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Nanotechnologie – eine technische Revolution? Den ... - OSTAK

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170<br />

<strong>OSTAK</strong><br />

gen die Schmutzpartikel nur auf wenigen<br />

Spitzen dieser Oberfläche, wodurch ihre<br />

Adhäsion damit sehr stark verringert wird,<br />

so dass sie an abrollenden Regentropfen<br />

haften bleiben und vollständig entfernt<br />

werden.<br />

Diese Noppenstrukturen konnten<br />

künstlich nachgebildet werden und sind<br />

bereits in einigen kommerziellen Produkten<br />

wie selbstreinigenden Dachziegeln,<br />

Fassadenfarben und auf der oberen Glasschicht<br />

von Solarmodulen erhältlich. Noch<br />

sind aber nicht alle Probleme bei mechanischer<br />

Belastbarkeit oder der chemischen<br />

und physikalischen Beständigkeit gelöst.<br />

Gecko versus Spider-Man<br />

<strong>Den</strong> Comic-Superhelden Spider-Man, im<br />

Deutschen besser bekannt als „die Spinne”<br />

– ab Mitte der 1960er-Jahre aus der Comicreihe<br />

Marvel Comics – kennen viele. Besonderen<br />

Popularitätszuwachs erreichten<br />

mehrere aufwändig inszenierte Kinofilme<br />

mit vielen visuellen Effekten ab 2002.<br />

Spider-Man konnte mit s<strong>eine</strong>n Extremitäten<br />

– gespreizten Fingern und Füßen – sogar<br />

Glaswände empor klettern.<br />

Im Vergleich dazu sind Geckos viel älter:<br />

Es sind Echsen bis etwa 40 cm Länge, die<br />

die Erde seit etwa 50 Millionen Jahren be-<br />

Abb. 2<br />

Hafthärchen am Fuß<br />

des Geckos mit Plättchen;<br />

©eye of science,<br />

Reutlingen<br />

Abb. 3 Flügelstruktur des blauen Morphofalters Morpho peleides (Himmelsfalter) – die Raster-<br />

Elektronenmikroskopie liefert Bilder in schwarz-weiß. Obwohl die zu sehenden Nanostrukturen<br />

schon sehr beeindruckend sind, werden diese nachkoloriert, um Besonderheiten herauszuarbeiten.<br />

Diese Farbgebung soll die Bilder aber nicht verfälschen; ©eye of science, Reutlingen<br />

völkern und sich ihren Lebensräumen optimal<br />

angepasst haben. Eine Arteneinteilung<br />

bezieht sich auf deren Zehen, die sie<br />

dank <strong>eine</strong>r besonderen Adhäsion kopfüber<br />

oder auch unter Glasscheiben zu laufen befähigen.<br />

Schon Aristoteles (350 v. Chr.) war<br />

fasziniert, wie diese Echsen an glatten Bäumen<br />

kopfüber laufen konnten, ohne sich an<br />

der Oberfläche zu verklammern. Die Natur<br />

ermöglicht solche raffinierten Haftsysteme<br />

in Nanogröße, so dass viele Lebewesen wie<br />

z. B. Fliegen, Spinnen und Geckos ihr Körpergewicht<br />

damit auch auf glatten Flächen,<br />

wie Glas, in jeder Lage halten können. Diese<br />

Tiere besitzen sehr f<strong>eine</strong> Hafthärchen an<br />

ihren Füßen, die sich an dem Ende in hunderte<br />

winzigste flache Plättchen aufteilen.<br />

Diese Härchen sind beim Gecko ca. 0,1 mm<br />

(10 –4 m) lang, die Plättchen sind 200 nm<br />

(2 x 10 –6 m) breit und weisen <strong>eine</strong> Dicke bis<br />

15 nm auf. Ähnlich unseren Haaren bestehen<br />

die Hafthaare auch bei Geckos aus<br />

Kreatin. Durch ihre f<strong>eine</strong> Verästelung mit<br />

den Plättchen sind diese aber sehr biegsam<br />

und können sich an mikroskopisch f<strong>eine</strong><br />

Unebenheiten des Untergrunds in Nanogröße<br />

anpassen (Abb. 2).<br />

Ein Vergleich dieser Tiergruppen und<br />

der Strukturen ihrer Hafthärchen ergab, je<br />

größer und schwerer diese sind, desto f<strong>eine</strong>r<br />

und dichter sind ihre Haftstrukturen<br />

ausgebildet. Es besteht ein lineares Verhältnis<br />

zwischen Härchendichte pro 1000 μm 2<br />

zum Körpergewicht des Tieres in Gramm,<br />

das als „natürliches Haftgesetz“ angesehen<br />

werden kann. Bei der Bewegung <strong>eine</strong>s<br />

schweren Tieres lösen sich zwar Härchen<br />

bei <strong>eine</strong>m kaum messbaren Kraftaufwand,<br />

durch die deutlich größere Anzahl bleiben<br />

aber sehr viele in Kontakt zum Untergrund<br />

und lassen so das Tier nicht herunterfallen.<br />

Die hier wirkende Bindungskraft sind die<br />

Van-der-Waals-Kräfte elektrostatischer<br />

Natur, die wie Dipole wirken, wie zum Beispiel<br />

<strong>eine</strong> Wasserstoff-Brückenbindung<br />

zwischen zwei Wassermolekülen. Diese<br />

Brückenbindungen sind zwar sehr<br />

schwach, durch die etwa <strong>eine</strong> Milliarde<br />

Endkontakte entsteht trotzdem <strong>eine</strong> sehr<br />

große Haftungsstärke mit <strong>eine</strong>m ausreichenden<br />

Sicherheitspotenzial.<br />

Zurück zum Beispiel mit Spider-Man:<br />

Dieser müsste linear hochgerechnet <strong>eine</strong><br />

unvorstellbare Menge von ca. 1 x 10 6 Härchendichte<br />

pro 1000 μm 2 besitzen – im Ver-<br />

Osteologie 2/2011 © Schattauer 2011

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