Nanotechnologie â eine technische Revolution? Den ... - OSTAK
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<strong>OSTAK</strong><br />
gen die Schmutzpartikel nur auf wenigen<br />
Spitzen dieser Oberfläche, wodurch ihre<br />
Adhäsion damit sehr stark verringert wird,<br />
so dass sie an abrollenden Regentropfen<br />
haften bleiben und vollständig entfernt<br />
werden.<br />
Diese Noppenstrukturen konnten<br />
künstlich nachgebildet werden und sind<br />
bereits in einigen kommerziellen Produkten<br />
wie selbstreinigenden Dachziegeln,<br />
Fassadenfarben und auf der oberen Glasschicht<br />
von Solarmodulen erhältlich. Noch<br />
sind aber nicht alle Probleme bei mechanischer<br />
Belastbarkeit oder der chemischen<br />
und physikalischen Beständigkeit gelöst.<br />
Gecko versus Spider-Man<br />
<strong>Den</strong> Comic-Superhelden Spider-Man, im<br />
Deutschen besser bekannt als „die Spinne”<br />
– ab Mitte der 1960er-Jahre aus der Comicreihe<br />
Marvel Comics – kennen viele. Besonderen<br />
Popularitätszuwachs erreichten<br />
mehrere aufwändig inszenierte Kinofilme<br />
mit vielen visuellen Effekten ab 2002.<br />
Spider-Man konnte mit s<strong>eine</strong>n Extremitäten<br />
– gespreizten Fingern und Füßen – sogar<br />
Glaswände empor klettern.<br />
Im Vergleich dazu sind Geckos viel älter:<br />
Es sind Echsen bis etwa 40 cm Länge, die<br />
die Erde seit etwa 50 Millionen Jahren be-<br />
Abb. 2<br />
Hafthärchen am Fuß<br />
des Geckos mit Plättchen;<br />
©eye of science,<br />
Reutlingen<br />
Abb. 3 Flügelstruktur des blauen Morphofalters Morpho peleides (Himmelsfalter) – die Raster-<br />
Elektronenmikroskopie liefert Bilder in schwarz-weiß. Obwohl die zu sehenden Nanostrukturen<br />
schon sehr beeindruckend sind, werden diese nachkoloriert, um Besonderheiten herauszuarbeiten.<br />
Diese Farbgebung soll die Bilder aber nicht verfälschen; ©eye of science, Reutlingen<br />
völkern und sich ihren Lebensräumen optimal<br />
angepasst haben. Eine Arteneinteilung<br />
bezieht sich auf deren Zehen, die sie<br />
dank <strong>eine</strong>r besonderen Adhäsion kopfüber<br />
oder auch unter Glasscheiben zu laufen befähigen.<br />
Schon Aristoteles (350 v. Chr.) war<br />
fasziniert, wie diese Echsen an glatten Bäumen<br />
kopfüber laufen konnten, ohne sich an<br />
der Oberfläche zu verklammern. Die Natur<br />
ermöglicht solche raffinierten Haftsysteme<br />
in Nanogröße, so dass viele Lebewesen wie<br />
z. B. Fliegen, Spinnen und Geckos ihr Körpergewicht<br />
damit auch auf glatten Flächen,<br />
wie Glas, in jeder Lage halten können. Diese<br />
Tiere besitzen sehr f<strong>eine</strong> Hafthärchen an<br />
ihren Füßen, die sich an dem Ende in hunderte<br />
winzigste flache Plättchen aufteilen.<br />
Diese Härchen sind beim Gecko ca. 0,1 mm<br />
(10 –4 m) lang, die Plättchen sind 200 nm<br />
(2 x 10 –6 m) breit und weisen <strong>eine</strong> Dicke bis<br />
15 nm auf. Ähnlich unseren Haaren bestehen<br />
die Hafthaare auch bei Geckos aus<br />
Kreatin. Durch ihre f<strong>eine</strong> Verästelung mit<br />
den Plättchen sind diese aber sehr biegsam<br />
und können sich an mikroskopisch f<strong>eine</strong><br />
Unebenheiten des Untergrunds in Nanogröße<br />
anpassen (Abb. 2).<br />
Ein Vergleich dieser Tiergruppen und<br />
der Strukturen ihrer Hafthärchen ergab, je<br />
größer und schwerer diese sind, desto f<strong>eine</strong>r<br />
und dichter sind ihre Haftstrukturen<br />
ausgebildet. Es besteht ein lineares Verhältnis<br />
zwischen Härchendichte pro 1000 μm 2<br />
zum Körpergewicht des Tieres in Gramm,<br />
das als „natürliches Haftgesetz“ angesehen<br />
werden kann. Bei der Bewegung <strong>eine</strong>s<br />
schweren Tieres lösen sich zwar Härchen<br />
bei <strong>eine</strong>m kaum messbaren Kraftaufwand,<br />
durch die deutlich größere Anzahl bleiben<br />
aber sehr viele in Kontakt zum Untergrund<br />
und lassen so das Tier nicht herunterfallen.<br />
Die hier wirkende Bindungskraft sind die<br />
Van-der-Waals-Kräfte elektrostatischer<br />
Natur, die wie Dipole wirken, wie zum Beispiel<br />
<strong>eine</strong> Wasserstoff-Brückenbindung<br />
zwischen zwei Wassermolekülen. Diese<br />
Brückenbindungen sind zwar sehr<br />
schwach, durch die etwa <strong>eine</strong> Milliarde<br />
Endkontakte entsteht trotzdem <strong>eine</strong> sehr<br />
große Haftungsstärke mit <strong>eine</strong>m ausreichenden<br />
Sicherheitspotenzial.<br />
Zurück zum Beispiel mit Spider-Man:<br />
Dieser müsste linear hochgerechnet <strong>eine</strong><br />
unvorstellbare Menge von ca. 1 x 10 6 Härchendichte<br />
pro 1000 μm 2 besitzen – im Ver-<br />
Osteologie 2/2011 © Schattauer 2011