtschaft</strong> zum gleichen Thema durchgeführt<br />
werden. - Dies <strong>für</strong> Ihr Verständnis, wie es weitergehen wird.<br />
Für Sie, meine Herren, meine D<strong>am</strong>e, ist es wichtig zu wissen, dass wir ein Wortprotokoll<br />
von der jetzigen Ausschusssitzung erstellen, das später, wenn es durch den<br />
Ausschuss genehmigt ist, ins Internet gestellt wird. Sollten Sie Einwände dagegen<br />
haben, dass Ihr Beitrag dort wortwörtlich aufgeführt wird, müssten Sie mir das kurz<br />
vorher anzeigen. Dann würde dies nicht geschehen und lediglich eine schriftliche<br />
Stellungnahme, so sie von Ihnen vorliegt, zum Protokoll gegeben werden. Wenn dies<br />
nicht sein soll, bitte ein Signal geben.<br />
Des Weiteren möchte ich noch einmal <strong>für</strong> uns zur Erinnerung und <strong>für</strong> Sie zur Information<br />
Bescheid geben, dass uns Herr Minister Christoffers in einer halben Stunde verlassen<br />
muss, da er noch in einen anderen Ausschuss muss. Er wird aber durch den<br />
Abteilungsleiter Herrn Ringmann vertreten, der schon anwesend ist. Es wird dann ein<br />
„fliegender Wechsel“ stattfinden.<br />
D<strong>am</strong>it kommen wir zur Anhörung. Wir haben uns verständigt und schlagen vor, zwei<br />
Blöcke à vier Anzuhörende durchzuführen. Sie bekommen maximal 10 Minuten Zeit.<br />
Auch aufgrund der Menge der Anzuhörenden bitte ich Sie, auf die Uhr zu schauen,<br />
wenn Sie Ihr Statement vortragen. Sie haben von uns einen Fragenkatalog zu Ihrer
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 27<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Unterstützung der Vorbereitung übermittelt bekommen. Wenn vier Anzuhörende ihre<br />
Stellungnahmen beendet haben, treten wir in die Diskussion ein und stellen Nachfragen.<br />
Danach sind die nächsten vier Anzuhörenden an der Reihe, und wir werden sehen,<br />
wie weit wir <strong>am</strong> Ende sind und ob wir noch eine allgemeine Diskussion anschließen.<br />
- Gibt es noch Fragen zum Procedere oder anderes, bevor wir einsteigen?<br />
- Das sehe ich nicht.<br />
Nun schlage ich vor, dass wir nicht unbedingt nach der vorgegebenen Reihenfolge<br />
verfahren, sondern nach der auf meinem Blatt, d<strong>am</strong>it die Übersicht nicht verlorengeht.<br />
Ich würde gern mit dem Ostdeutschen Bankenverband beginnen. Herr Wagner-<br />
Wieduwilt, bitte schön; Sie haben das Wort.<br />
Herr Wagner-Wieduwilt (Ostdeutscher Bankenverband e. V.):<br />
Haben Sie herzlichen Dank. Vielen Dank auch <strong>für</strong> die Einladung zu dieser Anhörung.<br />
- Aus Sicht der privaten Banken ist der aktuelle Blick auf die Mittelstandsfinanzierung<br />
in Brandenburg, allgemein formuliert: Wenn man sich anschaut, wie die aktuellen<br />
Bedingungen sind, so sind diese ausgesprochen gut, verglichen mit den vorangegangenen<br />
Jahren.<br />
Ein wesentlicher Faktor da<strong>für</strong> ist natürlich das im Moment historisch niedrige Zinsniveau.<br />
Wenn man sich parallel dazu anschaut - die K<strong>am</strong>mern und Verbände führen<br />
regelmäßige Umfragen durch -, so hört man kaum Klagen. Wenn ich an unsere Zeit<br />
während der globalen Finanzmarkt- und <strong>Wirtschaft</strong>skrise denke, an die Krisensitzungen<br />
im <strong>Wirtschaft</strong>sministerium, die dortige Diskussion über die Kreditklemme usw.,<br />
so haben wir etwas Ähnliches aktuell überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, im Moment,<br />
wenn man sich auch die Zahlen der Deutschen Bun<strong>des</strong>bank zu den Kreditbeständen<br />
an die <strong>Wirtschaft</strong> in Brandenburg anschaut, stellt man fest: Die privaten<br />
Banken hatten per Ende 2008 circa 5 Milliarden Euro Kreditbestand, per Ende 2012<br />
6 Milliarden. Die aktuellen Zahlen vom 30.06.2013 - die Bun<strong>des</strong>bank hinkt immer ein<br />
wenig hinterher - sind vor einigen Tagen veröffentlicht worden. Danach ist es noch<br />
einmal ein wenig gestiegen: auf 6,2 Milliarden Euro.<br />
Wenn man sich den Ges<strong>am</strong>tbestand aller Kreditinstitute in Brandenburg anschaut, so<br />
hat die brandenburgische <strong>Wirtschaft</strong> im Moment Kreditbestände von<br />
13,8 Milliarden Euro bei privaten Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />
und sonstigen Instituten. Das heißt, die privaten Banken haben mit ihren<br />
6,2 Milliarden Euro an diesen Krediten einen Anteil von etwa 45 %. Die aktuelle Situation<br />
ist also relativ problemlos. Die Klagen von Unternehmern über Kreditablehnungen<br />
halten sich in diesem typischen Bodensatz, der immer vorhanden ist.<br />
Gerade im Zuge der globalen Finanzmarktkrise muss man im Rückblick feststellen:<br />
Die Kreditbestände der Banken und Sparkassen sowie Genossenschaftsbanken sind<br />
immer noch im Rahmen. Sie sind während der globalen Finanzmarktkrise nie gesunken,<br />
es gibt keine rückläufigen Kreditbestände. Brandenburg ist also relativ glimpflich
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 28<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
durch diese Krise gekommen. Dies ist aber auch dem Umstand geschuldet - wenn<br />
ich das im Rückblick so sagen darf -, dass es eine sehr intensive Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
der regionalen Kreditwirtschaft mit den entsprechenden Institutionen -<br />
Bürgschaftsbank, <strong>MB</strong>G, ILB - gab. Deswegen hat man dort, wo Problemfälle aufgetreten<br />
sind, schnell helfen können.<br />
Aber ein wichtiger Umstand, wenn man nochmals auf die Krise zurückschaut, verzahnt<br />
mit einer Frage, die im Fragenkatalog stand, ist, dass auch zu Beginn dieser<br />
globalen Finanzmarktkrise die Eigenkapitalausstattung, auch <strong>des</strong> brandenburgischen<br />
Mittelstan<strong>des</strong>, wesentlich besser war als noch vor zehn Jahren. Dieser Trend hat bis<br />
heute angehalten. Man hat sich also von der Eigenkapitalausstattung her wesentlich<br />
besser aufgestellt.<br />
Ein Treiber dieser Entwicklung war unter Garantie die Einführung von Basel II, früher<br />
immer als Schreckgespenst gescholten. Aber Basel II hat schon die Entwicklung mit<br />
sich gebracht, dass man sehr viel kritischer auf die eigene Unternehmenssituation<br />
geschaut und dann seine Eigenkapitalbasis verbreitert hat. Das muss man sich allerdings<br />
sehr wohl auch differenziert anschauen. Es sind dann eher größere Unternehmen,<br />
die eine heute deutlich gewachsene Eigenkapitalbasis haben. Je kleiner Mittelständler<br />
sind, so gibt es auch heute dort zum Teil noch Probleme, was sich daraus<br />
erklärt, dass kleine Unternehmen und Mittelständler viel mit ihrem Tagesgeschäft zu<br />
tun haben und sich weniger strategisch um das Finanzierungsthema kümmern. Deshalb<br />
wäre ein Wunsch aus Sicht der privaten Banken, dass sich auch kleinere Unternehmen<br />
und Mittelständler in Brandenburg stärker diesem Thema widmen würden<br />
mit der Frage: Wie kann man seine Ges<strong>am</strong>tfinanzierung optimieren? Indem man Angebote<br />
stiller Beteiligungen der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft nutzt, Instrumente<br />
der <strong>Wirtschaft</strong>sbank oder der ILB etc. D<strong>am</strong>it wäre auch schon geholfen,<br />
gerade mit Blick in die Zukunft, auch auf die Einführung von Basel III, wo das Thema<br />
Eigenkapital nochmals stärker betont werden wird.<br />
Da noch Sachverständige zum Thema Fördermittel sprechen werden, werde ich darauf<br />
im Moment nicht näher eingehen. Es ist aber aus Sicht auch privater Banken<br />
heute noch so: Die Finanzierung ist gerade beim kleineren Mittelstand ein Mix aus<br />
vorhandenen Eigenmitteln, Krediten der Hausbank und der Nutzung von Förderinstrumenten.<br />
Die aktuelle Situation vor dem Hintergrund der Euro-Staatsschuldenkrise ist eher die,<br />
dass sich die Unternehmer bei Investitionen relativ zurückhalten. Die Nachfrage nach<br />
Investitionskrediten ist sehr verhalten. Es wird mehr auf Sicherheit gesetzt, dass die<br />
Liquiditätssituation gesichert wird usw. Dies ist der Staatsschuldenkrise geschuldet.<br />
In dieser Phase wird es jetzt Basel III geben. Von daher wird man schauen müssen,<br />
wie sich die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Basel III auswirken werden. Gerade was die<br />
zukünftige Schwerpunktsetzung der <strong>Wirtschaft</strong>spolitik hier im Lande betrifft, bleibt es<br />
bei den Baustellen der kleineren Betriebe.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 29<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Wir haben relativ kleine Betriebsgrößen. Zukunftsfaktoren sind aber Innovations- und<br />
Auslandsorientierung, die sich stärken muss. Deswegen sollte Brandenburg die <strong>Wirtschaft</strong>sförderpolitik<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>, die, wenn ich es im Ländervergleich unseres Verbandsgebietes<br />
sehe, als erstes Land auf Cluster, auf das Motto "Stärken stärken“<br />
ausgerichtet war, unbedingt konsequent mit diesem gezielten Mitteleinsatz fortsetzen.<br />
Deshalb sollten im Rahmen der anstehenden Dinge Innovationsaktivitäten und<br />
Auslandsorientierung unbedingt weiter gefördert werden wie auch der Zus<strong>am</strong>menschluss<br />
kleiner Unternehmen - zum Beispiel Unternehmen, die untereinander in diesen<br />
Themen kooperieren wollen, insbesondere aber im Bereich Innovation auch die<br />
Zus<strong>am</strong>menarbeit mit den vielfach vorhandenen Forschungseinrichtungen. Die privaten<br />
Banken stehen bereit - die Kreditzahlungen verdeutlichen dies mit 45 % Marktanteil<br />
-, die Mittelständler hier in Brandenburg weiterhin nachhaltig bei der weiteren<br />
Entwicklung in diesen Feldern zu unterstützen. - Vielen Dank. (Stellungnahme - Anlage<br />
5)<br />
Vorsitzende:<br />
Danke schön. - Wir fahren mit der KfW-Bankengruppe, Niederlassung Berlin, fort.<br />
Frau Westermann, möchten Sie sprechen? - Herr Macioszek, bitte.<br />
Herr Macioszek (KfW Bankengruppe, Niederlassung Berlin):<br />
Die KfW verfügt über keine eigenen betrieblichen Daten der Unternehmen in Brandenburg.<br />
Insofern werde ich mich ein wenig auf einen Vergleich zwischen den einzelnen<br />
Bun<strong>des</strong>ländern fokussieren. Die KfW unterstützt den Mittelstand jährlich mit<br />
Fördermitteln von insges<strong>am</strong>t 24 Milliarden Euro, und d<strong>am</strong>it refinanziert sie circa ein<br />
Viertel der Mittelstandskredite in Deutschland im Jahr. Wie Sie wissen, werden die<br />
Mittel nicht von der KfW selbst ausgelegt, sondern wir haben das Durchleitungsprinzip<br />
und nutzen unsere Hausbanken. Dies tun wir auch mit den Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />
sowie den Geschäftsbanken. Vielfach arbeiten wir auch mit<br />
den Lan<strong>des</strong>banken und den Lan<strong>des</strong>förderinstituten zus<strong>am</strong>men.<br />
Von den 24 Milliarden Euro, die im Jahr 2012 von der KfW ausgelegt worden sind,<br />
sind 1,3 Milliarden nach Brandenburg geflossen. Das bedeutet, dass rund 5,5 % unserer<br />
Refinanzierung <strong>für</strong> den brandenburgischen Mittelstand eingesetzt wurden.<br />
Wenn man dies mit dem Bevölkerungsanteil Brandenburgs an der Ges<strong>am</strong>tbevölkerung<br />
vergleicht - dieser beträgt rund 3 % -, kann man den Schluss ziehen, dass in<br />
Brandenburg überproportionale Mittel der KfW <strong>für</strong> den Mittelstand bereitgestellt wurden.<br />
Im ersten Halbjahr 2013 hat sich dieses Verhältnis etwas verschlechtert und<br />
diese 5,5 % sind auf 3 % gesunken. Aber unsere Kollegen aus der Mittelstandsbank<br />
sagen, dies sei kein besonderer Trend, sondern sie glauben, dass es prinzipiell so<br />
weitergeht wie in den vergangenen Jahren.<br />
Die Zus<strong>am</strong>menarbeit mit den Sparkassen und den Kreditinstituten in Brandenburg<br />
wird von den Kollegen als reibungslos beschrieben. Ein zentraler Partner der KfW in
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 30<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Brandenburg ist die Investitionsbank <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg. Sie setzt rund 10 bis<br />
15 % unserer Fördermittel in Brandenburg um und hat ganz spezifische Progr<strong>am</strong>me,<br />
die mit Mitteln der KfW unterstützt werden. Sie kennen das wahrscheinlich: der Brandenburg-Kredit<br />
<strong>für</strong> den Mittelstand oder der Brandenburg-Kredit Erneuerbare Energien.<br />
Was die Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise betrifft, so kommen unsere<br />
Volkswirte zu dem Schluss - wie bereits mein Vorredner -, dass der deutsche Mittelstand<br />
relativ positiv dasteht, auch angesichts <strong>des</strong> schwierigen Umfel<strong>des</strong>. Der deutsche<br />
Mittelstand ist immer noch ein Vorbild und Garant <strong>für</strong> Wachstum, Beschäftigung<br />
und gesellschaftlichen Wohlstand. Ein Indikator da<strong>für</strong> ist, dass wir gerade in den letzten<br />
zwei Jahren immer wieder auch Delegationen aus dem Ausland hatten, aus<br />
Frankreich, Portugal und Griechenland, die fragten, wie das in Deutschland läuft, wie<br />
der Mittelstand unterstützt wird und warum es bei uns doch relativ positiv und bei<br />
ihnen nicht so gut sei.<br />
Wir haben die Gründe gerade gehört: niedrige Zinsen, starke Performance unseres<br />
Mittelstan<strong>des</strong>, Exportstärke. Dies führte dazu, dass die KMUs in einer recht komfortablen<br />
Finanzierungssituation sind. Aber es wurde auch schon angesprochen, dass<br />
sich in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten die Eigenkapitalausstattung unserer Mittelständler<br />
sehr positiv entwickelt hat. Hierzu gibt es Untersuchungen, dass sie derzeit<br />
im Schnitt bei fast 27 % liegt. Das sind 8 Prozentpunkte mehr als 2002, sodass<br />
von der Tendenz her die Nachfrage nach Krediten leicht gesunken ist, was letztendlich<br />
d<strong>am</strong>it zus<strong>am</strong>menhängt, dass, wie gesagt, die Eigenfinanzierung deutlich besser<br />
geworden ist.<br />
Auch was Basel III betrifft, sehen unsere Volkswirte dort keine Hemmnisse <strong>für</strong> die<br />
Finanzierung <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong>. Basel II hat sich vor allem fokussiert, um auch die<br />
Mittelstandskonditionen stärker zu spezifizieren und die Ratings einzuführen. Basel<br />
III ist eigentlich ein Instrument, um vor allem den Bankensektor zu stabilisieren.<br />
Zur Frage, wie sich die neuen Regulierungen auf die Konditionen auswirken werden:<br />
Es ist noch nicht alles hundertprozentig klar. Vielleicht können auch die Kollegen<br />
noch etwas dazu sagen. Unsere Kollegen gehen davon aus, dass sie sich nicht massiv<br />
auf die Finanzierunginstitutionen auswirken werden. Insofern ist das Bild, das wir<br />
derzeit zeichnen, relativ positiv. Auch im Umfeld dieser schwierigen europäischen<br />
Krise steht der deutsche Mittelstand ganz positiv da.<br />
Die KfW wird ihre Progr<strong>am</strong>me weiter fortsetzen. Wir sind 2013 bei leichten Wachstumszahlen<br />
von 2 bis 3 % im Bereich <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong>. Dies wird auch davon abhängen,<br />
wie sich die neue Regierung aufstellt und welche neuen Priorisierungen sie<br />
dort setzen wird. - Das wäre es erst einmal von mir.<br />
Vorsitzende:<br />
Vielen Dank. - Wir kommen zur Investitionsbank <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 31<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Herr Stenger, bitte.<br />
Herr Stenger (Investitionsbank <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg):<br />
Frau Vorsitzende! Meine D<strong>am</strong>en und Herren! Ich kann nahtlos daran anschließen.<br />
Die ILB ist auch eine Förderbank. Wir arbeiten im Wesentlichen im Hausbankenverfahren,<br />
das heißt, wir refinanzieren Banken, übernehmen aber zum Teil auch mit den<br />
Banken in der Region - Geschäftsbanken, Sparkassen und Volksbanken -, gemeins<strong>am</strong><br />
Kreditfinanzierung. Das bedeutet, wir bieten auch Konsortialfinanzierungen an.<br />
Der Großteil <strong>des</strong> Geschäftes läuft jedoch im Hausbankenverfahren. Insofern verfügen<br />
wir auch nicht über eine eigene Datenbasis, um die von Ihnen gestellten Fragen<br />
im Detail beantworten zu können.<br />
Wir haben eine schriftliche Stellungnahme eingereicht (Anlage 6). Darin sind einige<br />
der Aspekte genannt, die eben schon angesprochen worden sind. Wir sehen das im<br />
Grunde genommen ähnlich, die Eigenkapitalsituation, die gerade geschildert wurde,<br />
aber auch die Auswirkungen von Basel II.<br />
Ich möchte schwerpunktmäßig darauf eingehen, was die ILB tut. Sie hat in diesem<br />
Kreis eine besondere Funktion. Auf der einen Seite ist sie Geschäftsbesorger <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong>. Das heißt, sie wickelt die Gemeinschaftsaufgabe ab. Das ist ein Zuschussprogr<strong>am</strong>m,<br />
wie auch die verschiedenen Progr<strong>am</strong>me der Technologie- und die Beratungsförderung.<br />
Auf der anderen Seite hat die ILB auch eigene Kreditprodukte. Allerdings<br />
ist das im Kern der Brandenburg-Kredit <strong>für</strong> den Mittelstand, der im Hausbankenverfahren<br />
abgewickelt wird.<br />
Daneben sind wir natürlich auch im Beteiligungsgeschäft aktiv. Ebenfalls sehr wichtig<br />
- dies wurde eben bereits angesprochen -: Wir managen neun Eigenkapitalfonds im<br />
Lande, übrigens auch einen <strong>für</strong> die Sparkassenorganisation und einen Mezzanine-<br />
Fonds direkt bzw. auch über unsere Tochtergesellschaft BC, Brandenburg Capital.<br />
Sie hatten nach Zahlen gefragt. Wir haben insges<strong>am</strong>t ein Geschäftsvolumen von etwa<br />
einer Milliarde Euro im Land Brandenburg. Ein Viertel davon geht in KMU-<br />
Finanzierungen, wobei wir dabei den KMU-Begriff der EU-Kommission unterstellt<br />
haben. Es gibt ja verschiedene KMU-Begriffe, insofern muss man sehr vorsichtig<br />
sein, welche Zahlen man miteinander vergleicht. Wir haben in den letzten Jahren im<br />
Schnitt immer 50 Millionen per anno neu bewilligt. Einen leichten Einbruch hatten wir<br />
2012. Eine sehr gute Nachfrage haben wir jetzt wieder im ersten Halbjahr 2013. Ich<br />
denke, dass dies im Wesentlichen konjunkturell bedingt ist. Aber die Inanspruchnahme<br />
dieser Förderprodukte der KfW und der ILB im Hausbankenverfahren hängt natürlich<br />
sehr stark davon ab, wie die Kreditgewährungsbereitschaft im Bankensektor<br />
ist, denn es sind Refinanzierungskredite <strong>für</strong> die Banken mit der Auflage, die zinsgünstigen<br />
Konditionen weiterzugeben. Natürlich ist mit diesen Krediten auch eine<br />
bestimmte Marge <strong>für</strong> die Geschäftsbanken, die Sparkassen und Volksbanken verbunden<br />
und wir können immer wieder nur appellieren, dass diese Produkte auch
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 32<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
eingesetzt werden.<br />
Sie hatten ebenfalls gefragt, was sich die Einzelnen <strong>für</strong> die Zukunft vorstellen und<br />
welche geschäftspolitischen Beiträge oder Ansätze es gibt. Bei uns ist ein ganz großes<br />
Thema: Die Haushaltsmittel <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> werden immer knapper, EU-, Bun<strong>des</strong>und<br />
Lan<strong>des</strong>mittel. So sind wir schon seit etwa zehn Jahren dabei, sukzessive ein<br />
eigenes Kreditportfolio, ein eigenes Kredit- bzw. Beteiligungsgeschäft aufzubauen,<br />
natürlich im Rahmen der Risikopolitik der ILB. Wir wollen das in Zukunft auch fortsetzen<br />
und die Brandenburg-Kredit-F<strong>am</strong>ilie im Bereich Innovationsfinanzierung weiter<br />
ausbauen. Wir wollen aber auch mit da<strong>für</strong> sorgen, dass es eine verbesserte Information<br />
<strong>für</strong> darlehensbasierte Förderprogr<strong>am</strong>me gibt. Die KfW hat eine große Initiative<br />
„Bankendurchleitung (BDO) 2.0“ gestartet. Das haben wir auch schon mit den Sparkassen<br />
besprochen. Wir sind übrigens in Brandenburg auch Durchleitungsinstitut <strong>für</strong><br />
die Sparkassen, also zwischen KfW und Sparkasse ist noch die ILB als Durchleitungsinstitut<br />
geschaltet und hat dort eine Beratungs- und Betreuungsfunktion <strong>für</strong> die<br />
Sparkassen hier in der Region.<br />
Wir wollen unter gewerbliches Konsortialgeschäft, das letztendlich eine Risikoteilung<br />
mit dem Hausbankensektor zum Inhalt hat, weiter ausbauen. Ich denke, das ist vor<br />
dem Hintergrund der neuen Risikosteuerungsmöglichkeiten oder Eigenkapitalbedingungen,<br />
die die Banken einhalten müssen, auch ein ganz wichtiges Instrument.<br />
Im gleichen Kontext sehen wir auch die Bereitstellung langfristiger Refinanzierungsmittel<br />
<strong>für</strong> Banken. Es ist heute ein Problem in der Unternehmensfinanzierung, dass<br />
die Kreditlaufzeiten immer kürzer werden, wenn die Banken keine entsprechenden<br />
Refinanzierungsmittel haben. Dies ist natürlich bei Instituten wie den Volksbanken<br />
und Sparkassen, die über Primärliquidität verfügen, anders zu betrachten als bei den<br />
Geschäftsbanken.<br />
Wir wollen langfristige Refinanzierungsmittel <strong>für</strong> die Hausbanken, auch <strong>für</strong> die Mittelstandsfinanzierung<br />
bereitstellen - im Wege der Einzelfinanzierung und der globalen<br />
Darlehen. Wir haben uns auch mit dem <strong>Wirtschaft</strong>sministerium verständigt, dass wir<br />
als ILB dort, wo europäische Mittel anstelle von Zuschüssen in Form von Eigenkapitalinstrumenten<br />
oder Darlehensfonds, also in Form revolvierender Fonds; eingesetzt<br />
werden sollen, auch die sogenannte nationale Kofinanzierung bereitstellen wollen,<br />
natürlich alles im Rahmen der Risikopolitik der ILB.<br />
Neben den Strukturfonds, die wir als Bewilligungsbehörde abwickeln, und als<br />
Fondsmanager <strong>für</strong> die revolvierenden Fonds versuchen wir natürlich auch, die weiteren<br />
Möglichkeiten, die die EU-Kommission außerhalb der Strukturfonds bietet, einzusetzen.<br />
Aktuell ist dies das Risc Sharing Instrument, das über den IFE abgewickelt<br />
wird. Dort sind wir in einer Initiative gemeins<strong>am</strong> mit der Bürgschaftsbank dabei und<br />
wollen unsere Brandenburg-Kredit-F<strong>am</strong>ilie auch mit einer Haftungsfreistellung unterlegen.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 33<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
In Zukunft wird es in der neuen Progr<strong>am</strong>mperiode neue Instrumente auf der EU-<br />
Ebene geben. Das sind die Progr<strong>am</strong>me „CoSME“, „HORIZON 2020“ und „Creative<br />
Europe“ <strong>für</strong> die Kreativwirtschaft. Auch dort werden wir versuchen, Darlehensgarantiefonds<br />
- oder je nach dem, was die Progr<strong>am</strong>mbedingungen darstellen lassen -,<br />
neue Fonds auch außerhalb der Strukturfondsmittel aufzulegen. Wir werden sehen,<br />
inwieweit und das gelingt. Wir sind auch im Land Brandenburg ein wichtiger Partner<br />
der Europäischen Investitionsbank. Über unser Haus sind insges<strong>am</strong>t - nicht nur <strong>für</strong><br />
die Mittelstandsförderung, sondern <strong>für</strong> alle Fondsbereiche - über 2 Milliarden Euro<br />
IFE-Mittel nach Brandenburg geflossen. Wir haben Rahmenverträge über<br />
800 Millionen Euro in Vorbereitung, aktuell auch einen über 100 Millionen <strong>für</strong> die Medienwirtschaft.<br />
Man muss natürlich schauen, inwieweit wir dann tatsächlich auch in<br />
der Lage sind, diese Mittel im Aktivgeschäft umsetzen zu können. Das ist die geschäftspolitische<br />
Ausrichtung <strong>für</strong> die Zukunft.<br />
Sie hatten auch nach den Forderungen an die Lan<strong>des</strong>politik gefragt. Für uns sind<br />
natürlich, wie <strong>für</strong> andere Banken auch, die ganzen regulatorischen Anforderungen,<br />
die immer enger werden, durchaus ein Problem. Sie sind <strong>für</strong> global tätige Banken<br />
gedacht, sie sind aber von Förderbanken - wir haben eine Banklizenz und werden<br />
wie jede andere Bank auch behandelt - genauso anzuwenden bzw. einzusetzen, und<br />
ich kann nur appellieren, dass dies von den Ländern über den Bun<strong>des</strong>rat und den<br />
Bund bis nach Brüssel oder wohin auch immer zu adressieren ist und Einfluss darauf<br />
genommen wird, dass diese Regulierung, die Tätigkeit der Förderbanken nicht stranguliert<br />
wird. - So viel zunächst von meiner Seite.<br />
Vorsitzende:<br />
Vielen Dank. - Für den Genossenschaftsverband Herr Schneider.<br />
Herr Schneider (Genossenschaftsverband e. V.):<br />
Vielen Dank. - Frau Vorsitzende! Für die Volks- und Raiffeisenbanken, die hier im<br />
Land Brandenburg tätig sind, möchte ich ebenfalls kurz zu den Punkten Stellung<br />
nehmen. Die geschäftliche Entwicklung bei uns war auch <strong>für</strong> die Finanzierung <strong>des</strong><br />
Mittelstan<strong>des</strong> sehr gut. Wir haben in den letzten Jahren Wachstumsraten im gewerblichen<br />
Geschäft von deutlich über 5 %, im ersten Halbjahr <strong>des</strong> Jahres 2013 sogar<br />
6 % erzielt. Das zeigt, dass es keinen Finanzierungsnotstand gibt und alle Finanzierungswünsche<br />
berücksichtigt werden konnten. Wenn ich etwas tiefer hineinschaue,<br />
dann sind die Schwerpunkte <strong>des</strong> Wachstums die wirtschaftliche Branche, aber auch<br />
der Dienstleistungssektor.<br />
Sie hatten in der Anfrage auch die Frage gestellt: Woran liegt es, dass zum Teil Ablehnungen<br />
stattfinden? Ablehnungen finden statt, wenn es kein schlüssiges Unternehmenskonzept<br />
gibt. Ein zweiter Grund ist sicherlich, wenn die Eigenkapitalausstattung<br />
unterdurchschnittlich ist. Wir hatten noch einmal nachgeschaut. Bei der letzten<br />
Umfrage der Creditreform im März 2013 war es bereits so, dass die KMUs hier in
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 34<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Brandenburg bei den kleineren Unternehmensgruppen deutlich unterdurchschnittlich<br />
kapitalisiert sind. Das wurde vorhin bereits angesprochen. Deshalb ist es sachgerecht,<br />
dass man die Fördermaßnahmen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>, die Verbesserung der Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
mit der Kreditwirtschaft, aber auch die Bürgschaften weiter fortführt, dass<br />
man aber vielleicht auch darüber nachdenkt, gezielte Förderprogr<strong>am</strong>me <strong>für</strong> Eigenkapitalhilfe<br />
oder Ähnliches aufzulegen, um noch einmal die Eigenkapitalausschüttung<br />
etwas zu fördern, denn dies ist eine wesentliche Voraussetzung <strong>für</strong> die Kreditgewährung,<br />
auch in Blickrichtung auf Basel III.<br />
Ich würde mich bezüglich der Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise im<br />
Grunde auch den Vorrednern anschließen. Materiell gab es keine wesentlichen<br />
Hemmnisse. Das sieht man auch an den Wachstumsraten. Regulatorisch hat sich die<br />
Welt allerdings in den letzten zwei, drei Jahren massiv verändert. Daher wäre meine<br />
Bitte, dass Sie auf der EU-Ebene schauen, dass die Regulierung, wie Herr Stenger<br />
schon sagte, keine Strangulierung wird. Denn es stellt sich schon die Frage, ob Institute<br />
mit 300, 400 oder 500 Millionen Euro Bilanzsumme genauso reguliert werden<br />
müssen wie Banken mit mehreren Billionen, die systemrelevant sind auf europäischer<br />
Ebene.<br />
Dabei spielen bestimmte Themen eine Rolle. Sie müssen eine bestimmte Organisation<br />
vorhalten. Diese wird von der Bankenaufsicht vorgegeben. Dieser Aufwand wird<br />
immer mehr, und er wird irgendwann vielleicht auch zur Existenzfrage. Das kann<br />
nicht Zielsetzung sein. Zielsetzung, auch der Politik, muss es doch sein, Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> mittelständische Strukturen sowohl <strong>für</strong> die gewerbliche <strong>Wirtschaft</strong> als<br />
auch <strong>für</strong> den Finanzdienstleistungssektor zu erhalten. Daher unsere Bitte: Bei den<br />
Themen auf europäischer Ebene, der Umsetzung von Basel III, sollte man aus unserer<br />
Sicht die Anforderung „Abhängigkeit von der Komplexität <strong>des</strong> Geschäftsmodells“<br />
stellen und nicht so sehr einen „One size fits all“-Ansatz fahren.<br />
Der zweite Punkt, den ich noch explizit ansprechen möchte, ist das neue Abrechnungssystem<br />
<strong>für</strong> Banken, das zurzeit auf der EU-Ebene diskutiert wird. Dort ist eine<br />
Möglichkeit, dass die Sicherungseinrichtungen im Rahmen eines Haftungsverbun<strong>des</strong><br />
EU-weit zus<strong>am</strong>mengelegt werden. Aufgrund unserer Erfahrungen, die wir bisher mit<br />
unserer Einrichtung gemacht haben - gerade auch in den Neunzigerjahren, wo in den<br />
neuen Bun<strong>des</strong>ländern Sanierungslagen entstanden sind und weiterhin mittelständische<br />
Strukturen erhalten werden konnten und eben keine Abwicklungen stattgefunden<br />
haben -, unsere Bitte, sich auf der EU-Ebene auch diese Themen, <strong>für</strong> die Proportionalität<br />
der Regulierung einzusetzen. - Vielen Dank. (Stellungnahme - Anlage 7)<br />
Vorsitzende:<br />
Vielen Dank. - So weit erst einmal in der ersten Runde. Da der Herr Minister gleich<br />
weg muss, gebe ich ihm jetzt das Wort, bevor wir in unsere Fragerunde eintreten.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 35<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Minister <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> und Europaangelegen Christoffers:<br />
Vielen Dank, Frau Vorsitzende. - Vielen Dank, meine Herren. Sie hatten auch zwei<br />
oder drei Fragen an die Lan<strong>des</strong>regierung gestellt, die ich gern, bevor ich gehe, noch<br />
zu beantworten versuchen möchte.<br />
Das Erste: Wir setzen uns da<strong>für</strong> ein, dass die Frage der Systemrelevanz von Banken<br />
und Finanzinstitutionen so geregelt wird, dass tatsächlich nur systemrelevante Banken<br />
der europäischen Regulierung unterliegen. Diese Problematik spielt in mehreren<br />
Diskussionen und Gremien eine Rolle. Wir werden sehen, wie die endgültigen Entscheidungen<br />
dazu ausgehen.<br />
Zur Frage der Eigenkapitalstärkung: Bei der gegenwärtigen Erarbeitung <strong>des</strong> neuen<br />
EFRE-OPs werden wir im Schwerpunkt 2, Stärkung der KMU, zus<strong>am</strong>men mit der ILB<br />
weitere eigenkapitalstärkende Instrumente auflegen und gemeins<strong>am</strong> umsetzen. Wir<br />
unterstützen auch die Bürgschaftsbanken bei dem Versuch, der hoffentlich mit Erfolg<br />
endet, das Bürgschaftssystem seitens der EU so zu verschärfen, dass nicht ausgerechnet<br />
der kleine Mittelstand davon Nachteile haben würde. Insofern gibt es dabei<br />
eine bestimmte Deckungsfähigkeit, auch der Auffassungen. Wir werden versuchen,<br />
dies zus<strong>am</strong>men mit Partnern aus anderen Ländern mehrheitsfähig zu machen.<br />
Vorsitzende:<br />
Vielen Dank. - Die Fragerunde ist freigegeben. Ich hatte vorhin gesagt, wir teilen es<br />
in zwei Gruppen auf. Die zweite Runde folgt gleich. Insofern erst einmal eine erste<br />
Fragerunde. Ich sehe jetzt aber im Moment keine Wortmeldung, <strong>des</strong>halb setzen wir<br />
fort. Ich bitte Herrn Werner <strong>für</strong> die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsd<strong>am</strong> um<br />
sein Statement.<br />
Herr Werner (Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsd<strong>am</strong>):<br />
Vielen Dank - Wir haben nun schon einiges von den Kollegen gehört. Es ist immer<br />
das Problem, dass man vieles wiederholen muss. Ich möchte mich <strong>des</strong>halb stärker<br />
auf unsere Sparkasse konzentrieren. Die <strong>MB</strong>S ist eine große Sparkasse. Wir decken<br />
in Brandenburg ungefähr 40 bis 45 % <strong>des</strong>sen ab, was die Sparkassen insges<strong>am</strong>t im<br />
Land erarbeiten. Wir sind als Sparkassen in Brandenburg Mittelstandsfinanzierer<br />
Nummer eins. Das hängt ganz einfach mit unserer Struktur zus<strong>am</strong>men. Man muss<br />
dazu wissen, dass wir durch die Trägerschaft durch die Kommunen eine sehr enge<br />
regionale Verankerung haben.<br />
Wir sind durch das Regionalprinzip auf unsere Region beschränkt. Von dieser Seite<br />
müssen wir unser Wohl und Wehe, unsere Geschäfte in der Region auch erwirtschaften.<br />
Wir sind nicht in der Lage, dorthin zu gehen - wie das vielleicht bei großen Banken<br />
der Fall ist -, wo die attraktiven Metropolen sind - sprich: nach H<strong>am</strong>burg, München<br />
oder sonst wohin -, sondern wir müssen unser Geld, das wir von unseren Kun-
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 36<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
den hier als Anlagen erhalten, auch wieder in der Region anlegen. Insofern sind es<br />
die Sparkassen - sicherlich ähnlich wie die Genossenschaftsbanken, das kann man<br />
bestätigen -, die Banken und Institute, die den <strong>Wirtschaft</strong>skreislauf in besonderer Art<br />
und Weise fördern.<br />
Ich finde es gut, dass diese Anhörung stattfindet, da sie die Möglichkeit gibt, deutlich<br />
zu machen, dass es zwar eine Diskrepanz zwischen der Einlagenhöhe auf der einen<br />
Seite - bei uns sind es über 8 Milliarden Euro - und auf der anderen Seite dem Kreditvolumen<br />
gibt, bei uns im Hause derzeit rund 4,5 Milliarden Euro. In der Tat stellt<br />
sich die Frage: Woher kommt diese Diskrepanz und weshalb ist sie da? Geben die<br />
Sparkassen genügend Kredite? Dazu möchte ich anhand unseres Hauses deutlich<br />
machen, dass wir in den letzten Jahren ganz erheblich Kredite vergeben haben: an<br />
den Mittelstand, an kleine und mittlere Unternehmen. So ist unser Volumen von einer<br />
Milliarde im Jahr 2008 auf jetzt 1,5 Milliarden Euro angewachsen, also in vier Jahren<br />
um rund 50 % angestiegen. 50 % Wachstum in vier Jahren ist mehr, als je<strong>des</strong> Bruttoinlandsprodukt<br />
verzeichnen kann. Hätten wir solche Wachstumsraten in Deutschland,<br />
dann wäre das vom Bruttoinlandsprodukt her fast so wie in China. Das heißt, hier<br />
zeigt sich sehr deutlich, dass die <strong>MB</strong>S - dies gilt gleichermaßen <strong>für</strong> alle Sparkassen<br />
in Brandenburg - ihrer Verantwortung als Kreditversorger <strong>für</strong> Mittelstand, Handwerk<br />
und Handel, <strong>für</strong> Kleinunternehmen nachkommt. Unsere Neuzusagen allein im Jahr<br />
2011 lagen bei 388 Millionen Euro und 2012 bei 416 Millionen Euro - also schon sehr<br />
ordentliche Beträge.<br />
Wir haben auch in der Finanzmarktkrise zu unserer Verantwortung gestanden. Ich<br />
habe einige Fälle mitgebracht, deren N<strong>am</strong>en ich nicht nennen kann, aber von Unternehmen,<br />
die in die Krise hineingerutscht sind und bei denen wir deutlich machen<br />
können, dass wir sie durch unsere Aufrechterhaltung von Kreditlinien und Kreditmitteln<br />
vor einer Insolvenz bewahrt und d<strong>am</strong>it Arbeitsplätze gesichert haben, wo es vielleicht<br />
ansonsten hätte Kreditkündigungen geben können.<br />
Thema Existenzgründung, denn das ist immer die Frage, wenn man Unternehmensgründungen<br />
sieht. Es gibt auch viele Unternehmen, die neu gegründet werden. Hier<br />
ist insbesondere von Bedeutung, dass Existenzgründer nicht nur ermutigt werden,<br />
sondern dass wir ein Gründungsklima bekommen, dass sie den Mut haben, ein neues<br />
Unternehmen aufzubauen. Dies braucht finanzielle Begleitung, und ich bin sehr<br />
froh, dass wir ein funktionieren<strong>des</strong> Netzwerk haben mit ILB, aber vor allem auch mit<br />
der Bürgschaftsbank und anderen Institutionen. Unsere Sparkasse, federführend<br />
aber auch beispielsweise die Sparkasse Schwedt und weitere Sparkassen in Brandenburg,<br />
haben gemeins<strong>am</strong> eine Sparkassen-Unternehmensbeteiligungsgesellschaft<br />
gegründet, die in der Lage ist, Unternehmen Eigenkapital zur Verfügung zu stellen,<br />
um notwendige investive Maßnahmen d<strong>am</strong>it zu begleiten, denn - es wurde eben das<br />
Thema Eigenkapital angesprochen - wir stellen durch Untersuchungen unseres<br />
Deutschen Sparkassen- und Giroverban<strong>des</strong> zwar fest, dass die Eigenkapitalquote<br />
der Unternehmen gestiegen ist. Sie ist auch in Ostdeutschland interessanterweise<br />
besser als in Westdeutschland; auch das ist interessant. Aber sie ist sicherlich bei
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 37<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
kleinen Unternehmen geringer als bei großen Unternehmen, und wir haben bei Existenzgründungen<br />
sicher das Thema, dass dort das Thema Eigenkapital ein ganz wichtiges<br />
ist.<br />
Dabei helfen wir mit der Unternehmensbeteiligungsgesellschaft mit, dort Eigenkapital<br />
<strong>für</strong> eine befristete Zeit zur Verfügung zu stellen. Das tun wir auch in Kooperation mit<br />
den Förderprogr<strong>am</strong>men. Wir kennen den Gründerpreis der Deutschen Sparkassenorganisation.<br />
Dabei geht es um das Thema Gründerklima. Es geht nicht nur darum,<br />
Fördermittel aufzulegen, sondern auch darum, die Menschen zu ermutigen und zu<br />
ertüchtigen, Gründungen anzugehen, und ansonsten gibt es eine enge Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
in diesem Netzwerk der Institute untereinander.<br />
Wir haben hier in Brandenburg keine Kreditklemme. Das heißt nicht, dass jeder Kreditwunsch<br />
genehmigt wird. Das ist aber auch ganz natürlich, weil wir auch eine Verantwortung<br />
haben. Wir haben eine Verantwortung <strong>für</strong> das Geld, das uns unsere Sparer<br />
anvertraut haben. Insofern müssen wir sorgfältig und verantwortungsbewusst<br />
d<strong>am</strong>it umgehen, denn unsere Sparer wollen ihr Geld wieder zurückhaben.<br />
Außerdem haben wir eine Verantwortung gegenüber den Unternehmen. Wir können<br />
einen Unternehmer nicht in ein Wagnis hineinlaufen lassen auf das Risiko, dass er<br />
nachher sein Geld verliert, und dann so tun, als wäre alles bestens gewesen. Das<br />
heißt, wir können solche Vorhaben gern unterstützen - dies tun wir auch -, die betriebswirtschaftlich<br />
sinnvoll sind.<br />
Ich möchte noch auf eines hinweisen, da die Frage ebenfalls von Ihnen gestellt wurde:<br />
Überlegungen an den Gesetzgeber. Wir halten das Regionalprinzip <strong>für</strong> ein wichtiges<br />
Ordnungskriterium <strong>für</strong> die deutschen Sparkassen, wir sind aber auch der Auffassung,<br />
dass dieses Prinzip gleichermaßen ausgelegt werden soll, und stellen fest,<br />
dass es im Land Brandenburg sehr konservativ interpretiert wird, völlig anders als<br />
selbst im Nachbarland Berlin, in Sachsen-Anhalt, Sachsen oder an anderer Stelle,<br />
geschweige denn in Nordrhein-Westfalen.<br />
Was wichtig ist, auch, um größere finanzielle Vorhaben durch die Sparkassenumsetzung<br />
zu begleiten - wäre meine Vorstellung -, dass die <strong>MB</strong>S auch ein Kooperationspartner<br />
anderer Sparkassen hier im Bun<strong>des</strong>land ist. Das heißt, wenn Kreditwünsche<br />
größeren Maßes in Schwedt an anderer Stelle anstehen, dass wir uns zus<strong>am</strong>mentun<br />
können, um ein solches Vorhaben im Konsortialkreditverfahren abzuwickeln. Das ist<br />
aber derzeit nicht möglich, weil das Regionalprinzip hier Grenzen aufzeigt. Es ist<br />
auch nicht möglich, Verbundeinrichtungen der Deutschen Sparkassenorganisation zu<br />
finanzieren. In anderen Bun<strong>des</strong>ländern ist dies möglich.<br />
Auf die anderen Themen, wie zum Beispiel die Frage der Anforderungen von Basel<br />
III, Auswirkungen auf die Unternehmerschaft, die Auswirkungen auf kleine und<br />
mittlere Sparkassen oder Banken durch die Regulierung, sind bereits andere Kollegen<br />
eingegangen. Das möchte ich mir ersparen. Ich möchte zum Schluss noch fest-
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 38<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
halten, dass sich die Sparkassen ihrer Verantwortung stellen. Eine Zahl noch von der<br />
<strong>MB</strong>S, d<strong>am</strong>it würde ich schließen. Ich habe einmal zus<strong>am</strong>mengezählt, wie viele Mittel<br />
wieder in die Region zurückfließen, denn eine Ihrer Fragen war: Was wird über das<br />
Kreditgeschäft hinaus seitens der Sparkassen noch alles unternommen? Für unser<br />
Haus kann ich sagen, dass es in jedem Jahr 150 Millionen Euro sind, die wir wieder<br />
in den <strong>Wirtschaft</strong>skreislauf hineingeben, nicht durch Kredite - ich hatte eben gesagt,<br />
wie viel das ist -, sondern es sind 54 Millionen Euro Steuern, die wir zahlen, und<br />
10 Millionen Ausschüttung an unsere Träger, die wir ebenfalls in jedem Jahr zahlen.<br />
Es sind über 4 Millionen Euro Spenden und Sponsoring-Maßnahmen an über<br />
900 Vereine und Institutionen, das sind Investitionen in der Größenordnung von in<br />
der Regel 5 Millionen Euro jährlich, und es sind 80 Millionen Euro Personalaufwendungen,<br />
Zahlungen an unsere Mitarbeiter(innen). Wir haben 1 700 Mitarbeiter(innen)<br />
und über 110 Auszubildende. Wir haben unsere Ausbildungsquote angesichts der<br />
ges<strong>am</strong>ten Thematik erhöht. Früher hatten wir einmal 35 Auszubildende im Jahr, jetzt<br />
haben wir die Zahl auf 45 erhöht und in der Summe über 110 Auszubildende. Wir<br />
sehen uns hier in einer großen sozialen und gesellschaftspolitischen Verantwortung,<br />
und wir werden dieser Aufgabe auch sehr gerecht. - Vielen Dank.<br />
Vorsitzende:<br />
Ich danke Ihnen. - Nun in Vertretung <strong>für</strong> die Sparkasse Oder-Spree Herr Klein als<br />
Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Schwedt, bitte.<br />
Herr Klein (Sparkasse Schwedt):<br />
Vielen Dank. - Die Stadtsparkasse Schwedt ist unter den brandenburgischen Sparkassen<br />
sozusagen das Kontrastprogr<strong>am</strong>m zur <strong>MB</strong>S und umfasst circa 5 % der Größe<br />
der <strong>MB</strong>S. Wir ziehen trotzdem <strong>am</strong> gleichen Strang. Ich möchte auch die Aspekte, die<br />
bereits genannt wurden, nicht wiederholen, sondern nur noch einmal unterstreichen.<br />
Der erste Punkt: Die Kreditklemme gibt es ganz sicher nicht, ganz im Gegenteil: Die<br />
Vergabe von Krediten, auch an Mittelständler, ist ein ausgesprochenes Wettbewerbsgeschäft,<br />
und aus Sicht einer kleinen Sparkasse ist es auch so, dass der Bürgermeister,<br />
der Träger, die Kommunalpolitik größten Wert darauf legen, dass wir hier<br />
aktiv sind.<br />
Der zweite Punkt in diesem Zus<strong>am</strong>menhang ist, dass die Mittel - das war Ausgangspunkt<br />
einer Frage -, die die Sparkasse aus ihren Einlagen im Moment nicht im Kreditgeschäft<br />
unterbringen kann - dabei ist die Relation in Schwedt ähnlich wie bei der<br />
<strong>MB</strong>S -, zwangsläufig <strong>am</strong> Kapitalmarkt angelegt werden müssen. Wenn Staatsanleihen<br />
heute die Bun<strong>des</strong>republik, das Land Brandenburg mit weniger als 2 % rentieren,<br />
dann ist das ein freudloses Geschäft. Man kann auch sagen, es ist ein unbezahltes<br />
Risiko. Schon <strong>des</strong>wegen wird jeder Banker sehr interessiert daran sein, sein Geld im<br />
Kundenkreditgeschäft unterzubringen. Oder anders gesagt:
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 39<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
(Henschke [DIE LINKE]: So erklären sich 50 %!)<br />
- So erklären sich nicht 50 %, ich komme gleich noch zur Quintessenz. - Für eine<br />
Kreditvergabe muss aber auch eine Kreditnachfrage vorhanden sein, und dazu hilft<br />
auch ein Blick auf die Historie. Ich bin seit 1990 bei der Stadtsparkasse Schwedt und<br />
bin aus Westfalen dorthin gekommen. Die Stadtsparkasse Schwedt hatte 1990 ein<br />
gewerbliches Kreditgeschäft von 700 000 Mark der DDR. Wir sind also, wie alle anderen<br />
brandenburgischen Sparkassen, praktisch mit Null gestartet. Wenn man dann<br />
noch die Wachstumsraten vergleicht, die auch Herr Werner schon angesprochen hatte,<br />
im Verhältnis zu den Wachstumsraten in den alten Ländern, dann sieht man, dass<br />
wir im Kreditgeschäft durchaus unseren Mann stehen.<br />
Bei den Zahlen ist immer auch eines zu bedenken: Es gibt in erheblichem Maße immer<br />
noch offene Kreditzusagen. Wir haben insges<strong>am</strong>t ein Kreditvolumen von<br />
180 Millionen Euro, und es gibt im Moment nicht ausgezahlte Darlehen in Höhe von<br />
26 Millionen Euro, nicht in Anspruch genommene Kreditlinien von Gewerbetreibenden<br />
und Firmen von 15 Millionen plus 5 Millionen Linien <strong>für</strong> Garantien und Bürgschaften<br />
sowie 15 Millionen von nicht in Anspruch genommenen Dispositionskrediten von<br />
Privatkunden. Das heißt, wir sind jederzeit Stillhalter in der Option, dass Kunden<br />
Kreditmittel in Höhe von etwa 50 Millionen Euro abrufen.<br />
Zum Regionalprinzip wäre noch zu sagen: Wenn man sich Nordrhein-Westfalen anschaut<br />
- was Herr Werner getan hat -, ist die Regelung dort so, dass es heißt: Die<br />
Sparkassen haben ihr Kreditgeschäft schwerpunktmäßig in ihrem Geschäftsgebiet zu<br />
betreiben. Es steht noch etwas mehr darin, aber das ist die Essenz. Wenn man es<br />
auf den Punkt bringt und sieht zum Beispiel Westfalen als Landstrich, so ist dort die<br />
Höhe der Einlagen und der Kredite nahezu ausgewogen - was nicht der einzige<br />
Grund <strong>für</strong> das Regionalprinzip ist, aber um ein Schlaglicht darauf zu werfen, dass die<br />
Prägungen, die wir jetzt in Brandenburg haben, nicht sachgerecht sind.<br />
Vorsitzende:<br />
Danke schön. - Wir kommen zum Bun<strong>des</strong>verband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften.<br />
Wer spricht von Ihnen beiden? - Herr Dr. Stefanovic, bitte schön.<br />
Herr Dr. Stefanović (Bun<strong>des</strong>verband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften):<br />
Heute Morgen habe ich als Geschäftsführer der Bürgschaftsbank Brandenburg gesprochen,<br />
jetzt ist es der BVK, der Bun<strong>des</strong>verband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften.<br />
Dort sind die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften als eine<br />
Gruppe vertreten, und als Geschäftsführer einer davon, Berlin-Brandenburg, bin ich<br />
dort der Fachgruppenleiter im Vorstand und werde jetzt die Finanzierung lediglich<br />
von der Eigenkapitalseite beleuchten.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 40<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Im Bun<strong>des</strong>verband gibt es circa 200 Beteiligungsgesellschaften, die sich dort vers<strong>am</strong>meln.<br />
Das sind nahezu alle, die es in Deutschland gibt. Davon sind drei aus<br />
Brandenburg - d<strong>am</strong>it man eine Vorstellung hat. Alle zus<strong>am</strong>men investieren ungefähr<br />
in 1 000 Unternehmen pro Jahr. 2012 waren es neu knapp 6 Milliarden Euro. Zum<br />
Vergleich: In Brandenburg waren es in den letzten fünf Jahren gut 200 Millionen. Sie<br />
merken, wir müssen schon fünf Jahre nehmen, d<strong>am</strong>it die Zahl ansehnlich wird. In<br />
Brandenburg sind es zwischen 20 und 30 Millionen Euro. Die Gesellschaften, die hier<br />
ansässig sind, sind einmal die ILB mit Brandenburg Capital und den verschiedenen<br />
Fonds, zum anderen Hasso Plattner Ventures, die sich ausschließlich auf das Thema<br />
Venture Capital konzentrieren, und die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft mit<br />
dem Brandenburger Teil. Wir bringen zus<strong>am</strong>men diese circa 15 bis 30 Millionen neuen<br />
Investitionen jährlich. Alle Beteiligungsgesellschaften in Deutschland haben<br />
5 000 Unternehmen im Bestand, davon ungefähr die Hälfte bei den <strong>MB</strong>Gen, und diese<br />
Firmen beschäftigen immerhin eine Million Mitarbeiter, also so wenig auch nicht.<br />
Um Ihnen diese breite Spanne zu beschreiben: Es reicht von den Venture Capital,<br />
den jungen, technologieorientierten Unternehmen, die zugegebenermaßen die spannendsten<br />
sind, wenn es um Potenziale, aber auch um Risiken geht. Das ist der<br />
spannendste und dünnste Teil dieser Aktivitäten. Außerdem gibt es Expansionsfinanzierungen,<br />
Nachfolgeregelungen, und es gibt einen Bereich, Mezzanine, also etwas<br />
zwischen Eigenkapital und Kredit, aber Eigenkapital-gewertet, in der Regel stille Beteiligungen.<br />
Dabei sind insbesondere die mittelständischen Beteiligungsgesellschaften<br />
aktiv, aber auch Brandenburg Capital hat min<strong>des</strong>tens einen Fonds dieser Art.<br />
Um die volkswirtschaftliche bzw. die Bedeutung <strong>für</strong> die Finanzierung <strong>des</strong> Mittelstands<br />
nochmals zu beleuchten: Wir haben bereits gehört, die Kreditinstitute erwarten eine<br />
bestimmte Eigenkapitalquote. Bevor man Kredite gibt, fragt man: Was haben Sie<br />
selbst dazu beizutragen? Diese Eigenkapitalquote st<strong>am</strong>mt von den Gesellschaftern,<br />
natürlich häufig im Mittelstand inhabergeführten Betrieben, aber sie kann auch von<br />
außen besorgt werden. Das ist dann die Beteiligungsfinanzierung von Dritten. Sie ist<br />
aber das Fund<strong>am</strong>ent <strong>des</strong> Finanzierungsgebäu<strong>des</strong>. Wenn wir nicht mit Fund<strong>am</strong>enten<br />
loslegen, werden wir nicht bis zum Dach kommen, das ist mehrfach angeklungen und<br />
gefordert worden, dass sich der Staat dort engagiert, was er durchaus an den verschiedensten<br />
Stellen tut.<br />
Um Ihnen heute eine gute neue Nachricht zu verkünden: In dieser Woche werden<br />
wahrscheinlich alle mittelständischen Beteiligungsgesellschaften in Deutschland den<br />
Vertrag zur Verwaltung <strong>des</strong> Mikromezzanine-Fonds Deutschland unterschreiben. Das<br />
sind <strong>für</strong> die nächsten zwei Jahre 35 Millionen Euro bun<strong>des</strong>weit, die - jetzt kommt das<br />
Besondere - in Brandenburg wahrscheinlich - wir haben eben gehört, wir haben sehr<br />
viele kleine und Kleinstunternehmen - einen viel höheren Anteil als in anderen Bun<strong>des</strong>ländern<br />
haben, und das ist genau der Teil unserer Unternehmenslandschaft, der<br />
sehr wenig Eigenkapital hat. Trotz aller Anstiege, die es in den letzten Jahren gegeben<br />
hat, ist er immer noch niedrig. Deshalb antworten wir darauf mit einem Mikromezzanine-Fonds,<br />
das heißt, Beteiligungen ab 10 000 bis 50 000 Euro, gerade <strong>für</strong>
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 41<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
die Kleinst- und kleinen Unternehmen von 1 bis 50 Mitarbeiter. Diese Mittel, die<br />
35 Millionen, gibt es <strong>für</strong> ungefähr 30 Monate, das heißt, bis Ende 2015. Danach hoffen<br />
wir, dass die Mittel, die zur Hälfte aus dem EAP-Vermögen st<strong>am</strong>men und zur anderen<br />
Hälfte aus dem Europäischen Sozialfonds, neu aufgelegt werden mit<br />
100 Millionen Euro. Je besser wir es machen, <strong>des</strong>to größer ist die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass dann 100 Millionen kommen. Es ist ein „Windhundverfahren“, das heißt,<br />
die Ersten bekommen es. Also ist es durchaus denkbar, dass wir uns in Brandenburg<br />
- das wollen wir hoffen und auch, dass Sie diese gute Botschaft verbreiten - überproportional<br />
an dem Ganzen beteiligen.<br />
Wenn es darum geht, was proportional und überproportional ist: Brandenburg hat<br />
einen Bruttosozialproduktanteil an Deutschland von nur 2,2 %, jedoch einen Bevölkerungsanteil<br />
von circa 3,4 oder 3,5 %. Das bedeutet, wenn Sie sich fragen, wie kommt<br />
es, dass es mehr Einlagen als Kredite <strong>für</strong> das Gewerbe gibt, so ist dies einer der<br />
Gründe: Wir haben einfach viel mehr Menschen - auch wenn es tendenziell über die<br />
Zeit abnehmen wird -, die hier leben, auch jene, die im Ruhestand sind, als wir Gewerbebetriebe<br />
haben. Das ist ebenfalls ein Grund, auch wenn ich jetzt nicht aufgerufen<br />
bin zu erklären, warum die Sparkassen mehr Geld zur Anlage bekommen, als sie<br />
ausreichen. Aber das ist ein Grund, im ges<strong>am</strong>ten Bun<strong>des</strong>land, unabhängig vom Kreditinstitut,<br />
was wir durchaus zu beobachten bzw. zu bedenken haben.<br />
Das heißt, wenn wir von den 35 Millionen Euro mehr als 2,2 % aus diesem Mikromezzanine-Fonds<br />
bekommen, dann werden wir in der „Hitliste“ ganz vorn stehen,<br />
und ich würde mich freuen, wenn Sie uns alle darin unterstützen. -Vielen Dank. (Stellungnahme<br />
- Anlage 8)<br />
Vorsitzende:<br />
Vielen Dank auch an Sie. - Als Letzten in der Runde hören wir Herrn Dr. Hemmen<br />
vom Ostdeutschen Sparkassenverband, bitte.<br />
Herr Dr. Hemmen (Ostdeutscher Sparkassenverband):<br />
Meine D<strong>am</strong>en und Herren! Ich freue mich, dass ich den Reigen schließen darf. Um<br />
die Zus<strong>am</strong>menfassung an den Anfang zu stellen: Nach unserer Auffassung ist die<br />
Mittelstandsfinanzierung in Brandenburg in einer sehr guten Situation. Ich möchte<br />
kurz darstellen, warum wir das sehen.<br />
Zunächst ein ganz kurzer Blick in die Vergangenheit. Es ist nun schon einiges zur<br />
Finanzmarktkrise gesagt worden, aber man kann nicht oft genug betonen, dass wir<br />
<strong>des</strong>halb mit unseren Unternehmen gut durchgekommen sind, weil wir in Deutschland<br />
- anders als in den meisten anderen Ländern - einen dreigliedrigen Bankenmarkt haben,<br />
der sich im Wesentlichen in Sparkassen, Genossenschaftsbanken und private<br />
Kreditbanken gliedert.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 42<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Warum ist das so? Weil der Markt der Unternehmen in Deutschland anders ist als im<br />
übrigen Europa, weil wir einen sehr kleinteiligen Mittelstand haben, wobei Mittelstand<br />
sehr verschieden definiert wird, bei der Deutschen Bank sicher ganz anders als bei<br />
den Sparkassen. Aber die regional verankerten Institute mit ihrer intensiven Kundenkenntnis,<br />
weil sie eben kraft Gesetzes in ihrem Markt tätig sein müssen - Regionalprinzip,<br />
wie bereits gesagt wurde - sorgen auch da<strong>für</strong>, dass sie aufgrund ihrer Kundenkenntnis<br />
ihre Kunden nicht im Stich lassen müssen, wenn es eng wird, sondern<br />
ihnen, wie Herr Werner eindrucksvoll dargestellt hat, durch die Krise hindurchhelfen<br />
können.<br />
Die Statistiken zeigen auch, dass unsere Sparkassen in Brandenburg sehr intensiv<br />
an der Kreditvergabe beteiligt sind. Nun wurde bereits auch mehrfach auf die Frage<br />
eingegangen, warum von den Einlagen nicht 100 % als Kredite herausgegeben werden,<br />
sondern in Brandenburg nur ungefähr 50 %. Dies hat zwei Gründe: zum einen<br />
die Tatsache, dass wir in Brandenburg - wie auch in den übrigen ostdeutschen Bun<strong>des</strong>ländern<br />
- einen deutlich höheren Marktanteil bei den Einlagen haben von 49,3 %,<br />
während er im übrigen Deutschland deutlich darunter liegt. Der Einlagenbestand ist<br />
in den letzten fünf Jahren um knapp 15 % gewachsen. Wenn Sie sich dagegen einmal<br />
den Kreditbestand ansehen, so hat dieser in den letzten fünf Jahren um 38 % -<br />
also deutlich mehr als das Doppelte - zugenommen. Kredite an Unternehmen haben<br />
bei unseren Sparkassen um 40 % zugenommen. Kredite an Unternehmen ohne<br />
Selbstständige haben in den letzten fünf Jahren sogar um 91 % zugenommen. Das<br />
heißt, von Kreditklemme kann keine Rede sein, sondern es handelt sich um ein Problem<br />
der Nachfrage.<br />
Warum ist die Nachfrage geringer? Das liegt im Wesentlichen darin begründet, dass<br />
wir eine andere <strong>Wirtschaft</strong>sstruktur haben als in den westlichen Bun<strong>des</strong>ländern. Es<br />
gibt keine großen <strong>Wirtschaft</strong>szentren, in denen die entsprechenden Netze von Zulieferern<br />
und Dienstleistern verankert sind. Es liegt natürlich auch daran, dass hier eine<br />
Menge von Tochterunternehmen westdeutscher Konzerne ansässig sind, die ihre<br />
Geschäfte über die Hausbank, die dann häufig keine brandenburgische Sparkasse<br />
ist, abwickeln.<br />
Noch einige Zahlen zur Kreditentwicklung. Der Bestand ist immer ganz nett, aber<br />
was eigentlich interessiert, ist: Wie ist die Entwicklung gewesen? Welche Zuwächse<br />
hat es gegeben? Was wird an Krediten neu zugesagt? Wir haben uns einmal die letzten<br />
vier Jahre vorgenommen. Es begann 2009 mit 641 Millionen Euro - ich habe<br />
Ihnen das in der Grafik auf Seite 3 dargestellt (Anlage 9) -, und ist in diesem Jahr bis<br />
zum 30.06. auf 818 Millionen Euro Neuzusagen angestiegen, also wie gesagt: Keine<br />
Spur von Kreditklemme.<br />
Trotzdem gibt es Kreditanträge, die abgelehnt werden, das ist gar keine Frage. Die<br />
Verantwortung, auch gegenüber den Unternehmen, ist bereits betont worden. Sie ist<br />
uns auch vom europäischen Gesetzgeber ins St<strong>am</strong>mbuch geschrieben worden. Wir<br />
haben seit einiger Zeit die Verbraucherkreditrichtlinie und werden zukünftig eine wei-
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 43<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
tere Kreditrichtlinie <strong>für</strong> langfristige Kredite bekommen, und in beiden Richtlinien ist<br />
der Gedanke einer kreditnehmerfreundlichen Kreditvergabe so verankert, dass darin<br />
auch eine Verantwortung <strong>des</strong> Kreditinstituts zum Ausdruck kommt, niemandem einen<br />
Kredit zu geben, der ihn voraussichtlich nicht zurückzahlen kann. Das heißt, das ist<br />
nicht nur Eigeninteresse, sondern es ist auch Interesse eines Kreditnehmers, der<br />
dann im Einzelfall unter Umständen abgelehnt wird. Es gibt zwar keine Statistik darüber,<br />
wie und unter welchen Umständen Kreditanträge abgelehnt werden. Im Wesentlichen,<br />
sofern es sich um Gründungen handelt, kann man aber sagen, liegt es an<br />
den Unternehmenskonzepten, die dann im Zweifel nicht tragfähig sind. Auf der anderen<br />
Seite lässt sich auch sagen, dass sich die Unternehmenskonzepte in ihrer Qualität<br />
in den letzten Jahren deutlich verbessert haben.<br />
Noch ein kurzes Wort zur Eigenkapitalsituation. Es wurde bereits gesagt, die Quote<br />
in Brandenburg liegt bei 33,9 %. Das erstreckt sich bei den einzelnen Sparkassen in<br />
deren Geschäftsgebieten zwischen 30 und 44 %. Sie sehen also die relativ große<br />
Divergenz dazwischen. Wenn man sich auf der anderen Seite vor Augen hält, wie<br />
das vor fünf Jahren ausgesehen hat, so lag sie noch zwischen 22 und 39 % - also<br />
eine deutliche Verbesserung, wenn auch noch nicht ideal.<br />
Kurz zu Basel III. Nach unserer Auffassung ist Basel III kein Hindernis <strong>für</strong> die Unternehmensfinanzierung,<br />
denn es hat - auch aufgrund <strong>des</strong> Drängens der Sparkassenorganisation<br />
- eine Mittelstandskomponente gegeben, die in dieses Regelwerk eingefügt<br />
worden ist. Das heißt, Mittelstandskredite werden, wie bisher auch schon, nach<br />
Basel II mit 75 % gewichtet, und ein Kredit bis 1,5 Millionen statt wie bisher<br />
1 Million Euro gilt als Mittelstandskredit.<br />
Zur letzten Frage: Welche Rahmenbedingungen kann die Politik schaffen? Verbesserungen<br />
der Rahmenbedingungen wurden bereits genannt, insbesondere natürlich<br />
dort, wo Sparkassen in Brandenburg gehindert sind, Kredite außerhalb ihres eigenen<br />
Geschäftsgebietes zu vergeben. Das Regionalprinzip, also die Beschränkung auf<br />
das eigene Gebiet, soll der Grundsatz bleiben, daran wird überhaupt nicht gerüttelt.<br />
Das ist sozusagen Bestandteil <strong>des</strong> genetischen Co<strong>des</strong> einer Sparkasse. Aber in Einzelfällen<br />
halten wir es <strong>für</strong> sinnvoll, seitens der Politik zu ermöglichen, dass man über<br />
das eigene Geschäftsgebiet mit einer anderen Sparkasse gemeins<strong>am</strong> hinausgeht.<br />
Oder wenn die andere Sparkasse in ihrem Gebiet eine bestimmte Kreditart aus Risikogründen<br />
nicht mehr machen will, dann muss es einer Sparkasse von außerhalb<br />
gestattet werden, dies innerhalb eines beschränkten Rahmens zu tun. Dazu wäre<br />
keine Gesetzesänderung nötig, sondern dabei kommt man, weil das Regionalprinzip<br />
eine sogenannte Sollvorschrift ist, mit einer Interpretation der Norm weiter.<br />
Schließlich möchte ich ausdrücklich an das anschließen, was Herr Schneider vom<br />
Genossenschaftsverband bereits sagte: Bei aller Regulierung, die erforderlich ist,<br />
halten wir es <strong>für</strong> dringend geboten, dass nicht alle Kreditinstitute über einen K<strong>am</strong>m<br />
geschoren werden, sondern dass man dabei wirklich differenziert zwischen systemrelevanten<br />
Instituten und solchen, die es nicht sind, die das kleinteilige Geschäft vor
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 44<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Ort machen. Also meine herzliche Bitte, auch an die Lan<strong>des</strong>politik: auf europäischer<br />
Ebene und natürlich auf Bun<strong>des</strong>ebene da<strong>für</strong> zu sorgen, dass Überregulierung vermieden<br />
wird und wir insbesondere - auch unter Geltung der zu erwartenden Hypothekarkreditrichtlinien<br />
- weiter den langfristigen Kredit so machen können, wie es in<br />
Deutschland seit Jahrzehnten üblich ist und sich bewährt hat. - Danke.<br />
Vorsitzende:<br />
Vielen Dank. - Ich schaue in die Runde. Wir haben alle Anzuhörenden gehört. Sie<br />
können nun Fragen stellen. Vielleicht hat sich inzwischen etwas ergeben. -<br />
Herr Vogel, bitte.<br />
Abgeordneter Vogel (B90/Grüne):<br />
Recht herzlichen Dank. - Wir hatten insbesondere die Situation der Sparkassen beleuchten<br />
wollen aufgrund der dargestellten Situation, dass das Einlage-Kredit-<br />
Verhältnis 100 : 50 beträgt, und es wurden einige Ausführungen dazu gemacht, die<br />
im Prinzip auf den Punkt gebracht werden können: Die brandenburgische <strong>Wirtschaft</strong><br />
hinkt hinterher. Die Brandenburger Sparkassen haben einen großen Marktanteil,<br />
<strong>des</strong>halb haben wir relativ mehr Kapital zur Verfügung, das sie nicht in dem Ausmaß,<br />
wie es in Westdeutschland der Fall wäre, an Kreditgeber ausreichen können. Ich<br />
denke, ich habe es so weit richtig verstanden, wenn nicht, korrigieren Sie mich bitte.<br />
Von einigen Anzuhörenden wurde dargelegt, dass die Eigenkapitalquote schon ein<br />
Problem darstellt, auch wenn wir relativ günstiger gestellt sind als im Westen, aber<br />
insbesondere bei kleineren Kreditnehmern ist es ein Problem. Wir haben heute Vormittag<br />
den Minister gehört, der uns geschildert hat, dass beabsichtigt sei, ein neues<br />
Progr<strong>am</strong>m aufzulegen, mit dem Nachrangdarlehen bis zu 25 000 Euro ausgereicht<br />
werden können. Er hat dies heute Vormittag so dargestellt - Sie waren dabei,<br />
Herr Dr. Stefanović -, dass es von den Banken quasi als Eigenkapitalersatz gewertet<br />
werden würde, wenn das Land Nachrangdarlehen ausreicht.<br />
Die erste Frage, die ich an Sie habe, ist, ob tatsächlich Nachrangdarlehen von Ihnen<br />
als Eigenkapitalersatz gewertet würden und inwiefern dies Relevanz erlangen kann.<br />
Die zweite Frage geht an Herrn Werner von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse.<br />
Sie hatten geschildert, dass Sie 10 Millionen Euro Ausschüttung an Träger vorgenommen<br />
und 4 Millionen Euro <strong>für</strong> Spenden und Sponsoring Verfügung gestellt haben.<br />
Die Sparkassen hatten nach 1990 erst einmal die Situation, dass sie Eigenkapital<br />
aufbauen mussten, und die Frage an den Ostdeutschen Bankenverband, vielleicht<br />
auch an die Sparkasse Schwedt lautet: Inwieweit ist dieser Prozess jetzt so abgeschlossen,<br />
dass Mittel ausgeschüttet werden können und nicht weiter thesauriert<br />
bzw. zur Erhöhung <strong>des</strong> Eigenkapitals genutzt werden müssen?<br />
Dritte Frage: Regionalprinzip. Ich habe zur Kenntnis genommen, dass die Mittelbran-
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 45<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
denburgische Sparkasse seit dem 1. Juli 2009 die Weberbank als Tochtergesellschaft<br />
hat. Dies könnte man nun so werten, dass sich die Mittelbrandenburgische<br />
Sparkasse praktisch selbst einer Privatbank im Eigentum bedient, um das Regionalprinzip<br />
zu umgehen, und dadurch die Möglichkeit hat, mit ihrer eigenen Tochtergesellschaft<br />
Kredite zu bedienen, die sie als Sparkasse nicht hat. Von daher die Frage,<br />
inwieweit dies durch das Sparkassengesetz abgedeckt ist oder inwieweit hier vielleicht<br />
auch nur übergangsweise eingesprungen wurde, um der WestLB aus einer<br />
Notlage zu helfen, und das Ganze über kurz oder lang wieder beendet wird. Denn<br />
wenn dies möglich wäre, wäre es ein ideales Geschäftsmodell <strong>für</strong> alle Sparkassen,<br />
sich eine Privatbank zuzulegen und auf diese Weise das Problem mit dem Regionalprinzip<br />
überhaupt nicht mehr zu haben. - Recht herzlichen Dank.<br />
Vorsitzende:<br />
Ich gebe die Frage gleich weiter.<br />
Herr Klein (Sparkasse Schwedt):<br />
Die letzte Frage kann ich so nicht beantworten, nur so viel: Das Regionalprinzip lässt<br />
es zu, außerhalb <strong>des</strong> Kundenkreditgeschäftes auch Anlagen an die Kapitalmärkte zu<br />
geben, zum Beispiel Refinanzierungsmittel, die die Deutsche Bank oder die Commerzbank<br />
oder wer auch immer <strong>am</strong> Kapitalmarkt nachfragt, entsprechend zu erwerben,<br />
oder auch Aktien.<br />
Ich würde gern einen Aspekt zur Vollständigkeit nochmals in Erinnerung rufen, was<br />
das unterschiedliche Verhältnis zwischen Krediten und Einlagen betrifft. Das ist einfach<br />
die Geschichte. Es ist wirklich so: Wir sind hier bei null gestartet, und es ist ganz<br />
natürlich, dass sich im Kreditgeschäft die Dinge langs<strong>am</strong>er bewegen und man heute<br />
noch nicht das Niveau von Nordrhein-Westfalen erreicht hat. Beim Nachrang kommt<br />
es natürlich auf die rechtliche Ausgestaltung an, aber es ist so: Grundsätzlich wird<br />
das als Eigenkapitalverfahren im Ratingverfahren usw. berücksichtigt. Allerdings<br />
spielt immer auch eine große Rolle - das ist regulatorisch vorgegeben und auch im<br />
Sinne <strong>des</strong> Verbraucherschutzes erforderlich -, dass man immer schaut: Kann der<br />
Kreditnehmer <strong>am</strong> Ende dieses Nachrangdarlehen zurückzahlen? Insofern ist es kein<br />
Blankoscheck, der Eigenkapital im engeren Sinne, eigenes Geld, das ich nicht zurückzahlen<br />
muss, zu 100 % ersetzt.<br />
Was die Ausschüttung betrifft, haben wir uns bisher immer mit unserem Träger - wie<br />
die meisten brandenburgischen Sparkassen auch - verständigt, nicht auszuschütten<br />
und unser Eigenkapital weiter anwachsen zu lassen. Dazu muss man sagen: Die<br />
Kreditwirtschaft hat, wenn man es mit einem ganz normalen <strong>Wirtschaft</strong>sunternehmen<br />
vergleicht, eigentlich generell eine niedrigere Eigenkapitalausstattung. Ein <strong>Wirtschaft</strong>sbetrieb<br />
hat eine Kapitalausstattung von 15, 20 oder mehr Prozent, wie wir hier<br />
gehört haben. Banken haben immerhin, wenn man den Eigenkapitalbegriff der sonstigen<br />
<strong>Wirtschaft</strong> gleichsetzt, ein Eigenkapital von 10 % und weniger. Deshalb bin ich
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 46<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
der Meinung, gerade eine Sparkasse, die in einer relativ exponierten Gegend liegt<br />
wie wir, muss ihr Eigenkapital weiter ausbauen. Ganz besonders wichtig ist dabei,<br />
dass wir die Auswirkungen von Basel III noch nicht alle kennen und wie sie sich auf<br />
das Eigenkapital auswirken. Möglich ist auch, dass kleine Sparkassen oder kleine<br />
Volksbanken den einen oder anderen regulatorischen Kniff nicht schaffen können mit<br />
den entsprechenden Ressourcen und dann mit Eigenkapitalaufschlägen bestraft<br />
werden. Das heißt, wir sind, gerade mit Blick auf Basel III, bisher nicht so weit, dass<br />
wir ausschütten wollen. Darüber sind wir uns auch mit unserem Träger einig.<br />
Herr Werner (Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsd<strong>am</strong>):<br />
Ich fahre mal fort, weil die Weberbank doch ein spezielles Thema ist, das eigentlich<br />
nur ich beantworten kann, jedenfalls von der Eigentümerseite her. Aber noch vorab<br />
zum Thema der Ausschüttung: Basel III fordert geradezu eine bessere Eigenkapitalausstattung<br />
der Banken und Sparkassen. Das war ja mit Sinn von Basel III, neben<br />
anderen Punkten. Insofern ist es wichtig und richtig, die Ertragslage von Banken und<br />
Sparkassen zu nutzen und sich dieses Eigenkapitalpolster anzulegen. Eine Sparkasse,<br />
die ein gutes Eigenkapital hat - ich nenne Ihnen ein anderes Beispiel -, eine<br />
Commerzbank, ist eben auch in der Lage, Kreditgeschäfte zu tätigen. Sie können<br />
aber nur dann aktives Kreditgeschäft tätigen und d<strong>am</strong>it Risikofinanzierungen darstellen,<br />
wenn sie über ein ausreichen<strong>des</strong> Eigenkapital verfügen. Insofern ist das ein<br />
Kreisverkehr, und <strong>des</strong>halb machen wir 10 Millionen, und wenn ich sage, wir haben im<br />
letzten Jahr 54 Millionen Euro Steuern gezahlt, dann haben unser Träger, der Verwaltungsrat<br />
und der Vorstand gemeint, dass bei 54 Millionen Euro Steuern auch<br />
10 Millionen Ausschüttung etwas ist, was diese Sparkasse darstellen kann. Deshalb<br />
haben wir das vorgenommen und haben dennoch sowohl ausreichend <strong>für</strong> unsere<br />
Reserven getan als auch unser Eigenkapital weiter aufgestockt.<br />
Nachrangdarlehen sind eigenkapitalähnliche Mittel und zählen <strong>des</strong>halb dazu, sofern<br />
sie <strong>am</strong> Verlust teilhaben. Das heißt, wenn das Unternehmen einen Verlust macht,<br />
muss auch das Nachrangkapital in geeigneter Weise mit da<strong>für</strong> einstehen, dann kann<br />
das auch eine Bank als entsprechen<strong>des</strong> Kapitalpolster, als Eigenkapital einrechnen.<br />
Weberbank: Sie ist <strong>für</strong> die Sparkasse nicht das Thema einer Kreditgeschäftsauslagerung,<br />
sondern hier geht es vor allem um den Punkt, dass wir gesagt haben,<br />
wir haben in unserem Geschäftsgebiet Kunden - oder leider Nicht-Kunden -, die aber<br />
durchaus vermögend sind und der Sparkasse nicht die Kompetenz beimessen, größere<br />
Vermögenspositionen verantwortlich zu managen. Das ist zwar ein Fehler an<br />
sich, denn die Sparkassen können das, und eine große Sparkasse kann es erst<br />
recht, aber das haben wir festgestellt. Dann k<strong>am</strong> der Punkt, dass die Weberbank<br />
verkauft werden musste - regulatorisch, aus Brüssel von der EU-Kommission - durch<br />
die WestLB. Da waren auch etliche Kunden der Sparkassen - aus Nordrhein-<br />
Westfalen, aber auch aus Berlin usw. – drin, und wir haben gesagt: Wenn diese Bank<br />
nicht im Sparkassensektor verbleibt, dann kann es sein, dass eine private Bank an<br />
Sparkassenkunden herankommt und uns über diesen Weg in unser Geschäftsfeld
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 47<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
hineinpfuscht. Das darf nicht sein. Wir haben dann ein Konzept erstellt, das heißt,<br />
mein Vorgänger, der das strategisch gut aufgestellt hat, und ich unterstütze es in allen<br />
Punkten uneingeschränkt. Er hat es dann mit dem Verwaltungsrat, auch mit einer<br />
Ausnahmegenehmigung <strong>des</strong> Ministers, hinbekommen, dass die Weberbank nicht<br />
irgendwo gelandet ist, sondern weiter im Sparkassenverbund geblieben und letztlich<br />
unsere Tochter ist.<br />
Was tut die Weberbank? Sie beschäftigt sich vornehmlich mit der Betreuung von<br />
vermögenden Kunden, und natürlich werden auch kleinere Finanzierungen getätigt,<br />
beispielsweise in Berlin, wenn die Weberbank-Kunden dort ein Geschäftshaus kaufen,<br />
ein Einf<strong>am</strong>ilienhaus bauen oder kaufen, Eigentumswohnungen machen usw.<br />
Solche Kreditgeschäfte werden dort getätigt. Was die Weberbank nicht macht, sind<br />
Gewerbefinanzierungen, oder dass wir als Sparkasse sagen: Macht die Finanzierung.<br />
Das macht sie ebenfalls nicht.<br />
Sie hat einen eigenständigen Vorstand, der auch eigenständig entscheidet und bei<br />
dem in der Ausnahmegenehmigung verankert ist, dass dieses Instrument Weberbank<br />
nicht benutzt werden darf, um das Regionalprinzip zu umgehen. Das wird auch beobachtet<br />
und kontrolliert. Insofern, muss ich sagen, ist die Weberbank in der Tat eine<br />
Ausnahmeerscheinung in der Deutschen Sparkassenorganisation, weil die <strong>MB</strong>S die<br />
einzige Sparkasse in Deutschland ist, die einen eigenen Vermögensverwalter hat.<br />
Aber dieser Vermögensverwalter findet inzwischen auch bei anderen Sparkassen in<br />
Deutschland Gefallen, die versuchen, Kooperationsmodelle zu finden nach dem Motto:<br />
Wie können wir vermögende Kunden in die Vermögensverwaltung der Weberbank<br />
hineinbringen? Ich denke, das ist etwas ganz Tolles, und Brandenburg darf stolz darauf<br />
sein, dass es hier eine Sparkasse gibt, der es gelungen ist, ein solches Modell<br />
als Vorbildmodell <strong>für</strong> die Deutsche Sparkassenorganisation zu installieren.<br />
Vorsitzende:<br />
Vielen Dank.<br />
Herr Dr. Hemmen (Ostdeutscher Sparkassenverband):<br />
Gestatten Sie noch ein kurzes Wort zum Thema Ausschüttung?<br />
Vorsitzende:<br />
Ja, bitte schön.<br />
Herr Dr. Hemmen (Ostdeutscher Sparkassenverband):<br />
Es hilft wahrscheinlich, wenn man sich den Unternehmenszweck einer Sparkasse im<br />
Sparkassengesetz ansieht. Dort steht in § 2:
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 48<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
"Sparkassen haben die Aufgabe, in ihrem Geschäftsgebiet die Versorgung mit<br />
Geld- und kreditwirtschaftlichen Leistungen sicherzustellen. Sie stärken den<br />
Wettbewerb im Kreditgewerbe und erbringen ihre Leistungen <strong>für</strong> Bevölkerung,<br />
<strong>Wirtschaft</strong>, insbesondere im Mittelstand, und die öffentliche Hand unter Berücksichtigung<br />
der Markterfordernisse.“<br />
Das heißt also, was ich deutlich machen wollte: Da steht nichts von Ausschüttung. Es<br />
ist nicht Geschäftszweck einer Sparkasse, möglichst hohe Ausschüttungen <strong>für</strong> ihren<br />
Träger zu erzeugen. Der Träger soll sich nicht in erster Linie spekulativ betätigen,<br />
sondern er soll mit seiner Sparkasse Strukturpolitik betreiben. Das sehen die kommunalen<br />
Träger in aller Regel genauso. Deswegen halten es die Träger in der Regel<br />
<strong>für</strong> viel wichtiger, eine Sparkasse zu haben, die so solide mit Eigenkapital ausgestattet<br />
ist, dass sie im Sturm nicht umkippt, sondern stehenbleibt.<br />
Vorsitzende:<br />
Danke schön. - Ich schaue in die Runde. - Herr Pohl, bitte.<br />
Abgeordneter Pohl (SPD):<br />
Nur eine kurze Nachfrage an Herrn Stefanović: Es gibt neben den vielen Regelungen<br />
auch die Beihilferegelung der sogenannten De-minimis-Regel. Dort gibt es jetzt Veränderungen<br />
im Rahmen einer EU-Reform. Das könnte bedeuten, dass ein ganzer<br />
Teil von KMUs nicht mehr davon betroffen ist. Ist das so bzw. wie werten Sie die anstehende<br />
Reform?<br />
Herr Dr. Stepanović (Bun<strong>des</strong>verband Deutscher Kapitalbeteiligunggesellschaften):<br />
Vielen Dank <strong>für</strong> diese Frage. - Die De-minimis-Verordnung ist jene <strong>für</strong> kleine Beihilfen.<br />
Je<strong>des</strong> KMU hat ein Budget von 200 000 Euro an kleinen Beihilfen im Rahmen<br />
von drei Jahren. Dieses ist bisher von den Bürgschaftsbanken, aber auch von den<br />
<strong>MB</strong>Gen, den Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften, sehr ordentlich genutzt<br />
worden, denn das, was es von Land und Bund als Rückbürgschaften gibt, muss nach<br />
einem bestimmten Verfahren bewertet werden, und geht dann in die De-minimis-<br />
Regel ein.<br />
Nun gibt es eine Novellierungsabsicht seitens der EU-Kommission. Diese versucht<br />
gerade an diesem untersten Ende der <strong>Wirtschaft</strong>, nämlich bei den Klein- und mittleren<br />
Unternehmen, bestimmte Neuerungen einzuführen, die die Möglichkeiten äußerst<br />
stark begrenzen würden, wenn sie denn eintreffen würden. Das meint einmal die<br />
Laufzeiten. Es gibt den Vorschlag, die Laufzeiten zum Beispiel auf fünf Jahre zu beschränken.<br />
D<strong>am</strong>it können Sie sich vorstellen, dass Finanzierungen von Investitionen,<br />
die in der Regel immer länger als fünf Jahre dauern - bei Betriebsimmobilien erst<br />
recht -, bei 20 Jahren und höher liegen, unmöglich würden. Außerdem gibt es eine
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 49<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Regel - die natürlich bleiben soll -, dass Unternehmen in Schwierigkeiten nicht gefördert<br />
werden sollen. Das bleibt so.<br />
Aber jetzt hatte die Kommission plötzlich die Idee, es an bestimmte Kennzahlen zu<br />
koppeln, unabhängig davon, ob ein Kleinstunternehmen eine Bilanz hat, die man in<br />
Kennzahlen umwandeln kann, und ob zum Beispiel 50 % aller ohnehin nicht gefährdeten<br />
Betriebe in Brandenburg diese Kennzahlen erfüllen könnten. Mit anderen Worten:<br />
Sie würden durchfallen oder in irgendeiner Weise zu den Unternehmen mit<br />
Schwierigkeiten zählen. Diese Dinge sind momentan in der Verhandlung. Es gibt Anhörungen<br />
und Stellungnahmen. Bisher sind alle deutschen Stellungnahmen gegen<br />
diese Absichten gelaufen. Wir haben uns auch um den Landtag sowie um das Ministerium<br />
<strong>für</strong> Finanzen und das Ministerium <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> bemüht, und man hat uns<br />
glücklicherweise in den Bemühungen unterstützt und es dann an den Bund weitergegeben.<br />
Im Augenblick ist auch ein gemeins<strong>am</strong>es Schreiben <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>wirtschaftsministers<br />
- das ist bemerkenswert - und <strong>des</strong> französischen <strong>Wirtschaft</strong>sministers<br />
an die Kommission unterwegs, in dem es heißt, man sollte es überdenken in Bezug<br />
auf Laufzeiten und die sehr formalen Regeln, die man vorhat. Es soll ja nicht<br />
heißen, man soll Unternehmen in Schwierigkeiten begleiten, sondern sie sollen nicht<br />
so starr gemacht werden, dass <strong>am</strong> Ende 50 % nicht mehr mitkommen, auch wenn<br />
sie überhaupt nicht in Schwierigkeiten sind.<br />
Also vielen Dank <strong>für</strong> die Frage, da es schon wichtig ist, dies kundzutun, denn es betrifft<br />
nicht die ges<strong>am</strong>te <strong>Wirtschaft</strong>, sondern ausschließlich einen kleinen Teil davon,<br />
was aber in Brandenburg ungefähr 99 % aller Betriebe sind.<br />
Vorsitzende:<br />
Vielen Dank. - Eine Ergänzung? Herr Stenger.<br />
Herr Stenger (Investitionsbank <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg):<br />
Ja, eine kleine Ergänzung. Dahinter steht eine grundsätzliche Erneuerung <strong>des</strong> ges<strong>am</strong>ten<br />
Beihilferegimes der Europäischen Kommission. Dort stehen zurzeit sämtliche<br />
Beihilferegelungen auf dem Prüfstand. Mitte letzten Jahres bzw. zu Beginn dieses<br />
Jahres sind auch die Leitlinien <strong>für</strong> Regionalbeihilfen neu gefasst und verabschiedet<br />
worden mit entsprechenden Auswirkungen, auch auf Fördersätze und <strong>für</strong> die Finanzierung<br />
kleinerer und mittlerer Unternehmen.<br />
Die Min<strong>des</strong>tregelung ist angesprochen worden. Sämtliche Infrastrukturtatbestände<br />
werden zurzeit überprüft. Wahrscheinlich geht es mit Risikokapitalleitlinien und Ähnlichem<br />
weiter. Ich denke, dabei muss man in den Konsultationsverfahren auch seitens<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg immer wieder die entsprechenden Wege sicherstellen, d<strong>am</strong>it<br />
sich die Bedingungen nach Möglichkeit nicht verschlechtern, aber d<strong>am</strong>it auch die<br />
Ausführungsbedingungen und die Dinge, die man hinterher nachweisen und belegen<br />
muss, nicht immer komplizierter werden. Es betrifft nicht nur De minimis, sondern es
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 50<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
geht in anderen beihilferechtlichen Regelungen weiter.<br />
Vorsitzende:<br />
Danke schön. - Noch als Ergänzung?<br />
Herr Wagner-Wieduwilt (Ostdeutscher Bankenverband e. V.):<br />
Ja, nur eine kurze Anmerkung zu der De-minimis-Frage. Die deutsche Kreditwirtschaft,<br />
Herr Dr. Hemmen, hat ja erst vorgestern eine zweite gemeins<strong>am</strong>e Stellungnahme<br />
abgegeben, also private Banken und Sparkassen sowie Genossenschaftsbanken<br />
unterstützen die Anliegen <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> der Bürgschaftsbanken. Es ist sicherlich<br />
wichtig, in Europa das Verständnis da<strong>für</strong> zu schärfen, welche Unterstützung<br />
Bürgschaftsbanken und <strong>MB</strong>Gen in Deutschland dem Mittelstand gewähren. Es ist<br />
sicher auch ein Instrument, das in anderen europäischen Ländern nicht in dieser<br />
Weise bekannt ist und angewandt wird. Deshalb wird mit Argusaugen darauf geschaut<br />
und wir sehen sehr kritisch, dass dieser Begriff Unternehmen in Schwierigkeiten<br />
quasi wie ein Gummiband gedehnt werden könnte und sich dadurch Probleme<br />
einstellen, die wir insbesondere in der Struktur <strong>des</strong> ostdeutschen Mittelstan<strong>des</strong> nicht<br />
gebrauchen können. - Vielen Dank.<br />
Vorsitzende:<br />
Ich danke ebenfalls. - Herr Homeyer hatte sich zu Wort gemeldet.<br />
Abgeordneter Homeyer (CDU):<br />
Vielen Dank <strong>für</strong> Ihre Ausführungen, meine D<strong>am</strong>e und meine Herren. - Das Thema<br />
heute lautete: Stand der Mittelstandsfinanzierung in Brandenburg? Als Abgeordneter<br />
interessiert mich natürlich, wie Sie das als diejenigen beurteilen, die jeden Tag mit<br />
unserem Mittelstand zu tun haben. Wir haben in Brandenburg nur sehr wenige Unternehmen<br />
- insges<strong>am</strong>t, glaube ich, etwas über 260 von 100 000 -, die mehr als<br />
250 Menschen beschäftigen. Dieser Anteil ist verschwindend klein. Im industriellen<br />
Mittelstand in Brandenburg sind 80 000 Menschen beschäftigt, und das war es dann.<br />
Wir haben in der Krise gelernt, dass das nicht vorteilhaft war. Aber nun sind wir durch<br />
die Krise hindurch und wissen, dass wir unseren brandenburgischen Mittelstand bei<br />
den Themen Innovation und Exportfähigkeit unterstützen müssen sowie durch unsere<br />
Forschungslandschaft, schneller an Ergebnisse heranzukommen. Wir müssen also<br />
die Nähe zu unseren Forschungseinrichtungen verbessern. Wir haben <strong>am</strong> Beispiel<br />
der Solarindustrie auch gelernt, dass „verlängerte Werkbank“ in Brandenburg<br />
nicht der richtige Weg ist, und wir mussten schmerzhaft lernen, dass ohne Forschung<br />
und Entwicklung <strong>am</strong> Standort nicht in Zukunft in Brandenburg zu gewinnen ist.<br />
Sie haben jeden Tag mit diesen Unternehmen zu tun und haben uns gesagt, dass es<br />
überhaupt keinen Engpass gebe und in Wirklichkeit alles, was die Finanzierung der<br />
mittelständischen <strong>Wirtschaft</strong> in Brandenburg betrifft, recht gut aussehe. Was mich als
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 51<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Abgeordneter interessiert, der auch im Land unterwegs ist und mit den Unternehmer(innen)<br />
spricht, ist, wie Sie bewerten, wenn Unternehmer ihre Kreditanträge stellen<br />
und mit ihren Businessplänen bei Ihnen sind und Sie sich mit ihnen unterhalten.<br />
Ihre Hauptkompetenz und Ihr Geschäft ist es, zu beurteilen, was man Ihnen vorlegt<br />
und wie Sie es bewerten, also ob dieses Geschäftsmodell nach Ihrer Auffassung eine<br />
Perspektive <strong>für</strong> die Zukunft <strong>des</strong> Unternehmens hat. Danach bewerten Sie auch Ihr<br />
Ranking und raten das und kommen zu einem Ergebnis.<br />
Dazu würde mich interessieren, wie die Themen, die ich gerade aufgerufen habe, bei<br />
Ihnen in der Realität ankommen. Unternehmen <strong>des</strong> industriellen Mittelstan<strong>des</strong> können<br />
durchaus unter 100 Menschen beschäftigen. Ich kenne Unternehmen in Brandenburg,<br />
die hoch innovativ sind und nur 80 Mitarbeiter beschäftigen. Sie exportieren,<br />
sind zwar nicht Weltmarktführer, aber sie sind mit dabei. Es gibt andere, die<br />
mehr Beschäftigte haben, jedoch nicht <strong>am</strong> Weltmarkt tätig sind. Es ist also alles sehr<br />
vielfältig. Was mich interessiert, meine Herren, ist, wie die Qualität <strong>des</strong>sen ist, was<br />
Ihnen da vorgelegt wird, ob Sie in den letzten Jahren erkennen konnten, dass sich<br />
das, was die Lan<strong>des</strong>politik an Förderprogr<strong>am</strong>men an Möglichkeiten anbietet, im Export<br />
besser zu werden, in der Qualität sowie der Bewertung <strong>des</strong>sen, was Ihnen vorgelegt<br />
wird, niederschlägt, wenn Sie zu einem Ergebnis kommen.<br />
Vorsitzende:<br />
Bitte schön, Herr Werner.<br />
Herr Werner (Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsd<strong>am</strong>):<br />
Wenn man vorher 10 Jahre Vorstandsvorsitzender in Baden-Württemberg war und<br />
dann als Vorstandsvorsitzender nach Brandenburg kommt, dann erlebt man in der<br />
Tat eine völlige Veränderung, also, man hat eine ganz andere Situation anzutreffen,<br />
und das kleinteilige Geschäft, die kleinen Unternehmen, das sind eigentlich die Unternehmen,<br />
die hier in allererster Linie mit uns die Geschäfte machen. Deshalb muss<br />
sich eine Bank bzw. eine Sparkasse in ihrer Geschäftsausrichtung etwas anders aufstellen<br />
als vielleicht in den alten Bun<strong>des</strong>ländern. Was wir brauchen, ist eine hohe<br />
Kompetenz bei den Beraterinnen und Beratern.<br />
Aber wir können nicht alles nur in irgendwelchen Zentren abarbeiten und nicht auf<br />
jede Filiale gehen - d<strong>am</strong>it Sie das nicht missverstehen -, sondern wir müssen schon<br />
in die Fläche hineingehen und dort mit entsprechendem Know-how präsent sein,<br />
d<strong>am</strong>it nicht der Fehler gemacht wird, hinter alles, was vorgelegt wird, einen Haken zu<br />
setzen nach dem Motto „es wird schon alles gutgehen“, andererseits aber ein Anforderungsprofil<br />
definiert wird, das mehr von Großunternehmen erfüllt werden kann,<br />
sondern die Wahrheit liegt in der Mitte, sodass die entsprechenden Businesspläne,<br />
wie Sie es formuliert hatten - Planrechnungen, Vorstellungen, wie man sein Geschäft<br />
angehen und seine Schwerpunkte setzen will usw. -, von den Mitarbeitern begriffen,<br />
gewürdigt und bewertet werden können. Dies tun wir in unserem Hause ganz konkret
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 52<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
dadurch, dass wir sehr intensive Schulungsmaßnahmen durchführen, bei denen unsere<br />
Kreditsachbearbeiter und Firmen- bzw. Gewerbekundenbetreuer entsprechend<br />
geschult werden. Das ist das eine Thema. Ich sehe schon, dass die Qualität <strong>des</strong> Geschäftes,<br />
also der Unterlagen, die uns eingereicht werden, inzwischen auch eine andere<br />
geworden ist. Es ist inzwischen „State of the Art“, um es etwas „neudeutsch“ zu<br />
formulieren, dass man einen BWA, eine Bilanz und weitere Planrechnungen dabei<br />
hat. Das wissen die Unternehmer.<br />
Was an dieser Stelle wichtig ist, ist aber auch, dass man ziemlich schnell zu Entscheidungen<br />
kommt, also die Frage: Wie sind die Entscheidungsprozesse gestaltet?<br />
Bei einem großen Kredit ist klar, dass dort bestimmte Hürden zu nehmen und bestimmte<br />
Circa-Beträge zu erreichen sind und dies dann besprochen und genehmigt<br />
werden muss. Bei bestimmten Kreditvolumina in unserem Hause haben wir gesagt,<br />
wir machen Unternehmersofortkredite oder Handwerkersofortkredite, bei denen man<br />
im Grunde sogar in der Zus<strong>am</strong>menarbeit mit den Netzwerken - sprich: mit der Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />
oder anderen Einrichtungen - nur einen prüfen lässt, und der sagt:<br />
Stempel drauf, das ist qualitätsgesichert, und wir gehen dann in das Risiko und sagen:<br />
Okay, wir schauen zwar noch mal drüber, das müssen wir formal auch tun, aber<br />
sehr kurz, und sagen: Das Gütesiegel ist drauf, wir zahlen diesen Betrag aus. Wir<br />
gehen d<strong>am</strong>it natürlich auch ein Stück weit in das Risiko. Diese Dinge sind bislang in<br />
aller Regel sehr gut gelungen. Das heißt, was <strong>für</strong> eine finanzielle Begleitung von<br />
Klein- oder Kleinstunternehmen wichtig ist, ist, dass man sehr schnelle Prozesse hat<br />
und die Entscheidungen möglichst weit nach unten delegiert, d<strong>am</strong>it diese Prozesskette<br />
erfüllt werden kann, ohne dass man zu sehr in die Leichtfertigkeit gerät. Das<br />
darf nicht passieren. Wie gesagt, Stichworte aus meiner Sicht: Unternehmersofortkredit<br />
und Handwerkersofortkredit.<br />
Vorsitzende:<br />
Herr Wallis, bitte.<br />
Herr Wallis (Vorstandsmitglied Volks- und Raiffeisenbanken Brandenburg):<br />
Guten Tag! Mein N<strong>am</strong>e ist Frank Robby Wallis. Ich bin nicht, wie es irrtümlich auf<br />
dem Schild steht, beim Genossenschaftsverband angestellt, Herr Schneider, sondern<br />
Vorstandsmitglied der Brandenburger Volks- und Raiffeisenbank mit Sitz in der Stadt<br />
Brandenburg und vertrete heute als Sprecher der Bankenarbeitsgemeinschaft die elf<br />
Brandenburger Volks- und Raiffeisenbanken.<br />
Ich bin seit April 1992 in der Stadt Brandenburg tätig und habe insofern einen Erfahrungsschatz,<br />
wie sich Konzepte und Investitionsunterlagen - das traue ich mir zumin<strong>des</strong>t<br />
zu - in den inzwischen 21 Jahren verändert haben. Ich teile die Meinung von<br />
Herrn Werner, dass sich die Qualität der Unterlagen, die wir Banken in diesen 20<br />
bzw. 21 Jahren bekommen haben, deutlich verbessert hat. Wir müssen auf der anderen<br />
Seite aber auch feststellen, dass diese Welle der Existenzgründungen, die wir in
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 53<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
den Neunzigerjahren hatten, wovon auch die Kreditinstitute stark geprägt waren,<br />
nach unserer Einschätzung in unserem Geschäftsgebiet - ich spreche von der kreisfreien<br />
Stadt Brandenburg an der Havel und Teilen <strong>des</strong> Landkreises Potsd<strong>am</strong>-Mittelmark<br />
bzw. auch <strong>des</strong> Landkreises Havelland - doch sehr abgeebbt ist.<br />
Was wir heute als eine der wesentlichen Herausforderungen sehen, ist das Thema<br />
Unternehmensnachfolge. Nach über 20 Jahren stehen Unternehmensnachfolgen in<br />
den einzelnen Branchen, in den einzelnen Unternehmensbetrieben an. Ich möchte<br />
Sie an dieser Stelle nicht mit einer unserer doch wichtigen Branchen, der Landwirtschaft,<br />
langweilen, weil dies nicht unbedingt mit dem gewerblichen Mittelstand zu tun<br />
hat. Aber das ist ein separates Thema, das vielleicht auch noch einmal eine besondere<br />
unternehmerische Herausforderung ist.<br />
Zum Thema Unternehmensnachfolge möchte ich jetzt nicht viel referieren, aber wir<br />
stellen fest, dass wir in einer Region leben, wie vorhin bereits geschildert wurde, in<br />
der das Thema demografischer Wandel, das ich ebenfalls nicht erklären brauche,<br />
eine wichtige Rolle spielt. Dies sind die Herausforderungen in unserem Geschäftsgebiet,<br />
mit denen wir tagtäglich zu tun haben, in dem wir entsprechend beraten müssen<br />
und im Wettbewerb zu anderen Standorten stehen und bei dem es um das Thema<br />
qualifizierte Mitarbeiter, auch in den nächsten Jahren, geht, um Ausbildungsplätze,<br />
Angestellte, aber auch um Unternehmer, die sich in der Lage sehen, Betriebe, die zur<br />
Unternehmensnachfolge bereit sind, zu übernehmen. So etwas tun wir gern, aber<br />
dazu bedarf es geeigneter Unternehmer, die in unserem Geschäftsgebiet die Herausforderung<br />
annehmen und sagen: In dem Wettbewerb, in dem sich die Region befindet,<br />
in der wir unser Geschäftsgebiet sehen, müssen wir uns durchsetzen können.<br />
Der Unternehmer muss sehen, dass er auch in Zukunft qualifizierte Mitarbeiter bekommt.<br />
Dabei geht es um das Thema Lebensqualität, Infrastruktur und selbstverständlich<br />
<strong>am</strong> Ende auch um gewisse Förderrahmenbedingungen, denn dort stellen<br />
wir in unserer Region ganz klar im Wettbewerb mit anderen Regionen um den Berliner<br />
Speckgürtel herum.<br />
Sie haben danach gefragt, wie es in unserer tagtäglichen Arbeit aussieht. In diesem<br />
Wettbewerb bewegen wir uns <strong>am</strong> Ende. Wir versuchen, die Unternehmen zu unterstützen,<br />
so gut wir können. Unsere Mitarbeiter sind ausreichend qualifiziert, um zu<br />
beraten. Wir haben Kenntnisse in der Region. Darin unterscheiden wir uns,<br />
Herr Werner und Herr Klein, sicherlich nicht von den Sparkassen. Es ist ein ähnliches<br />
Regionalprinzip, das wir dort pflegen. Aber es sind die Herausforderungen, die zumin<strong>des</strong>t<br />
ich <strong>für</strong> unser Geschäftsfeld in den nächsten Jahren sehe. Ich lege den Fokus<br />
nicht unbedingt auf die Existenzgründer, sondern mehr auf den Fortbestand der bestehenden<br />
Betriebe und der Sicherung der Facharbeiter und Arbeitskräfte. Das wird<br />
sicherlich eine unserer Herausforderungen sein, und an diesem Problem haben wir<br />
zu arbeiten. Dass unsere Kommune, unser Geschäftsgebiet weiter attraktiv bleibt,<br />
können wir als Bank natürlich nur bedingt beeinflussen, aber es ist eine wesentliche<br />
Voraussetzung da<strong>für</strong>, dass wir weiterhin ein erfolgreiches Bankgeschäft betreiben<br />
können und auch die <strong>Wirtschaft</strong> in unserer Region unterstützen können. - Danke.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 54<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Vorsitzende:<br />
Vielen Dank. - Herr Wagner-Wieduwilt, bitte.<br />
Herr Wagner-Wieduwilt (Ostdeutscher Bankenverband e. V.):<br />
Ich möchte mich ausdrücklich dem vorher Gesagten anschließen, insbesondere unter<br />
dem Aspekt, den Schwerpunkt <strong>für</strong> die nächsten Jahre auf die Sicherung <strong>des</strong> heutigen<br />
Unternehmensbestan<strong>des</strong> zulegen. Dennoch möchte ich kurz eines zu Ihrer<br />
Frage ergänzen, zugegebenermaßen etwas holzschnittartig, <strong>des</strong>wegen sei vorausgeschickt:<br />
Bei jeder Verschlankung bestätigen Ausnahmen die Regel. Aber ich würde<br />
grob von den Erfahrungen unserer Häuser abgrenzen: Je kleiner ein Mittelständler<br />
wird, <strong>des</strong>to größer werden die Probleme - wie folgt abgegrenzt: Wenn ein Mittelständler<br />
kaufmännisches Personal hat - egal, wie viele Beschäftigte er hat -, läuft es<br />
in aller Regel relativ gut. Dabei ist in den letzten Jahren wirklich viel passiert. Die Vorlagen<br />
sind besser geworden, die dauerhaften Gespräche usw.<br />
Aber je kleiner ein Mittelständler ist und wenn er kein kaufmännisches Personal hat -<br />
ich wähle einmal das Bild: „Hier kocht der Chef selbst“ -, haben wir in diesem Augenblick<br />
tendenziell größere Probleme, weil das Thema Finanzierung, wie ich es vorhin<br />
in meinem Eingangsstatement bereits sagte, dort nicht wirklich gelistet als Strategiethema<br />
vorkommt, sondern im Vordergrund schwebt: Probleme mit dem Personal,<br />
frage meine Lieferanten, meine Absatzquellen usw., und das Thema Finanzierung<br />
kommt dann - ich übertreibe zugegebenermaßen, um das holzschnittartig zu machen<br />
- eher unter „ferner liefen“ - mit folgendem Missverständnis: Wenn man mit einem<br />
solchen Kunden darüber spricht, es wäre besser, die Eigenkapitalbasis zu stärken,<br />
zum Beispiel durch Nutzung einer stillen Beteiligung der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft,<br />
erntet man als Antwort: Das ist doch viel zu teuer im Vergleich<br />
zum Kredit. - Ja, aber sie werden nicht mit dem Kredit verglichen - ein massiver Fehler,<br />
weil die stille Beteiligung der <strong>MB</strong>G natürlich teurer ist als ein Kredit, aber Sie würde<br />
die Eigenkapitalbasis stärken; sie ist staatlich gefördert.<br />
So kommen wir in das Thema Finanzkommunikation. Seit Jahren sind alle Beteiligten<br />
- die Institute selbst mit Kundenveranstaltungen oder in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit Industrie-<br />
und Handelsk<strong>am</strong>mern, mit Handwerksk<strong>am</strong>mern, mit Workshops usw. -dabei, an<br />
diesem Thema zu arbeiten. Das sollten wir nicht nachlassen. Im Vorgespräch mit<br />
Herrn Dr. Hemmen kann ein Thema, das uns gerade alle miteinander bewegt: Das<br />
Thema SEPA. Auch dort gilt wieder die Regel: Dort, wo kaufmännisches Personal<br />
vorhanden ist, laufen die Vorbereitungen. Je kleiner ein Mittelständler ist, umso mehr<br />
Kommunikationsprobleme hat man, um klarzumachen, was ab 1. Februar 2014 gilt.<br />
Das ist zugegebenermaßen eine sehr holzschnittartige Abgrenzung. Es gilt nicht <strong>für</strong><br />
jeden, aber es soll Ihnen das Bild verdeutlichen, wo wir gerade stehen. - Vielen<br />
Dank.
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 55<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
Vorsitzende:<br />
Herr Klein.<br />
Herr Klein (Sparkasse Schwedt):<br />
Nach meiner Beobachtung fehlt es an ganz klassischen Existenzgründern aus meiner<br />
früheren Heimat, denn dass sich jemand aus einer Produktionsfirma selbstständig<br />
gemacht hat, der eine kleine Teilmenge <strong>des</strong> Leistungsspektrums seiner früheren<br />
Firma zu seinem eigenen Geschäftsmodell gemacht hat, so etwas gibt es - jedenfalls<br />
in unserer Gegend - überhaupt nicht.<br />
Was uns ebenfalls noch sehr schwerfällt, ist, das Thema Existenzgründung/Unternehmer<br />
sein an die Schulen zu adressieren. Da<strong>für</strong> gibt es verschiedene<br />
Maßnahmen. Die Resonanz ist gleich null. In den Schulen gibt es kein Interesse, <strong>für</strong><br />
Unternehmertum und Selbstständigkeit zu werben. Das ist sehr schwierig, denn es<br />
ist auch eine negative Abgrenzung, die wir jetzt in Brandenburg haben, nicht, was die<br />
Schulpolitik betrifft, sondern dieses beschriebene Phänomen zu den meisten anderen<br />
Bun<strong>des</strong>ländern. Existenzgründer mit wirklich neuen Ideen haben wir so gut wie<br />
überhaupt nicht - den soundsovielten Dienstleister immer mal, aber daran fehlt es<br />
sehr.<br />
Vorsitzende:<br />
Danke schön. - Herr Ringmann hat um das Wort gebeten. Bitte schön.<br />
Herr Ringmann (Ministerium <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> und Europaangelegenheiten):<br />
„Am Mute hängt der Erfolg“, sagte Theodor Fontane. Wir versuchen in Brandenburg,<br />
die Möglichkeiten, die wir vor Ort haben, auch zu nutzen. Ich wollte an dieser Stelle<br />
darauf hinweisen, dass wir uns in der Lan<strong>des</strong>regierung natürlich auch Gedanken<br />
machen, wie die Operationellen Progr<strong>am</strong>me <strong>für</strong> die nächste Förderperiode aussehen<br />
sollen. Dabei ist uns das Thema Innovation und Internationalisierung besonders<br />
wichtig, weil sich durch die Analysen, die wir durchgeführt haben, herausgestellt hat,<br />
dass sich die Eigenkapitalfrage positiv entwickelt hat, dass wir aber bei der Frage<br />
„Wie sind die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der Unternehmen?“ in<br />
Brandenburg weit hinter dem Durchschnitt bleiben. Das hat etwas mit unserer Betriebsstruktur<br />
zu tun sowie d<strong>am</strong>it, dass circa 70 % aller Leistungen in Forschung und<br />
Entwicklung in Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen laufen<br />
und nur 30 % in den Unternehmen - genau das Gegenteil <strong>des</strong>sen, was wir im Westen<br />
sehen.<br />
Nun ist die Strategie der Lan<strong>des</strong>regierung, das Wissen, das wir in diesen öffentlich<br />
geförderten Instituten haben, und die Notwendigkeit, Innovationen in den Betrieben<br />
voranzubringen, zus<strong>am</strong>menzubringen durch die Innovationsstrategie und die Clus-
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 56<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
terstrategie, in weiten Teilen zus<strong>am</strong>men mit Berlin. Da<strong>für</strong> nehmen wir richtig Geld in<br />
die Hand. Wir haben vor, <strong>für</strong> die kommende Förderperiode über 40 % der EFRE-<br />
Mittel, die wir zur Verfügung haben werden, in den Bereich Innovation zu stecken.<br />
Das heißt, wenn die Rechnung aufgeht, werde ich Ihnen nicht ersparen können, dass<br />
Sie mehr Kunden von der Sorte, die Sie eben beschrieben haben, bekommen. Es<br />
gibt nämlich doch eine Reihe von Menschen, die hoch innovativ unterwegs sind, die<br />
sich versprechen, im Rahmen einer zukunftsorientierten Unternehmenspolitik einzusteigen.<br />
Für diese ist neben der Frage, was sie technologisch zu verkaufen haben,<br />
die zweite Frage: Wie wird es finanziert? Die Probleme, die Sie eben geschildert haben,<br />
begegnen uns ebenfalls tagtäglich.<br />
Auf der anderen Seite möchte ich um Unterstützung bitten, dass das, was wir als<br />
Regierung auf den Weg bringen und einen Mentalitäts- und Bewusstseinswandel,<br />
auch in der Bevölkerung und der Unternehmerschaft, hervorrufen soll, von Ihnen unterstützt<br />
wird, soweit Sie es unterstützen können. Denn ohne die Finanzierung helfen<br />
die besten Ideen nichts. Ich weiß, das ist ein hoch riskantes Geschäft.<br />
Herr Stefanović, Sie sagten, alles das, was <strong>am</strong> meisten Spaß macht, und ich möchte<br />
Sie ermuntern, bei diesem Spaß weiter mitzumachen. Die Sparkassen haben ihre<br />
Beteiligungsgesellschaft, und ich würde mich freuen, wenn dies fortgesetzt und möglicherweise<br />
auch verstärkt wird. Was ich aus allen Ihren Beiträgen herausgehört habe:<br />
Ihr Geschäftsbestand ist so, dass Sie auch in gewissem Maße - natürlich kontrolliert<br />
- ins Risiko gehen können. Wenn in diesem Bereich noch ein wenig Risikobereitschaft<br />
weiter mobilisiert wird, wird uns das sehr helfen. Ich denke, das ist auch eine<br />
Chance <strong>für</strong> Brandenburg, <strong>für</strong> die Region insges<strong>am</strong>t, um im Bereich Innovation/Internationalisierung<br />
voranzukommen. - Vielen Dank.<br />
Vorsitzende:<br />
Ich danke auch. - Ich schaue nochmals in die Runde. - Herr Werner, bitte.<br />
Herr Werner (Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsd<strong>am</strong>):<br />
Ich möchte noch etwas zum Thema Innovation sagen. Die IHK vergibt Förderpreise<br />
und versucht, Unternehmen zu definieren, die besondere Leuchttürme <strong>für</strong> innovative<br />
Leistungen sind. Als Vizepräsident der IHK Potsd<strong>am</strong> kann ich nur sagen, dass wir im<br />
Moment versuchen, mit den anderen Industrie- und Handelsk<strong>am</strong>mern in Brandenburg<br />
- wir haben derer drei - eine gemeins<strong>am</strong>e Aktion zu gestalten, weil wir es <strong>für</strong><br />
wichtig halten und unterstreichen, das Thema auch in der Öffentlichkeit zu positionieren,<br />
beispielsweise durch einen solchen Innovationspreis.<br />
Aber Innovation heißt natürlich nicht nur, etwas Neuartiges zu erfinden, sondern erfordert<br />
auch die Marktgängigkeit dieses Ganzen, denn das eine ist nur die halbe Miete.<br />
D<strong>am</strong>it können Sie gnadenlos untergehen. Wichtig ist insges<strong>am</strong>t: Wie weit nimmt<br />
der Markt diese tolle Idee auf? Die Erfindung <strong>des</strong> Farbfernsehens in Deutschland war<br />
sicherlich super, aber diese Innovation ist leider von anderen marktfähig und zu Geld
Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 57<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />
49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />
gemacht worden. Wir müssen uns aus meiner Sicht, wenn wir uns mit Innovationen<br />
beschäftigen, immer auch die Frage stellen: Wie schaffen wir es, beispielsweise aus<br />
der universitären Forschung, aber auch aus den Unternehmen heraus - wobei es<br />
dazu auch bestimmter Unternehmensstrukturen bedarf -, diesen Erfindungsgeist<br />
wachzuhalten, wachzurütteln und zu fördern und andererseits aber auch genau diese<br />
Frage der Marktfähigkeit hinzubekommen? Bei<strong>des</strong> gehört zus<strong>am</strong>men, das wollte ich<br />
d<strong>am</strong>it verdeutlichen.<br />
Vorsitzende:<br />
Danke schön. - Letzter Blick. - Ich sehe keine Wortmeldungen mehr. Ich danke Ihnen<br />
sehr herzlich, dass Sie unserer Einladung zu der Anhörung gefolgt sind, und schließe<br />
den Tagesordnungspunkt 2. Wir befassen uns, wie ich vorhin angedeutet habe, im<br />
Januar nochmals mit betroffenen Vertretern der <strong>Wirtschaft</strong> mit dem gleichen Thema<br />
und werden uns auch im Ausschuss noch einmal umfassend d<strong>am</strong>it beschäftigen.<br />
Zu TOP 3:<br />
Verschiedenes<br />
Hierzu liegen mir bislang keine Anmeldungen vor. Ich schaue nochmals in die Runde.<br />
- Ich sehe auch jetzt keine. D<strong>am</strong>it können wir diesen Tagesordnungspunkt ebenfalls<br />
schließen.<br />
Ich schließe die <strong>Sitzung</strong>, danke Ihnen <strong>für</strong> Ihr Kommen und wünsche allen noch einen<br />
schönen Tag.<br />
(Dieses Protokoll wurde durch Beschluss <strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> gemäß § 83 Satz 3 GOLT in der<br />
50. <strong>Sitzung</strong> <strong>am</strong> 6. November 2013 bestätigt.)<br />
Anlagen<br />
Anlage 1: Stellungnahme der Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus (Zu TOP 1)<br />
Anlage 2: Stellungnahme der Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong> (Zu TOP 1)<br />
Anlage 3: Stellungnahme der Bürgschaftsbank Brandenburg (Zu TOP 1)<br />
Anlage 4: Stellungnahme der Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin (Zu TOP 1)<br />
Anlage 5: Stellungnahme <strong>des</strong> Ostdeutschen Bankenverban<strong>des</strong> e. V. (Zu TOP 2)<br />
Anlage 6: Stellungnahme der Investitionsbank <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg (Zu<br />
TOP 2)<br />
Anlage 7: Stellungnahme <strong>des</strong> Genossenschaftsverban<strong>des</strong> (Zu TOP 2)<br />
Anlage 8: Stellungnahme <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften<br />
(Zu TOP 2)<br />
Anlage 9: Stellungnahme der Finanzgruppe <strong>des</strong> Ostdeutschen Sparkassenverban<strong>des</strong><br />
(Zu TOP 2)
EINGEGANGEN<br />
Erledigt<br />
0 9. SEP. 2013<br />
5/1-1<br />
.e 4<br />
Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />
Cottbus<br />
Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus • Postfach 10 05 65 • 03005 Cottbus<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
Landtag Brandenburg<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
Herrn Sören Kosanke<br />
Postfach 60 10 64<br />
14410 Potsd<strong>am</strong><br />
Fachgespräch zum Thema „Unterstützung <strong>des</strong> Handwerks durch Einführung<br />
einer Meistergründungsprämie" — Antrag der Fraktion der CDU, Drucksache<br />
5/6868; Ihr Schreiben vom 20. August 2013 06. September 2013<br />
Sehr geehrter Herr Vorsitzender Sören Kosanke,<br />
sehr geehrte Mitglieder <strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong>,<br />
wir begrüßen die vertiefende Einbindung der brandenburgischen<br />
Handwerksk<strong>am</strong>mern in die Diskussion zu Details der zukünftigen<br />
wirtschaftspolitischen Strategie im Land Brandenburg. Denn Handwerk ist nicht<br />
nur ein Teil der <strong>Wirtschaft</strong>, sondern das Handwerk in Brandenburg ist einer der<br />
wichtigsten wirtschaftlichen Akteure im Land Brandenburg.<br />
Im Land Brandenburg prägen 39.977 kleine und mittlere<br />
Handwerksunternehmen (Stand 31.12.2012) in großer Vielfalt die <strong>Wirtschaft</strong>,<br />
sichern maßgeblich Versorgungsstrukturen und das gesellschaftliche Leben in<br />
Städten und auf dem Land. Wegen seiner Breite und seinen vielfältigen<br />
Verflechtungen ist das Handwerk ein starker Motor <strong>für</strong> die zukünftigen<br />
Veränderungen, die Beschäftigung und konjunkturelle Entwicklung in der<br />
<strong>Wirtschaft</strong>.<br />
Innovation, Technologieorientierung, Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit<br />
sind die herausragenden Themen der <strong>Wirtschaft</strong>spolitischen Diskussionen in<br />
Brandenburg und EU-weit <strong>für</strong> die kommende Förderperiode 2014-2020. Das<br />
Handwerk vereint diese Themen. Das Handwerk ist Innovationsvermittler und<br />
wesentliche Schnittstelle in Innovationsprozessen. Innovationen können ohne<br />
das Handwerk nicht umgesetzt werden. Es trägt dazu bei, aus neuen<br />
Technologien marktfähige Produkte und Leistungen zu entwickeln. In vielen<br />
Fällen übernimmt das Handwerk eine Schlüsselfunktion <strong>für</strong> den nachhaltigen<br />
Markterfolg von Innovationen und liefert zahlreiche Impulse <strong>für</strong> neue und<br />
verbesserte Technologien und Marktideen. Das brandenburgische Handwerk<br />
benötigt da<strong>für</strong> jedoch aktuell und zukünftig hochqualifizierte Fachkräfte<br />
(Meisterabsolventen), Unternehmer, Gründer und Unternehmensnachfolger,<br />
die diesen Anforderungen gerecht werden können.<br />
Ansprechpartner:<br />
Manja Bonin<br />
Telefon 0355 7835-167<br />
Telefax 0355 7835-284<br />
bonin@hwk-cottbus.de<br />
Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />
Cottbus<br />
Altmarkt 17<br />
03046 Cottbus<br />
Telefon 0355 7835-444<br />
Telefax 0355 7835-280<br />
hwk@hwk-cottbus.de<br />
http://www.hwk-cottbus.de<br />
VR Bank Lausitz eG<br />
BLZ 180 626 78<br />
Konto 161 004<br />
Sparkasse Spree-Neiße<br />
BLZ 180 500 00<br />
Konto 3 302 130 790<br />
Qmbeismanagement<br />
Wir sind zertifiziert<br />
Regelmüßige fre'relllige<br />
Uberevacheng muh no 9001:21:100<br />
Hinweis:<br />
Die angegebenen E-Mail-<br />
Adressen sind nicht <strong>für</strong><br />
Rechtsgeschäfte freigegeben.
Seite 2<br />
In Brandenburg Ist der demografische Wandel spürbar, In den Regionen<br />
Brandenburgs sinkt in den kommenden 7 Jahren die Zahl der<br />
Erwerbsbevölkerung (20-60 Jährige) und d<strong>am</strong>it einhergehende Fachkräfte<br />
rasant um 22 Prozent von 1,447.840 (2008) auf 1.124.680 (2020). Durch die<br />
Zahlen wird verdeutlicht, dass das Land Brandenburg kurzfristig seine<br />
Anstrengungen in Hinsicht Halten und Binden von Fachkräften erhöhen muss.<br />
Die lan<strong>des</strong>polltisch gesetzten Ziele können sonst nicht erreicht werden.<br />
Ein weiterer Aspekt ist die Alterung der Bevölkerung, die auch Unternehmer<br />
nicht auslässt. Eine große Bedeutung hat hier die Nachfolgeregelung <strong>für</strong><br />
Brandenburger Unternehmen und d<strong>am</strong>it verbunden der Erhalt von<br />
Arbeltsplätzen, Know-how, Innovationskraft und <strong>Wirtschaft</strong>sstärke. 6.280<br />
Inhaber von brandenburger Handwerksbetrieben haben das 56. Lebensjahr<br />
vollendet. Maximal 50 Prozent der Unternehmen werden nur noch innerhalb der<br />
F<strong>am</strong>ilie übergeben. Die Zahl der Schließungen von etablierten Betrieben<br />
aufgrund Nachfolgermangel steigt, verbunden mit den entsprechenden<br />
negativen Auswirkungen aufgrund Verlusts von Know-how, <strong>Wirtschaft</strong>skraft und<br />
Stärke der Regionen.<br />
Engagierte hochqualifizierte Fachkräfte, die etablierte Unternehmen<br />
übernehmen und hochqualifizierte Neugründer haben ein hohes<br />
Beschäftigungspotential. Gründer haben Zukunft im Visier, sind Impulsgeber <strong>für</strong><br />
Innovationen und Entwicklung <strong>des</strong> ges<strong>am</strong>ten Marktes. In den Bereichen<br />
Innovationen, Gründungen und Halten von Fachkräften hat das Land<br />
Brandenburg deutliche Schwächen. An diesen Themen muss das Land<br />
Brandenburg kontinuierlich arbeiten und Zeichen setzen.<br />
Seit der Neuordnung <strong>des</strong> Gründungszuschusses der Agentur <strong>für</strong> Arbeit Ende<br />
2011 sinkt die Zahl der Gründer deutlich. In 2011 wurden in Brandenburg 4.364<br />
Gründungszuschüsse bewilligt, in 2012 nur noch 418. In Brandenburg sank die<br />
Zahl der Neueintragungen im Jahr 2012 um 694. Laut KfW Gründungsmonitor<br />
2012 weist Brandenburg eine Gründungsquote von lediglich 1,01 Prozent auf<br />
und nimmt d<strong>am</strong>it den vorletzten Platz in Ges<strong>am</strong>tdeutschland ein. Bezogen auf<br />
die erwerbstätige Bevölkerung sind das nur etwa 16.000 von bun<strong>des</strong>weit ca.<br />
835.000 Gründungen (West: ca. 735.000, Ost: ca. 101.000). Das Land<br />
Brandenburg und insbesondere das technisch ausgerichtete Handwerk<br />
brauchen engagierte, hochqualifizierte Fachkräfte, die den Schritt in die<br />
Selbstständigkeit wagen. Brandenburg steht im deutlich spürbaren Wettbewerb<br />
um diese Fachkräfte mit anderen Bun<strong>des</strong>ländern, insbesondere Sachsen und<br />
Berlin. Die Einführung der Meistergründungsprämie ist das dringend benötigte<br />
Signal, dass das Land Brandenburg an seine hochqualifizierten<br />
Meisterabsolventen geben muss, dass es an ihnen interessiert ist und diese<br />
halten möchte. Schwerpunkte der brandenburgischen <strong>Wirtschaft</strong>spolitik zur<br />
Sicherung der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> müssen die<br />
Reduzierung der Abwanderung von Fachkräften und die Unterstützung von<br />
Existenzgründungen sein.
Seite 3<br />
Die Meistergründungsprämie ist in anderen Bun<strong>des</strong>ländern bereits seit Jahren<br />
ein effizientes Mittel zur Erreichung der Ziele und zur Stärkung <strong>des</strong><br />
Mittelstan<strong>des</strong>. Die Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus spricht sich uneingeschränkt <strong>für</strong><br />
die Wiedereinführung der Meistergründungsprämie aus.<br />
So erhalten Existenzgründer der Handwerksbranche mit Meistertitel unter<br />
anderem in Berlin die Meistergründungsprämie, wenn Sie innerhalb von 3<br />
Jahren nach Erlangen <strong>des</strong> deutschen Meistertitels erstmalig im erlernten Beruf<br />
einen Betrieb neu gründen, übernehmen oder eine tätige Beteiligung eingehen.<br />
Als Meistergründungsprämie wird ein einmaliger Zuschuss zur<br />
Unternehmensgründung (Basisförderung) von 7.000 € gezahlt. Werden<br />
innerhalb der ersten 3 Jahre Arbeitsplätze geschaffen, kann ein weiterer<br />
einmaliger Zuschuss (Arbeitsplatzförderung) in Höhe von 5.000 € beantragt<br />
werden.<br />
Sehr geehrter Herr Vorsitzender Sören Kosanke,<br />
sehr geehrte Ausschussmitglieder,<br />
in Brandenburg haben in den letzten drei Jahreh (2010-2012) 1.565 Meister ihre<br />
Meisterausbildung in den unterschiedlichen technischen Bereichen erfolgreich<br />
absolviert. Sie gehören zu den kreativen und innovativen Köpfen Brandenburgs.<br />
Wir empfehlen dringend sie zu halten und als zukünftige Unternehmer und<br />
Arbeitgeber im Land Brandenburg zu gewinnen. Wir empfehlen zur Erreichung<br />
der lan<strong>des</strong>politischen <strong>Wirtschaft</strong>sziele das Setzen von Anreizen durch die<br />
Einführung der Meistergründungsprämie.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Knut Deutscher
EINGEGANGEN<br />
0 9. SEP. 2013<br />
572/1<br />
Erledigt lie)<br />
F1144 r<br />
e<br />
Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />
Potsd<strong>am</strong><br />
Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong><br />
Postfach 60 08 51 • 14408-Potsd<strong>am</strong><br />
Hauptgeschäftsführer<br />
Landtag Brandenburg<br />
Vorsitzenden <strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
Herrn Sören Kosanke<br />
Postfach 60 10"64<br />
14410 Potsd<strong>am</strong><br />
Fachgespräch zum Thema "Unterstützung <strong>des</strong> Handwerks durch<br />
Einführungseiner Meistergründungsprämie" - Antrag der Fraktion.der CDU,<br />
Drucksache 516868<br />
Sehr , geehrter Herr Kosanke,<br />
clie mit dern Antrag der -CDU-Fraktion geforderte Einführung einer Meistergrün. :<br />
dungsprämie wird vonder Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong> unterstützt.<br />
Mit dem Instrument kann mit relativ überschaubarem Aufwand die Schaffung von<br />
Unternehmen und d<strong>am</strong>it von Arbeits- und Ausbildungsplätzen im brandenburgischen<br />
Handwerk gefördert werden.<br />
Die Einführung einer Meistergründungsprämie wäre innerhalb dei operationellen<br />
Progr<strong>am</strong>ms <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg<strong>für</strong> den europäischen Sozialfonds (ESF) in<br />
der Förderperiode .2014 - 2020, Prioritätsachse 1 Förderung von Beschäftigung<br />
und -Mdbilität von Arbeitskräften, finanzierbar,<br />
6. September 2013<br />
Anzahl Seiten: 4<br />
Telefon 0331 3703431<br />
Telefax 0331 3703-134<br />
ralph.buehrig©<br />
hwkpotsdande<br />
Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong><br />
CharlottenStraße .34 — 36<br />
14467 Potsd<strong>am</strong><br />
www.hwk-potsdande<br />
Prääldent.<br />
Jürgen Rose<br />
Hauptgeschäftsführer:<br />
Ralph Bührig<br />
CERTQUA<br />
Zertifiziert nach<br />
DIN EN ISO .90012008<br />
Im Vorfeld <strong>des</strong> Fachgesprächs <strong>am</strong> 11. September 2013 soll auf folgende Aspekte<br />
besonders hingewiesen werden:<br />
1. Struktur <strong>des</strong> brandenburgischen Handwerks .<br />
Zum brandenburgischen Handwerk gehörten zum 31. Dezember 2012 insges<strong>am</strong>t<br />
39.977 Betriebe. Die dort beschäftigten 162.000 Personen erZielten im Jahr 2012<br />
einen Umsatz von 13;24.Mrd..Euro. Der hohe wirtschaftliche Stellenwert <strong>des</strong><br />
Handwerks<strong>für</strong> _ die brandenburgische <strong>Wirtschaft</strong> rechtfertigt daher ein Gründungsinstrumentanum<br />
<strong>für</strong> diesen <strong>Wirtschaft</strong>szweig.<br />
Von den im brandenburgischen Handwerk tätigen Unternehmen gehörten 22.851<br />
Betriebe zum zulassungspflichtigen (, ; meisterpflichtigen") Handwerk. Dies entspricht<br />
einer Quote von 57 %. Im Durchschnitt der anderen neuen Bun<strong>des</strong>länder<br />
DAS HArdieNVER<br />
DIE WIRTSCHAETSIVIACHT: VOM NEBELAA
Seite 2<br />
Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern liegt dieser<br />
Anteil hingegen deutlich höher, Von den dortigen Handwerksbetrieben sind 63 %<br />
dem zulassungspflichtigen Handwerk zuzuordnen. Dieser geringere Anteil wirkt<br />
sich negativ auf die Leistungsstruktur <strong>des</strong> brandenburgischen Handwerks aus.<br />
Zulassungspflichtlge Handwerksbetriebe verfügen aufgrund der Tätigkeitsbreite<br />
und dem erforderlichen Qualifikationsniveau der Inhaber über eine im Durchschnitt<br />
besondere Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit. Mit Einführung einer<br />
„Meistergründungsprämie" könnte dieser Bereich die notwendige Stärkung erreichen.<br />
2. Gründungsgeschehen<br />
In Brandenburg ist das Gründungsgeschehen insbesondere auch bei den zulassungspflichtigen<br />
Branchen 2012 deutlich zurückgegangen ist:<br />
Das branden burgische Handwerk verzeichnete im Vergleich der Jahre 2011 zu<br />
2012 einen Rückgang bei den Gründungen von 3.332 auf 2.701 Betriebe. Bei den<br />
zulassungspflichtigen Handwerken sank die Zahl der'Gründungen um 20,4 %<br />
(-274) und d<strong>am</strong>it wesentlich stärker als bei den sonstigen Gewerken, bei denen<br />
die Abnahme 17,9 % (-357) betrug.<br />
Eine Ursache <strong>des</strong> allgemeinen Rückgangs bei den Gründungen wird in der Neuordnung<br />
<strong>des</strong> Gründungszuschusses der Agentur <strong>für</strong> Arbeit gesehen. aistenzgründungen<br />
wurden bis Ende 2011 durch den Gründerzuschuss gefördert. Seit<br />
2012 steht der Gründerzuschuss <strong>für</strong> arbeitslose Gründer nur noch denjenigen<br />
offen, die keine Chance auf Vermittlung in abhängiger Beschäftigung haben.<br />
D<strong>am</strong>it entfiel in der Regel diese Fördermöglichkeit.bel Existenzgründungen im<br />
Handwerk.<br />
Als weitere Ursache gilt die bei guter <strong>Wirtschaft</strong>slage bestehende Situation auf<br />
dem Arbeitsmarkt. Aufgrund der hohen Nachfrage nach gut qualifizierten Fachkräften<br />
sank angesichts der Beschäftigungsmöglichkeiten und Einkommensperspektiven<br />
die Risikobereitschaft junger Fachleute zum Schritt in die Selbstständigkeit.<br />
Dies betraf insbesondere auch gut ausgebildete Handwerksmeister, was<br />
sich im Bereich der zulassungspflichtigen Handwerke besonders auswirkt.<br />
3. Altersstruktureetriebsnachfolge<br />
Der Anteil der älteren Handwerker in zulassungspflichtigen Handwerksbetrieben<br />
ist seit 2010 ständig gestiegen. Waren'im Handwerksk<strong>am</strong>merbezirk Potsd<strong>am</strong> in<br />
2010 noch 39 % der Betriebsinhaber 51 Jahre und älter, sind es aktuell schön<br />
45 %.<br />
23 % der GmbH-Geschäftsführer sind älter als 60 Jahre. Bei den Einzelunternehmen<br />
sind es 12,4 %, die das 60. Lebensjahr überschritten haben. D<strong>am</strong>it steht
Seitei3<br />
im hlandwerksk<strong>am</strong>merbezirk PotsclaM bei Insges<strong>am</strong>t 2.539 -Betrieben .(= 14,6 %)<br />
in den nächsten Jahren die Betriebsnachfolge/Betriebsschließung an.<br />
Jähdich haben -wir eirrVolumen von etwa 500 Betrieben, die mit denaltersbedingten<br />
Fortführungsentscheidungen befasstsind. Neben den.umfangreichen Beratungs-<br />
und Dienstleistungen der K<strong>am</strong>mern WerenlEffekte_durch Gründungsförderungsinstrumente<br />
in Richtung Betriebserhalt erzielbar. Gelingt dies nicht, droht<br />
der Verlust von - Know4low sowie von Arbeits- und Ausbildungsplätzen :in Brandenburg.<br />
4. Ausgangssituation der Meistergründer<br />
Handwerksmeister verfügen regelmäßig über eine mehrjährige-praktische Erfahrung<br />
aus 'ihrer Ausbildung bis bin zu Ihrem Gesellenabschluss. Die Meisterausbildung<br />
selber vollzieht sich ebenfalls im Umfeldder prektisChen Arbeit im Handwerksbetrieb,<br />
Daraus lässtsich schließen, dass der junge Meister'bereits<br />
mehrere Jahre Erfahrungen in der Praxis aufweisen kann, bevor gr die Selbstständigkeit<br />
anstrebt. Das Vorbildungsgescheher.führt dazu, dass daraus resultierende<br />
GründUngsentscheidungen besonders fundiert und nachhaltig erfolgen<br />
können.<br />
Die Kosten der Meisterausbildung werden:überwiegend vom Meisterschüler<br />
selbstgetragen. In Abhängigkeit von der Branche .sind-das durchsChnittlidh 8.000<br />
Euro, die <strong>für</strong> die unmittelbare Gründung nichtmehr'zur Verfügung stehen. Derartige<br />
Kosten werden nur dannin:Kauf...genommen, wenn eine, klare Perspektive<br />
besteht und die Existenzgründung als erstrebenswert angesehen wird. Im Vergleich<br />
zu den: Absolventen einer HoChschulausbildung, die kostenlos angeboten<br />
wird, hat der Meisterschüler in der Regel klare Vorstellungen von seiner-beruflichen<br />
und unternehmerischen Weiterentwicklung nach seiner Ausbildung.<br />
Eine Förderung der`Existenzgründung <strong>für</strong>'Meisterkann dazu beitragen,_sChneller<br />
in die Selbstständigkeit zu gehen als ohne Förderung. Dabei sind nach Umfragen<br />
der Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong> bei Abschluss der' Meisterprüfung etwa 46 %<br />
der Teilnehmer bereits selbstständig tätig bzw. zur Selbstständigkeit in den<br />
nächsten 2 Jähre entschlossen. Die Mehrheit von:54 % gibt hingegen an, zunächst<br />
keine Selbstständigkeit begründen zu wollen. D<strong>am</strong>it bestehen hohe Potentiale,.<br />
durch Gründungsförderungen Effekte zur Selbstständigkeit zu erzielen.<br />
Die betriebswirtschaftlichen und` echnischen Abläufe, insbesondere der zulassungscflichtigen<br />
Betriebe, erfordern zudem die Bes0häftigung von Mitarbeitern.<br />
Das Ergebnis.ist die Schaffung von Arbeitsplätzen, gekoppelt mit Investitionen in<br />
Maschinen und Ausrüstungen.<br />
Bei der Beantragung von Krediten spielt die persönliche Qualifikation der Existenzgründer<br />
eine große Rolle und trägt zu einer Verbesserung der Kreditwürdigkeit<br />
bei. Der Handwerksmeister hat zudem das Wissen und die Befähigung, Lehr-
Seite 4<br />
linge auszubilden und somit die Möglichkeit den eigenen Fachkräftenachwuchs<br />
zu entwickeln.<br />
6. Besondere Effekte einer Meistergründungsförderung<br />
Handwerksbetriebe weisen eine hohe Stabilität und Entwicklungsdyn<strong>am</strong>ik auf.<br />
Dies hat in anderen Bun<strong>des</strong>ländern: dazu geführt, Gründungen von Handwerksbetrieben<br />
durch Zahlung von Zuschüssen besonders zu unterstützen.<br />
Das Zentrum <strong>für</strong> Existenzgründungen der Universität Lüneburg hat eine Begleitforschung<br />
zu dem in Nordrhein-Westfalen geltenden Förderprogr<strong>am</strong>m „Meistergründungsprämie<br />
<strong>für</strong> Existenzgründungen im nordrhein-westfälischen Handwerk"<br />
angestellt. Dabei wurden die Effekteder „Meistergründungsprämie* mit clern Existenzförderungsprogr<strong>am</strong>m<br />
„Go! Gründungsprämie NRW" <strong>für</strong> Betriebeaußerhalb<br />
<strong>des</strong> Handwerks in den Jahren 2008 - 2010 gegenübergestellt.<br />
im Ergebnis lassen sich der veröffentlichten Begleitstudie folgende Kernaussagen<br />
entnehmen:<br />
■<br />
■<br />
Im Vergleich mit ebenfalls geförderten Unternehmensgründungen ohne Meisterqualifikation<br />
können junge Handwerksbetriebe konjunkturelle Ausschläge<br />
besser abfedern und beweisen sich in Krisen als bestandsfester.<br />
Bei Belebung der Wirtschaffstaigen die:Umsätze dergeförderten 'Hendwerksbetriebe<br />
deutlieh schneller als Betriebeenderer Branchen.<br />
• Eine Meistergründungsprärnie erleichtert die Entscheidung zur Existenzgründung<br />
und hilft, Unternehmen früher und ressourcenstärkerzu gründen.<br />
■<br />
Die Marktaustrittsrate (nach 3 Jahren) istbei den mit Meistergründungsprämie<br />
geförderten Betrieben mit.nur 1,24 % deutlich geringer als bei: sonstigen<br />
geförderten Unternehmen, vors denen 11,91 % Ihren Betrieb aufgaben.<br />
Mit freundlichen Grüßen
EINGEGANGEN<br />
0 6. SEP. 2013<br />
572b<br />
Erledigt A I")<br />
<strong>MB</strong>G<br />
BERUN•BRANDENBURG<br />
E---1741<br />
eidd<br />
-4 3<br />
BÜRGSCHAFTSBANK<br />
BRANDENBURG<br />
Stellungahme zum Fachgespräch „Unterstützung <strong>des</strong> Handwerks durch Einführung einer<br />
Meistergründungsprämie" <strong>am</strong> <strong>11.09.2013</strong> im Landtag Brandenburg<br />
Drucksache 5/6868<br />
- Existenzgründungen sind eine wesentliche Grundlage <strong>für</strong> die Erhaltung und Schaffung von<br />
mittelständischen (inhabergeführten) <strong>Wirtschaft</strong>sstrukturen, insbesondere in den Neuen<br />
Bun<strong>des</strong>ländern.<br />
- Existenzgründungen verhindern die Verstärkung der Konzentrationsprozesse und fördern<br />
den Wettbewerb (durch Insolvenzen und Liquidationen scheiden Unternehmen aus dem<br />
Markt aus und werden durch Existenzgründer „ersetzt").<br />
Wichtiges Segment der Existenzgründungen sind altersbedingte Nachfolgeregelungen.<br />
Die Existenzgründungszahien in Brandenburg nehmen seit einigen Jahren ab.<br />
Gründe u.a.:<br />
• Gute Konjunktur bietet „sichere" Arbeitsplätze als Alternative<br />
■ Ausgelaufene Förderung durch Arbeitsagenturen<br />
• Abschaffung der Meistergründungsprämie<br />
- Das Handwerk stellt bei der Anzahl der Betriebe und Anzahl der Beschäftigten eine der<br />
wichtigsten Säulen der mittelständischen <strong>Wirtschaft</strong> in Brandenburg dar (drei<br />
Handwerksk<strong>am</strong>mern in Brandenburg haben insges<strong>am</strong>t ca. 40.000 Mitglieder).<br />
Die Wiedereinführung der Meistergründungsprämie (mit einer zeitlichen Begrenzung nach<br />
Erlangung <strong>des</strong> Meisterbriefes) stellt einen adäquaten Anreiz <strong>für</strong> Existenzgründungen und<br />
Nachfolgeregelungen im Handwerk dar. Die Haushaltsbelastung dürfte angesichts der<br />
überschaubaren Höhe der Meistergründungsprämie und der zu erwartenden Stückzahlen in<br />
einem günstigen Verhältnis zu den positiven Effekten stehen.<br />
Dr. Mild Stefanovid, Geschäftsführer<br />
Dr. Mild Stefanovid, Geschäftsführer<br />
Mittelständische Beteiligungsgesellschaft<br />
Bürgschaftsbank Brandenburg GmbH<br />
Berlin-Brandenburg GmbH Schwarzschildstr. 94<br />
Schwarzschildstr. 94<br />
14480 Potsd<strong>am</strong><br />
14480 Potsd<strong>am</strong> Tel. 0331/64963-11<br />
Tel. 0331/64963-11 Fax: 0331/64963-23<br />
Fax: 0331/64963-23<br />
Milos.Stefanovic@BBimWeb.de<br />
Milos.Stefanovic@BBimWeb.demailto:Milos.Stefanovic@BBimWeb.de
-1-koor,<br />
Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />
Berlin<br />
Meistergründungsprämie<br />
Handwerksmeister/-innen, die in Berlin in dem Handwerk, in welchem sie die Meisterausbildung<br />
absolviert haben, einen Betrieb gründen, übernehmen oder sich tätig an einem bestehenden<br />
Betrieb beteiligen, wird vom Land Berlin unter bestimmten Voraussetzungen eine<br />
Prämie gewährt. Es besteht allerdings kein Rechtsanspruch auf Gewährung der Prämie.<br />
Antragsberechtigte Personen:<br />
■ Antragsberechtigt sind Handwerksmeister/-innen, die sich innerhalb von 3 Jahren nach<br />
Ablegung der deutschen Meisterprüfung in dem von ihnen ausgeübten Handwerk zum<br />
ersten Mal selbständig machen.<br />
Art und Höhe der Förderung:<br />
1. Die Basisförderung beträgt einmalig 7.000 Euro bei Gründung. Es handelt sich um einen<br />
bedingt rückzahlbaren Zuschuss.<br />
2. Nach Ablauf von drei Jahren besteht die Möglichkeit im Rahmen der<br />
Meistergründungsprämie 5.000 Euro Arbeitsplatzförderung zu beantragen.<br />
Bedingungen / Besonderheiten <strong>für</strong> die Beantragung der Basisförderung:<br />
■ Es darf keine unselbstständige oder andere selbstständige Tätigkeit neben dem<br />
Handwerksbetrieb ausgeübt werden.<br />
■ Die Selbstständigkeit muss min<strong>des</strong>tens 3 Jahre in Berlin bestehen bleiben.<br />
■ Anträge sind vor Aufnahme der selbstständigen Tätigkeit zu stellen.<br />
Bedingungen / Besonderheiten <strong>für</strong> die Beantragung der Arbeitsplatzförderung:<br />
■ In den ersten 3 Jahren der Selbstständigkeit ist ein Arbeitsplatz <strong>für</strong> eine/n sozialversicherungspflichtige/n<br />
Arbeitnehmer/-in zu schaffen und der/die Arbeitnehmer/-in dann über<br />
einen Zeitraum von mind. 12 Monaten zu beschäftigen oder einen Ausbildungsplatz zu<br />
schaffen.<br />
■ Der Antrag auf Arbeitsplatzförderung ist innerhalb von sechs Monaten nach Ablauf der<br />
ersten 3 Jahre der Selbstständigkeit zu stellen.
Entwicklung der bewilligten Anträge auf Meistergründungsprämie<br />
2010<br />
2011<br />
115<br />
2012<br />
01.01. -<br />
31.08.2013<br />
■ Basisförderung (1. Stufe)<br />
❑ Arbeitsplatzförderung (2. Stufe)<br />
» Seit Juni 2011 wurden die Anträge auf die Arbeitsplatzförderung (2. Stufe) von der<br />
Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin entgegengenommen.
EINGEGANGEN<br />
Erledrgt<br />
1 0. SEP. 2013<br />
S/2&<br />
ite) per<br />
•<br />
Ostdeutscher<br />
Bankenverband e,-V.<br />
Anhörung im Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>des</strong> Landtags Brandenburg <strong>am</strong> <strong>11.09.2013</strong>, 13.00 Uhr<br />
„Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg und die Rolle der Brandenburger Sparkassen bei<br />
der Finanzierung von Unternehmen" sowie „Mittelstandsfinanzierung im Land Brandenburg"<br />
Fragenkatalog:<br />
1. Wie stellt sich die derzeitige Situation der Mittelstandsfinanzierung in Brandenburg aus ihrer Sicht<br />
dar?<br />
• Eigenkapitalsituation der Unternehmen in Brandenburg<br />
• konkrete Finanzierungsdaten <strong>für</strong> Brandenburg<br />
• Vergleich mit den anderen Bun<strong>des</strong>ländern (soweit möglich)<br />
Wie hat sich in ihrem Bereich die Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen in den letzten<br />
Jahren entwickelt?<br />
Mit welchen Problemen haben sie bei Anträgen aus der <strong>Wirtschaft</strong> in der Regel zu tun und was sind<br />
die häufigsten Ablehnungsgründe?<br />
Hat sich die Geschäftspolitik ihrer Bank in den letzten Jahren verändert? Wenn ja wie und warum?<br />
Welche Entwicklung sehen Sie hier <strong>für</strong> die kommenden fünf Jahre?<br />
Welche Refinanzierungsquellen nutzen sie und welche Entwicklung hat sich hier in den letzten Jahren<br />
vollzogen?<br />
Investiert Ihre Bank in Fonds, die Unternehmensanteile erwerben? Wenn ja, wie, in welche und warum?<br />
Wenn nein, warum nicht?<br />
Ges<strong>am</strong>tantwort zu Frage 1:<br />
• Die Situation der Mittelstandsfinanzierung im Land Brandenburg — im Sinne der Finanzierungsbedingungen,<br />
die mittelständische Kreditnehmer vorfinden — ist aus Sicht der privaten Banken derzeit gut bis<br />
sehr gut. Die Angebotsbedingungen werden von einer starken Ausrichtung vieler in Brandenburg tätiger<br />
Kreditinstitute auf kleine und mittlere Unternehmen sowie durch günstige Finanzierungsbedingungen<br />
geprägt, zu denen auch das historisch niedrige Zinsniveau beiträgt.<br />
• Die Kredite der privaten Banken an die mittelständische <strong>Wirtschaft</strong> in Brandenburg haben sich in den<br />
letzten Jahren kontinuierlich erhöht. So stieg der Kreditbestand in diesem Bereich nach den Daten der<br />
Deutschen Bun<strong>des</strong>bank von 4,94 Mrd. € Ende 2008 über 6,14 Mrd. € Ende 2012 auf 6,19 Mrd. € zum<br />
30.06.2013, was aktuell gemessen <strong>am</strong> Ges<strong>am</strong>tbestand dieser Kredite aller Kreditinstitute in Brandenburg<br />
in Höhe von 13,8 Mrd. € einem .Marktanteil von 45% entspricht. Diese Entwicklung zeigt, dass die<br />
Kreditbestände auch im Krisenjahr 2009 sowie in dem konjunkturell gegenüber den Vorjahren deutlich<br />
schwächeren Jahr 2012 gestiegen sind. Gleichwohl ist in jüngerer Zeit eine Verlangs<strong>am</strong>ung <strong>des</strong> Kreditwachstums<br />
zu beobachten, die im Wesentlichen auf eine verhaltenere Kreditnachfrage aus dem Mittelstand<br />
in Folge der EU-Staatsschuldenkrise und anderer konjunktureller Unsicherheitsfaktoren zurückzuführen<br />
ist. Viele KMU halten sich in dieser Situation mit Investitionsentscheidungen zurück. Diejenigen<br />
Unternehmen, die investieren, führen primär Ersatzinvestitionen und nur in geringerem Maße Erweiterungsinvestitionen<br />
durch.<br />
• Die Eigenkapitalausstattung der KMU in Brandenburg hat sich — wie in ganz Ostdeutschland — im vergangenen<br />
Jahrzehnt positiv entwickelt. Viele Mittelständler sind heute aufgrund der inzwischen erreichten<br />
Eigenkapitalquoten deutlich krisenresistenter als zu Beginn <strong>des</strong> Jahrtausends. Hierzu hat eine<br />
im langjährigen Durchschnitt gute Ertragslage ebenso beigetragen wie ein vielfach verbessertes Verständnis<br />
der Unternehmer <strong>für</strong> die strategische Bedeutung von Finanzierungsfragen. Dass das Bewusstsein<br />
zur Relevanz <strong>des</strong> Eigenkapitals <strong>für</strong> die Fremdfinanzierungsmöglichkeiten in mittelständischen Unternehmen<br />
deutlich geschärft wurde, ist auch auf die Einführung von Basel 11 und <strong>des</strong> d<strong>am</strong>it verbunde-<br />
Az.: 2212/006.13
Ostdeutscher Bankenverband e.V. Seite 2 von 3<br />
nen Ratingprozesses zurückzuführen, der die Befassung mit der eigenen Finanzierungsstruktur In vielen<br />
KMU deutlich verstärkt hat. Die weiterhin gute Ertragslage ermöglicht zudem vielen Unternehmen eine<br />
stärkere Eigenfinanzierung.<br />
• Die Einstufung <strong>des</strong> Finanzierungsthemas als eines der unternehmensrelevanten Strategiethemen und<br />
d<strong>am</strong>it verbunden eine stetige Finanzkommunikation mit der Hausbank und anderen Finanzierungspartnern<br />
bleibt dennoch <strong>für</strong> manche KMU in Brandenburg eine Herausforderung von wachsender Bedeutung.<br />
Gerade in Kleinbetrieben ist der Unternehmer oft stark durch das Tagesgeschäft ausgelastet, woraus<br />
sich geringe Zeitkapazitäten <strong>für</strong> die Befassung mit der künftigen Finanzierung ergeben. Nicht selten<br />
ergeben sich daraus Probleme bei neuen Kreditanträgen. Eine unzureichende betriebliche Planung<br />
und Steuerung (z.B. ein fehlen<strong>des</strong> Liquiditäts- und Forderungsmanagement), falsche Markteinschätzungen<br />
etc. spielen dann ebenso eine Rolle wie ein Zurückfahren der Informationen an die Hausbank bei<br />
einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation. Auch eine ungelöste Nachfolgefrage zählt zu den<br />
Hemmnissen bei Verhandlungen über neue Kredite. Weitere Finanzierungshemmnisse sind fehlende<br />
werthaltige Sicherheiten oder fehlende Liquidität zur Erbringung <strong>des</strong> Kapitaldienstes.<br />
• Vielfach fließen in die Finanzierung mittelständischer Unternehmen In Brandenburg neben Hausbankkrediten<br />
auch Fördermittel <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> und <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> ein. Bei der Durchleitung von Progr<strong>am</strong>men <strong>des</strong><br />
Förderbereichs „Gründungs- und allgemeine Unternehmensfinanzierung" der Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau<br />
(KfW) an Unternehmen in Brandenburg nehmen die privaten Banken hinsichtlich <strong>des</strong> durchgeleiteten<br />
Kreditvolumens die führende Position ein (1. Halbjahr 2013: 26,0 Mio. € bzw. 38,9% der insges<strong>am</strong>t<br />
im Land Brandenburg durchgeleiteten KfW-Förderprogr<strong>am</strong>me dieses Fördersegments, Ges<strong>am</strong>tjahr<br />
2012: 56,9 Mio. € bzw. 46,6%, Ges<strong>am</strong>tjahr 2011: 127,3 Mio. € bzw. 67,4%, Ges<strong>am</strong>tjahr 2010: 100,7<br />
Mio. € bzw. 47,3%). Private Banken sind neben den Sparkassen die wichtigsten Partner <strong>für</strong> das Bürgschaftsgeschäft<br />
der Bürgschaftsbank Brandenburg und nutzen ebenso die Fördermittel der Investitionsbank<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg.<br />
• Zum Vergleich mit anderen Bun<strong>des</strong>ländern:<br />
Die Finanzierungssituation von KMU im Land Brandenburg unterscheidet sich nicht wesentlich von derjenigen<br />
in den anderen ostdeutschen Flächenländern, <strong>für</strong> die der Ostdeutsche Bankenverband e.V.<br />
ebenfalls zuständig ist. Ursächlich hier<strong>für</strong> sind vergleichbare Größenstrukturen und Entwicklungspfade<br />
der Unternehmen, das weitgehend gleiche Konjunkturumfeld und ähnliche wirtschaftsstrukturelle und<br />
wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen.<br />
• Zur Geschäftspolitik:<br />
Grundsätzlich setzen die unserem Verband angeschlossenen 39 Mitgliedsbanken, die auch untereinander<br />
im Wettbewerb stehen, im Rahmen ihrer Geschäftspolitik unterschiedliche Akzente. Dies gilt <strong>für</strong> die<br />
vergangenen Jahre ebenso wie <strong>für</strong> die Zukunft. Für die Mehrzahl der in Brandenburg tätigen Institute<br />
kommt der Mittelstandsfinanzierung bereits seit 1990 ein hoher Stellenwert zu — wie die Marktanteile<br />
der privaten Banken im Kreditgeschäft belegen. Die seit der Finanzmarktkrise 2008/09 eingetretenen<br />
Veränderungen <strong>des</strong> Ges<strong>am</strong>tumfelds <strong>für</strong> die Kreditwirtschaft haben insges<strong>am</strong>t zu einem noch stärkeren<br />
Gewicht <strong>des</strong> inländischen Kundengeschäfts innerhalb der Institute geführt, in <strong>des</strong>sen Rahmen das Mittelstandsgeschäft<br />
eine zentrale Rolle einnimmt. Diese Ausrichtung dürfte auch die Geschäftspolitik der<br />
kommenden Jahre bestimmen.<br />
• Zur Refinanzierung:<br />
Die Frage nach den Refinanzierungsquellen der in Brandenburg tätigen privaten Banken lässt sich aufgrund<br />
der unterschiedlichen Geschäftsmodelle der Institute nur pauschal beantworten: Refinanzierung<br />
ist ein Mix aus Kundeneinlagen, Geld- und Kapitalmarktmitteln. Ferner fließen Zentralbankmittel und<br />
Instrumente von Förderbanken wie z.B. KfW-Globaldarlehen ein.<br />
• Zu Beteiligungskapitalfonds:<br />
Die privaten Banken unterhalten keine eigenen Beteiligungskapitalfonds mit ausdrücklicher Orientierung<br />
auf den Erwerb von Anteilen an mittelständischen Unternehmen. Im Rahmen der KMU-<br />
Finanzierung arbeiten die privaten Banken jedoch mit geeigneten Beteiligungsgesellschaften zus<strong>am</strong>-<br />
Az.: 2212/006.13
Ostdeutscher Bankenverband e.V. Seite 3 von 3<br />
men. Mit Blick auf die laufende Finanzierung von KMU in Brandenburg steht hierbei die Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
mit der <strong>MB</strong>G im Vordergrund. Grundsätzlich wird der Bereitstellung von Beteiligungskapital künftig<br />
vor dem Hintergrund der Regeln von Basel .111 eine noch größere Bedeutung zukommen, woraus sich<br />
auch politischer Handlungsbedarf ergibt (s. Antwort zu Frage 5).<br />
2. Welche Auswirkungen hatte und hat die europäische Schuldenkrise auf die Mittelstandsfinanzierung?<br />
• Die europäische Schuldenkrise ist ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor <strong>für</strong> die konjunkturelle Entwicklung<br />
und beeinflusst somit auch die Investitionsneigung der mittelständischen Unternehmen in Brandenburg<br />
negativ. Dies dürfte ein Hauptgrund <strong>für</strong> die derzeit in Brandenburg wie bun<strong>des</strong>weit zurückhaltende<br />
Kreditnachfrage aus dem Unternehmenssektor sein.<br />
• Auf die Kreditangebotspolitik der Banken im Bereich der Mittelstandsfinanzierung hatte und hat die europäische<br />
Schuldenkrise keine unmittelbaren Auswirkungen. Im langfristigen Trend dürfte die Lehre aus<br />
der Schuldenkrise, dass das früher als risikolos geltende Staatsfinanzierungsgeschäft durchaus relevante<br />
Risiken aufweist, zu einer weiteren relativen Aufwertung <strong>des</strong> Mittelstandsgeschäfts führen.<br />
3. Welche grundsätzlichen Voraussetzungen müssten die Unternehmen darstellen, um langfristig im<br />
Wettbewerb bestehen zu können?<br />
• Die Unternehmen benötigen zunächst ein tragfähiges Geschäftsmodell — also Produkte bzw. Dienstleistungen,<br />
mit denen sie auf den Märkten Erträge generieren können — sowie eine an den Anforderungen<br />
<strong>des</strong> Marktes orientierte Unternehmensstruktur. Langfristig werden die Unternehmen nur dann <strong>am</strong><br />
Markt bestehen, wenn sie ihre Produkte, Produktionsprozesse und Vertriebsstrukturen immer wieder<br />
an Änderungen <strong>des</strong> Marktumfelds anpassen. Wesentliche Erfolgsfaktoren sind dabei Innovationsfähigkeit<br />
und die stetige Orientierung auf die Gewinnung neuer Kunden bzw. Absatzmärkte. Dabei wird auch<br />
die Orientierung auf Auslandsmärkte <strong>für</strong> viele Branchen immer wichtiger.<br />
4. Wie sind die Unternehmen auf Basel III vorbereitet? Was muss noch getan werden?<br />
• Im Bereich der KMU sind insbesondere mittelgroße Unternehmen, die auch die mit Basel II -verbundenen<br />
Anforderungen zumeist schnell erfüllt haben, gut auf Basel 111 vorbereitet. Unternehmen, die über<br />
spezialisierten kaufmännisches Personal verfügen, befassen sich zumeist professionell mit Finanzierungsthemen<br />
und pflegen eine enge Finanzkommunikation mit ihrer Hausbank.<br />
• Anders ist die Situation vielfach in kleineren Betrieben mit nur einem Entscheider, bei dem alle strategischen<br />
Fragen zus<strong>am</strong>menlaufen und der zugleich stark durch das Tagesgeschäfts ausgelastet ist. Hier<br />
wurde das Erfordernis einer kontinuierlichen Finanzkommunikation z.T. noch nicht verinnerlicht, weshalb<br />
eine weitere Sensibilisierung erforderlich ist. Banken, K<strong>am</strong>mern und Verbände stellen daher <strong>für</strong><br />
diese Zielgruppe weiterhin umfassende Informationsangebote bereit.<br />
5. Welche politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen kann/sollte die Lan<strong>des</strong>politik darstellen?<br />
• Durch Basel III gewinnen Eigenkapitalinstrumente (z.B. <strong>MB</strong>G) sowie der Ersatz fehlender Kreditsicherheiten<br />
(Bürgschaftsbanken) sowie mit Blick auf die neuen Liquiditätsregeln ggf. auch längerfristige Förderkredite<br />
(KfW, ILB) stärker an Bedeutung. Daraus ergibt sich der Bedarf, das Förderangebot in diesen<br />
Bereichen auch in Zukunft zu sichern.<br />
• Zur generellen Stärkung der mittelständischen Unternehmensstrukturen sollte die Ausrichtung der<br />
<strong>Wirtschaft</strong>s- und Förderpolitik auf Cluster („Stärken stärken") konsequent fortsetzt werden, um das organische<br />
Bestandswachstum' in den Kompetenzschwerpunkten der regionalen <strong>Wirtschaft</strong> abzusichern.<br />
• Hierbei sollten ergänzend weiterhin zielgerichtete Impulse zur Stärkung von Kooperationen zwischen<br />
Unternehmen und Forschungseinrichtungen/Hochschulen (Verbundforschung) gesetzt werden — in Abstimmung<br />
bzw. Verzahnung mit der Innovationspolitik <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>.<br />
Az.: 2212/006.13
Investitionsbank<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />
Brandenburg ILB<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
Potsd<strong>am</strong>, 11. September 2013<br />
Anhörung im Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong>; Schriftliche Stellungnahme der ILB zu den Themen<br />
„Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg und die Rolle der Brandenburger<br />
Sparkassen bei der Finanzierung von Unternehmen" sowie „Mittelstandsfinanzierung<br />
im Land Brandenburg"<br />
Vorbemerkung:<br />
Die ILB ist das zentrale Förderinstitut <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg. Der Rahmen <strong>für</strong> die Geschäftstätigkeit<br />
der ILB ist im ILB-Gesetz festgelegt. Das ILB-Gesetz basiert auf der sogenannten Verständigung<br />
II zwischen der EU-Kommission und der Bun<strong>des</strong>regierung über die Ausrichtung rechtlich<br />
selbständiger Förderinstitute in Deutschland.<br />
Rechtsgrundlage <strong>für</strong> die Mittelstandsförderung der ILB ist § 4(2) Satz 1 b) <strong>des</strong> ILB-Gesetzes. Danach<br />
ist die ILB berechtigt, öffentliche Förderaufgaben in den Bereichen Gewerbliche <strong>Wirtschaft</strong>,<br />
insbesondere Mittelstands-, Risikokapital-, Technologie- und Innovations- sowie Medienfinanzierungen,<br />
durchzuführen. Zu diesem Zweck kann Sie Darlehen und Zuschüsse gewähren sowie<br />
Gewährleistungen und Unternehmensbeteiligungen eingehen.<br />
Die Geschäfte der Bank sind nach kaufmännischen Grundsätzen unter Wahrung strikter Wettbewerbsneutralität<br />
zu führen. Die darlehensbasierte Mittelstandsfinanzierung erfolgt aus diesem<br />
Grund überwiegend im Hausbankenverfahren (Refinanzierungsgeschäft) oder im Wege der Konsortialfinanzierung<br />
mit den Hausbanken.
Seite 2/6<br />
Fragenkatalog:<br />
1. Wie stellt sich die derzeitige Situation der Mittelstandsfinanzierung in Brandenburg aus<br />
Ihrer Sicht dar?<br />
a) Eigenkapitalsituation der Unternehmen in Brandenburg<br />
Das darlehensbasierte Mittelstandsgeschäft der ILB, z.B. der Brandenburgkredit <strong>für</strong> den Mittelstand,<br />
wird im Hausbankenverfahren abgewickelt. Bei diesem Verfahren stellt die ILB der Hausbank<br />
einen zinsgünstigen Refinanzierungskredit zur Verfügung mit der Maßgabe, die günstigen<br />
Konditionen an das mittelständische Unternehmen weiterzuleiten. Die direkte Kundenbeziehung<br />
hat die Hausbank. Aus diesem Grund verfügt die ILB nur eingeschränkt über betriebswirtschaftliche<br />
Kennzahlen der Unternehmen und kann Aussagen zur Eigenkapitalsituation nur auf Basis<br />
externer Analysen machen.<br />
In den vergangenen Jahren erstellte Auswertungen externer Dritter (wie KfVV, PROGNOS, BVK,<br />
usw.) zeigen zwar einen Anstieg der Eigenkapitalquoten von Unternehmen in Deutschland auf,<br />
diese differieren aber je nach Branche und Unternehmensgröße, wobei kleinere Unternehmen<br />
regelmäßig geringere Eigenkapitalquoten aufweisen.<br />
Vergleiche mit anderen Bun<strong>des</strong>ländern werden regelmäßig nicht gezogen, differenziert wird in<br />
den Studien häufig zwischen Ost- und Westdeutschland. Im Ergebnis liegen die Eigenkapitalquoten<br />
in Ostdeutschland regelmäßig über denen in Westdeutschland, was unseres Erachtens mit<br />
den Fördermöglichkeiten in der Vergangenheit zus<strong>am</strong>menhängt, die zur Erhöhung eigenkapitalähnlicher<br />
Bilanzbestandteile führten.<br />
Die Eigenkapitalquoten geben jedoch nur teilweise Auskunft über den Eigenkapitalbedarf von<br />
Unternehmen. Gerade junge, innovative Unternehmen benötigen — ggf. über eine statisch betrachtete<br />
Eigenkapitalquote hinaus - deutlich mehr Eigenkapital, um z.B. Produktentwicklung<br />
und/oder Markteinführung finanzieren zu können. Gleiches gilt auch bei etablierten Unternehmen<br />
im Fall von Sprunginvestitionen. In diesen Fällen sind (reine) Darlehensfinanzierungen regelmäßig<br />
nicht darstellbar, wenn die Risikobewertung und/oder Kapitaldienstfähigkeit dies nicht zulässt.<br />
Bei den Beteiligungsgesellschaften der ILB gehen jährlich über 300 Beteiligungsanfragen ein von<br />
Unternehmen, die um Eigenkapital nachsuchen. Diese Zahl verdeutlicht bezogen auf brandenburgische<br />
Verhältnisse die Bedeutung dieser Finanzierungsform auf der Nachfrageseite.<br />
Mit ihren Angeboten stellen die ILB, die <strong>MB</strong>G und die Unternehmensbeteiligungsgesellschaft der<br />
Sparkassen in Brandenburg wichtige Partner <strong>für</strong> die Eigenkapitalfinanzierung <strong>des</strong> brandenburgischen<br />
Mittelstands dar. Progr<strong>am</strong>men wie dem BFB Wachstumsfonds gelingt es überdies hohe<br />
Quoten an Privatinvestoren bei Finanzierungsrunden einzuwerben.<br />
b) Konkrete Finanzierungsdaten <strong>für</strong> Brandenburg<br />
Im Jahr 2012 belief sich das bankweite Zusagevolumen der ILB über alle Geschäftsfelder auf<br />
rund 1.040 Mio EUR. In dem Förderbereich <strong>Wirtschaft</strong> wurden Mitte! in Volumen von rund 496<br />
Mio. EUR zugesagt. Das Volumen der Förderzusagen, in denen explizit der Antragssteller als<br />
KMU (EU-Mittelstandsdefinition) klassifiziert wurde, beläuft sich im Jahr 2012 auf rund 238 Mio.<br />
EUR. Ein Viertel <strong>des</strong> jährlichen Neugeschäftsvolumens der ILB entfällt auf die Mittelstandsförderung<br />
(vgl. auch Geschäftsbericht der ILB).
Seite 3/6<br />
c) Vergleich zu anderen Bun<strong>des</strong>ländern<br />
Aktuelle Daten liegen der ILB nicht vor. Der Verband öffentlicher Banken führt in regelmäßigen<br />
Abständen Vergleiche der Förderprogr<strong>am</strong>me der Bun<strong>des</strong>länder durch.<br />
2) Wie hat sich in Ihrem Bereich die Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen in<br />
den letzten Jahren entwickelt?<br />
Der Brandenburgkredit <strong>für</strong> den Mittelstand ist das wichtigste darlehensbasierte Progr<strong>am</strong>m der ILB<br />
<strong>für</strong> den Mittelstand.<br />
Abb. Zusagevolumen in Mio. EUR und Stückzahlen <strong>des</strong> Brandenburgkredits <strong>für</strong> den Mittelstand<br />
Volumen 35 39 47 67 39 66<br />
Stück 97 195 239 405 340 348<br />
Nach einem leichten Rückgang der Zusagevolumina in 2012 wird das Produkt in 2013 wieder<br />
deutlich stärker nachgefragt.<br />
3) Mit welchen Problemen haben Sie bei Kreditanträgen aus der <strong>Wirtschaft</strong> in der Regel zu<br />
tun und was sind die häufigsten Ablehnungsgründe?<br />
Im Hinblick auf das vorherrschende Hausbankenverfahren liegt die Bearbeitung der Kreditanträge<br />
bei den jeweiligen Hausbanken der Unternehmen. Über zentrale Probleme der Kreditbearbeitung<br />
und Ablehnungsgründe können daher nur die Hausbanken selbst Auskunft geben.<br />
Eine unmittelbare Kreditbearbeitung durch die ILB erfolgt nur in den Progr<strong>am</strong>men Brandenburgkredit<br />
Mikro und ILB-Wachstumsprogr<strong>am</strong>m (Konsortialdarlehen) sowie im Beteiligungsgeschäft<br />
beim Frühphasen- und Wachstumsfonds. Zentrale Ablehnungsgründe sind fehlende Kapitaldienstfähigkeit<br />
im Kreditgeschäft sowie im Beteiligungsgeschäft mangelhafte Businesspläne, eine<br />
fehlende Ges<strong>am</strong>tfinanzierung (fehlender Privatinvestor), Abweichungen vom Fondsfokus sowie<br />
vor allem nicht überzeugende Produkt bzw. Geschäftsideen.<br />
4) Hat sich die Geschäftspolitik Ihrer Bank in den letzten Jahren verändert? Wenn ja, wie<br />
und warum? Welche Entwicklungen sehen Sie hier <strong>für</strong> die kommenden fünf Jahre?<br />
Vor dem Hintergrund der Haushaltssituation der EU-Staaten, von Bund, Ländern und Kommunen<br />
werden Haushaltsmittel in abnehmenden Umfang als Fördermittel zur Verfügung stehen. Dies<br />
wird zu einem Rückgang der Zuschussförderung führen. Das Volumen der Förderung durch Darlehen<br />
wird gegenüber der Zuschussförderung weiter zunehmen. Angesichts der notwendigen<br />
Haushaltskonsolidierung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg ist die Bank gefordert, verstärkt Förderung mit<br />
eigenen Kreditprogr<strong>am</strong>men anzubieten.
Seite 4/6<br />
Hierzu gehören im Einzelnen folgende Maßnahmen:<br />
• Ausbau der Brandenburgkredit-F<strong>am</strong>ilie, z.B. im Bereich Innovation<br />
• Verstärktes Angebot im gewerblichen Konsortialgeschäft<br />
• Verstärktes Angebot langfristiger Refinanzierungsmittel <strong>für</strong> Hausbanken im Wege der<br />
Einzelrefinanzierung und über Globaldarlehen.<br />
• Nutzung der EU-Angebote im Rahmen der Risk Sharing Instruments <strong>des</strong> EIF.<br />
• Bereitstellung der nationalen Kofinanzierung bei Revolvierenden Fonds.<br />
5) Welche Refinanzierungsquellen nutzen Sie und welche Entwicklung hat sich hier in den<br />
letzten Jahren vollzogen?<br />
Die Bank ist im ILB-Gesetz vom Land Brandenburg mit Anstaltslast und Gewährträgerhaftung<br />
sowie einer Haftungsgarantie ausgestattet. Durch die Haftungsgarantie <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> werden der<br />
ILB günstige Refinanzierungskonditionen auf den Kapitalmärkten ermöglicht.<br />
Die langfristige Refinanzierung erfolgt vorrangig durch Ausgabe eigener Schuldscheindarlehen<br />
und N<strong>am</strong>ensschuldverschreibungen sowie durch Globaldarlehen der KfW, der Europäischen Investitionsbank,<br />
der Landwirtschaftlichen Rentenbank und der Council of Europe Development<br />
Bank. Zur Diversifizierung werden Geschäftsbeziehungen auch zu neuen Refinanzierungspartnern<br />
aufgebaut.<br />
6) Investiert Ihre Bank in Fonds, die Unternehmensanteile erwerben? Wenn ja, wie, in welche<br />
und warum? Wenn nein, warum nicht?<br />
Die ILB hält seit 1993 Beteiligungen an Unternehmen, die ihrerseits Eigenkapital insbesondere <strong>für</strong><br />
KMU in Brandenburg bereitstellen. Es handelt sich um<br />
• Seed Capital Brandenburg GmbH<br />
• KBB Kapitalbeteiligungsgesellschaft mbH<br />
• BC Venture GmbH (über BC Brandenburg Capital)<br />
• BFB BeteiligungsFonds Brandenburg GmbH<br />
• BFB Wachstumsfonds Brandenburg GmbH<br />
• BFB Frühphasenfonds Brandenburg GmbH<br />
• Hasso Plattner Ventures I und II (über ILB Beteiligungsgesellschaft mbH)<br />
Mit diesen Aktivitäten setzt die ILB Ihren Auftrag als Förderinstitut <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> um. Insges<strong>am</strong>t<br />
wurden seit 1993 rund 140 Mio. Euro in rund 140 Unternehmen investiert. Über 3.000 Arbeitsplätze<br />
sind in diesen Unternehmen entstanden bzw. gesichert worden. Die Kapitalisierung der<br />
Gesellschaften erfolgt zum größten Teil aus öffentlichen Mitteln <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>, <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> und der<br />
EU.<br />
Ziel der Aktivitäten ist die Eigenkapitalversorgung insbesondere von innovativen, technologieorientierten<br />
KMU in Brandenburg. Regelmäßig werden zusätzlich Mittel von Privaten Investoren<br />
mobilisiert, die einen zusätzlichen signifikanten Beitrag zur Finanzierung der Unternehmen leisten<br />
und die öffentlichen Mittel hebeln.
Seite 5/6<br />
Darüber hinaus werden eigenkapitalnahe Finanzierungen über das Progr<strong>am</strong>m Brandenburg-<br />
Kredit Mezzanine in Form von Nachrangdarlehen an etablierte KMU's, die Min<strong>des</strong>tratingerfordernisse<br />
erfüllen, ausgereicht. Für dieses Finanzierungsinstrument stellt die ILB die nationale Kofinanzierung.<br />
7) Welche Auswirkungen hatte und hat die europäische Schuldenkrise auf die Mittelstandsfinanzierung?<br />
Für das Bankensystem in Deutschland hat sich zunächst gezeigt, dass die Förderbanken von<br />
Bund und Ländern gerade in krisenhaften Situationen einen stark stabilisierenden Einfluss auf die<br />
Kreditversorgung der <strong>Wirtschaft</strong> haben.<br />
Zentrale regulatorische Folge der Finanzmarktkrise war die Forderung nach einer höheren Eigenkapitalausstattung<br />
<strong>des</strong> Bankensystems. Mit Basel III werden ab 2013 schrittweise erhebliche<br />
Verschärfungen der Eigenkapitalregeln der Banken eingeführt.<br />
Mögliche Folgen hieraus können sein:<br />
• die Kreditinstitute reduzieren ihre Risikoaktiva (de-leveraging) und schränken die Kreditvergabe<br />
ein (credit crunch)<br />
• die Kreditinstitute sind bestrebt, höhere Kreditmargen durchzusetzen<br />
Die internationalen Regeln zur höheren Eigenkapitalunterlegung bei Banken durch Basel III verstärken<br />
zusätzlich die Bedeutung <strong>des</strong> Eigenkapitals <strong>für</strong> alle mittelständischen Unternehmen.<br />
Bislang gibt es allerdings noch keine Anzeichen, dass die neuen Basler Kapital-Regeln insges<strong>am</strong>t<br />
in der Praxis tatsächliche negative Auswirkungen auf die Kreditvergabe in Deutschland haben<br />
werden. Aktuell rückt vielmehr das klassische Firmenkundengeschäft wieder verstärkt in den<br />
geschäftspolitischen Fokus zahlreicher Geschäftsbanken.<br />
Für das Land Brandenburg lassen sich nach Einschätzung der ILB aktuell keine Finanzierungsengpässe<br />
in der Mittelstandsfinanzierung erkennen.<br />
8) Welche grundsätzlichen Voraussetzungen müssen die Unternehmen darstellen, um<br />
langfristig im Wettbewerb bestehen zu können?<br />
Insges<strong>am</strong>t erscheinen folgende Faktoren <strong>für</strong> die langfristige Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens<br />
zentral:<br />
• Unternehmerpersönlichkeit<br />
• Überzeugende Geschäftsstrategie<br />
• Kapitalbasis<br />
• Starke Vertriebsorientierung<br />
• Innovative Produkte<br />
• Qualifiziertes Personal
Seite 6/6<br />
9) Wie sind die Unternehmen auf Basel III vorbereitet? Was muss noch getan werden?<br />
Basel III dürfte nichts daran ändern, dass Bankkredite <strong>für</strong> den Mittelstand die wichtigste Finanzierungsform<br />
bleiben wird. Eine solide Eigenkapitalausstattung eines Unternehmens ist und bleibt<br />
dabei ein wesentlicher Faktor <strong>für</strong> den Zugang zu externen Finanzierungsmitteln.<br />
Es liegt aber in der Verantwortung der Unternehmen, die qualitativen und quantitativen Kriterien<br />
zu unterlegen, die <strong>für</strong> die Kreditwürdigkeit der Unternehmen und d<strong>am</strong>it die Risikoeinschätzung<br />
durch die Hausbanken maßgeblich sind. Diese Kriterien fließen in die jeweiligen Ratingsysteme<br />
der Banken ein. Quantitative Kriterien sind i.d.R. Eigenkapitalkennziffern, Rentabilitäts- und<br />
Liquiditätskennziffern sowie ein schlüssiger mittelfristiger Businessplan. Bei den qualitativen<br />
Faktoren werden z.B. das Management, Controlling und Rechnungswesen <strong>des</strong> Unternehmens<br />
bewertet. Dies sind i.d.R. auch Faktoren, welche dazu beitragen können, dass sich die<br />
Unternehmen positiv entwickeln und weiterhin kreditwürdig bleiben.<br />
Es ist daher zu erwarten, dass <strong>für</strong> Unternehmen die Erhöhung von Eigenkapitalquoten strategisch<br />
in den Fokus rückt, um die Fähigkeit, in ausreichendem Umfang Fremdkapital einzuwerben,<br />
zu sichern und Kreditkonditionen auf einem tragbaren Niveau zu halten. Die Eigenkapitalausstattung<br />
der Unternehmen wird somit als Wettbewerbsfaktor noch weiter an Bedeutung gewinnen<br />
und die Nachfrage ansteigen lassen. Ferner werden Rating und Validität der betrieblichen Planung<br />
immer wichtiger, vor allem auch wenn es sich um langfristige Finanzierungen handelt, die<br />
von den Hausbanken vor dem Hintergrund der regulatorischen Anforderungen zurückhaltend<br />
gewährt werden.<br />
10) Welche politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen kann/sollte die Lan<strong>des</strong>politik<br />
darstellen?<br />
Die gesetzlichen Neuerungen im Bankenaufsichtsrecht bilden die regulatorische Antwort auf die<br />
Banken- und Finanzmarktkrise. Die neuen Regularien stellen qualitativ und quantitativ deutlich<br />
höhere Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung und die Liquidität der Banken.<br />
Förderbanken sind trotz ihres besonderen Geschäftsmodells nicht von diesen Regularien befreit.<br />
Für Förderbanken steht <strong>des</strong>halb im Vordergrund, dass durch Bund und Länder eine Einflussnahme<br />
auf politischer Ebene erfolgen muss, die sicherstellt, dass verschärfte aufsichtsrechtliche<br />
Regelungen, die <strong>für</strong> große international tätige Kreditinstitute entworfen worden sind, nicht zu einer<br />
Beeinträchtigung der Tätigkeiten von Förderinstituten führt.
BERLIN1BRANDENBURG I BREMEN1HA<strong>MB</strong>URG1HESSENIMECKLENBURG-VORPOMMERN I<br />
NIEDERSACHSENIRHEINLAND-PFALZ1SAARLAND I SACHSENISACHSEN-ANHALTI SCHLESWIG-HOLSTEIN THÜRINGEN<br />
Genossenschafts<br />
Verband 1<br />
Genossenschaftsverband e.V. • Postfach 15 53 • 63235 Neu-Isenburg<br />
Verwaltungssitz Neu-Isenburg<br />
Wilhelm-Haas-Platz<br />
63263 Neu-Isenburg<br />
www.genossenschaftsverband.de<br />
Landtag Brandenburg<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
Herr Sören Kosanke<br />
Postfach 60 10 64<br />
14410 Potsd<strong>am</strong><br />
06.09.2013<br />
Stellungnahme <strong>für</strong> die Anhörung im Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
<strong>am</strong> 11. September 2013<br />
EIN GEWINN<br />
FÜR ALLE<br />
Die Genossenschaften<br />
Sehr geehrter Herr Vorsitzender,<br />
<strong>für</strong> die Einladung zur Anhörung im Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>des</strong> Brandenburger Landtags zum<br />
Thema „Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg und die Rolle der Sparkassen bei der<br />
Finanzierung von Unternehmen" bzw. „Mittelstandsfinanzierung im Land Brandenburg" möchte ich<br />
mich ganz herzlich bei Ihnen bedanken.<br />
Ich werde <strong>am</strong> kommenden Mittwoch gemeins<strong>am</strong> mit Herrn Frank Robby Wallis, Vorstand der<br />
Brandenburger Bank Volksbank-Raiffeisenbank eG, an der Anhörung teilnehmen.<br />
Unsere schriftliche Stellungnahme finden Sie bitte in der Anlage dieses Schreibens.<br />
Mit<br />
ichen Grüßen<br />
en<br />
ns haftsverband e.V.<br />
Edgar Schnei er<br />
Anlage<br />
in ®1;1<br />
Genossenschaftsverband e.V. Sitz Frankfurt <strong>am</strong> Main, Verelnsregister-Nummer 14109<br />
Vorstand: WP/St8 Dipl.-Kfm. Michael Bockelmann (Verbandspräsident und Vorstandsvorsitzender), Dipl.-Ök, Klaus Bellmann,<br />
WP/M:3 Dipl.-Betriebsw. (FH) Horst Kessel, WP Dipi.-Ök. Renä Rothe, WP/St8 Dipl.-Betriebsw. (FH) Edgar Schneider<br />
Vorsitzender <strong>des</strong> Verbandsrates: Michael Siegers. Stellvertreter: Claus-Rüdiger Bauer<br />
USt-IdNr.: DE 115668346 Bankverbindungen: DZ BANK AG Frankfurt, BLZ 500 600 00, Konto-Nr. 12700 • DZ BANK AG Hannover, BLZ 250 600 00, Konto-Nr. 40441<br />
Mitglied der DuireAFRs Advisory Group
BERLIN1BRANDENBURGIBREMEN I HA<strong>MB</strong>URG I HESSEN1MECKLENBURG-VORPOMMERN 1<br />
NIEDERSACHSEN RHEINLAND-PFALZ ! SAARLAND I SACHSEN ISACHSEN-ANHALT I SCHLESWIG-HOLSTEINITHÜRINGEN<br />
Genossenschafts<br />
Verband 1<br />
Stellungnahme <strong>des</strong> Genossenschaftsverban<strong>des</strong><br />
Anhörung im Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS90/DIE<br />
GRÜNEN zu dem Thema „Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg<br />
und die Rolle der Brandenburger Sparkassen bei der Finanzierung von<br />
Unternehmen" in Verbindung mit dem Antrag der Fraktion der SPD und der<br />
Fraktion DIE LINKE „Mittelstandsfinanzierung im Land Brandenburg" <strong>am</strong><br />
<strong>11.09.2013</strong>.<br />
Genossenschaftsverband e.V. Sitz Frankfurt <strong>am</strong> Main, Vereinsregister-Nummer 14109<br />
Vorstand: WP/StB Dipl.-Kfm. Michael Bockelmann (Verbandspräsident und Vorstandsvorsitzender), Dipl.-Ök. Klaus Bellmann,<br />
WP/StB Dipl.-Betriebsw. (FH) Horst Kessel, WP Dip1.-Ök. Renä Rothe, WP/StB Dip1.-Betriebsw. (FH) Edgar Schneider<br />
Vorsitzender <strong>des</strong> Verbandsrates: Michael Siegers, Stellvertreter: Claus-Rüdiger Bauer<br />
USt-IdNr.: DE 115668346 Bankverbindungen: DZ BANK AG Frankfurt, BLZ 500 600 00, Konto-Nr. 12700 • DZ BANK AG Hannover, BLZ 250 600 00, Konto-Nr. 40441<br />
nahnlind der DGRV !FRS Advisory Group
2<br />
Die Volks- und Raiffeisenbanken (VR-Banken) sind über das ges<strong>am</strong>te Lan<strong>des</strong>gebiet Brandenburgs<br />
mit elf Instituten und ca. 150 Filialen vertreten. Zus<strong>am</strong>men betreuen sie in Brandenburg rund<br />
319.000 Privat- und Firmenkunden sowie 3,1 Milliarden Euro an Kundengeldern und sind d<strong>am</strong>it ein<br />
entscheidender <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor <strong>für</strong> die Region. Für die mittelständische <strong>Wirtschaft</strong> in<br />
Brandenburg sind die genossenschaftlichen Banken langfristiger und vertrauensvoller Partner und<br />
haben als Ansprechpartner in allen finanziellen Fragen ein einzigartiges Bild der wirtschaftlichen<br />
Situation und Entwicklung der vergangenen Jahre. Als Dienstleister, Kreditgeber und Berater<br />
begrüßen wir das politische Interesse an einer besser Kapitalausstattung kleiner und<br />
mittelständischer Unternehmen sowie die höhere Aufmerks<strong>am</strong>keit <strong>für</strong> Mittelstandsfinanzierung.<br />
Der Genossenschaftsverband e.V. ist Prüfungs- und Beratungsverband, Bildungsträger und<br />
Interessenvertretung <strong>für</strong> rund 2.400 Mitgliedsgenossenschaften. Mehr als 1.200 Mitarbeiter, davon<br />
440 <strong>Wirtschaft</strong>s- und Verbandsprüfer, betreuen Unternehmen aus den Bereichen Kreditwirtschaft,<br />
Landwirtschaft, Handel, Gewerbe und Dienstleistungen in Brandenburg und zwölf weiteren<br />
Bun<strong>des</strong>ländern.<br />
Diese enge regionale Verbindung mit den Unternehmen ermöglicht uns eine Einschätzung und<br />
Vergleichbarkeit der Mittelstandsfinanzierung in unterschiedlichen Bun<strong>des</strong>ländern und Branchen.<br />
Denn genossenschaftliche Abschlussprüfung geht nicht nur bei Banken, sondern auch bei den<br />
genossenschaftlichen Unternehmen weit über die übliche Abschlussprüfung anderer Sektoren<br />
hinaus. Die positiven Folgen: Risiken werden frühzeitig aufgedeckt, somit vermindert und eine<br />
langfristige Kapitalversorgung <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong> in Deutschland gesichert.<br />
Trotz der guten konjunkturellen Lage bleiben stabile Rahmenbedingungen sowie standort- und<br />
strukturpolitische Maßnahmen unerlässlich, um die Attraktivität <strong>des</strong> <strong>Wirtschaft</strong>sstandorts<br />
Brandenburg weiter zu erhöhen und die wirtschaftliche Situation der klein- und mittelständischen<br />
Unternehmen (KMU) zu verbessern. Derzeit stehen die Unternehmen in den ostdeutschen<br />
Bun<strong>des</strong>ländern gut da, in Brandenburg hinken die KMU jedoch teilweise bei der<br />
Eigenkapitalausstattung hinter dem Bun<strong>des</strong>durchschnitt zurück und trotz eines Wachstums <strong>des</strong><br />
Kreditvolumens bleibt die schlechte Kapitalisierung ein Problem. Zudem fehlt es im Vergleich zu<br />
den alten Bun<strong>des</strong>ländern z.B. bei Personengesellschaften an privatem Vermögen, das zur<br />
Besicherung genutzt werden könnte. Ein möglicher Lösungsansatz können weiterhin<br />
Lan<strong>des</strong>bürgschaften und Kreditmediation sein, mit denen man gute Erfahrung gemacht und<br />
Erfolge erzielt hat.<br />
Um die künftige Finanzierung von mittelständischen Unternehmen in Brandenburg — auch unter<br />
vernünftigen Konditionen — zu gewährleisten, ist es zudem notwendig, dass die<br />
4 .4441 1;),<br />
Genossenschaftsverband e.V. Sitz Frankfurt <strong>am</strong> Main, Vereinsregister-Nummer 14109<br />
Vorstand: WP/StB Dipl.-Kfm. Michael Bockelmann (Verbandspräsident und Vorstandsvorsitzender), Dipl.-Ök. Klaus Bellmann,<br />
WP/StB Dip1•-Betriebsw. (FH) Horst Kessel, WP Dipl.-ök. Rend Rothe, WP/StB DipL-Betriebsw, (FH) Edgar Schneider<br />
Vorsitzender <strong>des</strong> Verbandsrates: Michael Siegers, Stellvertreter: Claus-Rüdiger Bauer<br />
LISt-IdNr.: DE 115668346 Bankverbindungen: DZ BANK AG Frankfurt, BLZ 500 600 00, Konto-Nr. 12700 • DZ BANK AG Hannover, BLZ 250 600 00, Konto-Nr. 40441<br />
enunuP der DGRV IFRS Advisory Group
3<br />
Sicherungsinstrumente <strong>des</strong> deutschen Bankensystems bei den Vorschlägen, die auf europäischer<br />
Ebene beraten werden, berücksichtigt werden. Denn im Ergebnis würden andernfalls zuverlässige<br />
und über Jahrzehnte erprobte Systeme durch teurere ersetzt, die die Kreditversorgung der<br />
mittelständischen <strong>Wirtschaft</strong> deutlich erschweren und verteuern.<br />
Einschätzung auf Basis <strong>des</strong> konkreten Fragebogens:<br />
Wie stellt sich die derzeitige Situation der Mittelstandsfinanzierung in Brandenburg aus Ihrer<br />
Sicht dar?<br />
1.1 Eigenkapital Situation der Unternehmen in Brandenburg<br />
• Die Eigenkapital-Quoten der Mittelstandskunden (KMU) liegen im Durchschnitt<br />
bei unter 20 %. Die Spannbreite verläuft dabei zwischen einem ausgewiesenen<br />
negativen Eigenkapital und Eigenkapital-Quoten bis zu 70 %. Gerade Klein- und<br />
Handwerksbetriebe liegen unterhalb der genannten Durchschnittswerte.<br />
1.2 Vergleich mit anderen Bun<strong>des</strong>ländern<br />
• In Brandenburg gibt es einen sehr breit gefächerten Mittelstand, allerdings wenige im<br />
gehobenen Mittelstand (ab 50 Mio. Umsatz). Die Eigenkapital-Ausstattung ist oft<br />
unzureichend und anders als bei Unternehmen in den alten Bun<strong>des</strong>länder bestehen<br />
kaum zusätzliche Sicherheiten durch Privatvermögen, da viele Betriebe erst nach der<br />
Wende gegründet wurden, oder aus ehemaligen Kombinaten hervorgegangen sind.<br />
Die Situation ist im Speckgürtel, im Raum Potsd<strong>am</strong>, erheblich besser als in den<br />
abgelegeneren Gebieten in Brandenburg.<br />
• Insges<strong>am</strong>t liegen die KMU in Brandenburg im unteren Drittel <strong>des</strong><br />
Ländervergleiches. Neben den schwierigeren Startbedingungen (-> Neue<br />
Bun<strong>des</strong>länder) entwickelte sich die (gewerbliche) <strong>Wirtschaft</strong> in der insges<strong>am</strong>t<br />
strukturschwachen Region im Vergleich zu anderen Bun<strong>des</strong>ländern<br />
unterdurchschnittlich. Das spiegelt sich auch in der durchschnittlichen schlechteren<br />
Umsatzrentabilität und Ertragslage vieler Unternehmen wider.<br />
1.3 Wie hat sich in Ihrem Bereich die Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen in<br />
den letzten Jahren entwickelt?<br />
• Die Kreditvergabe an KMU der Brandenburger Bank weist in den letzten fünf<br />
Jahren eine durchschnittliche Wachstumsrate i.H.v. jeweils ca. 5 % p.a. aus<br />
(teilweise inklusive Immobiliengeschäft im Firmenkundenbereich).<br />
Genossenschaftsverband e.V. Sitz Frankfurt <strong>am</strong> Main, Vereinsregister-Nummer 14109<br />
Vorstand: WPiStR Dipl.-Kfm. Michael Bockelmann (Verbandspräsident und Vorstandsvorsitzender), Dipl.-Ök, Klaus Bellmann,<br />
WP/StB Dipt.-Betriebsw. (FH) Horst Kessel, WP Dipl.-Ok. Rene Rothe, WP/Siel Dipl.-Betriebsw. (FH) Edgar Schneider<br />
Vorsitzender <strong>des</strong> Verbandsrates: Michael Siegers, Stellvertreter: Claus-Rüdiger Bauer<br />
USt-IdNr.: DE 115668346 Bankverbindungen: DZ BANK AG Frankfurt, BLZ 500 600 00, Konto-Nr. 12700 • DZ BANK AG Hannover, BLZ 250 600 00, Konto-Nr. 40441<br />
Mitglied der DGRV IFRS Advisory Group
4<br />
1.4 Mit welchen Problemen haben Sie bei Kreditanträgen aus der <strong>Wirtschaft</strong> in der Regel zu<br />
tun und was sind die häufigsten Ablehnungsgründe?<br />
• Zweifel an der nachhaltigen Tragfähigkeit der Geschäftsidee<br />
• Zweifel an der kaufmännischen Qualifikation <strong>des</strong> Unternehmers<br />
• Zu geringe finanzielle Reserven, um eine „Anlaufphase" dauerhaft zu überstehen<br />
• Nicht gegebene Kapitaldienstfähigkeit aufgrund einer schwachen Ertragssituation<br />
1.5 Hat sich die Geschäftspolitik Ihrer Bank in den letzten Jahren verändert? Welche<br />
Entwicklungen sehen Sie <strong>für</strong> die kommenden fünf Jahre?<br />
• Verstärkte Einbindung von öffentlichen Refinanzierungsmitteln (KfW/ILB)<br />
• Intensivierung der Zus<strong>am</strong>menarbeit mit der Bürgschaftsbank Brandenburg<br />
GmbH<br />
• Intensive Kontaktpflege zur IHK/Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />
• Brandenburger Bank prognostiziert einen Wachstumsverlauf im<br />
Kreditgeschäft mit KMUs zwischen 4-6 % p.a.<br />
1.6 Welche Refinanzierungsquellen nutzen Sie und welche Entwicklung hat sich hier in den<br />
letzten Jahren vollzogen?<br />
• Siehe 1.5<br />
1.7 Investiert Ihre Bank in Fonds, die Unternehmensanteile erwerben?<br />
• Nein - entspricht bis dato nicht der Geschäftsstrategie der Brandenburger Bank. Der<br />
persönliche Kontakt zum Kreditnehmer wird bevorzugt. Nur in Einzelfällen beteiligt<br />
sich die Bank an (Konsortial)-Krediten.<br />
2. Welche Auswirkungen hatte und hat die europäische Schuldenkrise auf die<br />
Mittelstandsfinanzierung?<br />
• Es bestehen Grenzen aufgrund der Kosten im Zus<strong>am</strong>menhang mit der<br />
Kreditvergabe:<br />
o Personal- und Sachkosten<br />
o Risikoprämie<br />
o Eigenkapitalverzinsung unter Berücksichtigung von Wachstum und Basel III<br />
• Keine „Subvention" durch Eigenanlagen oder Investmentgeschäft, da nicht<br />
Bestandteil <strong>des</strong> Geschäftsmodells; sondern Eigenanlagen=Geld, das nicht im<br />
Kundenkreditgeschäft platziert werden kann<br />
F.72 1111<br />
Genossenschaftsverband e.V. Sitz Frankfurt <strong>am</strong> Main, Vereinsregister-Nummer 14109<br />
Vorstand: WP/StB Dipl.-Kfm. Michael Bockelmann (Verbandspräsident und Vorstandsvorsitzender), Dipl.-ök. Klaus Bellmann,<br />
WP/StB Dipl.-Betriehsw. (FH) Horst Kessel, WP Dipl.-Ök. Renä Rothe, WP/StB Dipl.-Betriebsw. (FH) Edgar Schneider<br />
Vorsitzender <strong>des</strong> Verbandsrates: Michael Siegers, Stellvertreter: Claus-Rüdiger Bauer<br />
USt-IdNr.: DE 115668346 Bankverbindungen; DZ BANK AG Frankfurt, BLZ 500 600 00, Konto-Nr. 12700 • DZ BANK AG Hannover, BLZ 250 600 00, Konto-Nr. 40441<br />
Mitglied der DGRV IFRS Advisory Group
5<br />
Mittelbare Auswirkungen<br />
• Konjunktur k<strong>am</strong> in verschiedenen EU-Staaten zum Erliegen<br />
• In Deutschland sind durch Stützungsmaßnahmen negative konjunkturelle Einbrüche<br />
nicht zu erwarten<br />
• Klientel der VR-Banken sind mittelständische Handwerksbetriebe und<br />
Agrarunternehmen — insofern regionale Entwicklung von Bedeutung<br />
• Deutschland steht konjunkturell gut da - insofern keine Einschnitte durch<br />
Staatsschuldenkrise <strong>für</strong> Mittelstandsfinanzierung<br />
• Positive Entwicklung der Region wird durch VR-Banken mitgetragen (vgl.<br />
Kreditnehmerstatistik - siehe Anlage)<br />
3. Welche grundsätzlichen Voraussetzungen müssen die Unternehmen darstellen, um langfristig<br />
im Wettbewerb bestehen zu können?<br />
Unternehmensvoraussetzungen:<br />
• Nachhaltiges Geschäftsmodell<br />
• Innovationsfähigkeit<br />
• Geregelte Unternehmensnachfolge<br />
• Managementfähigkeiten<br />
Finanzielle Voraussetzungen:<br />
• Gute Eigenkapitalbasis (Quote >20%)<br />
• Nachhaltige Ertragslage<br />
• Verlässliche Hausbankbeziehung zur Umsetzung von Investitionsvorhaben<br />
• Soli<strong>des</strong> Controlling<br />
• Dem Wachstum entsprechende Eigenkapitaldotierung<br />
• Verantwortungsvolle Kreditaufnahme unter Berücksichtigung eines steigenden<br />
Zinsniveaus und <strong>des</strong> daraus resultierenden höheren Kapitaldienstes<br />
4. Wie sind die Unternehmen auf Basel III vorbereitet? Was muss noch getan werden?<br />
Durch Basel III kommt es zu aufwendigen Prozesserweiterungen <strong>für</strong> die Banken, z.B. im<br />
Bereich <strong>des</strong> Meldewesen (Reporting) und bei der Erhebung der Liquiditätskennziffern. Diese<br />
spielen <strong>für</strong> die Erhebung <strong>des</strong> Liquiditätsrisikos eine entscheidende Rolle. Letztlich werden<br />
erhebliche Ressourcen bei den Banken und Rechenzentralen zur Umsetzung der Basel III-<br />
Forderungen gebunden. Folgende Kostenfaktoren sind dabei hervorzuheben:<br />
• Vollständige Umstellung <strong>des</strong> Meldewesens mit Vervielfachung der zu meldenden<br />
Daten<br />
11111■•■•■■<br />
Genossenschaftsverband e.V. Sitz Frankfurt <strong>am</strong> Main, Vereinsregister-Nummer 14109<br />
Vorstand: WP/Sta Dipl.-Kfm. Michael Bockeimann (Verbandspräsident und Vorstandsvorsitzender), Dipl.-Ok_ Klaus Bellmann,<br />
WP/StB Dipl.-Betriebsw. (FH) Horst Kessel, WP Dipl.-ök. Rene Rothe, WP/StB Dipl.-Betriebsw. (FH) Edgar Schneider<br />
Vorsitzender <strong>des</strong> Verbandsrates: Michael Siegers, Stellvertreter: Claus-Rüdiger Bauer<br />
USt•IdNr.: DE 115668346 Bankverbindungen: DZ BANK AG Frankfurt, BLZ 500 600 00, Konto-Nr, 12700 • DZ BANK AG Hannover, BLZ 250 600 00, Konto-Nr. 40441<br />
Mitglied der OGRV IFRS Advisory Group
- 6<br />
• Neue Systematik = Schulung der Mitarbeiter in neuen Regelungen und neuer<br />
Technik<br />
• Viele Unterbrechungen durch kurzfristige zusätzliche Datenerhebungen, welche<br />
manuell zu erstellen sind<br />
Zus<strong>am</strong>mengenommen beeinflussen die administrativen Belastungen die VR-Banken in<br />
Brandenburg und die daraus resultierenden Kostenbelastungen letztlich die Kreditkonditionen<br />
negativ.<br />
5. Welche politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen kann/sollte die Lan<strong>des</strong>politik stellen?<br />
• In der Vergangenheit konnten die Versorgung mittelständischer Unternehmen mit<br />
Krediten durch intensive Zus<strong>am</strong>menarbeit von Lan<strong>des</strong>regierung, Banken und<br />
Verbänden verbessert werden. Hierzu gehörten Lan<strong>des</strong>bürgschaften und<br />
Kreditmediationsgespräche. Dies sollte fortgesetzt werden, um die<br />
Kapitalausstattung mittelständischer Unternehmen weiter zu verbessern.<br />
• Auf europäischer Ebene werden im Kontext der Finanz- und Eurokrise Regelungen<br />
angestrebt, die das Risiko von Finanzinstituten und deren Geschäftsbeziehungen<br />
reduzieren. Das dreigliedrige Bankensystem in Deutschland hat eine lange Tradition<br />
und über Jahrzehnte erprobte und besonders im Genossenschafts- und<br />
Sparkassensektor zusätzliche und äußerst zuverlässige Sicherungssysteme. Durch<br />
die Vorschläge auf europäischer Ebene droht die Gefahr einer unverhältnismäßigen<br />
Zusatzbelastung mit negativen Folgen <strong>für</strong> die Kreditvergabe und Kapitalversorgung<br />
der mittelständischen <strong>Wirtschaft</strong>.<br />
• Die Lan<strong>des</strong>regierung sollte sich daher im Bun<strong>des</strong>rat und durch Vertreter in EU-<br />
Ausschüssen gegen den Vorschlag zum einheitlichen Abwicklungsmechanismus<br />
(Single Resolution Mechanism SRM) einsetzen. Im Ergebnis führt ein SRM und<br />
die Schaffung gemeins<strong>am</strong>er europäischer Einlagensicherungssysteme andernfalls<br />
zu einer Vergemeinschaftung von Risiken und Verbindlichkeiten zu Lasten der<br />
deutschen Kreditwirtschaft — insbesondere der Sparkassen und der<br />
genossenschaftlichen Finanzgruppe — die über eine eigene Sicherungssysteme<br />
verfügen. Vielmehr sollte die überarbeitete Einlagensicherungs-Richtlinie zügig<br />
verabschiedet werden. (In der Anlage finden Sie unsere detaillierten Ausführungen<br />
hierzu.<br />
• Die EU fordert unter dem Aspekt der Governance-Anforderungen von<br />
Aufsichtsräten, ein weitaus umfassenderes Pflichtenheft zu führen, als dies bisher<br />
der Fall ist. D<strong>am</strong>it wird auch die Absicht verfolgt, künftig verstärkt auf Vollzeit-<br />
Aufsichtsratsmitglieder zurückzugreifen. Die Gefahr besteht, dass die aus der<br />
Region st<strong>am</strong>menden Aufsichtsräte der Kreditgenossenschaften durch eine<br />
Überregulierung die Bereitschaft verlieren, Verantwortung als Aufsichtsrat zu<br />
El 44 (5e 14b<br />
Genossenschaftsverband e.V. Sitz Frankfurt <strong>am</strong> Main, Vereinsregister-Nummer 14109<br />
Vorstand: VVP/SIB Dipl.-Kfm. Michael Bockeimann (Verbandspräsident und Vorstandsvorsitzender), Dipl.-ök. Klaus Bellmann,<br />
WP/StB Dipl.-Betriebsw. (FH) Horst Kessel, WP Dipl.-Ök. Rene Rothe, WP1S1B Dipl.-Betriebsw. (FH) Edgar Schneider<br />
Vorsitzender <strong>des</strong> Verbandsrates: Michael Siegers. Stellvertreter: Claus-Rüdiger Bauer<br />
USt-IdNr.: DE 115668346 Bankverbindungen: DZ BANK AG Frankfurt, BLZ 500 600 00, Konto-Nr. 12700 DZ BANK AG Hannover, BLZ 250 600 00, Konto-Nr. 40441<br />
Mitglied der DGRVIFRS Advisory Group
7<br />
übernehmen. Die Folge wäre, dass wichtiges Wissen über die Region und den<br />
dortigen wirtschaftlichen Verhältnissen unwiderruflich verloren ginge. Solches Knowhow<br />
lässt sich insbesondere in der Masse nicht ohne weiteres durch Vollzeit-<br />
Aufsichtsräte ersetzen. Die Vorschläge könnten den Gedanke eine besseren<br />
Prüfung und Aufsicht schnell ins Gegenteil verkehren und nicht nur Kosten erhöhen<br />
sondern auch Qualität mindern.<br />
elei ® 1;1<br />
Genossenschaftsverband e.V. Sitz Frankfurt <strong>am</strong> Main, Vereinsregister-Nummer 14109<br />
Vorstand: WP/StB Dipl.-Kfm. Michael Bockelmann (Verbandspräsident und Vorstandsvorsitzender), Dipl.-Ök. Klaus Bellmann,<br />
WP/StB DipL-Betriebsw. (FH) Horst Kessel, WP DIp1.-Ök. Rene Rothe, WP!StB Dlpl.-Betriebsw. (FH) Edgar Schneider<br />
Vorsitzender <strong>des</strong> Verbandsrates: Michael Siegers, Stellvertreter: Claus-Rüdiger Bauer<br />
USt-IdNr.: DE 115668346 Bankverbindungen: DZ BANK AG Frankfurt, BLZ 500 600 00, Konto-Nr. 12700 • DZ BANK AG Hannover, BLZ 250 600 00, Konto-Nr. 40441<br />
Mitglied der DGRV IFRS Advlsory Group
EINGEGANGEN<br />
Bun<strong>des</strong>verband Deutscher<br />
Kapitalbeteiligungsgeseltschaften<br />
0 9. SEP. 2013<br />
5 /280<br />
Erledigt.<br />
Stellungnahme Bun<strong>des</strong>verband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften e.V. (BVK)<br />
zur Anhörung im Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> im Landtag Brandenburg zur<br />
„Mittelstandsfinanzierung in Brandenburg" <strong>am</strong> 11. 'September 2013:<br />
Einführung<br />
Bei der Beteiligungsfinanzierung handelt es sich um die Vergabe von Eigenkapital/eigenkapitalähnlicher<br />
Mittel, die häufig mit zusätzlicher Managementunterstützung seitens der Beteiligungsgesellschaft<br />
verknüpft ist. Beteiligungsgesellschaften stellen über ihre Mitwirkung im Aufsichtsgremium<br />
ihre Erfahrung, ihr Know-how und ihre Kontaktnetzwerke zur Verfügung. Beteiligungsgesellschaften sind<br />
dabei Mitgesellschafter auf Zeit. Die durchschnittliche Beteiligungsdauer beträgt ca. fünf Jahre.<br />
Beteiligungskapital als Finanzierungsbaustein und z.T. -alternative<br />
Eigenkapital und d<strong>am</strong>it auch das Beteiligungskapital ist das Fund<strong>am</strong>ent <strong>des</strong> „Finanzierungsgebäu<strong>des</strong>",<br />
seltener auch eine Alternative zur Kreditfinanzierung. Es ist inzwischen <strong>für</strong> Unternehmen aller Größen<br />
geeignet, wird allerdings vorwiegend vom klassischen Mittelstand genutzt. Die Finanzierungsanlässe <strong>für</strong><br />
Beteiligungsgesellschaften sind vielfältig: Sie reichen von Venture Capital bei Unternehmensgründungen<br />
von jungen, oft technologieorientierten, Unternehmen über Wachstumsfinanzierungen bei etablierten<br />
Unternehmen in traditionellen Branchen bis hin zu Management Buy-outs zur Nachfolgelösung im<br />
Mittelstand oder zur Ausgliederung von Unternehmensteilen bei Konzernen. Dabei sind verschiedene<br />
Formen denkbar: Zum einen als reines Eigenkapital, zum anderen auch als eigenkapitalähnliche<br />
Finanzierungen durch Mezzanine-Kapital. Hierbei wird das Kapital in der Regel in Form von<br />
stillen Beteiligungen, Gesellschafterdarlehen oder Genussscheinen vergeben. Unter anderem bieten<br />
die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften (<strong>MB</strong>Gen) in den Bun<strong>des</strong>ländern sowie<br />
Beteiligungsgesellschaften aus dem Sparkassen - und Bankensektor diese Finanzierungen an.<br />
Beteiligungsgesellschaften in Deutschland<br />
Heute sind mehr als 200 Beteiligungsgesellschaften in Deutschland aktiv. Dazu zählen neben den<br />
sog. unabhängigen auch Beteiligungsgesellschaften von Versicherungen, Unternehmen, Banken<br />
(privat- und genossenschaftlich) Sparkassen, <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> oder der Länder. Diese investieren entweder<br />
aus Fonds oder aus eigenen Bilanzmitteln.<br />
Volkswirtschaftliche Bedeutung<br />
Jährlich erhalten mehr als 1.000 deutsche Unternehmen Beteiligungskapital <strong>für</strong> Gründung und<br />
Wachstum. In den letzten fünf Jahren investierten Beteiligungsgesellschaften rund 29 Mrd. € in<br />
deutsche Unternehmen. 2012 waren es allein 5,8 Mrd. C. In Brandenburg wurden seit 2008 rund<br />
205 Millionen C investiert. In Deutschland sind Beteiligungsgesellschaften aktuell an mehr als<br />
5.000 meist kleinen und mittleren Unternehmen mit zus<strong>am</strong>men knapp eine Million Mitarbeitern<br />
und 199 Mrd. € Jahresumsatz beteiligt. Von den im Jahr 2012 finanzierten Unternehmen<br />
beschäftigten mehr als 80 Prozent weniger als 100 Mitarbeiter, nur fünf Prozent mehr als 500<br />
Mitarbeiter. Gleichzeitig setzten 70 Prozent der Unternehmen weniger als zehn Millionen € um,<br />
weitere 20 Prozent zwischen 10 und 100 Mio. C.<br />
Beteiligungskapital nach der Finanz - und <strong>Wirtschaft</strong>skrise<br />
Gerade in der Finanz - und <strong>Wirtschaft</strong>skrise haben viele Unternehmen Beteiligungskapital als Alternative<br />
zur klassischen Bankfinanzierung entdeckt und begonnen, ihre Unternehmensfinanzierung<br />
auf ein breiteres Fund<strong>am</strong>ent zu stellen, da die Krise zum Vorschein gebracht hat, dass<br />
eine einseitige Konzentration auf klassische Kreditfinanzierungen in Zeiten „zurückhaltender" Banken<br />
existenzbedrohend sein kann. Es ist d<strong>am</strong>it zu rechnen, dass aufgrund der durch Basel III erschwerten<br />
Refinanzierungsmöglichkeiten künftig Langfristkredite <strong>für</strong> Unternehmen durch Banken weiter<br />
abnehmen werden. Daher haben viele Unternehmen ihre Finanzierungsstruktur umgestellt. Das Ziel:<br />
Erhöhung der Eigenkapitalquoten, um die Bonität (Rating) zu erhöhen und unabhängiger von<br />
den Fremdkapitalgebern zu sein. Weitere Impulse erhält diese Entwicklung durch die zunehmende<br />
Aufgeschlossenheit der deutschen Mittelständler gegenüber neuen Finanzierungsformen. Die Nachfrage<br />
nach Beteiligungskapital wird sich angesichts der Ratingerfordernisse und Wachstumsaussichten<br />
der deutschen Unternehmen künftig weiter steigern.<br />
Mikromezzaninfonds Deutschland<br />
Vor einer Woche hat das Bun<strong>des</strong>wirtschaftsministerium aus ESF- und ERP-Mitteln den Mikro-<br />
Mezzaninfonds Deutschland mit einem Volumen von (vorerst) 35 Mio. € errichtet. Es werden an<br />
Kleinst- und kleine Unternehmen (max. 50 Mitarbeiter) stille Beteiligungen zwischen<br />
10,000 und 50.000 C ausgereicht. In Brandenburg erfolgt die Vergabe über die <strong>MB</strong>G Berlin-<br />
Brandenburg. D<strong>am</strong>it wird im deutschen Beteiligungsmarkt vielversprechen<strong>des</strong> Neuland<br />
betreten.
Buri<strong>des</strong>verbAnd Deutscher<br />
Kapitalbeteiligungsgesellschaften<br />
NkBG<br />
rj BERLIN • BRANDENBURG<br />
ANLAGE, Stellungnahme BVK: Beteiligungskapital in Brandenburg<br />
ßetelligungsgesellschaften mit Sitz in Brandenburq<br />
• <strong>MB</strong>G Berlin Brandenburg, Potsd<strong>am</strong>/Berlin<br />
• BC Brandenburg Capital, Potsd<strong>am</strong><br />
• Hasso Plattner Ventures Management GmbH, Potsd<strong>am</strong><br />
• BFB Frühphasenfonds Brandenburg - verwaltet durch die bmp media Investors AG/Berlin<br />
2008 20,6<br />
2009<br />
2010 116,6<br />
zotie:<br />
2012 12,3<br />
111111111111111.1.1111.1MMR111111111<br />
111111•111111111111111•1311111<br />
Baden-Württemberg 502,26 199 973,50 159<br />
Bayern 1.162,53 237 1 . 100,70 234<br />
Berlin 521,29 115 624,93 142<br />
Brandenburg 29,61 9. 2 26 ' 4<br />
Bremen 10,61 11 1,84 6<br />
H<strong>am</strong>burg 420,91 755,05 47<br />
Hessen 834,28 33 429,94 27<br />
MeCklenburg-Vorpommern 30,03 0 33,58<br />
Niedersachsen 212,67 65 128,20 54<br />
Nordrhein-Westfalen 1.807,00 141 1.054,10 127<br />
Rheinland-Pfalz 320,66 32 291,54 22<br />
Saarland 445 8 7,73<br />
Sachsen 79,77 112 50,12 68<br />
Sachsen-Anhalt 13,15 23 33,52 32<br />
Schleswig-Holstein 20,64 135 23,54 101<br />
Thüringen 146,21 26 142,35 32<br />
Unbekannt 100,07 45 179,16 134<br />
• Ges<strong>am</strong>t 6.215,84 .295 • 5.642,03 1.227<br />
Dr. Milog Stefanovid, Geschäftsführer<br />
Mittelständische Beteiligungsgesellschaft<br />
Berlin-Brandenburg GmbH<br />
Schwarzschildstr. 94, 14480 Potsd<strong>am</strong><br />
Tel. 0331/64963-11<br />
Fax: 0331/64963-23<br />
Milos.Stefanovic@BBimWeb.de<br />
mailto:Milos.Stefanovic@BBimWeb.de<br />
Dr. Milos" Stefanovid, Vorstandsmitglied<br />
BVK Bun<strong>des</strong>verband Deutscher<br />
Kapitalbeteiligungsgesellschaften<br />
Reinhardtstr. 27 c, 10117 Berlin<br />
Tel. 0331/64963-11<br />
Fax: 0331/64963-23<br />
Milos.Stefanovic@BBImWeb.de
•<br />
Finanzgruppe<br />
Ostdeutscher Sparkassenverband<br />
EINGEGANGEN<br />
0 Lt, SEP. 2013<br />
5 /2-?-9-<br />
Erledigt KV<br />
041 /c? je, et<br />
Ostdeutscher Sparkassenverband Postfach 110626<br />
Vorsitzenden<br />
<strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
im Landtag Brandenburg<br />
Herrn Sören Kosanke<br />
Am Havelblick 8<br />
14473 Potsd<strong>am</strong><br />
10836 Berlin<br />
Geschäftsführender Präsident<br />
Leipziger Straße 51<br />
10117 Berlin<br />
Ansprechpartner: Wolfr<strong>am</strong> Morales<br />
Telefon: 030 2069-1843<br />
Telefax: 030 2069-2843<br />
E-Mail: wolfr<strong>am</strong>.morales@osv-online.de<br />
Internet: www.osv-online.de<br />
Berlin, it. Sep. 2013<br />
Anhörung auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem Thema<br />
"Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg und die Rolle der Brandenburger<br />
Sparkassen bei der Finanzierung von Unternehmen" in Verbindung mit dem Antrag der<br />
Fraktion der SPD und der Fraktion DIE LINKE "Mittelstandsfinanzierung im Land<br />
Brandenburg"<br />
Sehr geehrter Herr Kosanke,<br />
wir danken <strong>für</strong> die Einladung zur Anhörung <strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>am</strong><br />
11. September, in der die Rolle der Sparkassen in Brandenburg bei der Mittelstandsfinanzierung<br />
thematisiert werden soll.<br />
Der Ostdeutsche Sparkassenverband wird die Gelegenheit dazu gerne wahrnehmen.<br />
Anbei übermittle ich Ihnen vorab unsere schriftliche Stellungnahme.<br />
Freundliche Grüße<br />
Ostdeutscher Sparkassenverband<br />
Dr. Er rich<br />
Anlage<br />
Olympla Portner CruuclVand<br />
Sparkassenverband <strong>für</strong> die Sparkassen in den Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, 4C— 9.3«<br />
Freistaat Sachsen und im Land Sachsen-Anhalt
Anhörung <strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>des</strong> Landtags Brandenburg<br />
<strong>am</strong> <strong>11.09.2013</strong> ab 13:00 Uhr, Landtag, Raum 306<br />
Thema: „Die Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg und die Rolle der<br />
Brandenburgischen Sparkassen bei der Finanzierung von Unternehmen" (Bündnis 90/Die<br />
Grünen) in Verbindung mit Fragen zur „Mittelstandsfinanzierung im Land<br />
Brandenburg" (SPD/Linke).<br />
Gegenstand: Die Antragsteller beobachten, dass die Sparkassen in Brandenburg, anders als die<br />
Sparkassen in den westlichen Bun<strong>des</strong>ländern, etwa 50% der bei ihnen vorhandenen<br />
Kundeneinlagen wieder in der Region in Form von Krediten ausreichen. Sie fragen, ob die<br />
Sparkassen ihrem Auftrag laut Sparkassengesetz gerecht werden (Grüne). Außerdem steht die<br />
Frage, ob eine wirks<strong>am</strong>e Mittelstandsfinanzierung in Brandenburg insges<strong>am</strong>t gegeben ist<br />
(Linke /SPD).<br />
Derzeitige Situation der Mittelstandsfinanzierung<br />
Kreditvergabe der Sparkassen im Land Brandenburg (inkl. Entwicklung)<br />
Die Rolle der Sparkassen bei der Unternehmensfinanzierung<br />
Der Bankenmarkt in Deutschland, so auch in Brandenburg, hat eine dreigliedrige Struktur:<br />
Öffentlich-rechtliche Banken (hauptsächlich Sparkassen, neben Lan<strong>des</strong>banken, Förderbanken,<br />
Bürgschaftsbanken u. a.), Genossenschaftsbanken (Volks- und Raiffeisenbanken), private<br />
Kreditbanken. Jede dieser Gruppen erfüllt eine spezifische Aufgabe bei der Finanzierung der<br />
<strong>Wirtschaft</strong>.<br />
Nicht zuletzt die Finanzmarktkrise hat gezeigt, dass das dreigliedrige deutsche Bankensystem<br />
widerstandsfähig und sehr gut in der Lage ist, negative Auswirkungen einer tiefen Krise<br />
weitgehend <strong>für</strong> die mittelständische <strong>Wirtschaft</strong> abzupuffern. Die Existenz kleiner, regional<br />
aufgestellter Kreditinstitute, die das traditionelle und kundennahe Bankgeschäft vor Ort<br />
betreiben, die über detaillierte Kenntnisse der regionalen wirtschaftlichen Besonderheiten und<br />
der Verhältnisse in den einzelnen Unternehmen verfügen, ist da<strong>für</strong> die wesentliche Ursache.<br />
D<strong>am</strong>it hat die Struktur <strong>des</strong> deutschen Bankenmarktes wesentlich dazu beigetragen, dass die<br />
vielen kleinen Unternehmen, Handwerker und Freiberufler - anders als ihre Kollegen in den<br />
Partnerstaaten Europas - von negativen Auswirkungen der Krise, wie fehlendem Zugang zu<br />
Krediten, Kreditknappheit oder erschwerten Zugangsbedingungen zu anderen<br />
Bankdienstleistungen, verschont blieben. Dieser Zus<strong>am</strong>menhang wird auch international<br />
hervorgehoben und anerkannt. Er wird allgemein als ein Vorteil <strong>des</strong> deutschen<br />
<strong>Wirtschaft</strong>smodells eingestuft.<br />
Sparkassen stellen (neben den Volks- und Raiffeisenbanken) die zum kleinteiligen Segment <strong>des</strong><br />
deutschen Mittelstan<strong>des</strong> passfähige mittelständische Bankenstruktur dar.<br />
Die Ursache <strong>für</strong> die Fast-Kernschmelze <strong>des</strong> internationalen Finanzsystems 2007/2008 waren<br />
auch gemäß der Deutschen Bun<strong>des</strong>bank nicht die stabilen Geschäfte der Sparkassen (siehe Dr.<br />
Sabine Lautenschläger: „Was wünscht sich die Aufsicht von Lan<strong>des</strong>banken und<br />
Sparkassen?" vom 8. Februar 2012).<br />
Der öffentlich-rechtliche Bankensektor, so die Bun<strong>des</strong>bank, leistet einen wichtigen Beitrag <strong>für</strong><br />
die Kreditvergabe an Unternehmen und wird seinem diesbezüglichen Auftrag mehr als gerecht.<br />
Die Statistiken zeigen, dass Sparkassen einen erheblichen Beitrag zur Stabilität der<br />
Kreditvergabe leisten. Diese Aussage gilt <strong>für</strong> Deutschland insges<strong>am</strong>t und auch <strong>für</strong> Brandenburg.
2<br />
Gemäß § 2 Abs. 1 Satz 3 SpkG Brandenburg haben die Sparkassen insbesondere auch den<br />
Auftrag, Leistungen <strong>für</strong> den Mittelstand zu erbringen. Diesem Auftrag kommen die Sparkassen<br />
durch vielfältige Dienstleistungen nach. Wesentlicher Teil ist dabei auch die Kreditversorgung<br />
<strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong> im Geschäftsgebiet der jeweiligen Sparkasse (§ 5 SpkG Brandenburg -<br />
Regionalprinzip).<br />
Dies bedeutet nicht, dass der Einlagenbestand zwingend zu 100 Prozent in Form von Krediten<br />
auszureichen ist. Kredite werden vielmehr nach der Prüfung von Kreditanträgen von<br />
Privatpersonen, aus der <strong>Wirtschaft</strong> und von öffentlichen Haushalten hin ausgereicht. Dabei<br />
kommt es auf die Kreditierfähigkeit <strong>des</strong> jeweils vorgelegten Projekts und die Kreditwürdigkeit<br />
<strong>des</strong> Antragstellers an. Nur wenn beide positiv bewertet werden, dürfen Kredite ausgereicht<br />
werden. Kreditanträge werden immer im Einzelfall entschieden.<br />
Gängige Kredit-Größenordnungen sind 25.000 bis 50.000 EUR. Nur selten werden Einzelkredite<br />
im Volumen von über 500.000 EUR zugesagt. Da der Ges<strong>am</strong>tbestand an <strong>Wirtschaft</strong>skrediten<br />
zuletzt 3,8 Mrd. EUR betrug, ist die Anzahl der ausgereichten Einzelkredite entsprechend hoch.<br />
Die Passivlastigkeit der Sparkassenbilanzen (100 Einheiten Einlagen auf rund 50 Einheiten<br />
Kredit) ist vor allem Folge eines Entwicklungsstan<strong>des</strong> der <strong>Wirtschaft</strong> bzw. ihrer Struktur, der nur<br />
eine entsprechend dazu passende, unter den Möglichkeiten der Sparkassen liegende<br />
Kreditnachfrage generiert. Sie ist nicht Folge einer zurückhaltenden Kreditvergabepolitik durch<br />
Sparkassen. Sie ist auch keine Sondersituation Brandenburgs, denn in ganz Ostdeutschland<br />
besteht ein vergleichbares Verhältnis zwischen Einlagen- und Kreditbestand bei Sparkassen.<br />
Zugleich genießen die Sparkassen ein sehr hohes Vertrauen in der Bevölkerung (siehe Tabelle<br />
Einlagen-Marktanteile).<br />
Einlagen-Marktanteile März 2013<br />
in %<br />
Sparkassen 49,3<br />
Kreditbanken (Privatbanken) 20,4<br />
Kreditgenossenschaften 15,5<br />
sonstige 14,8<br />
Quelle: Deutsche Bun<strong>des</strong>bank, Berechnungen 05V<br />
Der hohe Einlagenbestand ist direkte Folge <strong>des</strong> Vertrauens der Kunden in ihre Sparkassen.<br />
Werden die Bestände und Entwicklungen von Einlagen und Krediten bei Sparkassen in<br />
Brandenburg betrachtet, ergibt sich folgen<strong>des</strong> Bild:<br />
Einlagenbestand<br />
(Verbindlichkeiten ggü. Kunden)<br />
Ges<strong>am</strong>t<br />
Privatpersonen<br />
Unternehmen/Selbständige<br />
öffentl. HH<br />
Quelle: OSV<br />
Juni 2008 Juni 2013 Veränderung<br />
in Mio.<br />
Euro<br />
in Mio.<br />
Euro in %<br />
17.142,9 19.667,8 +14,7<br />
14.128,8 16.856,8 +19,3<br />
1.835,1 1.665,3<br />
-9,3<br />
914,5 842,3<br />
-7,9
3<br />
Kreditbestand<br />
(Kredite an Kunden/KVII)<br />
Juni 2008 Juni 2013 Veränderung<br />
in Mio.<br />
Euro<br />
in Mio.<br />
Euro in %<br />
Ges<strong>am</strong>t<br />
Unternehmen/Selbständige<br />
Unternehmen<br />
Selbständige<br />
Quelle: 05V<br />
6.709,2<br />
2.724,6<br />
1.088,3<br />
1.636,3<br />
9.281,5<br />
3.833,3<br />
2.079,1<br />
1.754,2<br />
+38,3<br />
+40,7<br />
+91,0<br />
+7,2<br />
Während der Ges<strong>am</strong>teinlagenbestand bei Sparkassen in Brandenburg im Fünf-Jahres-Vergleich<br />
um knapp 15 Prozent wuchs, betrug das Wachstum <strong>des</strong> Kreditbestan<strong>des</strong> insges<strong>am</strong>t über 38<br />
Prozent. In der Untergruppe Unternehmen und Selbständige knapp 41 Prozent. Bei<br />
Unternehmen verdoppelte sich der Kreditbestand annähernd.<br />
Im Kreditgeschäft erreichten die Sparkassen folgende Marktanteile:<br />
Kredite-Marktanteile März 2013<br />
U nternehmen/Selbständige 27,6<br />
Unternehmen 21,5<br />
Selbständige 41,3<br />
Handwerk 79,3<br />
Freiberufler 41,3<br />
Quelle: Deutsche Bun<strong>des</strong>bank, Berechnungen OSV<br />
in<br />
Zu beachten ist, dass Kreditbestände Salden sind. In diese Salden gehen früher ausgereichte<br />
Kredite, neu ausgereichte Kredite, Kredittilgungen und Wertberichtigungen ein.<br />
Für eine noch trennschärfere Betrachtung zur Beurteilung <strong>des</strong> Engagements von<br />
Kreditinstituten sollte daher deren Entwicklung bei den neu zugesagten Krediten<br />
herangezogen werden, denn auch Unternehmen interessiert nur, ob sie neue Kredite erhalten,<br />
nicht ob sie bereits früher Kredite erhalten haben.<br />
In den vergangenen vier Jahren haben die Sparkassen in Brandenburg folgende<br />
Kreditneuzusagen an die <strong>Wirtschaft</strong> gegeben (vergleichbare Daten <strong>für</strong> die anderen<br />
Bankengruppen liegen dem OSV nicht vor. Sie müssten im Ostdeutschen Bankenverband und im<br />
Genossenschaftsverband hinterfragt werden.):<br />
Von Sparkassen neu zugesagte Kredite an Unternehmen/Selbständige in Brandenburg<br />
Betrachtung Jahresmitte zu Jahresmitte<br />
in<br />
Mio. Euro<br />
30.06.2009 - 30.06.2010 641<br />
30.06.2010 - 30.06.2011 675<br />
30.06.2011 - 30.06.2012 718<br />
30.06.2012 - 30.06.2013 818<br />
Quelle: OSV<br />
In der Summe sind das 2.852 Mio. EUR neu zugesagter Kredite ab Jahresmitte 2009.
4<br />
Diese Zahlen belegen, dass Sparkassen in Brandenburg ein sehr hohes Engagement im<br />
Kreditgeschäft an den Tag legen und mit Nachdruck die regionale <strong>Wirtschaft</strong> unterstützen.<br />
Was sind die gängigsten Kreditablehnungsgründe?<br />
Sparkassen begleiten ihre Kunden nachhaltig und legen Wert auf Betreuungskontinuität.<br />
Statistiken zu Ablehnungsgründen, mit Ausnahme <strong>des</strong> Gründungsgeschäfts, werden nicht<br />
geführt.<br />
Für das Gründungsgeschäft ist zunächst festzustellen, dass Sparkassen jede zweite Gründung<br />
finanzieren und einschätzen, dass sich die Qualität der Gründungskonzepte in den<br />
vergangenen Jahren sichtbar verbessert hat.<br />
Insofern Ablehnungen erfolgen werden mehrheitlich folgende Gründe genannt:<br />
- unzureichende Konzepte,<br />
- mangelnde Bonität,<br />
Eigenkapitalsituation in Unternehmen in Brandenburg<br />
Die Eigenkapital-Quoten der Unternehmen, gegliedert nach Sparkassengeschäftsgebieten in<br />
Brandenburg zeigen einen deutlichen Anstieg. Sie liegen zwischen 30 Prozent und 44 Prozent,<br />
vor fünf Jahren lagen sie zwischen 22 Prozent und 39 Prozent.<br />
Welche Auswirkungen hatte und hat die europäische Schuldenkrise auf die<br />
Mittelstandsfinanzierung?<br />
Keine. Es gibt keine Kreditklemme. Sparkassen suchen weiterhin gute Kreditnehmer. Es<br />
mangelt den Sparkassen nicht an Liquidität und sie sind auch eigenkapitalstark genug, um ihr<br />
Kreditgeschäft weiter auszudehnen zu können.<br />
Welche grundsätzlichen Voraussetzungen müssen die Unternehmen darstellen, um<br />
langfristig im Wettbewerb zu bestehen?<br />
Unternehmen sollten allgemeine betriebswirtschaftliche Grundregeln berücksichtigen und<br />
angemessene betriebswirtschaftliche Steuerungsinstrumente einsetzen. Sie sollten sich auf<br />
ihren Kernmarkt fokussieren, Nischen identifizieren und besetzen sowie sich eine hohe<br />
Innovationsfähigkeit und —bereitschaft erhalten.<br />
Wie sind die Unternehmen auf Basel III vorbereitet? Was muss noch getan werden?<br />
Die Unternehmen sind gut auf Basel III vorbereitet, da sie bereits gut auf die<br />
Vorgängerregelung Basel II eingestellt sind. Mit Basel III ergeben sich keine nachteiligen<br />
Momente, denn Basel III enthält eine spezielle Mittelstandskomponente.<br />
Der Mittelstand hatte lange Zeit be<strong>für</strong>chtet, dass durch die Verschärfung der Vorschriften die<br />
Zinsen <strong>für</strong> Kredite steigen würden. In dem neuen Regelwerk ist darum vorgesehen, dass <strong>für</strong> die<br />
meisten Mittelstandskredite kein höheres Eigenkapital durch die Kreditinstitute vorgehalten<br />
werden muss. Dies trifft insbesondere auf die Bedürfnisse von Mittelständlern in Brandenburg<br />
zu.
5<br />
Der Kompromiss im Einzelnen:<br />
Mittelstandskredite werden wie bisher bei der Eigenkapitalunterlegung durch die Bank nur mit<br />
75 Prozent gewichtet.<br />
• Kredite bis 1,5 Millionen Euro gelten künftig als Mittelstandskredite. Bisher war es nur<br />
1 Mio. Euro. Das liegt deutlich über den Tranchen, die die Sparkassen üblicherweise an<br />
Mittelständler ausreichen.<br />
• Diese Ausnahmen gelten <strong>für</strong> Unternehmen mit einem Jahresumsatz bis 50 Mio. Euro.<br />
Nebenbemerkung: Aktuell ist die Vorbereitung auf den Einheitlichen Europäischen<br />
Zahlungsverkehrsraum (SEPA) von größerer Bedeutung. Bis zum 01.02.2014 müssen alle<br />
Unternehmen, Handwerker, Freiberufler, Vereine u. a. darauf vorbereitet sein. Der<br />
Informationsstand zum Thema SEPA ist leider unzureichend. Unternehmen, Vereine und<br />
Kommunen müssen dringend handeln. Alle Sparkassen in Brandenburg stehen bereit, ihre<br />
Kunden entsprechend zu unterstützen. Hinsichtlich der Kommunikation und Umstellung auf<br />
SEPA (Firmen, Kommunen, Vereine, Privatkunden) ist aber auch die Politik gefordert.<br />
Rolle der Sparkassen bei der Vergabe von Mikrokrediten<br />
Mit ihrer segmentspezifischen Betreuung, derzeit untergliedert in Geschäftskunden,<br />
Gewerbekunden, Firmenkunden und Unternehmenskunden sind Sparkassen in Brandenburg<br />
auch auf die Begleitung von Kleinstunternehmen und Kleinstvorhaben ausgerichtet. Sie<br />
finanzieren kleine und Kleinstbeträge und bedienen sich dabei produktseitig der klassischen<br />
Ratenkredite und der „SparkassenCard PLUS gewerblich". Bei der SparkassenCard PLUS sind<br />
drei bis fünfstellige Kreditinanspruchnahmen üblich (Aussagen zu weiteren<br />
Kreditgrößenordnungen siehe oben).<br />
Politische und rechtliche Rahmenbedingungen, über die die Lan<strong>des</strong>politik aus<br />
Sparkassensicht nachdenken könnte<br />
Im Bereich der Kredite, die außerhalb <strong>des</strong> Geschäftsgebiets einer Sparkasse vergeben werden<br />
könnten, deren Gewährung auch im Interesse der eigentlich zuständigen Sparkasse liegt, sind<br />
Verbesserungen der Rahmenbedingungen wünschenswert.<br />
Der Gesetzgeber könnte hier beispielsweise mehr Spielraum als derzeit <strong>für</strong> Gemeinschaftskonsortialkredite<br />
zwischen Sparkassen ermöglichen.<br />
Sparkassen würden auf diese Weise eine angemessene Risikodiversifizierung einfacher<br />
sicherstellen und auch größere Kontingente durch Risikoverteilung übernehmen. Dies ist unter<br />
Beibehaltung <strong>des</strong> Regionalprinzips möglich.<br />
Transparenz bei der Vergabe von Mitteln an soziokulturelle und andere gemeinnützige<br />
Projekte<br />
Alle Sparkassen in Brandenburg unterstützen Sport, Kultur, Bildung und Soziales finanziell mit<br />
insges<strong>am</strong>t rund 14 Mio. EUR jährlich (die Unterstützungen erfolgen in Form von Spenden,<br />
Sponsorings und über Stiftungen). D<strong>am</strong>it sind die Sparkassen der größte nichtstaatliche<br />
Förderer von Kultur und Sport im Land,<br />
Die konkrete Entscheidung über die Mittelvergabe ist abhängig von der Art der Unterstützung.
6<br />
So haben Sponsorings eine geschäftspolitische Kernkomponente. Je<strong>des</strong> Sponsoring ist mit<br />
einer Gegenleistung <strong>des</strong> Sponsoringempfängers verbunden. In der Regel gibt es darüber<br />
Sponsoring-Verträge. Sponsoringentscheidungen fallen primär darum dort, wo das operative<br />
Geschäft gesteuert wird, im Vorstand der einzelnen Sparkasse oder werden durch diesen<br />
verantwortet. Die Erfüllung der zugesagten Gegenleistung wird durch den Sponsor kontrolliert.<br />
Spenden sind dagegen Zuwendungen, die ohne Gegenleistung erfolgen. Die Entscheidung über<br />
solche Zuwendungen erfolgt im Vorstand jeder Sparkasse oder wird durch diesen verantwortet,<br />
eine Abstimmung mit dem Verwaltungsrat bzw. dem Träger findet bei größeren Spenden statt.<br />
Förderungen von Stiftungen erfolgen gemäß dem jeweils fixierten Stiftungszweck und werden<br />
nach Antragsvorlage durch entsprechende Stiftungs-Gremien entscheiden. In diesen Gremien<br />
sitzen auch Vertreter der Öffentlichkeit.<br />
Professionalisierung der Verwaltungsräte<br />
Die Notwendigkeit zur angemessenen Überwachung der Sparkassen durch Verwaltungsräte ist<br />
seit Jahren in Regelungen im Sparkassengesetz verankert.<br />
§ 9 SpkG Brandenburg vom 26. Juni 1996:<br />
Abs. (3) Die Zus<strong>am</strong>mensetzung <strong>des</strong> Verwaltungsrates soll Gewähr da<strong>für</strong> bieten, dass bei der<br />
Erfüllung der Aufgaben der Sparkasse die Interessen <strong>des</strong> ges<strong>am</strong>ten Kundenkreises berücksichtigt<br />
werden. Die Mitglieder <strong>des</strong> Verwaltungsrates und ihre Stellvertreter sollen wirtschaftliche<br />
Erfahrungen und Sachkunde besitzen und geeignet sein, die Sparkasse zu fördern und bei der<br />
Erfüllung ihrer Aufgaben zu unterstützen.<br />
Daneben wurden seitens der BaFin (Bun<strong>des</strong>anstalt <strong>für</strong> Finanzdienstleistungsaufsicht) in den<br />
letzten Jahren ergänzend Anforderungen an die Aufsichtsorgane von Kreditinstituten<br />
formuliert. Neben persönlichen und fachlichen Anforderungen an das Aufsichtsorgan sind u. a.<br />
nunmehr Meldepflichten der Mitglieder gegenüber der Aufsicht vorgesehen.<br />
Insges<strong>am</strong>t ist erkennbar, dass die Anforderungen an die Tätigkeit von Kontrollgremien von<br />
Kreditinstituten in den letzten Jahren seitens der BaFin erhöht wurden.<br />
Zur Erlangung der erforderlichen fachlichen Qualifikationen bietet die Ostdeutsche<br />
Sparkassenakademie seit mehreren Jahren gezielt Schulungsmaßnahmen <strong>für</strong><br />
Verwaltungsratsmitglieder von Sparkassen an. Dieses Angebot wird entsprechend genutzt.<br />
Die Wirks<strong>am</strong>keit der Mittelstandsfinanzierung vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise,<br />
von Basel III und der neuen EU-Förderperiode<br />
Aus Sicht <strong>des</strong> Ostdeutschen Sparkassenverban<strong>des</strong> ist die Mittelstandsfinanzierung in<br />
Brandenburg auch vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise, von Basel III und der neuen EU-<br />
Förderperiode gesichert. Die Sparkassen in Brandenburg gehören zu den betriebswirtschaftlich<br />
erfolgreichsten deutschen Sparkassen und wirken bezüglich der Finanzmarktkrise als<br />
Stabilisatoren. Ihre hervorragende betriebswirtschaftliche Aufstellung ist Grundlage da<strong>für</strong>, dass<br />
sie auch die von Basel In gestellten Anforderungen erfüllen werden.<br />
Für den Mittelstand ändert sich durch die Mittelstandskomponente von Basel III gegenüber<br />
Basel II nichts.<br />
Die Sparkassen stehen dem Mittelstand in Brandenburg auch angesichts einer veränderten EU-<br />
Fördersituation weiterhin als zuverlässige Partner zur Seite.
Investiert Ihre Bank in Fonds, die Unternehmensanteile erwerben? Wenn ja, wie, in welche<br />
und warum? Wenn nein, warum nicht?<br />
Sparkassen in Brandenburg investieren in sehr geringem Umfang in Unternehmensanteilen.<br />
Etwa 1 Prozent aller Eigenanlagen (direkt gehalten und über Fonds) von Sparkassen in<br />
Brandenburg sind Aktien. Diese werden insbesondere zur Risikodiversifizierung bzw. <strong>für</strong> ein<br />
professionelles Portfoliomanagement gehalten.<br />
Refinanzierungsquellen der Sparkassen (evtl. Veränderungen in den letzten Jahren)<br />
Die Sparkassen in Brandenburg refinanzieren sich über Kundeneinlagen und benötigen in der<br />
Regel keine weiteren Quellen zur Refinanzierung. Der Überhang <strong>des</strong> Einlagenbestan<strong>des</strong> über<br />
den Kreditbestand spiegelt dies anschaulich. An dieser Situation hat sich in den letzten Jahren<br />
nichts geändert.