Politisch-Kabarettistischen Aschermittwochs - Fabrik e.v.
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Wrack ab! - denn:<br />
Atomkraft schadet Ihrer Gesundheit<br />
Energie in Bürgerhand!<br />
Drei Jubiläen und ein Fest-Tag<br />
Nr. 46 / Sommer 2009
Inhalt<br />
Editorial<br />
3<br />
Reclaim your brain<br />
Gastkommentar<br />
4<br />
Zusammenarbeit macht stark<br />
30 Jahre Freie Holzwerkstatt<br />
8<br />
Einmalig in ihrer Vielfalt<br />
30 Jahre Keramikwerkstatt<br />
12<br />
Liebes neues Vorderhaus, ...<br />
Die Bühne gratuliert der Gastronomie<br />
13<br />
Veranstaltungshinweise<br />
• Kabarett-Bundesliga<br />
• unter sternen<br />
14<br />
Der 11 349. Tag in der FABRIK<br />
Einladung zum Tag des Offenen Tür<br />
am 27. September 2009<br />
16<br />
Baustelle Habsburgerstraße<br />
Die Betroffenen solidarisieren sich<br />
18<br />
Stromseminar in Schönau<br />
Mehr denn je: Atomkraft nein danke!<br />
20<br />
„Wrack ab“<br />
Eine Kampagne gegen die<br />
Atomenergie<br />
22<br />
Energie in Bürgerhand<br />
Eine Genossenschaft will mitmischen<br />
und ins Energiegeschäft einsteigen<br />
26<br />
Mittsommernachtstisch<br />
Ein Streifzug von Dieter Roeschmann<br />
28<br />
Kleine Nachrichten<br />
Internes für Externe<br />
Impressum<br />
Umschlagfoto:<br />
Gipsmodell eines Atomkraftwerks auf<br />
dem Stromseminar in Schönau<br />
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Blättert man ältere Ausgaben unseres FABRIK-Rundbriefes durch,<br />
fällt auf, dass einige Themen sich immer wieder finden. Dass Arbeiten<br />
und Feiern zusammengehören, zeigt sich immer, wenn wir über die<br />
Jubiläen von Betrieben oder Einrichtungen in der FABRIK berichten:<br />
in diesem Jahr stehen zwei „Dreissiger“ an und das erste Jahr mit<br />
neuer Gastronomie im „Vorderhaus“ liegt hinter uns.<br />
Ein weiteres Thema, kein Wunder bei unserem Vereinsnamen, ist<br />
die Ökologie. Die FABRIK ist entscheidend mitgeprägt von der Auseinandersetzung<br />
um das geplante AKW in Wyhl, und wir haben uns immer<br />
als aktiver Teil der Anti-AKW Bewegung verstanden. Wir freuen uns,<br />
dass diese Bewegung sich wieder neu formiert; gerade im Hinblick<br />
darauf, dass mit der Bundestagswahl im September eine Entscheidung<br />
fällt, ob es künftig in Richtung Ausstieg aus der Nutzung der Atomenergie<br />
weiter geht oder nicht. Übrigens, das „Wrack ab!“-AKW auf<br />
dem Titelbild erhielt in der FABRIK seinen letzten Anstrich. Gebaut<br />
wurde es von Klaus Wörner aus der Fahrradwerkstatt.<br />
Die Umweltbewegung hat ihre Kreativität beim Entwickeln von<br />
Protestformen immer auch in „positives“ Handeln eingebracht. Eines<br />
dieser Beispiele mit einem großen, für uns ganz neuen Ziel, die Genossenschaft<br />
i.G. „Energie in Bürgerhand“, stellen wir in diesem Heft vor.<br />
Und wir sind auch stolz darauf, dass der Initialfunke übersprang bei<br />
einer Veranstaltung „Bürger brechen Monopole“, die im März gemeinsam<br />
von Katholischer Akademie und Vorderhaus organisiert wurde.<br />
Überhaupt, es bewegt sich was in der Stadt – Ausdruck dafür ist<br />
auch der große Erfolg des Mittsommernachtstisches, der im Rahmen<br />
der Baden-Württembergischen Theatertage stattfand. Was diese von<br />
vielen unterschiedlichen Akteuren und Gruppen gestaltete, lange Tafel<br />
so besonders macht, findet sich ebenfalls weiter hinten.<br />
Es bewegt sich was in der Stadt an vielen Orten – so sieht es auch<br />
unser Gastautor Jürgen Reuß. Auf der dritten Seite schildert er seine<br />
Gedanken, eingebettet in persönliche Erfahrung. Ein eher literarischer,<br />
manchmal sperriger Text, aber auch ein treffender Kommentar.<br />
Viel Spaß beim Lesen, einen schönen Sommer und allen die<br />
verdiente Erholung wünscht<br />
die Rundbrief-Redaktion
Reclaim your brain<br />
Gastkommentar<br />
Hochhaussiedlung im Ruhrgebiet Ende 70er, Anfang 80er. In einem der zahlosen auf trostlos betonierten<br />
Stadtteileinkaufszentren stehen drei Klappstühle, einer ist frei und wartet auf Gäste. Kaffee gibt‘s aus<br />
der Thermoskanne, Kekse aus der Dose. Wir waren jung und brauchten kaum Geld. Reclaim the streets<br />
musste man nicht rufen, war ja genug Platz. Toter Platz. Kam trotzdem keiner.<br />
Ein halbes Jahr später stellte die Eisdiele Stühle auf. Mindestverzehr eine Mark. Legitimationsprämie,<br />
sich in den öffentlichen Raum setzen zu können, ohne zu den Klappstuhlspinnern zu gehören. Es wurde<br />
voll. Seltsames Verhalten. Die Klappstühle zogen - nach dieser so unerwarteten wie erfolgreichen<br />
Gentrifizierung - weiter auf die Verkehrsinsel. War lustiger. Gab bei jeder Rotphase neues Programm.<br />
Ohne Mindestverzehr. Redefine the Streets konnte man rufen, hörte aber keiner. Zu viel Verkehr. Heute<br />
ist der Sinn für die Komik von Individualverkehr ausgeprägter, SUVs als Familienkutsche sind ein sicherer<br />
Lacher.<br />
Jahrzehnte später in Freiburg. Reclaim the Strom. Muss man nicht rufen, haben sie schon gemacht. In<br />
Schönau. Funktioniert auch in Freiburg. Oder in Essen. „Und wenn dann doch das Licht ausgeht?“ -<br />
„Habe ich die Telefonnummer von Frau Sladek. Hast du die Telefonnummer von Herrn EnBW oder Herrn<br />
E.ON? Oder nur eine Servicenummer?“ Inzwischen helfen sie E.ON beim Kartellabbau. 2000 BürgerInnen<br />
haben 14 Millionen Euro mobilisiert. Reclaim your money.<br />
Mai 2007. Kunstverein und Theater reclaim the Verkehrsinsel am Fahnenbergplatz. Als grüne Lounge<br />
unter schönen alten Bäumen mit reanimiertem Brunnen. Dort stehen auch zwei Steine. Auf dem einen<br />
steht „unvergessene Heimat“ auf dem anderen „Berlin 800 km“. Das Universum der Möglichkeiten<br />
zwischen Dorfhock und Großstadthype auf den wenigen Quadratmetern einer unbeachteten Insel.<br />
Atemberaubend, aber wenn es kein angekündigtes Programm gibt, kommt keiner. Die Kulturarbeiter<br />
trinken ihr Bier selber. Dann sind sie wieder weg. Die Steine bleiben. Der Brunnen ist wieder trocken.<br />
Reclaim the people. Oder Warten auf die Eisdiele nach der Verkehrsberuhigung.<br />
Frühjahr 2009. Der kleine Freiburger Verlag orange press veröffentlicht ein botanisches Manifest,<br />
„Guerilla Gardening“. Pflanz Bohnen im Stadtgarten, Erdbeeren auf der Fahnenberginsel. Reclaim the<br />
öffentliche Grünfläche. Auch politische Repräsentanten haben eine Vorstellung von reclaim. 2006 wurde<br />
der damalige Baubürgermeister Matthias Schmelas für seine Variante des Guerilla Gardening geehrt.<br />
Meterhoch prangte der Dank für seinen Einsatz auf der Bautafel des Dreisam Ufercafés. Draußen nur<br />
Kännchen statt Wildwuchs.<br />
1. Mai 2009, Stühlinger Kirchplatz. Wo sind eigentlich die ganzen Arbeitslosen? Vor elf Jahren wollte<br />
Christoph Schlingensief mal mit allen Arbeitslosen im Wolfgangsee baden gehen. „Beweise, dass es dich<br />
gibt!“. Wie die paar Leutchen das schaffen, jeden Montag wieder auf die Straße zu gehen? Wie schaffen<br />
es die Millionen anderen nur, das nicht zu tun? Sichtbare Arbeitslose erträgt ein demokratischer Staat<br />
nicht. Reclaim the Sichtbarkeit.<br />
Schlingensief schlug auch einen Perspektivwechsel vor: „Ein Arbeitsloser ist auch ein Arbeitssuchender,<br />
ein Archäologe unserer Zeit. Das ist eine Berufsgruppe. Das ist einer der beliebtesten Berufe der<br />
Zukunft.“ So gesehen muss man nicht um ALG II betteln, sondern das Grundeinkommen fordern. Reclaim<br />
the Archäologie.<br />
Augustinerplatz. Hier braucht man keinen Archäologen für Sichtbarkeit. So viele Treppenstufen an<br />
einem zentralen Platz zur Verfügung zu stellen, ist eine schöne Geste, die auch verstanden wird: Gratissitzplätze<br />
für alle. Ob mit Arbeit oder ohne. Der hilflose Versuch, mit ARANisierung und Ampel eine Art<br />
reclaim the stairways aus der Hand der BürgerInnen zu initiieren, zeugt von einem ausgeprägten Sinn<br />
für paradoxen Humor. Oder doch eher ein dadaistischer Witz? Reclaim the Verkehrszeichen? Reclaim<br />
the Rotlichtmilieu?<br />
Juni 2009, Freiburger Mittsommernachtstisch. Klappstuhlrevival im großen Stil. Kommerzfrei. Fast. Einmal<br />
Cola-Kommerz am Adelhauserplatz, einmal Weinkommerz. Das Geschäft geht gut. Kaufen schafft<br />
klare Verhältnisse. Und Gastfreundschaft? Hab mir auch einen Wein gekauft. Alles Klappstuhlen vergessen?<br />
Reclaim your brain.<br />
Jürgen Reuß
30 Jahre Freie Holzwerkstatt<br />
Freie Holzwerkstatt:<br />
Es ist die Zusammenarbeit, die stark macht<br />
Die Freie Holzwerkstatt ist aus der FABRIK nicht wegzudenken:<br />
seit 30 Jahren wird im Souterrain des Hauptgebäudes<br />
gesägt und gehobelt, gezeichnet und geplant, geölt und<br />
poliert, beraten und entwickelt. Und all dies auf solch<br />
hohem Niveau, dass sich die Freie Holzwerkstatt innerhalb<br />
einer breit aufgestellten Branche heute mit Recht zu den<br />
besten Adressen Freiburgs zählen kann.<br />
Ungewöhnliche Wege: Kooperation statt Konkurrenz<br />
Während gerade viele kleinere Schreinereien in den letzten<br />
Jahrzehnten ums Überleben kämpfen mussten, hat sich die<br />
Freie Holzwerkstatt im Laufe ihrer drei Jahrzehnte mehr als<br />
nur behaupten können. Das Kollektiv von einst hat sich zum<br />
solidarischen Team von heute entwickelt. Eine Entwicklung,<br />
die mit manchen Anstrengungen, aber eben auch mit außergewöhnlichem<br />
Engagement und Ideenreichtum verbunden<br />
war. Kreativität und die Bereitschaft, neue und für manchen<br />
ungewöhnliche Wege einzuschlagen, waren sozusagen<br />
ständige Begleiter.<br />
Maßgeblichen Anteil am heutigen Erfolg des Betriebs<br />
hatte neben aller fachlichen Kompetenz und Qualität der<br />
Entschluss, sich mit vier weiteren Schreinereien in Baden-<br />
Württemberg zu einem Verbund zusammenzuschließen. Mit<br />
„Koncraft” haben die fünf Betriebe in Freiburg, Furtwangen,
Heidelberg, Heilbronn und Reutlingen schon für so etwas<br />
wie Furore in der Branche gesorgt, denn welcher Betrieb ist<br />
schon bereit, sich mit potentiellen Konkurrenten Aufträge zu<br />
teilen und betriebliches, oft gut gehütetes Know-how auszutauschen?<br />
Die mühelose Kooperation, der schnelle Austausch<br />
per Internet und eine gemeinsame, ausgefeilte EDV<br />
ermöglichen den fünf „kleinen” Betrieben ein arbeitsteiliges,<br />
äußerst effizientes Arbeiten, das der Konkurrenz der<br />
großen Küchenstudios und Einrichtungshäuser problemlos<br />
Stand hält.<br />
Individuelle Möbel für individuelle Wünsche<br />
Für die Freie Holzwerkstatt standen und stehen Individualität<br />
und persönliche Wünsche der Kunden im Vordergrund.<br />
Jeder einzelne Auftrag, ganz gleich, ob es um ganze Küchen-,<br />
Büro-, Schlaf- oder Wohneinrichtungen oder um Einzelanfertigungen<br />
oder Restaurationen geht, wird zusammen<br />
mit den Kunden sorgfältig durchdacht. Oft ergeben sich<br />
dabei ungewöhnliche, manchmal komplizierte Herausforderungen,<br />
denen man sich gerne und mit beruflichem<br />
Ehrgeiz stellt. Dass die Kosten trotz der sehr individuellen<br />
„Betreuung” im Rahmen und die Möbel und Einrichtungen<br />
immer „preis-wert” bleiben, ermöglichen den Schreinern<br />
die mit „Koncraft” entwickelten modularen Möbelsysteme.<br />
Die unterschiedlichsten Einrichtungen können aus seriellen<br />
Bauelementen ganz individuell und maßgeschneidert angefertigt<br />
werden. Die Zufriedenheit der Kunden zeigt sich auch<br />
an der großen Zahl derer, die über Jahre und Jahrzehnte hinweg<br />
„ihrer” Werkstatt treu geblieben sind<br />
„Wir schreinern mit Holz”<br />
Ökologisch zu denken war für die Holzwerkstatt von Anfang<br />
an eine Selbstverständlichkeit, man befand sich ja nicht<br />
zufällig in der „FABRIK für Handwerk, Kultur und Ökologie”.<br />
Gearbeitet wird bis heute nur mit Massivholz, verwendet<br />
werden nur ungiftige Leime, biologische Öle und Farben. Die<br />
Langlebigkeit der Produkte erfüllt ebenso den ökologischen<br />
Anspruch wie der bewusste Verzicht auf lange Transportwege<br />
beim Materialeinkauf. Ökologisch innovativ und Schule<br />
machend war, als die Holzwerkstatt vor Jahren daran ging,<br />
die früher als Brennholz gehandelte heimische rotkernige<br />
Buche als hochwertiges Möbelholz einzusetzen.<br />
Möbel können Freiheit schaffen statt zu behindern<br />
Ein besonderes Anliegen und eine besondere Stärke der<br />
Holzwerkstatt ist die Entwicklung und Gestaltung barrierefreier<br />
Einrichtungen für Menschen mit körperlichen Behinderungen<br />
und Einschränkungen. Wie muss eine Küche gefertigt<br />
sein, damit sie eine Person im Rollstuhl uneingeschränkt<br />
und „ganz normal” benutzen kann? Die Freie Holzwerkstatt<br />
weiss es und hat hier mit ihrer jahrelangen Erfahrung vieles<br />
zu bieten.<br />
Das gilt auch für den Bereich ergonomischer Büroeinrichtungen.<br />
Denn richtige, verstellbare Höheneinstellungen,<br />
körpergerechtes, gesundes Sitzen und Stehen sind gerade<br />
dort wichtig, wo der Mensch viel Zeit verbringt. Vorbeugend<br />
oder therapeutisch und nicht nur wegen der Rückenschmerzen<br />
vermögen die Möbel der Holzwerkstatt vieles zu<br />
leisten. Das wissen unsere Schreiner am eigenen Beispiel,<br />
sprich: an den eigenen Bandscheiben, gut zu belegen.<br />
Qualität lässt sich sehen - und testen<br />
Auszeichnungen und Preise<br />
30 Jahre Freie Holzwerkstatt<br />
Mit dem Umbau des Vorderhofes der FABRIK vor vier Jahren<br />
hat die Freie Holzwerkstatt einen neuen Eingang und einen<br />
neuen Ausstellungsraum bekommen. In diesem „Schauraum”<br />
lässt sich sehen und testen, wie die eigenen Wunschvorstellungen<br />
vielleicht Wirklichkeit werden könnten.<br />
Interessierte sind jederzeit herzlich willkommen, und einen<br />
Espresso gibt es auch dazu ...<br />
1998<br />
Holzinnovationspreis des BUND und Holzabsatzfonds,<br />
für vorbildliche Verwendung der Rotkernigen Buche<br />
1998<br />
Karl Reuss Preis für gute gestalterische Leistungsfähigkeit<br />
und den vorbildlichen Charakter des Betriebes<br />
2000<br />
Bundespreis Familienfreundlicher Betrieb für Väterförderung<br />
und innovativen Einsatz von modernen Medien<br />
2001<br />
Innovationspreis der Volks- und Raiffeisenbanken<br />
für Netzwerkkooperation von Schreinerbetrieben mit<br />
Intranet<br />
2001<br />
Internetpreis des Deutschen Handwerks<br />
für vorbildlichen Einsatz des Internets und Best Practice<br />
für Zusammenarbeit<br />
2002<br />
Familienfreundlicher Betrieb „Gleiche Chancen von<br />
Frauen und Männern“ BaWü Landespreis für zukunftsweisende<br />
Unternehmensführung und vorbildliche<br />
personelle Strukturen<br />
2002<br />
Europäischer Internet- Preis<br />
Gemeinsame Planungsplattform, Internetbasierte<br />
Zusammenarbeit, gemeinsamer Einkauf, gemeinsame<br />
Fortbildungen
30 Jahre Freie Holzwerkstatt<br />
„Die Netzwerke funktionieren<br />
wunderbar“<br />
Ein Gespräch mit Thomas Bethmann und Hartmut<br />
Lempp, den Geschäftsführern der Freien Holzwerkstatt<br />
GmbH.<br />
Beide sind Anfang 1992 in die Werkstatt eingestiegen,<br />
sind heute Mitte 40, verheiratet, Hartmut<br />
Lempp hat drei Kinder.<br />
Die Freie Holzwerkstatt wird 30 Jahre alt und hat in dieser<br />
Zeit zahlreiche Schreiner und auch Schreinerinnen<br />
gesehen. Gibt es für Euch heute, im Rückblick, einen roten<br />
Faden, eine Tradition, an der Ihr festhaltet und die Euch<br />
wichtig ist?<br />
Von Anfang an bis heute haben wir den Anspruch, kundenorientiert,<br />
individuell und möglichst nah am Kunden zu<br />
arbeiten. Der Kunde soll genau das erhalten, was er sich<br />
wünscht. Natürlich gehört dazu, dass wir qualitativ hochwertig<br />
und ökologisch arbeiten. Für uns selbst ist außerdem<br />
wichtig, dass wir hier einen guten und spannenden<br />
Arbeitsplatz in einem guten Team haben.<br />
Neu und anders als früher ist die enge Zusammenarbeit<br />
mit anderen Schreinereien im Rahmen von „Koncraft”.<br />
Thomas Bethmann und Hartmut Lempp<br />
Dadurch haben wir unsere gesamte Arbeit optimieren und<br />
effizienter machen können.<br />
Wo verortet Ihr Euch in der Schreinereibranche Freiburgs?<br />
Seht Ihr Euch noch, wie manche Eurer Vorgänger, in einer<br />
spezifischen Marktnische, oder seht Ihr Euch als innovatives<br />
Vorreiter- und Vorzeigeunternehmen innerhalb der<br />
Branche?<br />
Ganz klar beides. Die „Nische”, die wir für uns entwickelt<br />
haben, ist die zwischen spezieller Einzelanfertigung<br />
und industrieller Serienproduktion. Mit unseren modularen<br />
Möbelsystemen schaffen wir es, für unsere Kunden<br />
individuell zugeschnittene, ganz persönliche Lösungen<br />
anzubieten und eben keine 0815-Ware abzuliefern. Schon<br />
mancher unserer Kunden hat bei uns aufgeatmet und uns<br />
gesagt, wie froh er sei, endlich nach dem 5. Küchenstudio<br />
bei uns das zu finden, was er sucht.<br />
In den letzten Jahren seid Ihr immer wieder ausgezeichnet<br />
und mit Preisen bedacht worden. Wie wirkt sich dies auf<br />
Euren Geschäftsalltag aus?<br />
Natürlich bringt uns das auch neue Kunden. Auszeichnungen<br />
freuen uns, weil sie uns in unserer Geschäftsphilosophie<br />
bestätigen. Und sie machen die Leute auf<br />
uns aufmerksam. Viele Kunden haben ganz spezielle<br />
Ansprüche und suchen lange nach der für sie richtigen
Schreinerei. Es gab schon Kunden, die nur deswegen zu<br />
uns gekommen sind, weil wir unseren Beschäftigten im<br />
Betrieb ein familienfreundliches Arbeiten ermöglichen.<br />
Andererseits kann es manchmal aber auch schon fast lästig<br />
werden, wenn das Medieninteresse so groß ist und man<br />
als Preisträger herumgereicht wird.<br />
Einen Teil Eurer Möbel und Teile Eurer Möbel bezieht Ihr<br />
von Euren „Koncraft”-Partnern oder von anderen Lieferanten,<br />
mit denen Ihr kooperiert. Bedauert Ihr, dass Ihr<br />
heute nicht nur produzierende Schreiner seid, sondern<br />
auch Möbel-Händler?<br />
Das ist ja gerade das Spannende, dass wir für uns einen<br />
idealen Mittelweg gefunden haben. Nach wie vor stehen<br />
die Planung und die Entwicklung im Vordergrund. Da wo<br />
wir stark und gut sind, produzieren wir selbst, das sind die<br />
Küchen-, Büro- und Wohnungseinrichtungen oder auch die<br />
japanischen Shoji-Schränke mit ihren Schiebetüren. Gleichzeitig<br />
ergänzen wir unsere eigene Produktion mit guten<br />
Produkten anderer, die in ihrem Bereich leistungsstärker<br />
sind als wir, also z.B. bei Betten und Tischen oder Stühlen.<br />
Ihr arbeitet derzeit zu viert. Würdet Ihr gerne Euer Unternehmen<br />
erweitern und Euer Team vergrößern?<br />
Der Vorteil eines kleinen Teams sind die kurzen Kommunikationswege.<br />
Eigentlich arbeiten wir gerade relativ optimal,<br />
aber es darf auch nicht viel passieren, und es darf niemand<br />
länger ausfallen. Vorstellen können wir uns schon, dass in<br />
absehbarer Zeit noch jemand dazukommt.<br />
Ihr beide liebt das Kanufahren und seht Euch auch öfters<br />
privat. Ist die Verknüpfung von Privatem und Geschäftlichem<br />
eher ein Vorteil oder manchmal auch eine Belastung?<br />
Es ist eine wirklich gute Erfahrung, zusammen in einem<br />
Boot zu sitzen. Kennen gelernt haben wir uns übrigens<br />
auch bei einer gemeinsamen Aktion, nämlich 1989 bei der<br />
EUCOM-Blockade in Stuttgart.<br />
Jedenfalls würden wir beide gerne privat<br />
mehr zusammen machen, aber oft fehlt<br />
halt die Zeit ...<br />
Wenn Ihr heute für Euch die Möglichkeit<br />
hättet, einen neuen Beruf zu erlernen,<br />
welchen Beruf würdet Ihr wählen?<br />
Beide überlegen längere Zeit.<br />
Thomas: Wenn ich höre oder erfahre,<br />
wie andere arbeiten müssen, welchen<br />
Zwängen sie ausgesetzt sind, dann bin<br />
ich froh, hier im Team zu sein. So wie<br />
ich arbeite, das passt schon.<br />
Hartmut: Ich bin als Schreiner wirklich<br />
zufrieden und habe meinen Weg auch<br />
sehr bewusst gemacht. Was mir daran<br />
gefällt ist das Vielfältige, das Planen,<br />
das Betreuen der Kunden, die handwerkliche<br />
Arbeit - die Buchhaltung<br />
vielleicht etwas weniger. Genau dieser<br />
Betrieb, in dieser FABRIK - ich würde<br />
das wieder so machen. Vielleicht<br />
Schrankwand mit Shoji-Türen<br />
30 Jahre Freie Holzwerkstatt<br />
Zahlreiche Schreinerinnen und Schreiner haben in den<br />
letzten Jahren in der Werkstatt mitgearbeitet und sie<br />
geprägt. Ohne sie wäre die Freie Holzwerkstatt nicht<br />
geworden, was sie heute ist.<br />
In ungefährer Reihenfolge, mit unterschiedlicher Dauer<br />
und ohne Anspruch auf Vollständigkeit waren dies:<br />
Helmut Godard, Uli Barth, Rüdiger Jobst, Amo Mohn,<br />
Anja Schrader, Werner Leirer, Hubert Obert, Thomas<br />
Tempelmann, Hartmut Boffin, Ralf Wölfle, Christian<br />
Schlee, Marlene Klisch, Richard Kosian, Helmut Jäger,<br />
Hartmut Lempp, Thomas Bethmann, Olaf Waldecker,<br />
Elke Fink, Withold Jatzkowski, Dieter Wagner, Regina<br />
Führer, Andreas Tronsberg, Elisabeth Nucher, Barbara<br />
Zimmermann, Harald Fichtl, Stefan Ungeheuer, Bernd<br />
Zeller und Herbert Pirkl.<br />
etwas weniger intensiv, mit mehr freier Zeit, vier Tage vielleicht?<br />
Habt Ihr, als Schreiner oder als Privatperson, Ziele,<br />
Wunschträume, Visionen?<br />
Finden müssen wir noch eine Vision für den irgendwann<br />
anstehenden Generationenwechsel. Aber das Thema stellt<br />
sich auch für viele andere Betriebe hier in der FABRIK.<br />
Eigentlich sind wir ziemlich gut organisiert, viel mehr geht<br />
gar nicht. Es ist spannend hier, es könnte aber weniger<br />
dicht sein. Wünsche also? Mehr Kanu fahren, mehr Zeit für<br />
Kulturveranstaltungen im Vorderhaus.<br />
Eines wollen wir noch loswerden: Dass sich alle hier in der<br />
FABRIK zum Jubiläum der Keramikwerkstatt und der Schreinerei<br />
zusammenfinden und gemeinsam eine Kombination<br />
aus Tag der Offenen Tür und Fest veranstalten, finden wir<br />
toll. Das zeigt doch, dass die FABRIK als Netzwerk ganz<br />
wunderbar funktioniert. Es ist wirklich schön, hier zu sein.
30 Jahre Keramikwerkstatt in der FABRIK<br />
Keramikwerkstatt: Einmalig in ihrer Vielfalt<br />
Freitagnachmittags ist das Hauptgebäude fest in der Hand<br />
der Kinder. Es wuselt an allen Ecken und Enden. Da sind zum<br />
einen die Kleinen aus dem FABRIK-Kindergarten, die von<br />
ihren Eltern abgeholt werden. Das Verabschieden, Verabreden,<br />
Tratschen ist vor dem Wochenende immer ein langwieriges,<br />
lautes Zeremoniell, aber nichts gegen den Auflauf,<br />
den zwanzig Kinder veranstalten, die zum Kindertöpferkurs<br />
kommen.<br />
Zuhinterst im 2. Stock des Hauptgebäudes geht es gleichzeitig<br />
unbändig laut und voll konzentriert zu. Während die<br />
einen andächtig den Worten der Kursleiterinnen folgen oder<br />
still und beseelt matschen und kneten, sind andere mit<br />
ihrem Roller auf einer kurzen Exkursion zum Kinderspielplatz<br />
im Hinterhof, treffen auf Neuankömmlinge, die gerade<br />
die große Eichentreppe hinaufstürmen ...<br />
Die Töpferkurse für Kinder sind eine der Spezialitäten, welche<br />
die Keramikwerkstatt in der FABRIK auszeichnen. Dreißig<br />
Jahre lang gibt es sie jetzt, diese Werkstatt, die weniger<br />
der Produktion und vielmehr der Kreativität und der Ausbildung<br />
verpflichtet ist, in der zum Arbeiten immer auch der<br />
Austausch und das Gespräch beim Tee gehören.<br />
Mit Nona Otarashvili und Annette Schwarte leiten heute<br />
zwei Frauen die Werkstatt, die deren Anfänge nur aus Erzählungen<br />
kennen. Mit dem Tod von Friedl Gruber, die zwanzig<br />
Jahre lang die Werkstatt geleitet hatte und 2000 bei einem<br />
Verkehrsunfall starb, wurde der Generationswechsel quasi<br />
erzwungen. Und er ist gelungen: Nona und Annette haben<br />
in den vergangenen Jahren ein Kursprogramm entwickelt,<br />
dass sich sehen lassen kann und in unserer Region einmalig
ist. Angeboten werden Kurse an der Drehscheibe, Druck auf<br />
Keramik, Raku und Holzbrand, Kurse zu Porzellanschmuck<br />
und zur Oberflächengestaltung. Menschen aller Altersklassen<br />
können hier ihrer handwerklichen Kreativität freien Lauf<br />
lassen, es gibt Töpfern für die ganze Familie, Ferienkurse<br />
und Programme für Kindergeburtstage. Durch den barrierefreien<br />
Ausbau in der FABRIK können auch Menschen mit<br />
Behinderungen in die Keramikwerkstatt kommen, die Kurse<br />
sind im besten Sinne integrativ.<br />
Tradition und Markenzeichen<br />
Eine alte Tradition und eines der Markenzeichen der Keramikwerkstatt<br />
in der FABRIK ist die ”Offene Werkstatt”:<br />
Wer ausprobieren möchte, was er/sie im letzten Kurs gelernt<br />
hat oder wer einfach nur für sich eine Keramik herstellen<br />
möchte, kann zu bestimmten Zeiten die Werkstatträume<br />
nutzen. Material und Werkzeuge sind ausreichend vorhanden.<br />
Die Gebühren sind gering, und fachliche Anleitung<br />
gibt es bei Bedarf auch noch. Im Übrigen gibt es auch für<br />
30 Jahre Keramikwerkstatt in der FABRIK<br />
Kinderkurse und besondere Angebote für Menschen mit Behinderungen sind nur ein Teil des ambitionierten Kursprogramms der Keramikwerkstatt.<br />
Unterstützt werden dabei unsere Werkstattleiterinnen vom „Club“, einem guten Dutzend regelmäßig und ehrenamtlich Engagierter, von<br />
denen auf obigem netten Foto leider nur Ma Ihle, Nina von Herrath, Annika Kaindl und Felix Zimber zu sehen sind.<br />
das Arbeiten mit Speckstein einmal pro Woche eine Offene<br />
Werkstatt.<br />
Eine weitere, geschätzte Tradition ist der „Club“. Im „Club”<br />
finden sich die treuesten Fans der Werkstatt und des keramischen<br />
Handwerks. Die Clubmitglieder treffen sich, um<br />
Erfahrungen auszutauschen, können auch außerhalb der<br />
öffentlichen Zeiten die Werkstatt nutzen und helfen bei Aktionen<br />
und Projekten der Werkstatt.<br />
Handwerk und Kunst<br />
Nona Otarashivili und Annette Schwarte verstehen sich<br />
nicht nur als Keramikerinnen, sondern auch als Künstlerinnen.<br />
Annette unterhält noch ein eigenes Atelier in Neustadt/<br />
Schwarzwald. Beide zeigen ihre Arbeiten regelmäßig in Ausstellungen.<br />
Dass für die beiden Keramikerinnen der künstlerische<br />
Aspekt ihrer Arbeit im Vordergrund steht, zeigt sich auch<br />
im jährlichen Kursprogramm. Sie möchten mit ihren Kursen<br />
nicht nur ein breites Publikum, sondern auch Fachleute aus<br />
dem Keramikbereich ansprechen, die sich hier weiterbilden<br />
möchten.<br />
In anderen Ländern genießt der Beruf des Keramikers<br />
ein wesentlich höheres gesellschaftliches Ansehen als in<br />
Deutschland. Keramik wird hierzulande leider ein bisschen<br />
stiefmütterlich behandelt. Die Keramikwerkstatt in der<br />
FABRIK ist auf dem besten Weg, dies zu ändern.<br />
Für die Workshops im Rahmen des Jubiläumsprogramms<br />
2009/2010 haben sich Nona und Annette drei besonders<br />
renommierte Künstler eingeladen. Michael Flynn aus England<br />
bietet einen Workshop zur Figurenplastik, Jack Doherty,<br />
ebenfalls aus England, macht einen Porzellanworkshop<br />
und Renée Reichenbach gibt ihr Wissen zur keramischen<br />
Oberflächengestaltung weiter.<br />
Nona Otarashvili und Annette Schwarte arbeiten täglich<br />
daran, ihr Wissen und Können weiterzugeben. Sie wollen<br />
anderen die Freude an der keramischen Arbeit und an der<br />
Schönheit von Formen und Farben vermitteln.<br />
Dies alles ist viel Arbeit, für meist wenig Geld. Aber es ist<br />
ein guter Weg. Das zeigt sich, beispielsweise,<br />
immer am Freitagnachmittag.
30 Jahre Keramikwerkstatt in der FABRIK<br />
„Es kommen wirklich Topleute<br />
aus dem Keramik-Design zu uns“<br />
10<br />
Ein Gespräch mit Nona Otarashvili und Annette<br />
Schwarte, den Leiterinnen der Keramikwerkstatt<br />
in der FABRIK.<br />
Nona stammt aus Georgien, Annette aus Neustadt<br />
im Schwarzwald. Sie sind beide Anfang 30 und<br />
ausgebildete Töpferinnen. Nona übernahm 2000<br />
die nach Friedl Grubers Tod verwaiste Werkstattleitung,<br />
Annette stieß 2007 dazu.<br />
Die Keramikwerkstatt wird 30 Jahre alt. Ihr selbst kennt die<br />
Anfänge nur aus Erzählungen. Seht Ihr Euch selbst einer<br />
Tradition verpflichtet und wo habt Ihr neue, eigene Akzente<br />
gesetzt?<br />
Nona: Als ich 2000 die Keramikwerkstatt<br />
übernahm, blieben zunächst einmal<br />
viele Leute weg. Wir mussten uns was<br />
einfallen lassen, und wir investierten<br />
in ein neues, umfangreiches Kursprogramm,<br />
um die Keramikwerkstatt wieder<br />
zum Laufen zu bringen. Im Gegensatz<br />
zu Friedl, die therapeutisch arbeitete<br />
Nona Otarashvili und Annette Schwarte<br />
und klassische Gebrauchskeramik herstellte, wollte ich<br />
mehr künstlerisch arbeiten.So kamen dann auch spezielle<br />
Kursangebote dazu, wie Raku oder Porzellanworkshops.<br />
Geblieben sind als bewährte Einrichtungen die Offene<br />
Werkstatt und der Club. Als dann 2007 Annette dazu kam,<br />
traf ich eine seelenverwandte Keramikerin, wir inspirieren<br />
uns gegenseitig.<br />
Ihr bietet inzwischen ein sehr beachtliches, breit gefächertes<br />
Kursprogramm an, wie es wohl kaum jemand<br />
anders hier in der Region auf die Beine stellt. Wird dieses<br />
qualitativ hohe Angebot in der Öffentlichkeit ausreichend<br />
gewürdigt?<br />
Wir sind in der Region sicher einmalig mit unserem vielfältigen<br />
Angebot. Dennoch bleibt es ein kleiner Kreis, der aber<br />
wiederum sehr vielseitig an unseren Workshops teilnimmt.<br />
Wir bieten ja klassische Kurse an, wie Drehkurse und Kurse<br />
für Kinder, aber auch Workshops für Fachleute. Bis jetzt lief<br />
das auf regionaler Ebene, das wollen wir aber deutschlandweit<br />
ausbauen. Wir sind ja<br />
keine Produktionswerkstatt,<br />
sondern eine Kurswerkstatt<br />
und ein Ziel<br />
ist, dass die Leute unser<br />
Nona Otarashvili: Dose
wirklich großes Angebot mehr wahrnehmen.<br />
Ihr ladet immer wieder Keramiker und Künstler<br />
als Gastlehrer zu Euch ein. Wie kommt Ihr zu<br />
solchen Kontakten, beispielsweise nach England<br />
oder in den Iran?<br />
Annette: Das sind in erster Linie private Kontakte.<br />
Ich habe eine Zeit lang in England gelebt<br />
und dort Keramikdesign studiert. Damals habe<br />
ich natürlich viele Kontakte geknüpft. Und es<br />
kommen wirklich Topleute zu uns. Was uns<br />
auch hilft, ist die gute Lage hier. Manche verbinden<br />
ihren Kurs einfach mit einem Urlaub im Schwarzwald<br />
und ersparen uns damit die Fahrtkosten.<br />
In Freiburg und in der Region gibt es zahlreiche Töpfereien<br />
und Werkstätten, die auch miteinander vernetzt sind. Wie<br />
stark steht Ihr selbst mit anderen Werkstätten oder Einrichtungen<br />
in Kontakt und im Austausch?<br />
Wir sind Mitglied im Keramikforum Freiburg. Das ist ein<br />
offener Zusammenschluss professionell arbeitender<br />
Keramiker in der weiteren Region Freiburgs. Das Keramikforum<br />
organisiert Töpfermärkte und gemeinsame Projekte.<br />
Des weiteren sind wir tätig beim Studium Generale, der<br />
Jugendkunstschule Klecksel im Jugendbildungswerk, beim<br />
ABC (Arbeitskreis Behinderter an der Christuskirche), in<br />
den städtischen Museen (Museumspädagogik) und bei<br />
Kalkspatz, einem bundesweiten Töpfer-Netzwerk mit eigenem<br />
Seminarprogramm.<br />
Ihr beide lebt den Spagat zwischen pädagogischer Arbeit,<br />
künstlerischer Produktion und Broterwerb. Wie bekommt<br />
Ihr das hin, könnt Ihr von Eurer Arbeit leben?<br />
Annette: Ich muss immer wieder Nebenjobs machen, wie<br />
Haus, Kinder oder Schafe hüten, sonst reicht es mir nicht<br />
zum Leben.<br />
Nona: Lange Zeit habe ich das Geld für meine Familie verdient,<br />
jetzt arbeitet mein Mann, und ich stehe finanziell<br />
nicht mehr so unter Druck.<br />
Wenn Ihr heute für Euch die Möglichkeit hättet, einen<br />
neuen Beruf zu erlernen, welcher wäre dies?<br />
Nona: Ich würde wieder Keramikerin werden.<br />
Annette: Ich überlege schon immer wieder mal, was ich<br />
noch machen könnte. Aber das war schon immer so, auch<br />
schon vor meiner Ausbildung zur Keramikerin. Bis Ende<br />
des Jahres möchte ich mich entscheiden, ob ich noch etwas<br />
Neues dazulerne.<br />
Habt Ihr, als Keramikerin in der FABRIK oder als Privatperson,<br />
bestimmte Ziele, Wunschträume, Visionen?<br />
Beide: Viele.<br />
Nona: Ich möchte weiterhin die Keramikwerkstatt machen<br />
und kleine Symposien hier veranstalten, Ausstellungen<br />
machen und mit denen auf Reisen gehen.<br />
Annette: Ich würde gerne weltweit Ausstellungen machen<br />
und von meiner Keramik leben können.<br />
30 Jahre Keramikwerkstatt in der FABRIK<br />
Annette Schwarte: Vase<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Keramikwerkstatt,<br />
in ungefährer zeitlichen Reihenfolge und - Entschuldigung!<br />
- sicher nicht ganz vollständig:<br />
Friedl Paulus-Gruber Annette Behrens<br />
Bernhard Müller Ulrike Schräder<br />
Zeki Hamza Ulla Meier<br />
Michael Busch Ma Ihle<br />
Catherine Schill Nona Otarashvili-Becher<br />
Kirsten Löffel Gret Steinlin<br />
Elke Strieby Elke Richtarsky<br />
Maria Freihalter Nina von Herrath<br />
Felix Zimber Annette Schwarte<br />
Nina von Herrath: Dose<br />
11
Neue Pächter im Vorderhaus<br />
12<br />
um Dich herum wird heuer zweimal der 30. Geburtstag gefeiert,<br />
darüber wollen wir Deinen ersten nach dem Neustart nicht vergessen.<br />
Die zwanzig Geburtstage vorher hast Du ja bestens weg gesteckt und<br />
bist mit frischem Elan in Dein eigenes drittes Jahrzehnt gestartet.<br />
Man sieht es und man spürt es: das Team ist neu, die Einrichtung ist<br />
neu, Angebot und Öffnungszeiten sind erweitert. Gut gelungen, was<br />
Du Dir so ausgedacht hast; gut gelungen, wie Du es umgesetzt hast.<br />
Dass es jetzt am Sonntag Morgen Frühstück gibt ist prima. Und<br />
dass das Frühstück für die Kinder, die im Kindertheater waren,<br />
umsonst ist, ist eine schöne Geste.<br />
Für den Markt hast Du Dich aktiv geöffnet, nicht nur am Samstag<br />
Morgen, sondern den ganzen Tag lang. Das freut nicht nur die<br />
Marktbeschicker und ihre Kunden, auch die Kursteilnehmerinnen<br />
von BAGAGE sind angetan vom guten Essen und dem freundlichen<br />
Service.<br />
Kommunikativ ist es geworden mit den hohen Tischen, zwischen<br />
denen es sich so gut hin und her pendeln lässt, gerade nach den Veranstaltungen,<br />
wenn man sich viel zu erzählen hat oder mal wieder<br />
Freunde am Nachbartisch sieht.<br />
Auch der Biergarten hat ein neues Aussehen bekommen. Weiße<br />
Wände, helle Möbel und vor allem kein Plastik und keine bunte<br />
Lichterkette. So wie es auch wohltuend auffällt, dass man hier nicht<br />
von der inzwischen leider allgegenwärtigen Werbung genervt wird.<br />
Sogar die Aschenbecher sind neutral. Danke!<br />
Deine Weinkarte wird gelobt und geschätzt, ebenso wie die feste und<br />
die wechselnde Speisekarte. Das Einfache gut machen und nach oben schauen – Qualität und Abwechslung<br />
zu angemessenen Preisen, das habe ich jetzt ein Jahr beobachten können.<br />
Sogar mehrere gemeinsame Ausflüge haben wir gemacht: ob in die Bürgerhäuser Zähringen und am Seepark<br />
oder in den Paulussaal – gut hin bekommen haben wir das zusammen.<br />
Sonst kommen wir ja immer zu Dir, deshalb hat es uns sehr gefreut, dass Dein Pächter uns beim Mittsommernachtstisch<br />
besucht hat. Und getan hat, was er gerne tut: Bier ausschenken.<br />
Mach weiter so, Gastronomie im Vorderhaus, behalte Deine freundliche Stimmung, Deinen Schwung und<br />
Deine Frische!<br />
Das wünscht Dir jedenfalls<br />
Deine Bühne im Vorderhaus
Veranstaltungshinweise<br />
Die Kabarett-Bundesliga oder Wer wird deutscher Kabarettmeister?<br />
Eine neue Reihe wird es ab Herbst in 17 renommierten<br />
Kleinkunst-Theatern Deutschlands zu<br />
sehen geben, die Kabarett-Bundesliga wird<br />
dann angepfiffen.<br />
Ausgewählte Kabarettisten und Kabarettistinnen<br />
werden eine Spielzeit lang, von September<br />
2009 bis Juni 2010, an 34 Spieltagen und in<br />
153 Begegnungen um den Titel “Deutscher<br />
Kabarettmeister” spielen.<br />
An jedem Spielabend der Kabarett-Bundesliga<br />
treten zwei Kabarettisten jeweils über eine<br />
Halbzeit gegen einander an. Die Zuschauer<br />
erhalten jeweils einen Stimmzettel und können<br />
nach Ende jeder Begegnung für Ihren persönlichen<br />
Favoriten stimmen. Der Sieger der Partie<br />
wird noch am selben Abend bekannt gegeben.<br />
Im Laufe der Saison spielt jeder gegen jeden.<br />
Der aktuelle Tabellenstand wird veröffentlicht,<br />
und natürlich gibt es auch eine Dauerkarte für<br />
alle „Spiele“.<br />
Wer am Ende der Saison die meisten Punkte<br />
auf sich vereinen konnte, ist Deutscher Kabarettmeister.<br />
Innenhof Haus zur Lieben Hand, Löwenstraße 16, Freiburg<br />
bei Regen im Casino Haus zur Lieben Hand<br />
Samstag, 1. August<br />
Petra Gabriel Alemannischer Totentanz<br />
Freitag, 7. August<br />
Martin Gülich Helden<br />
Samstag, 8. August<br />
Isabel Rothe/Rainer Bauck Der Malteser Falke und andere Galgenvögel<br />
Freitag, 14. August<br />
Volker Surmann SEX - von Spaß war nie die Rede<br />
Samstag, 15. August<br />
Endo Anaconda Sofareisen und aktuelles ...<br />
www.vorderhaus.de | www.ewerk-freiburg.de<br />
Die Bundesligisten:<br />
Carmela de Feo Dagmar Schönleber Desimo<br />
Eric Lehmann Eure Mütter Gunzi Heil<br />
Hannes Ringlstetter Hans Gerzlich Jens Neutag<br />
Kai Magnus Sting Matthias Brodowy Matthias Reuter,<br />
Nadja Maleh Nagelritz Sarah Hakenberg<br />
Serhat Dogan Uli Masuth Wolfgang Trepper<br />
Die Spielorte:<br />
Hofgarten-Theater, Aschaffenburg Wühlmäuse, Berlin<br />
Pantheon, Bonn Schlachthof, Bremen<br />
Neues Theater Höchst, Frankfurt Vorderhaus, Freiburg<br />
Alma Hoppes Lustspielhaus Hamburg Kulturkraftwerk, Goslar<br />
Theater am Küchengarten, Hannover Tollhaus, Karlsruhe<br />
Senftöpfchen, Köln Academixer, Leipzig<br />
Unterhaus, Mainz Schlachthof, München<br />
Ebertbad, Oberhausen Renitenztheater, Stuttgart<br />
Rex, Wuppertal<br />
Start im Vorderhaus ist am 24. September mit Nadja Maleh vs. Matthias<br />
Reuter. Weiter geht es am 25. Oktober mit Dagmar Schönleber vs. Desimo<br />
und am 26. November spielt Uli Masuth vs. Jens Neutag.<br />
Den kompletten Spielplan, den Tabellenstand und mehr über die<br />
Kabarett-Bundesliga gibt es unter: www.kabarettbundesliga.de<br />
Karten unter: www.vorderhaus.de.<br />
unter sternen<br />
vorlesen im august<br />
Vorderhaus - Kultur in der FABRIK | E-WERK Freiburg<br />
Innenhof Spechtpassage, Wilhelmstraße 15/1, Freiburg<br />
bei Regen im Jos Fritz Café<br />
Freitag, 21. August<br />
Volker Strübing Ich bin nicht paranoid, ...<br />
Samstag, 22. August<br />
Jess Jochimsen Was sollen die Leute denken<br />
Freitag, 28. August<br />
Ralf Welteroth Unter Eselsbrücken<br />
Samstag, 29. August<br />
Silke Burmester Das geheime Tagebuch der Carla Bruni<br />
Einlass und Abendkasse: jeweils 20 Uhr | Beginn: jeweils 21.30 Uhr<br />
Abendkasse: 7,50 Euro / 6,00 Euro ermäßigt<br />
1
FABRIK<br />
für Handwerk, Kultur und Ökologie e.V.<br />
Sonntag<br />
27. September<br />
10 Uhr<br />
Tag der offenen Tür<br />
Der 11349. Tag<br />
1<br />
in der FABRIK<br />
www.fabrik-freiburg.de
Der 11349. Tag in der FABRIK<br />
Die FABRIK mit ihren Betrieben, Gruppen<br />
und Einrichtungen war schon immer ein<br />
öffentlicher Raum. Offen für Nutzer und<br />
Gäste, und dies seit 11.349 Tagen.<br />
Diese Offenheit wollen wir am 27. September<br />
mit einem Tag der Offenen Tür<br />
bekräftigen. Gleichzeitig wollen wir<br />
mit der Freien Holzwerkstatt und der<br />
Keramikwerkstatt deren 30jähriges<br />
Bestehen feiern. Alle in der FABRIK<br />
werden sich vorstellen, egal ob ihre Arbeit<br />
das Jahr über hier stattfindet, öffentlich,<br />
hinter Bürotüren oder ganz weit entfernt<br />
in Tschetschenien oder Bosnien.<br />
Die Vorderhaus-Gaststätte, die Keramikwerkstatt<br />
und die Freie Holzwerkstatt<br />
werden den ganzen Tag über in ihren<br />
Räumen ein volles Programm bieten,<br />
die übrigen Einrichtungen in der FABRIK<br />
präsentieren sich zu festgelegten Zeiten<br />
in ihren eigenen Räumen oder in einem<br />
der Veranstaltungsräume der FABRIK.<br />
Neben der Information sollen an diesem<br />
Tag auch Spiel und Unterhaltung ihren<br />
Platz haben, ebenso wie die Spannung,<br />
mit der wir abends im Vorderhaus-Saal das<br />
Ergebnis der Bundestagswahl erwarten.<br />
Wir laden alle Interessierten, Neugierigen,<br />
Weggefährten, Freunde und Freundinnen<br />
herzlich zu uns ein.<br />
FABRIK e.V.<br />
Rahmenprogramm<br />
ab 10 Uhr<br />
Vorderhaus-Gaststätte<br />
Essen und Trinken, Grillen, Live Musik<br />
Vorderhaus<br />
Freie Holzwerkstatt<br />
Führungen, Vorträge, Sekt, Live Musik<br />
Hauptgebäude UG<br />
Keramikwerkstatt<br />
Vorführungen, Schnupperkurse<br />
Ausstellungen:<br />
• Keramiken ehemaliger Mitarbeiter<br />
• Fotos aus 30 Jahren Keramikwerkstatt<br />
Hauptgebäude 2. OG<br />
Keramikwerkstatt<br />
Sektbar<br />
Ausstellung: Keramiken von Nona Otarashivili<br />
und Annette Schwarte<br />
Hauptgebäude 1. OG, Café<br />
BAGAGE<br />
Ausstellung: Spielorte und Spielplätze<br />
zum Entdecken und Staunen<br />
Hinterhaus EG<br />
ab 11 Uhr<br />
FABRIK e.V.<br />
Tombola mit 100 Preisen<br />
Ausgabe: Hauptgebäude 1. OG<br />
Keramikwerkstatt und Kita<br />
Kaffee, Kuchen und Crepes<br />
Fahrradwerkstatt / Hinterhof<br />
ab 14 Uhr<br />
Motorradclubs<br />
Cocktails und Spiele<br />
Hinterhof<br />
ab 18 Uhr<br />
Vorderhaus-Kultur<br />
Überparteilicher Wahlabend /<br />
TV auf Großleinwand<br />
Vorderhaus-Saal<br />
11 Uhr<br />
Vorderhaus-Kinderkultur<br />
Marotte Figurentheater,<br />
Käpten Knitterbart (ab 4 Jahren)<br />
Vorderhaus-Saal<br />
Freie Holzwerkstatt<br />
Werkstatt-Führung<br />
Hauptgebäude UG<br />
NABU<br />
Auf Spurensuche für die Haselmaus<br />
Hinterhaus OG<br />
Keramikwerkstatt<br />
Töpfern für Kinder (mit lustigen,<br />
handbetriebenen Drehscheiben)<br />
Hinterhof<br />
11.30 Uhr<br />
Keramikwerkstatt<br />
Schnupper-Drehkurs für Erwachsene<br />
Hauptgebäude 2.OG<br />
12 Uhr<br />
Vorderhaus-Kinderkultur<br />
Puppen-Guck: Wie entsteht ein Figurentheater?<br />
Vorderhaus-Saal<br />
FABRIK e.V.<br />
Führung übers Gelände<br />
Start: Vorderhof<br />
12.30 Uhr<br />
Kinderhausinitiative<br />
Clown Otti - Programm<br />
Hauptgebäude 1.OG, Kita<br />
13 Uhr<br />
Programmpause<br />
Vorderhaus-Gaststätte geöffnet<br />
14 Uhr<br />
Druckerei schwarz auf weiss<br />
Betriebsführung und Druck-Show<br />
Hauptgebäude EG<br />
FRIGA<br />
Informationsveranstaltung zum ALG I<br />
Vorderhaus 1.OG<br />
Naturschule<br />
Naturquiz (Gewinnspiel mit Preisverleihung<br />
um 16 Uhr)<br />
Hauptgebäude 2.OG<br />
Kindertagesstätte<br />
Zauberlehrlinge der Kita mit ihrer Zaubershow<br />
Hauptgebäude 1.OG, Kita<br />
Keramikwerkstatt<br />
• Töpfern für Kinder (mit lustigen,<br />
handbetriebenen Drehscheiben)<br />
• Raku-Brand (zum Mitmachen)<br />
Hinterhof<br />
14.30 Uhr<br />
Vorderhaus-Kinderkultur<br />
Marotte Figurentheater,<br />
Käpten Knitterbart (ab 4 Jahren)<br />
Vorderhaus-Saal<br />
FABRIK e.V.<br />
Führung übers Gelände<br />
Start: Vorderhof<br />
the move<br />
Tanzimprovisation mit Stefanie Decker<br />
Hauptgebäude, Alter Saal<br />
the move<br />
Vortrag und Video über Contactimprovisation<br />
Hinterhaus OG, Seminarraum<br />
14.30 Uhr<br />
Keramikwerkstatt<br />
Schnupper-Drehkurs für Erwachsene<br />
Hauptgebäude 2.OG<br />
15 Uhr<br />
AMICA<br />
Vortrag: Arbeit in Krisengebieten<br />
Hinterhaus OG, Seminarraum<br />
Papyrus<br />
Vorführung Bildbearbeitung<br />
Hinterhaus OG<br />
Freie Holzwerkstatt<br />
Werkstatt-Führung<br />
Hauptgebäude UG<br />
15.30 Uhr<br />
the move<br />
Tanzimprovisation mit Benno Enderlein<br />
Hauptgebäude, Alter Saal<br />
FABRIK-Wochenmarkt<br />
Kostproben und Infos u.a. zum<br />
neuen Bringdienst<br />
Vorderhof<br />
16 Uhr<br />
Kinderhausinitiative<br />
Clown Otti: Programm zum Mitmachen<br />
für Kinder<br />
Hauptgebäude 1.OG, Kita<br />
Druckerei schwarz auf weiss<br />
Betriebsführung und Druck-Show<br />
Hauptgebäude EG<br />
FRIGA<br />
Informationsveranstaltung zum ALG II<br />
Vorderhaus OG<br />
Naturschule<br />
Preisverleihung Naturquiz<br />
Hauptgebäude 2.OG<br />
Barrierefreie FABRIK<br />
Offener Theaterworkshop mit der integrativen<br />
Theatergruppe „Die Schattenspringer“<br />
Vorderhaus-Saal<br />
16.30 Uhr<br />
Friedlicher Drache<br />
Die vier Tierbilder: Probetraining für Kinder<br />
Hauptgebäude, Alter Saal<br />
17 Uhr<br />
Friedlicher Drache<br />
Die vier Tierbilder: Probetraining für Erwachsene<br />
Hauptgebäude, Alter Saal<br />
pass-wort - Übersetzungsbüro<br />
„Le bûcheron des mots“ - „Der Wortfäller“.<br />
Zeichentrickfilm, zuerst in französisch und<br />
dann in deutscher Fassung (10 min.)<br />
Vorderhaus-Saal<br />
Freie Holzwerkstatt<br />
Werkstatt-Führung<br />
Hauptgebäude UG<br />
18 Uhr<br />
Tag der Offenen Tür<br />
Vorderhaus-Kultur<br />
Überparteilicher Wahlabend /<br />
TV auf Großleinwand<br />
Vorderhaus-Saal<br />
1
Baustelle Habsburgerstrasse<br />
1<br />
1,6 km Kilometer, die zusammenrücken<br />
Die Interessengemeinschaft<br />
Habsburgerstraße<br />
weckt ungeahnte Potentiale<br />
und fördert<br />
ein neues Selbstbewußtsein<br />
Die Habsburgerstraße einen Tag frei von Verkehr - was sich<br />
noch vor einiger Zeit niemand hätte vorstellen können, wurde<br />
Mitte Juni auf Freiburgs größter Baustelle umgesetzt. Wer<br />
unter Baustellendreck und -lärm leidet, der soll auch mal in<br />
Ruhe feiern können, dachten sich die Menschen in der IG Habsburgerstraße.<br />
Die IG ist ein Zusammenschluss von überwiegend<br />
Geschäftsleuten; 150 Geschäfte liegen an den 1,6 Kilo-<br />
metern zwischen Bahnunterführung und Siegesdenkmal, 60<br />
von ihnen haben sich zusammengetan, darunter die FABRIK,<br />
die von Rainer Brühl aus der Fahrradwerkstatt vertreten wird.<br />
Aktuelle Informationen rund um die Habsburgerstraße können<br />
unter www.habsburgerstrasse.de abgefragt werden.<br />
Als Anlieger einer über Jahre dauernden Baustelle und in Sorge<br />
um schlechte Erreichbarkeit und Kundenverluste hat man<br />
sich in der IG rechtzeitig Gedanken über den Umgang mit der<br />
Baustelle gemacht. Neben verschiedenen kleineren Aktionen<br />
wurde ein großes Straßenfest geplant. Auf der ganzen Länge
der Straße gab es immer wieder Stände und Aktionen, mit<br />
Schwerpunkt zwischen Hauptstraße und Tennenbacherstraße.<br />
Von der Tennenbacher bis zu den Geschäften rund um das<br />
Zähringer Tor zog sich ein langer Straßenflohmarkt.<br />
Essen, Trinken und Musik gab es eigentlich überall. Die vielfältigen<br />
Angebote, von Bleistiftportraits über Glücksrad bis<br />
zum „Habsburger“, wurden getoppt vom Schaubrennen von<br />
Obstler, Torwandschiessen und natürlich vom Baggern mit<br />
Profi-Gerät - was sich am deutlichsten in den zufriedenen Mienen<br />
von Vätern und Söhnen spiegelte.<br />
Die FABRIK hatte auf diesen Tag auch das Fest zum zweijährigen<br />
Bestehen des Wochenmarktes gelegt. Die Pferde für das<br />
Kinderreiten gingen den ihnen inzwischen schon bekannten<br />
Weg. Wer aber eine Kutschfahrt in der Tombola gewonnen<br />
hatte, konnte sich ganz entspannt über das Fest kutschieren<br />
lassen. Vom Vorderhaus hatten Kultur und Gastronomie eine<br />
kleine Bühne samt Getränkestand an den (damals an dieser<br />
Baustelle Habsburgerstrasse<br />
Stelle noch existenten) Glasbach gebaut und für Live-Musik<br />
gesorgt. Schnell waren auch Biertische auf die Habsburger<br />
gestellt, ein ganz neues Gefühl von „reclaim the streets“ stellte<br />
sich ein.<br />
Das Straßenfest wird allgemein als Erfolg bewertet und soll<br />
eine feste Einrichtung werden, auch über die Zeit der Baustel-<br />
le hinaus. Darin sind sich die Mitglieder der IG Habsburgerstraße<br />
einig, so wie sie auch gemeinsam festgestellt haben,<br />
dass die schwierige Situation die Betriebe und die Menschen<br />
zusammenbringt. Es ist ein positiver Aspekt, dass man sich<br />
besser kennen gelernt hat, die Verständigung untereinander<br />
leichter und die Wege kürzer geworden sind.<br />
Und wer diskutiert, ob die Kübelpflanzen, die zur Dekoration<br />
benötigt werden, billig in Schweden gekauft und hierher<br />
geflogen oder ob sie etwas teurer in Freiburg gemietet werden<br />
sollen, der denkt über die Habsburgerstraße hinaus. Und<br />
mietet bei der Stadtgärtnerei.<br />
17
Stromseminar in Schönau<br />
Der Andrang zeigt: Der Widerstand gegen<br />
die Atomkraft formiert sich wieder<br />
Das 13. Stromseminar in Schönau bringt hochkarätige Referenten in das Städtchen der Stromrebellen<br />
Ökologisch-soziale Verantwortung ist ein wichtiger Baustein<br />
des ökonomischen Erfolgs. Das konnte Thomas Jorberg, der<br />
Chef der Bochumer GLS Gemeinschaftsbank, auf dem 13.<br />
Stromseminar in Schönau belegen. Denn er präsentierte für<br />
sein Unternehmen eine Erfolgsbilanz, die für eine Bank in<br />
diesen Zeiten ungewöhnlich ist: Allein in den letzten zwölf<br />
Monaten hatte das Unternehmen so viel Zulauf, dass die<br />
Bilanzsumme um 35 Prozent wuchs.<br />
Der Hintergrund ist offensichtlich: Die Bank hat keinerlei<br />
Verluste durch die Finanzmarktkrise zu verzeichnen, denn<br />
dubiose Derivatgeschäfte kamen für sie nie in Frage. Sie<br />
finanziert statt dessen ökologische und soziale Wohnprojekte,<br />
erneuerbare Energien, Kindergärten und Altenwohnheime<br />
- grundsolide Objekte, die nicht am Puls der Weltwirtschaft<br />
hängen und dementsprechend auch nicht mit dem<br />
amerikanischen Immobilienmarkt implodieren konnten.<br />
Und wer Jorberg in Schönau zuhörte, erhielt eine Ahnung,<br />
worin sich das Erfolgsrezept der GLS Bank begründet: „Die<br />
Frage, was mit dem Geld passiert, ist eine entscheidende<br />
Frage”, sagte der Banker. In den Anlageentscheidungen der<br />
konventionellen Banken, die sich an dem „magischen Dreieck”<br />
von Sicherheit, Rendite und Liquidität orientiert, fehle<br />
schlicht der Punkt „Sinnhaftigkeit der Anlage”. Von einem<br />
„tragischen Dreieck” sprach Jorberg daher.<br />
Wer zuhörte - und das muss man so deutlich sagen - hatte<br />
das Gefühl, einen Banker vor sich zu haben, der sein Metier<br />
wirklich versteht, der in Gesamtzusammenhängen denkt.<br />
So zeigte er auf, wie sich bei den Produktionsfaktoren Natur,<br />
Arbeitskraft und Kapital die Relationen verschoben haben:<br />
Früher war Natur scheinbar unbegrenzt verfügbar, Kapital<br />
und Arbeitskraft hingegen waren knapp. Heute ist die Natur<br />
die limitierende Ressource, während Arbeitskraft und Kapital<br />
ausreichend vorhanden sind. Da aber - zum Beispiel im<br />
Steuersystem - immer noch in den alten Strukturen gedacht<br />
wird, komme es zu Fehlallokationen. Denn besteuert werden<br />
muss aus ökonomischer Logik heraus das knappe Gut,<br />
heute also der Umweltverbrauch. Gleichwohl wird - was vor<br />
Jahrzehnten noch sinnvoll gewesen sein mag - auch heute<br />
noch vor allem die Arbeitskraft besteuert.<br />
Das Interesse war enorm<br />
Jorberg war nur einer von mehreren hochkarätigen Referenten<br />
beim Stromseminar in der Schönauer Kulturhalle.<br />
Entsprechend war der Andrang, zeitweise drängten sich<br />
mehr als 200 Zuhörer im Veranstaltungsraum der Elektrizi-<br />
1<br />
tätswerke. Zahlreichen Interessenten hatten die Veranstalter<br />
im Vorfeld sogar absagen müssen, weil die Räumlichkeiten<br />
den Ansturm ansonsten nicht verkraftet hätten. So war das<br />
große Interesse ein deutliches Zeichen für den wachsenden<br />
Widerstand gegen die Atomkraft, getrieben auch durch die<br />
so entscheidende Bundestagswahl im Herbst.<br />
Professor Peter Hennicke vom Wuppertal Institut hatte<br />
die Veranstaltung mit einem Vortrag zum Thema „Energiezukunft<br />
– das Ende der Verschwendung” eröffnet. Er<br />
präsentierte Szenarien, wie künftig eine klimagerechte<br />
Energiepolitik aussehen müsse, mit rapide wachsendem<br />
Anteil der erneuerbaren Energien und einer verbesserten<br />
Energieeffizienz. Regionalen Initiativen käme dabei eine<br />
besondere Bedeutung zu, sagte der Wissenschaftler, der<br />
auch die Gründung des Bürgerunternehmens Solarcomplex<br />
in Singen mit vorangetrieben hatte. Solarcomplex ist heute<br />
mit Solaranlagen, Wasserkraft und Biomasseprojekten ein<br />
erfolgreiches Musterbeispiel für regionale und ökologische<br />
Wertschöpfung.<br />
Totalschaden in Gundremmingen<br />
Ein weiterer Redner auf dem Podium war Raimund Kamm<br />
aus Augsburg vom Verein Forum. Dieser ging aus dem<br />
Widerstand gegen das Atomkraftwerk und gegen das Zwischenlager<br />
in Gundremmingen hervor. „Atomkraftwerke<br />
sind lebensgefährlich und landesgefährlich”, sagte Kamm<br />
und berichtete vom Totalschaden im Atomkraftwerk Gundremmingen<br />
A, der heute selbst unter Atomkraftgegnern<br />
kaum bekannt ist: 1977 gab es dort einen Störfall, der so<br />
heftig war, dass der Reaktor dauerhaft stillgelegt werden<br />
musste.<br />
Kamm kritisierte, dass jeder Pkw heute über eine höhere<br />
Haftpflichtversicherung verfüge als ein Atomkraftwerk. Er<br />
nannte die Krebsfälle in der Umgebung der Reaktoren als<br />
weiteres Argument gegen die Strahlentechnik. Und er erinnerte<br />
daran, dass von inzwischen 13 Millionen Kilogramm<br />
an abgebrannten Kernbrennstäben in Deutschland noch<br />
für kein einziges Kilo bislang eine Entsorgungsmöglichkeit<br />
geschaffen werden konnte.<br />
Gerd Rosenkranz von der Deutschen Umwelthilfe vertiefte<br />
anschließend einige Absurditäten der Atomwirtschaft: Dass<br />
die Atomkraft 50 Jahre nach ihrem Markteintritt nach wie vor<br />
nur mit finanzieller Hilfe des Staates überhaupt realisierbar<br />
ist, das sei „ein Unikat in der Energiewirtschaft”. Auch der<br />
neue Reaktor in Finnland, der von den Atomprotagonisten
Stromseminar in Schönau<br />
Auf dem 13. Stromseminar in Schönau wurde die „Wrack ab!“-Kampagne gestartet.(Siehe dazu: Rundbrief S.18-19)<br />
gebetsmühlenartig als Renaissance der Atomkraft gefeiert<br />
wird, konnte nur mit Staatshilfe realisiert werden - und wird<br />
trotzdem als finanzielles Fiasko enden. Statt auf 3,2 Milliarden<br />
Euro beziffert man die Baukosten inzwischen auf 5 Milliarden<br />
Euro - da hilft auch ein Sonderkredit der Bayern LB in<br />
Höhe von 1,95 Milliarden Euro für 2,6 Prozent nur bedingt.<br />
Zudem wird sich auch die Inbetriebnahme erheblich verzögern.<br />
Sie sollte ursprünglich in Kürze erfolgen, doch sie wird<br />
aus heutiger Sicht frühestens 2011 stattfinden können.<br />
„Von einer Renaissance kann keine Rede sein“<br />
Rosenkranz, der einst Redakteur beim SPIEGEL war, ehe<br />
er vor einigen Jahren aufgrund der Berichterstattung des<br />
Magazins zu erneuerbaren Energien kündigte, zeigte eindrücklich,<br />
dass von einer Renaissance der Atomkraft keine<br />
Rede sein kann. Die Länder der EU-27 zum Beispiel, die<br />
einst 177 Atomkraftwerke hatten, verfügen heute nur noch<br />
über 146 Meiler. Wolle man weltweit nur die Meiler ersetzen,<br />
die altersbedingt vom Netz gehen, müsse man alleine bis<br />
2015 etwa neue 70 Blöcke bauen, und in den folgenden 10<br />
Jahren weitere 192. Da dies undenkbar ist, sei absehbar,<br />
dass die Zahl der Atomkraftwerke aller Renaissance-Rhetorik<br />
der Atomlobby zum Trotz weiter zurückgehen wird.<br />
In den USA sei der letzte Reaktor im Jahr 1973 ans Netz<br />
gegangen, erklärte Rosenkranz. Der Erfolg der erneuerbaren<br />
Energien werde die Atomkraft in Zukunft immer weiter verdrängen:<br />
Im Jahr 2008 seien weltweit 27.000 Megawatt in<br />
Windkraft ans Netz gegangen, während nicht ein einziges<br />
neues Atomkraft in Betrieb genommen wurde.<br />
Auch rechnete Rosenkranz vor, dass die Atomkraft zum Kli-<br />
maschutz nicht nennenswert beitragen könne. Bis 2050 wolle<br />
die Internationale Energieagentur den Ausstoß von CO2<br />
um 25 bis 40 Milliarden Tonnen senken. Um das zu schaffen,<br />
bräuchte man 1300 neue Atomkraftwerke weltweit, also<br />
nochmals dreimal so viele, wie es heute gibt.<br />
Und da von der Atomlobby und ihren politischen Unterstützern<br />
immer wieder versucht wird, den Eindruck zu erwecken,<br />
Deutschland nehme mit seinem Atomausstieg eine Sonderrolle<br />
ein, konterte Rosenkranz mit den tatsächlichen Zahlen:<br />
Von rund 200 Staaten auf der Welt haben nur 31 Länder<br />
überhaupt Atomkraftwerke im Betrieb.<br />
Bernward Janzing<br />
Bernward Janzing ist Autor<br />
des Buches „Störfall mit<br />
Charme - Die Schönauer<br />
Stromrebellen im Widerstand<br />
gegen die Atomkraft“<br />
(erschienen im November<br />
2008, 128 S., 18 Euro, www.stoerfall-mit-charme.de)<br />
1
Atomkraft - Nein Danke!<br />
Wrack ab!<br />
Schönauer Stromrebellen starten Anti-Atom-Kampagne „Wrack ab!” und bringen eine handliche Fibel mit<br />
hilfreichen Argumenten heraus<br />
Jetzt wird aufgeräumt mit den Mythen rund um die Atomkraft.<br />
„100 gute Gründe gegen die Atomkraft” heißt eine<br />
Broschüre, die von den Elektrizitätswerken Schönau (EWS)<br />
soeben herausgegeben wurde. Sie ist Teil einer neuen<br />
Anti-Atom-Kampagne der Schwarzwälder Stromrebellen,<br />
die bewusst zum 50-jährigen Bestehen des Lobbyvereins<br />
Deutsches Atomforum lanciert wurde. Die<br />
Kampagne trägt den Titel „Wrack ab!”<br />
Die 100 Gründe, die auch<br />
eine eigene Internetpräsenz<br />
bekamen (www.100gute-gruende.de),<br />
haben<br />
sehr vielfältige Hintergründe<br />
und sie sind jeweils durch<br />
Quellen belegt. „Atomkraft<br />
und erneuerbare Energien<br />
vertragen sich nicht” ist<br />
einer der Gründe (Nummer<br />
95). Der Grund: Die Meiler<br />
sind viel zu unflexibel um<br />
auf die Schwankungen der<br />
erneuerbaren Energien<br />
angemessen reagieren zu<br />
können.<br />
Die anderen Gründe<br />
lauten zum Beispiel:<br />
„Uranabbau zerstört<br />
die Lebensgrundlage<br />
von Zehntausenden”<br />
(Nummer 2), oder „Ein<br />
Super-GAU in einem<br />
hiesigen Atomkraftwerk hätte noch schlimmere Folgen als<br />
Tschernobyl.” (Nummer 36)<br />
Unterstützt wird die Kampagne von zahlreichen Institutionen<br />
aus dem Umwelt-, Verbraucher- und Klimaschutz sowie<br />
von Anti-Atom-Initiativen. Durch die Vernetzung von Institutionen<br />
und einzelnen Bürgern erhofft sich Ursula Sladek,<br />
Geschäftsführerin der EWS, „dass sich die Kampagne ‚Wrack<br />
ab!‘ wie ein Lauffeuer verbreitet und sich die Bürger und<br />
Bürgerinnen bundesweit gegen eine Laufzeitverlängerung<br />
von Atomkraftwerken einsetzen.”<br />
Ziel der Kampagne sei es, eine „breite Diskussion über die<br />
Gefahren der Atomkraft in der Bevölkerung zu entfachen”.<br />
Zielgruppe sind alle Bürger im Land. Insbesondere sollen<br />
aber junge Leute für die Gefahren der Atomkraft und die<br />
20<br />
Unverträglichkeit mit dem Ausbau erneuerbarer Energien<br />
sensibilisiert werden.<br />
Gerade im Vorfeld der Bundestagswahl ist das Thema<br />
Energiepolitik sehr wichtig, weil in der nächsten<br />
Wahlperiode energiepolitische Weichenstellungen<br />
von besonderer Tragweite<br />
anstehen. Hat im Bundestag auch weiterhin<br />
das geltende Atomgesetz<br />
eine Mehrheit, dann wird<br />
es in den nächsten Jahren<br />
nämlich deutliche Fortschritte<br />
beim Atomausstieg geben. Bislang<br />
sind seit dem Ausstiegsbeschluss<br />
des Jahres 2000 lediglich<br />
die Meiler Stade und Obrigheim vom<br />
Netz gegangen.<br />
Eigentlich sollten schon<br />
in dieser Legislaturperiode<br />
weitere Reaktoren<br />
folgen, doch durch<br />
einen Kunstgriff konnten die<br />
Betreiber ihre Meiler über den<br />
Wahltermin retten. Das hängt<br />
damit zusammen, dass das<br />
Ausstiegsgesetz kein<br />
Laufzeitende definiert,<br />
son- dern ein maximales<br />
Stromkontigent, das jeder einzelne<br />
Meiler erzeugen darf. Indem RWE<br />
zum Beispiel die beiden Reaktoren<br />
in Biblis lange in Revision schickte,<br />
konnte der Konzern den Abschaltzeitpunkt hinauszögern.<br />
Ähnlich agierte die EnBW mit Neckarwestheim.<br />
Zwar ist ein solcher Stillstand für die Konzerne teuer, doch<br />
wenn der Reaktor sein Reststromkontingent verbraucht<br />
hat, dann erlischt nach dem Atomgesetz seine Betriebsgenehmigung,<br />
und die ist dann endgültig weg. Deswegen war<br />
immer damit zu rechnen, dass die Konzerne alles tun würden,<br />
um ihre Anlagen nicht kurz vor der Wahl abschalten zu<br />
müssen - in der Hoffnung, dass die neue Bundesregierung<br />
den Ausstieg aus dem Ausstieg vollzieht. Die Kosten der<br />
jetzigen Stillstandszeiten, so hoffen die Betreiber, werden<br />
ihnen nach der Wahl durch längere Laufzeiten vergoldet.<br />
„Betriebswirtschaftliche Optimierung” nennt man das im<br />
Hause EnBW.<br />
Mit ihrer Entscheidung, das Laufzeitende der Meiler in die
nächste Legislaturperiode zu schieben, macht die Stromwirtschaft<br />
den Atomausstieg jedoch zum großen Wahlkampfthema.<br />
Denn nach dem derzeit gültigen Atomgesetz<br />
wird der Ausstiegsbeschluss in der kommenden Wahlperiode<br />
erstmals richtig Wirkung zeigen. Wenn auch die kommende<br />
Bundesregierung zum Atomkonsens steht, werden nämlich<br />
vier Anlagen definitiv vom Netz gehen müssen: neben<br />
den beiden Biblis-Blöcken und Neckarwestheim I auch das<br />
Kraftwerk Brunsbüttel. Weitere mögliche Kandidaten sind<br />
Isar I und Unterweser. So wird die Bundestagswahl im September<br />
zur entscheidenden Wahl für eine ganze Reihe von<br />
deutschen Atommeilern.<br />
Die EWS und ihre Verbündeten wollen die Menschen im<br />
Land nun dafür sensibilisieren, dass der Atomausstieg<br />
ein wichtiges Thema ist, um das es sich zu kämpfen lohnt.<br />
Denn: „Weltweit gibt es bis heute kein sicheres Endlager für<br />
hochradioaktiven Müll.” (Ausstiegsgrund Nummer 37). Und:<br />
„Atomstrom treibt die Preise hoch” (Nummer 77).<br />
Nachdem die Atomwirtschaft und ihre Anhänger wieder<br />
ungeniert für den Nuklearstrom werben, ihn als Klimaschützer<br />
und Ökoenergie preisen, wollen die EWS der Kampagne<br />
etwas Wirkungsvolles entgegen setzen. Denn (das ist dann<br />
Ausstiegsgrund Nummer 21): „Je länger ein Atomkraftwerk<br />
in Betrieb ist, umso unsicherer wird es.”<br />
Zentrales Medium der Kampagne ist ihre Webseite. Denn<br />
neben den 100 Gründen liefert sie auch kurze und klare<br />
Argumente gegen die Atomkraft sowie Materialien zum<br />
Mitmachen. Jeder Grund ist mit Quellenangaben, sowie Verweisen<br />
auf Hintergrundinformationen versehen. Außerdem<br />
können über die Homepage Flyer, Plakate, T-Shirts, Aufkleber<br />
und Postkarten bezogen werden.<br />
Die 100 guten Gründe gibt es auch als Fibel im Hosentaschenformat<br />
- quasi als Spickzettel für die energiepolitische<br />
Debatte. Somit sei „ein Einstieg in die Energiediskussion<br />
auch im Offlinemodus möglich”, sagt EWS-Geschäftsführerin<br />
Sladek.<br />
Die EWS engagieren sich mit der neuen Kampagne in einem<br />
Feld, das seit jeher das Unternehmen prägt. Denn das unge-<br />
Dieses Handbuch passt in jede Hosentasche, und<br />
man sollte es immer bei sich führen.<br />
Auf der homepage www.100-gute-gruende.de sind<br />
umfangreiche Hintergrundsinformationen, Materialien zur<br />
Kampagne und aktuelle Termine zu finden.<br />
Dort gibt es auch interaktive Mitmachangebote, einen<br />
Argumentationstrainer, einen Atomspürhund und vieles<br />
mehr.<br />
Schauen Sie rein und helfen Sie mit, die Kampagne<br />
zu verbreiten!<br />
Atomkraft - Nein Danke!<br />
wöhnliche Energieversorgungsunternehmen ging aus einer<br />
Initiative von engagierten Bürgern hervor, die sich nach der<br />
Katastrophe von Tschernobyl zusammen gefunden hatten.<br />
Seit der Liberalisierung des Strommarktes sind die EWS<br />
bundesweit tätig und versorgen inzwischen 85.000 Kunden<br />
mit Ökostrom - sowohl Privatkunden als auch Gewerbebetriebe.<br />
Anders als den gewöhnlichen Stromanbietern geht es den<br />
EWS jedoch nicht zuvorderst um den Stromverkauf an sich.<br />
Das bürgereigene Unternehmen hat vor allem politische<br />
Ziele: Die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare<br />
Energien soll vorangebracht werden und durch überlegtes<br />
Handeln und kluge Technik soll auch der Verbrauch<br />
minimiert werden. Denn neben der politischen Arbeit bringt<br />
auch jede eingesparte Kilowattstunde den Atomausstieg<br />
voran.<br />
Bernward Janzing<br />
21
Energie in Bürgerhand:<br />
„Wir stellen alles auf den Kopf“<br />
Werbung mit halben Wahrheiten<br />
Energie in Bürgerhand<br />
„Bürger brechen Monopole“ war das Thema einer gemeinsamen Veranstaltung der Katholischen Akademie und des<br />
Vorderhaus, unterstützt von der Volksbank Freiburg.<br />
Gut 200 Gäste ließen sich mitreißen vom „Schönauer Gefühl“, einem Film, der die faszinierende Geschichte erzählt,<br />
wie aus einer kleinen, aufmüpfigen Elterninitiative ein bundesweiter Ökostromversorger wurde. Eine Idee gärte schon<br />
länger in verschiedenen Köpfen, doch an diesem 15. März war die Zeit reif.<br />
... wie ein ansteckendes Lachen<br />
Das Schönauer Gefühl, die Idee, der Übermacht des Geldes<br />
der mächtigen Konzerne tatsächlich etwas entgegen setzen<br />
zu können, wirkte wie ein ansteckendes Lachen. Es lag in<br />
der Luft an diesem Frühlingssonntag: immer mehr Menschen<br />
wurden infiziert von der Vision, eine weitere Energierebellische<br />
David-gegen-Goliath-Geschichte in die Wege zu<br />
leiten. Und schließlich stand einer auf und stellte die Frage<br />
in den Raum: „Können auch wir in Freiburg den Energieriesen<br />
den Zugriff auf unser Geld entreißen?“ Es war der Stadtrat<br />
Walter Krögner. Elektrisiert von der Schönauer Erfolgsgeschichte,<br />
hatte er Lust auf mehr: mehr gemeinschaftliches<br />
Engagement, mehr von unten bewegen, mehr Undenkbares<br />
möglich machen. Im Auditorium signalisierten die ersten:<br />
„Hier geht was und ich packe mit an!“ Gleich anschließend<br />
fand sich vor der Tür ein kleines Häuflein Unerschrockener<br />
zusammen. Die Weichen wurden gestellt. Dann ging alles<br />
Schlag auf Schlag. Ein paar Telefonate und klare Ansagen:<br />
„Das Zeitfenster ist klein. Ich will morgen eine Gesellschaft<br />
gründen!“<br />
Am nächsten Tag saßen rund 25 Tatendurstige in einem<br />
Freiburger Café, darunter Anwälte, Genossenschaftler, Energieexperten<br />
und Bankmitarbeiter. Sie legten den Grundstein<br />
für eine neu zu gründende Genossenschaft, die „Energie<br />
in Bürgerhand“. Michael Sladek, Arzt und Stromrebell aus<br />
Schönau, erinnert sich: „Das war toll, als es ans Arbeit-Verteilen<br />
ging, hat keiner nein gesagt, sondern ,Gib’s her, ich<br />
mach’s!‘.“<br />
Energieriesen in Freiburg<br />
Auch in Freiburg sind die Energieriesen aktiv, diskret aber<br />
effektiv. Neben dem badenova-Vorlieferanten EnBW fließen<br />
auch zu e-on Gelder ab, die in Südbaden erwirtschaftet<br />
werden: Über ihre 100%-ige Tochterfirma Thüga verschafft<br />
sich e-on Einfluss in 110 Unternehmen, überwiegend kommunalen<br />
Energieversorgern. An der badenova ist die Thüga<br />
zu 47,3 % beteiligt. So fließt von jedem Euro Gewinn<br />
knapp die Hälfte zu e-on. Wer hätte es für möglich gehalten,<br />
dass sich ausgerechnet ein fossil-nuklearer Konzern in der<br />
„Greencity“ Freiburg einen solchen Einfluss verschafft und<br />
diesen über Jahre sichert? 60 Millionen Euro Gewinn pro Jahr<br />
werden erwirtschaftet, rund 30 Millionen Euro gehen der<br />
Region Jahr für Jahr über die Minderheitsbeteiligung verloren.<br />
Anstatt zentralistische Machtstrukturen zu zementieren<br />
und den Profit eines Quasi-Monopolisten zu mehren, könnte<br />
dieses Geld doch besser vor Ort Gutes bewirken, denn nicht<br />
nur auf den Strom, auch auf die Geldströme kommt es an.<br />
Die Fließrichtung der Geldströme war den Schönauer Energieinitiativen<br />
schon immer ein zentrales Anliegen. Hier<br />
liegen die Ursprünge einer infektiösen Idee, mit der Michael<br />
Sladek, im Advent 2007 erstmals für Furore sorgte. Die<br />
badenova präsentierte seinerzeit in einer aufwändigen PR-<br />
Aktion ihr Weihnachtsgeschenk: „Alle Privatkunden bekommen<br />
ökologischen Strom“. Das klingt gut, ist aber nur die<br />
halbe Wahrheit, da nur eine Hälfte des Stromkontingents an<br />
Privatkunden verkauft wird. Die zweite Hälfte geht an Großkunden.<br />
Letztere bekommen einen besonders atom- und<br />
kohlelastigen Mix und unterm Strich unterscheidet sich das<br />
gesamte Angebot nicht wirklich von dem eines beliebigen<br />
Stromversorgers (badenova-Mix 2007: 19 % atomar, 19 %<br />
regenerativ und 62 % fossil). Von diesem Nullsummenspiel<br />
wenig beeindruckt, diktierte Sladek wenige Tage später<br />
einer staunenden Journalistenschar den entscheidenden<br />
Satz in Blöcke und Mikrofone: „Wir wollen die badenova von<br />
ihrer e-on-Sünde befreien.“ Damit war der Stein ins Wasser<br />
geworfen und die Wellen breiteten sich unaufhaltsam aus.<br />
Keine Angst vor großen Zahlen<br />
Wie sollte das gehen, mit der Befreiung von der e-on-Sünde?<br />
Der badenova-Anteil, den die Thüga hält, hat einen<br />
geschätzten Wert von 400 Millionen Euro. Wer keine Angst<br />
vor großen Zahlen hat, spielt in Gedanken durch, wie eine<br />
Gruppierung aussehen kann, die 400 Millionen Euro einsammelt.<br />
Die Sache hat allerdings einen Haken: freiwillig gibt die Thüga<br />
AG ihren Goldesel nicht wieder her. Und findige Strategen<br />
haben den Gesellschaftervertrag der badenova so gestrickt,<br />
dass die Thüga in diesem Punkt nicht bezwingbar ist. Doch<br />
die Utopie, einmal ausgesprochen, hat das ständige Bestreben,<br />
Wirklichkeit zu werden.<br />
Den Utopisten kamen unerwartet die Behörden zur Hilfe.<br />
Beim Bundeskartellamt und der EU-Monopolkommission<br />
erkannte man, dass der hohe Verflechtungsgrad im Energiegeschäft<br />
Ausmaße erreicht hat, die nicht mehr hinnehmbar<br />
sind. Der Durchgriff der großen Energiekonzerne über ihre<br />
Stadtwerkebeteiligungen bis hinunter zum Endkundengeschäft<br />
hat zu bedenklichen Wettbewerbsverzerrungen<br />
geführt. Deshalb wurde in der EU-Monopolkommission<br />
schließlich laut über eine „Zerschlagung der Energiemultis“<br />
nachgedacht. E-on beugte sich dem Druck und bestätigte<br />
im November 2008 erstmals öffentlich Überlegungen, die<br />
Thüga zu veräußern. Da in Freiburg der Geist bereits aus<br />
der Flasche war, erkannte man die Chance, die sich hier bot:<br />
2
Energie in Bürgerhand<br />
das Einfallstor hat sich nun nicht unten, sondern oben<br />
geöffnet.<br />
Der fünftgrößte Energieversorger entsteht<br />
Mit dem Verkauf der Thüga würden zahlreiche deutsche<br />
Stadtwerke und Regionalversorger mit einem jährlichen<br />
Gas- und Stromabsatz in mehrstelliger Milliardenhöhe<br />
aus dem e-on-Einflussbereich heraus gelöst. Auch<br />
solche mit eigenen Stromerzeugungskapazitäten und<br />
überregionaler Marktpräsenz. Hier soll neben den vier<br />
marktbeherrschenden Konzernen eine fünfte Kraft<br />
entstehen. Wenn es gelingt, den Fuß in die Tür zu<br />
bekommen, wäre dies in der deutschen Energiewirtschaft<br />
zweifelsohne das größte Rad, welches je von<br />
Bürgerinitiativen angedreht wurde. Rein rechnerisch<br />
ist es möglich, einen Anteil, der dem Wert des Thüga-<br />
Anteils an der badenova von 400 Mio Euro entspricht,<br />
aus dem gesamten Thüga-Brocken herauszukaufen<br />
und auf diese Weise die Fließrichtung des Geldes<br />
zu ändern. Um ein Gespür für die Dimensionen zu<br />
bekommen: der Gesamtwert der Thüga liegt Experten-Schätzungen<br />
zufolge zwischen 3,5 und 4 Milliarden<br />
Euro.<br />
Das ökologische Gewissen<br />
Es ist für eine Bürgerbewegung eine enorme<br />
Kraftanstrengung nötig, um einen dreistelligen<br />
Millionenbetrag zusammen zu bekommen, doch<br />
auch wenn der Coup gelingt, führt dies allenfalls<br />
zu einer kleinen Beteiligung an der neuen Thüga.<br />
Klein aber oho! Man will das ökologische<br />
Gewissen des Aufsichtsrates sein, das die Unternehmenspolitik<br />
wirksam mitbestimmt. Die ökologische<br />
Perspektive: Verzicht auf Atomstrom<br />
in den beteiligten Stadtwerken und Förderung<br />
von erneuerbaren Energien.Mit Blick auf die<br />
Tatsache, dass die neue Thüga zu einem der<br />
fünf größten Energieversorger Deutschlands<br />
aufgeht, erfüllt diese Perspektive manch einen<br />
schon jetzt mit großer Vorfreude.<br />
Gemeinsam sind wir stark<br />
Mindestens ebenso wichtig ist es der Genossenschaft<br />
„Energie in Bürgerhand“ jedoch, mit den Millionen Menschen<br />
in den rund 100 Gemeinden, in denen die Thüga<br />
Beteiligungen an den Stadtwerken hält, in Kontakt zu<br />
kommen. Wenn es der Initiative gelingt, diese Menschen<br />
miteinander zu vernetzen, lässt sich auch von unten Druck<br />
aufbauen. Das überwältigende Feedback auf die bisherigen<br />
Aktionen macht den Aktiven Mut, Menschen aus anderen<br />
Kommunen dazu zu gewinnen, sich für die Demokratisierung,<br />
Dezentralisierung und Ökologisierung der Energieversorgung<br />
einsetzen.<br />
Am 10. Juli startete die „Energie in Bürgerhand“ eine bundesweite<br />
Kampagne. Die Auftaktveranstaltung fand in der<br />
FABRIK für Handwerk, Kultur und Ökologie statt, deren<br />
Geschäftsführer ebenfalls zum Kreis der Aktiven gehören.<br />
Das Interesse war groß, die Räumlichkeiten waren fast<br />
zu klein, das Treffen selbst geriet nach Einschätzung von<br />
2<br />
Organisatoren und Gästen zu einem vollen Erfolg.<br />
In Vorträgen, Arbeitskreisen und im Plenum wurden lebhaft<br />
und zustimmend die Chancen des Projektes diskutiert.<br />
Die Schlußresolution dokumentiern wir im Folgenden, dieeinzelnen<br />
Vorträge der Tagung können im Internet auf www.<br />
energie-bürgerhand.de nachgelesen.<br />
Eva Stegen<br />
Die Kosten für den Aufbau der „Energie in Bürgerhand<br />
Genossenschaft in Gründung“ sind groß. Druck- und<br />
Verwaltungskosten laufen jetzt schon auf.<br />
Wer die Aufbauarbeit für die „EiB“ unterstützen möchte,<br />
kann eine zweckgebundene Spende auf folgendes<br />
Konto überweisen:<br />
„Förderverein für umweltfreundliche Stromverteilung<br />
und Energieerzeugung Schönau e.V.“<br />
Kontonummer: 170 456 00<br />
Sparkasse Schönau Todtnau, BLZ 680 528 63
Schlußresolution des ersten bundesweiten Treffens<br />
der ENERGIE in BÜRGERHAND eG iG.<br />
„Wirtschaft auf die Füße gestellt“<br />
Bürger wollen nachhaltige und dezentrale<br />
Energieversorgung<br />
Wir sind heute 250 Vertreterinnen und Vertreter aus<br />
82 Kommunen, im Namen von derzeit 1.700 Mitmachern<br />
bei „Energie in Bürgerhand“, Genossenschaft in<br />
Gründung. Wir sind in Freiburg zusammengekommen,<br />
um eine Idee noch breiter zu streuen:<br />
Wir wünschen uns eine „neue Thüga“: Eine Thüga, die<br />
uns Bürgern mit-gehört. Dies wollen wir gemeinsam<br />
mit unseren örtlichen Stadtwerken erreichen.<br />
Wir, die wir uns in „Energie in Bürgerhand“ zusammengefunden<br />
haben, werden aktiv dazu beitragen, eine<br />
neue Energiepolitik in Deutschland wirksam mitzubestimmen.<br />
Machen Sie mit – Machen Sie anderen Lust aufs<br />
Mitmischen – überall im Land! Jeder neue Mensch ist<br />
willkommen!<br />
Infos und Beteiligungs-Vertrags-Download:<br />
www.energie-in-buergerhand.de<br />
Energie in Bürgerhand eG i.G.<br />
Merzhauserstraße 177 (Sonnenschiff)<br />
79100 Freiburg<br />
Telefon: 0761-20 888 30 Fax: 0761-36 904 20<br />
E-Mail: info@energie-in-buergerhand.de<br />
Stand vom 22.07.2009:<br />
2.000 Personen<br />
mit insgesamt<br />
14 Millionen Euro!<br />
2
Kultur in Freiburg<br />
Mittsommernachtstisch<br />
2<br />
beobacht von Dieter Roeschmann<br />
Freiburg, 20. Juni 2009, 22:12 Uhr. Tausende von<br />
Menschen drängeln sich durch die Gerberau, stehen<br />
in Gruppen zusammen oder sitzen an Tischen<br />
entlang der geschlossenen Ladenfronten. Sie essen,<br />
trinken, spielen, reden. Irgendwo singt eine Frau pro-<br />
vencalische Lieder zur Gitarre. Klingt gut, aber an ein<br />
Durchkommen ist nicht zu denken.<br />
Eigentlich wollten wir nur kurz schauen, was das wird:<br />
der Mittsommernachtstisch, organisiert als öffent-<br />
licher Auftakt zu den 19. Baden-Württembergischen<br />
Theatertagen. Ein Stadtmarketing-Gag? Ein Flashmob<br />
der Bürgervereine und Kulturinitiativen? Ein Copy & Paste-<br />
Import der Jahrhunderte alten Contrada-Tradition aus Siena?<br />
Jetzt stecken wir fest, zwei Stunden und lächerliche 300 Meter<br />
von unserem Ausgangspunkt am Marienbad entfernt, und es<br />
ist nichts von all dem und noch viel mehr. Die Altstadt befin-<br />
det sich im Ausnahmezustand, und jeder ahnt, dass dieser<br />
Zustand ein anderer ist, als man ihn von Massenevents wie<br />
Stadtteil-Hocks, Mega-Samstagen oder WM-Public Viewings<br />
kennt.<br />
So etwas hat es in Freiburg noch nicht gegeben: ein Fest mitten<br />
in der Stadt, bei dem grundsätzlich jeder Gastgeber und jeder<br />
Gast sein darf. Einzige Regel: Wer einen der 500 kostenlosen<br />
Plätze auf dem Kulturkilometer zwischen Theater und Marien-<br />
bad reserviert hat, sollte Stühle und einen Tisch mitbringen<br />
und Essen und Trinken umsonst anbieten. Rund dreiviertel<br />
der Plätze sind belegt: Teenager feiern Geburtstag, Hobby-<br />
literaten rezitieren Gedichte, WGs haben ihre Küchentische<br />
auf die Straße gestellt, Elterninitiativen kochen Bildungssup-<br />
pe. Es gibt absurde Performances von Hausgemeinschaften,<br />
Eichhörnchen-Filme an der Museumsmauer, das Berlusconi-<br />
Abwahlbüro einer italienischen Community und jede Menge<br />
improvisierte Freiluft-Lounges von Kulturinstitutionen. Als<br />
wir nach knapp vier Stunden endlich beim Tisch des „Vor-
derhauses“ vorm Theater ankommen, blicken wir in eupho-<br />
risierte Gesichter. Kein Wunder. Hunderte von Freunden und<br />
Fremden sind hier seit Beginn des Festes vorbeigekommen,<br />
haben sich’s gemütlich gemacht, gequatscht, gelacht und<br />
Bier getrunken, als wäre das Stück Asphalt am Rotteckring<br />
nie etwas anderes gewesen als das Wohnzimmer des Kultur-<br />
büros. Schöner lassen sich Intimität, Öffentlichkeit, Alltag und<br />
Kultur kaum auf einen Nenner bringen.<br />
Sicher kann man das, was hier passierte, als ein Fest der kulturellen<br />
Vielfalt loben, wie „Der Sonntag“ es am nächsten<br />
Tag tat. Man kann es auch als Beleg dafür nehmen, „wie toll,<br />
entspannt und abenteuerlustig Freiburg und seine Bewohner<br />
sind“ („fudder“). Einzigartig war der Mittsommernachtstisch<br />
jedoch aus einem anderen Grund: Deutlicher als jede andere<br />
Großveranstaltung der letzten Jahre hat er gezeigt, wie eng<br />
das Modell einer lebendigen Stadt mit den Möglichkeiten der<br />
freien Nutzung ihrer öffentlichen Räume zusammenhängt<br />
- und wie dramatisch diese Möglichkeiten mittlerweile ein-<br />
geschränkt sind. Längst ist die Stadt Konsum- statt Kommu-<br />
nikationsraum; auf zahlreichen öffentlichen Flächen gelten<br />
keine Bürgerrechte mehr, sondern das Hausrecht von Päch-<br />
tern und Ladenbesitzern, das den Zutritt regelt und klar stellt,<br />
wer sich wann und wo unter welchen Bedingungen aufhalten<br />
darf. Auch wenn sich der Mittsommernachtstisch in<br />
den ersten Minuten nicht anders angefühlt haben mag<br />
wie jedes beliebige Weinfest in abendlicher Altstadtku-<br />
lisse - spätestens nach einer Stunde dürfte vielen klar<br />
geworden sein, dass das Motto der diesjährigen Thea-<br />
tertage „Alles ist politisch“ in diesem Zusammenhang<br />
weit mehr als eine kecke Behauptung war. Die Idee,<br />
Menschen einzuladen, sich eine durch beleuchtete<br />
Wall-Werbemöbel, Bistrotische und Eventmanager pri-<br />
vatisierte Öffentlichkeit für ihre eigenen Zwecke zurück<br />
zu erobern, hatte etwas Utopisches. Angesichts der<br />
schleichenden Entdemokratisierung des öffentlichen<br />
Raums provozierte sie die entscheidende Frage: Wem<br />
gehört die Stadt? Am Abend des Mittsommernachts-<br />
tischs waren es die vielen kulturellen, sozialen und<br />
anderen Initiativen, die das Leben in Freiburg abseits<br />
aller Konsumzwänge prägen - und Tausende von Bür-<br />
gerinnen und Bürgern, denen die ungewohnte Freiheit<br />
für einen kurzen Moment zeigte, wie wichtig öffentliche<br />
Freiräume für die Kultur einer Stadt sind. Kein Wunder,<br />
dass viele am Ende meinten, dass man dieses Fest zur<br />
Institution machen sollte. Am besten gleich. Am besten<br />
täglich. Am besten in den Köpfen.<br />
Kultur in Freiburg<br />
27
Kleine Nachrichten<br />
2<br />
Kleine Nachrichten<br />
Internes für Externe<br />
Ausgezogen: das Gyrotonic-Studio<br />
Das moving arts - Gyrotonic-Studio hatte seit Januar 2004<br />
seinen festen Platz in der Büoetage des Vorderhauses. Die<br />
beengten Verhältnisse machten Birgit Kerner und Karin<br />
Hönes, den beiden Betreiberinnen dieser besonderen Art<br />
von Fitness-Studio. zunehmend das Leben und Arbeiten<br />
schwer. Da es in der FABRIK keine wirklich geeigneten<br />
Räume gab , ist das Studio nun im März ausgezogen und<br />
hat sich in neuen, größeren Räumen in der Tennenbacherstraße<br />
50a eingerichtet.<br />
Wir wünschen den beiden an ihrem neuen Standort viel<br />
Freude und Erfolg und hoffen, dass, wie auch wir, alle anderen<br />
Kundinnen und Kunden dem Gyrotonic-Studio die Treue<br />
halten.<br />
Die Mitarbeiterinnen des Frauenzentrums<br />
„Frauenwürde“ in Grosny<br />
Neu in der FABRIK: pass-wort<br />
Auf den schönen Namen pass-wort hat Nicole Stangert-<br />
Egert ihr Übersetzungsbüro getauft, mit welchem sie seit<br />
April diesen Jahres im Obergeschoss des Vorderhauses<br />
beheimatet ist. Sie ist freie Übersetzerin für Französisch<br />
und Englisch mit thematischem Schwerpunkt Film und<br />
Fernsehen, d.h. sie sorgt für die synchronisierten Sprechertexte<br />
oder die gute Untertitelung von ausländischen Produktionen<br />
aller Art, insbesondere für ARTE und 3-Sat. Aber<br />
natürlich übersetzt unsere neue Mieterin auch außerhalb<br />
des Film- und TV-Bereichs nahezu alles, was französich oder<br />
englisch daherkommt und den perfekten Weg ins Deutsche<br />
sucht. Also: bei der nächsten französisch produzierten Sendung<br />
von „Metropolis”, dem ARTE-Kulturmagazin, daran<br />
denken: die deutschen Texte stammen von hier ...<br />
Die Arbeit von AMICA in Tschetschenien<br />
bleibt schwierig<br />
Seit 2005 unterstützt die Freiburger Organisation AMICA<br />
die Frauenorganisation „Frauenwürde“ in der tschetschenischen<br />
Hauptstadt Grosny. Aufgrund der nach wie vor<br />
unruhigen Situation in Tschetschenien und des Anti-Terror-<br />
Statuts, mit dem Tschetschenien unter die Verwaltung des<br />
russischen Inlandsgeheimdienst FSB gestellt wurde, waren<br />
Besuche vor Ort für die AMICA-Mitarbeiterinnen lange Zeit<br />
mit Schwierigkeiten verbunden. Im April 2009 wurde das<br />
Anti-Terror-Statut für Tschetschenien nun aufgehoben, etwa<br />
20.000 russische Soldaten sollen voraussichtlich abgezogen<br />
werden.<br />
Zwar erleichtert dies die Arbeit westlicher Nichtregierungsorganisationen<br />
und Journalisten, von „Normalisierung“<br />
kann allerdings keine Rede sein. Die Kämpfe zwischen<br />
Militär und Rebellen in den tschetschenischen Bergregionen<br />
haben sich vielmehr intensiviert. Dass die Arbeit der<br />
lokalen Partnerorganisation „Frauenwürde“ nach wie vor<br />
nötig und schwierig ist, zeigte der Besuch der AMICA-Mitarbeiterin<br />
Ute Becker Ende Mai. Die Überwachung der Nichtregierungsorganisationen<br />
hat in den letzten Monaten noch<br />
zugenommen und insbesondere die Situation der Frauen in<br />
Tschetschenien hat sich verschlechtert. Die Kopftuchpflicht,<br />
die im vergangenen Jahr bei Betreten von Universitäten und<br />
Ämtern eingeführt worden war, wurde ausgeweitet und<br />
Frauen in westeuropäischer Kleidung werden öffentlich diffamiert.<br />
Die Mitarbeiterinnen von "Frauenwürde" berichten<br />
von zunehmenden Übergriffen auf Frauen. AMICA begleitet<br />
„Frauenwürde“ bei der Aufklärungsarbeit von Mädchen und<br />
Frauen zu Gesundheitsthemen sowie in der psychosozialen<br />
Beratung und Gruppenarbeit und berät „Frauenwürde“ in<br />
Managementfragen.
Drei große Spenden für drei soziale und karitative Einrichtungen in der FABRIK<br />
Die Volksbank Freiburg pflegt die schöne Tradition, einen<br />
Teil der Einnahmen aus ihrem Gewinnspar-Angebot sozialen<br />
oder karitativen Einrichtigungen zu Gute kommen zu lassen,<br />
und bedachte in diesem Jahr sowohl die Freiburger Kinderhausinitiative<br />
wie die FRIGA - Sozialberatung. Mit der<br />
Spende von 3.500 € kann die Kinderhausinitiative<br />
nun eine Seminarreihe<br />
mit fünf Themenabenden für Eltern<br />
und Fachkräfte rund um erzieherische<br />
Fragen anbieten<br />
Die FRIGA berät und unterstützt seit<br />
25 Jahren vor allem arbeitslose Menschen.<br />
Mit dem steigeneden Armutsrisiko,<br />
betroffen sind vor allem Familien<br />
mit geringem Einkommen oder Alleinerziehende,<br />
wenden sich immer mehr<br />
Menschen hilfesuchend an die FRIGA.<br />
Die Spende der Volksbankv über 1000<br />
Euro wird dazu beihelfen, diesem<br />
wachsenden Beratungsbedarf nachzukommen.<br />
Eine weitere große Zuwendung, nämlich<br />
7.500 €, erhielt AMICA e.V. aus den<br />
Händen der Freiburger Ria-Schneider-<br />
Zu Recht oder zu Unrecht beschuldigt - es kostet immer<br />
Wer Kulturveranstaltungen organisiert,<br />
der will auch gerne, dass Zuschauer<br />
kommen. Also macht er Werbung, in<br />
Zeitungen, mit Programmheften und<br />
mit Plakaten. Letztere Form der Werbung<br />
hat der FABRIK einen skurrilen<br />
Rechtsstreit beschert.<br />
Es fing damit an , dass Martin Wiedemann<br />
einen Brief vom Amt für öffentliche<br />
Ordnung an seine Privatadresse<br />
bekam. Darin befand sich eine „Anhörung<br />
im Bußgeldverfahren“, sowie die<br />
Mitteilung, er habe als einer der beiden<br />
Geschäftsführer der FABRIK „fahrlässig<br />
Aufsichtsmaßnahmen unterlassen”,<br />
die erforderlich gewesen wären,<br />
um zu verhindern, dass der öffentliche<br />
Raum Freiburgs an unzulässigen Stellen<br />
mit Plakaten des Vorderhauses<br />
verunstaltet werde.<br />
Auf Anraten unseres FABRIK-Anwalts<br />
hat Martin seine persönlichen Daten<br />
bestätigt und zur Sache nichts gesagt.<br />
Denn seit vielen Jahren lässt die<br />
FABRIK ihre Plakate nur von Werbeunternehmen<br />
und nicht etwa durch<br />
eigenes Personal in der Stadt anbringen.<br />
Kurze Zeit später wurde Martin<br />
einen Bußgeldbescheid in Höhe von<br />
633,50 € zugestellt. Unser Anwalt legte<br />
Widerspruch ein, und führte dabei<br />
aus, dass der vom Amt befragte und<br />
angeblich belastende „Zeuge“ selbstständiger<br />
und eigenverantwortlicher<br />
Plakatierunternehmer sei und von<br />
Martin Wiedemann nie und nimmer<br />
die Weisung erhalten habe, an nicht<br />
zugelassenen Stellen zu plakatieren.<br />
Dem konnte das Amt nichts entgegensetzen,<br />
der Bußgeldbescheid wurde<br />
zurück genommen und Martin Wiedemann<br />
rehabilitiert. Allerdings müsse<br />
er die angefallenen Kosten für das<br />
Bußgeldverfahren als solches und die<br />
Aktenansicht durch unseren Rechtsanwalt<br />
bezahlen. Denn er hätte ja seine<br />
Einwände gleich vorbringen können,<br />
Kleine Nachrichten<br />
Stiftung. Mit diesem Geld wird ein spezielles Projekt für<br />
behinderte Kinder im Kosovo finanziert.<br />
Alle drei geförderten Einrichtungen freuen sich nicht nur<br />
über die finanzielle Unterstützung, sondern auch über die<br />
damit verbundene Würdigung ihrer bisherigen Arbeit.<br />
Volker Spietenborg, Vorstandsmitglied der Volksbank Freiburg, überbrachte zwei große<br />
Schecks an die Freiburger Kinderhausinitiative, vertreten durch Claudia Dambacher und<br />
Rita Hillebrand (links), sowie an die FRIGA-Sozialberatung, vertreten durch Torsten Glaser<br />
und Georg Giesebrecht (rechts).<br />
und der Bußgeldbescheid wäre dann<br />
gar erst erlassen worden.<br />
Wahrscheinlich wäre der Bußgeldbescheid<br />
auch nicht erlassen worden,<br />
wenn das Amt seinen „Zeugen” gleich<br />
als selbständigen Plakatierunternehmer<br />
identifiziert hätte. Aber das interessierte<br />
den zuständigen Richter nicht.<br />
Dieser betonte auf Nachfrage unseres<br />
Rechtsanwalts, dass ein Widerspruch<br />
gegen den Kostenbescheid wieder<br />
bei ihm landen würde und keine Aussicht<br />
auf Erfolg bestünde. Um nicht<br />
alles noch absurder zu machen, wird<br />
der zu Unrecht Beschuldigte zähneknirschend<br />
die Kosten der falschen<br />
Beschuldigung zahlen müssen.<br />
2
Kleine Nachrichten<br />
Jahresergebnis 2008<br />
Das vergangene Jahr haben der FABRIK-Verein mit einem steuerlichen Überschuss<br />
von 14.000 € abgeschlossen. Damit haben wir den Verlust im Jahr 2007 in Höhe<br />
von -21.000 € fast wieder wett gemacht. Das schlechte Ergebnis in 2007 war unaufschiebbaren<br />
Baumaßnahmen geschuldet (40.000 € mehr als geplant), während in<br />
2008 der gesamte Bau- und Instandhaltungsbereich wieder nach Plan verlief.<br />
Gut verkraftet haben wir in 2008 auch die mit dem Wechsel in der Vorderhaus-<br />
Gastronomie verbundenen Kosten.<br />
Die deutlich niedrigeren Landeszuschüsse für den Kulturbetrieb konnten wir dieses<br />
Mal noch durch Mehreinnahmen bei Spenden und Sponsoring ausgleichen. Künftig<br />
werden uns jedoch die sinkenden Zuschüsse von Stadt und Land Probleme bei der<br />
Aufrechterhaltung unseres Programmangebots bereiten. Deckten die öffentliche<br />
Zuschüsse vor Jahren noch 25% unseres Kulturbudgets, so waren dies in 2008 nur<br />
noch 20%. 45% erwirtschafteten wir mit Eintrittserlösen und Sponsoring, für die<br />
restlichen 35% kamen der FABRIK e.V., bzw. seine Mieter und Unterstützer auf.<br />
In 2008 konnten wir nicht nur die Investitionen in Ausstattung und Haustechnik<br />
(rd. 30.000 €) selbst finanzieren, sondern auch wieder 55.000 € an Schulden<br />
tilgen.<br />
Die Ermordung und Beerdigung des „<strong>Politisch</strong>-<strong>Kabarettistischen</strong> <strong>Aschermittwochs</strong>“<br />
zu Freiburg und seine Auferstehung als „Kehraus am Aschermittwoch“<br />
Ein etwas schmieriges Dramolett in fünf Akten<br />
Personen:<br />
Roland Forster, Veranstalter und Kabarett-Agent, München<br />
Martin Wiedemann, Kulturbüro des Vorderhaus, Freiburg<br />
Ein Rechtsanwalt, Hamburg<br />
Ein Rechtsanwalt, Freiburg<br />
I<br />
Der Hamburger Anwalt fordert Anfang Januar das Vorderhaus<br />
auf, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben. Der Titel<br />
„Kabarett am Aschermittwoch“ sei von seinem Mandanten,<br />
Herrn Forster, geschützt. Bei Weiterverwendung des Freiburger<br />
Titels komme es zum Prozess, aber rund 1500 Euro<br />
Anwaltsgebühren seien schon mal fällig. Martin Wiedemann<br />
ist irritiert, hat man doch mit der Agentur Forster bereits<br />
zusammengearbeitet. Er telefoniert mit Herrn Forster, dieser<br />
bleibt bei seiner Haltung, bietet aber an, dass man den Titel in<br />
Lizenz haben und auch tolle Texte von ihm kaufen könne.<br />
II<br />
Dieses Angebot lehnt das Vorderhaus selbstverständlich ab.<br />
Der konsultierte Freiburger Anwalt erklärt, dass die Rechtsposition<br />
des Vorderhauses schlecht sei. Der Schutz des Titels<br />
„Kabarett am Aschermittwoch“ umfasse das komplette Wortfeld<br />
der beiden Begriffe. Zudem sei das Hamburger Gericht,<br />
0<br />
Vorstand wiedergewählt<br />
Auf der Jahresmitgliederversammlung des FABRIK-Vereins<br />
am 6. Juli 2009 wurde der bisherige Vorstand mit großem<br />
Dank für seine Arbeit im letzten Jahr entlastet und geschlossen<br />
für ein weiteres Jahr im Amt bestätigt.<br />
Christiane Lang, die wegen ihrer Magisterarbeit zwei Jahre<br />
lang pausiert hatte, ergänzt nun wieder das Vorstandsteam,<br />
welchem neben ihr noch Uli Tauss, Ally Dolle, Andreas<br />
Förderer, Sebastian Hintzen, Dieter Pfeiffer und Peter Rist<br />
angehören.<br />
I m p r e s s u m<br />
Herausgeber:<br />
FABRIK für Handwerk, Kultur und<br />
Ökologie e.V.<br />
Habsburgerstraße 9, 79104 Freiburg<br />
Tel: 49-(0)761-50365-3<br />
email: buero@fabrik-freiburg.de<br />
internet: www.fabrik-freiburg.de<br />
Redaktion:<br />
Joachim Herb, Regina Leonhart,<br />
Ute Lingg, Hans Schmid,<br />
Martin Wiedemann<br />
Fotos & Illustrationen:<br />
Ute Becker (S.28) Thomas Bethmann<br />
(4,7), Nicole Kemper (29), Maurice<br />
Korbel (26,27), Jörg Lange (25),<br />
Joachim Schiffl (12,14,16,17,28,32),<br />
Hans Schmid (1), Albert-Josef Schmidt<br />
(19), Bernhard Strauss (6,9,10), Uli<br />
Zaiser (22,25), FABRIK-Archiv (übrige)<br />
Satz & Layout:<br />
Regina Leonhart, Hans Schmid<br />
Druck: schwarz-auf-weiss<br />
Papier: 100% Recycling<br />
Auflage: 2.500<br />
Erscheinungsweise: Halbjährlich,<br />
in der Regel im Juli und im Dezember<br />
vor dem die Causa dann verhandelt würde, bekannt für seine<br />
Urteile im Sinne der Titelinhaber. Der Freiburger Anwalt bietet<br />
den Versuch an, die geforderten Anwaltskosten reduziert zu<br />
bekommen.<br />
III<br />
Das Vorderhaus-Team fügt sich, überweist unnötige 500 Euro<br />
Anwaltskosten nach Hamburg , ändert den Titel des Abends<br />
in „Kehraus am Aschermittwoch“ und beschließt, in Zukunft<br />
keine Künstler mehr einzuladen, die von der Agentur Forster<br />
vertreten werden.<br />
IV<br />
Der Kabarettist Georg Schramm erfährt von der Angelegenheit,<br />
überweist eine Spende von 500 Euro an die FABRIK und<br />
freut sich, dass er nicht mit Herrn Forster zusammenarbeiten<br />
muss.<br />
V<br />
Einige Monate später bietet Herr Forster per e-mail dem<br />
Vorderhaus an, Künstler die er vertritt, zu engagieren. Auf<br />
das Rückmail mit der erstaunten Frage „Ernsthaft?“ erfolgt<br />
bis heute keine Reaktion. Auch das Team des Vorderhauses<br />
freut sich, nicht mehr mit Herrn Forster zusammenarbeiten<br />
zu müssen.
Neben dem persönlichen Engagement und der ehrenamtlichen Mitarbeit gibt es<br />
viele Wege, die FABRIK und ihre Aktivitäten finanziell zu unterstützen, und wer dies<br />
möchte, findet sicherlich die passende persönliche Lösung, zum Beispiel:<br />
Die Vereinsmitgliedschaft<br />
Als Mitglied im FABRIK-Verein erhält man/frau alle Publikationen der FABRIK<br />
zugeschickt (unter anderem 2 x im Jahr den Rundbrief und 4 x die FABRIK-NEWS),<br />
auf Wunsch die Einladungen zu sechs bis acht Mitgliederversammlungen im Jahr<br />
und Eintrittsermäßigungen bei den Veranstaltungen und Kursen.<br />
Kosten: mind. 36 € im Jahr (juristische Personen 72 €), steuerlich absetzbar.<br />
Die Mitgliedschaft im Förderkreis Kultur im Vorderhaus<br />
Der Förderkreis entbehrt bewusst jeder formalen Strukturierung und ist vielmehr<br />
eine Ansammlung besonders motivierter und einsichtiger Menschen, welchen<br />
es ein lobenswertes Bedürfnis ist, mit einer jährlichen Spende von mindestens<br />
100 € den Kulturbetrieb im Vorderhaus zu unterstützen. Die Förderkreismitglieder<br />
erhalten natürlich auch die Infos der FABRIK und des Vorderhauses, ein schönes<br />
Jahresgeschenk und werden mindestens einmal im Jahr zu einem besonderen<br />
kulturellen Abend eingeladen.<br />
Das „FABRIK-Sparbuch“<br />
Seit dem Kauf der FABRIK 1985 sind die vielen privaten Darlehen eine wichtige<br />
Stütze des Vereins: über 3 Millionen € wurden bisher in die Gebäude und die<br />
Ausstattung investiert.<br />
Für die LeihgeldgeberInnen gibt es optimale Bedingungen: frei zu vereinbarende<br />
Zinsen ohne Zinsabschlag, jederzeitige kurzfristige Rückzahlung, Absicherung<br />
über eine Sammelgrundschuld - und die Sicherheit, dass ihr Geld sinnvoll<br />
verwendet wird.<br />
Spenden<br />
Geldspenden, Zinsspenden und Sachspenden sind natürlich immer willkommen<br />
und steuerlich absetzbar.<br />
Sponsoring und Werbung<br />
Firmen, die sich nicht der Bedeutung von freier Kultur und von Einrichtungen<br />
wie der FABRIK verschließen, können sich öffentlichkeitswirksam als Sponsoren<br />
hervortun: im laufenden Kulturbetrieb, bei besonderen Veranstaltungen wie z.B.<br />
dem Sommerfest, oder bei aktuellen Projekten wie zum Beispiel der „Barrierefreien<br />
FABRIK“. Und in den Programmheften, auf Plakaten und Flyern gibt es<br />
Platz für Werbeanzeigen ...<br />
Bußgelder<br />
Die FABRIK ist bei Amts- und Landgericht in der Liste der zur Entgegennahme<br />
von verhängten Bußgeldern berechtigten Organisationen aufgenommen. Wer<br />
also in die Situation gerät, missliches Fehlverhalten finanziell büßen zu müssen,<br />
sollte zumindest die Möglichkeit haben, den Schaden begrenzt zu halten und sein<br />
Bußgeld einem sympathischen Zweck zukommen zu lassen: die FABRIK hat die<br />
laufende Nummer 205 ...<br />
Kontoverbindungen der FABRIK:<br />
GLS Gemeinschaftsbank (BLZ 430 609 67) Konto-Nr.: 8016 550 900<br />
Volksbank Freiburg (BLZ 680 900 00) Konto-Nr.: 25 146 808<br />
In eigener Sache<br />
1
FABRIK für Handwerk, Kultur und Ökologie e.V.<br />
Habsburgerstr. 9 � D-79104 Freiburg � Tel.: 0761 / 50 365-3 � Fax: 0761 / 50 365-55<br />
Hausbüro 50 365-3 www.fabrik-freiburg.de<br />
Vorderhaus-Kulturbüro 50 365-40 www.vorderhaus.de<br />
Veranstaltungsinfo 55 42 20<br />
� � �<br />
AMICA e.V. / Bosnienhilfe 556 92 51 www.amica-ev.org<br />
BAGAGE - Pädagogische Ideenwerkstatt 55 57 52 www.bagage.de<br />
Büro für Spielraumplanung 55 57 31<br />
Druckerei schwarz auf weiss 514 57-0 www.sawdruck.de<br />
Fahrradwerkstatt Mo-Fr 10-13, 15-18.30 5 27 29 www.fahrradwerkstatt-freiburg.de<br />
Reparatur in Selbsthilfe: Mo-Fr 15-18.30, Sa 10-14<br />
Die Radgeber & Tandemladen (Spechtpassage) 292 76 70 www.radgeber-freiburg.de<br />
Freie Holzwerkstatt Mo-Fr 8.30-12.30,13.30-17 5 45 31 www.wir-machen-moebel.de<br />
FRIGA Di-Do 10-15 090010-37442 www.lagalo.de<br />
Graphik & Siebdruck Werkstatt 5 71 46<br />
Keramik-Werkstatt der FABRIK 50 365-56 www.keramikwerkstatt.fabrik-freiburg.de<br />
Offene Werkstatt: Di 16-20, Fr 17-21<br />
Kinderhaus-Initiative 5 61 43 www.freiburger-kinderhausinitiative.de<br />
Kindertagesstätte Mo-Fr 7.30-16 55 35 95<br />
Markt & Strategie Eckhard Tröger 557 46 01 www.marktundstrategie.de<br />
Motorradclub Kuhle Wampe Mi 20.30 www.freiburg.kuhle-wampe.de<br />
Motorradclub Weingarten Fr 20 www.mcw-freiburg.de<br />
NABU-Naturschutzbund Mo-Fr 14.30-18.30 58 53 95 29 www.nabu-bw.de<br />
Naturschule Freiburg Mo-Fr 9-12 2 44 08 www.naturschule-freiburg.de<br />
Papyrus Medientechnik Mo-Fr 9-12.30, 13.30-17 556 92 55 www.papyrus-medientechnik.de<br />
pass-wort Nicole Stange-Egert 29 25 32-0<br />
Probe - Projektberatung in der FABRIK 27 28 39<br />
Schule für Kampfkunst und Meditation 47 14 85 www.friedlicherdrache.de<br />
The Move - Neuer Tanz im Alten Saal 707 85 33 www.move-freiburg.de<br />
Vorderhaus Gaststätte 557 70 70 www.vorderhaus-freiburg.de<br />
Sommer-Öffnungszeiten: Mo-Fr 11.30-1.00, Sa 10.00-1.00, So 9.30-24.00<br />
Wernet, Siegfried Medien Service 514 57-16<br />
Zett [di’zain] Günther Zembsch 514 57-18