Rostocker Haus ä rzte im Visier â Vergleich der Berufszufriedenheit ...
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Originalarbeit<br />
Tab. 2 Mittlere <strong>Berufszufriedenheit</strong> in Einzeld<strong>im</strong>ension (Skala von 1 – 7 mit<br />
7 = sehr zufrieden, 1 = sehr unzufrieden), <strong>Vergleich</strong> <strong>der</strong> beiden <strong>Rostocker</strong> Erhebungen<br />
2004 und 2006.<br />
Inhalte <strong>der</strong> Befragung 2004 2006<br />
Patientenbetreuung<br />
Beziehung zu den betreuten Patienten 5.94 6.16<br />
M ö glichkeit die Patienten nach eigener Ansicht<br />
4.72 4.60<br />
zu behandeln<br />
M ö glichkeit <strong>der</strong> Vorstellung bei einem Spezialisten 5.05 5.06<br />
Qualit ä t <strong>der</strong> selbst angebotenen<br />
5.25 5.31<br />
Patientenversorgung<br />
Belastung<br />
Arbeitsbelastung 3.25 3.13<br />
Zeit f ü r Familie, Freunde und Freizeitaktivit ä t 3.00 2.82<br />
Stressniveau bei <strong>der</strong> Arbeit 3.05 2.96<br />
Zeit und Energie f ü r zu leistende<br />
1.97 1.97<br />
Verwaltungsarbeit<br />
Einkommenssituation /Sozialer Status<br />
Derzeitiges Einkommen * 4,31 * 3,81 *<br />
aktuelle Verg ü tung f ü r pr<strong>im</strong> ä r ä rztliches Handeln 3.59 3.27<br />
Ansehen in <strong>der</strong> Bevölkerung 5.03 5.34<br />
Pers ö nlicher Gewinn<br />
intellektuelle Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
5.23 5.36<br />
bei <strong>der</strong> Arbeit<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten 5.49 5.53<br />
Freude bei <strong>der</strong> Arbeit 5.08 5.02<br />
Berufliche Beziehungen<br />
berufliche Beziehung und<br />
5.21 5.24<br />
Austausch mit Kollegen<br />
Beziehung zu nichtärztlichem<br />
5.91 5.91<br />
Personal<br />
Allgemeine Beurteilung<br />
zusammenfassende Beurteilung <strong>der</strong><br />
momentanen beruflichen Situation<br />
4.50 4.49<br />
* = statistisch signifikant, p = 0.05<br />
Durchschnittsalters von 49,1 auf 50,4 Jahre, in <strong>der</strong> Geschlechterverteilung<br />
eine geringe Zunahme <strong>der</strong> m ä nnlichen Kollegen –<br />
bei weitaus ü berwiegendem Frauenanteil (76,5 % ) – und Anstieg<br />
des Anteils <strong>der</strong> Gemeinschaftspraxen von 37,3 % auf 38,2 % .<br />
Die Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> <strong>Berufszufriedenheit</strong> hat sich <strong>im</strong> Beobachtungszeitraum<br />
nicht ver ä n<strong>der</strong>t. Allerdings zeigt die Bewertung<br />
des „ <strong>der</strong>zeitigen Einkommens “ (C1) eine signifikante<br />
Verschlechterung mit 3,8 gegen ü ber 4,3 Punkten <strong>im</strong> Jahr 2004<br />
(p = 0,05). Eine positivere Bewertung einzelner Fragen wie<br />
„ Beziehung zu betreuten Patienten “ (A1, p = 0,156), „ Qualit ä t<br />
<strong>der</strong> selbst angebotenen Patientenversorgung “ (A4, p = 0,735),<br />
„Ansehen in <strong>der</strong> Bevölkerung “ (C3, p = 0,139), „ intelektuelle Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
bei <strong>der</strong> Arbeit “ (D1, p = 0,535) und „ Weiterbildungsm<br />
ö glichkeiten “ (D2, p = 0,512) war nicht signifikant.<br />
Diskussion<br />
Nachdem bereits <strong>im</strong> Mai 2004 eine Untersuchung aller <strong>Rostocker</strong><br />
<strong>Haus</strong> ä <strong>rzte</strong> zur <strong>Berufszufriedenheit</strong> durchgef ü hrt worden<br />
war, erfolgte <strong>im</strong> Dezember 2005 ein erneuter Survey mit dem<br />
gleichen Instrument. Der <strong>Vergleich</strong> zwischen den erhobenen<br />
Daten zeigte zwar keine Ä n<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gesamtberufszufriedenheit,<br />
jedoch eine signifikante Abnahme <strong>der</strong> Zufriedenheit mit<br />
dem Einkommen.<br />
Die Responsrate war mit 60,2 % f ü r eine schriftliche Befragung<br />
ohne direkte Ansprache sehr hoch. Ursache d ü rfte die momentane<br />
gesundheitspolitische Lage mit pers ö nlicher<br />
Betroffenheit <strong>der</strong> <strong>Haus</strong> ä <strong>rzte</strong> sein. Unter diesen Umst ä nden kann<br />
jedoch auch von einem Selektionsbias bei <strong>der</strong> Erhebung ausgegangen<br />
werden. Wie in <strong>der</strong> Voruntersuchung von 2004 d ü rften<br />
insbeson<strong>der</strong>e Ä <strong>rzte</strong> geantwortet haben die mit <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />
Situation unzufrieden sind. Die beiden Stichproben ä hneln sich<br />
hinsichtlich ihrer soziodemographischen Struktur – die Responsrate<br />
ist gleicherma ß en hoch. Auff ä llig ist <strong>der</strong> hohe Frauenanteil<br />
in <strong>der</strong> Stichprobe, <strong>der</strong> aber auf eine entsprechende Verteilung in<br />
<strong>der</strong> Grundgesamtheit <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassen Ä <strong>rzte</strong> zur ü ckgeht<br />
(siehe Angaben <strong>der</strong> KV Mecklenburg-Vorpommern, Tab. 1 ).<br />
Dieser au ß erordentlich gro ß e Frauenanteil d ü rfte Folge einer zu<br />
DDR-Zeiten praktizierten F ö r<strong>der</strong>ung von Frauen in sonst von<br />
Männern ausgeübten Berufen sein. Ähnliche Ph änomene zeigen<br />
sich in technischen Berufen, wie Ingenieurwissenschaften o<strong>der</strong><br />
Agrar ö konomie.<br />
Der Beobachtungszeitraum ist mit 18 Monaten relativ kurz,<br />
beinhaltet aber eine Phase zahlreicher struktureller Ver ä n<strong>der</strong>ungen<br />
haus ä rztlicher T ä tigkeit: eine neue Geb ü hrenordnung,<br />
neue Disease-Management-Programme und Vertr ä ge zur integrierten<br />
Versorgung (z.B. <strong>Haus</strong> ä <strong>rzte</strong>vertrag) wurden eingef ü hrt.<br />
Eine Verlaufsbeurteilung <strong>der</strong> <strong>Berufszufriedenheit</strong> anhand <strong>der</strong><br />
beiden Stichproben ist jedoch problematisch, da es sich um zwei<br />
Querschnittsuntersuchungen und nicht um eine Kohortenstudie<br />
handelt. R ü ckschl ü sse auf die Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Berufszufriedenheit</strong><br />
sind nur indirekt, ü ber Ä n<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> prozentualen<br />
Verteilung innerhalb <strong>der</strong> Stichproben m ö glich. Die Bewertung<br />
<strong>der</strong> allgemeinen <strong>Berufszufriedenheit</strong> ( Tab. 2 ) ist nicht signifikant.<br />
Auch spiegeln die Ergebnisse <strong>der</strong> Einzeld<strong>im</strong>ensionen<br />
Sekund ä ranalysen ohne Korrektur f ü r multiples Testen wi<strong>der</strong><br />
und sind so mit Vorbehalt zu betrachten. Der benutzte Fragebogen<br />
zur <strong>Berufszufriedenheit</strong> von Ä <strong>rzte</strong>n wurde – mit Ausnahme<br />
<strong>der</strong> eigenen Untersuchung [2] – bisher nicht f ü r vergleichende<br />
L ä ngsschnittuntersuchungen verwendet. Es gibt also bislang<br />
keine Angaben zur Ä n<strong>der</strong>ungssensitivit ä t des Fragebogens.<br />
Trotz methodischer Einschr ä nkungen geben die Daten ein komplexes<br />
und logisch konsistentes Bild <strong>der</strong> <strong>Berufszufriedenheit</strong><br />
von <strong>Haus</strong> ä <strong>rzte</strong>n wi<strong>der</strong>: einer unver ä n<strong>der</strong>t guten Beurteilung<br />
interner Faktoren wie selbstst ä ndige Patientenbetreuung, Kollegialit<br />
ä t und Teamgeist stehen eine negative Bewertung von<br />
Arbeitsanfall (Verwaltungsarbeit, wenig Freizeit) und Verg ü tung /<br />
Einkommen gegen ü ber. Dabei ist die Bewertung des Einkommens<br />
signifikant von 4,3 auf 3,8 Punkte gefallen (p = 0,05)<br />
( Tab. 2 ). Eine Zusammenhangsanalyse aller D<strong>im</strong>ensionen und<br />
soziodemographischer Einflussfaktoren wird an einer gr ö ß eren<br />
Stichprobe, <strong>der</strong> Hauptstudie (bezogen auf alle <strong>Haus</strong> ä <strong>rzte</strong> Mecklenburg-Vorpommerns)<br />
durchgef ü hrt werden.<br />
Die Ergebnisse st<strong>im</strong>men <strong>im</strong> Wesentlichen auch mit den vom<br />
Deutschen Ä <strong>rzte</strong>blatt <strong>im</strong> Februar / M ä rz 2003 durchgef ü hrten<br />
Survey zur Zufriedenheit deutscher Ä <strong>rzte</strong> ü berein [6] . 7000<br />
zuf ä llig ausgew ä hlte Ä <strong>rzte</strong> wurden zu 65 Bereichen ihres Lebens<br />
befragt, u.a. auch zu ihrer <strong>Berufszufriedenheit</strong>. Von den 31 %<br />
Respon<strong>der</strong>n war mehr als die H ä lfte mit den Arbeitsbedingungen<br />
unzufrieden. Bei hoher Bewertung von Zufriedenheit mit<br />
<strong>der</strong> Patientenversorgung (58,6 % ) urteilten die Ä rztinnen und<br />
Ä <strong>rzte</strong> negativ ü ber die hohe Arbeitszeitbelastung, st ä ndig wachsenden<br />
Verwaltungsaufwand und nicht leistungsgerechte<br />
Verg ü tung. Zudem wurde das Arztbild in den Publikumsmedien<br />
von <strong>der</strong> ü berwiegenden Zahl <strong>der</strong> Ä <strong>rzte</strong> (65,8 % ) negativ beurteilt.<br />
Auch in dieser Studie muss jedoch bei niedriger Responsrate ein<br />
erheblicher Selektionsbias angenommen werden.<br />
Sch ä fer H-M et al. <strong>Rostocker</strong> <strong>Haus</strong> ä <strong>rzte</strong> <strong>im</strong> <strong>Visier</strong> … Z Allg Med 2007; 83: 98 – 101