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Beispiel f ü r einen abwendbar gef ä hrlichen Verlauf

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Fallbericht 21<br />

Ferner hatte der Patient im Jahre 1989 <strong>einen</strong> schweren Verkehrsunfall<br />

mit traumatischer Amputation und erfolgreicher Replantation<br />

des linken Unterarms erlitten, der eine einj ä hrige<br />

Hospitalisierung nach sich gezogen hat, weshalb er, so w ö rtlich<br />

„ ein sehr aufmerksamer Patient “ sei. Anamnestisch hatte ein<br />

paar Jahre zuvor auch noch ein Ulkusleiden bestanden.<br />

Erhobene Befunde vom 19. September bis 26.<br />

September 2005<br />

&<br />

K ö rperliche Untersuchung<br />

Pat 1,88 m gro ß , 99 kg im guten EZ und leicht reduziertem AZ,<br />

introvertiert wirkend, Kopf / Hals ohne richtungweisenden<br />

Befund. Pulmo: bds. bel ü ftet, VA, keine RG. Keine Klopfschalld<br />

ä mpfung. Cor: HF 76 / min, RR 145 / 85 mmHg, HT rein, kein<br />

Ger ä usch, rhythmische Herzaktion. Abdomen: umschriebener<br />

Druckschmerz hypogastrisch. Extremit ä ten bis auf Replantationsnarbe<br />

am linken Arm sowie Atrophie der Armmuskeln<br />

unauff ä llig, keine Ö deme.<br />

Labordiagnostik<br />

Normalwerte f ü r Quick, INR, Hb, HK, CK. Au ß erhalb des Normbereichs:<br />

Leukozytose, gering erh ö hte ALAT, γ GT und CRP moderat<br />

erh ö ht.<br />

EKG<br />

Indifferenztyp, Sinusrhythmus, HF 68 / min, normale Erregungsausbreitung,<br />

positiver Sokolov-Lyon-Index mit 3,5 mV im Sinne<br />

einer Linkshypertrophie, Erregungsr ü ckbildung bis auf isolierte<br />

horizontale ST-Streckenhebung in V 2 unauff ä llig.<br />

Spirometrie<br />

Gering erniedrigte Werte f ü r VC, normale FEV1, noch normales<br />

Verh ä ltnis FEV1 / VC – insgesamt kein Anhalt f ü r Obstruktion.<br />

Verdacht auf geringe restriktive Komponente.<br />

R ö -Thorax in 2 Ebenen<br />

Gering vergr ö ß erter Herzschatten, Sinus beidseits frei, keine<br />

pulmonalen Infiltrate, keine Stauung, dezente Lungenger<br />

ü stver ä nderungen.<br />

Spiroergometrie<br />

Vorzeitiger Abbruch des Rampenprotokolls nach 30 Watt bei<br />

starkem Oberbauchdruck<strong>gef</strong> ü hl. HF und RR-Anstieg sowie max.<br />

O 2 -Aufnahme somit nicht beurteilbar.<br />

Ö sophagogastroduodenoskopie<br />

Zwei kleine Erosionen im Korpusbereich, kleine axiale Hiatushernie.<br />

<strong>Verlauf</strong><br />

&<br />

Nach initialer Spirometrie aufgrund der Dyspnoe bei Raucheranamnese<br />

wurde zun ä chst eine Lungenfibrose ausgeschlossen. Dem<br />

Patienten wurde zur Gewichtsabnahme in Verbindung mit<br />

k ö rperlicher Aktivierung geraten, eine psychische Komponente<br />

der Erkrankung (Differenzialdiagnosen [DD]: Somatoforme<br />

St ö rung, Angstst ö rung) wurde erwogen.<br />

Weitere drei Tage sp ä ter stellte sich der Patient mit progredienter<br />

Symptomatik erneut vor. Er klagte ü ber zunehmende<br />

Unruhe, verst ä rkte Oberbauchsensationen, Dyspnoe . Es erfolgte<br />

eine umgehende Ü berweisung zur Ö sophago-Gastro-Duodenoskopie<br />

( Ö GD). Da aber wieder die Unruhe des Patienten im<br />

Vordergrund stand, erfolgte zun ä chst die Weiterbehandlung mit<br />

Lorazepam 0,5 mg / die. Die initial angestrebte Blutdruckeinstellung<br />

war bei systolischen Werten um 125 mm Hg vorerst nicht<br />

notwendig.<br />

Als der Patient sich aber am 28. September bereits wiedervorstellte<br />

und jetzt eine zunehmende Verschlimmerung aller<br />

Beschwerden, besonders zur Nacht, beklagte, erhielt er aufgrund<br />

der bisherigen wenig wegweisenden Befunde Nexium 20 mg und<br />

Zopiclon 7,5 mg zur Nacht. F ü r den 30.9.2005 wurde eine Echokardiographie<br />

vereinbart, ein abdomineller Ultraschall und eine<br />

Koloskopie sollten folgen. Aufgrund der eindringlich geschilderten<br />

Oberbauchbeschwerden erhielt der Patient bei bestehendem<br />

Verdacht auf Aerophagie eine Einmalgabe Simethicon KT.<br />

Der Echokardiographietermin wurde seitens des Patienten nicht<br />

wahrgenommen. Bei der n ä chsten Vorstellung am 5.10.2005<br />

stand nun erstmals nicht mehr das Oberbauchproblem im Vordergrund,<br />

sondern es fiel eine erhebliche Leistungsinsuffizienz<br />

in Verbindung mit einer bElastungsdyspnoe und beginnenden<br />

Unterschenkel ö demen auf. Auskultatorisch fanden sich feuchte<br />

Rasselger ä usche beidseits. Laborchemisch zeigte sich neben<br />

einer moderaten γ GT-Erh ö hung eine deutliche D-Dimer-<br />

Erh ö hung (946 ng / ml). Aufgrund der klinisch manifesten kardialen<br />

Dekompensation erfolgte die sofortige Einweisung in die<br />

Medizinische Klinik / Kardiologie des Herzzentrums unter dem<br />

Verdacht einer akuten Herzinsuffizienz, DD: Lungenembolie,<br />

DD: Pneumonie.<br />

Die Echokardiographie zeigte bei hochgradig eingeschr ä nkter<br />

linksventrikul ä rer Funktion mit h ä modynamisch nicht relevantem<br />

Perikarderguss in Verbindung mit nur m ä ß igen Entz ü n-<br />

dungswerten, den dringenden Verdacht auf eine akute<br />

Perimyokarditis mit rechtskardialer Komponente.<br />

So richtete sich das station ä re therapeutische Vorgehen zun ä chst<br />

auf eine konsequente Therapie der akuten Herzinsuffizienz.<br />

Hierzu erfolgte die Applikation von Diuretika, im weiteren <strong>Verlauf</strong><br />

die Gabe von Inotropika (Enoximon, Noradrenalin). Eine<br />

h ä modynamisch relevant stenosierende KHK als Ursache wurde<br />

durch eine invasive Koronarangiographie ausgeschlossen. Als<br />

Zeichen der langsamen Rekompensation waren die Stauungszeichen<br />

und die Trikuspidalinsuffizienz bald wieder r ü ckl ä ufig,<br />

jedoch betrug die linksventrikul ä re Ejektionsfraktion nie mehr<br />

als 15 – 20 % bei deutlich dilatierten linksventrikul ä ren Parametern.<br />

Au ß erdem wurde als Komplikation echokardiographisch<br />

ein Ventrikelspitzenthrombus gesichert, der unter therapeutischer<br />

Antikoagulation vollst ä ndig regredierte. Eine vorsichtige<br />

Physiotherapie wurde begonnen und der Patient wieder<br />

mobilisiert. Mit der Empfehlung der baldigen Oralisierung der<br />

Antikoagulation f ü r weitere drei Monate und einer Entlassungsmedikation<br />

(Falithrom nach INR, Carvedilol 12,5 mg [2 – 0 – 2],<br />

Spironolacton 25 mg [1 – 0 – 0], Ramipril 5 mg [1 – 0 – 1 / 2], HCT<br />

25 mg [1 – 0 – 0], Esomeprazol 20 mg [1 – 0 – 0]) sahen wir den<br />

Patienten in einem deutlich besseren, aber dennoch eingeschr<br />

ä nkten Allgemeinzustand am 24.10.2005 in unserer Praxis<br />

wieder. Wir kl ä rten den Patienten ü ber die bevorstehende<br />

Cumarintherapie auf und verordneten Falithrom (3 – 2 – 2)<br />

zun ä chst ü berlappend mit Fraxiparin 2 × 1FS 0,9 ml s. c. Dem<br />

Patienten wurde eine Anschlussheilbehandlung in einer kardiologischen<br />

Rehabilitationseinrichtung angeraten.<br />

Zur Wiedervorstellung am 30.11.2005 erschien Herr S. im gebesserten<br />

Allgemeinzustand. Die linksventrikul ä re Ejektionsfraktion<br />

Knetschke T et al. Beratungsanlass „Oberbauchbeschwerden “ … Z Allg Med 2007; 83: 20 –24

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