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Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft am 11.09.2013 [ PDF , 5.2 MB]

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Landtag Brandenburg P-AW 5/49<br />

5. Wahlperiode<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Protokoll<br />

49. <strong>Sitzung</strong> (öffentlich)<br />

11. September 2013<br />

Potsd<strong>am</strong> - Haus <strong>des</strong> Landtages<br />

09.30 Uhr bis 14.45 Uhr<br />

Vorsitz:<br />

Kerstin Meier (DIE LINKE)<br />

Protokoll:<br />

Stenografischer Dienst<br />

Petra Barris<br />

Anwesende Ausschussmitglieder:<br />

Frank Bommert (CDU)<br />

Marco Büchel (DIE LINKE)<br />

Barbara Hackenschmidt (SPD)<br />

Axel Henschke (DIE LINKE)<br />

Dierk Homeyer (CDU)<br />

Kerstin Meier (DIE LINKE)<br />

Wolfgang Pohl (SPD)<br />

Axel Vogel (GRÜNE/B90)<br />

Datum der Ausgabe: 08.11.2013


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 2<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

Tagesordnung:<br />

09.30 Uhr - Fachgespräch<br />

1. Fachgespräch auf Antrag der CDU-Fraktion „Unterstützung <strong>des</strong> Handwerks<br />

durch Einführung einer Meistergründungsprämie“ - Drucksache 5/6868<br />

13.00 Uhr - Anhörung<br />

2. Durchführung einer Anhörung auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN zu dem Thema „Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg<br />

und die Rolle der Brandenburger Sparkassen bei der Finanzierung von<br />

Unternehmen“<br />

In Verbindung mit<br />

dem Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion DIE LINKE „Mittelstandsfinanzierung<br />

im Land Brandenburg“<br />

3. Verschiedenes<br />

Beschlüsse und Festlegungen:<br />

1. Der Minister bietet den Mitgliedern <strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> und den<br />

K<strong>am</strong>mern ein Gespräch nach den Abstimmungen in Brüssel und der Erstellung<br />

<strong>des</strong> Entwurfs der Richtlinie zur Mikrodarlehensförderung an.<br />

2. Der Teil 2 der Anhörung auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

zu dem Thema „Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg und die<br />

Rolle der Brandenburger Sparkassen bei der Finanzierung von Unternehmen“<br />

mit den Vertretern der <strong>Wirtschaft</strong> soll im Januar durchgeführt werden.


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 3<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

Aus der Beratung:<br />

Die Vorsitzende Meier eröffnet die <strong>Sitzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> und teilt mit, dass sie<br />

den Vorsitzenden Kosanke, der aus f<strong>am</strong>iliären Gründen abwesend sei, vertreten<br />

werde, stellt Einvernehmen über die Tagesordnung her und eröffnet Tagesordnungspunkt<br />

1.<br />

Zu TOP 1:<br />

Fachgespräch auf Antrag der CDU-Fraktion „Unterstützung <strong>des</strong><br />

Handwerks durch Einführung einer Meistergründungsprämie“ -<br />

Drucksache 5/6868<br />

Herr Deutscher (Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus):<br />

Vielen Dank, dass Sie sich im heutigen Fachgespräch mit dem Thema Meistergründungsprämie<br />

beschäftigen wollen. Wir haben Ihnen letzte Woche unsere Stellungnahme<br />

zugeleitet (Anlage 1). Es ist kein Geheimnis, dass die Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />

Cottbus seit längerer Zeit vehementer Verfechter der Wiedereinführung einer Meistergründungsprämie<br />

im Land Brandenburg ist.<br />

Wir haben feststellen müssen, dass unsere in den vergangenen Jahren vorgetragenen<br />

Argumente noch nicht die erhoffte Wirkung hatten, und würden Sie noch einmal<br />

eindringlich auffordern, darüber nachzudenken, dieses aus unserer Sicht kostengünstige,<br />

aber nachhaltige Instrument der <strong>Wirtschaft</strong>sförderung in unserem Land<br />

Brandenburg erneut zur Geltung zu bringen. Es ist ja vor vielen Jahren schon einmal<br />

als Instrument der <strong>Wirtschaft</strong>sförderung hier gültig gewesen.<br />

Es hat dazu beigetragen, dass junge Menschen, die sich in noch nicht so gesicherten<br />

finanziellen Verhältnissen befinden, dazu entschlossen, ihre Meisterausbildung erfolgreich<br />

abzuschließen, dann ein Unternehmen zu gründen und Mitarbeiter einzustellen.<br />

Im Handwerk ist es nachweislich so, dass die Gründung von Unternehmen<br />

und auch die erfolgreiche Weiterführung einer Existenzgründung nachhaltiger ist als<br />

in anderen <strong>Wirtschaft</strong>sbereichen.<br />

In unserem Nachbarland Berlin findet man dieses Instrument der <strong>Wirtschaft</strong>sförderung<br />

vor. Die Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus grenzt mit den Gemeinden Eichwalde,<br />

Schulzendorf und Wildau nur in einem kleinen Teil an die schöne Stadt Berlin, aber<br />

es ist bei unseren Beratungen zur Existenzgründung durchaus zu verzeichnen, dass<br />

sich Existenzgründer, die bei uns in König Wusterhausen vorsprechen, im Einzelfall<br />

dazu entschlossen haben, die Existenzgründung in Grünau vorzunehmen, weil dort<br />

die Möglichkeit der Bezuschussung über die Meistergründungsprämie besteht.<br />

Handwerker ist man nicht quasi per Geburt, sondern wird man, indem man eine Ausbildung<br />

durchläuft. Ein „richtiger“, auch ein Unternehmen leitender Handwerker ist<br />

man durch die Meisterausbildung.


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Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

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Wir haben zu verzeichnen, dass sich immer weniger junge Leute <strong>für</strong> ein Handwerk<br />

begeistern. Am Beginn <strong>des</strong> neuen Lehrjahres haben die Handwerksk<strong>am</strong>mern in<br />

Brandenburg noch tausend offene Lehrstellen und wenige junge Leute, die sich <strong>für</strong><br />

die Aufnahme einer Lehre interessieren. Daher sollten wir diejenigen, die sich dazu<br />

entschlossen haben, ein Handwerk zu lernen, und diejenigen, die dann den weiteren<br />

Weg gehen, eine Meisterausbildung zu absolvieren, mit der Meistergründungsprämie<br />

unterstützen und dieses Instrument wiederbeleben.<br />

Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund zu betrachten, dass auch viele Unternehmen<br />

in der nächsten Zeit vor einer Übergabe stehen. Im K<strong>am</strong>merbezirk Cottbus<br />

stehen insges<strong>am</strong>t 8 000 Betriebe von HWK und IHK in den nächsten fünf Jahren vor<br />

einer Übergabe. Aber auch im Land Brandenburg insges<strong>am</strong>t steht eine Vielzahl von<br />

Betrieben in den nächsten Jahren vor einer Übergabe. Da<strong>für</strong> müssen dann gut ausgebildete<br />

Meisterinnen und Meister zur Verfügung stehen.<br />

Leider ist zu verzeichnen, dass die Übergabe in der F<strong>am</strong>ilie immer weniger funktioniert.<br />

Das ist nicht ein Phänomen <strong>des</strong> Handwerks, sondern gibt es auch bei den<br />

freien Berufen und in anderen <strong>Wirtschaft</strong>sbereichen. Daher ist es umso bedeuts<strong>am</strong>er,<br />

dass sich junge Meister da<strong>für</strong> interessieren, einen Betrieb zu übernehmen. Das ist<br />

unser Argument da<strong>für</strong>, dass dieses gute Instrument <strong>für</strong> die <strong>Wirtschaft</strong>sförderung in<br />

Brandenburg wiedereingeführt wird. Es ist kein kostspieliges Instrument. Der Minister<br />

weiß, dass wir, als er die Unterstützungsmittel <strong>für</strong> die Cluster zur Disposition stellte,<br />

d<strong>am</strong>als durchaus den Vergleich angestellt haben, ob denn nicht dieses Instrument<br />

weitaus effizienter sei als die Unterstützungsmittel <strong>für</strong> die Cluster. Wir haben unsere<br />

Argumente d<strong>am</strong>als nicht erfolgreich vorgebracht. Ich hoffe, dass wir sie im heutigen<br />

Fachgespräch besser vortragen, sodass <strong>am</strong> Ende hier im Land Brandenburg das<br />

Instrument der Meistergründungsprämie wieder zum Einsatz kommt.<br />

Herr Bühring (Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong>):<br />

Auch von meiner Seite besteht das Anliegen, hier heute ein Stück weit zu befördern,<br />

dass die Meistergründungsprämie auch in Brandenburg zum Tragen kommt. (Stellungnahme<br />

- Anlage 2)<br />

Knut Deutscher hat ganz wichtige Aspekte genannt, die wir als Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />

Potsd<strong>am</strong> vorbehaltlos auch so sehen. Ergänzend dazu einige Hinweise:<br />

Worüber sprechen wir im brandenburgischen Handwerk? Auch das ist ja nicht jedem<br />

bewusst. Wir haben in Brandenburg fast 40 000 Handwerksbetriebe. Im Durchschnitt<br />

beschäftigt ein Handwerksbetrieb in Brandenburg etwa vier Mitarbeiter, sodass wir<br />

auf über 160 000 Beschäftigte im Lande kommen. Diese erwirtschaften einen Umsatz<br />

von mehr als 13 Milliarden Euro. Das ist eine Größenordnung, die es zu hegen<br />

und zu pflegen gilt und wo auch über eine Gründungsförderung, wenn man diesen<br />

Leistungsstand hier in Brandenburg erhalten will, nachgedacht werden muss.


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Warum ist es aus unserer Sicht gerade jetzt besonders wichtig, die Gründungsförderung<br />

ernsthaft in Erwägung zu ziehen? Wir hatten im vergangenen Jahr – 2012 - im<br />

Handwerk einen deutlichen Einbruch bei den Gründungszahlen. Wir hatten im Jahr<br />

2011 in Brandenburg über 3 300 Neugründungen, das entsprach dem Level der Vorjahre.<br />

Im letzten Jahr ist die Zahl auf 2 700 Neugründungen gesunken. Das heißt, im<br />

letzten Jahr haben sich 500 Betriebe weniger in Brandenburg gegründet. Dieser<br />

Trend hält im Jahr 2013 bedauerlicherweise an. Daher sehen wir erheblichen Handlungsbedarf<br />

in diesem Bereich.<br />

Zur Erläuterung: Handwerk teilt sich in zwei Bereiche, einmal in den Bereich der sogenannten<br />

zulassungspflichtigen, also meisterpflichtigen Handwerke - das sind etwa<br />

zwei Drittel aller Betriebe – und in den zulassungsfreien Bereich, wo man ohne Qualifikation<br />

tätig werden kann. Wichtig, auch <strong>für</strong> die Leistungskraft und das Beschäftigungspotenzial,<br />

ist der meisterpflichtige Bereich, weil dort Betriebe besonders innovativ<br />

tätig werden können und besonders nachhaltig wirken. Deshalb ist es besonders<br />

wichtig, diesen Bereich zu stärken. Hier liegen wir in Brandenburg, was die Verteilung<br />

Anlage A) zu Anlage B) – meisterpflichtiger Bereich zu nicht meisterpflichtigem<br />

Bereich - betrifft, im Vergleich mit den anderen neuen Bun<strong>des</strong>ländern deutlich<br />

schlechter. Wir haben die Zahlen in unserer Stellungnahme dargelegt und sehen gerade<br />

in diesem Bereich Handlungsbedarf, wobei die Meistergründungsprämie dabei<br />

ein wichtiger Aspekt wäre.<br />

Zur Altersstruktur hat Herr Deutscher schon etwas gesagt. Auch das ist eine besondere<br />

Herausforderung, vor der wir stehen. Wir haben allein im Handwerksk<strong>am</strong>merbezirk<br />

Potsd<strong>am</strong> über zweieinhalbtausend Betriebe, die in den nächsten Jahren zur<br />

Übergabe anstehen. Um hier Motivation zu schaffen, dass diese Betriebe erhalten<br />

bleiben, ist eine Gründungsförderung eminent wichtig. Wir gehen davon aus, dass<br />

wir in den nächsten Jahren 500 Betriebsübergaben jährlich begleiten müssen. Wenn<br />

hier eine Fortführungsentscheidung positiv fallen soll, sprich, dass der Betrieb erhalten<br />

bleiben soll, wäre hier auch eine Gründungsförderung ein wichtiger Motivationsfaktor.<br />

Dass der Handwerksmeister besonders förderungswürdig ist, hat Knut Deutscher<br />

auch gesagt. Der Handwerksmeister durchlebt eine Berufskarriere, investiert viel<br />

Zeit, um die Meisterschule zu besuchen, trägt die Kosten allein. Das unterscheidet<br />

ihn beispielsweise von den Ingenieuren, die ein vom Staat bezahltes Studium genießen<br />

können. Der Handwerksmeister investiert privates Geld. Das sind etwa<br />

8000 Euro, die ihm im Falle einer Gründung als Startkapital fehlen. Insofern ist es<br />

auch besonders relevant, diesen Kreis durch eine staatliche Förderung bei einer<br />

Gründung zu unterstützen.<br />

Die Frage ist natürlich – die bewegt uns seit vielen Jahren –: Wie viele von unseren<br />

Meisterschülern beabsichtigen überhaupt, in die Selbstständigkeit zu gehen? Wir<br />

sehen in den letzten Jahren die Tendenz, dass immer weniger unserer Meisterschü-


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ler die Meisterschule mit einer konkreten Gründungsabsicht besuchen. In der Vergangenheit<br />

hatten wir andere Prozentsätze. Da sagten 70 – 80 Prozent derjenigen,<br />

die die Meisterschule besucht haben: Wir streben auch die Selbstständigkeit an. Unsere<br />

letzte Befragung bei der Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong> vor zwei Jahren ergab<br />

hingegen, dass mittlerweile eine Mehrheit, nämlich 54 Prozent unserer Meisterschüler,<br />

gesagt hat: Wir streben in den nächsten zwei Jahren keine Selbstständigkeit an.<br />

Das ist der Prozentsatz, um den es geht, der Bereich, in dem man durch eine Gründungsforderung<br />

vielleicht doch darüber nachdenken würde, den nicht risikofreien<br />

Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Also auch <strong>des</strong>halb wäre eine Meistergründungsprämie<br />

besonders wichtig.<br />

Die Effekte, die eine Meistergründungsprämie erzielen kann, können in Nordrhein-<br />

Westfalen betrachtet werden. Dort gibt es seit vielen Jahren unterschiedlich modifiziert<br />

eine Gründungsprämie, und Nordrhein-Westfalen – das macht die Situation dort<br />

so interessant - hat auch eine Gründungsförderung außerhalb <strong>des</strong> Handwerks. Man<br />

hat dort also zwei Vergleichsgruppen, zum einen die Meistergründungsprämie und<br />

zum anderen eine Gründungsförderung außerhalb <strong>des</strong> Handwerks. Die Effekte, die<br />

man mit diesen beiden Gründungsinstrumenten in NRW erzielt hat, werden zweijährlich<br />

von der Universität Lüneburg untersucht. Diese Untersuchung hat klar ergeben,<br />

dass die Gründungsförderung im Handwerk besondere Effekte erzielt. Im Ergebnis<br />

der veröffentlichten Begleitstudie steht:<br />

„Im Vergleich mit ebenfalls geförderten Unternehmensgründungen ohne Meisterqualifikation<br />

können junge Handwerksbetriebe konjunkturelle Ausschläge<br />

besser abfedern und beweisen sich in Krisen als bestandsfester.“<br />

Ganz wichtig ist die sogenannte Marktaustrittsrate, also: Wie lange sind die geförderten<br />

Unternehmen <strong>am</strong> Markt? Da wurde nach einem Zeitraum von drei Jahren untersucht:<br />

Wie viel Prozent der geförderten Handwerksbetriebe sind noch <strong>am</strong> Markt tätig?<br />

Und wie viel Prozent der anderen Branchen sind noch <strong>am</strong> Markt tätig? Die Untersuchung<br />

hat ergeben, dass von den mit Meistergründungsprämie geförderten Betrieben<br />

nur 1,24 Prozent nicht mehr <strong>am</strong> Markt sind, also ein sehr geringer Prozentsatz,<br />

während fast 12 Prozent von den sonstigen geförderten Unternehmen außerhalb<br />

<strong>des</strong> Handwerks nicht mehr <strong>am</strong> Markt waren. Das macht deutlich, dass hier eine<br />

Förderung im Bereich Handwerk besonders effektiv und notwendig ist. Deshalb setzen<br />

wir uns mit Nachdruck da<strong>für</strong> ein, dass im Land Brandenburg eine solche Förderung<br />

eingeführt wird.<br />

Herr Klinn (Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin):<br />

Vielen Dank <strong>für</strong> die Möglichkeit, dass wir hier Erfahrungswerte einbringen können<br />

(Stellungnahme - Anlage 3). Das Progr<strong>am</strong>m gibt es Berlin seit ca. 25 Jahren. Wir<br />

brauchen also nicht in die Zukunft zu schauen, sondern haben über die Jahre Erfahrungen<br />

mit dem Progr<strong>am</strong>m ges<strong>am</strong>melt und können sagen, dass wir die positiven Erwartungen,<br />

die von den Kollegen aus Cottbus und Potsd<strong>am</strong> geäußert wurden,


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durchaus bestätigen können. Die Meistergründungsprämie hat in Berlin die Effekte<br />

gebracht, die der d<strong>am</strong>alige Senat, der sie ins Leben gerufen hat, erwartete. An dieser<br />

Stelle ist gleich zu sagen: Die Mittel, die dort eingesetzt werden, sind vergleichsweise<br />

gering, da sie kofinanziert sind.<br />

Die Meistergründungsprämie war in all den Jahren – wir haben in Berlin die unterschiedlichsten<br />

Regierungsbildungen gehabt – zu keiner Zeit großartig in der Diskussion,<br />

weil bereits Effekte vorhanden waren. Einige wurden schon angesprochen. Es<br />

beginnt im zulassungspflichtigen Handwerk d<strong>am</strong>it, dass sich diejenigen, die sich verselbständigen<br />

wollen, der Meistergründung unterwerfen müssen. Sie dürfen ihr Vorhaben<br />

sonst nicht umsetzen. Das ist mit Zeit und Kosten verbunden. Der ursprüngliche<br />

Ansatz in Berlin war d<strong>am</strong>als, zu sagen: Den Leuten hat man jetzt das Eigenkapital<br />

entzogen, das sie <strong>für</strong> die Umsetzung ihres Vorhabens bräuchten, und hat dann in<br />

den Raum gestellt, dass man es ihnen über diesen Weg in die Gründung mit hineinspielt,<br />

um dann zu sagen: Okay, ihr habt das Geld - was andere Gründer ja definitiv<br />

nicht zu tun brauchen - vorab <strong>für</strong> die Prüfung ausgeben müssen.<br />

Eine weitere relativ wichtige Erkenntnis ist - wir stehen ja im Kontakt mit den Hausbanken,<br />

die die ges<strong>am</strong>ten Gründungsvorhaben neben der Meistergründungsprämie<br />

durch eine Finanzierung begleiten -, dass die Meistergründungsprämie diesen außerordentlich<br />

positiven Effekt <strong>des</strong> Eigenkapitalcharakters hat. Das heißt, die Leute<br />

bringen quasi erst einmal das Geld mit, können es auf den Tisch legen und es kann<br />

dann als Eigenkapital in das Vorhaben eingebunden werden. Wir wissen natürlich,<br />

dass die Banken grundsätzlich fördern, aber ein gewisser Eigenkapitalanteil macht<br />

die Sache doch deutlich attraktiver <strong>für</strong> die Bank, diesen Schritt mitzugehen.<br />

Auch in Berlin – das ist ja bun<strong>des</strong>länderübergreifend – haben wir die Übergabeproblematik<br />

im Handwerk, dass also mehr Betriebe zur Übernahme anstehen, als Nachfrager<br />

da sind. Auch hier richtet sich der erste Kontakt eines Interessenten immer auf<br />

die Hausbank, und die Hausbank fängt dann in aller Regel mit der Frage nach Eigenkapital<br />

an, was nachvollziehbar ist. Das Progr<strong>am</strong>m ist bei den Berliner Banken<br />

bekannt. Sie wissen auch, dass die Meistergründungsprämie ein Baustein der Finanzierung<br />

sein kann.<br />

Wir haben hier einmal den allgemeinen Flyer der Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin ausgelegt,<br />

der die Rahmenbedingungen enthält, die Sie sicherlich kennen. Ansonsten stehe<br />

ich <strong>für</strong> Fragen gern zur Verfügung. Wir haben <strong>des</strong> Weiteren in diesem kleinen<br />

Handout, dass wir ebenfalls ausgelegt haben, die Entwicklung der Meistergründungsprämie<br />

in den vergangenen Jahren aufzuzeigen versucht.<br />

Im Jahr 2008 hat eine Umstrukturierung der Meistergründungsprämie in Berlin stattgefunden.<br />

Sie bestand früher aus nur einem Paket. Die Auflagen waren also so gekoppelt,<br />

dass man sagen musste: Voraussetzung <strong>für</strong> eine dauerhafte Belassung der<br />

Meistergründungsprämie war das dreijährige Fortbestehen <strong>des</strong> Handwerksbetriebs in<br />

Berlin. Der Prämienempfänger durfte in diesen ersten drei Jahren parallel zu seiner


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Gründung keine Einkünfte aus anderen Tätigkeiten erzielen. Schaut man dahinter,<br />

erkennt man schnell, dass man d<strong>am</strong>it in erster Linie Missbrauch mit dem Progr<strong>am</strong>m<br />

ausschließen will; das sind keine echten Auflagen. Dann war die Schaffung eines<br />

Arbeitsplatzes daran gekoppelt, und im Umkehrschluss hieß es: Wer diesen Arbeitsplatz<br />

nicht schafft, muss das Geld zurückzahlen. - Das hat in der d<strong>am</strong>aligen Zeit bei<br />

immer mehr Betrieben dazu geführt, dass sie vor der Problematik standen: Arbeitsplatz<br />

ja oder nein – kriegen wir das hin? Viele wollten die Förderung gar nicht mehr<br />

beantragen, weil sie sich nicht sicher waren. Das Land Berlin hat sich d<strong>am</strong>als dazu<br />

entschlossen, das Progr<strong>am</strong>m neu zu gestalten, zu splitten.<br />

In dieser Übersicht sehen Sie, dass wir <strong>für</strong> das Jahr 2010 nur die Zahl der beantragten<br />

Grundförderungen vorstellten konnten, weil dieser zweite Schritt d<strong>am</strong>als noch gar<br />

nicht existent war. Das heißt, erst ab 2011 kann man die Auswirkungen der Umstrukturierung<br />

<strong>des</strong> Progr<strong>am</strong>ms erkennen. Die Umstrukturierung sieht so aus, dass die Arbeitsplatzförderung<br />

unabhängig von der eigentlichen Gründung im zweiten Schritt<br />

beantragt und gewährt werden kann. Im ersten Schritt wird einmalig mit 7 000 Euro<br />

gefördert. Wer diese 7 000 Euro nach drei Jahren dauerhaft behalten kann, weil er<br />

diesen Auflagen nachgekommen ist, kann in einem zweiten Schritt die Arbeitsplatzförderung<br />

beantragen und bekommt sie in aller Regel auch gewährt.<br />

Ein weiterer Aspekt: Es wurde d<strong>am</strong>als diskutiert, ob man diese Meistergründungsprämien<br />

einer Zweckbindung unterwirft. Wir haben lange darüber diskutiert. Das<br />

Land Berlin hat aber davon Abstand genommen, denn man wollte den Gründer nicht<br />

in eine Richtung drängen, die er vielleicht nicht braucht. Beispielweise könnte ein<br />

Malermeister, der das Geld nicht komplett ausgeben, sondern eine Sicherheitsreserve<br />

behalten will, weil er nicht weiß, ob die Auftragslage stabil bleibt, da ihm der Kundenkreis<br />

noch fehlt, so verfahren. Man lässt den Leuten durchaus die Möglichkeit,<br />

das als Liquiditätsreserve liegen zu lassen, gerade im Zuge einer Finanzierung. Die<br />

Banken bestehen also auf einer kompletten Einbindung der Mittel.<br />

Für Fragen stehe ich jederzeit zur Verfügung.<br />

Herr Dr. Stefanović (Bürgschaftsbank Brandenburg GmbH):<br />

Da die K<strong>am</strong>mern viel besser bekannt sind als die Bürgschaftsbank möchte ich zwei<br />

Sätze zur Bürgschaftsbank sagen. Wir befassen uns seit der Wiedervereinigung in<br />

Brandenburg mit der Verbürgung von gewerblichen Krediten <strong>für</strong> den Mittelstand, also<br />

die kleinen und mittleren Unternehmen, was in Brandenburg 99 Prozent aller Unternehmen<br />

sind. Wir haben über 6 000 dieser Unternehmen gefördert oder begleitet,<br />

darunter ein Drittel Existenzgründungen, wobei das Handwerk jeden fünften Fall<br />

ausmacht.<br />

Zu den nur noch stichpunktartigen Argumenten:<br />

Das Gründungsgeschehen in Brandenburg lässt zahlenmäßig deutlich nach. Wir fin-


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den, dass der Mittelstand es nicht nur wert ist, gefördert zu werden, sondern das da<strong>für</strong><br />

gesorgt werden muss, dass er ausreichend existiert und nachwächst, denn durch<br />

altersbedingtes Ausscheiden und Insolvenzen, manchmal auch durch Übernahmen<br />

und Wegzug verlieren wir ständig Betriebe. Insofern ist es wichtig, Existenzgründer<br />

zu fördern, und da das Handwerk in Brandenburg eine dominierende Rolle von den<br />

Stückzahlen her ausmacht, ist es das auch wert, den besonderen Teil der Meister zu<br />

animieren, sich selbstständig zu machen; denn nur Meister zu werden, um den Titel<br />

zu haben, wäre die Mühe viel zu schade. Dass das tatsächlich etwas mehr Motivation<br />

sein könnte, sehen wir aus den Zahlen, die es in den früheren Jahren gab.<br />

Was das Bankgeschehen betrifft, teile ich Herrn Klinns Ansicht absolut. Die Kreditinstitute<br />

wünschen immer einen Eigenkapitaleinsatz. Gründer sind in der Regel junge<br />

Menschen, haben zum Teil parallel F<strong>am</strong>ilien gegründet, haben vielleicht gebaut, das<br />

heißt, haben alles, was sie gespart haben, eingesetzt. Es bleibt ihnen nicht mehr viel<br />

übrig, und wenn sie sich dann bei der Bank vorstellen und sagen, es sei schon alles<br />

weg bzw. sie verfügten nur noch über wenige Euro, möchten aber gründen und brauchen<br />

Kredit, dann ist die Lage bei Eigenkapital null immer etwas schwieriger. Die<br />

Meistergründungsprämie stellt daher, auch wenn sie überschaubar ist, einen kleinen<br />

Baustein dar.<br />

Auch bei einem zweiten Förderprogr<strong>am</strong>m <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>, der KfW – Kapital <strong>für</strong> Gründung<br />

–, erhält man auch nur dann Mittel, wenn man selbst einen Teil beisteuert. Es<br />

wird nur dann aufgestockt, wenn man selbst etwas mitbringt. Das geht dann bis zu<br />

40 Prozent <strong>des</strong> Vorhabens. Also auch da<strong>für</strong> wäre es gut.<br />

Aus unserer Sicht könnte es <strong>für</strong> die Motivation der 54 Prozent, die leider sagen, lieber<br />

lasse ich mich irgendwo einstellen und gehe nicht das Risiko der Selbstständigkeit<br />

ein, der letzte Tropfen sein, der dazu führt, dass sie sagen: Na gut, dann mache<br />

ich mich selbstständig.<br />

Das Beispiel in Berlin mit den zusätzlichen 5 000 Euro <strong>für</strong> die Schaffung eines Arbeitsplatzes<br />

würden wir sehr begrüßen, volkswirtschaftlich sowieso, aber auch, was<br />

die Echtheit dieser Selbstständigkeit betrifft, denn wenn man alles nur ganz allein<br />

macht, ist es eine Grenzexistenz. Aber wenn man sagt, ich stelle jemanden ein - und<br />

das auch noch belohnt wird -, ist das ein zusätzlicher positiver Faktor (Stellungnahme<br />

- Anlage 4)<br />

Vorsitzende:<br />

Meine Herren, ich danke Ihnen <strong>für</strong> die Ausführungen und eröffne jetzt die Diskussionsrunde.<br />

– Herr Bommert, bitte.<br />

Abgeordneter Bommert (CDU):<br />

Herr Dr. Stefanović, wie könnte aus Ihrer Sicht solche Unterstützung in Brandenburg


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aussehen? Wie könnte sie konkret ausgestaltet werden? Sie sind als Banker sicherlich<br />

prä<strong>des</strong>tiniert, dazu eine Aussage zu treffen.<br />

Herr Dr. Stefanović (Bürgschaftsbank Brandenburg GmbH):<br />

Die Ausgestaltung, wie sie einmal existiert hat oder wie sie jetzt in Berlin existiert,<br />

halte ich <strong>für</strong> sehr ausgereift. Dieser Betrag wird zwar – salopp gesagt - niemanden<br />

umschmeißen, aber wenn man ihn an den dreijährigen Nachweis der Vollexistenz<br />

bindet, das heißt, Ausschluss der falschen Mitnahmeeffekte, dann ist das gut. Und<br />

ich würde es begrüßen, wenn man sich den zusätzlichen Beitrag <strong>für</strong> die Schaffung<br />

eines zusätzlichen Arbeitsplatzes <strong>für</strong> ein Jahr gönnt. Man würde zwar mehr Geld<br />

ausgaben, dürfte aber erhebliche Mehreffekte haben als ohne.<br />

Wir sehen in Berlin: Die Stückzahlen sind so überschaubar, dass wir <strong>für</strong> Brandenburg<br />

wahrscheinlich mit einem Haushaltsvolumen von einer halben Million rechnen müssten,<br />

wenn wir die Ländergrößen vergleichen.<br />

Abgeordneter Pohl (SPD):<br />

Zunächst eine Frage zu den Zahlen: Sie haben uns hier die Berliner Zahlen dargelegt.<br />

Ich nehme einmal das Jahr 2012. Kann man prozentual unterlegen, wie hoch<br />

der Anteil derer, die gegründet haben, <strong>am</strong> Ges<strong>am</strong>tgründerpotenzial ist, d<strong>am</strong>it man<br />

weiß, wie viele es in Anspruch nehmen?<br />

Eine zweite Frage: Wir hatten es in der Tat 2000/20001 einmal gehabt. Das waren<br />

schwerpunktmäßig Fälle im Baugewerbe, Friseurdienstleistungen etc. Wo sind denn<br />

aus Ihrer Sicht bei den Handwerksberufen kurz- und mittelfristig die Schwerpunkte,<br />

wenn man die Marktentwicklung betrachtet?<br />

Herr Klinn (Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin):<br />

Ich beginne mit dem letzten Teil der Frage. Bezüglich der Marktentwicklung müssen<br />

wir etwas ins Detail gehen und uns die Branchen ansehen. Wir sind als Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />

grundsätzlich übergreifend <strong>für</strong> alle Branchen beratend tätig und haben auch<br />

sehr unterschiedliche Gründungen in den einzelnen Branchen. Ich glaube, ich kann<br />

daher auch <strong>für</strong> die anderen K<strong>am</strong>mern sprechen.<br />

Sie sagten, Sie hätten 40 000 Betriebe im Land Brandenburg. Wir haben in Berlin<br />

etwa 30 000 – 32 000 Betriebe, liegen also dicht beieinander. Die intensiven Gründungsbranchen<br />

sind in Berlin beispielsweise Friseur und Kfz. Da sieht man auch<br />

schon den unterschiedlichen Ansatz der Meistergründungsprämie. Die Friseurin verdient<br />

wenig Geld, hat also kein Eigenkapital und steckt das bisschen vielleicht noch<br />

mit Pump von der F<strong>am</strong>ilie in die Ausbildung, gründet sich dann. Sie ist aber auch ein<br />

klassisches Beispiel <strong>für</strong> diejenigen, die Arbeitsplätze schaffen. Die Friseurin, die nach<br />

drei Jahren noch allein unterwegs ist, ist die große Ausnahme, es sei denn, sie ist


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mobil tätig.<br />

Im Kfz-Bereich läuft das schon vom Ansatz her etwas anders. Der Kfz-Techniker hat<br />

in aller Regel ein relativ hohes Investitionsvolumen, bis er seine Werkstatt so eingerichtet<br />

hat, sodass er konkurrenzfähig ist. Er geht also mit der Meistergründungsprämie<br />

komplett in den Investitionsbereich.<br />

Wir haben in Berlin über 2 000 Friseurinnen. Wir merken aber, dass gerade da von<br />

den Banken auch kommt: Na, sage mal - wenig verdient! – Bei Neugründungen arbeiten<br />

wir mit Rentabilitätsprognosen, wir haben kein Zahlenmaterial, wir haben keine<br />

gewachsenen Betriebe. Da stellt die Bank durchaus die Frage: Wie wollt ihr davon<br />

eine Rate erbringen? Dies ist auch bei Übernahmen der Fall, wo Bilanzen vorliegen;<br />

die sind meist ähnlich bescheiden.<br />

Diese Prämie ist ein Baustein, und sie ist bei der Vorhabengröße im Friseurbereich<br />

eher kleiner als im Kfz-Bereich, bringt aber häufig den entscheiden Aspekt, dass die<br />

Bank – gegebenenfalls auch unter Einbeziehung der Bürgschaftsbank – dann diesen<br />

entscheidenden Schritt mitgeht.<br />

Herr Grübler (Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin):<br />

Vielleicht noch eine Ergänzung, denn die Frage ging ja dahin, in welchem Verhältnis<br />

die 110, die hier stehen, <strong>für</strong> das Jahr 2012 zum ges<strong>am</strong>ten Gründungsgeschehen stehen.<br />

Wir haben das ges<strong>am</strong>te Gründungsgeschehen bisher nicht unter diesem Aspekt<br />

ausgewertet. Ich weiß nur, dass wir je<strong>des</strong> Jahr innerhalb der Handwerksk<strong>am</strong>mer ungefähr<br />

2 500 bis 3 000 Neueintragungen haben. 2 500 bis 3 000 gehen hinaus und<br />

2 500 bis 3 000 hinein. Wie Herr Klinn schon sagte: Wir haben ungefähr<br />

31 000 Betriebe, und die Bewegungen liegen im Bereich von 2 500 bis 3 000. Man<br />

kann sehen, dass die 110 von diesen 2 500 bis 3 000 ein relativ geringer Anteil sind,<br />

weil es sich hier, wie gesagt, auch nur auf Meister bezieht.<br />

Wir haben im Handwerk eine sehr starke Bewegung in dem Bereich, wo man die<br />

Meisterqualifikation nicht braucht, um sich selbstständig zu machen. Gerade nach<br />

der Reform der Handwerksordnung 2004 sind sehr viele Bereiche herausgefallen. Es<br />

sind, wie von Herrn Bühring gesagt, nicht mehr so viele Bereiche, wo der Meister<br />

vorgeschrieben ist. Aber Ihre Frage war ja, wie viele es insges<strong>am</strong>t sind. Es handelt<br />

sich um ungefähr 2 500 bis 3 000.<br />

Herr Deutscher (Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus):<br />

Herr Pohl, auf Ihre Frage zu den Markttrends <strong>für</strong> Brandenburg: Die Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />

Cottbus hat ein Strategiepapier bis zum Jahre 2020. Wir haben uns einmal angeschaut,<br />

wie unsere Betriebsstrukturen aufgrund <strong>des</strong> Alters der Unternehmer aussehen<br />

werden. Da ist durchaus zu be<strong>für</strong>chten, dass gerade in den nach der Wende<br />

im Südbrandenburger Bereich aufgrund der Umwandlungen in der Industrie gegrün-


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deten Unternehmen - Elektrotechnikerhandwerk, Installateur- und Heizungstechnikerhandwerk,<br />

aber auch Tischler und Ernährungshandwerk - erhebliche Rückgänge<br />

eintreten werden, wenn es nicht gelingt, <strong>für</strong> diese heute noch bestehenden Betriebe<br />

Nachfolger zu finden.<br />

Ein Beispiel: Wir haben in unserer Handwerksk<strong>am</strong>mer ungefähr<br />

730 Elektrotechnikerbetriebe. Wenn es nicht gelingt, da Nachfolger zu finden, haben<br />

wir 2020 wahrscheinlich 300 Elektrotechnikerbetriebe weniger. Das Gleiche gilt <strong>für</strong><br />

die anderen von mir genannten Branchen. Es ist jetzt schon zu verzeichnen, dass wir<br />

Löschungen vom Lande bekommen, wo in letzter Zeit auffällig viele Tischlereien, weil<br />

es keinen Nachfolger gab, geschlossen haben, beispielsweise drei im II. Quartal<br />

2013 in der Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus. Tischlereien sind ein sehr investitionsintensives<br />

Handwerk. Da kann ich nicht wie ein Fliesenleger, wo wir auch zahlreiche Betriebe<br />

haben, einfach heute starten, sondern wenn ich da anfangen will, brauche ich<br />

600 000 Euro <strong>für</strong> Investitionen, wenn ich nichts Gebrauchtes kaufen kann, sonst<br />

kann ich in diesem Handwerk nicht an den Start gehen.<br />

Ich merke noch einmal an, dass gerade in den Bereichen, wo die Meisterprüfung Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> die Existenzgründung darstellt, ein erheblicher Einbruch an Betrieben<br />

in unserem Lande zu be<strong>für</strong>chten ist. Das wäre <strong>für</strong> die verbleibenden Handwerker<br />

natürlich wunderbar. Man kann wohl davon ausgehen, dass ihre Leistungen dann wie<br />

Goldstaub gehandelt werden und man dann auch die Preise so ansetzen kann, dass<br />

wir alle uns die Augen reiben, wenn wir eine Rechnung vom Handwerk bekommen.<br />

Herr Bühring (Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong>):<br />

Noch zu der Zahl potenzieller Förderungsfälle: Wir haben uns im Vorfeld auch Gedanken<br />

darüber gemacht und würden in Brandenburg davon ausgehen, dass wir 80<br />

bis 100 Gründungen über die Gründungsprämie nach Berliner Vorbild hätten, also<br />

eine durchaus überschaubare Größenordnung. Der Haushaltsansatz von einer halben<br />

Million Euro, den Herr Dr. Stefanović genannt hat, wäre da sicherlich der richtige.<br />

Abgeordneter Vogel (B90/GRÜNE):<br />

Wir reden ja über den zweiten Schritt. Der erste Schritt ist, dass erst einmal die Meisterausbildung<br />

stattfindet und abgeschlossen wird. Daran anknüpfend ist erst die Unternehmensgründung<br />

von Belang.<br />

Ich habe zunächst die Frage, ob Ihnen bekannt ist, ob es deutsche Bun<strong>des</strong>länder<br />

gibt, in denen die Meisterausbildung auch bezuschusst wird. Der Meisterabschluss<br />

kostet ja Geld; das ist auch deutlich geworden. Es differenziert auch stark. Bei Tischlern<br />

ist es wohl relativ teuer, weil sie auch ihr ges<strong>am</strong>tes Material zur Verfügung stellen<br />

müssen. Bei anderen ist es eher preiswerter.


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Wenn unser Ziel ist, möglichst vielen Menschen zur Meisterausbildung zu verhelfen,<br />

stellt sich natürlich die Frage, ob man nicht schon viel früher ansetzen und die Meisterausbildung<br />

kostenfrei stellen muss. Wir haben aktuell eine Situation, wo wir es <strong>für</strong><br />

selbstverständlich halten, dass das Studium kostenlos ist, aber im handwerklichen<br />

Bereich halten wir das nicht <strong>für</strong> selbstverständlich, sondern da soll derjenige, der<br />

Meister werden will, die Kosten da<strong>für</strong> tragen.<br />

Die zweite Frage: Es ist angesprochen worden, dass 54 Prozent der Meisterschüler<br />

keine Selbstständigkeit in den nächsten zwei Jahren anstreben. Da stellt sich <strong>für</strong><br />

mich auch im Zus<strong>am</strong>menhang mit der Betriebsnachfolge die Frage, ob nicht ein<br />

Großteil derjenigen, die keine Meisterausbildung anstreben, bereits in Handwerksbetrieben<br />

gebunden sind, wo sie von vornherein auch da<strong>für</strong> finanziell unterstützt werden,<br />

den Meisterabschluss zu machen, mit der Zielsetzung, in diesem Betrieb dann<br />

auch als Meister zu arbeiten. Ich kann mir vorstellen, dass beispielsweise in größeren<br />

Kfz-Werkstätten auch großer Bedarf an Meistern besteht, sodass dort die Gesellen,<br />

die die Meisterausbildung machen, vom Betrieb auch schon finanziert werden<br />

und gebunden sind und gar nicht die Möglichkeit haben, frei zu entscheiden und zu<br />

sagen, ich möchte aussteigen und meinen eigenen Meisterbetrieb aufmachen, was<br />

unter dem Gesichtspunkt der Regelungen – es wurde angesprochen, dass wir nicht<br />

genügend Nachfolger haben – nicht unbedingt von Nachteil wäre.<br />

In den Berliner Förderregeln ist die Aussage enthalten, dass hier nicht nur diejenigen<br />

gefördert werden sollen, die einen Betrieb gründen, sondern auch diejenigen, die<br />

einen Betrieb übernehmen, und diejenigen, die sich tätig an einem bestehenden Betrieb<br />

beteiligen. Da würde ich gern, soweit es sich auf die „tätig an einem bestehenden<br />

Betrieb beteiligen“-Regelung bezieht, hören, was darunter zu verstehen ist. Es<br />

ist vielleicht auch ein Problem, dass man sich dann innerhalb von drei Jahren selbstständig<br />

machen muss, denn möglicherweise könnte es so sein, dass jemand tatsächlich<br />

als Betriebsnachfolger seine Ausbildung, seinen Abschluss macht, aber der Alte<br />

sagt: In fünf Jahren kannst du den Betrieb übernehmen. – Das heißt, der fiele völlig<br />

heraus, fiele auch aus Ihrer Statistik heraus, da er dann natürlich nicht die Absicht<br />

hat, sich innerhalb von zwei oder drei Jahren selbstständig zu machen. Wie sieht es<br />

da aus? Es kann ja durchaus sein, dass unter den 46 Prozent, die keine Selbstständigkeit<br />

anstreben, auch viele sind, die später trotzdem naturgemäß den väterlichen<br />

oder mütterlichen Betrieb übernehmen und sich dann da auch selbstständig machen.<br />

Von daher ist auch die generelle Frage <strong>für</strong> mich, ob nicht die Berliner Regelung auch<br />

ein bisschen zu restriktiv ist, zum einen, was diese drei Jahre, zum anderen, was die<br />

Aussage betrifft, dass keine unselbstständige oder andere selbstständige Tätigkeit<br />

neben dem Handwerksbetrieb ausgeübt werden darf. Die ist schon von Belang. Es<br />

kann durchaus Berufe geben, die gar nicht in der Lage sind, jemanden in Vollzeit zu<br />

ernähren, sondern wo nebenher noch andere Tätigkeiten ausgeübt werden müssen,<br />

um zusätzliches Geld zu erwirtschaften, um diesen Betrieb zu betreiben. Das wäre<br />

demnach völlig ausgeschlossen. Es geht hier nur in Richtung der Handwerksbetriebe,<br />

die tatsächlich als Vollzeitaufgabe und nach Möglichkeit mit Angestellten geführt


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werden können. Insofern die Frage, ob das nicht zu restriktiv ist.<br />

Herr Klinn (Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin):<br />

Ich habe mir zwei, drei Sachen notiert und beginne mit Letzterem: Der Hintergrund,<br />

dass hier keine andere selbstständige oder unselbstständige Tätigkeit ausgeführt<br />

werden darf, ist, dass man Missbrauch ausschließen möchte. Missbrauch wäre in der<br />

Form möglich, dass man seine Meisterprüfung macht, sich aber nicht selbstständig<br />

machen will, sondern als angestellter Meister tätig bleibt und sich in drei Jahren in die<br />

Handwerksrolle eintragen lässt. Dann würde man das Geld bekommen, aber die Einkünfte<br />

aus einer anderen Tätigkeit erzielten. Das geht jetzt wieder etwas ins Detail,<br />

aber ich kann Ihre Frage durchaus verstehen.<br />

Das Land Berlin handhabt das jetzt so – wir sind da als K<strong>am</strong>mer außen vor, begrüßen<br />

das aber -, dass man da nicht so restriktiv herangeht. Man darf Einkünfte aus<br />

anderen Tätigkeiten erzielen, wenn man sich vorher mit der zuständigen Senatsverwaltung<br />

abstimmt. Wir hatten einmal einen Bauunternehmer, dem es im Winter aufgrund<br />

<strong>des</strong> Wetters schlecht ging, der sich an seinen alten Taxischein erinnert hat. Da<br />

hat das Land Berlin gesagt: Okay, in dem und dem Umfang haben wir gar nichts dagegen,<br />

und du darfst diese Tätigkeit ausführen. - Aber es müssen eben Grenzen, die<br />

von vornherein abgestimmt werden, eingehalten werden. Da ist also ein Spielraum<br />

gegeben, den wir nicht definieren können, sodass wir sagen, die Möglichkeit besteht,<br />

aber wir stimmen das mit dem Geldgeber ab.<br />

Zu der Frage Übernahme/Übergabe: Wir haben in der Beratung zum größten Teil<br />

echte Neugründungen, das heißt, die Neugründung eines Friseursalons, einer Tischlerei.<br />

Die Übernahme ist nicht die Ausnahme, kommt aber eben selten vor. Aber es<br />

bleibt ein Investitionsbedarf, der durchaus vergleichbar ist. Der Übernehmer zahlt<br />

einen Kaufpreis an den Übergeber, braucht also auch Geld, Kapital. Der Neugründer<br />

muss den Laden neu einrichten und da<strong>für</strong> Geld in die Hand nehmen. Von daher hat<br />

hier auch eine Diskussion stattgefunden, die in die Richtung ging, dass es <strong>am</strong> besten<br />

sei, hier keine Unterschiede zu machen.<br />

Die Frage der tätigen Beteiligung sieht so aus: Ja, diese 3-Jahres-Frist ist gegeben.<br />

Auch hier ist allerdings – das sehen die Richtlinien schon vor – zunächst in begründeten<br />

Ausnahmesituationen von vornherein eine Verlängerung möglich. Die Bun<strong>des</strong>wehr<br />

spielt bei männlichen Gründern keine Rolle mehr, sie war von vornherein<br />

ein Grund, die Sache zu verlängern. Bei Frauen – Schwangerschaft, Mutterschaft<br />

usw. – ist in den Richtlinien festgeklopft, dass diese Frist dann automatisch verlängert<br />

wird. Man spricht hier auch von einer vorübergehenden Berufsunfähigkeit. Wenn<br />

jemand darlegen kann, dass er in seiner Gründung zeitlich blockiert war, weil er<br />

nachweislich gesundheitlich nicht auf der Höhe war, dann sind auch hier Gestaltungsspielräume<br />

gegeben, wo wir aber ähnlich wie eben bei der Sache mit den Tätigkeiten<br />

als K<strong>am</strong>mer immer nur sagen können: Wir können das probieren, müssen


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aber gucken, wie sich der Geldgeber, sprich die Senatsverwaltung, positioniert.<br />

Dann habe ich mir noch aufgeschrieben: tätige Beteiligung. Hierbei ist zu sagen,<br />

dass diese Meistergründungsprämie generell an die natürliche Person <strong>des</strong> Antragstellers<br />

gezahlt wird. Das heißt, wenn er sich im Rahmen einer Gesellschaft – die<br />

Gesellschaftsform ist dabei zunächst einmal unerheblich – gründet oder die in den<br />

ersten drei Jahren aus seinem Einzelunternehmen in eine derartige Beteiligung<br />

übergeht, dann guckt man sich an, wie die natürliche Person - sprich der Prämienempfänger<br />

- dann dort zu erkennen ist. Es ist einfach wichtig, dass er dann auf Basis<br />

<strong>des</strong> einzureichenden Gesellschaftsvertrages weiterhin als selbstständig anzusehen<br />

ist. Er muss also jetzt Mehrheitsgesellschafter oder zumin<strong>des</strong>t gleichwertiger Gesellschafter<br />

sein. Er muss im Rahmen einer GmbH Geschäftsführer sein, und er darf<br />

auch in anderen Passagen <strong>des</strong> Gesellschaftsvertrages nicht schlechter dargestellt<br />

sein als der oder die anderen Gesellschafter. Hier bleibt immer die natürliche Person<br />

im Vordergrund, die letztendlich auch, wenn die Regeln verletzt werden würden, <strong>für</strong><br />

die Rückzahlung verantwortlich ist. Das geht keinesfalls irgendwie an die Gesellschaft<br />

über. Aber hier ist es eben so: Wir gucken uns den Gesellschaftsvertrag an.<br />

Wir lassen uns den Handelsregisterauszug einreichen und können dann sagen:<br />

Okay, das sieht gut aus oder sieht nicht gut aus.<br />

Die Entscheidung ist und bleibt beim Land Berlin, aber wir kennen natürlich die Kriterien,<br />

nach denen das Land Berlin entscheidet, und die sagen: Zumin<strong>des</strong>t muss hier<br />

ein ganz deutliches Patt erkennbar sein, sprich: Der Gründer darf nicht überstimmt<br />

werden.<br />

Ihre Eingangsfrage richtete sich auf eine mögliche Förderung <strong>für</strong> Leute, die die Meisterausbildung<br />

anstreben. Da gibt es – ähnlich denen, die einen Studiengang wählen<br />

– das sogenannte Meister-Bafög. Das heißt, die Leute können sich in ihrer Meisterausbildung<br />

auf diesem Weg unterstützend begleiten lassen. Das ist eine Mischung<br />

aus Darlehen und Zuschuss und wird im Falle einer Gründung auch noch mit einem<br />

Sondererlass gefördert.<br />

Herr Deutscher (Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus):<br />

Ergänzend zu Ihrer Frage, Herr Vogel: Das haben wir gar nicht zu hoffen gewagt,<br />

dass man die Frage Vollfinanzierung der Meisterausbildung hier stellen kann. Aber es<br />

wäre natürlich das richtige Instrument. Ich kann aber ernsthaft dazu sagen, dass es<br />

in der Bun<strong>des</strong>republik dazu unterschiedlichste Modelle gibt. Zum Beispiel bei unserer<br />

Partnerk<strong>am</strong>mer in Saarbrücken besteht bei der Handwerksk<strong>am</strong>mer eine staatliche<br />

Meisterschule, wo die Dozenten vom Saarland finanziert werden und d<strong>am</strong>it die Meisterausbildung<br />

<strong>für</strong> den Teilnehmer erheblich kostengünstiger wird.<br />

Wenn ich es richtig weiß, ist gerade in Bayern ein Anerkennungsbetrag <strong>für</strong> den erfolgreichen<br />

Abschluss der Meisterprüfung von 2 000 Euro eingeführt worden.


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Es gibt da verschiedenste Ansätze, man müsste sich einmal anschauen, was an Förderinstrumenten<br />

der einzelnen Bun<strong>des</strong>länder vorhanden ist. Aber das Meister-Bafög<br />

ist das gängigste, das auch unsere Teilnehmer zahlreich nutzen und wo wir auch als<br />

Handwerksk<strong>am</strong>mern jedem Teilnehmer beratend zur Seite stehen, weil es natürlich<br />

bei den einzelnen Ämtern der Landkreise auch nicht immer so einfach ist, den Antrag<br />

erfolgreich durchzubringen, aber wir natürlich ein großes Interesse haben, dass jeder<br />

Teilnehmer an der Meisterausbildung, wenn er die Voraussetzungen erfüllt, das Meister-Bafög<br />

auch in Anspruch nehmen kann.<br />

Herr Dr. Stefanović (Bürgschaftsbank Brandenburg GmbH):<br />

Nur eine Ergänzung zum Thema Übernahme als Existenzgründung: Aus Bankensicht<br />

würde ich es immer begrüßen, dass das eindeutig dazugehört, denn die Übernahmen<br />

sind immer deutlich risikoärmer als eine völlige Neugründung. Natürlich müssen<br />

sie vorher wohlüberlegt sein, und es muss auch alles an dem alten Betrieb gestimmt<br />

haben. Aber es ist in Bezug auf Kunden, Mitarbeiter, Standort, Lieferanten ein ganz<br />

anderes Thema, ob ich sie übernehme oder mir das alles sozusagen in einem täglichen<br />

zähen K<strong>am</strong>pf erst erarbeiten muss. Das heißt, man sollte es unter keinen Umständen<br />

ausschließen.<br />

Herr Bühring (Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong>):<br />

Vielleicht noch einmal ganz kurz zum Meister-Bafög: Meister-Bafög kommt <strong>für</strong> unsere<br />

Meisterschüler immer nur dann in Betracht, wenn sie Vollzeitausbildung machen. Viele<br />

Handwerker setzen sich aber nach Feierabend auf die Schulbank – Freitag, S<strong>am</strong>stag<br />

– und fallen dann nicht unter die Voraussetzungen <strong>für</strong> das Bafög, werden also<br />

nicht durch Bafög unterstützt. Das nur zur Klarstellung, weil ich nicht sicher bin, ob<br />

das jedem bekannt ist.<br />

Dann hatten Sie noch eine zweite Sache angesprochen: Die Motivation dieser<br />

54 Prozent, wobei diese auf einer kleinen Datenbasis beruhen; ich möchte sie nicht<br />

als bun<strong>des</strong>weiten Maßstab nehmen. Aber wenn man sagt, dass über die Hälfte unserer<br />

Meisterschüler nicht in den nächsten zwei Jahren die Selbstständigkeit anstrebt,<br />

dann stellt sich die Frage: Warum sitzen die denn auf der Schulbank und machen<br />

ihre Meisterausbildung? Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt bei einigen Meisterschülern<br />

den Ansatz, dass sie sich einfach weiterbilden wollen, um fitter im Beruf zu<br />

sein. Andere wollen auch ihre Berufschancen verbessern, entweder im eigenen Betrieb,<br />

vielleicht auch im Rahmen eines Karriereplans im Betrieb, aber vielleicht auch<br />

außerhalb <strong>des</strong> eigenen Betriebs ihre Berufschancen verbessern. Da gibt es ein breites<br />

Feld an Motivationen <strong>für</strong> diese 54 oder 60 Prozent, die erst einmal nicht unmittelbar<br />

nach der Meisterausbildung die Selbstständigkeit im Fokus haben.<br />

Abgeordneter Büchel (DIE LINKE):<br />

Zuerst einige Fragen an die Kollegen aus Berlin. An den Zahlen, die Sie uns vorge-


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49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

legt haben, ist erstens erkennbar, dass von 2011 zu 2012 ein Rückgang stattgefunden<br />

hat und es vermutlich auch 2013 unter der Zahl von 2011 bleiben wird. Welche<br />

Gründe sehen Sie da<strong>für</strong>?<br />

Zweiten ist sehr stark erkennbar, dass nur ein sehr geringer Teil die zweite Stufe, die<br />

Arbeitsplatzförderung in Anspruch nimmt. Wo sehen Sie hier die Gründe? Bedeutet<br />

das, dass die Unternehmen, die die erste Stufe genommen haben, dann wirklich keine<br />

Arbeitsplätze geschaffen haben, dass sie Einzelunternehmer bleiben, oder ist es<br />

so, dass viele Unternehmen sich mit der Basisförderung, mit der ersten Stufe ausreichend<br />

unterstützt fühlen und dann daraus ohne weitere Förderung Arbeitsplätze<br />

schaffen?<br />

Dann komme ich zu dem, was Herr Dr. Stefanović gesagt hat: Sie haben vorhin deutlich<br />

gemacht, wie wichtig es ist, dass mit der staatlichen Unterstützung auch Arbeitsplätze<br />

geschaffen werden. Da bin ich ganz bei Ihnen, denn das sollte auch ein Ziel<br />

sein. Macht es dann eher Sinn, das als eine kombinierte Förderung zu machen? O-<br />

der ist der Weg, den Berlin geht, der richtige?<br />

Drittens eine allgemeine Frage in die Runde: Es sind ja zwei Bun<strong>des</strong>länder, die diese<br />

Meistergründungsprämie haben, Berlin und Nordrhein-Westfalen. Welche Erfahrungen<br />

gibt es aus anderen Bun<strong>des</strong>ländern? Gab es dort schon so eine Prämie, oder<br />

aus welchen Gründen ist es dort möglicherweise nicht praktiziert worden?<br />

Wir sind uns einig, dass die große Herausforderung ist, die Unternehmensnachfolge<br />

zu sichern. Da ist <strong>für</strong> mich die Frage: Ist diese Meistergründungsprämie das richtige<br />

Instrument, oder ist es sinnvoller, ein Förderinstrument zu finden, um ganz konkret<br />

die Unternehmensnachfolge zu unterstützen, unabhängig von einer möglichen Meistergründungsprämie,<br />

um ganz konkret diese Unternehmensnachfolge im Land zu<br />

fördern, auch unabhängig davon, ob es ein Handwerksbetrieb ist oder möglicherweise<br />

auch ein anderer Betrieb? Das ist ein Problem, das nicht nur im Handwerk auf<br />

uns zukommt.<br />

Herr Grübler (Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin):<br />

Um Ihre erste Frage zu beantworten: Wir machen generell die Erfahrung, dass, wenn<br />

die Konjunktur anzieht, das Gründungsgeschehen etwas zurückgeht, und das ist<br />

meiner Meinung nach hier die Ursache <strong>für</strong> die Entwicklung von 2011 zu 2012. Die<br />

Konjunktur lief zu diesem Zeitpunkt sehr gut. Es gibt <strong>für</strong> Meister nicht unbedingt den<br />

Anreiz, in die Selbstständigkeit zu gehen, weil der Arbeitsplatz sicher ist, weil die<br />

wirtschaftliche Situation insges<strong>am</strong>t gut ist. Diese Erfahrung machen wir in dem Bereich<br />

generell im Gründungsgeschehen. Ich glaube, bei der Bürgschaftsbank ist es<br />

ähnlich. Immer, wenn die Konjunktur sehr gut läuft, machen sich im Schnitt weniger<br />

Leute selbstständig. Darin sehen jedenfalls wir den Grund, warum von 2011 zu 2012<br />

dieser kleine Einschnitt da ist.


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Herr Klinn (Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin):<br />

Zu den Erfahrungen anderer Bun<strong>des</strong>länder: Meines Wissens gibt es die Meistergründungsprämie<br />

auch noch in Sachsen, also in drei Bun<strong>des</strong>ländern. Insbesondere<br />

das Land Nordrhein-Westfalen – ich vermute, dort gibt es sie seit knapp zwanzig<br />

Jahren – hat d<strong>am</strong>als Kontakt mit Berlin aufgenommen. D<strong>am</strong>als war das Progr<strong>am</strong>m<br />

noch ganz anders aufgebaut. Die haben das dann ein bisschen modifiziert und im<br />

Laufe der Jahre etwas angepasst. Aber unterm Strich kann man sagen: Auch dort ist<br />

es seitdem existent, ist immer Bestandteil der Förderlandschaft geblieben. Also kann<br />

man daraus ableiten, dass die Erfahrungen dort als durchaus positiv einzuschätzen<br />

sind.<br />

Die Sache mit der Übernahme: Ich kann, glaube ich, sagen, ohne es groß geprüft zu<br />

haben, dass in Berlin weit über 90 Prozent der Prämien im zulassungspflichtigen Bereich<br />

beantragt werden, ganz einfach vor dem Hintergrund, dass in den anderen<br />

Handwerken die Meisterprüfung gar nicht mehr gebraucht wird und dann die Motivation<br />

<strong>für</strong> die Gründer eher gering ist, die Prüfung abzulegen.<br />

Aber wir sehen hier durchaus, dass da gar keine großen Unterschiede erkennbar<br />

sind, wie ich vorhin schon ausführte. Die Notwendigkeit oder die große Unterstützung,<br />

die die Meistergründungsprämie bietet, ist bei einer Neugründung ähnlich zu<br />

sehen wie bei einer Übernahme, denn man muss bei einer Übernahme berücksichtigen:<br />

Da ist etwas Gewachsenes. Wir haben Zahlenmaterial. Die Chancen sind vielleicht<br />

deutlich besser, die Risiken geringer. Aber wenn jemand einen gut gehenden<br />

Betrieb verkauft, lässt er ihn sich mit Recht entsprechend bezahlen. Hier muss also<br />

ebenfalls Kapital in die Hand genommen werden, um das Vorhaben umzusetzen.<br />

Selbstverständlich sind die Chancen, dass er eher <strong>am</strong> Markt bleibt, höher. Aber letztendlich<br />

muss er ähnlich investieren wie ein Neugründer. Das <strong>für</strong> uns ein Grund, zu<br />

sagen: Wir wollen da keine großen Unterschiede hineinbringen.<br />

Zur Schaffung eines Arbeitsplatzes möchte ich etwas ins Detail gehen. Die Schaffung<br />

eines Arbeitsplatzes ist in Berlin so definiert: Es zählen keine 400-Euro-Arbeitskräfte,<br />

es zählen auch keine Teilzeitkräfte. Es geht hier tatsächlich um die Schaffung von<br />

voll sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen oder alternativ Ausbildungsplätzen.<br />

Es muss nachgewiesen werden, dass <strong>für</strong> diesen Arbeitsplatz volle Sozialversicherungspflicht<br />

bestand.<br />

Herr Bühring (Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong>):<br />

Zur Situation in anderen Bun<strong>des</strong>ländern: Neben NRW und Berlin hat auch Sachsen<br />

eine Gründungsförderung, und wir dürfen nicht vergessen: Es gab diese Existenzgründungsförderung<br />

bis Ende 2011 bun<strong>des</strong>weit über die Bun<strong>des</strong>agentur <strong>für</strong> Arbeit,<br />

die weggefallen ist, was sich ja so schmerzlich ausgewirkt hat. Insofern gibt es schon


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eine gewisse Fördertradition, wo Brandenburg sich auch gut eingliedern könnte.<br />

Die zweite Frage – besondere Förderung der Nachfolge – würden wir auch nicht als<br />

so sinnvoll ansehen. Herr Klinn hat Ausführungen dazu gemacht. Auch die Abgrenzung:<br />

Was ist eigentlich eine Nachfolge? Wenn jemand nur Maschinen von einem<br />

Unternehmen kauft, an einem anderen Standort eröffnet – wäre das eine Nachfolge?<br />

Da sehen wir Abgrenzungsschwierigkeiten. Es wäre auch nicht günstig, wenn man<br />

jetzt eine Nachfolge besonders fördern würde, während eine echte Gründung nicht<br />

gefördert würde. Da würden wir keinen Unterschied machen wollen.<br />

Herr Dr. Stefanović (Bürgschaftsbank Brandenburg GmbH):<br />

Noch eine kurze Anmerkung zu den Arbeitsplätzen: Warum ist die Zahl deutlich kleiner?<br />

Zum einen muss der Arbeitsplatz zwölf volle Monate bestehen. Das heißt, man<br />

muss alle Saisonprobleme bewältigen. Handwerk besteht zu einem nennenswerten<br />

Teil aus Bau und Baunah. Daher hat man leider das Problem, dass man manchmal<br />

sagen muss: Drei Monate geht es nicht! - und dann fallen die gleich raus. Um sie<br />

trotzdem einzubeziehen, könnte man sagen: Auf zwei Jahre gesehen 18 Monate<br />

verpflichtende Beschäftigung wäre eine Anpassung an die Gegebenheiten der Saisonthemen,<br />

vor allem der Schlechtwetterthemen.<br />

Abgeordnete Hackenschmidt (SPD):<br />

Sie finanzieren die Gründungsprämie auch aus dem EFRE? Nun wissen alle, dass<br />

die europäischen Mittel weniger werden. Klar haben wir mit 2014 eine Chance, das<br />

hier einzuführen.<br />

An Herrn Deutscher die Frage: Wir haben ja das Projekt, denn im Süden Brandenburgs<br />

gibt es schon Unternehmen, wo wir das, wonach Herr Vogel gefragt hat - die<br />

Unterstützung von jungen Leuten, die ihre Meisterausbildung machen wollen - auch<br />

mit europäischem Geld tun, um den Gründungswillen zu forcieren. Deshalb an Sie<br />

die zweite Frage: Da müsste man ja eine Abgrenzung vornehmen, d<strong>am</strong>it es kein<br />

Ausschlusskriterium gibt, dass die Person X, die die Förderung über dieses Projekt<br />

bekommen hat, dann nicht aus der weiteren europäischen Geldförderung ausgeschlossen<br />

wird. Das müsste man betrachten; das sehe ich jedenfalls so. Wir haben ja<br />

häufig Sachen, wo europäische Mittel <strong>für</strong> eine Person – es geht ja hier um Personen<br />

- schon geflossen sind. Wir müssten den Blick darauf haben, dass wir nicht das<br />

Projekt sozusagen totmachen oder den weiteren Weg verbauen. Wie sehen Sie das?<br />

Herr Deutscher (Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus):<br />

Frau Hackenschmidt, vielen Dank, wir haben da die gleiche Auffassung. Bei dem Pilotprojekt,<br />

das in Finsterwalde gelaufen ist, hätten wir uns gewünscht, dass noch<br />

mehr junge Leute aus der Ausbildung heraus schon den Mut gefasst hätten, einen<br />

Betrieb zu gründen oder zu übernehmen. Aber sie dürfen natürlich nicht, wenn sie


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schon einmal in einem Ausbildungsprojekt tätig waren, bei der eventuellen Meistergründungsprämie<br />

dann benachteiligt werden. Ich würde nicht sagen, dass wir da ein<br />

Problem haben.<br />

Herr Klinn (Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin):<br />

Zu den EFRE-Mitteln: Es läuft in Berlin zunächst einmal bis zum 31.12.2014, aber es<br />

gibt schon klare Signale, dass es weitergehen wird.<br />

Abgeordneter Bommert (CDU):<br />

Ich glaube, jetzt sind einige Dinge vermischt worden, die mit dem eigentlichen Antrag<br />

<strong>des</strong> Fachgesprächs nicht unmittelbar zu tun haben. Herr Vogel ging schon sehr in die<br />

Tiefen <strong>des</strong> Berliner Bereichs.<br />

Auch was von Herrn Büchel und Frau Hackenschmidt k<strong>am</strong>, war nicht mehr ganz bei<br />

dem, was die heutige Anhörung bezwecken sollte. Gerade, was diese Kombi-<br />

Geschichte betrifft – ich habe auch alle so verstanden und würde es auch aus meiner<br />

Sicht als Unternehmer so sehen -: Es ist immer eine Schwierigkeit, jemanden zur<br />

Schaffung eines Arbeitsplatzes zu verpflichten, wenn er eine Förderung in Anspruch<br />

nimmt. Jeder, der irgendetwas machen will, wird doch noch einmal überlegen: Habe<br />

ich, wenn ich jetzt jemanden <strong>für</strong> ein Jahr einstellen muss, die nötige Arbeit?<br />

Beispielsweise geht die Friseurin, die sich selbstständig macht, vielleicht nicht davon<br />

aus, im ersten Jahr jemanden einzustellen, sondern arbeitet erst einmal allein. Deshalb<br />

würde ich das – obwohl ich es gut finde, wie Berlin es macht, dass man dort <strong>für</strong><br />

einen Arbeitsplatz noch einmal Geld gibt – nie als Kombi ansetzen, sondern immer<br />

erst einmal sagen: Wer sich als Meister selbstständig macht, bekommt eine Förderung.<br />

– Alles darüber hinaus Gehende wäre eine andere Geschichte.<br />

Es geht immer darum, dass der, der den Meister gemacht hat und sich gründet, diese<br />

Förderung erhält, wobei die meisten Betriebe, die im A-Bereich sind - wo man im<br />

Handwerk den Meister braucht -, erst einmal kostenintensiver sind als Betriebe, in<br />

denen keine Meisterpflicht besteht. Selbst eine Friseurin, die nicht mobil arbeitet,<br />

sondern einen Laden eröffnet, hat erst einmal Investitionen, beispielsweise <strong>für</strong><br />

Waschbecken, Ausstattung usw. Ein Fliesenleger hingegen fährt mit einem normalen<br />

Auto, hat seine Kelle dabei und legt dann los. Können Sie dem so zustimmen, Herr<br />

Klinn?<br />

Herr Klinn (Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin):<br />

Zur Hälfte: In dem zulassungsfreien oder auch im handwerksähnlichen Bereich ist es<br />

in der Tat so, dass es von den Branchengegebenheiten her meist Förderungen sind,<br />

die nicht so kapitalintensiv sind. Aber bedenken Sie Anlage A: Wir hatten die beiden<br />

teuren Beispiele schon genannt – Tischler und Kfz. Aber wir haben im zulassungs-


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Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

pflichtigen Bereich zum Beispiel auch die Maler oder Elektrotechniker. Da sind Gründungen<br />

von Hause aus nicht so kapitalintensiv, es sei denn, sie übernehmen ein gutgehen<strong>des</strong><br />

Unternehmen und müssen einen Kaufpreis bezahlen.<br />

Zur Schaffung <strong>des</strong> Arbeitsplatzes in Berlin muss man modifizieren: Das Land Berlin<br />

hat d<strong>am</strong>als die Belassung der Meistergründungsprämie komplett von der Schaffung<br />

dieses Arbeitsplatzes abhängig gemacht, hat dann erkannt, dass es immer mehr Unternehmen<br />

gibt, die Probleme d<strong>am</strong>it haben. Die letzte Konsequenz war dieses Kombi-Progr<strong>am</strong>m,<br />

was Sie eben richtig dargestellt haben. Aber das Land Berlin handhabt<br />

das momentan so – und wir sind sehr glücklich darüber -, dass dieser Arbeitsplatz in<br />

Berlin nicht <strong>am</strong> Stück geschaffen werden muss. Es müssen also nach drei Jahren<br />

tatsächlich zwölf Monate zus<strong>am</strong>menkommen, und d<strong>am</strong>it beugt man dann eventuell<br />

saisonbedingten Schwierigkeiten vor.<br />

Herr Dr. Stefanović (Bürgschaftsbank Brandenburg GmbH):<br />

Das ist ein wichtiger Punkt gewesen, dass innerhalb von drei Jahren zwölf Monate<br />

zus<strong>am</strong>menkommen müssen. Das ist schon eine tolle Erleichterung und vor allem ein<br />

Anreiz, sich Mühe zu geben und das zu schaffen.<br />

Abgeordneter Bommert (CDU):<br />

Meine letzte Frage richtet sich an den Herrn Minister: Wollen Sie denn eine Meistergründungsprämie<br />

unterstützen oder ist es denn im Sinne <strong>des</strong> Fachgesprächs?<br />

Minister <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> und Europaangelegenheiten Christoffers:<br />

Herr Bommert, ich habe selbstverständlich mit einer solchen Frage gerechnet und<br />

insofern würde ich, wenn Sie gestatten, meine D<strong>am</strong>en und Herren, das Fachgespräch<br />

gern nutzen, ein Stück weit darzulegen, was die Gründungsförderung in<br />

Brandenburg in Vorbereitung <strong>des</strong> neuen OP‘s 2014 betrifft: Wie ist der Stand <strong>für</strong> diesen<br />

Bereich, <strong>für</strong> den Einstieg in den Handwerksbereich? Was sind unsere gegenwärtigen<br />

Überlegungen, und wovon gehen wir aus?<br />

Das Erste, woran ich anknüpfen möchte: Die kleine und große Reform der Handwerksordnung<br />

2004 ist nicht nur auf Begeisterung gestoßen. Ich erinnere mich auch<br />

noch an die Debatten im Brandenburger Parl<strong>am</strong>ent. Dies trifft insbesondere auf die<br />

kleine Reform zu. Sie ist zwar auf Grundlage europäischer Rechtsveränderungen<br />

vorgenommen worden, aber sie ist nicht einfach, auch <strong>für</strong> die Situation <strong>des</strong> Handwerks<br />

nicht, weil eine ganze Reihe von Tätigkeiten in die Anlage B) gekommen ist<br />

und man sich schlicht und ergreifend hier auch selbst Konkurrenz macht.<br />

Wir hatten d<strong>am</strong>als bereits gesagt - das war übereinstimmende Auffassung im Brandenburger<br />

Landtag -, dass der Meister im Handwerk ein Qualitätssiegel werden<br />

muss. Dann hat er auch eine Chance, sich zu emanzipieren und weiterzuentwickeln.


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49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

Ich will an dieser Stelle festhalten: Das ist gelungen. Der Meistertitel im Handwerk ist<br />

nach wie vor ein Ausdruck von Qualität, und <strong>des</strong>wegen geht man dahin. Das ist auch<br />

eine große Leistung <strong>des</strong> Handwerks selbst.<br />

Das Zweite: Auch im Brandenburger Landtag, ähnlich wie im Land Berlin, wurde die<br />

Abschaffung der Gründungsförderung seitens der BA sehr kritisch reflektiert, denn<br />

das war ein Instrument, wo ein Stück weit Selbstständigkeit tatsächlich gefördert<br />

worden ist. Das sehen wir nach wie vor kritisch. Ich will an dieser Stelle auch sagen –<br />

die Diskussionen sind noch lange nicht beendet -: Das sehen auch andere Länder<br />

kritisch, weil dieses Instrument natürlich dazu geführt hat, dass eine Gründungsförderung<br />

hier wirklich praktiziert werden konnte.<br />

Das Dritte: Die Anzahl der Neugründungen geht zwar unterschiedlich stark, aber in<br />

allen Ländern zurück. Das hat etwas d<strong>am</strong>it zu tun, dass aufgrund der unsicheren<br />

wirtschaftlichen und politischen Situation die Bereitschaft, das Risiko einer Gründung<br />

einzugehen, immer geringer wird. Das muss man so deutlich sagen. Deswegen ist es<br />

völlig richtig, und das hatten wir ja auch in verschiedenen bilateralen Gesprächen<br />

schon deutlich gemacht, dass die Frage der Gründungsfinanzierung, der Gründungsunterstützung<br />

eine der zentralen Säulen sein und bleiben muss, was Länder<br />

und Bund hier umsetzen sollen und können.<br />

Wir haben vor diesem Hintergrund <strong>für</strong> die Ausgestaltung <strong>des</strong> EFRE-OP‘s folgende<br />

Überlegungen: Uns wurde in der sozioökonomischen Analyse <strong>für</strong> das Land Brandenburg<br />

ein sinken<strong>des</strong> Gründungsgeschehen deutlich gemacht, genauso wie alle anderen<br />

Bun<strong>des</strong>länder auch, sodass hier gegengesteuert werden muss, und zwar nicht<br />

nur, aber auch im Handwerksbereich. Herr Deutscher hatte eine Zahl genannt. Ich<br />

gehe davon aus, dass wir in den nächsten fünf Jahren lan<strong>des</strong>weit etwa 20 000 bis<br />

25 000 Betriebsübernahmen haben werden. Es ist immer billiger, einen Betrieb zu<br />

erhalten als einen neuen aufzubauen. Insofern würde ich auch gern Gründungsförderung<br />

und Betriebsübergänge miteinander verbinden, weil eine Unterscheidung an der<br />

Stelle manchmal nicht sinnvoll, sondern schwer abgrenzbar ist, und dazu haben wir<br />

ein begleiten<strong>des</strong> Instrument zu finden versucht.<br />

Der Stand der Überlegungen sieht wie folgt aus: Die Moderation von Betriebsübergängen<br />

wird aus ESF finanziert. Das kennen Sie, das wird offensichtlich weitergeführt.<br />

Zumin<strong>des</strong>t sieht der Entwurf <strong>des</strong> Operationellen Progr<strong>am</strong>ms ESF das vor.<br />

Das Zweite ist: Wir stehen vor der Aufgabe, Betriebsübergänge und Betriebsneugründungen<br />

<strong>für</strong> das Handwerk, aber auch <strong>für</strong> die Kreativwirtschaft und, und, und<br />

neuzuordnen und auf die Situation zu reagieren, in der sich das Land unserer Meinung<br />

nach befindet. Unsere Überlegungen laufen <strong>des</strong>wegen darauf hinaus – Herr<br />

Dr. Stefanović sprach das an -: Das KfW-Progr<strong>am</strong>m wird hier nicht angenommen,<br />

weil es zum Teil nicht unseren Konditionen entspricht. Wir wollen ab 2014 ein eigenes<br />

Mikrodarlehensprogr<strong>am</strong>m auflegen, das wir vom Land aus mit unseren Konditionen<br />

auflegen, und zwar in einer Größenordnung bis zu 25 000 Euro, ein Progr<strong>am</strong>m,


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49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

das ausdrücklich – darüber sind wir gegenwärtig auch intern in der Diskussion – die<br />

Frage der Unterstützung bei der Meisterausbildung oder auch bei der Betriebsübernehmen<br />

oder bei der Gründung von Handwerksbetrieben enthält. Das ist unser gegenwärtiger<br />

Stand. Wir gehen davon aus, dass wir mit einem derartigen Mikrodarlehensprogr<strong>am</strong>m,<br />

was aus EFRE finanziert werden wird, das Gründungsgeschehen<br />

einschließlich <strong>des</strong> Betriebsübergangs <strong>für</strong> verschiedene Bereiche definieren können.<br />

Und was ich mir vorstellen kann, ist, dass wir innerhalb dieses Progr<strong>am</strong>ms auch separieren,<br />

wenn es notwendig ist, weil eine Reihe von Besonderheiten vorliegt, auch<br />

<strong>für</strong> den Bereich Handwerk einen speziellen Abschnitt schaffen; ich vereinfache einmal.<br />

Wir würden d<strong>am</strong>it in eine Situation kommen, dass wir in einer Größenordnung<br />

einen Fonds bilden, der auch in Brüssel notifizierbar ist. Sie wissen, die Progr<strong>am</strong>me<br />

müssen letztendlich auch in Brüssel bestätigt werden.<br />

Auch das Land Berlin ist aufgefordert, die Anzahl der Förderrichtlinien drastisch zu<br />

reduzieren. Das gehört zu den Auflagen. Inwieweit das in den einzelnen Bun<strong>des</strong>ländern<br />

gelingt, kann ich Ihnen nicht sagen, aber das ist zumin<strong>des</strong>t eine der Auflagen.<br />

Wenn wir ein derartiges Mikrodarlehensprogr<strong>am</strong>m, finanziert aus EFRE, notifiziert in<br />

Brüssel, hier in Brandenburg in Ansatz bringen, dann haben wir auch Konditionen,<br />

die es ermöglichen, aus der besonderen Situation der Eigenkapitalschwäche hier im<br />

Land Brandenburg dieses Progr<strong>am</strong>m auch in Anspruch zu nehmen. Wir sind in diesem<br />

Kontext relativ weit, was die Vorstellungen und die inhaltliche Ausgestaltung betrifft.<br />

Es wäre sowieso ein Punkt, wo ich die Handwerksk<strong>am</strong>mern noch einmal zum<br />

Gespräch bitte. Ich wollte nur das heutige Fachgespräch schon einmal nutzen, in<br />

diese Überlegungen einzuführen. Ich halte das <strong>für</strong> den besseren Weg – darf ich das<br />

so offen sagen – als einen reinen Zuschuss, als ein reines Zuschussprogr<strong>am</strong>m, weil<br />

wir erstens d<strong>am</strong>it eine Summe anbieten, die möglicherweise dann auch eine Existenzgründung<br />

als Ganzes mit ermöglicht, und zweitens auch <strong>für</strong> Konditionen sorgt,<br />

dass sie im Gegensatz zum KfW-Progr<strong>am</strong>m hier auch tatsächlich angenommen werden<br />

können.<br />

Wir hatten uns d<strong>am</strong>als im Ausschuss geeinigt – wenn Sie sich an die Haushaltsberatungen<br />

erinnern -, dass wir erst einmal kein eigenes Mikrodarlehensprogr<strong>am</strong>m auflegen,<br />

sondern das Bun<strong>des</strong>progr<strong>am</strong>m nutzen wollten – KfW – wegen zu geringer Finanzmassen.<br />

Wir hatten immer gesagt, wir überprüfen die Wirks<strong>am</strong>keit, ob das angenommen<br />

wird oder nicht. Die Konditionen sind so, dass sie nicht vollständig auf die<br />

Bedingungen von Brandenburg passen. Deswegen wird das auch kaum angenommen.<br />

Dem wollen wir mit einem derartigen Instrument begegnen.<br />

Dass nur 1,24 Prozent derjenigen, die die Meistergründungsprämie in Berlin in Anspruch<br />

nehmen, nach drei Jahren nicht mehr selbstständig sind, macht auch die hohe<br />

Affinität, die hohe Ernsthaftigkeit deutlich, mit der Menschen in die Selbstständigkeit<br />

gehen, wenn sie sich <strong>für</strong> einen Handwerkerberuf entscheiden. Dann geht es<br />

nicht nur um die Ausbildung, sondern um eine finanzielle Grundlage, entweder einen<br />

Betrieb übernehmen zu können oder einen Betrieb aufzubauen. In einem derartigen


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Progr<strong>am</strong>m, glaube ich, könnten wir der Situation dann auch begegnen.<br />

Das ist unser gegenwärtiger Überlegungsstand. Wir würden die politischen Vorschläge,<br />

die aus allen Fraktionen gekommen sind – denn dass Handlungsbedarf besteht,<br />

ist offensichtlich - aufnehmen, und insofern könnten wir, wenn wir in die Feinabstimmung<br />

gehen, sowohl die Auflagen als auch die Konditionen miteinander abstimmen,<br />

d<strong>am</strong>it es handhabbar und <strong>für</strong> diesen Bereich auch zutreffend ist.<br />

Das ist der Kontext unserer bisherigen Überlegungen. Ich darf mich an dieser Stelle<br />

noch einmal auch bei den Handwerksk<strong>am</strong>mern ausdrücklich <strong>für</strong> ihre umfassenden<br />

Stellungnahmen in Vorbereitung <strong>des</strong> OPs bedanken. Sie müssten die Entwürfe bereits<br />

zugesandt bekommen haben. Wir wollen dann mit Ihnen über diese Entwürfe,<br />

auch über diesen Kontext weiter reden.<br />

Dass ein Zuschuss <strong>für</strong> viele günstiger ist und auch eher angenommen wird, kann ich<br />

nachvollziehen. Aber ich gehe davon aus, dass wir Fördertatbestände schaffen können,<br />

wo Mikrodarlehensprogr<strong>am</strong>me eine ähnliche Wirkung entfalten können, ohne<br />

dass es hier zu einer wirtschaftlichen Überforderung derjenigen kommt, die dieses<br />

Progr<strong>am</strong>m in Anspruch nehmen, um einen Betriebsübergang zu realisieren oder sich<br />

neu zu gründen.<br />

Abgeordneter Bommert (CDU):<br />

Herr Minister, 25 000 Euro setzen Sie jetzt an. Das ist als Darlehen gedacht?<br />

Minister <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> und Europaangelegenheiten Christoffers:<br />

Das ist als Mikrodarlehen gedacht zu besonderen Konditionen, die es ermöglichen,<br />

es auch in Anspruch zu nehmen.<br />

Abgeordneter Bommert (CDU):<br />

Das stärkt aber nicht die Eigenkapitalquote, denn es ist ja wieder ein Darlehen. Wenn<br />

ich irgendwohin gehe, komme ich d<strong>am</strong>it nicht als Betriebsmittel. Es ist also ein Darlehen,<br />

sodass ich erst einmal sagen muss: Ich habe keine eigenen Betriebsmittel.<br />

Minister <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> und Europaangelegenheiten Christoffers:<br />

Teile davon sind als Nachrangdarlehen konzipiert. Nachrangdarlehen und Mikrodarlehen<br />

haben eine eigenkapitalähnliche Wirkung und erhöhen auch die Kreditwürdigkeit<br />

<strong>des</strong>jenigen, der hier das Darlehen in Anspruch nimmt. Insofern ist es zugleich<br />

auch eigenkapitalbildend. Wenn es Nachrangdarlehen wären, hätten Sie Recht. Aber<br />

wenn wir es als Nachrangdarlehen <strong>für</strong> Unternehmensgründungen und Betriebsübergänge<br />

konzipieren, dann ist es eigenkapitalerhöhend und erhöht d<strong>am</strong>it die Fähigkeit<br />

eines Unternehmers oder eines möglichen Unternehmers, gegenüber der Bank zu<br />

agieren.


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Abgeordneter Bommert (CDU):<br />

Wie groß ist dann der Ansatz, werden Sie sagen, 25 000 Euro pro Betrieb wären<br />

das? In welchem Bereich bewegen wir uns da? Mit wie viel Betriebsgründungen oder<br />

–übernahmen rechnet das Land?<br />

Minister <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> und Europaangelegenheiten Christoffers:<br />

Wie gesagt, dieses Progr<strong>am</strong>m wird nicht nur Betriebsübergänge und –gründungen im<br />

Handwerksbereich umfassen. Meine gegenwärtigen Vorstellungen laufen erst einmal<br />

auf eine Größenordnung von etwa 5 Millionen Euro von 2014 bis 2020 hinaus, mit<br />

der Möglichkeit, hier aufzustocken, wenn das Progr<strong>am</strong>m angenommen wird. Wir sind<br />

verpflichtet, Indikatoren zu benennen, was die Wirks<strong>am</strong>keit von solchen Progr<strong>am</strong>men<br />

definiert. Die werden spätestens 2017 alle grundlegend überprüft, und wenn sich hier<br />

eine Notwendigkeit ergeben sollte, weil das Progr<strong>am</strong>m so gut ankommt, werden wir<br />

auch die Mittel und Möglichkeiten finden, genauso wie in den letzten Jahren, durch<br />

Umschichtungen hier eine Aufstockung vorzunehmen.<br />

Vorsitzende:<br />

Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen. – Ein Blick zu den Gästen. – Da besteht<br />

jetzt auch kein Bedarf mehr. Wir bleiben dazu im Gespräch.<br />

Minister <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> und Europaangelegenheiten Christoffers:<br />

Ich würde, wenn Sie einverstanden sind, das Fachgespräch nutzen, wenn wir durchkonzipiert<br />

haben, was wir können und was wir in Brüssel modifizieren und bestätigen<br />

lassen wollen. Dann würde ich dem Ausschuss und den K<strong>am</strong>mern vorher ein Gespräch<br />

anbieten, dass man sich dazu noch einmal verständigt: Was sind die Inhalte,<br />

und wie gehen wir da heran? Weil: Das ist ein Bereich, wo es keine politischen Unterschiede<br />

gibt. Alle wollen das, wir müssen nur den besten Weg finden, es auch umzusetzen.<br />

Vorsitzende:<br />

Ich schließe Tagesordnungspunkt 1. Wir treten in eine Pause ein und treffen uns um<br />

13 Uhr zum nächsten Tagesordnungspunkt wieder.


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 26<br />

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Zu TOP 2<br />

Durchführung einer Anhörung auf Antrag der Fraktion<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem Thema „Finanzausstattung<br />

der Unternehmen in Brandenburg und die Rolle der<br />

Brandenburger Sparkassen bei der Finanzierung von Unternehmen“<br />

in Verbindung mit<br />

dem Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion<br />

DIE LINKE „Mittelstandsfinanzierung im Land Brandenburg“<br />

Vorsitzende:<br />

Meine sehr verehrten D<strong>am</strong>en und Herren! Ich begrüße Sie nach der Mittagspause.<br />

Wir setzen unsere Ausschusssitzung fort. Ich begrüße zum Tagesordnungspunkt 2<br />

eine ganze Menge Herren und eine D<strong>am</strong>e zur Anhörung. Herr Dr. Stefanović war<br />

heute Morgen schon in der Runde dabei. Wir haben uns hier eingefunden zur Durchführung<br />

einer Anhörung auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zum<br />

Thema „Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg und die Rolle der<br />

Brandenburger Sparkassen bei der Finanzierung von Unternehmen“ in Verbindung<br />

mit dem Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion DIE LINKE, „Mittelstandsfinanzierung<br />

im Land Brandenburg“. Die beiden oben genannten Anträge wurden hier<br />

im Ausschuss behandelt und wir haben uns entschieden, eine Anhörung mit Vertretern<br />

der Finanzwirtschaft durchzuführen. Im Januar nächsten Jahres soll dann eine<br />

Anhörung mit den betroffenen Vertretern der <strong>Wirtschaft</strong> zum gleichen Thema durchgeführt<br />

werden. - Dies <strong>für</strong> Ihr Verständnis, wie es weitergehen wird.<br />

Für Sie, meine Herren, meine D<strong>am</strong>e, ist es wichtig zu wissen, dass wir ein Wortprotokoll<br />

von der jetzigen Ausschusssitzung erstellen, das später, wenn es durch den<br />

Ausschuss genehmigt ist, ins Internet gestellt wird. Sollten Sie Einwände dagegen<br />

haben, dass Ihr Beitrag dort wortwörtlich aufgeführt wird, müssten Sie mir das kurz<br />

vorher anzeigen. Dann würde dies nicht geschehen und lediglich eine schriftliche<br />

Stellungnahme, so sie von Ihnen vorliegt, zum Protokoll gegeben werden. Wenn dies<br />

nicht sein soll, bitte ein Signal geben.<br />

Des Weiteren möchte ich noch einmal <strong>für</strong> uns zur Erinnerung und <strong>für</strong> Sie zur Information<br />

Bescheid geben, dass uns Herr Minister Christoffers in einer halben Stunde verlassen<br />

muss, da er noch in einen anderen Ausschuss muss. Er wird aber durch den<br />

Abteilungsleiter Herrn Ringmann vertreten, der schon anwesend ist. Es wird dann ein<br />

„fliegender Wechsel“ stattfinden.<br />

D<strong>am</strong>it kommen wir zur Anhörung. Wir haben uns verständigt und schlagen vor, zwei<br />

Blöcke à vier Anzuhörende durchzuführen. Sie bekommen maximal 10 Minuten Zeit.<br />

Auch aufgrund der Menge der Anzuhörenden bitte ich Sie, auf die Uhr zu schauen,<br />

wenn Sie Ihr Statement vortragen. Sie haben von uns einen Fragenkatalog zu Ihrer


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 27<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

Unterstützung der Vorbereitung übermittelt bekommen. Wenn vier Anzuhörende ihre<br />

Stellungnahmen beendet haben, treten wir in die Diskussion ein und stellen Nachfragen.<br />

Danach sind die nächsten vier Anzuhörenden an der Reihe, und wir werden sehen,<br />

wie weit wir <strong>am</strong> Ende sind und ob wir noch eine allgemeine Diskussion anschließen.<br />

- Gibt es noch Fragen zum Procedere oder anderes, bevor wir einsteigen?<br />

- Das sehe ich nicht.<br />

Nun schlage ich vor, dass wir nicht unbedingt nach der vorgegebenen Reihenfolge<br />

verfahren, sondern nach der auf meinem Blatt, d<strong>am</strong>it die Übersicht nicht verlorengeht.<br />

Ich würde gern mit dem Ostdeutschen Bankenverband beginnen. Herr Wagner-<br />

Wieduwilt, bitte schön; Sie haben das Wort.<br />

Herr Wagner-Wieduwilt (Ostdeutscher Bankenverband e. V.):<br />

Haben Sie herzlichen Dank. Vielen Dank auch <strong>für</strong> die Einladung zu dieser Anhörung.<br />

- Aus Sicht der privaten Banken ist der aktuelle Blick auf die Mittelstandsfinanzierung<br />

in Brandenburg, allgemein formuliert: Wenn man sich anschaut, wie die aktuellen<br />

Bedingungen sind, so sind diese ausgesprochen gut, verglichen mit den vorangegangenen<br />

Jahren.<br />

Ein wesentlicher Faktor da<strong>für</strong> ist natürlich das im Moment historisch niedrige Zinsniveau.<br />

Wenn man sich parallel dazu anschaut - die K<strong>am</strong>mern und Verbände führen<br />

regelmäßige Umfragen durch -, so hört man kaum Klagen. Wenn ich an unsere Zeit<br />

während der globalen Finanzmarkt- und <strong>Wirtschaft</strong>skrise denke, an die Krisensitzungen<br />

im <strong>Wirtschaft</strong>sministerium, die dortige Diskussion über die Kreditklemme usw.,<br />

so haben wir etwas Ähnliches aktuell überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, im Moment,<br />

wenn man sich auch die Zahlen der Deutschen Bun<strong>des</strong>bank zu den Kreditbeständen<br />

an die <strong>Wirtschaft</strong> in Brandenburg anschaut, stellt man fest: Die privaten<br />

Banken hatten per Ende 2008 circa 5 Milliarden Euro Kreditbestand, per Ende 2012<br />

6 Milliarden. Die aktuellen Zahlen vom 30.06.2013 - die Bun<strong>des</strong>bank hinkt immer ein<br />

wenig hinterher - sind vor einigen Tagen veröffentlicht worden. Danach ist es noch<br />

einmal ein wenig gestiegen: auf 6,2 Milliarden Euro.<br />

Wenn man sich den Ges<strong>am</strong>tbestand aller Kreditinstitute in Brandenburg anschaut, so<br />

hat die brandenburgische <strong>Wirtschaft</strong> im Moment Kreditbestände von<br />

13,8 Milliarden Euro bei privaten Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />

und sonstigen Instituten. Das heißt, die privaten Banken haben mit ihren<br />

6,2 Milliarden Euro an diesen Krediten einen Anteil von etwa 45 %. Die aktuelle Situation<br />

ist also relativ problemlos. Die Klagen von Unternehmern über Kreditablehnungen<br />

halten sich in diesem typischen Bodensatz, der immer vorhanden ist.<br />

Gerade im Zuge der globalen Finanzmarktkrise muss man im Rückblick feststellen:<br />

Die Kreditbestände der Banken und Sparkassen sowie Genossenschaftsbanken sind<br />

immer noch im Rahmen. Sie sind während der globalen Finanzmarktkrise nie gesunken,<br />

es gibt keine rückläufigen Kreditbestände. Brandenburg ist also relativ glimpflich


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 28<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

durch diese Krise gekommen. Dies ist aber auch dem Umstand geschuldet - wenn<br />

ich das im Rückblick so sagen darf -, dass es eine sehr intensive Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

der regionalen Kreditwirtschaft mit den entsprechenden Institutionen -<br />

Bürgschaftsbank, <strong>MB</strong>G, ILB - gab. Deswegen hat man dort, wo Problemfälle aufgetreten<br />

sind, schnell helfen können.<br />

Aber ein wichtiger Umstand, wenn man nochmals auf die Krise zurückschaut, verzahnt<br />

mit einer Frage, die im Fragenkatalog stand, ist, dass auch zu Beginn dieser<br />

globalen Finanzmarktkrise die Eigenkapitalausstattung, auch <strong>des</strong> brandenburgischen<br />

Mittelstan<strong>des</strong>, wesentlich besser war als noch vor zehn Jahren. Dieser Trend hat bis<br />

heute angehalten. Man hat sich also von der Eigenkapitalausstattung her wesentlich<br />

besser aufgestellt.<br />

Ein Treiber dieser Entwicklung war unter Garantie die Einführung von Basel II, früher<br />

immer als Schreckgespenst gescholten. Aber Basel II hat schon die Entwicklung mit<br />

sich gebracht, dass man sehr viel kritischer auf die eigene Unternehmenssituation<br />

geschaut und dann seine Eigenkapitalbasis verbreitert hat. Das muss man sich allerdings<br />

sehr wohl auch differenziert anschauen. Es sind dann eher größere Unternehmen,<br />

die eine heute deutlich gewachsene Eigenkapitalbasis haben. Je kleiner Mittelständler<br />

sind, so gibt es auch heute dort zum Teil noch Probleme, was sich daraus<br />

erklärt, dass kleine Unternehmen und Mittelständler viel mit ihrem Tagesgeschäft zu<br />

tun haben und sich weniger strategisch um das Finanzierungsthema kümmern. Deshalb<br />

wäre ein Wunsch aus Sicht der privaten Banken, dass sich auch kleinere Unternehmen<br />

und Mittelständler in Brandenburg stärker diesem Thema widmen würden<br />

mit der Frage: Wie kann man seine Ges<strong>am</strong>tfinanzierung optimieren? Indem man Angebote<br />

stiller Beteiligungen der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft nutzt, Instrumente<br />

der <strong>Wirtschaft</strong>sbank oder der ILB etc. D<strong>am</strong>it wäre auch schon geholfen,<br />

gerade mit Blick in die Zukunft, auch auf die Einführung von Basel III, wo das Thema<br />

Eigenkapital nochmals stärker betont werden wird.<br />

Da noch Sachverständige zum Thema Fördermittel sprechen werden, werde ich darauf<br />

im Moment nicht näher eingehen. Es ist aber aus Sicht auch privater Banken<br />

heute noch so: Die Finanzierung ist gerade beim kleineren Mittelstand ein Mix aus<br />

vorhandenen Eigenmitteln, Krediten der Hausbank und der Nutzung von Förderinstrumenten.<br />

Die aktuelle Situation vor dem Hintergrund der Euro-Staatsschuldenkrise ist eher die,<br />

dass sich die Unternehmer bei Investitionen relativ zurückhalten. Die Nachfrage nach<br />

Investitionskrediten ist sehr verhalten. Es wird mehr auf Sicherheit gesetzt, dass die<br />

Liquiditätssituation gesichert wird usw. Dies ist der Staatsschuldenkrise geschuldet.<br />

In dieser Phase wird es jetzt Basel III geben. Von daher wird man schauen müssen,<br />

wie sich die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Basel III auswirken werden. Gerade was die<br />

zukünftige Schwerpunktsetzung der <strong>Wirtschaft</strong>spolitik hier im Lande betrifft, bleibt es<br />

bei den Baustellen der kleineren Betriebe.


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 29<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

Wir haben relativ kleine Betriebsgrößen. Zukunftsfaktoren sind aber Innovations- und<br />

Auslandsorientierung, die sich stärken muss. Deswegen sollte Brandenburg die <strong>Wirtschaft</strong>sförderpolitik<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>, die, wenn ich es im Ländervergleich unseres Verbandsgebietes<br />

sehe, als erstes Land auf Cluster, auf das Motto "Stärken stärken“<br />

ausgerichtet war, unbedingt konsequent mit diesem gezielten Mitteleinsatz fortsetzen.<br />

Deshalb sollten im Rahmen der anstehenden Dinge Innovationsaktivitäten und<br />

Auslandsorientierung unbedingt weiter gefördert werden wie auch der Zus<strong>am</strong>menschluss<br />

kleiner Unternehmen - zum Beispiel Unternehmen, die untereinander in diesen<br />

Themen kooperieren wollen, insbesondere aber im Bereich Innovation auch die<br />

Zus<strong>am</strong>menarbeit mit den vielfach vorhandenen Forschungseinrichtungen. Die privaten<br />

Banken stehen bereit - die Kreditzahlungen verdeutlichen dies mit 45 % Marktanteil<br />

-, die Mittelständler hier in Brandenburg weiterhin nachhaltig bei der weiteren<br />

Entwicklung in diesen Feldern zu unterstützen. - Vielen Dank. (Stellungnahme - Anlage<br />

5)<br />

Vorsitzende:<br />

Danke schön. - Wir fahren mit der KfW-Bankengruppe, Niederlassung Berlin, fort.<br />

Frau Westermann, möchten Sie sprechen? - Herr Macioszek, bitte.<br />

Herr Macioszek (KfW Bankengruppe, Niederlassung Berlin):<br />

Die KfW verfügt über keine eigenen betrieblichen Daten der Unternehmen in Brandenburg.<br />

Insofern werde ich mich ein wenig auf einen Vergleich zwischen den einzelnen<br />

Bun<strong>des</strong>ländern fokussieren. Die KfW unterstützt den Mittelstand jährlich mit<br />

Fördermitteln von insges<strong>am</strong>t 24 Milliarden Euro, und d<strong>am</strong>it refinanziert sie circa ein<br />

Viertel der Mittelstandskredite in Deutschland im Jahr. Wie Sie wissen, werden die<br />

Mittel nicht von der KfW selbst ausgelegt, sondern wir haben das Durchleitungsprinzip<br />

und nutzen unsere Hausbanken. Dies tun wir auch mit den Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />

sowie den Geschäftsbanken. Vielfach arbeiten wir auch mit<br />

den Lan<strong>des</strong>banken und den Lan<strong>des</strong>förderinstituten zus<strong>am</strong>men.<br />

Von den 24 Milliarden Euro, die im Jahr 2012 von der KfW ausgelegt worden sind,<br />

sind 1,3 Milliarden nach Brandenburg geflossen. Das bedeutet, dass rund 5,5 % unserer<br />

Refinanzierung <strong>für</strong> den brandenburgischen Mittelstand eingesetzt wurden.<br />

Wenn man dies mit dem Bevölkerungsanteil Brandenburgs an der Ges<strong>am</strong>tbevölkerung<br />

vergleicht - dieser beträgt rund 3 % -, kann man den Schluss ziehen, dass in<br />

Brandenburg überproportionale Mittel der KfW <strong>für</strong> den Mittelstand bereitgestellt wurden.<br />

Im ersten Halbjahr 2013 hat sich dieses Verhältnis etwas verschlechtert und<br />

diese 5,5 % sind auf 3 % gesunken. Aber unsere Kollegen aus der Mittelstandsbank<br />

sagen, dies sei kein besonderer Trend, sondern sie glauben, dass es prinzipiell so<br />

weitergeht wie in den vergangenen Jahren.<br />

Die Zus<strong>am</strong>menarbeit mit den Sparkassen und den Kreditinstituten in Brandenburg<br />

wird von den Kollegen als reibungslos beschrieben. Ein zentraler Partner der KfW in


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Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

Brandenburg ist die Investitionsbank <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg. Sie setzt rund 10 bis<br />

15 % unserer Fördermittel in Brandenburg um und hat ganz spezifische Progr<strong>am</strong>me,<br />

die mit Mitteln der KfW unterstützt werden. Sie kennen das wahrscheinlich: der Brandenburg-Kredit<br />

<strong>für</strong> den Mittelstand oder der Brandenburg-Kredit Erneuerbare Energien.<br />

Was die Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise betrifft, so kommen unsere<br />

Volkswirte zu dem Schluss - wie bereits mein Vorredner -, dass der deutsche Mittelstand<br />

relativ positiv dasteht, auch angesichts <strong>des</strong> schwierigen Umfel<strong>des</strong>. Der deutsche<br />

Mittelstand ist immer noch ein Vorbild und Garant <strong>für</strong> Wachstum, Beschäftigung<br />

und gesellschaftlichen Wohlstand. Ein Indikator da<strong>für</strong> ist, dass wir gerade in den letzten<br />

zwei Jahren immer wieder auch Delegationen aus dem Ausland hatten, aus<br />

Frankreich, Portugal und Griechenland, die fragten, wie das in Deutschland läuft, wie<br />

der Mittelstand unterstützt wird und warum es bei uns doch relativ positiv und bei<br />

ihnen nicht so gut sei.<br />

Wir haben die Gründe gerade gehört: niedrige Zinsen, starke Performance unseres<br />

Mittelstan<strong>des</strong>, Exportstärke. Dies führte dazu, dass die KMUs in einer recht komfortablen<br />

Finanzierungssituation sind. Aber es wurde auch schon angesprochen, dass<br />

sich in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten die Eigenkapitalausstattung unserer Mittelständler<br />

sehr positiv entwickelt hat. Hierzu gibt es Untersuchungen, dass sie derzeit<br />

im Schnitt bei fast 27 % liegt. Das sind 8 Prozentpunkte mehr als 2002, sodass<br />

von der Tendenz her die Nachfrage nach Krediten leicht gesunken ist, was letztendlich<br />

d<strong>am</strong>it zus<strong>am</strong>menhängt, dass, wie gesagt, die Eigenfinanzierung deutlich besser<br />

geworden ist.<br />

Auch was Basel III betrifft, sehen unsere Volkswirte dort keine Hemmnisse <strong>für</strong> die<br />

Finanzierung <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong>. Basel II hat sich vor allem fokussiert, um auch die<br />

Mittelstandskonditionen stärker zu spezifizieren und die Ratings einzuführen. Basel<br />

III ist eigentlich ein Instrument, um vor allem den Bankensektor zu stabilisieren.<br />

Zur Frage, wie sich die neuen Regulierungen auf die Konditionen auswirken werden:<br />

Es ist noch nicht alles hundertprozentig klar. Vielleicht können auch die Kollegen<br />

noch etwas dazu sagen. Unsere Kollegen gehen davon aus, dass sie sich nicht massiv<br />

auf die Finanzierunginstitutionen auswirken werden. Insofern ist das Bild, das wir<br />

derzeit zeichnen, relativ positiv. Auch im Umfeld dieser schwierigen europäischen<br />

Krise steht der deutsche Mittelstand ganz positiv da.<br />

Die KfW wird ihre Progr<strong>am</strong>me weiter fortsetzen. Wir sind 2013 bei leichten Wachstumszahlen<br />

von 2 bis 3 % im Bereich <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong>. Dies wird auch davon abhängen,<br />

wie sich die neue Regierung aufstellt und welche neuen Priorisierungen sie<br />

dort setzen wird. - Das wäre es erst einmal von mir.<br />

Vorsitzende:<br />

Vielen Dank. - Wir kommen zur Investitionsbank <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg.


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Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

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Herr Stenger, bitte.<br />

Herr Stenger (Investitionsbank <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg):<br />

Frau Vorsitzende! Meine D<strong>am</strong>en und Herren! Ich kann nahtlos daran anschließen.<br />

Die ILB ist auch eine Förderbank. Wir arbeiten im Wesentlichen im Hausbankenverfahren,<br />

das heißt, wir refinanzieren Banken, übernehmen aber zum Teil auch mit den<br />

Banken in der Region - Geschäftsbanken, Sparkassen und Volksbanken -, gemeins<strong>am</strong><br />

Kreditfinanzierung. Das bedeutet, wir bieten auch Konsortialfinanzierungen an.<br />

Der Großteil <strong>des</strong> Geschäftes läuft jedoch im Hausbankenverfahren. Insofern verfügen<br />

wir auch nicht über eine eigene Datenbasis, um die von Ihnen gestellten Fragen<br />

im Detail beantworten zu können.<br />

Wir haben eine schriftliche Stellungnahme eingereicht (Anlage 6). Darin sind einige<br />

der Aspekte genannt, die eben schon angesprochen worden sind. Wir sehen das im<br />

Grunde genommen ähnlich, die Eigenkapitalsituation, die gerade geschildert wurde,<br />

aber auch die Auswirkungen von Basel II.<br />

Ich möchte schwerpunktmäßig darauf eingehen, was die ILB tut. Sie hat in diesem<br />

Kreis eine besondere Funktion. Auf der einen Seite ist sie Geschäftsbesorger <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong>. Das heißt, sie wickelt die Gemeinschaftsaufgabe ab. Das ist ein Zuschussprogr<strong>am</strong>m,<br />

wie auch die verschiedenen Progr<strong>am</strong>me der Technologie- und die Beratungsförderung.<br />

Auf der anderen Seite hat die ILB auch eigene Kreditprodukte. Allerdings<br />

ist das im Kern der Brandenburg-Kredit <strong>für</strong> den Mittelstand, der im Hausbankenverfahren<br />

abgewickelt wird.<br />

Daneben sind wir natürlich auch im Beteiligungsgeschäft aktiv. Ebenfalls sehr wichtig<br />

- dies wurde eben bereits angesprochen -: Wir managen neun Eigenkapitalfonds im<br />

Lande, übrigens auch einen <strong>für</strong> die Sparkassenorganisation und einen Mezzanine-<br />

Fonds direkt bzw. auch über unsere Tochtergesellschaft BC, Brandenburg Capital.<br />

Sie hatten nach Zahlen gefragt. Wir haben insges<strong>am</strong>t ein Geschäftsvolumen von etwa<br />

einer Milliarde Euro im Land Brandenburg. Ein Viertel davon geht in KMU-<br />

Finanzierungen, wobei wir dabei den KMU-Begriff der EU-Kommission unterstellt<br />

haben. Es gibt ja verschiedene KMU-Begriffe, insofern muss man sehr vorsichtig<br />

sein, welche Zahlen man miteinander vergleicht. Wir haben in den letzten Jahren im<br />

Schnitt immer 50 Millionen per anno neu bewilligt. Einen leichten Einbruch hatten wir<br />

2012. Eine sehr gute Nachfrage haben wir jetzt wieder im ersten Halbjahr 2013. Ich<br />

denke, dass dies im Wesentlichen konjunkturell bedingt ist. Aber die Inanspruchnahme<br />

dieser Förderprodukte der KfW und der ILB im Hausbankenverfahren hängt natürlich<br />

sehr stark davon ab, wie die Kreditgewährungsbereitschaft im Bankensektor<br />

ist, denn es sind Refinanzierungskredite <strong>für</strong> die Banken mit der Auflage, die zinsgünstigen<br />

Konditionen weiterzugeben. Natürlich ist mit diesen Krediten auch eine<br />

bestimmte Marge <strong>für</strong> die Geschäftsbanken, die Sparkassen und Volksbanken verbunden<br />

und wir können immer wieder nur appellieren, dass diese Produkte auch


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 32<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

eingesetzt werden.<br />

Sie hatten ebenfalls gefragt, was sich die Einzelnen <strong>für</strong> die Zukunft vorstellen und<br />

welche geschäftspolitischen Beiträge oder Ansätze es gibt. Bei uns ist ein ganz großes<br />

Thema: Die Haushaltsmittel <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> werden immer knapper, EU-, Bun<strong>des</strong>und<br />

Lan<strong>des</strong>mittel. So sind wir schon seit etwa zehn Jahren dabei, sukzessive ein<br />

eigenes Kreditportfolio, ein eigenes Kredit- bzw. Beteiligungsgeschäft aufzubauen,<br />

natürlich im Rahmen der Risikopolitik der ILB. Wir wollen das in Zukunft auch fortsetzen<br />

und die Brandenburg-Kredit-F<strong>am</strong>ilie im Bereich Innovationsfinanzierung weiter<br />

ausbauen. Wir wollen aber auch mit da<strong>für</strong> sorgen, dass es eine verbesserte Information<br />

<strong>für</strong> darlehensbasierte Förderprogr<strong>am</strong>me gibt. Die KfW hat eine große Initiative<br />

„Bankendurchleitung (BDO) 2.0“ gestartet. Das haben wir auch schon mit den Sparkassen<br />

besprochen. Wir sind übrigens in Brandenburg auch Durchleitungsinstitut <strong>für</strong><br />

die Sparkassen, also zwischen KfW und Sparkasse ist noch die ILB als Durchleitungsinstitut<br />

geschaltet und hat dort eine Beratungs- und Betreuungsfunktion <strong>für</strong> die<br />

Sparkassen hier in der Region.<br />

Wir wollen unter gewerbliches Konsortialgeschäft, das letztendlich eine Risikoteilung<br />

mit dem Hausbankensektor zum Inhalt hat, weiter ausbauen. Ich denke, das ist vor<br />

dem Hintergrund der neuen Risikosteuerungsmöglichkeiten oder Eigenkapitalbedingungen,<br />

die die Banken einhalten müssen, auch ein ganz wichtiges Instrument.<br />

Im gleichen Kontext sehen wir auch die Bereitstellung langfristiger Refinanzierungsmittel<br />

<strong>für</strong> Banken. Es ist heute ein Problem in der Unternehmensfinanzierung, dass<br />

die Kreditlaufzeiten immer kürzer werden, wenn die Banken keine entsprechenden<br />

Refinanzierungsmittel haben. Dies ist natürlich bei Instituten wie den Volksbanken<br />

und Sparkassen, die über Primärliquidität verfügen, anders zu betrachten als bei den<br />

Geschäftsbanken.<br />

Wir wollen langfristige Refinanzierungsmittel <strong>für</strong> die Hausbanken, auch <strong>für</strong> die Mittelstandsfinanzierung<br />

bereitstellen - im Wege der Einzelfinanzierung und der globalen<br />

Darlehen. Wir haben uns auch mit dem <strong>Wirtschaft</strong>sministerium verständigt, dass wir<br />

als ILB dort, wo europäische Mittel anstelle von Zuschüssen in Form von Eigenkapitalinstrumenten<br />

oder Darlehensfonds, also in Form revolvierender Fonds; eingesetzt<br />

werden sollen, auch die sogenannte nationale Kofinanzierung bereitstellen wollen,<br />

natürlich alles im Rahmen der Risikopolitik der ILB.<br />

Neben den Strukturfonds, die wir als Bewilligungsbehörde abwickeln, und als<br />

Fondsmanager <strong>für</strong> die revolvierenden Fonds versuchen wir natürlich auch, die weiteren<br />

Möglichkeiten, die die EU-Kommission außerhalb der Strukturfonds bietet, einzusetzen.<br />

Aktuell ist dies das Risc Sharing Instrument, das über den IFE abgewickelt<br />

wird. Dort sind wir in einer Initiative gemeins<strong>am</strong> mit der Bürgschaftsbank dabei und<br />

wollen unsere Brandenburg-Kredit-F<strong>am</strong>ilie auch mit einer Haftungsfreistellung unterlegen.


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 33<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

In Zukunft wird es in der neuen Progr<strong>am</strong>mperiode neue Instrumente auf der EU-<br />

Ebene geben. Das sind die Progr<strong>am</strong>me „CoSME“, „HORIZON 2020“ und „Creative<br />

Europe“ <strong>für</strong> die Kreativwirtschaft. Auch dort werden wir versuchen, Darlehensgarantiefonds<br />

- oder je nach dem, was die Progr<strong>am</strong>mbedingungen darstellen lassen -,<br />

neue Fonds auch außerhalb der Strukturfondsmittel aufzulegen. Wir werden sehen,<br />

inwieweit und das gelingt. Wir sind auch im Land Brandenburg ein wichtiger Partner<br />

der Europäischen Investitionsbank. Über unser Haus sind insges<strong>am</strong>t - nicht nur <strong>für</strong><br />

die Mittelstandsförderung, sondern <strong>für</strong> alle Fondsbereiche - über 2 Milliarden Euro<br />

IFE-Mittel nach Brandenburg geflossen. Wir haben Rahmenverträge über<br />

800 Millionen Euro in Vorbereitung, aktuell auch einen über 100 Millionen <strong>für</strong> die Medienwirtschaft.<br />

Man muss natürlich schauen, inwieweit wir dann tatsächlich auch in<br />

der Lage sind, diese Mittel im Aktivgeschäft umsetzen zu können. Das ist die geschäftspolitische<br />

Ausrichtung <strong>für</strong> die Zukunft.<br />

Sie hatten auch nach den Forderungen an die Lan<strong>des</strong>politik gefragt. Für uns sind<br />

natürlich, wie <strong>für</strong> andere Banken auch, die ganzen regulatorischen Anforderungen,<br />

die immer enger werden, durchaus ein Problem. Sie sind <strong>für</strong> global tätige Banken<br />

gedacht, sie sind aber von Förderbanken - wir haben eine Banklizenz und werden<br />

wie jede andere Bank auch behandelt - genauso anzuwenden bzw. einzusetzen, und<br />

ich kann nur appellieren, dass dies von den Ländern über den Bun<strong>des</strong>rat und den<br />

Bund bis nach Brüssel oder wohin auch immer zu adressieren ist und Einfluss darauf<br />

genommen wird, dass diese Regulierung, die Tätigkeit der Förderbanken nicht stranguliert<br />

wird. - So viel zunächst von meiner Seite.<br />

Vorsitzende:<br />

Vielen Dank. - Für den Genossenschaftsverband Herr Schneider.<br />

Herr Schneider (Genossenschaftsverband e. V.):<br />

Vielen Dank. - Frau Vorsitzende! Für die Volks- und Raiffeisenbanken, die hier im<br />

Land Brandenburg tätig sind, möchte ich ebenfalls kurz zu den Punkten Stellung<br />

nehmen. Die geschäftliche Entwicklung bei uns war auch <strong>für</strong> die Finanzierung <strong>des</strong><br />

Mittelstan<strong>des</strong> sehr gut. Wir haben in den letzten Jahren Wachstumsraten im gewerblichen<br />

Geschäft von deutlich über 5 %, im ersten Halbjahr <strong>des</strong> Jahres 2013 sogar<br />

6 % erzielt. Das zeigt, dass es keinen Finanzierungsnotstand gibt und alle Finanzierungswünsche<br />

berücksichtigt werden konnten. Wenn ich etwas tiefer hineinschaue,<br />

dann sind die Schwerpunkte <strong>des</strong> Wachstums die wirtschaftliche Branche, aber auch<br />

der Dienstleistungssektor.<br />

Sie hatten in der Anfrage auch die Frage gestellt: Woran liegt es, dass zum Teil Ablehnungen<br />

stattfinden? Ablehnungen finden statt, wenn es kein schlüssiges Unternehmenskonzept<br />

gibt. Ein zweiter Grund ist sicherlich, wenn die Eigenkapitalausstattung<br />

unterdurchschnittlich ist. Wir hatten noch einmal nachgeschaut. Bei der letzten<br />

Umfrage der Creditreform im März 2013 war es bereits so, dass die KMUs hier in


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 34<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

Brandenburg bei den kleineren Unternehmensgruppen deutlich unterdurchschnittlich<br />

kapitalisiert sind. Das wurde vorhin bereits angesprochen. Deshalb ist es sachgerecht,<br />

dass man die Fördermaßnahmen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>, die Verbesserung der Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

mit der Kreditwirtschaft, aber auch die Bürgschaften weiter fortführt, dass<br />

man aber vielleicht auch darüber nachdenkt, gezielte Förderprogr<strong>am</strong>me <strong>für</strong> Eigenkapitalhilfe<br />

oder Ähnliches aufzulegen, um noch einmal die Eigenkapitalausschüttung<br />

etwas zu fördern, denn dies ist eine wesentliche Voraussetzung <strong>für</strong> die Kreditgewährung,<br />

auch in Blickrichtung auf Basel III.<br />

Ich würde mich bezüglich der Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise im<br />

Grunde auch den Vorrednern anschließen. Materiell gab es keine wesentlichen<br />

Hemmnisse. Das sieht man auch an den Wachstumsraten. Regulatorisch hat sich die<br />

Welt allerdings in den letzten zwei, drei Jahren massiv verändert. Daher wäre meine<br />

Bitte, dass Sie auf der EU-Ebene schauen, dass die Regulierung, wie Herr Stenger<br />

schon sagte, keine Strangulierung wird. Denn es stellt sich schon die Frage, ob Institute<br />

mit 300, 400 oder 500 Millionen Euro Bilanzsumme genauso reguliert werden<br />

müssen wie Banken mit mehreren Billionen, die systemrelevant sind auf europäischer<br />

Ebene.<br />

Dabei spielen bestimmte Themen eine Rolle. Sie müssen eine bestimmte Organisation<br />

vorhalten. Diese wird von der Bankenaufsicht vorgegeben. Dieser Aufwand wird<br />

immer mehr, und er wird irgendwann vielleicht auch zur Existenzfrage. Das kann<br />

nicht Zielsetzung sein. Zielsetzung, auch der Politik, muss es doch sein, Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> mittelständische Strukturen sowohl <strong>für</strong> die gewerbliche <strong>Wirtschaft</strong> als<br />

auch <strong>für</strong> den Finanzdienstleistungssektor zu erhalten. Daher unsere Bitte: Bei den<br />

Themen auf europäischer Ebene, der Umsetzung von Basel III, sollte man aus unserer<br />

Sicht die Anforderung „Abhängigkeit von der Komplexität <strong>des</strong> Geschäftsmodells“<br />

stellen und nicht so sehr einen „One size fits all“-Ansatz fahren.<br />

Der zweite Punkt, den ich noch explizit ansprechen möchte, ist das neue Abrechnungssystem<br />

<strong>für</strong> Banken, das zurzeit auf der EU-Ebene diskutiert wird. Dort ist eine<br />

Möglichkeit, dass die Sicherungseinrichtungen im Rahmen eines Haftungsverbun<strong>des</strong><br />

EU-weit zus<strong>am</strong>mengelegt werden. Aufgrund unserer Erfahrungen, die wir bisher mit<br />

unserer Einrichtung gemacht haben - gerade auch in den Neunzigerjahren, wo in den<br />

neuen Bun<strong>des</strong>ländern Sanierungslagen entstanden sind und weiterhin mittelständische<br />

Strukturen erhalten werden konnten und eben keine Abwicklungen stattgefunden<br />

haben -, unsere Bitte, sich auf der EU-Ebene auch diese Themen, <strong>für</strong> die Proportionalität<br />

der Regulierung einzusetzen. - Vielen Dank. (Stellungnahme - Anlage 7)<br />

Vorsitzende:<br />

Vielen Dank. - So weit erst einmal in der ersten Runde. Da der Herr Minister gleich<br />

weg muss, gebe ich ihm jetzt das Wort, bevor wir in unsere Fragerunde eintreten.


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 35<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

Minister <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> und Europaangelegen Christoffers:<br />

Vielen Dank, Frau Vorsitzende. - Vielen Dank, meine Herren. Sie hatten auch zwei<br />

oder drei Fragen an die Lan<strong>des</strong>regierung gestellt, die ich gern, bevor ich gehe, noch<br />

zu beantworten versuchen möchte.<br />

Das Erste: Wir setzen uns da<strong>für</strong> ein, dass die Frage der Systemrelevanz von Banken<br />

und Finanzinstitutionen so geregelt wird, dass tatsächlich nur systemrelevante Banken<br />

der europäischen Regulierung unterliegen. Diese Problematik spielt in mehreren<br />

Diskussionen und Gremien eine Rolle. Wir werden sehen, wie die endgültigen Entscheidungen<br />

dazu ausgehen.<br />

Zur Frage der Eigenkapitalstärkung: Bei der gegenwärtigen Erarbeitung <strong>des</strong> neuen<br />

EFRE-OPs werden wir im Schwerpunkt 2, Stärkung der KMU, zus<strong>am</strong>men mit der ILB<br />

weitere eigenkapitalstärkende Instrumente auflegen und gemeins<strong>am</strong> umsetzen. Wir<br />

unterstützen auch die Bürgschaftsbanken bei dem Versuch, der hoffentlich mit Erfolg<br />

endet, das Bürgschaftssystem seitens der EU so zu verschärfen, dass nicht ausgerechnet<br />

der kleine Mittelstand davon Nachteile haben würde. Insofern gibt es dabei<br />

eine bestimmte Deckungsfähigkeit, auch der Auffassungen. Wir werden versuchen,<br />

dies zus<strong>am</strong>men mit Partnern aus anderen Ländern mehrheitsfähig zu machen.<br />

Vorsitzende:<br />

Vielen Dank. - Die Fragerunde ist freigegeben. Ich hatte vorhin gesagt, wir teilen es<br />

in zwei Gruppen auf. Die zweite Runde folgt gleich. Insofern erst einmal eine erste<br />

Fragerunde. Ich sehe jetzt aber im Moment keine Wortmeldung, <strong>des</strong>halb setzen wir<br />

fort. Ich bitte Herrn Werner <strong>für</strong> die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsd<strong>am</strong> um<br />

sein Statement.<br />

Herr Werner (Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsd<strong>am</strong>):<br />

Vielen Dank - Wir haben nun schon einiges von den Kollegen gehört. Es ist immer<br />

das Problem, dass man vieles wiederholen muss. Ich möchte mich <strong>des</strong>halb stärker<br />

auf unsere Sparkasse konzentrieren. Die <strong>MB</strong>S ist eine große Sparkasse. Wir decken<br />

in Brandenburg ungefähr 40 bis 45 % <strong>des</strong>sen ab, was die Sparkassen insges<strong>am</strong>t im<br />

Land erarbeiten. Wir sind als Sparkassen in Brandenburg Mittelstandsfinanzierer<br />

Nummer eins. Das hängt ganz einfach mit unserer Struktur zus<strong>am</strong>men. Man muss<br />

dazu wissen, dass wir durch die Trägerschaft durch die Kommunen eine sehr enge<br />

regionale Verankerung haben.<br />

Wir sind durch das Regionalprinzip auf unsere Region beschränkt. Von dieser Seite<br />

müssen wir unser Wohl und Wehe, unsere Geschäfte in der Region auch erwirtschaften.<br />

Wir sind nicht in der Lage, dorthin zu gehen - wie das vielleicht bei großen Banken<br />

der Fall ist -, wo die attraktiven Metropolen sind - sprich: nach H<strong>am</strong>burg, München<br />

oder sonst wohin -, sondern wir müssen unser Geld, das wir von unseren Kun-


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 36<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

den hier als Anlagen erhalten, auch wieder in der Region anlegen. Insofern sind es<br />

die Sparkassen - sicherlich ähnlich wie die Genossenschaftsbanken, das kann man<br />

bestätigen -, die Banken und Institute, die den <strong>Wirtschaft</strong>skreislauf in besonderer Art<br />

und Weise fördern.<br />

Ich finde es gut, dass diese Anhörung stattfindet, da sie die Möglichkeit gibt, deutlich<br />

zu machen, dass es zwar eine Diskrepanz zwischen der Einlagenhöhe auf der einen<br />

Seite - bei uns sind es über 8 Milliarden Euro - und auf der anderen Seite dem Kreditvolumen<br />

gibt, bei uns im Hause derzeit rund 4,5 Milliarden Euro. In der Tat stellt<br />

sich die Frage: Woher kommt diese Diskrepanz und weshalb ist sie da? Geben die<br />

Sparkassen genügend Kredite? Dazu möchte ich anhand unseres Hauses deutlich<br />

machen, dass wir in den letzten Jahren ganz erheblich Kredite vergeben haben: an<br />

den Mittelstand, an kleine und mittlere Unternehmen. So ist unser Volumen von einer<br />

Milliarde im Jahr 2008 auf jetzt 1,5 Milliarden Euro angewachsen, also in vier Jahren<br />

um rund 50 % angestiegen. 50 % Wachstum in vier Jahren ist mehr, als je<strong>des</strong> Bruttoinlandsprodukt<br />

verzeichnen kann. Hätten wir solche Wachstumsraten in Deutschland,<br />

dann wäre das vom Bruttoinlandsprodukt her fast so wie in China. Das heißt, hier<br />

zeigt sich sehr deutlich, dass die <strong>MB</strong>S - dies gilt gleichermaßen <strong>für</strong> alle Sparkassen<br />

in Brandenburg - ihrer Verantwortung als Kreditversorger <strong>für</strong> Mittelstand, Handwerk<br />

und Handel, <strong>für</strong> Kleinunternehmen nachkommt. Unsere Neuzusagen allein im Jahr<br />

2011 lagen bei 388 Millionen Euro und 2012 bei 416 Millionen Euro - also schon sehr<br />

ordentliche Beträge.<br />

Wir haben auch in der Finanzmarktkrise zu unserer Verantwortung gestanden. Ich<br />

habe einige Fälle mitgebracht, deren N<strong>am</strong>en ich nicht nennen kann, aber von Unternehmen,<br />

die in die Krise hineingerutscht sind und bei denen wir deutlich machen<br />

können, dass wir sie durch unsere Aufrechterhaltung von Kreditlinien und Kreditmitteln<br />

vor einer Insolvenz bewahrt und d<strong>am</strong>it Arbeitsplätze gesichert haben, wo es vielleicht<br />

ansonsten hätte Kreditkündigungen geben können.<br />

Thema Existenzgründung, denn das ist immer die Frage, wenn man Unternehmensgründungen<br />

sieht. Es gibt auch viele Unternehmen, die neu gegründet werden. Hier<br />

ist insbesondere von Bedeutung, dass Existenzgründer nicht nur ermutigt werden,<br />

sondern dass wir ein Gründungsklima bekommen, dass sie den Mut haben, ein neues<br />

Unternehmen aufzubauen. Dies braucht finanzielle Begleitung, und ich bin sehr<br />

froh, dass wir ein funktionieren<strong>des</strong> Netzwerk haben mit ILB, aber vor allem auch mit<br />

der Bürgschaftsbank und anderen Institutionen. Unsere Sparkasse, federführend<br />

aber auch beispielsweise die Sparkasse Schwedt und weitere Sparkassen in Brandenburg,<br />

haben gemeins<strong>am</strong> eine Sparkassen-Unternehmensbeteiligungsgesellschaft<br />

gegründet, die in der Lage ist, Unternehmen Eigenkapital zur Verfügung zu stellen,<br />

um notwendige investive Maßnahmen d<strong>am</strong>it zu begleiten, denn - es wurde eben das<br />

Thema Eigenkapital angesprochen - wir stellen durch Untersuchungen unseres<br />

Deutschen Sparkassen- und Giroverban<strong>des</strong> zwar fest, dass die Eigenkapitalquote<br />

der Unternehmen gestiegen ist. Sie ist auch in Ostdeutschland interessanterweise<br />

besser als in Westdeutschland; auch das ist interessant. Aber sie ist sicherlich bei


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 37<br />

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49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

kleinen Unternehmen geringer als bei großen Unternehmen, und wir haben bei Existenzgründungen<br />

sicher das Thema, dass dort das Thema Eigenkapital ein ganz wichtiges<br />

ist.<br />

Dabei helfen wir mit der Unternehmensbeteiligungsgesellschaft mit, dort Eigenkapital<br />

<strong>für</strong> eine befristete Zeit zur Verfügung zu stellen. Das tun wir auch in Kooperation mit<br />

den Förderprogr<strong>am</strong>men. Wir kennen den Gründerpreis der Deutschen Sparkassenorganisation.<br />

Dabei geht es um das Thema Gründerklima. Es geht nicht nur darum,<br />

Fördermittel aufzulegen, sondern auch darum, die Menschen zu ermutigen und zu<br />

ertüchtigen, Gründungen anzugehen, und ansonsten gibt es eine enge Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

in diesem Netzwerk der Institute untereinander.<br />

Wir haben hier in Brandenburg keine Kreditklemme. Das heißt nicht, dass jeder Kreditwunsch<br />

genehmigt wird. Das ist aber auch ganz natürlich, weil wir auch eine Verantwortung<br />

haben. Wir haben eine Verantwortung <strong>für</strong> das Geld, das uns unsere Sparer<br />

anvertraut haben. Insofern müssen wir sorgfältig und verantwortungsbewusst<br />

d<strong>am</strong>it umgehen, denn unsere Sparer wollen ihr Geld wieder zurückhaben.<br />

Außerdem haben wir eine Verantwortung gegenüber den Unternehmen. Wir können<br />

einen Unternehmer nicht in ein Wagnis hineinlaufen lassen auf das Risiko, dass er<br />

nachher sein Geld verliert, und dann so tun, als wäre alles bestens gewesen. Das<br />

heißt, wir können solche Vorhaben gern unterstützen - dies tun wir auch -, die betriebswirtschaftlich<br />

sinnvoll sind.<br />

Ich möchte noch auf eines hinweisen, da die Frage ebenfalls von Ihnen gestellt wurde:<br />

Überlegungen an den Gesetzgeber. Wir halten das Regionalprinzip <strong>für</strong> ein wichtiges<br />

Ordnungskriterium <strong>für</strong> die deutschen Sparkassen, wir sind aber auch der Auffassung,<br />

dass dieses Prinzip gleichermaßen ausgelegt werden soll, und stellen fest,<br />

dass es im Land Brandenburg sehr konservativ interpretiert wird, völlig anders als<br />

selbst im Nachbarland Berlin, in Sachsen-Anhalt, Sachsen oder an anderer Stelle,<br />

geschweige denn in Nordrhein-Westfalen.<br />

Was wichtig ist, auch, um größere finanzielle Vorhaben durch die Sparkassenumsetzung<br />

zu begleiten - wäre meine Vorstellung -, dass die <strong>MB</strong>S auch ein Kooperationspartner<br />

anderer Sparkassen hier im Bun<strong>des</strong>land ist. Das heißt, wenn Kreditwünsche<br />

größeren Maßes in Schwedt an anderer Stelle anstehen, dass wir uns zus<strong>am</strong>mentun<br />

können, um ein solches Vorhaben im Konsortialkreditverfahren abzuwickeln. Das ist<br />

aber derzeit nicht möglich, weil das Regionalprinzip hier Grenzen aufzeigt. Es ist<br />

auch nicht möglich, Verbundeinrichtungen der Deutschen Sparkassenorganisation zu<br />

finanzieren. In anderen Bun<strong>des</strong>ländern ist dies möglich.<br />

Auf die anderen Themen, wie zum Beispiel die Frage der Anforderungen von Basel<br />

III, Auswirkungen auf die Unternehmerschaft, die Auswirkungen auf kleine und<br />

mittlere Sparkassen oder Banken durch die Regulierung, sind bereits andere Kollegen<br />

eingegangen. Das möchte ich mir ersparen. Ich möchte zum Schluss noch fest-


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 38<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

halten, dass sich die Sparkassen ihrer Verantwortung stellen. Eine Zahl noch von der<br />

<strong>MB</strong>S, d<strong>am</strong>it würde ich schließen. Ich habe einmal zus<strong>am</strong>mengezählt, wie viele Mittel<br />

wieder in die Region zurückfließen, denn eine Ihrer Fragen war: Was wird über das<br />

Kreditgeschäft hinaus seitens der Sparkassen noch alles unternommen? Für unser<br />

Haus kann ich sagen, dass es in jedem Jahr 150 Millionen Euro sind, die wir wieder<br />

in den <strong>Wirtschaft</strong>skreislauf hineingeben, nicht durch Kredite - ich hatte eben gesagt,<br />

wie viel das ist -, sondern es sind 54 Millionen Euro Steuern, die wir zahlen, und<br />

10 Millionen Ausschüttung an unsere Träger, die wir ebenfalls in jedem Jahr zahlen.<br />

Es sind über 4 Millionen Euro Spenden und Sponsoring-Maßnahmen an über<br />

900 Vereine und Institutionen, das sind Investitionen in der Größenordnung von in<br />

der Regel 5 Millionen Euro jährlich, und es sind 80 Millionen Euro Personalaufwendungen,<br />

Zahlungen an unsere Mitarbeiter(innen). Wir haben 1 700 Mitarbeiter(innen)<br />

und über 110 Auszubildende. Wir haben unsere Ausbildungsquote angesichts der<br />

ges<strong>am</strong>ten Thematik erhöht. Früher hatten wir einmal 35 Auszubildende im Jahr, jetzt<br />

haben wir die Zahl auf 45 erhöht und in der Summe über 110 Auszubildende. Wir<br />

sehen uns hier in einer großen sozialen und gesellschaftspolitischen Verantwortung,<br />

und wir werden dieser Aufgabe auch sehr gerecht. - Vielen Dank.<br />

Vorsitzende:<br />

Ich danke Ihnen. - Nun in Vertretung <strong>für</strong> die Sparkasse Oder-Spree Herr Klein als<br />

Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Schwedt, bitte.<br />

Herr Klein (Sparkasse Schwedt):<br />

Vielen Dank. - Die Stadtsparkasse Schwedt ist unter den brandenburgischen Sparkassen<br />

sozusagen das Kontrastprogr<strong>am</strong>m zur <strong>MB</strong>S und umfasst circa 5 % der Größe<br />

der <strong>MB</strong>S. Wir ziehen trotzdem <strong>am</strong> gleichen Strang. Ich möchte auch die Aspekte, die<br />

bereits genannt wurden, nicht wiederholen, sondern nur noch einmal unterstreichen.<br />

Der erste Punkt: Die Kreditklemme gibt es ganz sicher nicht, ganz im Gegenteil: Die<br />

Vergabe von Krediten, auch an Mittelständler, ist ein ausgesprochenes Wettbewerbsgeschäft,<br />

und aus Sicht einer kleinen Sparkasse ist es auch so, dass der Bürgermeister,<br />

der Träger, die Kommunalpolitik größten Wert darauf legen, dass wir hier<br />

aktiv sind.<br />

Der zweite Punkt in diesem Zus<strong>am</strong>menhang ist, dass die Mittel - das war Ausgangspunkt<br />

einer Frage -, die die Sparkasse aus ihren Einlagen im Moment nicht im Kreditgeschäft<br />

unterbringen kann - dabei ist die Relation in Schwedt ähnlich wie bei der<br />

<strong>MB</strong>S -, zwangsläufig <strong>am</strong> Kapitalmarkt angelegt werden müssen. Wenn Staatsanleihen<br />

heute die Bun<strong>des</strong>republik, das Land Brandenburg mit weniger als 2 % rentieren,<br />

dann ist das ein freudloses Geschäft. Man kann auch sagen, es ist ein unbezahltes<br />

Risiko. Schon <strong>des</strong>wegen wird jeder Banker sehr interessiert daran sein, sein Geld im<br />

Kundenkreditgeschäft unterzubringen. Oder anders gesagt:


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 39<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

(Henschke [DIE LINKE]: So erklären sich 50 %!)<br />

- So erklären sich nicht 50 %, ich komme gleich noch zur Quintessenz. - Für eine<br />

Kreditvergabe muss aber auch eine Kreditnachfrage vorhanden sein, und dazu hilft<br />

auch ein Blick auf die Historie. Ich bin seit 1990 bei der Stadtsparkasse Schwedt und<br />

bin aus Westfalen dorthin gekommen. Die Stadtsparkasse Schwedt hatte 1990 ein<br />

gewerbliches Kreditgeschäft von 700 000 Mark der DDR. Wir sind also, wie alle anderen<br />

brandenburgischen Sparkassen, praktisch mit Null gestartet. Wenn man dann<br />

noch die Wachstumsraten vergleicht, die auch Herr Werner schon angesprochen hatte,<br />

im Verhältnis zu den Wachstumsraten in den alten Ländern, dann sieht man, dass<br />

wir im Kreditgeschäft durchaus unseren Mann stehen.<br />

Bei den Zahlen ist immer auch eines zu bedenken: Es gibt in erheblichem Maße immer<br />

noch offene Kreditzusagen. Wir haben insges<strong>am</strong>t ein Kreditvolumen von<br />

180 Millionen Euro, und es gibt im Moment nicht ausgezahlte Darlehen in Höhe von<br />

26 Millionen Euro, nicht in Anspruch genommene Kreditlinien von Gewerbetreibenden<br />

und Firmen von 15 Millionen plus 5 Millionen Linien <strong>für</strong> Garantien und Bürgschaften<br />

sowie 15 Millionen von nicht in Anspruch genommenen Dispositionskrediten von<br />

Privatkunden. Das heißt, wir sind jederzeit Stillhalter in der Option, dass Kunden<br />

Kreditmittel in Höhe von etwa 50 Millionen Euro abrufen.<br />

Zum Regionalprinzip wäre noch zu sagen: Wenn man sich Nordrhein-Westfalen anschaut<br />

- was Herr Werner getan hat -, ist die Regelung dort so, dass es heißt: Die<br />

Sparkassen haben ihr Kreditgeschäft schwerpunktmäßig in ihrem Geschäftsgebiet zu<br />

betreiben. Es steht noch etwas mehr darin, aber das ist die Essenz. Wenn man es<br />

auf den Punkt bringt und sieht zum Beispiel Westfalen als Landstrich, so ist dort die<br />

Höhe der Einlagen und der Kredite nahezu ausgewogen - was nicht der einzige<br />

Grund <strong>für</strong> das Regionalprinzip ist, aber um ein Schlaglicht darauf zu werfen, dass die<br />

Prägungen, die wir jetzt in Brandenburg haben, nicht sachgerecht sind.<br />

Vorsitzende:<br />

Danke schön. - Wir kommen zum Bun<strong>des</strong>verband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften.<br />

Wer spricht von Ihnen beiden? - Herr Dr. Stefanovic, bitte schön.<br />

Herr Dr. Stefanović (Bun<strong>des</strong>verband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften):<br />

Heute Morgen habe ich als Geschäftsführer der Bürgschaftsbank Brandenburg gesprochen,<br />

jetzt ist es der BVK, der Bun<strong>des</strong>verband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften.<br />

Dort sind die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften als eine<br />

Gruppe vertreten, und als Geschäftsführer einer davon, Berlin-Brandenburg, bin ich<br />

dort der Fachgruppenleiter im Vorstand und werde jetzt die Finanzierung lediglich<br />

von der Eigenkapitalseite beleuchten.


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 40<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

Im Bun<strong>des</strong>verband gibt es circa 200 Beteiligungsgesellschaften, die sich dort vers<strong>am</strong>meln.<br />

Das sind nahezu alle, die es in Deutschland gibt. Davon sind drei aus<br />

Brandenburg - d<strong>am</strong>it man eine Vorstellung hat. Alle zus<strong>am</strong>men investieren ungefähr<br />

in 1 000 Unternehmen pro Jahr. 2012 waren es neu knapp 6 Milliarden Euro. Zum<br />

Vergleich: In Brandenburg waren es in den letzten fünf Jahren gut 200 Millionen. Sie<br />

merken, wir müssen schon fünf Jahre nehmen, d<strong>am</strong>it die Zahl ansehnlich wird. In<br />

Brandenburg sind es zwischen 20 und 30 Millionen Euro. Die Gesellschaften, die hier<br />

ansässig sind, sind einmal die ILB mit Brandenburg Capital und den verschiedenen<br />

Fonds, zum anderen Hasso Plattner Ventures, die sich ausschließlich auf das Thema<br />

Venture Capital konzentrieren, und die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft mit<br />

dem Brandenburger Teil. Wir bringen zus<strong>am</strong>men diese circa 15 bis 30 Millionen neuen<br />

Investitionen jährlich. Alle Beteiligungsgesellschaften in Deutschland haben<br />

5 000 Unternehmen im Bestand, davon ungefähr die Hälfte bei den <strong>MB</strong>Gen, und diese<br />

Firmen beschäftigen immerhin eine Million Mitarbeiter, also so wenig auch nicht.<br />

Um Ihnen diese breite Spanne zu beschreiben: Es reicht von den Venture Capital,<br />

den jungen, technologieorientierten Unternehmen, die zugegebenermaßen die spannendsten<br />

sind, wenn es um Potenziale, aber auch um Risiken geht. Das ist der<br />

spannendste und dünnste Teil dieser Aktivitäten. Außerdem gibt es Expansionsfinanzierungen,<br />

Nachfolgeregelungen, und es gibt einen Bereich, Mezzanine, also etwas<br />

zwischen Eigenkapital und Kredit, aber Eigenkapital-gewertet, in der Regel stille Beteiligungen.<br />

Dabei sind insbesondere die mittelständischen Beteiligungsgesellschaften<br />

aktiv, aber auch Brandenburg Capital hat min<strong>des</strong>tens einen Fonds dieser Art.<br />

Um die volkswirtschaftliche bzw. die Bedeutung <strong>für</strong> die Finanzierung <strong>des</strong> Mittelstands<br />

nochmals zu beleuchten: Wir haben bereits gehört, die Kreditinstitute erwarten eine<br />

bestimmte Eigenkapitalquote. Bevor man Kredite gibt, fragt man: Was haben Sie<br />

selbst dazu beizutragen? Diese Eigenkapitalquote st<strong>am</strong>mt von den Gesellschaftern,<br />

natürlich häufig im Mittelstand inhabergeführten Betrieben, aber sie kann auch von<br />

außen besorgt werden. Das ist dann die Beteiligungsfinanzierung von Dritten. Sie ist<br />

aber das Fund<strong>am</strong>ent <strong>des</strong> Finanzierungsgebäu<strong>des</strong>. Wenn wir nicht mit Fund<strong>am</strong>enten<br />

loslegen, werden wir nicht bis zum Dach kommen, das ist mehrfach angeklungen und<br />

gefordert worden, dass sich der Staat dort engagiert, was er durchaus an den verschiedensten<br />

Stellen tut.<br />

Um Ihnen heute eine gute neue Nachricht zu verkünden: In dieser Woche werden<br />

wahrscheinlich alle mittelständischen Beteiligungsgesellschaften in Deutschland den<br />

Vertrag zur Verwaltung <strong>des</strong> Mikromezzanine-Fonds Deutschland unterschreiben. Das<br />

sind <strong>für</strong> die nächsten zwei Jahre 35 Millionen Euro bun<strong>des</strong>weit, die - jetzt kommt das<br />

Besondere - in Brandenburg wahrscheinlich - wir haben eben gehört, wir haben sehr<br />

viele kleine und Kleinstunternehmen - einen viel höheren Anteil als in anderen Bun<strong>des</strong>ländern<br />

haben, und das ist genau der Teil unserer Unternehmenslandschaft, der<br />

sehr wenig Eigenkapital hat. Trotz aller Anstiege, die es in den letzten Jahren gegeben<br />

hat, ist er immer noch niedrig. Deshalb antworten wir darauf mit einem Mikromezzanine-Fonds,<br />

das heißt, Beteiligungen ab 10 000 bis 50 000 Euro, gerade <strong>für</strong>


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 41<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

die Kleinst- und kleinen Unternehmen von 1 bis 50 Mitarbeiter. Diese Mittel, die<br />

35 Millionen, gibt es <strong>für</strong> ungefähr 30 Monate, das heißt, bis Ende 2015. Danach hoffen<br />

wir, dass die Mittel, die zur Hälfte aus dem EAP-Vermögen st<strong>am</strong>men und zur anderen<br />

Hälfte aus dem Europäischen Sozialfonds, neu aufgelegt werden mit<br />

100 Millionen Euro. Je besser wir es machen, <strong>des</strong>to größer ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass dann 100 Millionen kommen. Es ist ein „Windhundverfahren“, das heißt,<br />

die Ersten bekommen es. Also ist es durchaus denkbar, dass wir uns in Brandenburg<br />

- das wollen wir hoffen und auch, dass Sie diese gute Botschaft verbreiten - überproportional<br />

an dem Ganzen beteiligen.<br />

Wenn es darum geht, was proportional und überproportional ist: Brandenburg hat<br />

einen Bruttosozialproduktanteil an Deutschland von nur 2,2 %, jedoch einen Bevölkerungsanteil<br />

von circa 3,4 oder 3,5 %. Das bedeutet, wenn Sie sich fragen, wie kommt<br />

es, dass es mehr Einlagen als Kredite <strong>für</strong> das Gewerbe gibt, so ist dies einer der<br />

Gründe: Wir haben einfach viel mehr Menschen - auch wenn es tendenziell über die<br />

Zeit abnehmen wird -, die hier leben, auch jene, die im Ruhestand sind, als wir Gewerbebetriebe<br />

haben. Das ist ebenfalls ein Grund, auch wenn ich jetzt nicht aufgerufen<br />

bin zu erklären, warum die Sparkassen mehr Geld zur Anlage bekommen, als sie<br />

ausreichen. Aber das ist ein Grund, im ges<strong>am</strong>ten Bun<strong>des</strong>land, unabhängig vom Kreditinstitut,<br />

was wir durchaus zu beobachten bzw. zu bedenken haben.<br />

Das heißt, wenn wir von den 35 Millionen Euro mehr als 2,2 % aus diesem Mikromezzanine-Fonds<br />

bekommen, dann werden wir in der „Hitliste“ ganz vorn stehen,<br />

und ich würde mich freuen, wenn Sie uns alle darin unterstützen. -Vielen Dank. (Stellungnahme<br />

- Anlage 8)<br />

Vorsitzende:<br />

Vielen Dank auch an Sie. - Als Letzten in der Runde hören wir Herrn Dr. Hemmen<br />

vom Ostdeutschen Sparkassenverband, bitte.<br />

Herr Dr. Hemmen (Ostdeutscher Sparkassenverband):<br />

Meine D<strong>am</strong>en und Herren! Ich freue mich, dass ich den Reigen schließen darf. Um<br />

die Zus<strong>am</strong>menfassung an den Anfang zu stellen: Nach unserer Auffassung ist die<br />

Mittelstandsfinanzierung in Brandenburg in einer sehr guten Situation. Ich möchte<br />

kurz darstellen, warum wir das sehen.<br />

Zunächst ein ganz kurzer Blick in die Vergangenheit. Es ist nun schon einiges zur<br />

Finanzmarktkrise gesagt worden, aber man kann nicht oft genug betonen, dass wir<br />

<strong>des</strong>halb mit unseren Unternehmen gut durchgekommen sind, weil wir in Deutschland<br />

- anders als in den meisten anderen Ländern - einen dreigliedrigen Bankenmarkt haben,<br />

der sich im Wesentlichen in Sparkassen, Genossenschaftsbanken und private<br />

Kreditbanken gliedert.


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 42<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

Warum ist das so? Weil der Markt der Unternehmen in Deutschland anders ist als im<br />

übrigen Europa, weil wir einen sehr kleinteiligen Mittelstand haben, wobei Mittelstand<br />

sehr verschieden definiert wird, bei der Deutschen Bank sicher ganz anders als bei<br />

den Sparkassen. Aber die regional verankerten Institute mit ihrer intensiven Kundenkenntnis,<br />

weil sie eben kraft Gesetzes in ihrem Markt tätig sein müssen - Regionalprinzip,<br />

wie bereits gesagt wurde - sorgen auch da<strong>für</strong>, dass sie aufgrund ihrer Kundenkenntnis<br />

ihre Kunden nicht im Stich lassen müssen, wenn es eng wird, sondern<br />

ihnen, wie Herr Werner eindrucksvoll dargestellt hat, durch die Krise hindurchhelfen<br />

können.<br />

Die Statistiken zeigen auch, dass unsere Sparkassen in Brandenburg sehr intensiv<br />

an der Kreditvergabe beteiligt sind. Nun wurde bereits auch mehrfach auf die Frage<br />

eingegangen, warum von den Einlagen nicht 100 % als Kredite herausgegeben werden,<br />

sondern in Brandenburg nur ungefähr 50 %. Dies hat zwei Gründe: zum einen<br />

die Tatsache, dass wir in Brandenburg - wie auch in den übrigen ostdeutschen Bun<strong>des</strong>ländern<br />

- einen deutlich höheren Marktanteil bei den Einlagen haben von 49,3 %,<br />

während er im übrigen Deutschland deutlich darunter liegt. Der Einlagenbestand ist<br />

in den letzten fünf Jahren um knapp 15 % gewachsen. Wenn Sie sich dagegen einmal<br />

den Kreditbestand ansehen, so hat dieser in den letzten fünf Jahren um 38 % -<br />

also deutlich mehr als das Doppelte - zugenommen. Kredite an Unternehmen haben<br />

bei unseren Sparkassen um 40 % zugenommen. Kredite an Unternehmen ohne<br />

Selbstständige haben in den letzten fünf Jahren sogar um 91 % zugenommen. Das<br />

heißt, von Kreditklemme kann keine Rede sein, sondern es handelt sich um ein Problem<br />

der Nachfrage.<br />

Warum ist die Nachfrage geringer? Das liegt im Wesentlichen darin begründet, dass<br />

wir eine andere <strong>Wirtschaft</strong>sstruktur haben als in den westlichen Bun<strong>des</strong>ländern. Es<br />

gibt keine großen <strong>Wirtschaft</strong>szentren, in denen die entsprechenden Netze von Zulieferern<br />

und Dienstleistern verankert sind. Es liegt natürlich auch daran, dass hier eine<br />

Menge von Tochterunternehmen westdeutscher Konzerne ansässig sind, die ihre<br />

Geschäfte über die Hausbank, die dann häufig keine brandenburgische Sparkasse<br />

ist, abwickeln.<br />

Noch einige Zahlen zur Kreditentwicklung. Der Bestand ist immer ganz nett, aber<br />

was eigentlich interessiert, ist: Wie ist die Entwicklung gewesen? Welche Zuwächse<br />

hat es gegeben? Was wird an Krediten neu zugesagt? Wir haben uns einmal die letzten<br />

vier Jahre vorgenommen. Es begann 2009 mit 641 Millionen Euro - ich habe<br />

Ihnen das in der Grafik auf Seite 3 dargestellt (Anlage 9) -, und ist in diesem Jahr bis<br />

zum 30.06. auf 818 Millionen Euro Neuzusagen angestiegen, also wie gesagt: Keine<br />

Spur von Kreditklemme.<br />

Trotzdem gibt es Kreditanträge, die abgelehnt werden, das ist gar keine Frage. Die<br />

Verantwortung, auch gegenüber den Unternehmen, ist bereits betont worden. Sie ist<br />

uns auch vom europäischen Gesetzgeber ins St<strong>am</strong>mbuch geschrieben worden. Wir<br />

haben seit einiger Zeit die Verbraucherkreditrichtlinie und werden zukünftig eine wei-


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 43<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

tere Kreditrichtlinie <strong>für</strong> langfristige Kredite bekommen, und in beiden Richtlinien ist<br />

der Gedanke einer kreditnehmerfreundlichen Kreditvergabe so verankert, dass darin<br />

auch eine Verantwortung <strong>des</strong> Kreditinstituts zum Ausdruck kommt, niemandem einen<br />

Kredit zu geben, der ihn voraussichtlich nicht zurückzahlen kann. Das heißt, das ist<br />

nicht nur Eigeninteresse, sondern es ist auch Interesse eines Kreditnehmers, der<br />

dann im Einzelfall unter Umständen abgelehnt wird. Es gibt zwar keine Statistik darüber,<br />

wie und unter welchen Umständen Kreditanträge abgelehnt werden. Im Wesentlichen,<br />

sofern es sich um Gründungen handelt, kann man aber sagen, liegt es an<br />

den Unternehmenskonzepten, die dann im Zweifel nicht tragfähig sind. Auf der anderen<br />

Seite lässt sich auch sagen, dass sich die Unternehmenskonzepte in ihrer Qualität<br />

in den letzten Jahren deutlich verbessert haben.<br />

Noch ein kurzes Wort zur Eigenkapitalsituation. Es wurde bereits gesagt, die Quote<br />

in Brandenburg liegt bei 33,9 %. Das erstreckt sich bei den einzelnen Sparkassen in<br />

deren Geschäftsgebieten zwischen 30 und 44 %. Sie sehen also die relativ große<br />

Divergenz dazwischen. Wenn man sich auf der anderen Seite vor Augen hält, wie<br />

das vor fünf Jahren ausgesehen hat, so lag sie noch zwischen 22 und 39 % - also<br />

eine deutliche Verbesserung, wenn auch noch nicht ideal.<br />

Kurz zu Basel III. Nach unserer Auffassung ist Basel III kein Hindernis <strong>für</strong> die Unternehmensfinanzierung,<br />

denn es hat - auch aufgrund <strong>des</strong> Drängens der Sparkassenorganisation<br />

- eine Mittelstandskomponente gegeben, die in dieses Regelwerk eingefügt<br />

worden ist. Das heißt, Mittelstandskredite werden, wie bisher auch schon, nach<br />

Basel II mit 75 % gewichtet, und ein Kredit bis 1,5 Millionen statt wie bisher<br />

1 Million Euro gilt als Mittelstandskredit.<br />

Zur letzten Frage: Welche Rahmenbedingungen kann die Politik schaffen? Verbesserungen<br />

der Rahmenbedingungen wurden bereits genannt, insbesondere natürlich<br />

dort, wo Sparkassen in Brandenburg gehindert sind, Kredite außerhalb ihres eigenen<br />

Geschäftsgebietes zu vergeben. Das Regionalprinzip, also die Beschränkung auf<br />

das eigene Gebiet, soll der Grundsatz bleiben, daran wird überhaupt nicht gerüttelt.<br />

Das ist sozusagen Bestandteil <strong>des</strong> genetischen Co<strong>des</strong> einer Sparkasse. Aber in Einzelfällen<br />

halten wir es <strong>für</strong> sinnvoll, seitens der Politik zu ermöglichen, dass man über<br />

das eigene Geschäftsgebiet mit einer anderen Sparkasse gemeins<strong>am</strong> hinausgeht.<br />

Oder wenn die andere Sparkasse in ihrem Gebiet eine bestimmte Kreditart aus Risikogründen<br />

nicht mehr machen will, dann muss es einer Sparkasse von außerhalb<br />

gestattet werden, dies innerhalb eines beschränkten Rahmens zu tun. Dazu wäre<br />

keine Gesetzesänderung nötig, sondern dabei kommt man, weil das Regionalprinzip<br />

eine sogenannte Sollvorschrift ist, mit einer Interpretation der Norm weiter.<br />

Schließlich möchte ich ausdrücklich an das anschließen, was Herr Schneider vom<br />

Genossenschaftsverband bereits sagte: Bei aller Regulierung, die erforderlich ist,<br />

halten wir es <strong>für</strong> dringend geboten, dass nicht alle Kreditinstitute über einen K<strong>am</strong>m<br />

geschoren werden, sondern dass man dabei wirklich differenziert zwischen systemrelevanten<br />

Instituten und solchen, die es nicht sind, die das kleinteilige Geschäft vor


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 44<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

Ort machen. Also meine herzliche Bitte, auch an die Lan<strong>des</strong>politik: auf europäischer<br />

Ebene und natürlich auf Bun<strong>des</strong>ebene da<strong>für</strong> zu sorgen, dass Überregulierung vermieden<br />

wird und wir insbesondere - auch unter Geltung der zu erwartenden Hypothekarkreditrichtlinien<br />

- weiter den langfristigen Kredit so machen können, wie es in<br />

Deutschland seit Jahrzehnten üblich ist und sich bewährt hat. - Danke.<br />

Vorsitzende:<br />

Vielen Dank. - Ich schaue in die Runde. Wir haben alle Anzuhörenden gehört. Sie<br />

können nun Fragen stellen. Vielleicht hat sich inzwischen etwas ergeben. -<br />

Herr Vogel, bitte.<br />

Abgeordneter Vogel (B90/Grüne):<br />

Recht herzlichen Dank. - Wir hatten insbesondere die Situation der Sparkassen beleuchten<br />

wollen aufgrund der dargestellten Situation, dass das Einlage-Kredit-<br />

Verhältnis 100 : 50 beträgt, und es wurden einige Ausführungen dazu gemacht, die<br />

im Prinzip auf den Punkt gebracht werden können: Die brandenburgische <strong>Wirtschaft</strong><br />

hinkt hinterher. Die Brandenburger Sparkassen haben einen großen Marktanteil,<br />

<strong>des</strong>halb haben wir relativ mehr Kapital zur Verfügung, das sie nicht in dem Ausmaß,<br />

wie es in Westdeutschland der Fall wäre, an Kreditgeber ausreichen können. Ich<br />

denke, ich habe es so weit richtig verstanden, wenn nicht, korrigieren Sie mich bitte.<br />

Von einigen Anzuhörenden wurde dargelegt, dass die Eigenkapitalquote schon ein<br />

Problem darstellt, auch wenn wir relativ günstiger gestellt sind als im Westen, aber<br />

insbesondere bei kleineren Kreditnehmern ist es ein Problem. Wir haben heute Vormittag<br />

den Minister gehört, der uns geschildert hat, dass beabsichtigt sei, ein neues<br />

Progr<strong>am</strong>m aufzulegen, mit dem Nachrangdarlehen bis zu 25 000 Euro ausgereicht<br />

werden können. Er hat dies heute Vormittag so dargestellt - Sie waren dabei,<br />

Herr Dr. Stefanović -, dass es von den Banken quasi als Eigenkapitalersatz gewertet<br />

werden würde, wenn das Land Nachrangdarlehen ausreicht.<br />

Die erste Frage, die ich an Sie habe, ist, ob tatsächlich Nachrangdarlehen von Ihnen<br />

als Eigenkapitalersatz gewertet würden und inwiefern dies Relevanz erlangen kann.<br />

Die zweite Frage geht an Herrn Werner von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse.<br />

Sie hatten geschildert, dass Sie 10 Millionen Euro Ausschüttung an Träger vorgenommen<br />

und 4 Millionen Euro <strong>für</strong> Spenden und Sponsoring Verfügung gestellt haben.<br />

Die Sparkassen hatten nach 1990 erst einmal die Situation, dass sie Eigenkapital<br />

aufbauen mussten, und die Frage an den Ostdeutschen Bankenverband, vielleicht<br />

auch an die Sparkasse Schwedt lautet: Inwieweit ist dieser Prozess jetzt so abgeschlossen,<br />

dass Mittel ausgeschüttet werden können und nicht weiter thesauriert<br />

bzw. zur Erhöhung <strong>des</strong> Eigenkapitals genutzt werden müssen?<br />

Dritte Frage: Regionalprinzip. Ich habe zur Kenntnis genommen, dass die Mittelbran-


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Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

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denburgische Sparkasse seit dem 1. Juli 2009 die Weberbank als Tochtergesellschaft<br />

hat. Dies könnte man nun so werten, dass sich die Mittelbrandenburgische<br />

Sparkasse praktisch selbst einer Privatbank im Eigentum bedient, um das Regionalprinzip<br />

zu umgehen, und dadurch die Möglichkeit hat, mit ihrer eigenen Tochtergesellschaft<br />

Kredite zu bedienen, die sie als Sparkasse nicht hat. Von daher die Frage,<br />

inwieweit dies durch das Sparkassengesetz abgedeckt ist oder inwieweit hier vielleicht<br />

auch nur übergangsweise eingesprungen wurde, um der WestLB aus einer<br />

Notlage zu helfen, und das Ganze über kurz oder lang wieder beendet wird. Denn<br />

wenn dies möglich wäre, wäre es ein ideales Geschäftsmodell <strong>für</strong> alle Sparkassen,<br />

sich eine Privatbank zuzulegen und auf diese Weise das Problem mit dem Regionalprinzip<br />

überhaupt nicht mehr zu haben. - Recht herzlichen Dank.<br />

Vorsitzende:<br />

Ich gebe die Frage gleich weiter.<br />

Herr Klein (Sparkasse Schwedt):<br />

Die letzte Frage kann ich so nicht beantworten, nur so viel: Das Regionalprinzip lässt<br />

es zu, außerhalb <strong>des</strong> Kundenkreditgeschäftes auch Anlagen an die Kapitalmärkte zu<br />

geben, zum Beispiel Refinanzierungsmittel, die die Deutsche Bank oder die Commerzbank<br />

oder wer auch immer <strong>am</strong> Kapitalmarkt nachfragt, entsprechend zu erwerben,<br />

oder auch Aktien.<br />

Ich würde gern einen Aspekt zur Vollständigkeit nochmals in Erinnerung rufen, was<br />

das unterschiedliche Verhältnis zwischen Krediten und Einlagen betrifft. Das ist einfach<br />

die Geschichte. Es ist wirklich so: Wir sind hier bei null gestartet, und es ist ganz<br />

natürlich, dass sich im Kreditgeschäft die Dinge langs<strong>am</strong>er bewegen und man heute<br />

noch nicht das Niveau von Nordrhein-Westfalen erreicht hat. Beim Nachrang kommt<br />

es natürlich auf die rechtliche Ausgestaltung an, aber es ist so: Grundsätzlich wird<br />

das als Eigenkapitalverfahren im Ratingverfahren usw. berücksichtigt. Allerdings<br />

spielt immer auch eine große Rolle - das ist regulatorisch vorgegeben und auch im<br />

Sinne <strong>des</strong> Verbraucherschutzes erforderlich -, dass man immer schaut: Kann der<br />

Kreditnehmer <strong>am</strong> Ende dieses Nachrangdarlehen zurückzahlen? Insofern ist es kein<br />

Blankoscheck, der Eigenkapital im engeren Sinne, eigenes Geld, das ich nicht zurückzahlen<br />

muss, zu 100 % ersetzt.<br />

Was die Ausschüttung betrifft, haben wir uns bisher immer mit unserem Träger - wie<br />

die meisten brandenburgischen Sparkassen auch - verständigt, nicht auszuschütten<br />

und unser Eigenkapital weiter anwachsen zu lassen. Dazu muss man sagen: Die<br />

Kreditwirtschaft hat, wenn man es mit einem ganz normalen <strong>Wirtschaft</strong>sunternehmen<br />

vergleicht, eigentlich generell eine niedrigere Eigenkapitalausstattung. Ein <strong>Wirtschaft</strong>sbetrieb<br />

hat eine Kapitalausstattung von 15, 20 oder mehr Prozent, wie wir hier<br />

gehört haben. Banken haben immerhin, wenn man den Eigenkapitalbegriff der sonstigen<br />

<strong>Wirtschaft</strong> gleichsetzt, ein Eigenkapital von 10 % und weniger. Deshalb bin ich


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Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

der Meinung, gerade eine Sparkasse, die in einer relativ exponierten Gegend liegt<br />

wie wir, muss ihr Eigenkapital weiter ausbauen. Ganz besonders wichtig ist dabei,<br />

dass wir die Auswirkungen von Basel III noch nicht alle kennen und wie sie sich auf<br />

das Eigenkapital auswirken. Möglich ist auch, dass kleine Sparkassen oder kleine<br />

Volksbanken den einen oder anderen regulatorischen Kniff nicht schaffen können mit<br />

den entsprechenden Ressourcen und dann mit Eigenkapitalaufschlägen bestraft<br />

werden. Das heißt, wir sind, gerade mit Blick auf Basel III, bisher nicht so weit, dass<br />

wir ausschütten wollen. Darüber sind wir uns auch mit unserem Träger einig.<br />

Herr Werner (Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsd<strong>am</strong>):<br />

Ich fahre mal fort, weil die Weberbank doch ein spezielles Thema ist, das eigentlich<br />

nur ich beantworten kann, jedenfalls von der Eigentümerseite her. Aber noch vorab<br />

zum Thema der Ausschüttung: Basel III fordert geradezu eine bessere Eigenkapitalausstattung<br />

der Banken und Sparkassen. Das war ja mit Sinn von Basel III, neben<br />

anderen Punkten. Insofern ist es wichtig und richtig, die Ertragslage von Banken und<br />

Sparkassen zu nutzen und sich dieses Eigenkapitalpolster anzulegen. Eine Sparkasse,<br />

die ein gutes Eigenkapital hat - ich nenne Ihnen ein anderes Beispiel -, eine<br />

Commerzbank, ist eben auch in der Lage, Kreditgeschäfte zu tätigen. Sie können<br />

aber nur dann aktives Kreditgeschäft tätigen und d<strong>am</strong>it Risikofinanzierungen darstellen,<br />

wenn sie über ein ausreichen<strong>des</strong> Eigenkapital verfügen. Insofern ist das ein<br />

Kreisverkehr, und <strong>des</strong>halb machen wir 10 Millionen, und wenn ich sage, wir haben im<br />

letzten Jahr 54 Millionen Euro Steuern gezahlt, dann haben unser Träger, der Verwaltungsrat<br />

und der Vorstand gemeint, dass bei 54 Millionen Euro Steuern auch<br />

10 Millionen Ausschüttung etwas ist, was diese Sparkasse darstellen kann. Deshalb<br />

haben wir das vorgenommen und haben dennoch sowohl ausreichend <strong>für</strong> unsere<br />

Reserven getan als auch unser Eigenkapital weiter aufgestockt.<br />

Nachrangdarlehen sind eigenkapitalähnliche Mittel und zählen <strong>des</strong>halb dazu, sofern<br />

sie <strong>am</strong> Verlust teilhaben. Das heißt, wenn das Unternehmen einen Verlust macht,<br />

muss auch das Nachrangkapital in geeigneter Weise mit da<strong>für</strong> einstehen, dann kann<br />

das auch eine Bank als entsprechen<strong>des</strong> Kapitalpolster, als Eigenkapital einrechnen.<br />

Weberbank: Sie ist <strong>für</strong> die Sparkasse nicht das Thema einer Kreditgeschäftsauslagerung,<br />

sondern hier geht es vor allem um den Punkt, dass wir gesagt haben,<br />

wir haben in unserem Geschäftsgebiet Kunden - oder leider Nicht-Kunden -, die aber<br />

durchaus vermögend sind und der Sparkasse nicht die Kompetenz beimessen, größere<br />

Vermögenspositionen verantwortlich zu managen. Das ist zwar ein Fehler an<br />

sich, denn die Sparkassen können das, und eine große Sparkasse kann es erst<br />

recht, aber das haben wir festgestellt. Dann k<strong>am</strong> der Punkt, dass die Weberbank<br />

verkauft werden musste - regulatorisch, aus Brüssel von der EU-Kommission - durch<br />

die WestLB. Da waren auch etliche Kunden der Sparkassen - aus Nordrhein-<br />

Westfalen, aber auch aus Berlin usw. – drin, und wir haben gesagt: Wenn diese Bank<br />

nicht im Sparkassensektor verbleibt, dann kann es sein, dass eine private Bank an<br />

Sparkassenkunden herankommt und uns über diesen Weg in unser Geschäftsfeld


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hineinpfuscht. Das darf nicht sein. Wir haben dann ein Konzept erstellt, das heißt,<br />

mein Vorgänger, der das strategisch gut aufgestellt hat, und ich unterstütze es in allen<br />

Punkten uneingeschränkt. Er hat es dann mit dem Verwaltungsrat, auch mit einer<br />

Ausnahmegenehmigung <strong>des</strong> Ministers, hinbekommen, dass die Weberbank nicht<br />

irgendwo gelandet ist, sondern weiter im Sparkassenverbund geblieben und letztlich<br />

unsere Tochter ist.<br />

Was tut die Weberbank? Sie beschäftigt sich vornehmlich mit der Betreuung von<br />

vermögenden Kunden, und natürlich werden auch kleinere Finanzierungen getätigt,<br />

beispielsweise in Berlin, wenn die Weberbank-Kunden dort ein Geschäftshaus kaufen,<br />

ein Einf<strong>am</strong>ilienhaus bauen oder kaufen, Eigentumswohnungen machen usw.<br />

Solche Kreditgeschäfte werden dort getätigt. Was die Weberbank nicht macht, sind<br />

Gewerbefinanzierungen, oder dass wir als Sparkasse sagen: Macht die Finanzierung.<br />

Das macht sie ebenfalls nicht.<br />

Sie hat einen eigenständigen Vorstand, der auch eigenständig entscheidet und bei<br />

dem in der Ausnahmegenehmigung verankert ist, dass dieses Instrument Weberbank<br />

nicht benutzt werden darf, um das Regionalprinzip zu umgehen. Das wird auch beobachtet<br />

und kontrolliert. Insofern, muss ich sagen, ist die Weberbank in der Tat eine<br />

Ausnahmeerscheinung in der Deutschen Sparkassenorganisation, weil die <strong>MB</strong>S die<br />

einzige Sparkasse in Deutschland ist, die einen eigenen Vermögensverwalter hat.<br />

Aber dieser Vermögensverwalter findet inzwischen auch bei anderen Sparkassen in<br />

Deutschland Gefallen, die versuchen, Kooperationsmodelle zu finden nach dem Motto:<br />

Wie können wir vermögende Kunden in die Vermögensverwaltung der Weberbank<br />

hineinbringen? Ich denke, das ist etwas ganz Tolles, und Brandenburg darf stolz darauf<br />

sein, dass es hier eine Sparkasse gibt, der es gelungen ist, ein solches Modell<br />

als Vorbildmodell <strong>für</strong> die Deutsche Sparkassenorganisation zu installieren.<br />

Vorsitzende:<br />

Vielen Dank.<br />

Herr Dr. Hemmen (Ostdeutscher Sparkassenverband):<br />

Gestatten Sie noch ein kurzes Wort zum Thema Ausschüttung?<br />

Vorsitzende:<br />

Ja, bitte schön.<br />

Herr Dr. Hemmen (Ostdeutscher Sparkassenverband):<br />

Es hilft wahrscheinlich, wenn man sich den Unternehmenszweck einer Sparkasse im<br />

Sparkassengesetz ansieht. Dort steht in § 2:


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 48<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

"Sparkassen haben die Aufgabe, in ihrem Geschäftsgebiet die Versorgung mit<br />

Geld- und kreditwirtschaftlichen Leistungen sicherzustellen. Sie stärken den<br />

Wettbewerb im Kreditgewerbe und erbringen ihre Leistungen <strong>für</strong> Bevölkerung,<br />

<strong>Wirtschaft</strong>, insbesondere im Mittelstand, und die öffentliche Hand unter Berücksichtigung<br />

der Markterfordernisse.“<br />

Das heißt also, was ich deutlich machen wollte: Da steht nichts von Ausschüttung. Es<br />

ist nicht Geschäftszweck einer Sparkasse, möglichst hohe Ausschüttungen <strong>für</strong> ihren<br />

Träger zu erzeugen. Der Träger soll sich nicht in erster Linie spekulativ betätigen,<br />

sondern er soll mit seiner Sparkasse Strukturpolitik betreiben. Das sehen die kommunalen<br />

Träger in aller Regel genauso. Deswegen halten es die Träger in der Regel<br />

<strong>für</strong> viel wichtiger, eine Sparkasse zu haben, die so solide mit Eigenkapital ausgestattet<br />

ist, dass sie im Sturm nicht umkippt, sondern stehenbleibt.<br />

Vorsitzende:<br />

Danke schön. - Ich schaue in die Runde. - Herr Pohl, bitte.<br />

Abgeordneter Pohl (SPD):<br />

Nur eine kurze Nachfrage an Herrn Stefanović: Es gibt neben den vielen Regelungen<br />

auch die Beihilferegelung der sogenannten De-minimis-Regel. Dort gibt es jetzt Veränderungen<br />

im Rahmen einer EU-Reform. Das könnte bedeuten, dass ein ganzer<br />

Teil von KMUs nicht mehr davon betroffen ist. Ist das so bzw. wie werten Sie die anstehende<br />

Reform?<br />

Herr Dr. Stepanović (Bun<strong>des</strong>verband Deutscher Kapitalbeteiligunggesellschaften):<br />

Vielen Dank <strong>für</strong> diese Frage. - Die De-minimis-Verordnung ist jene <strong>für</strong> kleine Beihilfen.<br />

Je<strong>des</strong> KMU hat ein Budget von 200 000 Euro an kleinen Beihilfen im Rahmen<br />

von drei Jahren. Dieses ist bisher von den Bürgschaftsbanken, aber auch von den<br />

<strong>MB</strong>Gen, den Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften, sehr ordentlich genutzt<br />

worden, denn das, was es von Land und Bund als Rückbürgschaften gibt, muss nach<br />

einem bestimmten Verfahren bewertet werden, und geht dann in die De-minimis-<br />

Regel ein.<br />

Nun gibt es eine Novellierungsabsicht seitens der EU-Kommission. Diese versucht<br />

gerade an diesem untersten Ende der <strong>Wirtschaft</strong>, nämlich bei den Klein- und mittleren<br />

Unternehmen, bestimmte Neuerungen einzuführen, die die Möglichkeiten äußerst<br />

stark begrenzen würden, wenn sie denn eintreffen würden. Das meint einmal die<br />

Laufzeiten. Es gibt den Vorschlag, die Laufzeiten zum Beispiel auf fünf Jahre zu beschränken.<br />

D<strong>am</strong>it können Sie sich vorstellen, dass Finanzierungen von Investitionen,<br />

die in der Regel immer länger als fünf Jahre dauern - bei Betriebsimmobilien erst<br />

recht -, bei 20 Jahren und höher liegen, unmöglich würden. Außerdem gibt es eine


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 49<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

Regel - die natürlich bleiben soll -, dass Unternehmen in Schwierigkeiten nicht gefördert<br />

werden sollen. Das bleibt so.<br />

Aber jetzt hatte die Kommission plötzlich die Idee, es an bestimmte Kennzahlen zu<br />

koppeln, unabhängig davon, ob ein Kleinstunternehmen eine Bilanz hat, die man in<br />

Kennzahlen umwandeln kann, und ob zum Beispiel 50 % aller ohnehin nicht gefährdeten<br />

Betriebe in Brandenburg diese Kennzahlen erfüllen könnten. Mit anderen Worten:<br />

Sie würden durchfallen oder in irgendeiner Weise zu den Unternehmen mit<br />

Schwierigkeiten zählen. Diese Dinge sind momentan in der Verhandlung. Es gibt Anhörungen<br />

und Stellungnahmen. Bisher sind alle deutschen Stellungnahmen gegen<br />

diese Absichten gelaufen. Wir haben uns auch um den Landtag sowie um das Ministerium<br />

<strong>für</strong> Finanzen und das Ministerium <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> bemüht, und man hat uns<br />

glücklicherweise in den Bemühungen unterstützt und es dann an den Bund weitergegeben.<br />

Im Augenblick ist auch ein gemeins<strong>am</strong>es Schreiben <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>wirtschaftsministers<br />

- das ist bemerkenswert - und <strong>des</strong> französischen <strong>Wirtschaft</strong>sministers<br />

an die Kommission unterwegs, in dem es heißt, man sollte es überdenken in Bezug<br />

auf Laufzeiten und die sehr formalen Regeln, die man vorhat. Es soll ja nicht<br />

heißen, man soll Unternehmen in Schwierigkeiten begleiten, sondern sie sollen nicht<br />

so starr gemacht werden, dass <strong>am</strong> Ende 50 % nicht mehr mitkommen, auch wenn<br />

sie überhaupt nicht in Schwierigkeiten sind.<br />

Also vielen Dank <strong>für</strong> die Frage, da es schon wichtig ist, dies kundzutun, denn es betrifft<br />

nicht die ges<strong>am</strong>te <strong>Wirtschaft</strong>, sondern ausschließlich einen kleinen Teil davon,<br />

was aber in Brandenburg ungefähr 99 % aller Betriebe sind.<br />

Vorsitzende:<br />

Vielen Dank. - Eine Ergänzung? Herr Stenger.<br />

Herr Stenger (Investitionsbank <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg):<br />

Ja, eine kleine Ergänzung. Dahinter steht eine grundsätzliche Erneuerung <strong>des</strong> ges<strong>am</strong>ten<br />

Beihilferegimes der Europäischen Kommission. Dort stehen zurzeit sämtliche<br />

Beihilferegelungen auf dem Prüfstand. Mitte letzten Jahres bzw. zu Beginn dieses<br />

Jahres sind auch die Leitlinien <strong>für</strong> Regionalbeihilfen neu gefasst und verabschiedet<br />

worden mit entsprechenden Auswirkungen, auch auf Fördersätze und <strong>für</strong> die Finanzierung<br />

kleinerer und mittlerer Unternehmen.<br />

Die Min<strong>des</strong>tregelung ist angesprochen worden. Sämtliche Infrastrukturtatbestände<br />

werden zurzeit überprüft. Wahrscheinlich geht es mit Risikokapitalleitlinien und Ähnlichem<br />

weiter. Ich denke, dabei muss man in den Konsultationsverfahren auch seitens<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg immer wieder die entsprechenden Wege sicherstellen, d<strong>am</strong>it<br />

sich die Bedingungen nach Möglichkeit nicht verschlechtern, aber d<strong>am</strong>it auch die<br />

Ausführungsbedingungen und die Dinge, die man hinterher nachweisen und belegen<br />

muss, nicht immer komplizierter werden. Es betrifft nicht nur De minimis, sondern es


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 50<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

geht in anderen beihilferechtlichen Regelungen weiter.<br />

Vorsitzende:<br />

Danke schön. - Noch als Ergänzung?<br />

Herr Wagner-Wieduwilt (Ostdeutscher Bankenverband e. V.):<br />

Ja, nur eine kurze Anmerkung zu der De-minimis-Frage. Die deutsche Kreditwirtschaft,<br />

Herr Dr. Hemmen, hat ja erst vorgestern eine zweite gemeins<strong>am</strong>e Stellungnahme<br />

abgegeben, also private Banken und Sparkassen sowie Genossenschaftsbanken<br />

unterstützen die Anliegen <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> der Bürgschaftsbanken. Es ist sicherlich<br />

wichtig, in Europa das Verständnis da<strong>für</strong> zu schärfen, welche Unterstützung<br />

Bürgschaftsbanken und <strong>MB</strong>Gen in Deutschland dem Mittelstand gewähren. Es ist<br />

sicher auch ein Instrument, das in anderen europäischen Ländern nicht in dieser<br />

Weise bekannt ist und angewandt wird. Deshalb wird mit Argusaugen darauf geschaut<br />

und wir sehen sehr kritisch, dass dieser Begriff Unternehmen in Schwierigkeiten<br />

quasi wie ein Gummiband gedehnt werden könnte und sich dadurch Probleme<br />

einstellen, die wir insbesondere in der Struktur <strong>des</strong> ostdeutschen Mittelstan<strong>des</strong> nicht<br />

gebrauchen können. - Vielen Dank.<br />

Vorsitzende:<br />

Ich danke ebenfalls. - Herr Homeyer hatte sich zu Wort gemeldet.<br />

Abgeordneter Homeyer (CDU):<br />

Vielen Dank <strong>für</strong> Ihre Ausführungen, meine D<strong>am</strong>e und meine Herren. - Das Thema<br />

heute lautete: Stand der Mittelstandsfinanzierung in Brandenburg? Als Abgeordneter<br />

interessiert mich natürlich, wie Sie das als diejenigen beurteilen, die jeden Tag mit<br />

unserem Mittelstand zu tun haben. Wir haben in Brandenburg nur sehr wenige Unternehmen<br />

- insges<strong>am</strong>t, glaube ich, etwas über 260 von 100 000 -, die mehr als<br />

250 Menschen beschäftigen. Dieser Anteil ist verschwindend klein. Im industriellen<br />

Mittelstand in Brandenburg sind 80 000 Menschen beschäftigt, und das war es dann.<br />

Wir haben in der Krise gelernt, dass das nicht vorteilhaft war. Aber nun sind wir durch<br />

die Krise hindurch und wissen, dass wir unseren brandenburgischen Mittelstand bei<br />

den Themen Innovation und Exportfähigkeit unterstützen müssen sowie durch unsere<br />

Forschungslandschaft, schneller an Ergebnisse heranzukommen. Wir müssen also<br />

die Nähe zu unseren Forschungseinrichtungen verbessern. Wir haben <strong>am</strong> Beispiel<br />

der Solarindustrie auch gelernt, dass „verlängerte Werkbank“ in Brandenburg<br />

nicht der richtige Weg ist, und wir mussten schmerzhaft lernen, dass ohne Forschung<br />

und Entwicklung <strong>am</strong> Standort nicht in Zukunft in Brandenburg zu gewinnen ist.<br />

Sie haben jeden Tag mit diesen Unternehmen zu tun und haben uns gesagt, dass es<br />

überhaupt keinen Engpass gebe und in Wirklichkeit alles, was die Finanzierung der<br />

mittelständischen <strong>Wirtschaft</strong> in Brandenburg betrifft, recht gut aussehe. Was mich als


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 51<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

Abgeordneter interessiert, der auch im Land unterwegs ist und mit den Unternehmer(innen)<br />

spricht, ist, wie Sie bewerten, wenn Unternehmer ihre Kreditanträge stellen<br />

und mit ihren Businessplänen bei Ihnen sind und Sie sich mit ihnen unterhalten.<br />

Ihre Hauptkompetenz und Ihr Geschäft ist es, zu beurteilen, was man Ihnen vorlegt<br />

und wie Sie es bewerten, also ob dieses Geschäftsmodell nach Ihrer Auffassung eine<br />

Perspektive <strong>für</strong> die Zukunft <strong>des</strong> Unternehmens hat. Danach bewerten Sie auch Ihr<br />

Ranking und raten das und kommen zu einem Ergebnis.<br />

Dazu würde mich interessieren, wie die Themen, die ich gerade aufgerufen habe, bei<br />

Ihnen in der Realität ankommen. Unternehmen <strong>des</strong> industriellen Mittelstan<strong>des</strong> können<br />

durchaus unter 100 Menschen beschäftigen. Ich kenne Unternehmen in Brandenburg,<br />

die hoch innovativ sind und nur 80 Mitarbeiter beschäftigen. Sie exportieren,<br />

sind zwar nicht Weltmarktführer, aber sie sind mit dabei. Es gibt andere, die<br />

mehr Beschäftigte haben, jedoch nicht <strong>am</strong> Weltmarkt tätig sind. Es ist also alles sehr<br />

vielfältig. Was mich interessiert, meine Herren, ist, wie die Qualität <strong>des</strong>sen ist, was<br />

Ihnen da vorgelegt wird, ob Sie in den letzten Jahren erkennen konnten, dass sich<br />

das, was die Lan<strong>des</strong>politik an Förderprogr<strong>am</strong>men an Möglichkeiten anbietet, im Export<br />

besser zu werden, in der Qualität sowie der Bewertung <strong>des</strong>sen, was Ihnen vorgelegt<br />

wird, niederschlägt, wenn Sie zu einem Ergebnis kommen.<br />

Vorsitzende:<br />

Bitte schön, Herr Werner.<br />

Herr Werner (Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsd<strong>am</strong>):<br />

Wenn man vorher 10 Jahre Vorstandsvorsitzender in Baden-Württemberg war und<br />

dann als Vorstandsvorsitzender nach Brandenburg kommt, dann erlebt man in der<br />

Tat eine völlige Veränderung, also, man hat eine ganz andere Situation anzutreffen,<br />

und das kleinteilige Geschäft, die kleinen Unternehmen, das sind eigentlich die Unternehmen,<br />

die hier in allererster Linie mit uns die Geschäfte machen. Deshalb muss<br />

sich eine Bank bzw. eine Sparkasse in ihrer Geschäftsausrichtung etwas anders aufstellen<br />

als vielleicht in den alten Bun<strong>des</strong>ländern. Was wir brauchen, ist eine hohe<br />

Kompetenz bei den Beraterinnen und Beratern.<br />

Aber wir können nicht alles nur in irgendwelchen Zentren abarbeiten und nicht auf<br />

jede Filiale gehen - d<strong>am</strong>it Sie das nicht missverstehen -, sondern wir müssen schon<br />

in die Fläche hineingehen und dort mit entsprechendem Know-how präsent sein,<br />

d<strong>am</strong>it nicht der Fehler gemacht wird, hinter alles, was vorgelegt wird, einen Haken zu<br />

setzen nach dem Motto „es wird schon alles gutgehen“, andererseits aber ein Anforderungsprofil<br />

definiert wird, das mehr von Großunternehmen erfüllt werden kann,<br />

sondern die Wahrheit liegt in der Mitte, sodass die entsprechenden Businesspläne,<br />

wie Sie es formuliert hatten - Planrechnungen, Vorstellungen, wie man sein Geschäft<br />

angehen und seine Schwerpunkte setzen will usw. -, von den Mitarbeitern begriffen,<br />

gewürdigt und bewertet werden können. Dies tun wir in unserem Hause ganz konkret


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 52<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

dadurch, dass wir sehr intensive Schulungsmaßnahmen durchführen, bei denen unsere<br />

Kreditsachbearbeiter und Firmen- bzw. Gewerbekundenbetreuer entsprechend<br />

geschult werden. Das ist das eine Thema. Ich sehe schon, dass die Qualität <strong>des</strong> Geschäftes,<br />

also der Unterlagen, die uns eingereicht werden, inzwischen auch eine andere<br />

geworden ist. Es ist inzwischen „State of the Art“, um es etwas „neudeutsch“ zu<br />

formulieren, dass man einen BWA, eine Bilanz und weitere Planrechnungen dabei<br />

hat. Das wissen die Unternehmer.<br />

Was an dieser Stelle wichtig ist, ist aber auch, dass man ziemlich schnell zu Entscheidungen<br />

kommt, also die Frage: Wie sind die Entscheidungsprozesse gestaltet?<br />

Bei einem großen Kredit ist klar, dass dort bestimmte Hürden zu nehmen und bestimmte<br />

Circa-Beträge zu erreichen sind und dies dann besprochen und genehmigt<br />

werden muss. Bei bestimmten Kreditvolumina in unserem Hause haben wir gesagt,<br />

wir machen Unternehmersofortkredite oder Handwerkersofortkredite, bei denen man<br />

im Grunde sogar in der Zus<strong>am</strong>menarbeit mit den Netzwerken - sprich: mit der Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />

oder anderen Einrichtungen - nur einen prüfen lässt, und der sagt:<br />

Stempel drauf, das ist qualitätsgesichert, und wir gehen dann in das Risiko und sagen:<br />

Okay, wir schauen zwar noch mal drüber, das müssen wir formal auch tun, aber<br />

sehr kurz, und sagen: Das Gütesiegel ist drauf, wir zahlen diesen Betrag aus. Wir<br />

gehen d<strong>am</strong>it natürlich auch ein Stück weit in das Risiko. Diese Dinge sind bislang in<br />

aller Regel sehr gut gelungen. Das heißt, was <strong>für</strong> eine finanzielle Begleitung von<br />

Klein- oder Kleinstunternehmen wichtig ist, ist, dass man sehr schnelle Prozesse hat<br />

und die Entscheidungen möglichst weit nach unten delegiert, d<strong>am</strong>it diese Prozesskette<br />

erfüllt werden kann, ohne dass man zu sehr in die Leichtfertigkeit gerät. Das<br />

darf nicht passieren. Wie gesagt, Stichworte aus meiner Sicht: Unternehmersofortkredit<br />

und Handwerkersofortkredit.<br />

Vorsitzende:<br />

Herr Wallis, bitte.<br />

Herr Wallis (Vorstandsmitglied Volks- und Raiffeisenbanken Brandenburg):<br />

Guten Tag! Mein N<strong>am</strong>e ist Frank Robby Wallis. Ich bin nicht, wie es irrtümlich auf<br />

dem Schild steht, beim Genossenschaftsverband angestellt, Herr Schneider, sondern<br />

Vorstandsmitglied der Brandenburger Volks- und Raiffeisenbank mit Sitz in der Stadt<br />

Brandenburg und vertrete heute als Sprecher der Bankenarbeitsgemeinschaft die elf<br />

Brandenburger Volks- und Raiffeisenbanken.<br />

Ich bin seit April 1992 in der Stadt Brandenburg tätig und habe insofern einen Erfahrungsschatz,<br />

wie sich Konzepte und Investitionsunterlagen - das traue ich mir zumin<strong>des</strong>t<br />

zu - in den inzwischen 21 Jahren verändert haben. Ich teile die Meinung von<br />

Herrn Werner, dass sich die Qualität der Unterlagen, die wir Banken in diesen 20<br />

bzw. 21 Jahren bekommen haben, deutlich verbessert hat. Wir müssen auf der anderen<br />

Seite aber auch feststellen, dass diese Welle der Existenzgründungen, die wir in


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 53<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

den Neunzigerjahren hatten, wovon auch die Kreditinstitute stark geprägt waren,<br />

nach unserer Einschätzung in unserem Geschäftsgebiet - ich spreche von der kreisfreien<br />

Stadt Brandenburg an der Havel und Teilen <strong>des</strong> Landkreises Potsd<strong>am</strong>-Mittelmark<br />

bzw. auch <strong>des</strong> Landkreises Havelland - doch sehr abgeebbt ist.<br />

Was wir heute als eine der wesentlichen Herausforderungen sehen, ist das Thema<br />

Unternehmensnachfolge. Nach über 20 Jahren stehen Unternehmensnachfolgen in<br />

den einzelnen Branchen, in den einzelnen Unternehmensbetrieben an. Ich möchte<br />

Sie an dieser Stelle nicht mit einer unserer doch wichtigen Branchen, der Landwirtschaft,<br />

langweilen, weil dies nicht unbedingt mit dem gewerblichen Mittelstand zu tun<br />

hat. Aber das ist ein separates Thema, das vielleicht auch noch einmal eine besondere<br />

unternehmerische Herausforderung ist.<br />

Zum Thema Unternehmensnachfolge möchte ich jetzt nicht viel referieren, aber wir<br />

stellen fest, dass wir in einer Region leben, wie vorhin bereits geschildert wurde, in<br />

der das Thema demografischer Wandel, das ich ebenfalls nicht erklären brauche,<br />

eine wichtige Rolle spielt. Dies sind die Herausforderungen in unserem Geschäftsgebiet,<br />

mit denen wir tagtäglich zu tun haben, in dem wir entsprechend beraten müssen<br />

und im Wettbewerb zu anderen Standorten stehen und bei dem es um das Thema<br />

qualifizierte Mitarbeiter, auch in den nächsten Jahren, geht, um Ausbildungsplätze,<br />

Angestellte, aber auch um Unternehmer, die sich in der Lage sehen, Betriebe, die zur<br />

Unternehmensnachfolge bereit sind, zu übernehmen. So etwas tun wir gern, aber<br />

dazu bedarf es geeigneter Unternehmer, die in unserem Geschäftsgebiet die Herausforderung<br />

annehmen und sagen: In dem Wettbewerb, in dem sich die Region befindet,<br />

in der wir unser Geschäftsgebiet sehen, müssen wir uns durchsetzen können.<br />

Der Unternehmer muss sehen, dass er auch in Zukunft qualifizierte Mitarbeiter bekommt.<br />

Dabei geht es um das Thema Lebensqualität, Infrastruktur und selbstverständlich<br />

<strong>am</strong> Ende auch um gewisse Förderrahmenbedingungen, denn dort stellen<br />

wir in unserer Region ganz klar im Wettbewerb mit anderen Regionen um den Berliner<br />

Speckgürtel herum.<br />

Sie haben danach gefragt, wie es in unserer tagtäglichen Arbeit aussieht. In diesem<br />

Wettbewerb bewegen wir uns <strong>am</strong> Ende. Wir versuchen, die Unternehmen zu unterstützen,<br />

so gut wir können. Unsere Mitarbeiter sind ausreichend qualifiziert, um zu<br />

beraten. Wir haben Kenntnisse in der Region. Darin unterscheiden wir uns,<br />

Herr Werner und Herr Klein, sicherlich nicht von den Sparkassen. Es ist ein ähnliches<br />

Regionalprinzip, das wir dort pflegen. Aber es sind die Herausforderungen, die zumin<strong>des</strong>t<br />

ich <strong>für</strong> unser Geschäftsfeld in den nächsten Jahren sehe. Ich lege den Fokus<br />

nicht unbedingt auf die Existenzgründer, sondern mehr auf den Fortbestand der bestehenden<br />

Betriebe und der Sicherung der Facharbeiter und Arbeitskräfte. Das wird<br />

sicherlich eine unserer Herausforderungen sein, und an diesem Problem haben wir<br />

zu arbeiten. Dass unsere Kommune, unser Geschäftsgebiet weiter attraktiv bleibt,<br />

können wir als Bank natürlich nur bedingt beeinflussen, aber es ist eine wesentliche<br />

Voraussetzung da<strong>für</strong>, dass wir weiterhin ein erfolgreiches Bankgeschäft betreiben<br />

können und auch die <strong>Wirtschaft</strong> in unserer Region unterstützen können. - Danke.


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 54<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

Vorsitzende:<br />

Vielen Dank. - Herr Wagner-Wieduwilt, bitte.<br />

Herr Wagner-Wieduwilt (Ostdeutscher Bankenverband e. V.):<br />

Ich möchte mich ausdrücklich dem vorher Gesagten anschließen, insbesondere unter<br />

dem Aspekt, den Schwerpunkt <strong>für</strong> die nächsten Jahre auf die Sicherung <strong>des</strong> heutigen<br />

Unternehmensbestan<strong>des</strong> zulegen. Dennoch möchte ich kurz eines zu Ihrer<br />

Frage ergänzen, zugegebenermaßen etwas holzschnittartig, <strong>des</strong>wegen sei vorausgeschickt:<br />

Bei jeder Verschlankung bestätigen Ausnahmen die Regel. Aber ich würde<br />

grob von den Erfahrungen unserer Häuser abgrenzen: Je kleiner ein Mittelständler<br />

wird, <strong>des</strong>to größer werden die Probleme - wie folgt abgegrenzt: Wenn ein Mittelständler<br />

kaufmännisches Personal hat - egal, wie viele Beschäftigte er hat -, läuft es<br />

in aller Regel relativ gut. Dabei ist in den letzten Jahren wirklich viel passiert. Die Vorlagen<br />

sind besser geworden, die dauerhaften Gespräche usw.<br />

Aber je kleiner ein Mittelständler ist und wenn er kein kaufmännisches Personal hat -<br />

ich wähle einmal das Bild: „Hier kocht der Chef selbst“ -, haben wir in diesem Augenblick<br />

tendenziell größere Probleme, weil das Thema Finanzierung, wie ich es vorhin<br />

in meinem Eingangsstatement bereits sagte, dort nicht wirklich gelistet als Strategiethema<br />

vorkommt, sondern im Vordergrund schwebt: Probleme mit dem Personal,<br />

frage meine Lieferanten, meine Absatzquellen usw., und das Thema Finanzierung<br />

kommt dann - ich übertreibe zugegebenermaßen, um das holzschnittartig zu machen<br />

- eher unter „ferner liefen“ - mit folgendem Missverständnis: Wenn man mit einem<br />

solchen Kunden darüber spricht, es wäre besser, die Eigenkapitalbasis zu stärken,<br />

zum Beispiel durch Nutzung einer stillen Beteiligung der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft,<br />

erntet man als Antwort: Das ist doch viel zu teuer im Vergleich<br />

zum Kredit. - Ja, aber sie werden nicht mit dem Kredit verglichen - ein massiver Fehler,<br />

weil die stille Beteiligung der <strong>MB</strong>G natürlich teurer ist als ein Kredit, aber Sie würde<br />

die Eigenkapitalbasis stärken; sie ist staatlich gefördert.<br />

So kommen wir in das Thema Finanzkommunikation. Seit Jahren sind alle Beteiligten<br />

- die Institute selbst mit Kundenveranstaltungen oder in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit Industrie-<br />

und Handelsk<strong>am</strong>mern, mit Handwerksk<strong>am</strong>mern, mit Workshops usw. -dabei, an<br />

diesem Thema zu arbeiten. Das sollten wir nicht nachlassen. Im Vorgespräch mit<br />

Herrn Dr. Hemmen kann ein Thema, das uns gerade alle miteinander bewegt: Das<br />

Thema SEPA. Auch dort gilt wieder die Regel: Dort, wo kaufmännisches Personal<br />

vorhanden ist, laufen die Vorbereitungen. Je kleiner ein Mittelständler ist, umso mehr<br />

Kommunikationsprobleme hat man, um klarzumachen, was ab 1. Februar 2014 gilt.<br />

Das ist zugegebenermaßen eine sehr holzschnittartige Abgrenzung. Es gilt nicht <strong>für</strong><br />

jeden, aber es soll Ihnen das Bild verdeutlichen, wo wir gerade stehen. - Vielen<br />

Dank.


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 55<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

Vorsitzende:<br />

Herr Klein.<br />

Herr Klein (Sparkasse Schwedt):<br />

Nach meiner Beobachtung fehlt es an ganz klassischen Existenzgründern aus meiner<br />

früheren Heimat, denn dass sich jemand aus einer Produktionsfirma selbstständig<br />

gemacht hat, der eine kleine Teilmenge <strong>des</strong> Leistungsspektrums seiner früheren<br />

Firma zu seinem eigenen Geschäftsmodell gemacht hat, so etwas gibt es - jedenfalls<br />

in unserer Gegend - überhaupt nicht.<br />

Was uns ebenfalls noch sehr schwerfällt, ist, das Thema Existenzgründung/Unternehmer<br />

sein an die Schulen zu adressieren. Da<strong>für</strong> gibt es verschiedene<br />

Maßnahmen. Die Resonanz ist gleich null. In den Schulen gibt es kein Interesse, <strong>für</strong><br />

Unternehmertum und Selbstständigkeit zu werben. Das ist sehr schwierig, denn es<br />

ist auch eine negative Abgrenzung, die wir jetzt in Brandenburg haben, nicht, was die<br />

Schulpolitik betrifft, sondern dieses beschriebene Phänomen zu den meisten anderen<br />

Bun<strong>des</strong>ländern. Existenzgründer mit wirklich neuen Ideen haben wir so gut wie<br />

überhaupt nicht - den soundsovielten Dienstleister immer mal, aber daran fehlt es<br />

sehr.<br />

Vorsitzende:<br />

Danke schön. - Herr Ringmann hat um das Wort gebeten. Bitte schön.<br />

Herr Ringmann (Ministerium <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> und Europaangelegenheiten):<br />

„Am Mute hängt der Erfolg“, sagte Theodor Fontane. Wir versuchen in Brandenburg,<br />

die Möglichkeiten, die wir vor Ort haben, auch zu nutzen. Ich wollte an dieser Stelle<br />

darauf hinweisen, dass wir uns in der Lan<strong>des</strong>regierung natürlich auch Gedanken<br />

machen, wie die Operationellen Progr<strong>am</strong>me <strong>für</strong> die nächste Förderperiode aussehen<br />

sollen. Dabei ist uns das Thema Innovation und Internationalisierung besonders<br />

wichtig, weil sich durch die Analysen, die wir durchgeführt haben, herausgestellt hat,<br />

dass sich die Eigenkapitalfrage positiv entwickelt hat, dass wir aber bei der Frage<br />

„Wie sind die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der Unternehmen?“ in<br />

Brandenburg weit hinter dem Durchschnitt bleiben. Das hat etwas mit unserer Betriebsstruktur<br />

zu tun sowie d<strong>am</strong>it, dass circa 70 % aller Leistungen in Forschung und<br />

Entwicklung in Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen laufen<br />

und nur 30 % in den Unternehmen - genau das Gegenteil <strong>des</strong>sen, was wir im Westen<br />

sehen.<br />

Nun ist die Strategie der Lan<strong>des</strong>regierung, das Wissen, das wir in diesen öffentlich<br />

geförderten Instituten haben, und die Notwendigkeit, Innovationen in den Betrieben<br />

voranzubringen, zus<strong>am</strong>menzubringen durch die Innovationsstrategie und die Clus-


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 56<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

terstrategie, in weiten Teilen zus<strong>am</strong>men mit Berlin. Da<strong>für</strong> nehmen wir richtig Geld in<br />

die Hand. Wir haben vor, <strong>für</strong> die kommende Förderperiode über 40 % der EFRE-<br />

Mittel, die wir zur Verfügung haben werden, in den Bereich Innovation zu stecken.<br />

Das heißt, wenn die Rechnung aufgeht, werde ich Ihnen nicht ersparen können, dass<br />

Sie mehr Kunden von der Sorte, die Sie eben beschrieben haben, bekommen. Es<br />

gibt nämlich doch eine Reihe von Menschen, die hoch innovativ unterwegs sind, die<br />

sich versprechen, im Rahmen einer zukunftsorientierten Unternehmenspolitik einzusteigen.<br />

Für diese ist neben der Frage, was sie technologisch zu verkaufen haben,<br />

die zweite Frage: Wie wird es finanziert? Die Probleme, die Sie eben geschildert haben,<br />

begegnen uns ebenfalls tagtäglich.<br />

Auf der anderen Seite möchte ich um Unterstützung bitten, dass das, was wir als<br />

Regierung auf den Weg bringen und einen Mentalitäts- und Bewusstseinswandel,<br />

auch in der Bevölkerung und der Unternehmerschaft, hervorrufen soll, von Ihnen unterstützt<br />

wird, soweit Sie es unterstützen können. Denn ohne die Finanzierung helfen<br />

die besten Ideen nichts. Ich weiß, das ist ein hoch riskantes Geschäft.<br />

Herr Stefanović, Sie sagten, alles das, was <strong>am</strong> meisten Spaß macht, und ich möchte<br />

Sie ermuntern, bei diesem Spaß weiter mitzumachen. Die Sparkassen haben ihre<br />

Beteiligungsgesellschaft, und ich würde mich freuen, wenn dies fortgesetzt und möglicherweise<br />

auch verstärkt wird. Was ich aus allen Ihren Beiträgen herausgehört habe:<br />

Ihr Geschäftsbestand ist so, dass Sie auch in gewissem Maße - natürlich kontrolliert<br />

- ins Risiko gehen können. Wenn in diesem Bereich noch ein wenig Risikobereitschaft<br />

weiter mobilisiert wird, wird uns das sehr helfen. Ich denke, das ist auch eine<br />

Chance <strong>für</strong> Brandenburg, <strong>für</strong> die Region insges<strong>am</strong>t, um im Bereich Innovation/Internationalisierung<br />

voranzukommen. - Vielen Dank.<br />

Vorsitzende:<br />

Ich danke auch. - Ich schaue nochmals in die Runde. - Herr Werner, bitte.<br />

Herr Werner (Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsd<strong>am</strong>):<br />

Ich möchte noch etwas zum Thema Innovation sagen. Die IHK vergibt Förderpreise<br />

und versucht, Unternehmen zu definieren, die besondere Leuchttürme <strong>für</strong> innovative<br />

Leistungen sind. Als Vizepräsident der IHK Potsd<strong>am</strong> kann ich nur sagen, dass wir im<br />

Moment versuchen, mit den anderen Industrie- und Handelsk<strong>am</strong>mern in Brandenburg<br />

- wir haben derer drei - eine gemeins<strong>am</strong>e Aktion zu gestalten, weil wir es <strong>für</strong><br />

wichtig halten und unterstreichen, das Thema auch in der Öffentlichkeit zu positionieren,<br />

beispielsweise durch einen solchen Innovationspreis.<br />

Aber Innovation heißt natürlich nicht nur, etwas Neuartiges zu erfinden, sondern erfordert<br />

auch die Marktgängigkeit dieses Ganzen, denn das eine ist nur die halbe Miete.<br />

D<strong>am</strong>it können Sie gnadenlos untergehen. Wichtig ist insges<strong>am</strong>t: Wie weit nimmt<br />

der Markt diese tolle Idee auf? Die Erfindung <strong>des</strong> Farbfernsehens in Deutschland war<br />

sicherlich super, aber diese Innovation ist leider von anderen marktfähig und zu Geld


Landtag Brandenburg P-AW 5/49 S. 57<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>11.09.2013</strong><br />

49. (öffentliche) <strong>Sitzung</strong> Stenografischer Dienst/ba-ho<br />

gemacht worden. Wir müssen uns aus meiner Sicht, wenn wir uns mit Innovationen<br />

beschäftigen, immer auch die Frage stellen: Wie schaffen wir es, beispielsweise aus<br />

der universitären Forschung, aber auch aus den Unternehmen heraus - wobei es<br />

dazu auch bestimmter Unternehmensstrukturen bedarf -, diesen Erfindungsgeist<br />

wachzuhalten, wachzurütteln und zu fördern und andererseits aber auch genau diese<br />

Frage der Marktfähigkeit hinzubekommen? Bei<strong>des</strong> gehört zus<strong>am</strong>men, das wollte ich<br />

d<strong>am</strong>it verdeutlichen.<br />

Vorsitzende:<br />

Danke schön. - Letzter Blick. - Ich sehe keine Wortmeldungen mehr. Ich danke Ihnen<br />

sehr herzlich, dass Sie unserer Einladung zu der Anhörung gefolgt sind, und schließe<br />

den Tagesordnungspunkt 2. Wir befassen uns, wie ich vorhin angedeutet habe, im<br />

Januar nochmals mit betroffenen Vertretern der <strong>Wirtschaft</strong> mit dem gleichen Thema<br />

und werden uns auch im Ausschuss noch einmal umfassend d<strong>am</strong>it beschäftigen.<br />

Zu TOP 3:<br />

Verschiedenes<br />

Hierzu liegen mir bislang keine Anmeldungen vor. Ich schaue nochmals in die Runde.<br />

- Ich sehe auch jetzt keine. D<strong>am</strong>it können wir diesen Tagesordnungspunkt ebenfalls<br />

schließen.<br />

Ich schließe die <strong>Sitzung</strong>, danke Ihnen <strong>für</strong> Ihr Kommen und wünsche allen noch einen<br />

schönen Tag.<br />

(Dieses Protokoll wurde durch Beschluss <strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> gemäß § 83 Satz 3 GOLT in der<br />

50. <strong>Sitzung</strong> <strong>am</strong> 6. November 2013 bestätigt.)<br />

Anlagen<br />

Anlage 1: Stellungnahme der Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus (Zu TOP 1)<br />

Anlage 2: Stellungnahme der Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong> (Zu TOP 1)<br />

Anlage 3: Stellungnahme der Bürgschaftsbank Brandenburg (Zu TOP 1)<br />

Anlage 4: Stellungnahme der Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin (Zu TOP 1)<br />

Anlage 5: Stellungnahme <strong>des</strong> Ostdeutschen Bankenverban<strong>des</strong> e. V. (Zu TOP 2)<br />

Anlage 6: Stellungnahme der Investitionsbank <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg (Zu<br />

TOP 2)<br />

Anlage 7: Stellungnahme <strong>des</strong> Genossenschaftsverban<strong>des</strong> (Zu TOP 2)<br />

Anlage 8: Stellungnahme <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften<br />

(Zu TOP 2)<br />

Anlage 9: Stellungnahme der Finanzgruppe <strong>des</strong> Ostdeutschen Sparkassenverban<strong>des</strong><br />

(Zu TOP 2)


EINGEGANGEN<br />

Erledigt<br />

0 9. SEP. 2013<br />

5/1-1<br />

.e 4<br />

Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />

Cottbus<br />

Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus • Postfach 10 05 65 • 03005 Cottbus<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Landtag Brandenburg<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Herrn Sören Kosanke<br />

Postfach 60 10 64<br />

14410 Potsd<strong>am</strong><br />

Fachgespräch zum Thema „Unterstützung <strong>des</strong> Handwerks durch Einführung<br />

einer Meistergründungsprämie" — Antrag der Fraktion der CDU, Drucksache<br />

5/6868; Ihr Schreiben vom 20. August 2013 06. September 2013<br />

Sehr geehrter Herr Vorsitzender Sören Kosanke,<br />

sehr geehrte Mitglieder <strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong>,<br />

wir begrüßen die vertiefende Einbindung der brandenburgischen<br />

Handwerksk<strong>am</strong>mern in die Diskussion zu Details der zukünftigen<br />

wirtschaftspolitischen Strategie im Land Brandenburg. Denn Handwerk ist nicht<br />

nur ein Teil der <strong>Wirtschaft</strong>, sondern das Handwerk in Brandenburg ist einer der<br />

wichtigsten wirtschaftlichen Akteure im Land Brandenburg.<br />

Im Land Brandenburg prägen 39.977 kleine und mittlere<br />

Handwerksunternehmen (Stand 31.12.2012) in großer Vielfalt die <strong>Wirtschaft</strong>,<br />

sichern maßgeblich Versorgungsstrukturen und das gesellschaftliche Leben in<br />

Städten und auf dem Land. Wegen seiner Breite und seinen vielfältigen<br />

Verflechtungen ist das Handwerk ein starker Motor <strong>für</strong> die zukünftigen<br />

Veränderungen, die Beschäftigung und konjunkturelle Entwicklung in der<br />

<strong>Wirtschaft</strong>.<br />

Innovation, Technologieorientierung, Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit<br />

sind die herausragenden Themen der <strong>Wirtschaft</strong>spolitischen Diskussionen in<br />

Brandenburg und EU-weit <strong>für</strong> die kommende Förderperiode 2014-2020. Das<br />

Handwerk vereint diese Themen. Das Handwerk ist Innovationsvermittler und<br />

wesentliche Schnittstelle in Innovationsprozessen. Innovationen können ohne<br />

das Handwerk nicht umgesetzt werden. Es trägt dazu bei, aus neuen<br />

Technologien marktfähige Produkte und Leistungen zu entwickeln. In vielen<br />

Fällen übernimmt das Handwerk eine Schlüsselfunktion <strong>für</strong> den nachhaltigen<br />

Markterfolg von Innovationen und liefert zahlreiche Impulse <strong>für</strong> neue und<br />

verbesserte Technologien und Marktideen. Das brandenburgische Handwerk<br />

benötigt da<strong>für</strong> jedoch aktuell und zukünftig hochqualifizierte Fachkräfte<br />

(Meisterabsolventen), Unternehmer, Gründer und Unternehmensnachfolger,<br />

die diesen Anforderungen gerecht werden können.<br />

Ansprechpartner:<br />

Manja Bonin<br />

Telefon 0355 7835-167<br />

Telefax 0355 7835-284<br />

bonin@hwk-cottbus.de<br />

Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />

Cottbus<br />

Altmarkt 17<br />

03046 Cottbus<br />

Telefon 0355 7835-444<br />

Telefax 0355 7835-280<br />

hwk@hwk-cottbus.de<br />

http://www.hwk-cottbus.de<br />

VR Bank Lausitz eG<br />

BLZ 180 626 78<br />

Konto 161 004<br />

Sparkasse Spree-Neiße<br />

BLZ 180 500 00<br />

Konto 3 302 130 790<br />

Qmbeismanagement<br />

Wir sind zertifiziert<br />

Regelmüßige fre'relllige<br />

Uberevacheng muh no 9001:21:100<br />

Hinweis:<br />

Die angegebenen E-Mail-<br />

Adressen sind nicht <strong>für</strong><br />

Rechtsgeschäfte freigegeben.


Seite 2<br />

In Brandenburg Ist der demografische Wandel spürbar, In den Regionen<br />

Brandenburgs sinkt in den kommenden 7 Jahren die Zahl der<br />

Erwerbsbevölkerung (20-60 Jährige) und d<strong>am</strong>it einhergehende Fachkräfte<br />

rasant um 22 Prozent von 1,447.840 (2008) auf 1.124.680 (2020). Durch die<br />

Zahlen wird verdeutlicht, dass das Land Brandenburg kurzfristig seine<br />

Anstrengungen in Hinsicht Halten und Binden von Fachkräften erhöhen muss.<br />

Die lan<strong>des</strong>polltisch gesetzten Ziele können sonst nicht erreicht werden.<br />

Ein weiterer Aspekt ist die Alterung der Bevölkerung, die auch Unternehmer<br />

nicht auslässt. Eine große Bedeutung hat hier die Nachfolgeregelung <strong>für</strong><br />

Brandenburger Unternehmen und d<strong>am</strong>it verbunden der Erhalt von<br />

Arbeltsplätzen, Know-how, Innovationskraft und <strong>Wirtschaft</strong>sstärke. 6.280<br />

Inhaber von brandenburger Handwerksbetrieben haben das 56. Lebensjahr<br />

vollendet. Maximal 50 Prozent der Unternehmen werden nur noch innerhalb der<br />

F<strong>am</strong>ilie übergeben. Die Zahl der Schließungen von etablierten Betrieben<br />

aufgrund Nachfolgermangel steigt, verbunden mit den entsprechenden<br />

negativen Auswirkungen aufgrund Verlusts von Know-how, <strong>Wirtschaft</strong>skraft und<br />

Stärke der Regionen.<br />

Engagierte hochqualifizierte Fachkräfte, die etablierte Unternehmen<br />

übernehmen und hochqualifizierte Neugründer haben ein hohes<br />

Beschäftigungspotential. Gründer haben Zukunft im Visier, sind Impulsgeber <strong>für</strong><br />

Innovationen und Entwicklung <strong>des</strong> ges<strong>am</strong>ten Marktes. In den Bereichen<br />

Innovationen, Gründungen und Halten von Fachkräften hat das Land<br />

Brandenburg deutliche Schwächen. An diesen Themen muss das Land<br />

Brandenburg kontinuierlich arbeiten und Zeichen setzen.<br />

Seit der Neuordnung <strong>des</strong> Gründungszuschusses der Agentur <strong>für</strong> Arbeit Ende<br />

2011 sinkt die Zahl der Gründer deutlich. In 2011 wurden in Brandenburg 4.364<br />

Gründungszuschüsse bewilligt, in 2012 nur noch 418. In Brandenburg sank die<br />

Zahl der Neueintragungen im Jahr 2012 um 694. Laut KfW Gründungsmonitor<br />

2012 weist Brandenburg eine Gründungsquote von lediglich 1,01 Prozent auf<br />

und nimmt d<strong>am</strong>it den vorletzten Platz in Ges<strong>am</strong>tdeutschland ein. Bezogen auf<br />

die erwerbstätige Bevölkerung sind das nur etwa 16.000 von bun<strong>des</strong>weit ca.<br />

835.000 Gründungen (West: ca. 735.000, Ost: ca. 101.000). Das Land<br />

Brandenburg und insbesondere das technisch ausgerichtete Handwerk<br />

brauchen engagierte, hochqualifizierte Fachkräfte, die den Schritt in die<br />

Selbstständigkeit wagen. Brandenburg steht im deutlich spürbaren Wettbewerb<br />

um diese Fachkräfte mit anderen Bun<strong>des</strong>ländern, insbesondere Sachsen und<br />

Berlin. Die Einführung der Meistergründungsprämie ist das dringend benötigte<br />

Signal, dass das Land Brandenburg an seine hochqualifizierten<br />

Meisterabsolventen geben muss, dass es an ihnen interessiert ist und diese<br />

halten möchte. Schwerpunkte der brandenburgischen <strong>Wirtschaft</strong>spolitik zur<br />

Sicherung der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> müssen die<br />

Reduzierung der Abwanderung von Fachkräften und die Unterstützung von<br />

Existenzgründungen sein.


Seite 3<br />

Die Meistergründungsprämie ist in anderen Bun<strong>des</strong>ländern bereits seit Jahren<br />

ein effizientes Mittel zur Erreichung der Ziele und zur Stärkung <strong>des</strong><br />

Mittelstan<strong>des</strong>. Die Handwerksk<strong>am</strong>mer Cottbus spricht sich uneingeschränkt <strong>für</strong><br />

die Wiedereinführung der Meistergründungsprämie aus.<br />

So erhalten Existenzgründer der Handwerksbranche mit Meistertitel unter<br />

anderem in Berlin die Meistergründungsprämie, wenn Sie innerhalb von 3<br />

Jahren nach Erlangen <strong>des</strong> deutschen Meistertitels erstmalig im erlernten Beruf<br />

einen Betrieb neu gründen, übernehmen oder eine tätige Beteiligung eingehen.<br />

Als Meistergründungsprämie wird ein einmaliger Zuschuss zur<br />

Unternehmensgründung (Basisförderung) von 7.000 € gezahlt. Werden<br />

innerhalb der ersten 3 Jahre Arbeitsplätze geschaffen, kann ein weiterer<br />

einmaliger Zuschuss (Arbeitsplatzförderung) in Höhe von 5.000 € beantragt<br />

werden.<br />

Sehr geehrter Herr Vorsitzender Sören Kosanke,<br />

sehr geehrte Ausschussmitglieder,<br />

in Brandenburg haben in den letzten drei Jahreh (2010-2012) 1.565 Meister ihre<br />

Meisterausbildung in den unterschiedlichen technischen Bereichen erfolgreich<br />

absolviert. Sie gehören zu den kreativen und innovativen Köpfen Brandenburgs.<br />

Wir empfehlen dringend sie zu halten und als zukünftige Unternehmer und<br />

Arbeitgeber im Land Brandenburg zu gewinnen. Wir empfehlen zur Erreichung<br />

der lan<strong>des</strong>politischen <strong>Wirtschaft</strong>sziele das Setzen von Anreizen durch die<br />

Einführung der Meistergründungsprämie.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Knut Deutscher


EINGEGANGEN<br />

0 9. SEP. 2013<br />

572/1<br />

Erledigt lie)<br />

F1144 r<br />

e<br />

Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />

Potsd<strong>am</strong><br />

Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong><br />

Postfach 60 08 51 • 14408-Potsd<strong>am</strong><br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Landtag Brandenburg<br />

Vorsitzenden <strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Herrn Sören Kosanke<br />

Postfach 60 10"64<br />

14410 Potsd<strong>am</strong><br />

Fachgespräch zum Thema "Unterstützung <strong>des</strong> Handwerks durch<br />

Einführungseiner Meistergründungsprämie" - Antrag der Fraktion.der CDU,<br />

Drucksache 516868<br />

Sehr , geehrter Herr Kosanke,<br />

clie mit dern Antrag der -CDU-Fraktion geforderte Einführung einer Meistergrün. :<br />

dungsprämie wird vonder Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong> unterstützt.<br />

Mit dem Instrument kann mit relativ überschaubarem Aufwand die Schaffung von<br />

Unternehmen und d<strong>am</strong>it von Arbeits- und Ausbildungsplätzen im brandenburgischen<br />

Handwerk gefördert werden.<br />

Die Einführung einer Meistergründungsprämie wäre innerhalb dei operationellen<br />

Progr<strong>am</strong>ms <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg<strong>für</strong> den europäischen Sozialfonds (ESF) in<br />

der Förderperiode .2014 - 2020, Prioritätsachse 1 Förderung von Beschäftigung<br />

und -Mdbilität von Arbeitskräften, finanzierbar,<br />

6. September 2013<br />

Anzahl Seiten: 4<br />

Telefon 0331 3703431<br />

Telefax 0331 3703-134<br />

ralph.buehrig©<br />

hwkpotsdande<br />

Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong><br />

CharlottenStraße .34 — 36<br />

14467 Potsd<strong>am</strong><br />

www.hwk-potsdande<br />

Prääldent.<br />

Jürgen Rose<br />

Hauptgeschäftsführer:<br />

Ralph Bührig<br />

CERTQUA<br />

Zertifiziert nach<br />

DIN EN ISO .90012008<br />

Im Vorfeld <strong>des</strong> Fachgesprächs <strong>am</strong> 11. September 2013 soll auf folgende Aspekte<br />

besonders hingewiesen werden:<br />

1. Struktur <strong>des</strong> brandenburgischen Handwerks .<br />

Zum brandenburgischen Handwerk gehörten zum 31. Dezember 2012 insges<strong>am</strong>t<br />

39.977 Betriebe. Die dort beschäftigten 162.000 Personen erZielten im Jahr 2012<br />

einen Umsatz von 13;24.Mrd..Euro. Der hohe wirtschaftliche Stellenwert <strong>des</strong><br />

Handwerks<strong>für</strong> _ die brandenburgische <strong>Wirtschaft</strong> rechtfertigt daher ein Gründungsinstrumentanum<br />

<strong>für</strong> diesen <strong>Wirtschaft</strong>szweig.<br />

Von den im brandenburgischen Handwerk tätigen Unternehmen gehörten 22.851<br />

Betriebe zum zulassungspflichtigen (, ; meisterpflichtigen") Handwerk. Dies entspricht<br />

einer Quote von 57 %. Im Durchschnitt der anderen neuen Bun<strong>des</strong>länder<br />

DAS HArdieNVER<br />

DIE WIRTSCHAETSIVIACHT: VOM NEBELAA


Seite 2<br />

Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern liegt dieser<br />

Anteil hingegen deutlich höher, Von den dortigen Handwerksbetrieben sind 63 %<br />

dem zulassungspflichtigen Handwerk zuzuordnen. Dieser geringere Anteil wirkt<br />

sich negativ auf die Leistungsstruktur <strong>des</strong> brandenburgischen Handwerks aus.<br />

Zulassungspflichtlge Handwerksbetriebe verfügen aufgrund der Tätigkeitsbreite<br />

und dem erforderlichen Qualifikationsniveau der Inhaber über eine im Durchschnitt<br />

besondere Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit. Mit Einführung einer<br />

„Meistergründungsprämie" könnte dieser Bereich die notwendige Stärkung erreichen.<br />

2. Gründungsgeschehen<br />

In Brandenburg ist das Gründungsgeschehen insbesondere auch bei den zulassungspflichtigen<br />

Branchen 2012 deutlich zurückgegangen ist:<br />

Das branden burgische Handwerk verzeichnete im Vergleich der Jahre 2011 zu<br />

2012 einen Rückgang bei den Gründungen von 3.332 auf 2.701 Betriebe. Bei den<br />

zulassungspflichtigen Handwerken sank die Zahl der'Gründungen um 20,4 %<br />

(-274) und d<strong>am</strong>it wesentlich stärker als bei den sonstigen Gewerken, bei denen<br />

die Abnahme 17,9 % (-357) betrug.<br />

Eine Ursache <strong>des</strong> allgemeinen Rückgangs bei den Gründungen wird in der Neuordnung<br />

<strong>des</strong> Gründungszuschusses der Agentur <strong>für</strong> Arbeit gesehen. aistenzgründungen<br />

wurden bis Ende 2011 durch den Gründerzuschuss gefördert. Seit<br />

2012 steht der Gründerzuschuss <strong>für</strong> arbeitslose Gründer nur noch denjenigen<br />

offen, die keine Chance auf Vermittlung in abhängiger Beschäftigung haben.<br />

D<strong>am</strong>it entfiel in der Regel diese Fördermöglichkeit.bel Existenzgründungen im<br />

Handwerk.<br />

Als weitere Ursache gilt die bei guter <strong>Wirtschaft</strong>slage bestehende Situation auf<br />

dem Arbeitsmarkt. Aufgrund der hohen Nachfrage nach gut qualifizierten Fachkräften<br />

sank angesichts der Beschäftigungsmöglichkeiten und Einkommensperspektiven<br />

die Risikobereitschaft junger Fachleute zum Schritt in die Selbstständigkeit.<br />

Dies betraf insbesondere auch gut ausgebildete Handwerksmeister, was<br />

sich im Bereich der zulassungspflichtigen Handwerke besonders auswirkt.<br />

3. Altersstruktureetriebsnachfolge<br />

Der Anteil der älteren Handwerker in zulassungspflichtigen Handwerksbetrieben<br />

ist seit 2010 ständig gestiegen. Waren'im Handwerksk<strong>am</strong>merbezirk Potsd<strong>am</strong> in<br />

2010 noch 39 % der Betriebsinhaber 51 Jahre und älter, sind es aktuell schön<br />

45 %.<br />

23 % der GmbH-Geschäftsführer sind älter als 60 Jahre. Bei den Einzelunternehmen<br />

sind es 12,4 %, die das 60. Lebensjahr überschritten haben. D<strong>am</strong>it steht


Seitei3<br />

im hlandwerksk<strong>am</strong>merbezirk PotsclaM bei Insges<strong>am</strong>t 2.539 -Betrieben .(= 14,6 %)<br />

in den nächsten Jahren die Betriebsnachfolge/Betriebsschließung an.<br />

Jähdich haben -wir eirrVolumen von etwa 500 Betrieben, die mit denaltersbedingten<br />

Fortführungsentscheidungen befasstsind. Neben den.umfangreichen Beratungs-<br />

und Dienstleistungen der K<strong>am</strong>mern WerenlEffekte_durch Gründungsförderungsinstrumente<br />

in Richtung Betriebserhalt erzielbar. Gelingt dies nicht, droht<br />

der Verlust von - Know4low sowie von Arbeits- und Ausbildungsplätzen :in Brandenburg.<br />

4. Ausgangssituation der Meistergründer<br />

Handwerksmeister verfügen regelmäßig über eine mehrjährige-praktische Erfahrung<br />

aus 'ihrer Ausbildung bis bin zu Ihrem Gesellenabschluss. Die Meisterausbildung<br />

selber vollzieht sich ebenfalls im Umfeldder prektisChen Arbeit im Handwerksbetrieb,<br />

Daraus lässtsich schließen, dass der junge Meister'bereits<br />

mehrere Jahre Erfahrungen in der Praxis aufweisen kann, bevor gr die Selbstständigkeit<br />

anstrebt. Das Vorbildungsgescheher.führt dazu, dass daraus resultierende<br />

GründUngsentscheidungen besonders fundiert und nachhaltig erfolgen<br />

können.<br />

Die Kosten der Meisterausbildung werden:überwiegend vom Meisterschüler<br />

selbstgetragen. In Abhängigkeit von der Branche .sind-das durchsChnittlidh 8.000<br />

Euro, die <strong>für</strong> die unmittelbare Gründung nichtmehr'zur Verfügung stehen. Derartige<br />

Kosten werden nur dannin:Kauf...genommen, wenn eine, klare Perspektive<br />

besteht und die Existenzgründung als erstrebenswert angesehen wird. Im Vergleich<br />

zu den: Absolventen einer HoChschulausbildung, die kostenlos angeboten<br />

wird, hat der Meisterschüler in der Regel klare Vorstellungen von seiner-beruflichen<br />

und unternehmerischen Weiterentwicklung nach seiner Ausbildung.<br />

Eine Förderung der`Existenzgründung <strong>für</strong>'Meisterkann dazu beitragen,_sChneller<br />

in die Selbstständigkeit zu gehen als ohne Förderung. Dabei sind nach Umfragen<br />

der Handwerksk<strong>am</strong>mer Potsd<strong>am</strong> bei Abschluss der' Meisterprüfung etwa 46 %<br />

der Teilnehmer bereits selbstständig tätig bzw. zur Selbstständigkeit in den<br />

nächsten 2 Jähre entschlossen. Die Mehrheit von:54 % gibt hingegen an, zunächst<br />

keine Selbstständigkeit begründen zu wollen. D<strong>am</strong>it bestehen hohe Potentiale,.<br />

durch Gründungsförderungen Effekte zur Selbstständigkeit zu erzielen.<br />

Die betriebswirtschaftlichen und` echnischen Abläufe, insbesondere der zulassungscflichtigen<br />

Betriebe, erfordern zudem die Bes0häftigung von Mitarbeitern.<br />

Das Ergebnis.ist die Schaffung von Arbeitsplätzen, gekoppelt mit Investitionen in<br />

Maschinen und Ausrüstungen.<br />

Bei der Beantragung von Krediten spielt die persönliche Qualifikation der Existenzgründer<br />

eine große Rolle und trägt zu einer Verbesserung der Kreditwürdigkeit<br />

bei. Der Handwerksmeister hat zudem das Wissen und die Befähigung, Lehr-


Seite 4<br />

linge auszubilden und somit die Möglichkeit den eigenen Fachkräftenachwuchs<br />

zu entwickeln.<br />

6. Besondere Effekte einer Meistergründungsförderung<br />

Handwerksbetriebe weisen eine hohe Stabilität und Entwicklungsdyn<strong>am</strong>ik auf.<br />

Dies hat in anderen Bun<strong>des</strong>ländern: dazu geführt, Gründungen von Handwerksbetrieben<br />

durch Zahlung von Zuschüssen besonders zu unterstützen.<br />

Das Zentrum <strong>für</strong> Existenzgründungen der Universität Lüneburg hat eine Begleitforschung<br />

zu dem in Nordrhein-Westfalen geltenden Förderprogr<strong>am</strong>m „Meistergründungsprämie<br />

<strong>für</strong> Existenzgründungen im nordrhein-westfälischen Handwerk"<br />

angestellt. Dabei wurden die Effekteder „Meistergründungsprämie* mit clern Existenzförderungsprogr<strong>am</strong>m<br />

„Go! Gründungsprämie NRW" <strong>für</strong> Betriebeaußerhalb<br />

<strong>des</strong> Handwerks in den Jahren 2008 - 2010 gegenübergestellt.<br />

im Ergebnis lassen sich der veröffentlichten Begleitstudie folgende Kernaussagen<br />

entnehmen:<br />

■<br />

■<br />

Im Vergleich mit ebenfalls geförderten Unternehmensgründungen ohne Meisterqualifikation<br />

können junge Handwerksbetriebe konjunkturelle Ausschläge<br />

besser abfedern und beweisen sich in Krisen als bestandsfester.<br />

Bei Belebung der Wirtschaffstaigen die:Umsätze dergeförderten 'Hendwerksbetriebe<br />

deutlieh schneller als Betriebeenderer Branchen.<br />

• Eine Meistergründungsprärnie erleichtert die Entscheidung zur Existenzgründung<br />

und hilft, Unternehmen früher und ressourcenstärkerzu gründen.<br />

■<br />

Die Marktaustrittsrate (nach 3 Jahren) istbei den mit Meistergründungsprämie<br />

geförderten Betrieben mit.nur 1,24 % deutlich geringer als bei: sonstigen<br />

geförderten Unternehmen, vors denen 11,91 % Ihren Betrieb aufgaben.<br />

Mit freundlichen Grüßen


EINGEGANGEN<br />

0 6. SEP. 2013<br />

572b<br />

Erledigt A I")<br />

<strong>MB</strong>G<br />

BERUN•BRANDENBURG<br />

E---1741<br />

eidd<br />

-4 3<br />

BÜRGSCHAFTSBANK<br />

BRANDENBURG<br />

Stellungahme zum Fachgespräch „Unterstützung <strong>des</strong> Handwerks durch Einführung einer<br />

Meistergründungsprämie" <strong>am</strong> <strong>11.09.2013</strong> im Landtag Brandenburg<br />

Drucksache 5/6868<br />

- Existenzgründungen sind eine wesentliche Grundlage <strong>für</strong> die Erhaltung und Schaffung von<br />

mittelständischen (inhabergeführten) <strong>Wirtschaft</strong>sstrukturen, insbesondere in den Neuen<br />

Bun<strong>des</strong>ländern.<br />

- Existenzgründungen verhindern die Verstärkung der Konzentrationsprozesse und fördern<br />

den Wettbewerb (durch Insolvenzen und Liquidationen scheiden Unternehmen aus dem<br />

Markt aus und werden durch Existenzgründer „ersetzt").<br />

Wichtiges Segment der Existenzgründungen sind altersbedingte Nachfolgeregelungen.<br />

Die Existenzgründungszahien in Brandenburg nehmen seit einigen Jahren ab.<br />

Gründe u.a.:<br />

• Gute Konjunktur bietet „sichere" Arbeitsplätze als Alternative<br />

■ Ausgelaufene Förderung durch Arbeitsagenturen<br />

• Abschaffung der Meistergründungsprämie<br />

- Das Handwerk stellt bei der Anzahl der Betriebe und Anzahl der Beschäftigten eine der<br />

wichtigsten Säulen der mittelständischen <strong>Wirtschaft</strong> in Brandenburg dar (drei<br />

Handwerksk<strong>am</strong>mern in Brandenburg haben insges<strong>am</strong>t ca. 40.000 Mitglieder).<br />

Die Wiedereinführung der Meistergründungsprämie (mit einer zeitlichen Begrenzung nach<br />

Erlangung <strong>des</strong> Meisterbriefes) stellt einen adäquaten Anreiz <strong>für</strong> Existenzgründungen und<br />

Nachfolgeregelungen im Handwerk dar. Die Haushaltsbelastung dürfte angesichts der<br />

überschaubaren Höhe der Meistergründungsprämie und der zu erwartenden Stückzahlen in<br />

einem günstigen Verhältnis zu den positiven Effekten stehen.<br />

Dr. Mild Stefanovid, Geschäftsführer<br />

Dr. Mild Stefanovid, Geschäftsführer<br />

Mittelständische Beteiligungsgesellschaft<br />

Bürgschaftsbank Brandenburg GmbH<br />

Berlin-Brandenburg GmbH Schwarzschildstr. 94<br />

Schwarzschildstr. 94<br />

14480 Potsd<strong>am</strong><br />

14480 Potsd<strong>am</strong> Tel. 0331/64963-11<br />

Tel. 0331/64963-11 Fax: 0331/64963-23<br />

Fax: 0331/64963-23<br />

Milos.Stefanovic@BBimWeb.de<br />

Milos.Stefanovic@BBimWeb.demailto:Milos.Stefanovic@BBimWeb.de


-1-koor,<br />

Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />

Berlin<br />

Meistergründungsprämie<br />

Handwerksmeister/-innen, die in Berlin in dem Handwerk, in welchem sie die Meisterausbildung<br />

absolviert haben, einen Betrieb gründen, übernehmen oder sich tätig an einem bestehenden<br />

Betrieb beteiligen, wird vom Land Berlin unter bestimmten Voraussetzungen eine<br />

Prämie gewährt. Es besteht allerdings kein Rechtsanspruch auf Gewährung der Prämie.<br />

Antragsberechtigte Personen:<br />

■ Antragsberechtigt sind Handwerksmeister/-innen, die sich innerhalb von 3 Jahren nach<br />

Ablegung der deutschen Meisterprüfung in dem von ihnen ausgeübten Handwerk zum<br />

ersten Mal selbständig machen.<br />

Art und Höhe der Förderung:<br />

1. Die Basisförderung beträgt einmalig 7.000 Euro bei Gründung. Es handelt sich um einen<br />

bedingt rückzahlbaren Zuschuss.<br />

2. Nach Ablauf von drei Jahren besteht die Möglichkeit im Rahmen der<br />

Meistergründungsprämie 5.000 Euro Arbeitsplatzförderung zu beantragen.<br />

Bedingungen / Besonderheiten <strong>für</strong> die Beantragung der Basisförderung:<br />

■ Es darf keine unselbstständige oder andere selbstständige Tätigkeit neben dem<br />

Handwerksbetrieb ausgeübt werden.<br />

■ Die Selbstständigkeit muss min<strong>des</strong>tens 3 Jahre in Berlin bestehen bleiben.<br />

■ Anträge sind vor Aufnahme der selbstständigen Tätigkeit zu stellen.<br />

Bedingungen / Besonderheiten <strong>für</strong> die Beantragung der Arbeitsplatzförderung:<br />

■ In den ersten 3 Jahren der Selbstständigkeit ist ein Arbeitsplatz <strong>für</strong> eine/n sozialversicherungspflichtige/n<br />

Arbeitnehmer/-in zu schaffen und der/die Arbeitnehmer/-in dann über<br />

einen Zeitraum von mind. 12 Monaten zu beschäftigen oder einen Ausbildungsplatz zu<br />

schaffen.<br />

■ Der Antrag auf Arbeitsplatzförderung ist innerhalb von sechs Monaten nach Ablauf der<br />

ersten 3 Jahre der Selbstständigkeit zu stellen.


Entwicklung der bewilligten Anträge auf Meistergründungsprämie<br />

2010<br />

2011<br />

115<br />

2012<br />

01.01. -<br />

31.08.2013<br />

■ Basisförderung (1. Stufe)<br />

❑ Arbeitsplatzförderung (2. Stufe)<br />

» Seit Juni 2011 wurden die Anträge auf die Arbeitsplatzförderung (2. Stufe) von der<br />

Handwerksk<strong>am</strong>mer Berlin entgegengenommen.


EINGEGANGEN<br />

Erledrgt<br />

1 0. SEP. 2013<br />

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ite) per<br />

•<br />

Ostdeutscher<br />

Bankenverband e,-V.<br />

Anhörung im Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>des</strong> Landtags Brandenburg <strong>am</strong> <strong>11.09.2013</strong>, 13.00 Uhr<br />

„Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg und die Rolle der Brandenburger Sparkassen bei<br />

der Finanzierung von Unternehmen" sowie „Mittelstandsfinanzierung im Land Brandenburg"<br />

Fragenkatalog:<br />

1. Wie stellt sich die derzeitige Situation der Mittelstandsfinanzierung in Brandenburg aus ihrer Sicht<br />

dar?<br />

• Eigenkapitalsituation der Unternehmen in Brandenburg<br />

• konkrete Finanzierungsdaten <strong>für</strong> Brandenburg<br />

• Vergleich mit den anderen Bun<strong>des</strong>ländern (soweit möglich)<br />

Wie hat sich in ihrem Bereich die Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen in den letzten<br />

Jahren entwickelt?<br />

Mit welchen Problemen haben sie bei Anträgen aus der <strong>Wirtschaft</strong> in der Regel zu tun und was sind<br />

die häufigsten Ablehnungsgründe?<br />

Hat sich die Geschäftspolitik ihrer Bank in den letzten Jahren verändert? Wenn ja wie und warum?<br />

Welche Entwicklung sehen Sie hier <strong>für</strong> die kommenden fünf Jahre?<br />

Welche Refinanzierungsquellen nutzen sie und welche Entwicklung hat sich hier in den letzten Jahren<br />

vollzogen?<br />

Investiert Ihre Bank in Fonds, die Unternehmensanteile erwerben? Wenn ja, wie, in welche und warum?<br />

Wenn nein, warum nicht?<br />

Ges<strong>am</strong>tantwort zu Frage 1:<br />

• Die Situation der Mittelstandsfinanzierung im Land Brandenburg — im Sinne der Finanzierungsbedingungen,<br />

die mittelständische Kreditnehmer vorfinden — ist aus Sicht der privaten Banken derzeit gut bis<br />

sehr gut. Die Angebotsbedingungen werden von einer starken Ausrichtung vieler in Brandenburg tätiger<br />

Kreditinstitute auf kleine und mittlere Unternehmen sowie durch günstige Finanzierungsbedingungen<br />

geprägt, zu denen auch das historisch niedrige Zinsniveau beiträgt.<br />

• Die Kredite der privaten Banken an die mittelständische <strong>Wirtschaft</strong> in Brandenburg haben sich in den<br />

letzten Jahren kontinuierlich erhöht. So stieg der Kreditbestand in diesem Bereich nach den Daten der<br />

Deutschen Bun<strong>des</strong>bank von 4,94 Mrd. € Ende 2008 über 6,14 Mrd. € Ende 2012 auf 6,19 Mrd. € zum<br />

30.06.2013, was aktuell gemessen <strong>am</strong> Ges<strong>am</strong>tbestand dieser Kredite aller Kreditinstitute in Brandenburg<br />

in Höhe von 13,8 Mrd. € einem .Marktanteil von 45% entspricht. Diese Entwicklung zeigt, dass die<br />

Kreditbestände auch im Krisenjahr 2009 sowie in dem konjunkturell gegenüber den Vorjahren deutlich<br />

schwächeren Jahr 2012 gestiegen sind. Gleichwohl ist in jüngerer Zeit eine Verlangs<strong>am</strong>ung <strong>des</strong> Kreditwachstums<br />

zu beobachten, die im Wesentlichen auf eine verhaltenere Kreditnachfrage aus dem Mittelstand<br />

in Folge der EU-Staatsschuldenkrise und anderer konjunktureller Unsicherheitsfaktoren zurückzuführen<br />

ist. Viele KMU halten sich in dieser Situation mit Investitionsentscheidungen zurück. Diejenigen<br />

Unternehmen, die investieren, führen primär Ersatzinvestitionen und nur in geringerem Maße Erweiterungsinvestitionen<br />

durch.<br />

• Die Eigenkapitalausstattung der KMU in Brandenburg hat sich — wie in ganz Ostdeutschland — im vergangenen<br />

Jahrzehnt positiv entwickelt. Viele Mittelständler sind heute aufgrund der inzwischen erreichten<br />

Eigenkapitalquoten deutlich krisenresistenter als zu Beginn <strong>des</strong> Jahrtausends. Hierzu hat eine<br />

im langjährigen Durchschnitt gute Ertragslage ebenso beigetragen wie ein vielfach verbessertes Verständnis<br />

der Unternehmer <strong>für</strong> die strategische Bedeutung von Finanzierungsfragen. Dass das Bewusstsein<br />

zur Relevanz <strong>des</strong> Eigenkapitals <strong>für</strong> die Fremdfinanzierungsmöglichkeiten in mittelständischen Unternehmen<br />

deutlich geschärft wurde, ist auch auf die Einführung von Basel 11 und <strong>des</strong> d<strong>am</strong>it verbunde-<br />

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Ostdeutscher Bankenverband e.V. Seite 2 von 3<br />

nen Ratingprozesses zurückzuführen, der die Befassung mit der eigenen Finanzierungsstruktur In vielen<br />

KMU deutlich verstärkt hat. Die weiterhin gute Ertragslage ermöglicht zudem vielen Unternehmen eine<br />

stärkere Eigenfinanzierung.<br />

• Die Einstufung <strong>des</strong> Finanzierungsthemas als eines der unternehmensrelevanten Strategiethemen und<br />

d<strong>am</strong>it verbunden eine stetige Finanzkommunikation mit der Hausbank und anderen Finanzierungspartnern<br />

bleibt dennoch <strong>für</strong> manche KMU in Brandenburg eine Herausforderung von wachsender Bedeutung.<br />

Gerade in Kleinbetrieben ist der Unternehmer oft stark durch das Tagesgeschäft ausgelastet, woraus<br />

sich geringe Zeitkapazitäten <strong>für</strong> die Befassung mit der künftigen Finanzierung ergeben. Nicht selten<br />

ergeben sich daraus Probleme bei neuen Kreditanträgen. Eine unzureichende betriebliche Planung<br />

und Steuerung (z.B. ein fehlen<strong>des</strong> Liquiditäts- und Forderungsmanagement), falsche Markteinschätzungen<br />

etc. spielen dann ebenso eine Rolle wie ein Zurückfahren der Informationen an die Hausbank bei<br />

einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation. Auch eine ungelöste Nachfolgefrage zählt zu den<br />

Hemmnissen bei Verhandlungen über neue Kredite. Weitere Finanzierungshemmnisse sind fehlende<br />

werthaltige Sicherheiten oder fehlende Liquidität zur Erbringung <strong>des</strong> Kapitaldienstes.<br />

• Vielfach fließen in die Finanzierung mittelständischer Unternehmen In Brandenburg neben Hausbankkrediten<br />

auch Fördermittel <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> und <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> ein. Bei der Durchleitung von Progr<strong>am</strong>men <strong>des</strong><br />

Förderbereichs „Gründungs- und allgemeine Unternehmensfinanzierung" der Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau<br />

(KfW) an Unternehmen in Brandenburg nehmen die privaten Banken hinsichtlich <strong>des</strong> durchgeleiteten<br />

Kreditvolumens die führende Position ein (1. Halbjahr 2013: 26,0 Mio. € bzw. 38,9% der insges<strong>am</strong>t<br />

im Land Brandenburg durchgeleiteten KfW-Förderprogr<strong>am</strong>me dieses Fördersegments, Ges<strong>am</strong>tjahr<br />

2012: 56,9 Mio. € bzw. 46,6%, Ges<strong>am</strong>tjahr 2011: 127,3 Mio. € bzw. 67,4%, Ges<strong>am</strong>tjahr 2010: 100,7<br />

Mio. € bzw. 47,3%). Private Banken sind neben den Sparkassen die wichtigsten Partner <strong>für</strong> das Bürgschaftsgeschäft<br />

der Bürgschaftsbank Brandenburg und nutzen ebenso die Fördermittel der Investitionsbank<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg.<br />

• Zum Vergleich mit anderen Bun<strong>des</strong>ländern:<br />

Die Finanzierungssituation von KMU im Land Brandenburg unterscheidet sich nicht wesentlich von derjenigen<br />

in den anderen ostdeutschen Flächenländern, <strong>für</strong> die der Ostdeutsche Bankenverband e.V.<br />

ebenfalls zuständig ist. Ursächlich hier<strong>für</strong> sind vergleichbare Größenstrukturen und Entwicklungspfade<br />

der Unternehmen, das weitgehend gleiche Konjunkturumfeld und ähnliche wirtschaftsstrukturelle und<br />

wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen.<br />

• Zur Geschäftspolitik:<br />

Grundsätzlich setzen die unserem Verband angeschlossenen 39 Mitgliedsbanken, die auch untereinander<br />

im Wettbewerb stehen, im Rahmen ihrer Geschäftspolitik unterschiedliche Akzente. Dies gilt <strong>für</strong> die<br />

vergangenen Jahre ebenso wie <strong>für</strong> die Zukunft. Für die Mehrzahl der in Brandenburg tätigen Institute<br />

kommt der Mittelstandsfinanzierung bereits seit 1990 ein hoher Stellenwert zu — wie die Marktanteile<br />

der privaten Banken im Kreditgeschäft belegen. Die seit der Finanzmarktkrise 2008/09 eingetretenen<br />

Veränderungen <strong>des</strong> Ges<strong>am</strong>tumfelds <strong>für</strong> die Kreditwirtschaft haben insges<strong>am</strong>t zu einem noch stärkeren<br />

Gewicht <strong>des</strong> inländischen Kundengeschäfts innerhalb der Institute geführt, in <strong>des</strong>sen Rahmen das Mittelstandsgeschäft<br />

eine zentrale Rolle einnimmt. Diese Ausrichtung dürfte auch die Geschäftspolitik der<br />

kommenden Jahre bestimmen.<br />

• Zur Refinanzierung:<br />

Die Frage nach den Refinanzierungsquellen der in Brandenburg tätigen privaten Banken lässt sich aufgrund<br />

der unterschiedlichen Geschäftsmodelle der Institute nur pauschal beantworten: Refinanzierung<br />

ist ein Mix aus Kundeneinlagen, Geld- und Kapitalmarktmitteln. Ferner fließen Zentralbankmittel und<br />

Instrumente von Förderbanken wie z.B. KfW-Globaldarlehen ein.<br />

• Zu Beteiligungskapitalfonds:<br />

Die privaten Banken unterhalten keine eigenen Beteiligungskapitalfonds mit ausdrücklicher Orientierung<br />

auf den Erwerb von Anteilen an mittelständischen Unternehmen. Im Rahmen der KMU-<br />

Finanzierung arbeiten die privaten Banken jedoch mit geeigneten Beteiligungsgesellschaften zus<strong>am</strong>-<br />

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Ostdeutscher Bankenverband e.V. Seite 3 von 3<br />

men. Mit Blick auf die laufende Finanzierung von KMU in Brandenburg steht hierbei die Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

mit der <strong>MB</strong>G im Vordergrund. Grundsätzlich wird der Bereitstellung von Beteiligungskapital künftig<br />

vor dem Hintergrund der Regeln von Basel .111 eine noch größere Bedeutung zukommen, woraus sich<br />

auch politischer Handlungsbedarf ergibt (s. Antwort zu Frage 5).<br />

2. Welche Auswirkungen hatte und hat die europäische Schuldenkrise auf die Mittelstandsfinanzierung?<br />

• Die europäische Schuldenkrise ist ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor <strong>für</strong> die konjunkturelle Entwicklung<br />

und beeinflusst somit auch die Investitionsneigung der mittelständischen Unternehmen in Brandenburg<br />

negativ. Dies dürfte ein Hauptgrund <strong>für</strong> die derzeit in Brandenburg wie bun<strong>des</strong>weit zurückhaltende<br />

Kreditnachfrage aus dem Unternehmenssektor sein.<br />

• Auf die Kreditangebotspolitik der Banken im Bereich der Mittelstandsfinanzierung hatte und hat die europäische<br />

Schuldenkrise keine unmittelbaren Auswirkungen. Im langfristigen Trend dürfte die Lehre aus<br />

der Schuldenkrise, dass das früher als risikolos geltende Staatsfinanzierungsgeschäft durchaus relevante<br />

Risiken aufweist, zu einer weiteren relativen Aufwertung <strong>des</strong> Mittelstandsgeschäfts führen.<br />

3. Welche grundsätzlichen Voraussetzungen müssten die Unternehmen darstellen, um langfristig im<br />

Wettbewerb bestehen zu können?<br />

• Die Unternehmen benötigen zunächst ein tragfähiges Geschäftsmodell — also Produkte bzw. Dienstleistungen,<br />

mit denen sie auf den Märkten Erträge generieren können — sowie eine an den Anforderungen<br />

<strong>des</strong> Marktes orientierte Unternehmensstruktur. Langfristig werden die Unternehmen nur dann <strong>am</strong><br />

Markt bestehen, wenn sie ihre Produkte, Produktionsprozesse und Vertriebsstrukturen immer wieder<br />

an Änderungen <strong>des</strong> Marktumfelds anpassen. Wesentliche Erfolgsfaktoren sind dabei Innovationsfähigkeit<br />

und die stetige Orientierung auf die Gewinnung neuer Kunden bzw. Absatzmärkte. Dabei wird auch<br />

die Orientierung auf Auslandsmärkte <strong>für</strong> viele Branchen immer wichtiger.<br />

4. Wie sind die Unternehmen auf Basel III vorbereitet? Was muss noch getan werden?<br />

• Im Bereich der KMU sind insbesondere mittelgroße Unternehmen, die auch die mit Basel II -verbundenen<br />

Anforderungen zumeist schnell erfüllt haben, gut auf Basel 111 vorbereitet. Unternehmen, die über<br />

spezialisierten kaufmännisches Personal verfügen, befassen sich zumeist professionell mit Finanzierungsthemen<br />

und pflegen eine enge Finanzkommunikation mit ihrer Hausbank.<br />

• Anders ist die Situation vielfach in kleineren Betrieben mit nur einem Entscheider, bei dem alle strategischen<br />

Fragen zus<strong>am</strong>menlaufen und der zugleich stark durch das Tagesgeschäfts ausgelastet ist. Hier<br />

wurde das Erfordernis einer kontinuierlichen Finanzkommunikation z.T. noch nicht verinnerlicht, weshalb<br />

eine weitere Sensibilisierung erforderlich ist. Banken, K<strong>am</strong>mern und Verbände stellen daher <strong>für</strong><br />

diese Zielgruppe weiterhin umfassende Informationsangebote bereit.<br />

5. Welche politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen kann/sollte die Lan<strong>des</strong>politik darstellen?<br />

• Durch Basel III gewinnen Eigenkapitalinstrumente (z.B. <strong>MB</strong>G) sowie der Ersatz fehlender Kreditsicherheiten<br />

(Bürgschaftsbanken) sowie mit Blick auf die neuen Liquiditätsregeln ggf. auch längerfristige Förderkredite<br />

(KfW, ILB) stärker an Bedeutung. Daraus ergibt sich der Bedarf, das Förderangebot in diesen<br />

Bereichen auch in Zukunft zu sichern.<br />

• Zur generellen Stärkung der mittelständischen Unternehmensstrukturen sollte die Ausrichtung der<br />

<strong>Wirtschaft</strong>s- und Förderpolitik auf Cluster („Stärken stärken") konsequent fortsetzt werden, um das organische<br />

Bestandswachstum' in den Kompetenzschwerpunkten der regionalen <strong>Wirtschaft</strong> abzusichern.<br />

• Hierbei sollten ergänzend weiterhin zielgerichtete Impulse zur Stärkung von Kooperationen zwischen<br />

Unternehmen und Forschungseinrichtungen/Hochschulen (Verbundforschung) gesetzt werden — in Abstimmung<br />

bzw. Verzahnung mit der Innovationspolitik <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>.<br />

Az.: 2212/006.13


Investitionsbank<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />

Brandenburg ILB<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Potsd<strong>am</strong>, 11. September 2013<br />

Anhörung im Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong>; Schriftliche Stellungnahme der ILB zu den Themen<br />

„Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg und die Rolle der Brandenburger<br />

Sparkassen bei der Finanzierung von Unternehmen" sowie „Mittelstandsfinanzierung<br />

im Land Brandenburg"<br />

Vorbemerkung:<br />

Die ILB ist das zentrale Förderinstitut <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg. Der Rahmen <strong>für</strong> die Geschäftstätigkeit<br />

der ILB ist im ILB-Gesetz festgelegt. Das ILB-Gesetz basiert auf der sogenannten Verständigung<br />

II zwischen der EU-Kommission und der Bun<strong>des</strong>regierung über die Ausrichtung rechtlich<br />

selbständiger Förderinstitute in Deutschland.<br />

Rechtsgrundlage <strong>für</strong> die Mittelstandsförderung der ILB ist § 4(2) Satz 1 b) <strong>des</strong> ILB-Gesetzes. Danach<br />

ist die ILB berechtigt, öffentliche Förderaufgaben in den Bereichen Gewerbliche <strong>Wirtschaft</strong>,<br />

insbesondere Mittelstands-, Risikokapital-, Technologie- und Innovations- sowie Medienfinanzierungen,<br />

durchzuführen. Zu diesem Zweck kann Sie Darlehen und Zuschüsse gewähren sowie<br />

Gewährleistungen und Unternehmensbeteiligungen eingehen.<br />

Die Geschäfte der Bank sind nach kaufmännischen Grundsätzen unter Wahrung strikter Wettbewerbsneutralität<br />

zu führen. Die darlehensbasierte Mittelstandsfinanzierung erfolgt aus diesem<br />

Grund überwiegend im Hausbankenverfahren (Refinanzierungsgeschäft) oder im Wege der Konsortialfinanzierung<br />

mit den Hausbanken.


Seite 2/6<br />

Fragenkatalog:<br />

1. Wie stellt sich die derzeitige Situation der Mittelstandsfinanzierung in Brandenburg aus<br />

Ihrer Sicht dar?<br />

a) Eigenkapitalsituation der Unternehmen in Brandenburg<br />

Das darlehensbasierte Mittelstandsgeschäft der ILB, z.B. der Brandenburgkredit <strong>für</strong> den Mittelstand,<br />

wird im Hausbankenverfahren abgewickelt. Bei diesem Verfahren stellt die ILB der Hausbank<br />

einen zinsgünstigen Refinanzierungskredit zur Verfügung mit der Maßgabe, die günstigen<br />

Konditionen an das mittelständische Unternehmen weiterzuleiten. Die direkte Kundenbeziehung<br />

hat die Hausbank. Aus diesem Grund verfügt die ILB nur eingeschränkt über betriebswirtschaftliche<br />

Kennzahlen der Unternehmen und kann Aussagen zur Eigenkapitalsituation nur auf Basis<br />

externer Analysen machen.<br />

In den vergangenen Jahren erstellte Auswertungen externer Dritter (wie KfVV, PROGNOS, BVK,<br />

usw.) zeigen zwar einen Anstieg der Eigenkapitalquoten von Unternehmen in Deutschland auf,<br />

diese differieren aber je nach Branche und Unternehmensgröße, wobei kleinere Unternehmen<br />

regelmäßig geringere Eigenkapitalquoten aufweisen.<br />

Vergleiche mit anderen Bun<strong>des</strong>ländern werden regelmäßig nicht gezogen, differenziert wird in<br />

den Studien häufig zwischen Ost- und Westdeutschland. Im Ergebnis liegen die Eigenkapitalquoten<br />

in Ostdeutschland regelmäßig über denen in Westdeutschland, was unseres Erachtens mit<br />

den Fördermöglichkeiten in der Vergangenheit zus<strong>am</strong>menhängt, die zur Erhöhung eigenkapitalähnlicher<br />

Bilanzbestandteile führten.<br />

Die Eigenkapitalquoten geben jedoch nur teilweise Auskunft über den Eigenkapitalbedarf von<br />

Unternehmen. Gerade junge, innovative Unternehmen benötigen — ggf. über eine statisch betrachtete<br />

Eigenkapitalquote hinaus - deutlich mehr Eigenkapital, um z.B. Produktentwicklung<br />

und/oder Markteinführung finanzieren zu können. Gleiches gilt auch bei etablierten Unternehmen<br />

im Fall von Sprunginvestitionen. In diesen Fällen sind (reine) Darlehensfinanzierungen regelmäßig<br />

nicht darstellbar, wenn die Risikobewertung und/oder Kapitaldienstfähigkeit dies nicht zulässt.<br />

Bei den Beteiligungsgesellschaften der ILB gehen jährlich über 300 Beteiligungsanfragen ein von<br />

Unternehmen, die um Eigenkapital nachsuchen. Diese Zahl verdeutlicht bezogen auf brandenburgische<br />

Verhältnisse die Bedeutung dieser Finanzierungsform auf der Nachfrageseite.<br />

Mit ihren Angeboten stellen die ILB, die <strong>MB</strong>G und die Unternehmensbeteiligungsgesellschaft der<br />

Sparkassen in Brandenburg wichtige Partner <strong>für</strong> die Eigenkapitalfinanzierung <strong>des</strong> brandenburgischen<br />

Mittelstands dar. Progr<strong>am</strong>men wie dem BFB Wachstumsfonds gelingt es überdies hohe<br />

Quoten an Privatinvestoren bei Finanzierungsrunden einzuwerben.<br />

b) Konkrete Finanzierungsdaten <strong>für</strong> Brandenburg<br />

Im Jahr 2012 belief sich das bankweite Zusagevolumen der ILB über alle Geschäftsfelder auf<br />

rund 1.040 Mio EUR. In dem Förderbereich <strong>Wirtschaft</strong> wurden Mitte! in Volumen von rund 496<br />

Mio. EUR zugesagt. Das Volumen der Förderzusagen, in denen explizit der Antragssteller als<br />

KMU (EU-Mittelstandsdefinition) klassifiziert wurde, beläuft sich im Jahr 2012 auf rund 238 Mio.<br />

EUR. Ein Viertel <strong>des</strong> jährlichen Neugeschäftsvolumens der ILB entfällt auf die Mittelstandsförderung<br />

(vgl. auch Geschäftsbericht der ILB).


Seite 3/6<br />

c) Vergleich zu anderen Bun<strong>des</strong>ländern<br />

Aktuelle Daten liegen der ILB nicht vor. Der Verband öffentlicher Banken führt in regelmäßigen<br />

Abständen Vergleiche der Förderprogr<strong>am</strong>me der Bun<strong>des</strong>länder durch.<br />

2) Wie hat sich in Ihrem Bereich die Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen in<br />

den letzten Jahren entwickelt?<br />

Der Brandenburgkredit <strong>für</strong> den Mittelstand ist das wichtigste darlehensbasierte Progr<strong>am</strong>m der ILB<br />

<strong>für</strong> den Mittelstand.<br />

Abb. Zusagevolumen in Mio. EUR und Stückzahlen <strong>des</strong> Brandenburgkredits <strong>für</strong> den Mittelstand<br />

Volumen 35 39 47 67 39 66<br />

Stück 97 195 239 405 340 348<br />

Nach einem leichten Rückgang der Zusagevolumina in 2012 wird das Produkt in 2013 wieder<br />

deutlich stärker nachgefragt.<br />

3) Mit welchen Problemen haben Sie bei Kreditanträgen aus der <strong>Wirtschaft</strong> in der Regel zu<br />

tun und was sind die häufigsten Ablehnungsgründe?<br />

Im Hinblick auf das vorherrschende Hausbankenverfahren liegt die Bearbeitung der Kreditanträge<br />

bei den jeweiligen Hausbanken der Unternehmen. Über zentrale Probleme der Kreditbearbeitung<br />

und Ablehnungsgründe können daher nur die Hausbanken selbst Auskunft geben.<br />

Eine unmittelbare Kreditbearbeitung durch die ILB erfolgt nur in den Progr<strong>am</strong>men Brandenburgkredit<br />

Mikro und ILB-Wachstumsprogr<strong>am</strong>m (Konsortialdarlehen) sowie im Beteiligungsgeschäft<br />

beim Frühphasen- und Wachstumsfonds. Zentrale Ablehnungsgründe sind fehlende Kapitaldienstfähigkeit<br />

im Kreditgeschäft sowie im Beteiligungsgeschäft mangelhafte Businesspläne, eine<br />

fehlende Ges<strong>am</strong>tfinanzierung (fehlender Privatinvestor), Abweichungen vom Fondsfokus sowie<br />

vor allem nicht überzeugende Produkt bzw. Geschäftsideen.<br />

4) Hat sich die Geschäftspolitik Ihrer Bank in den letzten Jahren verändert? Wenn ja, wie<br />

und warum? Welche Entwicklungen sehen Sie hier <strong>für</strong> die kommenden fünf Jahre?<br />

Vor dem Hintergrund der Haushaltssituation der EU-Staaten, von Bund, Ländern und Kommunen<br />

werden Haushaltsmittel in abnehmenden Umfang als Fördermittel zur Verfügung stehen. Dies<br />

wird zu einem Rückgang der Zuschussförderung führen. Das Volumen der Förderung durch Darlehen<br />

wird gegenüber der Zuschussförderung weiter zunehmen. Angesichts der notwendigen<br />

Haushaltskonsolidierung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg ist die Bank gefordert, verstärkt Förderung mit<br />

eigenen Kreditprogr<strong>am</strong>men anzubieten.


Seite 4/6<br />

Hierzu gehören im Einzelnen folgende Maßnahmen:<br />

• Ausbau der Brandenburgkredit-F<strong>am</strong>ilie, z.B. im Bereich Innovation<br />

• Verstärktes Angebot im gewerblichen Konsortialgeschäft<br />

• Verstärktes Angebot langfristiger Refinanzierungsmittel <strong>für</strong> Hausbanken im Wege der<br />

Einzelrefinanzierung und über Globaldarlehen.<br />

• Nutzung der EU-Angebote im Rahmen der Risk Sharing Instruments <strong>des</strong> EIF.<br />

• Bereitstellung der nationalen Kofinanzierung bei Revolvierenden Fonds.<br />

5) Welche Refinanzierungsquellen nutzen Sie und welche Entwicklung hat sich hier in den<br />

letzten Jahren vollzogen?<br />

Die Bank ist im ILB-Gesetz vom Land Brandenburg mit Anstaltslast und Gewährträgerhaftung<br />

sowie einer Haftungsgarantie ausgestattet. Durch die Haftungsgarantie <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> werden der<br />

ILB günstige Refinanzierungskonditionen auf den Kapitalmärkten ermöglicht.<br />

Die langfristige Refinanzierung erfolgt vorrangig durch Ausgabe eigener Schuldscheindarlehen<br />

und N<strong>am</strong>ensschuldverschreibungen sowie durch Globaldarlehen der KfW, der Europäischen Investitionsbank,<br />

der Landwirtschaftlichen Rentenbank und der Council of Europe Development<br />

Bank. Zur Diversifizierung werden Geschäftsbeziehungen auch zu neuen Refinanzierungspartnern<br />

aufgebaut.<br />

6) Investiert Ihre Bank in Fonds, die Unternehmensanteile erwerben? Wenn ja, wie, in welche<br />

und warum? Wenn nein, warum nicht?<br />

Die ILB hält seit 1993 Beteiligungen an Unternehmen, die ihrerseits Eigenkapital insbesondere <strong>für</strong><br />

KMU in Brandenburg bereitstellen. Es handelt sich um<br />

• Seed Capital Brandenburg GmbH<br />

• KBB Kapitalbeteiligungsgesellschaft mbH<br />

• BC Venture GmbH (über BC Brandenburg Capital)<br />

• BFB BeteiligungsFonds Brandenburg GmbH<br />

• BFB Wachstumsfonds Brandenburg GmbH<br />

• BFB Frühphasenfonds Brandenburg GmbH<br />

• Hasso Plattner Ventures I und II (über ILB Beteiligungsgesellschaft mbH)<br />

Mit diesen Aktivitäten setzt die ILB Ihren Auftrag als Förderinstitut <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> um. Insges<strong>am</strong>t<br />

wurden seit 1993 rund 140 Mio. Euro in rund 140 Unternehmen investiert. Über 3.000 Arbeitsplätze<br />

sind in diesen Unternehmen entstanden bzw. gesichert worden. Die Kapitalisierung der<br />

Gesellschaften erfolgt zum größten Teil aus öffentlichen Mitteln <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>, <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> und der<br />

EU.<br />

Ziel der Aktivitäten ist die Eigenkapitalversorgung insbesondere von innovativen, technologieorientierten<br />

KMU in Brandenburg. Regelmäßig werden zusätzlich Mittel von Privaten Investoren<br />

mobilisiert, die einen zusätzlichen signifikanten Beitrag zur Finanzierung der Unternehmen leisten<br />

und die öffentlichen Mittel hebeln.


Seite 5/6<br />

Darüber hinaus werden eigenkapitalnahe Finanzierungen über das Progr<strong>am</strong>m Brandenburg-<br />

Kredit Mezzanine in Form von Nachrangdarlehen an etablierte KMU's, die Min<strong>des</strong>tratingerfordernisse<br />

erfüllen, ausgereicht. Für dieses Finanzierungsinstrument stellt die ILB die nationale Kofinanzierung.<br />

7) Welche Auswirkungen hatte und hat die europäische Schuldenkrise auf die Mittelstandsfinanzierung?<br />

Für das Bankensystem in Deutschland hat sich zunächst gezeigt, dass die Förderbanken von<br />

Bund und Ländern gerade in krisenhaften Situationen einen stark stabilisierenden Einfluss auf die<br />

Kreditversorgung der <strong>Wirtschaft</strong> haben.<br />

Zentrale regulatorische Folge der Finanzmarktkrise war die Forderung nach einer höheren Eigenkapitalausstattung<br />

<strong>des</strong> Bankensystems. Mit Basel III werden ab 2013 schrittweise erhebliche<br />

Verschärfungen der Eigenkapitalregeln der Banken eingeführt.<br />

Mögliche Folgen hieraus können sein:<br />

• die Kreditinstitute reduzieren ihre Risikoaktiva (de-leveraging) und schränken die Kreditvergabe<br />

ein (credit crunch)<br />

• die Kreditinstitute sind bestrebt, höhere Kreditmargen durchzusetzen<br />

Die internationalen Regeln zur höheren Eigenkapitalunterlegung bei Banken durch Basel III verstärken<br />

zusätzlich die Bedeutung <strong>des</strong> Eigenkapitals <strong>für</strong> alle mittelständischen Unternehmen.<br />

Bislang gibt es allerdings noch keine Anzeichen, dass die neuen Basler Kapital-Regeln insges<strong>am</strong>t<br />

in der Praxis tatsächliche negative Auswirkungen auf die Kreditvergabe in Deutschland haben<br />

werden. Aktuell rückt vielmehr das klassische Firmenkundengeschäft wieder verstärkt in den<br />

geschäftspolitischen Fokus zahlreicher Geschäftsbanken.<br />

Für das Land Brandenburg lassen sich nach Einschätzung der ILB aktuell keine Finanzierungsengpässe<br />

in der Mittelstandsfinanzierung erkennen.<br />

8) Welche grundsätzlichen Voraussetzungen müssen die Unternehmen darstellen, um<br />

langfristig im Wettbewerb bestehen zu können?<br />

Insges<strong>am</strong>t erscheinen folgende Faktoren <strong>für</strong> die langfristige Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens<br />

zentral:<br />

• Unternehmerpersönlichkeit<br />

• Überzeugende Geschäftsstrategie<br />

• Kapitalbasis<br />

• Starke Vertriebsorientierung<br />

• Innovative Produkte<br />

• Qualifiziertes Personal


Seite 6/6<br />

9) Wie sind die Unternehmen auf Basel III vorbereitet? Was muss noch getan werden?<br />

Basel III dürfte nichts daran ändern, dass Bankkredite <strong>für</strong> den Mittelstand die wichtigste Finanzierungsform<br />

bleiben wird. Eine solide Eigenkapitalausstattung eines Unternehmens ist und bleibt<br />

dabei ein wesentlicher Faktor <strong>für</strong> den Zugang zu externen Finanzierungsmitteln.<br />

Es liegt aber in der Verantwortung der Unternehmen, die qualitativen und quantitativen Kriterien<br />

zu unterlegen, die <strong>für</strong> die Kreditwürdigkeit der Unternehmen und d<strong>am</strong>it die Risikoeinschätzung<br />

durch die Hausbanken maßgeblich sind. Diese Kriterien fließen in die jeweiligen Ratingsysteme<br />

der Banken ein. Quantitative Kriterien sind i.d.R. Eigenkapitalkennziffern, Rentabilitäts- und<br />

Liquiditätskennziffern sowie ein schlüssiger mittelfristiger Businessplan. Bei den qualitativen<br />

Faktoren werden z.B. das Management, Controlling und Rechnungswesen <strong>des</strong> Unternehmens<br />

bewertet. Dies sind i.d.R. auch Faktoren, welche dazu beitragen können, dass sich die<br />

Unternehmen positiv entwickeln und weiterhin kreditwürdig bleiben.<br />

Es ist daher zu erwarten, dass <strong>für</strong> Unternehmen die Erhöhung von Eigenkapitalquoten strategisch<br />

in den Fokus rückt, um die Fähigkeit, in ausreichendem Umfang Fremdkapital einzuwerben,<br />

zu sichern und Kreditkonditionen auf einem tragbaren Niveau zu halten. Die Eigenkapitalausstattung<br />

der Unternehmen wird somit als Wettbewerbsfaktor noch weiter an Bedeutung gewinnen<br />

und die Nachfrage ansteigen lassen. Ferner werden Rating und Validität der betrieblichen Planung<br />

immer wichtiger, vor allem auch wenn es sich um langfristige Finanzierungen handelt, die<br />

von den Hausbanken vor dem Hintergrund der regulatorischen Anforderungen zurückhaltend<br />

gewährt werden.<br />

10) Welche politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen kann/sollte die Lan<strong>des</strong>politik<br />

darstellen?<br />

Die gesetzlichen Neuerungen im Bankenaufsichtsrecht bilden die regulatorische Antwort auf die<br />

Banken- und Finanzmarktkrise. Die neuen Regularien stellen qualitativ und quantitativ deutlich<br />

höhere Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung und die Liquidität der Banken.<br />

Förderbanken sind trotz ihres besonderen Geschäftsmodells nicht von diesen Regularien befreit.<br />

Für Förderbanken steht <strong>des</strong>halb im Vordergrund, dass durch Bund und Länder eine Einflussnahme<br />

auf politischer Ebene erfolgen muss, die sicherstellt, dass verschärfte aufsichtsrechtliche<br />

Regelungen, die <strong>für</strong> große international tätige Kreditinstitute entworfen worden sind, nicht zu einer<br />

Beeinträchtigung der Tätigkeiten von Förderinstituten führt.


BERLIN1BRANDENBURG I BREMEN1HA<strong>MB</strong>URG1HESSENIMECKLENBURG-VORPOMMERN I<br />

NIEDERSACHSENIRHEINLAND-PFALZ1SAARLAND I SACHSENISACHSEN-ANHALTI SCHLESWIG-HOLSTEIN THÜRINGEN<br />

Genossenschafts<br />

Verband 1<br />

Genossenschaftsverband e.V. • Postfach 15 53 • 63235 Neu-Isenburg<br />

Verwaltungssitz Neu-Isenburg<br />

Wilhelm-Haas-Platz<br />

63263 Neu-Isenburg<br />

www.genossenschaftsverband.de<br />

Landtag Brandenburg<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Herr Sören Kosanke<br />

Postfach 60 10 64<br />

14410 Potsd<strong>am</strong><br />

06.09.2013<br />

Stellungnahme <strong>für</strong> die Anhörung im Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

<strong>am</strong> 11. September 2013<br />

EIN GEWINN<br />

FÜR ALLE<br />

Die Genossenschaften<br />

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,<br />

<strong>für</strong> die Einladung zur Anhörung im Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>des</strong> Brandenburger Landtags zum<br />

Thema „Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg und die Rolle der Sparkassen bei der<br />

Finanzierung von Unternehmen" bzw. „Mittelstandsfinanzierung im Land Brandenburg" möchte ich<br />

mich ganz herzlich bei Ihnen bedanken.<br />

Ich werde <strong>am</strong> kommenden Mittwoch gemeins<strong>am</strong> mit Herrn Frank Robby Wallis, Vorstand der<br />

Brandenburger Bank Volksbank-Raiffeisenbank eG, an der Anhörung teilnehmen.<br />

Unsere schriftliche Stellungnahme finden Sie bitte in der Anlage dieses Schreibens.<br />

Mit<br />

ichen Grüßen<br />

en<br />

ns haftsverband e.V.<br />

Edgar Schnei er<br />

Anlage<br />

in ®1;1<br />

Genossenschaftsverband e.V. Sitz Frankfurt <strong>am</strong> Main, Verelnsregister-Nummer 14109<br />

Vorstand: WP/St8 Dipl.-Kfm. Michael Bockelmann (Verbandspräsident und Vorstandsvorsitzender), Dipl.-Ök, Klaus Bellmann,<br />

WP/M:3 Dipl.-Betriebsw. (FH) Horst Kessel, WP Dipi.-Ök. Renä Rothe, WP/St8 Dipl.-Betriebsw. (FH) Edgar Schneider<br />

Vorsitzender <strong>des</strong> Verbandsrates: Michael Siegers. Stellvertreter: Claus-Rüdiger Bauer<br />

USt-IdNr.: DE 115668346 Bankverbindungen: DZ BANK AG Frankfurt, BLZ 500 600 00, Konto-Nr. 12700 • DZ BANK AG Hannover, BLZ 250 600 00, Konto-Nr. 40441<br />

Mitglied der DuireAFRs Advisory Group


BERLIN1BRANDENBURGIBREMEN I HA<strong>MB</strong>URG I HESSEN1MECKLENBURG-VORPOMMERN 1<br />

NIEDERSACHSEN RHEINLAND-PFALZ ! SAARLAND I SACHSEN ISACHSEN-ANHALT I SCHLESWIG-HOLSTEINITHÜRINGEN<br />

Genossenschafts<br />

Verband 1<br />

Stellungnahme <strong>des</strong> Genossenschaftsverban<strong>des</strong><br />

Anhörung im Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS90/DIE<br />

GRÜNEN zu dem Thema „Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg<br />

und die Rolle der Brandenburger Sparkassen bei der Finanzierung von<br />

Unternehmen" in Verbindung mit dem Antrag der Fraktion der SPD und der<br />

Fraktion DIE LINKE „Mittelstandsfinanzierung im Land Brandenburg" <strong>am</strong><br />

<strong>11.09.2013</strong>.<br />

Genossenschaftsverband e.V. Sitz Frankfurt <strong>am</strong> Main, Vereinsregister-Nummer 14109<br />

Vorstand: WP/StB Dipl.-Kfm. Michael Bockelmann (Verbandspräsident und Vorstandsvorsitzender), Dipl.-Ök. Klaus Bellmann,<br />

WP/StB Dipl.-Betriebsw. (FH) Horst Kessel, WP Dip1.-Ök. Renä Rothe, WP/StB Dip1.-Betriebsw. (FH) Edgar Schneider<br />

Vorsitzender <strong>des</strong> Verbandsrates: Michael Siegers, Stellvertreter: Claus-Rüdiger Bauer<br />

USt-IdNr.: DE 115668346 Bankverbindungen: DZ BANK AG Frankfurt, BLZ 500 600 00, Konto-Nr. 12700 • DZ BANK AG Hannover, BLZ 250 600 00, Konto-Nr. 40441<br />

nahnlind der DGRV !FRS Advisory Group


2<br />

Die Volks- und Raiffeisenbanken (VR-Banken) sind über das ges<strong>am</strong>te Lan<strong>des</strong>gebiet Brandenburgs<br />

mit elf Instituten und ca. 150 Filialen vertreten. Zus<strong>am</strong>men betreuen sie in Brandenburg rund<br />

319.000 Privat- und Firmenkunden sowie 3,1 Milliarden Euro an Kundengeldern und sind d<strong>am</strong>it ein<br />

entscheidender <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor <strong>für</strong> die Region. Für die mittelständische <strong>Wirtschaft</strong> in<br />

Brandenburg sind die genossenschaftlichen Banken langfristiger und vertrauensvoller Partner und<br />

haben als Ansprechpartner in allen finanziellen Fragen ein einzigartiges Bild der wirtschaftlichen<br />

Situation und Entwicklung der vergangenen Jahre. Als Dienstleister, Kreditgeber und Berater<br />

begrüßen wir das politische Interesse an einer besser Kapitalausstattung kleiner und<br />

mittelständischer Unternehmen sowie die höhere Aufmerks<strong>am</strong>keit <strong>für</strong> Mittelstandsfinanzierung.<br />

Der Genossenschaftsverband e.V. ist Prüfungs- und Beratungsverband, Bildungsträger und<br />

Interessenvertretung <strong>für</strong> rund 2.400 Mitgliedsgenossenschaften. Mehr als 1.200 Mitarbeiter, davon<br />

440 <strong>Wirtschaft</strong>s- und Verbandsprüfer, betreuen Unternehmen aus den Bereichen Kreditwirtschaft,<br />

Landwirtschaft, Handel, Gewerbe und Dienstleistungen in Brandenburg und zwölf weiteren<br />

Bun<strong>des</strong>ländern.<br />

Diese enge regionale Verbindung mit den Unternehmen ermöglicht uns eine Einschätzung und<br />

Vergleichbarkeit der Mittelstandsfinanzierung in unterschiedlichen Bun<strong>des</strong>ländern und Branchen.<br />

Denn genossenschaftliche Abschlussprüfung geht nicht nur bei Banken, sondern auch bei den<br />

genossenschaftlichen Unternehmen weit über die übliche Abschlussprüfung anderer Sektoren<br />

hinaus. Die positiven Folgen: Risiken werden frühzeitig aufgedeckt, somit vermindert und eine<br />

langfristige Kapitalversorgung <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong> in Deutschland gesichert.<br />

Trotz der guten konjunkturellen Lage bleiben stabile Rahmenbedingungen sowie standort- und<br />

strukturpolitische Maßnahmen unerlässlich, um die Attraktivität <strong>des</strong> <strong>Wirtschaft</strong>sstandorts<br />

Brandenburg weiter zu erhöhen und die wirtschaftliche Situation der klein- und mittelständischen<br />

Unternehmen (KMU) zu verbessern. Derzeit stehen die Unternehmen in den ostdeutschen<br />

Bun<strong>des</strong>ländern gut da, in Brandenburg hinken die KMU jedoch teilweise bei der<br />

Eigenkapitalausstattung hinter dem Bun<strong>des</strong>durchschnitt zurück und trotz eines Wachstums <strong>des</strong><br />

Kreditvolumens bleibt die schlechte Kapitalisierung ein Problem. Zudem fehlt es im Vergleich zu<br />

den alten Bun<strong>des</strong>ländern z.B. bei Personengesellschaften an privatem Vermögen, das zur<br />

Besicherung genutzt werden könnte. Ein möglicher Lösungsansatz können weiterhin<br />

Lan<strong>des</strong>bürgschaften und Kreditmediation sein, mit denen man gute Erfahrung gemacht und<br />

Erfolge erzielt hat.<br />

Um die künftige Finanzierung von mittelständischen Unternehmen in Brandenburg — auch unter<br />

vernünftigen Konditionen — zu gewährleisten, ist es zudem notwendig, dass die<br />

4 .4441 1;),<br />

Genossenschaftsverband e.V. Sitz Frankfurt <strong>am</strong> Main, Vereinsregister-Nummer 14109<br />

Vorstand: WP/StB Dipl.-Kfm. Michael Bockelmann (Verbandspräsident und Vorstandsvorsitzender), Dipl.-Ök. Klaus Bellmann,<br />

WP/StB Dip1•-Betriebsw. (FH) Horst Kessel, WP Dipl.-ök. Rend Rothe, WP/StB DipL-Betriebsw, (FH) Edgar Schneider<br />

Vorsitzender <strong>des</strong> Verbandsrates: Michael Siegers, Stellvertreter: Claus-Rüdiger Bauer<br />

LISt-IdNr.: DE 115668346 Bankverbindungen: DZ BANK AG Frankfurt, BLZ 500 600 00, Konto-Nr. 12700 • DZ BANK AG Hannover, BLZ 250 600 00, Konto-Nr. 40441<br />

enunuP der DGRV IFRS Advisory Group


3<br />

Sicherungsinstrumente <strong>des</strong> deutschen Bankensystems bei den Vorschlägen, die auf europäischer<br />

Ebene beraten werden, berücksichtigt werden. Denn im Ergebnis würden andernfalls zuverlässige<br />

und über Jahrzehnte erprobte Systeme durch teurere ersetzt, die die Kreditversorgung der<br />

mittelständischen <strong>Wirtschaft</strong> deutlich erschweren und verteuern.<br />

Einschätzung auf Basis <strong>des</strong> konkreten Fragebogens:<br />

Wie stellt sich die derzeitige Situation der Mittelstandsfinanzierung in Brandenburg aus Ihrer<br />

Sicht dar?<br />

1.1 Eigenkapital Situation der Unternehmen in Brandenburg<br />

• Die Eigenkapital-Quoten der Mittelstandskunden (KMU) liegen im Durchschnitt<br />

bei unter 20 %. Die Spannbreite verläuft dabei zwischen einem ausgewiesenen<br />

negativen Eigenkapital und Eigenkapital-Quoten bis zu 70 %. Gerade Klein- und<br />

Handwerksbetriebe liegen unterhalb der genannten Durchschnittswerte.<br />

1.2 Vergleich mit anderen Bun<strong>des</strong>ländern<br />

• In Brandenburg gibt es einen sehr breit gefächerten Mittelstand, allerdings wenige im<br />

gehobenen Mittelstand (ab 50 Mio. Umsatz). Die Eigenkapital-Ausstattung ist oft<br />

unzureichend und anders als bei Unternehmen in den alten Bun<strong>des</strong>länder bestehen<br />

kaum zusätzliche Sicherheiten durch Privatvermögen, da viele Betriebe erst nach der<br />

Wende gegründet wurden, oder aus ehemaligen Kombinaten hervorgegangen sind.<br />

Die Situation ist im Speckgürtel, im Raum Potsd<strong>am</strong>, erheblich besser als in den<br />

abgelegeneren Gebieten in Brandenburg.<br />

• Insges<strong>am</strong>t liegen die KMU in Brandenburg im unteren Drittel <strong>des</strong><br />

Ländervergleiches. Neben den schwierigeren Startbedingungen (-> Neue<br />

Bun<strong>des</strong>länder) entwickelte sich die (gewerbliche) <strong>Wirtschaft</strong> in der insges<strong>am</strong>t<br />

strukturschwachen Region im Vergleich zu anderen Bun<strong>des</strong>ländern<br />

unterdurchschnittlich. Das spiegelt sich auch in der durchschnittlichen schlechteren<br />

Umsatzrentabilität und Ertragslage vieler Unternehmen wider.<br />

1.3 Wie hat sich in Ihrem Bereich die Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen in<br />

den letzten Jahren entwickelt?<br />

• Die Kreditvergabe an KMU der Brandenburger Bank weist in den letzten fünf<br />

Jahren eine durchschnittliche Wachstumsrate i.H.v. jeweils ca. 5 % p.a. aus<br />

(teilweise inklusive Immobiliengeschäft im Firmenkundenbereich).<br />

Genossenschaftsverband e.V. Sitz Frankfurt <strong>am</strong> Main, Vereinsregister-Nummer 14109<br />

Vorstand: WPiStR Dipl.-Kfm. Michael Bockelmann (Verbandspräsident und Vorstandsvorsitzender), Dipl.-Ök, Klaus Bellmann,<br />

WP/StB Dipt.-Betriebsw. (FH) Horst Kessel, WP Dipl.-Ok. Rene Rothe, WP/Siel Dipl.-Betriebsw. (FH) Edgar Schneider<br />

Vorsitzender <strong>des</strong> Verbandsrates: Michael Siegers, Stellvertreter: Claus-Rüdiger Bauer<br />

USt-IdNr.: DE 115668346 Bankverbindungen: DZ BANK AG Frankfurt, BLZ 500 600 00, Konto-Nr. 12700 • DZ BANK AG Hannover, BLZ 250 600 00, Konto-Nr. 40441<br />

Mitglied der DGRV IFRS Advisory Group


4<br />

1.4 Mit welchen Problemen haben Sie bei Kreditanträgen aus der <strong>Wirtschaft</strong> in der Regel zu<br />

tun und was sind die häufigsten Ablehnungsgründe?<br />

• Zweifel an der nachhaltigen Tragfähigkeit der Geschäftsidee<br />

• Zweifel an der kaufmännischen Qualifikation <strong>des</strong> Unternehmers<br />

• Zu geringe finanzielle Reserven, um eine „Anlaufphase" dauerhaft zu überstehen<br />

• Nicht gegebene Kapitaldienstfähigkeit aufgrund einer schwachen Ertragssituation<br />

1.5 Hat sich die Geschäftspolitik Ihrer Bank in den letzten Jahren verändert? Welche<br />

Entwicklungen sehen Sie <strong>für</strong> die kommenden fünf Jahre?<br />

• Verstärkte Einbindung von öffentlichen Refinanzierungsmitteln (KfW/ILB)<br />

• Intensivierung der Zus<strong>am</strong>menarbeit mit der Bürgschaftsbank Brandenburg<br />

GmbH<br />

• Intensive Kontaktpflege zur IHK/Handwerksk<strong>am</strong>mer<br />

• Brandenburger Bank prognostiziert einen Wachstumsverlauf im<br />

Kreditgeschäft mit KMUs zwischen 4-6 % p.a.<br />

1.6 Welche Refinanzierungsquellen nutzen Sie und welche Entwicklung hat sich hier in den<br />

letzten Jahren vollzogen?<br />

• Siehe 1.5<br />

1.7 Investiert Ihre Bank in Fonds, die Unternehmensanteile erwerben?<br />

• Nein - entspricht bis dato nicht der Geschäftsstrategie der Brandenburger Bank. Der<br />

persönliche Kontakt zum Kreditnehmer wird bevorzugt. Nur in Einzelfällen beteiligt<br />

sich die Bank an (Konsortial)-Krediten.<br />

2. Welche Auswirkungen hatte und hat die europäische Schuldenkrise auf die<br />

Mittelstandsfinanzierung?<br />

• Es bestehen Grenzen aufgrund der Kosten im Zus<strong>am</strong>menhang mit der<br />

Kreditvergabe:<br />

o Personal- und Sachkosten<br />

o Risikoprämie<br />

o Eigenkapitalverzinsung unter Berücksichtigung von Wachstum und Basel III<br />

• Keine „Subvention" durch Eigenanlagen oder Investmentgeschäft, da nicht<br />

Bestandteil <strong>des</strong> Geschäftsmodells; sondern Eigenanlagen=Geld, das nicht im<br />

Kundenkreditgeschäft platziert werden kann<br />

F.72 1111<br />

Genossenschaftsverband e.V. Sitz Frankfurt <strong>am</strong> Main, Vereinsregister-Nummer 14109<br />

Vorstand: WP/StB Dipl.-Kfm. Michael Bockelmann (Verbandspräsident und Vorstandsvorsitzender), Dipl.-ök. Klaus Bellmann,<br />

WP/StB Dipl.-Betriehsw. (FH) Horst Kessel, WP Dipl.-Ök. Renä Rothe, WP/StB Dipl.-Betriebsw. (FH) Edgar Schneider<br />

Vorsitzender <strong>des</strong> Verbandsrates: Michael Siegers, Stellvertreter: Claus-Rüdiger Bauer<br />

USt-IdNr.: DE 115668346 Bankverbindungen; DZ BANK AG Frankfurt, BLZ 500 600 00, Konto-Nr. 12700 • DZ BANK AG Hannover, BLZ 250 600 00, Konto-Nr. 40441<br />

Mitglied der DGRV IFRS Advisory Group


5<br />

Mittelbare Auswirkungen<br />

• Konjunktur k<strong>am</strong> in verschiedenen EU-Staaten zum Erliegen<br />

• In Deutschland sind durch Stützungsmaßnahmen negative konjunkturelle Einbrüche<br />

nicht zu erwarten<br />

• Klientel der VR-Banken sind mittelständische Handwerksbetriebe und<br />

Agrarunternehmen — insofern regionale Entwicklung von Bedeutung<br />

• Deutschland steht konjunkturell gut da - insofern keine Einschnitte durch<br />

Staatsschuldenkrise <strong>für</strong> Mittelstandsfinanzierung<br />

• Positive Entwicklung der Region wird durch VR-Banken mitgetragen (vgl.<br />

Kreditnehmerstatistik - siehe Anlage)<br />

3. Welche grundsätzlichen Voraussetzungen müssen die Unternehmen darstellen, um langfristig<br />

im Wettbewerb bestehen zu können?<br />

Unternehmensvoraussetzungen:<br />

• Nachhaltiges Geschäftsmodell<br />

• Innovationsfähigkeit<br />

• Geregelte Unternehmensnachfolge<br />

• Managementfähigkeiten<br />

Finanzielle Voraussetzungen:<br />

• Gute Eigenkapitalbasis (Quote >20%)<br />

• Nachhaltige Ertragslage<br />

• Verlässliche Hausbankbeziehung zur Umsetzung von Investitionsvorhaben<br />

• Soli<strong>des</strong> Controlling<br />

• Dem Wachstum entsprechende Eigenkapitaldotierung<br />

• Verantwortungsvolle Kreditaufnahme unter Berücksichtigung eines steigenden<br />

Zinsniveaus und <strong>des</strong> daraus resultierenden höheren Kapitaldienstes<br />

4. Wie sind die Unternehmen auf Basel III vorbereitet? Was muss noch getan werden?<br />

Durch Basel III kommt es zu aufwendigen Prozesserweiterungen <strong>für</strong> die Banken, z.B. im<br />

Bereich <strong>des</strong> Meldewesen (Reporting) und bei der Erhebung der Liquiditätskennziffern. Diese<br />

spielen <strong>für</strong> die Erhebung <strong>des</strong> Liquiditätsrisikos eine entscheidende Rolle. Letztlich werden<br />

erhebliche Ressourcen bei den Banken und Rechenzentralen zur Umsetzung der Basel III-<br />

Forderungen gebunden. Folgende Kostenfaktoren sind dabei hervorzuheben:<br />

• Vollständige Umstellung <strong>des</strong> Meldewesens mit Vervielfachung der zu meldenden<br />

Daten<br />

11111■•■•■■<br />

Genossenschaftsverband e.V. Sitz Frankfurt <strong>am</strong> Main, Vereinsregister-Nummer 14109<br />

Vorstand: WP/Sta Dipl.-Kfm. Michael Bockeimann (Verbandspräsident und Vorstandsvorsitzender), Dipl.-Ok_ Klaus Bellmann,<br />

WP/StB Dipl.-Betriebsw. (FH) Horst Kessel, WP Dipl.-ök. Rene Rothe, WP/StB Dipl.-Betriebsw. (FH) Edgar Schneider<br />

Vorsitzender <strong>des</strong> Verbandsrates: Michael Siegers, Stellvertreter: Claus-Rüdiger Bauer<br />

USt•IdNr.: DE 115668346 Bankverbindungen: DZ BANK AG Frankfurt, BLZ 500 600 00, Konto-Nr, 12700 • DZ BANK AG Hannover, BLZ 250 600 00, Konto-Nr. 40441<br />

Mitglied der OGRV IFRS Advisory Group


- 6<br />

• Neue Systematik = Schulung der Mitarbeiter in neuen Regelungen und neuer<br />

Technik<br />

• Viele Unterbrechungen durch kurzfristige zusätzliche Datenerhebungen, welche<br />

manuell zu erstellen sind<br />

Zus<strong>am</strong>mengenommen beeinflussen die administrativen Belastungen die VR-Banken in<br />

Brandenburg und die daraus resultierenden Kostenbelastungen letztlich die Kreditkonditionen<br />

negativ.<br />

5. Welche politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen kann/sollte die Lan<strong>des</strong>politik stellen?<br />

• In der Vergangenheit konnten die Versorgung mittelständischer Unternehmen mit<br />

Krediten durch intensive Zus<strong>am</strong>menarbeit von Lan<strong>des</strong>regierung, Banken und<br />

Verbänden verbessert werden. Hierzu gehörten Lan<strong>des</strong>bürgschaften und<br />

Kreditmediationsgespräche. Dies sollte fortgesetzt werden, um die<br />

Kapitalausstattung mittelständischer Unternehmen weiter zu verbessern.<br />

• Auf europäischer Ebene werden im Kontext der Finanz- und Eurokrise Regelungen<br />

angestrebt, die das Risiko von Finanzinstituten und deren Geschäftsbeziehungen<br />

reduzieren. Das dreigliedrige Bankensystem in Deutschland hat eine lange Tradition<br />

und über Jahrzehnte erprobte und besonders im Genossenschafts- und<br />

Sparkassensektor zusätzliche und äußerst zuverlässige Sicherungssysteme. Durch<br />

die Vorschläge auf europäischer Ebene droht die Gefahr einer unverhältnismäßigen<br />

Zusatzbelastung mit negativen Folgen <strong>für</strong> die Kreditvergabe und Kapitalversorgung<br />

der mittelständischen <strong>Wirtschaft</strong>.<br />

• Die Lan<strong>des</strong>regierung sollte sich daher im Bun<strong>des</strong>rat und durch Vertreter in EU-<br />

Ausschüssen gegen den Vorschlag zum einheitlichen Abwicklungsmechanismus<br />

(Single Resolution Mechanism SRM) einsetzen. Im Ergebnis führt ein SRM und<br />

die Schaffung gemeins<strong>am</strong>er europäischer Einlagensicherungssysteme andernfalls<br />

zu einer Vergemeinschaftung von Risiken und Verbindlichkeiten zu Lasten der<br />

deutschen Kreditwirtschaft — insbesondere der Sparkassen und der<br />

genossenschaftlichen Finanzgruppe — die über eine eigene Sicherungssysteme<br />

verfügen. Vielmehr sollte die überarbeitete Einlagensicherungs-Richtlinie zügig<br />

verabschiedet werden. (In der Anlage finden Sie unsere detaillierten Ausführungen<br />

hierzu.<br />

• Die EU fordert unter dem Aspekt der Governance-Anforderungen von<br />

Aufsichtsräten, ein weitaus umfassenderes Pflichtenheft zu führen, als dies bisher<br />

der Fall ist. D<strong>am</strong>it wird auch die Absicht verfolgt, künftig verstärkt auf Vollzeit-<br />

Aufsichtsratsmitglieder zurückzugreifen. Die Gefahr besteht, dass die aus der<br />

Region st<strong>am</strong>menden Aufsichtsräte der Kreditgenossenschaften durch eine<br />

Überregulierung die Bereitschaft verlieren, Verantwortung als Aufsichtsrat zu<br />

El 44 (5e 14b<br />

Genossenschaftsverband e.V. Sitz Frankfurt <strong>am</strong> Main, Vereinsregister-Nummer 14109<br />

Vorstand: VVP/SIB Dipl.-Kfm. Michael Bockeimann (Verbandspräsident und Vorstandsvorsitzender), Dipl.-ök. Klaus Bellmann,<br />

WP/StB Dipl.-Betriebsw. (FH) Horst Kessel, WP Dipl.-Ök. Rene Rothe, WP1S1B Dipl.-Betriebsw. (FH) Edgar Schneider<br />

Vorsitzender <strong>des</strong> Verbandsrates: Michael Siegers. Stellvertreter: Claus-Rüdiger Bauer<br />

USt-IdNr.: DE 115668346 Bankverbindungen: DZ BANK AG Frankfurt, BLZ 500 600 00, Konto-Nr. 12700 DZ BANK AG Hannover, BLZ 250 600 00, Konto-Nr. 40441<br />

Mitglied der DGRVIFRS Advisory Group


7<br />

übernehmen. Die Folge wäre, dass wichtiges Wissen über die Region und den<br />

dortigen wirtschaftlichen Verhältnissen unwiderruflich verloren ginge. Solches Knowhow<br />

lässt sich insbesondere in der Masse nicht ohne weiteres durch Vollzeit-<br />

Aufsichtsräte ersetzen. Die Vorschläge könnten den Gedanke eine besseren<br />

Prüfung und Aufsicht schnell ins Gegenteil verkehren und nicht nur Kosten erhöhen<br />

sondern auch Qualität mindern.<br />

elei ® 1;1<br />

Genossenschaftsverband e.V. Sitz Frankfurt <strong>am</strong> Main, Vereinsregister-Nummer 14109<br />

Vorstand: WP/StB Dipl.-Kfm. Michael Bockelmann (Verbandspräsident und Vorstandsvorsitzender), Dipl.-Ök. Klaus Bellmann,<br />

WP/StB DipL-Betriebsw. (FH) Horst Kessel, WP DIp1.-Ök. Rene Rothe, WP!StB Dlpl.-Betriebsw. (FH) Edgar Schneider<br />

Vorsitzender <strong>des</strong> Verbandsrates: Michael Siegers, Stellvertreter: Claus-Rüdiger Bauer<br />

USt-IdNr.: DE 115668346 Bankverbindungen: DZ BANK AG Frankfurt, BLZ 500 600 00, Konto-Nr. 12700 • DZ BANK AG Hannover, BLZ 250 600 00, Konto-Nr. 40441<br />

Mitglied der DGRV IFRS Advlsory Group


EINGEGANGEN<br />

Bun<strong>des</strong>verband Deutscher<br />

Kapitalbeteiligungsgeseltschaften<br />

0 9. SEP. 2013<br />

5 /280<br />

Erledigt.<br />

Stellungnahme Bun<strong>des</strong>verband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften e.V. (BVK)<br />

zur Anhörung im Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> im Landtag Brandenburg zur<br />

„Mittelstandsfinanzierung in Brandenburg" <strong>am</strong> 11. 'September 2013:<br />

Einführung<br />

Bei der Beteiligungsfinanzierung handelt es sich um die Vergabe von Eigenkapital/eigenkapitalähnlicher<br />

Mittel, die häufig mit zusätzlicher Managementunterstützung seitens der Beteiligungsgesellschaft<br />

verknüpft ist. Beteiligungsgesellschaften stellen über ihre Mitwirkung im Aufsichtsgremium<br />

ihre Erfahrung, ihr Know-how und ihre Kontaktnetzwerke zur Verfügung. Beteiligungsgesellschaften sind<br />

dabei Mitgesellschafter auf Zeit. Die durchschnittliche Beteiligungsdauer beträgt ca. fünf Jahre.<br />

Beteiligungskapital als Finanzierungsbaustein und z.T. -alternative<br />

Eigenkapital und d<strong>am</strong>it auch das Beteiligungskapital ist das Fund<strong>am</strong>ent <strong>des</strong> „Finanzierungsgebäu<strong>des</strong>",<br />

seltener auch eine Alternative zur Kreditfinanzierung. Es ist inzwischen <strong>für</strong> Unternehmen aller Größen<br />

geeignet, wird allerdings vorwiegend vom klassischen Mittelstand genutzt. Die Finanzierungsanlässe <strong>für</strong><br />

Beteiligungsgesellschaften sind vielfältig: Sie reichen von Venture Capital bei Unternehmensgründungen<br />

von jungen, oft technologieorientierten, Unternehmen über Wachstumsfinanzierungen bei etablierten<br />

Unternehmen in traditionellen Branchen bis hin zu Management Buy-outs zur Nachfolgelösung im<br />

Mittelstand oder zur Ausgliederung von Unternehmensteilen bei Konzernen. Dabei sind verschiedene<br />

Formen denkbar: Zum einen als reines Eigenkapital, zum anderen auch als eigenkapitalähnliche<br />

Finanzierungen durch Mezzanine-Kapital. Hierbei wird das Kapital in der Regel in Form von<br />

stillen Beteiligungen, Gesellschafterdarlehen oder Genussscheinen vergeben. Unter anderem bieten<br />

die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften (<strong>MB</strong>Gen) in den Bun<strong>des</strong>ländern sowie<br />

Beteiligungsgesellschaften aus dem Sparkassen - und Bankensektor diese Finanzierungen an.<br />

Beteiligungsgesellschaften in Deutschland<br />

Heute sind mehr als 200 Beteiligungsgesellschaften in Deutschland aktiv. Dazu zählen neben den<br />

sog. unabhängigen auch Beteiligungsgesellschaften von Versicherungen, Unternehmen, Banken<br />

(privat- und genossenschaftlich) Sparkassen, <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> oder der Länder. Diese investieren entweder<br />

aus Fonds oder aus eigenen Bilanzmitteln.<br />

Volkswirtschaftliche Bedeutung<br />

Jährlich erhalten mehr als 1.000 deutsche Unternehmen Beteiligungskapital <strong>für</strong> Gründung und<br />

Wachstum. In den letzten fünf Jahren investierten Beteiligungsgesellschaften rund 29 Mrd. € in<br />

deutsche Unternehmen. 2012 waren es allein 5,8 Mrd. C. In Brandenburg wurden seit 2008 rund<br />

205 Millionen C investiert. In Deutschland sind Beteiligungsgesellschaften aktuell an mehr als<br />

5.000 meist kleinen und mittleren Unternehmen mit zus<strong>am</strong>men knapp eine Million Mitarbeitern<br />

und 199 Mrd. € Jahresumsatz beteiligt. Von den im Jahr 2012 finanzierten Unternehmen<br />

beschäftigten mehr als 80 Prozent weniger als 100 Mitarbeiter, nur fünf Prozent mehr als 500<br />

Mitarbeiter. Gleichzeitig setzten 70 Prozent der Unternehmen weniger als zehn Millionen € um,<br />

weitere 20 Prozent zwischen 10 und 100 Mio. C.<br />

Beteiligungskapital nach der Finanz - und <strong>Wirtschaft</strong>skrise<br />

Gerade in der Finanz - und <strong>Wirtschaft</strong>skrise haben viele Unternehmen Beteiligungskapital als Alternative<br />

zur klassischen Bankfinanzierung entdeckt und begonnen, ihre Unternehmensfinanzierung<br />

auf ein breiteres Fund<strong>am</strong>ent zu stellen, da die Krise zum Vorschein gebracht hat, dass<br />

eine einseitige Konzentration auf klassische Kreditfinanzierungen in Zeiten „zurückhaltender" Banken<br />

existenzbedrohend sein kann. Es ist d<strong>am</strong>it zu rechnen, dass aufgrund der durch Basel III erschwerten<br />

Refinanzierungsmöglichkeiten künftig Langfristkredite <strong>für</strong> Unternehmen durch Banken weiter<br />

abnehmen werden. Daher haben viele Unternehmen ihre Finanzierungsstruktur umgestellt. Das Ziel:<br />

Erhöhung der Eigenkapitalquoten, um die Bonität (Rating) zu erhöhen und unabhängiger von<br />

den Fremdkapitalgebern zu sein. Weitere Impulse erhält diese Entwicklung durch die zunehmende<br />

Aufgeschlossenheit der deutschen Mittelständler gegenüber neuen Finanzierungsformen. Die Nachfrage<br />

nach Beteiligungskapital wird sich angesichts der Ratingerfordernisse und Wachstumsaussichten<br />

der deutschen Unternehmen künftig weiter steigern.<br />

Mikromezzaninfonds Deutschland<br />

Vor einer Woche hat das Bun<strong>des</strong>wirtschaftsministerium aus ESF- und ERP-Mitteln den Mikro-<br />

Mezzaninfonds Deutschland mit einem Volumen von (vorerst) 35 Mio. € errichtet. Es werden an<br />

Kleinst- und kleine Unternehmen (max. 50 Mitarbeiter) stille Beteiligungen zwischen<br />

10,000 und 50.000 C ausgereicht. In Brandenburg erfolgt die Vergabe über die <strong>MB</strong>G Berlin-<br />

Brandenburg. D<strong>am</strong>it wird im deutschen Beteiligungsmarkt vielversprechen<strong>des</strong> Neuland<br />

betreten.


Buri<strong>des</strong>verbAnd Deutscher<br />

Kapitalbeteiligungsgesellschaften<br />

NkBG<br />

rj BERLIN • BRANDENBURG<br />

ANLAGE, Stellungnahme BVK: Beteiligungskapital in Brandenburg<br />

ßetelligungsgesellschaften mit Sitz in Brandenburq<br />

• <strong>MB</strong>G Berlin Brandenburg, Potsd<strong>am</strong>/Berlin<br />

• BC Brandenburg Capital, Potsd<strong>am</strong><br />

• Hasso Plattner Ventures Management GmbH, Potsd<strong>am</strong><br />

• BFB Frühphasenfonds Brandenburg - verwaltet durch die bmp media Investors AG/Berlin<br />

2008 20,6<br />

2009<br />

2010 116,6<br />

zotie:<br />

2012 12,3<br />

111111111111111.1.1111.1MMR111111111<br />

111111•111111111111111•1311111<br />

Baden-Württemberg 502,26 199 973,50 159<br />

Bayern 1.162,53 237 1 . 100,70 234<br />

Berlin 521,29 115 624,93 142<br />

Brandenburg 29,61 9. 2 26 ' 4<br />

Bremen 10,61 11 1,84 6<br />

H<strong>am</strong>burg 420,91 755,05 47<br />

Hessen 834,28 33 429,94 27<br />

MeCklenburg-Vorpommern 30,03 0 33,58<br />

Niedersachsen 212,67 65 128,20 54<br />

Nordrhein-Westfalen 1.807,00 141 1.054,10 127<br />

Rheinland-Pfalz 320,66 32 291,54 22<br />

Saarland 445 8 7,73<br />

Sachsen 79,77 112 50,12 68<br />

Sachsen-Anhalt 13,15 23 33,52 32<br />

Schleswig-Holstein 20,64 135 23,54 101<br />

Thüringen 146,21 26 142,35 32<br />

Unbekannt 100,07 45 179,16 134<br />

• Ges<strong>am</strong>t 6.215,84 .295 • 5.642,03 1.227<br />

Dr. Milog Stefanovid, Geschäftsführer<br />

Mittelständische Beteiligungsgesellschaft<br />

Berlin-Brandenburg GmbH<br />

Schwarzschildstr. 94, 14480 Potsd<strong>am</strong><br />

Tel. 0331/64963-11<br />

Fax: 0331/64963-23<br />

Milos.Stefanovic@BBimWeb.de<br />

mailto:Milos.Stefanovic@BBimWeb.de<br />

Dr. Milos" Stefanovid, Vorstandsmitglied<br />

BVK Bun<strong>des</strong>verband Deutscher<br />

Kapitalbeteiligungsgesellschaften<br />

Reinhardtstr. 27 c, 10117 Berlin<br />

Tel. 0331/64963-11<br />

Fax: 0331/64963-23<br />

Milos.Stefanovic@BBImWeb.de


•<br />

Finanzgruppe<br />

Ostdeutscher Sparkassenverband<br />

EINGEGANGEN<br />

0 Lt, SEP. 2013<br />

5 /2-?-9-<br />

Erledigt KV<br />

041 /c? je, et<br />

Ostdeutscher Sparkassenverband Postfach 110626<br />

Vorsitzenden<br />

<strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

im Landtag Brandenburg<br />

Herrn Sören Kosanke<br />

Am Havelblick 8<br />

14473 Potsd<strong>am</strong><br />

10836 Berlin<br />

Geschäftsführender Präsident<br />

Leipziger Straße 51<br />

10117 Berlin<br />

Ansprechpartner: Wolfr<strong>am</strong> Morales<br />

Telefon: 030 2069-1843<br />

Telefax: 030 2069-2843<br />

E-Mail: wolfr<strong>am</strong>.morales@osv-online.de<br />

Internet: www.osv-online.de<br />

Berlin, it. Sep. 2013<br />

Anhörung auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem Thema<br />

"Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg und die Rolle der Brandenburger<br />

Sparkassen bei der Finanzierung von Unternehmen" in Verbindung mit dem Antrag der<br />

Fraktion der SPD und der Fraktion DIE LINKE "Mittelstandsfinanzierung im Land<br />

Brandenburg"<br />

Sehr geehrter Herr Kosanke,<br />

wir danken <strong>für</strong> die Einladung zur Anhörung <strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>am</strong><br />

11. September, in der die Rolle der Sparkassen in Brandenburg bei der Mittelstandsfinanzierung<br />

thematisiert werden soll.<br />

Der Ostdeutsche Sparkassenverband wird die Gelegenheit dazu gerne wahrnehmen.<br />

Anbei übermittle ich Ihnen vorab unsere schriftliche Stellungnahme.<br />

Freundliche Grüße<br />

Ostdeutscher Sparkassenverband<br />

Dr. Er rich<br />

Anlage<br />

Olympla Portner CruuclVand<br />

Sparkassenverband <strong>für</strong> die Sparkassen in den Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, 4C— 9.3«<br />

Freistaat Sachsen und im Land Sachsen-Anhalt


Anhörung <strong>des</strong> <strong>Ausschusses</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>des</strong> Landtags Brandenburg<br />

<strong>am</strong> <strong>11.09.2013</strong> ab 13:00 Uhr, Landtag, Raum 306<br />

Thema: „Die Finanzausstattung der Unternehmen in Brandenburg und die Rolle der<br />

Brandenburgischen Sparkassen bei der Finanzierung von Unternehmen" (Bündnis 90/Die<br />

Grünen) in Verbindung mit Fragen zur „Mittelstandsfinanzierung im Land<br />

Brandenburg" (SPD/Linke).<br />

Gegenstand: Die Antragsteller beobachten, dass die Sparkassen in Brandenburg, anders als die<br />

Sparkassen in den westlichen Bun<strong>des</strong>ländern, etwa 50% der bei ihnen vorhandenen<br />

Kundeneinlagen wieder in der Region in Form von Krediten ausreichen. Sie fragen, ob die<br />

Sparkassen ihrem Auftrag laut Sparkassengesetz gerecht werden (Grüne). Außerdem steht die<br />

Frage, ob eine wirks<strong>am</strong>e Mittelstandsfinanzierung in Brandenburg insges<strong>am</strong>t gegeben ist<br />

(Linke /SPD).<br />

Derzeitige Situation der Mittelstandsfinanzierung<br />

Kreditvergabe der Sparkassen im Land Brandenburg (inkl. Entwicklung)<br />

Die Rolle der Sparkassen bei der Unternehmensfinanzierung<br />

Der Bankenmarkt in Deutschland, so auch in Brandenburg, hat eine dreigliedrige Struktur:<br />

Öffentlich-rechtliche Banken (hauptsächlich Sparkassen, neben Lan<strong>des</strong>banken, Förderbanken,<br />

Bürgschaftsbanken u. a.), Genossenschaftsbanken (Volks- und Raiffeisenbanken), private<br />

Kreditbanken. Jede dieser Gruppen erfüllt eine spezifische Aufgabe bei der Finanzierung der<br />

<strong>Wirtschaft</strong>.<br />

Nicht zuletzt die Finanzmarktkrise hat gezeigt, dass das dreigliedrige deutsche Bankensystem<br />

widerstandsfähig und sehr gut in der Lage ist, negative Auswirkungen einer tiefen Krise<br />

weitgehend <strong>für</strong> die mittelständische <strong>Wirtschaft</strong> abzupuffern. Die Existenz kleiner, regional<br />

aufgestellter Kreditinstitute, die das traditionelle und kundennahe Bankgeschäft vor Ort<br />

betreiben, die über detaillierte Kenntnisse der regionalen wirtschaftlichen Besonderheiten und<br />

der Verhältnisse in den einzelnen Unternehmen verfügen, ist da<strong>für</strong> die wesentliche Ursache.<br />

D<strong>am</strong>it hat die Struktur <strong>des</strong> deutschen Bankenmarktes wesentlich dazu beigetragen, dass die<br />

vielen kleinen Unternehmen, Handwerker und Freiberufler - anders als ihre Kollegen in den<br />

Partnerstaaten Europas - von negativen Auswirkungen der Krise, wie fehlendem Zugang zu<br />

Krediten, Kreditknappheit oder erschwerten Zugangsbedingungen zu anderen<br />

Bankdienstleistungen, verschont blieben. Dieser Zus<strong>am</strong>menhang wird auch international<br />

hervorgehoben und anerkannt. Er wird allgemein als ein Vorteil <strong>des</strong> deutschen<br />

<strong>Wirtschaft</strong>smodells eingestuft.<br />

Sparkassen stellen (neben den Volks- und Raiffeisenbanken) die zum kleinteiligen Segment <strong>des</strong><br />

deutschen Mittelstan<strong>des</strong> passfähige mittelständische Bankenstruktur dar.<br />

Die Ursache <strong>für</strong> die Fast-Kernschmelze <strong>des</strong> internationalen Finanzsystems 2007/2008 waren<br />

auch gemäß der Deutschen Bun<strong>des</strong>bank nicht die stabilen Geschäfte der Sparkassen (siehe Dr.<br />

Sabine Lautenschläger: „Was wünscht sich die Aufsicht von Lan<strong>des</strong>banken und<br />

Sparkassen?" vom 8. Februar 2012).<br />

Der öffentlich-rechtliche Bankensektor, so die Bun<strong>des</strong>bank, leistet einen wichtigen Beitrag <strong>für</strong><br />

die Kreditvergabe an Unternehmen und wird seinem diesbezüglichen Auftrag mehr als gerecht.<br />

Die Statistiken zeigen, dass Sparkassen einen erheblichen Beitrag zur Stabilität der<br />

Kreditvergabe leisten. Diese Aussage gilt <strong>für</strong> Deutschland insges<strong>am</strong>t und auch <strong>für</strong> Brandenburg.


2<br />

Gemäß § 2 Abs. 1 Satz 3 SpkG Brandenburg haben die Sparkassen insbesondere auch den<br />

Auftrag, Leistungen <strong>für</strong> den Mittelstand zu erbringen. Diesem Auftrag kommen die Sparkassen<br />

durch vielfältige Dienstleistungen nach. Wesentlicher Teil ist dabei auch die Kreditversorgung<br />

<strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong> im Geschäftsgebiet der jeweiligen Sparkasse (§ 5 SpkG Brandenburg -<br />

Regionalprinzip).<br />

Dies bedeutet nicht, dass der Einlagenbestand zwingend zu 100 Prozent in Form von Krediten<br />

auszureichen ist. Kredite werden vielmehr nach der Prüfung von Kreditanträgen von<br />

Privatpersonen, aus der <strong>Wirtschaft</strong> und von öffentlichen Haushalten hin ausgereicht. Dabei<br />

kommt es auf die Kreditierfähigkeit <strong>des</strong> jeweils vorgelegten Projekts und die Kreditwürdigkeit<br />

<strong>des</strong> Antragstellers an. Nur wenn beide positiv bewertet werden, dürfen Kredite ausgereicht<br />

werden. Kreditanträge werden immer im Einzelfall entschieden.<br />

Gängige Kredit-Größenordnungen sind 25.000 bis 50.000 EUR. Nur selten werden Einzelkredite<br />

im Volumen von über 500.000 EUR zugesagt. Da der Ges<strong>am</strong>tbestand an <strong>Wirtschaft</strong>skrediten<br />

zuletzt 3,8 Mrd. EUR betrug, ist die Anzahl der ausgereichten Einzelkredite entsprechend hoch.<br />

Die Passivlastigkeit der Sparkassenbilanzen (100 Einheiten Einlagen auf rund 50 Einheiten<br />

Kredit) ist vor allem Folge eines Entwicklungsstan<strong>des</strong> der <strong>Wirtschaft</strong> bzw. ihrer Struktur, der nur<br />

eine entsprechend dazu passende, unter den Möglichkeiten der Sparkassen liegende<br />

Kreditnachfrage generiert. Sie ist nicht Folge einer zurückhaltenden Kreditvergabepolitik durch<br />

Sparkassen. Sie ist auch keine Sondersituation Brandenburgs, denn in ganz Ostdeutschland<br />

besteht ein vergleichbares Verhältnis zwischen Einlagen- und Kreditbestand bei Sparkassen.<br />

Zugleich genießen die Sparkassen ein sehr hohes Vertrauen in der Bevölkerung (siehe Tabelle<br />

Einlagen-Marktanteile).<br />

Einlagen-Marktanteile März 2013<br />

in %<br />

Sparkassen 49,3<br />

Kreditbanken (Privatbanken) 20,4<br />

Kreditgenossenschaften 15,5<br />

sonstige 14,8<br />

Quelle: Deutsche Bun<strong>des</strong>bank, Berechnungen 05V<br />

Der hohe Einlagenbestand ist direkte Folge <strong>des</strong> Vertrauens der Kunden in ihre Sparkassen.<br />

Werden die Bestände und Entwicklungen von Einlagen und Krediten bei Sparkassen in<br />

Brandenburg betrachtet, ergibt sich folgen<strong>des</strong> Bild:<br />

Einlagenbestand<br />

(Verbindlichkeiten ggü. Kunden)<br />

Ges<strong>am</strong>t<br />

Privatpersonen<br />

Unternehmen/Selbständige<br />

öffentl. HH<br />

Quelle: OSV<br />

Juni 2008 Juni 2013 Veränderung<br />

in Mio.<br />

Euro<br />

in Mio.<br />

Euro in %<br />

17.142,9 19.667,8 +14,7<br />

14.128,8 16.856,8 +19,3<br />

1.835,1 1.665,3<br />

-9,3<br />

914,5 842,3<br />

-7,9


3<br />

Kreditbestand<br />

(Kredite an Kunden/KVII)<br />

Juni 2008 Juni 2013 Veränderung<br />

in Mio.<br />

Euro<br />

in Mio.<br />

Euro in %<br />

Ges<strong>am</strong>t<br />

Unternehmen/Selbständige<br />

Unternehmen<br />

Selbständige<br />

Quelle: 05V<br />

6.709,2<br />

2.724,6<br />

1.088,3<br />

1.636,3<br />

9.281,5<br />

3.833,3<br />

2.079,1<br />

1.754,2<br />

+38,3<br />

+40,7<br />

+91,0<br />

+7,2<br />

Während der Ges<strong>am</strong>teinlagenbestand bei Sparkassen in Brandenburg im Fünf-Jahres-Vergleich<br />

um knapp 15 Prozent wuchs, betrug das Wachstum <strong>des</strong> Kreditbestan<strong>des</strong> insges<strong>am</strong>t über 38<br />

Prozent. In der Untergruppe Unternehmen und Selbständige knapp 41 Prozent. Bei<br />

Unternehmen verdoppelte sich der Kreditbestand annähernd.<br />

Im Kreditgeschäft erreichten die Sparkassen folgende Marktanteile:<br />

Kredite-Marktanteile März 2013<br />

U nternehmen/Selbständige 27,6<br />

Unternehmen 21,5<br />

Selbständige 41,3<br />

Handwerk 79,3<br />

Freiberufler 41,3<br />

Quelle: Deutsche Bun<strong>des</strong>bank, Berechnungen OSV<br />

in<br />

Zu beachten ist, dass Kreditbestände Salden sind. In diese Salden gehen früher ausgereichte<br />

Kredite, neu ausgereichte Kredite, Kredittilgungen und Wertberichtigungen ein.<br />

Für eine noch trennschärfere Betrachtung zur Beurteilung <strong>des</strong> Engagements von<br />

Kreditinstituten sollte daher deren Entwicklung bei den neu zugesagten Krediten<br />

herangezogen werden, denn auch Unternehmen interessiert nur, ob sie neue Kredite erhalten,<br />

nicht ob sie bereits früher Kredite erhalten haben.<br />

In den vergangenen vier Jahren haben die Sparkassen in Brandenburg folgende<br />

Kreditneuzusagen an die <strong>Wirtschaft</strong> gegeben (vergleichbare Daten <strong>für</strong> die anderen<br />

Bankengruppen liegen dem OSV nicht vor. Sie müssten im Ostdeutschen Bankenverband und im<br />

Genossenschaftsverband hinterfragt werden.):<br />

Von Sparkassen neu zugesagte Kredite an Unternehmen/Selbständige in Brandenburg<br />

Betrachtung Jahresmitte zu Jahresmitte<br />

in<br />

Mio. Euro<br />

30.06.2009 - 30.06.2010 641<br />

30.06.2010 - 30.06.2011 675<br />

30.06.2011 - 30.06.2012 718<br />

30.06.2012 - 30.06.2013 818<br />

Quelle: OSV<br />

In der Summe sind das 2.852 Mio. EUR neu zugesagter Kredite ab Jahresmitte 2009.


4<br />

Diese Zahlen belegen, dass Sparkassen in Brandenburg ein sehr hohes Engagement im<br />

Kreditgeschäft an den Tag legen und mit Nachdruck die regionale <strong>Wirtschaft</strong> unterstützen.<br />

Was sind die gängigsten Kreditablehnungsgründe?<br />

Sparkassen begleiten ihre Kunden nachhaltig und legen Wert auf Betreuungskontinuität.<br />

Statistiken zu Ablehnungsgründen, mit Ausnahme <strong>des</strong> Gründungsgeschäfts, werden nicht<br />

geführt.<br />

Für das Gründungsgeschäft ist zunächst festzustellen, dass Sparkassen jede zweite Gründung<br />

finanzieren und einschätzen, dass sich die Qualität der Gründungskonzepte in den<br />

vergangenen Jahren sichtbar verbessert hat.<br />

Insofern Ablehnungen erfolgen werden mehrheitlich folgende Gründe genannt:<br />

- unzureichende Konzepte,<br />

- mangelnde Bonität,<br />

Eigenkapitalsituation in Unternehmen in Brandenburg<br />

Die Eigenkapital-Quoten der Unternehmen, gegliedert nach Sparkassengeschäftsgebieten in<br />

Brandenburg zeigen einen deutlichen Anstieg. Sie liegen zwischen 30 Prozent und 44 Prozent,<br />

vor fünf Jahren lagen sie zwischen 22 Prozent und 39 Prozent.<br />

Welche Auswirkungen hatte und hat die europäische Schuldenkrise auf die<br />

Mittelstandsfinanzierung?<br />

Keine. Es gibt keine Kreditklemme. Sparkassen suchen weiterhin gute Kreditnehmer. Es<br />

mangelt den Sparkassen nicht an Liquidität und sie sind auch eigenkapitalstark genug, um ihr<br />

Kreditgeschäft weiter auszudehnen zu können.<br />

Welche grundsätzlichen Voraussetzungen müssen die Unternehmen darstellen, um<br />

langfristig im Wettbewerb zu bestehen?<br />

Unternehmen sollten allgemeine betriebswirtschaftliche Grundregeln berücksichtigen und<br />

angemessene betriebswirtschaftliche Steuerungsinstrumente einsetzen. Sie sollten sich auf<br />

ihren Kernmarkt fokussieren, Nischen identifizieren und besetzen sowie sich eine hohe<br />

Innovationsfähigkeit und —bereitschaft erhalten.<br />

Wie sind die Unternehmen auf Basel III vorbereitet? Was muss noch getan werden?<br />

Die Unternehmen sind gut auf Basel III vorbereitet, da sie bereits gut auf die<br />

Vorgängerregelung Basel II eingestellt sind. Mit Basel III ergeben sich keine nachteiligen<br />

Momente, denn Basel III enthält eine spezielle Mittelstandskomponente.<br />

Der Mittelstand hatte lange Zeit be<strong>für</strong>chtet, dass durch die Verschärfung der Vorschriften die<br />

Zinsen <strong>für</strong> Kredite steigen würden. In dem neuen Regelwerk ist darum vorgesehen, dass <strong>für</strong> die<br />

meisten Mittelstandskredite kein höheres Eigenkapital durch die Kreditinstitute vorgehalten<br />

werden muss. Dies trifft insbesondere auf die Bedürfnisse von Mittelständlern in Brandenburg<br />

zu.


5<br />

Der Kompromiss im Einzelnen:<br />

Mittelstandskredite werden wie bisher bei der Eigenkapitalunterlegung durch die Bank nur mit<br />

75 Prozent gewichtet.<br />

• Kredite bis 1,5 Millionen Euro gelten künftig als Mittelstandskredite. Bisher war es nur<br />

1 Mio. Euro. Das liegt deutlich über den Tranchen, die die Sparkassen üblicherweise an<br />

Mittelständler ausreichen.<br />

• Diese Ausnahmen gelten <strong>für</strong> Unternehmen mit einem Jahresumsatz bis 50 Mio. Euro.<br />

Nebenbemerkung: Aktuell ist die Vorbereitung auf den Einheitlichen Europäischen<br />

Zahlungsverkehrsraum (SEPA) von größerer Bedeutung. Bis zum 01.02.2014 müssen alle<br />

Unternehmen, Handwerker, Freiberufler, Vereine u. a. darauf vorbereitet sein. Der<br />

Informationsstand zum Thema SEPA ist leider unzureichend. Unternehmen, Vereine und<br />

Kommunen müssen dringend handeln. Alle Sparkassen in Brandenburg stehen bereit, ihre<br />

Kunden entsprechend zu unterstützen. Hinsichtlich der Kommunikation und Umstellung auf<br />

SEPA (Firmen, Kommunen, Vereine, Privatkunden) ist aber auch die Politik gefordert.<br />

Rolle der Sparkassen bei der Vergabe von Mikrokrediten<br />

Mit ihrer segmentspezifischen Betreuung, derzeit untergliedert in Geschäftskunden,<br />

Gewerbekunden, Firmenkunden und Unternehmenskunden sind Sparkassen in Brandenburg<br />

auch auf die Begleitung von Kleinstunternehmen und Kleinstvorhaben ausgerichtet. Sie<br />

finanzieren kleine und Kleinstbeträge und bedienen sich dabei produktseitig der klassischen<br />

Ratenkredite und der „SparkassenCard PLUS gewerblich". Bei der SparkassenCard PLUS sind<br />

drei bis fünfstellige Kreditinanspruchnahmen üblich (Aussagen zu weiteren<br />

Kreditgrößenordnungen siehe oben).<br />

Politische und rechtliche Rahmenbedingungen, über die die Lan<strong>des</strong>politik aus<br />

Sparkassensicht nachdenken könnte<br />

Im Bereich der Kredite, die außerhalb <strong>des</strong> Geschäftsgebiets einer Sparkasse vergeben werden<br />

könnten, deren Gewährung auch im Interesse der eigentlich zuständigen Sparkasse liegt, sind<br />

Verbesserungen der Rahmenbedingungen wünschenswert.<br />

Der Gesetzgeber könnte hier beispielsweise mehr Spielraum als derzeit <strong>für</strong> Gemeinschaftskonsortialkredite<br />

zwischen Sparkassen ermöglichen.<br />

Sparkassen würden auf diese Weise eine angemessene Risikodiversifizierung einfacher<br />

sicherstellen und auch größere Kontingente durch Risikoverteilung übernehmen. Dies ist unter<br />

Beibehaltung <strong>des</strong> Regionalprinzips möglich.<br />

Transparenz bei der Vergabe von Mitteln an soziokulturelle und andere gemeinnützige<br />

Projekte<br />

Alle Sparkassen in Brandenburg unterstützen Sport, Kultur, Bildung und Soziales finanziell mit<br />

insges<strong>am</strong>t rund 14 Mio. EUR jährlich (die Unterstützungen erfolgen in Form von Spenden,<br />

Sponsorings und über Stiftungen). D<strong>am</strong>it sind die Sparkassen der größte nichtstaatliche<br />

Förderer von Kultur und Sport im Land,<br />

Die konkrete Entscheidung über die Mittelvergabe ist abhängig von der Art der Unterstützung.


6<br />

So haben Sponsorings eine geschäftspolitische Kernkomponente. Je<strong>des</strong> Sponsoring ist mit<br />

einer Gegenleistung <strong>des</strong> Sponsoringempfängers verbunden. In der Regel gibt es darüber<br />

Sponsoring-Verträge. Sponsoringentscheidungen fallen primär darum dort, wo das operative<br />

Geschäft gesteuert wird, im Vorstand der einzelnen Sparkasse oder werden durch diesen<br />

verantwortet. Die Erfüllung der zugesagten Gegenleistung wird durch den Sponsor kontrolliert.<br />

Spenden sind dagegen Zuwendungen, die ohne Gegenleistung erfolgen. Die Entscheidung über<br />

solche Zuwendungen erfolgt im Vorstand jeder Sparkasse oder wird durch diesen verantwortet,<br />

eine Abstimmung mit dem Verwaltungsrat bzw. dem Träger findet bei größeren Spenden statt.<br />

Förderungen von Stiftungen erfolgen gemäß dem jeweils fixierten Stiftungszweck und werden<br />

nach Antragsvorlage durch entsprechende Stiftungs-Gremien entscheiden. In diesen Gremien<br />

sitzen auch Vertreter der Öffentlichkeit.<br />

Professionalisierung der Verwaltungsräte<br />

Die Notwendigkeit zur angemessenen Überwachung der Sparkassen durch Verwaltungsräte ist<br />

seit Jahren in Regelungen im Sparkassengesetz verankert.<br />

§ 9 SpkG Brandenburg vom 26. Juni 1996:<br />

Abs. (3) Die Zus<strong>am</strong>mensetzung <strong>des</strong> Verwaltungsrates soll Gewähr da<strong>für</strong> bieten, dass bei der<br />

Erfüllung der Aufgaben der Sparkasse die Interessen <strong>des</strong> ges<strong>am</strong>ten Kundenkreises berücksichtigt<br />

werden. Die Mitglieder <strong>des</strong> Verwaltungsrates und ihre Stellvertreter sollen wirtschaftliche<br />

Erfahrungen und Sachkunde besitzen und geeignet sein, die Sparkasse zu fördern und bei der<br />

Erfüllung ihrer Aufgaben zu unterstützen.<br />

Daneben wurden seitens der BaFin (Bun<strong>des</strong>anstalt <strong>für</strong> Finanzdienstleistungsaufsicht) in den<br />

letzten Jahren ergänzend Anforderungen an die Aufsichtsorgane von Kreditinstituten<br />

formuliert. Neben persönlichen und fachlichen Anforderungen an das Aufsichtsorgan sind u. a.<br />

nunmehr Meldepflichten der Mitglieder gegenüber der Aufsicht vorgesehen.<br />

Insges<strong>am</strong>t ist erkennbar, dass die Anforderungen an die Tätigkeit von Kontrollgremien von<br />

Kreditinstituten in den letzten Jahren seitens der BaFin erhöht wurden.<br />

Zur Erlangung der erforderlichen fachlichen Qualifikationen bietet die Ostdeutsche<br />

Sparkassenakademie seit mehreren Jahren gezielt Schulungsmaßnahmen <strong>für</strong><br />

Verwaltungsratsmitglieder von Sparkassen an. Dieses Angebot wird entsprechend genutzt.<br />

Die Wirks<strong>am</strong>keit der Mittelstandsfinanzierung vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise,<br />

von Basel III und der neuen EU-Förderperiode<br />

Aus Sicht <strong>des</strong> Ostdeutschen Sparkassenverban<strong>des</strong> ist die Mittelstandsfinanzierung in<br />

Brandenburg auch vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise, von Basel III und der neuen EU-<br />

Förderperiode gesichert. Die Sparkassen in Brandenburg gehören zu den betriebswirtschaftlich<br />

erfolgreichsten deutschen Sparkassen und wirken bezüglich der Finanzmarktkrise als<br />

Stabilisatoren. Ihre hervorragende betriebswirtschaftliche Aufstellung ist Grundlage da<strong>für</strong>, dass<br />

sie auch die von Basel In gestellten Anforderungen erfüllen werden.<br />

Für den Mittelstand ändert sich durch die Mittelstandskomponente von Basel III gegenüber<br />

Basel II nichts.<br />

Die Sparkassen stehen dem Mittelstand in Brandenburg auch angesichts einer veränderten EU-<br />

Fördersituation weiterhin als zuverlässige Partner zur Seite.


Investiert Ihre Bank in Fonds, die Unternehmensanteile erwerben? Wenn ja, wie, in welche<br />

und warum? Wenn nein, warum nicht?<br />

Sparkassen in Brandenburg investieren in sehr geringem Umfang in Unternehmensanteilen.<br />

Etwa 1 Prozent aller Eigenanlagen (direkt gehalten und über Fonds) von Sparkassen in<br />

Brandenburg sind Aktien. Diese werden insbesondere zur Risikodiversifizierung bzw. <strong>für</strong> ein<br />

professionelles Portfoliomanagement gehalten.<br />

Refinanzierungsquellen der Sparkassen (evtl. Veränderungen in den letzten Jahren)<br />

Die Sparkassen in Brandenburg refinanzieren sich über Kundeneinlagen und benötigen in der<br />

Regel keine weiteren Quellen zur Refinanzierung. Der Überhang <strong>des</strong> Einlagenbestan<strong>des</strong> über<br />

den Kreditbestand spiegelt dies anschaulich. An dieser Situation hat sich in den letzten Jahren<br />

nichts geändert.

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