Nr. 9. November - bei den Missionsschwestern des hl. Petrus Claver
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Frau Ilona fü<strong>hl</strong>te sich andiesem<br />
Abendsehrzersc<strong>hl</strong>agen undunbeschreiblich<br />
müde. Dennoch zögerte<br />
sie, ins Bett zugehen. Sie<br />
würde ja doch nicht einsc<strong>hl</strong>afen<br />
können. Und so einsamimDunkel<br />
zu liegen, würde ihre Angst, ihre<br />
Sorgen nur stärken.<br />
Seit einigen Tagen lag ihr Hartwig<br />
auf der Intensivstation eines großen,<br />
unpersönlichwirken<strong>den</strong> Krankenhauses.<br />
Und der Anruf eines<br />
nach ihrer Meinungviel zu jungen<br />
Arztes klang ihr noch immer in<br />
<strong>den</strong> Ohren. »Ihr Mann wurde hier<br />
eingeliefert. Er hatte einen schweren<br />
Unfall. Wir müssen sofort operieren.<br />
Esist die einzige Möglichkeit,<br />
vielleicht doch noch sein<br />
Leben zu retten.«<br />
Zu tief saß der Schock. Noch tags<br />
zuvor hatten sie Reisepläne gemacht.<br />
Jetzt lag Hartwig lebensgefährlichverletztdarnieder.<br />
Und<br />
niemand, auch die jungen, diese<br />
viel zu jungen Ärzte nicht, konnten<br />
zurzeitviel tun. Immerhin, die<br />
Operationwar ohne weitere Komplikationen<br />
verlaufen. Jetzt musste<br />
manwarten,warten …<br />
Frau Ilona sah nach der Uhr. Es<br />
war noch nicht zuspät, um nochmals<br />
im Krankenhausanzurufen.<br />
Jeder lebtund stirbt fürsichallein,<br />
ging es ihr durch <strong>den</strong> Sinn. Sie erschrak.<br />
Was hatte sie eben gedacht?<br />
Sie war immer stolz darauf,<br />
nichts von Religionzuhalten.Wie<br />
oft hatte sie ihre fromme Freundin<br />
belächelt. Jetzt aber beneidete<br />
sie Hilde um die Möglichkeit, in<br />
solch einem Fall beten zu können.<br />
Mechanisch griff sie zum Telefonhörer,wä<strong>hl</strong>te<br />
die Nummer der Klinik,<br />
gefasst darauf, eine unwillige<br />
Antwort zu erhalten. Verständlich,<br />
dachte sie, dawaren Schwestern<br />
und Ärzte, diesich nichtnur um einen<br />
einzigen Schwerkranken zu<br />
kümmern hatten, die nach harter<br />
Ar<strong>bei</strong>t nicht ständig vonAngehörigen<br />
belästigt wer<strong>den</strong> wollten.<br />
»Dr.Bergerhoff«, meldete<br />
sich eine Frauenstimme. 205