Pfarrblatt 2011/1 - 22., Pfarre Stadlau
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theMa<br />
heMa - F<br />
- Fasten<br />
- einst und jetzt<br />
Christliches fasten<br />
Fasten wozu?<br />
„Ich brauche nicht zu fasten. Schau<br />
dir meine Figur an, die ist doch ideal!“<br />
So antwortete mir eine Frau auf die<br />
Frage, ob sie faste.<br />
Fasten ist wieder modern, weil es mit<br />
Gesundheit zu tun hat.<br />
Kluge Manager, reife Politiker und<br />
Wirtschaftsbosse pflegen in entscheidenden<br />
Phasen des Berufslebens oder<br />
bei wichtigen Entscheidungen eine<br />
Vorbereitungszeit durch Fasten.<br />
Dadurch erhöht sich die Fähigkeit der<br />
Konzentration auf das Wesentliche.<br />
& jetzt<br />
einst<br />
Christliches Fasten<br />
Als Glaubende sinnvoll fasten heißt: Reinigung des<br />
Herzens vom Ballast der Schuld und Sünde (Reue und<br />
Umkehr), Reinigung des Leibes von Verkramp fungen<br />
und Schlacken. Das alles eröffnet einen neuen Zugang<br />
zu Gott, macht hell hörig für die Mit men schen und<br />
weitet den Horizont.<br />
© mdb/Bilderbox<br />
© Brigitte Jagenbrein<br />
Fasten, aber wie?<br />
Christliches Fasten ist eingebettet in die Festkreise des Jahres. Früher wurde<br />
vor Weihnachten und Ostern gefastet, damit die Feste umso stärker zum<br />
Tragen kommen (Wer sowieso täglich seinen Schinken isst, für den hat der<br />
Osterschinken auch nichts Besonderes an sich). Glaubende nehmen die Zeit<br />
des Fastens (besonders die 40 Tage vor Ostern) ernst, weil sie dadurch zur<br />
körperlichen Erholung auch die Weite des Herzens und die Hinwendung zu<br />
Gott erleben. So ist es sinnvoll, wenn die Fastenzeit mit einem „strengen“<br />
Tag beginnt, dem Aschermittwoch, eine echte Zäsur zum Fasching.<br />
Oft staune ich, was Leute in der Fastenzeit alles auf sich nehmen: Nicht nur<br />
Enthaltsamkeit von Alkohol, Nikotin oder Speisen, sondern auch aktiv neu<br />
auf Menschen zugehen, Versöhnung üben, sich mit der Bibel beschäftigen<br />
oder mehr Zeit für die Familie nehmen. Der Fantasie sind hier keine<br />
Grenzen gesetzt. Kein Fleisch zu essen hat viel mit dem Gedanken an Jesu<br />
Tod zu tun, der sein Fleisch (sein Leben) hingegeben hat. Dies wird<br />
besonders am Karfreitag bewusst. Jeder Freitag ist so ein Gedenken an Jesu<br />
Sterben, was viele auch nützen mit einem Zeichen des Fastens.<br />
Fasten im Judentum<br />
Auch das Judentum kennt mehrere<br />
Fasttage im Jahr. So ein Tag dauert 24<br />
– 25 Stunden, und wird zu bestimmten<br />
Gedenktagen (von den frommen<br />
Juden zB. „Zerstörung des Tempels“)<br />
gehalten. Zum wichtigsten Feiertag,<br />
dem Fest Jom Kipur fastet auch die<br />
breite Bevölkerung. Durch Fasten<br />
geschieht die Vergebung der Sünden.<br />
Kein Essen, Trinken, Rauchen, kein<br />
Sex. Seelische Reinigung steht hier im<br />
Vordergrund.<br />
Fasten im Islam<br />
Für eine seriöse Antwort fragte ich<br />
einen, der den Glauben auch lebt. Der<br />
Imam Husein Jahic, stand mir begeistert<br />
Rede und Antwort.<br />
Auf die Frage: „Warum fasten die<br />
Muslimen?“, kam sofort die Antwort:<br />
„Das wichtigste ist, Gott zu lieben, und<br />
das heißt, seine Gesetze einhalten. Diese<br />
sind im Koran aufgeschrieben.“<br />
Konkret erklärte er mir dann: „Eine der<br />
5 Säulen (Erfüllungen des Gesetzes<br />
eines gläubigen Muslim) ist, den<br />
Ramadan zu halten. Dabei gibt es folgende<br />
Voraussetzungen: körperliche<br />
(Volljährigkeit) und geistige Reife (psychische<br />
Gesundheit und gelebter<br />
Glaube) und den entsprechenden<br />
Ablauf:<br />
4<br />
Während des Tages Enthalt samkeit von<br />
Essen, Trinken, sowie Genuss mitteln.<br />
Das 30 Tage hindurch. Der Sinn ist<br />
dabei ganz wesentlich nicht nur eine<br />
körperliche Regeneration, sondern<br />
1. geistige Reinigung<br />
und Erneuerung,<br />
2. die Befreiung von Schuld<br />
und Schlechtigkeit und<br />
3. Hilfe zum Bestehen vor<br />
Gottes Gericht.<br />
Mit dem Essen nach Sonnenuntergang<br />
sollen die Beziehungen in der Familie<br />
und zum Mitmenschen gestärkt werden.<br />
Dazu zählt auch das Lesen des Korans,<br />
um immer mehr das, was Gott von uns<br />
will, zu erkennen und als Haltung anzunehmen,<br />
sowie die Pflege der<br />
Gebetszeiten.<br />
Fasten hat also immer mit Gott und dem<br />
Glauben zu tun.<br />
Die Fastenzeit will also eine<br />
wertvolle Zeit der Ver -<br />
söhnung, Ausge gli chen heit<br />
sein und die Be ziehung zu<br />
Gott er neuern helfen.<br />
Vielleicht verstärken diese<br />
Gedanken in Ihnen den<br />
Wunsch, versöhnt mit sich<br />
selbst, den Mitmenschen<br />
und mit Gott ein wahres<br />
Osterfest zu feiern. Dies<br />
wünsche ich Ihnen.<br />
P. Hans Randa