Rafet el Roman - Ãger Tours
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Popsänger<br />
mit türkischer<br />
Heimat und<br />
deutschem<br />
Zuhause<br />
Sophie Neubauer<br />
u. Em<strong>el</strong>-Elif Büber<br />
<strong>Rafet</strong> <strong>el</strong> <strong>Roman</strong><br />
Im legendären Büyük Londra Ot<strong>el</strong>i Hot<strong>el</strong> im<br />
Pera-Viert<strong>el</strong> Istanbuls traf sich unsere Star-<br />
Reporterin Em<strong>el</strong> Elif Büber mit dem türkischen<br />
Popsänger <strong>Rafet</strong> <strong>el</strong> <strong>Roman</strong>. Sein richtiger Name<br />
ist <strong>Rafet</strong> Yasdut. Für seine romantischen Songs<br />
wurde er bereits mit Musikpreisen ausgezeichnet.<br />
Er füllt Konzerthallen in Deutschland wie in<br />
der Türkei. Seine Lieder klingen wie Italopop mit<br />
orientalischem Einfluss. Sein Markenzeichen,<br />
die markante Schiebermütze, erinnert an die<br />
italienischen US-Einwanderer der zwanziger<br />
Jahre. <strong>Rafet</strong> <strong>el</strong> <strong>Roman</strong> wuchs in Havsa auf, einem<br />
kleinen Ort in der westtürkischen Provinz<br />
Edirne. Seine Eltern zogen 1970 als Gastarbeiter<br />
nach Deutschland und ließen <strong>Rafet</strong> zunächst bei<br />
seiner Großmutter. Erst fünf Jahre<br />
später holten sie ihn zu sich nach<br />
Darmstadt. Ein Bild von Deutschland<br />
oder Erwartungen an das Land hatte<br />
er nicht, er war „einfach überglücklich“,<br />
dass er endlich wieder zu seiner<br />
Familie kam. War die neue Heimat<br />
eine große Herausforderung? „Auf<br />
jeden Fall! Es war vor allem auch eine große<br />
Veränderung: Von einem kleinen Dorf in eine<br />
Großstadt zuziehen und dazu noch in ein anderes<br />
Land, deren Sprache ich nicht konnte. Ich bin<br />
in Deutschland in die erste Klasse gekommen<br />
und es war sehr schwer alles zu lernen, die vi<strong>el</strong>en<br />
Reg<strong>el</strong>n und die Grammatik.“ Natürlich gab es<br />
auch kultur<strong>el</strong>le Unterschiede mit denen <strong>Rafet</strong> <strong>el</strong><br />
<strong>Roman</strong> zu kämpfen hatte. „Mich in Deutschland<br />
zu integrieren war wirklich schwer. Das Leben<br />
in einem türkischen Dorf ist frei. Mich plötzlich<br />
in eine Ges<strong>el</strong>lschaft einzufügen, in der man bestimmte<br />
Reg<strong>el</strong>n einhalten muss, das war ich nicht<br />
gewöhnt. Die größte Hilfe bei meiner Integration<br />
war die Musik.“ Und in w<strong>el</strong>chem Land fühlt sich<br />
<strong>Rafet</strong> heute mehr zu Hause? „Mein Zuhause ist<br />
Deutschland, meine Heimat die Türkei, das ist<br />
schwer zu erklären. Zuhause ist, wo die Familie<br />
"Die größte<br />
Hilfe bei meiner<br />
Integration war<br />
die Musik.“<br />
wohnt, aber die Heimat ist da, wo die Wurz<strong>el</strong>n sind“. Mit 16 Jahren<br />
fing der Sänger aus Darmstadt an, seine ersten Lieder zu komponieren.<br />
Anfang der 90er Jahren hatte er sich in der lokalen Szene etabliert.<br />
Weil er damals in Deutschland keinen Plattenvertrag bekam,<br />
ging <strong>Rafet</strong> El <strong>Roman</strong> 1995 nach Istanbul, dem Zentrum der türkischen<br />
Musikindustrie. Er hatte Angst, aber auch große Hoffnungen<br />
und das Gefühl, es hier schaffen zu können. <strong>Rafet</strong> <strong>el</strong> <strong>Roman</strong> singt<br />
türkisch, da er seine Gefühle im Türkischen besser ausdrücken kann.<br />
Gibt es Unterschiede zwischen Konzerten in Deutschland und in<br />
der Türkei? Von der Atmosphäre her nicht. Aber seine Konzerte in<br />
der Türkei finden vor vi<strong>el</strong> größerem Publikum statt. In Deutschland<br />
spricht er ca. drei Millionen Fans an, in der Türkei 75 Millionen. Auch<br />
wenn vi<strong>el</strong>e es nicht glauben werden, <strong>Rafet</strong> weiß aus Erfahrung, dass<br />
die Konzerte in der Türkei profession<strong>el</strong>ler organisiert sind, sowohl<br />
was die Bühnengestaltung als auch den Ablauf der Show angeht.<br />
Obwohl <strong>Rafet</strong> in Deutschland aufgewachsen ist, hat er mit<br />
„Ohne Sie“ nur einen einzigen deutschsprachigen Tit<strong>el</strong><br />
in seinem Repertoire, und das auch nur, weil ein Fan aus<br />
Deutschland ihn angesprochen hatte, ob er nicht mal ein<br />
Lied auf Deutsch singen könne, schließlich habe er auch<br />
schon auf Englisch und Italienisch gesungen. „Ohne Sie“<br />
hand<strong>el</strong>t vom Fehlen der Liebe und ihrem St<strong>el</strong>lenwert<br />
in seinem Leben. Ein Song voller Sehnsüchte und Emotionen. Mit<br />
Xavier Naidoo hat er den den Tit<strong>el</strong> „Yalanci Sahidim“ auf Türkisch<br />
gesungen. Wie es zu diesem Duett kam? „Die Idee kam von Xavier.<br />
Es war ein Projekt, um Kulturen näher zusammen zubringen.“ Für<br />
nächstes Jahr ist sogar ein gemeinsames Album mit Xavier Naidoo<br />
geplant.<br />
<strong>Rafet</strong> <strong>el</strong> <strong>Roman</strong> ist alleinerziehender Vater, seine Töchter leben bei<br />
ihm in Deutschland. mit seiner Lebensgefährtin hat er einen 15<br />
Monate alten Sohn. Wie fühlt es sich heute an, wenn er zurück in<br />
seine Geburtsstadt Havsa fährt? Ist es wie Urlaub oder ist es immer<br />
noch Heimat? „Eigentlich fühle ich mich mittlerweile sehr fremd in<br />
Havsa,“ sagt <strong>Rafet</strong>. Er hat dort fast keine Familienangehörigen mehr,<br />
nur noch ein paar alte Freunde aus Kindheitstagen (wie zum Beispi<strong>el</strong><br />
Oguz Tekin, heute Bürgermeister von Havsa). Zuletzt war <strong>Rafet</strong> zu<br />
einem Konzert im September dort.<br />
Seine knapp bemessene Freizeit verbringt der Popsänger am liebsten<br />
mit seinen Kindern oder man trifft ihn auf dem Golfplatz. Sein<br />
Handicap von 9,5 beweist, er kann nicht nur singen.<br />
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