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Beispiel f ü r einen abwendbar gef ä hrlichen Verlauf

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Fallbericht 23<br />

Abb. 2 Transthorakale Echokardiographie<br />

(parasternaler L ä ngsschnitt). Links: Normalbefund.<br />

Linksventrikulärer enddiastolischer Diameter<br />

(LVEDD) hier mit 43 mm (Normwert bis 56 mm).<br />

Rechts: Dilatative Kardiomyopathie augrund einer<br />

Perimyokarditis, die mit einer schweren Dilatation<br />

(hier LVEDD 77 mm) einhergeht.<br />

BMI ü ber 30 kg / m<br />

2<br />

k ö nnen hierbei urs ä chlich f ü r die „ BNP-negative<br />

“ Herzinsuffizienz sein [9] . Die Interpretation des Messwertes<br />

hinsichtlich einer Perimyokarditis beschr ä nkt sich also<br />

nur auf die Schwere der bestehenden resultierenden Herzinsuffizienz<br />

und l ä sst milde Erkrankungsformen unber ü cksichtigt.<br />

Die bislang vielfach verwendete Blutsedimentationsrate (BSG)<br />

kann aufgrund der sehr unspezifischen Reaktion zur Differenzialdiagnostik<br />

nicht empfohlen werden. Weitere immunologische<br />

Marker befinden sich in Entwicklung, sind aber noch<br />

nicht f ü r die klinische Routine evaluiert.<br />

Richtungsweisend zur Erhebung der Diagnose ist die Durchf<br />

ü hrung einer transthorakalen Echokardiographie. In bis zu 69 %<br />

der F ä lle findet sich eine Einschr ä nkung der globalen Herzfunktion,<br />

wobei die initiale Vergr ö ß erung der enddiastolischen ventrikul<br />

ä ren Parameter nur in einem geringen Anteil der Patienten<br />

nachweisbar ist [10] .<br />

Wandbewegungsst ö rungen oder eine konzentrische Hypertrophie<br />

(diese im <strong>Verlauf</strong> durchaus reversibel) k ö nnen ebenfalls<br />

vorliegen. Folgeuntersuchungen k ö nnen Besserung oder weitere<br />

Verschlechterung der initialen Parameter einfach, sicher und<br />

reproduzierbar dokumentieren ( Abb. 2 ).<br />

Zur Sicherung der Ä tiologie der Erkrankung wird h ä ufig eine<br />

transendomyokardiale Biopsie durch<strong>gef</strong> ü hrt. In der histopathologischen<br />

Aufarbeitung kann die lymphozyt ä re Besiedelung und mit<br />

PCR-Technik auch ggf. ein Virusnachweis <strong>gef</strong> ü hrt werden. Das<br />

Verfahren setzt jedoch die Entnahme mehrerer Proben aus verschiedenen<br />

Gebieten des transven ö s erreichbaren rechten<br />

Herzens im fr ü hen Krankheitsstadium voraus. Obwohl noch<br />

der Goldstandard zur Best ä tigung der Diagnose k ö nnen nur in<br />

10 – 20 % der F ä lle diagnostisch verwertbare Ergebnisse erreicht<br />

werden [11] .<br />

Die jetzt verf ü gbare kontrastmittelverst ä rkte Magnetresonanztomographie<br />

kann hierbei durch unterschiedlich nachweisbare<br />

Anreicherungen in besonders betroffenen Myokardarealen Hinweise<br />

auf die St ä rke und Lokalisation der Auspr ä gung der<br />

Erkrankung geben. Dies ist vor allem in der Fr ü hphase der<br />

Erkrankung nachweisbar [12] . Neueste Techniken entwickeln<br />

bereits darauf die MRT-gest ü tzte Biopsie in beiden Ventrikeln<br />

mit deutlich verbesserten pr ä diktiven Werten [13] .<br />

Der <strong>Verlauf</strong> der Erkrankung bestimmt sich im Wesentlichen von<br />

der initialen Pr ä sentation. Steht der akute Thoraxschmerz im<br />

Vordergrund, ist meistens eine folgenlose Ausheilung im <strong>Verlauf</strong><br />

zu erwarten. Eine initiale geringe Einschr ä nkung der LV-EF mit<br />

Zeichen der Herzinsuffizienz heilt ebenfalls meistens folgenlos<br />

ü ber den <strong>Verlauf</strong> mehrerer Monate aus. Nur ein geringer Teil der<br />

Patienten weist eine h ö hergradige Einschr ä nkung der LV-EF auf.<br />

Davon wird in der H ä lfte der F ä lle eine dauerhafte Einschr ä nkung<br />

zur ü ckbleiben, 25 % verschlechtern sich weiter, erfordern im<br />

<strong>Verlauf</strong> eine Transplantation oder versterben an der Erkrankung.<br />

In der Literatur finden sich Mortalit ä tsraten von 56 % innerhalb<br />

von 5 Jahren f ü r eine Biopsie-gesicherte Myokarditis [14] . In ca.<br />

9 % aller Verl ä ufe entwickelt sich aus dem akuten Krankheitsbild<br />

eine dilatative Kardiomyopathie mit dauerhaft schwerer Be -<br />

eintr ä chtigung der linksventrikul ä ren Funktion [15] .<br />

Da der <strong>Verlauf</strong> nicht vorhersehbar ist, sollte ein Patient mit solcher<br />

Beeintr ä chtigung eine Therapie in einem spezialisierten<br />

Zentrum erfahren, da eventuell auch kreislaufunterst ü tzende<br />

interventionelle Verfahren (z. B. intraaortale Ballonpumpe ) oder<br />

auch operative Verfahren (Linksherz-Assist) bis hin zur kurzfristigen<br />

orthotopen Herztransplantation nach Beherrschung der<br />

infekti ö sen Komponente in Betracht gezogen werden m ü ssen.<br />

Die intensivmedizinische Therapie fokussiert auf Nachlasts<br />

enkung, eine vorsichtige inotrope sowie eine diuretische Therapie.<br />

Die invasive Abkl ä rung zum Ausschluss einer m ö glichen<br />

isch ä mischen Komponente ist unerl ä sslich.<br />

Im vorliegenden Fall war eine dilatative Komponente bereits<br />

ausgepr ä gt und der Patient schwerst beeintr ä chtigt. Die Rekompensation<br />

gelang unter Maximierung der konservativen Therapie<br />

und der Patient konnte eine Anschlussheilbehandlung<br />

aufnehmen. Nach 2 Monaten erfolgte die Wiedervorstellung in<br />

der Herzinsuffizienzsprechstunde. Die weiterhin vorhandenen<br />

Symptome der Leistungsminderung sowie die objektivierbare<br />

hochgradige Einschr ä nkung der linksventrikul ä ren Funktion<br />

auch 3 Monaten nach Therapiebeginnen lassen den dilatativen<br />

<strong>Verlauf</strong> vermuten, wobei eine Objektivierung des Krankheitsverlaufs,<br />

auch unter Aspekten der Einschr ä nkung der Erwerbsunf<br />

ä higkeit noch nicht m ö glich ist. Der Patient ist bis auf<br />

Weiteres auf eine Herzinsuffizienztherapie angewiesen. Diese<br />

sollte eine m ö glichst ausdosierte Betablockade (Carvedilol<br />

2 × 25 mg, Metoprolol 1 × 195 mg oder Bisoprolol 2 × 5 mg), eine<br />

effektive Nachlastsenkung mittels ACE-Hemmer (z. B. Ramipril<br />

max. 10 mg o. Ä .), bei Unvertr ä glichkeit <strong>einen</strong> AT-II-Rezeptorantagonisten<br />

(z. B. Candesartan max. 32 mg o. Ä .), eine diuretische<br />

Therapie anhand des klinischen <strong>Verlauf</strong>s sowie eine Blockade<br />

des Aldosteron-Renin-Systems (z. B. Spironolacton 25 mg oder<br />

bei Unvertr ä glichkeit Eplerenone 50 mg) enthalten.<br />

Die Mitbetreuung des Patienten durch <strong>einen</strong> Kardiologen sollte<br />

im ambulanten <strong>Verlauf</strong> sichergestellt werden und ist zusammen<br />

mit der haus ä rztliche Betreuung langfristig notwendig. Die<br />

Dramatik des Geschehens macht neben der somatischen Bedeutung<br />

auch die psychische Belastung f ü r den Patienten begreifbar.<br />

Dies sollte auch in der kardiologischen Praxis ein wichtiger<br />

Inhaltspunkt im ä rztlichen Gespr ä ch sein und muss von ä rztlicher<br />

Seite immer wieder angesprochen werden, da diese Problematik<br />

insbesondere vom j ü ngeren Patienten h ä ufig nicht<br />

selbst thematisiert wird.<br />

Knetschke T et al. Beratungsanlass „Oberbauchbeschwerden “ … Z Allg Med 2007; 83: 20 –24

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