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Zwei starke Persönlichkeiten, eine Mission: die Kunst.<br />
Kunst als Lebenswerk<br />
Künstlerehepaar Dietlinde Zimbelmann-Kerbstadt und Bernhard Zimbelmann<br />
Anfang der 1980er-Jahre verhinderte das Künstlerehepaar Dietlinde weltraum: Was versteht Ihr unter Kunst?<br />
Zimbelmann-Kerbstadt und Bernhard Zimbelmann den geplanten Dietlinde: Für mich zählt nicht nur die bildende Kunst dazu,<br />
Abriss der damals maroden Porschehütte. Als unabhängige Künstlergruppe<br />
schufen sie in immenser Eigeninitiative Atelier-, Ausstellungs- nen Dinge des Lebens eben, verbunden mit einem gewissen<br />
sondern auch Tanz, Musik, Schauspiel, Theater etc. All die schö-<br />
und Wohnräume sowie eine Kunstschule. Ihre eigenen vielfältigen Können. Vollkommen wird das Ganze, wenn daraus ein Lebenswerk<br />
entsteht.<br />
künstlerischen Arbeiten (u. a. experimentelle Fotografie, Bildhauerei,<br />
Grafik und Schmuck) und über 140 Ausstellungen und Aktionen mit<br />
nationalen und internationalen Künstlern machten das offene Kunstzentrum<br />
weit über die Grenzen Wolfsburgs hinaus bekannt. Inter-<br />
die Innovation dazu. Ansonsten ist der Kunstbereich breit gefä-<br />
Bernhard: Neben dem handwerklichen Können gehört vor allem<br />
nationale Ausstellungen, Preise und Anerkennungen zeugen von der chert. Jede menschliche Regung, die über die Selbsterhaltung hinausgeht,<br />
ist Selbstentfaltung. Und in diesem Moment kommt<br />
hohen Akzeptanz ihres künstlerischen und pädagogischen Schaffens.<br />
die Kunst ins Spiel.<br />
Seit Januar 2012 leben und arbeiten die Künstler in einem neben der<br />
Porschehütte neu gebauten Haus, in dem die eigene künstlerische weltraum: Wie nehmt Ihr die Wolfsburger Kunstlandschaft wahr?<br />
Arbeit verstärkt, Galerie und Kunstschule weiterentwickelt werden. Dietlinde/Bernhard: Es gibt gute Künstler und Kunsträume in<br />
Neben den Ausstellungen bilden die Workshops für Teilnehmer von dieser Stadt. Auch das Kunstmuseum oder Movimentos sind<br />
8 bis 80 Jahren einen besonderen Anziehungspunkt der Porschehütte.<br />
Dazu zählen – auch mit weiteren Dozenten – Kalligrafiekurse, Künstler noch viel zu wenig wahrgenommen oder gefördert. Was<br />
ohne Frage eine Bereicherung. Dennoch werden hier Kunst und<br />
Bildhauerworkshops und Acrylmalen sowie alles, was die zeitgenössische<br />
Kunst bietet. Dietlinde arbeitet vor allem experimentell mit dem wonach drei Prozent der Bausumme eines öffentlichen Projektes<br />
ist beispielsweise aus der Regelung „Kunst am Bau“ geworden,<br />
Medium Fotografie. Bernhard Zimbelmann kreiert u. a. Skulpturen an Künstler vor Ort gehen sollen? Bei dem Wolfsburger Bauvolumen<br />
wäre diese Regelung ein Gewinn für und entwickelt dabei neue Herstellungsweisen.<br />
alle.<br />
Die Künstlergruppe strahlt seit Jahrzehnten schöpferische Energie aus.<br />
weltraum: Einige Eurer Ideen wurden schlichtweg abgekupfert. Wie<br />
steht Ihr dazu?<br />
Dietlinde/Bernhard: Wir reagieren darauf etwas irritiert aber<br />
nicht kleinkariert. Wir entwickeln uns, so gut wir können, und<br />
ziehen dabei im Kielwasser auch immer den einen oder andern<br />
„Trittbrettfahrer“ mit. Einerseits kann man sich über diese indirekte<br />
Anerkennung seiner Ideen freuen, andererseits ist es<br />
manchmal ein wenig lästig, wenn Dinge, für die wir uns jahrelang<br />
rechtfertigen mussten, ohne jegliche Rücksprache einfach<br />
kopiert werden.<br />
weltraum: Ihr bietet zahlreiche Workshops an. Was für Erfahrungen<br />
macht Ihr dabei?<br />
Dietlinde: Die meisten Menschen möchten gefördert werden. Sie<br />
kommen zu uns, weil sie künstlerisch aktiv sein wollen. Weil etwa<br />
Malen beruhigt und harmonisiert, weil Kunst eine Bereicherung<br />
des Alltags ist. Die meisten meinen, sie hätten kein Talent. Bei uns<br />
können sie vieles ausprobieren und wir unterstützen sie dabei.<br />
Oft zeigt oder entwickelt sich ihr Talent oder die Leute haben einfach<br />
Freude an ihrer Kreativität.<br />
Bernhard: Es fällt auf, dass die Erziehung zur und die Entfaltung<br />
von Kreativität unglaubliche Fortschritte gemacht hat. Die Menschen,<br />
die wir erleben, haben so viel Talent oder ein riesiges Potenzial,<br />
das weiterentwickelt werden kann. Das war früher nicht<br />
so stark ausgeprägt. Auch bei den Schülern ist heute unglaublich<br />
viel mehr Talent vorhanden als früher. Das gesellschaftliche<br />
Umfeld hat sich offensichtlich stark in Richtung Entfaltung und<br />
Kreativität zum Positiven verändert.<br />
weltraum: Ihr arbeitet und wohnt auf dem Gelände der Porschehütte.<br />
Wie lässt sich Euer Wohnstil beschreiben?<br />
Dietlinde/Bernhard: Die einfachen und funktionalen Bereiche<br />
lösen wir auch mit einfachen Mitteln. Da ist auch Ikea kein Problem.<br />
Alles, was uns wichtig ist, machen wir selbst, zum Beispiel<br />
Lampen oder Möbel, die wir gerne individuell gestalten. Mit dem<br />
Prozess des Selbstbauens sind wir noch längst nicht durch. Wir<br />
haben in unserer Wohnung keinen bevorzugten Raum, sondern<br />
verstehen alles als einen ganzheitlichen Lebensraum.<br />
weltraum: Was habt Ihr für Ziele?<br />
Dietlinde/Bernhard: Das langfristige Ziel ist, dass wir noch internationaler<br />
als bisher auftreten wollen. Wir möchten noch mehr<br />
Ausstellungen im Ausland realisieren und andere Galerien<br />
Kunstzentrum mit eigenen Arbeiten,<br />
Ausstellungen, Aktionen, Workshops<br />
ansteuern. Im Fokus haben wir dabei die USA. Die Kunstszene<br />
dort gefällt uns gut, da herrscht aus unserer Sicht der härteste<br />
Wettbewerb innerhalb der Kunst. Diese Herausforderung<br />
möchten wir gerne annehmen. Auch hier in Wolfsburg haben<br />
wir auch noch viele schöne Ideen und Kunstprojekte. Lasst euch<br />
überraschen! www.kuenstlergruppe-porschehuette.de. ó<br />
2 | Juli 2013<br />
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