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Angleichung der industriellen Modernisierungsprozesse in Ost

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Kapitel 5<br />

entwicklung zum Instrument für Politik. Fusionen o<strong>der</strong> auch aufgabenbezogene Zusammenschlüsse (z.B. für<br />

Beschaffung, Market<strong>in</strong>g, Forschung und Entwicklung) von Betrieben zur Bildung größerer E<strong>in</strong>heiten könnten hier<br />

im Interesse <strong>der</strong> Eigentümer, <strong>der</strong> Regional- und Beschäftigungsentwicklung und <strong>der</strong> Arbeitnehmer liegen. Die<br />

Politik kann hierzu Anreize schaffen und den Prozess als Stärkung <strong>der</strong> Standorte mo<strong>der</strong>ieren und för<strong>der</strong>n.<br />

Zusätzliche Gefahren gehen von dem bereits zu beobachtenden und sich zukünftig verschärfenden Fachkräftemangel<br />

aus. Es ist davon auszugehen, dass es für die ostdeutschen Betriebe zukünftig sehr schwierig wird, auf<br />

den regionalen Arbeitsmärkten das notwendige Personal zu rekrutieren. Neben den niedrigeren Gehältern spielt<br />

dabei auch die ger<strong>in</strong>gere Attraktivität (z.B. Kultur, Rechtsradikalismus, Ersche<strong>in</strong>ungsbild <strong>in</strong> den Medien) <strong>der</strong> ostdeutschen<br />

Standorte e<strong>in</strong>e Rolle. In Verb<strong>in</strong>dung mit dem unzureichenden Ausbildungsplatzangebot s<strong>in</strong>d dann Abwan<strong>der</strong>ungsbewegungen<br />

die absehbare Folge. Dadurch werden die Kompetenzen <strong>der</strong> Regionen nachhaltig und<br />

dauerhaft bee<strong>in</strong>trächtigt. Die personellen Grundlagen für Unternehmenswachstum, Unternehmensgründungen<br />

o<strong>der</strong> Ansiedlungen wertschöpfungs<strong>in</strong>tensiver Unternehmen werden geschwächt.<br />

Die niedrigeren Löhne und Gehälter stellen <strong>der</strong>zeit für die <strong>in</strong>novativen Unternehmen noch e<strong>in</strong>en Wettbewerbsvorteil<br />

dar. Als langfristige Entwicklungsstrategie s<strong>in</strong>d sie jedoch ungeeignet, da so ke<strong>in</strong>e Anreize für hochqualifiziertes<br />

Personal mit Arbeitsplatzalternativen <strong>in</strong> den alten Bundeslän<strong>der</strong>n gesetzt werden. Die Diskussionen um den<br />

Abbau von Tarifb<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d daher fehl am Platz.<br />

Es wird zukünftig darauf ankommen, die potenzialstarken Regionen weiter zu stärken und <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational führende<br />

o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong>ternational wettbewerbsfähige Standorte zu transformieren, die dann entsprechende Ausstrahlungswirkungen<br />

auf ihr Umfeld ausüben. Dies kann aber nicht bedeuten, dass nicht auch Entwicklungspotenziale<br />

außerhalb <strong>der</strong> Wachstumspole und ihres Umlandes unterstützt werden sollten. Viele Regionen <strong>in</strong> Westdeutschland<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihren Zukunftsperspektiven mit solchen <strong>in</strong> <strong>Ost</strong>deutschland vergleichbar. Daraus ergibt sich<br />

e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Interessenlage <strong>der</strong> <strong>in</strong>novationsfernen Räume zu e<strong>in</strong>er Politik, die sie an die gesamtgesellschaftlichen<br />

und -wirtschaftlichen Entwicklungen anschließt.<br />

Aus den regionalen Differenzierungsprozessen ergeben sich neue Anfor<strong>der</strong>ungen an die Politik auf allen Ebenen.<br />

Jeweils geeignete Standortentwicklungspolitik ist zu identifizieren. Daraus folgt für die Zukunft:<br />

•Programme für alle Regionen – ungeachtet ihrer Unterschiede – s<strong>in</strong>d ungeeignet; es bedarf Programme,<br />

die sich an die unterschiedlichen Problemlagen und Möglichkeiten <strong>der</strong> Regionen richten. Nur so können<br />

Erfolge an ostdeutschen Standorten wie<strong>der</strong>holt werden.<br />

•Auf <strong>der</strong> Bundesebene s<strong>in</strong>d Programme wie InnoRegio o<strong>der</strong> Innovative Wachstumskerne geeignet, Entwicklungspotenziale<br />

auch abseits <strong>der</strong> Innovations<strong>in</strong>seln zu identifizieren und zu mobilisieren. Diese Ansätze<br />

wären auf alle Regionen (über <strong>Ost</strong>deutschland h<strong>in</strong>aus) anzuwenden und zu differenzieren.<br />

•In den Bundeslän<strong>der</strong>n ist den Differenzierungsprozessen und den anzutreffenden Kompetenzen – auch<br />

außerhalb <strong>der</strong> entstandenen Innovations<strong>in</strong>seln – Rechnung zu tragen. Die Stabilisierung von Kompetenzen<br />

jenseits von High Tech hilft den Betrieben und Beschäftigten und eröffnet diesen Regionen neue Optionen<br />

– e<strong>in</strong>e Konzentration auf Biotechnologie, Informationstechnik und nachwachsende Rohstoffe ist dafür zu<br />

eng und bedarf <strong>der</strong> Ergänzung durch weitere Initiativen, die die konkreten Kompetenzen an den Standorten<br />

unterstützen (z.B. Optik <strong>in</strong> Rathenow).<br />

•Die Entwicklungsoptionen von Universitäten, Technischen Universitäten und Fachhochschulen s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>sichtlich<br />

ihrer Rolle für die Regionen durch Gründungen und Ausgründungen zu nutzen. Dazu bedarf es –<br />

wie <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n – Initiativen <strong>in</strong> den Hochschulen, die nach verwertbarem Wissen suchen und die<br />

Ausgründung aus den Hochschulen betreiben.<br />

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