XIV. Wie die Alten den Tod gebildet - Literaturwissenschaft-online
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G. E. Lessing: <strong>Wie</strong> <strong>die</strong> <strong>Alten</strong> <strong>den</strong> <strong>Tod</strong> <strong>gebildet</strong> (22. 7. 2008)<br />
Johann Gottfried Herder<br />
<strong>Wie</strong> <strong>die</strong> <strong>Alten</strong> <strong>den</strong> <strong>Tod</strong> <strong>gebildet</strong>?<br />
Ein Nachtrag zu Lessings Abhandlung<br />
desselben Titels und Inhalts<br />
1774<br />
Viele unter ihnen waren Märtyrer gewesen und so war der Leichnam, an<br />
dem sie gelitten hatten, noch heiliger und aller Verehrung wert. Er ward<br />
besucht, er ward aufgestellt, er tat Wunder: Gerippe und Knochen kamen<br />
also mehr als jemals in <strong>die</strong> Achtung der Menschen; da bei <strong>den</strong> Griechen<br />
und Römern es kein größeres Unglück, keine empfindlichere Strafe gab,<br />
als unbegraben zu sein oder in der Erde keine Ruhe zu haben. [...]<br />
Endlich konnte auch das Kreuz des Erhöheten selbst unschuldiger Weise<br />
Anlaß geben, Bilder der Skelete ins Heiligtum einzuführen. Auf der<br />
Schädelstätte stand es und <strong>die</strong>s hieß nach der gemeinen Deutung auf<br />
einem mit Schädeln überdeckten Ort. Den <strong>Tod</strong> hatte <strong>die</strong>s Kreuz besieget<br />
und so kamen auch in der Abbildung ein Totenhaupt und einige Gebeine<br />
an <strong>den</strong> Fuß des Kreuzes [...].