Download - Evim
Download - Evim
Download - Evim
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
müssen, steigt Jahr für Jahr. Auch der zunehmende<br />
Anteil junger Menschen mit<br />
Migrationshintergrund stellt die Kinder-<br />
und Jugendhilfe vor zusätzliche Aufgaben.<br />
„Schule + Familie =<br />
ausreichende Erziehung“?<br />
Die alte Gleichung stimmt nicht mehr!<br />
Mehr Kindern und Jugendlichen als je<br />
zuvor fehlt heute eine ausreichende<br />
Orientierung durch das Elternhaus. Sie<br />
lernen in Schule und Kindergarten die<br />
so genannten elementaren Kulturtechniken.<br />
Der Leistungsdruck dabei wächst.<br />
Aber Kinder brauchen noch viele andere<br />
Jugendforscher beklagen gravierende<br />
Erziehungsdefizite, mit denen Familien<br />
nicht mehr allein fertig werden. Peter<br />
Rollmann, Fachbereichsleiter der EVIM<br />
Jugendhilfe, gibt Antworten auf drängende<br />
Fragen nach Lösungsansätzen.<br />
Frage: Ist die klassische familiäre Erziehung<br />
am Ende?<br />
Peter Rollmann: Meine Eltern mit ihren<br />
drei Kindern in Schlangenbad waren<br />
noch Teil einer Dorfgemeinschaft mit<br />
einheitlichem Lebensmodell. Da gab es<br />
selten Zweifel in der Erziehung. Ehepartner<br />
blieben trotz Krisen zusammen. Es<br />
gab einfach wenig Alternativen. Heute<br />
kennen wir 1.001 Entscheidungsalternativen<br />
– auch was die Erziehung unserer<br />
Kinder angeht. Das hat Vorteile, birgt<br />
aber auch eine Gefahr: Eltern und Kinder<br />
verlieren die Orientierung. Es gibt ihn<br />
nicht mehr, den einen Weg, der früher<br />
Halt gegeben hat.<br />
Fähigkeiten auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben,<br />
für die in den Familien immer<br />
weniger Zeit bleibt. Wie auch? Für<br />
Mütter und Väter wird es zunehmend<br />
schwierig, Familie und Beruf miteinander<br />
zu vereinbaren. Immer häufiger arbeiten<br />
beide Eltern, um die Familie zu finanzieren.<br />
Immer weniger Kinder wachsen bei<br />
beiden Eltern auf.<br />
Thomas Rauschenbach ist Direktor des<br />
Deutschen Jugendinstituts und einer der<br />
führenden Jugendforscher. Er beschreibt<br />
die Situation mit einleuchtenden Bildern:<br />
„Das für Kinder stabilisierende Geländer<br />
der Alltagserziehung“, sagt er, sei in unseren<br />
modernen Gesellschaften nicht<br />
Frage: Was kann die EVIM Jugendhilfe<br />
daran ändern?<br />
Peter Rollmann: Wir geben genau das,<br />
was die einzelne Familie tatsächlich<br />
braucht; dabei steht das Kind im Mittelpunkt.<br />
Jede Hilfe passen wir auf die individuelle<br />
Situation an. Da ist etwa die<br />
Mutter, die mit ihren sieben Kindern<br />
nicht klar kommt. Damit die Familie zusammen<br />
bleiben kann, begleitet eine<br />
Erzieherin ihren Alltag. Dabei lernt die<br />
Mutter, wie Erziehung funktioniert und<br />
mit ihrem Geld umzugehen. Das ist Hilfe<br />
zur Selbsthilfe mit hoher Erfolgschance.<br />
Frage: Und wenn das nicht ausreicht?<br />
Peter Rollmann: Kinder, die nicht in ihre<br />
Familie zurück können, werden in Familien<br />
ausgewählter Mitarbeiter aufgenommen.<br />
Hier erhalten sie einen Lebensort<br />
mit viel mehr Raum für ihre Entwicklung<br />
als im Heim. Ältere Jugendliche betreuen<br />
wir in ihrer eigenen Wohnung, begleiten<br />
ihren Alltag. Bis sie den für sie richtigen<br />
Weg gefunden haben.<br />
S c h w e r p u n k t / I n t e r v i e w<br />
mehr selbstverständlich: „Die alte Gleichung<br />
‚Schule plus Familie ergibt irgendwie<br />
das fertige Paket’, gilt in vielen, vielen<br />
Fällen nicht mehr.“<br />
Hans Strobl<br />
„Wir müssen Wege aus dem Labyrinth weisen!“<br />
Frage: Tun Sie etwas für mehr Halt auch<br />
in der Schule?<br />
Peter Rollmann: In Erziehungshilfe versierte<br />
EVIM-Pädagogen beraten die Lehrer<br />
direkt an den Schulen, in denen es<br />
schwer wiegende Probleme gibt. Reicht<br />
das nicht aus, nehmen wir Schüler in<br />
eine ‚Korridor-Klasse‘ auf: Die Lerninhalte<br />
kommen vom Klassenlehrer. Den<br />
Unterricht aber geben, angepasst an<br />
die Bedürfnisse jedes einzelnen Schülers,<br />
unsere Pädagogen. Das ist nur vorübergehend,<br />
so lange bis diese Schüler<br />
es schaffen, in ihrer Regelklasse klarzukommen.<br />
Darüber hinaus realisieren wir<br />
gerade ein umfassendes Konzept einer<br />
‚Ganztagsschule für alle‘ im Campus<br />
Klarenthal: Der Unterricht ist von der<br />
Vorschul- bis zur Abschlussklasse darauf<br />
ausgerichtet, jedem Schüler den individuellen<br />
Lebensweg zu weisen.<br />
Die Fragen stellte Hans Strobl<br />
9 EVIMPULS