26-31 Pinatubo-2 - Natürlich
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NATUR<br />
Reportage<br />
Vulkanasche, wohin das Auge blickt:<br />
Ganze Aetas-Familien stehen auch 15 Jahre<br />
nach dem Ausbruch des <strong>Pinatubo</strong> vor<br />
dem Nichts. Rund um ihre Häuser und auf<br />
den Feldern versauert Asche den Boden,<br />
junge Männer verkaufen in Säcke abgepackte<br />
Holzkohle, um zu überleben. Auf Aschenfelder<br />
gebaut entsteht im Tal des San-Tomaso-Flusses<br />
der Ort San Rafael völlig neu<br />
Brennholzbedarf der Aetas decken werden.<br />
Junge Aeta-Männer versuchen deshalb<br />
als Tagelöhner Arbeit in den Dörfern<br />
des Tieflandes zu erhalten.<br />
Notgedrungen sitzen viele Aetas einfach<br />
herum, spielen Karten oder Basketball<br />
und langweilen sich. Da sie keine<br />
festen Landtitel haben, lohnt sich auch<br />
eine Investition wie das Anlegen von<br />
Bewässerungskanälen oder das Pflanzen<br />
von Fruchtbäumen nicht. Die Situation<br />
ist für viele Aetas aussichtslos – ausser<br />
sie könnten einen handwerklichen Beruf<br />
erlernen und damit später im Tiefland<br />
ihren Lebensunterhalt verdienen. Mit<br />
dem traditionellen Lebensstil ist es dann<br />
aber endgültig vorbei.<br />
28 <strong>Natürlich</strong> | 6-2006<br />
Eine Chance für Tieflanddörfer<br />
Etwas besser als den Aetas geht es heute<br />
den Bewohnern der Tieflanddörfer wie<br />
Santa Fé und San Rafael. Sie lagen im<br />
rund zwei Kilometer breiten Talboden<br />
des Santo-Tomas-Flusses, der vom <strong>Pinatubo</strong><br />
bis zum Meer fliesst. Grosse Teile<br />
des Tales waren bewässerte Reisfelder, die<br />
Bauern hatten viel Arbeit und konnten<br />
gut leben.<br />
San Rafael, das mitten im Talboden<br />
lag, wurde durch einen gewaltigen<br />
Schlammstrom, der sich im Nachgang<br />
des Vulkanausbruches meterhoch durch<br />
das Flussbett wälzte, total zerstört. Nur<br />
noch einige Strünke von Kokospalmen<br />
erinnern daran, wo das Dorf stand. Von<br />
den Häusern und Reisfeldern ist gar<br />
nichts mehr zu sehen. Die Bewohner<br />
konnten alle rechtzeitig fliehen.<br />
Der Schlamm verhärtete sich innert<br />
Wochen, sodass er nur noch mit dem<br />
Pickel entfernt werden konnte. Da Experten<br />
damit rechnen, dass sich während der<br />
nächsten 30 Jahre jeden Sommer nach<br />
starken Regenfällen Schlammströme<br />
durch dieses Tal wälzen werden, war an<br />
einen Wiederaufbau des Dorfes an der<br />
alten Stelle nicht zu denken.<br />
Für die Bewohner von San Rafael wurde<br />
darum hinter einem Schutzdamm ein so<br />
genanntes Resettlement-Dorf errichtet. Die<br />
Holzhäuser sind auf Stelzen und recht gut<br />
gebaut, gedeckt mit Wellblech, unter dem<br />
es aber unangenehm heiss wird – dafür gibt<br />
es elektrisches Licht. Doch die den Familien<br />
zugeteilten Gartenparzellen sind<br />
viel zu klein als dass man sich davon selber<br />
versorgen könnte. Die Leute sind deshalb<br />
unzufrieden mit ihrer Situation, und die<br />
meisten Jungen sind bereits weggezogen.<br />
Aufbruch zu neuen Ufern<br />
In Santa Fé hingegen, das vor dem Vulkanausbruch<br />
ebenfalls am Rande des Talbodens<br />
lag, nun aber weiter den Hang hin-