Rafet el Roman - Ãger Tours
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Das erste türkische Seniorenheim in Berlin<br />
Im Alter<br />
ein Stück<br />
Heimat<br />
Gekommen um zu bleiben – das sind türkischstämmige<br />
Menschen der Gastarbeiter-Generationen größtenteils<br />
nicht. Die ursprüngliche Lebensplanung der türkischen<br />
Männer und Frauen, die ab den 1950er-Jahren nach<br />
Deutschland gingen, sah im Alter eine Rückkehr in ihre<br />
Heimat vor. Doch durch familiäre Bindungen zu Kindern<br />
und Enk<strong>el</strong>n, die hier beheimatet sind, und durch abnehmende<br />
Mobilität und gesundheitliche Einschränkungen<br />
wird dieses Zi<strong>el</strong> immer weniger realisiert. Alexandra Petersen<br />
Zunehmende<br />
Betreuungsnachfrage<br />
Von den rund 2,7 Millionen in<br />
Deutschland lebenden Menschen<br />
türkischer Herkunft sind laut<br />
Statistischem Bundesamt rund<br />
192.000 älter als 60 Jahre, davon zurzeit<br />
ungefähr 9500 betreuungs- und<br />
pflegebedürftig. Alleine in Berlin,<br />
das mit fast 120.000 Personen die<br />
größte türkische Gemeinde in<br />
Deutschland besitzt, wird die Zahl<br />
der türkischen Migranten bis 2020<br />
um geschätzte 75.000 ansteigen.<br />
Und nach einer aktu<strong>el</strong>len Prognose<br />
der Berliner Senatsverwaltung verdopp<strong>el</strong>e<br />
sich in rund zehn Jahren<br />
im Stadtteil Kreuzberg die Zahl der<br />
65 bis 75 Jahre alten Türken, die<br />
der über 75-Jährigen werde sich<br />
vervierfachen.<br />
Wie die Idee entstand<br />
Die Pflegeeinrichtung „Türk Huzur<br />
Evi“ in Berlin war vor fünf Jahren<br />
das deutschlandweit erste Altenpflegeheim<br />
für Türken. Entstanden<br />
aus der Initiative der türkischen<br />
Gemeinde zu Berlin und der<br />
Marseille-Kliniken AG galt es als<br />
Pilotprojekt. „Mein Vater hatte<br />
Krebs und starke Schmerzen, von<br />
denen er aber der Krankenschwester<br />
nichts erzählt hat, weil es eine<br />
Frau war“, erklärt C<strong>el</strong>al Altun, damals<br />
Vorsitzender der türkischen<br />
Gemeinde zu Berlin und einer der<br />
Hauptinitiatoren von „Türk Huzur<br />
Evi“.<br />
Die Krankheit des Vaters sei<br />
nicht nur eine B<strong>el</strong>astung für die<br />
Familie gewesen, sondern sie habe<br />
Unzulänglichkeiten in der multikultur<strong>el</strong>len<br />
Ges<strong>el</strong>lschaft Deutschlands<br />
gezeigt: Als Altun seinen Vater,<br />
einen Gastarbeiter der ersten<br />
Generation, ins Krankenhaus<br />
brachte, musste er festst<strong>el</strong>len,<br />
dass eine optimale Betreuung seines<br />
Vaters, die dessen kultur<strong>el</strong>le<br />
Besonderheiten respektierte, nicht<br />
gewährleistet werden konnte.<br />
Daraus entwick<strong>el</strong>te Altun seine Idee<br />
eines Alten- und Pflegheims für<br />
Migranten, für die er die Marseille-<br />
Kliniken AG, Betreiber mehrerer<br />
Seniorenheime in ganz Deutschland,<br />
als Kooperationspartner gewinnen<br />
konnte. Im Jahr 2006 wurde<br />
das „Türk Huzur Evi“ in Berlin-<br />
Kreuzberg gegründet.<br />
Mit Rücksicht auf R<strong>el</strong>igion<br />
und Kultur<br />
Da zahlreiche ehemalige Gastarbeiter<br />
nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren,<br />
sollen sie im Alter etwas<br />
10 | Lebensart