Rostocker Haus ä rzte im Visier â Vergleich der Berufszufriedenheit ...
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Originalarbeit 99<br />
Einleitung<br />
&<br />
Zweifellos hat sich die ä rztliche Berufsaus ü bung in den letzten<br />
Jahren durch medizinische Fortschritte, aber auch durch politische<br />
und strukturelle Rahmenbedingungen erheblich gewandelt.<br />
Neben einer v ö llig neuen Geb ü hrenordnung f ü r Kassen ä <strong>rzte</strong><br />
wurden weitere strukturierte Behandlungsprogramme (DMP)<br />
eingef ü hrt und integrierte Versorgungsmodelle (<strong>Haus</strong> ä <strong>rzte</strong>vertrag<br />
mit einigen Krankenkassen) vorangetrieben.<br />
Die Unzufriedenheit mit diesen Rahmenbedingungen und einer<br />
schlechten Leistungsverg ü tung hat in Deutschland seit Anfang<br />
2005 zu Protestma ß nahmen und Streiks gef ü hrt. Im Juni 2005<br />
fand <strong>der</strong> erste landesweite Ä <strong>rzte</strong>streik in Mecklenburg-Vorpommern<br />
statt, dessen Ziel die Sicherung des Einkommens durch<br />
einen angemessenen Punktwert f ü r ä rztliche Leistungen war<br />
[1] . Ü ber 200 nie<strong>der</strong>gelassene Ä <strong>rzte</strong> und Psychologen wollten<br />
durch Demonstration vor dem Geb ä ude <strong>der</strong> AOK in Schwerin<br />
einen besseren Vertragsabschluss erreichen.<br />
Bereits <strong>im</strong> Mai 2004 waren alle <strong>Haus</strong> ä <strong>rzte</strong> <strong>der</strong> Stadt Rostock <strong>im</strong><br />
Rahmen eines St ä dtevergleichs mit Ulm und <strong>der</strong> franz ö sischen<br />
Stadt Tours anhand des von Bovier entwickelten Fragebogens<br />
zur <strong>Berufszufriedenheit</strong> untersucht worden [2] . Die Analyse<br />
ergab eine gute Beurteilung selbstst ä ndiger Patientenbetreuung,<br />
kollegialer Zusammenarbeit und des pers ö nlichen Gewinns bei<br />
<strong>der</strong> Arbeit, w ä hrend die komplexe Arbeitsbelastung und Einkommenssituation<br />
negativ beurteilt wurden. Die Gesamtbeurteilung<br />
<strong>der</strong> <strong>Berufszufriedenheit</strong> wurde mit 4,5 von 7 Punkten als m ä ß ig<br />
eingesch ä tzt. In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit soll mit demselben<br />
Instrument untersucht werden, wie sich die <strong>Berufszufriedenheit</strong><br />
<strong>Rostocker</strong> <strong>Haus</strong> ä <strong>rzte</strong> innerhalb von 18 Monaten entwickelt hat.<br />
Methoden<br />
&<br />
Mittels postalischer Befragung wurden Ende Dezember 2005<br />
erneut alle 140 <strong>Haus</strong> ä <strong>rzte</strong> <strong>der</strong> Stadt Rostock gebeten, den<br />
Bovier ’ schen Fragebogen zur <strong>Berufszufriedenheit</strong> [3] auszuf<br />
ü llen. Dieser Fragebogen orientiert sich an den von <strong>der</strong> „ Society<br />
of General Internal Medicine Career Satisfaction Group “<br />
charakterisierten Komponenten <strong>der</strong> Arbeits – und <strong>Berufszufriedenheit</strong><br />
von Ä <strong>rzte</strong>n [4, 5] . In 17 Einzelfragen werden 5 D<strong>im</strong>ensionen<br />
<strong>der</strong> <strong>Berufszufriedenheit</strong> angesprochen. Die interne<br />
Konsistenz f ü r den Bereich „ Patientenversorgung “ wird mit 0,76;<br />
f ü r „ Arbeitsbelastung “ mit 0,79; f ü r „ Einkommen / sozialer Status<br />
“ mit 0,83; f ü r „ pers ö nliche Zufriedenheit “ mit 0,71 und f ü r<br />
„ berufliche Beziehungen “ mit 0,66 angegeben. Die Beurteilung<br />
erfolgt auf einer siebenstufigen Likertskala von 1 (sehr zufrieden)<br />
bis 7 (sehr unzufrieden). Neben <strong>der</strong> <strong>Berufszufriedenheit</strong> wurden<br />
demographische Daten wie Alter, Geschlecht und Praxisform<br />
erhoben ( Tab. 1 ).<br />
Drei Monate nach Anschreiben <strong>der</strong> Ä <strong>rzte</strong> wurden alle eingetroffenen<br />
Frageb ö gen ausgewertet und mit dem Statistikprogramm<br />
SPSS (Version 13,0) analysiert. Mittelwertsvergleiche mit den<br />
Ergebnissen <strong>der</strong> fr ü heren Befragung wurden mit dem Mann-<br />
Whitney-U-Test f ü r die einzelnen Fragen getestet und auf statistische<br />
Signifikanz gepr ü ft. Pr<strong>im</strong> ä rfragestellung war die<br />
Ver ä n<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gesamtzufriedenheit zwischen heutigem und<br />
damaligem Messzeitpunkt. Alle an<strong>der</strong>en Auswertungen <strong>der</strong><br />
einzelnen D<strong>im</strong>ensionen sind als Sekund ä rfragestellungen zu<br />
betrachten. Eine Korrektur f ü r multiples Testen wurde nicht<br />
durchgef ü hrt.<br />
Ergebnisse<br />
&<br />
<strong>Berufszufriedenheit</strong> <strong>der</strong> <strong>Haus</strong> ä <strong>rzte</strong> Anfang 2006<br />
Bei einer R ü cklaufquote von 60,2 % ergibt die demographische<br />
Analyse <strong>der</strong> Stichprobe ein Durchschnittsalter von 50,4 Jahren.<br />
In <strong>der</strong> Geschlechterverteilung liegt <strong>der</strong> Frauenanteil mit 76,5 %<br />
sehr hoch, <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Gemeinschaftspraxen liegt bei 38,2 %<br />
( Tab. 1 ). Die Gesamtzufriedenheit wird mit 4,5 Punkten nur<br />
als m ä ß ig eingesch ä tzt.<br />
Die Bereiche „ Patientenbetreuung, Pers ö nlicher Gewinn “ und<br />
„ Berufliche Beziehungen “ werden <strong>im</strong> Durchschnitt positiv<br />
eingestuft, w ä hrend „ Belastung “ und „ Einkommenssituation “<br />
negativ beurteilt werden. Der niedrigste Wert wurde mit 1,97<br />
Punkten f ü r die „ Zeit und Energie f ü r zu leistende Verwaltungsarbeit<br />
“ vergeben, <strong>der</strong> h ö chste Wert mit 6,16 f ü r die „ Beziehung<br />
zu den betreuten Patienten “ ( Tab. 2 ).<br />
Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Berufszufriedenheit</strong> seit 2004<br />
Die R ü cklaufquote liegt auf etwa gleichem Niveau mit <strong>der</strong><br />
Voruntersuchung von Mai 2004 (60,7 % ). Bei <strong>der</strong> demographischen<br />
Analyse zeigt die Stichprobe eine Zunahme des<br />
Tab. 1<br />
Soziodemographische Daten <strong>Rostocker</strong> <strong>Haus</strong> ä <strong>rzte</strong><br />
2004 2006<br />
*<br />
Anzahl befragter <strong>Haus</strong>ä<strong>rzte</strong> n = 138 n = 140<br />
Rücklauf Fragebögen 61,5 % 60,2 %<br />
Durchschnittsalter<br />
In <strong>der</strong> Stichprobe 49,1 50,4<br />
Angabe <strong>der</strong> KV Mecklenburg- Vorpommern * 50,2 51,4<br />
Geschlecht weiblich männlich weiblich männlich<br />
In <strong>der</strong> Stichprobe 82,7 % 17,3 % 76,5 % 23,5 %<br />
Angabe <strong>der</strong> KV Mecklenburg- Vorpommern * 74,3 25,7 67,9 % 32,1 %<br />
Praxisform Einzelpraxis Gemeinsch.praxis Einzelpraxis Gemeinsch.<br />
praxis<br />
In <strong>der</strong> Stichprobe 62,7 % 37,3 % 61,8 % 38,2 %<br />
Angabe <strong>der</strong> KV Mecklenburg- Vorpommern * 68,7 % 31,3 % 65,7 % 34,3 %<br />
* = Grundgesamtheit nach Angabe <strong>der</strong> KV Mecklenburg-Vorpommern<br />
Sch ä fer H-M et al. <strong>Rostocker</strong> <strong>Haus</strong> ä <strong>rzte</strong> <strong>im</strong> <strong>Visier</strong> … Z Allg Med 2007; 83: 98 – 101