19.05.2014 Aufrufe

Ausgabe 2/2012 - Persolog GmbH

Ausgabe 2/2012 - Persolog GmbH

Ausgabe 2/2012 - Persolog GmbH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

LER N EN & L EH R EN<br />

Lernen<br />

will<br />

gelernt<br />

sein!<br />

Experten-Wissen<br />

˚ Lernen und Lehren lernen<br />

Renate Wittmann<br />

360°<br />

02|12<br />

Praxis-Tipp<br />

˚ Der Ausbilder als Coach<br />

Eberhard Jung<br />

Rund um die Personal-Szene


I N H A L T<br />

18Seite<br />

Schluss<br />

punkt.<br />

17Seite<br />

Quer<br />

gelesen<br />

Seite<br />

Editorial3<br />

14Seite<br />

lern<br />

instru<br />

mente<br />

EXPERTEN<br />

Wissen<br />

Praxis<br />

tipp<br />

4Seite<br />

10<br />

Seite<br />

360° 2|12 © <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.


E d i t o r i a l<br />

E D I T O R I A L<br />

„Das einzige, was in unserer modernen Welt<br />

als Ziel der Erwachsenenbildung überhaupt einen Sinn<br />

haben kann, ist die Fähigkeit zu Veränderung und dazu,<br />

mehr dem Prozess als dem statischen Wissen zu vertrauen.“<br />

frei nach Carl Rogers<br />

Unsere Welt verändert sich rasant und mit ihr unsere Art zu Lernen. Lernen ist zu einem<br />

lebenslangem individuellen Prozess geworden. Damit haben sich auch die Ansprüche<br />

an die Lehre erhöht. Die Zeit des langatmigen Frontalunterrichts ist vorbei.<br />

Attraktive Trainingsmethoden sind heute Standard. Aber wie wählen Sie diese aus?<br />

Woher wissen Sie, was funktioniert und was nicht? Und was ist mit dem Lernen der<br />

Teilnehmer nach dem Training?<br />

Darum geht es in dieser <strong>Ausgabe</strong> von 360°: um nachhaltiges Lernen.<br />

Lernen und Lehren werden ganzheitlich betrachtet. Lehrende und Lernende sind<br />

genauso individuell wie Methoden und Hintergründe.<br />

Viel Spaß bei der Lektüre wünscht<br />

Ihr<br />

Friedbert Gay<br />

Friedbert Gay<br />

© <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.<br />

360° 2|12<br />

3


E x p e r t e n w i s s e n<br />

4 © <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.


EXPERTENWISSEN: Lernen & Lehren lernen!<br />

Mit dem Begriff „lernen“ verknüpfen wir viele Erinnerungen: Schulhäuser, Seminare,<br />

Lehrer, Lernerfolge, Ängste, Erinnerungen an Prüfungen, Vorbereitungen, Zeugnisse usw.<br />

Als erwachsene Menschen bestimmen wir weitgehend selbst, welche Inhalte wir in<br />

welcher Form mit welchen Methoden lernen. Erwachsene Lernende müssen nebst den<br />

stofflichen Inhalten häufig neu lernen zu lernen. Sie sind gefordert, ihr Lernverhalten zu<br />

überprüfen und müssen in der Lage sein, ihr Lernen zu korrigieren oder anzupassen.<br />

Lehren, lernen, fördern und beurteilen sind alltäglich präsente Bausteine in unserem<br />

Leben.<br />

Die Lernpsychologie geht davon aus, dass Menschen unterschiedliche Modelle<br />

benutzen, um mit Informationen umzugehen. Das heißt, dass die Lernbedingungen für<br />

alle gleich sein können und es sehr unterschiedliche Erfolge bei den Lernenden gibt,<br />

weil die von den Lehrenden benutzten Lernmethoden einzelne ansprechen, andere<br />

wiederum nicht.<br />

Leiterin Produktentwicklung<br />

Renate Wittmann<br />

„Unter einem Lernstil<br />

versteht man ein relativ<br />

stabiles kognitives<br />

Muster zum Erwerb und<br />

zur Verarbeitung von<br />

Wissen und zur Lösung<br />

von Problemen.“<br />

persolog ® Lernstil-Profil<br />

© <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten. 360° 2|12<br />

5


E x p e r t e n w<br />

i s s e n<br />

Lernen und lehren – eine Summe von Erfahrungen<br />

Üben, ausprobieren, erfahren, erkunden, nachahmen, erforschen, herstellen, anwenden,<br />

spielen, studieren, versuchen, zusammenarbeiten, hinterfragen, denken – sind das Erfolgsstrategien<br />

zum nachhaltigen Lernen oder bloß moderne Zeiterscheinungen?<br />

Heute wissen wir, dass Lernprozesse dann funktionieren, wenn abstrakte Denkleistungen<br />

und Erfahrungen gemeinsam angesprochen sind. Neues Wissen wird in<br />

unserem Gehirn in Beziehung zu bereits vorhandenem Wissen gespeichert.<br />

Gelernte Inhalte werden mit vorhandenen Erfahrungen und Wissen vernetzt,<br />

sodass sie handlungsleitend werden. Wenn gelerntes Wissen im Hinblick<br />

auf späteres Handeln früh organisiert wird und wenn Lernende gewohnt<br />

sind, Wissen in Handlungen umzusetzen, dann sind Lerninhalte nicht<br />

einfach nur als Wissen eingetrichtert, sondern werden mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

auch nachhaltig umgesetzt und eingesetzt.<br />

Lernen und Lehren –<br />

alles eine Frage des Stils<br />

Wer in Lehre und Weiterbildung tätig ist, beschäftigt sich täglich damit,<br />

wie er Lerninhalte transportiert. War es gestern ein absolutes Muss<br />

mit PowerPoint zu präsentieren, prägen jetzt immer mehr Seminare Flip-<br />

Charts, bunt und peppig aufbereitet. Die Zielgruppe, die von diesen Neuerungen<br />

profitieren soll und vor allem die Art und Weise, wie sie überhaupt<br />

lernt, wird dabei völlig außen vor gelassen.<br />

6 360° 2|12<br />

© <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.


Denn jeder Mensch lernt individuell anders und<br />

so gibt es tatsächlich Lernende, die den Frontalunterricht<br />

schätzen und für den eigenen Lernerfolg<br />

benötigen. Gruppenübungen, Interaktionen<br />

und dergleichen sind dagegen für diese Lernenden<br />

ein Graus. Wissensvermittler können heute zwar<br />

aus einem ständig wachsenden Fundus an<br />

Methoden schöpfen, aber welche für die ständig<br />

wechselnden Lerngruppen die wirklich Geeigneten<br />

sind, wissen sie nicht sicher.<br />

Ihre Wahl fällt dadurch oftmals auf Methoden, die<br />

vor allem dem persönlichen Lehrstil des Lehrenden<br />

entgegenkommen. Im persolog ® Lehrstil-Profil werden<br />

acht solcher persönlichen Lehrstile unterschieden<br />

(siehe Grafik). Meist präferiert ein Lehrender davon<br />

maximal zwei Lehrstile, seine Methoden sind also<br />

nicht auf alle Lernstile eingestellt. In einer Lerngruppe<br />

sind aber erfahrungsgemäß bis zu sechs verschiedene<br />

Lernstile vertreten. Es ist offensichtlich, dass für eine<br />

erfolgreiche Wissensvermittlung alle Lernstile<br />

einer Gruppe angesprochen werden müssen.<br />

Ansonsten kann es zu Verweigerungshaltungen<br />

derjenigen Lernstile kommen,<br />

die nicht methodisch erreicht<br />

werden. Doch wie kann das aussehen?<br />

Erwachsene<br />

lernen<br />

y in einem von ihrer Lebenswelt<br />

geprägten Umfeld<br />

y auf der Grundlage ihrer Interessen<br />

y aufbauend auf bereits Gelerntem<br />

y wenn der zu lernende Stoff<br />

eine Bedeutung für ihren<br />

Alltag hat<br />

© <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten. 360° 2|12<br />

7


Beispielhaft stellen wir nun einen Lehrstil einem Lernstil<br />

gegenüber:<br />

Anleitender Lehrstil vs.<br />

Erfahrungsorientiertert Lernstil<br />

Der anleitende Lehrstil bietet ein klares Vorgehen und fördert selbstständiges<br />

Handeln. Der Fokus liegt hierbei auf ausprobieren und<br />

kooperieren.<br />

Bevorzugte Methoden:<br />

● Vermitteln von Sachwissen ● Vortrag ● Frage und Antwort<br />

i s s e n<br />

E x p e r t e n w<br />

Menschen mit erfahrungsorientiertem Lernstil sind dagegen visuell ausgerichtet<br />

und bevorzugen Lehreinheiten, in denen viele Fragen gestellt werden können.<br />

Für diese Lernenden ist die bevorzugte<br />

Lehr-Methode „Vortrag“ höchst frustrierend,<br />

weil diese weder ihre visuellen<br />

Bedürfnisse erfüllt, noch genug Raum<br />

zum Fragen stellen und Diskutieren bietet.<br />

Lehrende, die sich ihren bevorzugten<br />

Lehrstil bewusst gemacht haben, können<br />

ihren Lehrstil gekonnt variieren und auf die<br />

Bedürfnisse der Lernstile, die sie antreffen, abstimmen.<br />

Nur durch diese Anpassung des Lehrverhaltens<br />

kann es zu einem erfolgreichen Zusammenspiel<br />

zwischen Lehrerfolg und Lernerfolg kommen.<br />

Anleitender<br />

Lehrstil<br />

✖<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

Konstruktivkritischer<br />

Lehrstil<br />

Vergewissernder<br />

Lehrstil<br />

Evaluierender<br />

Lehrstil<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

Fördernder<br />

Lehrstil<br />

Beratender<br />

Lehrstil<br />

Inspirierender<br />

Lehrstil<br />

Unterstützender<br />

Lehrstil<br />

8 360° 2|12<br />

© <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.


„Dem Anspruch des Perspektivenwechsels aufgrund der Teilnehmeräußerungen<br />

kann am ehesten entsprochen werden,<br />

wenn dem Kursleiter die Aspektvielfalt der Sache bewusst<br />

ist und er darin geübt ist sein eigenes Tun begleitend<br />

zu beobachten und sich in die Situation der Teilnehmer<br />

zu versetzen“<br />

(Weinberg 1977, S.90)<br />

Teilnehmerorientiertes Lehrverhalten ist abhängig von:<br />

✔ der Lernerfahrung und den Interessen der Lernenden<br />

✔ der Thematik<br />

✔ dem Ziel des Bildungsangebotes<br />

✔ der Veranstaltungsform<br />

4 Grundsätze für erfolgreiches Lehren und Lernen:<br />

✔ Das eigenverantwortliche Planen und Gestalten von Lernprozessen ist wichtig.<br />

✔ Lehrende unterstützen diese Prozesse als Fachleute in der Begleitung von Lernprozessen.<br />

✔ Lehrende kennen viele Lehr-, Lern- und Sozialformen und können diese den<br />

Bedürfnissen der Lernenden anpassen.<br />

✔ Lehrende kennen ihren Lehrstil und sind in der Lage, Lernpräferenzen der Lernenden zu<br />

beschreiben.<br />

© <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten. 360° 2|12<br />

9


P r a x i s - T i p p<br />

10<br />

© <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.


Praxis-Tipp: Der Ausbilder als Coach<br />

Das Ausbildungsjahr ist diesen Herbst wieder gestartet. In vielen Betrieben sind<br />

es vor allem die Fachkräfte, die neben ihrer eigentlichen Aufgabe als Ausbildungsbeauftragte<br />

zum Erfolg der Ausbildung beitragen. Sie sollen Auszubildende motivieren,<br />

beraten und auch beurteilen können. Wer mit der betrieblichen Ausbildung betraut ist,<br />

vermittelt Tag für Tag Lerninhalte. Ob dies nun in der Praxis im handwerklichen Betrieb<br />

oder in theoretischem Unterricht geschieht, macht dabei keinen Unterschied. Doch<br />

diese Wissensvermittlung ist einem steten Wandel ausgesetzt. So haben sich in<br />

den letzten Jahren vor allem die Kommunikation und die Bedürfnisse der Auszubildenden<br />

verändert. Veränderungen, denen die Ausbilder begegnen können<br />

müssen. Gefragt sind hier Hilfsmittel, die schnell greifen, praxistauglich<br />

sind und auch ohne ein Hochschulstudium in Pädagogik oder Andragogik<br />

anwendbar sind. Hilfsmittel, die dazu beitragen, Wissen im Betrieb nachhaltig<br />

zu vermitteln. Ein Konzept, das genau hierfür entwickelt wurde,<br />

liefert das persolog ® Modell für Lernen und Lehren.<br />

Eberhard Jung<br />

Mastertrainer & Coach<br />

i p p<br />

- T<br />

i s<br />

Grundsätze einer erfolgreichen Ausbildung<br />

✔ Lernlandschaften so gestalten, dass Auszubildende selbstwirksam<br />

lernen können<br />

✔ Prozesse des Sich-Auseinandersetzens initiieren, fördern und begleiten<br />

✔ Formen der Evaluation als Ausgangslage für individuelle Förderung<br />

der Auszubildenden nutzen<br />

✔ Eine transparente Lernkultur schaffen, damit Auszubildende ihren<br />

Weiterentwicklungsprozess erkennen können<br />

P r a x<br />

© <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten. 360° 2|12<br />

11


Sich und Auszubildende motivieren<br />

Was ist Coaching?<br />

Coaching ist die Begleitung eines<br />

Mitarbeiters oder Auszubildenden in<br />

Form einer individuellen Beratung im<br />

beruflichen Kontext<br />

--------------------------------------<br />

Der Fokus auf die Persönlichkeit in beruflichen<br />

Entwicklungsprozessen stärkt die Fähigkeit zur<br />

Selbststeuerung<br />

und Problemlösung<br />

--------------------------------------<br />

Verdeckte Ressourcen werden erkannt,<br />

benannt und nutzbar gemacht<br />

Coaching ist ein mittlerweile sehr strapazierter Begriff, der in vielfältigen<br />

Zusammenhängen eingesetzt wird, wo Menschen mit<br />

und für Menschen arbeiten. Auch im Bereich der betrieblichen<br />

Ausbildung werden inzwischen Ausbildungskonzepte<br />

vertreten, die Coachingansätze beinhalten.<br />

Im Fokus des Coaching-Ansatzes mit dem persolog ® Lern- und<br />

Lehrstil-Profil steht die Einführung von etwas, das in anderen<br />

Bereichen der Wirtschaft schon lange im Mittelpunkt steht:<br />

Kundenorientierung.<br />

Für die Aufbereitung von Lerninhalten in der betrieblichen Ausbildung<br />

bedeutet dies, dass Ausbilder sich intensiver mit ihren<br />

„Kunden“, also den Auszubildenden, befassen müssen. Und zwar<br />

individuell mit jedem einzelnen. Denn jeder Mensch hat seine eigene<br />

Persönlichkeit, sein eigenes Lernverhalten und eigene Bedürfnisse<br />

an die Wissensvermittlung. Grundlegend für diesen Bewusstseinswandel<br />

ist eine Selbstanalyse des derzeitig gelebten Lehrverhaltens<br />

der Ausbilder. Dafür muss er oder sie sich zunächst selbst reflektieren.<br />

Folgende Fragestellungen können dabei hilfreich sein:<br />

w w w.p ers olo g<br />

.d e<br />

Mehr<br />

zu Lernen<br />

und Lehren<br />

unter ...<br />

12<br />

360° 2|12 © <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.


Welche Methoden verwende ich? Wo liegt mein inhaltlicher Fokus?<br />

Was bietet mein Ausbildungsstil den Auszubildenden?<br />

Welche Lernstile werden damit erreicht oder nicht erreicht?<br />

Seinen Lehrstil ermittelt der Ausbilder am Besten<br />

mit dem persolog ® Lehrstil-Profil anhand eines<br />

Fragebogens. Ausbilder werden damit in die<br />

Lage versetzt, angewendete Methoden der<br />

Wissensvermittlung derart zu variieren, dass<br />

alle Teilnehmer abgeholt werden.<br />

Das persolog ® Lehrstil-Profil bietet alle Grundlagen, um Lernen<br />

im Betrieb professionell als Coach begleiten zu können.<br />

Beispiele, Übungen, Tipps und Checklisten zeigen anschaulich,<br />

wie sich die vielschichtigen Möglichkeiten einsetzen lassen.<br />

Es hilft dem Ausbilder:<br />

✔ Fachwissen anschaulich zu vermitteln<br />

✔ Sich und Auszubildende zu motivieren<br />

✔ Zu Beraten und Konflikte zu managen<br />

Das nächste Seminar für Ausbilder:<br />

Zertifizierung für persolog ® Lernen und Lehren<br />

am 07. – 08. März 2013 in Frankfurt.<br />

i<br />

Coaching<br />

als Antwort auf:<br />

✔ Veränderte Ausbildungsund<br />

Arbeitsmotivation<br />

✔ Mangelnde Ausbildungsreife<br />

✔ Erhöhte Anforderungen an<br />

die Fachkraft von morgen<br />

© <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.<br />

360° 2|12 13


Leiterin Produktentwicklung<br />

Renate Wittmann<br />

Lerninstrumente: Lehren will gelernt sein!<br />

Jeder Trainer, Dozent oder Lehrer hat das in seiner Laufbahn schon mal erlebt: die Seminarteilnehmer<br />

weigern sich - der Lernerfolg bleibt aus.<br />

Jedes Seminar ist anders. Das erleben Trainerinnen und Trainer in ihren Standard-Trainings besonders<br />

intensiv. Inhalt, Zielrichtung und Aufbau des Seminars sind jedes Mal fast identisch –<br />

und doch, das eine Seminar läuft wie am Schnürchen, das andere zieht sich zäh wie Kaugummi.<br />

Spannend dabei: Seminarleiter und Seminarteilnehmer empfinden meist ähnlich. Doch<br />

woran liegt das?<br />

Die Ursache liegt darin, dass der persönliche Lehrstil des Trainers in jedem Seminar mit<br />

einer unterschiedlichen Zusammensetzung an Lernstilen der Teilnehmer konfrontiert<br />

ist. Problematisch wird die Situation, wenn Lehrstil und Lernstile nicht miteinander<br />

harmonieren.<br />

Hat ein Trainierender zum Beispiel einen inspirierenden oder anleitenden Lehrstil,<br />

setzt er häufig Gruppenübungen und Spiele ein. Bei Teilnehmern mit analytischem<br />

oder reflektierendem Lernstil kommt das gar nicht gut an. Besonders, wenn es gleich<br />

nach dem ersten Input in die Übungsphase geht. Diese Teilnehmer bräuchten eigentlich<br />

erst einmal Zeit, um den Input zu verarbeiten. Doch die wird ihnen nicht gegeben.<br />

Schlimmer, sie werden auch noch einer Situation ausgesetzt, in der sie sich nur überfordert<br />

fühlen können. Die Folge ist, dass sie sich zurückziehen und innerlich abschalten. Man<br />

hat sie als Lernende verloren.<br />

14 360° 2|12 © <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.


Lernerfolge langfristig sichern<br />

Ziel ist es, den eigenen Lehrstil auf diese Lernstile abstimmen zu können, sodass Wissen<br />

optimal kommuniziert werden kann. Letztlich ist es mit dem Wissen eben wie mit jedem<br />

anderen Produkt auch: Es muss an die Frau bzw. an den Mann gebracht werden.<br />

Und dafür ist in erster Linie der Lehrende verantwortlich. Grundlegend hierfür ist eine<br />

Selbstanalyse des derzeitig gelebten Lehrverhaltens.<br />

Was für Methoden werden verwendet, wo liegt der Fokus, was bietet der<br />

Lehrstil den Lernenden, welche Lernstile werden damit erreicht?<br />

In einem zweitägigen Seminar mit 12 Teilnehmern wird der Trainierende<br />

nicht alle Lernstile genau kennenlernen. Das ist auch gar nicht nötig.<br />

Als allerersten Schritt sollte man sich bewusst machen, WIE man<br />

eigentlich lehrt und sich dann anschauen, welchen Lernstil man<br />

mit seinen Methoden vielleicht nicht abholt.<br />

Und diese Lernstile erkennt man dann auch relativ schnell<br />

im Seminar. Sie sind abwesend, unruhig oder stören. Das liegt<br />

aber nicht unbedingt daran, dass sie nicht lernen wollen.<br />

Sie wissen nur nicht WIE. Und der Trainierende muss ihnen<br />

das vermitteln.<br />

Die perfekte Methode, die allen Lernstilen in gleicher Form gerecht<br />

wird, gibt es nicht. Wer aber weiß, wie Lernstile lernen, kann<br />

seine Lehre mit einem facettenreichen Didaktikboard flexibel genug<br />

aufstellen, um für alle Teilnehmer den Erfolg zu sichern.<br />

Deutschlands<br />

beliebteste Lernund<br />

Lehrmethoden<br />

1. Coaching<br />

2. Simulationen<br />

3. Action Learning<br />

4. Storytelling<br />

5. Problembasiertes<br />

Lernen<br />

(Umfrage von ManagerSeminare <strong>2012</strong>)<br />

l e r n<br />

i n s t r u m e n t e<br />

© <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten. 360° 2|12<br />

15


E x p e r t e n w<br />

i s s e n<br />

Lerninstrumente: Das Lernstil-Profil<br />

Wenn Sie das Lernstil-Profil aus der Sicht eines Trainers durcharbeiten, lernen Sie die unterschiedlichen<br />

Lernstile und deren Bedürfnisse kennen. Lernende, die das Profil ausfüllen,<br />

erkennen, wie sie ihr eigenes Lernverhalten verbessern können.<br />

Das Profil unterscheidet in acht verschiedene Lernstile:<br />

Fortschrittsorientierter Lernstil<br />

Kombinierender Lernstil<br />

„Ausschlaggebend<br />

für den Lernerfolg<br />

schienen nicht die Arbeitsweisen<br />

(Methoden) an sich<br />

zu sein, sondern ihre sinnvolle<br />

Kombination und ihre angemessene<br />

Verwendung im Hinblick<br />

auf die in die Lehr-Lernsituation<br />

eingebrachten<br />

Voraussetzungen.“<br />

(Weinberg)<br />

Praxisorientierter Lernstil<br />

Gruppenorientierter Lernstil<br />

Interaktiver Lernstil<br />

Erfahrungsorientierter Lernstil<br />

Analysierender Lernstil<br />

Reflektierender Lernstil<br />

Übrigens:<br />

Das Lernstil-<br />

Profil ist auch<br />

speziell<br />

für die Zielgruppe<br />

Jugendliche<br />

erhältlich.<br />

16 360° 2|12 © <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.


e l e s e n<br />

Die Flut der Fachliteratur zum Thema Lernen scheint unüberblickbar.<br />

Aus diesem Grund hat Dr. Lana Ott drei wichtige und<br />

grundlegende Bücher zum Thema Lernen für Sie zusammengestellt.<br />

Dr. Lana Ott, Psychologin und Produktentwicklerin<br />

der persolog <strong>GmbH</strong>, empfiehlt:<br />

y Vester, Frederic:<br />

Die Kunst vernetzt zu denken:<br />

Ideen und Werkzeuge für einen neuen Umgang mit Komplexität.<br />

Ein Bericht an den Club of Rome.<br />

München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2002. Taschenbuch, 384 Seiten.<br />

ISBN-10: 3423330775; ISBN-13: 978-3423330770<br />

g<br />

y Gagne, Robert (ed.):<br />

Learning and Individual Differences.<br />

A Symposium of the Learning Research and Development Center University of Pittsburgh.<br />

(= Merrill’s International Psychology Series). Merrill Books Columbus, 1967.<br />

ASIN: B002AAFAQM<br />

w<br />

e r<br />

y Siebert, Horst:<br />

Didaktisches Handeln in der Erwachsenenbildung.<br />

Didaktik aus konstruktivistischer Sicht. (1996)<br />

Q u<br />

© <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten. 360° 2|12<br />

17


.<br />

s c h l u s s p u n k t<br />

18 360° 2|12 © <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.


s c h l u s s p u n k t<br />

.<br />

Zukunftsvision: Lernen im Jahr 2020<br />

Von Gastautor Timo Braun, Pink University Blog<br />

Sommer 2020. Mirko hat gerade das Abitur hinter sich. Doch es hat für ihn eine<br />

andere Bedeutung als noch für seinen Vater. Mit dem Lernen ist er noch keineswegs<br />

fertig, denn Schule und Lernen sind nicht identisch für ihn. Vielmehr ist<br />

das Lernen für ihn eine alltägliche Beschäftigung wie Essen und Atmen. Ein<br />

ständiges Tun.<br />

Drei Dinge, so glaube ich, wird dieses Tun kennzeichnen:<br />

1. Wir werden erleben<br />

Mirko kann natürlich lesen. Aber nackte Texte ist er nicht mehr gewohnt.<br />

Wenn von einem geschichtlichen Ereignis die Rede ist, dann wird ihm<br />

das auch gezeigt – als Video, als Animation, vermutlich kann er die Räume<br />

selbst betreten und mit den Figuren sprechen. Erst wenn ihn die<br />

fremde Welt in seinen Bann gezogen hat, will er es genauer wissen und<br />

klickt die verteilten Text-Schnipsel an. Nun lernt er freiwillig. Und ich vermute:<br />

Er lernt intuitiv die Dinge, die wichtig sind.<br />

Früher hat der Mensch jagen gelernt, indem er jagen gegangen ist. In der Moderne<br />

wurde alles in Texte und Formeln abstrahiert, um die große Welt in unseren kleinen<br />

Kopf zu bekommen. Nun holen wir uns die Wirklichkeit in Form von künstlichen<br />

Welten zurück. Medienmacher werden im Jahr 2020 deshalb eine zentrale Rolle auf<br />

dem Gebiet des Lernens spielen. Sie haben die Aufgabe, Welten zu schaffen, in denen<br />

das Aneignen von Wissen und Können zum Erlebnis wird. Das ist keine Spielerei.<br />

Es ist eine Rückkehr zum Ursprung.<br />

© <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten. 360° 2|12<br />

19


S c h l u s s p u n k t .<br />

2. Wir werden sammeln<br />

Im Jahr 2020 wird es neue Feedbacksysteme geben, begleitend zu den offiziellen Institutionen.<br />

Mirko hat einen virtuellen Stellvertreter, einen Avatar, oder sagen wir ganz pädagogisch: einen<br />

Charakter. Das könnte eine Comic- oder 3D-Figur sein. Das könnte auch, ganz langweilig, ein<br />

Online-Profil sein. Egal. Wichtig ist, dass Mirko ein zweites Ich hat. Denn das Leben ist so kompliziert<br />

geworden, dass wir Teile von uns manchmal in einen anderen Körper gießen und von<br />

außen betrachten müssen, um uns selbst einschätzen und unser Leben bewusster gestalten zu<br />

können.<br />

Jedes Bisschen, das Mirko dazulernt, wird an seinem Charakter sichtbar gemacht. Sofort, nicht<br />

erst in der Prüfung in einem halben Jahr. Wissen und Fähigkeiten sammelt er wie Goldstücke.<br />

Und er ist hochmotiviert, seinen Charakter immer wieder auf die nächste Stufe<br />

zu bringen.<br />

Mehr und mehr bildet sich ein Profil heraus, er beginnt sich zu spezialisieren, um<br />

mit anderen Charakteren konkurrieren zu können. Vielleicht ist er der Techniker<br />

oder vielleicht eher der Kunstspezialist. Die Profilierung vollzieht sich ganz natürlich,<br />

die ewig drohende und drängelnde „Berufswahl“ gestaltet sich entspannter.<br />

Natürlich gibt es da noch die Lehrer. Sie beraten Mirko, wie und wo er sich verbessern<br />

sollte. Sie geben ihm Orientierung in seinem Lebenstraining. Alleswisser<br />

waren Lehrer ohnehin nie – also konzentrieren sie sich darauf, ihre Schüler zu den<br />

geeigneten Wissensquellen zu führen. Und immer mit dem Spruch auf den Lippen:<br />

„Nicht für die Schule, sondern für den Charakter lernen wir.“<br />

20 360° 2|12 © <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten.


s c h l u s s p u n k t<br />

.<br />

3. Wir werden austeilen<br />

Woran wird der Lernzuwachs gemessen? Mirkos Charakter muss aktiv sein.<br />

Was er kann und weiß, muss er weitergeben. Er präsentiert seine Erkenntnisse<br />

vor der Schulklasse in einem Referat und verbessert damit seine Lehr-Skills.<br />

Oder er speist seine Erkenntnisse in Bild-, Text- oder Videoform ins Netz ein,<br />

wofür es Kreativ-Skills gibt. Davon haben wiederum andere etwas, die auch<br />

dazulernen wollen.<br />

Wir profitieren also nicht nur von der virtuellen Lernwelt,<br />

sondern bauen gleichsam an ihr mit.<br />

Auch das ist ein motivierender Faktor: das große gemeinsame Projekt,<br />

von dem man selbst ein bedeutsamer Teil ist. Nicht dass das völlig<br />

neu wäre – so funktioniert das Netz 2.0 schon lange.<br />

Aber mit einem ausgereiften Feedbacksystem wird es sich<br />

potenzieren und professionalisieren.<br />

w<br />

© <strong>2012</strong>. persolog <strong>GmbH</strong>. Alle Rechte vorbehalten. 360° 2|12<br />

21


360°<br />

Immer bestens<br />

informiert:<br />

Zu den persolog ® -<br />

Newslettern anmelden<br />

oder Abonnement<br />

ändern.<br />

Herausgeber<br />

persolog <strong>GmbH</strong><br />

Verlag für Lerninstrumente<br />

Remchingen, Deutschland<br />

© <strong>2012</strong> persolog <strong>GmbH</strong><br />

Bilder: www.istockphoto.com<br />

www.photocase.com<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Reproduktion in jeglicher Form,<br />

im Ganzen oder in Teilen, ist verboten.<br />

DE-IO202 11/12 <strong>Ausgabe</strong> 2I12

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!