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Angleichung der industriellen Modernisierungsprozesse in Ost

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Kapitel 4<br />

die Entwicklungen <strong>in</strong> den Regionen und an den Standorten. Gel<strong>in</strong>gt es nicht, entsprechende Beschäftigungsangebote<br />

für qualifiziertes Personal auf allen Ebenen zu entfalten, so wird <strong>der</strong>en Abwan<strong>der</strong>ung anhalten.<br />

Doch auch <strong>in</strong> den alten Bundeslän<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d viele Regionen von Wan<strong>der</strong>ungsprozessen junger qualifizierter<br />

Arbeitnehmer gekennzeichnet (vgl. Abb. 23 im Anhang). Der Unterschied liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Intensität<br />

des Prozesses; die Problematik ist den nicht zentralen, eher peripheren Regionen geme<strong>in</strong>sam.<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> bislang nur punktuell erfolgreich verlaufenden Entwicklungen ist es beson<strong>der</strong>s wichtig,<br />

die Gründungsdynamik von wachstums<strong>in</strong>tensiven technologieorientierten Unternehmen durch die För<strong>der</strong>ung von<br />

Neugründungen und Neuansiedlungen von Unternehmen zu verstetigen und vor allem das vorhandene betriebliche<br />

Potenzial mit perspektivisch günstigen Marktpotenzialen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Stabilisierungs- und Wachstumsphase zu<br />

unterstützen und dessen Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.<br />

Grenzen des Wachstumspotenzials <strong>der</strong> ostdeutschen Betriebe und <strong>der</strong> sozio-ökonomischen Entwicklung <strong>der</strong> Regionen<br />

ergeben sich nicht nur durch die unzureichende Kapitalausstattung <strong>der</strong> Betriebe, son<strong>der</strong>n ebenso durch<br />

das Gehaltsgefälle zu den alten Bundeslän<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> damit verbundenen Abwan<strong>der</strong>ung ausgebildeter Fachkräfte.<br />

Das Lohngefälle erschwert es den Betrieben – auch auf <strong>der</strong> Ebene des Managements – im überregionalen Wettbewerb<br />

um Humankapital zu bestehen und qualifizierte Arbeitskräfte zu rekrutieren; dies wirkt sich mittelfristig zu<br />

Lasten <strong>der</strong> Innovationsfähigkeit aus. Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> politischen Diskussion häufig gefor<strong>der</strong>ten strukturell niedrigeren<br />

Löhne und das gleichzeitige Problem <strong>in</strong>novationsentleerter Räume – die Regionen, <strong>in</strong> denen kaum noch <strong>in</strong>novative<br />

Potenziale anzutreffen s<strong>in</strong>d – werden den Migrationsdruck weiter erhöhen, die Anwerbung o<strong>der</strong> Rückwan<strong>der</strong>ung<br />

entsprechenden Personals nachhaltig erschweren, das Qualifikationsniveau senken und e<strong>in</strong>e kritische Industriestruktur<br />

entstehen lassen, die wenig Anknüpfungen an wertschöpfungs<strong>in</strong>tensive „knowledge based economy“<br />

bietet. Hier besteht folglich Handlungsbedarf. Dabei geht es nicht nur um die Qualifizierung von Arbeitskräften<br />

durch entsprechende Ausbildungs- und Weiterqualifizierungsmaßnahmen, son<strong>der</strong>n gleichzeitig s<strong>in</strong>d erhebliche<br />

Bemühungen erfor<strong>der</strong>lich, um die ausgebildeten Fachkräfte an den Standorten zu halten.<br />

Sozialpolitischer Handlungsbedarf<br />

Der <strong>in</strong>sgesamt zu ger<strong>in</strong>ge Unternehmensbesatz und <strong>der</strong> dünne Besatz an Erfolgsunternehmen <strong>in</strong> <strong>Ost</strong>deutschland<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n bislang zum e<strong>in</strong>en noch größere Effekte für Beschäftigung und Wirtschaft. Zum an<strong>der</strong>en wird deutlich,<br />

dass das ostdeutsche Arbeitsmarktproblem (vgl. Abb. 24 im Anhang) nicht alle<strong>in</strong> über Innovation und Wachstum<br />

<strong>der</strong> Unternehmen zu bewältigen ist. Die Arbeitslosen verfügen häufig über Qualifikationen, die am Arbeitsmarkt<br />

nicht nachgefragt werden, o<strong>der</strong> sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer Qualifikation m<strong>in</strong>destens entwertet o<strong>der</strong> nicht qualifiziert. 21 Die<br />

von den dynamischen Bereichen nachgefragten Qualifikationen s<strong>in</strong>d dagegen nicht <strong>in</strong> dem erfor<strong>der</strong>lichen Maße<br />

vorhanden. Auf diese Weise entsteht e<strong>in</strong>e Mismatch-Situation.<br />

Die gesellschaftlich erfor<strong>der</strong>lichen Arbeitsplätze zur Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> strukturellen Arbeitslosigkeit werden jedoch<br />

nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> zeitlich gebotenen Kürze entstehen und anschließend werden sie sich vor allem auf die entwicklungsfähigen<br />

Regionen konzentrieren. Günstige Entwicklungen <strong>in</strong> zukunftsweisenden Bereichen und an den geeigneten<br />

Standorten, <strong>Angleichung</strong>en an westdeutsche Situationen und Integration <strong>in</strong> nationale und kont<strong>in</strong>entale Innovationsnetzwerke<br />

s<strong>in</strong>d durch geeignete Politiken <strong>in</strong> größeren Zeiträumen <strong>in</strong>duzierbar, aber sie liefern ke<strong>in</strong>e Instrumente<br />

für kurzfristige Problemlösungen bei <strong>der</strong> Beschäftigungsproblematik. Im Gegenteil: Auch diese Situation wird<br />

sich <strong>in</strong> Zukunft weiterh<strong>in</strong> deutlich regional ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> entwickeln. Hier besteht fortgesetzter sozialpolitischer<br />

Handlungsbedarf (Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramme), denn die Unternehmen werden mit ihren<br />

21 Die Tatsache, dass es trotz hoher Arbeitslosenquoten ostdeutsche Betriebe mit offenen Stellen gibt (vgl. Köll<strong>in</strong>g 2002), weist auf e<strong>in</strong> bestehendes Mismatch zwischen<br />

Arbeitsangebot und -nachfrage h<strong>in</strong>. Die Chancen und Risiken auf dem Arbeitsmarkt s<strong>in</strong>d sehr stark von <strong>der</strong> Qualifikation bestimmt. Personen ohne Berufsabschluss tragen<br />

das mit Abstand höchste Arbeitsmarktrisiko. So war <strong>in</strong> <strong>Ost</strong>deutschland im Jahr 2004 jede zweite Erwerbsperson ohne Berufsabschluss arbeitslos (vgl. dazu z.B. Hummel und<br />

Re<strong>in</strong>berg 2005).<br />

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