Jubiläumsausgabe - Universität Passau
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25<br />
Jahre Südostasienkunde in <strong>Passau</strong><br />
9<br />
Springroll<br />
Ausgabe #2 Sommersemester 2009<br />
bekommen und sollte nun als Sachkenner<br />
die Entwicklungen in Indonesien<br />
vor Ort beobachten. Ich hatte damals<br />
bereits eine Einladung der Yale University<br />
in Amerika, um mit den amerikanischen<br />
Studenten<br />
meine<br />
Sicht der<br />
Dinge über<br />
Südostasien<br />
zu<br />
diskutieren.<br />
Zu dieser<br />
Zeit führte<br />
Amerika<br />
bereits Krieg<br />
in Vietnam<br />
und somit<br />
waren<br />
sie daran<br />
interessiert auch andere Sichtweisen<br />
kennenzulernen.<br />
Kommen wir nochmal nach <strong>Passau</strong><br />
zurück. Wie kam es zur Gründung des<br />
ersten Lehrstuhls für Südostasienkunde<br />
gerade in <strong>Passau</strong>?<br />
» Die Initiative kam vom bayerischen<br />
Kultusministerium. Zu dieser Zeit<br />
richtete das Ministerium verschiedene<br />
Lehrstühle an Universitäten ein, die sich<br />
mit Regionen der Welt beschäftigen, die<br />
bisher in Deutschland kaum vertreten<br />
waren. So kam es in den siebziger<br />
Jahren beispielsweise in Bayreuth zu<br />
Afrikastudien. Kein Institut beschäftigte<br />
sich davor mit dem modernen Afrika.<br />
In Erlangen gab es den Nahen Osten,<br />
in Eichstätt Lateinamerika, in Bamberg<br />
den Mittleren Osten und in <strong>Passau</strong> eben<br />
Südostasien.<br />
Können Sie uns ein wenig über die<br />
Anfangszeit des Lehrstuhls berichten?<br />
» Am Anfang war natürlich kaum jemand<br />
da. Mir wurde ein Assistent, sowie<br />
ein Lektor zugebilligt. Vier oder fünf<br />
Studenten, die sich von Anfang an für<br />
Südostasien interessierten, brachte<br />
ich von Kiel mit (siehe „Der Zug nach<br />
Süden“ und „Der Zug nach Osten“ von<br />
Martin Großheim in dieser Ausgabe.<br />
Anm. d. Redaktion), der ein oder andere<br />
Student setzte sich dann noch dazu, um<br />
zu hören was das hier komisches war.<br />
Nach zwei oder drei Semestern hatten<br />
wir allerdings schon um die achtzehn<br />
Studenten<br />
und<br />
besonders<br />
durch die<br />
Aufnahme in<br />
den Diplom<br />
Kulturwirt<br />
Studiengang<br />
hat sich diese<br />
Zahl schnell<br />
vergrößert.<br />
Juli 1997: Verabschiedung von Prof. Dr. Bernhard Dahm (von r. nach.<br />
l.: Dekan Prof. Dr. Hartmut Laufhütte, Prof. Dahm, Prof. Dr. Karl Heinz<br />
Pollok)<br />
Insgesamt<br />
wurde ich<br />
sehr gut hier<br />
aufgenommen. Dem damaligen Rektor<br />
Prof. Pollock und dem Kanzler der<br />
Universität, Herr Friederich, lag viel<br />
daran, dass das Pflänzchen Südostasienkunde<br />
auch aufging. Es war ja<br />
damals die erste deutsche Institution<br />
die sich mit diesem Raum beschäftigte.<br />
Dadurch hatte ich die Möglichkeit<br />
jährlich mindestens einmal nach<br />
Südostasien zu reisen, um Verbindungen<br />
aufzubauen und an „hard<br />
facts“ zu gelangen. Es wurden auch<br />
großzügige Mittel bereit gestellt um die<br />
Bibliothek aufzubauen, welche anfangs<br />
zu großen Teilen aus Beständen ehemaliger<br />
Kolonialbeamter beispielsweise<br />
aus Holland aufgebaut wurde.<br />
Inwiefern fehlt Ihnen heute die Arbeit<br />
mit Studenten?<br />
» Der Kontakt mit meinen<br />
Studenten ist ja nie<br />
abgebrochen. Nach wie<br />
vor bekomme ich viel<br />
Post oder E-Mails von<br />
ehemaligen Studenten<br />
die im Ausland sind,<br />
aus dem Kosovo,<br />
Bali, Tokyo, oder<br />
Anrufe wenn sie<br />
hier in Deutschland<br />
sind. Oft kommen<br />
ehemalige Studenten<br />
auch hier vorbei. Vor allem natürlich<br />
auch wenn sie Gutachten brauchen für<br />
Bewerbungen. Selbst die allerersten<br />
Studenten schreiben mir heute noch<br />
wenn sie in eine Firma möchten. Aber<br />
auch vor Buchpublikationen kommen<br />
gelegentlich ehemalige Doktoranden<br />
vorbei, um mit mir ihre Thesen zu<br />
besprechen.<br />
Wie ist denn der Kontakt mit den<br />
derzeitigen Lehrstühlen für Südostasienkunde?<br />
» Ich bin ja nun Historiker und der jetzige<br />
Lehrstuhlinhaber für Südostasienkunde<br />
II, Prof. Rüdiger Korff, ist Soziologe. Ich<br />
kenne ihn seit er Student in Bielefeld<br />
war, weil ich mit seinem Professor in<br />
Amerika an der gleichen Universität war.<br />
Als Historiker und Soziologe hat man<br />
jedoch unterschiedliche Wissenschaftsvorstellungen:<br />
die Historiker werfen den<br />
Soziologe gerne vor, dass sie zu rasch<br />
zu irgendwelchen Theorien kommen,<br />
ohne gründlich die Basisarbeit geleistet<br />
zu haben. Und die Soziologen werfen<br />
den Historikern vor, dass sie vor lauter<br />
Bäumen den Wald nicht sehen.