ferrum Ausgabe 4-2011 - PfalzMetall
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<strong>ferrum</strong> 4-<strong>2011</strong> 11<br />
top-thema<br />
Dr. Martin Hemming:<br />
Sichere Stromversorgung<br />
ohne Atomstrom?<br />
„Aktuell laufen nur vier von 17 Kernkraftwerken –<br />
Ich könnt es mir einfach machen: Merken Sie was<br />
davon?“ – Dr. Martin Heming, Vorstandsvorsitzender<br />
der SCHOTT Solar AG, sollte beim diesjährigen<br />
<strong>PfalzMetall</strong>-Tag in Neustadt an der Weinstraße den<br />
rund 300 Anwesenden eine Antwort auf die Frage<br />
geben, ob und wie es eine sichere Stromversorgung<br />
ohne Atomstrom geben könne.<br />
Er machte es sich allerdings nicht einfach. So verwies<br />
er zunächst darauf, dass es auch die alarmierenden<br />
Stimmen der Netzbetreiber gebe, die darauf hinweisen,<br />
dass die Reserven in den Netzen aufgebraucht seien. Sie<br />
verweisen auf die zu erwartende höhere Netzbelastung<br />
im Winter. Hemming: „Diese Energiediskussion ist sehr<br />
komplex.“ Hinter dem Thema Energiewende verberge<br />
sich eine ganze Menge mehr, als das Abschalten einzelner<br />
Kraftwerke.<br />
„Wer hat Angst vor der Energiewende?“ fragte der Solar-<br />
Manager rhetorisch in die Runde. Es gehe um eine „wichtige<br />
gesellschaftliche Herausforderung“. Allerdings nicht<br />
nur das – man müsse auch die Chance sehen, die sich für<br />
mittelständische Unternehmen, ganz<br />
besonders auch in der M+E-Industrie,<br />
aus der Energiewende ergeben könne.<br />
Bei den erneuerbaren Energien<br />
stelle sich, so Dr. Martin Hemming,<br />
die Frage, ob man eine zentrale, eine<br />
dezentrale Stromversorgung oder einen<br />
Mix aus beidem wolle. Nun gebe<br />
es endlich die Chance die seit Jahren<br />
betonierten Strukturen aufzubrechen<br />
und für einen funktionierenden Strommarkt<br />
zu sorgen.<br />
port“, erklärte der SCHOTT Solar-Chef. Dennoch redete<br />
er nicht der Sonnenenergie das Wort: „Wir brauchen<br />
einen sinnvollen Mix aus Windkraft, Fotovoltaik, Bioenergie<br />
und Wasserkraft. Jedes hat seine Stärken jedes hat<br />
seine Schwächen – auf die Kombination kommt es an.“<br />
Netze und Speicher seien die beiden Herausforderungen,<br />
die es bei den Energiethemen zu meistern gelte: „Wenn<br />
sich unsere Philosophie, Strom zentral zu erzeugen und<br />
zu verteilen, umkehren wird – und wir sehen heute schon,<br />
dass das passiert – dann müssen wir feststellen, dass<br />
unsere Netze da nicht mehr mitkommen. Wir brauchen<br />
neue Stromleitungen“, stellte er fest.<br />
Die Zahlen gehen ziemlich auseinander – die Bundesnetzagentur<br />
hat vorausgesagt, dass bis 2020 rund<br />
3.600 Kilometer an Hochspannungsleitungen fehlen.<br />
Laut dem Bundeswirtschaftsministerium seien es „nur“<br />
1.100 Kilometer. Unabhängig von der konkreten Zahl<br />
müsse man jedoch wissen, „dass der Bau einer Leitung<br />
in Deutschland im Genehmigungsverfahren ungefähr<br />
zehn Jahre dauert“, so Hemming. Für ihn ist klar: „Wer<br />
„Ja“ zu Erneuerbaren sagt, muss auch „Ja“ zu Stromleitungen<br />
sagen.“<br />
„Der Charme der Erneuerbaren liegt<br />
in der Dezentralität. Wir schlagen<br />
zwei Fliegen mit einer Klappe.<br />
Erstens machen wir uns unabhängig<br />
von Exporten. Zweitens geht physikalisch<br />
weniger Strom in den Leitungen<br />
verloren, weil die Wege kürzer werden<br />
und damit auch die Preise für<br />
den Strom sinken. Schließlich zahlt<br />
der Verbraucher nicht nur für den<br />
Strom, sondern auch für den Trans<br />
»Wer ‚Ja‘ zu Erneuerbaren sagt, muss auch ‚Ja‘ zu Stromleitungen sagen.«