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Z1301 Grundkurs 1.pdf - OSTAK

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<strong>Grundkurs</strong> I<br />

Osteoporose als<br />

wichtigste osteologische<br />

Erkrankung<br />

Script<br />

Kursleitung:<br />

PD Dr. med. Gabriele Lehmann<br />

Referenten:<br />

PD Dr. med. Klaus Abendroth<br />

Prof. Dr. med. Franz Jakob<br />

Prof. Dr. med. Helmut Minne<br />

Prof. Dr. med. Klaus M. Peters<br />

PD Dr. med. habil. Stephan Scharla<br />

Dr. med. Volker Ziller<br />

09.+10.03.2013 – Weimar


Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Genetik<br />

Lektion 2: Prof. Dr. med. Franz Jakob<br />

Die Genetik beschäftigt sich mit der Vererbung und der Funktion der Gene. Die<br />

genetische Grundinformation für den Bauplan und die Funktion des Organismus ist in der<br />

DNS enthalten. Eine komplexe Maschinerie von Bindungsproteinen und Enzymen<br />

reguliert die Verpackung, die Ablesbarkeit und die Zugänglichkeit der DNS-Regionen, die<br />

für Eiweiße kodieren. Die Ablesbarkeit der Information und die Zugänglichkeit der DNS<br />

können sich im Laufe des Lebens verändern. Man nennt diese Modifikation der<br />

Umsetzbarkeit genetischer Information Epigenetik. Epigenetische Veränderungen<br />

können sich sehr stark auswirken und damit die einmal festgelegte genetische<br />

Information individuell wesentlich verändern. Auch hierfür existiert eine komplexe<br />

Regulationsmaschinerie. Die Epigenetik wird in den nächsten Jahren unsere Sichtweise<br />

der Dinge erheblich verändern, eine Entwicklung, die bereits begonnen hat. Einflüsse aus<br />

der Umwelt und der Lebensweise sind ebenfalls in der Lage, die Umsetzung der<br />

Information aus den Erbanlagen zu modifizieren (Gen-Umwelt-Interaktion).<br />

Der Aufbau und die Funktion des Skeletts sind sehr stark von erblicher Information<br />

geprägt. Im Durchschnitt sind z.B. die Anatomie des Knochens und sein Stoffwechsel zu<br />

50-80 % genetisch determiniert. Krankheiten und milde Störungen des Skeletts können<br />

durch Änderungen der genetischen Information verursacht und weitergegeben werden.<br />

Wir unterscheiden zwischen monogenetischen und polygenetischen Erkrankungen.<br />

Bei monogenetischen Erkrankungen wird durch eine Mutation im Bereich eines Gens eine<br />

Störung der Entwicklung und / oder der Funktion festgelegt. Eine solche Mutation aus der<br />

väterlichen oder mütterlichen Familie kann sich dominant auswirken und bereits bei<br />

Anwesenheit auf einem einzigen Chromosom zur Krankheit führen, oder es braucht die<br />

gleiche respektive eine ähnlich wirksame Störung auf dem Chromosom des anderen<br />

Elternteils um manifeste Krankheit hervorzurufen (autosomal dominant oder rezessiv).<br />

Im Gegensatz dazu werden bei polygenetischen Erkrankungen immer eine ganze Reihe<br />

von Genen von Veränderungen (Polymorphismen) betroffen, die sich sehr mild auf die<br />

Funktion des resultierenden Proteins auswirken, aber in ihrer Zusammensetzung dann<br />

einen Risikofaktor für die Entstehung von Krankheit darstellen. Meist bestehen solche<br />

Veränderungen aus Mutationen einzelner Nukleotide der DNS („single nucleotide<br />

polymorphisms“, SNPs). Diese haben dann entweder einen Basenaustausch mit Änderung<br />

der Aminosäuresequenz zur Folge, oder sie betreffen wichtige regulatorische Sequenzen<br />

in den Steuereinheiten der DNS.<br />

Beispiele monogenetischer Krankheiten des Knochens sind die Osteogenesis<br />

Imperfecta, die Hypophosphatasie und die erblichen Formen der<br />

hypophosphatämischen Rachitis, die das Gen des Kollagen 1, der Alkalischen<br />

Phosphatase oder des FGF23 betreffen. Sie fallen in der Regel bereits in der Kindheit auf<br />

und fordern uns interdisziplinär heraus, was die lebenslange Betreuung angeht.<br />

Polygenetische Erkrankungen sind die Arthrose und die Osteoporose. Sie entstehen<br />

durch multiple Veränderungen von Genen, die eine bedeutende Rolle spielen in der<br />

Regulation des Knochenstoffwechsels, der Knorpelphysiologie und der gesamten Funktion<br />

der muskuloskelettalen Einheit. Somit können die betreffenden genetischen<br />

Veränderungen alle möglichen Gene betreffen vom Kalziumstoffwechsel über die<br />

Regulationsnetzwerke mesenchymaler Differenzierung bis hin zu Hormonwirkung und<br />

Hormonstoffwechsel und bis zur Alterung. Während man bei der Suche nach genetischen<br />

Faktoren der Arthrose in den letzten Jahrzehnten eher wenige Fortschritte erzielen<br />

konnte, kommt man der Situation bei der Osteoporose zusehends näher. Tatsächlich<br />

zeigen z.B. Polymorphismen im Gen des Vitamin D-Rezeptors, des<br />

Parathormonrezeptors, des Östrogenrezeptors, von LRP5, SOST und in Genen der<br />

RANK/RANKL Signalkaskade in großen Populations-weiten Studien Assoziationen mit der<br />

Frakturinzidenz. Eine kürzlich publizierte Studie des „Genetic Factors for Osteoporosis<br />

Consortium“ beschreibt 150 identifizierte Kandidatengene (Richards et al. 2009).<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Möglicherweise lässt sich in naher Zukunft hieraus eine Chip-Analyse entwickeln, die bei<br />

entsprechend kostengünstiger Umsetzung in unsere Routinediagnostik eingehen kann.<br />

Derzeit sind wir in der Routine noch ein Stück weit davon entfernt. Die Einordnung<br />

solcher Befunde wird zudem in der klinischen Praxis auch erschwert, weil es auch sehr<br />

starke protektive Polymorphismen gibt, die einen Schutz vor Fragilitätsfrakturen<br />

vermitteln und damit das Risiko anderer Polymorhismen wieder neutralisieren (Gen-<br />

Gen-Interaktion). Polymorphismen des LRP 5 Gens, die einen Phänotyp der hohen<br />

Knochenmasse bedingen, sprechen für solche protektive Mechanismen, die wir bisher in<br />

unseren Überlegungen sicher zu wenig bewertet haben. Insofern müsste eine sorgfältige<br />

Familienanamnese nicht nur die Frage nach dem Vorkommen von Fragilitätsfrakturen<br />

beinhalten, sondern auch diejenige nach dem auffälligen Fehlen jeglicher Knochenbrüche.<br />

Aktuelle Übersichten in der Literatur vermitteln detaillierteres Wissen für Interessierte<br />

(Dai and Ikegawa; Herrero-Beaumont et al., 2009; Karasik and Kiel ; Li et al. ; Richards<br />

et al., 2009; Valdes and Spector, 2009).<br />

Lernziele: Wir sollten wissen, dass sowohl monogenetische als auch polygenetische<br />

Erkrankungen respektive Konstellationen unter den Muskuloskelettalen Erkrankungen<br />

und Verletzungen eine sehr große Rolle spielen und dass ein Grundverständnis für die<br />

Mechanismen von Vererbung in der Osteologie notwendig ist. Die Volkskrankheiten in der<br />

Osteologie sind zu einem großen Teil genetisch determiniert. Genetische<br />

Voraussetzungen können durch epigenetische Veränderungen im Laufe des Lebens<br />

modifiziert werden und die Dominanz solcher Konstellationen des Erbguts kann bis zu<br />

einem gewissen Grad durch Umwelt und Lebensweise beeinflusst werden, was bedeutend<br />

ist für die Lebensberatung, die Prävention und die Therapie. Je jünger das<br />

Manifestationsalter, desto häufiger sollten wir auch an genetische Syndrome als Ursache<br />

von Erkrankungen denken und in Zusammenarbeit mit der Humangenetik auch die<br />

Seltenen Erkrankungen in unserem Feld betreuen. Viele der monogenetischen<br />

Erkrankungen sind bereits heute eindeutig zu diagnostizieren und zuzuordnen. Für die<br />

polygenetischen Erkrankungen werden wir in Zukunft zur Erfassung der<br />

Risikokonstellation auch entsprechende Tests an die Hand bekommen. Für den<br />

Augenblick hilft nach wie vor eine sorgfältige Familienanamnese bei der Erfassung von<br />

Risikokonstellationen.<br />

Literatur:<br />

1. Dai, J., and Ikegawa, S. Recent advances in association studies of osteoarthritis<br />

susceptibility genes. J Hum Genet.<br />

2. Herrero-Beaumont, G., Roman-Blas, J.A., Castaneda, S., and Jimenez, S.A.<br />

(2009). Primary osteoarthritis no longer primary: three subsets with distinct<br />

etiological, clinical, and therapeutic characteristics. Semin Arthritis Rheum 39, 71-<br />

80.<br />

3. Karasik, D., and Kiel, D.P. Evidence for Pleiotropic Factors in Genetics of the<br />

Musculoskeletal System. Bone 2010.<br />

4. Li, W.F., Hou, S.X., Yu, B., Li, M.M., Ferec, C., and Chen, J.M. Genetics of<br />

osteoporosis: accelerating pace in gene identification and validation. Hum Genet<br />

127, 249-285.<br />

5. Richards, J.B., Kavvoura, F.K., Rivadeneira, F., Styrkarsdottir, U., Estrada, K.,<br />

Halldorsson, B.V., Hsu, Y.H., Zillikens, M.C., Wilson, S.G., Mullin, B.H., et al.<br />

(2009). Collaborative meta-analysis: associations of 150 candidate genes with<br />

osteoporosis and osteoporotic fracture. Ann Intern Med 151, 528-537.<br />

6. Valdes, A.M., and Spector, T.D. (2009). The contribution of genes to<br />

osteoarthritis. Med Clin North Am 93, 45-66.<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Biomechanik und Knochenqualität<br />

Lektion 3: PD Dr. med. Klaus Abendroth<br />

Alle Bauelemente, die der Erhaltung der Körperform und der Fortbewegung dienen, sind<br />

im System des Stütz- und Bewegungsapparates zusammengefasst. Der<br />

Stützapparat ist die passive Form des Bewegungsapparates (B.KUMMER, 2005).<br />

Die Funktion der Knochen im Bewegungsapparat als Hebel zwischen den gelenkigen<br />

Verbindungen erfordert biomechanisch unterschiedliche Strukturen. Kompakte kortikale<br />

Röhrenknochen mit hoher Steifheit können als Bewegungshebel große Kräfte<br />

aufnehmen und trabekulär-spongiöse Strukturen verteilen die einwirkenden Kräfte<br />

zur Anpassung an die geringere Festigkeit des Knorpels im Gelenk- bildenden Bereich auf<br />

größere Flächen.<br />

Form und Struktur der jeweiligen Knochenbereiche sind der biomechanischen Inanspruchnahme<br />

angepasst.<br />

Die Biomechanik erfasst und beschreibt die Reaktion des Organismus und seiner<br />

Bauteile auf die mechanische Inanspruchnahme. Dabei handelt es sich um Stoffwechselund<br />

Wachstumsvorgänge, die zur Ausbildung einer bestimmten Struktur und Gestalt<br />

führen. Diese Rückkoppelung unterscheidet grundsätzlich die Biomechanik von der<br />

technischen Mechanik.<br />

Die kausale Histogenese (PAUWELS, 1965) beschreibt den Vorgang der funktionellen<br />

Anpassung spezifischer Gewebe unter dem Einfluss genau definierter Umweltreize. Dies<br />

gilt speziell für die mechanische Beanspruchung von Knochen, Knorpel und Bindegewebe.<br />

Ein Organ oder ein Organsystem ist an seine spezifische Funktion angepasst, wenn ein<br />

Maximum an Leistung mit einem Minimum an Material erreicht wird (Maximum-Minimum-<br />

Gesetz, ROUX 1895).<br />

Diese Anpassung an die Funktion wird durch die Ausübung derselben erreicht.<br />

(WOLFF’sches Gesetz, 1870,1892)<br />

Das Knochenmaterial ist ein Kompositwerkstoff aus einer dehnungselastischen<br />

Proteinmatrix und einer festen unelastischen Hydroxylapatit-Kristall- Einlagerung. Der<br />

Mineralisationsgrad der Proteinmatrix entscheidet über Elastizität und Bruchfestigkeit.<br />

Beide Komponenten sind in ein biologisch aktives, lebendes System integriert, das in der<br />

Lage ist, sowohl die Proteinmatrix als auch das Hydroxylapatit den äußeren Bedingungen<br />

anzupassen, zu erneuern, zu vermehren oder auch abzubauen.<br />

Die Basis des biologisch aktiven Systems des Knochens sind Osteoblasten, Osteoklasten,<br />

Osteozyten und die endostalen Liningzellen.<br />

Der morphologische Organverbund von Knochen und hämatologischem Mark stellt dabei<br />

an die Nahrungs- und Energieversorgung über das Gefäßsystem besondere, auch<br />

biomechanische Anforderungen.<br />

Die Integration des Knochens in das Gesamtsystem des Stütz- und Bewegungsapparates<br />

bedingt eine weitere biomechanische Regulationsebene, die von neuromuskulären und<br />

endokrinen Steuerungsmechanismen beeinflusst wird. Die folgenden unterschiedlichen<br />

Regulationsebenen sichern die biomechanische Stabilität sowohl des Knochens als auch<br />

des gesamten Bewegungsapparates.<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Im Utah-Paradigma (FROST 1992) werden in der täglichen Verformung der<br />

Knochenstruktur durch die Einwirkung der Muskelkraft die für Knochenmasse und –<br />

struktur entscheidenden Impulse beschrieben. Die Stärke der Verformung bestimmt die<br />

jeweilige Reaktion des Knochengewebes von Knochen-Anbau (Modelling), -Erhaltung<br />

(Remodelling), -Abbau bis hin zu Mirko- und Makrofrakturen. Die Sensibilität des<br />

Knochengewebes für biomechanische Impulse und deren Folgen wird hormonell<br />

gesteuert.<br />

So ändert sich z.B. das Verhältnis von Knochen- zur Muskelmasse mit dem Einsetzen<br />

bzw. mit dem Sistieren der Östrogen- bzw. der Testosteronproduktion (FERRETTI,<br />

SCHIESSL, FROST).<br />

Die biomechanischen Impulse werden im Knochengewebe über intrakanalikuläre<br />

Druckwellen von den Osteozyten, dem Mechanostat des Knochens, empfangen. Das<br />

SOST-Gen des Osteozyten entscheidet je nach biomechanischer Information und<br />

hormoneller Konstellation lokal über Knochenan- oder -abbau. Die „Information“ der den<br />

entsprechenden Knochenumbau ausführenden Osteoklasten bzw. Osteoblasten erhalten<br />

die entsprechenden Vorläuferzellen über die endostalen Liningzellen.<br />

Der Knochen dient dem Knochenmark als Hülle und Stütze. Knochen und Mark haben<br />

aber teilweise ein gemeinsames Blutgefäßsystem, das im Knocheninneren Sinus<br />

ausweist, deren Gefäßwände den Zellaustausch mit dem Mark ermöglicht. Das geschieht<br />

auf niedrigem Druckniveau. Der Blutrückfluss aus dem Knochen ist besonders in der<br />

unteren Körperhälfte deshalb auf eine aktive Pumpfunktion der Skelettmuskulatur<br />

angewiesen. Der Knochen muss durch Muskelaktivität „gemolken“ werden<br />

(R.BURKHARDT, 1961). Ein fehlender Rückstrom führt zur Azidose im inneren der<br />

Knochen und zur Kalziumausschwemmung. Ein Phänomen, das bei Inaktivität und bei<br />

Schwerelosigkeit zum Knochenmineralverlust führt.<br />

Die Regelung der biomechanischen Gesamtfunktion des Stütz- und<br />

Bewegungsapparates erfolgt über afferente, zentralnervöse und efferente Strukturen<br />

unter Einbeziehung aller Sinnesinformationen. Feed back Informationen von<br />

Mechanorezeptoren, aus Proprio- und Nozizeption zur Muskelspannung, aus<br />

Gelenkpositionen und Knochenfestigkeit sichern die Körperposition. Feed forward<br />

Ansteuerungen aller genannten Strukturen bereiten den Bewegungsimpuls vor.<br />

Fehlsteuerungen in diesem System können zum Beispiel durch spontane maximale<br />

Muskelkraftentfaltung Ursache für eine Hüftfraktur vor einem Sturz sein.<br />

Die Knochenqualität wird klinisch durch die Bruchfestigkeit und das Frakturrisiko im<br />

Gesamtsystem determiniert. Diese klinische Gesamtqualität ist durch die Qualität der<br />

Einzelkomponenten zu sichern.<br />

So können entsprechende Mängel in der Knochenqualität bestimmt werden durch<br />

Veränderungen:<br />

- im Kompositwerkstoff Knochen (Untermineralisation – osteomalazische<br />

Komponente, veränderte Proteinmatrix),<br />

- in der Struktur der einzelnen Knochen (z.B. Architektur des Schenkelhalses,<br />

postmenopausale endostale Kompakta-Reduktion),<br />

- im biologischen Adaptationsprozess des Knochengewebes (endokrine Steuerung<br />

zu low- oder high-Turnover) und<br />

- in der neuromuskulären Fedd-back-Regulation des gesamten Stütz- und<br />

Bewegungsapparates.<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Diagnostik und Differentialdiagnostik osteoporotischer Frakturen<br />

Lektion 4: Prof. Dr. med. Klaus M. Peters<br />

Eine Osteoporose ohne Frakturen ist asymptomatisch. Die Erstmanifestation der<br />

Osteoporose erfolgt durch eine Fraktur. 34,8% aller Frakturen in Europa sind<br />

osteoporosebedingt, das bedeutet 620.000 proximale Femurfrakturen, 490.000 klinische<br />

Wirbelkörperfrakturen sowie 574.000 distale Radiusfrakturen in Europa pro Jahr mit<br />

weiter steigender Tendenz. Bei den über 50-jährigen werden 1/3 aller Frauen und 1/5<br />

aller Männer eine osteoporosebedingte Fraktur erleiden.<br />

Ist somit jede Fragilitätsfraktur des über 50-jährigen osteoporosebedingt? –Nein! Es ist<br />

wichtig, die Differentialdiagnosen zu beachten. Die Diagnostik zur Abklärung<br />

osteoporotischer Frakturen erfolgt mittels bildgebender Verfahren: konventionelles<br />

Röntgen, CT, MRT sowie Knochenszinthigraphie.<br />

Radiologische Kriterien einer präklinischen Osteoporose sind das verstärkte Hervortreten<br />

der Grund- und Deckplatten (Rahmenwirbel), die Transparenzerhöhung der Wirbelkörper<br />

sowie die Betonung der vertikal verlaufenden Trabekel. Radiologische Kriterien einer<br />

manifesten Osteoporose sind Wirbelkörperdeformierungen im Sinne von Fischwirbeln,<br />

Keilwirbeln sowie Flach- oder Plattwirbeln. Eine Hyperkyphose der BWS kann auch ohne<br />

Frakturen einhergehen. Osteoporotische Wirbelkörperfrakturen stellen in der Regel<br />

stabile Frakturen dar. Das Einbrechen der Hinterkante sollte den Verdacht auf ein<br />

malignes Geschehen lenken. Die Wirbelkörpersinterungen sind häufig ein kontinuierlicher<br />

Prozess. Zunächst kommt es zu einer Zunahme der<br />

Wirbelkörperabschlussplattenkonkavität. Hieraus entwickelt sich ein zunehmender Keiloder<br />

Fischwirbel bis zum vollständigen Wirbelkörperkollaps. 30-50% aller<br />

osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen sind klinisch stumm! Das Röntgenbild ist zur<br />

Frühdiagnose einer Osteoporose ungeeignet. Erst wenn bereits ein Verlust von 30-40%<br />

an Knochenmasse besteht, wird dieser nativ-radiologisch reproduzierbar erkannt. Die<br />

semiquantitative Analyse der Wirbelkörperfraktur erfolgt als morphometrische Analyse<br />

zwischen BWK 4 und LWK 4 mit der Methode nach Genant et al. (1993). Hiernach liegt<br />

eine Wirbelkörperfraktur vor, wenn eine Wirbelkörperhöhe mindestens 20% niedriger als<br />

die vergleichbare Höhe des darüber liegenden Wirbelkörpers ist. Entsprechend werden<br />

drei Schweregrade der Wirbelkörperfrakturen unterschieden:<br />

Grad I: Keilförmige oder bikonkave Deformität von 20-25%.<br />

Grad II: Keilförmige oder bikonkave Deformität von 25-40%.<br />

Grad III: Keilförmige oder bikonkave Deformität von >40%.<br />

Osteoporotische Wirbelkörperfrakturen befinden sich bevorzugt in der mittleren BWS<br />

sowie im thorakolumbalen Übergang und der oberen LWS. Bei Wirbelkörpersinterungen<br />

kranial von BWK 7 ist eine maligne Genese besonders in Betracht zu ziehen. Bei 2/3 der<br />

Patienten mit radiologisch erfassbaren Wirbelkörperfrakturen sind diese nicht<br />

diagnostiziert!<br />

Frakturmuster:<br />

Bei der postmenopausalen Osteoporose kommt es bevorzugt zu Frakturen der<br />

Wirbelkörper (stammbetonte Osteoporose). Bei der „senilen“ Osteoporose ist häufiger<br />

das periphere Skelett betroffen: pertrochantäre Femurfraktur, distale Radiusfraktur. Die<br />

Differenzierung einer frischen gegenüber einen älteren Wirbelkörperfraktur gelingt mittels<br />

MRT oder auch Skelettszintigraphie. Im MRT zeigt sich bei akuten Frakturen ein<br />

Ödemnachweis. Die Skelettszintigraphie zeigt eine vermehrte lokale Tracer-Aufnahme.<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Das derzeit sensitivste Verfahren zur Erfassung von (frischen) Wirbelkörperfrakturen<br />

stellt die MRT mit STIR-Sequenzen (Short Tan Inversion Recovery) dar. Hierbei handelt<br />

es sich um fettunterdrückte T2-Sequenzen. Das CT ist die Methode der Wahl bei<br />

traumatischen Frakturen, bei osteoporotischen Frakturen jedoch nur zweite Wahl nach<br />

dem MRT. Eine Ausnahme stellen die Beckenfrakturen dar.<br />

Das MRT weist gegenüber dem CT folgende Vorteile auf:<br />

• Frakturalter-Bestimmung mittels intraossärem Ödem<br />

• Abbildung größerer Wirbelsäulenabschnitte und auch auf Aufspüren okkulter<br />

Frakturen in benachbarten Wirbelkörpern möglich<br />

• Höhere Sensitivität bezüglich Differentialdiagnosen, wie Spondylitis oder Malignom<br />

• Bessere Darstellung des Myelons<br />

• Darstellung umgehender Weichteile<br />

• Strahlungsarmut<br />

Nachteile des MRT gegenüber dem CT stellen die geringere Verfügbarkeit, die<br />

Nichteignung bei Schrittmacherträgern, die schlechtere Darstellbarkeit feiner<br />

Knochenstrukturen, die höheren Kosten sowie Probleme bei Patienten mit Klaustrophobie<br />

dar.<br />

Differenzialdiagnosen zur osteoporotischen Wirbelkörperfraktur sind maligne<br />

pathologische Frakturen, insbesondere durch Wirbelkörpermetastasen oder das multiple<br />

Myelom, infektiöse Knochenveränderungen (Spondylodiszitis), metabolische<br />

Knochenveränderungen, z.B. Osteomalazie oder Deformitäten nach M. Scheuermann.<br />

Osteoporose<br />

asymptomatisch ohne Frakturen<br />

Erstmanifestation durch eine Fraktur<br />

34,8 % aller Frakturen in Europa sind osteoporosebedingt<br />

620.000 proximale Femurfrakturen<br />

490.000 klinische Wirbelkörperfrakturen<br />

574.000 distale Radiusfrakturen<br />

pro Jahr in Europa mit weiter steigender Tendenz<br />

Bei den über 50-Jährigen werden 1/3 aller Frauen und 1/5<br />

aller Männer eine osteoporosebedingte Frakturen erleiden.<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 4 – Folie 3. – Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Prädilektionsstellen von osteoporosebedingten<br />

Frakturen<br />

prox. Oberarm<br />

Wirbelkörper<br />

Schenkelhals<br />

dist. Unterarm<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 4 – Folie 4. – Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

WK-Fraktur: häufigste osteoprotische Fraktur<br />

proximale Femurfraktur: schwerwiegendste<br />

Fraktur<br />

erhöhtes Risiko für Folgefrakturen:<br />

EPOS-Studie (Lunt et al. 2003):<br />

Relatives Risiko für Folgefrakturen erhöht sich<br />

um das 3,2-fache nach 1 WK-Fraktur<br />

9,8-fache nach 2 WK-Frakturen<br />

23-fache nach 3 WK-Frakturen<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 4 – Folie 5. – Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Radiologische<br />

Kriterien der präklinischen Osteoporose<br />

verstärktes Hervortreten der Grund- und<br />

Deckplatten (Rahmenwirbel)<br />

Transparenzerhöhung der Wirbelkörper<br />

Betonung der vertikal verlaufenden Trabekel<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 4 – Folie 15. – Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

Radiologische Kriterien der manifesten<br />

Osteoporose<br />

Wirbelkörperfrakturen als<br />

- Fischwirbel<br />

- Keilwirbel<br />

- Flach- oder Plattwirbel<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 4 – Folie 17. – Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Semiquantitative<br />

Wirbelkörperfraktur<br />

morphometrische Analyse<br />

(zwischen BWK4 und LWK 4)<br />

Hp<br />

Hm<br />

Ha<br />

Eine Wirbelkörperfraktur liegt vor, wenn eine der<br />

Wirbelkörperhöhen mindestens 20% niedriger als die<br />

vergleichbare Höhe des darüberliegenden Wirbelkörpers ist.<br />

(nach Genant et al. JBMR 8, 1137-1148 (1993))<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 4 – Folie 1. – Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

3 Schweregrade der Wirbelkörperfrakturen<br />

Klassifikation osteoporotischer Wirbelkörper-frakturen<br />

nach der semiqantitativen Methode<br />

(Genant et al. 1993)<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 4 – Folie 28. – Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Epidemiologie osteoporotischer Frakturen<br />

Lektion 5: Prof. Dr. med. Klaus M. Peters<br />

Bereits im Jahr 2003 hat die WHO die Osteoporose als eine der 10 ökonomisch<br />

bedeutsamsten Volkskrankheiten eingestuft. Aufgrund des weltweiten demographischen<br />

Wandels wird ein weiterer Anstieg osteoporotischer Frakturen und dementsprechend ein<br />

wachsender Versorgungsbedarf erwartet. Laut EVOS-Studie haben 4,1 Millionen<br />

Menschen in Deutschland mindestens eine osteoporotische Wirbelkörperfraktur. 6,4<br />

Millionen Menschen über 50 Jahre haben eine Frakturgefährdung. Neuere epidemiologische<br />

Daten über die Osteoporose in Deutschland aus der Bone Evaluation-Study<br />

(BEST) aus dem Jahre 2009 geben eine Prävalenz für Frauen über 50 Jahre mit 24%, für<br />

Männer über 50 Jahre mit 6% an. Bei 6,3 Millionen Osteoporose-Betroffenen in<br />

Deutschland wird von 885.000 Neuerkrankungen pro Jahr ausgegangen (1).<br />

Unter den osteoporotischen Frakturen stellt die Hüftfraktur die schwerwiegendste<br />

osteoporotisch bedingte Fraktur dar. Innerhalb von 12 Monaten nach einer Hüft-Fraktur<br />

sterben 20-30% der Patienten. Weitere 22% der Patienten kommen in ein Pflegeheim.<br />

Nur 24-50% erlangen ihre vollständige körperliche Mobilität wieder. French und<br />

Mitarbeiter (2008) kamen sogar auf eine Pflegeheimquote von 64% innerhalb der ersten<br />

12 Monate nach Schenkelhalsfraktur. Osteoporotische Frakturen beanspruchen mehr<br />

Krankenhaustage als Herzinfarkt und Brustkrebs. Nicht jeder Sturz des Älteren führt zu<br />

einer Fraktur. Ca. 30% der über 65-jährigen stürzen einmal pro Jahr. Bei den über 80-<br />

jährigen beträgt die Quote ca. 50%. Jeder zehnte Sturz bedarf einer<br />

Krankenhausbehandlung, jeder hundertste Sturz führt zu einer proximalen Femurfraktur.<br />

Vogel und Mitarbeiter (2008) führten eine Untersuchung zur Versorgungsrealität<br />

osteoporotischer Frakturen in Unfallchiurgischen Kliniken in Deutschland durch. Es zeigte<br />

sich, dass in 30% der Kliniken eine leitliniengerechte Diagnostik, in 51% eine<br />

leitliniengerechte Therapie durchgeführt wurde. Eine leitliniengerechte Versorgung, d.h.<br />

leitliniengerechte Diagnostik und Therapie erfolgte jedoch nur 12% der Unfallchirurgischen<br />

Kliniken in Deutschland (2).<br />

Kosten<br />

Allein in Deutschland kosten die osteoporotischen Frakturen fünf Milliarden Euro pro Jahr.<br />

Jede Hüftfraktur kostet im ersten Jahr nach der Fraktur in Deutschland ca. 17.500 Euro.<br />

Die proximale Femurfraktur ist nach der Wirbelkörperfraktur und der Handgelenksfraktur<br />

zwar nur die dritthäufigste osteoporosebedingte Fraktur, er braucht aber 61-72% der<br />

Gesamtkosten für Osteoporose. Die Hüftfraktur-Inzidenz wird aufgrund der Demographie<br />

in den nächsten 50 Jahre weiterhin deutlich ansteigen. Zur Verbesserung der Versorgungssituation<br />

in Deutschland wurde das Osteoporoseregister eingeführt. Hierdurch ist<br />

eine verbesserte Leitlinienimplementierung, eine Verbesserung der Betreuungsqualität<br />

der Patienten, eine Darstellung der tatsächlichen Mobilität und damit eine schrittweise<br />

Beseitigung der Unterversorgung in Deutschland möglich. Hieraus liefert das<br />

Osteoporoseregister Daten zur Wirksamkeit der Therapie, zur Compliance der Patienten<br />

sowie auch zu Nebenwirkungsraten.<br />

Literatur:<br />

1. Hadji P et al.: Epidemiologie der Osteoporose: Bone Evaulation study. Dtsch<br />

Arztebl Int. 110 (4):52-57 (2013)<br />

2. Vogel T et al.: Versorgungswirklichkeit bei osteoporosebedingten Frakturen in der<br />

deutschen Unfallchirurgie. Unfallchirurg 111: 869-877 (2008)<br />

3. Frerichmann U et al.: Proximale Femurfrakturen im Alter. Unfallchirurg 110: 610-<br />

616 (2007)<br />

Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke


Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

EVOS 1<br />

Prävalenz und Epidemiologie der<br />

Osteoporose in Deutschland<br />

4,1 Mio. Menschen mit Wirbelkörperfraktur: 2,2 Mio. Frauen<br />

1,9 Mio. Männer<br />

6,4 Mio Menschen > 50 Jahre mit Frakturgefährdung: 4,8 Mio. Frauen<br />

1,6 Mio. Männer<br />

EPOS 2<br />

⇒ Jährlich erleiden über 74.000 Frauen eine neue WK -Fraktur<br />

⇒ das heißt: 204 Wirbelkörperfrakturen am Tag<br />

⇒ 9 Wirbelkörperfrakturen pro Stunde<br />

⇒ alle 7 Minuten eine neue Wirbelkörperfraktur<br />

1. Felsenberg et al (1998); Med Klin 93: Suppl II: 31-34 / 2. Felsenberg et al. (2002) JBMR<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 5 – Folie 6– Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

Epidemiologie der Osteoporose in Deutschland<br />

BEST (Bone Evaluation Study) (2009) 1<br />

Prävalenz<br />

Frauen über 50 Jahre 24%<br />

Männer über 50 Jahre 6%<br />

6,3 Mio. Osteoporose-Betroffene in Deutschland<br />

Neuerkrankungsrate pro Jahr 2,1%<br />

(885.000 Neuerkrankungen)<br />

1<br />

Hadji et al. Dtsch. Ärztebl. 2013<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 5 – Folie 7– Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke


Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Krankenhausbehandlung:<br />

Osteoporotische Frakturen beanspruchen mehr<br />

Krankenhaustage als Herzinfarkt und Brustkrebs<br />

Anteil an Krankenhaustagen in % *<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Herzinsuffizienz<br />

Oberschenkelhalsfraktur<br />

Wirbelkörper-Fraktur<br />

Brustkrebs<br />

Myokardinfarkt<br />

* Frauen ab 55 Jahren<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 5 – Folie 12– Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

Versorgungsrealität Osteoporotischer Frakturen<br />

in Unfallchirurgischen Kliniken in Deutschland<br />

(Vogel et al. 2008)<br />

30% leitliniengerechte Diagnostik<br />

51% leitliniengerechte Therapie<br />

12% leitliniengerechte Versorgung<br />

(Diagnostik + Therapie)<br />

2/3 der Klinken verfügen über kein standardisiertes<br />

Vorgehen zur Versorgung von Patienten mit<br />

osteoporosebedingten Frakturen.<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 5 – Folie 13– Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke


Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Osteoporose Prävalenz bei<br />

Traumapatienten<br />

Augat P.et al. Arch Orthop Trauma Surg (2010) 130:1405–1410<br />

Observationsstudie aus einem deutschen Traumazentrum<br />

233 Frauen älter als 50 Jahre mit 301 Frakturen<br />

95/233 (43%) hatten zuvor eine Osteoporoseuntersuchung,<br />

31/95 (28%) mindestens 1 Jahr eine anti-osteoporotische<br />

Medikation (u.a. Bisphosphonate (n=14)<br />

und Calcium und Vitamin D (n=12)<br />

79/233 (29%) hatten bereits frühere Fraktur<br />

(50 Unterarm-, 21 Wirbelsäulen- und 8 Hüftfrakturen).<br />

44/79 (57%) Osteoporoseabklärung<br />

19/79 (25%) erhielten spezielle Therapie.<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 5 – Folie 15– Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

010<br />

Osteoporose-Register<br />

Die Einführung eines Osteoporose-Registers ermöglicht<br />

verbesserte Leitlinienimplementierung (der Osteologe erhält<br />

einen verständlichen Handlungsalgorithmus)<br />

Verbesserung der Betreuungsqualität für Patienten<br />

Darstellung der tatsächlichen Morbidität<br />

schrittweise Beseitigung der Unterversorgung<br />

Regressvermeidung (standardisierte Dokumentation und<br />

einheitliche, leitliniengerechte Therapie erleichtern wesentlich die<br />

Handlungsbegründung im Rahmen von Budgetüberschreitungen)<br />

kostbare Datenevaluation, z. B. zur:<br />

<br />

<br />

<br />

Wirksamkeit der Therapie<br />

Compliance<br />

Nebenwirkungsrate u. v. mehr<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 5 – Folie 22– Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke


Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Behandlung osteoporotischer Wirbelkörperfrakturen<br />

Lektion 6: Prof. Dr. med. Klaus M. Peters<br />

Die Diagnostik von Wirbelkörperfrakturen erfolgt zunächst mittels Nativ-Röntgen in zwei<br />

Ebenen. Zum sicheren Ausschluss einer Hinterkantenbeteiligung kann ggf. ein CT<br />

erforderlich sein, zur Differenzierung einer frischen von einer älteren Wirbelkörperfraktur<br />

eine MRT. Weiterhin ist differenzialdiagnostisch ein neurologisches Defizit auszuschließen.<br />

Wurde eine osteoporotische Wirbelkörperfraktur nachgewiesen, stellen sich folgende<br />

wichtige Fragen zu Behandlungsbeginn:<br />

1. Kommt der Schmerz von der Fraktur?<br />

30-50% aller osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen sind klinisch stumm!<br />

2. Wie alt die Fraktur?<br />

Die Anamnese hilft häufig nicht weiter.<br />

3. Gibt es weitere Frakturen?<br />

Bei vorliegenden Schmerzen in der osteoporotischen Wirbelsäule ist eine<br />

Schmerzdifferenzierung entscheidend:<br />

Handelt es sich um myofasziale Schmerzen, ossäre Schmerzen oder um kombinierte<br />

myofaszial-ossäre Schmerzen? Myofasziale Schmerzen entstehen bei Osteoporose<br />

aufgrund von Fehlstatik, Fehlhaltung und Fehldynamik. Typisch ist ein Hypertonus der<br />

betroffenen Muskulatur. Es zeigt sich ein paravertebraler Druckschmerz, kein oder nur<br />

ein geringer Klopfschmerz. Ossäre Schmerzen entstehen bei Osteoporose aufgrund von<br />

Wirbelkörpersinterungen oder -frakturen. Hier findet sich ein deutlicher Klopf- bzw.<br />

Druckschmerz der betroffenen Wirbelkörper. Bevorzugte Lokalisationen der<br />

osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen sind die mittlere BWS sowie der thorakolumbale<br />

Übergang und die obere LWS.<br />

Konservative Therapie bei akuten osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen nach<br />

der DVO-Leitlinie Osteoporose:<br />

Es ist eine schnellstmögliche Mobilisierung des Patienten zu Vermeidung von<br />

Folgekomplikationen der Immobilität anzustreben. Typische Folgekomplikationen sind<br />

Pneumonie, Thromboembolien sowie weitere funktionelle Verluste. Zum Einsatz<br />

physikalischer Therapieverfahren in der Behandlung osteoporotischer<br />

Wirbelkörperfrakturen und sich in der Leitlinie Osteoporose keine dezidierten Hinweise,<br />

da keine Ergebnisse aus randomisierten klinischen Studien verfügbar sind.<br />

Eine physikalische Schmerztherapie bei Osteoporose ist durch elektrische Reize<br />

(Elektrotherapieverfahren), thermische Reize (hydrothermisch, hochfrequenzthermisch,<br />

licht-thermisch) und auch mechanisch-dynamische Reize (Krankengymnastik, Massage)<br />

möglich. Auch hier ist eine Schmerzdifferenzierung vor Beginn der Therapie<br />

entscheidend. Beim akuten Knochenschmerz kommen eine entlastende Lagerung, die<br />

mehrmals täglich analgetische Kryotherapie in Form von milder Kälte, kalte Wickel (15-<br />

20° für 10-20 min.) sowie Kaltluftapplikationen (bis 30° C 300 ml pro Min. für 10 min.)<br />

zum Einsatz.<br />

Einen weiteren wichtigen Stellenwert in der konservativen Behandlung von<br />

osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen hat deren orthetische Versorgung. Ziele sind hier<br />

die Schmerzreduktion, die Aufrichtung, d.h. die Reduktion der Hyperkyphosierung der<br />

BWS, die Verbesserung der Lungenfunktion und damit die Verbesserung der<br />

Lebensqualität. Beispiele für heutige Rückenorthesen bei osteoporotischen Frakturen sind<br />

die Spinomed-Rückenorthese, die Vibrostatik-Orthese sowie die Osteomed-Osteoporose-<br />

Orthese.<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Indikationen für eine operative Behandlung von osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen<br />

stellen instabile Wirbelkörperfrakturen dar, eine zunehmende Höhenminderung des<br />

betroffenen Wirbelkörpers mit anhaltenden Schmerzen, konservativ nicht ausreichend<br />

therapierbare Schmerzen sowie höhergradige Frakturen mit resultierender starker<br />

Kyphosierung dar.<br />

Kyphoplastie und Vertebroplastie<br />

Beide Verfahren haben klinisch eine relevante schmerzlindernde Wirkung bei frischen<br />

Wirbelkörperfrakturen (Evidenz Grad C). Hinsichtlich Risiken und Nützen liegen bisher<br />

keine ausreichenden Langzeiterfahrungen vor.<br />

Gemäß DVO-Leitlinie 2009 liegen folgende Indikationen zum Einsatz sowohl der<br />

Vertebroplastie als auch der Kyphoplastie vor<br />

• nach einem dokumentierten konservativen Therapieversuch über drei Wochen<br />

• nach Ausschluss degenerativer Wirbelsäulenveränderungen als<br />

Beschwerdeursache<br />

• nach dokumentierter interdisziplinärer gutachterlicher Einzelfalldiskussion.<br />

Zu den Verfahren im Einzelnen:<br />

Vertebroplastie<br />

Hier wird eine perkutane transpedikuläre Applikation von Knochenzement durchgeführt.<br />

Es kommt zu einem Schmerzrückgang bis 90%. Die Kosten der Vertebroplastie sind<br />

gering, die Wiederaufrichtung des betroffenen Wirbels ist nicht möglich. Es liegt ein<br />

größeres Risiko des Zementaustritts vor.<br />

Kyphoplastie<br />

Es erfolgt eine perkutane transpedikuläre Applikation von Knochenzement nach<br />

Ballondilatation und Hohlraumbildung. Auch hier ist ein Schmerzrückgang bis 90%<br />

möglich. Die Kosten sind im Vergleich zur Vertebroplastie hoch. Bei frischen Frakturen<br />

soll eine Wiederaufrichtung des Wirbels möglich sein. Das Risiko des Zementaustritts ist<br />

deutlich geringer.<br />

Radiofrequenz-Kyphoplastie<br />

Bei einer Radiofrequenz-Kyphoplastie liegt eine höhere Viskosität des PMMA-Zementes<br />

mithilfe von Radiofrequenzenergie. Die noch vorhandene Mikroarchitektur des<br />

Wirbelkörpers bleibt weitgehend erhalten. Es ist eine unipedikuläre Zementapplikation<br />

möglich. Eine Vergleichsstudie Radiofrequenzkyphoplastie vs. Ballonkyphoplastie von<br />

Pflugmacher und Mitarbeitern aus dem Jahre 2012 zeigte eine signifikant bessere<br />

Schmerzreduktion der Radiofrequenz-Kyphoplastie nach sechs Monaten als nach der<br />

Ballonkyphoplastie. Der Oswestry-Score zeigte hingegen zwischen beiden Verfahren<br />

keine signifikanten Unterschiede. Während im Rahmen der Ballonkyphoplastie 27,8%<br />

Zementaustritte dokumentiert wurden, waren es bei der Radiofrequenz-Kyphoplastie nur<br />

6,1%. In der Studie von Edidin at al. aus dem Jahre 2011 zeigte sich eine erhöhte<br />

Langzeitüberlebensrate von Patienten mit osteoporotischen Wirbelkörperfraktruren nach<br />

Kyphoplastie im Vergleich zu konservativer Behandlung. Die konservativ behandelten<br />

Wirbelkörperfrakturen hatten eine Überlebensrate nach vier Jahren von 50%, Patienten<br />

mit kyphoplastisch behandelten Wirbelkörperfrakturen hingegen von 62,8%.<br />

Offene operative Verfahren<br />

Es liegen folgende Indikationen zur Durchführung offener operativer Verfahren vor:<br />

• zur Behandlung einer instabilen Wirbelkörperfraktur bei vorliegender<br />

traumatischer Wirbelkörperfraktur<br />

• bei bestehender Osteoporose<br />

• zur Dekompression des Spinalkanals unter gleichzeitiger osteosynthetischer<br />

Überbrückung des frakturierten Wirbels mittels Fixateur interne<br />

• ggf. zur Rekonstruktion der ventralen Säule<br />

• bei schlechter Zementqualität erfolgt eine Zementaugmentation der<br />

Pedikelschrauben<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Osteoporotische Frakturen des Beckens<br />

Sie entstehen aus der typischen Kombination aus Bagatelltrauma und vorbestehender<br />

Osteoporose. Die häufigste Lokalisation sind der hintere Anteil des Os ilium und das Os<br />

sacrum. Ursachen sind in der Regel Niedrigenergietraumata, d.h. Stürze aus geringer<br />

Höhe, Verhebetraumen, Ausrutschen. Die Patienten berichten über Schmerzen in der<br />

Leiste bzw. in der lumbosakralen Region. Klinisch können Prellmarken bzw. Hämatome<br />

bestehen, ausgeprägte Weichteilschäden sind selten. Bei begleitenden Läsionen der Blase<br />

und/oder der Urethra können Miktionsstörungen neu auftreten. Die primäre Diagnostik<br />

besteht in einer Beckenübersichtsaufnahme. Wenn eine Fraktur im vorderen Beckenring<br />

diagnostiziert wurde, sollte zügig ergänzend ein CT des Beckens angefertigt werden.<br />

Gleiches gilt wenn lokale lumbosakrale Schmerzen bestehen. 50% der<br />

Sakrumimpressionsfrakturen werden primär in der konventionellen Röntgendiagnostik<br />

übersehen. Bei Verdacht auf eine Insuffizienzfraktur des Beckens sollte eine MRT-<br />

Untersuchung mit Kontrastmittel erfolgen.<br />

Typen der Beckenfrakturen<br />

Die Typ A-Fraktur ist biomechanisch stabil und kann stets konservativ behandelt werden.<br />

Die Typ B2.1-Fraktur stellt sie häufigste osteoporotische Beckenringfraktur dar. Im<br />

vorderen Beckenring liegt eine Fraktur des Ramus superior et inferior des Os pubis im<br />

Übergang zum Tuber ossis ischii vor, im hinteren Beckenring eine Fraktur der Massa<br />

lateralis des Os sacrum. Diese Fraktur ist instabil in Innenrotation. Die Typ C1.3-Fraktur<br />

stellt eine komplette Fraktur des Os sacrum dar. Sie ist vertikal instabil.<br />

Insuffizienzfrakturen des Os sacrum können mittels perkutaner Sakroplastie stabilisiert<br />

werden. Vergleichbar zur Kyphoplastie fanden Hattingen et al. (2009) gute Ergebnisse<br />

hinsichtlich Schmerzreduktion und Mobilisation.<br />

Literatur<br />

1. Pflugmacher R et al.: Comparison of Clinical and Radiological Data in the<br />

Treatment of Patients with Osteoporotic Vertebral Compression Fractures Using<br />

Radiofrequency Kyphoplasty or Balloon Kyphoplasty. Z. Orthop. 150:56-61 (2012)<br />

2. Edidin AA et al.: Mortality Risk for Operated and Non-operated Vertebral Fracture<br />

Patients in the Medicare Population. J Bone Miner Res. 26: 1627-1637 (2011)<br />

3. Boluki D: Operative Behandlung osteoporotischer Wirbelkörperfrakturen. Z.<br />

Rheumatol 70: 45-55 (2011)<br />

Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke


Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Wirbelkörperfrakturen<br />

Diagnostik<br />

• Nativ-Röntgen in 2 Ebenen<br />

• Ausschluß Hinterkantenbeteiligung (ggf. CT)<br />

• Ausschluß neurologisches Defizit<br />

Therapie<br />

ohne neurologisches Defizit (häufig)<br />

• konservativ und frühfunktionelle Behandlung<br />

• alternativ: Vertebroplastie / Kyphoplastie<br />

mit neurologischem Defizit (sehr selten)<br />

• operativ: Dekompression, Stabilisation mittels Fixateur interne<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 6 – Folie 3– Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

Studien zur Vertebroplastie und Kyphoplastie<br />

Wardlaw D, Lancet 2010; 376: 1031-1033<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 6 – Folie 23– Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke


Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Vergleich RF-Kyphoplastie - Ballonkyphoplastie<br />

(Pflugmacher et al. Z. Orthop. 2012)<br />

Schmerzreduktion (VAS) und Oswestry-Score<br />

)<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 6 – Folie 25– Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

Vergleich RF-Kyphoplastie - Ballonkyphoplastie<br />

(Pflugmacher et al. Z. Orthop. 2012)<br />

Wirbelkörperhöhe und Kyphosewinkel<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 6 – Folie 26– Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Osteoporotische Frakturen des Beckens<br />

<br />

<br />

<br />

typische Kombination aus Bagatelltrauma und<br />

Osteoporose<br />

häufigste Lokalisation:<br />

hinterer Anteil des Os ilium und Os sacrum<br />

Gesamtinzidenz 37/100.000 Patientenjahre<br />

(Frauen > 85 Jahre: 450/100.000 Patientenjahre)<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 6 – Folie 30– Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

Osteoporotische Frakturen des Beckens<br />

<br />

<br />

Anamnese<br />

sorgfältige Eigen- und Fremdanamnese<br />

Niedrigenergietrauma: Stürze aus geringer Höhe,<br />

Verhebetraumen, Ausrutschen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Klinik<br />

Schmerzen in der Leiste bzw. in der lumbosakralen Region<br />

(cave: vorbestehende, klinisch stumme Osteoporose, degenerative<br />

Veränderungen der unteren LWS!)<br />

Prellmarken bzw. Hämatome<br />

ausgeprägte Weichteilschäden sind selten<br />

neu aufgetretene Miktionsstörungen bei Läsion der Blase und<br />

Urethra<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 6 – Folie 31– Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke


Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Behandlung peripherer osteoporotischer Frakturen<br />

Lektion 7: Prof. Dr. med. Klaus M. Peters<br />

Versorgungsprinzipien bei osteoporotischen peripheren Frakturen sind nach der<br />

Reposition eine langstreckige Abstützung bei diaphysären Frakturen sowie eine flächige<br />

Abstützung bei meta- bzw. epiphysären Frakturen. Hierbei erlaubt die langstreckige<br />

Abstützung eine flexible Fixierung zur gleichmäßigen Verteilung der Last. Die<br />

Schraubenbesetzung im Bereich der Fraktur ist gering zu halten, um eine elastische<br />

Fixierung zu ermöglichen. Die flächige Abstützung dient der Vermeidung von lokalen<br />

Überlastungen sowie Schwerkräften und Biegemomenten. Die Therapie der Frakturen des<br />

proximalen Femurs ist immer operativ:<br />

Schenkelhalsfrakturen 75. Lebensjahr Duokopfprothese.<br />

Per-/Subtrochantäre Femurfrakturen: Osteosynthese mittels Gammanagel, proximalem<br />

Femurnagel oder dynamischer Hüftschraube.<br />

Die Totalendoprothese zeichnet sich durch eine lange Standzeit, eine sofortige Mobilisation<br />

sowie eine sofortige Belastungsstabilität aus. Im Vergleich zur Totalendoprothese<br />

hat die Duokopfprothese ein geringeres OP-Trauma durch eine kurze OP-Zeit. Patienten<br />

mit Duokopfprothese können ebenfalls sofort mobilisiert werden und weisen eine<br />

sofortige Belastungsstabilität auf. Im Vergleich zur TEP kann die Standzeit der<br />

Duokopfprothese etwas kürzer sein. Schenkelhalsfraktur und pertrochantäre Frakturen<br />

(Typ A1) können durch die dynamische Hüftschraube operativ versorgt werden.<br />

Pertrochantäre Femurfrakturen der Typen A1 und A2 können mittels Gammanagel oder<br />

proximalem Femurnagel behandelt werden. Gleiches gilt für subtrochantäre Femurfrakturen.<br />

Nach erfolgter endoprothetischer oder osteosynthetischer Versorgung hat die<br />

postoperative Nachbehandlung einen hohen Stellenwert. Es sollte eine Mobilisation des<br />

operativen Patienten unmittelbar postoperativ erfolgen bei adäquater<br />

Thromboseprophylaxe. Deshalb ist eine lückenlose orthopädische Rehabilitation zu<br />

fördern, ebenso wie die sekundäre Prävention von Folgefrakturen.<br />

Bisphosphonate und Frakturheilung<br />

Eine große Datenbankanalyse von Salomon et al. (2010) zeigte, dass sich das Risiko<br />

einer verzögerten Knochenbruchheilung bzw. Pseudarthrosenbildung unter einer<br />

Bisphosphonatbehandlung von 1:250 auf 1:125 erhöht. Andererseits ist aber eine<br />

Reduktion des Frakturrisikos der behandelten Patienten um 50% zu berücksichtigen.<br />

Colon-Emeric et al. (2010) zeigten unter einer Zoledronatbehandlung in 3,2% eine nicht<br />

abgeschlossene Knochenbruchheilung, unter Placebo in 2,7%, d.h. die beiden Gruppen<br />

unterscheiden sich nicht signifikant voneinander. Durch den Einsatz von nicht steroidalen<br />

Antiphlogistika kommt es allerdings zu einer signifikant erhöhten Störung der<br />

Knochenbruchheilung.<br />

Periprothetische Frakturen<br />

Aufgrund der Vielzahl der jährlich implantierten Endoprothesen kommt auch der<br />

periprothetischen Fraktur bei vorbestehender Osteoporose eine zunehmende Bedeutung<br />

zu. Bei primärer Hüft-TEP-Implantation kommt es in 0,9% zu einer periprothetischen<br />

Fraktur nach primärer Knie-TEP-Implantation in 0,6%. Liegt bereits ein Revisionseingriff<br />

vor, sind die Zahlen deutlich erhöht: 4,2% nach Revisions-TEP sowie 1,7% nach<br />

Revisions-Knie-TEP-Implantation. Der durchschnittliche Zeitpunkt des Auftretens<br />

periprothetischer Frakturen beträgt nach Primärimplantation 7,4 Jahre, nach<br />

Erstrevisionsoperation 3,9 Jahre, nach zweiter Revisionsoperation 3,8 Jahre sowie nach<br />

dritter Revisionsoperation 3,3 Jahre. Ursachen für periprothetische Frakturen stellen im<br />

65% Niedrigenergietraumen (nach Sturz) dar. Häufig liegt bereits eine Schaftlockerung<br />

vor dem Ereignis als prädisponierender Faktor vor.<br />

Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke


Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Die periprothetischen Frakturen bei Hüft-TEP werden nach der Vancouver-Klassifikation<br />

unterschieden, bei Knie-TEP nach der Klassifikation nach Lewis und Rorabeck (1999).<br />

Therapie periprothetischer Frakturen<br />

Es kommen sowohl osteosynthetische Verfahren als auch die Revisionsendoprothese in<br />

Betracht. Es handelt sich um technisch anspruchsvolle Eingriffe mit hohen<br />

Komplikationsraten und zum Teil einem schlechten Outcome.<br />

Osteoporose-Prävalenz bei Traumapatienten<br />

Observationsstudie aus einem deutschen Traumazentrum<br />

<br />

<br />

233 Frauen älter als 50 Jahre<br />

301 Frakturen (97 Wirbelsäule, 92 untere und 69 obere<br />

Extremitäten<br />

Augat AOTS 2010<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 7 – Folie Nr. 3 – Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

Langstreckige Abstützung<br />

bei diaphysären Frakturen<br />

erlaubt flexible Fixierung, zur<br />

gleichmäßigen Verteilung der Lasten<br />

Ziel:<br />

Reduktion von Lastspitzen<br />

Entlastung des Interface Metall-<br />

Knochen.<br />

Schraubenbesetzung im Bereich der<br />

Fraktur gering halten, um elastische<br />

Fixierung zu ermöglichen<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 7 – Folie Nr. 9 – Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke


Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Flächige Abstützung<br />

bei meta- und epiphysären<br />

Frakturen.<br />

Vermeidung von<br />

-lokalen Überlastungen<br />

-Scherkräften und Biegemomenten.<br />

Optionen für Platzierung von<br />

Schrauben erweitert und<br />

Schraubenosteosynthese kann mit<br />

Abstützplatte kombiniert werden<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 7 – Folie Nr. 10 – Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

Alterstraumatologie<br />

7 % der Patienten mit Osteoporose-assozierter Fx erhalten eine effiziente<br />

Sekundärprophylaxe<br />

40 % aller Frauen erleiden eine Osteoporose-assoziierte Fraktur<br />

3 Mrd Euro geschätzte Kosten jährlich für die Behandlung von Oberschenkelhalsbrüchen in<br />

Deutschland: Tendenz steigend<br />

10 Mrd Euro¤ geschätzte Kosten jährlich für die Behandlung von Osteoporose-Patienten in<br />

Deutschland: Tendenz steigend<br />

Verdopplung der betroffenen Patienten in Deutschland bis 2030 erwartet<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 7 – Folie Nr. 20 – Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke


Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Standard osteoporosebedingte Frakturen<br />

modifiziert nach DVO-Leitlinie Osteoporose 2009<br />

Hüftgelenknahe<br />

Femurfraktur<br />

Frauen > 60. Lebensjahr<br />

Männer > 70. Lebensjahr<br />

Routinelabor mit<br />

25-OH-Vitamin-D<br />

Kalziumzufuhr über Nahrung 1500 mg pro Tag<br />

bei Mangelernährung Kalziumsubstitution<br />

(Kautablette 500 mg 1-2 x tgl.)<br />

1<br />

25-OH-Vitamin-D < 20 ng/l:<br />

20.000 Dekristol 1 x wöchentlich für<br />

4 Wochen, weiter 1 x mtl.,<br />

Kontrolle in 6 Monaten<br />

Vitamin-D-Depot<br />

nach Laborwert<br />

(Dekristol 20.0000 IE 1 )<br />

Empfehlung spezifische Therapie nach<br />

Leitlinie DVO 2009<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 7 – Folie Nr. 21 – Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

Vancouver-Klassifikation<br />

periprothetischer Frakturen bei Hüft-TEP<br />

(Duncan u. Masri 1995)<br />

Typ<br />

A<br />

B<br />

C<br />

Sub<br />

-typ<br />

G<br />

L<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Lokalisation und Charakteristik der Fraktur<br />

Fraktur des Trochanter major<br />

Fraktur des Trochanter minor<br />

Fraktur im Bereich des Schafts/Schaftspitze bei fester<br />

Prothese<br />

Fraktur im Bereich des Schafts/Schaftspitze bei<br />

gelockerter Prothese<br />

Fraktur im Bereich des Schafts/Schaftspitze bei<br />

gelockerter Prothese und schlechter Knochenqualität<br />

Frakturen distal des Schafts<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I – Weimar<br />

Lektion 7 – Folie Nr. 27 – Klaus M. Peters 03/2013<br />

Dachverband Osteologie e.V. ©<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Bisphosphonate<br />

Lektion 8: Prof. Dr. med. Franz Jakob<br />

Bisphosphonate sind Weiterentwicklungen des Pyrophosphat, die durch den<br />

Austausch des Sauerstoffatoms durch ein Kohlenstoffatom in der zentralen P-C-P<br />

Struktur Phosphatase-resistent wurden. Ihre Seitenketten vermitteln eine hohe Affinität<br />

zum Hydroxylapatit des Knochens und determinieren die Potenz, präklinisch und klinisch<br />

die Hyperkalziämie zu normalisieren. Der Wirkmechanismus der frühen Bisphosphonate<br />

bestand darin, durch Generation toxischer Pyrophosphate in den Zielzellen eine Störung<br />

der Zellfunktion und konsekutiv die Apoptose auszulösen. Die modernen<br />

Weiterentwicklungen wurden durch Modifikation der Seitenketten erreicht, in die man<br />

Stickstoffatome einführte, was zur Bezeichnung Amino-Bisphosphonate führte. Diese<br />

Stoffe zeigen einen völlig neuen Wirkmechanismus, indem sie die Farnesylsynthase<br />

hemmen, ein Enzym des Mevalonatstoffwechsels, der von grundlegender Bedeutung für<br />

die Cholesterinsynthese und die posttranslationale Modifikation von Proteinen ist. Auch<br />

diese Hemmung führt zur Induktion der Apoptose in Osteoklasten. Die Wirkung auf die<br />

Osteoklasten beginnt wegen der effektiveren Aufnahme in die Zelle bereits im nM<br />

Konzentrations-Bereich. Werden µM Konzentrationen erreicht, so lassen sich für die<br />

Aminobisphosphonate zunehmend auch Effekte in Osteoblasten und Tumorzellen<br />

nachweisen. Für das Zoledronat wurde nachgewiesen, dass sowohl der alte Mechanismus<br />

der Generation von toxischen Phosphaten als auch der neue Mechanismus der<br />

Enzymhemmung eine Rolle spielt.<br />

Bisphosphonate zeigen Unterschiede in ihrer Chemie und Pharmakologie, letzteres<br />

bedingt durch die Art der Applikation und die Frequenz der Dosierung. Sie haben<br />

unterschiedliche Affinitäten zum Hydroxylapatit und zum Enzym. Nach peroraler oder<br />

intravenöser Applikation werden sie schnell aus dem Kreislauf eliminiert, indem sie an<br />

den Knochen adsorbiert oder über die Niere wieder ausgeschieden werden. Ihr<br />

Nebenwirkungsspektrum ist überschaubar und betrifft hauptsächlich die intestinalen<br />

Beschwerden bei oraler Aufnahme und Limitationen der Kreatinin-Clearance besonders<br />

bei der intravenösen Verabreichung. Starke intravenös verabreichte BP wie Zoledronat<br />

und Ibandronat können durch Auswirkungen auf immunkompetente Zellen während der<br />

Infusion fiebererzeugende Interleukine freisetzen und ein grippales Syndrom mit Fieber<br />

induzieren. Die Dosierungsschemata variieren von täglicher über wöchentliche bis zu<br />

monatlicher oraler Aufnahme, die intravenösen Präparate werden vierwöchentlich (in der<br />

Situation der Knochenmetastasierung), dreimonatlich oder jährlich (bei Osteoporose)<br />

angewendet. BP werden am Knochen gebunden und damit bei erneuter<br />

Osteoklastentätigkeit im Rahmen von Knochenabbau und –umbau auch nachhaltig<br />

wirksam. Die chemischen Eigenschaften lassen sich in Kombination mit dem Modus der<br />

pharmakologischen Applikation übersetzen in unterschiedliche Halbwertszeiten im<br />

Organismus (möglicherweise auch Kumulation) und damit Nachhaltigkeit am Knochen.<br />

Exakte Halbwertszeiten sind nur schwer messbar, für die hochaffinen BP wie Alendronat<br />

und Zoledronat rechnet man mit bis zu 5 Jahren, für die weniger fest gebundenen wie<br />

Risedronat und Ibandronat mit etwa 1-2 Jahren, oder auch weniger. Die so genannte<br />

„Off-Rate“, das Loslösen der Bindung an Hydroxylapatit eines individuellen BP ist auch<br />

sehr stark von Änderungen des pH abhängig.<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Der klinische Einsatz von Bisphosphonaten erlaubte erstmals in der Medizingeschichte<br />

(sieht man einmal von den geringeren Effekten des Calcitonin ab) eine hoch effektive<br />

Einflussnahme auf den Knochenverlust durch osteoklastäre Resorption. Die klinischen<br />

Indikationen waren und sind in erster Linie die Osteoporose, der M. Paget und die<br />

Knochen-Metastasierung. Man erreicht mit den Bisphosphonaten eine Reduktion der<br />

Frakturrate bei Osteoporose von bis zu 70 % bei vertebralen und bis zu 40 % bei<br />

nichtvertebralen Frakturen. Skelett-Komplikation bei Knochenmetastasierung können<br />

deutlich reduziert werden, beim M. Paget erreicht man lang dauernde komplette<br />

Remissionen. Verbessertes Überleben respektive verringerte Mortalität wurde für<br />

Zoledronat sowohl bei der Behandlung der Osteoporose nach Hüftfrakturen<br />

nachgewiesen, als auch in der adjuvanten Situation beim Mammakarzinom. Insgesamt<br />

sind BP Medikamente erster Wahl bei den angesprochenen Erkrankungen. Die<br />

empfohlene Dauer der Behandlung ist über die kontrollierten Studien hinaus (in der Regel<br />

bis zu 5 Jahren) nicht mit Evidenz-basierten Daten zu belegen.<br />

Der klinische Einsatz wird insbesondere in Bezug auf differentielle Überlegungen mit<br />

unterschiedlichen BP erschwert durch gesundheitspolitische Vorgaben (z.B. Definition von<br />

Alendronat als „Leitsubstanz“ aus rein ökonomischen Motivationen heraus).<br />

Kombinationstherapien mit anderen Medikamenten werden derzeit erforscht und zeigen<br />

teilweise überraschende antagonistische (Alendronat plus Teriparatid) oder auch additive<br />

Effekte (einmalig Zoledronat und nachfolgend Teriparatid). Hier sind weitere Erkenntnisse<br />

zu erwarten. Wir müssen unbedingt diskutieren und besser verstehen, welchen Beitrag<br />

BP zu Phänomenen liefern wie der Kiefernekrose oder der atypischen infratrochantären<br />

Insuffizienzfraktur. Klar ist, dass eine übermäßige BP Wirkung in Kombination mit<br />

anderen Risikofaktoren eine Anti-Remodelling-Wirkung haben kann, die auch<br />

Gewebeheilung und –regeneration behindern kann. Seit kurzem wissen wir, dass dies<br />

kein spezifischer BP Effekt ist sondern wohl mit einer starken Absenkung des<br />

Knochenmetabolismus generell auftreten kann. Ein kritischer und ärztlich motivierter<br />

Einsatz dieser in der Osteologie derzeit unverzichtbaren Medikamente ist unabdingbar.<br />

Weiterführende Informationen finden sich in vielen aktuellen Übersichtsartikeln<br />

(Bachrach and Ward, 2009; Brown and Guise, 2009; Marini, 2009; Ruggiero and<br />

Mehrotra, 2009; Russell et al., 2008).<br />

Lernziele: BP sind antiresorptive Medikamente, die als Medikamente erster Wahl per os<br />

und intravenös verabreicht werden um Knochenverlust z.B. bei Osteoporose, bei M.<br />

Paget und bei Knochenmetastasierung zu verhindern. Sie wirken primär auf<br />

Osteoklasten, haben aber in höheren Konzentrationen auch Auswirkungen auf andere<br />

Zellen, was im positiven Fall z.B. eine Anti-Tumor-Wirkung bedeutet, im negativen Falle<br />

eine Hemmung von Regenerationsvorgängen des Knochens oder Apoptose anderer Zellen<br />

wie des Ösophagus oder der Nierenepithelien. BP haben differentielle Eigenschaften, die<br />

chemische und pharmakologische Grundlagen haben. Sie wirken unterschiedlich<br />

nachhaltig am Knochen. Ihre Wirkung auf die Frakturinzidenz, die Reduktion von<br />

Skelettkomplikationen bei Metastasierung und die Aktivität beim M. Paget machen sie<br />

derzeit zu unverzichtbaren Medikamenten der osteologischen Therapie. Die<br />

Therapiedauer bleibt in der Osteoporose ein Gegenstand der Forschung, ist aber in der<br />

Empfehlung der Leitlinien mit einer Dauer bis zu 5 Jahren und nachfolgend individueller<br />

Entscheidung exzellent durch Studien dokumentiert.<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Literatur:<br />

1. Bachrach, L.K., and Ward, L.M. (2009). Clinical review 1: Bisphosphonate use in<br />

childhood osteoporosis. J Clin Endocrinol Metab 94, 400-409.<br />

2. Brown, S.A., and Guise, T.A. (2009). Cancer treatment-related bone disease. Crit<br />

Rev Eukaryot Gene Expr 19, 47-60.<br />

3. Marini, J.C. (2009). Bone: Use of bisphosphonates in children-proceed with<br />

caution. Nat Rev Endocrinol 5, 241-243.<br />

4. Ruggiero, S.L., and Mehrotra, B. (2009). Bisphosphonate-related osteonecrosis of<br />

the jaw: diagnosis, prevention, and management. Annu Rev Med 60, 85-96.<br />

5. Russell, R.G., Watts, N.B., Ebetino, F.H., and Rogers, M.J. (2008). Mechanisms of<br />

action of bisphosphonates: similarities and differences and their potential<br />

influence on clinical efficacy. Osteoporos Int 19, 733-759.<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Hormonelle Substitution und SERM`s<br />

Lektion 9: Dr. med. Volker Ziller<br />

Das Steroidhormom Östrogen ist ein intrazellulärer Schlüsselmediator verschiedenster<br />

Prozesse skeletaler, muskulärer, kardiovaskulärer, neuronaler und reproduktiver<br />

Funktionen Vor der Pubertät wächst das Skelettsystem praktisch ohne den Einfluss der<br />

Sexualhormone. Ab der Pubertät wird der Knochen zu einem sexualhormonabhängigen<br />

Organ. Es kommt zu einer sexuellen Differenzierung des Skeletts, wobei beim Mann das<br />

Testosteron bzw. bei der Frau das Östradiol die Hauptsteuerungshormone sind.<br />

Ein Wirksamkeitsnachweis einer Hormontherapie zur Osteoporoseprävention mit positiver<br />

Wirkung auf Knochendichte und zur Primärprophylaxe osteoporotischer Frakturen ist<br />

durch eine Reihe von klinischen Studien belegt worden. Dabei gelten<br />

Anwendungsmöglichkeiten der oralen, subcutanen, transcutanen und transdermalen<br />

Applikationsformen von Östradiol, Östradiolvalerat und konjugierten Östrogenen als<br />

gleichwertig (bei Vorhandensein eines Uterus in Kombination mit einem Gestagen).<br />

Bereits niedrige Dosen zeigen einen positiven Einfluss auf den Knochenstoffwechsel. Mit<br />

der Womens Health Initiative wurde erstmals mit einer randomisierten, kontrollierten,<br />

klinischen Studie der Nachweis einer Frakturrisikosenkung erbracht. Bei<br />

postmenopausalen Frauen, die mit Östrogenen therapiert werden, ist somit in der Regel<br />

keine weitere spezifische Osteoporosetherapie erforderlich. Außerhalb der<br />

klimakterischen Indikationen kann eine Östrogenen/Gestagentherapie derzeit aber nur<br />

ausnahmsweise unter sorgfältiger individueller Abwägung von Nutzen und Risiken zur<br />

Frakturprävention empfohlen werden.<br />

Ziel der Entwicklung der “Selektiven Estrogen-Rezeptormodulatoren” (SERM) war es,<br />

über die physiologische Signalkette des Östrogen-Rezeptors gewebsspezifische<br />

erwünschte Ötrogen-agonistische Wirkungen am Knochenstoffwechsel sowie Östrogenantagonistische<br />

Wirkungen am Uterus und an der Brustdrüse zu erzielen. Zur Therapie<br />

der Osteoporose sind in Deutschland derzeit drei Substanzen zugelassen (Raloxifen,<br />

Lasofoxifen und Bazedoxifen) . Am Knochen führen die SERM über eine Hemmung der<br />

Osteoklasten zu einer Umkehrung des progredienten, postmenopausalen<br />

Knochenmasseverlustes, was sich an der Reduktion der Serumspiegel der<br />

Resorptionsmarker des Knochenstoffwechsels (CTX und NTX) in den physiologischen,<br />

prämenopausalen Bereich ablesen lässt. Die Knochenmineraldichte an LWS und<br />

Oberschenkelhals nimmt zu und es kommt zu einer signifikanten Senkung des<br />

Frakturrisikos. Die partiell estrogenantagonistische Wirkung des Raloxifen am<br />

Brustdrüsengewebe zeigte sich in einer signifikanten Senkung des Brustkrebsrisikos bei<br />

Osteoporosepatientinnen und bei Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko. Die häufigsten,<br />

für die Praxis relevanten Nebenwirkungen sind die leicht erhöhte Rate von<br />

Hitzewallungen sowie Thrombosen. Zusammenfassend zeigt sich ein eindeutig positives<br />

Nutzen-Risiko-Verhältnis, so dass mit den SERM ein effektives Mittel zur Therapie der<br />

postmenopausalen Osteoporose zur Verfügung steht.<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Osteoanabole Therapie<br />

Lektion 10: Prof. Dr. med. Helmut W. Minne<br />

Die Knochenmatrix unterliegt stetem Umbau, zum einen mit dem Ziel Mikrofrakturen zu<br />

reparieren, zum anderen, um ein Überaltern der Matrix mit den Folgen zunehmender<br />

Sprödigkeit zu verhindern. Initial bauen Osteoklasten die Matrix ab, nachfolgend wird sie<br />

durch Osteoblasten aufgebaut, um die entstandenen Lücken wieder zu schließen.<br />

Die zur Behandlung einer Osteoporose eingesetzten Medikamente können unter Berücksichtigung<br />

dieser Knochenbiologie grob in zwei Gruppen unterschieden werden:<br />

- Antikatabolika inhibieren die Aktivität von Osteoklasten, fördern die Apoptose von<br />

Osteoblasten und können im Einzelfall (Denosumab) auch die Entstehung neuer<br />

Osteoklasten verhindern. Der Knochenumbau wird insgesamt verlangsamt, die<br />

Zeit der Sekundärmineralisation wird verlängert, die Knochenmatrix gewinnt an<br />

Festigkeit.<br />

- Anabolica fördern die Knochenneubildung durch Osteoblasten, die Menge<br />

gebildeter Knochenmatrix nimmt zu, auch dies steigert die mechanische<br />

Kompetenz der Knochensubstanz.<br />

Osteoanabol wirken Fluoride und das Parathormon, auch den Strontiumsalzen wird<br />

gewisse osteoanabole Wirkung zugewiesen.<br />

Fluoride<br />

Sie stehen in zwei chemisch unterschiedlichen Formen zur Verfügung: als Natriumfluorid<br />

und als Monofluorophosphat. Beide unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Verträglichkeit,<br />

Besonderheiten der Galenik haben die Verträglichkeit des an sich weniger gut<br />

verträglichen Natriumfluorids verbessert.<br />

Fluoride wurden in einer Zeit in die Therapie der Osteoporose eingeführt, als der<br />

Anspruch an den Umfang und die Qualität klinischer Studien noch vergleichsweise<br />

bescheiden war. Als später zunehmend hohe Ansprüche an Studiendesign und –<br />

durchführung gestellt wurden, waren Fluoride nicht mehr durch Patent geschützt.<br />

Nachdem Therapiestudien weitgehend durch öffentliche Förderung nicht unterstützt<br />

werden, sondern durch pharmazeutische Unternehmen zu organisieren sind, versteht<br />

sich von selbst, dass anspruchsvolle Studien u.a. auch Dosisfindungsstudien oder Studien<br />

mit angemessen hohen Fallzahlen, mit patantfreien Fluoriden nicht zustande kommen.<br />

Zudem kam es bei den Studien, die durchweg sehr kleine Fallzahlen von allenfalls 300 bis<br />

400 Teilnehmern aufwiesen, zu widersprüchlichen Ergebnissen, zusätzlich zu<br />

Interprätationsproblemen. Dies verhinderte die Neuzulassung einer Fluoridtherapie in<br />

einer Reihe von Ländern und bescherte ihnen eine Schattendasein in Ländern, in denen<br />

sie aufgrund von Altzulassungen noch zur Verfügung stehen.<br />

Parathormon<br />

Ursprünglich stand die osteoklastenstimulierende Wirkung des Parathormons im<br />

Vordergrund der Wahrnehmung, unter anderem auch, weil dies die erste zellbiologisch<br />

nachweisbare Aktivität des Parathormons war. Inzwischen ist die Wirkung des<br />

Parathormons auf Osteoblasten, auf die osteoblastenvermittelte Steuerung der<br />

Knochenbiologie in den Vordergrund gerückt und die osteoanabole Wirkung wird<br />

therapeutisch bei Patienten mit Osteoporose eingesetzt.<br />

Das von den Nebenschilddrüsenzellen produzierte Parathormon besteht aus 84<br />

Aminosäuren, wobei die bekannten Parathormonwirkungen weitgehend im<br />

aminoterminalem Ende des Moleküls angesiedelt sind. Parathormon wird nach seiner<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Fertigstellung zwischen den Aminosäuren 34 und 35 gespalten, so dass in der Zirkulation<br />

neben dem intakten Molekül auch seine Fragmente gefunden werden.<br />

Zur Therapie der Osteoporose stehen beide biologisch aktiven Formen zur Verfügung:<br />

das intakte Molekül 1-84 sowie das biologisch aktive Fragment 1-34. Beider Formen<br />

werden parenteral verabfolgt und müssen täglich subcutan injiziert werden. Aus<br />

Kostengründen unterliegt der Einsatz des Parathormons jedoch Beschränkungen, obwohl<br />

es grundsätzlich für die Therapie der Osteoporose bei der postmenopausalen Frau (und<br />

beim Mann) zugelassen ist.<br />

Die mit dem Parathormonfragment 1-34 durchgeführten Studien waren im Hinblick<br />

sowohl der Verhinderung von Wirbelfrakturen als auch der Verhinderung peripherer<br />

Frakturen erfolgreich. Beim intakten Parathormon konnte eine Wirkung auf die<br />

Entstehung von Wirbelfrakturen belegt werden.<br />

Strontiumsalze<br />

Strontiumsalze werden erfolgreich zur Verhinderung von Wirbel- und auch Schenkelhalsfrakturen<br />

eingesetzt. Sowohl bei in vitro Untersuchungen als auch bei klinischen<br />

Studien fanden sich Zeichen einer osteoanabolen Wirkung, unter anderem durch ein<br />

Ansteigen des Knochenisoenzyms der alkalischen Phosphatase Allerdings ist das Ausmaß<br />

des Anstiegs, verglichen mit dem beim Parathormonaeinsatz, eher bescheiden, jedoch ist<br />

dies ein eindeutiger und nicht zu leugnender Effekt. Kombiniert ist diese Wirkung mit<br />

einer antikatabolen Wirkung, u.a. dokumentiert durch einen Abfall der den<br />

Knochenkatabolismus signalisierenden Marker.<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Ernährung und Lebensführung<br />

Lektion 13: PD Dr. med. Klaus Abendroth<br />

Bei Hinweisen zur Ernährung sind allgemein 4 Aspekte zu betrachten, einmal die<br />

notwendigen Nahrungsmittelbestandteile, dann die verschiedenen Etappen der aktiven<br />

Nahrungsaufnahme und schließlich die zielorientierte Nahrungsmittelverwertung im<br />

Körper sowie eine entsprechend angepasste Lebensführung.<br />

Aus dem Blickwinkel der Osteoporose sind in allen Etappen der Ernährung und<br />

Lebensführung einmal präventive Empfehlungen zu geben und zum anderen nach<br />

Mängeln, Defekten oder Störungen zu suchen, die die Entwicklung einer Osteoporose<br />

begünstigen können.<br />

Die Nahrungszufuhr für die Knochengesundheit hat entsprechend dem Aufbau und der<br />

Funktionsweise des Stütz- und Bewegungsapparates die folgenden Nahrungsmittelgruppen<br />

zu berücksichtigen:<br />

1) Als Bausteine des Knochens einmal die Eiweiße für das Proteingrundgerüst (=<br />

Proteine, Peptide, Aminosäuren) und zum anderen die Mineralien für die kristalline<br />

Festigkeit (hauptsächlich Kalzium und Phosphat)<br />

2) Die Energieträger für die Funktion und den Metabolismus der einzelnen Elemente des<br />

Stütz- und Bewegungsapparates (das sind Fette, Di- und Triglyceride, Fettsäuren<br />

und alle Formen der Kohlenhydrate).<br />

3) Die Katalysatoren zur Optimierung der Funktions- und Stoffwechselvorgänge des<br />

Knochens (das ist vor allem das Vitamin D)<br />

Die Nahrungsaufnahme entscheidet, was von den zugeführten Nahrungsmitteln für die<br />

Knochengesundheit genutzt werden kann. Sie umfasst die folgenden Abschnitte<br />

1) den mechanischen Aufschluss durch Essen, Kauen und Schlucken,<br />

2) den biochemischen Aufschluss, die Digestion der Nahrungsmittel durch Spaltung von<br />

Proteinen, Fetten, Kohlenhydraten, die Freisetzung von Vitaminen und Ionisierung<br />

der Mineralsalze,<br />

3) die Aufnahme - die Assimilation - von Peptiden und Aminosäuren, von Fettsäuren,<br />

Di- und Triglyceriden, von Mono- und Disacchariden, von Vitaminen und Mineralien.<br />

Die Nährstoffverwertung beginnt mit dem Eintritt in die Blutbahn und den Transport<br />

zu den Zielorganen, Zielgeweben bzw. Zielzellen, die über die Metabolisierung aus den<br />

Bausteinen<br />

1) das Proteingrundgerüst aus Aminosäuren über Prokollagen zu Kollagenfibrillen<br />

bilden,<br />

2) die aus Kalzium- und Phosphationen Apatit-Kristalle ausfallen und anlagern lassen,<br />

3) die aus dem Cholekalziferol die Vitamin D-Depotform 25 OH-Cholekalziferol bilden<br />

und dann daraus bedarfsorientiert das D-Hormon metabolisieren,<br />

4) die Prozesse, die die Kollagenfibrillen vernetzen und die Mineralisation einleiten.<br />

Die Lebensführung hat einen Einfluss auf die Effizienz der einzelnen Etappen der<br />

Ernährung. Entscheidende Aspekte sind hier:<br />

1) Die Grundstruktur der individuellen Ernährung Mischkost-Esser / Fleisch-Esser /<br />

Vegetarier / Veganer.<br />

2) Die individuellen Essgewohnheiten Art und Weise, Anzahl und Zeitpunkt der<br />

Mahlzeiten, Essgeschwindigkeit, Kauqualität u.ä..<br />

3) Die Rolle der Genussmittel (Kaffee, Nikotin, Alkohol) im Tagesablauf.<br />

4) Die tägliche Nutzung des Stütz- und Bewegungsapparates auch mit Einfluss der<br />

Sonne.<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Störungen, Mängel oder Defekte in diese Ernährungskaskade bzw. in der Lebensführung<br />

können den Knochen bzw. das Stütz- und Bewegungssystem schädigen, krank machen,<br />

eine Osteoporose-Entwicklung begünstigen.<br />

Die häufigsten für die Osteoporose relevanten Störungen in dieser Kette der<br />

Nahrungsmittelzufuhr, -aufnahme, -verwertung und der Lebensgestaltung sind:<br />

1) Einseitige, nicht ausgewogene Zusammensetzung der Nahrungsmittel,<br />

Proteinmangel,<br />

Mangel an Kalzium und /oder ein gestörtes Kalzium-Phosphat Verhältnis in der<br />

Nahrung,<br />

eine unzureichende Kalorienzufuhr über Fette und Kohlenhydrate<br />

2) Störungen der Digestion und Assimilation<br />

- aller für den Knochen notwendigen Nahrungsbestandteile bei chronischen<br />

Magen-Darmerkrankungen (Magenresektion, Sub- und Anazidität,<br />

Pankreasinsuffizienz, Gallensäuremangel, Atrophie der Dünndarmschleimhaut<br />

z.B. bei M.Crohn, Sprue)<br />

- bei Störung der Kalzium- Absorption bei Vitamin D bzw. D-Hormonmangel mit<br />

vermindertem intrazellulären Kalzium-bindenden Protein.<br />

3) Störung der Nährstoffverwertung<br />

Verminderte Konzentration von ionisiertem Kalzium bei Albuminmangel<br />

Vitamin D-Mangel,<br />

chronische Nierenerkrankungen mit latenter oder manifester Niereninsuffizienz<br />

genetische Defekte (Osteogenesis imperfekta)<br />

4) Keine knochengesunde Lebensführung durch<br />

ungenügende Nahrungszufuhr – Magersucht, Anorexia nervosa u.ä.,<br />

nicht angepasste, einseitige Nahrungszusammensetzung<br />

zu geringe körperliche Mobilität,<br />

mangelhafte Besonnung der Haut zur Vitamin D-Bildung,<br />

chronischer Nikotingenuss,<br />

Alkoholabusus.<br />

Eine normale mitteleuropäische Mischkosternährung ohne spezielle Einschränkungen und<br />

ein tägliches Verlassen der Wohnung mit Bewegung und körperlicher Belastung im Freien<br />

sichern die Knochengesundheit in jedem Alter.<br />

Abweichungen davon sollten Anlass sein, Mangelsituationen zu identifizieren und gezielt<br />

zu supplementieren.<br />

Nahrungsergänzungsmittel sind bei fehlendem Mangel in der Regel wenig effektiv.<br />

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Krankengymnastik<br />

Lektion 14 – Prof. Dr. med. Helmut W. Minne<br />

Der für die Osteoporose charakteristische Knochenbruch droht, weil Knochen an Masse<br />

verlieren, Knochenstrukturen zerstört werden und die hierdurch bedingten Schäden der<br />

Knochenarchitektur ein Nachgeben der mechanischen Kompetenz der Knochen bewirken.<br />

Osteoporose konditioniert hierdurch zum Knochenbruch. Ein dramatischer weiterer<br />

Anstieg des Bruchrisikos um zusätzlich das etwa Zehnfache entsteht beim Sturz, auch<br />

beim scheinbar banalen Sturz aus dem Stand. Dabei wird durch die Art des Sturzes –<br />

nach vorne, nach hinten, zur Seite – das Risiko eines Knochenbruches, z.B.<br />

Schenkelhalsfraktur zusätzlich akzentuiert.<br />

Akut entstehen beim Bruch unerträgliche Schmerzen, die von den Betroffenen meist als<br />

schlimmst je erlebter Schmerz beschrieben werden. Wirbelverformung durch Bruch und<br />

Fehlverheilung nach peripherem Bruch werden zur Ursache chronischer Schmerzen und<br />

Einschränkung der allgemeinen Belastbarkeit; es droht Invalidisierung mit zum Teil<br />

unerwartet hoher Wahrscheinlichkeit.<br />

Übliche Pharmakotherapie der Osteoporose senkt das Risiko zukünftiger Frakturen,<br />

beeinflusst unmittelbar die Folgen stattgehabter Frakturen nicht. Hieraus folgt wiederum,<br />

dass der ausschließliche Einsatz eines Knochenstoffwechsel beeinflussenden<br />

Medikamentes unzureichend ist, wenn ein Patient mit Osteoporose behandelt werden soll.<br />

Die Behandlung derartiger Patienten hat neben einer Stabilisierung der<br />

Knochenstrukturen daher folgende weitere Aufgaben zu erfüllen:<br />

- Senkung des Risikos frakturerzeugender Stürze<br />

- Linderung der akuten Frakturschmerzen, außerdem auch der chronischen<br />

Beschwerden, die bei Patienten mit mehreren Frakturen von Wirbeln oder<br />

Einzelfraktur eines Oberschenkelhalsen entstehen<br />

- Remobilisierung<br />

- Unterstützung bei der Bewahrung selbständiger Lebensführung.<br />

Zusätzliche Bedeutung gewinnt die psychologische Betreuung eines durch chronischen<br />

Schmerz zur Depression neigenden Patienten.<br />

Senkung des Risikos frakturerzeugender Stürze<br />

Spezifische Trainingstherapien, auch Taj Chi, vermögen das Risiko zukünftiger Stürze zu<br />

senken. Auch die Muskelgewebe positiv beeinflussenden Wirkungen eines Ausgleichs von<br />

Vitamin D-Mangel durch Substitution senkt das Sturzrisiko nachhaltig. Bei dieser<br />

Behandlungsart hat sich zeigen lassen, dass hierdurch in der Tat das Risiko von<br />

Frakturen im Rahmen prospektiver klinischer Studien gesenkt wird.<br />

Schmerzlinderung, Besserung chronischer Schmerzen<br />

Die im Rahmen klassischer Rehabilitationsverfahren eingesetzten physikalisch<br />

balneologischen Behandlungen bessern den Allgemeinzustand der Patienten<br />

eindrucksvoll. Trotzdem ist bei einem Teil der Betroffenen eine zusätzliche<br />

pharmakologische Schmerzbehandlung von Nöten. Ob nach erneutem Wirbelbruch eine<br />

Kypho- oder Vertebroplastie nachhaltig zur Besserung des Befindens im Vergleich zu<br />

konservativen Behandlungen beitragen kann, war in der Vergangenheit umstritten. Eine<br />

jüngst veröffentlichte Metaanalyse aller relevanter Studien stimmt dagegen wieder<br />

optimistisch, zumindest was den Einsatz unmittelbar nach Fraktur angeht.<br />

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Remobilisierungsbemühungen sind bei Gruppentherapien erfolgversprechend. Hier liegt<br />

auch ein Schwerpunkt der Arbeit von Selbsthilfegruppen, die jede Unterstützung<br />

verdienen.<br />

Besserung der Muskelfunktion durch ein durch Biofeedback Mechanismen gefördertes<br />

Training der Rumpfmuskulatur wirkt sich auf unterschiedlichen Ebenen aus:<br />

Es kommt zur Aufrichtung des Rumpfes, teilweise Ausgleich eines vorherigen<br />

Größenverlustes, Besserung der Lungenfunktion, auch des Allgemeinbefindens, sowie zur<br />

Besserung von Schmerzen und Reduktion von Behinderungen. Dieses Ziel kann durch<br />

den Einsatz spezifischer Orthesen erreicht werden.<br />

Es werden Empfehlungen präsentiert, die für Gesunde im Rahmen einer Prävention<br />

gemacht werden, und solche, die bei Patienten mit fortgeschrittenem Leiden zum Einsatz<br />

kommen sollen.<br />

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Schmerztherapie bei Osteoporose<br />

Lektion 15: Prof. Dr. med. Klaus M. Peters<br />

Eine Osteoporose ohne Frakturen ist asymptomatisch. Sie manifestiert sich klinisch erst<br />

durch Frakturen (manifeste Osteoporose). Tritt bei bekannter Osteoporose ein akuter<br />

Rückenschmerz auf, ist eine neu aufgetretene Wirbelkörperfraktur auszuschließen. Bei<br />

den Wirbelkörperfrakturen ist zwischen inzidenten (vorbestehenden) Frakturen und<br />

prävalenten (neu aufgetretenen Frakturen zu unterscheiden. 75% aller Frauen mit<br />

Osteoporose haben Rückenschmerzen, wobei der QUALEFFO-Gesamtwert mit der Anzahl<br />

der vorbestehenden Wirbelkörperfrakturen ansteigt. Wichtig ist eine aktive<br />

Schmerzanamnese, wobei die Mehrzahl osteoporotischer Wirbelkörperfrakturen zunächst<br />

unentdeckt bleibt.<br />

Schmerzen bei inzidenten Wirbelkörperfrakturen<br />

Das Leitsymptom einer akuten Wirbelkörperfraktur ist der plötzlich einsetzende, äußerst<br />

starke Schmerz in der gesinterten Wirbelregion, der sich zum Beispiel beim Aufrichten,<br />

nach einer Drehbewegung und beim Anheben eines Gegenstandes in voller Stärke<br />

unvermittelt auftritt und unbehandelt tagelang bis wochenlang in unverminderter Stärke<br />

anhält.<br />

Liegt eine Sinterung der Vorderkante oder des gesamten Wirbelkörpers vor, ist der<br />

Schmerz am stärksten beim Aufrichten vom Liegen in eine aufrechte Position, wohin<br />

gegen im Liegen nur oft nur geringe Schmerzen bestehen. Nächtliche Schmerzen im<br />

Liegen als stärkste Ausprägung der Beschwerden sind untypisch und sollten vor allem bei<br />

einer entsprechenden Vorgeschichte immer auch differenzialdiagnostisch an eine maligne<br />

oder andere Genese denken lassen.<br />

Bei Deck- und Grundplattenfrakturen besteht ein konstanter, dumpfer Schmerz, bei<br />

Frakturen der Brustwirbelsäule sind die Schmerzen oft weniger ausgeprägt als in der<br />

Lendenwirbelsäule. Hier ist der Schmerz bei Drehbewegungen meistens am größten. Bei<br />

einem Teil der Frakturen von Brustwirbelkörper werden die Frakturen in die<br />

Lendenwirbelsäule lokalisiert.<br />

Kriterien, die eine frische Wirbelkörperfraktur nahelegen:<br />

4 von 5 der folgenden Kriterien:<br />

Neu aufgetretener Rückenschmerz nach inadäquater Belastung (evtl. Minimaltrauma)<br />

Relevanter Schmerz (VAS 4/10 oder höher) oder Schmerzverstärkung (um mindestens<br />

3/10) bei vorbestehendem Schmerz<br />

Bewegungsschmerz, insbesondere Schmerzen beim Aufrichten aus dem Liegen<br />

Lokaler Klopfschmerz auf Dornfortsatz<br />

Schmerzpersistenz über eine Woche (unter symptomatischer Schmerztherapie)<br />

Kriterium 6:<br />

Erhöhtes 10-Jahres-Frakturrisiko nach DVO-Risikofragebogen (Risiko einer Fraktur ><br />

20%, z.B. auch bekannte Osteoporose)<br />

Schmerzen bei prävalenten Wirbelkörperfrakturen<br />

Die Schmerzen werden typischerweise in der Frakturregion lokalisiert und treten nach<br />

längerem Verweilen in einer konstanten Körperhaltung auf. Sie treten häufig auch bei<br />

bestimmten Bewegungsabläufen, wie Drehbewegungen oder Bücken auf. Sie stellen<br />

häufig ein Mischbild aus degenerativen skelettalen Schäden, tendomyopathischem<br />

Schmerz und Sinterungsfrakturen dar.<br />

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Insgesamt ist die Spezifität der anamnestischen Angaben aber so niedrig, dass über die<br />

Anamnese alleine eine Differenzierung, ob osteoporotische Frakturen die Ursache der<br />

Rückenbeschwerden sind, nicht möglich ist.<br />

Warum ist eine konsequente Schmerzbehandlung so entscheidend?<br />

Die Schmerzreduktion ist eine vorrangige ärztliche Pflicht und ein wichtiges unmittelbares<br />

Anliegen des Patienten. Sie vermeidet Immobilität und unterstützt damit die<br />

Mobilisierung des Patienten und ist ein wichtiges Therapieprinzip bei Osteoporose.<br />

Weiterhin dient eine konsequente Schmerzbehandlung der Vermeidung einer<br />

Schmerzchronifizierung.<br />

Grundregeln der Schmerztherapie bei Osteoporose:<br />

Ziel der Therapie ist es, dass der Schmerz erträglich ist und die Mobilität nicht begrenzen<br />

soll. Es ist unbedingt auf ein konstantes Schmerzmanagement zu achten, keine bloße<br />

Bedarfsmedikation. Bei älteren Patienten sind geriatrische Therapiekriterien zu<br />

berücksichtigen.<br />

Therapie der Schmerzen bei inzidenten Wirbelkörperfrakturen:<br />

Patienten mit schmerzhaften akuten Wirbelkörperfrakturen sind fast immer auf eine<br />

medikamentöse Schmerztherapie angewiesen. Der Analgetikabedarf ist allerdings sehr<br />

unterschiedlich:<br />

Analgetika der WHO-Stufe I<br />

NSAR, Coxive, Metamizol, Paracetamol<br />

Vorübergehend zusätzlich Opioide der WHO-Stufe II oder III:<br />

Therapie bei Schmerzen bei prävalenten Wirbelkörperfrakturen:<br />

Die Beschwerden, die häufig ein Mischbild aus degenerativen skelettalen Schäden und<br />

Sinterungsfrakturen darstellen, sollten ganzheitlich therapiert werden. Idealerweise sollte<br />

eine multimodale Schmerztherapie zum Einsatz kommen mit medikamentösen und nicht<br />

medikamentösen Elementen. Da es sich in der Regel um ein älteres und oft<br />

multimorbides Patientenkollektiv handelt, sollten die Nebenwirkungen der Analgetika<br />

streng beachtet werden.<br />

Die Schmerzen bei inzidenten und prävalenten Wirbelkörperfrakturen sind überwiegend<br />

Entzündungsschmerzen. Es sollten NSAR bzw. Coxibe unter engmaischiger Kontrolle zum<br />

Einsatz kommen. Opioide sind weniger organtoxisch als NSAR und Coxibe. Die zentralnervösen<br />

Nebenwirkungen stellen aber ein Hauptrisiko dar. Es kommt bei den Patienten<br />

häufig zu Schwindel sowie zu Übelkeit, insbesondere zu Beginn der Therapie. Eine<br />

eingeschränkte Nierenfunktion ist auch bei Opioiden zu beachten.<br />

Opioide reduzieren gut den Grundschmerz, jedoch nicht den neuen Schmerz und damit<br />

nicht gut den Belastungsschmerz. Bei Schmerzen der Bewegungsorgane ist meist eine<br />

Schmerzspitzenmedikation erforderlich. Hierzu sind einfache Analgetika, NSAR und<br />

Coxibe zu bevorzugen. Eine skandinavische Datenbankanalyse ergab eine signifikante<br />

Erhöhung der Rate osteoporotischer Frakturen unter Opioidbehandlung.<br />

Zur Langzeitwirkung der medikamentösen Schmerztherapie bei Osteoporose gibt es<br />

kaum Studien!<br />

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Back Pain in osteoporotic vertebral fractures.<br />

Francis-RM, Aspray-TJ et al. Osteoporosis Int Dec. 2007<br />

Schmerzursache – akute Fraktur<br />

Schmerzen bei frischer WK-# durch:<br />

- Bewegung der Knochenfragmente !!<br />

( Bewegungsschmerz)<br />

- Entzündung ?<br />

- Nervenwurzelkompression<br />

- Hyperkyphose<br />

- Fehlbelastung der Sehnen und Muskeln<br />

- durch Verspannungen<br />

- durch Fehlstatik<br />

eher bei chronischer<br />

Wirbelkörperfraktur<br />

Insgesamt dazu keine kontrollierten Untersuchungen!<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I - Weimar<br />

Lektion 15 – Folie Nr. 7 – Klaus M. Peters 03/2013<br />

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Kriterien, die eine frische<br />

Wirbelkörperfraktur nahe legen:<br />

4 von 5 der folgenden Kriterien:<br />

Neu aufgetretener Rückenschmerz nach inadäquater Belastung<br />

(eventuell Minimaltrauma).<br />

Relevanter Schmerz (VAS 4/10 oder höher) oder<br />

Schmerzverstärkung (um mindestens 3/10) bei vorbestehendem<br />

Schmerz.<br />

Bewegungsschmerz, insbesondere Schmerzen beim Aufrichten aus<br />

dem Liegen.<br />

Lokaler Klopfschmerz auf Dornfortsatz.<br />

Schmerzpersistenz über eine Woche (unter symptomatischer<br />

Schmerztherapie)<br />

und Kriterium 6:<br />

Erhöhtes 10-Jahresfrakturrisiko nach DVO-Risikofragebogen (Risiko<br />

einer Fraktur > 20%; z. B. auch bekannte Osteoporose).<br />

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Lektion 15 – Folie Nr. 1 – Klaus M. Peters 03/2013<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Charakteristika von Schmerzen bei akuten<br />

osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen<br />

Schmerzauslöser<br />

Schmerzbeginn<br />

Schmerzcharakter<br />

Schmerzstärke<br />

Schmerzprovokation<br />

Schmerzdauer<br />

neurologische<br />

Begleitsymptome<br />

Bagatelltrauma (Bücken, Drehen, Heben eines<br />

Gegenstandes)<br />

plötzlich<br />

unterschiedlich – stechender Bewegungsschmerz und<br />

zusätzlich dumpfer, bohrender Schmerz<br />

stark, vor allem bei LWS-Frakturen (zu Beginn bis 10 auf<br />

einer VAS-Skala von 0-10)<br />

LWS: am schlimmsten beim Aufrichten vom Liegen ins<br />

Sitzen<br />

BWS: am schlimmsten bei Drehbewegungen<br />

mehrere Wochen bis Monate (allmählich nachlassend)<br />

sehr selten (wenn vorhanden, immer an eine andere<br />

Genese denken!)<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I - Weimar<br />

Lektion 15 – Folie Nr. 11 – Klaus M. Peters 03/2013<br />

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Sekundärer Schmerz durch Fehlstatik,<br />

Myotendinosen und degenerative Veränderungen<br />

Kyphose<br />

Tendomyotische Überlastung<br />

durch „Schieflage“<br />

Kompression des Thorax und<br />

Kontaktbildung zum Darmbein<br />

Verkürzte, insuffiziente<br />

Rumpfmuskulatur<br />

Überlastung der dorsalen<br />

Strukturen (Facettgelenke)<br />

durch kompensatorische<br />

Hyperlordose<br />

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Lektion 15 – Folie Nr. 13 – Klaus M. Peters 03/2013<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Therapie der Schmerzen bei<br />

inzidenten Wirbelkörperfrakturen<br />

Patienten mit schmerzhaften akuten<br />

Wirbelkörperfrakturen sind fast immer auf eine<br />

medikamentöse Schmerztherapie angewiesen. Der<br />

Analgetikabedarf ist allerdings sehr unterschiedlich:<br />

Analgetika der WHO-Stufe I<br />

NSAR, Coxibe, Metamizol, Paracetamol<br />

vorübergehend zusätzlich<br />

Opioide der WHO-Stufe II oder III<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I - Weimar<br />

Lektion 15 – Folie Nr. 17 – Klaus M. Peters 03/2013<br />

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Therapie von Schmerzen<br />

bei prävalenten WK-Frakturen<br />

Oft ist ein Mischbild aus degenerativen skelettalen<br />

Schäden und Sinterungsfrakturen für das Beschwerdebild<br />

verantwortlich und sollte entsprechend ganzheitlich<br />

therapiert werden.<br />

Optimalerweise:<br />

multimodale Schmerztherapie!<br />

medikamentös und nicht–medikamentös<br />

älteres und oft multimorbides Patientenkollektiv<br />

Nebenwirkungen der Analgetika beachten,<br />

NSAR gastrointestinale NW<br />

Coxibe kardiovaskuläre Risiken<br />

eingeschränkte Nierenfunktion!<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I - Weimar<br />

Lektion 15 – Folie Nr. 19 – Klaus M. Peters 03/2013<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Therapie der Schmerzen bei<br />

inzidenten Wirbelkörperfrakturen<br />

Patienten mit schmerzhaften akuten<br />

Wirbelkörperfrakturen sind fast immer auf eine<br />

medikamentöse Schmerztherapie angewiesen. Der<br />

Analgetikabedarf ist allerdings sehr unterschiedlich:<br />

Analgetika der WHO-Stufe I<br />

NSAR, Coxibe, Metamizol, Paracetamol<br />

vorübergehend zusätzlich<br />

Opioide der WHO-Stufe II oder III<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I - Weimar<br />

Lektion 15 – Folie Nr. 17 – Klaus M. Peters 03/2013<br />

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Therapie von Schmerzen<br />

bei prävalenten WK-Frakturen<br />

Oft ist ein Mischbild aus degenerativen skelettalen<br />

Schäden und Sinterungsfrakturen für das Beschwerdebild<br />

verantwortlich und sollte entsprechend ganzheitlich<br />

therapiert werden.<br />

Optimalerweise:<br />

multimodale Schmerztherapie!<br />

medikamentös und nicht–medikamentös<br />

älteres und oft multimorbides Patientenkollektiv<br />

Nebenwirkungen der Analgetika beachten,<br />

NSAR gastrointestinale NW<br />

Coxibe kardiovaskuläre Risiken<br />

eingeschränkte Nierenfunktion!<br />

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Lektion 15 – Folie Nr. 19 – Klaus M. Peters 03/2013<br />

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Therapie der Schmerzen bei<br />

inzidenten Wirbelkörperfrakturen<br />

Patienten mit schmerzhaften akuten<br />

Wirbelkörperfrakturen sind fast immer auf eine<br />

medikamentöse Schmerztherapie angewiesen. Der<br />

Analgetikabedarf ist allerdings sehr unterschiedlich:<br />

Analgetika der WHO-Stufe I<br />

NSAR, Coxibe, Metamizol, Paracetamol<br />

vorübergehend zusätzlich<br />

Opioide der WHO-Stufe II oder III<br />

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Lektion 15 – Folie Nr. 17 – Klaus M. Peters 03/2013<br />

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Therapie von Schmerzen<br />

bei prävalenten WK-Frakturen<br />

Oft ist ein Mischbild aus degenerativen skelettalen<br />

Schäden und Sinterungsfrakturen für das Beschwerdebild<br />

verantwortlich und sollte entsprechend ganzheitlich<br />

therapiert werden.<br />

Optimalerweise:<br />

multimodale Schmerztherapie!<br />

medikamentös und nicht–medikamentös<br />

älteres und oft multimorbides Patientenkollektiv<br />

Nebenwirkungen der Analgetika beachten,<br />

NSAR gastrointestinale NW<br />

Coxibe kardiovaskuläre Risiken<br />

eingeschränkte Nierenfunktion!<br />

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Therapie der Schmerzen bei<br />

inzidenten Wirbelkörperfrakturen<br />

Patienten mit schmerzhaften akuten<br />

Wirbelkörperfrakturen sind fast immer auf eine<br />

medikamentöse Schmerztherapie angewiesen. Der<br />

Analgetikabedarf ist allerdings sehr unterschiedlich:<br />

Analgetika der WHO-Stufe I<br />

NSAR, Coxibe, Metamizol, Paracetamol<br />

vorübergehend zusätzlich<br />

Opioide der WHO-Stufe II oder III<br />

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Lektion 15 – Folie Nr. 17 – Klaus M. Peters 03/2013<br />

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Therapie von Schmerzen<br />

bei prävalenten WK-Frakturen<br />

Oft ist ein Mischbild aus degenerativen skelettalen<br />

Schäden und Sinterungsfrakturen für das Beschwerdebild<br />

verantwortlich und sollte entsprechend ganzheitlich<br />

therapiert werden.<br />

Optimalerweise:<br />

multimodale Schmerztherapie!<br />

medikamentös und nicht–medikamentös<br />

älteres und oft multimorbides Patientenkollektiv<br />

Nebenwirkungen der Analgetika beachten,<br />

NSAR gastrointestinale NW<br />

Coxibe kardiovaskuläre Risiken<br />

eingeschränkte Nierenfunktion!<br />

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Therapie der Schmerzen bei<br />

inzidenten Wirbelkörperfrakturen<br />

Patienten mit schmerzhaften akuten<br />

Wirbelkörperfrakturen sind fast immer auf eine<br />

medikamentöse Schmerztherapie angewiesen. Der<br />

Analgetikabedarf ist allerdings sehr unterschiedlich:<br />

Analgetika der WHO-Stufe I<br />

NSAR, Coxibe, Metamizol, Paracetamol<br />

vorübergehend zusätzlich<br />

Opioide der WHO-Stufe II oder III<br />

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Therapie von Schmerzen<br />

bei prävalenten WK-Frakturen<br />

Oft ist ein Mischbild aus degenerativen skelettalen<br />

Schäden und Sinterungsfrakturen für das Beschwerdebild<br />

verantwortlich und sollte entsprechend ganzheitlich<br />

therapiert werden.<br />

Optimalerweise:<br />

multimodale Schmerztherapie!<br />

medikamentös und nicht–medikamentös<br />

älteres und oft multimorbides Patientenkollektiv<br />

Nebenwirkungen der Analgetika beachten,<br />

NSAR gastrointestinale NW<br />

Coxibe kardiovaskuläre Risiken<br />

eingeschränkte Nierenfunktion!<br />

DVO <strong>Grundkurs</strong> I - Weimar<br />

Lektion 15 – Folie Nr. 19 – Klaus M. Peters 03/2013<br />

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Fälle aus der Praxis<br />

Lektion 18: Prof. Dr. med. Helmut Minne<br />

Immer wieder präsentieren Patienten eine durch Knochenbrüche charakterisierte<br />

Krankengeschichte, bei der im ersten Anlauf der Verdacht entsteht, dass eine „übliche“<br />

Osteoporose zur Frakturursache wurde.<br />

Das ist dann auch bei der überwiegenden Mehrzahl der älteren Patienten mit Frakturen<br />

richtig.<br />

Dies wiederum wird zur Ursache des Übersehens von Krankheiten, die zur Frakturursache<br />

werden können, ohne dass eine „übliche“ Osteoporose vorliegt.<br />

Es werden Besonderheiten von Krankengeschichten vorgestellt, die den Verdacht auf das<br />

Vorliegen einer sekundären Osteoporose oder auf die Entstehung Osteoporose<br />

unabhängiger Frakturen wecken müssen.<br />

Malignom assoziierte Frakturen müssen in Erwägung gezogen werden, wenn Frakturen<br />

rezidivierend in kurzen Zeitabständen im Bereich der Wirbelsäule entstehen.<br />

Bei Patienten mit üblicher Osteoporose kann nach erstem Wirbelbruch eine frakturfreie<br />

Phase von bis zu mehreren Jahren vorkommen. Nur bei unbehandelt fortschreitender<br />

Krankheit können am Ende die zeitlichen Abstände zwischen Frakturen dramatisch<br />

verkürzt sein.<br />

Auf jeden Fall verdächtig ist es, wenn bei einem Wirbelbruch die Rückwand des Wirbeld<br />

beschädigt wurde. Differentialdiagnostisch handelt es sich dann entweder um eine primär<br />

traumatische Fraktur (Sturz vom Apfelbaum, Motorradunfall) oder eine Fraktur bei<br />

osteolytischer Knochenmetastase.<br />

Verdächtig ist auch, wenn primär anstelle der Deckplatte die Grundplatte eines Wirbels<br />

bricht, dies kann jedoch auch bei einem Wirbel vorkommen, der einem durch<br />

Kyphoplastie/Vertebroplastie behandeltem Wirbel benachbart ist.<br />

Selten sind bei Patienten mit Osteoporose Wirbelfrakturen proximal des 5. BWK. BWK 4-<br />

Frakturen können vorkommen, sind jedoch selten. Wirbel oberhalb des 4. BWK brechen<br />

bei üblicher Osteoporose nicht. Auch dies ist die Domäne der Frakturen durch<br />

Knochenmetastasen.<br />

Beckenringfrakturen können Unfallfolge sein, treten bei Osteomalazie auf, werden auch<br />

einmal als Spätkomplikationen nach Tumorbestrahlung im Beckenbereich gesehen.<br />

Proximale Femurfrakturen können als Begleitfraktur nach Knochenmarktransplantation<br />

auftreten.<br />

Es werden exemplarische Fälle demonstriert, die die differentialdiagnostischen Probleme<br />

bei einzelnen Patienten mit Frakturen illustrieren.<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Osteoporose des Mannes<br />

Lektion 19: PD Dr. med. Gabriele Lehmann<br />

Der männlichen Osteoporose liegt häufig eine sekundäre Osteoporose zugrunde. Die<br />

niedrige Knochendichte mit Veränderungen der Mikroarchitektur des Knochens, welche zu<br />

Fragilitätsfrakturen führt, wird dabei meist durch eine zugrundeliegende Erkrankung oder<br />

Medikation verursacht. Das Vorliegen einer männlichen Osteoporose muss insbesondere<br />

dann vermutet werden, wenn Fragilitätsfrakturen bei jungen Männern auftreten oder<br />

geringe Knochendichtewerte vorliegen.<br />

Im Vergleich zu Frauen haben Männer größere Knochen. Ihr Knochen vergrößert sich vor<br />

allem durch periostale Apposition. Die Anzahl der Trabekel bleibt bei Männern mit<br />

zunehmendem Alter nahezu unverändert, die trabekuläre Dicke hingegen verringert sich.<br />

Trabekelperforationen sind bei Männern nicht so ausgeprägt wie bei Frauen.<br />

Im Rahmen eines Testosteronmangels (Androgendepriviation bei Pat. mit<br />

Prostatakarzinom) kommt es zu einer Zunahme der Frakturinzidenz. Das höchste<br />

Frakturrisiko weisen Männer mit niedrigem Testosteronspiegel, hohem SHBG-Spiegel und<br />

niedrigem bioverfügbaren E 2 -Spiegel auf.<br />

Es sollte zunächst eine ausführliche Krankengeschichte erhoben werden und eine<br />

klinische Untersuchung mit Basis-Labordiagnostik erfolgen. Dadurch können klinische<br />

Risikofaktoren, Osteoporose-induzierende Medikamente, ursächliche endokrine,<br />

gastroenterologische, hämatologische oder rheumatische Erkrankungen erkannt und mit<br />

spezifischeren Untersuchungen bestätigt werden. Die Knochendichtemessung mittels<br />

DEXA-Messung an der Hüfte und der Wirbelsäule ist ein wegweisender diagnostische<br />

Test. Zum Nachweis bereits eingetretener Wirbelkörperfrakturen empfiehlt sich eine<br />

Röntgenuntersuchung der Wirbelsäule (BWS/LWS) in 2 Ebenen.<br />

Die Therapie der sekundären Osteoporose beinhaltet neben der spezifischen<br />

antiresorptiven Therapie immer die Therapie der zugrundeliegenden Erkrankung,<br />

insbesondere aber die Beendigung oder Modifikation Osteoporose-fördernder<br />

Medikamente.<br />

Für den Mann sind Alendronat und Risedronat (Daten zur Fraktursenkung), sowie<br />

Zoledronat und Teriparatid (Extrapolation zu Frakturdaten der Frau bei gleichen<br />

Änderungen der Knochendichte) und Strontiumranelat zur Therapie der Osteoporose<br />

zugelassen. Es ist eine ähnliche Frakturwirksamkeit wie bei der Frau anzunehmen.<br />

Denosumab ist seit 2010 zugelassen zur Behandlung eines Knochendichteverlustes durch<br />

eine hormonablative Therapie (Androgendeprivation) bei Männern mit Prostatakarzinom<br />

und erhöhtem Frakturrisiko.<br />

Für eine Testosterontherapie konnte bei älteren Männern eine Zunahme der<br />

kardiovaskulären Morbidität, hervorgerufen durch Steigerung der Salz- und<br />

Wasserretention,<br />

mit Begünstigung von Ödembildung, Hypertonie und Plättchenaggregation nachgewiesen<br />

werden.<br />

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Glukokortikoid-induzierte Osteoporose<br />

Lektion 20: PD Dr. med. Gabriele Lehmann<br />

GC sind eine in der Therapie chronisch entzündlicher Erkrankungen häufig eingesetzte<br />

Substanzklasse. Hauptindikationen für eine Langzeittherapie stellen entzündlich<br />

rheumatische Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, chronisch entzündliche<br />

Darmerkrankungen und neurologische Erkrankungen dar. Weiterhin haben GC einen<br />

festen Platz im Rahmen der immunsuppressiven Therapie nach Organtransplantation.<br />

Eine fast obligate Nebenwirkung der Therapie mit GC ist die Entwicklung einer<br />

Osteoporose mit gesteigertem Frakturrisiko.<br />

Pathogenese der GIO<br />

GC beeinflussen den Knochenauf- und –abbau über direkte und indirekte Beeinflussung<br />

der Knochenzellen.<br />

Sie hemmen direkt die Osteoblastogenese im Knochenmark, reduzieren die<br />

Leistungsfähigkeit der Osteoblasten und induzieren deren vorzeitige Apoptose.<br />

Über eine vermehrte Expression von RANK-L und eine Verminderung der<br />

Osteoprotegerin-Produktion in den Osteoblasten steigern GC andererseits die Aktivität<br />

der Osteoklasten und verhindern deren Apoptose. Beide Mechanismen führen zu einem<br />

Überwiegen des Knochenabbaus. Mit fortschreitender Suppression der Osteoblasten<br />

nimmt die zunächst gesteigerte Osteoklastenaktivierung wieder ab. Das erklärt den<br />

zweiphasigen Verlauf des Knochendichteverlustes mit rascher Abnahme in den ersten 3<br />

bis 12 Monaten unter GC Medikation und nachfolgend nur noch geringer Reduktion.<br />

Indirekt wirken die GC über ein negatives Feed-back auf die Hypothalmus-Hypophysen-<br />

Gonaden-Achse zu einer Reduktion der Sexualhormone. Über eine Hemmung der<br />

intestinalen Ca-Resorption und der renalen Ca-Rückresorption können sie die Entwicklung<br />

eines sekundären HPT begünstigen. Infolge einer gesteigerten Sensitivität der<br />

Osteoklasten gegenüber PTH kann auch bei im Normbereich liegenden PTH-Werten im<br />

Serum der osteoklastäre Abbau stimuliert werden.<br />

Die im Rahmen der chronisch entzündlichen Grunderkrankung durch Zytokin-vermittelte<br />

(TNF alpha, IL 1, IL6) Stimulation unterhaltene Osteoklastenaktivierung führt zu einer<br />

bereits vor GC Einsatz bestehenden Knochenstoffwechselstörung.<br />

Die Folgen der zellulären Dysbalance werden zuerst am trabekulären Knochen sichtbar:<br />

Es kommt zu einer Knochenvolumenverminderung über eine für die GIO typische<br />

Ausdünnung der Trabekel ohne Perforationen.<br />

Der enge Zusammenhang zwischen GC-Therapie und Steigerung des Frakturrisikos<br />

wurde bereits 2002 von van Staa in einer umfangreichen Populationsstudie belegt.<br />

Diagnostik der GIO<br />

Bei allen Patienten, bei denen eine länger als drei Monate dauernde GC Therapie geplant<br />

ist, besteht die Indikation zu einer Osteoporosediagnostik entsprechend den<br />

Empfehlungen der Leitlinie des DVO. Ein besonderer Stellenwert kommt hierbei der<br />

Knochenmineraldichtemessung mittels DXA-Technik zu, da sich die Therapieschwellen<br />

zum Einsatz einer spezifischen osteologischen Medikation am Ausmaß der<br />

Mineraldichteminderung ausrichten.<br />

Prophylaxe und Therapie der GIO<br />

Um den bereits durch die Grundkrankheit bedingten Knochendichteverlust zu minimieren,<br />

ist eine suffiziente Behandlung derselben erforderlich. Weiterhin sollte der Einsatz der<br />

niedrigst-möglichen systemischen GC-Dosis angestrebt werden.<br />

Ab einer systemischen GC-Therapie von mindestens drei Monaten Dauer ist die tägliche<br />

Einnahme von 1000–1500 mg Kalzium und 400–1200 IU Vitamin D empfohlen. Eine<br />

Indikation zum Einsatz osteotroper Medikamente (zugelassen sind Alendronat,<br />

Risedronat, Zoledronat und PTH 1 -34) besteht nach den Empfehlungen der DVO-Leitlinie<br />

2009 bei einer täglichen GC-Dosis von ≥ 7,5 mg Prednisolonäquivalent ab einer T-Score<br />

Verminderung auf ≤ 1,5 SD. Bei einer Dosierung von ≤ 7,5 mg Prednisolonäquivalent<br />

müssen zusätzliche Risikofaktoren bei der Festlegung des Schwellenwertes berücksichtigt<br />

werden.<br />

Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke


Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

andere sekundäre Osteoporosen<br />

Lektion 21: Dr. med. Volker Ziller<br />

„Eine Osteoporose, die dominant und kausal mit bestimmten Erkrankungen oder<br />

Konditionen<br />

verknüpft ist, wird als sekundäre Osteoporose bezeichnet, wobei die Grenzen<br />

zwischen einem Risikofaktor und einer sekundären Osteoporose fließend sein können.“ Es<br />

sollte zunächst eine ausführliche Krankengeschichte erhoben werden und eine klinische<br />

Untersuchung mit Basis-Labordiagnostik erfolgen. Dadurch können klinische<br />

Risikofaktoren, Osteoporose-induzierende Medikamente, ursächliche endokrine,<br />

gastroenterologische, hämatologische, neurologische oder rheumatische Erkrankungen<br />

erkannt und mit spezifischeren Untersuchungen bestätigt werden. Die Therapie der<br />

sekundären Osteoporose beinhaltet neben der medikamentösen Therapie der<br />

Osteoporose immer die Therapie der zugrunde liegenden Erkrankung, insbesondere aber<br />

die Beendigung oder Modifikation Osteoporose-fördernder Medikamente. Erkrankungen<br />

die mit einem hohen Risiko für eine Osteoporose einhergehen sind beispielsweise ein Typ<br />

1 Diabetes, die Rheumatoide Arthritis oder Malassimilationssyndrome.<br />

Bei praemenopausalen Patientinnen sind ursächlich häufig sekundäre Osteoporoseformen<br />

im Fokus. Speziell Erkrankungen die zu einem Mangel an Sexualhormonen führen, wie<br />

die praemature Menopause, eine antihormonelle Therapie oder die komplexen<br />

endokrinen Störungen im Rahmen einer Anorexia nervosa können zu<br />

osteoporoseassoziierten Frakturen führen. Ein seltener Sonderfall stellt die<br />

schwangerschaftsassoziierte Osteoporose dar, bei der es im Rahmen einer<br />

Schwangerschaft und der Stillzeit zu erheblicher Minderung der Knochenmasse und<br />

konsekutiven Fragilitätsfrakturen kommt.<br />

Die Therapie der praemenopausalen Patientin erfordert stets individualisierte<br />

Therapiekonzepte da es derzeit keine spezifischen Präparate mit Zulassung zur Therapie<br />

der praemenopausalen Osteoporose gibt. Auch bei der praemenopausalen Patientin steht<br />

die Therapie der Grunderkrankung meist im Vordergrund.<br />

Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke

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