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Jubiläumsausgabe - Universität Passau

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25<br />

Jahre Südostasienkunde in <strong>Passau</strong><br />

> Kontaktaufnahme mit der Hanoier Universität für Sozial- und Geisteswissenschaften, 1987<br />

8<br />

Springroll<br />

Ausgabe #2 Sommersemester 2009<br />

Waren Sie bereits als Jugendlicher in<br />

Indonesien?<br />

» Nein. Ich muss hinzufügen, dass<br />

meine Mutter gestorben ist als ich zehn<br />

Jahre alt war, das war 1942. Sie starb bei<br />

der Geburt eines Kindes, da keine Blutkonserven<br />

vorhanden waren, die waren<br />

alle an der Front. Heutzutage wäre sie<br />

nie dabei gestorben. Dass mein Vater<br />

nun mit fünf kleinen Kindern alleine da<br />

saß, war ein tiefer Einschnitt in meiner<br />

Entwicklung. Deshalb haben wir später<br />

versucht, mehr über das Land, in dem<br />

sie geboren ist, zu erfahren. Es ist schon<br />

manchmal seltsam wie man in eine<br />

Sache hineingerät. In meinem Falle war<br />

es die Rolle der Mutter, weshalb ich<br />

mich schon sehr früh für diese Region<br />

interessierte.<br />

Verfolgen Sie gegenwärtige Entwicklungen<br />

in Südostasien?<br />

» Ja, also wenn Sie jetzt auf meinen<br />

Computer schauen, können Sie es<br />

sehen. Zurzeit beschäftige ich mich<br />

mit der Interpretation der Parlamentswahlen<br />

in Indonesien und informiere<br />

mich über die bevorstehende Präsidentenwahl.<br />

Es interessiert mich immer<br />

noch sehr zu sehen, ob die Demokratie<br />

stabil ist und die Entwicklung in die<br />

„richtige“ Richtung verläuft. Besonders<br />

interessiert mich auch, ob der Einfluss<br />

radikaler Gruppen wie der Jemaah<br />

Islamiah allmählich wieder schwindet.<br />

Denn die Radikalität ist eigentlich keine<br />

indonesische Eigenschaft. Vielmehr<br />

ist es eine indonesische Eigenschaft,<br />

wenn Unstimmigkeiten entstehen,<br />

einen Ausgleich zu erzielen. Und zwar<br />

auf harmonische Art und Weise. Das gilt<br />

übrigens für einen großen Teil der Völker<br />

Südostasiens. Diese großen Ideale<br />

stehen oft im Gegensatz zu den Vorstellungen<br />

im Westen. Denn hier sieht<br />

man häufig, dass alle Konflikte immer<br />

ausgefochten werden müssen, um<br />

dann später durch Mehrheitsbeschluss<br />

einen klaren Sieger und einen Verlierer<br />

zu haben. Es ist also ein „entweder ...<br />

oder“.<br />

Südostasien ist weit entfernt von<br />

Deutschland. Warum, glauben Sie,<br />

sollten junge Menschen sich mit<br />

Südostasien befassen?<br />

» Zum einen gerade weil es weit weg<br />

ist. Man sollte ruhig mal erfahren wie<br />

sich Menschen außerhalb der eigenen<br />

Heimat verhalten, wie sie mit Problemen<br />

umgehen etc. Man lernt alternative<br />

Modelle kennen wenn man vor Ort die<br />

Menschen bei ihren Entscheidungen<br />

beobachtet und kann überlegen, ob<br />

man das ein oder andere auch für sich<br />

selbst verwenden kann. Man sieht, dass<br />

die Welt groß ist und, dass es unendlich<br />

viele Erklärungsmuster gibt.<br />

Außerdem ist Südostasien natürlich<br />

eine wunderschöne Reisegegend, was<br />

ja in den letzten Jahrzehnten auch in<br />

zunehmendem Maße wahrgenommen<br />

wurde.<br />

Erzählen Sie uns doch bitte von Ihrer<br />

ersten Reise nach Südostasien.<br />

» Zu dieser Zeit war es noch überhaupt<br />

nicht selbstverständlich, dass man sich<br />

ins Flugzeug setzte und 10 Stunden<br />

später in Singapur oder so landete.<br />

Bei unserer ersten Reise 1966 sind wir<br />

noch von Venedig aus mit dem Schiff<br />

gefahren. Drei Wochen waren wir<br />

unterwegs... Mit dem Flugzeug hätten<br />

wir fünf, sechs mal umsteigen müssen<br />

um an unser Ziel zu gelangen. Aber mit<br />

dem Schiff hatte man richtig Zeit sich an<br />

die klimatischen und zeitlichen Unterschiede<br />

zu gewöhnen.<br />

Was war der Zweck Ihrer Reise?<br />

» Zu dem Zeitpunkt war ich bereits<br />

promoviert mit meiner Arbeit über<br />

Sukarno. Ich hatte ein Stipendium

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