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WOCHENBLATT<br />

6 AUS DER REGIO 30. APRIL 2014<br />

J<br />

edes Jahr im Frühjahr „feiern“<br />

wir den Equal Pay Day. Mit<br />

anderen Worten, wir benennen<br />

einen Tag im Jahr, der uns<br />

daran erinnern soll, dass wir in<br />

unserem Lohnsystem Entgeltgleichheit<br />

fordern – gleiches Geld<br />

für gleiche Arbeit. Das scheint<br />

in unserem fortschrittlichen Land<br />

immer noch nicht die Regel zu<br />

sein. Die Forderung nach Entgeltgleichheit<br />

<strong>wird</strong> von Vertretern<br />

der Leiharbeiter und saisonaler<br />

Arbeitskräfte gestellt, aber auch<br />

von weiblichen Arbeitskräften<br />

in unserer Gesellschaft, auf die<br />

sich der nachfolgende Kommentar<br />

bezieht. In der Analyse der<br />

Einkommen in Deutschland geht<br />

es hier um die Lohndifferenzen<br />

der durchschnittlichen Bruttolöhne<br />

von Männern und Frauen.<br />

Die statistisch gewonnenen<br />

Zahlen zeigen, dass Frauen im<br />

Durchschnitt 22 Prozent geringere<br />

Brutto-Stundenlöhne beziehen<br />

als Männer. Wenn man das auf<br />

die Jahresarbeitszeit bei gleichem<br />

Arbeitsvolumen rechnet, müssen<br />

Frauen 80 Tage im Jahr ohne<br />

Bezahlung arbeiten. Möchte man<br />

die Ursachen für diese Lohnlü-<br />

DER KOMMENTAR<br />

Gleiches Geld für gleiche Arbeit<br />

VON HEIDI THRON<br />

cken benennen, so kann man<br />

zunächst einmal die folgenden,<br />

generellen Aussagen machen:<br />

Das Einkommen der Frauen ist<br />

geringer, weil sie seltener Führungspositionen<br />

besetzen. Die<br />

traditionellen Frauenberufe –<br />

Beispiel: Erziehung und Pflege<br />

– werden generell schlechter bezahlt<br />

und Frauen sind durch ihre<br />

Kinder häufiger teilzeitbeschäftigt.<br />

Wie sieht es aus, wenn man<br />

die Entlohnung von Frauen und<br />

Männern bei gleicher Qualifikation<br />

und Tätigkeit betrachtet.<br />

Auch hier haben die Frauen das<br />

Nachsehen, denn sie verdienen<br />

im Schnitt acht Prozent weniger<br />

als ihre männlichen Kollegen.<br />

Es ist wichtig, sich die gesamten<br />

Zusammenhänge anzusehen, von<br />

den Verdiensten bis hin zu den<br />

Rentenanwartschaften. So resultiert<br />

aus der geschlechtsspezifischen<br />

Einkommensungleichheit<br />

im Lebensverlauf eine Rentenlücke<br />

zwischen Frauen und Männern<br />

von rund 60 Prozent. Für<br />

Arbeits- und Familienpolitiker<br />

ist es eine Herausforderung, die<br />

deutlich geringeren Einkommensperspektiven<br />

von Frauen ehrlich<br />

zu analysieren und auf dem Arbeitsmarkt<br />

entsprechende Maßnahmen<br />

zu ergreifen. Diese könnten<br />

sein: flexiblere Arbeitszeiten<br />

für berufstätige Mütter, gerechte<br />

und adäquate Bezahlung in den<br />

sogenannten „Frauenberufen“,<br />

Berufsausübung auf Qualifikationsniveau<br />

und faire Aufstiegschancen.<br />

Wirkt die traditionelle Vorstellung<br />

noch immer in unserer Gesellschaft<br />

nach, dass die Männer<br />

mit ihrer Berufsausübung die<br />

Familien ernähren sollten und<br />

die Frauen lediglich dazuverdienen<br />

„dürfen“?<br />

Heidi Thron<br />

ist verantwortlich<br />

für die Jugend<br />

im badischen<br />

Tennisverband.<br />

Themen<br />

wie<br />

Soziales, Bildung<br />

und Gesundheit<br />

sind die politischen<br />

Spielfelder, auf denen sich die<br />

Powerfrau und ehemalige Landtagskandidatin<br />

gut auskennt.<br />

Mindestlohn – Keine Sonderregelung für Erntehelfer<br />

Regio. Der Badische Landwirtschaftliche<br />

Hauptverband stellt<br />

klar, dass entgegen anders lautender<br />

Berichte der vorliegende Gesetzesentwurf<br />

zum gesetzlichen Mindestlohn<br />

nicht die versprochene<br />

Sonderregelung für Saisonarbeiter<br />

in der Landwirtschaft enthalte.<br />

BLHV-Präsident Werner Räpple kritisiert,<br />

dass die große Koalition mit<br />

ihrem Gesetz zum Mindestlohn hinter<br />

dem Koalitionsvertrag zurückgeblieben<br />

sei. Dieser sieht die grundsätzliche<br />

Respektierung von bestehenden<br />

Tarifverträgen mit einem<br />

niedrigeren Stundenlohn ebenso<br />

vor wie eine dauerhafte Sonderregelung<br />

für bestimmte Branchen,<br />

zum Beispiel Saisonarbeitskräfte in<br />

der Landwirtschaft. Nichts davon<br />

habe Eingang in den Gesetzesentwurfgefunden.DiebestehendenTa-<br />

rifverträge, die eine sukzessive Entwicklung<br />

zur Lohnhöhe von 8,50<br />

Euro pro Stunde bereits vorsehen,<br />

werdendurchdasVorhabendergroßen<br />

Koalition außer Kraft gesetzt.<br />

Dies entspricht nicht der Intention<br />

des Koalitionsvertrages. Die Besonderheiten<br />

der Saisonarbeit in der<br />

Landwirtschaft wurden auch im<br />

Branchendialog des Arbeitsministeriums<br />

nicht berücksichtigt. (WZO)<br />

Ein Kämpfer für Europa<br />

Zu Besuch im WZO-Verlagshaus: der Europa-Abgeordnete Dr. Andreas Schwab<br />

Bad Krozingen/Regio. „Europa ist<br />

entstanden, weil die meisten<br />

Menschen am Oberrhein gesagt<br />

haben: „Wir wollen Europa!“, erinnert<br />

der einzige südbadische<br />

Abgeordnete im Europäischen<br />

Parlament, Dr. Andreas Schwab<br />

(CDU), bei seinem Besuch im<br />

WZO-Verlagshaus in Bad Krozingen.<br />

Der überzeugte Europäer ist<br />

derzeit in der Regio unterwegs um<br />

zu werben; für die Teilnahme an<br />

den Europawahlen am 25. Mai<br />

ganz allgemein und für die Stimmabgabe<br />

zu Gunsten seiner Partei,<br />

der CDU, im Speziellen.<br />

„Demokratie ist nicht dann lustig,<br />

wenn sie kunterbunt ist, sondern<br />

wennsiefunktioniert“,gibtDr.Andreas<br />

Schwab mit Blick auf den gerichtlich<br />

verfügten Wegfall der Fünf-<br />

Prozent-Hürde und der angedachten<br />

Drei-Prozent-Hürde für die Europawahl<br />

zu bedenken. Die Wahrnehmung<br />

deutscher Interessen auf der<br />

europäischen Bühne werde schwieriger,<br />

wenn sie politisch zu sehr aufgespaltet<br />

werden, mit anderen Worten,<br />

wenn sich zu viele Paradiesvögel<br />

im Europäischen Parlament tummelten.<br />

Deshalb kämpft Schwab<br />

engagiert um eine möglichst hohe<br />

Wahlbeteiligung und um Stimmen<br />

für die etablierten politischen Kräfte.<br />

Zu dem Zitat: „Wählen Sie und<br />

wenn nicht die CDU, dann eine andere<br />

etablierte Partei“, will sich der<br />

Kandidat, dessen Wahlkreisvon der<br />

Ortenau bis Konstanz reicht, aber<br />

nicht verführen lassen. „Wir wollen<br />

schließlich kein sozialistisches Europa.<br />

Schauen Sie doch mal zu unseren<br />

Nachbarn nach Frankreich,<br />

was für Verhältnisse ein sozialistischer<br />

Staatspräsident denen eingebrockt<br />

hat! Da sind doch nur die<br />

Schulden gestiegen.“<br />

Der Europa-Abgeordnete Dr. Andreas Schwab besuchte das WZO-Verlagshaus<br />

in Bad Krozingen.<br />

Foto: sz<br />

Dr. Andreas Schwab möchte, dass<br />

Deutschland in Europa optimal aufgestellt<br />

ist, und er ist überzeugt: „Europa<br />

bringt uns Wohlstand.“ Skeptikern,<br />

etwa den Gegnern des Euro,<br />

hält Schwab entgegen: „Wer ernsthaft<br />

gegen den Euro schimpft, hat<br />

nicht verstanden, was er uns bringt.<br />

Deutschland ist als größter Exporteur<br />

der Gemeinschaft auch der<br />

größte Profiteur des Euro.“ Eine Gefahr<br />

für den Wohlstand in Deutschland<br />

sei nicht etwa der Euro, sondern<br />

zum einen der demografische<br />

Wandel und zum anderen die Gefahr,<br />

dass unsere Waren für andere,<br />

ärmere Partnerländer nicht mehr<br />

bezahlbar sind. Die Lösung für beide<br />

Problemfelder biete letztendlich<br />

Europa, so Schwab: „Fehlende Fachkräfte<br />

können wir zum Teil durch<br />

die freie Wahlmöglichkeit des Arbeitsplatzes<br />

innerhalb Europas lösen;<br />

durch den Zuzug von Fachkräften<br />

und ausbildungswilligem Nachwuchs<br />

aus unseren Partnerländern.“<br />

In einigen Branchen, etwa im<br />

Lebensmittelbereich – Beispiel Edeka/Hieber<br />

– sei das längst Normalität.<br />

Den Export auf eine nachhaltige<br />

und solide Basis zu stellen, sei eine<br />

andere Säule für die Bewahrung des<br />

Wohlstands in Deutschland. Dazu<br />

gehöre zum Beispiel auch, schwächere<br />

Partnerländer zu unterstützen<br />

und wieder fit zu machen für den internationalen<br />

Markt. „Wenn europäische<br />

Partnerländer unsere Exportwaren<br />

nicht mehr bezahlen<br />

könnten, dann bekämen wir ein<br />

Problem“, so Schwab.<br />

Die aktuelle Krisensituation in<br />

der Ukraine sieht Europa-Politiker<br />

Schwab relativ gelassen: „Russland<br />

möchte – aus welchen Gründen<br />

auch immer – etwas mit den Muskeln<br />

spielen“, analysiert er. „Glauben<br />

Sie mir, auch Russland braucht<br />

Europa und profitiert enorm von Europa“,<br />

so Schwab.<br />

Mit dem Hinweis, dass besonders<br />

unsere Region am Oberrhein von<br />

Europa betroffen sei und Europa täglich<br />

lebe und dass es deshalb besonders<br />

motivierend sei, als Abgeordneter<br />

dieser Region im Europäischen<br />

Parlament zu arbeiten,<br />

schließt Dr. Andreas Schwab seinen<br />

Besuch im WZO-Verlagshaus und<br />

fährt in seinem Wahlkampfbus zum<br />

nächsten Termin.<br />

Frank Rischmüller

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