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Z1301 Grundkurs 1.pdf - OSTAK

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Script – <strong>Z1301</strong> DVO <strong>Grundkurs</strong> I – 09.+10.03.2013 – Weimar<br />

Genetik<br />

Lektion 2: Prof. Dr. med. Franz Jakob<br />

Die Genetik beschäftigt sich mit der Vererbung und der Funktion der Gene. Die<br />

genetische Grundinformation für den Bauplan und die Funktion des Organismus ist in der<br />

DNS enthalten. Eine komplexe Maschinerie von Bindungsproteinen und Enzymen<br />

reguliert die Verpackung, die Ablesbarkeit und die Zugänglichkeit der DNS-Regionen, die<br />

für Eiweiße kodieren. Die Ablesbarkeit der Information und die Zugänglichkeit der DNS<br />

können sich im Laufe des Lebens verändern. Man nennt diese Modifikation der<br />

Umsetzbarkeit genetischer Information Epigenetik. Epigenetische Veränderungen<br />

können sich sehr stark auswirken und damit die einmal festgelegte genetische<br />

Information individuell wesentlich verändern. Auch hierfür existiert eine komplexe<br />

Regulationsmaschinerie. Die Epigenetik wird in den nächsten Jahren unsere Sichtweise<br />

der Dinge erheblich verändern, eine Entwicklung, die bereits begonnen hat. Einflüsse aus<br />

der Umwelt und der Lebensweise sind ebenfalls in der Lage, die Umsetzung der<br />

Information aus den Erbanlagen zu modifizieren (Gen-Umwelt-Interaktion).<br />

Der Aufbau und die Funktion des Skeletts sind sehr stark von erblicher Information<br />

geprägt. Im Durchschnitt sind z.B. die Anatomie des Knochens und sein Stoffwechsel zu<br />

50-80 % genetisch determiniert. Krankheiten und milde Störungen des Skeletts können<br />

durch Änderungen der genetischen Information verursacht und weitergegeben werden.<br />

Wir unterscheiden zwischen monogenetischen und polygenetischen Erkrankungen.<br />

Bei monogenetischen Erkrankungen wird durch eine Mutation im Bereich eines Gens eine<br />

Störung der Entwicklung und / oder der Funktion festgelegt. Eine solche Mutation aus der<br />

väterlichen oder mütterlichen Familie kann sich dominant auswirken und bereits bei<br />

Anwesenheit auf einem einzigen Chromosom zur Krankheit führen, oder es braucht die<br />

gleiche respektive eine ähnlich wirksame Störung auf dem Chromosom des anderen<br />

Elternteils um manifeste Krankheit hervorzurufen (autosomal dominant oder rezessiv).<br />

Im Gegensatz dazu werden bei polygenetischen Erkrankungen immer eine ganze Reihe<br />

von Genen von Veränderungen (Polymorphismen) betroffen, die sich sehr mild auf die<br />

Funktion des resultierenden Proteins auswirken, aber in ihrer Zusammensetzung dann<br />

einen Risikofaktor für die Entstehung von Krankheit darstellen. Meist bestehen solche<br />

Veränderungen aus Mutationen einzelner Nukleotide der DNS („single nucleotide<br />

polymorphisms“, SNPs). Diese haben dann entweder einen Basenaustausch mit Änderung<br />

der Aminosäuresequenz zur Folge, oder sie betreffen wichtige regulatorische Sequenzen<br />

in den Steuereinheiten der DNS.<br />

Beispiele monogenetischer Krankheiten des Knochens sind die Osteogenesis<br />

Imperfecta, die Hypophosphatasie und die erblichen Formen der<br />

hypophosphatämischen Rachitis, die das Gen des Kollagen 1, der Alkalischen<br />

Phosphatase oder des FGF23 betreffen. Sie fallen in der Regel bereits in der Kindheit auf<br />

und fordern uns interdisziplinär heraus, was die lebenslange Betreuung angeht.<br />

Polygenetische Erkrankungen sind die Arthrose und die Osteoporose. Sie entstehen<br />

durch multiple Veränderungen von Genen, die eine bedeutende Rolle spielen in der<br />

Regulation des Knochenstoffwechsels, der Knorpelphysiologie und der gesamten Funktion<br />

der muskuloskelettalen Einheit. Somit können die betreffenden genetischen<br />

Veränderungen alle möglichen Gene betreffen vom Kalziumstoffwechsel über die<br />

Regulationsnetzwerke mesenchymaler Differenzierung bis hin zu Hormonwirkung und<br />

Hormonstoffwechsel und bis zur Alterung. Während man bei der Suche nach genetischen<br />

Faktoren der Arthrose in den letzten Jahrzehnten eher wenige Fortschritte erzielen<br />

konnte, kommt man der Situation bei der Osteoporose zusehends näher. Tatsächlich<br />

zeigen z.B. Polymorphismen im Gen des Vitamin D-Rezeptors, des<br />

Parathormonrezeptors, des Östrogenrezeptors, von LRP5, SOST und in Genen der<br />

RANK/RANKL Signalkaskade in großen Populations-weiten Studien Assoziationen mit der<br />

Frakturinzidenz. Eine kürzlich publizierte Studie des „Genetic Factors for Osteoporosis<br />

Consortium“ beschreibt 150 identifizierte Kandidatengene (Richards et al. 2009).<br />

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