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Thema: Basistherapie - OSTAK

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Script – R1202 DVO Spezialkurs – 05.05.2012 - Dresden<br />

<strong>Thema</strong>: <strong>Basistherapie</strong>: Muskuloskeletales Training<br />

Lektion 1: PD Dr. Klaus Abendroth<br />

BASIS<br />

des Muskuloskeletalen Trainings sind:<br />

1. Muskelkraft und Bewegung verformen den Knochen<br />

– Utah-Paradigma: Knochenadaptation und -umbau werden biomechanisch (über die<br />

Verformung) geregelt und endokrin gesteuert<br />

- Der Knochen lebt durch Verformungsreize<br />

2. Neuromuskuläre Koordination von Körper-Haltung und -Bewegung<br />

– Sensorische Koordination einschließlich Propriozeption, dabei ist der Fuß die Basis<br />

für eine sichere Körperhaltung. Die Informationskette aus den Füßen läuft über die<br />

„Zuggurtung“ und die Kapseln des Knie- & Hüftgelenkes bis zum Rückenmark und<br />

zum Stammhirn<br />

– Motorische „Feed Back“ Koordination einschließlich Gelenkspiel<br />

– Feed Forward Bewegungsimpuls vorbereiten und<br />

– Korrektur- / Reparaturmöglichkeiten ausschöpfen<br />

STRUKTUR<br />

des Muskuloskeletalen Trainingsprogramms<br />

Ziele formulieren und mit dem Patienten Vereinbaren:<br />

1. Sturzprävention<br />

80% der Stürze im Alter entstehen durch eine gestörte Kontrolle der Körperhaltung<br />

bei Alltagsbewegungen wie Gehen, Treppen steigen, aufstehen, bücken, drehen<br />

kontrollieren, der Sturz über die Schwelle oder die Teppichkante ist Folge von<br />

körperlicher Unsicherheit,Balancieren hilft den kleinen Wirbelsäulenmuskeln und<br />

schafft Stand- und Gangsicherheit,<br />

Flüssiges Gehen üben, Schritte nicht zu klein (keine Trippelschritte), Heben des Fußes,<br />

Abrollen beim Laufen, Arme sind Stabilitäts-Pendel und können dem Gang Sicherheit<br />

und Schwung geben. Beachten / Verhindern der Verlagerung des<br />

Körperschwerpunktes<br />

2. Muskel- und Knochen stärken<br />

Kraft-Training der Bein-, Gesäß- und Rückenmuskeln verbessert auch die<br />

Knochendichte. Einfache Methoden dazu sind z.B.:<br />

Vibrationstraining z.B. mit dem „GALILEO“<br />

CHAIR RISING-Test/ Stuhl-Aufstehtest und Timed Up & Go –Test<br />

(Aufsteh-& Geh-Test) beide auch als Hausübungsprogramm<br />

Tandem-Stand und –Gang =Muskelkraft & Seitenbalance<br />

3. Schmerzen lindern<br />

Mit Entspannungstechniken, Fehl-Haltungen und –Bewegungen korrigieren<br />

4. Zusammenfassende Defizit –Analyse danach<br />

• Individuelles Hausübungsprogramm festlegen mit einfacher Struktur und<br />

kontrollierbaren Effekten<br />

• Gezielte Physiotherapie planen<br />

SCHWERPUNKTE<br />

des Muskuloskeletalen Trainingsprogramms<br />

• Zielführende Übungen nach Defizit-Analyse<br />

• Wiederholungen zur Einübung von sicheren Bewegungsalgorithmen<br />

• Ohne Effektivitätskontrolle ist das beste Programm wertlos<br />

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Script – R1202 DVO Spezialkurs – 05.05.2012 - Dresden<br />

<strong>Thema</strong>:<br />

Lektion 2:<br />

Kalzium Update<br />

Professor Dr. Lorenz Hofbauer<br />

Eine <strong>Basistherapie</strong> mit Kalzium und Vitamin D stellt die Grundlage der<br />

Osteoporosetherapie dar. Sämtliche klinischen Phase 3-Studien spezifischer<br />

Osteoporosemedikamente, welche die Basis für deren Evidenz-basierten Einsatz<br />

begründen, wurden unter Kalzium- und Vitamin D-Substitution durchgeführt. Somit<br />

kann deren Wirksamkeit im klinischen Alltag auch nur bei adäquater Kalzium- und<br />

Vitamin D-Supplementation angenommen werden. In der Regel wird Kalzium meist<br />

zusammen mit Vitamin D supplementiert. Durch eine Korrektur eines Vitamin D-<br />

Mangels steigt die Kalziumabsorption, wodurch der Kalziumbedarf sinkt. Die<br />

öffentliche Vitamin D-Debatte mit der idealen 25OHD-Konzentration von 30 ng/ml<br />

und die Anhebung der empfohlenen Tagesdosis auf 800-2000 Einheiten führten<br />

indirekt zu einer verbesserten Kalziumversorgung.<br />

Zwei aktuelle Fragen beschäftigen Patienten und Klinker:<br />

1. Schadet zuviel an supplementiertem Kalzium der (kardiovaskulären) Gesundheit?<br />

Eine neuseeländische Studie zeigte einen ungünstigen Effekt einer alleinigen<br />

Kalziumsubstitution mit 1500 mg Kalzium ohne Vitamin D-Gabe bei Männern mit der<br />

Folge gesteigerter kardiovaskulärer Ereignisse. Weitere Untersuchungen belegten den<br />

fehlenden Nutzen und möglichen Schaden einer derartigen Kalziumsupplementation.<br />

Aktuell wird daher eine vorzugsweise mit der Nahrung erfolgende Kalziumzufuhr<br />

propagiert bzw. grundsätzlich eine kombinierte Kalzium- und Vitamin D-Substitution.<br />

Gerade vor der Gabe potenter Antiresorptiva wie Zoledronsäure und Denosumab<br />

verhindert eine adäquate Kalzium- und Vitamin D-Supplementierung die Entwicklung<br />

einer Hypokalzämie.<br />

2. Welche Ansätze bieten sich zur Vermeidung einer Hypokalzämie?<br />

Ältere und multimorbide Patienten weisen zunehmend eine unzureichende<br />

Kalziumversorgung auf, die meist Folge einer verminderten Aufnahme oder<br />

gastrointestinalen Resorption ist. Eine Laktoseintoleranz führt zu einer Aversion<br />

gegenüber Milchprodukten und ist ein etablierter Risikofaktor einer Osteoporose.<br />

Weitaus häufiger ist jedoch eine Störung der Kalziumabsorption durch die funktionelle<br />

oder chirurgische Ausschaltung der gastralen Azidität. Letzteres tritt nach<br />

Magenoperation bei Ulkusleiden oder Tumoren auf. Ersteres ist Folge der weiten<br />

Verbreitung von Protonen-Pumpen-Inhibitoren (PPI) die zur Anhebung des gastralen<br />

pH-Werts und einer dadurch reduzierten Kalziumabsorption führt. Neben einer<br />

kritischen Hinterfragung oder Revision der PPI-Therapie sollten nach Gastrektomie<br />

vor allem Kalziumglukonat-Präparationen verwendet werden, da diese weitgehend<br />

pH-unabhängig aufgenommen wird.<br />

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Script – R1202 DVO Spezialkurs – 05.05.2012 - Dresden<br />

<strong>Thema</strong>:<br />

Lektion 3:<br />

Vitamin D – quid novi sub sole?<br />

Dipl. Med. Alexander Defèr<br />

Wenn man sich die Frage nach Neuigkeiten zum <strong>Thema</strong> Vitamin D stellt sieht man sich<br />

mit einer schier unendlich erscheinender Flut von Erkenntnissen und Veröffentlichungen<br />

von Vitamin D Wirkungen in nahezu allen menschlichen Kompartimente konfrontiert.<br />

Vitamin D reguliert die Knochenmineralisation und fördert die Kalziumresorption, ist also<br />

neben Parathormon der wichtigste Spieler in der Erhaltung der Kalziumhomöostase, es<br />

kräftigt die Muskulatur, senkt den Blutdruck, fördert das angeborene und erworbene<br />

Immunsystem, produziert körpereigene Antibiotika (AMP), schützt die Nervenzellen (z.B.<br />

vor MS), bremst die Krebsentwicklung(Prostata-Ca) reduziert die Metastasenbildung,<br />

verbessert die Überlebensrate von KHK-Patienten, reduziert das Risiko für Diabetes Typ I<br />

und Typ II, schützt vor peripherer arterieller Verschlusserkrankung, reduziert das<br />

Demenzrisiko und verzögert die Pflegebedürftigkeit im Alter.<br />

Soweit die kurze Zusammenfassung der heute diskutierten Wirkungen. Sicher ist das<br />

Vitamin D endokrine, parakrine und autokrine Funktionen erfüllt.<br />

Wenn man sich dann die sehr praktischen Frage nach dem optimalen Spiegel von 25OH<br />

D3, der Speicherform und Vorstufe von Calcitriol stellt, dann findet man sich in einer<br />

intensiven Diskussionen ob 20 ng/ml bzw. 50nmol/l oder 30 ng/ml bzw. 75nmol/l die<br />

richtige Antwort auf diese Frage ist.<br />

Dabei tragen die schwierige Begrifflichkeit und die verwirrenden Maßeinheiten mit<br />

Sicherheit nicht zur Vereinfachung der Problematik bei.<br />

Die wichtigste neue Erkenntnis auf diesem Gebiet wäre dann vielleicht: „Die Vitamin D<br />

Diskussion ist modern, teilweise euphorisch, natürlich in aller Munde und unheimlich<br />

komplex. Vitamin D ist vielleicht ein neues Superhormon“<br />

Geschichtlicher Rückblick:<br />

Die erste Beschreibung eines Vitamin D Mangels als eigenständige Krankheit erfolgte im<br />

16. Jahrhundert, etwa 100 Jahre später wurde der Begriff der „englischen“ Krankheit<br />

geprägt.<br />

Die Erfolge einer Lebertrantherapie Anfang des 20. Jahrhunderts führten zur<br />

Fehlklassifikation von Cholecalciferol(Calciol) als Vitamin, also eines lebenswichtigen<br />

Stoffes welchen der Körper nicht ausreichend selbst synthetisieren kann.<br />

Heute wissen wir, dass der wesentliche Syntheseweg der Bildung von Cholecalciferol aus<br />

7-Dehydrocholesterol in der Haut unter dem Einfluss von ultraviolettem Licht, 280-320<br />

nm abläuft. Aus Cholecalciferol wird durch Hydroxylierung an der Position 25 in der Leber<br />

25- Hydroxycholecalciferol(Calcidiol), der Speicherform und nach Hydroxylierung an der<br />

Position 1, welche in der Hauptsache in der Niere erfolgt, das aktive Hormon1,25<br />

Dihydroxycholecalciferol (Calcitriol) oder D- Hormon welchem heute sehr vielfältige<br />

Wirkungen zugeschrieben werden.<br />

Klinische Praxis:<br />

Die DVO-Leitlinie im Update 2009 empfiehlt einen Normwert von 20 ng/ml (50nmol/l) für<br />

25 OHD3 und sieht sich hier durch das IOM (Institut of Medicine) bestätigt.<br />

In der Erläuterung der Langfassung der DVO Leitlinie heißt es dazu: „Eine 25-Hydroxy-<br />

Vitamin D-Serum-Konzentration kleiner als 10 ng/ml ist mit einem erhöhten Risiko für<br />

proximale Femurfrakturen verbunden (relatives Risiko ca. 2-fach) (B für Frauen und<br />

Männer). Das Risiko für Frakturen bei einer 25-Hydroxy-Vitamin DSerum- Konzentration<br />

zwischen 10 ng/ml und 30 ng/ml ist unzureichend untersucht.“<br />

Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke Seite 3 von 20


Script – R1202 DVO Spezialkurs – 05.05.2012 - Dresden<br />

und weiter „…auf der anderen Seite aber epidemiologische Observationsstudien<br />

nahelegen, dass eine 25-Hydroxy- Vitamin -D3- Konzentration von > 20 ng/ml im<br />

Serumsinnvoll ist und dass sich dies – je nach Ausgangskonzentration von 25-Hydroxy-<br />

Vitamin D3 – bei Verzicht auf eine Vitamin-D-Messung bei Personen mit einem schweren<br />

Vitamin-D-Mangel nur durch Dosierungen im Bereich von 1000–2000 IE täglich erreichen<br />

lässt.“<br />

Das bedeutet, ein möglicherweise optimaler Spiegel von 30 ng/ml (75nmol/l) ist allein<br />

durch Sonnenbestrahlung und Ernährung nicht zu erreichen. Es bedarf einer unbedingten<br />

Supplementierung.<br />

Bei der Betrachtung von Ergebnissen klinischer Studien ist es außerordentlich wichtig zu<br />

wissen, dass auf zellulärer Ebene die Variabilität des Ansprechens auf Vitamin D sehr<br />

hoch ist. Es existieren eine Unmenge von regulatorischen Ebenen für die Verfügbarkeit<br />

von Vitamin D. Weiterhin beeinflusst der Vitamin A Spiegel ganz entscheidend den<br />

Vitamin D Metabolismus.<br />

Es liegt auf der Hand, dass dadurch durchaus Ergebnisse von Studien beeinflusst und<br />

Effekte verwischt werden.<br />

Vor diesem Hintergrund ist es unbedingt erforderlich zur Bewertung größere<br />

Metaanalysen heranzuziehen.<br />

Im Jahr 2009 wurden von Bischoff-Ferrari und Dawson Hughes zwei Metaanalysen zu<br />

Sturz- und Frakturprävention unter Vitamin D veröffentlicht. Es zeigt sich, dass 25<br />

OHD3 Spiegel von 20ng/ml (50nmol/l) nicht ausreichend für eine wirksame Prävention<br />

von Stürzen und Frakturen sind.<br />

Aus diesem Grund empfiehlt auch die IOF (International Osteoporosis Foundation) im<br />

Gegensatz zum IOM 30ng/ml (75nmol/l) als optimalen Wert.<br />

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Script – R1202 DVO Spezialkurs – 05.05.2012 - Dresden<br />

<strong>Thema</strong>: Bisphosphonate<br />

Lektion 4: - Dipl.Med. Alexander Defèr<br />

Bisphosphonate sind und bleiben Standard der spezifischen medikamentösen Therapie<br />

bei Osteoporose.<br />

Geschichtlicher Rückblick:<br />

Im Jahre 2009 feierten die Bisphosphonate bereits Ihren 40. Geburtstag.<br />

Ausgangspunkt waren in den frühen 60ziger Jahren Untersuchungen zu den<br />

Mechanismen der Verkalkung. Die Initial betrachteten Pyrophospate zeigten im<br />

Tierversuch nur bei intravenöser Gabe, nicht aber bei oraler Gabe eine Wirkung, da bei<br />

oraler Gabe ein biologischer Abbau der Substanz erfolgte. Die Suche nach Alternativen<br />

führte zu den Bisphosphonaten, welche statt Sauerstoff ein zentrales Kohlenstoffatom<br />

und zwei Phosphatgruppen besitzen. Ebenso wie die Pyrophosphate wurden diese<br />

Substanzen damals als Wasserenthärter industriell eingesetzt.<br />

Im Jahr 1969 entwickelte die Arbeitsgruppe um Prof. Fleisch mit Etidronat das erste<br />

Bisphosphonat für die medizinische Anwendung. Anfang der siebziger Jahre folgte dann<br />

Clodronat, ein weiteres Bisphosphonat der ersten Generation.<br />

Mit Pamidronat wurde Ende der siebziger Jahre das erste Aminobisphosphonat<br />

synthetisiert. Zu dieser Gruppe Bisphosphonate der zweiten Generation gehören auch<br />

Alendronat und Tiludronat.<br />

Risedronat folgte 1989 als erstes Bisphosphonat der 3. Generation. Es ist ein Pyridinyl-<br />

Bisphosphonat, bei dem das Stickstoffatom, das für die Wirkungsverstärkung<br />

verantwortlich zeichnet, in eine Ringstruktur eingebunden ist. Weitere Bisphosphonate<br />

der dritten Generation sind Zoledronat und Ibandronat.<br />

Wirkungsweise der Bisphosphonate:<br />

Bisphosphonate zeigen eine hohe Affinität zum Knochen und binden über die beiden<br />

Phosphatgruppen wie eine Klammer am Da-Hydroxylapatit.<br />

Bei der Wirkungsweise sind zwei Mechanismen bedeutsam. Die Stickstoff- freien<br />

Bisphosphonate der ersten Generation wirken über eine Störung der ATP Synthese, was<br />

bei dem hohen ATP-Bedarf des Osteoklasten zu seiner vermehrten Apoptose führt.<br />

Die modernen Stickstoff- haltigen Bisphosphonate wirken über eine Beeinflussung des<br />

Mevalonat Stoffwechsels mit einer spezifischen Hemmung der Farnesylpyrophosphat-<br />

Synthase. Dadurch kommt es zu Störung von Prenylierungsreaktionen, was letztlich die<br />

Ausbildung der ruffled border und die Adhäsion am Knochen verhindert.<br />

Damit kommt es zur wirksamen Hemmung der Knochenresorption. Da aber mit der<br />

Apoptose des Osteoklasten auch das Rückkopplungs- Signal auf den Osteoblasten fehlt<br />

ist auch die Knochenformation beeinträchtigt. In diesem Zusammenhang interessant sind<br />

neuere Erkenntnisse, dass Bisphosphonate das Überleben von Osteozyten und<br />

Osteoblasten verlängern. Diese Wirkung wird über die Öffnung von C43- hemichannels<br />

und Aktivierung von ERK erreicht.<br />

Das könnte auch die Diskrepanz zwischen der nur geringen Zunahme der Knochendichte<br />

und der starken Reduktion der Frakturrate unter Bisphonattherapie erklären.<br />

Klinische Praxis:<br />

In der gegenwärtigen medizinischen Praxis der Osteoporose Therapie kommen nahezu<br />

ausschließlich Amoinobisphosphonate zum Einsatz. Im Text der DVO wird für alle<br />

modernen Bisphosphnate eine Verminderung von Wirbelkörperfrakturen über 3 Jahre in<br />

ähnlichem Umfang als Evidenz basiert beschrieben.<br />

Es gibt aber sehr wohl deutliche Wirkunterschiede bezüglich von Haupt- und<br />

Nebenwirkungen, welche sich durch unterschiedliche chemische Struktur und<br />

Applikationsart erklären.<br />

Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke Seite 5 von 20


Script – R1202 DVO Spezialkurs – 05.05.2012 - Dresden<br />

So zeigt Zoledronat die höchste Knochenaffinität bei ebenfalls sehr hoher Hemmung der<br />

Farnesylpyrophosphatsynthease(FPPS). Risedronat hemmt ebenfalls die FPPS sehr stark,<br />

zeigt aber in der Gruppe der Aminobisphosphonate die geringste Knochenaffinität, was zu<br />

einer schnelleren Elimination und damit zu guter Wirkung bei erhaltener Steuerbarkeit<br />

führt.<br />

In den vorliegenden Studiendaten zeigt sich auch eine differenzierte Wirkung hinsichtlich<br />

der Verhinderung von peripheren Frakturen. Während hier für Alendronat, Risedronat<br />

und Zoledronat konsistente Daten vorliegen, ist für Ibandronat nur in einer Gruppe von<br />

Hochrisikopatienten der Nachweis einer Reduktion peripherer Frakturen erbracht<br />

worden.<br />

Erhebliche Unterschiede gibt es auch im Spektrum der Nebenwirkungen. Während für<br />

Alendronat ein gastroösophageales Refluxgeschehen eine Kontraindikation darstellt, ist<br />

dies für Risedronat bei gleichem Einahmemodus nicht zutreffend, was an der<br />

Ringstruktur der Stickstoff Seitenkette liegen könnte.<br />

Naturgemäß differiert die Art der Nebenwirkungen natürlich auch entsprechend der Art<br />

der Applikation in oraler oder intravenöser Form. Aber auch bei zwischen Ibandronat und<br />

Zoledronat, welche beide als intravenöse Applikation vorliegen gibt es beachtenswerte<br />

Unterschiede.<br />

Während eine niedrige GFR (


Script – R1202 DVO Spezialkurs – 05.05.2012 - Dresden<br />

<strong>Thema</strong>:<br />

Lektion 5:<br />

Etablierte Therapien: Raloxifen und Strontiumranelat<br />

PD Dr. Klaus Abendroth<br />

RALOXIFEN als der Hauptveretreter der „Selektiven-Estrogen-Rezeptor-Modulatoren –<br />

SERM“ ist kein Steroidhormon, kein Estrogen! Die Substanz reagiert aber mit dem<br />

Estrogen-Rezeptor z.T. genomisch über zytoplasmatische Rezeptoren bis hin zur<br />

Genaktivierung im Zellkern, z.T nicht-genomisch über einem membranständigen<br />

Rezeptor. Raloxifen wirkt an den Estrogenrezeptoren im Knochengewebe agonistisch und<br />

entfaltet eine antiresorptive Wirkung, hingegen ist die Wirkung im Brust- oder<br />

Endometrium antagonistisch. Zu beachten ist die mit dem Alter abnehmende Zahl an<br />

Estrogen-Rezeptoren.<br />

Am Knochen stimuliert Raloxifen in den Osteoblasten die Synthese von TGFß, dem<br />

Wachstumsfaktor, der die Proliferation und Differenzierung von Osteoblasten-<br />

Vorläuferzellen stimuliert und die Synthese der Matrixproteine Fibronectin, Kollagen,<br />

Osteopontin und Osteonectin stimuliert. Außerdem hemmt TGFß Bildung und Aktivität<br />

der Osteoklasten und somit die Knochenresorption. Parallel dazu inhibiert Raloxifen die<br />

Expression von Interleukin 6 ) und damit die Osteoklastoneogenese. Bei dem Einfluss<br />

von Raloxifen auf beide natürliche Regulationswege des Remodelings überwiegt die<br />

Eigenschaften des Antiresorptivums.<br />

Die primäre Zielgruppe bildet die jüngere postmenopausale Frau (~60 bis 75 Jahre)<br />

mit gesicherter Osteoporose zur Prävention einer ersten oder weiteren<br />

Wirbelkörperfrakturen.<br />

Die MORE-Studie: (Multiple Outcomes of Raloxifene Evaluation / 7.700 Frauen < 80<br />

Jahre / mittleres Alter 66,5 Jahre/ primärer Endpunkt neue radiologische Wirbelfraktur,<br />

sekundär alle osteoporotische Frakturen) führte 1999 zur Zulassung als<br />

abbauhemmendes Antiosteoporotikum.<br />

Bei vorbestehenden Wirbelfrakturen lag die NNT bei nur 10 bis 16 um eine neue<br />

Wirbelfraktur zu verhindern und liegt damit im Bereich von Alendronat. Das<br />

nichtvertebrale Frakturrisiko konnte zwar auch gesenkt werden, aber ohne sichere<br />

Signifikanz.<br />

Bei Frauen mit einer Osteoporose ohne vorbestehende Wirbelfraktur lag die NNT bei 45<br />

bis 60 um eine erste Wirbelfraktur zu verhindern.<br />

Dosierung: 60mg als Tablette einmal pro Tag – Einnahme-Zeitpunkt und –Modalität<br />

können frei gewählt werden. Dazu immer nach Leitlinie Kalzium und Vitamin D nach<br />

Bedarf supplementieren.<br />

Die Effektivität der Raloxifen-Therapie ist neben der Senkung der Wirbelkörperfrakturrate<br />

an der Senkung der Knochenumbaumarker nicht aber an der Zunahme der<br />

Knochendichte zu erkennen.<br />

Nebenwirkungen:<br />

Venenthrombosen und Lungenembolien etwa 3mal häufiger auf als unter Placebo ( etwa<br />

wie bei der HRT). Grippeartige Beschwerden, Hitzewallungen, Wadenkrämpfe und<br />

Ödeme.<br />

Selten: Überempfindlichkeitsreaktion mit Hautausschlag, Ikterus und<br />

Leberenzymerhöhung,<br />

In der MORE-Studie beobachtete man in der Raloxifen-Gruppe mehr Fälle von Diabetes<br />

mellitus als in der Placebo-Gruppe.<br />

STRONTIUMRANELAT besteht aus 2 Atomen stabilem Strontium und 1 Molekül<br />

Ranelicsäure. Durch diese organische Komponente werden Resorption, Pharmakokinetik<br />

und Verträglichkeit des Gesamtmoleküls optimiert. Anorganisches Strontium wird sehr<br />

schlecht resorbiert.<br />

Im Knochen wird Strontium größtenteils auf der Kristalloberfläche adsorbiert und ersetzt<br />

nur geringfügig das Calcium im Apatitkristall des neu gebildeten Knochens ohne die<br />

Eigenschaften des Kristalls dabei zu verändern.<br />

Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke Seite 7 von 20


Script – R1202 DVO Spezialkurs – 05.05.2012 - Dresden<br />

Das durch das Strontium bedingte Wirkungsprinzip ist noch nicht geklärt. In<br />

experimentellen und klinischen Studien wurden eine Steigerung des Knochenanbaues<br />

und eine Senkung der Knochenabbauaktivität nachgewiesen. Dadurch wird der<br />

Knochenumsatz zugunsten des Knochenaufbaus verschoben ohne Änderung der<br />

Mineralisation und der Knochenqualität.<br />

Die Bioverfügbarkeit von Strontium liegt nach einer oralen Dosis von 2 g<br />

Strontiumranelat bei 25% (Bereich 19 – 27%). Die maximale Plasmakonzentration wird 3<br />

– 5 Stunden nach einer Einzeldosis erreicht. Nach 2 Wochen Behandlung besteht ein<br />

gleichbleibender Serumspiegel. Die Einnahme von Strontiumranelat mit der Nahrung,<br />

auch mit Kalzium und Vitamin D reduziert die Bioverfügbarkeit von Strontium erheblich.<br />

Infolge der relativ langsamen Resorption von Strontium sollten Nahrungseinnahmen<br />

mindestens 3 Stunden vor und nach der Anwendung von PROTELOS vermieden werden,<br />

deshalb am besten die Einnahme zur Nacht.<br />

Die Elimination von Strontium erfolgt über die Nieren und den Magen-Darm-Trakt. Bei<br />

eingeschränkter Kreatinin-Clearance steigt der Strontium-Plasmaspiegel an. Bis zu einer<br />

Clearance von >30 ml/min ist eine Dosisanpassung aber nicht erforderlich, unter 30<br />

ml/min ist die Anwendung von Strontiumranelat nicht zu empfehlen.<br />

Cave-DXA-Befund: Durch die Strontium-Bindung im Knochen kommt es im Vergleich<br />

zu Calcium zu einer erhöhten Röntgenstrahlen-Absorption und damit auch zu einer<br />

Erhöhung der Knochen-dichte bei der DXA-Messung. Bis zu 50% der Knochen-<br />

Dichtezunahme sind auf diesen rein physikalischen Prozess zu beziehen und muss bei der<br />

Beurteilung der DXA-Befunde berücksichtig werden.<br />

Zulassung: Strontiumranelat ist für die Behandlung der Osteoporose bei<br />

postmenopausalen Frauen zur Reduktion des Risikos von Wirbelkörper- und Hüftfrakturen<br />

zugelassen.<br />

Dosierung: Täglich 2 g des Granulates von Strontiumranelat /PROTELOS ® zur<br />

Herstellung einer Suspension zum Einnehmen zur Nacht.<br />

Unabhängig davon sind die Supplementierung von ~1.000 IE Vitamin D3 und eine<br />

Gesamtkalzium-Zufuhr von ~1.000 mg Ca ++ /d zu sichern.<br />

Studienlage zur Zulassung:<br />

SOTI-Studie mit 1.649 postmenopausalen Frauen mit gesicherter Osteoporose (niedrige<br />

BMD an der Lendenwirbelsäule und vorangegangene vertebrale Fraktur),<br />

Durchschnittsalter 70 Jahre. TROPOS-Studie mit 5.091 postmenopausalen Frauen mit<br />

Osteoporose (niedrige BMD des Oberschenkelhalses und vorangegangene<br />

osteoporotische Fraktur bei mehr als der Hälfte), Durchschnittsalter 77 Jahre.<br />

Therapie-Effekte:<br />

Über einen Behandlungszeitraum von 3 Jahren zeigte PROTELOS in den<br />

Zulassungsstudien SOTI und TROPOS eine relative Risikoreduktion für das Auftreten<br />

einer erneuten vertebralen Fraktur von 41%, für non-vertebrale Frakturen von 16% und<br />

für Hüftfrakturen von 36%. In beiden Studien zusammen waren 23% der Patienten älter<br />

als 80 Jahre. In dieser Gruppe fand sich eine Risikoreduktion für Wirbelfrakturen von<br />

32%, für non-vertebrale Frakturen von 31% und für Hüftfrakturen von 37%. In<br />

Verlängerungsstudien bis 5 Jahren lagen die entsprechenden Fraktur-Risikoreduktionen<br />

in etwa gleichem Bereich.<br />

Nebenwirkungen<br />

Häufig: Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen, Gedächtnisschwund, Venöse<br />

Thromboembolie, Übelkeit, Diarrhoe, dünner Stuhl, Dermatitis, Ekzeme, Erhöhung der<br />

Kreatinphosphokinase (CPK)<br />

Häufigkeit nicht sicher bekannt: Verwirrungszustände, Schlaflosigkeit, periphere Ödeme,<br />

Erbrechen, Abdominale Schmerzen, Reizungen der Mundschleimhaut (Stomatitis<br />

und/oder Ulzeration im Mundbereich), Gastroösophagealer Reflux, Dyspepsie,<br />

Obstipation, Flatulenz,<br />

Muskelkrämpfe, Myalgie, Knochenschmerz, Arthralgie und Schmerzen in den<br />

Extremitäten,<br />

Sehr selten: Schwere Überempfindlichkeitsreaktionen einschließlich Stevens-Johnson-<br />

Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse und DRESS-Syndrom.<br />

Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke Seite 8 von 20


Script – R1202 DVO Spezialkurs – 05.05.2012 - Dresden<br />

<strong>Thema</strong>:<br />

Lektion 6:<br />

Anabole Therapie mit Parathormon<br />

Dr. Leonore Unger<br />

Seit über 10 Jahren wird der osteoanabole Effekt von Parathormon in der täglichen Praxis<br />

zur Therapie schwerer Formen der Osteoporose genutzt.<br />

Parathormon ist in der Lage, die Proliferation und Differenzierung mesenchymaler<br />

Stammzellen zu induzieren. Es hemmt bei intermittierender Gabe die Sekretion von<br />

Sclerostin und verlängert die Überlebenszeit von Osteoblasten. Neue Matrix wird nicht<br />

nur in den durch Osteoklasten gebildeten Resorptionslakunen verstärkt gebildet, sondern<br />

auch an ruhenden Knochenoberflächen. Die Anzahl und Dicke der Knochentrabekel und<br />

ihr Vernetzungsgrad nehmen zu. Sekundär kommt es zur Steigerung des<br />

Knochenumbaus, dabei trägt die Überfüllung der Resorptionslakunen und das „trabecular<br />

tunneling“ zum Aufbau neuen Knochengewebes bei.<br />

Bei der postmenopausalen Osteoporose stimuliert Parathormon die Produktion von<br />

Osteoprotegerin und IGF-1, die durch den Östrogenverlust reduziert werden.<br />

Therapeutisch eingesetzte Glukokortikoide bedingen eine gestörte Reifung von<br />

Osteoblasten und deren Apoptose. Sie hemmen die Produktion von Osteoprotegerin und<br />

stimulieren die Bildung von RANKL mit verstärkter Aktivierung von Osteoklasten. Es<br />

kommt zu einer ausgeprägten negativen Knochenbilanz mit frühem und hohem<br />

Frakturrisiko. Parathormon kann hier besonders sinnvoll eingesetzt werden durch seine<br />

Wirkung auf die Osteoblastenproliferation, IGF-1- Ausschüttung und Regulierung des<br />

RANKL/OPG- Quotienten sowie Steigerung der Mechanosenstivität.<br />

In den Zulassungsstudien für die manifeste Osteoporose der postmenopausalen Frau und<br />

die glukokortikoidinduzierte Osteoporose (CIO) wurde neben dem Anstieg der<br />

Knochenumbaumarker und der BMD gezeigt, dass sich das Risiko insbesondere für neue<br />

mittelschwere und schwere Wirbelkörperbrüche um bis zu 90% verringern lässt.<br />

Bei der CIO war in einer Vergleichsstudie Teriparatid Alendronat hinsichtlich der<br />

Steigerung der BMD und Verminderung der vertebralen Frakturen überlegen.<br />

In einer randomisierten, doppelblinden Vergleichsstudie von Teriparatid mit Risedronat<br />

konnte zwar kein Unterschied hinsichtlich der Reduktion der Rückenschmerzen (primärer<br />

Endpunkt) festgestellt werden, es kam aber in der Teriparatid- Gruppe nach 18-<br />

monatiger Therapie zu signifikant weniger neuen insbesondere schweren und<br />

mittelschweren vertebralen Frakturen bei den Frauen, von denen mehr als 50%<br />

mindestens 2 vorbestehende Frakturen hatten.<br />

Im Rahmen der EUROFORS- Studie wurde gezeigt, dass Teriparatid auch nach<br />

Vorbehandlung mit Bisphosphonaten wirksam war, wenngleich der Anstieg der<br />

Knochenmineraldichte im Vergleich zu nicht vorbehandelten Patientinnen geringer war.<br />

Es kam zu abnehmenden Frakturraten mit zunehmender Dauer der Behandlung.<br />

Neue Daten liegen aus der EFOS (European Forsteo Observational Study)- Studie vor. In<br />

einem multinationalen Design wurden 1581 postmeonopausale Osteoporose-<br />

Patientinnen über 18 Monate mit Teripraratid behandelt und anschließend über 18<br />

Monate nachverfolgt. Die Rate an neuen Frakturen nahm im Zeitverlauf kontinuierlich ab<br />

(nach 30- 36 Monaten 1,3%), die Patienten profitierten auch hinsichtlich der<br />

Lebensqualität und Rückenschmerzen.<br />

Mit Parathormon steht ein osteoanaboles Prinzip zur Verfügung, das bei schwerer<br />

Osteoporose nicht zu spät eingesetzt werden darf. Die erlaubte Behandlungsdauer von<br />

24 Monaten sollte ausgeschöpft werden, im Anschluss muss eine antiresorptive<br />

Nachbehandlung erfolgen, um die gewonnene neue Knochensubstanz möglichst lang zu<br />

erhalten.<br />

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<strong>Thema</strong>:<br />

Lektion 7:<br />

Interne Fixation<br />

Prof. Dr. Rene Grass<br />

Die aus osteoporotischen Wirbelfrakturen resultierenden Probleme sind mannigfaltig. In<br />

der Regel ist es allerdings der Schmerz, der den Patienten zum Arzt und zur Behandlung<br />

führt.<br />

Wiewohl in der sich daran anschließenden radiologischen Diagnostik ein größerer Anteil<br />

der thorakolumbalen Wirbelfrakturen als biomechanisch unproblematisch einstuft und<br />

prinzipiell sowie ‚gefahrlos‘ einem konservativen Vorgehen zugeführt werden kann,<br />

verbleibt nichtsdestoweniger die subjektive Beschwerdesymptomatik, die neben ihrer<br />

teilweise zermürbenden Kontinuität und Lageabhängigkeit auch zu einer körperlichen<br />

Einschränkung der Leistungsfähigkeit des häufig betagten Patienten Anlass geben kann.<br />

Der überwiegende Anteil der Patienten, der konservativ therapiert wird, kommt<br />

erfahrungsgemäß unter physiotherapeutischer Anleitung und adjuvanter<br />

Analgetikatherapie gut zu Recht und ist nach Ausheilung der Fraktur (ca. 6 bis 8 Wochen)<br />

deutlich beschwerdegebessert bzw. beschwerdefrei. Im Ausheilungsstadium korreliert<br />

allerdings das röntgenmorphologische Bild einer häufig grotesken<br />

Wirbelkörperverformung (keilförmig oder fischwirbelartig) in keiner Weise mit der meist<br />

komplett absenten subjektiven Beschwerdesymptomatik.<br />

In den letzten Jahren hat die Zementaugmentation von osteoporotischen Wirbelfrakturen<br />

an enormer Bedeutung gewonnen. Mit Sicherheit kann über dieses Verfahren bei dem<br />

überwiegenden Anteil der Patienten, in der Frühphase der Frakturbehandlung eine<br />

sofortige Beschwerdefreiheit erreicht werden. Dieser guten Wirkung auf die subjektive<br />

Beschwerdesymptomatik steht allerdings die Komplikationsträchtigkeit der Technik, mit,<br />

als gravierendsten Komplikationen: Zementaustritt in den Spinalkanal, Zementembolie,<br />

Zement als Auslöser von Anschlussfaktoren, gegenüber.<br />

Bei über 10-jähriger guter Erfahrung mit der NICHT ZEMENTAUGMENTIERTEN<br />

perkutanen Fixateur interne-Platzierung haben wir begonnen, das Konzept dieser minimal<br />

invasiven Stabilisierungstechnik auf osteoporotische Wirbelfrakturen auszuweiten.<br />

Das Verfahren ist, da nahezu komplett a-traumatisch, mit einer äußerst geringen<br />

Morbidität behaftet und beschert in der Regel eine deutliche Beschwerdeverbesserung,<br />

die nach Persistieren des akuten Wundschmerzes am 2. postoperativen Tag erreicht wird.<br />

Das Verfahren hat, gegenüber allen Verfahren der Zementaugmentation die Vorteile,<br />

dass zum einen Teil die Wirbelkörperdeformierung (keilförmige Deformierung) durch<br />

Reposition im Durchhang aufgehoben und gleichzeitig das erreichte Repositionsergebnis<br />

über den Fixateur interne bis zur Ausheilung der Fraktur gehalten werden kann.<br />

Das Verfahren gehört somit in das Spektrum der konventionellen Osteosynthese-<br />

Verfahren, deren Prinzip es ist, über eine Implantat-assoziierte Schienung der Fraktur<br />

diese, nach ‚anatomischer Reposition‘, wenn möglich ad integrum, zur Ausheilung zu<br />

bringen.<br />

Das Verfahren der ‚nicht zementaugmentierten perkutanen Fixateur interne Platzierung‘<br />

erscheint vielversprechend, die Komplikationsrate (Auslockern der Montage „Durchtreten<br />

der Pedikelschrauben durch die Deckplatten“) überschaubar. Neben der äußerst geringen<br />

Morbidität des Eingriffs besticht die aktuelle neurologische Komplikationsrate von 0 %.<br />

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<strong>Thema</strong>:<br />

Lektion 8:<br />

Ballonkyphoplastie und Radiofrequenzkyphoplastie<br />

Dr. Philipp Bula<br />

Einleitung<br />

In Deutschland leiden derzeit etwa 6,5 Millionen Menschen an Osteoporose. Wegweisend<br />

für die Prognose dieser Patienten ist das Erleiden der ersten und insbesondere der<br />

zweiten Osteoporose-assoziierten Fraktur[1]. In Deutschland finden sich nach aktuellen<br />

Hochrechnungen etwa bei 2 Millionen Frauen und 800.000 Männern osteoporotische<br />

Wirbelkörperfrakturen, die damit die häufigste Osteoporose-assoziierte Frakturentität<br />

darstellen[2]. Neben den Spontaneinbrüchen sind meist Niedrigenergietraumen beim<br />

älteren Menschen ursächlich für diese Verletzung. Folge ist oft akuter und chronischer<br />

Rückenschmerz mit folgenschweren Konsequenzen bezüglich Mobilität und<br />

Lebensqualität. Folge sind Steigerungen der Morbidität, Mortalität (>20%!) sowie des<br />

Risikos für Folgefrakturen. So bedeutet ein osteoporotischer Wirbelbruch ohne<br />

entsprechende Therapie für die betroffene Patientin ein etwa 5-fach erhöhtes Risiko für<br />

eine weitere Wirbelfraktur.[3]<br />

Vertebrale Augmentation<br />

Verebroplastie/Ballon-Kyphoplastie/Radiofrequenz-Kyphoplastie<br />

Vertebroplastie und Kyphoplastie sind seit Jahren etablierte Verfahren zur minimal<br />

invasiven Stabilisierung osteoporotischer Wirbelbrüche.<br />

Indikationen zur Zementaugmentation sind üblicherweise[4]:<br />

■ schmerzhafte atraumatische osteoporotische Sinterungsfrakturen, die sich trotz<br />

adäquater konservativer Schmerztherapie nicht bessern lassen,<br />

■ traumatische, nach den AO-Kriterien primär stabile Wirbelkörperkompressionsfrakturen<br />

bei Osteoporose,<br />

■ schmerzhafte und/oder frakturgefährdete Osteolysen bei systemischen/disseminierten<br />

malignen Erkrankungen,<br />

■ adjuvante Anwendung im Rahmen operativ-instrumentativ stabilisierender Verfahren.<br />

Aufgrund der deutlich höheren Rate an Zementaustritten bei der Vertebroplastie hat sich<br />

in den letzten Jahren ein spürbarer Trend hin zur Ballonkyphoplastie entwickelt, die<br />

derzeit in nahezu allen deutschen Kliniken angeboten wird und unter den<br />

Kyphoplastieverfahren den höchsten Marktanteil vertritt.<br />

Während bei der Vertebroplastie im Sinne einer echten Augmentation niedrig visköser<br />

Zement unter hohem Druck in den Wirbelkörper injiziert wird, um diesen zu stabilisieren,<br />

wurde die Ballonkyphoplastie entwickelt, um die Wirbelkörperfraktur wieder aufzurichten<br />

und so eine Kyphosekorrektur zu erreichen. Dabei werden Ballonkathetersysteme<br />

intravertebral expandiert und führen zu einer Hohlraumbildung mit verdichteter<br />

spongiöser Umgebungsstruktur. Dieses neu geschaffene Cavum wird anschließend mit<br />

einem hoch viskösen Zement gefüllt. Mit diesem Verfahren konnten die<br />

Komplikationsraten durch Zementaustritte eindrücklich reduziert werden.<br />

Seit 2009 steht dem klinischen Anwender das Verfahren der Radiofrequenz-Kyphoplastie<br />

zur Verfügung, welches durch die Kombination eines ultrahochviskösen Zements mit<br />

einem hydraulischen Applikationssystem eine höhere Kontrollierbarkeit bei der<br />

Zementapplikation verspricht.<br />

Technik und Zugangswege zum Wirbelkörper (trans-/extrapedikulär) sind bei diesem<br />

Verfahren die gleichen, wie sie von der Vertebroplastie und der Kyphoplastie bekannt<br />

sind. In der Regel ist ein unipedikuläres Vorgehen ausreichend. Nach Platzierung des<br />

Arbeitstrokars erfolgt über ein flexibles, steuerbares Osteotom die Anlage eines die<br />

Mittellinie überschreitenden Knochenkanals, welcher als Leitschiene für den<br />

einzubringenden Zement dient und über den der Zement auch die Gegenseite des<br />

Wirbelkörpers erreicht. Der primär dünnflüssige Zement erhält bei der Applikation einen<br />

Radiofrequenzimpuls, welcher den Polymerisationsprozess startet und für eine<br />

ultrahochvisköse gummiartige Konsistenz sorgt.<br />

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Diskussion<br />

Die Kyphoplastie bringt bei exakter Indikationsstellung und subtiler Ausführung in der<br />

Regel gute klinische Ergebnisse. Symptomatische Komplikationen sind selten und<br />

Berichte über fatale Verläufe die absolute Ausnahme. Der theoretische Vorteil einer<br />

Kyphosekorrektur bezüglich der Lastverteilung, insbesondere im Bereich des thorakolumbalen<br />

Übergangs, liegt auf der Hand und ist studientechnisch belegt. Klinische Relevanz<br />

und Nachweis einer dauerhaften Wiederaufrichtung konnten jedoch bislang nicht<br />

überzeugend dargestellt werden.<br />

Problematisch zu bewerten ist die Tatsache, dass die Mehrzahl der bislang zur Verfügung<br />

stehenden Kyphoplastieverfahren alle mehr oder weniger einen großen Teil der<br />

trabekulären Wirbelkörperstruktur opfern, um die Wiederaufrichtung zu erreichen. Die<br />

hierbei entstehende Verdichtung der Umgebungsstruktur führt nachvollziehbar zu einer<br />

schlechten Verzahnung des Knochen-Zement-Interfaces. Neue biomechanische Analysen<br />

zeigen Hinweise dafür, dass es durch die eingebrachten Zementplomben zu einem stressshielding-Phänomen<br />

kommen kann. Der eingebrachte Zement übernimmt durch seine<br />

geringe Verzahnung mit der trabekulären Knochenstruktur teilweise die auftretenden<br />

Lastmomente, sodass während der Phase des Remodelings der Reiz zum Knochenaufbau<br />

abgeschwächt wird und es nach dem Wolffsches Gesetz zur Resorption und Lyse kommt.<br />

Dramatisch sind diese Belastungsmomente bei ausgeprägter Osteoporose und<br />

zunehmender Zementsteifigkeit. Der Trend geht hier hin zur Entwicklung von<br />

Mischzementen. Insbesondere die Kombination von Polymethylmetacrylat (PMMA) mit<br />

Beta-Tricalciumphosphat (ß-TCP) befindet sich derzeit in der klinischen Erprobung. Bei<br />

diesen Zementformen hofft man, auf Kosten einer geringeren Primärstabilität niedrigere<br />

Raten an Anschlussfrakturen zu erreichen. Auch das Argument, dass der geschaffene<br />

Hohlraum mit seiner verdichteten Umgebungsstruktur maßgeblich zur Verringerung der<br />

Zementextravasate beiträgt, ist nicht mehr aktuell. Die Zementaustrittsraten der<br />

Augmentationstechniken mit den neuen ultrahochviskösen Zementen sind auch ohne<br />

Hohlraumbildung mit denen der Ballonkyphoplastie vergleichbar.<br />

Die Ergebnisse der RF-Kyphoplastie scheinen denen der Ballon-Kyphoplastie vergleichbar<br />

zu sein.<br />

Darauf deuten zumindest die wenigen bislang veröffentlichten Daten hin.<br />

Literaturverzeichnis<br />

1. Oleksik, A., et al., Health-related quality of life in postmenopausal women with low BMD<br />

with or without prevalent vertebral fractures. J Bone Miner Res, 2000. 15(7): p. 1384-92.<br />

2. EPOS, G., Incidence of vertebral fractures in Europe: Results from the European<br />

prospective osteoporosis study. J Bone Miner Res, 2002. 17: p. 716-724.<br />

3. Klotzbuecher, C.M., et al., Patients with prior fractures have an increased risk of future<br />

fractures: a summary of the literature and statistical synthesis. J Bone Miner Res, 2000.<br />

15(4): p. 721-39.<br />

4. Bula, P., et al., [Balloon kyphoplasty in the treatment of osteoporotic vertebral fractures:<br />

indications - treatment strategy - complications]. Z Orthop Unfall, 2010. 148(6): p. 646-<br />

56.<br />

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<strong>Thema</strong>: Hüftgelenknahe Frakturen<br />

Lektion 9: Prof. Dr. Felix Bonnaire<br />

Epidemiologie und perioperatives Management<br />

Die Frakturen des proximalen Femurs sind mit einem durchschnittlichen Patientenalter<br />

von 80 Jahren Repräsentanten der Frakturen des alten Patienten, und betreffen in 75%<br />

der Fälle Frauen. Lediglich 2–3% der Patienten mit Frakturen des coxalen Femurendes<br />

sind jünger als 50 Jahre. In den kommenden 25 Jahren ist mit einer Verdoppelung der<br />

Inzidenz zu rechnen, wobei die jährlichen Behandlungskosten hierzulande jetzt schon bei<br />

etwa 2,5 Mrd. EUR liegen [1]. Die Sturzhäufigkeit bei den über 65-jährigen wird auf<br />

mindestens einmal pro Jahr geschätzt, prädisponiert sind pflegebedürftige und Patienten<br />

mit neurovaskulären Grunderkrankungen die die Lokomotionsfähigkeit beeinträchtigen.<br />

Im Focus der zu einem Sturzereignis führenden Vorerkrankungen stehen neurologische<br />

Störungen (postapoplektisch, Parkinson-Syndrom), kardiovaskuläre- und<br />

Stoffwechselerkrankungen, visuelle und akustische Einschränkungen, Demenz oder die<br />

Einnahme psychotroper Medikamente, wie vor allem Benzodiazepinen, Neuroleptika und<br />

Antidepressiva. Operative Eingriffe bei hüftnahen Frakturen sind von hoher Dringlichkeit.<br />

Je größer die Zeitspanne bis zur definitiven Versorgung desto höher sind Morbidität und<br />

Mortalität [2-5]. Viele Patienten haben eine Dauermedikation mit<br />

Thrombozytenaggregationshemmern oder Warfarin. Thrombozytenaggregaationshemmer<br />

sollten nicht abgesetzt werden, weil insbesondere nach vorausgegangenen<br />

Gefäßinterventionen mittels Stenting eine hohe Reverschlussrate vor allem im ersten<br />

Jahr nach Implantation droht. Bei bestehender oraler Antikoagulation mit Warfarinen<br />

(Marcumar® und Falithrom®) sollte der Grund für die Gerinnungshemmung mit den<br />

Kollegen des indizerenden Faches (Angiologie, Kardiologie) diskutiert werden.<br />

Grundsätzlich ist eine sofortige Antagonisierung mit PPSB (Prothrombinkomplex-<br />

Konzentrat) oder eine langsamere mit Vitamin K möglich.<br />

Operative Versorgung<br />

Pertrochantäre Frakturen (A1.1- bis A1.3-Frakturen nach AO-Klassifikation)<br />

Diese Frakturen sind nach gelungener Reposition so stabil, dass sie mit einem einfachen<br />

Implantat wie einer dynamischen Hüftschraube (DHS) versorgt werden können. [7]<br />

Pertrochantäre Frakturen (A 2.1 bis A 2.3 nach AO-Klassifikation)<br />

Die Fixation dieser Frakturen erfolgt mittels intramedullärem Nagelsystem und seltener<br />

mit dynamischer Hüftschraube und Trochanterabstützplatte. Bei korrekter Reposition und<br />

Implantatlage finden sich vergleichbare Ergebnisse auf [8,9].<br />

Subtrochantäre Femurfrakturen (A 3.1 bis A 3.3 nach AO-Klassifikation)<br />

Diese Reposition dieser hochinstabilen, zumeist mehrfragmentären Frakturen gestaltet<br />

sich häufig schwierig. Gelegentlich muss die Reposition der Fraktur offen erfolgen. Bei<br />

diesen häufig langstreckigen Frakturtypen ist aufgrund biomechanischer Überlegungen<br />

der Implantation eines überlangen Nagelsystems der Vorzug zu geben [9-12].<br />

Mediale Schenkelhalsfraktur<br />

Kinder und Jugendliche, Erwachsene im aktiven Lebensalter und auch alte Patienten mit<br />

impaktierten und nicht dislozierten Frakturen können ohne Einschränkung mit einer<br />

Osteosynthese operativ schonend und ohne wesentliche Komplikationen versorgt werden.<br />

Je jünger und aktiver die Patienten sind, desto mehr lohnt sich der Einsatz zum<br />

Hüftgelenkerhalt. Auch stärker dislozierte Frakturen sollten in dieser Patientengruppe mit<br />

einer Osteosynthese zum frühest möglichen Zeitpunkt versorgt werden. Ist die 6-<br />

Stunden-Grenze überschritten, kann ein geplanter Eingriff zum nächst möglichen<br />

Zeitpunkt erfolgen. Die therapeutischen Optionen ergeben sich aus der Klassifikation des<br />

Dislokationsgrades nach Garden.<br />

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Typ Garden I und II<br />

Die 2-Loch-DHS (dynamische Hüftschraube) mit einer Antirotationsschraube oder der<br />

Schenkelhalsklinge sind die stabilsten und sichersten Verfahren und im eigenen Vorgehen<br />

den 3 kanülierten Schrauben überlegen. Die DHS mit Schenkelhalsklinge sollte bei<br />

jungen Patienten aufgrund der zu erwartenden Materialentfernung zurückhaltend<br />

eingesetzt werden.<br />

Typ Garden III<br />

Bei jüngeren, aktiven Patienten mit hohem Belastungsanspruch ist immer eine<br />

Osteosynthese vorzuziehen. Zunehmend wird auch die Osteosynthese für ältere<br />

Patienten mit dislozierten Frakturen mit sehr guten Ergebnissen mitgeteilt mit<br />

Reoperationsraten von 3–10%. Eine Altersbegrenzung für die Osteosynthese erscheint<br />

nicht mehr berechtigt (außer bei pathologischen Frakturen, schwerster Osteoporose,<br />

Varusdeformität).<br />

Typ Garden IV<br />

Beim jüngeren Patienten ist auch bei diesem Bruchtyp die Osteosynthese vorzuziehen<br />

wegen der im Verlauf der Zeit zu erwartenden mehrfachen Wechseloperationen beim<br />

Einsatz einer Endoprothese.<br />

Beim älteren Patienten muss von einer Osteosynthese wegen hohem Risiko für eine<br />

erschwerte Reposition und hohem Risiko für eine avaskuläre Femurkopfnekrose<br />

abgeraten werden. Nur bei Bettlägerigkeit oder Kontraindikation gegen eine<br />

Endoprothese (Operationsfähigkeit) kann die Osteosynthese auch bei diesen Patienten als<br />

kleinst möglicher Eingriff sinnvoll sein.<br />

Endoprothese<br />

Beim älteren Patienten fällt der Entschluss zur endoprothetischen Versorgung der<br />

dislozierten Frakturen leichter. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn der Zeitkorridor<br />

zur günstigsten Versorgungszeit nicht eingehalten werden kann. Dislozierte Frakturen<br />

nach einem Zeitintervall von mehr als 6 h nach Fraktureintritt osteosynthetisch zu<br />

versorgen wird Ausnahmefällen, z. B. bei stark erhöhtem Operationsrisiko für eine<br />

Endoprothese, vorbehalten sein. Der geriatrische Patient ist nicht in der Lage, dauerhaft<br />

eine zuverlässige Entlastung der verletzten Extremität zu gewährleisten. Daher gilt es für<br />

alle Versorgungen beim älteren Menschen, eine sofortige schmerzadaptierte<br />

Vollbelastung zu erreichen. Wird eine Osteosynthese dieser Forderung nicht gerecht,<br />

sollte man auch in diesen Fällen noch intraoperativ auf die Implantation einer<br />

Endoprothese umsteigen.<br />

Totalendoprothese/Duokopfprothese<br />

Je jünger und körperlich aktiver ein Patient ist, der mit einer Endoprothese versorgt<br />

werden soll, desto stärker profitiert er von einer Totalendoprothese. Dies betrifft vor<br />

allem die Beweglichkeit, aber auch die Schmerzsymptomatik und Standzeit der Prothese.<br />

Patienten mit guter Knochenqualität können von unzementierten Prothesen profitieren,<br />

vor allem von knochensparenden Kurzschaftprothesen.<br />

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Bei der Wahl der Endoprothetik sollten folgende Gesichtspunkte berücksichtigt werden<br />

[6]:<br />

Hemiprothese: unipolar, bipolar<br />

• eine Evidenz, dass bipolare Vorteile gegenüber unipolaren Prothesen haben, liegt<br />

nicht vor<br />

• kürzere Operationszeit als Totalprothese<br />

• 6–18% Reoperationen<br />

• weniger belastender Eingriff als bei Totalprothese<br />

• weniger Blutverlust als Totalprothese<br />

• bessere Beweglichkeit nach 6 Wochen, 3 und 6 Monaten als Totalprothese<br />

• gleiche Frühergebnisse wie bei Totalendoprothese<br />

• Risiko einer Protrusion in die Hüftpfanne ist höher als bei Totalendoprothese<br />

Totalendoprothese<br />

• geringeres Risiko einer Protrusion ins Azetabulum<br />

• höheres Risiko für eine Prothesenluxation (10–20%)<br />

• 3 Jahre nach Implantation bessere Ergebnisse als Hemiprothesen<br />

• besser als Hemiprothese nach fehlgeschlagener Osteosynthese<br />

Script basierend auf Veröffentlichung:<br />

Proximale Femurfrakturen<br />

T. Lein, P. Bula, C. Straßberger, F. Bonnaire<br />

Klinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und Handchirurgie,<br />

Städtisches Klinikum Dresden-Friedrichstadt, Friedrichstr. 41, 01067 Dresden<br />

1. Osterkamp R. [Population developments in Germany until 2050]. Der Chirurg; Zeitschrift<br />

fur alle Gebiete der operativen Medizen 2005; 76: 10-18, DOI: 10.1007/s00104-004-<br />

0971-0<br />

2. Bottle A, Aylin P. Mortality associated with delay in operation after hip fracture:<br />

observational study. BMJ 2006; 332: 947-951, DOI: 10.1136/bmj.38790.468519.55<br />

3. Gdalevich M, Cohen D, Yosef D et al. Morbidity and mortality after hip fracture: the impact<br />

of operative delay. Archives of orthopaedic and trauma surgery 2004; 124: 334-340, DOI:<br />

10.1007/s00402-004-0662-9<br />

4. Moran CG, Wenn RT, Sikand M et al. Early mortality after hip fracture: is delay before<br />

surgery important? The Journal of bone and joint surgery American volume 2005; 87: 483-<br />

489, DOI: 10.2106/JBJS.D.01796<br />

5. Smektala R, Endres HG, Dasch B et al. The effect of time-to-surgery on outcome in elderly<br />

patients with proximal femoral fractures. BMC musculoskeletal disorders 2008; 9: 171,<br />

DOI: 10.1186/1471-2474-9-171<br />

6. Bonnaire F, Lein T, Engler KJ. [Treatment of femoral neck fractures]. Der Chirurg;<br />

Zeitschrift fur alle Gebiete der operativen Medizen 2008; 79: 595-611; quiz 612, DOI:<br />

10.1007/s00104-008-1551-5<br />

7. Bonnaire F, Lein T, Bula P. [Trochanteric femoral fractures: anatomy, biomechanics and<br />

choice of implants]. Der Unfallchirurg 2011; 114: 491-500, DOI: 10.1007/s00113-011-<br />

1973-2<br />

8. Klinger HM, Baums MH, Eckert M et al. [A comparative study of unstable per- and<br />

intertrochanteric femoral fractures treated with dynamic hip screw (DHS) and trochanteric<br />

butt-press plate vs. proximal femoral nail (PFN)]. Zentralblatt fur Chirurgie 2005; 130:<br />

301-306, DOI: 10.1055/s-2005-836784<br />

9. Saudan M, Lubbeke A, Sadowski C et al. Pertrochanteric fractures: is there an advantage to<br />

an intramedullary nail?: a randomized, prospective study of 206 patients comparing the<br />

dynamic hip screw and proximal femoral nail. J Orthop Trauma 2002; 16: 386-393,<br />

10. Saarenpaa I, Heikkinen T, Jalovaara P. Treatment of subtrochanteric fractures. A<br />

comparison of the Gamma nail and the dynamic hip screw: short-term outcome in 58<br />

patients. Int Orthop 2007; 31: 65-70,<br />

11. Nuber S, Schonweiss T, Ruter A. [Stabilisation of unstable trochanteric femoral fractures.<br />

Dynamic hip screw (DHS) with trochanteric stabilisation plate vs. proximal femur nail<br />

(PFN)]. Unfallchirurg 2003; 106: 39-47,<br />

12. Hohendorff B, Meyer P, Menezes D et al. [Treatment results and complications after PFN<br />

osteosynthesis]. Unfallchirurg 2005; 108: 938, 940, 941-936 passim<br />

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<strong>Thema</strong>:<br />

Lektion 10:<br />

Denosumab – klinische Erfahrungen der ersten 2 Jahre<br />

Professor Dr. Lorenz Hofbauer<br />

The prominent role of RANKL in osteoclastogenesis has made it a prime target for<br />

therapy against diseases characterised by excessive bone loss. Thus, denosumab, a fully<br />

human monoclonal antibody against RANKL was developed. Denosumab displays a high<br />

specificity and affinity for RANKL with superior pharmacokinetic properties, translating<br />

into a long dosing interval of 6 month. A large study program on a wide spectrum of<br />

bone diseases, including several forms of osteoporosis and bone metastases is currently<br />

ongoing. With completed phase 3 studies, denosumab has recently been approved for the<br />

treatment of osteoporosis in 2010.<br />

A phase 2 study with different doses (6-210 mg) and intervals (every 3 to 6 months) was<br />

aimed at evaluating the effects on BMD after 12 months in postmenopausal women with<br />

low bone mass. A dose-dependent suppression of bone turnover was observed, with a<br />

decrease of the bone resorption marker serum CTX as early as three days after<br />

administration and a maximum reduction of 88% in the denosumab groups. Denosumab<br />

increased lumbar spine BMD (range: 3.0-6.7%), whereas women receiving placebo<br />

experienced a BMD loss of 0.8% in this period. At the total hip, BMD increased by 1.9-<br />

3.6% in the denosumab group, but decreased by 0.6% in the placebo group. The optimal<br />

denosumab dosing regimen turned out to be 60 mg every 6 months. Extension of this<br />

study for another 12 months demonstrated a sustained positive effect of denosumab on<br />

BMD at the lumbar spine, total hip, and the distal third of the radius. Overall, treatment<br />

with denosumab was well-tolerated and not associated with increased serious adverse<br />

events when compared to placebo. Of note, discontinuation of denosumab treatment<br />

caused a rapid increase of bone turnover markers to values above baseline and even<br />

greater than those observed in the placebo group. Subsequently, serum CTX levels<br />

returned to near baseline values and after 24 months off treatment were similar to<br />

placebo. Bone histomorphometry of patients from this study revealed absent osteoclasts<br />

in >50% of biopsies in the denosumab group. Bone turnover and bone formation were<br />

reduced in the denosumab group as evident from tetracycline labelling of trabecular bone<br />

in 19% of subjects treated with denosumab, but 94% of subjects treated with placebo.<br />

The fast reversibility of denosumab on bone remodelling is ambiguous. While prolonged<br />

suppression of bone turnover did not occur after denosumab had been stopped, the rapid<br />

increase of bone turnover markers, starting 6 months after the last denosumab injection<br />

has two practical implications: (I) the need of a reliable recall system to remind the<br />

patient of the subsequent injection, and (II) in case of discontinuation, a follow-up<br />

strategy with another anti-osteoporosis agent.<br />

In a pivotal randomised placebo-controlled phase 3 study (FREEDOM), denosumab (60<br />

mg every 6 months) was assessed for its fracture reduction in 7,868 women with<br />

postmenopausal osteoporosis, of whom 24% had preexisting vertebral fractures. After 3<br />

years, denosumab had reduced the risk of new radiographic vertebral fractures by 68%,<br />

hip fractures by 40%, and non-vertebral fractures by 20%. Of note, the risk of<br />

cardiovascular events, cancer, and infections did not differ between the two groups.<br />

However, the incidence of eczema (3.0% vs.1.7%) and cellulitis including erysipelas<br />

(0.3% vs.


Script – R1202 DVO Spezialkurs – 05.05.2012 - Dresden<br />

Two randomised placebo-controlled phase 3 studies have embarked on the use of<br />

denosumab in treatment-related osteoporosis: women receiving aromatase inhibitors for<br />

breast cancer and men on androgen-ablation therapy for prostate cancer. In both cases,<br />

sex hormone ablation is therapeutically intended as it prolongs disease-free survival, yet<br />

it commonly causes rapid bone loss and fragility fractures. In women on aromataseinhibitor<br />

therapy for non-metastatic breast cancer, denosumab (60 mg every 6 months<br />

for 12 months) increased BMD at the lumbar spine by 5.5% compared to placebo and<br />

was similarly effective regardless of the duration of aromatase inhibitor therapy.<br />

However, this study was not designed to assess fracture reduction. In the HALT study,<br />

men under androgen deprivation therapy for prostate cancer were assessed. In this<br />

study, denosumab (60 mg every 6 months for 24 months) also increased BMD over 24<br />

months at the lumbar spine by 6.7%, total hip by 4.8%, and distal third of the radius by<br />

5.5% over placebo. 61 Importantly, denosumab reduced the incidence of new vertebral<br />

fractures by 62% compared to placebo (1.5% vs. 3.9%). Serious side effects were<br />

similar between denosumab and placebo, including cancers, infections, and<br />

cardiovascular events. Cataracts developed in more men on denosumab (4.7%)<br />

compared to placebo (1.2%).<br />

In summary, denosumab represents a novel and effective anti-resorptive therapy for<br />

various metabolic bone diseases. While direct comparative studies with fracture<br />

endpoints are not available, evidence from completed trials with established surrogates<br />

suggests that it may be as effective as the most potent of the amino-bisphosphonates,<br />

zoledronic acid. Denosumab can be considered as a first line therapy. In addition it can<br />

be given as an alternative to intravenous bisphosphonates if oral bisphosphonates are<br />

not tolerated.<br />

Several important characteristics clearly separate denosumab from bisphosphonates: (I)<br />

its reversibility, as it targets RANKL and is not incorporated into the bone mineral, (II) its<br />

lack of gastrointestinal side effects and convenient biannual subcutaneous administration<br />

that may translate into improved long-term adherence, and (III) its potential use in<br />

impaired renal function as it is not eliminated by the kidneys. Of note, while no dose<br />

adjustment is required in patients with renal impairment, patients with severe renal<br />

impairment (creatinine clearance < 30 mL/min) or on chronic hemodialysis are at greater<br />

risk of developing hypocalcemia. In clinical practise, it is paramount, to correct calcium<br />

and vitamin D deficiency before starting denosumab therapy. Such strategy minimizes<br />

the risk of hypocalcemia.<br />

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<strong>Thema</strong>:<br />

Lektion 11:<br />

Odanacatib und Sklerostin-Antikörper<br />

Professor Dr. Lorenz Hofbauer<br />

Odanacatib<br />

Cathepsin K represents a key cystein proteinase of the mature osteoclast that degrades<br />

collagen and breaks down bone. Cathepsin K is a critical determinant of resorptive<br />

activity by osteoclasts which removes bone of poor quality, where micro-cracks have<br />

accumulated and leaves hole-like lacunae. Thus, humans without functioning cathepsin K<br />

suffer from pycnodysostosis, a rare disease characterised by osteosclerosis, a dense, but<br />

brittle bone phenotype, short stature, and lytic lesions of the distal phalanges as a result<br />

of poorly functioning osteoclasts. A more severe phenotype, osteopetrosis (“marble bone<br />

disease”) has been described in cathepsin K-deficient mice.<br />

Based on the concept that the protease cathepsin K plays an important role in enzymatic<br />

bone degradation, the use of cathepsin K inhibitors has emerged as a novel therapeutic<br />

approach. A high specificity and affinity for cathepsin K over other cathepsins (B, L and<br />

S) that are widely expressed, particularly in the skin, was crucial for this class of<br />

compound. Odanacatib is currently the most advanced cathepsin K inhibitor under clinical<br />

investigation. Programs with less specific cathepsin K inhibitors were stopped due to<br />

cutaneous adverse side effects, including a scleroderma-like skin thickening and rashes.<br />

In phase 1 studies, odanacatib at an oral dose of 50 and 100 mg once a week reduced<br />

serum levels of the bone resorption marker C-terminal telopeptide of type I collagen<br />

(CTX) by 62%. Daily administration of odanacatib (10 mg) reduced serum CTX by 81%.<br />

In a phase 2 study, the effects of weekly oral doses of odanacatib were assessed in 399<br />

women with postmenopausal osteoporosis. After 24 months, odanacatib (50 mg)<br />

increased the BMD of the lumbar spine and total hip by 5.7% and 4.1% compared to<br />

placebo, respectively. Bone resorption markers were dose-dependently suppressed. Of<br />

note, odanacatib treatment resulted in a modest and transient reduction of bone<br />

formation markers while not suppressing bone formation rate as evident from a subset of<br />

32 women undergoing bone biopsies followed by histomorphometry. Adverse reactions<br />

were comparable to placebo and scleroderma-like cutaneous lesions were not observed.<br />

Currently, a phase 3 study is being conducted with over 16,000 postmenopausal women<br />

to assess the anti-fracture efficacy of odanacatib.<br />

Since cathepsin K is a key enzyme of the mature, activated osteoclast, its inhibition<br />

suppresses osteoclast function, but preserves osteoclast viability. This may allow<br />

osteoclast-to-osteoblast signaling that maintains bone formation, while suppressing bone<br />

resorption. These uncoupling effects of odanacatib are in contrast to other antiresorptive<br />

agents such as bisphosphonates and denosumab which enhance osteoclast apoptosis. It<br />

remains to be seen whether differences in these novel, and in part hypothetical,<br />

biological concepts, translate into meaningful clinical endpoints.<br />

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Sclerostin blockade<br />

Two rare skeletal diseases with a high bone mass, van Buchem disease and sclerosteosis,<br />

have been linked to inactivating mutations in the gene encoding for sclerostin. This<br />

highlights the role of sclerostin in the homeostasis of bone mass, and provided the<br />

rationale to target sclerostin with monoclonal antibodies to enhance bone formation. In a<br />

rat model of postmenopausal osteoporosis due to ovariectomy, treatment with a<br />

sclerostin antibody increased bone mass at all skeletal sites and completely prevented<br />

bone loss associated with estrogen deficiency. Treatment of cynomolgus monkeys with<br />

two once-monthly injections of a sclerostin-neutralising antibody yielded an increased<br />

bone mass at the femoral neck, radius, and tibia, ranging from 11-29% and enhanced<br />

bone strength at the lumbar spine. In a phase 1 study, a single subcutaneous injection of<br />

a sclerostin antibody (3 mg/kg) was well tolerated and increased bone formation markers<br />

by 60 to 100 % at day 21. Of note, the combination of stimulated bone formation and<br />

unchanged bone resorption markers, indicates an uncoupling effect. A phase 2 trial has<br />

been initiated to compare the efficacy of sclerostin neutralisation with alendronate and<br />

teriparatide.<br />

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<strong>Thema</strong>:<br />

Lektion 12:<br />

Sinnvolle Sequenz- und Kombinationstherapie<br />

Dr. Leonore Unger<br />

Durch die uns nun seit über 20 Jahren zur Verfügung stehenden spezifischen<br />

Osteoporosemedikamente ist es gelungen, die Frakturrate im Rahmen dieser Erkrankung<br />

um 30- 60% zu senken und damit die Lebensqualität der Betroffenen erheblich zu<br />

erhöhen. Für einzelne Bisphosphonate wie z.B. das Zoledronat konnte auch gezeigt<br />

werden, dass sich die Mortalitätsrate insgesamt deutlich verringert.<br />

Die hohe Lebenserwartung und die größere Auswahl an spezifischen Osteoporose-<br />

Medikamenten, die uns inzwischen zur Verfügung steht, erfordern differenzierte<br />

Langzeitkonzepte und Überlegungen zur sequentiellen Therapie.<br />

Es ist die Ausnahme, dass eine spezifische Osteoporosetherapie pausiert oder abgesetzt<br />

werden kann. Dies ist der Fall, wenn starke Risikofaktoren (z.B. die Einnahme von<br />

Glukokortikoiden oder hormonablativer Therapie) wegfallen und sich die Knochendichte<br />

bessert. In Abhängigkeit von den Risikofaktoren ist eher wieder mit einem Abfall der BMD<br />

und eine erneuten Zunahme des Frakturrisikos zu rechnen. Für Risedronat und Teripratid<br />

ist die Persistenz des Therapieerfolges über 1 Jahr nach Absetzten der Medikament<br />

nachgewiesen, für Alendronat wurde dies für klinische Frakturen über 5 Jahre gezeigt.<br />

In der Regel aber haben wir es mit einer Langzeittherapie zu tun. Hier zeigen uns<br />

Extensions- Studien für Risedronat, Alendronat, Zoledronat, Raloxifen und<br />

Strontiumranelat, dass dies für 6- 10 Jahre sicher möglich ist. In Anbetracht der<br />

Diskussionen um Kiefernekrosen und atypische Frakturen sollte aber die Therapie nach<br />

3-5 Jahren überprüft werden und das Therapieprinzip gegebenenfalls gewechselt werden.<br />

Bei Therapieversagen (neue Frakturen im 2. Halbjahr nach Therapiebeginn, weitere<br />

Größenabnahme > 3-6 cm, weitere Knochendichteabnahme > 3% an der LWS, fehlender<br />

Effekt auf die Knochenumbaumarker) oder Unverträglichkeiten ist eine<br />

Therapieumstellung erforderlich.<br />

In der Sequenztherapie werden die meisten Patienten entsprechend der Entwicklung der<br />

Osteoporose- Therapeutika von Bisphosphonaten auf andere Medikamente umgestellt.<br />

Bei Umstellungen auf Teriparatid wird dessen Wirkung von Risedronat weniger<br />

beeinflusst als von Alendronat. Am günstigsten ist eine Vorbehandlung mit Raloxifen. Im<br />

Anschluss an eine Teripratidtherapie sollte die Therapie mit einem Antiresorptivum<br />

fortgeführt werden, um den Therapieeffekt zu erhalten. Auch die Umstellung von<br />

Alendronat auf Denosumab führt zu einer weiteren Abnahme der Umbaumarker und zu<br />

einem weiteren Anstieg der Knochendichte.<br />

Noch weniger Daten existieren zu Kombinationstherapien. Die Kombination von<br />

Teriparatid und Raloxifen führt zu einem höheren Anstieg der BMD besondere im Bereich<br />

der Gesamthüfte, auch die Kombination von Teriparatid mit einer einmaligen Gabe von<br />

Zoledronat (Aclasta) führt zu einem höheren Anstieg der BMD an Hüfte und LWS.<br />

Dagegen wurde durch die gleichzeitige Gabe von Alendronat zu Teriparatid der<br />

osteoanabole Effekt gehemmt.<br />

Weitere Studien insbesondere auch mit Frakturdaten im Rahmen von Sequenz- und<br />

Kombinationstherapien sind dringend erforderlich.<br />

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