Ausgabe 2/2012 - Persolog GmbH
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Ausgabe 2/2012 - Persolog GmbH
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LER N EN & L EH R EN<br />
Lernen<br />
will<br />
gelernt<br />
sein!<br />
Experten-Wissen<br />
˚ Lernen und Lehren lernen<br />
Renate Wittmann<br />
360°<br />
02|12<br />
Praxis-Tipp<br />
˚ Der Ausbilder als Coach<br />
Eberhard Jung<br />
Rund um die Personal-Szene
I N H A L T<br />
18Seite<br />
Schluss<br />
punkt.<br />
17Seite<br />
Quer<br />
gelesen<br />
Seite<br />
Editorial3<br />
14Seite<br />
lern<br />
instru<br />
mente<br />
EXPERTEN<br />
Wissen<br />
Praxis<br />
tipp<br />
4Seite<br />
10<br />
Seite<br />
360° 2|12 © <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.
E d i t o r i a l<br />
E D I T O R I A L<br />
„Das einzige, was in unserer modernen Welt<br />
als Ziel der Erwachsenenbildung überhaupt einen Sinn<br />
haben kann, ist die Fähigkeit zu Veränderung und dazu,<br />
mehr dem Prozess als dem statischen Wissen zu vertrauen.“<br />
frei nach Carl Rogers<br />
Unsere Welt verändert sich rasant und mit ihr unsere Art zu Lernen. Lernen ist zu einem<br />
lebenslangem individuellen Prozess geworden. Damit haben sich auch die Ansprüche<br />
an die Lehre erhöht. Die Zeit des langatmigen Frontalunterrichts ist vorbei.<br />
Attraktive Trainingsmethoden sind heute Standard. Aber wie wählen Sie diese aus?<br />
Woher wissen Sie, was funktioniert und was nicht? Und was ist mit dem Lernen der<br />
Teilnehmer nach dem Training?<br />
Darum geht es in dieser <strong>Ausgabe</strong> von 360°: um nachhaltiges Lernen.<br />
Lernen und Lehren werden ganzheitlich betrachtet. Lehrende und Lernende sind<br />
genauso individuell wie Methoden und Hintergründe.<br />
Viel Spaß bei der Lektüre wünscht<br />
Ihr<br />
Friedbert Gay<br />
Friedbert Gay<br />
© <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.<br />
360° 2|12<br />
3
E x p e r t e n w i s s e n<br />
4 © <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.
EXPERTENWISSEN: Lernen & Lehren lernen!<br />
Mit dem Begriff „lernen“ verknüpfen wir viele Erinnerungen: Schulhäuser, Seminare,<br />
Lehrer, Lernerfolge, Ängste, Erinnerungen an Prüfungen, Vorbereitungen, Zeugnisse usw.<br />
Als erwachsene Menschen bestimmen wir weitgehend selbst, welche Inhalte wir in<br />
welcher Form mit welchen Methoden lernen. Erwachsene Lernende müssen nebst den<br />
stofflichen Inhalten häufig neu lernen zu lernen. Sie sind gefordert, ihr Lernverhalten zu<br />
überprüfen und müssen in der Lage sein, ihr Lernen zu korrigieren oder anzupassen.<br />
Lehren, lernen, fördern und beurteilen sind alltäglich präsente Bausteine in unserem<br />
Leben.<br />
Die Lernpsychologie geht davon aus, dass Menschen unterschiedliche Modelle<br />
benutzen, um mit Informationen umzugehen. Das heißt, dass die Lernbedingungen für<br />
alle gleich sein können und es sehr unterschiedliche Erfolge bei den Lernenden gibt,<br />
weil die von den Lehrenden benutzten Lernmethoden einzelne ansprechen, andere<br />
wiederum nicht.<br />
Leiterin Produktentwicklung<br />
Renate Wittmann<br />
„Unter einem Lernstil<br />
versteht man ein relativ<br />
stabiles kognitives<br />
Muster zum Erwerb und<br />
zur Verarbeitung von<br />
Wissen und zur Lösung<br />
von Problemen.“<br />
persolog ® Lernstil-Profil<br />
© <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten. 360° 2|12<br />
5
E x p e r t e n w<br />
i s s e n<br />
Lernen und lehren – eine Summe von Erfahrungen<br />
Üben, ausprobieren, erfahren, erkunden, nachahmen, erforschen, herstellen, anwenden,<br />
spielen, studieren, versuchen, zusammenarbeiten, hinterfragen, denken – sind das Erfolgsstrategien<br />
zum nachhaltigen Lernen oder bloß moderne Zeiterscheinungen?<br />
Heute wissen wir, dass Lernprozesse dann funktionieren, wenn abstrakte Denkleistungen<br />
und Erfahrungen gemeinsam angesprochen sind. Neues Wissen wird in<br />
unserem Gehirn in Beziehung zu bereits vorhandenem Wissen gespeichert.<br />
Gelernte Inhalte werden mit vorhandenen Erfahrungen und Wissen vernetzt,<br />
sodass sie handlungsleitend werden. Wenn gelerntes Wissen im Hinblick<br />
auf späteres Handeln früh organisiert wird und wenn Lernende gewohnt<br />
sind, Wissen in Handlungen umzusetzen, dann sind Lerninhalte nicht<br />
einfach nur als Wissen eingetrichtert, sondern werden mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
auch nachhaltig umgesetzt und eingesetzt.<br />
Lernen und Lehren –<br />
alles eine Frage des Stils<br />
Wer in Lehre und Weiterbildung tätig ist, beschäftigt sich täglich damit,<br />
wie er Lerninhalte transportiert. War es gestern ein absolutes Muss<br />
mit PowerPoint zu präsentieren, prägen jetzt immer mehr Seminare Flip-<br />
Charts, bunt und peppig aufbereitet. Die Zielgruppe, die von diesen Neuerungen<br />
profitieren soll und vor allem die Art und Weise, wie sie überhaupt<br />
lernt, wird dabei völlig außen vor gelassen.<br />
6 360° 2|12<br />
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Denn jeder Mensch lernt individuell anders und<br />
so gibt es tatsächlich Lernende, die den Frontalunterricht<br />
schätzen und für den eigenen Lernerfolg<br />
benötigen. Gruppenübungen, Interaktionen<br />
und dergleichen sind dagegen für diese Lernenden<br />
ein Graus. Wissensvermittler können heute zwar<br />
aus einem ständig wachsenden Fundus an<br />
Methoden schöpfen, aber welche für die ständig<br />
wechselnden Lerngruppen die wirklich Geeigneten<br />
sind, wissen sie nicht sicher.<br />
Ihre Wahl fällt dadurch oftmals auf Methoden, die<br />
vor allem dem persönlichen Lehrstil des Lehrenden<br />
entgegenkommen. Im persolog ® Lehrstil-Profil werden<br />
acht solcher persönlichen Lehrstile unterschieden<br />
(siehe Grafik). Meist präferiert ein Lehrender davon<br />
maximal zwei Lehrstile, seine Methoden sind also<br />
nicht auf alle Lernstile eingestellt. In einer Lerngruppe<br />
sind aber erfahrungsgemäß bis zu sechs verschiedene<br />
Lernstile vertreten. Es ist offensichtlich, dass für eine<br />
erfolgreiche Wissensvermittlung alle Lernstile<br />
einer Gruppe angesprochen werden müssen.<br />
Ansonsten kann es zu Verweigerungshaltungen<br />
derjenigen Lernstile kommen,<br />
die nicht methodisch erreicht<br />
werden. Doch wie kann das aussehen?<br />
Erwachsene<br />
lernen<br />
y in einem von ihrer Lebenswelt<br />
geprägten Umfeld<br />
y auf der Grundlage ihrer Interessen<br />
y aufbauend auf bereits Gelerntem<br />
y wenn der zu lernende Stoff<br />
eine Bedeutung für ihren<br />
Alltag hat<br />
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7
Beispielhaft stellen wir nun einen Lehrstil einem Lernstil<br />
gegenüber:<br />
Anleitender Lehrstil vs.<br />
Erfahrungsorientiertert Lernstil<br />
Der anleitende Lehrstil bietet ein klares Vorgehen und fördert selbstständiges<br />
Handeln. Der Fokus liegt hierbei auf ausprobieren und<br />
kooperieren.<br />
Bevorzugte Methoden:<br />
● Vermitteln von Sachwissen ● Vortrag ● Frage und Antwort<br />
i s s e n<br />
E x p e r t e n w<br />
Menschen mit erfahrungsorientiertem Lernstil sind dagegen visuell ausgerichtet<br />
und bevorzugen Lehreinheiten, in denen viele Fragen gestellt werden können.<br />
Für diese Lernenden ist die bevorzugte<br />
Lehr-Methode „Vortrag“ höchst frustrierend,<br />
weil diese weder ihre visuellen<br />
Bedürfnisse erfüllt, noch genug Raum<br />
zum Fragen stellen und Diskutieren bietet.<br />
Lehrende, die sich ihren bevorzugten<br />
Lehrstil bewusst gemacht haben, können<br />
ihren Lehrstil gekonnt variieren und auf die<br />
Bedürfnisse der Lernstile, die sie antreffen, abstimmen.<br />
Nur durch diese Anpassung des Lehrverhaltens<br />
kann es zu einem erfolgreichen Zusammenspiel<br />
zwischen Lehrerfolg und Lernerfolg kommen.<br />
Anleitender<br />
Lehrstil<br />
✖<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Konstruktivkritischer<br />
Lehrstil<br />
Vergewissernder<br />
Lehrstil<br />
Evaluierender<br />
Lehrstil<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
Fördernder<br />
Lehrstil<br />
Beratender<br />
Lehrstil<br />
Inspirierender<br />
Lehrstil<br />
Unterstützender<br />
Lehrstil<br />
8 360° 2|12<br />
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„Dem Anspruch des Perspektivenwechsels aufgrund der Teilnehmeräußerungen<br />
kann am ehesten entsprochen werden,<br />
wenn dem Kursleiter die Aspektvielfalt der Sache bewusst<br />
ist und er darin geübt ist sein eigenes Tun begleitend<br />
zu beobachten und sich in die Situation der Teilnehmer<br />
zu versetzen“<br />
(Weinberg 1977, S.90)<br />
Teilnehmerorientiertes Lehrverhalten ist abhängig von:<br />
✔ der Lernerfahrung und den Interessen der Lernenden<br />
✔ der Thematik<br />
✔ dem Ziel des Bildungsangebotes<br />
✔ der Veranstaltungsform<br />
4 Grundsätze für erfolgreiches Lehren und Lernen:<br />
✔ Das eigenverantwortliche Planen und Gestalten von Lernprozessen ist wichtig.<br />
✔ Lehrende unterstützen diese Prozesse als Fachleute in der Begleitung von Lernprozessen.<br />
✔ Lehrende kennen viele Lehr-, Lern- und Sozialformen und können diese den<br />
Bedürfnissen der Lernenden anpassen.<br />
✔ Lehrende kennen ihren Lehrstil und sind in der Lage, Lernpräferenzen der Lernenden zu<br />
beschreiben.<br />
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9
P r a x i s - T i p p<br />
10<br />
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Praxis-Tipp: Der Ausbilder als Coach<br />
Das Ausbildungsjahr ist diesen Herbst wieder gestartet. In vielen Betrieben sind<br />
es vor allem die Fachkräfte, die neben ihrer eigentlichen Aufgabe als Ausbildungsbeauftragte<br />
zum Erfolg der Ausbildung beitragen. Sie sollen Auszubildende motivieren,<br />
beraten und auch beurteilen können. Wer mit der betrieblichen Ausbildung betraut ist,<br />
vermittelt Tag für Tag Lerninhalte. Ob dies nun in der Praxis im handwerklichen Betrieb<br />
oder in theoretischem Unterricht geschieht, macht dabei keinen Unterschied. Doch<br />
diese Wissensvermittlung ist einem steten Wandel ausgesetzt. So haben sich in<br />
den letzten Jahren vor allem die Kommunikation und die Bedürfnisse der Auszubildenden<br />
verändert. Veränderungen, denen die Ausbilder begegnen können<br />
müssen. Gefragt sind hier Hilfsmittel, die schnell greifen, praxistauglich<br />
sind und auch ohne ein Hochschulstudium in Pädagogik oder Andragogik<br />
anwendbar sind. Hilfsmittel, die dazu beitragen, Wissen im Betrieb nachhaltig<br />
zu vermitteln. Ein Konzept, das genau hierfür entwickelt wurde,<br />
liefert das persolog ® Modell für Lernen und Lehren.<br />
Eberhard Jung<br />
Mastertrainer & Coach<br />
i p p<br />
- T<br />
i s<br />
Grundsätze einer erfolgreichen Ausbildung<br />
✔ Lernlandschaften so gestalten, dass Auszubildende selbstwirksam<br />
lernen können<br />
✔ Prozesse des Sich-Auseinandersetzens initiieren, fördern und begleiten<br />
✔ Formen der Evaluation als Ausgangslage für individuelle Förderung<br />
der Auszubildenden nutzen<br />
✔ Eine transparente Lernkultur schaffen, damit Auszubildende ihren<br />
Weiterentwicklungsprozess erkennen können<br />
P r a x<br />
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11
Sich und Auszubildende motivieren<br />
Was ist Coaching?<br />
Coaching ist die Begleitung eines<br />
Mitarbeiters oder Auszubildenden in<br />
Form einer individuellen Beratung im<br />
beruflichen Kontext<br />
--------------------------------------<br />
Der Fokus auf die Persönlichkeit in beruflichen<br />
Entwicklungsprozessen stärkt die Fähigkeit zur<br />
Selbststeuerung<br />
und Problemlösung<br />
--------------------------------------<br />
Verdeckte Ressourcen werden erkannt,<br />
benannt und nutzbar gemacht<br />
Coaching ist ein mittlerweile sehr strapazierter Begriff, der in vielfältigen<br />
Zusammenhängen eingesetzt wird, wo Menschen mit<br />
und für Menschen arbeiten. Auch im Bereich der betrieblichen<br />
Ausbildung werden inzwischen Ausbildungskonzepte<br />
vertreten, die Coachingansätze beinhalten.<br />
Im Fokus des Coaching-Ansatzes mit dem persolog ® Lern- und<br />
Lehrstil-Profil steht die Einführung von etwas, das in anderen<br />
Bereichen der Wirtschaft schon lange im Mittelpunkt steht:<br />
Kundenorientierung.<br />
Für die Aufbereitung von Lerninhalten in der betrieblichen Ausbildung<br />
bedeutet dies, dass Ausbilder sich intensiver mit ihren<br />
„Kunden“, also den Auszubildenden, befassen müssen. Und zwar<br />
individuell mit jedem einzelnen. Denn jeder Mensch hat seine eigene<br />
Persönlichkeit, sein eigenes Lernverhalten und eigene Bedürfnisse<br />
an die Wissensvermittlung. Grundlegend für diesen Bewusstseinswandel<br />
ist eine Selbstanalyse des derzeitig gelebten Lehrverhaltens<br />
der Ausbilder. Dafür muss er oder sie sich zunächst selbst reflektieren.<br />
Folgende Fragestellungen können dabei hilfreich sein:<br />
w w w.p ers olo g<br />
.d e<br />
Mehr<br />
zu Lernen<br />
und Lehren<br />
unter ...<br />
12<br />
360° 2|12 © <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.
Welche Methoden verwende ich? Wo liegt mein inhaltlicher Fokus?<br />
Was bietet mein Ausbildungsstil den Auszubildenden?<br />
Welche Lernstile werden damit erreicht oder nicht erreicht?<br />
Seinen Lehrstil ermittelt der Ausbilder am Besten<br />
mit dem persolog ® Lehrstil-Profil anhand eines<br />
Fragebogens. Ausbilder werden damit in die<br />
Lage versetzt, angewendete Methoden der<br />
Wissensvermittlung derart zu variieren, dass<br />
alle Teilnehmer abgeholt werden.<br />
Das persolog ® Lehrstil-Profil bietet alle Grundlagen, um Lernen<br />
im Betrieb professionell als Coach begleiten zu können.<br />
Beispiele, Übungen, Tipps und Checklisten zeigen anschaulich,<br />
wie sich die vielschichtigen Möglichkeiten einsetzen lassen.<br />
Es hilft dem Ausbilder:<br />
✔ Fachwissen anschaulich zu vermitteln<br />
✔ Sich und Auszubildende zu motivieren<br />
✔ Zu Beraten und Konflikte zu managen<br />
Das nächste Seminar für Ausbilder:<br />
Zertifizierung für persolog ® Lernen und Lehren<br />
am 07. – 08. März 2013 in Frankfurt.<br />
i<br />
Coaching<br />
als Antwort auf:<br />
✔ Veränderte Ausbildungsund<br />
Arbeitsmotivation<br />
✔ Mangelnde Ausbildungsreife<br />
✔ Erhöhte Anforderungen an<br />
die Fachkraft von morgen<br />
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360° 2|12 13
Leiterin Produktentwicklung<br />
Renate Wittmann<br />
Lerninstrumente: Lehren will gelernt sein!<br />
Jeder Trainer, Dozent oder Lehrer hat das in seiner Laufbahn schon mal erlebt: die Seminarteilnehmer<br />
weigern sich - der Lernerfolg bleibt aus.<br />
Jedes Seminar ist anders. Das erleben Trainerinnen und Trainer in ihren Standard-Trainings besonders<br />
intensiv. Inhalt, Zielrichtung und Aufbau des Seminars sind jedes Mal fast identisch –<br />
und doch, das eine Seminar läuft wie am Schnürchen, das andere zieht sich zäh wie Kaugummi.<br />
Spannend dabei: Seminarleiter und Seminarteilnehmer empfinden meist ähnlich. Doch<br />
woran liegt das?<br />
Die Ursache liegt darin, dass der persönliche Lehrstil des Trainers in jedem Seminar mit<br />
einer unterschiedlichen Zusammensetzung an Lernstilen der Teilnehmer konfrontiert<br />
ist. Problematisch wird die Situation, wenn Lehrstil und Lernstile nicht miteinander<br />
harmonieren.<br />
Hat ein Trainierender zum Beispiel einen inspirierenden oder anleitenden Lehrstil,<br />
setzt er häufig Gruppenübungen und Spiele ein. Bei Teilnehmern mit analytischem<br />
oder reflektierendem Lernstil kommt das gar nicht gut an. Besonders, wenn es gleich<br />
nach dem ersten Input in die Übungsphase geht. Diese Teilnehmer bräuchten eigentlich<br />
erst einmal Zeit, um den Input zu verarbeiten. Doch die wird ihnen nicht gegeben.<br />
Schlimmer, sie werden auch noch einer Situation ausgesetzt, in der sie sich nur überfordert<br />
fühlen können. Die Folge ist, dass sie sich zurückziehen und innerlich abschalten. Man<br />
hat sie als Lernende verloren.<br />
14 360° 2|12 © <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.
Lernerfolge langfristig sichern<br />
Ziel ist es, den eigenen Lehrstil auf diese Lernstile abstimmen zu können, sodass Wissen<br />
optimal kommuniziert werden kann. Letztlich ist es mit dem Wissen eben wie mit jedem<br />
anderen Produkt auch: Es muss an die Frau bzw. an den Mann gebracht werden.<br />
Und dafür ist in erster Linie der Lehrende verantwortlich. Grundlegend hierfür ist eine<br />
Selbstanalyse des derzeitig gelebten Lehrverhaltens.<br />
Was für Methoden werden verwendet, wo liegt der Fokus, was bietet der<br />
Lehrstil den Lernenden, welche Lernstile werden damit erreicht?<br />
In einem zweitägigen Seminar mit 12 Teilnehmern wird der Trainierende<br />
nicht alle Lernstile genau kennenlernen. Das ist auch gar nicht nötig.<br />
Als allerersten Schritt sollte man sich bewusst machen, WIE man<br />
eigentlich lehrt und sich dann anschauen, welchen Lernstil man<br />
mit seinen Methoden vielleicht nicht abholt.<br />
Und diese Lernstile erkennt man dann auch relativ schnell<br />
im Seminar. Sie sind abwesend, unruhig oder stören. Das liegt<br />
aber nicht unbedingt daran, dass sie nicht lernen wollen.<br />
Sie wissen nur nicht WIE. Und der Trainierende muss ihnen<br />
das vermitteln.<br />
Die perfekte Methode, die allen Lernstilen in gleicher Form gerecht<br />
wird, gibt es nicht. Wer aber weiß, wie Lernstile lernen, kann<br />
seine Lehre mit einem facettenreichen Didaktikboard flexibel genug<br />
aufstellen, um für alle Teilnehmer den Erfolg zu sichern.<br />
Deutschlands<br />
beliebteste Lernund<br />
Lehrmethoden<br />
1. Coaching<br />
2. Simulationen<br />
3. Action Learning<br />
4. Storytelling<br />
5. Problembasiertes<br />
Lernen<br />
(Umfrage von ManagerSeminare <strong>2012</strong>)<br />
l e r n<br />
i n s t r u m e n t e<br />
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15
E x p e r t e n w<br />
i s s e n<br />
Lerninstrumente: Das Lernstil-Profil<br />
Wenn Sie das Lernstil-Profil aus der Sicht eines Trainers durcharbeiten, lernen Sie die unterschiedlichen<br />
Lernstile und deren Bedürfnisse kennen. Lernende, die das Profil ausfüllen,<br />
erkennen, wie sie ihr eigenes Lernverhalten verbessern können.<br />
Das Profil unterscheidet in acht verschiedene Lernstile:<br />
Fortschrittsorientierter Lernstil<br />
Kombinierender Lernstil<br />
„Ausschlaggebend<br />
für den Lernerfolg<br />
schienen nicht die Arbeitsweisen<br />
(Methoden) an sich<br />
zu sein, sondern ihre sinnvolle<br />
Kombination und ihre angemessene<br />
Verwendung im Hinblick<br />
auf die in die Lehr-Lernsituation<br />
eingebrachten<br />
Voraussetzungen.“<br />
(Weinberg)<br />
Praxisorientierter Lernstil<br />
Gruppenorientierter Lernstil<br />
Interaktiver Lernstil<br />
Erfahrungsorientierter Lernstil<br />
Analysierender Lernstil<br />
Reflektierender Lernstil<br />
Übrigens:<br />
Das Lernstil-<br />
Profil ist auch<br />
speziell<br />
für die Zielgruppe<br />
Jugendliche<br />
erhältlich.<br />
16 360° 2|12 © <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.
e l e s e n<br />
Die Flut der Fachliteratur zum Thema Lernen scheint unüberblickbar.<br />
Aus diesem Grund hat Dr. Lana Ott drei wichtige und<br />
grundlegende Bücher zum Thema Lernen für Sie zusammengestellt.<br />
Dr. Lana Ott, Psychologin und Produktentwicklerin<br />
der persolog <strong>GmbH</strong>, empfiehlt:<br />
y Vester, Frederic:<br />
Die Kunst vernetzt zu denken:<br />
Ideen und Werkzeuge für einen neuen Umgang mit Komplexität.<br />
Ein Bericht an den Club of Rome.<br />
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2002. Taschenbuch, 384 Seiten.<br />
ISBN-10: 3423330775; ISBN-13: 978-3423330770<br />
g<br />
y Gagne, Robert (ed.):<br />
Learning and Individual Differences.<br />
A Symposium of the Learning Research and Development Center University of Pittsburgh.<br />
(= Merrill’s International Psychology Series). Merrill Books Columbus, 1967.<br />
ASIN: B002AAFAQM<br />
w<br />
e r<br />
y Siebert, Horst:<br />
Didaktisches Handeln in der Erwachsenenbildung.<br />
Didaktik aus konstruktivistischer Sicht. (1996)<br />
Q u<br />
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17
.<br />
s c h l u s s p u n k t<br />
18 360° 2|12 © <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.
s c h l u s s p u n k t<br />
.<br />
Zukunftsvision: Lernen im Jahr 2020<br />
Von Gastautor Timo Braun, Pink University Blog<br />
Sommer 2020. Mirko hat gerade das Abitur hinter sich. Doch es hat für ihn eine<br />
andere Bedeutung als noch für seinen Vater. Mit dem Lernen ist er noch keineswegs<br />
fertig, denn Schule und Lernen sind nicht identisch für ihn. Vielmehr ist<br />
das Lernen für ihn eine alltägliche Beschäftigung wie Essen und Atmen. Ein<br />
ständiges Tun.<br />
Drei Dinge, so glaube ich, wird dieses Tun kennzeichnen:<br />
1. Wir werden erleben<br />
Mirko kann natürlich lesen. Aber nackte Texte ist er nicht mehr gewohnt.<br />
Wenn von einem geschichtlichen Ereignis die Rede ist, dann wird ihm<br />
das auch gezeigt – als Video, als Animation, vermutlich kann er die Räume<br />
selbst betreten und mit den Figuren sprechen. Erst wenn ihn die<br />
fremde Welt in seinen Bann gezogen hat, will er es genauer wissen und<br />
klickt die verteilten Text-Schnipsel an. Nun lernt er freiwillig. Und ich vermute:<br />
Er lernt intuitiv die Dinge, die wichtig sind.<br />
Früher hat der Mensch jagen gelernt, indem er jagen gegangen ist. In der Moderne<br />
wurde alles in Texte und Formeln abstrahiert, um die große Welt in unseren kleinen<br />
Kopf zu bekommen. Nun holen wir uns die Wirklichkeit in Form von künstlichen<br />
Welten zurück. Medienmacher werden im Jahr 2020 deshalb eine zentrale Rolle auf<br />
dem Gebiet des Lernens spielen. Sie haben die Aufgabe, Welten zu schaffen, in denen<br />
das Aneignen von Wissen und Können zum Erlebnis wird. Das ist keine Spielerei.<br />
Es ist eine Rückkehr zum Ursprung.<br />
© <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten. 360° 2|12<br />
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S c h l u s s p u n k t .<br />
2. Wir werden sammeln<br />
Im Jahr 2020 wird es neue Feedbacksysteme geben, begleitend zu den offiziellen Institutionen.<br />
Mirko hat einen virtuellen Stellvertreter, einen Avatar, oder sagen wir ganz pädagogisch: einen<br />
Charakter. Das könnte eine Comic- oder 3D-Figur sein. Das könnte auch, ganz langweilig, ein<br />
Online-Profil sein. Egal. Wichtig ist, dass Mirko ein zweites Ich hat. Denn das Leben ist so kompliziert<br />
geworden, dass wir Teile von uns manchmal in einen anderen Körper gießen und von<br />
außen betrachten müssen, um uns selbst einschätzen und unser Leben bewusster gestalten zu<br />
können.<br />
Jedes Bisschen, das Mirko dazulernt, wird an seinem Charakter sichtbar gemacht. Sofort, nicht<br />
erst in der Prüfung in einem halben Jahr. Wissen und Fähigkeiten sammelt er wie Goldstücke.<br />
Und er ist hochmotiviert, seinen Charakter immer wieder auf die nächste Stufe<br />
zu bringen.<br />
Mehr und mehr bildet sich ein Profil heraus, er beginnt sich zu spezialisieren, um<br />
mit anderen Charakteren konkurrieren zu können. Vielleicht ist er der Techniker<br />
oder vielleicht eher der Kunstspezialist. Die Profilierung vollzieht sich ganz natürlich,<br />
die ewig drohende und drängelnde „Berufswahl“ gestaltet sich entspannter.<br />
Natürlich gibt es da noch die Lehrer. Sie beraten Mirko, wie und wo er sich verbessern<br />
sollte. Sie geben ihm Orientierung in seinem Lebenstraining. Alleswisser<br />
waren Lehrer ohnehin nie – also konzentrieren sie sich darauf, ihre Schüler zu den<br />
geeigneten Wissensquellen zu führen. Und immer mit dem Spruch auf den Lippen:<br />
„Nicht für die Schule, sondern für den Charakter lernen wir.“<br />
20 360° 2|12 © <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.
s c h l u s s p u n k t<br />
.<br />
3. Wir werden austeilen<br />
Woran wird der Lernzuwachs gemessen? Mirkos Charakter muss aktiv sein.<br />
Was er kann und weiß, muss er weitergeben. Er präsentiert seine Erkenntnisse<br />
vor der Schulklasse in einem Referat und verbessert damit seine Lehr-Skills.<br />
Oder er speist seine Erkenntnisse in Bild-, Text- oder Videoform ins Netz ein,<br />
wofür es Kreativ-Skills gibt. Davon haben wiederum andere etwas, die auch<br />
dazulernen wollen.<br />
Wir profitieren also nicht nur von der virtuellen Lernwelt,<br />
sondern bauen gleichsam an ihr mit.<br />
Auch das ist ein motivierender Faktor: das große gemeinsame Projekt,<br />
von dem man selbst ein bedeutsamer Teil ist. Nicht dass das völlig<br />
neu wäre – so funktioniert das Netz 2.0 schon lange.<br />
Aber mit einem ausgereiften Feedbacksystem wird es sich<br />
potenzieren und professionalisieren.<br />
w<br />
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360°<br />
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persolog <strong>GmbH</strong><br />
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Remchingen, Deutschland<br />
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Bilder: www.istockphoto.com<br />
www.photocase.com<br />
Alle Rechte vorbehalten.<br />
Reproduktion in jeglicher Form,<br />
im Ganzen oder in Teilen, ist verboten.<br />
DE-IO202 11/12 <strong>Ausgabe</strong> 2I12